LEBE_82
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ihnen alle Hilfen anboten, auch in finanzieller<br />
Hinsicht, sei unsere Tätigkeit jedoch<br />
ungesetzlich, da „Abtreibungsgegner<br />
nicht in der Beratung von schwangeren<br />
Frauen tätig sein dürfen!“ Somit wurden<br />
uns von der Krankenhausverwaltung diese<br />
Gespräche sofort unterbunden. Durch<br />
diesen Zeitungsartikel jedoch drang unsere<br />
Tätigkeit an die Öffentlichkeit.<br />
<strong>LEBE</strong>: Das war sicher eine große Enttäuschung<br />
für Sie. Es ist überhaupt schwer<br />
zu verstehen, wie ein Arzt, der ständig<br />
ungeborenen Kindern ins Leben hilft,<br />
Abtreibungen befürworten oder gar<br />
durchführen kann.<br />
DR. CHRISTIANE PAREGGER: Das liegt<br />
vielleicht daran, dass manche Ärzte nur<br />
den Menschen, der ihm in diesem Augenblick<br />
gegenüber sitzt und dessen Wünsche<br />
ernst nehmen. Sie handeln nicht mehr als<br />
beratender Fachmann, sondern erfüllen<br />
nur noch eine gewünschte Dienstleistung.<br />
Über das Beratungsverbot waren wir aber<br />
eigentlich froh, denn wir erlebten täglich,<br />
dass die Beratung nach gefasstem Entschluss<br />
zur Abtreibung meist zu spät war.<br />
Information und Beratung mussten viel<br />
früher ansetzen.<br />
Durch „Zufall“ waren mein Mann und ich<br />
inzwischen eingeladen worden, einen Vortrag<br />
über Abtreibung zu halten. Für meinen<br />
Mann kam hier der Moment, in dem<br />
sein Schatz an gesammeltem Wissen zum<br />
tragen kam und mit seiner Rednergabe<br />
gelang es ihm, die Herzen der Zuhörer für<br />
die große Not der Ungeborenen anzurühren.<br />
In unseren ersten Vorträgen konnten<br />
wir oft selbst beim Betrachten der Dias die<br />
Tränen über dieses entsetzliche Leid, das<br />
diesen kleinsten Opfern ins Gesichtchen<br />
geschrieben war, kaum unterdrücken und<br />
vielen Zuhörern erging es ebenso.<br />
So wurden wir mit unserem Diavortrag in<br />
viele Orte Südtirols eingeladen. Das Interesse<br />
war damals groß. Durch diese Vorträge<br />
wurden wir dann bekannt und kamen<br />
in Kontakt mit vielen Menschen, denen<br />
der Schutz des Lebens ebenfalls ein Herzensanliegen<br />
war.<br />
<strong>LEBE</strong>: Haben Sie dann zu dieser Zeit die<br />
Bewegung für das Leben gegründet?<br />
DR. CHRISTIANE PAREGGER: Diese Vorträge<br />
machten wir alleine, aber die Notwendigkeit<br />
für eine Mitarbeit von Gleichgesinnten<br />
entstand durch eine Italien weit<br />
geplante Unterschriftenaktion für einen<br />
besseren gesetzlichen Schutz der ungeborenen<br />
Kindern. Durch die Vorträge und<br />
auch durch Leserbriefe hatten wir inzwischen<br />
viele hilfsbereite Menschen kennen<br />
gelernt, und so war es einfach diese<br />
zusammenzurufen, um eine Lebensschutzbewegung<br />
zu gründen.<br />
<strong>LEBE</strong>: 20 Jahre lang Einsatz, haben Sie da<br />
nie das Bedürfnis die Arbeit an Jüngere<br />
abzugeben?<br />
DR. CHRISTIANE PAREGGER: Die Sehnsucht<br />
nach weniger Einsatz und mehr Privatleben<br />
ist sicher bei allen Mitarbeitern<br />
gleich stark. Leider finden sich immer<br />
weniger Menschen bereit, sich für dieses<br />
Anliegen zu exponieren, denn man<br />
gewinnt damit weder Ansehen noch<br />
Freunde in der Öffentlichkeit.<br />
Das Anliegen ist jedoch zu wichtig, schlussendlich<br />
entscheidet sich für viele Kinder<br />
hier die Frage über Leben oder Tod. Solange<br />
in der Öffentlichkeit kein Umdenken<br />
stattfindet und dieses Gesetz weiter<br />
besteht, Abtreibung bei entsprechender<br />
Indikation straffrei zu lassen, sind wir verpflichtet<br />
weiterzumachen!<br />
Aber auch als Christen haben wir von Gott<br />
her den Auftrag uns für die geringsten Mitbürger<br />
einzusetzen. Mutter Teresa von Kalkutta<br />
hat die bedrohten Ungeborenen<br />
immer als „die Ärmsten der Armen“!<br />
bezeichnet, denn nicht einmal ihre eigenen<br />
Mütter stehen zu ihnen und lieben sie.<br />
Vielleicht klingt das Folgende jetzt sehr<br />
geschraubt: für die Mühen der vergangenen<br />
Jahre wurde ich, wie sicher auch all<br />
die vielen fleißigen Mitarbeiter, belohnt<br />
mit zahlreichen Gleichgesinnten, die uns<br />
zu wahren Freunden, ja „Brüdern und<br />
Schwestern“ geworden sind. Für mich ist<br />
dies ein großer Reichtum, der mir völlig<br />
unerwartet in all den Jahren geschenkt<br />
wurde.<br />
Dafür, aber auch für die Gewissheit, dass<br />
ich in meinem Leben mit meinen Talenten<br />
sinnvoll für diese kleinen Menschenkinder<br />
und für ihre Mütter mitwirken durfte, dafür<br />
bin ich Gott aus ganzem Herzen dankbar!<br />
Auch bin ich mir bewusst, dass all die Dinge<br />
die gelungen sind und die „erfolgreich“<br />
waren, auch jedes Menschenleben, das in<br />
diesen vergangenen 20 Jahren gerettet<br />
werden konnte, nur auf den Segen Gottes<br />
in unserem Bemühen zurückzuführen ist.<br />
Er nimmt unser schwaches „Ja“ an und<br />
legt darauf sein großes „Amen“.<br />
<strong>LEBE</strong>: Danke für dieses Gespräch!<br />
■<br />
AUFGESCHNAPPT<br />
„Nicht durch die Hand eines anderen<br />
sollen die Menschen sterben, sondern<br />
an der Hand eines anderen.“<br />
Horst Köhler, Deut. Bundespräsident<br />
„Eine Gesellschaft, die aus Heilern<br />
Henker machen will, hat aufgehört<br />
eine humane zu sein.“<br />
Claudia Kaminski; Ärztin (ALFA)<br />
„Ein Mensch, der sich gegen Kinder<br />
entscheidet, wendet sich auch dagegen,<br />
Enkelkinder aufwachsen zu sehen.<br />
Sein Lebensabend wird eine beängstigend<br />
stille Zeit sein, ohne ein Kinderlachen<br />
oder –weinen.“ Eva Hermann,<br />
Tagesschau-Sprecherin<br />
„Die Vertreter der Euthanasieforderung<br />
legen in der Regel großen Wert darauf,<br />
nicht mit der kriminellen Praxis der<br />
Nationalsozialisten in Zusammenhang<br />
gebracht zu werden. Dieser Zusammenhang<br />
aber ist nicht zu leugnen.“<br />
Robert Spaemann, Philosoph<br />
„Wenn wir sagen, dass menschliches<br />
Leben Würde hat, dann meinen wir<br />
doch, dass es keinen Zustand dieses<br />
menschlichen Lebens gibt, den wir als<br />
lebensunwert bezeichnen dürfen.“<br />
Christoph Böhr -„Die Tagespost“<br />
„Vordergründig geht es um das Mitleid,<br />
um die Forderung nach dem so<br />
genannten selbst bestimmten Tod. Tatsächlich<br />
aber geht es um die Frage, wie<br />
wir Gesundheit und Pflege in Zukunft<br />
noch finanzieren können.“<br />
Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Hubert Hüppe im „Rheinischen Merkur“<br />
über die Hintergründe der Debatte<br />
um die „Tötung auf Verlangen“<br />
„Menschlichem Leid darf nicht durch<br />
Tötung, sondern muss durch Zuwendung<br />
begegnet werden.“<br />
Wolfgang Huber, EKD<br />
4. Schwangerschaftsmonat<br />
„Jedes Kind,<br />
das nicht<br />
geboren wird, ist<br />
eine Absage an<br />
die Zukunft.“<br />
Jochen Bohl<br />
<strong>LEBE</strong> <strong>82</strong>/2006<br />
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