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Procycling 04.19

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PROLOG<br />

AUS DEM HERZEN DES PELOTONS<br />

© Simon Gill/Getty Images, Tim De Waele/Getty Images<br />

„WEITERE FÄLLE WÄREN<br />

KEINE ÜBERRASCHUNG“<br />

Zuerst Stefan Denifl, dann Georg Preidler – mit der<br />

„Operation Aderlass“ ist der Radsport erneut in einen<br />

Dopingskandal verwickelt. <strong>Procycling</strong> sprach mit dem<br />

Sportwissenschaftler und Dopingexperten Dr. Achim<br />

Schmidt von der Deutschen Sporthochschule Köln<br />

über die aktuellen Ereignisse.<br />

Herr Schmidt, Sie verfolgen seit Jahrzehnten<br />

den Radsport als medizinischer<br />

und sportwissenschaftlicher<br />

Experte. Wie beurteilen Sie die aktuellen<br />

Geschehnisse um die „Operation Aderlass“<br />

und die österreichischen Radprofis Stefan<br />

Denifl und Georg Preidler?<br />

Interview Werner Müller-Schell<br />

Das Erschreckende ist sicherlich, dass es sich hier<br />

ja um keine Topstars, sondern um Fahrer aus der<br />

zweiten Reihe handelt, die in diesem Netzwerk aktiv<br />

waren. Ich befürchte daher, dass wir bisher nur die<br />

Spitze des Eisberges gesehen haben und dass in den<br />

kommenden Wochen noch mehr ans Tageslicht kommen<br />

wird – möglicherweise auch größere Namen.<br />

Stefan Denifl (links) und Georg Preidler (rechts)<br />

legten im Rahmen der jüngsten Enthüllungen<br />

ein Dopinggeständnis ab.<br />

Sie klingen nicht besonders überrascht …<br />

Nein. Gerade Eigenblutdoping ist eine Maßnahme,<br />

die immer noch sehr schwierig nachzuweisen, dabei<br />

aber verhältnismäßig einfach durchzuführen<br />

ist. Weitere Fälle wären also keine Überraschung.<br />

Wie muss man sich die Praktik des Eigenblutdopings<br />

vorstellen?<br />

Prinzipiell wird dem Athleten während einer unwichtigen<br />

Saisonphase Blut entnommen. Die daraus<br />

gewonnenen roten Blutkörperchen werden<br />

mit einem Gerinnungshemmer versetzt und kühl<br />

gelagert. Beim Wettkampf – Wochen oder Monate<br />

später – werden die Blutkörperchen dann per<br />

Transfusion wieder zugeführt. Der Körper gleicht<br />

die zusätzliche Menge Blut schnell aus, man hat<br />

dann aber trotzdem deutlich mehr rote Blutkörperchen<br />

im Körper, durch die entsprechend mehr<br />

Sauerstoff transportiert und somit eine höhere<br />

Leistung erzielt wird. Die ganze Sache ist eigentlich<br />

nicht viel komplexer als Blut spenden.<br />

Nach der Affäre Fuentes 2006 wurde im Antidopingkampf<br />

aber doch eigentlich viel unternommen,<br />

um den Radsport sauberer zu<br />

machen. Die Athleten müssen ständig ihren<br />

Aufenthaltsort melden, es gibt den Blutpass<br />

– warum ist Doping dennoch weiterhin in<br />

diesem Maße möglich?<br />

12 PROCYCLING | APRIL 2019

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