SPÖ Königstetten informiert - Mai 2019
Informationsmedium der SPÖ Königstetten
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Wohin, Österreich?<br />
Bundesrätin<br />
GR Doris Hahn, MEd, MA<br />
doris.hahn@spoe.at<br />
Sehr geehrte Königstetterinnen<br />
und Königstetter!<br />
Lassen Sie mich zunächst einmal<br />
2 kurze Szenen beschreiben, die<br />
sich so tatsächlich zugetragen<br />
haben:<br />
Szene 1: 8. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong>, Fest der<br />
Freude, Heldenplatz Wien<br />
Am Tag der Befreiung von der<br />
nationalsozialistischen Terrorherrschaft<br />
veranstaltet das Mauthausen<br />
Komitee Österreich (MKÖ)<br />
das „Fest der Freude“, ein Fest<br />
der Freiheit und des Friedens.<br />
Über 10.000 Menschen sind<br />
gekommen, um den Opfern des<br />
Holocaust zu gedenken. Es sind<br />
auch einige Zeitzeugen anwesend.<br />
Shaul Spielmann, Überlebender<br />
des KZ Auschwitz-Birkenau und<br />
des KZ Mauthausen, berichtet in<br />
berührenden und einprägsamen<br />
Worten von seinen Erlebnissen<br />
als Gefangener. Der Bundespräsident<br />
hält die Festansprache<br />
und mahnt: „Nichts ist in Ordnung,<br />
wenn Menschen gegeneinander<br />
aufgebracht werden, wenn sie zu<br />
,wir´ und ,den Anderen´ gemacht<br />
werden. Wenn geglaubt wird, die<br />
einen seien unüberwindbar von<br />
den anderen getrennt. Weil ,die´<br />
eben grundsätzlich anders seien<br />
als ,wir. Das ist für mich die<br />
Wurzel allen Übels: die grundsätzliche<br />
Gemeinschaft aller<br />
Menschen zu leugnen. … Wenn<br />
wir dem nicht entgegentreten, mit<br />
aller Macht entgegentreten, dann<br />
ist es nur mehr eine Frage der<br />
Zeit, bis den Worten Taten folgen.“<br />
Szene 2: 9. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong>,<br />
Österreichisches Parlament in<br />
der Hofburg, Wien<br />
Der Bundesrat, die Länderkammer<br />
des Parlaments, hält eine Plenarsitzung<br />
ab. Auf der Tagesordnung<br />
steht u.a. eine Debatte über Identitäre<br />
im Öffentlichen Dienst. Die<br />
Identitäre Bewegung wurde bereits<br />
2013 vom Verfassungsschutz als<br />
rechtsextrem eingestuft: Diese<br />
Bewegung ist „eine Art Sammelbecken<br />
für Aktivistinnen und<br />
Aktivisten aus unterschiedlichen<br />
Bereichen, die Affinitäten zum<br />
Rechtsextremismus aufweisen.<br />
Es sind unter den Mitgliedern und<br />
Sympathisanten u.a. Personen<br />
aus dem studentisch-burschenschaftlichen<br />
Bereich wie auch<br />
amtsbekannte Neonazis zu finden.<br />
Die Sicherheitsbehörden werden<br />
diese Bewegung weiterhin im<br />
Fokus behalten.“ (Österreichischer<br />
Verfassungsschutzbericht 2013,<br />
S. 19)<br />
Die <strong>SPÖ</strong> bringt in der Sitzung<br />
gemeinsam mit den Grünen<br />
einen Entschließungsantrag ein,<br />
Sperrvermerke für Mitglieder der<br />
Identitären im Öffentlichen Dienst<br />
einzuführen, denn Rechtsextremismus<br />
ist für uns im Öffentlichen<br />
Dienst nicht zu dulden.<br />
Ein Bundesrat der FPÖ meldet<br />
sich in der Debatte zu Wort und<br />
bezeichnet die Identitären als einfachen<br />
Verein und als gewöhnliche<br />
NGO, also Nichtregierungsorganisation.<br />
Die ÖVP schweigt dazu.<br />
Der Entschließungsantrag wird<br />
von Türkis-Blau abgelehnt!<br />
Was haben diese beiden Szenen<br />
miteinander zu tun?<br />
Ich bin entsetzt und fassungslos,<br />
mit welcher Kaltschnäuzigkeit<br />
derartige Worte so leicht dahingesagt<br />
werden können – und das<br />
an DEM Ort der Österreichischen<br />
Demokratie. Wo am Tag zuvor<br />
noch davor gewarnt wurde, wie<br />
schnell Worte zu Taten werden<br />
können, dass wir uns unserer Vergangenheit<br />
immer bewusst sein<br />
müssen, um sie nicht wiederholen<br />
zu lassen, verschwimmen plötzlich<br />
Grenzen des Anstandes. Und das<br />
ganz bewusst und ohne jegliche<br />
Konsequenz.<br />
Wenn die Identitären schlicht<br />
und einfach als NGO verstanden<br />
werden, so ist das für mich eine<br />
außerordentliche Verharmlosung<br />
ihres menschenverachtenden Gedankengutes<br />
und Menschenbildes<br />
und es ist ein Affront gegen jede<br />
„echte“ NGO. Jede/r ehrenamtlich<br />
Tätige von Caritas, Diakonie,<br />
Greenpeace, Volkshilfe, Hilfswerk<br />
etc. wird durch diese Verharmlosung<br />
beleidigt und diskreditiert.<br />
Und es geht noch weiter:<br />
Der Vizekanzler spricht offen und<br />
direkt vom Bevölkerungsaustausch,<br />
ein rechtsextremer Begriff<br />
aus der Zeit des 2. Weltkrieges.<br />
Der Braunauer FPÖ-Vizebürgermeister<br />
vergleicht in einem selbst<br />
verfassten Gedicht Asylwerber mit<br />
Ratten. Und täglich kommen weitere<br />
ähnliche Formulierungen und<br />
Äußerungen dazu.<br />
Der Bundeskanzler schweigt zu all<br />
dem – er grenzt sich nach eigenen<br />
Aussagen von derartigen Verbalausrutschern<br />
ab und zieht „rote<br />
Linien“. Und dennoch habe ich<br />
persönlich nicht den Eindruck, er<br />
meint diese Distanzierung wirklich<br />
ernst. Zumal er mit Gesetzen<br />
wie der „Sozialhilfe neu“ und<br />
dem Auseinanderdividieren von<br />
4 <strong>SPÖ</strong> <strong>Königstetten</strong> <strong>informiert</strong> www.koenigstetten.spoe.at