Burgenland Mitte März 2019 - Nr. 317
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Pflegeplatz gesucht!<br />
Fotos (2): Pflege-Zentrum Raiding<br />
Fast 400 Betten werden in den acht Altenwohn- und Pflegeheimen im <strong>Mitte</strong>lburgenland angeboten. Doch wer<br />
einen Pflegeplatz für Mutter, Vater oder die Großeltern sucht, wird enttäuscht. Die Pflegeplatzbörse meldet<br />
Anfang <strong>März</strong> „0“ freie Betten. Hans Tesch zeigt, wie vielfältig das Angebot in der Region jetzt ist und was sich<br />
verändern könnte.<br />
Das Thema Pflege gehört zu den wichtigen<br />
Zukunftsthemen in Österreich. Und auch<br />
der neue Landeshauptmann Mag. Hans Peter<br />
Doskozil hat in seiner Antrittsrede neue<br />
wegweisende Regelungen für Pflegebetten<br />
und die Pflege zu Hause angekündigt.<br />
Pflegeheime voll belegt<br />
Das <strong>Burgenland</strong> wartet auf den neuen<br />
Pflege- und Betreuungsplan der Landesregierung.<br />
Der Raidinger Pflegeheim-Geschäftsführer<br />
Franz Drescher jun. – Praktiker<br />
und Vordenker in der Branche – erwartet sich<br />
dadurch richtungsweisende Konzepte: „Das<br />
Case-Management, die Patientensteuerung<br />
über die Bezirkshauptmannschaft, funktioniert<br />
sehr gut. Die Informationen bis zur<br />
Pflegestufe 4 und über andere Betreuungsformen<br />
kommen auch an. Die Lösung landesweit<br />
kann – meiner Meinung nach – nämlich<br />
nicht nur die Langzeitbetten betreffen.<br />
Alle Möglichkeiten zu Hause sind zu nutzen.<br />
Und dabei muss man sich die Dimensionen<br />
im <strong>Burgenland</strong> vor Augen halten. Zwei Drittel<br />
der rund 19.000 Pflegegeldbezieher<br />
sind in den Pflegestufen 1 bis 3,<br />
und nur ein Drittel kommt für einen<br />
Platz im Pflegeheim überhaupt<br />
in Frage.“<br />
Was jetzt tun?<br />
Alle Zukunftskonzepte<br />
helfen jenen nicht, die jetzt<br />
einen Pflegeplatz suchen –<br />
und nicht finden. Doch was<br />
kann der „Ersatz“ für ein Pflegebett<br />
im Heim sein? Für Franz<br />
Franz Drescher jun.<br />
Drescher ist es nur die 24-Stunden-Pflege<br />
daheim: „Hier ist aber noch einiges hinsichtlich<br />
Qualitätsgarantien zu tun. Der Bereich ist<br />
ziemlich unreguliert. 24-Stunden-Agenturen<br />
haben keine Festlegungen bezüglich Qualität<br />
und Leistungen. Es gibt keine verbindlichen<br />
Kontrollen, keine Qualitätssicherungen wie<br />
zum Beispiel eine Zertifizierung von Agenturen.<br />
In der Hauskrankenpflege gibt es die<br />
Richtlinien und Standards schon.“<br />
UNTERSCHIEDLICHE SCHWER-<br />
PUNKTE UND BESONDERHEITEN<br />
Im <strong>Mitte</strong>lburgenland gibt es acht Altenwohn-<br />
und Pflegeheime, in Oberpullendorf,<br />
Nikitsch, Deutschkreutz, Raiding, Lackenbach,<br />
Weppersdorf, Draßmarkt und Lockenhaus.<br />
Sie sind unterschiedlich groß,<br />
unterschiedlich bei den Angeboten, unterschiedlich<br />
hinsichtlich Eigentümer und Betreiber.<br />
Nur in einem sind sie gleich: Sie sind<br />
voll belegt. Alle der fast 400 Betten.<br />
Doch es gibt überall Wartelisten. Und um<br />
zu wählen, in welche man sich eintragen<br />
lässt, sollte man die Angebote und<br />
Besonderheiten kennen.<br />
Wachkoma und Hospiz<br />
in Oberpullendorf<br />
Im Pflegeheim St. Peter<br />
wird eine besondere Betreuung<br />
für Menschen in<br />
der letzten Lebensphase<br />
geboten. Hier konzentriert<br />
sich die Pflege und Betreuung<br />
von Menschen im Wachkoma<br />
auf die massiven Wahrnehmungsstörungen,<br />
schildert die Pflegedienstleiterin<br />
Mag. Barbara Seidel: „Ziel ist es unter anderem,<br />
die Wahrnehmung zu verbessern,<br />
dass Menschen im Wachkoma die Grenzen<br />
ihres Körpers wieder spüren, sich weiterentwickeln<br />
und dazulernen. Und das anhand<br />
von alltäglichen Aktivitäten.“ Und zur nachhaltigen<br />
Muskelentspannung würden auch<br />
Hängematten als Therapiemittel eingesetzt.<br />
Demenz-Station in Raiding<br />
Vor eineinhalb Jahren wurde in Raiding ein<br />
eigener Demenzbereich eingerichtet. Franz<br />
Drescher: „In diesem Bereich werden nur 11<br />
Bewohner betreut, sie leben wie im Familienverbund.<br />
Der Demenzbereich ist auf die<br />
besonderen Bedürfnisse abgestimmt. Gestaltet<br />
ist er wie eine gewohnte häusliche<br />
Umgebung mit Küche und Wohnzimmer. All<br />
das erfordert jedoch den doppelten Personaleinsatz.“<br />
Demenz-Schwerpunkt<br />
in Lackenbach<br />
12 der 35 Betten sind für die Versorgung<br />
von Menschen mit Demenz reserviert, teilt<br />
Dr. Christine Ecker, die Pflege-Leiterin des<br />
Samariterbundes im <strong>Burgenland</strong>, der das<br />
Pflegekompetenzzentrum in Lackenbach<br />
betreut, mit. Sie hofft mit diesem Bettenanteil<br />
von einem Drittel das Auslangen zu finden:<br />
„Derzeit rechne ich nicht mit deutlich mehr<br />
Bewohnern mit dieser Diagnose.“<br />
Zweisprachigkeit in Nikitsch<br />
steigert Selbstwert<br />
Nikitsch ist das erste zweisprachige Pflegeheim<br />
in Österreich. Ein Großteil der Be-<br />
<strong>Burgenland</strong> <strong>Mitte</strong> | <strong>März</strong> <strong>2019</strong><br />
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