16.04.2019 Aufrufe

LEBE_133

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schutz des Lebens<br />

Weltweit spricht man von jährlich 40-50 Millionen<br />

freiwilligen oder staatlich verordneten Abtreibungen<br />

(China), was der Gesamtzahl der Toten des Zweiten<br />

Weltkrieges entspricht.« Dr. Hermann Zagler<br />

Dr. Hermann Zagler mit seiner Frau Margit<br />

<strong>LEBE</strong>: Es ist absolut nicht alltäglich, ja sogar<br />

außergewöhnlich, dass jemand innerhalb<br />

dieses Rahmens seine Dissertation der<br />

Gesetzeslage bezüglich der Abtreibung<br />

widmet.<br />

Hermann Zagler: Ich wollte mich mit einem<br />

Thema auseinandersetzen, das<br />

sinnvoll ist und für mich und andere<br />

einen Mehrwert darstellt. Da meine<br />

Frau schon viele Jahre Mitglied<br />

der BEWEGUNG FÜR DAS <strong>LEBE</strong>N -<br />

SÜDTIROL ist, kam mir der Gedanke,<br />

mich mit der Abtreibung zu befassen.<br />

Als ich mich in das Buch von<br />

Carlo Casini «A trent‘annidallalegge<br />

194 sull‘IVG»vertiefte, lief es mir kalt<br />

über den Rücken, als von Statistiken,<br />

Abtreibungsmethoden, Argumenten<br />

der Abtreibungsbefürworter die Rede<br />

war. Nun verstand ich, dass es sich um<br />

Zahlen handelt, die einem jährlichen<br />

Genozid entsprachen: vom 01.01.1990<br />

bis 31.12.2009 in Italien 5.079.186 legalisierte<br />

Abtreibungen…, weltweit<br />

spricht man von jährlich 40-50 Mio.<br />

freiwilligen oder staatlich verordneten<br />

Abtreibungen (China), was der<br />

Gesamtzahl der Toten des Zweiten<br />

Weltkrieges entspricht. Je mehr ich in<br />

das Thema eindrang, desto mehr ist<br />

in mir der Gedanke gewachsen, mich<br />

gegen eine solche Unmenschlichkeit<br />

einzusetzen. Einen ersten Meilenstein<br />

konnte ich mit meiner Diplomarbeit<br />

setzen.<br />

<strong>LEBE</strong>: Was hat Sie bei den Recherchen über<br />

diese Thematik am meisten betroffen<br />

gemacht?<br />

Hermann Zagler:<br />

• Die sinnlosen Argumente der<br />

Abtreibungsbefürworter, die relativ<br />

leicht zu entkräften sind.<br />

• Die hohe Anzahl abgetriebener<br />

Kinder.<br />

• Der Zusammenhang zwischen der<br />

freiwilligen Abtreibungen , der alternder<br />

Bevölkerung und der zu geringen<br />

Anzahl von Nachkommen.<br />

• Die brutalen Abtreibungsmethoden.<br />

• Ignoranz u. Wegschauen der Leute,<br />

die sich indirekt damit schuldig<br />

machen.<br />

• Die relativ geringe Anzahl der<br />

Menschen, die sich um die<br />

Verteidigung der Ärmsten aller<br />

Armen, wie die hl. Theresa v. Kalkutta<br />

die abgetriebenen Kinder genannt<br />

hat, kümmern.<br />

<strong>LEBE</strong>: Gibt es etwas, das Sie so absolut noch<br />

nicht wussten?<br />

Hermann Zagler: Meine gesamte<br />

Dissertation ist das Ergebnis eines vorherigen<br />

Nichtwissens!<br />

<strong>LEBE</strong>: Könnten Sie ganz kurz eine Botschaft<br />

nennen, die Sie mit ihrer Arbeit geben<br />

möchten?<br />

Hermann Zagler: Dass die Menschen wieder<br />

Gott als den Schöpfer allen Seins<br />

erkennen. Für alle Beteiligten an einer<br />

Abtreibung sollte man beten, dass<br />

sie ihre Fehler einsehen, bereuen und<br />

sich bekehren. Jesus hat dem Rechten<br />

Schächer, nach dessen Bekehrung und<br />

Reue den Himmel vorausgesagt! Also<br />

ist es nie zu spät, so lange man lebt!<br />

Zuwarten wäre ein Fehler, denn der<br />

Herr kann kommen, wenn man es sich<br />

nicht erwartet…<br />

<strong>LEBE</strong>: Sehen Sie reelle Chancen, innerhalb<br />

des Abtreibungsgesetzes aus der Sicht des<br />

Lebensschutzes positive Veränderungen herbei<br />

zu führen oder sogar das Gesetz selbst<br />

zu kippen?<br />

Hermann Zagler: Das ist nicht so einfach,<br />

denn wie kann eine relativ kleine<br />

christliche Bewegung von Freiwilligen<br />

einen Staatsapparat in Bewegung setzen,<br />

wo es um parlamentarische Politik<br />

geht. Wir wissen, dass in der Norm<br />

Politiker dann zu bewegen sind, wenn<br />

es bei Wahlen um Stimmen geht; leider<br />

ist die politische, katholische Front<br />

in Italien zerbrochen und man hat<br />

keine Ansprechpartner mehr, auch<br />

scheint es so, dass die Amtskirche sich<br />

nicht aktiv um die Thematik kümmert.<br />

Ich bin aber der Meinung, dass eine<br />

gemeinsame Aktion mit dem zuständigen<br />

Dikasterium des Vatikans und<br />

aller christlichen pro-life-Bewegungen<br />

Erfolg haben würde, das Ges. 194/78<br />

zwar nicht abzuschaffen, so doch zu<br />

überarbeiten. Jedenfalls müsste der<br />

Staat ein Interesse daran haben, dass<br />

die Geburtenrate steigt, weil die derzeitige<br />

demographische Entwicklung<br />

ein beinahe unlösbares Problem für die<br />

Finanzen des Staates mit sich bringt. Auf<br />

keinen Fall dürfen wir untätig zusehen,<br />

wie tagtäglich Hunderte von Kindern in<br />

Italien abgetrieben werden. Wir werden<br />

und dürfen nicht nachgeben!<br />

<strong>LEBE</strong>: Was müssten, Ihrer Meinung nach,<br />

Lebensschutzorganisationen vordergründig<br />

tun?<br />

Hermann Zagler: Diese tun schon ihr<br />

Bestes und helfen als Freiwillige konkret<br />

an der Front. Ich glaube, diese<br />

Verbände müssten sich mehr Gehör<br />

in der Öffentlichkeit verschaffen und<br />

nicht nur dort, sondern auch bei den<br />

öffentlichen Institutionen. Vorerst<br />

wäre da von der Sanität einzufordern,<br />

dass zumindest die wenigen positiven<br />

Punkte des Ges. 194/78 eingehalten<br />

werden und ein Handeln seitens der<br />

Ärzte, Spitäler, Poliambulatorien und<br />

Familienberatungsstellen, das diesem<br />

Gesetz widerspricht, nicht toleriert wird.<br />

Die Familienberatungsstellen haben<br />

eine zentrale Funktion und müssen von<br />

der Sanitätsführung zur Einhaltung des<br />

Art. 2 Ges. 194 aufgefordert werden,<br />

das besagt, dass alles unternommen<br />

werden muss, um eine Abtreibung zu<br />

verhindern. Das können wir momentan<br />

nur territorial begrenzt auf Südtirol<br />

beschränken. Wenn hier Fortschritte erzielt<br />

werden, so bin ich sicher, dass über<br />

die Movimento per la vita-CAV-Organisation<br />

italienweit auch andere Gebiete<br />

nachziehen werden. Ist einmal dieser<br />

Schritt getan, muss die Einhaltung<br />

der gesetzlichen Bestimmungen auch<br />

6 <strong>LEBE</strong> <strong>133</strong>/2017

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!