demo score: DA-010 Leopold Mozart, Oratorium pro quadragesima
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<strong>Leopold</strong><strong>Mozart</strong><br />
<strong>Oratorium</strong><strong>pro</strong><strong>quadragesima</strong>(LMVIV:9)<br />
PartiturmitKritischenBerichten<br />
HerausgegebenvonChristianundErichBroy<br />
unterMitarbeitvonMarianneDanckwardt<br />
T R I O<br />
Mu s k<br />
i Edi t on <strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
Inhalt<br />
Vorwort 6<br />
Sinfonia 13<br />
Recitativo[1]<br />
[FassungA] Wie,welcherSündenschlaf 18<br />
[FassungB] Wie,trägerAdamssohn 19<br />
Aria[1] Wer,achwererstaunetnicht? 22<br />
Recitativo[2] Wasdocherblickethier 30<br />
Aria[2] IstdennheutdesHimmelsMacht 31<br />
Recitativo[3] OWorte,unbedachteWorte 39<br />
Aria[3] Redetnun,ihroffnenWunden 40<br />
Recitativo[4] Genug!DeinunfehlbaresWort 46<br />
Aria[4] OGrößemeinerSchuld 47<br />
Recitativo[5]<br />
[FassungA] Ja,siehe,GottesSohn 54<br />
[FassungB] O,siehe,GottesSohn 55<br />
Duetto WennGottesHuldistohneSchranken 57<br />
Text 68<br />
KritischerBericht 70<br />
Literatur 75
6<br />
Die Oratorien <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s<br />
Im Jahre 1757 publizierte <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> in der Nachricht<br />
von dem gegenwärtigen Zustande der Musik Sr. Hochfürstlichen<br />
Gnaden des Erzbischoffs zu Salzburg, die in Friedrich Wilhelm<br />
Marpurgs Historisch-Kritischen Beyträgen zur Aufnahme der<br />
Musik erschien, eine summarische Übersicht seiner bis zu<br />
diesem Zeitpunkt vorliegenden Kompositionen. 1 Diese Aufstellung<br />
sollte durch ihre Veröffentlichung in einer an den musikalischen<br />
Liebhaber adressierten Zeitschrift wohl nicht zuletzt<br />
den Absatz der von <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> komponierten Liebhabermusik<br />
befördern, erwähnt aber auch „zwölf Oratorien“.<br />
Im Gegensatz zu der dort erwähnten „große[n] Anzahl von<br />
Sinfonien“ 2 , von denen wohl die Mehrzahl als erhalten anzusehen<br />
ist 3 , sind von diesen zwölf Oratorien nur zwei vollständige<br />
Kompositionen, drei Arien und die Periochen (Textbücher)<br />
zu vier weiteren Oratorien erhalten 4 .<br />
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galten die Aufführungsmaterialien<br />
sämtlicher Oratorien <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s als untergegangen.<br />
Max Seiffert konnte im Vorwort seines 1908 veröffentlichten<br />
Auswahlbandes <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>scher Kompositionen<br />
in der Reihe der Denkmäler der Tonkunst in Bayern nur<br />
auf die in der heutigen Universitätsbibliothek Salzburg und<br />
dem Salzburger Museum Carolino Augusteum erhaltenen Periochen<br />
zu den auf Libretti von Ignaz Anton Weiser<br />
(1701–1785) 5 komponierten Christus-Dramen Christus verurtheilt<br />
(LMV IV:3) 6 und Christus begraben (LMV IV:1) 7 ,<br />
zum Schuldrama Antiquitatas personata auf einen Text von<br />
P. Paul Nagl OSB (LMV IV:2) 8 und zum Singspiel Geistliches<br />
Schäfergedicht oder Der Gute Hirte (LMV IV:6) 9 hinweisen.<br />
Die Textvorlage des letztgenannten Werkes hatte Hoftrompeter<br />
Andreas Schachtner (1731–1795) verfasst, ein Freund der<br />
Familie <strong>Mozart</strong>. Dazu konnte Seiffert von drei Arien berichten,<br />
die als Bruchstücke sonst untergegangener Passionsoratorien<br />
angesehen werden können: Du wahrer Mensch und Gott<br />
(LMV V:4) in der Sammlung Grasnick der Staatsbibliothek zu<br />
Berlin, So straft Herodes die Verräter (LMV V:6) in der Österreichischen<br />
Nationalbibliothek in Wien und Weicht, zweifelnde<br />
Klagen (LMV V:7) in der Bibliothek der Wiener Gesellschaft<br />
der Musikfreunde 10 . Die beiden letztgenannten Arien<br />
sind durch ihre Rollenbezeichnungen „Johannes“ und<br />
„Hauptmann“ eindeutig der biblischen Darstellung der Pas-<br />
1 <strong>Mozart</strong>, Nachricht, S. 185.<br />
2 <strong>Mozart</strong>, Nachricht, S. 185.<br />
3 Zum Gesamtbestand der erhaltenen Werke und jener uns nicht überlieferten<br />
Kompositionen <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s, von deren einstiger Existenz<br />
aber auszugehen ist, vgl. LMV.<br />
4 LMV IV:4 <strong>Oratorium</strong> Der Mensch ein Gottesmörder (Edition: <strong>Mozart</strong>,<br />
Gottesmörder); LMV IV:9 <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong>; LMV V:4 Aria<br />
Du wahrer Mensch und Gott (Edition: Seiffert, S. 157–166); LMV V:6<br />
Aria So straft Herodes die Verräter (Edition: Seiffert, S. 167–178); LMV<br />
V:7 Aria Weicht, zweifelnde Klagen (Text: Seiffert, S. XXXIV); LMV<br />
IV:1 Cantata Christus begraben; LMV IV:2 Lateinisches Schuldrama<br />
Antiquitas personata; LMV IV:3 Cantata Christus verurteilt; LMV IV:6<br />
Geistliches Schäfergedicht oder der Gute Hirt.<br />
5 Zu Ignaz Anton Weiser vgl. weiter unten.<br />
6 Komponiert 1743, nochmals aufgeführt 1749 (LMV, S. 41).<br />
7 Komponiert 1741, nochmals aufgeführt 1755 (LMV, S. 41).<br />
8 Komponiert 1742; vgl. auch Kutscher, S. 124–125.<br />
9 Komponiert im Jahre 1754 oder später (LMV, S. 44).<br />
10 Seiffert, S. XLVIII; Signaturen vgl. LMV, S. 50–51.<br />
Vorwort<br />
sion Christi zuzuordnen und könnten vielleicht den beiden<br />
Christus-Dramen (LMV IV:1 und 3) entnommen sein.<br />
Die zu <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s Lebzeiten noch intakte barocke Welt<br />
des geistlichen Fürstentums Salzburg bot ihm und den anderen<br />
Musikern der fürsterzbischöflichen Hofmusik zahlreiche<br />
Anlässe zur Komposition von Passionsoratorien und Schuldramen.<br />
<strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> selbst lässt dies erkennen, wenn er am<br />
29. Dezember 1755 an seinen Augsburger Drucker Johann Jakob<br />
Lotter schreibt 11 :<br />
Noch eins! haben sie nicht einen schönen Text zu einem<br />
sogenannten oratorio? wenn ich es an der Zeit hätte würde<br />
ich dann auf die Fasten noch eins machen. haben sie dasjenige<br />
nicht so ich vor einem Jahre gemacht habe; nämlich:<br />
Christus begraben?<br />
Was war denn dasjenige vor eins so H: Seifert vor das Collegium<br />
gemacht hat? Vielleicht können sie das meinige auf<br />
kommende Fastenzeit <strong>pro</strong>duciren. Ich finde nichts darinnen,<br />
so ihm entgegen seyn könnte, es ist halt das Begräbniß<br />
Xst. 12<br />
Wenn ihnen einmal ein guter Text zu einer grösseren<br />
Sing-Musique unter die Hände kömmt, lassen sie ihn mir<br />
zu kommen: denn alle Fastenzeit müssen wir wochentlich<br />
2 oratoria <strong>pro</strong>duciren und wo nehmen wir Texte genug? Es<br />
darf eben nicht die Paßione X seyn. Es kan auch eine andere<br />
Buß historie seyn Z. E. im vorigen Jahre haben wir den<br />
Büßenden Petrum aufgeführt; und heuer wird auch David<br />
in der Buße gemacht werden.<br />
Der Bedarf war offenbar derart groß, dass <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong><br />
sich nicht scheute, sogar nach Texten und Kompositionen aus<br />
der <strong>pro</strong>testantischen Sphäre der Reichsstadt Augsburg zu fragen,<br />
war doch der erwähnte Johann Caspar Seyfert<br />
(1697–1767) Kantor an der evangelischen St. Anna-Kirche 13 ,<br />
und auch das Collegium musicum, für das <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong><br />
nicht nur für die Faschingszeit 1756 die Musikalische Schlittenfahrt<br />
(LMV VIII:8), sondern auch zahlreiche Stücke seiner<br />
Liebhabermusik komponiert hatte, wurde wesentlich von den<br />
zumeist <strong>pro</strong>testantischen Angehörigen des aufstrebenden Bildungs-<br />
und Besitzbürgertums getragen 14 .<br />
Der angestammte liturgische Ort der Passionsdramen waren<br />
die Andachten in der Karwoche. In dieser Zeit wurden in den<br />
Kirchen aufwendige Kulissenbauten im Chorraum errichtet,<br />
in deren Mitte das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt wurde<br />
15 . Für die Salzburger Corpus-Christi-Bruderschaft komponierte<br />
<strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> in den Jahren 1745–1747 und 1749<br />
die Oratorien zur musikalischen Ausgestaltung der Karfreitagsandachten<br />
in deren Kapelle in der Kaigasse 16 . Die beiden<br />
Christus-Dramen wiederum wurden in den Jahren 1741<br />
und 1743, also während des von 1741 bis 1748 dauernden,<br />
Salzburg stark in Mitleidenschaft ziehenden Österreichischen<br />
11 Bauer/Deutsch 1, Nr. 16, Z.47–60.<br />
12 Xst. = Christi.<br />
13 Ullrich, Sp. 649.<br />
14 Mančal, Sp. 1023.<br />
15 Zum Heiligen Grab, zu seiner Ausgestaltung und Verehrung vgl.<br />
Kamm; Broy, Vorwort, S. 10–12.<br />
16 Klieber, S. 108–109; Schmid, S. 76–77; Broy, Überlieferung, S. 117–<br />
118.
7<br />
Erbfolgekrieges, im Theatersaal der erzbischöflichen Residenz<br />
aufgeführt 17 , das Schuldrama Antiquitas Personata am 18. Mai<br />
1742 von den Rhetorikern der Salzburger Universität in der<br />
Universitätsaula 18 .<br />
Zur schmalen Quellenbasis der Oratorien <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s<br />
tritt noch die Schwierigkeit hinzu, dass gerade die beiden in<br />
Noten erhaltenen Werke nur in nicht-autographer Überlieferung<br />
vorliegen. Der Notentext des <strong>Oratorium</strong>s Der Mensch,<br />
ein Gottesmörder (LMV IV:4), das aufgrund des Druckdatums<br />
der Perioche für die Karfreitagsandacht der Salzburger Corpus-Christi-Bruderschaft<br />
im Jahr 1747 komponiert wurde 19 ,<br />
ist im Franziskanerkloster Bozen in einer Abschrift von unbekannter<br />
Hand erhalten 20 . Das Werk erscheint in dieser Quelle<br />
in einer für die spezielle, weitgehend auf die Begleitung durch<br />
Streichinstrumente verzichtende Musizierform des Franzikanerordens<br />
21 eingerichteten Fassung für drei Sänger (Verstand<br />
[Canto I], Gewissen [Canto II] und Mensch [Tenore]) mit Orgelbegleitung<br />
in Form eines Orgelauszuges der Kernstimmen<br />
des Orchestersatzes. Die Quelle wurde in der Mitte der<br />
1950er-Jahre von Luigi Ferdinando Tagliavini entdeckt 22 . Als<br />
weitere Quelle zum Gottesmörder existiert die bereits erwähnte,<br />
im Jahr 1747 bei Mayr in Salzburg gedruckte Perioche, die<br />
als Teil eines Sammelbandes mit Texten zu insgesamt neun<br />
geistlichen Oratorien, Kantaten und Oden im Jahre 2008 im<br />
Auktionshaus Zisska & Schauer in München versteigert wurde<br />
23 . Schließlich wissen wir über das von F. A. Specht mitgeteilte<br />
Verzeichnis der Freisinger Schulkomödien (1698–1800)<br />
von einer Aufführung, die im Jahre 1753 in der dortigen benediktinischen<br />
Studienanstalt erfolgt ist 24 . Eine vollständige<br />
Angabe der Verfasser liegt in keiner der drei Quellen vor; die<br />
Bozener Quelle nennt immerhin den Namen des Komponisten<br />
als „Auth: D: <strong>Leopold</strong>o <strong>Mozart</strong>h, Salisburgensi“, der<br />
Textdichter Ignaz Anton Weiser erscheint dort nicht. Die Salzburger<br />
Perioche und das Freisinger Verzeichnis geben die Namen<br />
von Komponist und Textdichter nur in Initialen als<br />
„J.G.L.M.“ für den vollständigen Namen Johann Georg <strong>Leopold</strong><br />
<strong>Mozart</strong> und „I.A.W.“ für Ignaz Anton Weiser wieder.<br />
Über die Bedeutung der Initialen „I.A.W.“ wurde längere Zeit<br />
gerätselt, ehe die Entdeckung des Tagebuches von P. Beda<br />
Hübner OSB, eines Zeitgenossen <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s und Konventualen<br />
des Erzstifts St. Peter, Klarheit brachte. Am 12.<br />
März 1767 notierte P. Beda nach der Uraufführung des <strong>Oratorium</strong>s<br />
Die Schuldigkeit des ersten und fürnehmsten Gebots (KV<br />
35) von Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> im Rittersaal der Residenz:<br />
„Den Text hat componiret Herr Weiser ein Handels- und<br />
Ratsherr, die musique hat componiret der Wolfgang <strong>Mozart</strong><br />
Knab alt von 10 Jahren.“ 25 Auf der Perioche des <strong>Oratorium</strong>s<br />
17 Kutscher, S. 130–131.<br />
18 Kutscher, S. 124–125; LMV, S. 41.<br />
19 Broy, Überlieferung, S. 117–118.<br />
20 Ohne eindeutig zu bestimmende Signatur; vgl. dazu LMV, S. 44:<br />
„o[hne] S[ignatur]“; <strong>Mozart</strong>, Gottesmörder, S. 72: „H 5“. – Zu LMV<br />
IV:4 vgl. eingehend die einander ergänzenden Beiträge Broy, Vorwort;<br />
Tonini; Broy, Überlieferung, S. 112–121.<br />
21 Zur Musizierpraxis des Franziskanerordens vgl. Kačic, Blasinstrumente;<br />
Kačic, Figuralmusik; Broy, Vorwort, S. 10.<br />
22 Vgl. Tagliavini, Oratorio sconosciuto; ders., Unbekanntes <strong>Oratorium</strong>.<br />
23 Vgl. hierzu Broy, Überlieferung, S. 116–117; frdl. Auskunft der Herren<br />
Herbert Schauer und Frank Purrmann, Auktionshaus Zisska & Schauer,<br />
München, zwischen dem 23. November 2008 und dem 21. Mai<br />
2012.<br />
24 Specht, S. 246.<br />
25 Zitiert nach Klein, <strong>Mozart</strong>iana, S. 182.<br />
KV 35 erscheint der Name des Dichters ebenfalls in Form der<br />
Initialen „I.A.W.“. Die Auflösung dieser Initialen als Ignaz<br />
Anton Weiser gestattete nicht nur eine Identifizierung des<br />
Textdichters mehrer Oratorien von Vater und Sohn <strong>Mozart</strong>,<br />
sondern auch die Zuweisung zahlreicher Salzburger Theaterdichtungen<br />
der Jahre 1750 bis 1767 an Weiser 26 .<br />
Das <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong><br />
Das <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong> (LMV IV:9) ist in zwei in ihrer<br />
jeweiligen Erscheinungsform als vollständig anzusehenden<br />
Versionen überliefert, einem Stimmensatz in den Kunstsammlungen<br />
der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg (Quelle A) und einer<br />
handschriftlichen Partitur in der Schweizerischen Landesbibliothek<br />
zu Bern (Quelle B). Vorstellung und Bewertung der<br />
beiden Quellen folgen diesem Abschnitt. Beide Quellen nennen<br />
zwar den Komponisten, die Berner Partitur als „Authore<br />
Signore Leop. <strong>Mozart</strong> / Salisburgensi“, das Titelblatt des Wolfegger<br />
Stimmensatzes als „Del Sig re == <strong>Mozart</strong>h“, aber nicht den<br />
Namen eines Textdichters. Wortwahl und Anlage des Textes<br />
lassen jedoch Analogien zum Text des Gottesmörders (LMV<br />
IV:4) erkennen und legen damit die Vermutung nahe, dass<br />
dessen Textdichter, der Salzburger Großkaufmann und zeitweilige<br />
Bürgermeister (1772–1775) Ignaz Anton Weiser 27 ,<br />
auch der Verfasser des <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong> war. Dies<br />
ist auch aufgrund archivalischer Belege und seiner engen Beziehungen<br />
zur Familie <strong>Mozart</strong> wahrscheinlich. 1747 ist Weisers<br />
Zusammenarbeit mit <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> am <strong>Oratorium</strong> für<br />
die Karfreitagsandacht der Corpus-Christi-Bruderschaft durch<br />
die erhaltene Perioche des Gottesmörders belegt 28 . Für 1749<br />
konnte Rupert Klieber in den Rechnungen der Bruderschaft<br />
die genaue Aufteilung von Zahlungen an Textdichter und<br />
Komponist feststellen: Demnach erhielt <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> als<br />
Ersatz der „Uncossten, welche auf das am Charfreitag gehaltene<br />
Musicalische <strong>Oratorium</strong> erloffen seynd“, „mehr als 22 Gulden;<br />
Ignaz Anton Weiser [...] wurden zur Bestreitung der<br />
Druck- und Bindekosten weitere knapp 10 Gulden ausbezahlt“<br />
29 . Dazu bestanden ungeachtet der Standesschranken,<br />
die den Großkaufmann und Salzburger Patrizier Ignaz Anton<br />
Weiser 30 vom Musiker und ehemaligen Kammerdiener <strong>Leopold</strong><br />
<strong>Mozart</strong> eigentlich hätten trennen müssen, weitere Verbindungen<br />
zwischen den Familien. 1777 trug Weiser zur Finanzierung<br />
der zweiten Parisreise Wolfgang Amadés bei; dieser<br />
wiederum konnte 1787 das Landhaus Villa Bertramka von<br />
Weisers Enkelin, der Prager Sängerin Josefína Duškova<br />
(1754–1824), zur Fertigstellung des in Wien begonnenen<br />
Don Giovanni (KV 527) nutzen 31 . Hinsichtlich der Datierung<br />
des <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong> lässt sich angesichts der in der<br />
zweiten Hälfte der 1740er-Jahre belegten Zusammenarbeit<br />
<strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s mit der Corpus-Christi-Bruderschaft ein<br />
Kompositionsdatum innerhalb dieses Zeitraums als wahrscheinlich<br />
annehmen. Dies würde auch ins Bild der vielfältigen<br />
Aktivitäten passen, die <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong> in dieser Zeit in<br />
26 Klein, <strong>Mozart</strong>iana, S. 171–174; Broy, Vorwort, S. 9–10.<br />
27 Zu Leben und dichterischem Werk vgl. Klein, Gastein; Klein, <strong>Mozart</strong>iana;<br />
Broy, Vorwort, S. 8–10.<br />
28 LMV, S. 44; Broy, Überlieferung, S. 116–117.<br />
29 Klieber, S. 109 (vgl. dort auch für das Quell-Zitat).<br />
30 Die Nobilitierung Weisers erfolgte am 8. Mai 1747, er verzichtete jedoch<br />
auf das öffentliche Führen des Titels (Broy, Vorwort, S. 8).<br />
31 Broy, Vorwort, S. 9.
8<br />
Salzburg entfaltete. Man kann diese Aktivitäten aus heutiger<br />
Sicht getrost als äußerst geschickt geplante ,Werbung in eigener<br />
Sache‘ bezeichnen, die letztlich seiner Etablierung in der<br />
Salzburger Hofkapelle dienten 32 .<br />
Die Quelle Wolfegg (Quelle A – D-WWW)<br />
Die Existenz dieser Quelle, eines aus Sopran und Tenor mit<br />
Begleitung eines Streichorchesters mit Continuocembalo bestehenden<br />
Stimmensatzes, wurde als Resultat der Erfassung<br />
der Musikalien in den Kunstsammlungen der Fürsten zu<br />
Waldburg-Wolfegg durch das Internationale Quellenlexikon der<br />
Musik RISM im Jahre 2002 bekannt 33 . Die Untersuchung der<br />
Wolfegger Abschrift ergab, dass im Stimmensatz im Gegensatz<br />
zur RISM-Angabe insgesamt vier verschiedene Papiersorten<br />
auftreten. Dabei handelt es sich um zwei Papiermarken, die<br />
von der in Wolfegg ansässigen Papiermacherfamilie Unold verwendet<br />
wurden, eine Papiermarke, die eventuell der Papiermühle<br />
Eberhardzell bei Waldsee zugeordnet werden kann, sowie<br />
um ein bislang nicht identifiziertes Fichten-Wasserzeichen<br />
34 . Bis auf die Stimme der Violone, deren Papier die Fichtenmarke<br />
zeigt, wurden sämtliche Vokal- und Instrumentalstimmen<br />
auf Unold-Papier niedergeschrieben; die Marke<br />
WALDSE/ZEL tritt nur im Umschlagbogen auf.<br />
Das Auftreten der Unold-Papiermarken in den Hauptstimmen<br />
des Wolfegger Stimmensatzes könnte auf den ersten Blick eine<br />
Entstehung der Abschrift in Wolfegg nahelegen. Jedoch erweist<br />
bereits ein Blick allein in das Verzeichnis der Werke <strong>Leopold</strong><br />
<strong>Mozart</strong>s, dass Wolfegger Papier in ganz Süddeutschland<br />
verbreitet war. So sind beispielsweise die Hauptbestandteile<br />
der aus der anzunehmenden Schreiberwerkstatt des Augsburger<br />
Stadtmusikers Franz Claudi Wagner in die Bestände der<br />
Hofmusik der Grafen zu Oettingen-Wallerstein gelangten<br />
Stimmensätze seiner Orchesterkompositionen auf Unold-Papier<br />
niedergeschrieben 35 . Bezieht man weiterhin die Wasserzeichenverzeichnisse<br />
der Kataloge Bayerischer Musiksammlungen 36<br />
in die Überlegung mit ein, gelangt man zu der Erkenntnis,<br />
dass Unold-Papier im 18. Jahrhundert zu den verbreitetsten<br />
Papiersorten wenn nicht im gesamten süddeutschen, so doch<br />
im südschwäbischen Raum zählte 37 . Somit erlaubt die Verbreitung<br />
dieses Papiers letztlich keine genauere geographische Einordnung<br />
als „Süddeutschland“.<br />
Sämtliche Stimmen der Wolfegger Quelle des <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong><br />
<strong>quadragesima</strong> wurden in ihrer Grundsubstanz vom selben anonymen<br />
Schreiber angefertigt. Ein Vergleich der Handschrift<br />
mit den Stimmensätzen zweier Oratorien von František Xaver<br />
Brixi (1732–1771) 38 in der Wolfegger Sammlung ergab, dass<br />
32 Broy, Überlieferung, S. 30–34.<br />
33 RISM ID no. 454000300.<br />
34 Einzelheiten zu den Papiersorten siehe im Kritischen Bericht S. 70. Zur<br />
Verteilung der Papiersorten auf die einzelnen Stimmen vgl. ebd.<br />
35 Vgl. LMV, S. 195–199, 216–217; Broy, Überlieferung, S. 137–141.<br />
36 Ausführliche Wasserzeichenabbildungen finden sich vor allem in den<br />
ersten Bänden dieser Serie. Weitere als die im Literaturverzeichnis genannten<br />
Einzelbände sind über die OPACs der süddeutschen Bibliotheksverbünde<br />
leicht zu ermitteln.<br />
37 „Südschwaben“ meint in diesem Zusammenhang ungeachtet heutiger<br />
Verwaltungsgrenzen eine Region, die im Westen durch den Schwarzwald,<br />
im Osten durch den Lech, im Süden durch den Bodensee und<br />
im Norden durch die Schwäbische Alb und das Ries begrenzt wird.<br />
38 Titel vgl. S. 70, Anm. 10.<br />
es sich bei der in allen drei Abschriften identischen Hand um<br />
einen mit den Initialen P.S. zeichnenden Schreiber handelt; eine<br />
entsprechende Paraphe mit einer die Abschrift des <strong>Oratorium</strong>s<br />
Nun hat mein liebster Herr ins Jahr 1778 datierenden<br />
Jahreszahl findet sich am Schluss der Stimmenhefte dieses<br />
Werks 39 . Da die Provenienzen der Wolfegger Musikalien heute<br />
nicht mehr zu rekonstruieren sind 40 , kann nicht davon ausgegangen<br />
werden, dass es sich um den seinerzeit in der Stiftskirche<br />
zu Wolfegg amtierenden Regens chori handelt. Vielleicht<br />
wurde der Stimmensatz in einem der zahlreichen benachbarten<br />
Klöster angefertigt? In nicht allzu großer Entfernung von<br />
Wolfegg befindet sich beispielsweise die ehemalige Benediktiner-Reichsabtei<br />
Ottobeuren, die in enger Verbindung mit der<br />
Salzburger Universität stand und heute den größten bayerischen<br />
Einzelbestand zum Werk František Xaver Brixis verwahrt<br />
41 . Ein Abgleich der Schreibernamen im Katalog dieser<br />
Sammlung erbrachte keine Namen, deren Initialen mit dem<br />
P.S. der Wolfegger Sammlung übereinstimmen 42 . Die Nachricht<br />
von der Existenz eines P. Petrus Sedelmayr im Kloster<br />
Ottobeuren, der 1746 als Theologiestudent in Salzburg Profess<br />
feierte, erscheint als zu geringfügiger Hinweis, um darauf<br />
eine Theorie zur Auflösung der Initialen aufzubauen 43 . Fraglich<br />
bleibt in jedem Fall aber die Form der Vorlage unserer Abschrift.<br />
Auch zur intendierten Verwendung des Materials bleiben Fragen<br />
offen. Das Nichtvorhandensein von Hornstimmen und<br />
die Bezeichnung einer der beiden Bassstimmen als „Cembalo“<br />
lassen an eine Verwendung zum Musizieren außerhalb einer<br />
Kirche denken. Die Instrumentenangabe des Tasteninstruments<br />
lautet bei für den Gebrauch in Kirchen geschriebenen<br />
Stimmensätzen in der Regel „Organo“. War der Stimmensatz<br />
vielleicht zur Verwendung in einer Privatandacht, beispielsweise<br />
in einem größeren Saal eines Schlosses, gedacht?<br />
Die Quelle Bern (Quelle B – CH-BEl)<br />
Eine erste Nachricht von der Existenz dieser Quelle, einer im<br />
19. Jahrhundert angefertigten Partitur, gab Josef Liebeskind<br />
(1866–1916) im Rahmen der Rezension des 1908 von Max<br />
Seiffert herausgegebenen Auswahlbandes <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>scher<br />
Werke 44 in der Zeitschrift der Internationalen Musikgesellschaft<br />
45 . Das <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong> war von Seiffert in<br />
dem seinem Band vorgeschalteten Werkkatalog mangels bekannter<br />
Quellen nicht erwähnt worden. In seiner Rezension<br />
kann Liebeskind folgendes ergänzen 46 :<br />
Von den Oratorien <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>’s, deren Partituren<br />
Seiffert als verschollen bezeichnet, war ich so glücklich, eine<br />
von Kapellmeister Schletterer in Augsburg hergestellte<br />
Partiturabschrift nach dessen Tode 1894 käuflich zu erwerben.<br />
Das ,<strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong>‘ bezeichnete Werk<br />
besteht aus folgenden Nummern:<br />
39 RISM gibt als Abschriftdatum 1790–1799.<br />
40 Frdl. Auskunft von Herrn Dr. Bernd M. Mayer am 16. Dezember<br />
2003.<br />
41 Münster, S. 68–71.<br />
42 Haberkamp, Ottobeuren, S. 262–265.<br />
43 Kolb, S. 300.<br />
44 Seiffert.<br />
45 Liebeskind.<br />
46 Liebeskind, S. 362.
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(<br />
(<br />
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Sinfonia<br />
Adagio assai<br />
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Corno I/II<br />
in Mi /Es<br />
Violino I<br />
Violino II<br />
Viola<br />
Basso<br />
3<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong><br />
(LMV IV:9)<br />
<br />
<br />
13<br />
<strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong><br />
(1719-1787)<br />
<br />
<br />
© by Kunstsammlungen der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg, Schloss Wolfegg, Musikarchiv<br />
Published in 2014 by TRIO Musik Edition, D-84562 Mettenheim<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
14<br />
7<br />
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<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
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20<br />
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15<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
18<br />
Recitativo [1]<br />
[Fassung A]<br />
<br />
<br />
Violino I<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Violino II<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Viola<br />
<br />
Sopran <br />
<br />
Wie, wel cher Sün-den-schlaf ver-schlie-ßet doch die Au-gen dei-nes Her-zen?<br />
<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
4<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Er-wa-che doch ein - mal, o trä-ger A-dams-sohn. Be-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
8<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- rei - te dich, mit - lei - dend zu be - wei - nen Je - sum, den Mann der Schmer-zen.<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
<br />
Fassung A weiter S. 22
Recitativo [1]<br />
[Fassung B]<br />
Violino I<br />
Violino II<br />
Viola<br />
Sopran<br />
Basso<br />
<br />
Adagio<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wie, trä-ger A-dams-sohn, hat dein be-tör-tes Ohr schon den Ge-brauch ver - lo-ren?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
5<br />
Recitativo Adagio <br />
<br />
<br />
Recitativo<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Schließt Höl - le, Fleisch und Welt dir bei - de Au - gen zu? Bist du zur<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
8<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wol-lust denn ge - bo - ren, der al-len Witz in dir er - ster-ben macht?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
<br />
<br />
19
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(<br />
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22<br />
<br />
<br />
Aria [1]. Wer, ach wer erstaunet nicht?<br />
Adagio<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Corno I/II<br />
<br />
<br />
in Mi /Es<br />
<br />
<br />
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<br />
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Violino I<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Violino II<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Viola<br />
<br />
<br />
<br />
Sopran <br />
<br />
i i i<br />
i i i<br />
<br />
Basso<br />
<br />
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5<br />
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<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
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( <br />
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<br />
<br />
Wer,<br />
ach<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
19<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
wer, wer er-stau-net nicht, wer, ach wer, ach,<br />
<br />
i i i i i i i<br />
<br />
<br />
<br />
24<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
wer er - stau - - - net nicht, der Gott selb - sten<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(<br />
23
30<br />
Recitativo [2]<br />
Tenor<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Was doch er - bli-cket hier das mat-te Au-gen-licht? Wird dann der zar - te Men-schen-sohn un-mensch-lich<br />
<br />
(<br />
<br />
<br />
5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
zu - ge-richt, das li - lien-wei - ße Lamm in sei-nem eig-nen Blut den Ro - sen gleich ge - fär-bet? Er - bos- tes<br />
<br />
9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ju - den-volk, von was für Un - ge-heu - er hast du so fre-ches Tun er - er-bet? Bist du aus Dra-chen-schaum, aus wil-der<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
13<br />
Gei-er-zucht, aus Ti-ger-art ge-bo-ren? Ja, hat denn dei-ne Ris-sel-brust sich in der Mord-be-gier so weit ver-lo-ren,<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
()<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
18<br />
<br />
dass dei-ne Tu-gend ist al-lein die Grau-sam-keit? O küh-ne Mis-se-tat! O Las-ter! O Ver-mes-sen-heit!<br />
<br />
<br />
<br />
()<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
Aria [2]. Ist denn heut des Himmels Macht<br />
Allegro assai<br />
Corno I/II<br />
<br />
in Re/D<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Violino I<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Violino II<br />
<br />
<br />
<br />
Viola<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Tenor<br />
<br />
<br />
Basso<br />
<br />
4<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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7<br />
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<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
31
32<br />
10<br />
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12<br />
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15<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
Ist denn heut des Him - mels Macht, des Him - mels Macht oh - ne<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(
18<br />
<br />
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<br />
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<br />
Blitz und Don - ner - waf - fen, ist denn heut des<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
21<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
Him-mels Macht oh - ne Blitz und Don - ner - - waf - fen,<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
24<br />
Adagio<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
euch, o Mör - der, zu be - stra - fen, die auf Je - su Tod be-dacht?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(<br />
)<br />
33
34<br />
28 Allegro<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
Ist denn heut des Him - mels Macht oh - ne Blitz und<br />
<br />
<br />
<br />
31<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Don - ner - waf - - fen, euch, o Mör - der, zu be - stra - - - - - -<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
35<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- - - - - - - - - - fen, die auf Je - su Tod be-dacht?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
39<br />
Recitativo [3]<br />
Sopran<br />
Tenor<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
O Wor-te, un - be-dach-te Wor-te, so dir dein eig-nes Ur-teil spre-chen, doch sie zu rä-chen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
()<br />
<br />
<br />
5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
schei-nen das jü - di - sche Ver - bre-chen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wie soll ich dies ver - ste-hen? Wer hat denn je von mir der<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- glei - chen Tat ge - se - hen?<br />
<br />
<br />
()<br />
O dei - ne Frech - heit hat nicht min - der des Him - mels Rach ver -<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
12<br />
- die - net, denn durch Be - gier-lich-keit und dei - ne bö - se[n] Lüs - te hast du des<br />
<br />
<br />
<br />
15<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Hei-lands Gei - ßel - strei - che so viel an dir zu meh - ren dich er - küh - net.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
(<br />
(<br />
40<br />
Aria [3]. Redet nun, ihr offnen Wunden<br />
<br />
<br />
Andante<br />
<br />
<br />
Violino solo<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Viola sola<br />
<br />
<br />
Sopran <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
i i <br />
i i<br />
Basso <br />
(<br />
<br />
<br />
<br />
8<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
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(<br />
(<br />
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<br />
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16<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
24<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
<br />
33<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Re-det nun, ihr off-nen Wun-den, re - det nun, ihr off - nen Wun-den als ein tau- send -<br />
<br />
<br />
<br />
i i i<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
40<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- fa - cher Mund. Re-det nun, ihr off-nen Wun-den, re-det nun ihr off-nen Wun - den<br />
<br />
<br />
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46<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
als ein tau - send - fa - cher Mund, als ein tau - send-fa - cher Mund.<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
55<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
(<br />
(<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
41
46<br />
Recitativo [4]<br />
Tenor<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ge-nug! Dein un-fehl- ba - res Wort er - leich-tert mei-nen Sinn und dei-ner Re-den<br />
<br />
()<br />
5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Kraft nimmt al - le Dun - kel - heit aus mei - nen Au - gen hin. Mein gro - ßes Un - ge - recht ist all zu<br />
<br />
<br />
<br />
8<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
klar; der Wer - ke Sinn - lich - keit, der Wor - te all zu fre-ches We - sen, die<br />
<br />
11<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sträf-lich-keit der schnö-des - ten Be - gier - de ist mir nun of - fen - bar, ja stel - let sich gleich ei<br />
<br />
- nem<br />
<br />
<br />
()<br />
15<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ber - ge vor, so groß und un - er - mes - sen. Des - sel - ben an - zu - se - hen mein<br />
<br />
<br />
<br />
18<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
höchst er-schrock-ner Geist von ban - ger Her-zens-qual das Hof - fen will ver - ges - sen.<br />
<br />
<br />
<br />
()<br />
()<br />
()<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
(<br />
<br />
Aria [4]. O Größe meiner Schuld<br />
Adagio<br />
ma più tosto poco andante<br />
Corno I/II<br />
<br />
in Fa/F<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Violino I<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
(<br />
<br />
<br />
Violino II<br />
<br />
<br />
Viola<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Tenor<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
6<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
i i i i i i i i i i i i<br />
<br />
12<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
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(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(<br />
(<br />
47
48<br />
16<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
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<br />
O<br />
i<br />
i<br />
<br />
i i<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(<br />
(<br />
23<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Grö - ße mei - ner Schuld, o Schwe - re mei - ner Sün - den! Wie werd ich<br />
<br />
<br />
<br />
28<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
kön - nen fin - - - - - - - - - - den bei Gott noch Gnad und<br />
<br />
<br />
i i i i<br />
(<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
(<br />
<br />
<br />
<br />
33<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Huld, wie werd ich kön - nen fin - den bei Gott noch Gnad und Huld?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
38<br />
<br />
<br />
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43<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
O Grö - ße mei - ner Schuld, o Schwe - re mei-ner Sün - den, wie<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
49
54<br />
Recitativo [5]<br />
[Fassung A]<br />
Sopran<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ja, sie - he, Got - tes Sohn aus Lie - bes - ü - ber - fluss er - fül - let<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
4<br />
<br />
<br />
hier an dei - ner Statt der Sün - den stren - ge Buß, so dei - ne Schuld ver - die - net.<br />
<br />
<br />
<br />
7<br />
<br />
<br />
<br />
Er bie - tet sein so teu - res Blut dem Va - ter wil - lig an zum un - er - mess-nen Wert, wo -<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
11<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- durch dem Rich - ter wird für dich ge - nug ge - tan. Wenn denn zu dei - nem Heil nichts als die<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
14<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Dank - bar - keit und ein zer - knisch - tes Herz wird feh - len, wa - rum doch fürch - test du, so<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
17<br />
<br />
mil - des An - er - bie - ten des gött - li - chen Er - bar-mens von nun an zu er - wäh-len?<br />
<br />
<br />
<br />
()<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Fassung A weiter S. 57
55<br />
Recitativo [5]<br />
[Fassung B]<br />
Sopran<br />
Tenor<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
O, sie - he, Got-tes Sohn aus Lie-bes - ü - ber-fluss er - fül - let hier an dei-ner Statt der<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
5<br />
Sopran<br />
<br />
<br />
<br />
Sün - den streng und rau - e Buß, so dei - ne Schuld ver - die - net hat.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
7<br />
<br />
<br />
Er bie - tet sein so teu - res Blut dem höch - sten Va - ter wil - lig an zum<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
10<br />
<br />
un - er - mess - nen Wert, wo - durch dem Rich - ter wird für dich ge - nug ge - tan. Wann<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
13<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
nun zu dei - nem Heil nicht dann die Dank - bar - keit noch ein zer - knirsch-tes Herz wird feh - len,<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
16<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
was fürch - test du, so mil - des An - er - bie - ten der Gna - de zu ver - weh - ren?<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
56<br />
19<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Tenor<br />
<br />
Wohl - an, ich will zu-gleich die za - ge Furcht und mei - ner Sin - nen Schlaf ver - las - sen. Ich<br />
<br />
<br />
<br />
22<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
will, was Ohr und Au - gen rei - zet, Ge - le - gen-heit, Ge - fah - ren las - sen. Ich<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
25<br />
<br />
will die Zärt - lich-keit und al - le schnö - de Lust von nun an je - der-zeit ver-ban - nen aus<br />
<br />
der<br />
<br />
bis<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
28<br />
<br />
- her so lau - en Brust. Ich will aus mei - nes Hei - lands Lie - be ver - ach - ten, ja ver-flu - chen der<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
31<br />
Sünd und der Ver -su-chung Trie - be und end - lich will ich noch ein gan - zes Trä - nen - meer für je - nes<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
34<br />
<br />
gött-lich teu - er Blut, so ich für mich so reich-lich se - he flie-ßen, aus wah - rer Reu ver - gie-ßen.<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
Duetto. Wenn Gottes Huld ist ohne Schranken<br />
Corno I/II<br />
in Mi /Es<br />
Violino I<br />
Violino II<br />
Viola<br />
Sopran<br />
Tenor<br />
Basso<br />
<br />
<br />
<br />
Tempo<br />
giusto un poco andante<br />
<br />
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6<br />
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<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
57
58<br />
11<br />
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16<br />
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<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
22<br />
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(<br />
Wenn Got-tes Huld ist oh - ne Schran-ken,<br />
<br />
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Wenn Got - tes<br />
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29<br />
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<br />
was für ein har - - - - - - tes Sün - - der -<br />
<br />
<br />
<br />
Huld ist oh - ne Schran-ken, was für ein har - - tes Sün - - der -<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
(<br />
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59
(<br />
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35<br />
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<br />
- herz soll nicht durch wah - re Buß-ge - dan - ken, o Je - su, o Je - su, min - dern dei - nen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
- herz soll nicht durch wah - re Buß-ge - dan - ken, o Je - su, min - dern dei - nen<br />
<br />
<br />
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43<br />
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<br />
Schmerz, o Je-su, min-dern dei - nen Schmerz.<br />
<br />
<br />
<br />
Schmerz, o Je-su, min-dern dei - nen Schmerz.<br />
<br />
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<br />
<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong><br />
<br />
(
(<br />
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50<br />
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61<br />
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56<br />
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<br />
Wenn Got-tes Huld ist oh - - ne Schran-ken,<br />
<br />
<br />
<br />
Wenn Got- tes Huld ist<br />
<br />
<br />
(<br />
<strong>DA</strong>-<strong>010</strong>
68<br />
Text<br />
Die Dokumentation der originalen Textgestalt bringt nur die<br />
Fassung der Quelle A (D-WWW), da bei Quelle B (CH-BEl)<br />
aufgrund des großen zeitlichen Abstandes zwischen Komposition<br />
beziehungsweise Niederschrift des als Vorlage der Partitur<br />
anzunehmenden Stimmensatzes und Anfertigung der Partitur<br />
davon auszugehen ist, dass die Schreiber orthographische Korrekturen<br />
nach ihren Schreibgewohnheiten vorgenommen haben;<br />
die originale Orthographie dürfte nicht mehr eindeutig<br />
erkennbar sein. Abbreviaturen wie der Verdopplungsstrich<br />
über den Kleinbuchstaben m und n oder die Zusammenziehung<br />
der Buchstabenkombination „so“wurden aufgelöst. Unsicher<br />
bleibt die Feststellung initialer Groß- oder Kleinschreibung.<br />
Diese erscheint generell schwierig zu entziffern, beim<br />
Buchstaben D bzw. d ist sie im Grunde nicht möglich. Weiterhin<br />
<strong>pro</strong>blematisch erscheint die Teilung von Komposita. In<br />
den Gesangsstimmen stehen die einzelnen Silben meist ohne<br />
Bindestriche unverbunden unter den bezogenen Noten. Eine<br />
einheitliche Linie der Angleichung zu finden, erschien hier<br />
schwer, da manches auch tatsächlich als zwei Worte gemeint<br />
gewesen sein könnte. Daher wurde die originale Schreibweise<br />
trotz ihrer manchmal seltsamen Anmutung hier beibehalten;<br />
nur solche Komposita sind zusammengeschrieben wiedergegeben,<br />
deren Silben im Original durch Bindestriche verbunden<br />
sind.<br />
Von waß für ungeheuer<br />
Hast Du so freches Thun er Erbet?<br />
Bist Du aus Drachen Schaum,<br />
auß Wilder geÿer zucht,<br />
Aus Tÿger Art gebohren?<br />
Ja. Hat dann Deine Rißel brust,<br />
sich in der Mord begier<br />
so Weit Verlohren,<br />
Daß Deine Tugend ist allein<br />
Die grausamkeit?<br />
Ô Kühne Missethat:<br />
Ô Laster, ô Vermeßenheit.<br />
Aria [2]<br />
Ist dann heint, deß Himmels 1 Macht<br />
Ohne Bliz und Donner Waffen,<br />
Eüch ô Mörder zu bestrafen,<br />
Die Auf Jesu Todt bedacht.<br />
Oder Hat der Höllen Schlund, 2<br />
Minder Wuth alß ihr gewohnet,<br />
da er euch noch hat verschonet<br />
zu verschlingen in den grund.<br />
Recitativo [1]<br />
Wie welcher Sünden Schlaf<br />
Verschliesset doch die Augen Deines Herzen.<br />
erwache doch Einmahl ô träger Adams Sohn,<br />
Bereitte Dich mit leÿdend zu beweinen<br />
Jesum, den Mann der Schmerzen.<br />
Aria [1]<br />
Wer? ach wer? erstaunet nicht<br />
Der gott selbsten Leÿden sieht:<br />
Jener der die Himmel stizet<br />
ist an eine Saul gebunden<br />
Der so alle Zierd besizet<br />
ist verstaltet. Voll der wunden.<br />
Wer, ach wer erstaunet nicht.<br />
Recitativo [2]<br />
Waß Doch erblücket hier<br />
daß Matte Augen Licht,<br />
wird dann der zarte Menschen sohn<br />
unmenschlich zugericht,<br />
daß Lilgen weiße lamm,<br />
in seinem eignen Blut,<br />
den Rosen gleich gefärbet,<br />
erbostes Juden Volck,<br />
Recitativo [3]<br />
(S:) O Worte, unbedachte worte,<br />
so Dir Dein Eignes Urtheil sprechen.<br />
Doch sie zu rechen scheinen<br />
daß Jüdische Verbrechen<br />
(T:) Wie soll ich diß Verstehen,<br />
Wer hat dan je Von mir<br />
Dergleichen that gesehen.<br />
(S:) Ô deine Frechheit hat nicht minder,<br />
deß Himmels rach Verdienet,<br />
dem durch begierlichkeit,<br />
und deine böße Lüsten,<br />
hast du des Heÿlands geißel streiche<br />
so Viel an dir zu mehren dich erkennet!<br />
Aria [3]<br />
Redet nun ihr offnen Wunden,<br />
als ein tausend facher Mund.<br />
Machet doch dem Sünder kund,<br />
ob nicht Jesus mehr Empfunden<br />
von unreinem 3 Menschen Herzen,<br />
boßheit, Wuth, Verwegenheit,<br />
1 Beim wiederholten Auftreten auch „Himmelß“.<br />
2 Komma erst beim zweiten Auftreten der Textstelle.<br />
3 Lesart der Quelle A: „Der nur einen“(?); gegebene Fassung nach Quelle<br />
B.
69<br />
alß die scharpfe geißel Schmerzen<br />
und der Ruthen peinlichkeit.<br />
Recitativo [4]<br />
Genueg Dein unfehlbares Wort<br />
Erleichtert Meinen Sinn,<br />
und Deiner Rede Krafft<br />
nimt alle Dunckelheit,<br />
auß Meinen Augen hin<br />
Mein großes ungerecht<br />
Ist all zu klar,<br />
Der Werken Sinnlichkeit<br />
Der worten allzu freches weßen,<br />
Die Sträflichkeit der schnödesten begierden<br />
Ist mir nun offenbahr,<br />
ja stellet sich gleich einem berge Vor<br />
so groß und unermessen.<br />
Das selbe anzu sechen<br />
Mein höchsterschrockner Geist.<br />
Vor banger Herzen quall<br />
Das Hoffen will vergessen.<br />
Aria [4]<br />
Ô größe meiner Schuld,<br />
ô Schwere meiner Sünden<br />
Wie wird ich können finden<br />
Beÿ gott noch gnad und huld.<br />
Recitativo [5]<br />
Ja siche gottes Sohn aus liebes ÿberflusß,<br />
er füllet hier an deiner statt der Sünden strenge buß,<br />
so deine schuld Verdienet.<br />
er bitet sein so Theures Blut,<br />
dem Vatter Wilig an,<br />
zum uner mesßenen werth,<br />
wor durch dem Richter Wird<br />
Vor dich genug gethan!<br />
Wen denn zu deinem heÿl<br />
nichts als die dankbarkeit<br />
und ein zerknirschtes Herze fehlen,<br />
Warumb doch fürchest Du,<br />
so mildes anerbieten<br />
deß göttlichen erbarmens<br />
Von [n]unan zu erwehlen.<br />
Duetto<br />
Wenn Gottes Huld ist ohne Schranken,<br />
Waß für ein hartes Sünder herz<br />
Soll nicht durch wahre Buß gedanken,<br />
Ô Jesu, Mindern Deinen Schmerz.<br />
Soll denn ein Mensch die Wollust suchen,<br />
und seinen gott zerfleischen sehn<br />
Nein er muß 5 die Sünd Verfluchen<br />
Und nun die Tugend strasße gehen.<br />
Er selbst für mich zu biesßen,<br />
fült unerhörte pein:<br />
ach Wie erschröcklich misßen 3<br />
doch meine laster 4 seÿn.<br />
3 Später auch als „mießen“.<br />
4 Erstes und zweites Mal „Laster“, drittes und viertes Mal „Sünden“<br />
5 Tenor: „ich will“.
70<br />
Kritischer Bericht<br />
<strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> <strong>quadragesima</strong><br />
für Sopran, Tenor, 2 Violinen, Viola, 2 Hörner und Basso continuo<br />
Text: Ignaz Anton Weiser?<br />
(Carlson A2.03; RISM ID no. 454000300 [D-WWW];<br />
RISM ID no. 400014694 [CH-BEl]; LMV IV:9)<br />
I. Quellenbeschreibung 1<br />
Quelle A<br />
Besitzer: Kunstsammlungen der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg,<br />
Schloss Wolfegg, Signatur K 4, Nr. 46. Die Quelle stand im Original<br />
zur Verfügung.<br />
Titelaufschrift: <strong>Oratorium</strong> / â / Canto et / Tenore / Violino Primo /<br />
Violino Secondo / Viola / Cembalo / et / Baßso. / Del Sigre <strong>Mozart</strong>h.<br />
Weitere Vermerke auf Titelblatt: links oben Signatur K 4 Nr.<br />
46 (Bleistift, modern); rechts oben 1. (grüne Tinte); rechts<br />
neben „Baßso“ Lit: L: 2.<br />
Datierung 2 : nicht datiert; evtl. um 1778 (?) 3 .<br />
Umschlag: 1 gefalteter Papierbogen.<br />
Umfang: 7 Stimmenhefte; Hochformat, Maße ca. 23,5 x 32 cm.<br />
Fadenheftung. Nicht paginiert.<br />
Papier: Der Stimmensatz zeigt vier verschiedenen Papiersorten.<br />
1. Wasserzeichen 14C 4 : „IAV“, darunter: „WOFEG“ aus der Papiermühle<br />
Joseph Anton Unold, Wolfegg, Untere Mühle (ca.<br />
1740–1785) für Canto, Tenore, Violino 1, 2.<br />
2. Wasserzeichen 14D 5 : „Bekröntes Wappen der Gemeinde<br />
Wolfegg“, darunter „IAV“, wiederum darunter „WOLFEG“ aus<br />
der Papiermühle Joseph Anton Unold, Wolfegg, Untere Mühle<br />
(ca. 1740–1785) für Viola, Cembalo.<br />
3. Wasserzeichen 38 6 : „Fichte“ aus einer bislang nicht identifizierten<br />
Papiermühle für Violone.<br />
4. Wasserzeichen 39 7 : „WALDSEE ZEL – GT“ [?] aus einer bislang<br />
nicht identifizierten Papiermühle (evtl. Papiermühle Eberhardzell<br />
bei Waldsee 8 ) für den Umschlag.<br />
1 Zur Bewertung der Quellen vgl. im Vorwort.<br />
2 Die Angaben zur Datierung beziehen sich nicht auf das Kompositionsdatum,<br />
sondern auf das wahrscheinliche Datum der Anfertigung des<br />
Stimmensatzes (D-WWW) bzw. der Partitur (CH-BEl).<br />
3 LMV nennt „“?ca. 1750–1760“ (S. 47); zur Begründung unserer Datierung<br />
vgl. im Vorwort (S. 7f.) und weiter unten unter Schreiber.<br />
4 LMV, S. 194, 236.<br />
LMV, S. 194, 236.<br />
6 LMV, S. 194, 239.<br />
7 LMV, S. 194, 240.<br />
8 LMV, S. 194, 240. – Die Papiermühle Eberhardzell, im Ortsteil Kappel<br />
gelegen, ist für den hier interessierenden Zeitraum, die zweite Hälfte<br />
des 18. Jahrhunderts, nur schlecht dokumentiert; Wasserzeichenabbildungen<br />
dieser Periode sind nicht bekannt. Gertraut Haberkamp nennt<br />
im Katalog der Musikhandschriften der Fürst-Thurn-und-Taxis-Hofbibliothek<br />
Regensburg unter Nr. 350 ein Wasserzeichen „ZELL/WALD-<br />
SEE“ aus dieser Mühle, allerdings datiert mit 1828 (Haberkamp,<br />
Thurn-und-Taxis, S. 171, 182; zur Papiermühle Eberhardzell vgl. auch<br />
Hößle, S. 52–53).<br />
Rastrierung: handrastriert unter Verwendung eines einzeiligen<br />
Rastrals mit 9/10 (Violone), 11 (C, T, Cembalo), 12 (Violino 1,<br />
2) und 12/13 (Viola) Zeilen (jew. Tinte). An den Rändern senkrechte<br />
Begrenzungsstriche (Bleistift).<br />
Schreiber: P.S. (?). Die Hand ist identisch mit der des Schreibers<br />
der unter den Signaturen K 4, Nr. 47 und K 4, Nr. 48 9 verwahrten<br />
Werke František Xaver Brixis 10 , von denen K 4, Nr. 48 mit<br />
dem Vermerk P.S. 1778 signiert ist.<br />
Stimmenhefte: 7 Stimmenhefte in Fadenheftung<br />
Stimme Originale Blätter und Seiten Wasser-<br />
Bezeichnung Lagenordnung ges. beschr. leer zeichen<br />
S Canto: 2 gef. Doppelbll. 10 10 – 1<br />
m. 1 mittig eingeb.<br />
Einzelbl.<br />
T Tenore. 3 gef. Doppelbll. 12 11 1 11 1<br />
Basso Cembalo 12 6 gef. Doppelbll. 24 23 1 11 2<br />
Vl 1 Violino Primo 5 gef. Doppelbll. 20 17 3 13 1<br />
Vl 2 Violino 2 do == 4 gef. Doppelbll. 16 13 3 14 1<br />
Vla Viola obligata 3 gef. Doppelbll. 12 11 1 11 2<br />
Violone Violone 6 gef. Doppelbll. 24 23 1 11 3<br />
Umschlag 1 gef. Doppelbl. 4 1 3 4<br />
Quelle B<br />
Besitzer: Schweizerische Landesbibliothek Bern, Sammlung Josef<br />
Liebeskind, ML Hs 106 15 . Zur Verfügung stand eine Fotokopie<br />
dieser Partitur.<br />
Originale Fassung des Titels: <strong>Oratorium</strong> <strong>pro</strong> Quadragesima. /<br />
Authore Signore Leop. <strong>Mozart</strong> / Salisburgensi. (Hand 2).<br />
Besitzvermerke: auf S. [1] zwei runde Stempel:<br />
1. Musik-Bibliothek Josef Liebeskind Leipzig.<br />
2. Schweizerische Landesbibliothek Bern.<br />
Datierung: wohl zwischen 1858 und 1894, evtl. um 1875 bis<br />
1880 16 .<br />
Maße: Querformat, 33,2 x 24,1 cm 17 .<br />
Foliierung: in der äußeren oberen Ecke hs. foliiert (Bleistift,<br />
später).<br />
Lagenordnung: Lage 1: S. [1]–[4], Lage 2: S. [5]–[18], Lage 3:<br />
S. [19]–[38], Lage 4: S. [39]–[50], Lage 5: S. [51]–[56] 17 .<br />
Papier: Wasserzeichen nicht erkennbar 18 .<br />
9 Haberkamp, Wolfegg, S. 13–14.<br />
10 K 4, Nr. 47: František Xaver Brixi (1732–1771), <strong>Oratorium</strong> Casus Petri<br />
(= RISM ID no. 454000078); K 4, Nr. 48: F. X. Brixi, <strong>Oratorium</strong><br />
Nun hat mein liebster Herr (= RISM ID no. 454000079).<br />
11 Letzte Seite vorrastriert, aber nicht mit Noten beschrieben.<br />
12 In Aria [1] mit wenigen Zusätzen (Generalbassbezifferung) in Bleistift.<br />
13 Alle Seiten vorrastriert; erste Seite mit Instrumentenbezeichnung, vorletzte<br />
Seite mit dem Vermerk „Finis“ beschrieben.<br />
14 Alle Seiten vorrastriert; erste Seite mit Instrumentenbezeichnung, letztes<br />
Blatt ohne Einträge.<br />
15 RISM ID no. 4000014694.<br />
16 Vgl. hierzu im Vorwort (S. 9f.).<br />
17 Frdl. Auskunft von Frau Dr. Gabriella Hanke Knauss vom 19. Juni<br />
2003.<br />
18 Frdl. Auskunft von Frau Dr. Gabriella Hanke Knauss vom 19. Juni<br />
2003. LMV, S. 194.