demo score: DA-010 Leopold Mozart, Oratorium pro quadragesima
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68<br />
Text<br />
Die Dokumentation der originalen Textgestalt bringt nur die<br />
Fassung der Quelle A (D-WWW), da bei Quelle B (CH-BEl)<br />
aufgrund des großen zeitlichen Abstandes zwischen Komposition<br />
beziehungsweise Niederschrift des als Vorlage der Partitur<br />
anzunehmenden Stimmensatzes und Anfertigung der Partitur<br />
davon auszugehen ist, dass die Schreiber orthographische Korrekturen<br />
nach ihren Schreibgewohnheiten vorgenommen haben;<br />
die originale Orthographie dürfte nicht mehr eindeutig<br />
erkennbar sein. Abbreviaturen wie der Verdopplungsstrich<br />
über den Kleinbuchstaben m und n oder die Zusammenziehung<br />
der Buchstabenkombination „so“wurden aufgelöst. Unsicher<br />
bleibt die Feststellung initialer Groß- oder Kleinschreibung.<br />
Diese erscheint generell schwierig zu entziffern, beim<br />
Buchstaben D bzw. d ist sie im Grunde nicht möglich. Weiterhin<br />
<strong>pro</strong>blematisch erscheint die Teilung von Komposita. In<br />
den Gesangsstimmen stehen die einzelnen Silben meist ohne<br />
Bindestriche unverbunden unter den bezogenen Noten. Eine<br />
einheitliche Linie der Angleichung zu finden, erschien hier<br />
schwer, da manches auch tatsächlich als zwei Worte gemeint<br />
gewesen sein könnte. Daher wurde die originale Schreibweise<br />
trotz ihrer manchmal seltsamen Anmutung hier beibehalten;<br />
nur solche Komposita sind zusammengeschrieben wiedergegeben,<br />
deren Silben im Original durch Bindestriche verbunden<br />
sind.<br />
Von waß für ungeheuer<br />
Hast Du so freches Thun er Erbet?<br />
Bist Du aus Drachen Schaum,<br />
auß Wilder geÿer zucht,<br />
Aus Tÿger Art gebohren?<br />
Ja. Hat dann Deine Rißel brust,<br />
sich in der Mord begier<br />
so Weit Verlohren,<br />
Daß Deine Tugend ist allein<br />
Die grausamkeit?<br />
Ô Kühne Missethat:<br />
Ô Laster, ô Vermeßenheit.<br />
Aria [2]<br />
Ist dann heint, deß Himmels 1 Macht<br />
Ohne Bliz und Donner Waffen,<br />
Eüch ô Mörder zu bestrafen,<br />
Die Auf Jesu Todt bedacht.<br />
Oder Hat der Höllen Schlund, 2<br />
Minder Wuth alß ihr gewohnet,<br />
da er euch noch hat verschonet<br />
zu verschlingen in den grund.<br />
Recitativo [1]<br />
Wie welcher Sünden Schlaf<br />
Verschliesset doch die Augen Deines Herzen.<br />
erwache doch Einmahl ô träger Adams Sohn,<br />
Bereitte Dich mit leÿdend zu beweinen<br />
Jesum, den Mann der Schmerzen.<br />
Aria [1]<br />
Wer? ach wer? erstaunet nicht<br />
Der gott selbsten Leÿden sieht:<br />
Jener der die Himmel stizet<br />
ist an eine Saul gebunden<br />
Der so alle Zierd besizet<br />
ist verstaltet. Voll der wunden.<br />
Wer, ach wer erstaunet nicht.<br />
Recitativo [2]<br />
Waß Doch erblücket hier<br />
daß Matte Augen Licht,<br />
wird dann der zarte Menschen sohn<br />
unmenschlich zugericht,<br />
daß Lilgen weiße lamm,<br />
in seinem eignen Blut,<br />
den Rosen gleich gefärbet,<br />
erbostes Juden Volck,<br />
Recitativo [3]<br />
(S:) O Worte, unbedachte worte,<br />
so Dir Dein Eignes Urtheil sprechen.<br />
Doch sie zu rechen scheinen<br />
daß Jüdische Verbrechen<br />
(T:) Wie soll ich diß Verstehen,<br />
Wer hat dan je Von mir<br />
Dergleichen that gesehen.<br />
(S:) Ô deine Frechheit hat nicht minder,<br />
deß Himmels rach Verdienet,<br />
dem durch begierlichkeit,<br />
und deine böße Lüsten,<br />
hast du des Heÿlands geißel streiche<br />
so Viel an dir zu mehren dich erkennet!<br />
Aria [3]<br />
Redet nun ihr offnen Wunden,<br />
als ein tausend facher Mund.<br />
Machet doch dem Sünder kund,<br />
ob nicht Jesus mehr Empfunden<br />
von unreinem 3 Menschen Herzen,<br />
boßheit, Wuth, Verwegenheit,<br />
1 Beim wiederholten Auftreten auch „Himmelß“.<br />
2 Komma erst beim zweiten Auftreten der Textstelle.<br />
3 Lesart der Quelle A: „Der nur einen“(?); gegebene Fassung nach Quelle<br />
B.