Industrieanzeiger 09/10.2019
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<strong>09</strong>/10.19<br />
15.04.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Leichtbau Hybride Technik etabliert sich Seite 34<br />
Mobilität Alles zum Elektro-Dienstwagen Seite 46<br />
Fräszentrum Im Wechsel liegt Beständigkeit Seite 60<br />
Avanco-Chef Holger<br />
Garbrecht Carbon<br />
hat Potenzial Seite 40<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 10.19 1
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www.pueschel-group.com<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
meinung<br />
Hannover<br />
Messe 2020+<br />
Sie wird sich dramatisch verändern: Die Hannover Messe steht ab<br />
2020 wieder für sich alleine. Die Leitmessen sind dann als Submarken<br />
passé. Was wie „back to the roots“ anmutet, ist keineswegs<br />
nostalgisch. Es ist ein mutiger und gigantischer Schritt nach vorne.<br />
Die Industrie hat sich verändert und agiert in Zukunft global, automatisiert,<br />
digital und vor allem vernetzt. Die Bereiche wachsen zusammen.<br />
Diese Dynamik wollen die Macher auf die Messe übertragen<br />
mit einer Struktur, die das Digitale in die Mitte stellt und alles<br />
andere um sie herum gruppiert. Spricht Messe-Chef Dr. Köckler<br />
davon, Hannover zum „Treiber der industriellen Transformation“<br />
zu machen, so rennt er damit offene Türen bei großen Ausstellern<br />
ein. Sie benötigen dieses Forum für ihre<br />
Ansagen, und um Entwicklungen anzustoßen.<br />
Die neue HM 2020+ könnte zum<br />
großen Wurf werden.<br />
Doch nur, wenn es gelingt, auch die<br />
KMU und Start-ups mit an Bord zu holen.<br />
Ohne sie geht es nicht – ihrer Ideen wegen<br />
und um die kritische Masse der Veranstaltung<br />
zu erreichen. Doch KMU sind keine<br />
Konzerne. Damit sie auf der Messe erfolgreich<br />
sind, benötigen sie Unterstützung: die<br />
Einbettung in eine Infrastruktur, die ihr<br />
Know-how ergänzt und in der sie interagieren<br />
können – wie in einem überdimensionalen<br />
Workshop. Dafür Voraussetzungen zu<br />
schaffen, ist nun die große Herausforderung<br />
für die Messemacher und die Trägerverbände.<br />
Die gute Nachricht: Sehr viel von dieser<br />
Struktur hat Hannover schon. In der bishe-<br />
rigen Research-Halle 2 hat sich ein reger<br />
Austausch zwischen Forschern, Start-ups<br />
und Industrie ausgebildet wie nirgendwo<br />
sonst. Überträgt sich diese Dynamik auf die<br />
gesamte Hannover Messe, so ist sie defacto<br />
eine Speerspitze der „Industrial Transformation“<br />
– ihr neues Leitthema. An dieser<br />
Messe kommt dann keiner vorbei. •<br />
Themen <strong>09</strong>/10.19<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
10 News<br />
28 bvik-Ratgeber<br />
30 Digitalisierung<br />
34 Hybridleichtbau<br />
46 Elektromobilität<br />
50 Condition Monitoring<br />
54 Spanende Fertigung<br />
66 Umformtechnik<br />
70 Mobilfunk<br />
76 Arbeitsschutz<br />
78 Serie Industrie 4.0<br />
81 Tagungsband<br />
97 Produkte<br />
106 Glosse<br />
Kompetenz in der<br />
Schleuderrad-Strahltechnik<br />
Wir bieten neue und gebrauchte<br />
Schleuderrad-Strahlanlagen<br />
einschließlich Förder- und Filtersystem<br />
an.<br />
Zum Produktprogramm gehören:<br />
• Verschleiß- und Ersatzteile<br />
• Reparatur und (Fern-)Wartung<br />
• Serviceleistungen<br />
… auch für Strahlmaschinen<br />
anderer Fabrikate.<br />
Olaf Stauß<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
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inhalt <strong>09</strong>/10.19<br />
34 | Hybridleichtbau<br />
Der hybride Leichtbau<br />
fasziniert und erschließt ein<br />
immenses Potenzial zur<br />
Masse-Reduktion: Der<br />
Rad-Demonstrator im Bild<br />
wiegt nur noch die Hälfte<br />
einer Stahlfelge.<br />
46 | Elektromobilität<br />
Durch steuerliche Vergün -<br />
stigungen wird das E-Auto<br />
als Dienstwagen interessant.<br />
Auch bei der Ladetechnik<br />
und der Ökologie-Diskussion<br />
geht es voran.<br />
68 | Interview<br />
Je zuverlässiger Kugelgewindetriebe<br />
in der Maschine<br />
arbeiten, desto unwahrscheinlicher<br />
ist ein unge -<br />
planter Stillstand, weiß<br />
Andreas Kropp von NSK.<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
News & Management<br />
03 Meinung<br />
Wie die Hannover Messe die Leitmesse<br />
schlechthin werden kann<br />
10 Industriepreis<br />
Nanowired gewinnt mit innovativem<br />
Fügeverfahren Hermes Award 2019<br />
12 Robotics Award<br />
Onrobot überzeugt die Jury mit<br />
neuartigem Greifer<br />
16 Strategie<br />
Ab 2020 stellt sich die<br />
Hannover Messe neu auf<br />
18 Maschinenbau<br />
VDMA senkt die diesjährige<br />
Produktionsprognose für Deutschland<br />
26 Geodaten<br />
Geoinformations systeme verschaffen<br />
Unternehmen immense Vorteile<br />
28 bvik-Ratgeberrubrik<br />
Neue Studie liefert Marketern wichtige<br />
Daten für die Budget-Planung<br />
30 Digitale Transformation<br />
Erfolgsfaktoren für eine Digitalisierungs-Strategie<br />
im Unternehmen<br />
32 Leitfaden<br />
Organisatorischer Ordnungsrahmen<br />
zur Einführung von Industrie 4.0<br />
60 Fräszentrum<br />
Lose von 20 Teilen gelten bei Stahlwerk-Zulieferer<br />
als Großserie<br />
64 KSS-Aufbereitung<br />
Automatisierte Filteranlage versorgt<br />
Maschinenhalle mit Schmierstoff<br />
66 Umformtechnik<br />
Wege zu hochfesten Karosserieteilen<br />
68 Interview<br />
NSK-Manager Andreas Kropp zu<br />
Engineering-Dienstleistungen<br />
70 Mobilfunk<br />
Industriefirmen setzen auf 5 G und<br />
präsentieren erste Anwendungsideen<br />
72 Energieeffizienz<br />
Mittels effizienter Schaltschrank-<br />
Kühlgeräte spart Voith Kosten<br />
74 Sensorik<br />
RFID-Technologie verkürzt Druck -<br />
prüfung in Hydrospeichern enorm<br />
76 Arbeitsschutz<br />
DBL-Manager Dirk Hischemöller gibt<br />
Tipps zum Thema Schutzkleidung<br />
78 Serie Industrie 4.0<br />
Predictive Maintenance im Vergleich<br />
zu klassischen Wartungskonzepten<br />
81 Tagungsband<br />
Qualitätssicherung in der additiven<br />
Fertigung<br />
Technik & Wissen<br />
●34 Hybridleichtbau<br />
Hybride Bauweisen fassen auch außerhalb<br />
des Automobilbaus Fuß – zum<br />
Beispiel bei Lüftern und Ventilatoren<br />
●40 Interview: Carbon-Bauteile<br />
Avanco erschließt immer mehr<br />
Branchen für GFK und CFK – wie,<br />
erklärt CEO Holger Garbrecht<br />
43 Plädoyer Automation<br />
Autodesk-CEO Andrew Anagnost sieht<br />
Automatierung als ein Tool, um die<br />
Zukunft der Menschheit zu sichern<br />
46 Elektromobilität<br />
Steuerliche Vergünstigungen machen<br />
das E-Auto als Dienstwagen interessant<br />
50 Condition Monitoring<br />
Wittmann Battenfeld nutzt bis zu 80<br />
Parameter seiner Spritzgießmaschinen<br />
54 Präzisionswerkzeuge<br />
Leichtbauwerkzeuge liefern hochwer -<br />
tige Statorgehäuse für Elektromotoren<br />
57 Automation<br />
Die Zukunft gehört den Wandelbaren<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
Produkte & Service<br />
06 Augenblicke der Technik<br />
08 Tipps der Redaktion<br />
14 Veranstaltungen<br />
24 Menschen<br />
97 Produkte<br />
102 Impressum<br />
102 Vorschau<br />
105 Wir berichten über<br />
106 Zuletzt<br />
Zum Titelbild<br />
Langjährige Erfahrung in der Entwicklung<br />
und Serienfertigung von Faserverbund-<br />
Komponenten: Avanco entwickelt immer<br />
mehr Anwendungen für den Leichtbau mit<br />
CFK und GFK. Bild: Avanco<br />
Folgen Sie uns online für<br />
noch mehr News.
augenblicke der technik<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/1019
Kaum zu erkennen, aber in diesem Bild ist<br />
eines der ältesten Handwerke der Menschheit<br />
zu sehen - das Weben. Zugegeben, zwischen<br />
dem Webrahmen im alten Ägypten<br />
und dieser glänzenden Hightech-Weberei<br />
des Unternehmens Mewa in Immenhausen<br />
liegen Welten. Doch damals wie heute gilt:<br />
Wenn sich Schussfaden und Kettfaden<br />
kreuzweise verbinden, entsteht ein Gewebe.<br />
Glatt, perfekt und synchron schnurren die<br />
Stoffbahnen in einem höllischen Tempo von<br />
den Spulen. Alle 5 s<br />
entsteht hier ein neues<br />
Mehrwegputztuch. Mit<br />
28 Webmaschinen macht das 114 Mio. Tücher<br />
im Jahr. Mitten in Deutschland gewebt<br />
kommen die Putztücher europaweit zum<br />
Einsatz. Bei nahezu 130.000 industriellen<br />
Kunden landen sie in den Händen von 2,7<br />
Mio. Arbeitnehmern. Ihre Mission: aufsaugen,<br />
reinigen, polieren. Danach landen die<br />
Turbotücher nicht im Müll, sondern in modernen<br />
Waschanlagen, wo die Öle und Fette<br />
herausgewaschen werden. Etwa 50 Leben<br />
hat so ein Putztuch. Ein klares Statement in<br />
Sachen Nachhaltigkeit und Verantwortung.<br />
Bild: Mewa<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 7
tipps der redaktion<br />
Frühstück ist fertig<br />
Viele Menschen sind morgens<br />
in Eile und nehmen sich keine<br />
Zeit fürs Frühstück (besagte<br />
wichtigste Mahlzeit des<br />
Tages). Das multifunktionale<br />
Breakfast Center schafft<br />
Abhilfe, denn es kocht Kaffee,<br />
toastet und brät Spiegeleier<br />
oder Würstchen – und das<br />
alles zur gleichen Zeit.<br />
„Stadt, Land, Vollpfosten“<br />
Bild: Denkriesen<br />
Es wird höchste Zeit mal wieder<br />
Blöcke und Stifte auszupacken, um<br />
eine Runde „Stadt, Land, Fluss“ zu<br />
spielen. Doch nicht etwa die klassische<br />
Version, sondern eine, die<br />
etwas andere Kategorien bietet. Bei<br />
„Stadt, Land, Vollpfosten“ muss<br />
man sich Wörter beispielsweise aus<br />
den Kategorien Gewürz, Verbrechen<br />
oder Scheidungsgrund überlegen.<br />
Spielspaß garantiert.<br />
Bild: Pearl<br />
Bild: Lumos Labs<br />
Gehirntraining<br />
via Smartphone<br />
Drei Übungen am Tag um sein Gehirn<br />
zu trainieren. So viel Zeit nimmt man<br />
sich doch gerne. Einfach die App<br />
Lumosity aufs Smartphone laden und<br />
los geht’s. Durch verschiedene Spiele<br />
erfährt man jeden Tag etwas über seine<br />
eigene Denkweise und seine Fähigkeiten.<br />
Wer sein Gehirn gerne mehr beanspruchen<br />
möchte, kann sich die Premium-Version<br />
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ausführliche Trainings-Ein -<br />
blicke, eine Spielanalyse sowie Strategien<br />
zur Verbesserung von Genauigkeit<br />
und Geschwindigkeit.<br />
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Eine<br />
Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />
den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />
www.industrieanzeiger.de/tipps<br />
Dose selbst designen<br />
Bild: Opptha<br />
Drinkking ist nicht wie jede andere Getränkedose,<br />
denn man kann sie nach seinen eigenen Wünschen<br />
selbst designen. Zuerst wählt man seinen Lieblingsdrink<br />
(etwa Hugo oder Bier) und gelangt anschließend<br />
zum Dosenkonfigurator. Dieser ermöglicht es, seiner<br />
Getränkedose unter anderem einen Text und ein Foto<br />
oder auch einen bunten Hintergrund hinzuzufügen.<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
SEALING PLUG<br />
Die effiziente Lösung zum Verschließen von Hilfsbohrungen<br />
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In vielen Anwendungen strömen hydraulische oder gasförmige Medien durch Kanäle und Bohrungen.<br />
Fertigungsbedingt werden diese von der Außenseite gebohrt und müssen anschließend wieder verschlossen<br />
werden. Hier kommen die SEALING PLUG Varianten zum Einsatz, die Betriebsdrücken von bis zu 500 bar<br />
standhalten können.<br />
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nachrichten<br />
Nanowired gewinnt<br />
Hermes Award 2019<br />
Industriepreis | Für ein innovatives Verfahren,<br />
mit dem sich elektrische Bauelemente bei<br />
Raumtemperatur einfach fügen lassen, hat<br />
Nanowired den Hermes Award gewonnen.<br />
Mit seinem mechanischen Klettverschluss<br />
„KlettWelding“ präsentiert<br />
das aus Gernsheim<br />
stammende Jungunternehmen<br />
Nanowired nicht nur ein raffiniertes<br />
Verfahren zur schnellen,<br />
dauerhaften und umweltfreundlichen<br />
Verbindung für die Elektronikfertigung.<br />
Die Experten<br />
der unabhängigen Jury – allen<br />
voran der Jury-Vorsitzende und<br />
Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund<br />
Neugebauer – lobten die<br />
Lösung als eine herausragende<br />
Innovation mit breitem Einsatzspektrum.<br />
„Besonders bei temperaturfreien<br />
Verbindungen<br />
könnten Produk tionsprozesse<br />
perspektivisch mit dem Klettverschluss<br />
von Löten auf Stecken<br />
umgestellt werden. Das vorge-<br />
stellte Verfahren ist zudem kostengünstiger<br />
als Löten und Bonden<br />
und kommt in beinahe<br />
zwanzig Industrieprojekten bereits<br />
wirtschaftlich erfolgreich<br />
zur Anwendung“, erklärte Neugebauer.<br />
Die Verleihung des<br />
begehrten Industriepreises erfolgte<br />
im Rahmen der Eröffnungsfeier<br />
der Hannover Messe<br />
in der ersten Aprilwoche durch<br />
Anja Karliczek, Bundesministerin<br />
für Bildung und Forschung.<br />
Bevor KlettWelding möglich<br />
ist, werden die zu verbindenden<br />
Elektronikbauteile speziell vorbehandelt.<br />
Dazu werden die<br />
Oberflächen mit einem aus<br />
feinsten Nanodrähten bestehenden<br />
metallischen „Rasen“ beschichtet.<br />
Wie bei einem Klettverschluss<br />
verhaken sich die<br />
Drähte durch einfaches Zusammenpressen<br />
– nur mit dem<br />
Unterschied, dass die Verbindung<br />
dauerhaft fest sowie elektrisch<br />
und thermisch extrem<br />
leitfähig ist. Nach dem Zusammenfügen<br />
ist die Verbindung<br />
hochtemperaturfest und kann<br />
beispielsweise auch extremer<br />
Umgebungswärme ausgesetzt<br />
werden oder sich stark erhitzen:<br />
Bedingungen, unter denen Lötoder<br />
Klebeverbindungen längst<br />
zerstört werden.<br />
Zu den diesjährigen nominierten<br />
Unternehmen des In -<br />
dustriepreises zählten neben<br />
dem Gewinner Nanowired auch<br />
die Unternehmen ABB sowie<br />
Arkite.<br />
•<br />
Die Vertreter von Nanowired<br />
zwischen den<br />
Gratulanten Dr. Jochen<br />
Köckler (Deutsche Messe,<br />
li.), Forschungsministerin<br />
Anja Karliczek und dem<br />
Jury-Vorsitzenden<br />
Prof. Reimund<br />
Neu gebauer (re.).<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Deutschland verliert den Anschluss bei KI<br />
VDI-Präsident Dr. Volker Kefer: „Methoden<br />
der KI gehören in den Werkzeug -<br />
kasten der Ingenieure.“ Bild: VDI<br />
Studie | Laut einer Umfrage des Vereins<br />
Deutscher Ingenieure (VDI) hat Deutschland<br />
den Anschluss im globalen Wettbewerb<br />
rund um die künstliche Intelligenz (KI) verloren.<br />
Dieses ernüchternde Ergebnis verkündete<br />
VDI-Präsident Dr. Volker Kefer auf der<br />
Hannover Messe Anfang April.<br />
„Fast zwei Drittel unserer Fachleute sind<br />
der Auffassung, dass uns in Deutschland die<br />
Kompetenzen fehlen, KI-Technologien effizient<br />
einzusetzen“, erklärte der VDI-Präsident<br />
in Hannover. Nur noch 14 % der Be-<br />
fragten sehen laut der Mitgliederumfrage<br />
Deutschland in einer Führungsposition im<br />
internationalen Wettbewerb. Das entspricht<br />
einem Minus von 53 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr.<br />
Die Spitzenposition bei den führenden<br />
KI-Nationen werde dafür bald einen Führungswechsel<br />
erleben: Wo vor knapp einem<br />
Jahr noch eine große Lücke von 25 % zwischen<br />
den USA und China klaffte, sehen<br />
aktuell noch 67 %der Fachleute die USA<br />
vorne aber bereits 61 % China. •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
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nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ All for One Steeb | Im Rahmen<br />
der Hauptversammlung<br />
des IT- und Beratungshauses<br />
wurde die Umfirmierung in All<br />
for One Group beschlossen. Der<br />
Launch des neuen Marktauftritts<br />
erfolgt – abhängig von der<br />
Eintragung der Beschlüsse im<br />
Handelsregister – voraussichtlich<br />
im Verlaufe des Aprils<br />
2019. +++<br />
Onrobot überzeugt<br />
mit neuartigem Greifer<br />
❧<br />
+++ enPortal | Der Portalbetreiber<br />
blickt auf ein erfolgreiches<br />
Geschäftsjahr 2018 zurück:<br />
Rund 35 % mehr Neukunden<br />
aus verschiedenen Branchen,<br />
darunter die Thyssenkrupp<br />
Materials Services, haben den<br />
cloudbasierten Marktplatz genutzt,<br />
um Strom und Gas zu beschaffen.<br />
Die permanent betreute<br />
Energiemenge stieg auf rund<br />
16 TWh. +++<br />
❧<br />
+++ Wago | Der Anbieter von<br />
Verbindungs- und Automatisierungstechnik<br />
hat das Jahr 2018<br />
mit einem Plus von 8,1 % abgeschlossen.<br />
Der Umsatzanteil in<br />
Deutschland liegt bei 28 %, das<br />
übrige Europa erreicht 42 %.<br />
+++<br />
❧<br />
+++ ZF | Der Technologiekonzern<br />
hat in Saarbrücken ein<br />
Technologiezentrum für KI und<br />
Cybersecurity gegründet. Von<br />
dort aus werden künftig die KI-<br />
Aktivitäten des Unternehmens<br />
koordiniert und – ergänzt um<br />
aktuelle Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />
– gesteuert.<br />
+++<br />
Die dänische Firma<br />
Onrobot A/S hat mit<br />
einer neuartigen Greiftechnologie<br />
für Leichtbauroboter<br />
die Jury des<br />
Robotics Awards 2019<br />
überzeugt.<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Award | Mit seinem von der Natur inspirierten Gecko Gripper<br />
hat der dänische Roboterspezialist Onrobot den Robotics<br />
Award 2019 gewonnen.<br />
Die Preisverleihung des Robotics<br />
Awards fand auf der Hannover<br />
Messe statt. Der Preis<br />
wird bereits zum neunten Mal<br />
durch den <strong>Industrieanzeiger</strong> und<br />
die Deutsche Messe verliehen<br />
und honoriert technische Innovationen,<br />
die einen Beitrag zu<br />
robotergestützten Lösungen im<br />
Bereich der industriellen Automatisierung<br />
leisten.<br />
Mit einer neuartigen Greiftechnologie<br />
für Leichtbauroboter,<br />
die ohne zusätzlichen Energieeinsatz<br />
Objekte halten kann,<br />
begeisterte das dänische Unternehmen<br />
Onrobot A/S die Jury<br />
ebenso wie das Publikum bei<br />
der Verleihung.<br />
Der Gecko Gripper nutzt<br />
eine Hafttechnik, die der Gecko<br />
mit seinen Füßen vormacht.<br />
Durch Millionen kleiner Härchen<br />
entwickeln sich beim Kontakt<br />
mit einem Objekt sogenannte<br />
Van-der-Waals-Kräfte,<br />
aus denen wiederum eine Adhäsions-<br />
und Scherhaftung entsteht.<br />
Der Effekt: Der Greifer<br />
hält Objekte, ohne dass ein weiterer<br />
Energieaufwand nötig ist.<br />
Lösen lässt sich der Greifvorgang<br />
durch leichtes Kippen der<br />
Halteflächen.<br />
Auf Platz zwei landete ein<br />
gemeinsames Projekt der Forward<br />
ttc und Kuka. Bei der eingereichten<br />
Robotik-Lösung<br />
handelt es sich um einen kostengünstigen<br />
Ladeassistenten für<br />
Elektroautos für den privaten<br />
und gewerblichen Einsatz.<br />
Platz drei ging an Maskor.<br />
Das Institut für Mobile Autonome<br />
Systeme und Kognitive Robotik<br />
der Fachhochschule Aachen<br />
war mit dem autonomen<br />
Feldroboter Etarob für die automatische<br />
Unkrautregulierung<br />
angetreten . •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Pumpenfabrik mit Rekordumsatz<br />
Jahresbilanz | Der Nettoumsatz des dänischen<br />
Pumpenherstellers Grundfos stieg<br />
2018 um circa 147 Mio. Euro auf insgesamt<br />
3,6 Mrd. Euro, was den höchsten jemals erreichten<br />
Umsatz in der Geschichte der Unternehmensgruppe<br />
darstellt. In lokalen<br />
Währungen gemessen, entspricht dies einem<br />
organischen Umsatzwachstum von 6,6 %.<br />
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />
(EBIT) stieg um 7 Mio. Euro auf 322 Mio.<br />
Euro. Der Umsatz konnte in wichtigen<br />
Märkten wie China, den USA und Westeuropa<br />
gesteigert werden, heißt es. Das globale<br />
Servicegeschäft habe maßgeblich zum<br />
Wachstum beigetragen.<br />
Grundfos gewann 2018 weltweit<br />
Marktanteile hinzu und erzielte<br />
Rekordumsätze. Bild: Grundfos<br />
Konzernpräsident Mads<br />
Nipper zeigte sich darüber erfreut:<br />
„„Wir sind sehr zufrieden<br />
damit, dass sich unser Wachstum<br />
fortsetzt und wir gleichzeitig<br />
die Lösung der Klima- und<br />
Wasserprobleme der Welt positiv<br />
beeinflussen können.“<br />
In wichtigen Märkten wie China, den<br />
USA und Westeuropa konnte der Umsatz<br />
gesteigert werden. Darüber hinaus hat das<br />
globale Servicegeschäft wesentlich zum<br />
höchsten organischen Wachstum seit dem<br />
Ende der Finanzkrise vor fast 10 Jahren beigetragen.<br />
„Wir konnten durch die wachsende<br />
Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen im<br />
Bereich der Wasser- und Energieeffizienz an<br />
Fahrt gewinnen. Wir sind dankbar, dass sich<br />
unsere Kunden und Partner unserem Anspruch<br />
anschließen, innovative und effiziente<br />
Lösungen zu realisieren, die besser für unseren<br />
Planeten sind“, so Nipper. •<br />
Spracheingabe auf<br />
dem Vormarsch<br />
Studie | Technologie wird zunehmend<br />
zum Werkzeug für die Erweiterung<br />
der menschlichen Sinne und Fähigkeiten.<br />
Dafür bedarf es intelligenter und<br />
immersiver Schnittstellen. Die Studie<br />
von Reply und der Plattform Sonar,<br />
beleuchtet zukunftsweisende Konzepte<br />
für Schnittstellen zwischen Mensch<br />
und Computer – kurz Human Machine<br />
Interfaces. Für Unternehmen liegt<br />
das Potenzial in einer personalisierten<br />
und emotionalen Kundeninteraktion<br />
sowie in neuen Möglichkeiten zur<br />
Visualisierung sowie Analyse von Informationen.<br />
20 Millionen Menschen<br />
weltweit nutzen Voice Assistants bereits<br />
täglich. Im Unternehmensumfeld<br />
ermöglichen sie einen ganz neuen Umgang<br />
mit Technologie und automatisieren<br />
unzählige Aufgaben ohne<br />
menschliches Zutun. Dies erhöht die<br />
Arbeitsproduktivität und lässt Mitarbeitern<br />
mehr Zeit für anspruchsvolle<br />
Tätigkeiten. Trends sind Voice Interfaces,<br />
mit denen sich eine große Vielfalt<br />
an unterschiedlichen Geräten per<br />
Spracheingabe steuern lässt. •<br />
100 bis 20.000 Nm - 10 bis 2.000 kW<br />
www.oswald.de
nachrichten<br />
Veranstaltungen<br />
Leichtbau-Tagung 2019, 06. - 08. Mai,<br />
Augsburg<br />
Fraunhofer-Allianz Leichtbau, Darmstadt<br />
www.leichtbau.fraunhofer.de<br />
Zertifikatkurs Produktionsmanagement,<br />
06. - 10. Mai, Aachen<br />
WZL Forum RWTH Aachen, Aachen<br />
www.wzlforum.rwth-aachen.de<br />
T4M Technology for Medical Devices,<br />
07. - <strong>09</strong>. Mai 2019, Stuttgart<br />
Landesmesse Stuttgart<br />
www.messe-stuttgart.de/t4m/<br />
Messe Control, 07. - 10. Mai, Stuttgart<br />
P. E. Schall, Frickenhausen<br />
www.control-messe.de<br />
❧<br />
❧<br />
❧<br />
Wo Digitalisierung Erfolge bringt<br />
Studie | Die größten Erfolge mit digitalen<br />
Strategien verzeichnen Firmen, wenn es um<br />
zufriedene Kunden geht. Das gaben zumindest<br />
84 % von 600 Managern in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz an, die im<br />
Auftrag von DXC Technology von einem<br />
Marktforschungsinstitut zur Erfolgsmessung<br />
digitaler Strategien befragt wurden.<br />
Am schwächsten bewerteten die Manager<br />
hingegen den Erfolg bei vernetzten Partnerschaften<br />
(52 %).<br />
Der Wunsch bei Firmen, Umsätze mithilfe<br />
einer digitalen Agenda zu steigern (81 %)<br />
und die Qualität zu verbessern (79 %) sind<br />
ebenfalls sehr stark ausgeprägt. Das Ziel der<br />
Kostensenkung rangiert bei den Firmen<br />
ohne gemessenen digitalen Projekt-Erfolg<br />
mit einer Zustimmung von 77 % auf dem<br />
dritten Platz. Bei Unternehmen mit gemessenen<br />
Erfolgen liegt das Ziel der Kostensen-<br />
Messbare Erfolge erzielen Firmen mit digitaler Agenda<br />
bei der Kundenzufriedenheit. Bild: Egor/Fotolia<br />
kung auf Platz sechs. Schwach ausgeprägt<br />
(15 %) ist bei den Firmen aktuell das Ziel,<br />
im Zuge der Digitalisierung neue Partner-<br />
Ökosysteme zu etablieren. •<br />
Vier Effizienzprojekte ausgezeichnet<br />
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Wärmebehandlung von Kupferwerkstoffen,<br />
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Design für die Additive Fertigung,<br />
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❧<br />
Energie | Im Rahmen der Hannover Messe<br />
hat die Deutsche Messe erstmals den Industrial<br />
Energy Efficiency Award verliehen.<br />
Ausgezeichnet wurden jeweils ein mittelständisches<br />
und ein Großunternehmen in<br />
den Kategorien Energiewirtschaft und Industrie.<br />
Die Preisträger sind:<br />
• Contitech gewann in der Kategorie<br />
Industrie mit seiner speziellen Silikon-<br />
Kautschuk-Mischung Thermo Protect.<br />
• Eaton erhielt den Award in der Kategorie<br />
Energiewirtschaft für den Einsatz seines<br />
Energiespeichersystems in einem Microgrid<br />
in Südafrika.<br />
• Gerotor wurde als mittelständisches<br />
Unternehmen in der Kategorie Industrie<br />
für einen leistungsstarken Speicher auf<br />
Basis innovativer Schwungmassentech -<br />
nologie ausgezeichnet.<br />
• MWK Bionik erhielt den Preis als<br />
mittelständisches Unternehmen in der<br />
Kategorie Energiewirtschaft für seine<br />
Erfindung eines biologisch abbaubaren<br />
Reinigers.<br />
•<br />
Die Gewinner des neuen<br />
Industrial-Energy-<br />
Efficiency-Awards.<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Bosch setzt auf Zukunftstechnologien<br />
Industrie 4.0 | Der schwäbische Technologiekonzern<br />
Robert Bosch setzt laut eigenen<br />
Angaben stark auf Zukunftstechnologien,<br />
was sich auch auszahlt: In den vergangenen<br />
vier Jahren hat der Konzern über 1,5 Mrd.<br />
Euro mit Industrie-4.0-Anwendungen umgesetzt.<br />
Schon 2022 will Bosch jährlich<br />
mehr als 1 Mrd. Euro Umsatz mit Industrie<br />
4.0 erzielen. Auf der diesjährigen Hannover<br />
Messe zeigte das Unternehmen seine Fabrik<br />
der Zukunft: Autonome Transportfahrzeuge<br />
liefern Komponenten zu digitalen<br />
Arbeitsplätzen, Robotik-Lösungen unterstützen<br />
Mitarbeiter bei der Fertigung, die<br />
Qualitätsprüfung erfolgt mithilfe von künstlicher<br />
Intelligenz (KI). Die Kommunikation<br />
zwischen Maschinen und Anlagen verläuft<br />
dank des neuen Mobilfunkstandards 5 G<br />
reibungslos und nahezu in Echtzeit.<br />
Seit 2012 arbeitet das Unternehmen daran,<br />
Produktion und Logistik zu vernetzen.<br />
Auf der diesjährigen<br />
Hannover Messe stellte<br />
Bosch die Vision der<br />
Fabrik der Zukunft vor.<br />
Bild: Bosch<br />
Nach vorläufigen Geschäftszahlen legte der<br />
Geschäftsbereich im vergangenen Jahr um<br />
8,9 % zu. Wechselkursbereinigt betrug das<br />
Wachstum somit rund 11 %. Die Erlöse<br />
stiegen auf 7,4 Mrd. Euro. „Industrie 4.0<br />
rechnet sich. Mit digitalen und vernetzten<br />
Lösungen werden Fabriken effizienter,<br />
flexibler und produktiver“, erklärte Rolf<br />
Najork, Geschäftsführer der Robert Bosch<br />
GmbH, zuständig für die Industrietechnik.<br />
Dies belegen Erfahrungen aus Bosch-Pro -<br />
jekten. So hat beispielsweise das Werk in<br />
Blaichach im Allgäu durch den gezielten<br />
Einsatz moderner Fertigungstechniken die<br />
Stückzahlen bei ABS und ESP deutlich gesteigert<br />
– um 200 % in sechs Jahren. Und<br />
das ohne Erweiterung der Anlagen oder<br />
Zukäufe.<br />
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Darauf kann man sich verlassen<br />
Fester Sitz bei hohen Drehzahlen<br />
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nachrichten<br />
Hannover Messe stellt<br />
sich ab 2020 strategisch neu auf<br />
Strategie | Um die eigene Spitzenposition im Zeitalter der<br />
Digitalisierung weiter auszubauen, fokussiert die Hannover<br />
Messe künftig noch stärker auf die digitale Transformation.<br />
Eine weiterhin starke Hannover Messe ist das Ziel von Dr. Jochen Köckler,<br />
Vorstandsvorsitzendem des Veranstalters Deutsche Messe. Bild: Deutsche Messe<br />
„Wir wollen der Treiber der industriellen Transformation werden“,<br />
sagte Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen<br />
Messe (DMAG), zur Halbzeit der diesjährigen Hannover Messe.<br />
„Unser Anspruch ist es, die Nummer eins der Industrie messen weltweit<br />
zu sein und zu bleiben.“ Dazu wurden auf der Messe Maßnahmen<br />
beschlossen, hinter denen der gesamte Ausstellerbeirat und<br />
auch die Trägerverbände VDMA und ZVEI stehen – „einstimmig“,<br />
wie der Vorsitzende des Ausstellerbeirats, Prof. Friedhelm Loh,<br />
Inhaber der Friedhelm Loh Group, betonte.<br />
Die ab 2020 geltende Strategie sieht vor, die bisherigen Leitmessen<br />
als Submarken in der Dachmarke ‚Hannover Messe‘ aufgehen<br />
zu lassen, die ihrerseits dem Leitthema ‚Industrial Transformation‘<br />
folgt. Diese Neustrukturierung sehen Köckler und Loh nicht zuletzt<br />
darin begründet, dass im Zeitalter von Vernetzung, Industrie 4.0<br />
und KI alle industriellen Bereiche zusammenwachsen und ineinander<br />
greifen. Zugleich werden die Themen der Intralogistik-Messe<br />
Cemat unter die Dachmarke integriert. Dies geschehe unter anderem<br />
„auf Wunsch der Branche“. Um diese Entwicklung abzubilden,<br />
sieht das Konzept ein neues Geländelayout ab 2020 vor. •<br />
Anzeige<br />
Leichtbau in Serie<br />
Beko Technologies<br />
steigert Umsatz<br />
CFK- und GFK-Komponenten | Der Faserverbundspezialist<br />
DYNEXA hat sich zur<br />
Aufgabe gemacht, Prozesse zu verbessern,<br />
Produktionen zu beschleunigen und wirtschaftlicher<br />
zu gestalten. Von der Ideen -<br />
findung bis hin zur Serienfertigung bietet<br />
DYNEXA alle Schritte des Entwicklungsund<br />
Produktionsprozesses aus einer Hand.<br />
Im Automobilbereich stellt DYNEXA schon<br />
heute Längswellen aus Faserverbund für die<br />
Serie her und erfüllt die Anforderungen von<br />
OEM- und Tier1-Kunden: Minimale Wellengewichte,<br />
patentierte Crashkonzepte, mit<br />
oder ohne definierte Lastaufnahme, eine<br />
skalierbare Krafteinleitung, die Verwendung<br />
von Gelenkwellenkomponenten führender<br />
Hersteller und vor allem die reibungslose<br />
Integration der CFK-Welle in das Fahrzeug.<br />
<strong>09</strong>/10.19<br />
15.04.2019 | 141. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Leichtbau Hybride Technik etabliert sich Seite 34<br />
Avanco-Chef Holger<br />
Mobilität Alles zum Elektro-Dienstwagen Seite 46<br />
Garbrecht Carbon<br />
Fräszentrum Im Wechsel liegt Beständigkeit Seite 60<br />
hat Potenzial Seite 40<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 10.19 1<br />
<br />
Jahresbilanz | Die Beko-Technologies-<br />
Gruppe, zu der neben der deutschen<br />
Organisation weitere 14 Niederlassungen<br />
gehören, steigerte 2018 ihren<br />
Jahresumsatz im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 11 % auf rund 100 Mio.<br />
Euro. Der Spezialist für die Aufbereitung<br />
und das Management von<br />
Druckluft und Druckgas investierte in<br />
den letzten Jahren konsequent in den<br />
Ausbau des Standortes Neuss. So<br />
konnten 50 neue Arbeitsplätze geschaffen<br />
und die fast 300 bestehenden<br />
Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert<br />
werden, wie Norbert Strack,<br />
einer der beiden Geschäftsführer, erklärte.<br />
•<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Übernahme abgeschlossen<br />
170 Jahre Profi-Werkzeuge<br />
Lasertechnik | Mit Wirkung<br />
zum 1. April hat Trumpf die im<br />
Dezember 2018 angekündigte<br />
Übernahme des Photonics-<br />
Geschäfts von Philips abgeschlosssen.<br />
Damit entsteht das<br />
neue Geschäftsfeld Trumpf Photonic<br />
Components. Die Geschäftsführung<br />
übernehmen<br />
Lutz Aschke und Joseph Pankert.<br />
Lutz Aschke war seit 2016<br />
CFO des Geschäftsbereichs<br />
Lasertechnik der Trumpf-Gruppe.<br />
Joseph Pankert leitet seit<br />
20<strong>09</strong> Philips Photonics.<br />
Mit der Übernahme erschließt<br />
sich der Ditzinger<br />
Laserspezialist zum bereits bestehenden<br />
Geschäft mit Hoch-<br />
Optische Inspektion in der Laserdiodenfertigung<br />
bei Photonics. Bild: Trumpf<br />
leistungsdiodenlasern ein neues<br />
Marktsegment. Die Laserdioden<br />
von Philips Photonics werden in<br />
Smartphones, in der digitalen<br />
Datenübertragung sowie in Sensoren<br />
für das autonome Fahren<br />
eingesetzt. •<br />
Heller Tools | Im März 1849<br />
gründete Johann Georg Heller<br />
die Bohrerfabrik Heller und<br />
legte damit das Fundament für<br />
einen der traditionsreichsten<br />
Bohrerhersteller der Welt – eine<br />
exponierte Stellung nicht nur<br />
der Zeit wegen, wie das Unternehmen<br />
mitteilt. Immer wieder<br />
habe Heller bahn brechende<br />
Innovationen eingeführt, 1928<br />
den ersten hartmetallbestückten<br />
Bohrer und in den 1980ern mit<br />
dem „Air-System“ eine Lösung<br />
für das staubfreie Bohren.<br />
Aktuell bietet das Unternehmen<br />
den Absaugbohrer „Duster<br />
Expert“ als Lösung an, um die<br />
gewachsenen Ansprüche an den<br />
Produkion mit vollautomatischen Bearbeitungszentren.<br />
Bild: Heller Tools<br />
Gesundheitsschutz zu erfüllen.<br />
Als Kernkompetenz nennt<br />
Heller Tools innovatives Bohrwerkzeug,<br />
darüber hinaus werden<br />
heute auch die Segmente<br />
Sägen, Schrauben, Schneiden<br />
und Schleifen bedient. •<br />
..<br />
Der Countdown lauft !<br />
Eintrittskarten schon gesichert ?<br />
21.–24. Mai 2019<br />
Messe Stuttgart<br />
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nachrichten<br />
VDMA senkt Produktionsprognose<br />
Maschinenbau | Die Dispute über Zölle und<br />
andere Handelshemmnisse verunsichern die<br />
Marktteilnehmer und dämpfen die Investitionslaune.<br />
Das schlägt sich inzwischen auch<br />
in den Geschäften des Maschinenbaus nieder.<br />
Zwar puffere der Auftragsbestand die<br />
Produktion in den ersten Monaten des Jahres<br />
noch ab, die Konjunkturdynamik verlangsame<br />
sich jedoch sowohl im Aus- als<br />
auch im Inland, sagte VDMA-Präsident<br />
Carl Martin Welcker anlässlich der Hannover<br />
Messe. Die politisch verursachten Risiken<br />
auf wichtigen Absatzmärkten zeigten<br />
Wirkung, ohne dass Lösungen in Sicht seien.<br />
Daher senke der VDMA seine Produktionsprognose<br />
für 2019 von real +2 auf<br />
+1 %. Welcker betonte jedoch, dass der<br />
Handelsstreit nicht weiter eskalieren dürfe.<br />
Die Bedeutung von Export und freien<br />
Marktzugängen sei für deutsche Maschinenbauer<br />
im vergangenen Jahr nochmals<br />
gestiegen. Die Exportquote der Branche lag<br />
2018 bei fast 79 %. Die Ausfuhren legten<br />
um 4 % auf knapp 178 Mrd. zu, der gesamte<br />
Umsatz im Maschinenbau erreichte den<br />
Rekordwert von 232,5 Mrd. Euro (+1,3 %),<br />
die Produktion wuchs um 2,1 %. Materialknappheiten<br />
und Engpässe beim Personal<br />
verhinderten das ursprünglich prognostizierte<br />
Wachstum von 5 %. Mit gut 1,3 Mio.<br />
Erwerbstätigen bleibe der Maschinenbau<br />
der größte industrielle Arbeitgeber im Land.<br />
Als Zukunftsthemen nannte Welcker den<br />
digitalen Wandel und den zunehmenden<br />
Einsatz Künstlicher Intelligenz. Dabei gehe<br />
es nun verstärkt um neue Geschäftsmodelle,<br />
Machine Learning und Industrial Intelligence<br />
in der Produktion. Darin lägen große<br />
Chancen, die Technologieführerschaft zu sichern<br />
und auszubauen. Wichtig sei in diesem<br />
Zusammenhang auch die standardisierte<br />
Maschinenschnittstelle Umati. •<br />
Die Konjunkturdynamik ebbe ab. Daher<br />
senke der VDMA seine Produktionsprognose<br />
von +2 auf +1 %, verkündete<br />
Verbandspräsident Carl-Martin Welcker<br />
anlässlich der Hannover Messe.<br />
Bild: VDMA<br />
Salzgitter will CO 2 -armen Stahl<br />
Studie zu Elektromobilität<br />
Unternehmensinitiative | Die<br />
Salzgitter AG könnte eine neu -<br />
artige Stahlproduktion aufbauen,<br />
die bis zu 95 % weniger CO 2<br />
freisetzt – jährlich 8 Mio t<br />
weniger CO 2 -Emissionen. Mit<br />
diesem Vorschlag wandte sich<br />
der Stahlhersteller auf der Hannover<br />
Messe an die Fachwelt<br />
und auch an die Politik. „Die<br />
Technologie steht bereit, wir<br />
können beginnen“, sagte Vorstandsvorsitzender<br />
Prof. Heinz<br />
Fuhrmann. „Wir brauchen dazu<br />
aber geeignete Rahmenbedin-<br />
Virtuell war die künftig<br />
CO 2 -arme Stahlproduktion<br />
bereits zu sehen.<br />
Bild: Salzgitter AG<br />
gungen seitens der Politik.“ Er<br />
denkt an eine zeitlich begrenzte<br />
Unterstützung, mehr noch aber<br />
an Maßnahmen, die Wett -<br />
bewerbsgerechtigkeit mit importiertem<br />
Stahl herstellen.<br />
Wie es geht, zeigte Virtual<br />
Reality auf der Messe: Vereinfacht<br />
gesagt übernimmt „grüner“<br />
Wasserstoff die Reduktion<br />
des Eisenerzes statt der bisherigen<br />
Hochofentechnik. Schon<br />
2025 ließe sich ein Minus von<br />
25 % CO 2 erreichen, vorläufig<br />
mit Erdgas statt Wasserstoff. •<br />
Trend | Forscher des Deutschen<br />
Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) haben für eine Studie<br />
im Auftrag der Landesagentur<br />
e-mobil BW gemeinsam mit<br />
dem IMU Institut und der Bridging<br />
IT untersucht, wie sich die<br />
beiden Megatrends Elektromobilität<br />
und Digitalisierung auf<br />
den Automobilstandort Baden-<br />
Württemberg auswirken. Demnach<br />
profitiert die baden-württembergische<br />
Automobilindustrie<br />
weiterhin vom weltweiten<br />
Marktwachstum. Jedoch sinkt<br />
in der Übergangszeit die Komponentenzahl<br />
bei konventionellen<br />
Verbrennungsmotoren. Die<br />
Eine neue Studie des DLR beleuchtet den<br />
Automobilstandort Baden Württemberg.<br />
Bild: brand.punkt/Fotolia<br />
Produktion von neuen Komponenten<br />
für Elektrofahrzeuge<br />
kann die Beschäftigungsrisiken<br />
allerdings nicht ausgleichen. So<br />
kann es zu einem Beschäftigungsabbau<br />
von knapp 7 % bis<br />
2030 kommen. Für die Gesamtbranche<br />
kann diese Entwicklung<br />
durch industrie- und arbeitsmarktpolitische<br />
Maßnahmen<br />
so gestaltet werden, dass<br />
die wirtschaftliche Stärke Baden-Württembergs<br />
erhalten<br />
werden kann, wenn es dem Automobilcluster<br />
gelingt, auch bei<br />
alternativen Antriebstechniken<br />
seine weltweit führende Innovationsrolle<br />
zu behalten. •<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Auch Strom will<br />
schnell ans Ziel<br />
E-mobility made with TRUMPF Laser.<br />
Bei Elektrofahrzeugen zählt jede Sekunde: Strom muss schnell und verlustfrei transportiert werden. Laser<br />
von TRUMPF kontaktieren sensible Bauteile präzise und reproduzierbar mit geringster Spritzerbildung.<br />
Das Ergebnis: große Kontaktflächen und kontrollierte Einschweißtiefen für eine optimale Stromübertragung.<br />
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97% spritzerfrei schweißen
nachrichten<br />
Hannover soll 5 G-Vorreiter werden<br />
Messe | Die Deutsche Messe möchte bis Sommer 2020<br />
sämtliche Hallen sowie das Freigelände in Hannover mit<br />
dem Mobilfunkstandard 5 G ausrüsten.<br />
Eine neue 5 G-Messe geht im Herbst 2020 an den Start: die 5G CMM Expo.<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
„5 G ist die Schlüsseltechnologie<br />
für die weitere digitale Transformation<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft,<br />
denn erst mit 5 G<br />
wird das Konsumenten-Internet<br />
zum Industrie-Internet“, so Dr.<br />
Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Messe.<br />
Darum treibt die Messegesellschaft<br />
das Thema in Hannover<br />
stark voran. Zum einen wird<br />
die urbane Infrastruktur des<br />
Messegeländes mit einem öffentlichen<br />
und privaten<br />
5 G-Netz ausgestattet. Durch<br />
das funktionsfähige Netz lassen<br />
sich künftig 5 G-Anwendungen<br />
demonstrieren und neue Services<br />
anbieten, die ohne den<br />
neuen Mobilfunkstandard nicht<br />
machbar wären. Zudem wird<br />
das Gelände zum Testfeld und<br />
Multifunktions-Campus, der jederzeit<br />
5 G-Echtzeit-Use-Cases<br />
in einer geschützten und kontrollierten<br />
Umgebung möglich<br />
macht, heißt es.<br />
Das neue Kongress- und<br />
Messeformat, die 5 G CMM Expo,<br />
soll zur jährlichen Leitveranstaltung<br />
rund um die Schlüsseltechnologie<br />
werden. CMM steht<br />
für Connected Mobile Machines.<br />
•<br />
Volles Haus beim ersten Leichtbau-Gipfel<br />
Hannover Messe | Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
hatte zum ersten Leichtbau-<br />
Gipfel auf die Hannover Messe eingeladen<br />
– und das Interesse hätte nicht größer sein<br />
können, meldet die Deutsche Messe AG.<br />
350 Entscheider aus Industrie, Politik und<br />
Forschung seien bei der Premiere anwesend<br />
gewesen. Bundeswirtschaftsminister Peter<br />
Altmaier nannte den Leichtbau einen<br />
„Game-Changer“ und stellte ihn in eine<br />
Reihe mit Technologien, um Herausforde-<br />
rungen wie Klimaschutz, Bevölkerungswachstum<br />
oder Wohlstand anzugehen.<br />
Ziel des „1. Lightweighting Summits“<br />
war es, einen industriepolitischen Dialog<br />
sowie eine Strategie zur Förderung der<br />
Schlüsseltechnologie Leichtbau in Deutschland<br />
anzustoßen. 14 hochkarätige Akteure<br />
nutzten die Gelegenheit, Einschätzungen<br />
und Forderungen auf den Tisch zu bringen.<br />
„Leichtbau soll ein wichtiger Teil der<br />
Wertschöpfung in Deutschland werden“,<br />
sagte Altmaier. Dabei gehe es auch um<br />
Arbeitsplätze. „Hybrider Leichtbau, addi -<br />
tive Fertigung und Digitalisierung gehören<br />
zu den Kernkompetenzen für die Zukunfts -<br />
fähigkeit der deutschen Industrie“, konstatierte<br />
Dr. Michael Meister vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung. •<br />
Weidmüller<br />
steigert Umsatz<br />
Umsatzbilanz | 2018 erzielte Weidmüller<br />
mit Hauptsitz in Detmold<br />
einen Umsatz von 823 Mio. Euro. Getragen<br />
von einem sehr guten Marktumfeld<br />
entspricht dies einem Zuwachs<br />
von 11 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr (Umsatz 2017: 740 Mio.<br />
Euro). Die Steigerung des Umsatzes<br />
verteilt sich dabei auf alle Regionen.<br />
„Wir haben in einem ereignisreichen<br />
Jahr ein deutlich zweistelliges Umsatzwachstum<br />
verwirklichen können“,<br />
zeigte sich Vorstandssprecher Jörg<br />
Timmermann erfreut. In Europa verzeichnete<br />
das Unternehmen ein<br />
Wachstum von 7 %. •<br />
Messe-Chef Dr. Jochen Köckler konnte Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier zum 1. Leightweighting<br />
Summit in Hannover begrüßen. Bild: DMAG<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Schaeffler vereint Dachmarken<br />
Stefan Spindler, Industrie-Vorstand, bei<br />
der Verkündung. Bild: Schaeffler<br />
Zulieferer | Schaeffler vereinheitlicht<br />
seinen Marken- und<br />
Außenauftritt nun auch auf dem<br />
Suhler Friedberg. Dort wird der<br />
Idam-Schriftzug auf dem Werksdach<br />
durch das Schaeffler-Logo<br />
ersetzt. Gleichzeitig wird der<br />
Standort umfirmiert: Der Bereich<br />
Ina – Drives & Mechatronics<br />
(Idam) heißt ab sofort<br />
Schaef fler Industrial Drives. Die<br />
Standardisierung des Außenauftritts<br />
erfolgte im Rahmen des<br />
Projekts „Global Branding“,<br />
einer Initiative des Zukunftsprogramms<br />
„Agenda 4 plus<br />
One“.<br />
„Starke Marken bieten Orientierung,<br />
sorgen für Differenzierung,<br />
stiften Identifikation<br />
und schaffen Vertrauen. Schaeffler<br />
ist eine starke, internationale<br />
Marke mit der wir uns sowohl<br />
bei unseren Mitarbeitern als<br />
auch unseren Kunden positionieren<br />
und für Orientierung sorgen“,<br />
betonte Stefan Spindler,<br />
Vorstand Industrie bei Schaeffler,<br />
bei der Verkündung. •<br />
Jede<br />
Kombination –<br />
Ihr Gewinn!<br />
<br />
<br />
– <br />
– <br />
– <br />
<br />
<br />
ebmpapst.com/idt-konfigurator<br />
Maintenance-Messe in Bilbao<br />
Instandhaltung | Vom 4. bis 6.<br />
Juni findet im Bilbao Exhibition<br />
Centre (BEC) die internationale<br />
Messe Industrial Maintenance<br />
statt. Zentrales Thema wird Industrie<br />
4.0 aus Instandhaltungssicht<br />
sein. Außer an den Ständen<br />
können sich die Besucher auch<br />
in der Speaker´s Corner über die<br />
jüngsten Produkte und Dienstleistungen<br />
informieren. Dort –<br />
im Zentrum des Ausstellungsbereichs<br />
– stellen Unternehmen<br />
in 15-minütigen Präsentationen<br />
ihre Angebote vor.<br />
Ergänzend zur Messe findet<br />
am 5. Juni eine Instandhaltungs-<br />
Konferenz statt, die sich in drei<br />
Bereiche gliedert:<br />
• Electronic Maintenance,<br />
• Asset Management,<br />
• Condition Monitoring.<br />
Darüber hinaus besteht am 5.<br />
Juni die Möglichkeit, führende<br />
baskische Unternehmen zu besuchen.<br />
•<br />
Anfang Juni steht das<br />
Thema Industrie 4.0 aus<br />
Sicht der Instandhaltung<br />
im Fokus der Messe und<br />
der begleitenden Konferenz<br />
Industrial Maintenance<br />
in Bilbao. Bild: BEC<br />
Geber Bremse Elektronik Motor Getriebe<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
nachrichten<br />
Südkorea ist bei 5G weltweit führend<br />
Mobilfunk | Die Unternehmensberatung Arthur<br />
D. Little hat ihren 5G-Länderindex veröffentlicht.<br />
Demnach hat Südkorea beim neuen Mobilfunkstandard<br />
5G die Nase vorn.<br />
Das Mobilfunknetz 5G ist für die nächste Stufe der Digitalisierung von zentraler<br />
Bedeutung. Bild: Sabine/Fotolia<br />
Der Länderindex vergleicht den Fortschritt des Netzstandards<br />
in 40 Ländern weltweit. Südkorea ist dabei<br />
klar führend – gefolgt von den USA. Ebenfalls sehr gut<br />
schneiden Australien, Katar, die Schweiz, Finnland, Spanien<br />
und die Vereinigten Arabischen Emirate ab. Frankreich<br />
und Deutschland fallen hingegen deutlich ab. Der<br />
Index basiert auf einer detaillierten Analyse der technischen<br />
Infrastruktur sowie der Vermarktung von 5G.<br />
Dazu wurden zwölf Kriterien wie zum Beispiel die Abdeckung<br />
mit Masten oder die LTE-Nutzung in jedem<br />
der Länder analysiert. Global sind mit dem neuen<br />
Stand ard ehrgeizige Ziele verbunden. Es wurden bereits<br />
verschiedene Anwendungsfälle erfolgreich getestet. Darüber<br />
hinaus wollen Telekommunikationsunternehmen<br />
neue Dienste bereitzustellen.<br />
•<br />
Neue Messe geht im Oktober an den Start<br />
Offenes Ökosystem<br />
Instandhaltung | Baden-Württemberg kann<br />
eine einmalige, hohe Dichte an rund 1.500<br />
KMU vorweisen. 26 % der Unternehmen<br />
zählen dabei zu Weltmarktführern. Mit<br />
einem Innovationsindex von 69,5 % liegt<br />
die Region europaweit ganz vorne. Dadurch<br />
gewinnt das Thema Instandhaltung eine<br />
hohe Bedeutung und bekommt nun im<br />
Herbst mit der In.Stand eine eigenständige<br />
Plattform. Die Messe Stuttgart hat für die<br />
zweitägige Veranstaltung mit Partnern aus<br />
Industrie und Forschung zusammengearbei-<br />
tet. Die Fachmesse bildet vom 23. bis 24.<br />
Oktober 2019 industrielle Dienstleistungen<br />
von Serviceunternehmen sowie interne Wartungs-<br />
und Instandhaltungsorganisationen<br />
ab. Außerdem wird das gesamte Spektrum<br />
von Consulting und Finanzierung, über<br />
Integration und Training, bis hin zu Wartung<br />
und Rückbau oder Recycling gezeigt.<br />
Zur Zielgruppe der Messe zählen in erster<br />
Linie der Maschinen- und Anlagenbau,<br />
die Automobil-Branche sowie die Zulieferindustrie,<br />
heißt es. Doch auch andere Branchen<br />
von der Metallbearbeitung über<br />
Kunststofferzeugung und Elektrotechnik bis<br />
hin zu Luft- und Raumfahrt dürfen sich angesprochen<br />
fühlen. Zu den wichtigsten Themen<br />
der Instandhaltung zählen Trends wie<br />
Predictive (Smart) Maintenance und Industrie<br />
4.0. Vorträge im Rahmenprogramm der<br />
Messe ergänzen die Ausstellerlösungen. •<br />
Mit der In.Stand bekommt das Portfolio der Messe<br />
Stuttgart Zuwachs. Bild: Messe Stuttgart<br />
Industrie 4.0 | Auf der vergangenen Hannover<br />
Messe gaben die europäischen Unternehmen<br />
Beckhoff, Endress + Hauser, Hilscher,<br />
ifm, Kuka, Multivac und SAP die<br />
Gründung der Open Industry 4.0 Alliance<br />
bekannt. Die Unternehmen werden in der<br />
Kooperation als Gründungsmitglieder fungieren.<br />
Die Allianz steht grundsätzlich<br />
jedem Unternehmen offen, so sind beispielsweise<br />
die weiteren Firmen Balluff, Gebhardt,<br />
Pepperl + Fuchs, Schmidtsche Schack,<br />
Samson oder Wika bereits Mitglieder. Im<br />
Fokus steht die Schaffung eines standar -<br />
disierten und offenen Ökosystems für den<br />
Betrieb von automatisierten Fabriken und<br />
Anlagen unter Einbindung von Logistik und<br />
Services. Ziel ist, proprietäre Insellösungen<br />
zu überwinden und der digitalen Transformation<br />
der europäischen Industrie den entscheidenden<br />
Schub zu geben. •<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Sonnige Zeiten für den<br />
Mittelstand – mit<br />
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eon.de/solar-mittelstand
menschen<br />
Neues Mitglied<br />
im Vorstand<br />
Stabsübergabe vollzogen<br />
Der Aufsichtsrat der Schaeffler AG, Herzogenaurach,<br />
hat Uwe Wagner (Bild), Leiter Forschung und Entwicklung<br />
Automotive OEM und Industrie, mit Wirkung<br />
zum 1. Januar 2020 für eine Amtszeit von drei Jahren<br />
zum Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG bestellt.<br />
Der 54-Jährige wird Nachfolger von Technologievorstand<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Gutzmer (65), der zum<br />
31. Dezember in den Ruhestand geht.<br />
Im März hat Rainer Weingraber (links) die Geschäftsführung<br />
der Wittmann Battenfeld GmbH in Kottingbrunn/Österreich<br />
übernommen. Er löste damit den<br />
langjährigen Geschäftsführer des Unternehmens,<br />
Georg Tinschert (rechts), ab, der in den Ruhestand<br />
wechselte. Dr. Werner Wittmann (Mitte), Geschäftsführer<br />
und Eigentümer der Wittmann Gruppe, sieht<br />
Weingraber als Impulsgeber für das Unternehmen.<br />
Nachfolger für<br />
DACH<br />
Neuer Zone President<br />
des Schneider-<br />
Electric-Konzerns<br />
für die DACH-Region<br />
Schweiz, Österreich<br />
und Deutschland<br />
ist Christophe<br />
de Maistre (Bild).<br />
De Maistre kam<br />
2017 als Executive<br />
Vice President der Partner Projects<br />
Division zu dem Ratinger Energiespezialisten.<br />
2018 bereitete er die<br />
Integration von Larsen & Toubro<br />
Electrical & Automation in die indische<br />
Schneider-Organisation vor.<br />
De Maistre folgt auf Dr. Barbara<br />
Frei, die seit Anfang des Jahres die<br />
Position „Executive Vice President“<br />
von Schneider Electric<br />
Europe Operations bekleidet.<br />
Neu an der<br />
Firmen-Spitze<br />
Der Sontheimer Spann- und Greiftechnikspezialist Röhm<br />
GmbH hat zum 1. April die Konzerngeschäftsführung<br />
erweitert : Dr. Till Scharf (Bild) bildet nun zusammen mit<br />
Gerhard Glanz die neue Doppelspitze des Unternehmens.<br />
Das Ressort von Dr. Scharf umfasst die Geschäftsbereiche<br />
Logistik, Entwicklung, Konstruktion sowie Produktion.<br />
Geplante Übergabe im<br />
Weidmüller-Vorstand<br />
Ab September wird Dr. Timo Berger (rechts) bei<br />
der Weidmüller Gruppe, Detmold, das dreiköpfige<br />
Vorstandsteam mit Jörg Timmermann (Vorstandssprecher<br />
und Finanzvorstand) und Volker<br />
Bibelhausen (Technologievorstand) komplettieren.<br />
Berger, bereits seit 2005 im Unternehmen<br />
tätig , tritt die geplante Nachfolge von Chief<br />
Marketing & Sales Officer (CMSO) José Carlos<br />
Álvarez Tobar (links) an, der nach 40 Jahren bei<br />
Weidmüller in den Ruhestand wechselt.<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Festo wächst trotz Gegenwind<br />
Festo-Chef Oliver Jung ist mit dem Geschäftsjahr<br />
2018 zufrieden. Bild: Festo<br />
Bilanz | Die Festo Gruppe konnte<br />
ihren Wachstumskurs in 2018<br />
fortsetzen. Unsicherheiten in<br />
den globalen Märkten bremsten<br />
das Geschäft zunehmend ab<br />
dem dritten Quartal. Negative<br />
Währungseffekte belasteten darüber<br />
hinaus die Umsatzentwicklung<br />
in Euro. Dennoch<br />
wurde gegenüber dem Rekordjahr<br />
2017 nochmals eine Umsatzsteigerung<br />
von 3,2 % auf<br />
rund 3,2 Mrd. Euro erreicht.<br />
„2018 war für uns ein erfolgreiches<br />
Jahr trotz zunehmendem<br />
Gegenwind von der globalen<br />
Konjunktur und negativen Währungseffekten“,<br />
erklärte der<br />
Vorstandsvorsitzende Oliver<br />
Jung. „In lokaler Währung und<br />
in Stückzahlen sind wir 2018 in<br />
vielen Landesgesellschaften gut<br />
im ein- oder sogar zweistelligen<br />
Bereich gewachsen. Wir konnten<br />
daher unsere führende Position<br />
in Deutschland und Europa<br />
ausbauen.“ •<br />
sales@expert-tuenkers.de<br />
www.expert-tuenkers.de<br />
Hannover Messe erfolgreich<br />
2019 zählte die Hannover Messe<br />
215.000 Besucher. Bild: Deutsche Messe<br />
Abschlussbericht | Nach fünf<br />
Messetagen ziehen die Veranstalter<br />
der Hannover Messe, die<br />
am 5. April endete, eine positive<br />
Bilanz.<br />
Die wichtigsten Themen der<br />
Weltleitmesse waren in diesem<br />
Jahr der Einsatz von künstlicher<br />
Intelligenz in der Industrie und<br />
Robotik, die Potenziale der neuen<br />
Mobilfunkgeneration 5 G in<br />
der industriellen Anwendung,<br />
Leichtbau und die Zukunft der<br />
Arbeit in Zeiten der zunehmenden<br />
Digitalisierung. Rund 6500<br />
Aussteller aus aller Welt präsentierten<br />
Lösungen für die Industrieproduktion<br />
und Energieversorgung<br />
von morgen. Nahezu<br />
40 % der 215.000 Besucher kamen<br />
aus dem Ausland.<br />
„Die Hannover Messe 2019<br />
hat gezeigt, dass sie die international<br />
wichtigste Plattform für<br />
alle Technologien rund um die<br />
industrielle Transformation ist“,<br />
betonte Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender<br />
des Vorstands der<br />
Deutschen Messe zum Abschluss.<br />
„Die Fachbesucher<br />
nutzten die Veranstaltung, um in<br />
neue Technologien zu investieren<br />
und ihre Unternehmen fit<br />
für die Zukunft zu machen.“<br />
Die nächste Hannover Messe<br />
wird vom 20. bis 24. April 2020<br />
ausgerichtet. Partnerland ist<br />
dann Indonesien. •<br />
Anzeigendaten einfach<br />
und sicher übermitteln.<br />
PDF<br />
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<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
news & management<br />
Der UD-HUB ist in den Räumen<br />
des LGV Hamburg zu erreichen.<br />
Bild: HCU Hamburg<br />
nutzung, aber auch für mögliche Firmensitze<br />
und Produktionsstätten. Intern kommen<br />
mit Sicherheit weitere Optionen zur Nutzung<br />
hinzu, was außerhalb der jeweiligen<br />
Unternehmen jedoch nicht bekannt ist.<br />
Dabei kann aus einer schier unendlichen<br />
Anzahl von Portalen und Informationen<br />
gewählt. „Geoportale sind meist ähnlich<br />
aufgebaut, sodass es, wenn überhaupt, nur<br />
einer geringen Einarbeitung bedarf“, sagt<br />
Dipl.-Ing. Udo Stichling, Vermessungsingenieur<br />
und Präsident des Deutschen Dachverbandes<br />
für Geoinformationen (DDGI).<br />
Doch welchen Nutzen hat ein GIS für<br />
Unternehmen und wie funktioniert es? Bei<br />
solchen Systemen handelt es sich immer um<br />
eine Karte eines begrenzten geografischen<br />
Gebiets. Sie ist statisch, muss aber regelmäßig<br />
aktualisiert werden. Die Karten sind mit<br />
Datenbanken verknüpft, aus denen sie<br />
raumbezogene Informationen ziehen und<br />
dem Nutzer zur Verfügung stellen.<br />
Geoinformations systeme verschaffen Unternehmen immense Vorteile<br />
Räumliche Daten<br />
digital erfasst<br />
Geodaten | Für Privatleute sind Geoinformations -<br />
systeme (GIS) eine Selbstverständlichkeit. Unternehmen<br />
jedoch verschenken jährlich Millionen, da sie das<br />
Potenzial nicht für geschäftliche Belange nutzen.<br />
Auf verschiedenen Portalen und Datenbanken<br />
greift jeder regelmäßig auf Geodaten<br />
zu. Auch für Mitarbeiter von kleinen und<br />
mittleren Unternehmen ist dies, gerade<br />
durch das stetig und ortsunabhängig verfügbare<br />
Internet, zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Dennoch wird das unentgeltliche,<br />
aber marketingtechnisch wichtige Potenzial<br />
von Unternehmen eher selten genutzt.<br />
Das Interesse an geografischen Informationen<br />
ist enorm. GIS gibt es unter anderem<br />
für Regionalstatistiken, Ressourcenvorkommen,<br />
Schutzgebiete oder Bodenüberwachung,<br />
Nutzung natürlicher Ressourcen und<br />
Überwachung der Umwelt. Unternehmen<br />
nutzen GIS etwa für die Planung von Lieferketten,<br />
Verkehrsführungen geplante Raum-<br />
Mit Geopor talen immer den schnellsten<br />
Weg finden<br />
Das Angebot an Geoportalen ist groß. Das<br />
Saarland bietet zum Beispiel auf seinem Portal<br />
(http://geoportal.saarland.de/portal/de/)<br />
die Möglichkeit, neue Gewerbeflächen mithilfe<br />
einer Kartenansicht des Flächenstaates<br />
zu finden. Zudem kann auf dem Portal<br />
überprüft werden, ob die Verkehrsanbindungen<br />
für das vom Nutzer ausgewählte<br />
Gebiet passend sind.<br />
Ein immer wiederkehrendes Problem –<br />
um ein anderes Beispiel nennen – ist das<br />
eines Handlungsreisenden, der stets auf der<br />
Suche nach den kürzesten Wegen zwischen<br />
mehreren Städten ist. Je mehr Städte, desto<br />
größer die Zahl der Alternativrouten. Die<br />
15 größten deutschen Städte bieten 43 Mrd.<br />
unterschiedliche Streckenkombi nationen.<br />
Doch Firmenvertreter von KMU neigen dazu,<br />
die Route zu nehmen, die ihnen geläufig<br />
ist. Alternative Routen kennen sie meist<br />
nicht, weshalb sie auch nicht wissen, ob diese<br />
sie eventuell schneller ans Ziel brächten.<br />
Weiterhin hat praktisch kein Firmenvertreter<br />
einen Chauffeur. Daraus folgt, dass sie<br />
circa 62 % ihrer Arbeitszeit mit Autofahren<br />
verbringen. Großunternehmen hingegen<br />
nutzen Chauffeure und Geopor tale, um die<br />
optimale Route ausfindig zu machen.<br />
Hamburg hat die Potenziale städtischer<br />
Daten durch die „Digitale Stadt“ bereits erschlossen:<br />
Daten aus den Bereichen Verkehr,<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Industrie<br />
Umwelt, Soziales und Wirtschaft werden<br />
auf der urbanen Datenplattform der Hansestadt<br />
miteinander verknüpft und sind in<br />
Echtzeit auswertbar. Der Landesbetrieb<br />
Geoinformation und Vermessung (LGV)<br />
und die HafenCity Universität Hamburg<br />
(HCU Hamburg) bilden die gemeinsame<br />
Kompetenzstelle für urbanes Datenmanagement,<br />
den „Urban Data Hub Hamburg<br />
(UD-HUB)“.<br />
„Ein Anwendungsfall sind etwa Logistikfirmen<br />
aus dem Bereich Verkehr“, so Dipl.-<br />
Ing. Thomas Eichhorn, Geschäftsbereichsleiter<br />
und Chief Digital Officer des LGV.<br />
„Sie rufen Infos wie Staus, aktuelle Tages-<br />
Layer in Planungstools wie WindPro integrieren.<br />
Dadurch erhalten sowohl Energieunternehmen<br />
als auch Unternehmen, die<br />
sich an Windkraftanlagen beteiligen, Planungssicherheit.<br />
Oder: „Unser Portal fördert die Transparenz<br />
der Rohstoffmärkte über sämtliche<br />
relevante Fragestellungen“, beschreibt Arne<br />
Schumacher von der Deutschen Rohstoffagentur<br />
(Dera), in der Bundesanstalt für<br />
Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR),<br />
Dienstbereich Berlin ihr Portal. „Wenn ein<br />
KMU Interesse an einem bestimmten Rohstoff<br />
hat, kann es sich informieren, welche<br />
die Produktionsländer sind, ob das volatile<br />
Hamburger<br />
Stadtplanausschnitt<br />
mit<br />
aktuellen<br />
Baustellen.<br />
Bild: Landes -<br />
betrieb Geo -<br />
informationen<br />
und Ver messung<br />
Hamburg<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
18 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
baustellen oder Verkehrskameras in Echtzeit<br />
ab. Wir wissen, dass Logistikfirmen dieses<br />
Portal nutzen, um sich auf einem halben<br />
Dutzend Bildschirmen die Hamburger Verkehrslage<br />
anzeigen zu lassen. Das Portal ist<br />
eine Open-Source-Anwendung. Das heißt,<br />
dass nicht nur die Datenströme, sondern das<br />
gesamte Portal kopiert und für eigene Firmenanwendungen<br />
genutzt werden kann.“<br />
Abhängig von ihrer Art müssen diese<br />
raumbezogenen Informationen natürlich in<br />
unterschiedlichen Zeitintervallen, teils sogar<br />
in Fünfminutenabständen, aktualisiert werden.<br />
Dies ist ein essenzielles Qualitätskriterium<br />
eines Portals.<br />
Doch es gibt auch spezialisierte Geoportale.<br />
Standorte für neue Windkraftanlagen<br />
lassen sich etwa durch die Erstellung von<br />
Windertragsgutachten finden und als GIS-<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
Länder sind, aus denen der Rohstoff<br />
kommt. Wir haben einen Marktinformationsindex,<br />
wo man sieht, ob der Markt stark<br />
konzentriert ist, oder ob es dort eine Monopolstellung<br />
gibt.“<br />
Dennoch nutzen zu viele KMU diese<br />
Open-Source-Angebote nicht. „Wir stellen<br />
immer wieder fest, dass Firmen nicht nach<br />
zusätzlichen Geschäftsfeldern suchen“, erklärt<br />
Stichling weiter. „Wenn die Auftrags -<br />
lage dann schlechter wird, stürzen sich alle<br />
darauf. Dann ist ein Unternehmen, das<br />
schon lange mit GIS arbeitet, natürlich im<br />
Vorteil.“<br />
•<br />
Hertha-Margarethe Kerz<br />
Freie Industriejournalistin in Hamburg<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de
Marketer benötigen Benchmarks für<br />
die eigene Budget-Planung. Diese<br />
Daten liefert die neue bvik-Studie.<br />
Bild: Sergey Nivens/Fotolia<br />
bvik-Experten informieren über Marketing-Budgets<br />
Der richtige Mix<br />
im B2B-Marketing<br />
Studie | B2B-Kunden können über viele neue digitale<br />
Kanälen angesprochen werden. Marketern bietet dies<br />
neue Möglichkeiten, stellt sie aber vor die Herausforderung,<br />
das vorhandene Budget optimal auf die<br />
erfolgversprechendsten Maßnahmen zu verteilen.<br />
Die aktuellen Ergebnisse der bvik-Studie „B2B-Marketing-Budgets<br />
2018“ zeigen, dass die Verantwortlichen<br />
offensichtlich weiterhin zum Großteil auf klassische<br />
Maßnahmen und Kanäle setzen, wenn es um die Verteilung<br />
ihrer externen Marketing-Budgets geht (siehe<br />
Grafik).<br />
Über die bvik-Studie<br />
Der Bundesverband Industrie Kommunikation e. V. (bvik) untersucht in seiner<br />
jähr lichen Studie, wofür B2B-Marketingentscheider ihre Gelder ausgeben und<br />
welche Aufgaben von den Marketing-Abteilungen übernommen werden. Mit<br />
Unterstützung von Kantar TNS wurden über 100 deutsche Industrieunternehmen<br />
befragt. Die detaillierten Studienergebnisse sind bei der bvik-Geschäftsstelle<br />
erhältlich – für bvik-Mitglieder kostenfrei. www.bvik.org<br />
In den Bereich Messen und Events fließen mit über<br />
einem Drittel (37 %) nach wie vor die mit Abstand<br />
größten Budgets der befragten Unternehmen (2016:<br />
39 %). Auf den Plätzen folgen wie in den Vorjahren die<br />
Bereiche Produktinformationen (Broschüren, Kataloge,<br />
Filme, Multimedia) mit 12 % und die klassische Printwerbung<br />
(Produkt- und Imageanzeigen in Fachzeitschriften,<br />
redaktionelle Anzeigen) mit 11 %.<br />
Beim Vergleich nach Unternehmensgrößen sticht<br />
hinsichtlich der prozentualen Verteilung des externen<br />
Marketing-Etats auf die verschiedenen Maßnahmen<br />
und Kanäle eine Gruppe besonders heraus: Die der<br />
größten Unternehmen ab 2000 Mitarbeitern, die als<br />
„Vorreiter“ für die künftige Budgetentwicklung gesehen<br />
werden können.<br />
Diese Unternehmen geben laut bvik-Studie für klassische<br />
Maßnahmen wie Messen, Print und Produktinformationen<br />
anteilig deutlich weniger aus als die kleineren<br />
Unternehmen und verlagern ihre Etats offensichtlich<br />
eher auf die digitalen Bereiche, wie Präsenz in sozialen<br />
Netzwerken und Online-Werbung. Ob sich dieser Trend<br />
in den nächsten Jahren auch auf die kleineren und mittleren<br />
Unternehmen ausweitet, wird zu beobachten sein.<br />
Wirtschaftliche Unsicherheit führt zu<br />
sinkenden Marketing-Etats<br />
Nachdem die Marketing-Budgets in den letzten Jahren<br />
laut bvik-Studie stetig gestiegen sind, zeigt sich in diesem<br />
Jahr speziell bei größeren Unternehmen ab 2000<br />
Mitarbeitern und in Bezug auf die weltweit eingesetzten<br />
Budgets ein deutlicher Trend zu einer Budget-Reduzierung.<br />
Gründe für diese Entwicklung sind vermutlich in<br />
der weltweit steigenden Unsicherheit bezüglich des Aufbaus<br />
von Handelsbarrieren, neuer Zölle oder auch im<br />
Brexit zu finden.<br />
Im Jahr 2017 flossen beispielsweise im Schnitt ganze<br />
1,75 % des Gesamtumsatzes der befragten Unternehmen<br />
in den Bereich Marketing und Kommunikation,<br />
2018 war es nur noch knapp 1 %. Angesichts dieser<br />
Entwicklung wird die Auswahl des richtigen Marketing-Mix<br />
im B2B also noch herausfordernder, da eine<br />
steigende Anzahl von Kanälen und Maßnahmen mit<br />
geringerem Budget zu bespielen ist.<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
news & management<br />
Der Kunde steht im Mittelpunkt und deutet durch<br />
seine Verhaltensweisen den Weg, der sicherlich auch für<br />
kleinere und mittlere Industrieunternehmen mittelfristig<br />
immer mehr in Richtung digital geht, ohne erfolgreiche<br />
klassische Kanäle zu vernachlässigen. Denn auch<br />
B2B-Einkäufer haben sich an die komfortablen Möglichkeiten<br />
von Online-Shops gewöhnt, die sie aus dem<br />
Privatleben kennen und schätzen. Deswegen müssen<br />
auch in Industrieunternehmen weiterhin die digitalen<br />
Kanäle ausgebaut und den gestiegenen Nutzer-Anforderungen<br />
angepasst werden.<br />
Ob online oder offline: Wichtig ist dabei immer, beide<br />
Bereiche geschickt zu verzahnen, sodass der eine<br />
Kanal den anderen sinnvoll unterstützt und beide Hand<br />
in Hand auf die Kampagnenziele einzahlen. Schließlich<br />
gilt es auf die Kanäle zu setzen, die am Ende die größte<br />
Wirkung erzielen und den besten Return-on-Investment<br />
liefern. Um dies zu beurteilen, sind aussagekräftige<br />
Kennzahlen nötig. Außerdem helfen Benchmark-Daten<br />
aus der gleichen Branche, um sich und seine Aktivitäten<br />
mit denen anderer Unternehmen zu vergleichen, die in<br />
einer ähnlichen Liga spielen.<br />
Hier setzt der bvik mit seiner Studie „B2B-Marketing-Budgets“<br />
an, die seit 2011 jährlich durchgeführt<br />
wird. Die Ergebnisse liefern B2B-Marketing-Entscheidern<br />
Orientierung und wertvolle Benchmark-Daten für<br />
die eigene Budget-Planung.<br />
•<br />
Verena Ellenberger<br />
Leitung der bvik-Geschäftsstelle<br />
Externes Marketing-Budget<br />
Messen bleiben mit über einem Drittel des externen Marketing-Budgets für B2B-Unternehmen<br />
das kostenmäßig wichtigste Instrument im Marketing-Mix. Quelle: bvik-Studie<br />
Was Ihre Produkte zuverlässig macht?<br />
Unsere Innovationen beim Stahl.<br />
Auch im Detail.<br />
Unsere Entwicklerteams arbeiten nicht nur an neuen Stahlgüten,<br />
sondern ebenfalls an verbesserten Prozessen in unserer Stahlproduktion.<br />
Zum Beispiel mit anspruchsvollen Simulationen zur Optimierung des<br />
Gießvorgangs. Damit sich unsere Kunden auf Prozessstabilität und<br />
höchste Reinheit des Stahls verlassen können.<br />
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Deutsche Edelstahlwerke<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 29
Industrie 4.0 setzt voraus, dass sich die<br />
Denkweise in den Unternehmen komplett<br />
verändert. Bild: auremar/Fotolia<br />
Erfolgsfaktoren für eine Digitalisierungs-Strategie<br />
Auf dem Weg<br />
zum Digitalpionier<br />
Digitale Transformation | Erst jedes zweite Unternehmen<br />
mit mehr als 500 Mitarbeitern verfolgt eine<br />
bereichsübergreifende Digitalstrategie – so das Ergebnis<br />
der 2018 von Bitkom Research durchgeführten<br />
Studie „Unterwegs zu digitalen Welten“. Beim gesamten<br />
Prozess können Beratungsteams unterstützen.<br />
„Die größte Herausforderung ist die Veränderung<br />
des Mindsets in einem Unternehmen“,<br />
weiß Dr. Clemens Eckert, Partner bei<br />
Maexpartners. Bild: Maexpartners<br />
Laut der Studie von Bitkom Research ist die<br />
digitale Transformation in nur 42 % der<br />
Unternehmen Chefsache. Überwiegend sind<br />
es noch die IT-Abteilungen, die initiativ für<br />
Digitalisierungsprojekte sind. „Genau das<br />
ist aber ein Manko“, warnt Dr. Clemens<br />
Eckert, Partner bei der Unternehmensberatung<br />
Maexpartners und dort federführend<br />
für dieses Thema. „Denn es geht heute weniger<br />
um die technische Umsetzbarkeit von<br />
Digitalisierung, als vielmehr darum, den<br />
Mindset einer Organisation nachhaltig zu<br />
verändern“, weiß der Experte. Eine wirk -<br />
liche Digitalisierung bedeute einen tiefgehenden<br />
Eingriff in Arbeitsweisen und Anforderungsschritte,<br />
bei deren Implementierung<br />
es vor allem gilt, Mitarbeiter einzubinden<br />
und mitzunehmen.<br />
Eine durchgängige digitale Transforma -<br />
tion verfolgen Eckert zufolge bislang nur<br />
wenige Unternehmen, obwohl so erfahrungsgemäß<br />
die größten Effizienzgewinne<br />
möglich sind. Vielmehr würden oft Insel -<br />
lösungen angestrebt, zum Beispiel in der<br />
Produktion, der Qualitätssicherung, im Ver-<br />
trieb oder der Logistik. Darüber hinaus<br />
würden häufig noch analoge Prozesse nur<br />
digital aufgehübscht. Wenn beispielsweise<br />
an Projekten in der Entwicklung zwar digital<br />
gearbeitet werde, dabei aber nicht jedes<br />
Element mit allen vorliegenden Informationen<br />
vernetzt ist und die Mitarbeiter nur im<br />
gegenseitigen Austausch nacheinander und<br />
nicht gleichzeitig in Echtzeit Veränderungen<br />
vornehmen, dann sei das immer noch ein<br />
analoger Vorgang und keine intelligente<br />
Vernetzung der Datenbasis, so sein Credo.<br />
Vollständige digitale Transformation<br />
statt nur Insellösungen<br />
Für eine vollkommene digitale Transformation<br />
im Unternehmen sieht Eckert einen<br />
umfassenden Change-Prozess als Voraussetzung.<br />
Ein solcher bedeute einen tiefgreifenden<br />
Eingriff in Arbeitsweisen und Anforderungsprofile.<br />
Während in traditionellen, hierarchisch<br />
geprägten Unternehmen Führungskräfte<br />
häufig noch Vorgabe und Kontrolle<br />
als wichtige Kriterien sehen und über<br />
mehr Wissen als andere verfügen, lösten sich<br />
solche Strukturen in digital geprägten<br />
Unternehmen zunehmend auf. Dort hätten<br />
alle eingebundenen Mitarbeiter Zugang zu<br />
den erforderlichen Informationen und mehr<br />
Eigenverantwortung. „Damit dies auch<br />
wirklich gelingt und diese erhebliche strukturelle<br />
Veränderung gemeistert wird“, betont<br />
Eckert, „macht es Sinn, eine professionelle<br />
Beratung und Begleitung als Unterstützung<br />
zu haben.“<br />
Eckert empfiehlt, dass im ersten Schritt<br />
eine Vision formuliert wird, was konkret<br />
durch die Digitalisierung erreicht werden<br />
soll. Ist es das primäre Ziel, zum Beispiel<br />
den Kundenkontakt zu verbessern, die Effizienz<br />
zu steigern und Kosten zu sparen, die<br />
Qualität zu steigern oder die Wertschöpfungskette<br />
zu erweitern und neue digitale<br />
Produkte anzubieten? Erst nach dieser Festlegung<br />
stelle sich die Frage, welche technischen<br />
Voraussetzungen dafür geschaffen<br />
sein müssen. Darüber hinaus müsste die<br />
Organisationsstruktur im Unternehmen so<br />
gestaltet sein, dass die Digitalisierung greifen<br />
kann. Dabei gelte es, die Abläufe erst zu<br />
optimieren und dann zu digitalisieren.<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
news & management<br />
„Dabei ist es meist hilfreich, sich nicht<br />
gleich zu große Ziele zu setzen und erstmal<br />
ein überschaubares Pilotprojekt zu definieren,<br />
das möglichst schnell positive Ergebnisse<br />
erwarten lässt“, erklärt Eckert. Denn<br />
gerade als sogenannter „Fast Follower“<br />
könnten es sich die meisten mittelstän -<br />
dischen Unternehmen nicht leisten, mehrere<br />
umfangreiche Digitalisierungsprojekte zugleich<br />
anzustoßen, von denen vielleicht nur<br />
eines funktioniert.<br />
Wer sich über seine Ziele klar ist, kann<br />
nicht nur besser ein geeignetes Projekt definieren,<br />
sondern auch die positiven Effekte<br />
monetarisieren. „Bei großen Investitionsentscheidungen<br />
ist aber gerade dies der entscheidende<br />
Punkt“, unterstreicht Eckert.<br />
„Funktioniert es hingegen im Pilotprojekt<br />
und zahlt sich die Umsetzung der Digitalstrategie<br />
aus, lässt sich die positive Erfahrung<br />
auch auf andere Bereiche übertragen“,<br />
erläutert der Experte. •<br />
Obgleich die digitale<br />
Transformation hohe<br />
Effizienzgewinne<br />
verspricht, verfolgen<br />
bislang viele Unternehmen<br />
zuerst einmal nur<br />
Insellösungen. Bild: masterart2680/Fotolia<br />
Christian Mannigel<br />
Journalist aus Handeloh<br />
ROBOTTRACKS<br />
Unsere Roboter-Tracks bewegen Ihren Roboter präzise<br />
über den Boden oder durch die Luft. Der wichtigste Vorteil<br />
der Integration eine Vansichen-Track: die Roboter können<br />
bei 100 % Kapazität arbeiten, während sie sich am<br />
Track entlang bewegen.<br />
Vansichen Linear Technology<br />
Herkenrodesingel 4/3<br />
B-3500 Hasselt<br />
+32 (0) 11 37 79 63<br />
info@vansichen.be<br />
www.vansichen.be
news & management<br />
Die vierte industrielle<br />
Revolution ist zwar<br />
gestartet, aber längst<br />
noch nicht vollständig<br />
und durchgängig erfolgt.<br />
Bild: zapp2photo/Fotolia<br />
Organisatorischer Ordnungsrahmen zur Einführung von Industrie 4.0<br />
Leitfaden<br />
zum Erfolg<br />
Serie | Unternehmen fehlt es oft an Konzepten und<br />
strukturiertem Vorgehen, um Industrie 4.0 in ihre<br />
Organisation zielgerichtet einzuführen und nachhaltig<br />
zu verankern. Abhilfe schafft ein Leitfaden des WZL.<br />
Zur Serie<br />
• Teil 2 der Serie in Ausgabe 14 erläutert<br />
Prozesse, um Industrie 4.0-Use-Cases zu<br />
entwickeln und umzusetzen.<br />
• Teil 3 in Ausgabe 25 beschreibt ein<br />
Industrie 4.0-Reifegradmodell zur Zielbestimmung<br />
und Ideenfilterung sowie<br />
eine quantitative Bewertung von Industrie<br />
4.0-Use- Cases.<br />
Produzierende Unternehmen haben Industrie<br />
4.0 längst noch nicht durchgängig umgesetzt.<br />
Dies liegt nicht nur an hohen Investitions-<br />
und Entwicklungsaufwänden. Oft<br />
mangelt es auch an organisatorischen Strukturen<br />
sowie Vorgaben. Umso mehr müssen<br />
jetzt die organisationalen Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen werden.<br />
Es gilt, neue Entitäten zu bilden und sie<br />
in bestehende Organisationsstrukturen einzuordnen.<br />
Andererseits sind vorhandenen<br />
Entitäten punktuell neue oder zusätzliche<br />
Funktionen zuzuweisen. Neu zu schaffen<br />
sind das Industrie 4.0-Steering-Committee<br />
samt einem Globalen Industrie 4.0- Mana -<br />
ger. Auch die Industrie 4.0-Garage sowie<br />
der Industrie 4.0-Werksmanager repräsentieren<br />
neue Entitäten. Dem bestehenden Entitäten-Management<br />
und der Werksorganisation<br />
müssen dagegen neue Funktionen zugewiesen<br />
werden.<br />
Um Industrie 4.0 erfolgreich einzuführen,<br />
ist ein Industrie 4.0-Steering Committee<br />
entscheidend. Es ist zentraler Ansprechpartner<br />
des Managements für die Implementierung<br />
von I4.0-Lösungen. Dieses Committee<br />
setzt sich aus einem unternehmensweit verantwortlichen<br />
Industrie 4.0-Manager sowie<br />
mehreren Experten aus verschiedenen Fachbereichen<br />
zusammen. Ihm obliegt es, alle Industrie<br />
4.0-Projekte im Unternehmen übergeordnet<br />
zu steuern – und es bildet den Ausgangspunkt<br />
für Entscheidungen für jede potenzielle<br />
Entwicklung und Umsetzung einer<br />
I4.0- Lösung. Ferner bewertet es, ob I4.0-<br />
Projekte gestartet, verworfen, forciert oder<br />
beendet werden sollen. Zudem begleitet das<br />
Committee die Projekte mit Coaching und<br />
Veränderungsmanagement. Durch Bündeln<br />
von Fachwissen dient es als Ansprechpartner<br />
für die Umsetzung.<br />
Um Industrie 4.0-Projekte zu bearbeiten<br />
und umzusetzen, gibt es zwei Optionen.<br />
Einerseits können Ideen für potenzielle I4.0-<br />
Use-Cases in den Werken auf dem Shopfloor<br />
entstehen und dort in Form von standortspezifischen<br />
I4.0-Projekten bearbeitet<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Industrie 4.0 braucht stimmige Organisation<br />
Precision<br />
Precision<br />
in Motion<br />
Die Anpassung der Organisationsstruktur<br />
ist die<br />
Grundvoraussetzung, um<br />
Industrie 4.0-Lösungen<br />
in Unternehmen erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
WÄLZLAGER UND LINEARTECHNIK<br />
MECHANIK MIT DEM<br />
GEWISSEN ETWAS<br />
Wir sind einer der führenden Anbieter<br />
von Dünnring-, Präzisions- und<br />
Sonderlagern sowie Lineartechnik für<br />
die verschiedensten Industriebereiche.<br />
Motion in Vom einzelnen Maschinenelement bis<br />
hin zum einbaufertigen Komplettsystem<br />
überzeugen unsere technisch ausgereiften,<br />
ganzheitlich konzipierten und kunden-<br />
spezifischen Systemlösungen.<br />
werden. Andererseits lassen sich innerhalb<br />
der Industrie 4.0-Garage, losgelöst vom<br />
Tagesgeschäft, komplexe Industrie 4.0-Anwendungen<br />
erarbeiten.<br />
Für die erste Option sind in den Werken<br />
organisatorische Anpassungen durchzuführen,<br />
um einen Industrie 4.0-Werksmanager<br />
und -Werksprojekte in die bestehende Organisationsstruktur<br />
des Werks zu implementieren.<br />
Ein solcher Werksmanager ist hierarchisch<br />
der Werksleitung unterstellt und hat<br />
Schwachstellen im Produktherstellungsprozess<br />
des Standorts zu identifizieren, die<br />
durch Industrie 4.0-Lösungen optimiert<br />
werden können. Auch ist er zentraler Ansprechpartner<br />
für Lösungsvorschläge der<br />
Mitarbeiter im jeweiligen Werk. Bei den<br />
I4.0-Werksprojekten handelt es sich zumeist<br />
um kurzfristige Projekte, die von temporären<br />
Industrie 4.0-Projektteams neben dem<br />
eigentlichen operativen Tages geschäft erarbeitet<br />
werden.<br />
Die Industrie 4.0-Garage steht dagegen<br />
für die Bearbeitung langfristiger, komplizierter<br />
sowie ergebnisoffener Projekte und kann<br />
als eine Art Labor oder Inkubator angesehen<br />
werden. Ziel ist es, dass Mitarbeiter unabhängig<br />
vom Tagesgeschäft I4.0-Use-Cases<br />
sowie Lösungen erforschen, entwickeln, testen<br />
und validieren können. Neben Vollzeitmitarbeitern<br />
sollte sie über eigenes technisches<br />
Equipment verfügen, um die unabhängige<br />
Projektbearbeitung gewährleisten zu<br />
können. Die Industrie 4.0-Garage ist dem<br />
Globalen Industrie 4.0-Manager unterstellt.<br />
Während der organisatorische Ordnungsrahmen<br />
die grundsätzliche betriebliche<br />
Ordnung darstellt, existieren für alle<br />
Entitäten Regler, um den Ordnungsrahmen<br />
für jedes Unternehmen individuell zu spezifizieren.<br />
Die Regler sind für jedes Unternehmen<br />
anfangs individuell festzulegen, sodass<br />
der Ordnungsrahmen auf die firmenspezifischen<br />
Rahmenbedingungen und seine Anforderungen<br />
ausgerichtet werden kann.<br />
Weiterführende Beschreibungen wie zum<br />
Beispiel Arbeitsweisen, konkrete Zusammensetzungen<br />
und Reglerausprägungen der<br />
jeweiligen organisatorischen Entitäten können<br />
in dem Leitfaden genauer vertieft werden.<br />
Der vollständige Leitfaden ist zugänglich<br />
unter: http://hier.pro/usCeF •<br />
Prof. Dr. Günther Schuh, Prof. Dr. Wolfgang<br />
Boos, Christoph Kelzenberg,<br />
Johan de Lange, Julian Boshof<br />
Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH<br />
Aachen, Abteilung Unternehmensentwicklung<br />
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werden von der<br />
Entwicklung über das<br />
Design bis hin zur<br />
Herstellung in den eigenen<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
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Tel. +49 (0) 2403 780-0 | info@rodriguez.de<br />
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technik & wissen<br />
Leichtere Lüfter könnten Terrawattstunden einsparen<br />
Hybride Bauweisen erobern<br />
die Industrie<br />
Hybridleichtbau | Der größte Treiber hybrider Bauweisen ist<br />
die Automobilindustrie. Doch leichtere Konstruktionen eröffnen<br />
auch Chancen für den Maschinen- und Anlagenbau. Sie<br />
könnten beispielsweise helfen, den Energieverbrauch von<br />
Lüftern und Trocknern so zu senken, dass die Anforderungen<br />
der Ökodesign-Richtlinie der EU erfüllt werden.<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Das Leichtbaurad der TU Chemnitz<br />
reduziert das Gewicht einer Stahlfelge<br />
um mehr als die Hälfte. Auch wenn die<br />
Vielzahl der Komponenten gewagt<br />
erscheint, zeigt der Demonstrator doch,<br />
was Hybridleichtbau zu leisten vermag<br />
und dass hybride Technologien machbar<br />
sind. Bild: TU Chemnitz<br />
Für ein Hochleistungs-Radiallaufrad in<br />
modularer Metall-Faserverbund-Bauweise<br />
(„MFB“) hat das Institut für Leichtbau und<br />
Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden<br />
einen der begehrten AVK-Innovationspreise<br />
erhalten: Platz 3 in der Kategorie Forschung<br />
& Wissenschaft im Jahr 2018. Die Entwicklung<br />
ist im Projekt „Leichtbau-<br />
Radiallaufrad“ (LeRaLa) mit Unterstützung<br />
der „Forschungsvereinigung für Luft- und<br />
Trocknungstechnik e.V.“ (FLT) entstanden.<br />
Das Engagement der FLT zeigt schon, welchem<br />
Zweck die Innovation dient: Mit einem<br />
Gewicht von nur 35 kg ist das Hybridrad<br />
im Betrieb wesentlich niedrigeren Belastungen<br />
ausgesetzt als die 75 kg schwere<br />
Metall-Ausführung und ermöglicht damit<br />
höhere Drehzahlen.<br />
Solche Radiallaufräder sind in Industriegebläsen<br />
bei einem Durchmesser von rund<br />
1 m nicht nur starken mechanischen Belastungen<br />
ausgesetzt, sondern auch hohen thermischen<br />
und medialen Beanspruchungen.<br />
Bei Schleuderversuchen auf einem Rota -<br />
Hohe Kompetenz im hybriden Leichtbau<br />
So manches Hybridbau-Projekt erscheint sehr gewagt<br />
und aufwändig zu sein angesichts der Vielzahl der<br />
verwendeten Komponenten. Doch diese Entwicklungen<br />
belegen auch, dass die Technologie beherrscht<br />
wird. Die Kompetenz ist da und nimmt stetig zu. Ob<br />
ein Konzept umgesetzt wird, hängt letztlich nur davon<br />
ab, wie gut es sich automatisieren<br />
lässt und wie teuer die<br />
verbauten Werkstoffe sind. Wo es<br />
eine hybride Leichtbauweise in<br />
die Serie schafft, etabliert sie sich<br />
dann schnell zum Standard.<br />
Olaf Stauß<br />
Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
tionsprüfstand hat das Hybridlaufrad eine<br />
maximale Drehzahl von 10.266 min -1 erreicht<br />
– doppelt so hoch wie die eines metallischen<br />
Referenzlaufrads. Als Umfangs -<br />
geschwindigkeit haben die ILK-Wissenschaftler<br />
543 m/s gemessen. Die damit verbundene<br />
höhere Leistungsdichte erlaubt es,<br />
Ventilations- und Lüftungsaufgaben mit<br />
zwei anstatt bisher drei Anlagen zu erfüllen.<br />
In dem hybriden Radaufhängungs-<br />
Systemteil ist ein Stahleinsatz im<br />
Faserverbund-Material eingeschlossen.<br />
Bild: Ford Werke<br />
Vergleichbare Metallradiallaufräder<br />
schaffen nicht einmal die Hälfte dieser<br />
Geschwindigkeit. Sie haben damit Schwierigkeiten,<br />
die Ökodesign-Richtlinie<br />
20<strong>09</strong>/125/EG der EU für energierelevante<br />
Produkte zu erfüllen. Auf diesem Aspekt lag<br />
auch der Schwerpunkt der wissenschaft -<br />
lichen Untersuchungen in Dresden, teilte<br />
ILK-Forscher Martin Pohl dem Industrie -<br />
anzeiger mit. Um die Räder trotz hohen<br />
Belastungen leicht bauen zu können, wählte<br />
das ILK den Werkstoff<br />
Carbon in Verbindung<br />
mit Metallkomponenten.<br />
Deck- und Tragscheibe<br />
sowie die Schaufeln<br />
des modularen Laufrades<br />
sind Einzelteile aus Verbundwerkstoff,<br />
hergestellt aus<br />
Prepregs (Carbonfasergeweben, vor -<br />
imprägniert mit Epoxidharz). Die<br />
Prepregs werden bei der Fertigung in<br />
zuvor berechneter Lagenzahl und mit<br />
einer für die Anwendung geeigneten<br />
Faserorientierung auf einem kostengünstigen<br />
Aluminiumwerkzeug<br />
abgelegt. Es folgt das Verpressen<br />
mit Folien unter Vakuum. Anschließend<br />
härtet ein Autoklav das<br />
Harz bei hohen Temperaturen aus.<br />
Die Einzelteile werden aus den resultierenden,<br />
verfestigten Formteilen herausgeschnitten.<br />
Das ILK nutzt Metall für den Schutz der<br />
Kanten, ebenso wie für den Flansch, um das<br />
Laufrad mit dem Antrieb zu verbinden. Die<br />
Scheiben und Schaufeln werden durch<br />
Kleben verbunden und in Bereichen mit<br />
höchsten mechanischen Belastungen durch<br />
metallische Verbindungselemente zusätzlich<br />
verstärkt.<br />
Die EU-Richtlinie ist eine Herausforderung<br />
für all jene Firmen, die Lüfter und<br />
Ventilatoren für die Prozess- und Anlagentechnik<br />
produzieren. Ein Blick auf Zahlen<br />
lässt erkennen, welche Bedeutung der hybride<br />
Leichtbau für die Branche erlangen<br />
könnte: Unternehmen wie Ziehl-Abbeg,<br />
TLT-Turbo, Voith Turbo und Piller Blowers<br />
& Compressors erzielen zusammen Jahresumsätze<br />
von etwa 4 Mrd. Euro. Leichtere<br />
Radiallaufräder könnten helfen, den<br />
immensen Energieverbrauch in Höhe von<br />
31,9 TWh in Deutschland und 410 TWh in<br />
Europa zu reduzieren.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 35
technik & wissen<br />
Leichtbau in doppelter Weise Ressourcen<br />
schone, „bivalent“ – einmal in der Produk -<br />
tions- und dann in der Nutzungsphase.<br />
„Durch den konsequenten Einsatz von<br />
Leichtbauweisen kann das Gewicht aller<br />
beweglichen Teile in Deutschland um durchschnittlich<br />
mindestens zehn Prozent reduziert<br />
werden“, sagt er und fügt hinzu: „Allein<br />
mit dieser geringen Gewichtseinsparung<br />
würden wir jährlich 100 Millionen Tonnen<br />
weniger CO 2 produzieren – und das nur in<br />
Deutschland.“<br />
Als weiteres Beispiel für den Leichtbau<br />
führt er neben dem Hybridrad-Konzept<br />
gerne eine Rücksitz-Durchlade ins Feld. Sie<br />
2017 preis. Als Anschauungsmodell diente<br />
ein Durchlade-Prototyp für den Audi Q7: In<br />
Kooperation mit der TU Chemnitz nutzte<br />
das IWS einen Pulslaser, um Teile der Polymermatrix<br />
im faserverstärkten Organoblech<br />
selektiv abzutragen und so die Haftung<br />
beim Anspritzen der Verstärkungsrippen zu<br />
verbessern. Die Haftfestigkeit stieg dadurch<br />
von 0,73 MPa auf 3,95 MPa.<br />
Mit dem Abschluss des Merge-Projekts<br />
am 31. Dezember 2018 verschob die<br />
Wissenschaft ihren Forschungs-Fokus. Kroll<br />
zielt nun mehr auf den Einsatz von Natur -<br />
fasern und Biopolymeren in Halbzeugen<br />
und Organoblechen, wie beispielsweie bio-<br />
lagen aus Carbonfaser-verstärktem Polyamid<br />
zu liegen – zunächst mit 60%igem CF-<br />
Anteil (CFK60-PA6), dann außen beidseitig<br />
mit 70%igem-CF-Anteil (GFK70-PA6). Zusätzlich<br />
werden Lasteinleitungs-Fasereinsätze<br />
in der äußeren Decklage eingebracht.<br />
Prof. Lothar Kroll leitet auch die<br />
Entwicklung multifunktionaler Leichtbau-<br />
Produkte und ihrer Herstellprozesse im<br />
Bundesexzellenzcluster Merge. Seine Aufgabe<br />
sieht er unter anderem darin, großserientaugliche<br />
Basistechnologien aus den Bereichen<br />
Kunststoff, Metall, Textil und Smart<br />
Systems zusammen zu bringen und zu fusionieren.<br />
Er weist darauf hin, dass der hybride<br />
Das hybride Radiallaufrad ist halb so<br />
schwer als Metallvarianten. Da Radiallaufräder<br />
vielfältig in der Prozesstechnik<br />
eingesetzt werden, führen reduzierte<br />
Massen zu großen Energieeinsparungen<br />
in der Industrie. Bilder: ILK/TUD, Piller<br />
Blowers & Compressors<br />
Alu-Schaum im Leichtbaurad<br />
Eine ganz andere Radlösung präsentiert die<br />
Professur für Strukturleichtbau- und Kunststoffverarbeitung<br />
an der TU Chemnitz von<br />
Prof. Lothar Kroll – ein Automobil-Leichtbaurad<br />
aus Aluminium mit einem Felgenstern<br />
in Hybridleichtbauweise. Die Hybridfelge<br />
wiegt nur 3,02 kg – halb so viel wie<br />
eine Vollaluminiumfelge mit 6,03 kg Masse<br />
und anteilsmäßig noch weniger im Vergleich<br />
zu einer Stahlfelge mit 7,9 kg.<br />
Während der Innen- und der Außenflansch<br />
aus Aluminium sind, besteht der Felgenstern<br />
aus einem Aluminiumschaumkern.<br />
Darauf kommen Lastpfad-orientierte Deckbesteht<br />
aus einem gepressten Organoblech<br />
(Thermoplast mit Glasfasergewebe-Verstärkung)<br />
und verfügt über eingebaute Sensoren.<br />
Diese Sensoren wurden zusammen mit<br />
thermoplastischen Verstärkungsrippen und<br />
weiteren Funktionselementen durch Spritzgießen<br />
ins Bauteil integriert. Die Durchlade<br />
wird in Serien für den Audi Q5 produziert.<br />
Nach Worten von Kroll spart sie 50 % des<br />
Gewichts einer konventionellen Audi-<br />
Durchlade ein (1,84 kg statt 3,85 kg) und<br />
reduziert die Gesamtkosten um 30 %.<br />
Einige Details, wie eine solche Komponente<br />
gefertigt wird, gab das Fraunhofer<br />
IWS bereits auf der Composites Europe<br />
basierte thermoplastische Polymere BioPE<br />
und BioPA.<br />
Ein Beispiel für solche Ansätze bietet das<br />
elektrisch angetriebene „Chemnitz Car<br />
Concept“ (CCC). Den Systemdemonstrator<br />
für das CCC hat das ILK-TUD mit Volkswagen<br />
im Projekt „Merge up!“ entwickelt.<br />
Dafür wurden Echtholz-Furniere mit Biothermoplasten<br />
zu einer Art Hybridlaminat-<br />
„Prepreg“ verarbeitet. Nach der Umformung<br />
kommt das Material an unterschied -<br />
lichen Stellen des Chemnitz Cars zum Einsatz.<br />
Zum einen wird es an der Türaußenseite<br />
angebracht. Zum anderen entsteht daraus<br />
eine Mittelkonsole mit integrierten Druckund<br />
Beschleunigungssensoren – und wird<br />
dazu durch Aluminium, Kunststofffolie mit<br />
Piezokeramikpartikeln sowie Carbon-<br />
Nanoröhrchen (CNT) funktionalisiert.<br />
Hybride Quer- und Längslenker<br />
Das CCC umfasst weitere Leichtbau-<br />
Komponenten, bei denen der hybride<br />
Ansatz teils auf die Spitze getrieben wurde.<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Nur rund 3 kg wiegt das hybride Automobilrad.<br />
Verbaut sind Aluminium,<br />
Alu-Schaum und diverse Faserverbundmaterialien.<br />
Bilder: TU Chemnitz<br />
Darunter ist eine Motorhaube, die aus umgeformtem<br />
Blech mit zugleich aufgespritzten<br />
Kunststoffrippen besteht. Ein anderes<br />
Bauteil, ein Querlenker, verfügt über einen<br />
Kern aus pulvermetallurgisch hergestelltem<br />
Alumi niumschaum mit aufgepressten Thermoplast-Decklagen.<br />
Eingeschäumte Stahleinsätze<br />
dienen als Lasteinleitungspunkte.<br />
Dieser Hybrid-Querlenker bietet 40 %<br />
weniger Gewicht als Stahlquerlenker und<br />
bis zu 7-fach höhere Biegefestigkeit.<br />
Bei einer Bauteil-Entwicklung mit dem<br />
Fraunhofer IWU ist die Zahl der Schichten<br />
noch höher: Der 31 mm dicke Querlenker<br />
wird in einem „One-Shot-Verfahren“ aus<br />
Capaal 1/1 thermogeformt. Dieses Hybridlaminat<br />
setzt sich von innen nach außen aus<br />
den folgenden sechs Lagen zusammen: Aluminiumschaumkern,<br />
PA-Folie, CF-PA,<br />
GF-PA, PA6-Folie, Aluminiumlegierung.<br />
Im Blick auf die Lasten wagte sich das<br />
Projekt „Class“ der Ford Werke noch weiter<br />
hinaus. Beteiligt waren der Metallteile -<br />
hersteller Gestamp und die Universität<br />
Warwick. Thomas Gerhards, Projektleiter<br />
bei Ford in Köln, stellte es auf der Konferenz<br />
ICC 2018 vor. Er berichtete, wie ein<br />
hybrides Radaufhängungssystem für einen<br />
Class-C-PKW (vergleichbar dem Ford<br />
Focus) das Gewicht von 6,15 kg auf 3,98 kg<br />
drücken kann – eine Massereduktion um<br />
35 %. Das hybride „tie-blade knuckle“ ersetzt<br />
ein mehrteiliges Stahlgelenk. Es besteht<br />
im Kern aus einem einzigen Stahleinsatz, der<br />
im „Prepreg/SMC/Stahl-Overmoulding-<br />
Verfahren“ von zwei unterschiedlichen<br />
Verbundwerkstoffen umschlossen wird.<br />
Dies geschieht auf einer Vertikalform -<br />
maschine Engel v-Duo Ecodrive.<br />
Die erste Verbundwerkstoff-Komponente<br />
besteht aus 19 Lagen „quasi isotropem“,<br />
biaxial und unidirektional verlegtem<br />
Carbonfaser-Gewebe mit Epoxidharz-<br />
Vorimprägnierung. Dieses Prepreg wird<br />
zusammen mit dem Stahleinsatz ins Presswerkzeug<br />
gelegt. Darauf kommt ein Vinyl -<br />
ester-basiertes SMC (Sheet Moulding Compound)<br />
mit kürzeren, diskontinuierlichen<br />
Kohlefasern zu liegen und wird in einem<br />
„einzigen Schuss“ überformt.<br />
Obwohl das Teil den technischen Anforderungen<br />
entspricht, räumte Gerhards ein:<br />
„Wir haben die Kosten nicht im Griff. Weil<br />
sie jenseits dessen sind, was bezahlbar ist,<br />
haben wir die Entwicklung nicht weiter -<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
technik & wissen<br />
verfolgt.“ Ein Grund dafür ist, dass er „keine<br />
Aussicht auf eine massive Senkung der<br />
Carbonfaser-Kosten in den nächsten zehn<br />
Jahren“ sieht.<br />
Näher an die Realität heran kam ein<br />
anderes Fahrwerksprojekt, das im Oktober<br />
2018 abgeschlossen wurde und aktuell fortgesetzt<br />
wird: Im BMBF-Projekt MultiForm<br />
entwickelten Weber Fibertech, die Universität<br />
Siegen und Evonik ein kombiniertes<br />
„Hybridpress“-Verfahren mit dem Ziel, ein<br />
vorgewärmtes Stahlblech in einem einzigen<br />
Hub zu tiefziehen und gleichzeitig mit<br />
einem 40 % Langglasfaser-verstärkten<br />
Thermoplasten (LFT) zu verbinden. Nachträgliches<br />
Fügen entfällt dabei. Das LFT-<br />
Polymer besteht aus Polyamid 6, Polyamid<br />
610 oder aus Polyamid 12. Der Haftvermittler<br />
Vestamelt Hylink von Evonik verbindet<br />
ihn fest mit dem Metall.<br />
Als Demo-Bauteile wurden der Fahrwerkslängs-<br />
und Querlenker eines Radaufhängungssystems<br />
und ein Wannenprofil<br />
untersucht. Auf der Fakuma 2018 präsentierte<br />
Evonik schließlich eine PKW-Hinterachse,<br />
in der ein Multiform-Fahrwerks-<br />
In diesem durch „Hybridpressen“ entstandenen<br />
Fahrwerkslängslenker sorgt ein<br />
Haftvermittler von Evonik für eine feste<br />
Verbindung zwischen Kunststoff und<br />
Metall. Bild: Evonik<br />
Ein Teil, hergestellt im rationellen<br />
Hohl-Profil-Hybridverfahren von<br />
Lanxess: Ein metallisches Hohlprofil<br />
wird mit faserverstärktem Thermoplast<br />
umspritzt. Bild: Lanxess<br />
Herone verwendet Rohre aus Organoblech-<br />
CF-Geflechten und überspritzt sie mit<br />
PEEK, um Getriebe-Elemente herzustellen.<br />
Die Trennfuge kann auch Wellenform<br />
haben, um zusätzlich Formschluss herzustellen<br />
(rechts). Bilder: Herone<br />
Werkzeugbau und Automobil-Zuliefer<br />
Metalsa Automotive.<br />
längslenker verbaut war. Untersuchungen<br />
zeigten, dass die Dicke des Stahlblechs<br />
durch die hybride Bauweise um mehr als<br />
1 mm reduziert werden konnte gegenüber<br />
den Originalbauteilen. Das Gesamtgewicht<br />
des Lenkers sank um etwa 20 %. Die Steifigkeit<br />
des LFT und speziell der LFT-Verstärkungsrippen<br />
leisten hier wichtige Beiträge<br />
zur Gesamtsteifigkeit des Fertigteils.<br />
Offensichtlich gibt es die Option, die<br />
Technologie im Automobilbau umzusetzen.<br />
Der Multiform-Abschlussbericht erwähnte<br />
die Beteiligung eines OEM, wobei „eine<br />
zeitnahe Anwendung des Prozesses und<br />
seiner Produkte in der Automobilindustrie<br />
möglich wäre“. Eine Podiumsdiskussion<br />
beim 2. Siegener Leichtbau-Kolloquiums im<br />
Oktober im Anschluss an einen Multiform-<br />
Vortrag zeigte, dass dem Verfahren „vor<br />
allem bei begrenztem Bauraum im Fahrwerk<br />
sowie in Kombination mit dem Werkstoff<br />
Aluminium im Karosseriebereich“<br />
weitere Anwendungen zugetraut werden.<br />
Die in Siegen erwähnte LFT/Aluminium-<br />
Werkstoffkombination wird aktuell im<br />
Nachfolgeprojekt AKTiV (EFRE.NRW)<br />
untersucht. LFT fungiert hier auch als<br />
„Wirkmedium zur Blechumformung“.<br />
Projektpartner der Uni Siegen sind hier<br />
Metallpressteil-Werkzeughersteller Ebmeyer<br />
Funktionalisierte Rohre<br />
Immer öfter dienen auch Rohre als Basis für<br />
hybride Konstruktionen. Das Hohl-Profil-<br />
Hybrid-Verfahren (HPH) ist beispielsweise<br />
eine Entwicklung von Polyamid-Hersteller<br />
Lanxess, bei der Metallrohre mit faser -<br />
verstärktem Polyamid überspritzt werden.<br />
Durch selektiv innen angebrachte Verstärkungselemente<br />
können die Rohre den<br />
hohen Druckkräften im Spritzgießprozess<br />
widerstehen. Das Verfahren hat Ähnlich -<br />
keiten mit den bekannten Hybrid-Verfahren<br />
zum Innenhochdruckumformen (IHU),<br />
erfordert laut Lanxess aber niedrigere Investitionskosten.<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
FIT FÜR DIE<br />
INDUSTRIELLE<br />
ZUKUNFT<br />
Auch die Lösung der Herone GmbH,<br />
einer TUD-Ausgründung, zielt auf eine<br />
automatisierbare und effiziente Serienfertigung<br />
für Hohlprofile und Streben. F&E-<br />
Direktor und Mitgründer Dr. Christian<br />
Garthaus stellte die „Hybridformtechnologie“<br />
in einem Vortrag auf der Composites<br />
Europe 2018 vor. Dabei werden Organoblech-CF-Geflechte<br />
zunächst zu Organo-<br />
Rohren verarbeitet. Das Ausgangsmaterial<br />
sind PEEK-basierte, undirektionale Tapes<br />
des Typs Victrex AEL 250 mit 60 Vol.%<br />
CF-Gehalt. Die daraus gefertigten Organo-<br />
Rohre wurden auf 225 °C erwärmt und auf<br />
Drei Akademien an einem Ort lassen Sie ganzjährig<br />
innovative Produktionstechnik live erleben.<br />
Die Deutsche Messe Technology Academy bietet:<br />
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Programm Mai - Juli 2019<br />
einer Arburg-Spritzgießmaschine überspritzt<br />
mit Victrex 90HMF40 – einem<br />
Compound aus 40 % CF-verstärktem PEEK<br />
mit 395 °C Schmelzetemperatur. Der Spritzdruck<br />
betrug 2080 bar. Das Ergebnis sind<br />
beispielsweise Getriebe-Elemente.<br />
Garthaus zeigte bei seinem Vortrag eine<br />
Antriebswelle aus einem CFK-Rohr mit<br />
31 mm Außendurchmesser und 1,3 mm<br />
Wandstärke („Laminatdicke“) – hergestellt<br />
aus fünf Flechtlagen, überspritzt mit PEEK.<br />
Im Spritzguss lässt sich das CFK-Rohr auch<br />
so formen, dass eine wellenartige Ober -<br />
fläche entsteht und das PEEK-Compound<br />
zusätzlich formschlüssig verbunden wird,<br />
um höhere Drehmomente übertragen zu<br />
können.<br />
•<br />
07<br />
MAI<br />
<strong>09</strong><br />
MAI<br />
15<br />
MAI<br />
16<br />
MAI<br />
22<br />
MAI<br />
04<br />
JUN<br />
05<br />
JUN<br />
05-06<br />
JUN<br />
12<br />
JUN<br />
25<br />
JUN<br />
01<br />
JUL<br />
Additive Fertigung: Chancen für den Mittelstand<br />
Veranstalter: Niedersachsen ADDITIV<br />
ERP, MES und BDE: Produktionsprozesse planen<br />
und steuern<br />
Veranstalter: mit uns digital!<br />
Generalschulung: Technologien und Potenziale<br />
der Digitalisierung<br />
Veranstalter: mit uns digital!<br />
Virtual Reality/Augmented Reality und Mixed<br />
Reality<br />
Veranstalter: Institute for Immersive Learning<br />
<br />
Veranstalter: Deutsche Messe Technology Academy &<br />
Konradin Verlag<br />
Industrie 4.0 in der Lebensmittelproduktion<br />
Veranstalter: Deutsche Messe Technology Academy & DLG<br />
Additive Verfahren - Neue Entwicklungen beim<br />
3D-Metalldruck in der Praxis<br />
Veranstalter: Deutsche Messe Technology Academy &<br />
Konradin Verlag<br />
EdTech Kongress 2019<br />
Veranstalter: Corporate Learning Change GmbH<br />
<br />
Veranstalter: Institute for Immersive Learning<br />
<br />
reinigung<br />
Veranstalter: Deutsche Messe Technology Academy<br />
<br />
Bildung<br />
Veranstalter: Niedersachsen ADDITIV<br />
David Vink<br />
Freier Fachjournalist in Mettmann<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
Deutsche Messe Technology Academy<br />
Messegelände / Pavillon 36, 30521 Hannover<br />
www.technology-academy.group<br />
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interview<br />
Avanco-Chef Holger Garbrecht: Gewichtseinsparung ist nicht das einzige Plus von Carbon<br />
„Unsere Faserverbunde<br />
verschieben Grenzen“<br />
Den Leichtbauwerkstoff Carbon bringt die Avanco-Gruppe in<br />
immer mehr Branchen ein und erschließt neue Anwendungen<br />
schrittweise und solide. Wo dafür noch großes Potenzial ist<br />
und welche Vorgehensweise sich empfiehlt, wollen wir von<br />
CEO Holger Garbrecht wissen.<br />
❧ Olaf Stauß<br />
Herr Garbrecht, Avanco hat große Leichtbaukompetenz<br />
insbesondere mit Carbon<br />
aufgebaut. Welches Potenzial sehen Sie für<br />
den immer noch neuen Werkstoff?<br />
In Zukunft ist mit einem breiten Einsatz in<br />
der gesamten Leichtbauindustrie zu rechnen<br />
– also im Automobilbau, der Luftfahrt und<br />
der allgemeinen Industrie. Die OEM nutzen<br />
Kohlefaserverbundwerkstoffe in wachsendem<br />
Maße in automobilen Serien. Darüber<br />
hinaus wird die E-Mobilität für eine stärkere<br />
Nachfrage sorgen. Als ein weiteres<br />
Beispiel will auch die Luftfahrt industrie<br />
mehr als 50 Prozent ihrer zukünftigen Flugzeuge<br />
aus Leichtbaumaterialien herstellen.<br />
Was wäre ein typisches Beispiel, wie Kohlefaser-verstärkter<br />
Kunststoff (CFK) ein klassisches<br />
Produkt nach vorne bringt?<br />
In der E-Mobilität ersetzen wir klassische<br />
Bauteile wie Motorspindeln, Rotorband -<br />
anlagen, Spaltrohre oder Gehäuse durch<br />
Kohle- oder Glasfaserwerkstoffe – CFK und<br />
GFK. Im Vergleich zu Stahllösungen lassen<br />
sich die Bauteile wesentlich dünner fertigen<br />
und nutzen den Bauraum optimal aus.<br />
Zudem kann nichtleitende Glasfaser die<br />
Motorleistung steigern, weil das Gewicht<br />
sinkt und weniger Wirbelströme auftreten.<br />
Und das Material dämpft Schwingungen.<br />
Holger Garbrecht ist Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der Avanco GmbH –<br />
der Dachgesellschaft der Geschäfts -<br />
einheiten und Marken Inometa, Dynexa<br />
und Xelis. Bilder: Avanco<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Dynexa zählt zu den weltweit größten Herstellern von<br />
CFK-Antriebswellen für die Industrie. Die Leichtbauwelle<br />
X-Shaft lässt sich zum Beispiel gezielt auf unterschiedliche<br />
Anwendungen anpassen.<br />
Wie hoch fällt der Gewichtsvorteil aus?<br />
Grundsätzlich weist der Werkstoff CFK mit<br />
1,5 bis 1,65 g/cm³ eine sehr geringe Dichte<br />
auf. Sie entspricht 57 Prozent von Aluminium<br />
und 20 Prozent von Stahl. Speziell bei<br />
einer Kardanwelle bleiben nach der konstruktiven<br />
Umsetzung mit Carbon etwa 30<br />
bis 35 Prozent Gewichtseinsparung übrig<br />
im Vergleich zur Stahlwelle. Meist ist jedoch<br />
nicht das Gewicht allein ausschlaggebend,<br />
sondern die Kombination von Eigenschaften.<br />
So lässt sich die CFK-Welle erheblich<br />
länger bauen.<br />
Die Avanco-Gruppe hat bei Druckwalzen<br />
angefangen, ihr Leichtbau-Know-how aufzubauen.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Keimzelle ist das 1981 von Wilfried Tappe<br />
gegründete Unternehmen Inometa. Ein<br />
Unternehmen, das heute zu den renommiertesten<br />
Adressen zählt, wenn es um Alumi -<br />
nium- und CFK-basierte Wellen, Profile,<br />
Walzen und Adapter für die Druck-, Papier-,<br />
Folien- und Verpackungsmaschinenindustrie<br />
geht. Wilfried Tappe sah bereits früh<br />
voraus, dass auch andere Industrien von der<br />
Leichtbauphilosophie enorm profitieren<br />
könnten. Mit unseren Tochtergesellschaften<br />
Xelis und Dynexa wurde das Engagement<br />
um weitere Säulen erweitert. Als verbindende<br />
Einheit steuert die Avanco GmbH die<br />
stark gewachsene Gruppe.<br />
Herstellung eines CFK-Bauteils im Filament- Winding-<br />
Verfahren. Die Zugfestigkeit der Carbonfasern<br />
übersteigt die von Stahl um ein Mehrfaches. Die CF-<br />
Fasern sind elektrisch leitfähig, haben eine mittlere bis<br />
sehr hohe Wärmeleitfähigkeit und eine negative<br />
Wärmedehnung.<br />
Wofür stehen die drei Marken Inometa,<br />
Dynexa und Xelis?<br />
Inometa ist spezialisiert auf qualitativ<br />
anspruchsvolle Leichtbau-Lösungen und<br />
Funktionsoberflächen und deckt damit das<br />
gesamte Spektrum an rotierenden Elementen<br />
ab. Dynexa zählt zu den wichtigsten<br />
Leichtbaupartnern für die Branchen Automotive<br />
und Industrial. Mit Expertise bei<br />
CFK und GFK liegt der starke Fokus von<br />
Dynexa in der Integration neuer Werkstoffkonzepte<br />
in traditionelle sowie moderne<br />
Fertigungsprozesse und Anwendungen.<br />
Und Xelis ist ein global führender Partner<br />
für die Entwicklung und Produktion hochpräziser<br />
Lösungen aus Thermoplasten für<br />
die Luftfahrtindustrie. Ein besonderer<br />
Schwerpunkt ist die Serienfertigung mit<br />
dem eigens entwickelten Verfahren X-CCM,<br />
Continuous Compression Molding.<br />
Gibt es auch interne Zulieferbeziehungen?<br />
Ja, insbesondere zwischen Inometa und<br />
Dynexa. Für Walzen aus CFK und GFK<br />
wird das zugrundeliegende Rohr bei<br />
Dynexa gefertigt und bei Inometa veredelt.<br />
Bei Branchenlösungen begleiten Sie den<br />
Kunden „von der Idee bis zur Serie“. Wie<br />
läuft ein Projekt ab?<br />
In der Gruppe pflegen wir einen regen Austausch,<br />
um Interessenten zeitnah mit den<br />
Fachspezialisten an den Standorten zu vernetzen.<br />
Im Entwicklungsprozess haben die<br />
Kunden dann einen Ansprechpartner aus<br />
einer Avanco-BU. Ein gutes Beispiel ist die<br />
CFK-Antriebswelle für einen Premium-<br />
Hersteller der Autoindustrie. Gemeinsam<br />
haben wir ein maßgeschneidertes Produkt<br />
und dafür einen Serienfertigungsprozess<br />
entwickelt. Diese Produktion bestätigt nun<br />
schon seit über sechs Jahren eindrucksvoll<br />
Tag für Tag das Potenzial, das wir erschließen<br />
können. Effizienz, Qualitätsdatenerfassung,<br />
Rückverfolgbarkeit und Logistik<br />
waren und sind dort Kernthemen.<br />
Stimmt es, dass Sie CFK-Walzen ab 2020<br />
auf dem Preisniveau von Stahlwalzen<br />
anbieten wollen?<br />
Das Preisniveau hängt maßgeblich von den<br />
Eigenschaften der Walze ab. Mit zunehmendem<br />
Volumen sinken sowohl die Fertigungsals<br />
auch die Materialkosten deutlich. Wann<br />
CFK-Walzen das Preisniveau von Stahl -<br />
walzen erreichen, lässt sich nicht vorher -<br />
sagen. Jedoch ist anzumerken, dass die<br />
technischen Eigenschaften von Kohlefaser-<br />
Walzen als Kaufargument im Vordergrund<br />
stehen und deutlich über denen von Stahl -<br />
walzen liegen.<br />
Dynexa bietet auch hochbelastbare<br />
Faserverbund-Antriebswellen an. Was ist<br />
hier möglich und wo sind die Grenzen?<br />
Grenzen verschieben – genau das kann<br />
dieser faszinierende Werkstoff, wenn er<br />
richtig eingesetzt wird. Dies gemeinsam mit<br />
dem potentiellen Kunden oder Anwender<br />
von Fall zu Fall zu beurteilen, war und ist<br />
unsere Kernkompetenz. Generell kann ich<br />
so viel sagen: Es gibt definitiv noch Grenzen,<br />
die unser Werkstoff verschieben kann.<br />
Als Beispiel sei wieder das Thema Mobilität<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 41
interview<br />
genannt. Welche Antriebskonzepte sich<br />
künftig durchsetzen, ist unsicher. Sicher hingegen<br />
ist: Mithilfe leichter Wellen aus Faserverbundwerkstoffen<br />
kann Dynexa auch<br />
kurzfristig einen Beitrag zu Fortschritten<br />
leisten. Dazu zählen Antriebswellen wie<br />
Längs- oder Kardanwellen, ebenso wie<br />
Abtriebswellen.<br />
Bei welchen Anwendungen lohnen sich<br />
solche Investitionen?<br />
Überall dort, wo die technischen Anforderungen<br />
von herkömmlichen Produkten auf<br />
Grenzen stoßen, ist es sinnvoll, sich mit<br />
dem Thema CFK und Leichtbau<br />
auseinander zusetzen. Dabei gilt es immer,<br />
konkreten Anwendungsfall technisch<br />
möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist,<br />
erörtern wir gemeinsam mit dem Kunden in<br />
einem frühen Stadium des Entwicklungsprozesses.<br />
Dank neuester Fortschritte bei<br />
Zerspanungswerkzeugen und -prozessen<br />
konnten jedoch auch hier die Grenzen<br />
verschoben werden: Prozesszeiten, Werkzeug-Standzeiten<br />
und Fertigungskosten sind<br />
gesunken. Dies gilt für reine Faserverbunde<br />
ebenso wie für hybride Verbunde mit<br />
Metallanteil. Ist also eine Zerspanung erforderlich,<br />
verfügen wir über wirtschaftliche<br />
Lösungen aus unserem Haus, die es vor<br />
zehn Jahren noch nicht gab.<br />
Geschäftsführer Holger<br />
Garbrecht kann auf<br />
langjährige Erfahrungen<br />
der Avanco-Gruppe mit<br />
Carbon-Bauteilen<br />
verweisen: Die Produktion<br />
einer CFK-Antriebswelle<br />
für einen Premium-<br />
Automobilhersteller läuft<br />
beispielsweise schon seit<br />
über sechs Jahren durch.<br />
„Bauteile aus<br />
Faserverbund-<br />
Werkstoff<br />
können eine<br />
deutlich höhere<br />
Lebensdauer<br />
erreichen als<br />
Stahl-Bauteile“<br />
Sie haben eine eigene F+E-Abteilung: An<br />
welchen Themen arbeitet sie aktuell?<br />
Der F+E-Aufwand in der Avanco-Gruppe ist<br />
überdurchschnittlich hoch. So sichern wir<br />
uns einen Know-how-Vorsprung und sind<br />
kompetenter Ansprechpartner für Kunden,<br />
wenn es um anspruchsvolle Neuentwicklungen<br />
geht. Jeder unserer Standorte hat eine<br />
eigene F+E-Abteilung, die Produkte für ihre<br />
Kunden entwickelt. Klassische CFK- und<br />
GFK-Produkte müssen zum Beispiel zunehmend<br />
digitale Anforderungen erfüllen und<br />
Sensoren aufnehmen, um Leistungs daten<br />
des Bauteils zu erfassen. Eine weitere Kernkompetenz<br />
ist das Beschichten von Bau -<br />
teilen wie Keramik-, Hartmetall- oder<br />
Composite- Beschichtungen. Auch hier gibt<br />
es immer wieder F+E-Bedarf.<br />
das Verhältnis aus Performancesteigerung<br />
und höheren Kosten in Relation zu setzen<br />
und dann die richtigen Entscheidungen zu<br />
treffen.<br />
Entspricht die Haltbarkeit wirklich der von<br />
etablierten Stahlbauteilen?<br />
Besser noch: Sind die Faserverbundkomponenten<br />
richtig ausgelegt und dimensioniert,<br />
kann ihre Haltbarkeit – gerade bei Ermüdungsbeanspruchung<br />
– die von Stahlbauteilen<br />
sogar deutlich übertreffen! Dieser<br />
Aspekt ist eine der vielen Stärken dieses<br />
beeindruckenden Werkstoffs.<br />
Entfällt die spanende Bearbeitung bei der<br />
Produktion von Carbon- und Glasfaserkomponenten?<br />
Es gibt Herstellverfahren im Faserverbundbereich,<br />
die dies ermöglichen. Ob es im<br />
Werden Profile, Wellen, Balken und ähn -<br />
liches Halbzeug bereits in größeren Serien<br />
produziert?<br />
Seit über sechs Jahren betreiben wir Serienfertigungen<br />
für die Automobil- und Luftfahrtindustrie.<br />
Aber auch für Kunden aus<br />
dem Maschinen- und Anlagenbau fertigen<br />
wir Kleinserien für verschiedenste Anwendungen.<br />
Können Sie Beispiele nennen?<br />
Die Serienanwendungen reichen von<br />
Ein legeteilen für verschiedenste Spritzgieß -<br />
prozesse über strukturelle Anwendungen in<br />
der Automobil- und Luftfahrtindustrie<br />
sowie Spezialbauteile für den Öl&Gas-<br />
Sektor bis hin zu Serien in den Bereichen<br />
Premium-Elektrogeräte sowie Pumpen- und<br />
Vakuumtechnik.<br />
Gibt es auch F+E-Aktivitäten bei den Fertigungsverfahren?<br />
Ja, verschiedene. Gerade nehmen wir eine<br />
Anlage für das thermoplastische Wickeln in<br />
Betrieb. Sie ermöglicht automatisierte Fertigungsprozesse<br />
für mehrere 10.000 bis über<br />
100.000 Bauteile pro Jahr. Unter anderem<br />
qualifizieren wir damit neue, thermoplastische<br />
Leichtbauanwendungen mit Partnern,<br />
um sie dann zu produzieren. Wenn wir über<br />
Innovationen und neue Produkte sprechen,<br />
schließt das immer auch eine Optimierung<br />
des Fertigungsverfahrens mit ein. So werden<br />
bei uns bereits Faserverbundprodukte im<br />
3D-Druckverfahren hergestellt.<br />
Faserverbunde im 3D-Druckverfahren: Wie<br />
funktioniert das?<br />
Den 3D-Druck setzen wir hauptsächlich für<br />
das „Rapid Prototyping“ ein. Wir versuchen<br />
hier, die klassischen Produktions verfahren<br />
mit dem 3D-Druck zu kombinieren. Näheres<br />
zu diesen innovativen Herstellungs -<br />
verfahren können wir jedoch zum aktuellen<br />
Zeitpunkt aus wettbewerbsrechtlichen<br />
Gründen noch nicht sagen, das werden Sie<br />
verstehen.<br />
•<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
technik & wissen<br />
Ein Plädoyer: Ressourcen schonen für die Zukunft<br />
Nur Automatisieren<br />
rettet die Welt<br />
Future Trends | Bis 2025 müssten täglich 13.000 neue<br />
Gebäude entstehen, um die Erdbevölkerung unterzubringen.<br />
Mit solchen Zahlen rüttelt Andrew Anagnost<br />
auf, CEO von Autodesk. Im Folgenden lenkt er den<br />
Blick auf Lösungsszenarien und eröffnet eine ganz<br />
neue Sicht auf Automation und moderne Technik.<br />
Schaut man sich die aktuelle Infrastruktur<br />
in den Industrieländern an, gibt es viel zu<br />
tun: Brücken sind porös und der Zustand<br />
vieler Straßen macht Autofahrern zu schaffen.<br />
Schwellenländer sind hier noch am<br />
Anfang und neue Infrastrukturen wie Schienen,<br />
Straßen, Tunnel und Brücken müssen<br />
teilweise erst noch gebaut werden.<br />
Bis zum Jahr 2025 wird die Weltbevölkerung<br />
auf fast zehn Milliarden Menschen angewachsen<br />
sein – das sind zwei Milliarden<br />
mehr Menschen als heute. 75 % werden in<br />
Großstädten leben und fast die Hälfte wird<br />
zur Mittelschicht gehören. Um diese<br />
Herausforderung zu meistern, müsse die<br />
Baubranche in Großstädten im Schnitt<br />
jeden Tag 13.000 Gebäude bauen, so sagt<br />
eine Studie des Forschungsunternehmens<br />
Statista.<br />
Steigende Nachfrage<br />
bei immer weniger Ressourcen<br />
Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Bei<br />
gleichzeitig steigender Nachfrage gibt es<br />
immer weniger Ressourcen und verfügbaren<br />
Wohnraum. Zudem erzeugt die Baubranche<br />
fast ein Drittel der weltweiten Abfallmenge<br />
– bis 2025 soll sich das Volumen verdoppeln.<br />
Davon entfallen fast 70 Prozent auf<br />
Ersatzteile, die innerhalb der Fertigungs -<br />
lieferkette nicht zum Einsatz kommen.<br />
Theoretisch ist die Lösung einfach: Wir<br />
müssen unsere Prozesse verbessern und<br />
dabei deren negative Auswirkungen auf<br />
unsere Erde und Umwelt reduzieren. Eine<br />
große Herausforderung, aber gleichzeitig<br />
auch die bisher größte Chance für Architekten<br />
und Ingenieure.<br />
Mithilfe von Automatisierung können<br />
neue Konstruktions- und Fertigungsprozesse<br />
mit weniger Abfall und besseren Ergebnissen<br />
umgesetzt werden. Moderne Tech -<br />
nologie führt Informationen zusammen,<br />
fördert innovative Ideen und unterstützt bei<br />
der Entscheidungsfindung.<br />
Andrew Anagnost, CEO und<br />
President von Autodesk, sieht die<br />
Automatisierung als entscheidendes<br />
Tool, um die zukünftigen Herausforderungen<br />
der Menschheit zu<br />
meistern. Bilder: Autodesk<br />
Virtuelle Modelle führen zum Optimum<br />
Ein mögliches Szenario könnte sein: Architekten,<br />
Ingenieure und Bauunternehmer<br />
kooperieren bei der Entwicklung eines<br />
Bauprojekts in einem virtuellen Modell,<br />
bevor der eigentliche Umsetzungsprozess<br />
beginnt. Ausgehend davon können sie<br />
bereits in der frühen Entwurfsphase<br />
Dutzende von Optionen identifizieren, um<br />
die Ideenfindung und Zusammenarbeit vor<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 43
technik & wissen<br />
dem Bau zu erleichtern und Ressourcen zu<br />
schonen. In der Umsetzung kann dann<br />
direkt mit einem optimal abgestimmten<br />
Modell gearbeitet werden – dies spart Zeit<br />
sowie Ressourcen und verbessert gleichzeitig<br />
das Endergebnis.<br />
Der neuen Ära der Automatisierung steht<br />
allerdings ein signifikanter Fachkräfte -<br />
mangel gegenüber – Arbeitsplätze und Aufgaben<br />
gibt es genug, allerdings nicht die<br />
dafür ausgebildeten Fachkräfte. Arbeitnehmer<br />
müssen sich daher an ein technologisch<br />
anspruchsvolleres Arbeitsumfeld anpassen.<br />
Darüber hinaus arbeiten Menschen und<br />
Maschinen zunehmend zusammen. Hierdurch<br />
entstehen ganz neue Möglichkeiten<br />
und Potenziale. Zum Beispiel könnten künf-<br />
Zukünftig werden mehr<br />
Fachkräfte benötigt, um<br />
Roboter zu entwickeln,<br />
zu bauen und zu warten.<br />
Automatisierung<br />
unterstützt Unternehmen<br />
dabei, wettbewerbsfähig<br />
zu sein. Gleichzeitig<br />
fördert sie die Kreativität<br />
und eröffnet neue<br />
Potenziale, sagt<br />
Andrew Anagnost.<br />
Links und Fakten<br />
Andrew Anagnost hat seinem Plädoyer vertiefende<br />
Fakten und Autodesk-Links hinzugefügt. In der<br />
Online-Version (https://bit.ly/2Vx3CuP) lassen sie<br />
sich anklicken, doch es geht auch manuell:<br />
• Gebäudebedarf 2025: https://autode.sk/2P32Y4S<br />
• Abfallmenge:<br />
https://bit.ly/2HsJ3s0<br />
• Ersatzteile:<br />
https://autode.sk/2TXJ79l<br />
• Generatives Design: https://autode.sk/2AyseJU<br />
• Bessere Produkte: https://autode.sk/2I4ln1E<br />
tig Roboter, die momentan an den Produk -<br />
tionsanlagen eingesetzt werden, auch auf<br />
Baustellen zu finden sein. Fachkräfte<br />
müssen diese Roboter entwickeln, bauen<br />
und warten sowie Projekte planen und<br />
koordinieren und die Roboter auf den<br />
Baustellen entsprechend einrichten. Allein in<br />
China werden bis 2020 über drei Millionen<br />
Fachkräfte benötigt, die diese Aufgaben<br />
übernehmen können.<br />
Automatisierte Tools bringen Kreativität<br />
Automatisierung unterstützt Unternehmen<br />
dabei, wettbewerbsfähig zu sein. Aber sie<br />
fördert gleichzeitig auch Kreativität und er-<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
öffnet ganz neue Möglichkeiten. Ein Beispiel<br />
von General Motors (GM) zeigt, welche<br />
Veränderungen Automatisierung vorantreiben<br />
kann: GM nutzt dafür die Technologie<br />
für Generatives Design von Autodesk.<br />
Die Ingenieure von GM konzipierten und<br />
gestalteten den Prototyp einer Sitzkonsole<br />
neu. Diese Halterung bestand bisher aus<br />
acht Teilen und kann nun dank Genera -<br />
tivem Design aus einem einzigen<br />
Teil gefertigt werden. Außerdem<br />
ist das Ergebnis 20 % stabiler<br />
und 40 % leichter als das Vorgängermodell.<br />
GM plant nun<br />
auf dieser Technologiebasis, die<br />
Kraftstoffeffizienz der Fahrzeuge<br />
zu verbessern und die mechanische<br />
Komplexität der Produktionsprozesse<br />
zu reduzieren.<br />
Solche innovativen Planungsund<br />
Fertigungsprozesse produzieren<br />
weniger Abfall und resultieren<br />
in besseren, langlebigeren<br />
Produkten.<br />
Auch das Design- und Ingenieurbüro<br />
SNC-Lavalin Atkins<br />
setzt auf Automatisierung und<br />
damit kostengünstigere Planungs-<br />
und Bauprozesse. Es entwickelte<br />
eine App, die einfache<br />
Ideen-Scribbles in reale Gebäude<br />
umsetzt. Damit sind Gebäudeentwürfe<br />
simulierbar, bevor<br />
sie gebaut werden. Das Ergebnis:<br />
Gebäude, die schneller und<br />
kostengünstiger umgesetzt werden<br />
als ursprünglich geplant.<br />
Nachfrage nach mehr Lebensraum bei<br />
gleichzeitigem Ressourcenmangel sowie<br />
dem Streben nach optimalen Ergebnissen<br />
gerecht werden.<br />
•<br />
Andrew Anagnost,<br />
President & CEO von Autodesk<br />
Expertise – Passion – Automation<br />
Die Autodesk-Software „Generative Design“ lieferte in<br />
kürzester Zeit zahlreiche Designvorschläge für die<br />
leichter gebaute Sitzkonsole von General Motors<br />
– möglich durch KI. Bild: GM<br />
Es geht auch um Gemeinschaft<br />
Was wäre, wenn dieses Modell<br />
auf ganze Städte angewandt<br />
werden könnte? Was wäre,<br />
wenn Bürger in den Ideenprozess<br />
einbezogen werden könnten?<br />
Dies erfordert eine neue<br />
Denkweise und eine klare Vi -<br />
sion, kann aber möglich sein,<br />
wenn wir die Art und Weise, wie<br />
wir arbeiten, neu denken<br />
würden. Anpassungsfähigkeit,<br />
Belastbarkeit und Gemeinschaft<br />
sind hierbei der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Denn schlussendlich<br />
können wir nur in der Kooperation<br />
zwischen Mensch und<br />
Automatisierung der steigenden<br />
Präzise Raumwunder<br />
Pneumatische Kompaktschlitten<br />
SMC Serie MXQ<br />
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Die E-Autos kommen aus der Nische, es bleibt aber noch Luft nach oben<br />
Elektrisch<br />
im Dienst<br />
Elektromobilität | Durch steuerliche Vergünstigungen<br />
wird das E-Auto als Dienstwagen interessant. Die<br />
Ladetechnik wird zudem schneller und die Ökologie-<br />
Diskussion mit neuen Zahlen versorgt.<br />
Neben der Reichweite sind auch die<br />
Anschaffungskosten noch immer ein<br />
Hemmnis, wenn es um die Frage „E-Auto<br />
oder Verbrenner“ geht. Das schlug bis vor<br />
kurzem auch auf die deutschen Dienstwagen<br />
durch, denn der Nutzer muss diesen –<br />
so er ihn auch privat fahren will – als sogenannten<br />
geldwerten Vorteil versteuern.<br />
Kurz, der vom Arbeitgeber zur Verfügung<br />
gestellte Wagen wird als Teil des Gehalts angesehen,<br />
weshalb der Staat einen Anteil bekommt.<br />
Bemessen wird dieser mit einem<br />
Prozent des Anschaffungspreises. Stellt der<br />
Chef also einen 50.000-Euro-Wagen in die<br />
Garage des Mitarbeiters, tauchen monatlich<br />
500 Euro auf der Gehaltsabrechnung auf,<br />
die versteuert werden. Das Problem hinsichtlich<br />
E-Autos war nun, dass diese aktuell<br />
noch teuerer sind als ihre regulären<br />
Kollegen, weshalb auch ein größerer geldwerter<br />
Vorteil berechnet wurde. Bis jetzt.<br />
Denn seit Anfang 2019 wird für Elektround<br />
Hybridfahrzeuge nur noch ein halbes<br />
Prozent veranschlagt.<br />
Da E-Autos aktuell wie gesagt noch teurer<br />
sind, kann der halbierte Satz aber keinen<br />
großen Vorteil herausschlagen. Man könnte<br />
also sagen, dass sich die Anschaffung eines<br />
E-Autos trotz Förderung im Vergleich zum<br />
Verbrenner kaum lohnt. Eigentlich kann die<br />
Sache aber auch anders betrachtet werden:<br />
Es ist – betrachtet man den geldwerten Vorteil<br />
– fast egal, ob Benziner oder E-Auto,<br />
wobei letzterer sogar noch günstiger ist.<br />
Denn Audi A6 (475 Euro) und Tesla S<br />
(443 Euro) kommen nun fast auf den gleichen<br />
Preis, Golf (195 Euro) und sein elektrisches<br />
Pendant (179 Euro) ebenso. Finanzminister<br />
Olaf Scholz überlegt aktuell, ob das<br />
auf drei Jahre angelegte Programm stark<br />
verlängert und der E-Transporter für den<br />
innerstädtischen Lieferverkehr stärker gefördert<br />
werden sollte. Plugin-Hybride könnten<br />
dagegen stärkere Förderauflagen bekommen,<br />
etwa mindestens 80 km elektrische<br />
Reichweite.<br />
Nadelöhr Ladesäule<br />
Für Unternehmen ist es damit aber nicht<br />
getan, denn für eine möglichst stressfreie<br />
Nutzung sollte das E-Auto in der langen<br />
Ruhephase auf dem Firmenparkplatz auch<br />
geladen werden können. Phoenix Contact<br />
hat als Hersteller von Ladetechnik bereits<br />
einen entsprechenden Ladepark eingerichtet.<br />
Voll elektrisch angetriebene Fahrzeuge<br />
werden im Bereich der Poolfahrzeuge für<br />
den Kurzstreckenverkehr und im Bereich<br />
Facility Management zum Transport von<br />
Lasten und Werkzeug auf dem Betriebsgelände<br />
und für den Transport zwischen den<br />
einzelnen Standorten eingesetzt. Plug-in-Hybride<br />
werden sowohl im Bereich der Pool-<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
technik & wissen<br />
Ladeparks für E-Autos auf<br />
Firmenparkplätzen könnten künftig mehr<br />
Verbreitung finden. Bild: Phoenix Contact<br />
Das Fastcharge-Team mit Ladecontainer, Ladesäulen und Forschungsfahrzeuge (von li. nach re.):<br />
Markus Göhring (Porsche), Frank Bauer (BMW), Projektleiter Stephan Elflein (BMW), Bernhard Pufal (Allego),<br />
Gerhard Oberpertinger (Siemens) und Robert Ewendt (Phoenix Contact). Bild: Phoenix Contact<br />
fahrzeuge und als personengebundenes<br />
Dienstfahrzeug mit Privatnutzung eingesetzt.<br />
So sind aktuell drei VW E-Up und ein<br />
BMW i3 in der Flotte aktiv. Dazu kommen<br />
noch die Plug-in-Hybride Volvo V90, VW<br />
Passat und zwei Golf, außerdem wurden<br />
kürzlich zwei BMW 530e und ein Mercedes<br />
E 300 de bestellt – beides Hybridfahrzeuge,<br />
die etwa 50 km rein elektrisch schaffen.<br />
„Reine Elektroautos sind im Moment bei<br />
den personenbezogenen Fahrzeugen eher<br />
die Ausnahme. In unserem Haus hat ein Vertriebsmitarbeiter<br />
von 2015 bis 2018 einen<br />
BMW i3 als Dienstfahrzeug genutzt und damit<br />
eine Strecke von 100.000 km zurückgelegt.<br />
Das setzt natürlich eine vorausschauende<br />
Routenplanung voraus, da die Reichweite<br />
unter 200 km beträgt. Zukünf tige Modelle<br />
sollen 500 bis 600 km schaffen. Dann<br />
wird auch der Anteil von personengebundenen<br />
Dienstfahrzeugen steigen, da die Reichweite<br />
reiner Elektroautos für den Vertrieb<br />
bis jetzt zu gering war“, sagt Andreas Tappe,<br />
zuständig für das Corporate Facility<br />
Management bei Phoenix Contact. „In unserer<br />
Dienstwagenrichtlinie sind E-Autos<br />
nicht ausgeschlossen. Es müssen aber Kosten,<br />
Aufwände und Anforderungen der Nutzer<br />
in Einklang gebracht werden. Bisher waren<br />
Fahrzeuge in der oberen Mittelklasse<br />
nicht lieferbar oder zu teuer.“ Sobald die<br />
Autoindustrie E-Fahrzeuge auf den Markt<br />
bringt, die nur unwesentlich teurer als ein<br />
Diesel sind, soll auch bei Phoenix Contact<br />
der Anteil steigen – vorausgesetzt, die Infrastruktur<br />
wächst mit. Als Zwischenlösung<br />
werden daher Plug-in-Hybride angeschafft.<br />
Die Phoenix-Contact-Mitarbeiter beziehen<br />
ihren Ladestrom zurzeit völlig kostenfrei.<br />
Hier hat der Gesetzgeber die Möglichkeit<br />
gelassen, bis zum Ablauf einer Übergangsfrist<br />
Ende 2020 die Entrichtung des<br />
geldwerten Vorteils für Ladestrom auszusetzen,<br />
denn eigentlich müsste kostenloser oder<br />
vergünstigter Ladestrom ebenfalls versteuert<br />
werden. Ab 2020 werden die öffent -<br />
lichen Lademöglichkeiten von Phoenix<br />
Contact an einen externen Provider übergeben.<br />
Dieser wird die Ladesäulen betreiben<br />
und direkt mit seinen Kunden abrechnen.<br />
Auch die Schaeffler-Gruppe verfolgt laut<br />
Nachhaltigkeitsbericht eine „Mobilitätsstrategie<br />
für einen ökologischen Fuhrpark<br />
mit dem Ziel, die CO 2 -Emissionen aus der<br />
Reisetätigkeit ihrer Mitarbeiter weiter zu<br />
senken.“ Die Dienstwagenrichtlinie gewährt<br />
daher auch hier Sonderkonditionen für die<br />
Nutzung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen.<br />
Auch in Amerika und China fahren<br />
Schaeffler-Mitarbeiter inzwischen mit elektrifizierten<br />
Dienstwagen. Zudem wird weltweit<br />
die Ladeinfrastruktur an den Schaeffler-Standorten<br />
ausgebaut, Ende 2017 war<br />
das weltweit an bereits an 19 geschafft,<br />
zwölf davon liegen in Deutschland. Bis zum<br />
Jahr 2020 soll dann an allen deutschen<br />
Schaeffler-Standorten eine Möglichkeit bestehen,<br />
Fahrzeuge mit Strom zu versorgen.<br />
Da längere Ladezeiten während der<br />
Arbeit kein Problem sind, reichen hier auch<br />
die etwas weniger schnellen Varianten, die<br />
günstiger zu realisieren sind. Wenn künftig<br />
mehr Mitarbeiter laden wollen, als es Säulen<br />
gibt, wird das zu Unmut führen, der teilweise<br />
durch intelligente Ladesäulen gelöst werden<br />
könnte. Diese versorgen mehrere Fahrzeuge<br />
und können den Strom nach Dringlichkeit<br />
oder anderen Kriterien verteilen.<br />
Der Hersteller Innogy etwa hat sein Portfolio<br />
für das Laden mit bis zu 22 kW Wechselstrom<br />
entsprechend erweitert. „Alle Varianten<br />
sind mit Kommunikation ausgestattet<br />
und können so im Betrieb optimal administriert<br />
und gewartet werden. Das modulare<br />
Konzept erlaubt eine kostengünstige Installation<br />
und Updatefähigkeit auch im Hardwarebereich“,<br />
sagt COO Elke Temme.<br />
Dennoch könnten auf dem Firmenparkplatz<br />
künftig Regeln nötig werden: Wenn<br />
das Auto nach zwei Stunden voll geladen ist,<br />
muss der Nutzer umparken und die Säule<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 47
technik & wissen<br />
frei machen, was während der Arbeitszeit<br />
wohl nicht immer sinnvoll einplanbar sein<br />
wird. In Zukunft macht das Autonome Fahren<br />
aber vieles einfacher: Das Auto fährt<br />
selbst zur induktiven Ladestation, sobald<br />
dort ein Platz frei wird und stellt sich anschließend<br />
wieder auf eine reguläre Parkfläche.<br />
Obendrauf könnte langfristig der autonome<br />
Dienstwagen auch die spontane Übernachtung<br />
ermöglichen, Verkehrsvisionisten<br />
sehen schon nächtliche Schlangen von Autonomen<br />
Fahrzeugen auf den Autobahnen, in<br />
denen die Fahrer schlafend von München<br />
nach Hamburg fahren und dort am nächsten<br />
Morgen direkt zum Meeting gehen. Den<br />
Ladestopp bei Fulda hat der Fahrer dann<br />
gar nicht mitbekommen. Bis dahin wird<br />
aber noch etwas Zeit vergehen.<br />
Langstrecke immer besser im Griff<br />
Um solche Strecken künftig problemlos<br />
bewältigen zu können, muss das öffentliche<br />
Netz aber vor allem mit Schnellladestationen<br />
ausgebaut werden, ABB etwa bringt mit<br />
seinem Terra-HP-System inzwischen<br />
350 kW an die Akkus, womit man innerhalb<br />
von acht Minuten 200 km neue Reichweite<br />
erzeugen will. In einem Forschungsprojekt<br />
von BMW, Porsche, Siemens, Allego<br />
und Phoenix Contact wurde 2018 die weltweit<br />
erste Ladestation mit 450 kW Ladeleistung<br />
am Autohof Jettingen-Scheppach an<br />
der A8 realisiert, sie ist kostenlos nutzbar.<br />
Ein Porsche mit 90-kWh-Akku inhalierte<br />
dort in unter drei Minuten den Strom für<br />
die nächsten 100 km. Ein BMW i3 konnte<br />
in 15 Minuten von 10 auf 80 % Kapazität<br />
gebracht werden. Die Ladekabel solcher<br />
Stationen sind dabei so stark beansprucht,<br />
dass sie mit einem integrierten Wasserschlauch<br />
gekühlt werden müssen.<br />
Aber auch das Innenleben des Autos<br />
muss auf alle Eventualitäten vorbereitet<br />
sein, weshalb auch hier die Entwicklung<br />
fortschreitet. Mit Allcharge von Continental<br />
etwa kann der Fahrer die volle Bandbreite<br />
des Kabelladens nutzen: von der langsamen<br />
Wechselstromtechnik (1-phasiges AC-<br />
Laden) in der eigenen Garage über eine<br />
schnellere Infrastruktur bei der Arbeit oder<br />
im öffentlichen Raum (3-phasiges AC-<br />
Laden mit bis zu 40 kW) bis hin zur wirklich<br />
schnellen Gleichstromladesäule (DC-<br />
Laden mit künftig bis zu 350 kW) an der<br />
Autobahn.<br />
Gleichzeitig wird das Fahrzeug so zum<br />
rollenden Stromspeicher, es kann ortsunabhängig<br />
230 V Wechselstrom an mobile<br />
Geräte abgeben. Das kann etwa für Handwerker<br />
auf Baustellen, für abgelegene Wartungseinsätze<br />
an Windkraftanlagen oder in<br />
der Agrarbranche praktisch sein. Allcharge<br />
ist ein elektrischer Antriebsstrang, der nicht<br />
nur das Fahrzeug antreibt, sondern die vorhandenen<br />
Fähigkeiten des Motors und der<br />
Leistungselektronik nutzt, um zusätzlich die<br />
Rolle als Universalladegerät zu übernehmen.<br />
Denn auch innerhalb des elektrischen<br />
Antriebsstrangs wird ständig zwischen<br />
Gleich- und Wechselstrom verschiedener<br />
Mit der Terra HP-Technik kann ABB 350 kW Lade -<br />
leistung für E-Autos realisieren, etwa für Schnell -<br />
ladestationen an Autobahnen. Bild: ABB<br />
Spannungslagen hin und her gewandelt.<br />
Continental hat also eine Art Universalschlüssel<br />
für den Ladedschungel entwickelt.<br />
So kann Allcharge bei entsprechender AC-<br />
Infrastruktur mit bis zu 43 kW laden, was<br />
in zehn Minuten ein Plus von bis zu 50 km<br />
bringen soll. An 400-V-Gleichstrom-<br />
Schnellladestationen könnten in zehn Minuten<br />
bis zu 150 km Reichweite gewonnen<br />
werden. Premium-Fahrzeuge mit sehr großer<br />
Batterie sollen ihre Reichweite an<br />
Innogy setzt auf intelligente Ladetechnik, die durch<br />
ihren modularen Aufbau auch für Firmenfuhrparks<br />
interessant sein kann. Bild: Innogy<br />
800-V-Stationen in zehn Minuten sogar um<br />
bis zu 300 Kilometer erhöhen können. Damit<br />
nähert sich die Ladezeit der Dauer eines<br />
herkömmlichen Tankstellenaufenthalts. Der<br />
Produktionsstart ist für 2022 vorgesehen.<br />
Hinsichtlich der immer wieder emotional<br />
diskutierten Ökobilanz gibt es neue Zahlen,<br />
die der E-Mobilität den Rücken stärken:<br />
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System-<br />
und Innovationsforschung ISI belegt,<br />
dass ein E-Fahrzeug im Vergleich zum Verbrenner<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
(angenommen werden 13 Jahre vom Händlerhof<br />
bis zur Schrottpresse) bereits heute<br />
ökologischer ist: „Bei Klein- und Mittelkassenfahrzeugen<br />
sind die Treibhausgasbilanzen<br />
spätestens nach zwei bis drei Jahren positiv,<br />
die höheren Emissionen aus der Fahrzeugproduktion<br />
werden kompensiert. Bei<br />
Fahrzeugen der Oberklasse liegt dieser Wert<br />
zwischen drei und sechs Jahren.“ Je nach<br />
Fahrzeugklassen liegen die CO 2 -Einsparungen<br />
zwischen 28 und 48 %. Zugrunde gelegt<br />
wird der normale deutsche Strommix.<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
en wiederum, wie dem Rohstoffaufwand,<br />
sind diese<br />
schlechter. Eine ganzheitliche<br />
Umweltbewertung böte sich<br />
nach Ansicht der Experten deshalb<br />
an.<br />
Die Autoren der Studie merken aber an,<br />
dass man ausschließlich die CO 2 -orientierte<br />
Klimabilanz verschiedener Fahrzeuge untersuche.<br />
Die Antriebssysteme unterscheiden<br />
sich aber auch bei anderen Umweltauswirkungen<br />
wie Versauerung, Feinstaub, Sommersmog<br />
oder Wasserentnahme: Bei manchen<br />
schneiden Elektroautos besser ab, etwa<br />
bei lokalen Stickoxid-Emissionen, bei andeportieren<br />
wie heute Öl. Die Experten sehen<br />
ihren Einsatz zudem zuerst im Flug- und<br />
Schiffsverkehr.<br />
Doch niemand kann aktuell stichfest<br />
prognostizieren, ob die E-Fuels irgendwann<br />
wirklich so günstig erzeugt werden könnten,<br />
um mit herkömmlichem Sprit in Sachen<br />
Preis konkurrieren zu können oder ob nicht<br />
die Batterie bis dahin wesentlich weniger<br />
Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />
Das ist der MAPAL Effekt.<br />
Rohstoffhunger hat. Die Diskussion wird<br />
also weiter spannend bleiben. •<br />
Tobias Meyer<br />
Freier Reporter für Technik und Wissenschaft<br />
in Nürnberg<br />
Neue Betrachtung Ökobilanz<br />
Zudem wird in der E-Auto-Diskussion<br />
nicht selten argumentiert,<br />
man wolle die Stromerzeugung<br />
irgendwann vollständig<br />
aus erneuerbaren Energien bestreiten.<br />
Wäre dies der Fall, sei<br />
das Power-to-Liquid-Verfahren<br />
(PtL) – durch Strom synthetisch<br />
erzeugter Kraftstoff, genutzt in<br />
normalen Verbrenner-Fahrzeugen<br />
– effizienter als die batterieelektrische<br />
Nutzung. „Denn<br />
selbst bei einer vollständig aus<br />
erneuerbaren Energien bestrittenen<br />
Zellproduktion blieben<br />
etwa 2,5 t CO 2 pro Akku, die in<br />
afrikanischen Minen und anderen<br />
Bereichen emittiert werden,<br />
die nur schwer auf ökologische<br />
Energiequellen umstellbar<br />
sind“, erklärt Martin Wietschel,<br />
einer der Autoren der Studie am<br />
Fraunhofer ISI.<br />
Gegeneinander abzuwägen<br />
wären dann noch die lokalen<br />
Emissionen samt Stickoxiden<br />
und Feinstaub – PtL ist etwas<br />
sauberer als Brennstoffe aus<br />
Erdöl, das Prinzip aber bleibt<br />
gleich – gegen die exotischen<br />
Rohstoffe in den Batteriezellen.<br />
Hergestellt würden PtL-Kraftstoffe<br />
in einem entsprechenden<br />
Szenario laut Wietschel zudem<br />
in großen Mengen nur in Regionen,<br />
die dauerhaft viel Sonnenenergie<br />
zur Verfügung haben,<br />
etwa Nordafrika oder Australien.<br />
Deutschland würde sie im-<br />
Sie<br />
wollen zeitsparender,<br />
effektiver und wirtschaftlicher<br />
produzieren.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 49
technik & wissen<br />
Predictive Maintenance: Wittmann Battenfeld wertet 80 Parameter aus<br />
Die gläserne<br />
Spritzgießmaschine<br />
Condition Monitoring | Dank schneller Datennetze<br />
und Fortschritten in der Sensorik sind Condition-<br />
Monitoring-Systeme (CMS) nicht mehr Großanlagen<br />
vorbehalten. Wittmann Battenfeld hat Pionierarbeit<br />
geleistet und bietet Spritzgießmaschinen mit CMS an,<br />
die bis zu 80 Parameter durchleuchten.<br />
Sensorsysteme zur Zustandsüberwachung<br />
– CMS – werden seit vielen Jahren bei<br />
Großanlagen eingesetzt, um Produktionsausfälle<br />
und kostenintensive Wartungsaufwände<br />
zu minimieren. Anwendungsbeispiele<br />
sind Förderanlagen in der Rohstoffgewinnung,<br />
Vortriebsmaschinen im Tunnelbau,<br />
Kraftwerksturbinen oder Windkraftanlagen.<br />
Möglich wird das Condition Monito-<br />
ring (CM) nun auch bei kleineren Fertigungsanlagen<br />
wie Spritzgießmaschinen<br />
(SGM).<br />
Das CMS überwacht den Zustand der<br />
SGM permanent und ermöglicht eine<br />
vorausschauende Wartung (Predictive<br />
Maintenance). Fertigungsleiter und Bediener<br />
sollen immer wissen, wie es um die<br />
Maschinen steht. Die Bauteile werden abhängig<br />
vom Grad des Verschleißes und ihrer<br />
Funktionserfüllung ausgetauscht und nicht<br />
mehr vorbeugend in festen Zeitabständen<br />
wie bisher (Preventive Maintenance).<br />
Dies vermeidet nicht nur überflüssige<br />
Kosten für zu früh ausgetauschte Bauteile.<br />
Viel wichtiger ist, dass plötzliche Maschinen-<br />
und Produktionsausfälle verhindert<br />
werden können. Denn die zwischen zwei<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Gerade in größeren Spritzgießproduktionen<br />
innerhalb von Just-in-Time-Zulieferketten<br />
dürfen keine Ausfälle passieren. Condition-<br />
Monitoring-Systeme können die Anlagen -<br />
verfügbarkeit erhöhen. Bild: Reinhard Bauer<br />
von auftretenden Schwingungen. Das CMS<br />
greift auf die Messwerte bereits vorhandener,<br />
sowie 30 zusätzlich eingebauter Sensoren<br />
zu und gibt diese an ein Aufzeichnungssystem<br />
weiter – insgesamt 80 Parameter.<br />
Konkret überwacht das CM-System die<br />
folgenden Funktionen:<br />
• bei (servo-) hydraulischen SGM die Ölqualität<br />
(Temperatur, die Partikel anzahl<br />
im Öl und den Wassergehalt), bei elektrischen<br />
SGM die Getriebeöl-Qualität,<br />
• das „Klima“ im Elektroschrank (Temperatur,<br />
Feuchtigkeit, eventuelle Rauch -<br />
bildung),<br />
Wartungen eintretenden Schäden bleiben<br />
oft unentdeckt und können bis zum Totalausfall<br />
führen, der meist hätte leicht abgewendet<br />
werden können, wenn die Schäden<br />
rechtzeitig entdeckt worden wären. Die<br />
dann anfallenden, ungeplanten Reparaturkosten<br />
und der Ertragsausfall sind meist<br />
höher als die Investition in ein Condition-<br />
Monitoring-System. Dies gilt umso mehr, je<br />
enger die Produktionen in eine Just-in-time-<br />
Kette eingebunden sind – wie zum Beispiel<br />
die Spritzgießfertigung in der Automobil -<br />
industrie.<br />
Dietmar Schabauer, Manager Technical<br />
Service/IoT-Services bei Wittmann Battenfeld,<br />
vergleicht den Effekt mit den beim<br />
Automobil erzielten Fortschritten: „Leuchtete<br />
früher das rote Warnlämpchen auf,<br />
musste der Fahrer den Wagen sofort abstellen,<br />
damit kein Schaden entsteht. Heute<br />
blinkt nur noch das gelbe Warnlämpchen<br />
auf und er hat Zeit, zu reagieren und einen<br />
Werkstatttermin zu vereinbaren.“ So läuft<br />
es nun auch bei SGM.<br />
Zur K 2016 hat Wittmann Battenfeld als<br />
erster Hersteller ein Condition Monitoring<br />
System vorgestellt, das als optionale Ausrüstung<br />
zu den Spritzgießmaschinen lieferbar<br />
ist. Seither wurde es kontinuierlich verbessert,<br />
weiterentwickelt und ausgebaut – beispielsweise<br />
um Algorithmen zur Bewertung<br />
Mechanik, Elektrik, Hydraulik, Ölkühlung – insgesamt 80 Parameterwerte greift das CM-System von<br />
Wittmann Battenfeld an der Spritzgießmaschine ab. Bilder: Wittmann Battenfeld<br />
Condition Monitoring<br />
am Herzen der Spritzgießmaschine:<br />
Sie läuft<br />
hier mit 3500 Nm im<br />
Zyklus. Algorithmen<br />
überwachen die erfassten<br />
Kurven „Schneckenposition“<br />
(rot) und „Dreh-<br />
moment“ (grün), um Abweichungen<br />
und Trends<br />
frühzeitig zu erfassen.<br />
Ein Leitrechner kann bis<br />
zu 50 Maschinen überwachen.<br />
Schickt er Warnsignale<br />
bei Toleranzwertüber-<br />
oder unterschreitungen<br />
ab, so ist der<br />
Instandhalter gefragt, sie<br />
zu interpretieren und zu<br />
reagieren.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 51
technik & wissen<br />
• Kapazität der Kühlwasser- und der<br />
Luftversorgung (Durchflussmenge,<br />
Druck, Temperatur),<br />
• mechanische Parameter der Schließ einheit<br />
(Drücke in den Druckkissen bei den MacroPower-Maschinen,<br />
Vibrationen und<br />
Drehmomente bei den servoelektrischen<br />
Antrieben),<br />
• mechanische Parameter des Plastifizier-<br />
Spritzaggregates (Vibrationen, Dreh -<br />
moment, Schneckenhub, Schließ verhalten<br />
der Rückstromsperre). Eine Vibrations -<br />
ursache kann beispielsweise eine gelockerte<br />
Schraube der Schneckenkupplung sein,<br />
die zu einem größeren Folgeschaden führen<br />
kann, falls sie unbemerkt bleibt.<br />
Das CMS erfasst und verarbeitet die<br />
Zustandsdaten. Die Messdaten-Erfassung<br />
und eine erste Visualisierung für den Bediener<br />
erfolgen auf Maschinenebene. Das<br />
System sammelt die Messwerte teils zyklussynchron,<br />
teils zeitabhängig (Temperaturen,<br />
Feuchtigkeit, Signale vom Rauchmelder im<br />
Elektroschrank) und leitet sie an den CMS-<br />
Rechner zur Auswertung weiter.<br />
Die aktuellen Zustandsdaten werden auf<br />
einer Überblicksseite der B8-Maschinensteuerung<br />
an der SGM kompakt dargestellt.<br />
Abweichungen von Sollwerten (Temperaturbereiche,<br />
Luftdruck, Rauchmeldersignale)<br />
visualisieren Grün/Rot-Ampelanzeigen.<br />
CMS-Rechner sammelt Daten<br />
und bereitet sie auf<br />
Das Herz des CMS-Systems ist der CMS-<br />
Rechner. Auf ihm werden die Datenanalyse<br />
und -aufbereitung durchgeführt. Er ist Teil<br />
eines Produktionsleitstandes. Er kommuniziert<br />
mit den Spritzgießmaschinen und greift<br />
die Messdaten ab, sammelt und speichert sie<br />
für eine später notwendige und jederzeit<br />
mögliche Rückverfolgung.<br />
Die CMS-Software verarbeitet die<br />
Messdaten zu Trend folge-Modellen. Ein<br />
CMS-Leitstand kann gleichzeitig bis zu<br />
50 Maschinen über wachen und Vorwar -<br />
nungen via E-Mail an die Instandhaltung<br />
weitergeben.<br />
Auf der dritten Ebene geht es um die<br />
Bewertung der Daten und die Zustands -<br />
analyse. Hier wurden anerkannte Qualitätsstandards<br />
zugrunde gelegt, beispielsweise<br />
die NAS (National Aerospace Standard)<br />
1638 zur Beurteilung der Ölqualität beziehungsweise<br />
die Öl-Reinheitsklassifizierung<br />
nach ISO 4406. Bei anderen Parametern<br />
Die Übersicht der Zustandsmesswerte auf der<br />
B8-Maschinensteuerung.<br />
dienen Erfahrungswerte als Beurteilungs -<br />
limits, zum Beispiel bei den Werten für den<br />
Öl- oder Luftdruck, bei Temperaturen oder<br />
beim Schließverhalten der Rückstrom -<br />
sperre. Zusätzlich erfassen Vibrationssenso-<br />
„Wir bringen Intelligenz in die Maschine“<br />
Dietmar Schabauer,<br />
leitender Manager<br />
Technical Service /<br />
IoT-Services bei<br />
Wittmann Battenfeld.<br />
Herr Schabauer, welches sind die<br />
wichtigsten Vorteile des Condition-<br />
Monitoring-Systems von Wittmann<br />
Battenfeld?<br />
Mit Sicht aus der Praxis ist dies für<br />
mich die permanente Zustandsüberwachung<br />
der Spritzgießmaschine<br />
ohne Personalaufwand, kurz 24/7.<br />
Drei Jahre ist das System nun am<br />
Markt. Hat es sich bewährt?<br />
Das Feedback von Kunden ist sehr<br />
gut. Sie bestätigen, dass die Verfügbarkeit<br />
steigt und die Instand -<br />
haltungszeiten sinken.<br />
Welche Nachfrage nach dem CM-<br />
System stellen Sie fest?<br />
Hoch ist die Nachfrage bei Großmaschinen<br />
und bei hochautomatisierten,<br />
stark vernetzten Anlagen,<br />
bei denen Ausfälle zu hohen Kosten<br />
führen würden.<br />
Nimmt die Nachfrage zu?<br />
Ja, sie steigt kontinuierlich, weil<br />
„Just-in-Time“-Konzepte und damit<br />
die Verfügbarkeit immer wichtiger<br />
werden. Produziert ein Kunde sein<br />
Spritzgussteil zum Beispiel nur auf<br />
einer Maschine, vielleicht einer<br />
2000-Tonnen-Großmaschine, wäre<br />
ein Ausfall gravierender, als wenn er<br />
mehrere kleine Maschinen einsetzt.<br />
Wieviele CM-Systeme sind schon<br />
im Einsatz?<br />
Wir haben bisher 35 Systeme weltweit<br />
installiert.<br />
Wie stellt sich Wittmann Battenfeld<br />
damit im Markt?<br />
Im Spritzgießmaschinenbereich sind<br />
wir Vorreiter. Und damit eröffnen<br />
sich für uns auch neue Geschäfts -<br />
felder. Künftig können wir Smart<br />
Services anbieten, bei denen wir<br />
dem Kunden die komplette Wartung<br />
abnehmen.<br />
Wie entwickeln Sie die Systeme in<br />
Zukunft weiter?<br />
Wir sind dabei, selbstlernende Algorithmen<br />
in die Software einzubringen.<br />
Machine Learning und KI sind<br />
hier die Schlagworte. Diese Systeme<br />
lernen dann aus der Vergangenheit<br />
für die Zukunft – und diese Zukunft<br />
ist nicht mehr weit.<br />
(os)<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
CM-System überwacht<br />
Zunahme von Vibrationen<br />
Ein weiteres Fallbeispiel wäre,<br />
dass sich ein Vibrationssignal<br />
dem definierten Limit nähert.<br />
Erhält der Instandhalter nun ein<br />
Warnsignal, kann er binnen<br />
Minuten reagieren und einen<br />
größeren Folgeschaden beheben,<br />
indem er eine Reparatur<br />
einleitet und/oder schadhafte<br />
Komponenten austauscht.<br />
Sollte nicht ausreichend qualifiziertes<br />
oder erfahrenes Personal<br />
vor Ort verfügbar sein, um<br />
auf die gelieferten Zustands -<br />
informationen angemessen zu<br />
reagieren und die richtigen Entscheidungen<br />
zu treffen, so bietet<br />
sich eine weitere Option.<br />
Über eine Online-Vernetzung<br />
kann das Personal die Daten -<br />
interpretation an ein Service-<br />
Center von Wittmann Battenfeld<br />
auslagern und notwendige<br />
Wartungsmaßnahmen von dort<br />
aus initiieren lassen – eine<br />
Dienstleistung, die Wittmann<br />
Battenfeld „24/7“ rund um die<br />
Uhr anbietet.<br />
Resümee: Die zustandsorientierte<br />
Maschinenwartung bietet<br />
eine größere Ausfallsicherheit<br />
als die Wartung in fixen Zeit -<br />
intervallen oder das Prinzip der<br />
vorsorglichen Wartung. Denn<br />
fehlende Information über Stören<br />
die Schwingungen von verschleißgefährdeten<br />
Bauteilen. Sie werden mit Analyse-<br />
Algorithmen ausgewertet.<br />
Die CMS-Software liefert nicht nur aktuelle<br />
Statusinformationen, sondern erkennt<br />
auch Trends in der Veränderung der Funk -<br />
tionswerte. Sie bilden Entscheidungsgrund -<br />
lagen für das Instandhaltungspersonal.<br />
Steigt zum Beispiel der Wassergehalt im Öl,<br />
wird der Instandhalter die Anlage<br />
abschalten und nach der Ursache<br />
forschen, bevor die Pumpe<br />
beschädigt wird. Ist womöglich<br />
ein Ölkühler geplatzt? Eine solche<br />
Störung ist leicht zu erkennen,<br />
wenn gezielt gesucht wird.<br />
Wird sie zu spät bemerkt, könnte<br />
die Pumpe ausfallen.<br />
rungen zwischen den Wartungen (gelockerte<br />
Schrauben, beginnender Lagerschaden) mit<br />
dem Potenzial eines plötzlichen Totalausfall<br />
gehen dann nicht verloren.<br />
Läuft etwas aus dem Ruder, meldet es<br />
das System, bevor es zu spät ist. Deshalb ist<br />
ein CM-System ein nützlicher Beitrag, um<br />
die Ausfallsicherheit von Produktionen zu<br />
steigern, besonders in Just-in-time-Prozessketten.<br />
Denn schon ein Ausfall, der nur<br />
wenige Tage andauert, kann die Kosten<br />
eines Condition-Monitoring-Systems übersteigen.<br />
•<br />
Reinhard Bauer<br />
Fachjournalist in Gmünd/Österreich<br />
DER PÖPPELMANN EFFEKT:<br />
Schutzelemente<br />
aus 100% Rezyklat,<br />
sofort ab Lager.<br />
Die GPN 608 und die GPN 610 sind jetzt auch als ressourcen schonende<br />
Alternative in der Farbe „Recycling Blue“ erhältlich. Sie bestehen aus<br />
100 Prozent Rezyklat und überzeugen durch identische mechanische<br />
und physikalische Eigenschaften im Vergleich zu den bestehenden Normreihen.<br />
Die beiden Schutzelemente sind Teil unserer unter nehmens weiten<br />
Initiave PÖPPELMANN blue ® , mit der wir den Materialkreislauf schließen.<br />
Wir machen das.<br />
Ressourcenschonender.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 53
technik & wissen<br />
Um die Hauptbohrung<br />
des Statorgehäuses eines<br />
automobilen Elektromotors<br />
μm-genau zu fertigen,<br />
wird sie mit einem<br />
speziellen Feinbohrwerkzeug<br />
bearbeitet. Die<br />
geschweißte Leichtbaukonstruktion<br />
wiegt nur<br />
etwa halb so viel wie ein<br />
konventionell gefertigtes<br />
Werkzeug. Bild: Heller<br />
Leichtbauwerkzeuge liefern hochwertige Statorgehäuse für E-Motoren<br />
Mit Leichtigkeit zu<br />
perfekten Gehäusen<br />
Präzisionswerkzeuge | Damit der Mobilitätswandel<br />
gelingt, müssen sich Elektroantriebe sicher in Großserie<br />
fertigen lassen. Prozesslösungen von Mapal<br />
tragen ihren Teil dazu bei.<br />
❧ Mona Willrett<br />
„Das ist ähnlich wie bei Verbrennungsmotoren“, sagt<br />
Dr. Dirk Sellmer. „Auch die Statorgehäuse von automobilen<br />
Elektromotoren unterscheiden sich von Hersteller<br />
zu Hersteller“, so der Leiter Forschung und Entwicklung<br />
bei Mapal weiter. Jeder gehe das Thema aus dem<br />
eigenen Blickwinkel an. Gemeinsam sei den verschiedenen<br />
Konzepten jedoch der hohe fertigungstechnische<br />
Anspruch. Nicht nur, dass enge Toleranzen hinsichtlich<br />
Maßhaltigkeit, Oberflächengüte und Rundheit der<br />
Hauptbohrung des Statorgehäuses einzuhalten sind. Die<br />
Gratwanderung für die Produktionsexperten beginnt<br />
bereits beim Spannen der dünnwandigen und dadurch<br />
verformungsgefährdeten Werkstücke. Um die Rundheit<br />
der Bohrungen zu gewährleisten, werden die Teile im<br />
Zuge der Bearbeitung auf einer Indexiereinheit mehrfach<br />
umgespannt und an verschiedenen Stellen fixiert.<br />
Doch wichtig ist nicht nur die Auslegung des Prozesses,<br />
sondern auch die Präzision der Werkzeuge.<br />
Die Hauptbohrung des Gehäuses identifizierten die<br />
Spezialisten von Mapal bereits 2017 als Knackpunkt<br />
des Prozesses. Damals wurden sie von Heller mit ins<br />
Entwicklungsboot geholt. Der Nürtinger Maschinenbauer<br />
hatte von einem OEM den Auftrag erhalten, den<br />
Bearbeitungsprozess für ein neues Statorgehäuse – inklusive<br />
Maschinen, Werkzeugen, Prozess, Vorrichtungen<br />
und Daten – auszulegen. Das Bauteil war für alle<br />
Beteiligten neu und das vorgegebene Zeitfenster eng.<br />
Mapal hatte als Spezialist für die prozesssichere und<br />
wirtschaftliche Feinbearbeitung von Bohrungen mit<br />
großen Durchmessern langjährige Erfahrung auf diesem<br />
Gebiet – unter anderem durch das Bearbeiten von Ge-<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
triebegehäusen. „Dieses Know-how haben wir auf die<br />
neuen Anforderungen übertragen“, erzählt Sellmer.<br />
Um aufgrund der knappen Zeit von vornherein auf<br />
der sicheren Seite zu agieren, setzte das gemeinsame<br />
Entwickler-Team von Mapal und Heller auf Maschinen<br />
mit HSK-A100-Schnittstelle. Denn zu den Herausforderungen<br />
bei diesem Prozess gehören nicht nur die hohen<br />
Schnittmomente von bis zu 500 Nm, sondern auch das<br />
hohe Gewicht, die Größe und Auskraglänge des Werkzeugs<br />
sowie das daraus resultierende Kippmoment.<br />
„Unsere Werkzeuglösungen für die Elektromobilität<br />
sind fürs prozesssichere Fertigen<br />
in Großserie ausgelegt“, sagt Dr. Dirk Sellmer.<br />
Er leitet den Bereich Forschung und<br />
Entwicklung bei Mapal. Bild: Mapal<br />
Gemeinsam haben Spezialisten von<br />
Mapal und Heller den Prozess ent -<br />
wickelt, mit dem ein OEM heute fünf -<br />
stellige Stückzahlen des Statorgehäuses<br />
in Serie fertigt. Bild: Heller<br />
Dem wirkten die Aalener Spezialisten entgegen, indem<br />
sie auf vergleichsweise leichte und trotzdem sehr<br />
stabile Schweißkonstruktionen für das Grundwerkzeug<br />
setzten. „Im Vergleich zu einer herkömmlichen Bohrstange<br />
wiegt ein solches Werkzeug nur rund die Hälfte“,<br />
berichtet Sellmer. Eine Rohrkonstruktion dient als<br />
Grundkörper, die Träger von Schneiden und Führungsleisten<br />
sind angeschweißt und stützen sich durch Verbindungsstege<br />
gegenseitig ab. Das minimiert die Gefahr<br />
des Ratterns und dient bei Schnittunterbrechungen zudem<br />
als Abstützung. Auf diese Weise stellten die Entwickler<br />
ein hohes Biegewiderstandsmoment sicher. Und<br />
weil der Bearbeitungsaufbau sehr instabil sei, komme<br />
zudem den Führungsleisten eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Sie stabilisieren den gesamten Prozess.<br />
Mit dem von Heller und Mapal ausgelegten Prozess<br />
bearbeitet der Auftraggeber heute fünfstellige Stückzahlen<br />
des Statorgehäuses in Serie. Trotz großer Auskrag -<br />
länge und einem Durchmesser von über 250 mm arbeitet<br />
das Werkzeug dabei sehr präzise.<br />
Die geschweißten Leichtbau-Tools sind prädestiniert<br />
für groß dimensionierte Werkstücke und kommen heute<br />
vor allem auf HSK-A100-Maschinen zum Einsatz.<br />
„Spätestens jedoch, wenn weniger Teile für Verbrennungsmotoren<br />
benötigt werden, wollen die Hersteller<br />
ihre Komponenten für Elektromotoren aber auch auf<br />
den bestehenden HSK-A63-Maschinen produzieren“,<br />
weiß Sellmer. Und mit entsprechend leichten Werkzeugen<br />
für die Hauptbohrung lasse sich das Statorgehäuse<br />
auch sehr gut auf den kleineren Maschinen in einer Aufspannung<br />
komplett bearbeiten.<br />
Hinzu komme, dass der Trend bei den E-Motoren<br />
hin zu schlanken, längeren Gehäusen gehe. Um sie auch<br />
auf Maschinen mit HSK-63-Schnittstelle fertigen zu<br />
können, kommen zunehmend additiv gefertigte Werkzeugkörper<br />
zum Einsatz, die nochmals deutlich leichter<br />
sind. Sie wiegen laut Sellmer wiederum nur etwa die<br />
Hälfte eines geschweißten Tools. Und das wirke sich positiv<br />
aufs Kippmoment des Werkzeugs und damit auf<br />
die Bearbeitungsgenauigkeit aus. „Zudem bietet der generative<br />
Aufbau ganz andere Möglichkeiten hinsichtlich<br />
der Späneentsorgung und der Kühlschmierstoffzufuhr“,<br />
fährt der promovierte Ingenieur fort. Begrenzt sei die<br />
Dimension dieser Werkzeuge derzeit allerdings noch<br />
durch die Größe der Baukammern der 3D-Druckan -<br />
lagen. Sie limitieren generativ gefertigte Werkzeuge<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 55
technik & wissen<br />
Mit speziell abgestimmten<br />
Werkzeugen lassen sich die<br />
engen Form- und Lagetoleranzen<br />
beim Bearbeiten von<br />
elektrischen Kältemittelverdichtern<br />
gewährleisten.<br />
Generativ gefertigte Ultraleichtbauwerkzeuge<br />
fürs<br />
Bearbeiten der Hauptbohrung<br />
von Statorgehäusen<br />
sind die Weiterentwicklung<br />
der geschweißten Tools.<br />
Auch fürs ratterfreie Bearbeiten<br />
verschiedener Batteriegehäuse<br />
hat Mapal die<br />
passenden Werkzeuge und<br />
Prozessstrategien entwickelt.<br />
Bilder: Mapal<br />
aktuell sowohl im Durchmesser als auch in der Länge<br />
auf rund 240 mm. Schweißkonstruktionen können hingegen<br />
nahezu beliebig groß gebaut werden.<br />
Noch steigt das Volumen vollelektrisch angetriebener<br />
Fahrzeuge nur langsam. Aber Sellmer geht davon aus,<br />
dass sich das in den kommenden Jahren ändert. Und das<br />
wird auch das Geschäft von Mapal beeinflussen. Denn:<br />
Der Automobilanteil macht am Umsatz den größten Teil<br />
aus – und der größte Teil davon entfällt wiederum auf<br />
den Antriebsstrang. Deshalb beschäftigen sich die Aalener<br />
schon eine ganze Weile mit diesem Szenario. Das hat<br />
unter anderem dazu geführt, dass neue Anwendungsfelder<br />
erschlossen wurden – etwa in der Luft- und Raumfahrtechnik<br />
oder im Werkzeugbau. „Aber auch dazu,<br />
dass wir uns früh als Partner für hochwertige Fertigungslösungen<br />
für den elektrischen Antriebstrang positionierten“,<br />
betont der Entwicklungschef.<br />
Noch sei der Anteil an Werkzeuglösungen für die<br />
E-Mobilität bei Mapal relativ gering, doch das Marktsegment<br />
zähle zu den schnell wachsenden. „Wir waren<br />
bei vielen Projekten bereits in der Vorserie mit eingebunden“,<br />
erzählt Sellmer. „Deshalb wissen wir, wann<br />
welche Modelle auf den Markt kommen. Das läuft jetzt<br />
richtig an.“ Bis 2025 wollen die Schwaben pro Jahr<br />
rund 100 Mio. Euro mit spezifischen Werkzeuglösungen<br />
für die Elektromobilität umsetzen.<br />
Um das zu erreichen, setzt der Werkzeughersteller<br />
nicht nur auf Sonderlösungen fürs Bearbeiten von Statorgehäusen.<br />
Die Spezialisten haben auch Werkzeuge<br />
und Strategien entwickelt, um die verschiedenen Varianten<br />
von Batteriegehäusen zu bearbeiten. Dabei setzen sie<br />
im Sinne maximaler Wirtschaftlichkeit auf PKD als<br />
Schneidstoff und die Minimalmengen-Schmiertechnologie.<br />
Je nach Aufmaß, Bearbeitungsaufgabe und Bauteil<br />
kommen unterschiedliche Frästechnologien zum Einsatz,<br />
die für reduzierte Schnittkräfte sorgen.<br />
Doch nicht nur Antrieb und Energiespeicher sind von<br />
der Elektrifizierung der Fahrzeuge betroffen. Ein Beispiel<br />
für ein Nebenaggregat ist der elektrische Kältemittelverdichter<br />
(Scrollverdichter). Dessen Herzstück sind<br />
zwei ineinander verschachtelte Spiralen aus Aluminium.<br />
Der Wirkungsgrad hängt davon ab, wie genau diese<br />
Bauteile gefertigt werden. Die Anforderungen an Formund<br />
Lagetoleranzen liegen dabei im Bereich weniger<br />
μm. Eine besondere Herausforderung ist das Bearbeiten<br />
der „Schnecke“. Bei ihr muss eine definierte Rechtwinkligkeit<br />
von unter 0,04 mm sowie eine Oberflächenrauheit<br />
im einstelligen μm-Bereich sichergestellt sein. Trotz<br />
dieser Anforderungen, der dünnen Wandung sowie der<br />
Tiefe des Bauteils soll das Schlichten in einem Zug erfolgen.<br />
Dafür hat Mapal einen SPM-Fräser mit Schlichtgeometrie<br />
und hochpositivem Spanwinkel entwickelt.<br />
Er sorgt für einen vibrationsarmen Schnitt<br />
Die beschriebenen Lösungen sind Beispiele dafür, wie<br />
clevere Werkzeuge die Basis dafür schaffen, hochwertige<br />
Komponenten für die Elektromobilität in Großserie zu<br />
fertigen. Sellmer betont denn auch: „Wir haben diese<br />
Fertigungskonzepte für große Stückzahlen entwickelt.<br />
Die Hauptbohrung von Statorgehäusen etwa ließe sich<br />
durchaus auch mit Ausspindel-Werkzeugen bearbeiten,<br />
aber unsere Lösung ist einfacher, wirtschaftlicher, und<br />
sie ermöglicht deutlich kürzere Taktzeiten.“ •<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Flexible Automation ermöglicht schnellen Wechsel des Teilespektrums<br />
Die Zukunft gehört<br />
den Wandelbaren<br />
Automation | Neue Antriebskonzepte zwingen die<br />
Automobilindustrie, unterschiedlichste Teile auf einer<br />
Fertigungslinie zu produzieren. Mithilfe von Robotern<br />
bietet FFG dafür flexible Lösungen an. ❧ Mona Willrett<br />
Starre Portale für die Automation<br />
mehrerer Bearbeitungszentren werden<br />
zunehmend von am Portal hängenden<br />
Robotern ergänzt. Sie können sich mittels<br />
automatischem Greiferwechsel auf<br />
neue Aufgaben einstellen. Bilder: FFG<br />
Produktionsabläufe für Antriebskomponenten<br />
von Fahrzeugen verändern sich gerade<br />
grundlegend. Eine Fertigungslinie, die noch<br />
vor wenigen Jahren als starres System Millionen<br />
gleicher Teile produzierte, soll heute<br />
neben unterschiedlichen Bauteilen für Verbrennungsmotoren<br />
auch Komponenten für<br />
Elektroantriebe produzieren – prozesssicher,<br />
auch in mannlosen Schichten. Die Unsicherheit<br />
über weitere Entwicklungen bei den<br />
Antriebskonzepten führt dazu, dass viele<br />
OEMs derzeit nicht in neue Motorenwerke<br />
investieren. Stattdessen lassen sie bei Zulieferern<br />
fertigen. Doch die wissen oft nicht,<br />
ob sie auch den Anschlussauftrag erhalten<br />
oder ihre Anlagen bald mit anderen Teilen<br />
auslasten müssen.<br />
„Das alles hat die Aufgaben, die uns unsere<br />
Kunden stellen, in den letzten Jahren<br />
sehr stark verändert“, sagt Gerald Mies. Er<br />
verantwortet als Geschäftsführer bei der<br />
FFG-Tochter MAG unter anderem den Bereich<br />
Factory Automation. Wo früher allein<br />
die Produktivität zählte, müssen die Anlagen<br />
heute ebenso flexibel sein. Und wo es<br />
noch vor wenigen Jahren keine Alternative<br />
zum Sonderanlagenbau gab, werden Fertigungslinien<br />
heute aus standardisierten Modulbaukästen<br />
konfiguriert.<br />
„Hinzu kommt: Durch den Trend zu flexibleren<br />
Arbeitszeiten gelingt es vielen Betrieben<br />
nicht mehr, ihre dritten Schichten zu<br />
besetzen“, fährt Mies fort. „Dieses Problem<br />
unserer Kunden mussten wir lösen. Deshalb<br />
haben wir unsere Produktionslösungen flexibilisiert.<br />
Automationsmodule, die bislang<br />
in erster Linie fürs Be- und Entladen mit<br />
Werkstücken zuständig waren, übernehmen<br />
jetzt auch die Bestückung der Maschinen<br />
mit Werkzeugen.“ Doch das sei technisch<br />
nicht so einfach zu lösen. Denn: Dabei ist<br />
nicht nur exaktes Timing gefragt, die Automation<br />
muss auch mit der Steuerung der<br />
Maschinen kommunizieren. Wird beispielsweise<br />
ein Werkzeug durch einen Prozessfehler<br />
beschädigt, so muss die Maschinensteuerung<br />
bei der Automation Ersatz ordern.<br />
„Die viel größere Herausforderung besteht<br />
jedoch darin, dass sich die Produk -<br />
tionsabläufe stark verändert haben“, betont<br />
Mies. Besonders die kurzen Innovations -<br />
zyklen im Bereich der E-Motoren hätten<br />
maßgeblichen Einfluss auf die Fertigungs-<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 57
technik & wissen<br />
technik. Deshalb seien wesentlich flexiblere<br />
Automationssysteme heute zwingend.<br />
Komponenten für Verbrennungs- und<br />
E-Antriebe können zwar auf denselben<br />
Bearbeitungsmaschinen gefertigt werden,<br />
Werkzeuge, Vorrichtungen sowie Handhabungstechnik<br />
unterscheiden sich jedoch. Wo<br />
MAG früher fast ausschließlich auf Portallösungen<br />
setzte, kommt es deshalb zunehmend<br />
zur Durchmischung mit Robotern.<br />
Letztere erfahren über Steuerungsbefehle<br />
oder Visionsysteme, welche Teile als nächstes<br />
anstehen. Ausgestattet mit Nullpunktkommen.<br />
„Selbst in China werden heute<br />
rund 40 Prozent der Werkzeugmaschinen<br />
mit Automationslösungen bestückt. Die<br />
Zahl der Stand-alone-Maschinen, vor der<br />
ein Werker steht, nimmt stetig ab.“<br />
Die Ursprünge des Automationsbereichs<br />
lägen bei FFG zwar im Systemgeschäft,<br />
„einfach weil dort der Bedarf und die Nachfrage<br />
bislang am größten waren“, berichtet<br />
Mies. „Inzwischen haben wir aber einen<br />
Automationsbaukasten geschaffen, der allen<br />
Gruppenmitgliedern die Möglichkeit gibt,<br />
ihre Maschinen mit überschaubarem Auf-<br />
„Flexible Lösungen werden starre Produk -<br />
tionseinheiten ablösen“, sagt Gerald Mies,<br />
Geschäftsführer bei MAG.<br />
Bearbeitungszentrum. Diese Zelle fertigt bedienerlos<br />
und hoch flexibel, überwacht und<br />
gesteuert über eine Cloud.<br />
Die in Stuttgart gezeigte Anlage bestand<br />
aus einem Bearbeitungszentrum der Baureihe<br />
Specht mit Palettenwechsler von MAG,<br />
einem Vero-S-Nullpunkt-Spannsystem von<br />
Schunk, einem an einem Portal hängenden<br />
Industrieroboter mit Greiferwechsel und<br />
einer innerbetrieb lichen Logistik mit fahrerlosen<br />
Transportwagen (AGV) – beides von<br />
Kuka – sowie einer Cloud-nutzenden Sinumerik-Steuerung<br />
von Siemens.<br />
Auf der Stuttgarter Messe AMB zeigte FFG-Tochter MAG ein flexibel automatisiertes System, das<br />
sowohl Großserien als auch Einzelteile wirtschaftlich und autonom fertigen kann.<br />
Spannsystem, Wechselgreifern und Greiferbahnhof,<br />
können sich solche Anlagen innerhalb<br />
weniger Minuten umstellen.<br />
Ein weiterer Vorteil von Robotern: Sie<br />
können ihr Koordinatensystem an die Umgebung<br />
anpassen. Anders als ein Portal sind<br />
sie nicht darauf angewiesen, dass ein neues<br />
Anlagenmodul hochgenau platziert ist. Sie<br />
passen ihre Koordinaten der Maschine an<br />
und justieren sich selbst. So kann ein Roboter<br />
bei Bedarf vergleichsweise schnell und<br />
einfach anders positioniert werden.<br />
Dabei spielt es laut Gerald Mies keine<br />
Rolle, ob ein einzelnes Bearbeitungszentrum,<br />
eine Sondermaschine oder eine Systemlösung<br />
zu automatisieren ist. Roboter<br />
seien sogar im Low-Cost-Segment angewand<br />
entsprechend auszustatten.“ Sind Roboter<br />
oder Portal definiert, lassen sich mit<br />
den passenden Bändern, Greifern und Vorrichtungen<br />
schnell individuelle Lösungen<br />
konfigurieren. Und mit digitalen Tools wie<br />
dem passenden digitalen Zwilling können<br />
die Spezialisten von FFG die Anlage schon<br />
für den Produktionsstart vorbereiten oder<br />
Prozesse simulieren, während die Anlagen-<br />
Hardware sich noch auf dem Weg zum Kunden<br />
oder gar in der Fertigung befindet.<br />
MAG präsentierte auf der Messe AMB<br />
im vergangenen September erstmals eine<br />
vollständig automatisierte Kombination aus<br />
innerbetrieblicher Logistik, robotergestützter<br />
Werkstückbeladung, automatisiertem<br />
Werkzeugwechsel und hochproduktivem<br />
Fahrerlose Transportsysteme bringen Teile<br />
Das AGV kann sich autonom und flexibel<br />
im Raum bewegen, bringt Rohteile in den<br />
Arbeitsraum des Roboters und holt fertig<br />
bearbeitete Werkstücke ab. Videokameras<br />
erkennen die Bauteile und deren Lage, damit<br />
der Roboter sie sicher und lagerichtig<br />
greift. Letzterer wählt passende Greifer aus<br />
seinem Vorrat und be- und entlädt anschließend<br />
die Paletten auf dem Wechseltisch des<br />
Bearbeitungszentrums. Das gewährleistet<br />
minimale Nebenzeiten beim Werkstückwechsel.<br />
Der automatische Greiferwechsel<br />
ermöglicht zudem, mit dem Roboter beispielsweise<br />
Werkzeuge oder eine Blaseinrichtung<br />
zum Reinigen von Vorrichtungen<br />
sowie Werkstücken aus einem externen Zusatzmagazin<br />
in das Magazin des Bearbeitungszentrums<br />
einzuwechseln. So kann das<br />
Fertigungssystem über viele Stunden unterschiedlichste<br />
Bauteile – auch als Einzelstücke<br />
– bedienerlos fertigen. Gesteuert wird es<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
von einer Siemens Sinumerik, die Daten mit<br />
einer Cloud austauschen kann. Der Nutzer<br />
ist somit für Industrie-4.0-Anforderungen<br />
gerüstet.<br />
„Von den Potenzialen, die eine solche<br />
Anlage bietet, profitieren neben Automobilherstellern<br />
und Zulieferern auch Lohnfertiger<br />
im allgemeinen Maschinenbau, in der<br />
Luft- und Raumfahrt sowie im Werkzeug-<br />
und Formenbau“, sagt Mies.<br />
„Je nach Auftragssituation produziert<br />
die Anlage in schneller<br />
Folge gleiche Teile in Serie oder<br />
dank automatisiertem Umrüsten<br />
wechselnde Werkstücke.<br />
Und das über viele Stunden<br />
autonom.“<br />
sche Kunden seien hier offener und profitierten<br />
entsprechend stärker von den Möglichkeiten.<br />
„Diesbezüglich brauchen wir<br />
hierzulande einen Philosophie-Wechsel.“<br />
Dennoch geht Mies davon aus, dass sich<br />
die Produktionslandschaft in den kommenden<br />
Jahren komplett verändern wird. „Aus<br />
meiner Sicht wird der Verbund aus Werkzeugmaschine,<br />
Automation und AGV die<br />
HAUSAUSSTELLUNG<br />
IN GOSHEIM<br />
08.–11.05.2019<br />
starren Produktionseinheiten ablösen. Diese<br />
flexiblen Systeme lassen sich nicht nur bei<br />
einem Wechsel des Teilespektrums in einer<br />
veränderten Zusammenstellung weiter nutzen,<br />
sie bieten auch die Möglichkeit, die Verfügbarkeit<br />
der einzelnen Maschinen deutlich<br />
besser auszuschöpfen. •<br />
Keine Gefahr durch KI<br />
Mies sieht keine Gefahr, dass<br />
Simulation und Künstliche Intelligenz<br />
das Know-how von<br />
Fachkräften überflüssig machen<br />
könnte: „Wer die Parameter<br />
vorgibt, muss wissen, welcher<br />
Weg zum idealen Ergebnis<br />
führt!“ Ebenso würden Strategie<br />
und grundsätzliche Abläufe<br />
in der Produktion weiterhin von<br />
Programmierern mit entsprechendem<br />
Fachwissen vorgegeben.<br />
Andererseits könne Software<br />
mittels KI dessen Vorgaben<br />
nochmals verbessern, Bewegungsabläufe<br />
optimieren, Beschleunigungsspitzen<br />
glätten<br />
und so für flüssige und anlagenschonende<br />
Operationen sorgen.<br />
Von den heute im Markt befindlichen<br />
Systemlösungen sind<br />
laut Mies höchstens 5 bis 10 %<br />
flexibel automatisiert. Während<br />
bei Tier1-Zulieferern die Durchdringung<br />
bei rund 10 % liege,<br />
sei der Anteil bei Tier2- oder<br />
Tier3-Zulieferern größer. Am<br />
schwersten falle die Umstellung<br />
noch den OEMs selbst.<br />
Auch beim Thema Fernwartung<br />
erlebt der Automatisierungsspezialist<br />
noch eine große<br />
Zurückhaltung. In Deutschland<br />
seien noch immer nur wenige<br />
Kunden bereit, dem Ausrüster<br />
ein Online-Monitoring seiner<br />
Maschinen zu gestatten. Asiati-<br />
Die Null steht – bei den<br />
Stillstandzeiten.<br />
Bearbeitungszentren mit höchster Zuverlässigkeit.<br />
Im Industriealltag dürfen Spitzenleistungen nicht von der<br />
Tagesform abhängen. Sie müssen dauerhaft erbracht werden.<br />
Gut zu wissen, dass Bearbeitungszentren von Hermle bis zum<br />
letzten Bauteil maximale Prozesssicherheit bei minimalen Toleranzen<br />
garantieren.<br />
Mehr zur Zuverlässigkeit unserer Bearbeitungszentren unter:<br />
hermle.de<br />
Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, info@hermle.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 59
technik & wissen<br />
Auf dem Portalfräs -<br />
zentrum Fox fertigt Saar-<br />
Metallwerke unter anderem<br />
Kontaktbacken für<br />
Elektroöfen in Stahlwerken.<br />
Die Bearbeitungszeit<br />
liegt je nach Komplexität<br />
des Werkstücks zwischen<br />
einer und fünf Stunden.<br />
Bild: Correa<br />
Lose von 20 Teilen gelten bei Stahlwerk-Zulieferer als Großserie<br />
Im Wechsel<br />
liegt Beständigkeit<br />
Fräszentrum | Um flexibel auf wechselnde Anforderungen<br />
reagieren zu können, fertigt Saar-Metallwerke<br />
Kupferkomponenten auf einem umfangreich ausgestatteten<br />
Portalfräszentrum von Correa. ❧ Mona Willrett<br />
„Wichtig war für uns, dass sich die Maschine schnell an<br />
neue Werkstücke anpassen lässt“, erzählt Hermann<br />
Meiser. „Denn: Lose mit 20 Gleichteilen sind bei uns bereits<br />
eine Großserie“, so der Projektmanager und Technische<br />
Berater bei Saar-Metallwerke weiter. Aber nicht<br />
nur geringe Stückzahlen verlangen vom Saarbrücker<br />
Zulieferer Flexibilität: „Unsere Kunden sind Stahlwerke.<br />
Und die sind immer seltener bereit, teure Ersatzkomponenten<br />
im Lager vorzuhalten. Kommt es nun beispielsweise<br />
aufgrund eines Prozessfehlers in ihren Öfen<br />
oder Konvertern zum vorzeitigen Verschleiß eines unserer<br />
Produkte, dann müssen wir ihnen schnell helfen.“<br />
Deshalb könne es schon mal vorkommen, dass Komponenten,<br />
die regulär bis zu 16 Wochen Lieferzeit hätten,<br />
in wenigen Tagen fertig sein müssten.<br />
Das ist laut Michael Agne einer der Gründe, weshalb<br />
das Portalfräszentrum vom Typ Fox bei Saar-Metallwerke<br />
zu den am besten ausgestatteten gehört, die<br />
Nicolás Correa bislang von diesem Modell ausgeliefert<br />
hat. Agne ist als Gebietsverkaufsleiter beim spanischen<br />
Maschinenbauer für die Region zuständig. „Die Maschine<br />
hier hat eine geschlossene Vollverkleidung, ein<br />
Werkzeugmagazin mit 60 Plätzen sowie ein automatisches<br />
Wechselsystem für vier Fräsköpfe.“ Während die<br />
zum Teil deutlich über 400 kg schweren Rohteile manuell<br />
gerüstet werden, läuft der Bearbeitungsprozess automatisiert.<br />
„Außerdem bietet diese Fox die Möglichkeit,<br />
Kühlschmierstoff mit bis zu 70 bar durch die Spindel<br />
direkt an die Werkzeugschneide zu führen.“<br />
Letzteres sei besonders wichtig, weil Saar-Metallwerke<br />
fast ausschließlich Kupfer verarbeite, sagt Fertigungsleiter<br />
Marc Bohr. Der Werkstoff und seine Legierungsderivate<br />
haben die unangenehme Eigenschaft, extrem<br />
lange Späne zu bilden. „Und das können wir beim<br />
automatisierten Bearbeiten anspruchsvoller Werkstü-<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Mit seiner umfangreichen<br />
Ausstattung lässt sich das<br />
Portalfräszentrum von<br />
Saar-Metallwerke schnell<br />
und flexibel an sich<br />
ändernde Fertigungs -<br />
aufgaben anpassen.<br />
Bilder: Autorin<br />
Der Arbeitstisch der Fox bietet genügend Platz, um mehrere Kontaktbacken<br />
zeitgleich zu rüsten und nacheinander zu bearbeiten.<br />
In ihrem Arbeitsleben müssen<br />
solche Kontaktbacken höchste<br />
Belastungen aushalten. Sie<br />
sind mit gebohrten Kühl -<br />
kanälen versehen, die am<br />
Ende verschweißt werden<br />
und absolut dicht sein<br />
müssen. Roh wiegen sie<br />
mehr als 400 kg und können<br />
über 700 mm lang und<br />
500 mm breit sein.<br />
cke, die noch dazu hohe Anforderungen an die Oberflächengüte<br />
erfüllen müssen, nicht gebrauchen“, betont<br />
Bohr. Deshalb habe sein Team, gemeinsam mit Anwendungstechnikern<br />
von Correa und dem Werkzeughersteller<br />
Walter den Prozess entsprechend optimiert. Drehzahlen<br />
und Vorschübe wurden erhöht, und speziell abgestimmte<br />
Werkzeuge sorgen heute – zusammen mit der<br />
inneren Hochdruck-Kühlmittelzufuhr direkt in den<br />
Schnittbereich – für einen besseren Spänebruch.<br />
Bei technischen Fragen immer schnelle Antwort<br />
Bei diesem Optimierungsprozess war auch Martin<br />
Fromm immer hautnah dabei. Der CNC-Programmierer<br />
und CAD-Konstrukteur lobt, wie schnell er bei technischen<br />
Fragen eine fundierte Auskunft von den Spezialisten<br />
am Correa-Stammsitz in Burgos erhält. „Und<br />
zwar auf Deutsch“, wie Fromm betont. Diese Qualität<br />
des Services bestätigt Harald Schneider, Leiter des Fachbereichs<br />
Instandhaltung bei Saar-Metallwerke: „Wann<br />
immer wir im Vorfeld der Installation unserer Fox<br />
technische Fragen hatten, erhielten wir umgehend eine<br />
fundierte Antwort.“ Und das habe sich seit der Inbetriebnahme<br />
des Portalfräszentrum im Oktober 2018<br />
nicht geändert. Überhaupt hebt Schneider die reibungslose<br />
Abwicklung des Auftrags hervor: „Alle aufgrund<br />
unserer Gegebenheiten notwendigen Anpassungen an<br />
der Maschine wurden hochwertig umgesetzt und selbst<br />
kleine Kinderkrankheiten wie eine leichte Undichtigkeit<br />
an einem der Fräsköpfe waren schnell be hoben.“<br />
Die spezielle Situation bei Saar-Metallwerke beschreibt<br />
Marc Bohr so: „Wegen der geringen Decken -<br />
höhe unserer Halle mussten wir die Maschine in einer<br />
80 Zentimeter tiefen Fundamentwanne aufstellen.“ Das<br />
erforderte unter anderem angepasste Hydraulikanschlüsse.<br />
Eine zusätzliche Herausforderung habe darin<br />
bestanden, dass die Halle im Trinkwassereinzugsgebiet<br />
der Nachbargemeinde liegt. Die Auflagen hinsichtlich<br />
des Fundaments und der Bodenversiegelung waren<br />
infolgedessen besonders streng.<br />
Größerer Arbeitsraum und höhere Produktivität<br />
Von den inzwischen über 90 Jahren Erfahrung des 1925<br />
gegründeten Zulieferbetriebs profitieren heute Kunden<br />
in aller Welt. Am Standort Saarbrücken konzentrieren<br />
sich die Spezialisten seit einigen Jahren auf die mechanische<br />
Fertigung von Kontaktbacken, Druckringsegmen-<br />
Die Treiber des Projekts<br />
(v.l.): Michael Agne,<br />
Gebietsverkaufsleiter von<br />
Correa, Harald Schneider,<br />
Leiter Instandhaltung,<br />
Martin Fromm,<br />
CNC-Programmierung<br />
und Marc Bohr, Leiter<br />
mechanische Fertigung,<br />
alle Saar-Metallwerke.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 61
technik & wissen<br />
Das Portalfräszentrum von Saar-Metallwerke<br />
ist mit einem Fräskopfwechsel -<br />
system für vier Köpfe ausgestattet.<br />
Auf jeder Seite des Arbeitstischs lagern<br />
zwei Fräsköpfe, die automatisch<br />
eingewechselt werden.<br />
Aufgrund der geringen Hallenhöhe musste das Portalfräszentrum in<br />
einer Fundamentwanne aufgebaut werden. Bild: Agne/Correa<br />
ten, Lanzenköpfen oder Blasformen für die Eisen- und<br />
Stahlindustrie. Als 2017 eine Ersatzinvestition anstand,<br />
sollte das neue Fräszentrum einen größeren Arbeitsraum,<br />
hohe Flexibilität und eine um mindestens 20 %<br />
höhere Produktivität mitbringen und zudem die jüngsten<br />
Vorgaben hinsichtlich Arbeitsschutz, Ressourcen -<br />
effizienz und der Schmierstoffaufbereitung erfüllen.<br />
Bohr und seine Kollegen schauten sich auf dem<br />
Markt für Großmaschinen um und informierten sich<br />
zunächst bei deutschen Anbietern. Über Umwege<br />
kamen sie schließlich mit Michael Agne in Kontakt.<br />
Nachdem sie Datenblätter und Ausstattungsmerkmale<br />
des Portalfräszentrums Fox studiert hatten, wollten die<br />
Saarbrücker eine solche Maschine in Aktion sehen.<br />
Agne organisierte den Besuch bei einem anderen<br />
Kunden. „Danach waren wir so überzeugt, dass wir<br />
zwei Rohteile nach Spanien schickten“, erzählt Bohr –<br />
eines, mit dem die Anwendungstechniker in Burgos<br />
den Prozess optimieren konnten, und eines, um dem<br />
po tenziellen Kunden die Leistungsfähigkeit der Maschine<br />
zu demonstrieren.<br />
Als das Team von Saar-Metallwerke aus Spanien zurückkehrte,<br />
war die Entscheidung gefallen. Nicht nur<br />
die Performance der Maschine hatte überzeugt. „Gefallen<br />
hat uns auch die Art und Weise, wie unsere Fragen<br />
beantwortet wurden, und dass mehrere Ausstattungsmerkmale,<br />
die bei anderen Anbietern optional waren,<br />
hier zum Standard gehörten“, nennt Marc Bohr weitere<br />
Entscheidungskriterien. Hinzu kamen das gute Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis, die solide Verarbeitung und die<br />
vergleichsweise schnelle Verfügbarkeit der Maschine.<br />
Hohe Fertigungstiefe erlaubt individuelle Lösungen<br />
Weitere besondere Merkmale des Portalzentrums sind<br />
der thermosymmetrische, sehr stabile geometrische Aufbau<br />
oder die in symmetrisch angeordneten, wassergekühlten<br />
Gleitführungen geführte Z-Achse. „Dadurch<br />
kann die Fox selbst ihre maximale Antriebsleistung in<br />
eine entsprechend hohe Zerspanleistung umsetzen, andererseits<br />
aber auch feine Endbearbeitungen zuverlässig<br />
durchführen“, sagt Michael Agne. „Und weil wir eine<br />
hohe Fertigungstiefe haben und alle wesentlichen Komponenten<br />
selbst herstellen, sind spezielle Kundenwünsche<br />
oder Anpassungen wie hier bei den Hydraulikzuleitungen<br />
für uns kein Problem. Außerdem gibt uns die hohe<br />
Eigenfertigung die nötige Sicherheit, eine fünfjährige<br />
Garantie anzubieten.“ Voraussetzung dafür sei allerdings<br />
ein jährlicher Service durch Correa-Techniker.<br />
Hierfür arbeitet der Maschinenbauer in Deutschland<br />
mit vier regionalen Dienstleistern zusammen, die jene<br />
Maschinen, die sie künftig betreuen, gemeinsam mit<br />
Technikern aus dem Stammwerk aufbauen und in Betrieb<br />
nehmen. Ersatzteile kommen direkt aus Burgos.<br />
Was bis zwölf Uhr bestellt wird, ist am nächsten Tag<br />
beim Kunden, sonst am übernächsten. •<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Intuitiv, ergonomisch<br />
und produktiv<br />
Schleifen | Extreme Präzision und hohe Produktivität nennt<br />
Okuma als Merkmale seiner CNC-Schleifmaschinen. Sie werden<br />
in verschiedenen Industriebereichen wie der Automobilbranche<br />
oder in der Luft- und Raumfahrttechnik verwendet.<br />
Die Rundschleifmaschinen von<br />
Okuma kommen überall dort<br />
zum Einsatz, wo höchste Maßhaltigkeit<br />
und Zuverlässigkeit<br />
gefragt sind. Sie eignen sich sowohl<br />
für das Innen- und Außenschleifen<br />
in der Einzelstückfertigung<br />
wie auch für hochautomatisierte<br />
Produktionsprozesse.<br />
Das Herzstück der Maschinen<br />
ist eine hydrodynamisch gelagerte<br />
Dreipunktspindel. Mit<br />
deren Rotation erzeugt das<br />
Spindellager einen keilförmigen<br />
Ölfilm, auf dem die Spindel im<br />
Betrieb lagert. Das ermöglicht<br />
laut Hersteller eine Rückhaltekraft<br />
von 1 t und eine Rundlaufgenauigkeit<br />
von 0,01 μm.<br />
Eine robuste 5-seitige hydrostatische<br />
Führungsschiene sorgt<br />
für höchste Zuverlässigkeit und<br />
Nachlaufgenauigkeit. Der weite<br />
Abstand zwischen den beiden<br />
Führungsbahnen wirkt schwingungsdämpfend.<br />
Das Thermo-<br />
Friendly Concept von Okuma<br />
erhöht ebenfalls die Fertigungspräzision,<br />
indem es thermische<br />
Verformungen kompensiert und<br />
das Verfahren unempfindlich<br />
gegenüber Schwankungen der<br />
Umgebungstemperatur macht.<br />
Eine aufwendige Nachbearbeitung<br />
ist so nicht notwendig.<br />
Eine überlagerte Oszillation<br />
der Z-Achse, die hohe Spanvolumina<br />
realisiert, ermöglicht<br />
kürzere Taktzeiten. Zudem soll<br />
diese Lösung die Oberflächenrauigkeit<br />
verbessern und sich<br />
besonders fürs Bearbeiten langer<br />
Werkstücke eignen. Zusammen<br />
mit den kurzen Span-zu-<br />
Span-Zeiten sorgen hohes Spanvolumen<br />
und kurze Taktzeiten<br />
für produktive Prozesse.<br />
Mit der OSP-P300GA stellt<br />
Okuma auch die Schleifmaschinensteuerung<br />
her. Die Windowsbasierte<br />
Steuerung beruht auf<br />
einer offenen Architektur und<br />
kann damit problemlos in bestehende<br />
Produktionsumgebungen<br />
integriert werden. Die Programmierung<br />
ist benutzerfreundlich<br />
und erfolgt über eine dialoggestützte<br />
Zyklusprogrammierung.<br />
Die intuitive Benutzeroberfläche<br />
reduziert die erforderlichen Eingaben<br />
auf ein Minimum, sodass<br />
der Prozess ergonomisch und<br />
produktiv abläuft. •<br />
Anspruchsvolle Bearbeitungsprozesse<br />
von Innenund<br />
Außendurchmessern<br />
sowie Kantenschleifen<br />
erledigt die Schleif -<br />
maschine GI-20NII.<br />
Bild: Okuma<br />
EFFIZIENT GEMACHT<br />
RESSOURCEN SCHONEN,<br />
KOSTEN SENKEN, UMWELT SCHÜTZEN<br />
Ihr unternehmerischer Erfolg ist unser Ziel. Als<br />
Landesagentur vernetzen wir Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Politik. Wir initiieren zukunftsweisende Projekte,<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 63
Hochleistungs-Filter -<br />
anlage für Kühlschmierstoffe<br />
in der Inbetriebnahme-Halle<br />
von Grob<br />
in Mindelheim.<br />
Automatisierte Filteranlage versorgt Maschinenhalle mit Schmierstoff<br />
Nach strengem<br />
Reinheitsgebot<br />
KSS-Aufbereitung | Nicht nur die Größe der Filter -<br />
anlage ist beeindruckend. Auch die Technik, die eine<br />
bedarfsgerechte und effiziente Versorgung der Inbetriebnahmehalle<br />
von Grob sichert, ist anspruchsvoll.<br />
Verkettete Förderpumpen sorgen für<br />
einen kontinuierlichen Vorlauf der<br />
gereinigten Emulsion. Bilder: Leiblein<br />
Gar nicht alltäglich war ein Auftrag, den<br />
Filterspezialist Leiblein vor einiger Zeit von<br />
Grob erhielt. Der Hardheimer Hersteller<br />
von Aufbereitungsanlagen für Kühlschmierstoffe<br />
sollte für die neue Inbetriebnahme -<br />
halle des Mindelheimer Werkzeugmaschinenbauers<br />
eine zentrale Kühlschmierstoff-<br />
Filteranlage konzipieren und aufbauen.<br />
Ausgehend vom eigenen hohen Qualitätsanspruch,<br />
suchte Grob einen Partner, der die<br />
Schmierstoffaufbereitung mit maximaler<br />
Zuverlässigkeit und Effizienz gewährleisten<br />
konnte.<br />
Die beeindruckende Dimension der Anlage<br />
dokumentieren einige Zahlen: Die Versorgungsmenge<br />
liegt bei 24.000 l/min Emulsion,<br />
die von zwei Unterdruckbandfiltern<br />
von jeweils 19 m x 2,50 m x 3,20 m (L x B<br />
x H) mit zusammen 200 m³ gereinigt werden.<br />
Die Aufbereitungsanlage war mit ihrem<br />
Flächenbedarf in den Neubau zu integrieren.<br />
Hierbei erfüllte das Filterprinzip die<br />
Projektspezifikation und schloss alle relevanten<br />
Punkte des Lastenheftes ein – mit<br />
dem Ziel, den gereinigten Kühlschmierstoff<br />
permanent und in gleichbleibender Qualität<br />
zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte die<br />
Anlage die Versorgungsmenge je nach Bedarf<br />
flexibel und vollautomatisch minimieren<br />
oder steigern. Dazu wurde unter anderem<br />
die Automatisierung des kontinuier -<br />
lichen Zuflusses, der erforderliche konstante<br />
Pumpendruck oder das Ansteuern der<br />
Spülventile durch die vollautomatische SPS<br />
realisiert. „Hierauf können wir komfortabel<br />
über ein Touchpanel zugreifen, das zudem<br />
auf unseren Wunsch hin mit einer speziellen<br />
Bedienmaske programmiert ist“, sagt Michael<br />
Schmidt, der zuständige KSS-Meister<br />
und Projektleiter der Anlage bei Grob. „Damit<br />
können wir die Betriebszeiten für jeden<br />
Wochentag je nach Planung und Ist-<br />
Zustand individuell festlegen.“<br />
Wartung ohne Produktionsunterbrechung<br />
Jeder der beiden Unterdruckbandfilter<br />
(UDF) verfügt über 30 m² Filterfläche und<br />
ist für ein Arbeitsvolumen von 100 m³ im<br />
Schmutztank ausgelegt. Die Zwillingsanlage<br />
ist über ein Ausgleichsrohr verbunden und<br />
hat eingebaute Absperrklappen, die ein problemloses<br />
Trennen sicherstellen. Durch dieses<br />
Twinfilter-Konzept können im Volllastbetrieb<br />
beide Filter laufen, die Anlage im<br />
Teillastbetrieb aber auch nur mit einen Filter<br />
betrieben werden. Dies bietet weitere<br />
Vorteile – etwa die Möglichkeit der Wartung<br />
ohne Produktionsunterbrechung.<br />
Im laufenden Betrieb gelangt die zurückgeführte<br />
Emulsion der Bearbeitungsmaschinen<br />
zuerst in einen Vorabscheider, der den<br />
Filtern vorgeschaltet ist. Hierdurch werden<br />
bereits die groben Späne von der Emulsion<br />
getrennt. Anschließend reinigen die Unterdruckbandfilter<br />
mit ihrem Filtervlies die<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Stets im optimalen Bereich<br />
An jeden Unterdruckbandfilter<br />
sind drei Pumpen plus eine Reservepumpe<br />
angeschlossen. Die<br />
Reservepumpe verfügt ebenfalls<br />
über einen Betriebsstundenzähler<br />
und kommt vollautomatisch<br />
in bestimmten Intervallen zum<br />
Einsatz. Mittels Frequenzumformer<br />
laufen die Pumpen stets im<br />
optimalen Betriebspunkt, und<br />
der benötigte Vorlaufdruck<br />
steht damit zu jeder Zeit zur<br />
Verfügung. „Leiblein hat auf<br />
diese Forderung unseres Lastenheftes<br />
mit dem Einbau von<br />
Drucksensoren reagiert, die<br />
über einen Abgleich jedem Vorlaufstrang<br />
die erforderliche gereinigte<br />
Kühlmittelmenge mit<br />
einem einheit lichen Druck zur<br />
Verfügung stellen“, erklärt Michael<br />
Schmidt.<br />
Sowohl der Späne-Vorabscheider<br />
als auch die beiden Unterdruckbandfilter<br />
bringen die<br />
Späne über eine Späneförderschnecke<br />
in eine Zentrifuge, die<br />
die Entfeuchtung bewirkt. Für<br />
die Emulsionspflege und Wartungszwecke<br />
steht ein Pufferbehälter<br />
zur Verfügung, der im Bedarfsfall<br />
die Gesamtmenge eines<br />
Filters aufnehmen kann. Auch<br />
die Spülung der Rücklaufleituntechnik<br />
& wissen<br />
Emulsion auf die gewünschte Qualität und<br />
eine vollautomatische Kühlstrecke sorgt für<br />
die geforderte Temperatur des KSS. Wichtige<br />
angeschlossene Unterstützer zur Pflege<br />
sind ein Ölskimmer, ein auf der Emulsionsoberfläche<br />
geführter Schlauch mit adhäsiven<br />
Eigenschaften für die Abscheidung von<br />
Fremdölen sowie eine Reinigungszentrifuge.<br />
In der Inbetriebnahmehalle treten prozessbedingt<br />
Schwankungen bei<br />
der angeforderten Kühlmittelmenge<br />
auf. Hierauf musste die<br />
Leiblein-Filtertechnik eine effiziente<br />
und zuverlässige Antwort<br />
finden. Die Pumpen, die die gereinigte<br />
Emulsion in den Bearbeitungsprozess<br />
zurückführen,<br />
fördern 4400 l/min bei bis zu<br />
5 bar. Angetrieben werden sie<br />
von 55 kW-Elektromotoren.<br />
gen wurde integriert. Am Ende eines jeden<br />
Strangs in der Maschinenhalle sind Spülventile<br />
zwischen Vorlauf und Rücklauf installiert.<br />
Somit spült die saubere Emulsion aus<br />
dem Vorlauf vollautomatisch und in bestimmten<br />
Intervallen die Rücklaufleitungen<br />
und verhindert so Ablagerungen.<br />
Anlieferung und Aufbau der Anlage erfolgten,<br />
nach intensiven Vorgesprächen,<br />
exakt abgestimmt auf den Baufortschritt<br />
der Halle. Mobilkräne entluden die bis zu<br />
28 t schweren Komponenten der Anlage, die<br />
vom Montageteam präzise platziert wurden.<br />
Alleine zur Verbindung und Ansteuerung<br />
aller Anlagenteile verlegten die Spezialisten<br />
von Leiblein 7 km Kabel. Projektabwicklung<br />
und Anlage entsprechen laut<br />
Schmidt den Wünschen von Grob. (mw) •<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 65
technik & wissen<br />
Im Smartform-Verfahren von Thyssenkrupp werden in der Kalibrierphase...<br />
...über die Bauteilkante Druckspannungen induziert, die Rückfederungseffekte<br />
verhindern. Bilder: Thyssenkrupp<br />
Wirtschaftliche Wege zu hochfesten Karosseriebauteilen<br />
Kaltumformen<br />
in neuer Dimension<br />
Umformtechnik | Hochfeste und ultrahochfeste Stähle<br />
sind die Leichtmacher fürs Auto der Zukunft. Weiterentwickelte<br />
Werkstoffe und ausgeklügelte Werkzeuge<br />
eröffnen dem Tiefziehen neue Möglichkeiten.<br />
Alle reden vom Presshärten, auch wenn die<br />
meisten Karosserieteile wohl auch künftig<br />
kaltumgeformt werden – und zwar in höher-<br />
und hochfesten Stahlgüten. Im Januar<br />
hat Mazda veröffentlicht, in der neuen Generation<br />
des Mazda 3 seien kaltumgeformte<br />
Stahlteile mit Festigkeiten von 1310 MPa<br />
für die A-Säule, Scharniersäule, den Dach -<br />
innenholm und andere Segmente verbaut.<br />
Bislang galt oberhalb von 1200 MPa das<br />
Press härten als Methode der Wahl.<br />
Die Zahl der pressgehärteten Bauteile im<br />
Automobilbau hat in den letzten Jahren<br />
deutlich zugenommen, und zwar nach<br />
Angaben der Forschungsvereinigung Stahlanwendung<br />
von 107 Mio. Teilen im Jahr<br />
2007 auf rund von 574 Mio. 2018. Eine Erfolgsgeschichte,<br />
die weniger der Effizienz<br />
des Verfahrens als mehr der Tatsache geschuldet<br />
ist, dass sich ultrahochfeste und<br />
höchstfeste Stähle mit mehr als 1200 MPa<br />
nur warmumformen lassen. Denn trotz der<br />
Vorteile pressgehärteter Bauteile für den<br />
Leichtbau, das Verfahren ist aufwendig und<br />
schwierig in der Prozessführung. Das Glühen<br />
der Bauteile auf 950 °C, der Transport<br />
der heißen Teile, Umformen, Abschrecken<br />
und Härten im Werkzeug – das alles erfordert<br />
große Anlagen und Öfen. Und nicht zuletzt<br />
ist der Verschleiß vor allem der Werkzeuge<br />
hoch.<br />
Jährlich werden derzeit rund 83 Mio.<br />
Fahrzeuge hergestellt, die meisten Karosserieteile<br />
darin sind kaltumgeformt, meist tiefgezogen.<br />
Die Anlagentechnik dafür ist im<br />
Vergleich zu Presshärteanlagen weniger<br />
komplex und sehr viel einfacher zu beherrschen,<br />
die Zykluszeiten sind kürzer und die<br />
Bauteile profitieren von einer höheren<br />
Oberflächenqualität. Allerdings sind die erforderlichen<br />
Umformkräfte deutlich höher,<br />
es lassen sich nur vergleichsweise geringe<br />
Umformgrade realisieren und die Rückfederung<br />
wirkt sich negativ auf die Maßhaltigkeit<br />
der Bauteile aus.<br />
Auf der einen Seite entwickeln die Stahlhersteller<br />
stetig neue hochfeste Stahlgüten<br />
mit höherer Duktilität, unter anderem kommen<br />
verbesserte hoch- und höchstfeste<br />
Mehrphasenstähle wie Dual- und Komplexphasenstähle<br />
aber auch TWIP- (Twinning<br />
Induced Plasticity), TRIP- (Transformation<br />
Induced Plasticity) und Martensitstähle zum<br />
Einsatz. Auf der anderen Seite reizen weiterentwickelte<br />
Umformverfahren und neue<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Werkzeuge die Grenzen der Umformbarkeit<br />
dieser Stähle aus. Diese neuen Umformtechniken<br />
gehen über das hinaus, was Methodenplaner<br />
beim Tiefziehen klassischerweise<br />
umsetzen, wenn in der Simulation oder im<br />
Tryout Umformfehler wie Blechreißer, Faltenbildung,<br />
Oberflächenfehler, Einfallstellen<br />
oder Rückfederung erkannt werden. Dazu<br />
zählen Änderungen der Radien oder der<br />
Niederhaltekräfte ebenso wie gezielte partielle<br />
Änderungen an der Umformgeschwindigkeit<br />
beim Einsatz servoangetriebener<br />
Pressen. Zwei Verfahren haben dabei in den<br />
letzten Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt.<br />
Es geht darum, das Material während<br />
der Umformvorgänge dorthin zu bringen,<br />
wo es im Prozess gebraucht wird, hat<br />
Helmar Aßfalg, Geschäftsführer bei Allgaier<br />
das Problem seinerzeit bei der Vorstellung<br />
des Variotempo-Verfahrens auf den Punkt<br />
gebracht.<br />
Variotempo zielt als Umformmethode<br />
darauf, die erreichbaren Umformgrade beim<br />
Kaltumformen hochfester Stähle und Aluminiumlegierungen<br />
zu verbessern. Bei Stahl<br />
funktioniert das Verfahren für Materialien<br />
mit Festigkeiten bis 1200 MPa. In wenigstens<br />
einer der Ziehstufen eines mehrstufigen<br />
Umformprozesses wird dazu eine geteilte<br />
Matrize eingesetzt, wobei ein Matrizenteil<br />
unabhängig vom anderen mit einer anderen<br />
Geschwindigkeit bewegt wird. Damit wird<br />
das Werkstück in definierten Bereichen mit<br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten geformt.<br />
Das verbessert den Materialfluss in<br />
die kritischen Bereiche des Werkstücks, so<br />
dass hochfeste Stahlbauteile mit erstaunlich<br />
hohen Umformgraden erreicht werden.<br />
Das Variotempo-Verfahren lässt sich mit<br />
einem oder mehreren Werkzeugelementen in<br />
einer oder mehreren<br />
Ziehstufen eines<br />
mehrstufigen<br />
Prozesses realisieren.<br />
Wesentlich<br />
ist, dass die<br />
geteilten Matrizen<br />
mit Hilfe der Umform -<br />
simulation gezielt dort angeordnet<br />
werden, wo sie das Fließen des Materials<br />
optimal unterstützen.<br />
Allgaier setzt das Variotempo-Verfahren<br />
in seinem Werk in Oelsnitz für mehrere Bauteile<br />
großer Automobilhersteller ein. Reali-<br />
Variotempo von Allgaier<br />
arbeitet mit geteilten<br />
Matrizen und partiell<br />
unterschiedlichen<br />
Umformgeschwindigkeit<br />
en in einer Ziehstufe. Das<br />
erhöht die Umformgrade<br />
und macht es möglich,<br />
bisher zweiteilige Bauteile<br />
einteilig herzustellen.<br />
Hier ein Beispiel Radhaus.<br />
Bild: Allgaier<br />
siert werden unter anderem ein Radhaus,<br />
ein Teil einer Bodenblechgruppe oder ein<br />
Schiebedachrahmen. Die Vorteile des Verfahrens<br />
gibt das Unternehmen mit Materialeinsparungen<br />
um 40 % und Gewichtseinsparungen<br />
um 60 % gegenüber konventioneller<br />
Bauweise an. Das ergibt sich unter anderem<br />
daraus, dass die höheren Umformgrade<br />
erlauben, bisher zweiteilige, verschweißte<br />
Teile einteilig auszuführen.<br />
Das Material beim Umformen an die<br />
richtigen Stellen zu bringen, ist auch ein Ziel<br />
des Smartform-Verfahrens das Thyssenkrupp<br />
im letzten Jahr vorstellte. „Stauchen<br />
statt Ziehen“ soll dabei die Formabweichungen<br />
durch Rückfederungseffekte minimieren<br />
und so auf Anhieb zu passenden<br />
Bauteilen führen. Nach Thyssenkrupp-Pressesprecher<br />
Mark Stagge ist das Verfahren<br />
für hochfeste Stähle mit Festigkeiten bis<br />
1200 MPa konzipiert. Ausgangspunkt ist<br />
die Überlegung, dass beim Tiefziehen Material<br />
in die Umformbereiche nachfließen<br />
muss und ergo ausdünnt. Wanddickenreduzierungen<br />
aber verstärken den Rückfederungseffekt.<br />
Das Verfahren beginnt mit einem nahezu<br />
passgenauen Beschnitt der Platinen, an der<br />
in der Presse zunächst der Boden vorgeprägt<br />
und anschließend die Vorform erstellt wird.<br />
Bei der Vorform spielt dabei die Rückfederung<br />
keine Rolle. Im entscheidenden Prozessschritt<br />
wird diese u-förmige Vorform<br />
kalibriert, wobei eine Art Schieber über die<br />
Bauteilkante Druckspannungen in die Vorform<br />
einbringt. Damit fließt mehr Material<br />
in die Umformzonen, sodass das Bauteil<br />
seine Endgeometrie nahezu ohne Rückfederungseffekte<br />
erhält.<br />
Das endkonturnahe Beschneiden verringert<br />
nach Thyssenkrupp den Materialeinsatz<br />
um bis zu 15 % und reduziert über eine<br />
längere Einsatzdauer die Material-, Entsorgungs-<br />
und Energiekosten. Prinzipiell sei das<br />
Verfahren für unterschiedliche Bauteile der<br />
Fahrzeugstruktur geeignet. Die Smartform-<br />
Werkzeuge sind mit jeder Standardanlage<br />
kompatibel. Aktuell sei das Smartform-Verfahren<br />
bei einem großen Automobilhersteller<br />
in Deutschland für verschiedene Strukturteile<br />
der nächsten Fahrzeuggeneration in<br />
Erprobung.<br />
Wie die hochfesten kaltgeformten Karosserieteile<br />
am Mazda 3 hergestellt sind, haben<br />
die Entwickler aus der Kooperation von<br />
Mazda, Nippon Steel & Sumitomo Metal<br />
und JFE Steel Corporation nicht veröffentlicht.<br />
Aber die kaltgeformten hätten 3 kg<br />
Gewicht gegenüber dem Vorgängermodell<br />
eingespart. Insgesamt liegt der Anteil an<br />
hochfesten Stählen im Mazda 3 bei 60 %<br />
und an ultrahochfesten Stählen bei 30 %.<br />
Volker Albrecht<br />
Fachjournalist in Bamberg<br />
Mit kaltgeformten, hochfesten<br />
Stahlbauteile mit einer<br />
Festigkeit von 1310 MPa im<br />
Mazda 3 wird die Grenze der<br />
Kaltumformbarkeit hochfester<br />
Stähle deutlich nach oben<br />
verschoben. Bild: Mazda<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 67
technik & wissen<br />
Andreas Kropp, Leiter Lineartechnik Europa bei NSK Europe, zu Engineering-Dienstleistungen<br />
„Die exakte Montage<br />
sichert Zuverlässigkeit“<br />
Um Wechselwirkungen zwischen Kugelgewindetrieben und<br />
Maschine im Blick zu behalten, sind die Anwendungsspezia -<br />
listen von NSK Europe gerne früh in die Maschinenentwicklung<br />
involviert. Je zuverlässiger sie arbeiten, desto unwahrschein -<br />
licher ist ein ungeplanter Stillstand, sagt Andreas Kropp,<br />
Leiter Lineartechnik Europa.<br />
Herr Kropp, einen Maschinenstillstand will<br />
jeder verhindern – welche Unterstützung<br />
können Sie bezüglich des Einsatzes von<br />
Linearführungen bieten?<br />
Grundsätzlich ist es Aufgabe meiner Abteilung,<br />
der Anwendungstechnik, sich mit dem<br />
Kunden vor Ort das Maschinendesign anzusehen.<br />
So wie der Kunde seine Maschine<br />
kennt, verfügen wir über das Know-how,<br />
die Wechselwirkungen der Maschine mit<br />
unseren Bauteilen zu beurteilen. Um es konkreter<br />
zu sagen: Wir können etwa Hinweise<br />
geben, wie sich Fehler während der Montage<br />
– und damit Maschinenstillstände aufgrund<br />
ausgefallener Bauteile – von vornherein<br />
vermeiden lassen.<br />
Diese Beratung bieten wir übrigens auch bei<br />
Wettbewerbsprodukten. Bei einem Drehmaschinenhersteller<br />
führte das dazu, dass wir<br />
die Lebensdauer einer Spindel von 2500 auf<br />
10.000 Stunden vervierfachen konnten.<br />
Grund für die geringere Lebensdauer war<br />
schlicht eine Fehlausrichtung während der<br />
Montage. Das Entscheidende dabei: Montagefehler<br />
dieser Art können wir nachvollziehbar<br />
bewerten – das ist insbesondere das<br />
Know-how unserer Anwendungstechniker.<br />
Triviale Fehler während der Montage<br />
können also die Lebensdauer massiv beeinflussen?<br />
„Mittels unserer Berechnungsprogramme sind<br />
wir in der Lage, die Folgen von Montagefehlern<br />
zu prognostizieren“, sagt Andreas Kropp, Leiter<br />
Lineartechnik bei NSK Europe. Bild: NSK<br />
68 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
„Je früher der<br />
Kunde uns<br />
als Zulieferer<br />
miteinbezieht,<br />
desto eher<br />
können wir<br />
helfen, eine<br />
in der Summe<br />
zuverlässige<br />
Maschine<br />
aufzubauen.“<br />
Exakt – ein interessantes Beispiel war etwa<br />
der Hauptlagerbock eines Kugelgewindetriebes.<br />
Hier konnten wir mit einer Messuhr<br />
nachweisen, dass der Lagerbock während<br />
der Verschraubung verdreht wurde und dadurch<br />
die Fehlausrichtung entstand. Auf -<br />
gefallen war dies durch die Anzahl der Ausfälle.<br />
Wir als Anwendungsingenieure können<br />
so etwas schnell bewerten und Tipps<br />
geben, wie sich die Situation verbessern<br />
lässt. Unter anderem sind wir in der Lage,<br />
mittels unserer Berechnungsprogramme die<br />
Folgen von Montagefehlern zu prognostizieren.<br />
Wann sollte ein Kunde Sie kontaktieren?<br />
Idealerweise werden wir als Zulieferer<br />
möglichst früh in den Entwicklungsprozess<br />
miteinbezogen. Der Vorteil ist, dass wir<br />
dann bezüglich unserer Bauteile sicher -<br />
stellen können, dass trotz der hohen Komplexität<br />
ein sicheres System aufgebaut<br />
werden kann. In gewisser Weise bieten wir<br />
damit eine kostenfreie Datenbank mit<br />
detailliertem Produkt- und Anwendungs-<br />
Know-how.<br />
Welche Rolle die speziellen Randbedingungen<br />
spielen, zeigt anschaulich das Beispiel<br />
eines Bestückungsautomaten. In der Anwendung<br />
gab es hier immer Probleme in einer<br />
Achse, weil die Last zusammen mit der von<br />
uns vorgegebenen Vorspannung den Antrieb<br />
schwierig machte, da der Motor zu klein in<br />
seiner Leistung war. Entscheidend war<br />
dann, dass es sich um eine rein vertikale<br />
Achse mit einer Beschleunigung kleiner 1 g<br />
handelte – wodurch wir auf die Vorspannung<br />
unserer Achse verzichten konnten und<br />
damit die Anwendung problemlos lief.<br />
Wichtig war einfach nur zu sehen, dass die<br />
externe Last bereits für eine ausreichende<br />
Vorspannung sorgte. Nicht zuletzt führte<br />
dieser Tipp für den Kunden zu einer längeren<br />
Lebensdauer der Achse. Denkbar ist<br />
zudem, dass auch wir unsere Bauteile modifizieren.<br />
Können Sie das etwas näher erläutern?<br />
In einem weiteren Fall ging es um Frequenzprobleme<br />
an einer Druckmaschine, die aus<br />
einer gegenüber der Auslegung um 30 Prozent<br />
höheren Geschwindigkeit resultierten.<br />
Hier konnten wir helfen, indem wir beim<br />
Schleifen der Gewinderille des Schaftes die<br />
Frequenz geändert haben – was die Probleme<br />
mit der Anregungsfrequenz verhinderte.<br />
Entscheidend war hier auch die enge Zusammenarbeit<br />
mit der Konstruktion des<br />
Kunden.<br />
Welches Potenzial bietet denn aus Ihrer<br />
Sicht in Zusammenhang mit der zukünf -<br />
tigen Smart Factory das Thema Predictive<br />
Maintenance?<br />
Das ist sicherlich ein Wunschziel, allerdings<br />
muss hier noch viel geforscht und entwickelt<br />
werden. Die Schwierigkeit besteht darin,<br />
dass typischerweise die erfassbaren<br />
Messwerte über einen längeren Zeitraum<br />
schlechter werden, sich dann aber sprunghaft<br />
ändern, wenn das Bauteil verschlissen<br />
ist. Erklären lässt sich das damit, dass sich<br />
die zu Beginn vorgegebene Vorspannung<br />
aufgrund von Glättungseffekten für einen<br />
langen Zeitraum stabil einstellt. Nach und<br />
Die Anwendungstechniker<br />
von NSK sind in der<br />
Lage, Montagefehler zu<br />
erkennen und Hinweise<br />
zu geben, wie diese sich<br />
vermeiden lassen. So<br />
konnte etwa die Lebensdauer<br />
einer Spindel deutlich<br />
verlängert werden.<br />
Bild: fotomek/Fotolia<br />
nach verliert sie sich dann über Verschleiß,<br />
bis letztlich ein Spiel entsteht. Der Aufgabe,<br />
diesen Weg zu beschreiben und letztendlich<br />
vorherzubestimmen, widmen wir uns unter<br />
anderem in Zusammenarbeit mit Universitäten.<br />
Idealerweise ist das Ergebnis dann eine Art<br />
Count-down-Uhr, die angibt, wann eine<br />
Spindel getauscht werden muss. Bis es soweit<br />
ist, setzen wir auf unsere bereits erwähnte<br />
Wissensdatenbank. Von Vorteil ist<br />
hier auch die internationale Aufstellung von<br />
NSK. Kennen wir ein Problem nicht, kommt<br />
im Falle des Falles auch einmal ein Messteam<br />
unserer japanischen Kollegen zu uns,<br />
um die Situation genau zu analysieren und<br />
das Problem zu erfassen.<br />
Und um auf die Glättungseffekte zurückzukommen:<br />
Eine Lösung kann hier auch der<br />
von uns angebotene Superfinish-Prozess bieten<br />
– der ist zwar teurer, reduziert aber diese<br />
Glättungseffekte von Beginn an. Vorteilhaft<br />
ist hier generell auch die reproduzierbar<br />
hohe Fertigungsqualität, die NSK bietet; bei<br />
geschliffenen Spindeln sind wir weltweit<br />
qualitativ und quantitativ auch der größte<br />
Hersteller. Die Qualität lässt sich daran<br />
erkennen, dass wir selbst die hohen Ansprüche<br />
beim Bau von Messmaschinen aus dem<br />
Standard erfüllen können. Wichtig ist aber<br />
vor allem, mit uns zu sprechen. •<br />
Michael Corban<br />
Chefredakteur der Schwesterzeitschriften<br />
KEM und elektroAutomation<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 69
technik & wissen<br />
Bosch setzt auf voll digitalisierte Werke<br />
mit 5G-„Campusnetzen“. Bild: Bosch<br />
Vergabe eines Teils des Frequenzspektrums<br />
das Band zwischen 3,7 und 3,8 GHz explizit<br />
für regionale und lokale Anwendungen<br />
vorsieht.<br />
Ohne Tempolimit auf der Datenautobahn<br />
Der Datenturbo 5G<br />
Mobilfunk | 5 G soll (fast) alles besser können als die<br />
bisherigen Mobilfunkstandards. Auch Industrieunternehmen<br />
setzen auf die neue Technik und präsentieren<br />
bereits Ideen, wie sie 5 G rasch für ihre Produktionsprozesse<br />
nutzen wollen.<br />
Unabhängig davon, wie die am 19. März gestartete<br />
Auktion um die 5G-Mobilfunk -<br />
frequenzen ausgeht, steht die Industrie bereits<br />
in den Startlöchern. Bosch will schon<br />
im Herbst 2019 5G-fähige Automatisierungstechnik<br />
für Kunden vorstellen. 2020<br />
dürfte eine Welle von 5G-Applikationen für<br />
Industriekunden am Markt verfügbar sein,<br />
voraussichtlich 2022 für Privatkunden.<br />
Dann sollen Informationen zehnmal so<br />
schnell wie mit dem aktuellen LTE-Standard<br />
unterwegs sein, mit Bandbreiten von bis zu<br />
zehn Gbit pro Sekunde und einer Latenz<br />
von nur noch einer Millisekunde. Darüber<br />
hinaus soll 5 G höchste Verfügbarkeit bieten,<br />
die Anbindung von Tausenden von Maschinen<br />
und Sensoren in einer Funkzelle, sowie<br />
virtuelle Teilnetze mit angepassten Leistungsparametern.<br />
Für das produzierende<br />
Gewerbe besonders attraktiv ist, dass der<br />
Entwurf der Bundesnetzagentur erstmals die<br />
Separate Kommunikation<br />
Auf den Innovation Days von Nokia Ende<br />
2018 in Stuttgart gewährten zahlreiche Unternehmen<br />
einen Einblick in ihre 5G-Strategien<br />
und Anwendungsfälle. Dr. Andreas<br />
Müller, Leiter Communication and Network<br />
Technology im Zentralbereich Forschung<br />
und Vorausentwicklung bei Robert<br />
Bosch beschrieb, welche Maßstäbe Bosch an<br />
ein 5G-Netzwerk anlegt. So setze man auf<br />
separate „Campus-Netzwerke“ mit eigenen<br />
Frequenzen, um einem Zugriff auf sicherheitskritische<br />
Produktionsdaten aus dem öffentlichen<br />
Mobilfunknetz von Anfang an<br />
vorzubeugen. Eine weitere Forderung ist<br />
Autonomie, damit das Campus-Mobilfunknetz<br />
bei Störungen für eine gewisse Zeit<br />
auch offline funktioniere. Eine volle Kontrolle<br />
über Hardwarekomponenten und deren<br />
Lieferanten, die Algorithmen und Zugriffsrechte<br />
auf Daten sei ebenfalls ratsam.<br />
Ein Campus-Netzwerk empfehle sich auch<br />
bei Produktionsstandorten im ländlichen<br />
Raum, um nicht zu sehr von Netzausbauplänen<br />
der Mobilfunkbetreiber abhängig zu<br />
sein. Bosch hält eine Synchronität von weniger<br />
als einer Mikrosekunde, Latenzzeiten<br />
von weniger als einer Millisekunde zwischen<br />
zwei Geräten, sowie eine Verfügbarkeit<br />
von nahe 100 % bei 5 G für möglich.<br />
Für die Unternehmens-Netzwerke gibt es<br />
eine Reihe von physischen Ausprägungen<br />
und Betreibermodellen. Ein Extrem ist das<br />
voll autonome Campus-Netzwerk mit eigener<br />
Frequenz sowie Hardware, Datenverkehr<br />
und Betrieb voll in Unternehmenskontrolle.<br />
Gegenpol ist ein virtuelles Netzwerk,<br />
welches in das 5G-Netz eines klassischen<br />
Netzwerkbetreibers im klassischen Frequenzspektrum<br />
eingebettet ist, aber per<br />
„Network Slicing“ eigene Leistungsparameter<br />
sowie den Schutz für Daten und Prozesse<br />
bietet.<br />
Dazwischen sind verschiedene Mischformen<br />
mit geteilten Verantwortungsbereichen<br />
denkbar. Beispielsweise mit einer vom Netz-<br />
70 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
werkbetreiber installierten Basisstation im<br />
Werk, die das Unternehmen und das öffentliche<br />
Netzwerk mit jeweils separaten Frequenzen<br />
gemeinsam nutzen.<br />
Nokia zeigt auf seinem<br />
Innovation Day eine<br />
Lösung, wie die Not-Ausfunktion<br />
bei Mensch-<br />
Roboter-Kollaboration<br />
beschleunigt und sicherer<br />
werden kann. Bild: Nokia<br />
Mehr Sicherheit und Schnelligkeit<br />
Einer der ersten Anwender von 5 G in der<br />
Produktion könnte Daimler sein. In der neuen<br />
Factory 56 in Sindelfingen sollen ab etwa<br />
2021 die E- und S-Klasse sowie die ersten<br />
EQ-Elektromodelle und Robo-Taxis gebaut<br />
werden. Zusätzlich will Daimler dort in der<br />
Montage Pilotanwendungen innerhalb eines<br />
5G-Mobilfunknetzes testen. Als potenzielle<br />
Anwendungen von 5 G hat man beispielsweise<br />
das autonome Einfahren eines Fahrzeugs<br />
auf den Prüfstand, die Einbindung<br />
von Montagezellen in das Produktionsnetzwerk,<br />
die Positionierung von Menschen und<br />
Fahrzeugen, die Materialanforderung per<br />
Kanban oder abschließende Software-Updates<br />
identifiziert. Auch die Unterstützung<br />
der Werker per Video und virtueller Realität<br />
sowie Trainings- und Schulungseinheiten<br />
könnten mit 5 G optimiert werden, heißt es<br />
bei Daimler.<br />
Nokia hat auf seinem Innovation Day<br />
ebenfalls Pilotanwendungen mit 5 G präsentiert.<br />
Ein Projekt in Kooperation mit Bosch<br />
optimiert die Notausfunktionen bei Grenzraumverletzungen<br />
in Mensch-Roboter-Kollaborationen.<br />
Hier kann 5 G mit seinen sehr<br />
kurzen Latenzzeiten und der Fähigkeit, viele<br />
solcher Schutzvorrichtungen sicher und<br />
schnell zu managen (Ultra reliable low latency<br />
communications, URLLC), bessere<br />
Dienste leisten als die bisherigen Lösungsansätze<br />
auf Basis des LTE-Standards.<br />
Ein weiteres Forschungsprojekt mit<br />
Bosch sieht die flexible Abstimmung von<br />
Produktionsprozessen mithilfe von 5 G vor.<br />
Etwa die Ansteuerung der Roboter per Werker<br />
mit mobilen Devices, um Prozessabläufe<br />
oder Werkzeuge zu ändern. Ein weiterer<br />
Schritt hin zur vollflexiblen Produktion wäre<br />
die vollautomatische Umorganisation der<br />
Produktionsanlage. Bei diesem Szenario<br />
würden sich die Roboter ohne menschliche<br />
Eingriffe auf die geforderten Produktionsvorgaben<br />
einstellen, inklusive eventuellem<br />
Positions-, Aufgaben und Werkzeugwechsel.<br />
Auch vor- und nachgelagerte Logistikprozesse<br />
mit autonomen Transportfahrzeugen<br />
würden dann per Mobilfunk gesteuert. Da<br />
in dieser vollautomatisierten Anlage trotzdem<br />
noch Menschen für Überwachungsaufgaben<br />
erforderlich wären, müsste eine sehr<br />
sichere URLLC-Kommunikation samt Lokalisierungsfunktion<br />
per 5 G gegeben sein.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 71
technik & wissen<br />
Nach der Umrüstung auf effiziente Schaltschrank-<br />
Kühlgeräte von Rittal spart Voith Turbo am Standort<br />
Heidenheim nun jährlich 70 % seiner Energiekosten,<br />
also knapp 25.000 Euro, ein. Bilder: Rittal<br />
Gesamtbilanz des Unternehmens eine Rolle<br />
spielen. „Die Vorgaben bei Voith sind sehr<br />
ambitioniert: 20 % Energie sollen in sechs<br />
Jahren eingespart werden“, erzählt Brunkal.<br />
„Und natürlich haben wir uns zuerst um die<br />
‚low hanging fruits‘ gekümmert.“ Das<br />
heißt: Je mehr erfolgreiche Projekte durchgeführt<br />
sind, umso schwieriger wird es, weitere<br />
Fortschritte zu erzielen.<br />
Optimierte Schaltschrank-Klimatisierung steigert Effizienz<br />
Mit Kühlgeräten<br />
Kosten sparen<br />
Energieeffizienz | Nachhaltigkeit und Energieeffizienz<br />
haben bei Voith einen hohen Stellenwert. Neben<br />
ihrem Umweltmanagement haben die Heidenheimer<br />
weitere Einsparpotenziale entdeckt: bei der Klimatisierung<br />
von Schaltschränken.<br />
Beim Rundgang durch die Fertigungshallen<br />
kennt Markus Brunkal zu jeder Maschine<br />
eine Geschichte. Der 54-Jährige ist seit seiner<br />
Maschinenschlosser-Lehre bei dem<br />
Technologiekonzern Voith in Heidenheim<br />
tätig, heute beschäftigt er sich mit dem Ressourcen-<br />
und Energiemanagement bei Voith<br />
Turbo. „Bei dieser Aufgabe muss man genau<br />
hinschauen, denn es geht um jeden einzelnen<br />
Verbraucher – von der Beleuchtung im<br />
Flur über die Heizung in der Halle bis hin<br />
zu den großen Maschinen in der Produk -<br />
tion“, weiß der Schwabe.<br />
Überall sind Aggregate in Betrieb, deren<br />
Energie- und Ressourcenverbrauch in der<br />
Erste Stromfresser waren schnell gefunden<br />
„Zu Beginn ging es erst einmal darum, die<br />
notwendigen Daten zu erfassen“, erinnert<br />
sich Wolfgang Steck, der als Head of Assembly<br />
and Test Field unter anderem für die<br />
Produktion zuständig ist. „Detaillierte Energieverbrauchswerte<br />
hatten wir bis dahin gar<br />
nicht gemessen.“ Stück für Stück entstand<br />
eine Verbraucherliste, auf deren Basis eine<br />
Energiewert-Stromdarstellung erstellt wurde.<br />
„Die größten Ströme haben wir dann zuerst<br />
untersucht“, sagt Steck. Die Härterei,<br />
die Bearbeitungsmaschinen für die spanende<br />
Metallbearbeitung, die Prüfstände und die<br />
Lackiererei stehen mit ihrem Energieverbrauch<br />
ganz oben auf der Verbraucherliste.<br />
Der Konzern ist weltweit an seinen<br />
Standorten im Bereich Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz aktiv. Bei einem der zwei<br />
Mal jährlich stattfindenden Arbeitskreise<br />
von Voith Turbo referierte ein Mitarbeiter<br />
der Firma Rittal über die Einsparpotenziale<br />
von Klimatisierungslösungen für Schaltschränke,<br />
erinnert sich Steck. „In den vergangenen<br />
Jahren hatten wir zwar auch die<br />
Energieeffizienz der Werkzeugmaschinen in<br />
der Produktion untersucht, allerdings lag<br />
das Hauptaugenmerk auf den Antrieben,<br />
der Hydraulikaggregate und der Auslastung<br />
einzelner Maschinen“, erklärt Steck.<br />
Für eine Überprüfung der möglichen Einsparpotenziale<br />
bei der Schaltschrank-Klimatisierung<br />
nutzte der Antriebstechnikhersteller<br />
den Service- und Effizienzcheck des Systemanbieters<br />
für Schaltschränke, Stromverteilung<br />
und Klimatisierung. Das Ergebnis<br />
bei Voith: Insgesamt waren das 50 verschiedene<br />
Maschinen, deren Schaltschränke kli-<br />
72 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
matisiert werden. Der Service-Check enthält<br />
zahlreiche Informationen über den Zustand<br />
der Schaltschrank-Klimatisierung bei jeder<br />
untersuchten Maschine. Teil der umfangreichen<br />
Dokumentation ist auch eine Empfehlung,<br />
ob ein Austausch des Kühlgeräts sinnvoll<br />
ist, welches Gerät empfohlen wird und<br />
wie hoch die Energieeinsparung im Falle<br />
eines Austauschs wäre.<br />
„Die Ergebnisse des Effizienz-Checks<br />
waren für uns sehr überraschend“, staunte<br />
Brunkal. Laut den Berechnungen lagen die<br />
Einsparung bei den Energiekosten bei über<br />
70 % pro Jahr. Das sind rund 25.000 Euro.<br />
Die Umrüstung auf energieeffizientere Kühlgeräte<br />
macht sich im Schnitt bereits nach<br />
zwei Jahren bezahlt. Die Umrüstung der<br />
Werkzeugmaschinen auf die neuen Kühlgeräte<br />
wurde im Sommer 2018 durchgeführt.<br />
Insgesamt wurden 28 Kühlgeräte der Serie<br />
Blue e+ und sieben Kühlgeräte der Serie<br />
Blue e von Rittal an 21 Werkzeugmaschinen<br />
Bei Untersuchungen der Energieeffizienz der Werkzeugmaschinen bei Voith wurden bislang vor<br />
allem die Antriebe, die Hydraulikaggregate und die Auslegung der einzelnen Maschinen betrachtet.<br />
installiert. Die Umrüstung lief bis auf kleinere<br />
Anpassungsarbeiten problemlos.<br />
Auch die anderen Produktionswerke von<br />
Voith Turbo in Deutschland haben den Effizienz-<br />
und Service-Check in Anspruch genommen.<br />
„Aufgrund der positiven Erfahrungen<br />
hier in Heidenheim“, betont Brunkal,<br />
„werden die anderen Werke in den<br />
nächsten Monaten ebenfalls auf energieeffizientere<br />
Kühllösungen an ihren Werkzeugmaschinen<br />
umstellen.“ •<br />
Dr. Jörg Lantzsch<br />
Fachjournalist aus Wiesbaden<br />
Hans-Robert Koch<br />
Leiter Produktkommunikation, Rittal,<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 73
technik & wissen<br />
Mit nur einem Knopfdruck<br />
lässt sich der<br />
Speicherdruck von<br />
Hydrospeichern per<br />
RFID-Technologie<br />
berührungslos ermitteln.<br />
Druckprüfung per RFID<br />
Überwachung<br />
in Sekunden<br />
Sensorik | Wie prüft man am schnellsten den Gasdruck<br />
in beispielsweise 400 Hydrospeichern? Für diese<br />
Herausforderung hat der Fluidtechnik-Spezialist<br />
Stauff jetzt eine Lösung parat.<br />
Der Gasdruck wird bei der Stauff-Lösung<br />
kontinuierlich von integrierten Sensoren am<br />
Gasfüllanschluss erfasst und innerhalb<br />
von Sekunden per RFID-Technologie berührungslos<br />
und druckverlustfrei an ein Lesegerät<br />
übertragen. Die regelmäßige Druckprüfung<br />
an der Gasseite von hydropneumatischen<br />
Membran- oder Blasenspeichern<br />
gehört zu den Standardaufgaben der Instandhaltung.<br />
Dabei gelten häufig unterschiedliche<br />
Prüfintervalle, weil die Speicher<br />
teilweise in sicherheitssensible Hydraulikkreisläufe<br />
oder in komplexe, kontinuierlich<br />
ablaufende Produktionsprozesse eingebun-<br />
den sind. Wer viele Blasenspeicher in der<br />
Produktion einsetzt, wird diese in verschiedene<br />
Sicherheitskategorien einteilen. Speicher,<br />
die in kritischen Prozessen zum Einsatz<br />
kommen, wie bei schweren Kran- und anderen<br />
Förderanlagen, werden üblicherweise<br />
im Dreimonatsrhythmus überprüft, nicht so<br />
kritische Anlagen meistens nur alle fünfzehn<br />
Monate. Bis vor Kurzem bedeutete eine solche<br />
Überprüfung, dass der entsprechend<br />
geschulte Instandhalter ein Manometer beziehungsweise<br />
eine Gasflasche mit Manometer<br />
am Gasfüllanschluss des Speichers<br />
anschließt und den Druck prüft. Dabei öffnet<br />
er notwendigerweise das System, wobei<br />
ein Druckverlust nicht immer ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
Speicherdruck berührungslos überwachen<br />
Die neuen Speicheradapter des Werdohler<br />
Fluidtechnik-Spezialisten Stauff in den Ausführungen<br />
SBAA und SDAA minimieren<br />
den Prüfaufwand. Im Zusammenspiel mit<br />
den Druckaufnehmern der Baureihe PT-RF<br />
und einem entsprechenden Lesegerät ist<br />
jetzt eine berührungslose Überwachung des<br />
Speicherdrucks von hydropn eu matischen<br />
Membran- und Blasenspeichern möglich –<br />
schnell, einfach und ohne Druckverlust.<br />
74 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
DICHT&<br />
SICHER<br />
Der Speicheradapter in der Ausführung<br />
SBAA und SDAA lässt sich problemlos<br />
an Membran- und Blasenspeichern<br />
nachrüsten. Bilder: Walter Stauffenberg<br />
adapters weiterhin verwendet werden. Auch<br />
vorhandene Befüllvorrichtungen können wie<br />
gewohnt eingesetzt werden.<br />
Druckaufnehmer der Baureihe PT-RF<br />
messen die in der Hydraulik üblichen Bereiche<br />
zwischen 0 ... 16 bar und 0 ... 600 bar<br />
(relativ) präzise mit maximal ± 0,5 %; bezogen<br />
auf den jeweils aktuellen Messbereichsendwert.<br />
Das Funktionsprinzip der Sensoren<br />
basiert auf innovativer RFID-Technologie:<br />
Die im Rahmen einer Messung erforderliche<br />
Energie wird über die Antenne des zugehörigen<br />
Lese- und Anzeigegeräts berührungslos<br />
an den Druckaufnehmer übertragen,<br />
sodass dieser ohne Stromversorgung<br />
und ohne Verkabelung auskommt.<br />
Lückenlos dokumentierte Prüfergebnisse<br />
Nach Aktivierung des Druckaufnehmers per<br />
Tastendruck am Gerät wird innerhalb von<br />
0,5 s ein aktueller Messwert ermittelt und<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19<br />
Dazu wird der Speicheradapter auf den Gasfüllanschluss<br />
des Hydrospeichers aufgeschraubt<br />
und ein Druckaufnehmer dauerhaft<br />
seitlich angebracht. Auch eine Nachrüstung<br />
bestehender Anlagen ist möglich. Das standardmäßig<br />
am Speicher eingesetzte Füllventil<br />
kann am oberen Anschluss des Anschlusszurück<br />
an das Lese- und Anzeige-gerät übertragen,<br />
dort auf dem beleuchteten Display<br />
dargestellt und zur weiteren Auswertung gespeichert.<br />
Neben dem Druckwert werden<br />
standardmäßig auch weitere relevante Informationen<br />
übermittelt, darunter Datum und<br />
Uhrzeit der Messung sowie die eindeutige<br />
Seriennummer des Druckaufnehmers. Dies<br />
ermöglicht die eindeutige Zuordnung der<br />
Messstelle – Grundvoraussetzung für eine<br />
lückenlose Dokumentation der Prüfergebnisse.<br />
Mehr als 15.000 dieser Messsätze<br />
können im integrierten Speicher des Lesegerätes<br />
abgelegt werden. Die im Lieferumfang<br />
enthaltene Software ermöglicht die nachträgliche<br />
Auswertung und Weiterverarbeitung<br />
der zuvor über die USB-Schnittstelle<br />
übertragenen Mess ergebnisse am PC oder<br />
Notebook.<br />
Die Vorteile für Instandhalter, Anlagenbetreiber<br />
und Wartungsfachkräfte liegen auf<br />
der Hand: Messungen können einfach, ohne<br />
aufwendige Schulung und binnen weniger<br />
Sekunden mit nur einem Knopfdruck<br />
durchgeführt und prozesssicher dokumentiert<br />
werden. Dabei entfällt das Auf- und<br />
Abschrauben von Manometern oder anderen<br />
Mess- und Anzeigegeräten, das einer<br />
temporären Öffnung des Systems gleichkommt<br />
und zum Verlust von Speicherdruck<br />
und infolgedessen zu Leistungseinbußen<br />
führen kann.<br />
Enorme Einsparpotenziale<br />
Am folgenden Beispiel lassen sich die erheb -<br />
lichen Einsparpotenziale dank schneller und<br />
einfacher Handhabung erkennen: Erfasst<br />
man den Zeitaufwand vorher/ohne und<br />
nachher/mit Drucksensoren und nimmt 400<br />
Druckspeicher als Basis, sind durch unterschiedliche<br />
Sicherheitskategorien pro Jahr<br />
circa 548 Druckprüfungen erforderlich.<br />
Nach der alten Methode erforderte das<br />
einen Zeitaufwand von 137 Mannstunden<br />
pro Jahr, also 548 mal 15 min. Darin ist die<br />
Aufbereitung der Daten für die Dokumentation<br />
noch nicht enthalten. Bei der kontaktlosen<br />
Abfrage der PT-RF-Druckaufnehmer<br />
benötigt das Personal hingegen nur 15 s pro<br />
Messpunkt und muss nicht in die Gaszufuhr<br />
eingreifen. Auf die reine Messung entfallen<br />
damit nur noch 100 min. Auch die Aufbe -<br />
reitung der Messergebnisse für die Dokumentation<br />
vereinfacht sich laut Angaben des<br />
Unternehmens erheblich. (dk) •<br />
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technik & wissen<br />
DBL-Manager Dirk Hischemöller gibt Tipps zur persönlichen Schutzausrüstung<br />
„Schutzkleidung ist eine<br />
Wissenschaft für sich“<br />
Wie wird Schutzkleidung richtig gepflegt und gewartet? Wie<br />
wird die Sicherheit gewährleistet? Und wer übernimmt am<br />
Ende die Verantwortung? Im Interview beantwortet DBL-Chef<br />
Dirk Hischemöller Fragen, die jedem Arbeitsschutz-Beauftragten<br />
unter den Nägeln brennen.<br />
Wie funktioniert die Qualitätssicherung<br />
bei der Schutzkleidung in der Praxis?<br />
Wir überlassen die Qualität nicht dem Zufall,<br />
sondern sie wird durch ein umfassendes<br />
Qualitätsmanagement-System sichergestellt.<br />
Dazu gehört, dass die Vertragswerke des<br />
DBL-Verbunds nach ISO 9001 zertifiziert<br />
sind oder sich in einem entsprechenden Prozess<br />
befinden. Nur so können wir gleichbleibend<br />
hohe Qualitätsstandards bieten. Dahinter<br />
stehen in der Praxis detaillierte Vorgaben<br />
und Arbeitsabläufe. Wir kontrollieren<br />
die Kleidung nach dem Waschen auf Funktionstüchtigkeit,<br />
kümmern uns um die Wartung<br />
und übernehmen die Reparatur. Wenn<br />
Kleidungsstücke nicht mehr funktionstüchtig<br />
sind, werden sie durch uns ersetzt.<br />
Dirk Hischemöller ist Geschäftsführer der DBL Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH und verantwortlich für<br />
Marketing und Vertrieb. Bilder: DBL<br />
Herr Hischemöller, welche Anforderungen<br />
werden heute an die Schutzkleidung gestellt?<br />
Grundsätzlich ist der Bedarf an normgerechter<br />
Schutzkleidung in den letzten Jahren<br />
deutlich gestiegen. Als textiler Dienstleister<br />
haben wir deshalb unterschiedliche Kollektionen<br />
im Angebot. Wir beobachten derzeit<br />
einen Trend hin zu mehrfach normierter<br />
Kleidung, die für Einsätze mit unterschiedlichen<br />
Risiken geeignet ist. Aber auch im Bereich<br />
der Service- und Pflegeprozesse sind<br />
die Ansprüche gestiegen. Wir haben deshalb<br />
die Beratungskompetenz unserer Verkaufsteams<br />
verstärkt. Mehr gefordert ist bei der<br />
Schutzkleidung aber auch das Qualitätsmanagement.<br />
Hier werden unsere Mitarbeiter<br />
in den Bereichen Gütekontrolle, Qualitätskontrolle<br />
und Näherei kontinuierlich geschult.<br />
Alle arbeiten eng zusammen, damit<br />
die Bearbeitung der Schutzkleidung reibungslos<br />
funktioniert.<br />
Können Sie das Prozedere an einem Beispiel<br />
erklären?<br />
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Warnschutz.<br />
Bei der speziellen Arbeitskleidung,<br />
die in diesem Bereich getragen wird, dürfen<br />
bei der Pflege die Reflexstreifen nicht beschädigt<br />
werden. Auch das fluoreszierende<br />
Gewebe darf seine Wirkung nicht verlieren.<br />
Bei der normierten Warnschutzkleidung erfolgt<br />
zunächst eine Vorsortierung nach<br />
leuchtgelb oder nach leuchtorange. Nach einem<br />
zertifizierten Waschprozess mit anschließender<br />
Tunneltrocknung prüfen unsere<br />
Mitarbeiter der Güte- und Qualitätskontrolle<br />
die Leuchtkraft des Warnstoffs und<br />
die Reflexionseigenschaften des Reflexstreifens.<br />
Dabei wird jedes einzelne Kleidungsstück<br />
begutachtet. Bei der Prüfung kommt<br />
unter anderem eine spezielle Leuchte zum<br />
Einsatz, die sogenannte Verifier-Lampe. Damit<br />
wird der Rückstrahlwert des Reflex-<br />
76 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
streifens getestet. Entspricht das geprüfte<br />
Kleidungstück nicht mehr den Anforderungen,<br />
tauscht unsere Näherei die Reflexstreifen<br />
aus oder der Artikel wird komplett ersetzt.<br />
Es ist tatsächlich so, dass die Schutzkleidung<br />
eine Wissenschaft für sich ist und<br />
in die Hände von Profis gehört.<br />
Wie wird eine fachgerechte Reparatur sichergestellt?<br />
Grundsätzlich darf eine Reparatur nie dazu<br />
führen, dass die Schutzwirkung eines Kleidungsstücks<br />
eingeschränkt wird oder gar<br />
verloren geht. Unsere Näherinnen werden<br />
anhand eines speziellen Nähhandbuchs geschult<br />
und wissen, wie Reparaturen korrekt<br />
durchzuführen sind. Die Reparatur einer<br />
Schutzkleidung erfolgt außerdem nur mit<br />
Original-Zutaten. Zum Beispiel bei Schrittkürzungen<br />
achten wir darauf, dass mindestens<br />
fünf Zentimeter vom Warnstoff bis<br />
zum Saumende stehenbleiben. Funktioniert<br />
das nicht, muss der Reflexstreifen komplett<br />
versetzt werden. In diesem Prozess überprüfen<br />
wir auch regelmäßig die Einsatzwochen<br />
der Kleidung. Nach einer bestimmten Zahl<br />
an Wäschen wird ein Artikel automatisch<br />
ausgetauscht.<br />
„Dass die<br />
Schutzkleidung<br />
in der privaten<br />
Waschmaschine<br />
eines Mitarbeiters<br />
landet<br />
ist der Albtraum<br />
eines<br />
jeden Textildienstleisters.“<br />
Wie werden all diese Arbeiten dokumentiert<br />
und die Qualität der Abläufe sichergestellt?<br />
Unsere Maßnahmen dafür sind vielfältig<br />
und auf die Praxis abgestimmt. Dazu gehören<br />
jährliche Schulungen der am Pflegeprozess<br />
beteiligten Mitarbeiter aus den Bereichen<br />
Gütekontrolle, Näherei und Qualitätskontrolle.<br />
Jede Schutzkleidung, die wir neu<br />
ins Programm aufnehmen, wird vor dem<br />
ersten Einsatz probegewaschen. Unsere Maschinen<br />
fahren ausschließlich Waschprogramme,<br />
die mit den Herstellern der Schutzkleidung<br />
abgestimmt sind. Hinzu kommt<br />
die regelmäßige Prüfung der eingesetzten<br />
Artikel. Mit diesen spezifischen Wasch- und<br />
Bearbeitungsprozessen, die wir als Anbieter<br />
von textilem Mietservice täglich anwenden,<br />
gewährleisten wir die dauerhafte Aufrechterhaltung<br />
der Schutzfunktionen. Auf Basis<br />
unseres zertifizierten Qualitätsmanagements<br />
werden alle Prozesse dokumentiert<br />
und sind für unsere Kunden nachvollziehbar.<br />
Wer übernimmt die Verantwortung für die<br />
eingesetzte Schutzkleidung?<br />
In der aktuellen Verordnung für die persönliche<br />
Schutzausrüstung, kurz PSA, sind die<br />
Pflichten der Hersteller und Händler beschrieben.<br />
Aber auch die Pflichten des Arbeitgebers<br />
und des Arbeitnehmers sind darin<br />
geregelt. Unsere Arbeit beginnt bei der<br />
Beratung und Anschaffung. Zunächst werden<br />
auf Basis einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung<br />
die Risiken am Arbeitsplatz<br />
definiert. Erst dann können wir als<br />
textiler Dienstleister den Verantwortlichen<br />
bei der Entscheidung unterstützen. Es liegt<br />
auch in der Verantwortung des Unternehmers,<br />
seine Mitarbeiter im Umgang mit der<br />
PSA einzuweisen. Jedem Werker muss klar<br />
sein, dass er seine Kleidung vor dem Einsatz<br />
kontrollieren muss. Der Service eines Textilprofis<br />
allein bietet keine Rechtssicherheit<br />
bei Anschaffung und Nutzung der persönlichen<br />
Schutzausrüstung.<br />
Bei der Kontrolle der Berufskleidung und der persönlichen Schutzausrüstung überlassen textile Mietdienstleister<br />
wie DBL nichts dem Zufall.<br />
Wer übernimmt die Verantwortung für die<br />
Pflege?<br />
Wir gewährleisten als textiler Dienstleister<br />
die fachgerechte Pflege und Aufbereitung.<br />
Hier weisen wir unsere Kunden im Vorfeld<br />
darauf hin, die PSA ausschließlich von uns<br />
pflegen zu lassen. Es darf nicht sein, dass die<br />
PSA in der heimischen Waschmaschine eines<br />
Mitarbeiters landet. Das ist für uns der absolute<br />
Albtraum. Wir informieren den Unternehmer<br />
natürlich darüber, dass die PSA<br />
ihre Schutzwirkung verlieren kann, wenn<br />
diese nicht fachgerecht gepflegt wird. Unterm<br />
Strich sind eine intensive Beratung und<br />
die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
entscheidend. Das schafft die gewünschte<br />
Sicherheit für alle Beteiligten. (ub) •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 77
technik & wissen<br />
Predictive Maintenance im Vergleich mit klassischen Wartungskonzepten<br />
Vorhersagen gegen<br />
Verschwendung<br />
Industrie 4.0 | „Predictive Maintenance“ war eines<br />
der Schlagworte der diesjährigen Hannover Messe.<br />
Damit rückt der Teilbereich von Industrie 4.0 in den<br />
Fokus, der am schnellsten einen bezifferbaren<br />
Return-on-Investment erzielen kann.<br />
Serie Industrie 4.0<br />
Wir begleiten Sie mit unserer Serie auf dem<br />
Weg zur Digitalisierung. In dieser Ausgabe<br />
beleuchten wir das Thema Predictive Maintenance.<br />
Alle Beiträge finden Sie auch online<br />
auf www.industrieanzeiger.de.<br />
Predictive Maintenance befreit Maschinen –<br />
vom CNC-Zentrum, über Flug- und Fahrzeuge<br />
bis hin zur IT – von festen Wartungsintervallen.<br />
Sensoren überwachen dafür permanent<br />
und in Echtzeit zum Beispiel Vibrationen,<br />
Geräusche und Geschwindigkeiten.<br />
Eine spezielle Wartungs-Software erfasst,<br />
verarbeitet und speichert diese Daten.<br />
Algorithmen bewerten diese Informationen,<br />
vergleichen sie mit historischen Daten, Analysen<br />
und/oder mit Vorhersagen. So können<br />
Machine Monitoring weitergedacht:<br />
Predictive Maintenance generiert aus<br />
Daten individuelle Wartungspläne.<br />
Bild: tashatuvango/ Fotolia<br />
defekte oder abgenutzte Bauteile, die zu Störungen<br />
führen könnten, frühzeitig erkannt<br />
und proaktiv ausgetauscht werden – bevor<br />
ein Schaden beziehungsweise ein Stillstand<br />
eintreten kann.<br />
Vorausschauende Wartung wird bereits<br />
in vielen Bereichen eingesetzt. Das drohende<br />
Versagen eines Lagers kann beispielsweise<br />
über auftretende Vibrationen prognostiziert<br />
werden. Auf diese Weise werden inzwischen<br />
bei Windkraftanlagen Ausfallzeiten fast<br />
vollständig vermieden. Gleiches gilt für<br />
Werkzeuge: Auf Basis der genauen Beobachtung<br />
von Temperatur, Vibration und Schneideergebnis<br />
kann die maximale Lebensdauer<br />
beispielsweise eines Fräskopfes ausgenutzt<br />
werden – ohne Gefahr eines außerplanmäßigen<br />
Maschinenstopps. Voraussetzungen<br />
dafür sind eine präzise Sensorik, leistungs-<br />
78 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Helden<br />
mögen keinen<br />
Waschtag.<br />
fähige Kommunikationsnetzwerke und eine<br />
hochperformante IT-Architektur – für die<br />
Verarbeitung von Big Data und deren Abgleich<br />
mit bekannten Fehlerbildern sowie<br />
mit statistische Voraussagen.<br />
Und Sie?<br />
Vorbeugend versus vorausschauend:<br />
ein Systemvergleich<br />
Ähnlich wie Predictive Maintenance versuchen<br />
auch klassische Wartungskonzepte<br />
Ausfallzeiten zu vermeiden oder zumindest<br />
die Kosten zu minimieren. Dazu gibt es zwei<br />
Ansätze: Reaktiv und präventiv. Reaktive<br />
Konzepte greifen erst bei tatsächlichen Fehlern<br />
oder Störungen ein. Solche Services lassen<br />
sich zwar ohne viel Aufwand umsetzen,<br />
Feste Wartungspläne: eine Abwägung zwischen<br />
Kosten und Risiken. Bild: fotohansel/Fotolia<br />
Klare Handlungsanweisung:<br />
Austauschen!<br />
Bild: NicoElNino<br />
sind jedoch nur empfehlenswert, wenn unvorhergesehene<br />
Ausfälle keinerlei Einfluss<br />
auf nachfolgende Produktionsprozesse ausüben.<br />
Präventive Wartung definiert dagegen<br />
starre Wartungsintervalle auf Basis von Erfahrungen<br />
oder Herstellerangaben. Ausgangspunkt<br />
ist die Abwägung der Materialund<br />
Wartungskosten versus den Kosten eines<br />
drohenden Ausfalls. Deshalb werden<br />
Verschleißteile zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
unabhängig von ihrem tatsächlichen<br />
Zustand ausgetauscht. Auf Dauer muss das<br />
Unternehmen vermeidbare Kosten tragen,<br />
die durch Predictive Maintenance eingespart<br />
werden könnten. Dazu kommt: Selbst<br />
enge Wartungsintervalle schützen nicht vor<br />
unerwarteten Maschinenausfällen durch<br />
vorzeitigen Verschleiß oder Materialfehler.<br />
Sowohl bei reaktiven wie auch bei präventiven<br />
Wartungskonzepten werden üblicherweise<br />
keine Prozessdaten gesammelt und<br />
ausgewertet. Damit lassen sich die verschiedenen<br />
Modelle nicht kontinuierlich verbessern<br />
bzw. auf einer exakten Datenbasis an<br />
die jeweiligen Produktionsparameter anpassen.<br />
Sie sind mithin statisch.<br />
Very Big Data<br />
Predictive Maintenance-Strategien benötigen<br />
Daten, sehr viele Daten. Dazu gehören<br />
nicht nur die eigentlichen Sensorinformationen<br />
aus der Maschine, sondern sämtliche<br />
relevanten Parameter: von der Wareneingangskontrolle,<br />
den vorangegangenen Prozessschritten<br />
sowie Umgebungsfaktoren wie<br />
Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit, bis hin<br />
zur Tageszeit und den Mitarbeitern. Je umfassender<br />
die Datenerhebung, desto aussagestärker<br />
die Voraussagen für die folgenden<br />
Wartungs-Aktivitäten. Mit dieser Aufgabe<br />
dürfte der klassische IT-Verantwortliche<br />
überfordert sein, was die Einschaltung<br />
Mietberufskleidung.<br />
Sauber. Clever. DBL.<br />
DBL – Deutsche<br />
Berufskleider-Leasing GmbH<br />
info@dbl.de | www.dbl.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
technik & wissen<br />
externer Spezialisten erfordert – neben den<br />
technologischen Investitionen ein weiterer<br />
Kostenpunkt.<br />
Lohnt der Aufwand? Das wird derzeit<br />
diskutiert. Laut einer Studie der Unternehmensberatung<br />
BearingPoint aus dem Jahr<br />
2018 kennt zwar ein Großteil der Verantwortlichen<br />
die Vorteile vorausschauender<br />
Wartung – aber erst ein Viertel der Befragten<br />
haben konkrete PM-Projekte umgesetzt.<br />
Und davon wiederum beschränken sich<br />
viele auf „Condition Monitoring“, also die<br />
bloße Beobachtung des Betriebs einer Maschine<br />
ohne weitere Datennutzung. Die<br />
”<br />
Die Sensoren sind da.<br />
Was häufig fehlt, ist die<br />
Datenaufbereitung. Bild:<br />
nordroden/Fotolia<br />
Gründe für die Zurückhaltung liegen in den<br />
Kosten, in technologischen Hürden, Sicherheitsbedenken<br />
sowie in der Skepsis, dass<br />
sich die Investitionen tatsächlich auszahlen.<br />
Denn eine der größten Fehlerquellen kann<br />
auch noch so umfangreiche Sensorik und<br />
Analytik nicht ausschalten: den Menschen.<br />
Fehlbedienungen, Nachlässigkeiten und<br />
Manipulationen entziehen sich der Überwachung<br />
durch Predictive Maintenance.<br />
Deshalb schränkt Thomas Rohrbach, Geschäftsführer<br />
der Staufen Digital Neonex<br />
GmbH, ein: „Die überwiegende Mehrheit<br />
der Maschinenausfälle lässt sich auf Faktoren<br />
zurückführen, die Predictive Maintenance<br />
nicht lösen kann, allen voran Bedienungsfehler.<br />
Einen echten Mehrwert kann<br />
vorausschauende Wartung erzielen, wenn<br />
sie mit anderen Leistungen gekoppelt wird,<br />
etwa einer intelligenten Überwachung der<br />
Prozessdaten zur Optimierung von Verfahren<br />
und Material oder digitalen Assistenzsystemen,<br />
die Fehler durch den Menschen<br />
verhindern.“<br />
Der Weg zu Wartung 4.0<br />
Der erste Schritt besteht in der Erfassung,<br />
gegebenenfalls Digitalisierung und Speicherung<br />
aller relevanten Daten. Das ist bei modernen<br />
Anlagen im Industrie 4.0-Umfeld<br />
kein Problem: In vielen Maschinen sind entsprechende<br />
Sensoren bereits integriert. Dazu<br />
müssen weitere Parameter wie Klima und<br />
Bedienerdetails kommen. Im nächsten<br />
Schritt wird aus dem großen Datenberg<br />
Smart Data. Zahlreiche IT-Spezialisten bieten<br />
inzwischen Lösungen an, die relevante<br />
Korrelationen und Abhängigkeiten finden<br />
und interpretieren. Es folgt die wichtigste<br />
Phase: die Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
für Anlagen, Maschinen<br />
und Werkzeuge. Danach müssen die<br />
Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden:<br />
in Form veränderter Wartungspläne.<br />
Der Mensch lässt sich täuschen –<br />
meist durch Optimismus.“<br />
Daniel Kahneman,<br />
Nobelpreisträger für Behavioural Economics<br />
Predictive-basierende Konzepte werden sich<br />
im Umfeld von Industrie 4.0 durchsetzen,<br />
da ist sich Daniel Kahneman, Nobelpreisträger<br />
für Behavioural Economics, sicher:<br />
„Der Mensch ist nicht in der Lage, statistisch-quantitative<br />
Entscheidungen permanent<br />
gut genug zu treffen und lässt sich häufig<br />
täuschen – meist durch Optimismus.“ Es<br />
ist aber nicht diese Unzulänglichkeit, sondern<br />
die überzeugenden Vorteile, die über<br />
kurz oder lang Algorithmen in die Serviceplanung<br />
heben werden. Denn mit Predictive<br />
Maintenance werden nicht nur Wartungsarbeiten<br />
planbar und können teure Ausfallzeiten<br />
der Maschinen verhindert werden –<br />
Unternehmen können darüber auch produktionskritische<br />
Anlagenkomponenten<br />
und problematische Umgebungsparameter<br />
(beispielsweise der Einfluss von Außentemperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit) identifizieren.<br />
Auch die Einsatzplanung von Servicekräften<br />
wird einfacher und wirtschaftlicher. Die<br />
Kosten für das Ersatzteilmanagement<br />
sinken, da alle zukünftig benötigten Ersatzteile<br />
im Voraus bekannt sind und entsprechend<br />
bestellt beziehungsweise gelagert werden<br />
können. Und nicht zuletzt kann die<br />
langfristige Analyse zu einer verbesserten<br />
Maschinenauslastung beitragen. Klaus-<br />
Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries<br />
und Innovation bei PwC, fasst die Vorteile<br />
aus seiner Sicht zusammen: „Industrial<br />
Champions verzeichnen mit vorausschauender<br />
Instandhaltung bei den Wertschöpfungstreibern<br />
– also Betriebs- und Lebenszeiten<br />
ihrer Maschinen und Anlagen, Kostenreduktionen<br />
sowie reduzierten Unfall- und<br />
Gesundheitsrisiken – Verbesserungen von<br />
mehr als 25 Prozent.“ •<br />
Michael Grupp<br />
Freier Redakteur in Stuttgart<br />
80 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Eine Sonderausgabe von<br />
TAGUNGSBAND<br />
Qualitätssicherung<br />
in der additiven Fertigung<br />
21. SONDERAUSGABE/SONDERTEIL<br />
Februar 2019 Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Bild: Renishaw<br />
Expertenwissen zu den<br />
Themen Qualitätsmanagement,<br />
Recht<br />
sowie Mess- und<br />
Prüftechnik<br />
AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 81
INNOVATIONS<br />
IN METROLOGY<br />
OUR PRODUCTS<br />
Capture Your Part‘s DNA<br />
DIE WENZEL exaCT® COMPUTERTOMOGRAPHEN<br />
LEISTUNGSSTARKE UNIVERSALSYSTEME<br />
MADE BY WENZEL<br />
Die exaCT® Baureihe von WENZEL umfasst drei leistungsstarke industrielle Computertomographen<br />
für die berührungs- und zerstörungsfreie Inspektion von kleinen und großen Bauteilen. Die Computertomographen<br />
vereinen die jahrzehntelange Messtechnik-Erfahrung und die außerordentliche<br />
Qualität von WENZEL mit hoher CT-Entwicklungskompetenz. Die Systeme garantieren beeindruckende<br />
<br />
<br />
2 > Sonderteil AUSGABENBEZEICHN<br />
www.wenzel-group.com
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Fotos: Steffen Schmid<br />
Forum: Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Viele Einflussfaktoren<br />
im 3D-Druck<br />
Rund 80 interessierte Besucher<br />
kamen nach Stuttgart in<br />
die Räumlichkeiten des<br />
Fraunhofer IPA.<br />
Die additive Fertigung stellt eine Herausforderung für die Qualitätssicherung<br />
dar. Darüber und über die möglichen Lösungen diskutierten Experten<br />
aus Industrie und Wissenschaft auf einem Fachforum von Quality Engineering<br />
und Fraunhofer IPA. Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />
Additive Fertigung sei wie ein Kind, das<br />
vor der Pubertät steht und noch keine<br />
Ahnung von Sex hat, sagte Steffen Hachtel,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter von F. &<br />
G. Hachtel in seiner Keynote. „Alle wollen es,<br />
aber keiner weiß genau, wie es geht“.<br />
Das Unternehmen Hachtel aus Aalen hat<br />
seine Wurzeln im Spritzgießen und hat bereits<br />
verschiedene additive Verfahren mit<br />
Kunststoff getestet. „Mit dem Resultat: Verkaufen<br />
können wir die Teile eigentlich<br />
nicht“, stellt Geschäftsführer Hachtel fest.<br />
Sein Ziel ist es, technisch funktionale Bauteile<br />
wie etwa Ersatzteile additiv zu produzieren<br />
– und das in der gleichen Qualität wie<br />
Spritzgieß-Bauteile.<br />
Hachtel nutzt jetzt das Hot Lithography<br />
Verfahren von Cubicure einem Start-up aus<br />
Wien. Dabei werden hochviskose, hochmolekulare<br />
Harze verarbeitet. Noch verfügt<br />
Hachtel nicht über Langzeiterfahrungen.<br />
„Aber die Qualität der Bauteile scheint der<br />
von Spritzgießteilen am nächsten zu kommen“,<br />
so Hachtel.<br />
Doch auch hier kommen Maßhaltigkeit<br />
oder andere Qualitätsparameter nicht „out<br />
of the box“: Um reproduzierbare Ergebnisse<br />
zu erhalten, wählt das Unternehmen ein<br />
pragmatisches Vorgehen. Dabei ist für den<br />
Geschäftsführer klar, dass man die gesamte<br />
Prozesskette beherrschen muss. Um dies<br />
gegenüber Kunden nachzuweisen, strebt<br />
Hachtel eine entsprechende Zertifizierung<br />
durch den TÜV für das Hot Lithography Verfahren<br />
an.<br />
Am Anfang stand dabei die Qualifizierung<br />
der Anlage. „Man muss wissen, wie genau<br />
die Anlage arbeitet. Daher kommt man um<br />
eine Kalibrierung der Anlage mit Skalierungsfaktoren<br />
nicht herum. Das ist für jedes<br />
Verfahren notwendig“, stellte Hachtel klar.<br />
Wie komplex das Thema Qualitätssicherung<br />
in der additiven Fertigung ist, machte<br />
Simina Fulga-Beising deutlich. Sie ist Senior<br />
Scientist in der Abteilung Bild- und Signalverarbeitung<br />
am Fraunhofer-Institut für<br />
Produktionstechnik und Automatisierung<br />
(IPA).<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 83
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Steffen Hachtel berichtete aus der<br />
Praxis des 3D-Drucks.<br />
Simina Fulga-Beising sieht<br />
in Machine Learning großes<br />
Potenzial, um die Produktqualität<br />
zu sichern.<br />
Laut Volker Junior können<br />
Hürden schon bei Konzep -<br />
tion und Konstruktion ab -<br />
gebaut werden.<br />
RENSIHAW STIMMT AUF DAS EVENT EIN<br />
Unabhängig von den additiven Verfahren<br />
gebe es unzählige Faktoren die gleichzeitig<br />
einen direkten Einfluss auf die Qualität der<br />
gefertigten Bauteile hätten, so Fulga-Beising.<br />
Jeder dieser Faktoren lässt sich grob einem<br />
der Bereiche Daten, Equipment, Material,<br />
Produktion und Batch oder Post-Processing<br />
zuordnen.<br />
Sie sieht dabei großes Potenzial für Methoden<br />
der künstlichen Intelligenz. „Der Einsatz<br />
von Machine-Learning-Verfahren kann<br />
ein kontinuierliches Gleichgewicht der Qualitätseinflussfaktoren<br />
und somit eine selbstorganisierte<br />
Produktqualität durch Selbstkontrolle<br />
und Selbstregelung sichern“, sagte<br />
die Wissenschaftlerin.<br />
Mit dem Einflussfaktor Material beschäftige<br />
sich Manfred Schmid, Leiter R&D SLS<br />
am Innovation Center for Additive Manufacturing<br />
Switzerland der ETH Zürich. Die<br />
Dichte und Oberflächenbeschaffenheit des<br />
verwendeten Pulvers habe großen Einfluss<br />
auf die Qualität des Bauteils.<br />
Anwendern von additiven Verfahren<br />
konnte er in diesem Zusammenhang eine<br />
nützliche Empfehlung geben. Blatt 1.1 der<br />
VDI 3405 beschäftige sich mit der Materialqualifizierung<br />
und könne als Hilfestellung<br />
INFO<br />
Eingeläutet wurde das Forum am<br />
20. Februar 2019 ab 17 Uhr mit<br />
einem Vorabend-Event bei Renishaw<br />
in Pliezhausen. Kernkompetenz<br />
von Renishaw ist die industrielle<br />
Messtechnik, doch baut<br />
das Unternehmen sein Geschäftsfeld<br />
für generative Fertigung<br />
stark aus: Dazu gehören Laser-<br />
Fertigungssysteme und Dienstleistungen<br />
im Solution Center für<br />
generative Fertigung, in dem die Abendveranstaltung stattfand.<br />
Geschäftsführer Heiko Müller gab einen Überblick über die additive Fertigung<br />
bei Renishaw. Jan Linnenbürger, Leiter Messtechnik und Qualitätssicherung,<br />
sprach über optimale Prozessketten in der additiven Fertigung. Anschließend<br />
wurde eine Führung in Kleingruppen durch das Solution Center<br />
angeboten, geführt von Experten der Abteilung Additive Manufacturing.<br />
Der Abend klang mit Networking und einem entspannten schwäbischen<br />
Abendessen aus.<br />
dienen. Sie stellt laut Schmidt auch die Basis<br />
einer entsprechenden ISO-Norm dar, die<br />
sich zurzeit noch im Entwicklungsstadium<br />
befindet.<br />
Daneben stellte er zwei Messverfahren<br />
für die Überprüfung der Pulverqualität vor:<br />
den Melt Flow Index sowie die Hausnerzahl<br />
als dimensionelle Kennzahl zur Charakterisierung<br />
von Pulvern. Beide seien geeignete<br />
Verfahren, müssten aber jeweils vor dem<br />
Hintergrund der spezifischen Anwendung<br />
betrachtet werden.<br />
SCHON DIE PRODUKTGESTALTUNG<br />
IST ENTSCHEIDEND<br />
Doch nicht nur das Pulver hat Einfluss auf<br />
die Qualität. Bereits bei der Produktgestaltung<br />
lässt sich auf die Qualität hinwirken.<br />
So zeigte Volker Junior, wie schon fertigungsgerechte<br />
Konzeption und Konstruktion<br />
helfen, die Hürden bei der Implementierung<br />
von additiver Fertigung zu überwinden.<br />
„Dabei sollte man nicht überlegen, wie<br />
man additive Fertigung für bestehende Produkte<br />
nutzen kann – sondern umgekehrt,<br />
wie uns additive Fertigung bei neuen Probleme<br />
helfen kann“, so Junior, der als Geschäftsführer<br />
des Ingenieurdienstleisters<br />
Phoenix tätig ist. Er ist sicher: „Die meisten<br />
Probleme der Qualität in der additiven Fertigung<br />
gehen auf die Weiterverwendung von<br />
Produktkonzepten zurück, die für andere<br />
Fertigungsverfahren optimiert wurden. Notwendig<br />
ist aber eine funktionsorientierte<br />
Neukonzeption.“<br />
Dazu gehören laut Junior im ersten<br />
Schritte Funktionsanalysen unter unterschiedlichen<br />
Perspektiven – nämlich der Benutzungsfunktion<br />
(wie geht ein Anwender<br />
84 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Ein neuer ISO-Level-Standard<br />
war Thema von Gregor<br />
Reischle.<br />
Manfred Schmid<br />
sprach über das Pulver<br />
als wichtige Einflussgröße.<br />
„Produkthaftungsnormen sind<br />
komplex und wichtig“, so Daniel<br />
Wuhrmann.<br />
mit dem Produkt um) über die technische<br />
Funktion (was muss das Produkt können)<br />
und daraus abgeleitete Funktionen.<br />
Normen und Standards sind ein weiteres<br />
wichtiges Thema in der Qualitätssicherung.<br />
Das verdeutlichten Sven Gaede, bei der<br />
Deutsche-Bahn-Tochter DB Engineering &<br />
Consulting tätig, und Gregor Reischle, Head<br />
of Additive Manufacturing bei TÜV Süd Product<br />
Service.<br />
„Wir stellen klare Anforderungen an unsere<br />
3D-Druck-Rahmenvertragspartner“, berichtete<br />
Gaede. „Diese müssen nach gewissen<br />
Qualitätsstandard-Niveaus arbeiten.<br />
Doch diese Qualitätsstandards gibt es bis<br />
heute nicht wirklich. Damit unsere Dienstleister<br />
das Wissen erlangen, pushen wir diese<br />
gesamte Thematik seit Jahren.“<br />
Dabei geht es der Bahn um Reproduzierbarkeit<br />
und Qualität – also Qualitätssicherung,<br />
Dokumentation und Mitarbeiterqualifikation<br />
– sowie um Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />
von Maschinen und Prozessen.<br />
Daher arbeitet die Bahn gemeinsam mit<br />
dem TÜV Süd und anderen Partnern an einer<br />
branchenübergreifenden DIN SPEC<br />
17071 „Anforderungen an die Herstellung<br />
von Bauteilen mittels additiver Fertigung –<br />
Leitfaden für qualitätsgesicherte Prozesse<br />
bei additiven Fertigungszentren“.<br />
Das Dokument erscheint laut Reischle im<br />
April und richtet sich an Dienstleister und<br />
Auftraggeber von additiver Fertigung. Das<br />
Ziel ist ein ISO-Level-Standard. Dabei handelt<br />
es sich um ein Prüfprogramm mit 250<br />
„Wir stellen klare Anforderungen<br />
an unsere<br />
3D-Druck-Rahmenvertragspartner“,<br />
berichtete<br />
Sven Gaede.<br />
Fragen, die von der Unternehmensführung<br />
über das Auftrags- und Produktionsmanagement<br />
und die eigentliche additive Fertigung<br />
bis hin zur Nachbearbeitung reichen.<br />
Nachweise müssen in Form von Laufkarten<br />
und anderen Dokumentationen erbracht<br />
werden.<br />
Um Dokumentation ging es unter anderem<br />
auch beim Vortrag von Rechtsanwalt<br />
Daniel Wuhrmann von der Kanzlei Reuschlaw.<br />
Er berichtete zum Beispiel, dass Dokumentationen<br />
in vielen Fällen von den Unternehmen<br />
vernachlässigt würden. Das beziehe<br />
sich auf Produktionsabläufe ebenso<br />
wie auf Erprobungs- und Entwicklungsprozesse.<br />
Hinzu kommt: Besonders in arbeitsteiligen<br />
Prozessen, in denen also viele verschiedene<br />
Player involviert sind, fehlen häufig<br />
eindeutige vertragliche Regelungen, die<br />
festlegen, wer wofür verantwortlich ist. Solche<br />
Prozesse, in denen zum Beispiel Auf -<br />
gaben an Dienstleister abgegeben werden,<br />
sind gerade beim 3D-Druck häufig anzu -<br />
treffen.<br />
Eine wichtige Rolle spielt natürlich das<br />
Thema Produkthaftung. Und auch das ist<br />
nicht trivial. „Die Produkthaftungsnormen,<br />
die Ansprüche von Geschädigten gegenüber<br />
Herstellern definieren, sind komplex und<br />
wichtig“, so Wuhrmann. „Zu verstehen, ob<br />
das eigene Produkt als solches im Sinne der<br />
gesetzlichen Regelungen gilt, wer Hersteller<br />
ist und welche Pflichten mit welcher Funk -<br />
tion einhergehen, ist elementares Grundwissen.“<br />
MEHR ZUM EVENT<br />
INFO<br />
Weitere Fotos vom Forum sowie das Programm<br />
finden Sie auf der Webseite von Quality Engineering:<br />
http://hier.pro/MdTcV<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 85
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Steffen Hachtel,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter,<br />
F. & G. Hachtel<br />
Dr. Simina Fulga-Beising,<br />
Senior Scientist,<br />
Abteilung Bild- und Signal -<br />
verarbeitung, Fraunhofer IPA<br />
Foto: Fraunhofer IPA<br />
Foto: Hachtel<br />
Was sind für Sie die größten Herausforderungen in der Qualitätssicherung?<br />
Auch bei der additiven Fertigung steht die vollständig gegebene<br />
Funktion als Anforderung an die Qualität über allem. Für<br />
Kunststoffbauteile sind die mechanisch-thermische Festigkeit<br />
und eine ausreichende Formtreue entscheidend. Die aktuell<br />
verfügbaren Analysemethoden erlauben ein genaues Erfassen<br />
des Qualitätsniveaus der Bauteile aus beiden Fertigungsverfahren,<br />
dem Spritzgießen und der additiven Fertigung. Mit Hilfe<br />
der industriellen Computertomographie können qualifizierte<br />
Bewertungen der Formtreue und der Gefügestruktur durchgeführt<br />
werden. Eine Optimierung des Qualitätsniveaus von additiv<br />
gefertigten Bauteilen hingegen ist deutlich schwieriger.<br />
Während bei der konventionellen Fertigungstechnik die meist<br />
iterativen Optimierungsschritte auf die Serie umgelegt werden,<br />
führt dies durch die Losgrößen der additiv gefertigten Bauteile<br />
zu Steigerungen von Kosten und Durchlaufzeiten. Ein weiteres<br />
Hindernis ist die teils fehlende Reproduzierbarkeit der Bauverfahren.<br />
Die Hauptaufgabe besteht darin, stabile Fertigungsprozesse<br />
zu bekommen und die Haupteinflussgrößen der Bauparameter<br />
auf die Qualität zu ermitteln. Nur dann ist es möglich<br />
Optimierungen gezielt durchzuführen. Dabei müssen diese<br />
Einflussgrößen jeweils geometrieübergreifend für einzelne Prozesse<br />
und Anlagen spezifisch erarbeitet werden.<br />
Welche Faktoren beeinflussen die Qualität<br />
additiv gefertigter Bauteile am stärksten?<br />
Eine eindeutige Bewertung der qualitätsbeeinflussenden<br />
Faktoren ist nur dann sinnvoll, wenn es verfahren-,<br />
prozess- und produktklassenspezifisch erfolgt. Dieser<br />
Bewertungsprozess kann in folgenden Schritten realisiert<br />
werden:<br />
• Identifikation, Risikobewertung und Auswahl wirtschaftlich<br />
relevanter qualitätsbeeinflussender Faktoren<br />
• Identifikation und Erfassung geeigneter Messgrößen<br />
inklusive messdatenbasierte Kennwertebildung<br />
• statistische Versuchsplanung und -auswertung zur<br />
Bestimmung der Korrelation der qualitätsbeeinflussenden<br />
Parameter zu den Bauteileigenschaften<br />
Unabhängig von den additiven Verfahren gibt es unzählige<br />
Faktoren, die gleichzeitig einen direkten Einfluss auf<br />
die Qualität der gefertigten Bauteile haben. Diese Faktoren<br />
können in die folgenden vier Kategorien eingeordnet<br />
werden: Daten (zum Beispiel Datenqualität), Equipment<br />
(zum Beispiel Kalibrierung), Material (zum Beispiel<br />
Fließfähigkeit), Produktion (zum Beispiel Prozessparameter).<br />
Ändert sich ein Faktor dieser Kategorien,<br />
stellt sich die Schlüsselfrage, wie alle anderen Qualitätseinflussfaktoren<br />
angepasst werden müssen, um eine<br />
wiederholbare Qualität erreichen zu können. Diese Frage<br />
kennt bis heute keine technische oder wissenschaftliche<br />
Antwort.<br />
86 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Produktivitätssteigerung<br />
bei kompromissloser<br />
Qualität.<br />
Mit der Multilasertechnologie mehr Anwendungen in Reichweite bringen.<br />
Die RenAM 500Q verfügt über vier effizient einsetzbare Hochleistungslaser, die die Kosten pro Bauteil reduzieren. Fortschrittliche<br />
Sensorik und Regeltechnik stellen eine beispiellose Prozessführung sicher, um konsistente, erstklassige Bauteile zu fertigen.<br />
Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch über die Möglichkeiten der Multi-Laser-Additiv-Fertigung von Renishaw.<br />
Für weitere Informationen unter: www.renishaw.de/multi-laser<br />
Renishaw GmbH Karl-Benz Straße 12, 72124 Pliezhausen, Deutschland<br />
T +49 (0)7127 9810 F +49 (0)7127 88237 E germany@renishaw.com<br />
www.renishaw.de<br />
AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 7
Industrie<br />
QUALITY ENGINEERING<br />
Wo Qualität drauf steht,<br />
ist auch Qualität drin!<br />
Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement<br />
<br />
QUALITY ENGINEERING: PRINT I ONLINE I NEWSLETTER I EVENTS<br />
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8 > Sonderteil AUSGABENBEZEICHN
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und Reportagen<br />
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Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
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AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 9
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Foto: inspire/ETH Zürich<br />
Dr. Manfred Schmid,<br />
Leiter R&D SLS,<br />
Innovation Center for Additive<br />
Manufacturing Switzerland,<br />
Inspire/ETH Zürich<br />
Foto: Fraunhofer IPA<br />
Patrick Springer,<br />
Gruppenleiter<br />
Abteilung Additive Fertigung,<br />
Fraunhofer IPA<br />
Welchen Einfluss hat die Material -<br />
qualität und welche Rolle spielt die<br />
Materialanalyse?<br />
Bei den pulverbettbasierten Additiven Fertigungsverfahren mit<br />
Kunststoffen ist einer der entscheidenden Prozessschritte die Applikation<br />
des Pulvers auf dem Baufeld. Dies gilt sowohl für Laser Sintern<br />
(LS) als auch Multijetfusion (MJF). Die Qualität des Pulverbetts<br />
hinsichtlich Dichte und Oberflächen determiniert zu einem großen<br />
Teil die Qualität des Bauteils. Aus einem ungenügenden Pulverbett<br />
können keine fehlerfreien Bauteile erwartet werden. Damit das Pulverbett<br />
aber die gewünschte Qualität aufweist, müssen die Fließfähigkeit<br />
und die Fluidisierbarkeit des Pulvers auf den Beschichtungsprozess<br />
abgestimmt sein. Neben der Pulververteilung spielen hier<br />
auch die Oberflächen der einzelnen Pulverpartikel und deren Sphärizität<br />
eine erhebliche Rolle. Der Vortrag beleuchtet, wie sich solche<br />
Größen analytisch erfassen lassen und welche Pulverparameter die<br />
Haupteinflussparameter darstellen.<br />
Was ist die größte Herausforderung,<br />
um eine automatisierte QS umzusetzen?<br />
Um QS in der additiven Fertigung realisieren zu können, muss die<br />
gesamte Prozesskette betrachtet werden – vom Material bis zum<br />
gefertigten Produkt. Neu ist zum einen, dass durch den additiven<br />
Fertigungsprozess direkt die Bauteileigenschaften beeinflusstwerden.<br />
Zum anderen besteht der Anspruch der additiven Fertigung<br />
darin, hoch komplexe Einzelteile in der geforderten Qualität herstellen<br />
zu können. Daher ist es notwendig, den Bauprozess Schicht<br />
für Schicht zu überwachen. Um eine automatisierte QS realisieren<br />
zu können, stellt sich jedoch perspektivisch die Herausforderung<br />
die gewonnenen Prozess- und Bauteildaten in Echtzeit auszuwerten<br />
und Baufehler direkt korrigieren zu können. Solche Echtzeit-Regelsysteme<br />
greifen somit direkt in den Bauprozess ein und verlangen<br />
gleichzeitig hohe Rechenleistung, ein hohes Maß an Prozessverständnis<br />
sowie effiziente Algorithmen.<br />
Daniel Wuhrmann,<br />
Rechtsanwalt,<br />
Reuschlaw Legal Consultants<br />
Foto: Reuschlaw<br />
Was ist aus Sicht der Produkthaftung beim 3D-Druck besonders zu beachten?<br />
Wichtig ist, die verzahnten Systeme der<br />
Produktsicherheit und der Produkthaftung<br />
zu verstehen und auf die eigene Position,<br />
Produkt(e) und Kooperationspartner zu<br />
übertragen. Zur produktsicherheitsrechtlichen<br />
Bewertung des 3D-Drucks sind verschiedene<br />
Rechtsnormen heranzuziehen.<br />
Das Produktsicherheitsgesetz ist eine von<br />
mehreren Säulen. Daneben bestehen noch<br />
Spezialgesetze, die die Sicherheit von spezifischen<br />
Produktgruppen regeln. Diese definieren<br />
Vorgaben für die Inverkehrgabe von<br />
Produkten, teils auch Konformitätsverfahren.<br />
Setzt man all dies nicht sachgemäß<br />
um, ist es im Zweifel nur eine Frage der Zeit,<br />
bis die repressiven Inhalte dieser Gesetze<br />
eingreifen – nachgeschaltete behördliche<br />
Maßnahmen zur Wiederherstellung der Sicherheit<br />
beziehungsweise Abwehr von Gefahren.<br />
Die Produkthaftungsnormen, die<br />
Ansprüche von Geschädigten gegenüber<br />
Herstellern definieren, sind ähnlich komplex<br />
und wichtig. Zu verstehen, ob das eigene<br />
„Produkt“ im Sinne der gesetzlichen Regelungen<br />
gilt, wer Hersteller ist und welche<br />
Pflichten mit welcher Funktion einhergehen,<br />
ist elementares Grundwissen.<br />
90 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Being<br />
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AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 1
Qualitätssicherung in der additiven Fertigung<br />
Dr. Robert Zarnetta,<br />
Senior Director,<br />
Business Sector Manufacturing<br />
& Assembly,<br />
Carl Zeiss Microscopy<br />
Wie kann eine integrierte Qualitätsprüfung für die additive Fertigung aussehen?<br />
Gregor Reischle,<br />
Head of Additive Manufacturing,<br />
TÜV Süd Product Service<br />
Foto: TÜV Süd<br />
Foto: Zeiss<br />
Von unseren Kunden wissen wir, dass die Effizienz der additiven<br />
Fertigungsprozesse stark vom Prozessverständnis abhängt.<br />
Im Vergleich zu konventionellen subtraktiven Methoden,<br />
braucht es mitunter jedoch mehrere Jahre um das dieses aufzubauen.<br />
Zeiss verfügt über eine umfangreiche Expertise und<br />
die Tools, die Firmen ein tieferes Verständnis und eine detaillierte<br />
Überwachung der meisten Prozessschritte ermöglichen.<br />
Wir bieten Möglichkeiten zur Pulvercharakterisierung, das<br />
heißt der Bestimmung der Partikelgröße und -form, zur Messung<br />
der äußeren und inneren Maßhaltigkeit, zur Materialund<br />
Oberflächencharakterisierung. Doch einzelne Messungen<br />
sind nicht genug, gemeinsam mit unseren Kunden haben wir<br />
einen integrierten Prozess zur Qualitätssicherung entwickelt.<br />
Das heißt, wir können die relevanten Messdaten der verschiedenen<br />
Prozessschritte in einem System sammeln und visualisieren.<br />
So können die Qualität jedes Bauteils dokumentiert und<br />
Zusammenhänge zwischen den einzelnen Prozessschritten<br />
aufgedeckt werden.<br />
Sven Gaede,<br />
DB Engineering & Consulting,<br />
Deutsche Bahn<br />
Foto: Deutsche Bahn<br />
Was bringt die DIN SPEC 17071 – und wie ist der aktuelle Stand?<br />
Wir engagieren uns in der Standardisierung<br />
der additiven Fertigung. So haben wir bei<br />
folgenden Standardisierungsprojekten die<br />
Führungsrolle übernommen:<br />
• DIN SPEC 17071 (voraussichtliche Veröffentlichung<br />
April 2019), Leitfaden für<br />
qualitätsgesicherte Prozesse bei additiven<br />
Fertigungszentren.<br />
• ISO/ASTM PWI 52920, additive manufacturing<br />
– qualification principles –<br />
quality-assured processes for industrial<br />
AM centre<br />
Innerhalb der Standardisierungsprojekte<br />
gehen wir auf die Prüfungsinhalte ein, die<br />
eine gleichbleibende Bauteilqualität über<br />
verschiedene Aufträge hinweg sowohl bei<br />
immer dem gleichen als auch bei verschiedenen<br />
Dienstleistern adressiert. Die aus<br />
technologisch und operativer Sicht notwendige<br />
Qualitätskontrolle bildet einen gemeinsamen<br />
Nenner für Zusatzanforderungen.<br />
Dem gegenüber steht der Aufwand,<br />
insbesondere für kleine Unternehmen, eine<br />
korrekte Befolgung aller Normen zu gewährleisten<br />
und die Entwicklung neuer<br />
Standards im Blick zu behalten. In speziellen<br />
Branchen wie der Luftfahrtindustrie<br />
sind darüber hinaus weitere Anforderungen<br />
definiert, etwa zur Maschinenabnahme,<br />
Qualifizierung des Maschinenbedieners,<br />
Pulverprüfung, etc.<br />
Um im Bereich der additiven Serienfertigung<br />
sicherzustellen, dass Zulieferer immer<br />
den aktuellen Stand der Technik und alle aktuellen<br />
Normen und Standards berücksichtigen<br />
ist ein enormer Aufwand erforderlich.<br />
Um hier keine Unübersichtlichkeit und damit<br />
eine für alle Stakeholder nachteilige Situation<br />
zu erreichen ist ein technologiespezifischer<br />
Qualitätsmanagementansatz speziell<br />
für additiv gefertigte Bauteile sinnvoll.<br />
Im Idealfall basiert dieser auf einer international<br />
akzeptierten Norm und damit auf einem<br />
breiten Konsens in der Expertenwelt.<br />
Ist ein solcher Standard gesetzt, ist die solide<br />
Grundlage für eine breite Implementierung<br />
und Skalierung des Einsatzes additiv<br />
gefertigter Teile geschaffen. Neue Geschäftsmodelle,<br />
wie etwa eine dezentrale<br />
Ersatzteilfertigung mittels global ansässiger<br />
Lohnfertiger, werden damit möglich.<br />
92 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Kundenspezifische Systeme<br />
für die Röntgeninspektion<br />
VisiConsult<br />
X-ray Systems & Solutions<br />
VisiConsult ist der führende Anbieter von kundenspezifischen Röntgeninspektionssystemen,<br />
die auf das jeweilige Inspektionsproblem zugeschnitten sind. Mit über 20 Jahren Erfahrung<br />
werden alle Systeme schlüsselfertig in-house entwickelt und gefertigt.<br />
Digitale Radiographie<br />
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Bildverarbeitungssoftware<br />
Röntgenkabinen<br />
Mobile NDT-Systeme<br />
DICONDE<br />
Computer Tomographie<br />
3D Rekonstruktion und Analysen<br />
Modularer Aufbau<br />
Scans mit hoher Genauigkeit<br />
Schneller in-line CT<br />
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Automatisierte<br />
Fehlererkunnung<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Automatisierung<br />
In-line-Röntgeninspektion<br />
Automatisierte Auswertungssoftware<br />
Integriert in Produktionslinien<br />
Servcies<br />
Retrofits<br />
Consulting<br />
Sonderanlagen<br />
Umstieg von Film zu DR<br />
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VisiConsult<br />
X-ray Systems & Solutions GmbH<br />
Brandenbrooker Weg 2-4<br />
23617 Stockelsdorf<br />
Phone: +49 451 - 290 286 - 0<br />
Fax: +49 451 - 290 286 - 22<br />
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www.visiconsult.com<br />
AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 3
RUBRIK | Thema<br />
Prof. Dr. Heiko Wenzel-Schinzer,<br />
Geschäftsführer/<br />
Chief Digital Officer,<br />
Wenzel Group<br />
Foto: Visiconsult Foto: Wenzel Group<br />
Welche Vorteile hat die Prüfung von AM-Bauteilen aus Kunststoff mit CT?<br />
Additiv gefertigte Kunststoffteile werden zunehmend nicht<br />
mehr nur im Prototypenbau, sondern auch in der Serie eingesetzt.<br />
Additiv gefertigte Teile unterscheiden sich im Inneren<br />
deutlich von Bauteilen, die konventionell erzeugt wurden, unterliegen<br />
in der Serie aber von Beginn an den gleichen Qualitätsanforderungen.<br />
Qualitätssicherung heißt hier sowohl zerstörungsfrei<br />
die inneren Strukturen zu prüfen, als auch die<br />
Maßhaltigkeit der Oberfläche zu beurteilen.<br />
Dies kann man mit nur einer einzigen Technologie gleichzeitig<br />
Lennart Schulenburg,<br />
Head of Sales and<br />
Marketing,<br />
Visiconsult<br />
bewältigen: Der industriellen Computertomographie (CT). Für<br />
die zerstörungsfreie Prüfung für innere Strukturen ist die CT<br />
seit Jahrzehnten etabliert. In der Verwendung als Koordinatenmessgerät<br />
setzt sich die CT gerade durch und bietet die Möglichkeit,<br />
nahezu beliebige Geometrien schnell, genau und komplett<br />
zu erfassen. Hier treffen nun zwei Bereiche der Qualitätssicherung<br />
zusammen, die eine neue Dimension eröffnen. Additiv<br />
gefertigte Teile und CT – das wird für viele Unternehmen eine<br />
geeignete Kombination: Die Investition lohnt sich!<br />
Foto: MTU Aero Engines<br />
Anian Gögelein,<br />
Verfahrensspezialist<br />
Optische Tomografie,<br />
MTU Aero Engines<br />
Welche Vorteile hat die Prüfung von<br />
AM-Bauteilen aus Metall mit CT?<br />
Der Einsatz von additiv gefertigten Bauteilen wirft besonders in<br />
sicherheitskritischen Industrien Fragen in der Qualitätssicherung<br />
auf. Ein Aspekt ist hierbei das Erkennen von Defekten. So müssen<br />
Poren, Risse oder Einschlüsse innerhalb des Materials prozesssicher<br />
erkannt und quantifiziert werden. Ein weiterer Aspekt ist die<br />
Maßhaltigkeit der Bauteile. Bei traditionellen Verfahren, wie der<br />
Zerspanung, konnte hier weitestgehend mit Koordinatenmesssystemen<br />
gearbeitet werden. Additive Verfahren erlauben allerdings<br />
auch innenliegende Strukturen wie zum Beispiel Lattice oder Honeycomb<br />
zu fertigen. Diese sind ausschließlich mittels Computertomographie<br />
(CT) zu vermessen. Da kein anderes zerstörungsfreies<br />
Prüfverfahren diese Anforderungen vollumfänglich erfüllt, ist<br />
die CT derzeit alternativlos für additiv gefertigte Bauteile. Allerdings<br />
ist zu beachten, dass die Technologie Ihre Grenzen hat und<br />
internationale Qualitätsstandards erst in der Entwicklung sind.<br />
Was ist der wichtigste Vorteil der<br />
optischen Tomografie?<br />
Die optische Tomografie (OT) nutzt ein autarkes Kamerasystem,<br />
um den gesamten Schweißprozess der SLM-Anlage im nahen Infrarotbereich<br />
aufzuzeichnen und für jede gebaute Schicht ein oder<br />
mehrere Grauwertbilder zu erzeugen. Die Bilder können einzeln<br />
oder als Bildstapel in 3D analysiert werden. Der größte Vorteil ist<br />
dabei die von der SLM-Anlage unabhängige Datenerfassung, welche<br />
dazu genutzt wird, um systematische Kenngrößen wie Streckenenergie,<br />
Hatch-Abstand und die Bauteilgeometrie über den<br />
gesamten Bauraum zu erfassen. Mit Hilfe der OT-Bilder können<br />
aber auch lokale Abweichungen des Schweißprozesses, wie zum<br />
Beispiel schmauchinduzierte Laserdefokussierung, was wiederum<br />
zu Lagenbindefehlern führen kann, detektiert werden. Eine Charakterisierung<br />
des Schweißprozesses mit hoher Ortsauflösung in<br />
Realzeit über das gesamte Volumen eines additiv hergestellten<br />
Bauteils ist derzeit nur mit der OT möglich.<br />
94 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Anzeige<br />
Laserstrahldiagnose in der Additiven Fertigung<br />
Maximale Freiheit,<br />
minimale Abweichung<br />
Die Freiheit in der Bauteilgestaltung macht Additive<br />
Manufacturing (AM) zum Innovationsmotor. Auf dem Weg<br />
zur Serienfertigung mit AM-Anlagen wird die reproduzierbare<br />
Messung der Laserstrahlen zur Herausforderung.<br />
Messung in AM-Anlage der Fraunhofer-Einrichtung für<br />
Additive Produktionstechnologien IAPT<br />
Quelle: IAPT<br />
Sowohl in der Entwicklung als auch in<br />
Produktion und Wartung von AM-Anlagen<br />
gilt es zukünftig weitaus mehr Laserparameter<br />
in kürzester Zeit zu erfassen und<br />
auszuwerten. Sie gewährleisten die Reproduzierbarkeit<br />
der Schichten innerhalb eines<br />
Bauteils, zwischen mehreren Laserquellen<br />
in einer Maschine und von Maschine zu<br />
Maschine. Gleichzeitig steigt die Effizienz<br />
aller Prozesse signifikant.<br />
In der Produktion der Bauteile wiederum<br />
profitieren die Anwender ebenso von<br />
schnellen und verlässlichen Messungen:<br />
Vor der aufwendigen Produktion von Groß-<br />
teilen oder Serien stellen schnelle Messungen<br />
sicher, dass alle Laserparameter den<br />
Vorgaben entsprechen. Durchgängige Messtechnik<br />
mit reproduzierbaren Ergebnissen<br />
in Echtzeit sichert somit entscheidende<br />
Vorteile in Justage, Kalibration, Endkontrolle<br />
und Feldservice von AM-Anlagen.<br />
Ophir, eine Marke der Light & Motion<br />
Division von MKS Instruments, entwickelte<br />
basierend auf der berührungslos arbeitenden<br />
BeamWatch Technologie ein eigenes<br />
Messgerät. BeamWatch AM wurde speziell<br />
auf die Anforderungen des Selective Laser<br />
Manufacturing abgestimmt. Es überzeugt<br />
durch kompakte Abmessungen, eine robuste<br />
Bauweise, einfache Bedienbarkeit und die<br />
schnelle Erfassung aller relevanten Messgrößen<br />
inklusive der Fokusverschiebung.<br />
Ophir Spiricon Europe (MKS Instruments)<br />
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AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 5
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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Oberflächenmesstechnik 4.0<br />
für die Metallverarbeitung –<br />
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Die Verlagerung von Messtechnik an oder in die<br />
Produktionslinie erfordert zunehmend optische<br />
Messtechnik und Automatisierung.<br />
Das 6. QUALITY ENGINEERING InnovationsForum 2019<br />
beleuchtet die verschiedenen Entwicklungen in der<br />
Oberflächenmesstechnik – vom Messraum bis hin zur<br />
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16 > Sonderteil AUSGABENBEZEICHN
produkte<br />
Wirtschaftlicher Netzersatzbetrieb<br />
Blockheizkraftwerk | Kompakt und wirtschaftlich – das<br />
neue Vitobloc 200 EM-100 von Viessmann eignet sich ideal,<br />
um den Rahmenbedingungen des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes<br />
(KWKG) Rechnung zu tragen.<br />
Das neue BHKW hat einen hohen<br />
elektrischen Wirkungsgrad<br />
von bis zu 35,5 %und einen Gesamtwirkungsgrad<br />
von bis zu<br />
95 %. Mit einem nachgeschalteten<br />
Brennwert-Wärmetauscher<br />
Vitotrans 200 AC 2 lässt sich<br />
die thermische Leistung von<br />
167 kW um bis zu 28 kW erhöhen.<br />
Der Motor ist speziell für<br />
den stationären Betrieb ausgelegt.<br />
Er ist robust, hat sich im<br />
Langzeiteinsatz bewährt und<br />
überzeugt mit sehr geringen Le-<br />
benszykluskosten. Serienmäßig<br />
ist das BHKW für den Netzersatzbetrieb<br />
vorbereitet.<br />
Bei einem Ausfall des öffentlichen<br />
Stromnetzes kann es vorübergehend<br />
die Stromversorgung<br />
sichern, sofern die Gebäudeinstallation<br />
dafür ausgelegt<br />
ist. Mit seiner Bautiefe von<br />
3400 mm und einer Breite von<br />
nur 900 mm ist das anschlussfertige<br />
Modul besonders platzsparend<br />
und schnell betriebsbereit.<br />
Das Transportgewicht ist<br />
mit 3500 kg vergleichsweise<br />
niedrig. Zur Serienausstattung<br />
gehören eine stromsparende Effizienzpumpe<br />
im Kühlkreis,<br />
Kompensatoren für den schallund<br />
schwingungsentkoppelten<br />
Anschluss an die Gas-, Abgas-,<br />
Heizwasser- und Abluftleitungen<br />
sowie ein 3-Wege-Katalysator<br />
für niedrige Emissionen<br />
deutlich unterhalb der Grenzwerte<br />
der TA-Luft. •<br />
Mit einem nachgeschalteten Brennwert-<br />
Wärmetauscher lässt sich die thermische<br />
Leistung deutlich erhöhen.<br />
Bild: Viessmann<br />
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VORSPRUNG SCHAFFEN<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 97
produkte<br />
Wertschöpfende Zeit<br />
markant verlängert<br />
Nullpunktspannsystem | Das Nullpunktspannsystem Easylock<br />
verkürzt unproduktive Nebenzeiten. Als Systemlieferant<br />
bietet Röhm sowohl die Spannelemente als auch die passende<br />
Palettierung aus einer Hand.<br />
Nullpunktspannsysteme verbinden<br />
Werkstücke, Schraubstöcke,<br />
Paletten oder Vorrichtungen mit<br />
dem Maschinentisch. Die Werkstückaufnahmen<br />
lassen sich außerhalb<br />
der Maschine rüsten<br />
und dann sekundenschnell und<br />
präzise einwechseln. Das reduziert<br />
unproduktive Nebenzeiten<br />
und sorgt für deutlich längere<br />
wertschöpfende Prozesse.<br />
Bei der aktuellen Version des<br />
Nullpunktspannsystems Easy-<br />
lock von Röhm dient der Zapfen<br />
als Schnittstelle zwischen<br />
dem Palettenträger und den<br />
Spanneinheiten wie Schraubstöcken,<br />
Zentrischspannern oder<br />
stationären Drehfuttern. Im Vergleich<br />
zum umgekehrt funktionierenden<br />
Buchsensystem liegt<br />
die Wiederholgenauigkeit bei<br />
unter 5 μm.<br />
Das vollständig automatisierbare<br />
Spannsystem Easylock<br />
lässt sich pneumatisch oder hydraulisch<br />
lösen. Verschiedene<br />
Größen mit Durchmessern zwischen<br />
62 und 138 mm sind verfügbar.<br />
Alle Spanneinheiten bestehen<br />
aus Edelstahl, die Palettenträger<br />
und Paletten sind aus<br />
hochfestem Aluminium ausgeführt.<br />
Die Standardpaletten werden<br />
in den Durchmessern 112<br />
und 138 mm angeboten. Das<br />
System eignet sich fürs Fräsen,<br />
Schleifen oder Bohren sowie für<br />
messtechnische Abläufe. •<br />
Das Nullpunktspannsystem<br />
Easylock verkürzt<br />
Rüstzeiten um bis zu<br />
90 % bei einer<br />
Wiederholgenauigkeit<br />
unter 5 μm. Bild: Röhm<br />
Schwingung und Neigung<br />
zuverlässig überwachen<br />
Sensoren | Mit<br />
dem neuen Inertialsensor<br />
von Micro-Epsilon<br />
lassen<br />
sich Vibrationen<br />
und Schwingungen<br />
in Großanlagen<br />
und auf<br />
dem Prüfstand<br />
zuverlässig überwachen. Die Sensoren sind temperaturstabil<br />
und liefern hochpräzise Messergebnisse. Die Neigungssensoren<br />
bieten eine Winkel-Rückkopplung für<br />
die Bewegungssteuerung oder zur Erkennung kritischer<br />
Kippstellungsgrenzen – etwa bei Kränen oder zur Ausrichtung<br />
von Solarpaneelen. Sensoren zur Beschleunigungs-<br />
und Vibrationsmessung werden eingesetzt, wenn<br />
technische Systeme Belastungen ausgesetzt sind, die<br />
durch ihre eigene Bewegung oder durch äußere Stöße<br />
verursacht werden. Beschleunigungen werden wahlweise<br />
in ein oder zwei Achsen erfasst. Dabei kann ein Messbereich<br />
von ±2 g abgedeckt werden. Je nach Ausführung<br />
verfügt der Sensor standardmäßig über einen<br />
Strom- oder Spannungsausgang. •<br />
Passt in die kleinste Lücke<br />
Bügelkette | Mit der neuen<br />
E2-Bügelkette von Igus gibt es<br />
jetzt auch für knapp bemessene<br />
Bauräume an Stützfüßen eine<br />
Energie- und Medienführung in<br />
einem System. Stabil, platzsparend<br />
und leicht montierbar<br />
führt die E-Kette neben Stromund<br />
Steuerleitungen auch zwei<br />
Hydraulikschläuche. Sie schützt<br />
die innenliegenden Leitungen<br />
und verhindert die Torsion sowie<br />
ein Abknicken der Schläuche<br />
durch den vordefinierten<br />
Mindestbiegeradius von 75 mm.<br />
Die erforderliche Einbauhöhe<br />
liegt für die Kette bei nur<br />
255 mm. Damit kann die Bügelkette<br />
in fast jede Anwendung integriert<br />
werden, etwa enganliegend<br />
am Fuß beziehungsweise<br />
an der Seitenwand von Stützfüßen,<br />
einer Betonpumpe oder<br />
eines Mobilkrans. Bügel und<br />
E-Kette bestehen aus tribologisch<br />
optimiertem Kunststoff.<br />
Dies vermindert den Abrieb und<br />
schont die Schläuche. •<br />
98 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Klein und kostengünstig<br />
Kupplung | Bei der kostengünstigen<br />
Miniatur-Metallbalgkupplung<br />
EWKA von Enemac werden<br />
Balg und Naben mit einem<br />
speziellen Klebstoff verbunden.<br />
Dieses Klebeverfahren erlaubt<br />
den Einsatz im Temperaturbereich<br />
von -20 bis 90 °C. Die<br />
Kupplung steht in sechs Baugrößen<br />
von 0,4 bis 8 Nm zur Verfügung.<br />
Dabei können Wellen mit<br />
Durchmessern bis 26 mm aufgenommen<br />
werden. Die Kupplung<br />
wird mittels versetzten Gewindestiften<br />
kraftschlüssig auf den<br />
Wellenenden fixiert und gewährleistet<br />
so eine spielfreie und<br />
schwingungsarme Drehmomentübertragung.<br />
Haupteinsatzgebiet<br />
dieser Ausführung ist<br />
die Steuerungs- und Regelungstechnik.<br />
•<br />
Lasersinter-Teile<br />
in Farbe<br />
3D-Druck | Die neue Färbetechnik<br />
von 1zu1 imprägniert Teile<br />
aus Polyamid unter Druck und<br />
bei hohen Temperaturen. Abhängig<br />
von ihrer Größe passen<br />
mehrere 100 Teile auf einmal in<br />
die Trommel. Die Durchlaufzeiten<br />
im 3D-Druck verlängern<br />
sich kaum. Serien bis zu 40.000<br />
Stück wurden mit der Anlage<br />
bereits veredelt. Durch die Behandlung<br />
wird die Oberfläche<br />
seidenmatt. Aussehen und Haptik<br />
sind noch näher an den bisherigen<br />
Serienteilen. Es lassen<br />
sich zum Beispiel Logos aufdrucken,<br />
Schriftzüge gravieren und<br />
ähnliches mehr. •<br />
50 Jahre<br />
über<br />
Entwicklung<br />
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Werkzeugmaschinen Schmiermittel Zulieferung<br />
Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und<br />
kompetente lösungsorientierte Partner der Industrie!<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und<br />
Leistungs spektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf<br />
industrieanzeiger.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />
Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.industrieanzeiger.de/firmenverzeichnis<br />
BÜRSTEN<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
KULLEN-KOTI GmbH<br />
www.kullen.de<br />
Technische Bürsten, die perfekt passen – Kullen-Koti<br />
ist der innovative Lösungspartner weltweit. Seit über<br />
100 Jahren.<br />
Für kundenspezifische industrielle Anwendungen in<br />
jeder Branche bietet Kullen-Koti genau die richtige<br />
Bürste – bis hin zu individuellen Sonderlösungen.<br />
Kullen-Koti macht die Auswahl und Realisierung der<br />
besseren Lösung einfacher, schneller und sicherer –<br />
durch Expertenkompetenz und eines der größten Produktprogramme<br />
der Welt.<br />
Bürstentechnologie von Kullen-Koti – für mehr Produktivität,<br />
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in vielen<br />
Prozessen und für hocheffiziente Anwendungslösungen<br />
der Zukunft.<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
www.schrauben-gross.de<br />
Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />
Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />
Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />
über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />
Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />
107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />
bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />
zur Senkung Ihrer Beschaffungs kosten um bis zu 70 %.<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
www.keller-kalmbach.de<br />
Wir sind ein Spezialist für Verbindungselemente und<br />
Befestigungstechnik und der Experte, wenn es um<br />
intelligentes C-Teile-Management geht. Unsere<br />
Kunden in der Automobilindustrie, im Maschinen- und<br />
Anlagenbau sowie in der Bahntechnik und Luftfahrt<br />
beliefern wir weltweit. Dabei überzeugen wir mit<br />
hoher technischer Expertise sowie kundenindividuellen<br />
Konzepten und Serviceleistungen.<br />
Zuverlässig seit 1878.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Lederer GmbH<br />
www.c-teile-management.info<br />
Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
www.reyher.de<br />
E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />
Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />
es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />
geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />
Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />
Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />
Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />
Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />
bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />
weltweit aus einem der modernsten und größten<br />
Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />
beliefert.<br />
Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />
www.wuerth-industrie.com<br />
Die Würth Industrie Service ist auf modulare<br />
Beschaffungs- und Logistikkonzepte für produzierende<br />
Industrie kunden spezialisiert. Aus den unterschiedlichen<br />
Modulen des C-Produkt-Service (CPS®) kann für<br />
jede individuelle Anforderung die passende C-Teile-<br />
Lösung mit einem Maximum an Versorgungssicherheit<br />
zusammengestellt werden. Ein Produktspektrum von<br />
über 1.000.000 Artikeln, patentierte Behälter- und<br />
RFID-Technologie umrahmen die innovativen Systeme.<br />
100 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
PARTNER DER INDUSTRIE<br />
CAD-/CAM-SOFTWARE<br />
CNC-LASERSCHNEIDEN<br />
DRUCKLUFTTECHNIK<br />
Autodesk GmbH<br />
www.autodesk.de<br />
Autodesk entwickelt Software für Menschen, die<br />
Dinge erschaffen. Wenn Sie jemals einen Sportwagen<br />
gefahren sind, einen Wolkenkratzer bewundert, ein<br />
Smartphone benutzt oder einen guten Film gesehen<br />
haben, haben Sie wahrscheinlich ein Ergebnis davon<br />
gesehen, was Millionen Kunden von Autodesk mit<br />
unserer Software erschaffen. Autodesk gibt Anwendern<br />
die Möglichkeit, alles zu entwickeln.<br />
Entdecken Sie CAM-Lösungen und CAM-Software von<br />
Autodesk, wie z. B.<br />
– PowerMill®<br />
– FeatureCAM®<br />
Schages GmbH & Co.KG<br />
www.schages.de<br />
Über 30 Jahre Erfahrung im Laserschneiden!<br />
Als mehrfach zertifizierter Hightech Laser-Blechbearbeiter<br />
aus Krefeld bieten wir wirtschaftliche Lösungen<br />
für die weiterführende Metallverarbeitung.<br />
Flexibilität ist unsere Stärke<br />
– Edelstahl rostfrei bis 50 mm, Stahl/Alu bis 25 mm,<br />
Kupfer/Messing bis 10 mm<br />
– XXL-Fasenschneiden bis 3 m x 12 m<br />
– XXL-Rohrschneiden bis 12 m Länge<br />
– Kleinteile, Einzelteile, Prototypen<br />
– CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />
Zertifizierungen:<br />
DIN EN ISO 9001, DIN EN ISO 14001, PED 97/23/EC,<br />
WPK nach DIN EN 1<strong>09</strong>0.<br />
Airgroup GmbH & Co. KG<br />
www.airgroup.eu<br />
Die Airgroup, ein Servicenetz ausgewählter, zertifizierter<br />
Drucklufttechnik-Anlagenbauer und Drucklufttechnik-Serviceunternehmen.<br />
Mit 17 Partnerbetrieben<br />
an 20 Standorten und rund 430 Mitarbeitern<br />
– davon mehr als 100 Servicetechniker – garantiert<br />
Ihnen die Airgroup einen 24 Std.-Anlagenservice,<br />
einheitlich hohe Standards in Quali tät, Fachkompetenz<br />
und der Ausarbeitung innovativer Druckluftkonzepte<br />
sowie die schnelle Bereitstellung von<br />
Mietkompressoren.<br />
Airgroup GmbH & Co. KG<br />
Im Ostpark 15, 35435 Wettenberg<br />
Phone +49 641 984682-0, Fax +49 641 984682-29<br />
info@airgroup.eu, www.airgroup.eu<br />
FEDERN<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 105 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />
www.pasvahl.de<br />
Als Schraubenspezialist mit über 80 Jahren Erfahrung<br />
stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
Wir liefern bis zu 34 Millionen Spezialschrauben –<br />
direkt ab Lager:<br />
• Passschrauben<br />
• Vierkantschrauben<br />
• Verschlussschrauben<br />
• Flachkopfschrauben<br />
• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />
• Rändelschrauben<br />
• Messingschrauben<br />
• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />
WEITERBILDUNG<br />
ZEICHNUNGSTEILE<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details<br />
zum Angebots- und Leistungsspektrum<br />
finden Sie im Firmenverzeichnis auf<br />
industrieanzeiger.de.<br />
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Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
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Technische Akademie Esslingen – TAE<br />
www.tae.de<br />
Die Technische Akademie Esslingen (TAE) mit Sitz in<br />
Ostfildern – nahe der Landeshauptstadt Stuttgart – ist<br />
seit über 60 Jahren für Unternehmen und Privatpersonen<br />
internationaler Partner für effektive Fort- und<br />
Weiterbildung.<br />
Mit rund 1000 Veranstaltungen, einem Kompetenznetzwerk<br />
von mehr als 4000 Referenten und über<br />
10 000 Teilnehmern pro Jahr gehören wir zu den größten<br />
Weiterbildungsanbietern im deutschsprachigen Raum.<br />
Auch in den Bereichen Studium und Ausbildung bietet<br />
die TAE jahrzehntelange Erfahrung. Sie finden bei uns<br />
berufsbegleitende Bachelor-, Master- und Online-<br />
Studiengänge, mit denen Sie Beruf und Studium perfekt<br />
verbinden.<br />
P+V GmbH Präzisions- und Verbindungstechnik<br />
www.drehteile-fraesteile.com<br />
Dreh-, Frästeile u. Montageteile vom Spezialisten. Seit<br />
über 25 Jahren ist P+V Partner der Industrie im Bereich<br />
Lohnfertigung kundenspezifischer Teile nach Zeichnung.<br />
Gefertigt wird aus Alu, Edelstahl, Stahl, Messing,<br />
Kunststoff und Sonderlegierungen.<br />
Das Lieferspektrum umfasst:<br />
– Drehteile<br />
– Frästeile<br />
– Blechteile<br />
– Montageteile<br />
Qualitätssicherung, Rahmenverträge, EMPB, VDA<br />
Labels, EDI, Kanban, kundenspezifische Datenschnittstellen,<br />
JIT und vieles mehr runden den Service ab.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 101
vorschau 11.19<br />
Arbeitsschutz<br />
Assistenzsysteme machen den Einsatz von Flurförderzeugen<br />
sicherer. Führende Hersteller wie<br />
Linde Material Handling und Jungheinrich<br />
setzen deswegen auf intelligente Assistenzsysteme,<br />
mit denen der Einsatz von Flurförderzeugen<br />
zudem transparenter werden soll. In der<br />
nächsten Ausgabe geben wir einen Überblick<br />
über den Stand der Technik. Bild: Linde Material<br />
Handling<br />
Automatisierung<br />
Lenze bietet mit seinem Plug & Produce-Konzept<br />
eine Möglichkeit, Produktionslinien einfach<br />
und schnell in Betrieb zu nehmen – ohne<br />
aufwendige Konfiguration.<br />
Fachforum<br />
Unser Forum mit der Technology Academy im<br />
Mai diskutiert den Arbeitsplatz der Zukunft<br />
und zeigt, wie kollaborative Roboter und Exoskelette<br />
die Mitarbeitergesundheit schonen.<br />
erscheint montags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Katrin Apel, Vera Müller, Helga Nass<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste 78 vom 1.10.2018.<br />
Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />
15 Uhr.<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: montags (31 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,30 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />
Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />
und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />
Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />
Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />
08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />
Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />
10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />
fox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
102 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
produkte<br />
Die Tür lässt sich einfach<br />
aushängen<br />
Passt!<br />
<br />
mit einer Leistungsdichte von 5 W/cm 2 , einer Wärmeübertragung<br />
von 1 W/m K bei 100 °C und weiteren spannenden Features.<br />
Scharnier | Dirak hat ein Scharnier aus Edelstahl<br />
1.4401 entwickelt, das korrosions-, witterungs- und<br />
chemikalienbeständig ist. Das Lift-off-Edelstahlscharnier<br />
für innenliegende Türen ist flexibel und robust für<br />
jede Applikation und jeden Einsatzbereich. Es ist sichtbar,<br />
als rechte und linke Version erhältlich und besitzt<br />
einen Öffnungswinkel von 180 °. Durch die Lift-off-<br />
Funktion des Scharniers ist die Tür einfach aushängbar.<br />
Zudem ist es vandalismussicher durch die Befestigung<br />
von innen mittels M6-Schrauben. Es gibt Unterlegplatten<br />
für 1,5 und 2 mm Türstärke. Dank abgeschrägter<br />
Außenkanten ist es schmutzunempfindlich. Die Oberfläche<br />
ist geschlossen und sandgestrahlt und ist geeignet<br />
für weitere Oberflächenbehandlungen. •<br />
Anwendungstemperatur<br />
bis 270 °C<br />
<br />
Wandstärke<br />
von 0,4 mm<br />
www.hotset.com/hotform<br />
<br />
durch neueste<br />
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<br />
Normen und<br />
<br />
PRÄZISION ÜBERZEUGT<br />
Volles Drehmoment wird<br />
nur zum Starten abgerufen<br />
Motor | ABM Greiffenberger hat<br />
sein Portfolio an energieeffizienten<br />
Sinochron-Motoren um die Baugrößen<br />
80 und 100 mit einer Leistung<br />
bis 13 kW erweitert. Sie zeichnen<br />
sich durch hohe Leistungsdichte<br />
und hohen Wirkungsgrad aus.<br />
Das volle Drehmoment wird<br />
nur kurz zum Starten der Last<br />
abgefordert. Anschließend laufen die<br />
Antriebe mit 20 bis 30 % der Nennlast. Hier zeigen sich<br />
die Vorteile zu Standard-Asynchronmotoren: Der Wirkungsgrad<br />
ist im Teillastbereich mehr als doppelt so<br />
hoch. Ausschlaggebend ist ein permanent erregter Synchronmotor,<br />
der nahezu ohne Rotorverluste arbeitet.<br />
Aufgrund der anisotropen Rotorgeometrie und dem optimalen<br />
Verhältnis der Induktivitäten in Längs- und<br />
Querrichtung mit einem passenden Controller wie etwa<br />
dem Inveor-Antriebsregler kann der Motor sensorlos<br />
betrieben werden.<br />
•<br />
Zukunft für Kinder !<br />
DAS SCHÖNSTE<br />
GESCHENK<br />
FÜR KINDER:<br />
EINE ZUKUNFT.<br />
Das ist die KRAFT<br />
der Patenschaft.<br />
Jzt Pate<br />
н:<br />
worldvision.de<br />
PRÄZISIONS DREHTEILE<br />
CNC-Drehteile von ø 1 bis 120 mm<br />
Alle zerspanbaren Materialien<br />
VA Edelstahl · Stirnverzahnungen<br />
Spitzenloses Rundschleifen<br />
ISO 9001:20<br />
Fertigung in Deutschland seit 1920<br />
T: 02191 8599· F: 0219183203<br />
www.kemper-drehteile.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 103
produkte<br />
Einfacher Einstieg ins IIoT<br />
Gateways | Anybus Communicator IIoT und Anybus X-Gateway<br />
IIoT von HMS Industrial Networks ermöglichen den einfachen<br />
Einstieg ins Industrial Internet of Things (IIoT). Sie decken in<br />
Richtung Fertigungsebene alle gängigen industriellen Kommunikationsstandards<br />
ab.<br />
Der Vorteil für Systemintegratoren,<br />
Maschinenbauer und Gerätehersteller<br />
ist, dass von nahezu<br />
allen Geräten, die über Industrial<br />
Ethernet, Feldbusse, CAN<br />
oder serielle Protokolle kommunizieren,<br />
Daten einfach und sicher<br />
in IT-Systeme und IoT-Software<br />
übertragen werden können.<br />
Es spielt keine Rolle, ob die<br />
Daten in einem einzelnen Gerät,<br />
mehreren Maschinen oder einem<br />
ganzen Automatisierungssystem<br />
generiert werden. Anybus<br />
Communicator IIoT und<br />
Anybus X-Gateway IIoT über-<br />
tragen diese Daten in moderne<br />
IIoT-Systeme, wo sie sich nahtlos<br />
integrieren, überwachen und<br />
analysieren lassen.<br />
Es können Daten von neuen<br />
und bestehenden Anlagen integriert<br />
werden. Prozesse werden<br />
dadurch transparenter, was anlagenübergreifende<br />
Entscheidungen,<br />
eine höhere Produktivität<br />
oder eine nachhaltigere Fertigung<br />
ermöglicht. Der Communicator<br />
kann der IT-Seite Daten<br />
von Feldgeräten zur Verfügung<br />
stellen, die mit seriellen Protokollen<br />
oder CAN arbeiten. Das<br />
X-Gateway integriert Daten von<br />
Feldbus- und Industrial-Ethernet-Netzwerken.<br />
Typische Anwendungsfälle<br />
der Gateways beinhalten<br />
zum Beispiel die Datenintegration<br />
von Modbus RTU<br />
und TCP, von CAN-basierten<br />
Protokollen, Profibus-DP, Ethernet/IP,<br />
Profinet, Ethercat, Powerlink<br />
und CC-Link. •<br />
Für die Übertragung<br />
spielt es keine Rolle, ob<br />
die Daten in einem einzelnen<br />
Gerät, mehreren<br />
Maschinen oder einem<br />
ganzen Automatisierungssystem<br />
generiert<br />
werden. Bild: HMS<br />
Stabile Tablet-PCs für<br />
jeden Einsatzbereich<br />
Industrie-Tablets | Mit<br />
Displaygrößen zwischen<br />
7“ und 15“ sowie mög -<br />
lichen Betriebstemperaturen<br />
von -29 bis +60 °C<br />
bietet das Produktportfolio<br />
von Getac Gerätelösungen<br />
für unterschiedlichste<br />
Anforderungen.<br />
Dazu gehören die vollrobusten Tablets der Serien<br />
F110 und A140, das semirobuste S410 Notebook<br />
sowie eigensichere Konstruktionen für den Einsatz<br />
in Atex Zone 0, Zone 1 (EX80) und Zone 2. Zudem<br />
profitieren Anwender aus der Logistik über die Lebensmittel-,<br />
Maschinenbau- und Automobilindustrie<br />
bis hin zu Chemie, Pharma und Energieversorgung<br />
von der Mobile Station von Gittel. Das ist ein mobiler,<br />
flexibler Arbeitsplatz mit permanenter Stromversorgung<br />
zu jeder Zeit und an jedem Ort. •<br />
Retrofit statt Neukauf<br />
Service | Mit dem Service-Angebot<br />
„PCU<br />
Retrofit for Sinumerik<br />
840D“ modernisiert<br />
Siemens Werkzeugmaschinen<br />
mit Sinumerik-<br />
840D-PL-Steuerung als<br />
Alternative zu einem<br />
Neukauf. Beim Retrofit<br />
werden die Hard- und<br />
Softwarekomponenten<br />
Sinumerik PCU50 und<br />
MMC103 ausgetauscht<br />
und durch einen Industrie-PC Simatic IPC 427D mit<br />
Windows 10 und eine aktuelle HMI-Advanced-Bedien -<br />
software (Human Machine Interface) ersetzt. Anwender<br />
profitieren von einer langfristigen Ersatzteilverfügbarkeit<br />
sowie einer höheren IT-Sicherheit. Die neueste<br />
HMI-Advanced-Software bietet erweiterte Funktionen<br />
sowie einen höheren Komfort beim Bedienen und Beobachten.<br />
Anwender können mit dem Retrofit-Service die<br />
Leistung der Werkzeugmaschinen und die Produktivität<br />
der Anlage deutlich steigern.<br />
•<br />
104 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
markt<br />
Verkäufe und Handel gebrauchter<br />
Maschinen/Anlagen/Geräten<br />
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Lange Kauf- und<br />
Verkaufswege?<br />
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• Anlagen-, Stahl- und<br />
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Platten und Wellen aller Art<br />
Durchmesser 4 mm – 25 mm<br />
max. Gewicht für Platten 5 t<br />
Verfahrweg in X 2000 mm Wellen<br />
Durchmesser 4–20 mm X 700 mm lang<br />
info@ntt-tiefbohrtechnik.de<br />
Anzeigen schluss<br />
Mittwochs 15 Uhr<br />
Wir berichten über<br />
ABB ................................................... 10, 46<br />
ABM Greiffenberger .......................... 103<br />
All for One Group .................................. 12<br />
Allego ..................................................... 46<br />
Allgaier ................................................... 66<br />
Arkite ...................................................... 10<br />
Arthur D. Little ....................................... 22<br />
Audi ................................................... 34, 46<br />
Autodesk ................................................ 43<br />
Avanco-Gruppe .................................... 40<br />
AVK ......................................................... 34<br />
BearingPoint ......................................... 78<br />
Beckhoff ................................................. 22<br />
Beko Technologies Gruppe ................. 16<br />
Bilbao Exhibition Centre ...................... 21<br />
Bitkom Research .................................. 30<br />
BMW ...................................................... 46<br />
Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung .............................................. 20<br />
Bundesnetzagentur .............................. 70<br />
Bundeswirtschaftsministerium .......... 20<br />
bvik .......................................................... 28<br />
Continental ............................................ 46<br />
Daimler ................................................... 70<br />
DBL ......................................................... 76<br />
Denkriesen .............................................. 8<br />
Deutsche Messe .......... 12, 14, 16, 20, 25<br />
Digital Neonex GmbH .......................... 78<br />
Dirak ..................................................... 103<br />
DLR .......................................................... 18<br />
DXC Technology .................................... 14<br />
Ebmeyer Werkzeugbau ....................... 34<br />
e-mobil BW ............................................ 18<br />
Endress+Hauser ................................... 22<br />
Enemac .................................................. 99<br />
Engel ....................................................... 34<br />
enPortal .................................................. 12<br />
Evonik ..................................................... 34<br />
Festo ....................................................... 25<br />
FFG .......................................................... 57<br />
Ford Werke ............................................ 34<br />
Forschungsvereinigung für Luft- und<br />
Trocknungstechnik (FLT) ..................... 34<br />
Forward ttc ............................................ 12<br />
Fraunhofer IWS .................................... 34<br />
Fraunhofer IWU .................................... 34<br />
Fraunhofer ISI ....................................... 46<br />
Friedhelm Loh Group ............................ 16<br />
Gestamp ................................................. 34<br />
Getac .................................................... 104<br />
Gittel ..................................................... 104<br />
Grob ........................................................ 64<br />
Grundfos ................................................ 13<br />
HCU Hamburg ....................................... 26<br />
Heller Tools ............................................ 17<br />
Herone .................................................... 34<br />
Hilscher .................................................. 22<br />
HMS Industrial Networks ................. 104<br />
ifm ........................................................... 22<br />
Igus ......................................................... 98<br />
IMU Institut ............................................ 18<br />
Innogy ..................................................... 46<br />
Inometa .................................................. 40<br />
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
(ILK), TU Dresden ................... 34<br />
Institut für Strukturleichtbau- und<br />
Kunststoffverarbeitung, TU Chemnitz 34<br />
JFE .......................................................... 66<br />
Kuka ............................................ 12, 22, 57<br />
Landesbetrieb Geoinformation und<br />
Vermessung ........................................... 26<br />
Lanxess .................................................. 34<br />
Leiblein ................................................... 64<br />
Lumos Labs .............................................. 8<br />
Maexpartners ....................................... 30<br />
MAG ........................................................ 57<br />
Mapal ..................................................... 54<br />
Maskor ................................................... 12<br />
Mazda ..................................................... 66<br />
Messe Stuttgart .................................... 22<br />
Metalsa Automotive ............................. 34<br />
Micro-Epsilon ........................................ 98<br />
Multivac ................................................. 22<br />
Nanowired ............................................. 10<br />
Nicolás Correa ...................................... 60<br />
Nippon Steel & Sumitomo Metal ....... 66<br />
Nokia ...................................................... 70<br />
Okuma .................................................... 63<br />
Onrobot .................................................. 12<br />
Opptha ...................................................... 8<br />
Pearl ......................................................... 8<br />
Phoenix Contact ................................... 46<br />
Photonics ............................................... 17<br />
Porsche .................................................. 46<br />
PwC ......................................................... 78<br />
Reply ....................................................... 13<br />
Rittal ........................................................ 72<br />
Robert Bosch .................................. 15, 70<br />
Röhm ....................................................... 98<br />
Saar-Metallwerke ................................ 60<br />
Salzgitter ................................................ 18<br />
Sandvik ................................................. 106<br />
SAP ......................................................... 22<br />
Schaeffler .................................. 21, 24, 46<br />
Schneider Electric ................................ 24<br />
Schunk ................................................... 57<br />
Siemens ................................... 46, 57, 104<br />
SNC-Lavalin Atkins .............................. 43<br />
Sonar ...................................................... 13<br />
Statista ................................................... 43<br />
Stauff ...................................................... 74<br />
Tesla ........................................................ 46<br />
Thyssenkrupp ........................................ 66<br />
Trumpf ..................................................... 17<br />
Universität Siegen ................................ 34<br />
Universität Warwick ............................ 34<br />
VDI .......................................................... 10<br />
VDMA ............................................... 16, 18<br />
Viessmann ............................................. 97<br />
Voith ........................................................ 72<br />
Voith Turbo ............................................. 72<br />
Volkswagen ........................................... 34<br />
Volvo ....................................................... 46<br />
VW .......................................................... 46<br />
Wago ...................................................... 12<br />
Walter ..................................................... 60<br />
Weber Fibertech ................................... 34<br />
Weidmüller ...................................... 20, 24<br />
Wittmann Battenfeld ...................... 24, 50<br />
WZL der RWTH Aachen ...................... 32<br />
ZF ............................................................. 12<br />
ZVEI ......................................................... 16<br />
1zu1 ......................................................... 99<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 105
zuletzt ...<br />
Krieg ich sie<br />
kapuuuuutt?<br />
Wollten auch Sie auch mal die Sau<br />
rauslassen und dabei gut aussehen?<br />
Neue Formen der Kooperation erproben?<br />
Dieses Glück kam mit dieser Mail im Auftrag<br />
von Sandvik zu uns, hier gekürzt:<br />
„Hallo... für manche ist es eine Show, für<br />
andere ein überwältigendes Gefühl: Seit<br />
Jahrzehnten zerschlagen Rockstars<br />
Gitarren auf der Bühne. Neben<br />
Town shend und Jimi Hendrix ist Yngwie<br />
Malm steen für die Wut bekannt, die er auf<br />
seinen Gitarren entfesselt. Sandvik hat sich<br />
entschlossen, seine additiven Fertigungstechniken auf den Prüfstand zu stellen,<br />
indem es die weltweit erste, unzerstörbare, metallische Gitarre entwickelte.<br />
Und wenn es eine Person gibt, die sie auf die Probe stellen kann, dann ist es<br />
Malmsteen. Durch den Einsatz der additiven Fertigung wird Titanpulver<br />
in mikroskopische Schichten laser geschmolzen. So hat das Team eine Gitarre<br />
entwickelt, die die Fähigkeit von Sandvik hervorhebt,<br />
die Kunden-Herausforderungen zu lösen.“<br />
Hat sie standgehalten? Schauen Sie den Youtube-<br />
Clip an: https://bit.ly/2GbhS7y „Ich fing an Gitarre<br />
zu spielen, um sie zerstören zu können“, sagt<br />
Malmsteen über sich. „Eine solche Kooperation ist<br />
der Schlüssel für die Zukunft“, sagt Sandvik-<br />
Produkt entwickler Tomas Forsman über das<br />
Experiment. Und was tun wir, wenn wir morgen<br />
ins Büro gehen? Na klar, reinhauen!!<br />
os<br />
Bild: Sandvik<br />
106 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
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