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LEBE_82

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Interview mit CHRISTOF und ALEXA GASPARI aus Wien<br />

ZUR EHE GEHÖREN DREI<br />

Nach 38 Jahren Eheleben haben Alexa (61) und Christof Gaspari (64) bereits zahlreiche Höhen und Tiefen des Lebens gemeinsam<br />

erlebt und gemeistert. Die Eltern dreier Kindern, die heute auch drei Enkelkinder haben, wohnen in Wien und engagieren sich seit Jahren<br />

für Ehe und Familie. Dr. Gaspari ist Sozial-, Wirtschaftswissenschaftler und Journalist. Zusammen mit seiner Frau gründete er vor<br />

18 Jahren die katholische Zeitschrift Vision 2000 (www.vision2000.at) und arbeitet bis heute – ebenfalls zusammen mit seiner Frau<br />

– für Radio Maria Österreich. Auch in Südtirol sind Alexa und Christof Gaspari keine Unbekannten: sie hielten auf Einladung der<br />

Bewegung für das Leben Seminare und Vorträge.<br />

Sie setzen sich auf vielerlei<br />

Weise, etwa im Rahmen<br />

von "Vision 2000",<br />

für die Belange der Familie<br />

ein. Warum ist Ihnen<br />

die Familie ein so großes<br />

Anliegen?<br />

CHRISTOF GASPARI: Mir<br />

ist Familie deswegen<br />

wichtig, weil ich in einer<br />

Familie herangewachsen<br />

bin, in der ich mich sehr<br />

geborgen gefühlt habe.<br />

Ich habe selbst von klein<br />

auf sehr positive Erfahrungen<br />

mit Familie<br />

gemacht, und für mich<br />

war es einfach selbstverständlich, dass ich<br />

auch einmal Familie haben würde. Dass<br />

ich eines Tages Kinder haben würde, das<br />

war für mich auch keine Frage.<br />

Ich habe von zu Hause mitbekommen,<br />

dass eine Ehe eben eine Ehe ist und dass<br />

man beieinander bleibt. Obwohl ich als<br />

Heranwachsender ohne Glauben aufgewachsen<br />

bin, waren das aber selbstverständliche<br />

Daten für mein Leben, die ich<br />

dann auch umsetzen wollte.<br />

ALEXA GASPARI: Bei mir zu Hause war es<br />

eigentlich ähnlich. Im Nachhinein sieht<br />

man natürlich, dass da Fehler passiert sind<br />

und dass ich heute manches anders<br />

machen würde, aber es war für mich<br />

immer klar, dass ich zu Hause bei den Kindern<br />

bleiben würde, weil es für mich als<br />

Kind auch wichtig war, dass meine Mutter<br />

immer da war. Wir haben außerdem mit<br />

den Großeltern zusammengelebt. Es war<br />

also eher eine größere Familie: Wir waren<br />

zwar nur zwei Geschwister, aber die Großeltern<br />

haben immer bei uns gewohnt.<br />

Und auch die Tatsache, dass ich meinen<br />

Vater lange Zeit nicht gesehen habe – als<br />

wir vier Jahre lang in Rom lebten, habe ich<br />

ihn nur zwei bis dreimal im Jahr gesehen –<br />

, das war für mich mit ein Grund, dass es<br />

bei uns, wenn möglich, doch anders sein<br />

sollte; dass wir eine intensivere Familie<br />

haben sollten, in der die Kinder auch mehr<br />

vom Vater haben sollten. Aber damals<br />

waren halt auch andere Zeiten, das war<br />

nach dem Krieg…<br />

32 <strong>LEBE</strong> <strong>82</strong>/2006<br />

Christof und Alexa Gaspari<br />

Wodurch sehen Sie Ehe und Familie heute<br />

gefährdet?<br />

CHRISTOF GASPARI: Ich glaube, durch<br />

eine Ideologie, die systematisch vorangetrieben,<br />

über die Medien verbreitet und<br />

pseudowissenschaftlich untermauert wird:<br />

dass Familie ein Ort der Unterdrückung<br />

wäre und den Menschen daran hindern<br />

würde, sich zu entfalten; dass Familie vor<br />

allem ein Ort wäre, an dem die Frau zu<br />

kurz käme.<br />

Diese Sichtweise hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten sehr weit verbreitet. Was<br />

noch dazukommt ist, dass das viele Scheitern<br />

ja Realität ist und dass dieses Scheitern<br />

immer wieder thematisiert wird, dass<br />

man es im eigenen Umfeld erlebt und<br />

dass dadurch eine ganz große Bindungsscheu<br />

entstanden ist, insbesondere bei<br />

den jungen Männern.<br />

Die Vorstellung, sich ein Leben lang zu binden,<br />

ist heute geradezu zu einer unvorstellbaren<br />

Großleistung geworden. Man kann<br />

sich vielleicht gerade noch vorstellen, dass<br />

das besonders Begabte schaffen könnten;<br />

aber der Normalverbraucher schafft es<br />

einfach nicht, lebenslang bei jemand anderem<br />

zu bleiben.<br />

Dadurch wird der Kern der Familie, die<br />

Basis, einfach ruiniert. Die Familie lebt ja<br />

davon, dass man in Beziehungen lebt, die<br />

unbedingt sind. Das ist das Wesen der<br />

Familie: dass man mit Menschen in unbedingt<br />

gültigen Beziehungen lebt. Und das<br />

ist auch der Rückhalt und die Sicherheit,<br />

die man in der Familie gewinnt: dass es da<br />

eine Gruppe von Menschen gibt, die zu<br />

mir stehen. Deswegen ist sie so wichtig,<br />

denn das ist der Nährboden,<br />

auf dem sich<br />

jeder Mensch entwikkeln<br />

und entfalten kann.<br />

Sie schenkt ihm das<br />

Bewusstsein: Ich habe<br />

Rückhalt, ich bin nicht<br />

allein. Ich weiß, die stehen<br />

zu mir, weil ich<br />

wertvoll bin. In der<br />

Familie wird mir vermittelt:<br />

Ich bin so viel<br />

wert, dass andere unbedingt<br />

zu mir stehen.<br />

ALEXA GASPARI: Ich<br />

glaube, dass die christlichen<br />

Werte immer<br />

mehr verloren gehen und dass der Egoismus<br />

immer mehr zunimmt. Und dass<br />

man immer weniger sieht, wie viel Schönes<br />

und Wertvolles in einer Familie vorhanden<br />

ist.<br />

Man sieht nur mehr die Schwierigkeiten,<br />

das Mühsame: das Aufziehen der Kinder,<br />

auf die man eingehen muss und denen<br />

man materiell etwas zu bieten hat. Und<br />

außerdem, was macht man, wenn den<br />

Kindern fad ist…<br />

Ich höre auch gerade von jungen Leuten<br />

immer wieder: "Nein, also Kinder, das<br />

kann man sich doch nicht antun, das ist<br />

schwierig und das hindert einem am Freisein."<br />

Und dass man sich, wie der Christoph<br />

gesagt hat, an jemanden ewig bindet, dass<br />

können sich junge Leute ja gar nicht mehr<br />

vorstellen. "Das muss doch furchtbar sein,<br />

dass man ewig beim gleichen Partner<br />

bleibt", hört man sie dann sagen. Aber was<br />

das für enorme Vorteile mit sich bringt,<br />

das beachten sie meistens nicht: dass man<br />

sich so gut kennt; dass man sich aufeinander<br />

verlassen kann; dass man sich nicht<br />

immer überlegen muss, ob man heute<br />

wieder gut angezogen ist und oder nur ja<br />

etwas Gescheites redet, weil er sich sonst<br />

wieder verzupft – das fällt zum Beispiel<br />

alles weg.<br />

Bestehen in der heutigen Zeit nicht auch<br />

gewisse Chancen für Ehe und Familie?<br />

CHRISTOF GASPARI: Wir haben es hier<br />

mit einer Grundgegebenheit des Menschen<br />

zu tun. Trotz dieser gegenläufigen<br />

Politik, den Menschen auf sich selbst aus-

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