KonsumMarken 01-2019
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Foto:Sebastian Bertram<br />
»Erzählsalon« im Dorotheenhof<br />
Die Biografieforscherin Katrin Rohnstock reist zur Zeit mit Unterstützung der<br />
Bundeszentrale für politische Bildung durch die neuen Länder und lässt ostdeutsche Unternehmer<br />
über ihre Erfahrungen auf dem Weg in die Marktwirtschaft berichten.*<br />
RATGEBER RECHT<br />
Man muss auch mal den Mund halten!<br />
Martin Bergner (2.v.l.)<br />
Vom Überleben der<br />
Konsumgenossenschaften<br />
nach der<br />
Wiedervereinigung<br />
erzählt Martin Bergner, Vorstandssprecher<br />
der Zentralkonsum<br />
eG, der Ende der achtziger<br />
Jahre frisch von der Universität<br />
zur Konsum-Zentrale, quasi der<br />
Obergenossenschaft, kam. Als<br />
Mitglieder-Eigentum war Konsum<br />
nicht der Treuhand unterstellt,<br />
im Einigungsvertrag zwischen<br />
Bundesrepublik und DDR aber<br />
wurden diese Genossenschaften<br />
schlicht vergessen. »Das war auch<br />
eigenes Verschulden«, sagt Bergner.<br />
In der Folge kämpfte Konsum<br />
vor allem mit ungeklärten<br />
Eigentumsverhältnissen: Zwar gehörten<br />
der Genossenschaft Läden,<br />
Betriebe und Gaststätten, doch<br />
der Grund und Boden, auf dem<br />
diese standen, war »volkseigen«<br />
und ging mit der Einheit meist<br />
in Bundeseigentum über. Kredite,<br />
die für den Start in die Marktwirtschaft<br />
gebraucht wurden, waren<br />
so kaum zu bekommen; ungeregelt<br />
geblieben waren auch die<br />
Altschulden: Betriebe in der DDR<br />
mussten Gewinne an den Staatshaushalt<br />
abführen, aus dem ihnen<br />
dann wiederum Kredite für<br />
Investitionen gewährt wurden.<br />
So ging Konsum mit 86 Millionen<br />
Mark Schulden an den Start,<br />
und das alles unter einer schier<br />
übermächtigen westdeutschen<br />
Konkurrenz, die mit Wucht auf<br />
den Markt drängte. Binnen zwei<br />
Jahren habe man 24 000 Läden<br />
schließen und 185 000 Mitarbeiter<br />
entlassen müssen, berichtet<br />
Bergner. Einen Kern von 30<br />
Firmen, eine Mischung aus Läden,<br />
Betrieben und Hotels, aber<br />
sollte bleiben. Der Schnellkurs in<br />
Marktwirtschaft gelang, bis jener<br />
Brief aus Bonn mit der Millionenforderung<br />
eintraf: »Nutzungsentgelt«<br />
für das Grundstück des<br />
Die Arbeitnehmerin hat in der Zeiterfassung<br />
für 4 Tage den Arbeitsbeginn zu<br />
früh eingetragen. Insgesamt belief sich<br />
dies auf 135 Minuten. Im Rahmen eines<br />
Personalgespräches wurde sie durch<br />
die Arbeitgeberin angehört. Diese äußerte<br />
im Rahmen dieses Gespräches,<br />
dass das Arbeitsverhältnis auch bis<br />
zum Jahresende (ordentliche Kündigungsfrist)<br />
bestehen bleiben könne, damit<br />
die Arbeitnehmerin ausreichend<br />
Zeit habe, sich eine Beschäftigung zu<br />
suchen und sie die Jahressonderzahlung<br />
erhalte. Dabei wurden verschiedene<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
erörtert. Die Arbeitnehmerin lehnte jedoch<br />
eine Beendigung zum Jahresende<br />
ab. Daraufhin wurde eine außerordentliche<br />
Kündigung ausgesprochen. Hiergegen<br />
klagte die Arbeitnehmerin. Das<br />
LAG Berlin-Brandenburg hat mit Urteil<br />
vom 14. 6. 2<strong>01</strong>8 – 15 Sa 214/18 die außerordentliche<br />
Kündigung für unwirksam<br />
erklärt. Es geht davon aus, dass es<br />
sich bei der unzutreffenden Erfassung<br />
der Arbeitszeit um einen Grund für eine<br />
außerordentliche Kündigung handeln<br />
kann. Die Arbeitgeberin aber hat der Arbeitnehmerin<br />
eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
unter Einhaltung der<br />
ordentlichen Kündigungsfrist angeboten.<br />
Daher kann nicht angenommen<br />
werden, dass das Fehlverhalten derartig<br />
gravierend war, dass der Arbeitgeberin<br />
eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses<br />
bis zum Ende der ordentlichen<br />
Kündigungsfrist unzumutbar war. Dies<br />
ist aber Voraussetzung für eine außerordentliche<br />
Kündigung. Deshalb ist die<br />
ausgesprochene außerordentliche Kündigung<br />
unwirksam. Eine Umdeutung in<br />
eine ordentliche Kündigung kam nicht<br />
in Betracht, da der Personalrat nur zu<br />
einer fristlosen Kündigung angehört<br />
war. Die Entscheidung des Gerichtes<br />
macht deutlich, dass unbedachte Äußerungen,<br />
z.B. die Erörterung einer zumindest<br />
befristeten Weiterbeschäftigungsmöglichkeit<br />
im Rahmen der Prüfung<br />
eines Kündigungssachverhaltes, zu berücksichtigen<br />
sind. Hieraus kann sich<br />
auch ergeben, dass ein Kündigungssachverhalt<br />
»doch nicht so schlimm<br />
war«. Die wohlmeinende Äußerung hat<br />
hier also Schaden angerichtet.<br />
Dr. Stefan Sasse<br />
Fachanwalt<br />
für Arbeitsrecht<br />
RATGEBER LOHN<br />
Gleitzone wird Übergangsbereich<br />
Leipziger Warenhauses, später<br />
kamen weitere 100 Millionen für<br />
andere Grundstücke hinzu, in<br />
Summe waren es 336 Millionen<br />
Mark. War Aufgeben damals eine<br />
Option? »Kam überhaupt nicht<br />
in Frage«, sagt Bergner. »Wir haben<br />
gekämpft«. Sie verhandelten<br />
erfolglos mit dem Finanzministerium,<br />
sie packten Pakete mit<br />
eigenen Erzeugnissen und übergaben<br />
sie persönlich an jeden<br />
Bundestagsabgeordneten mit der<br />
Bitte, zu handeln, um gut 4000<br />
Arbeitsplätze zu retten. Am Ende<br />
dauerte es vier Jahre, dann lenkte<br />
der Bund ein und reduzierte seine<br />
Forderung auf zwölf Millionen<br />
Mark. Bergner sagt, dass westdeutsche<br />
Investoren damals Betriebe<br />
nebst Grundstücken auch<br />
für eine Mark erwerben konnten<br />
sei ärgerlich, aber damit halte er<br />
sich nicht auf. Gut möglich, dass<br />
sie so auch mehr hätten retten<br />
können. Seit Ende 2009 aber<br />
seien alle Schulden abbezahlt,<br />
heute stehe Konsum mit Gesellschaften<br />
in allen neuen Ländern<br />
und gut 180 000 Mitgliedern solide<br />
da. »Das haben wir nur durch<br />
Zusammenhalt und geschlossene<br />
Leistung erreicht«, sagt er.<br />
*) Auszug aus dem Artikel<br />
»Nicht schimpfen, sondern einfach machen«<br />
von Stefan Locke aus der F.A.Z. vom 23. 2. 2<strong>01</strong>9<br />
© Alle Rechte vorbehalten.<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.<br />
Zur Verfügung gestellt vom<br />
Frankfurter Allgemeine Archiv<br />
Die bisherige Gleitzone wird zum<br />
1 .Juli 2<strong>01</strong>9 durch den sogenannten<br />
Übergangsbereich ersetzt. Bei<br />
Beschäftigungen mit einem regelmäßigen<br />
monatlichen Entgelt<br />
innerhalb des Übergangsbereichs<br />
(450,<strong>01</strong> € – 1.300,00 €) gelten<br />
in allen Sozialversicherungszweigen<br />
für die Beitragsberechnung<br />
besondere Regelungen. Die Arbeitnehmer<br />
zahlen im Gegensatz<br />
zu den Arbeitgebern, deren Beitragsanteil<br />
für alle Versicherungszweige<br />
aus dem tatsächlich erzielten<br />
Entgelt berechnet wird,<br />
einen reduzierten Beitragsanteil<br />
aus einem verminderten Entgelt.<br />
Die Berechnung des reduzierten<br />
Entgeltes erfolgt nach einer festgelegten<br />
Formel, die in den Entgeltabrechnungsprogrammen<br />
der<br />
Arbeitgeber hinterlegt ist.<br />
Auswirkungen auf die Rente<br />
Ab dem 1. Juli 2<strong>01</strong>9 werden Arbeitnehmer<br />
im Übergangsbereich<br />
rentenrechtlich nicht mehr<br />
schlechter gestellt. Deshalb müssen<br />
Arbeitgeber ab diesem Zeitpunkt<br />
das tatsächliche Entgelt<br />
melden. Damit können Arbeitnehmer<br />
auf der Basis des tatsächlichen<br />
Entgelts ihre Rentenzeiten<br />
aufbauen, um später eine<br />
höhere Rente zu erhalten. Bis<br />
zum 30. Juni 2<strong>01</strong>9 wir das reduzierte<br />
Entgelt gemeldet. Arbeitnehmer<br />
in der dann noch geltenden<br />
Gleitzone bis 850,00 €<br />
können bis 30. Juni 2<strong>01</strong>9 auf die<br />
Anwendung der Gleitzone verzichten,<br />
damit das tatsächliche<br />
Entgelt gemeldet wird und davon<br />
Rentenzeiten aufgebaut werden.<br />
Ab dem 1.Juli 2<strong>01</strong>9 entfällt<br />
diese Regelung. Die zuvor erteilte<br />
Verzichtserklärung verliert ihre<br />
Gültigkeit.<br />
Birgit Gertz,<br />
Geschäftsführerin<br />
der KPSA-KONSUM-<br />
Personalserviceund<br />
-abrechnungsgesellschaft<br />
mbH<br />
PERSONALIA<br />
Diana<br />
Reinhardt<br />
wurde als Nachfolgerin<br />
von Dorit<br />
Weißbrodt in den<br />
Vorstand der Konsumgenossenschaft<br />
Erfurt eG berufen.<br />
Claudia Schulz<br />
wurde zur neuen<br />
Vorsitzenden des<br />
Vorstandes der<br />
KONSUM-Tarifgemeinschaft<br />
e.V. gewählt.<br />
Generationswechsel<br />
Roman Seifert<br />
hat von seinem<br />
Vater Gerald die<br />
Geschäftsführung<br />
der Mühle und<br />
Bäckerei Bärenhecke,<br />
Deutschlands ältester<br />
Raiffeisengenossenschaft,<br />
übernommen.<br />
TERMINE 2<strong>01</strong>9<br />
12. Juni<br />
Sommerliche Bootsfahrt<br />
25. Juni<br />
Arbeitsrechts-Seminar 2/2<strong>01</strong>9<br />
KONSUM-Tarifgemeinschaft e.V.<br />
28. – 29. August<br />
Seminar »Lohnabrechnung kompakt«<br />
18. September<br />
Arbeitsrechts-Seminar 3/2<strong>01</strong>9<br />
KONSUM-Tarifgemeinschaft e.V.<br />
23. September<br />
Workshop Kommunikation / Business<br />
Etikette<br />
24. Oktober<br />
Mitgliederworkshop (Hamburg)<br />
Festveranstaltung<br />
175 Jahre Redliche Pioniere<br />
(Hamburg)<br />
7. November<br />
Arbeitsrechts-Seminar 4/2<strong>01</strong>9<br />
KONSUM-Tarifgemeinschaft e.V.<br />
27./28. November<br />
Fachseminar<br />
»Jahresabschluss 2<strong>01</strong>9«<br />
Berghotel Oberhof<br />
Herausgeber: Zentralkonsum eG<br />
Neue Grünstr. 18, 1<strong>01</strong>79 Berlin<br />
Tel. (030) 275 84 -111<br />
www. zentralkonsum. de<br />
Redaktion: George media (<strong>01</strong>52–341 724 88)<br />
Gestaltung: Siegmar Förster<br />
Druck: Laser-Line Berlin<br />
<strong>KonsumMarken</strong><br />
AKTUELLE NACHRICHTEN AUS DER GROSSEN KONSUMFAMILIE<br />
BÜRGERGENOSSENSCHAFT BALLSTÄDT<br />
Der Neue Konsum!<br />
Zum Jahreswechsel 2<strong>01</strong>4/15 hatten Dorfbäcker und Kneiper von Ballstädt<br />
beschlossen, ihre Läden dichtzumachen. Für immer. Horst Dünkel (2.v.l.),<br />
damals Erster Beigeordneter im Gemeinderat, wollte sich damit nicht abfinden.<br />
Um die drohende Verödung des Ortszentrums zu verhindern, sann er<br />
auf einen Ausweg. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />
Per Handzettel stellte<br />
Horst Dünkel, inzwischen<br />
Ortschaftsbürgermeister<br />
und Aufsichtsratschef<br />
der Bürgergenossenschaft,<br />
allen 650 Einwohnern des Ortes die<br />
Frage: »Wollt Ihr künftig in einer<br />
Gemeinde leben, in der es nichts<br />
mehr zu kaufen gibt?« Die Briefkastenaktion<br />
schlug voll ein. Neunzig<br />
Familien des Ortes folgten dem<br />
Aufruf zu einer Bürgerversammlung<br />
und bekundeten ihr Interesse<br />
an einer genossenschaftlichen<br />
Lösung des Problems. In einem<br />
zweiten Schritt erklärten sich 45<br />
Familien bereit, auch finanziell an<br />
der Gründung einer Bürgergenossenschaft<br />
teilzunehmen. Mit ins<br />
Boot genommen wurden zwei Lieferanten<br />
von Back- und Fleischwaren<br />
aus benachbarten Orten, zwei<br />
ortsansässige landwirtschaftliche<br />
Betriebe, ein Windradbetreiber<br />
sowie Handwerksbetriebe und<br />
die Gemeinde Ballstädt. Das Gründungskapital<br />
betrug 33 000 Euro<br />
und konnte zusätzlich mit Fördermitteln<br />
aus dem europäischen<br />
Fond zur Förderung des ländlichen<br />
Raums aufgestockt werden. Damit<br />
wurde es möglich, die bereits geschlossene<br />
Backwarenverkaufsstelle<br />
anzumieten und einzurichten.<br />
Im November 2<strong>01</strong>5 wurde sie unter<br />
dem Label »Der Neue Konsum!«<br />
wiedereröffnet. Mit der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Dorfladens<br />
ist Dünkel zufrieden. Nach leichten<br />
Verlusten in der Startphase schreiben<br />
sie in Ballstädt seit zwei Jahren<br />
eine schwarze Null. Ungeachtet<br />
dessen befragt der Vorstand der<br />
Genossenschaft alljährlich im Mai<br />
auf der Generalversammlung die<br />
Anteilseigner, ob sie das gezeichnete<br />
Eigenkapital der Genossenschaft<br />
weiterhin zur Verfügung stellen<br />
wollen. Bisher halten alle Genossenschafter<br />
zur Stange. Wissend,<br />
dass Sie bei Verlust ihrer Einlage<br />
laut Satzung keine Nachschusspflicht<br />
haben.<br />
KONSUM-GRUPPE IN ZAHLEN*<br />
Mitglieder Einzelmitglieder EHU brutto sonst. beschäftigte Anzahl Läden VKF in qm<br />
Umsatz Personen<br />
in Mio. EUR davon Azubi Food Non-Food<br />
konsumgenossenschaftliche<br />
Mitglieder (KG‘en inkl. Töchter) 19 130.000 426 11 2.955 197 169 40 122.000<br />
weitere Mitglieder 14 52.000 84 373 1. 459 99 124 46 22.000<br />
Summe 33 182.000 510 384 4. 414 296 293 86 144.000<br />
Solides Ergebnis bei solider Substanz | Das Jahresergebnis 2<strong>01</strong>8 in Höhe von 2,9 Millionen Euro nach Steuern liegt unter dem Ergebnis des Vorjahres,<br />
welches durch Sonderfaktoren beeinflusst war. Die Eigenkapitalquote von 88,9 % zeugt von der weiterhin soliden Substanz des Unternehmens. Die<br />
Verzinsung der Einlagen der Mitgliedsunternehmen wird in diesem Jahr 10 % betragen. *Daten der Konsum-Gruppe per 31. 12. 2<strong>01</strong>8<br />
AUSGABE 1/2<strong>01</strong>9<br />
Hoffnung und<br />
Optimismus sind<br />
zeitlos<br />
Dreißig Jahre sind inzwischen<br />
seit der Maueröffnung vergangen.<br />
Erinnern wir uns an<br />
die Aufbruchstimmung der<br />
ersten Wendejahre. Die 1990er<br />
Jahre waren geprägt durch<br />
den Umbruch: Unternehmen<br />
verschwanden vom Markt, viele<br />
Menschen wurden arbeitslos,<br />
jeder musste seinen neuen Platz<br />
in der Gesellschaft finden.<br />
Die schwierige Übergangszeit<br />
von der Plan- in die Marktwirtschaft<br />
und die Positionierung<br />
auf einem Markt, der vom<br />
Westen quasi übernommen<br />
wurde, mussten die Konsumgenossenschaften<br />
aus eigener<br />
Kraft meistern. Leider gelang<br />
dies – aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen – nicht allen der<br />
198 Konsumgenossenschaften,<br />
die noch 1989 tätig waren.<br />
Diejenigen, die sich heute am<br />
Markt etabliert haben, zeichnen<br />
sich aus durch Regionalität,<br />
Mitgliedernähe und starke<br />
Führungspersönlichkeiten, die<br />
früh ihre Chancen am Markt<br />
ausmachten und diese konsequent<br />
nutzten. Mit dem Mut<br />
zum Risiko, dem Glauben an die<br />
eigene Stärke des Unternehmens<br />
und sicherlich auch etwas Glück<br />
sind die damaligen Verantwortlichen<br />
ihren Weg gegangen und<br />
haben bewiesen, dass gesunder<br />
Menschenverstand der beste<br />
Ratgeber ist und daraus resultierende<br />
Strategien und deren<br />
Umsetzung oft der klügere Weg.<br />
Ihr<br />
Martin Bergner<br />
Vorstandssprecher<br />
Zentralkonsum eG
INTERVIEW<br />
Ein gutes Produkt<br />
Verkaufsrepräsentantin<br />
Jana Kästner, gelernte Hotelkauffrau,<br />
akquiriert für die<br />
Zentralkonsum-Hotellerie Neukunden<br />
für Tagungen und Veranstaltungen<br />
im Berghotel Oberhof<br />
sowie im Dorotheenhof Weimar.<br />
Frau Kästner, was reizt Sie<br />
an Ihrer Aufgabe?<br />
Meinen Ansprechpartner zu suchen,<br />
zu finden, ihn von unseren<br />
beiden Hotels am Telefon zu<br />
begeistern und für »eine« Veranstaltung<br />
zu gewinnen ist meine<br />
Herausforderung. Ich liebe es!<br />
Womit versuchen Sie bei<br />
einem potentiellen Neukunden<br />
zu landen?<br />
Mit zwei wahrhaftigen Perlen<br />
der Thüringer Hotellerie – dem<br />
Berghotel in Oberhof mit einem<br />
tollen Tagungszentrum sowie<br />
einer Wellness-Oase und dem<br />
Dorotheenhof, der dem Gast<br />
Kultur, Wohlbefinden und<br />
Genuss verspricht.<br />
Was ist Ihr Werkzeug?<br />
Bundesweit hauptsächlich das<br />
Telefon. Daneben besuche ich<br />
in Thüringen Netzwerk-Veranstaltungen<br />
der mittelständischen<br />
Wirtschaft und stelle dabei<br />
immer wieder fest, dass der<br />
Bekanntheitsgrad unserer Hotels<br />
noch verbesserungsbedürftig ist.<br />
Was steht bisher auf der Habenseite<br />
Ihres Engagements?<br />
Bisher ist es mir gelungen, von<br />
zehn Anrufern acht an die Angel<br />
zu bekommen.<br />
Frau Kästner, was steht bisher<br />
unter dem Strich zu Buche?<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>8 waren es 24<br />
verbuchte Veranstaltungen im<br />
Wert von 90 000 EUR. In diesem<br />
Jahr sind Stand April bereits 20<br />
Veranstaltungen gebucht.<br />
Roland Paul führt seit 2<strong>01</strong>2<br />
die Agrargenossenschaft<br />
Naundorf-Niedergoseln eG<br />
Vorstandschef Roland Paul:<br />
»Weiche richtig gestellt«<br />
Als 1992 die Agrargenossenschaft Naundorf-Niedergoseln eG gegründet wurde, standen<br />
mehrere Betriebsformen zur Wahl. Am plausibelsten erschien den 123 ehemaligen LPG-Mitgliedern<br />
der Umstieg in die Marktwirtschaft unter dem Dach einer eingetragenen Genossenschaft.<br />
Diese Weichenstellung<br />
hat sich bis heute als<br />
erfolgreich erwiesen.<br />
Mit 128 Mitgliedern, 72<br />
ständig Beschäftigten und bis zu<br />
20 Saisonkräften gehört die Agrargenossenschaft<br />
Naundorf-Niedergoseln<br />
eG zu den größten Arbeitgebern<br />
der nordsächsischen<br />
Region um Mügeln und Döbeln.<br />
Geleitet wird das breit aufgestellte<br />
landwirtschaftliche Unternehmen<br />
von Roland Paul (63). Er<br />
gehört seit 1982 dazu und ist seit<br />
2<strong>01</strong>2 Vorstandschef der Agrargenossenschaft.<br />
In den Ställen stehen<br />
gegenwärtig 3200 Rinder und<br />
liefern Milch und Färsen. Die Genossenschaft<br />
verfügt über 2200<br />
ÜBER DURCHSCHNITT n<br />
Die Konsum Leipzig eG ist weiter<br />
auf Erfolgskurs. Es gelang den<br />
Umsatz 2<strong>01</strong>8 im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 7 Prozent zu steigern.<br />
Damit liegt Konsum Leipzig weit<br />
über dem Branchendurchschnitt.<br />
Mit einem Bruttowarenumsatz<br />
von 125 Mio Euro wurde der<br />
höchste Umsatz seit der Wiedervereinigung<br />
erzielt.<br />
Hektar Grün- und Ackerland für<br />
die Produktion von Futter, Winterweizen,<br />
Raps und Zuckerrüben.<br />
Ergänzt wird die Produktpalette<br />
durch den Anbau von Gemüse<br />
in der genossenschaftseigenen<br />
Gärtnerei und die Erzeugung von<br />
Elektroenergie aus Biogas und<br />
Sonnenenergie. Dazu kommen<br />
Einnahmen aus der Vermietung<br />
DATEN UND FAKTEN<br />
Gründungsdatum: 15. Juli 1992<br />
Mitgliederzahl: 123<br />
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 2200 Hektar<br />
Durchschnittliche Bodenwertzahl: 71<br />
Tierbestand: 3200 Rinder, davon 1600 Kühe<br />
Jahresumsatz 2<strong>01</strong>8: 9,5 Mio Euro<br />
Stand Mai 2<strong>01</strong>9<br />
ZUM VIERTEN MAL n<br />
Die Zentralkonsum eG unterstützt<br />
regelmäßig den Förderverein der<br />
Landesschule für Sehbehinderte<br />
und blinde Kinder in Chemnitz<br />
mit Geld- und Sachspenden. Alljährlicher<br />
Höhepunkt ist für die<br />
von 100 Wohnungen und einem<br />
kleinen Gewerbegebiet.<br />
Und damit nicht genug. Die Genossenschaft<br />
verfügt über eine<br />
jahrzehntelange Tradition im<br />
Anbau von Hopfen. Bezeugt wird<br />
das von einem weithin sichtbaren<br />
Stangenwald. Dort erntet der<br />
größte sächsische Hopfenpflanzer<br />
auf ca. 60 Hektar Anbaufläche<br />
jährlich 90 Tonnen Bitterhopfen<br />
sowie feinste aromatische Hopfensorten<br />
wie Perle und Saazer.<br />
Über die Verwertungsgesellschaft<br />
Elbe-Saale werden diese weltweit<br />
vermarktet, u.a. an Brauereien in<br />
Japan und in den USA.<br />
Vorstandschef Roland Paul ist<br />
stolz darauf, dass die Genossen-<br />
Schulkinder ein mehrtägiger Skiurlaub<br />
auf Einladung des Oberhofer<br />
Berghotels. In diesem Jahr<br />
zum vierten Mal. Den kleinen<br />
Gästen wurde im Thüringer Wald<br />
ein abwechslungsreiches Sportund<br />
Freizeitprogramm geboten.<br />
schaft in den 27 Jahren ihres Bestehens<br />
nie Verluste schreiben<br />
musste – keine Selbstverständlichkeit<br />
angesichts der Tatsache,<br />
dass sie Milch und Weizen unter<br />
schwierigen Wetter- und Weltmarktbedingungen<br />
produzieren<br />
und dabei wachsende Auflagen<br />
für Umweltschutz, Tierwohl,<br />
Düngereinsatz, Pflanzen- und<br />
Gewässerschutz verkraften muss.<br />
Deshalb richtet sich das Augenmerk<br />
von Paul und seiner hochqualifizierten<br />
Mannschaft nicht<br />
nur auf Masse, sondern ganz<br />
besonders auch auf qualitätsgerechte<br />
Erzeugung der Produkte<br />
bei Anwendung umweltgerechter<br />
Verfahren. Um diesem Anspruch<br />
dauerhaft genügen zu können,<br />
hat die Agrargenossenschaft 50<br />
bis 60 Millionen Euro in Boden,<br />
Technik und Gebäude investiert.<br />
Fazit: 1992 wurde die Weiche<br />
richtig gestellt. Die Wahl der Betriebsform<br />
als eingetragene Genossenschaft<br />
hat sich bewährt,<br />
will jedoch ständig gelebt werden,<br />
wie Vorstandschef Paul ausdrücklich<br />
betont. Offen bleibe die Frage,<br />
wie die Mitglieder zukünftig über<br />
die Fortführung der Agrargenossenschaft<br />
Naundorf-Niedergoseln<br />
eG entscheiden werden. Das betrifft<br />
dann vor allem auch die<br />
nachwachsende Generation, über<br />
deren Eingliederung Roland Paul<br />
bereits nachdenkt.<br />
Die Produktion von Marktfrüchten, Milch sowie der Verkauf von Färsen<br />
ist das Kerngeschäft der Genossenschaft.<br />
EMAS REGISTRIERT n<br />
Die KONSUM DRESDEN eG<br />
schließt als erster Lebensmittelhändler<br />
europaweit erfolgreich ein<br />
vom Bundesumweltministerium<br />
und -umweltamt durchgeführtes<br />
Pilotverfahren für die EMAS Registrierung<br />
von 35 Standorten ab. Die<br />
Urkunde nahmen die Vorstände<br />
Gunther Seifert und Roger Ulke<br />
von Christian Flössner, Vizepräsident<br />
der IHK Dresden entgegen.<br />
175 JAHRE REDLICHE PIONIERE<br />
Rochdale lebt<br />
Worin bestehen die Verdienste der<br />
Redlichen Pioniere aus Rochdale?<br />
Sie haben ihre Genossenschaft nach<br />
Grundsätzen aufgebaut, die bis heute<br />
für den internationalen Genossenschaftsbund<br />
gültig sind: demokratische<br />
Herrschaft, offene Mitgliedschaft,<br />
begrenzte Kapitalverzinsung<br />
sowie Gewinnverteilung abhängig<br />
vom Umsatz. Selbstverständlich zum<br />
Nutzen der Mitglieder und nicht auf<br />
maximale Ausschüttung der Gewinne<br />
orientiert. Schließlich haben die<br />
Redlichen mit Hilfe eines Geschichtsschreibers<br />
dafür gesorgt, dass die<br />
Welt von ihrem zur Nachahmung<br />
empfohlenen Regelwerk erfuhr.<br />
Was verbindet den Zentralverband<br />
deutscher Konsumgenossenschaften<br />
(ZdK) mit der Zentralkonsum<br />
eG, dem Nachfolger des Verbandes<br />
deutscher Konsumgenossenschaften<br />
der DDR, die kein Mitglied ihres<br />
Verbandes ist?<br />
Beide, die ostdeutsche Genossenschaftsfamilie<br />
unter dem Dach der<br />
Zentralkonsum eG ebenso wie unser<br />
Verband, stehen in der Traditionslinie<br />
des am 18. Mai 1903 in Dresden gegründeten<br />
Zentralverbandes deutscher<br />
Consumvereine e.V.<br />
Welche Art von Mitgliedern repräsentiert<br />
der ZdK gegenwärtig?<br />
Weil die Zahl der traditionellen<br />
Konsumgenossenschaften in<br />
Westdeutschland stark abnahm, hat<br />
sich der Verband in den 1980er Jahren<br />
nach neuen Genossenschaftsfeldern<br />
umgesehen, um eine wirtschaftliche<br />
Grundlage für die Fortführung seiner<br />
Verbandstätigkeit zu finden. Heute sind<br />
wir ein bunter Haufen von unterschiedlichen<br />
Genossenschaften, die jedoch<br />
eins gemeinsam haben: Sie sind überwiegend<br />
ein Zusammenschluss von<br />
Einzelmitgliedern, von Verbrauchern,<br />
die gemeinschaftlich ihre Bedürfnisse<br />
befriedigen. Dazu gehören aber auch<br />
Freiberufler-Genossenschaften im<br />
IT- Bereich und Werbedienstleister.<br />
Dagegen befinden sich Banken,<br />
landwirtschaftliche Unternehmen und<br />
2<strong>01</strong>9 jährt sich zum 175. Mal die Gründung der<br />
weltweit ersten modernen Genossenschaft durch die<br />
Redlichen Pioniere von Rochdale. Der Zentralverband<br />
deutscher Konsumgenossenschaften hat zusammen<br />
mit der Zentralkonsum eG beschlossen, im<br />
Oktober in Hamburg die Verdienste der Flanellweber<br />
aus der englischen Grafschaft Lancashire mit einem<br />
gemeinsamen Festakt zu würdigen. Wir befragten<br />
dazu ZdK-Vorstandssprecher Mathias Fiedler.<br />
Einkaufskooperationen nicht mehr<br />
unter unserem Verbandsdach.<br />
Gegenwärtig entstehen in Deutschland<br />
viele kleine Dorfläden, die von<br />
Bürgern getragen werden – wie in<br />
der thüringischen Gemeinde Ballstädt.<br />
Was halten Sie davon?<br />
Diese Läden – gegenwärtig ca. 250 in<br />
ganz Deutschland – wurden nicht nur<br />
zur Versorgung der Bürger mit Waren<br />
des täglichen Bedarfs geschaffen,<br />
sondern auch zur Belebung der<br />
Dorfzentren.<br />
Haben der ZdK und die Zentralkonsum<br />
eG eine einheitliche Sicht auf<br />
die Fortentwicklung der Genossenschaftswelt<br />
in Deutschland?<br />
Wir sind in einigen Grundfragen durchaus<br />
unterschiedlicher Ansicht. Zum<br />
Beispiel in Bezug auf die Forderung<br />
nach Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft.<br />
Wofür tritt der Zentralverband<br />
deutscher Konsumgenossenschaften<br />
ein?<br />
Insbesondere engagiert sich der ZdK<br />
im Rahmen der Prüfung von Genossenschaften<br />
durch genossenschaftliche<br />
Prüfungsverbände dafür, dass die<br />
Bedingungen modifiziert werden. Vor<br />
allem für kleine und kleinste Genossenschaften.<br />
Wie weit sind Ihre Bemühungen<br />
bisher gediehen?<br />
Wir haben mit den geforderten<br />
Reformen schon einiges erreicht und<br />
warten nun die jüngsten Ergebnisse<br />
einer weiteren Modifizierung des Prüfungsrechts<br />
ab. Je nachdem wie diese<br />
ausfallen, werden wir in der Angelegenheit<br />
weiterhin aktiv bleiben.<br />
Herr Fiedler, danke für das Gespräch.