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ArzneimittelPROFIL Venetoclax 2019

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<strong>Venetoclax</strong><br />

April <strong>2019</strong><br />

<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> Onkologie


<strong>Venetoclax</strong>, April <strong>2019</strong><br />

<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> Onkologie<br />

Scientific Editor<br />

Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Wien<br />

Managing Scientific Editor<br />

Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach, Wien<br />

Editorial Board<br />

Univ.-Prof. Dr. Werner Aberer, Graz<br />

Priv.-Doz. Dr. Walter Albrecht, Mistelbach<br />

Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marija Balic, Graz<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer, Graz<br />

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Univ.-Prof. Dr. Andreas Widschwendter, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Martin Widschwendter, London<br />

Univ.-Prof. Dr. Reinhard Windhager, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina, Innsbruck<br />

Ziel der Publikation<br />

Die Reihe <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> fasst die aktuell verfügbare wissenschaftliche Evidenz<br />

zu einer Substanz objektiv und komprimiert, aber nicht selektiv, zusammen.<br />

Pharmakologische Aspekte, Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil werden übersichtlich<br />

und leicht verständlich dargestellt. Grundlage für die Erstellung ist die<br />

umfassende Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur. Hierbei kann auch auf<br />

Datenmaterial der Hersteller zurückgegriffen werden. Große kontrollierte Studien<br />

werden bevorzugt behandelt, ergänzend ev. Abstracts und Kongressberichte. Die<br />

Einhaltung wissenschaftlicher Grundsätze wird durch einen Scientific Editor, einen<br />

Managing Scientific Editor sowie ein Editorial Board gewährleistet, das bei der<br />

Auswahl von Substanzen, Autoren und Reviewer beratende Funktion hat. Die Beiträge<br />

werden von Experten der jeweiligen Fachgebiete verfasst. Objektivität und<br />

Korrektheit sind durch zwei unabhängige Reviewer gewährleistet. Die Meinung<br />

der Autoren und Reviewer muss nicht immer mit der des Editorial Board und des<br />

Verlags übereinstimmen. Die kritische Beurteilung der jeweiligen Substanz und<br />

deren klinischer Wertigkeit beruht allein auf der Einschätzung der unabhängigen<br />

Experten. Bei Vorliegen neuer Daten wird eine Aktualisierung angestrebt.<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Priv.-Doz. Dr. Alexander Egle, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum<br />

Salzburg<br />

Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber, Klinische Abteilung für Hämatologie<br />

und Hämo staseologie, Medizinische Universität Wien<br />

Offenlegung von Interessenkonflikten<br />

Egle: Beratungsgebühren und Vortragshonorare von AbbVie<br />

Staber: Beratungsgebühren und Vortragshonorare von AbbVie<br />

Die Autoren wurden bei der Manuskripterstellung unterstützt von Dr. Andreas Billich.<br />

Impressum: Verleger, Eigentümer und Herausgeber: Medizin Medien Austria<br />

GmbH, DVR-Nr: 4007613, Verlagsanschrift: Grünbergstraße 15, 1120 Wien, Tel.:<br />

01/546 00-0, Fax-DW: -730, Geschäftsführung: Thomas Letz, Prokuristen: Mag. (FH)<br />

Andreas Eder, Mag. Magdalena Paulnsteiner, Dr. Christine Zwinger, Malte Wagner,<br />

Chefredaktion: Dr. Susanne Billich, billich@arzneimittelprofil.at, Koordination: Dr.<br />

Susanne Billich, Leitung Medizin Medien/Verkauf: Mag. Birgit Gasser, Tel.: 01/54<br />

600-510, E-Mail: b.gasser@medizin-medien.at, Art Direction: Karl J. Kuba, Layout<br />

und DTP: Johannes Pufler, Lektorat: Katharina Hexel, Druck: Friedrich Druck &<br />

Medien GmbH, A-4020 Linz, Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe https://<br />

medizin-medien.at/impressum; Auflage: 1.500 Exemplare<br />

Die Realisierung dieser Ausgabe ermöglichte AbbVie: erstellt 3/<strong>2019</strong>; AT-VNCCLL-<br />

180019-06122018<br />

Eine inhaltliche Einflussnahme durch die Firma ist abgesehen von Datenkorrekturen<br />

gemäß den Studienergebnissen nach Ermessen der Redaktion nicht erfolgt.<br />

Copyright: Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung<br />

sowie der Übersetzung bleiben der Medizin Medien Austria GmbH vorbehalten.<br />

Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung<br />

des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert,<br />

verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.<br />

ISSN 2220-3842 (Print)<br />

ISSN 2220-3850 (Online)<br />

Hinweise: Autoren, Reviewer und Verlag verwenden höchste Sorgfalt darauf, alle<br />

Daten dem Wissensstand bei Fertigstellung entsprechend anzugeben. Der Verlag<br />

kann für etwaige Fehler jedoch keine Gewähr übernehmen. Jeder Anwender ist<br />

angehalten, die aktuelle Fachinformation zu beachten. Zugunsten der besseren<br />

Lesbarkeit wird auf das Verwenden weiblicher Endungen verzichtet. Die Bezeichnung<br />

Patient ist geschlechtsneutral zu verstehen.<br />

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▼ <strong>Venetoclax</strong><br />

Alexander Egle, Philipp Staber<br />

Abstract<br />

Die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) ist in Europa<br />

und Nordamerika die häufigste Leukämie bei Erwachsenen.<br />

Trotz großer Fortschritte in der Therapie werden dringend neue<br />

Behandlungsmöglichkeiten mit akzeptablem Sicherheitsprofil<br />

benötigt, um der Resistenzentwicklung der CLL-Zellen entgegenzuwirken.<br />

Der orale BCL-2-Inhibitor <strong>Venetoclax</strong> bietet einen<br />

in der CLL-Therapie einzigartigen zielgerichteten Ansatz, welcher<br />

die Fähigkeit der CLL-Zellen zum programmierten Zelltod,<br />

d.h. zur Apoptose wiederherstellt.<br />

Die Wirksamkeit von <strong>Venetoclax</strong> wurde primär bei Patienten<br />

mit refraktärer, rezidivierender del(17p)-CLL untersucht,<br />

einer Form der CLL, die auf Chemo- und Chemoimmuntherapie<br />

nur schlecht anspricht. Nach einem Jahr zeigten 79% der<br />

Patienten ein Ansprechen auf <strong>Venetoclax</strong>. Weiters wurde die<br />

Wirksamkeit von <strong>Venetoclax</strong> auch nach Vorbehandlung mit<br />

B-Zell-Rezeptor (BCR)-Inhibitoren (Ibrutinib, Idelalisib) unabhängig<br />

von genetischen Risikofaktoren gezeigt. Auf Grundlage<br />

dieser Studien wurde <strong>Venetoclax</strong> zunächst als Monotherapie bei<br />

Erwachsenen zur Behandlung einer CLL, die eine 17p-Deletion<br />

oder TP53-Mutation aufweist und die für eine Behandlung mit<br />

einem BCR-Inhibitor nicht geeignet sind oder ein Therapieversagen<br />

zeigten, sowie bei Erwachsenen mit CLL ohne 17p-Deletion<br />

oder TP53-Mutation nach Versagen von Chemo-Immuntherapie<br />

und BCR-Inhibitoren zugelassen.<br />

Eine rezente Phase-III-Studie zeigte einen klaren Vorteil der<br />

Kombination <strong>Venetoclax</strong>-Rituximab gegenüber einer Chemoimmuntherapie<br />

(Bendamustin-Rituximab) bei Patienten mit refraktärer/rezidivierender<br />

CLL, und zwar unabhängig von Risikofaktoren<br />

wie z.B. del(17p). Die Zwei-Jahres-Rate des progressionsfreien<br />

Überlebens betrug 84,9% in der Kombination mit <strong>Venetoclax</strong><br />

versus 36,3% für die Bendamustin-Kombination<br />

(Hazard Ratio 0,17; p99%<br />

Verteilungsvolumen............. 256–321l<br />

Metabolisierung und Elimination<br />

<strong>Venetoclax</strong> wird hauptsächlich durch Cytochrom P450 3A4<br />

metabolisiert. Der Hauptmetabolit ist in vitro ein >58-fach<br />

schwächerer BCL-2-Inhibitor als <strong>Venetoclax</strong>. Die Ausscheidung<br />

erfolgt zu >99,9% der Dosis im Stuhl, zu


1. Einleitung<br />

Die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste<br />

leukämische Erkrankung von Erwachsenen in Europa und<br />

Nordamerika. Jährlich erkranken etwa vier von 100.000 Menschen<br />

an CLL, wobei Männer fast doppelt so häufig wie Frauen<br />

betroffen sind. Das durchschnittliche Diagnosealter liegt bei<br />

etwa 70 Jahren (Hallek 2017).<br />

Die CLL zeigt ein wechselhaftes Erscheinungsbild (Onkopedia<br />

Leitlinie CLL 2017). Einige Patienten haben über Jahre keine<br />

oder nur geringe Symptome bei einer normalen Lebenserwartung.<br />

Andere Patienten hingegen weisen bereits bei Diagnosestellung<br />

Symptome auf und sterben innerhalb weniger Jahre.<br />

Der Verlauf der Erkrankung ist dabei stark von genetischen<br />

Merkmalen der Zellen abhängig (Rossi et al. 2013). Die Erkrankung<br />

ist meist durch eine deutliche Lymphozytose charakterisiert,<br />

welche häufig zufällig festgestellt wird. Mit Fortschreiten<br />

der Erkrankung treten Lymphadenopathie, Spleno- und Hepatomegalie,<br />

Knochenmarkinsuffizienz und Autoimmunzytopenien<br />

auf. Als klinische Beschwerden können B-Symptome (Fieber,<br />

Nachtschweiß, Gewichtsverlust) und eine vermehrte Infektneigung<br />

auftreten.<br />

Die CLL ist eine B-Zell-Neoplasie, charakterisiert durch<br />

die klonale Expansion und Akkumulation von reifen B-Zellen<br />

in Blut, Knochenmark, den Lymphknoten und der Milz (Hallek<br />

2017). Die Krankheit zeigt häufig den Verlust oder die Zufügung<br />

von genetischem Material, am häufigsten durch Deletionen<br />

im langen Arm von Chromosom 13 wie z.B. del(13q14.1).<br />

Weitere häufige Aberrationen sind Deletionen und/oder Trisomien<br />

von Chromosom 12, sowie Deletionen in den langen<br />

Armen von Chromosom 6, 11 und 13 (del(6q); del(11q);<br />

del(13q)) sowie Deletionen im kurzen Arm von Chromosom 17<br />

(del(17p); Hallek 2017). Der Karyotyp der CLL-Zellen ist auch<br />

von prognostischer Relevanz. Komplexe chromosomale Anomalien<br />

einschließlich Translokationen korrelieren mit einem<br />

fortgeschrittenen Erkrankungsstadium und einer ungünstigen<br />

Prognose. Eine besonders ungünstige Prognose haben Patienten,<br />

die eine Chromosom-17p-Deletion (del(17p)) aufweisen<br />

oder einen Defekt des Tumorsuppressor-Proteins 53 (TP53),<br />

welcher durch del(17p) oder Mutationen von TP53 bedingt<br />

sein kann. Hingegen scheinen Hypermutationen des IGHV-<br />

Chemische Struktur von <strong>Venetoclax</strong> Abb. 1<br />

O<br />

N<br />

H<br />

NO2<br />

O<br />

S<br />

O<br />

H<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

Cl<br />

N<br />

Gens, das für die variable Region der schweren Immunglobulin-Kette<br />

kodiert, mit einer günstigeren Prognose assoziiert zu<br />

sein (Hallek 2008).<br />

Zentrale Elemente der Pathogenese sind die Dysregulation<br />

der Proliferation und die Inhibition der Apoptose der neoplastischen<br />

B-Zellen. Die Akkumulation der Zellen kommt<br />

durch das Ausbleiben des programmierten Zelltods über den<br />

intrinsischen (mitochondrialen) Apoptoseweg zustande. Die<br />

molekulare Ursache hierfür ist die für die CLL charakteristische<br />

Überexpression des anti-apoptotischen Proteins B-cell<br />

lymphoma 2 (BCL-2, Roberts & Huang 2017), möglicherweise<br />

häufig verursacht durch den Verlust der negativen Regulatoren<br />

miR-15a und miR-16-1 (Cimmino et al. 2005). Hieraus eröffnet<br />

sich ein neuer Therapieansatz: eine Blockade von BCL-2 stellt<br />

die Fähigkeit der CLL-Zellen zur Apoptose wieder her.<br />

<strong>Venetoclax</strong> (Abb. 1) ist ein selektiver BCL-2-Inhibitor (Souers<br />

et al. 2013), der erste, der in der Therapie der CLL Anwendung<br />

findet.<br />

2. Wirkmechanismus<br />

Zum Verständnis des Wirkmechanismus von <strong>Venetoclax</strong> muss<br />

die Regulation der intrinsischen Apoptose genauer betrachtet<br />

werden. Dieser Apoptoseweg wird durch zellulären Stress ausgelöst,<br />

wie z.B. durch unkontrollierte Proliferation, Mangel an<br />

Wachstumsfaktoren oder durch DNA-Schädigung verursachte<br />

Aktivierung von TP53 (Anderson et al. 2014; Roberts & Huang<br />

2017; Abb. 2). Diese Stimuli führen zur Aktivierung der Effektorproteine<br />

BAX und BAK, die eine Permeabilisierung der äußeren<br />

Mitochondrienmembran und dadurch die Freisetzung<br />

von Cytochrom C und die Aktivierung von Caspasen bewirken;<br />

dies führt schließlich zum Zelltod. Ob die Apoptose in einer<br />

Zelle ausgelöst wird, hängt aber vom Gleichgewicht zwischen<br />

pro-apoptotischen BH3-only-Proteinen (z.B. BIM) und antiapoptotischen<br />

Proteinen wie BCL-2 ab. Normalerweise werden<br />

BAX/BAK nämlich durch Interaktion mit BCL-2 in einer<br />

inaktiven monomeren Form gehalten. Erst wenn stressinduzierte<br />

BH3-only-Proteine an BCL-2 binden und BAX/BAK verdrängen,<br />

können Letztere oligomerisieren (indirekte Aktivierung)<br />

und die Membran der Mitochondrien depolarisieren,<br />

sodass die Apoptose induziert wird. Manche der pro-apoptotischen<br />

BH3-only-Proteine können BAX/BAK auch<br />

direkt aktivieren.<br />

<strong>Venetoclax</strong> bindet an BCL-2, und zwar in die<br />

Bindungstasche für BH3-only-Proteine. Es wirkt so<br />

als BH3-Mimetikum, das die zelleigenen Apoptose-<br />

Aktivatoren nachahmt und die BCL-2-Funktion<br />

hemmt (Souers et al. 2013). Die Bindung von <strong>Venetoclax</strong><br />

an BCL-2 setzt gleichzeitig die BH3-only-<br />

Proteine von BCL-2 frei, sodass diese auch für die<br />

direkte Aktivierung von BAX/BAK zur Verfügung<br />

stehen. <strong>Venetoclax</strong> induziert die Apoptose somit<br />

N<br />

H<br />

durch eine Verschiebung des Gleichgewichts zugunsten<br />

der pro-apoptotischen BH3-only-Proteine<br />

(Roberts & Huang 2017). Eine Spezifität für Tumorzellen<br />

entsteht dabei durch ein sogennanntes<br />

„priming“ der Tumorzellen, die sich in der Balance<br />

ihrer Zelltodmoleküle näher am Zelltod befinden<br />

(Potter & Letai 2016).<br />

Der Wirkmechanismus von <strong>Venetoclax</strong> unterscheidet<br />

sich also klar von den Inhibitoren des B-<br />

Zell-Rezeptor (BCR)-Signalwegs, wie dem<br />

Bruton’s-Kinase (BTK)-Hemmer Ibrutinib oder<br />

dem PI3-Kinase-δ-Inhibitor Idelalisib. Darüber<br />

hinaus ist <strong>Venetoclax</strong> ein First-in-Class-Molekül für<br />

die Manipulation von Signalen der BCL-2-Familie.<br />

Quelle: Souers et al. 2017<br />

4 <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong>


Wirkmechanismus von <strong>Venetoclax</strong> Abb. 2<br />

Zell-Stress<br />

Urin ausgeschieden. Der mit dem Stuhl ausgeschiedene Anteil<br />

an unverändertem <strong>Venetoclax</strong> betrug 20,8% der Dosis. <strong>Venetoclax</strong><br />

ist ein Substrat für die Effluxtransporter P-Glykoprotein<br />

(P-gp) und Breast Cancer Resistance Protein (BCRP).<br />

Aktivierung<br />

BH3-only-Proteine<br />

TP53<br />

<strong>Venetoclax</strong><br />

Pharmakokinetik in speziellen Patientenpopulationen. Alter,<br />

Geschlecht und Gewicht scheinen keinen Einfluss auf die<br />

Clearance von <strong>Venetoclax</strong> haben. Die <strong>Venetoclax</strong>-Exposition bei<br />

Personen mit leichter oder mittelschwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung<br />

ist ähnlich derer mit normaler Nieren- bzw.<br />

Leberfunktion.<br />

Direkte Aktivierung<br />

BCL-2<br />

Inhibition<br />

Indirekte Aktivierung<br />

Arzneimittelinteraktionen<br />

Da <strong>Venetoclax</strong> hauptsächlich durch CYP3A4 metabolisiert wird,<br />

sind Wechselwirkungen mit CYP3A-Inhibitoren und -Induktoren<br />

möglich. <strong>Venetoclax</strong> ist in vitro sowohl ein Substrat als auch<br />

ein Inhibitor von P-gp und BCRP und ein schwacher Organo-<br />

Anion-Transporter-1B1 (OATP1B1)-Inhibitor.<br />

TP53=Tumorsuppressor-Protein 53<br />

BAX<br />

BAK<br />

Cytochrom-C-Freisetzung<br />

Caspase-Aktivierung<br />

Mitochondriale Permeabilisation<br />

Apoptose<br />

Quelle: adaptiert nach Cory et al. 2017<br />

3. Pharmakokinetik<br />

Die Daten zur Pharmakokinetik wurden der Fachinformation<br />

der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) entnommen<br />

(Fachinformation 2018).<br />

Resorption und Verteilung. Nach Verabreichung oraler Mehrfachdosen<br />

wurde die maximale Plasmakonzentration von <strong>Venetoclax</strong><br />

fünf bis acht Stunden nach Dosisgabe erreicht. Bei fettarmer<br />

Ernährung und einmal täglicher Gabe von 400mg betrug<br />

die mittlere C max von <strong>Venetoclax</strong> im Steady State 2,1±1,1μg/ml<br />

und die AUC 24 32,8±16,9μg•h/ml. Im Vergleich zum nüchternen<br />

Zustand führte die Verabreichung mit einer fettarmen Mahlzeit<br />

zu 3,4-fach, mit einer fettreichen Mahlzeit zu ca. 5,2-fach erhöhter<br />

Exposition.<br />

<strong>Venetoclax</strong> wird stark an humane Plasmaproteine gebunden,<br />

wobei der ungebundene Anteil bei unter einem Prozent<br />

liegt. Das apparente Verteilungsvolumen (Vdss/F) von <strong>Venetoclax</strong><br />

lag bei Patienten zwischen 256 und 321 l.<br />

Metabolisierung und Elimination. <strong>Venetoclax</strong> wird hauptsächlich<br />

durch Cytochrom P450 (CYP) 3A4 metabolisiert. Der<br />

Hauptmetabolit im Plasma (M27) zeigt inhibitorische Wirkung<br />

gegen BCL-2, die aber mindestens 58-mal geringer als die von<br />

<strong>Venetoclax</strong> ist.<br />

Die terminale Eliminationshalbwertszeit von <strong>Venetoclax</strong><br />

betrug ca. 26 Stunden. Nach Verabreichung von radiomarkiertem<br />

<strong>Venetoclax</strong> wurden >99,9% der Dosis im Stuhl und


von 600mg Rifampicin, eines P-gp-Inhibitors, bei elf gesunden<br />

Probanden führte zu einem Anstieg der C max von <strong>Venetoclax</strong> um<br />

106% und der AUC ∞ um 78%. Die gleichzeitige Verwendung von<br />

<strong>Venetoclax</strong> in Kombination mit P-gp- und BCRP-Inhibitoren<br />

sollte bei Therapiebeginn und während der Aufdosierungsphase<br />

vermieden werden. Sollte ein P-gp- und BCRP-Inhibitor<br />

angewendet werden müssen, sollten die Patienten engmaschig<br />

auf Anzeichen von Toxizitäten überwacht werden.<br />

Substanzen, die die Plasmakonzentration von<br />

<strong>Venetoclax</strong> senken können:<br />

CYP3A-Induktoren. Die gleichzeitige Anwendung von 600mg<br />

Rifampicin, eines starken CYP3A-Induktors, einmal täglich über<br />

einen Zeitraum von 13 Tagen bei zehn gesunden Probanden<br />

führte zu einer Senkung der C max von <strong>Venetoclax</strong> um 42% und<br />

der AUC ∞ um 71%. Die gleichzeitige Anwendung von <strong>Venetoclax</strong><br />

mit starken CYP3A-Induktoren (z.B. Carbamazepin, Phenytoin,<br />

Rifampicin) oder mittelstarken CYP3A-Induktoren (z.B. Bosentan,<br />

Efavirenz, Etravirin, Modafinil, Nafcillin) sollte vermieden<br />

werden. Johanniskraut-Zubereitungen sind während der Behandlung<br />

mit <strong>Venetoclax</strong> kontraindiziert, da die Wirksamkeit<br />

herabgesetzt sein kann.<br />

Gallensäure-Komplexbildner. Die gleichzeitige Anwendung<br />

von Gallensäure-Komplexbildnern mit <strong>Venetoclax</strong> wird nicht<br />

empfohlen, da dies die Resorption von <strong>Venetoclax</strong> verringern<br />

kann. Wenn ein Gallensäure-Komplexbildner gleichzeitig mit<br />

<strong>Venetoclax</strong> angewendet werden muss, sollte die Zusammenfassung<br />

der Merkmale (Fachinformation 2018) des Gallensäure-<br />

Komplexbildners beachtet werden, um das Risiko für eine Wechselwirkung<br />

zu reduzieren. <strong>Venetoclax</strong> sollte mindestens vier bis<br />

sechs Stunden nach dem Komplexbildner angewendet werden.<br />

Substanzen, deren Plasmakonzentration durch<br />

<strong>Venetoclax</strong> verändert werden kann:<br />

Warfarin. In einer Studie mit drei gesunden Probanden führte<br />

die Gabe einer Einzeldosis von 400mg <strong>Venetoclax</strong> zusammen<br />

mit 5mg Warfarin zu einem Anstieg der C max und der AUC ∞ von<br />

R-Warfarin und S-Warfarin um 18 bis 28%. Es wird empfohlen,<br />

das internationale normalisierte Verhältnis bei Patienten, die<br />

Warfarin erhalten, engmaschig zu überwachen.<br />

Substrate von P-gp, BCRP und OATP1B1. Die gleichzeitige Anwendung<br />

von P-gp- oder BCRP-Substraten mit geringer therapeutischer<br />

Breite (z.B. Digoxin, Dabigatran, Everolimus, Sirolimus)<br />

mit <strong>Venetoclax</strong> sollte vermieden werden. Wenn ein P-gpoder<br />

BCRP-Substrat mit geringer therapeutischer Breite erforderlich<br />

ist, sollte es vorsichtig angewendet werden. Wenn ein<br />

Statin (OATP-Substrat) gleichzeitig mit <strong>Venetoclax</strong> angewendet<br />

wird, wird eine engmaschige Überwachung der mit dem Statin<br />

verbundenen Toxizität empfohlen.<br />

4. Pharmakodynamik<br />

4.1. Präklinische Pharmakodynamik<br />

<strong>Venetoclax</strong> (ABT-199) bindet mit subnanomolarer Affinität an<br />

BCL-2 (K i 444nM) in<br />

biochemischen Kompetitionsassays gezeigt wurde.<br />

Navitoclax, eine Vorläufersubstanz von <strong>Venetoclax</strong>, zeigte<br />

potente Inhibition nicht nur von BCL-2, sondern auch von BCL-<br />

XL, einem Protein, das für das Überleben von Thrombozyten<br />

essenziell ist. Navitoclax zeigte daher in klinischen Studien<br />

dosislimitierende Thrombozytopenien (Roberts et al. 2012). In<br />

einem zellulären Testsystem in modifizierten FL5.12-Zellen, deren<br />

Überleben entweder von BCL-2 oder BCL-XL abhängt, wurde<br />

potente Zytotoxizität von <strong>Venetoclax</strong> für FL5.12-BCL-2-Zellen<br />

(EC 50 =4nM), aber etwa 65-fach geringere für FL5.12-BCL-XL-<br />

Zellen beobachtet (Souers et al. 2013). Diese Selektivität von<br />

<strong>Venetoclax</strong> für die Induktion von BCL-2-abhängigem Zelltod<br />

wurde auch in einer Reihe weiterer Zellen dokumentiert.<br />

Schließlich bestätigten Ex-vivo-Untersuchungen an humanen<br />

Thrombozyten und In-vivo-Studien an Hunden, dass <strong>Venetoclax</strong><br />

einen im Vergleich zu Navitoclax minimalen Effekt auf das<br />

Überleben von Thrombozyten ausübt.<br />

In modifizierten Zellen, denen die Effektorproteine BAX und<br />

BAK fehlen, zeigte <strong>Venetoclax</strong> dagegen keine Wirkung, was einen<br />

spezifischen Mechanismus der Zytotoxizität über die Aktivierung<br />

der intrinsischen Apoptose in normalen Zellen nahelegt (Souers<br />

et al. 2013). Die zytotoxische Wirkung von <strong>Venetoclax</strong> korrelierte<br />

andererseits stark mit der Expression des BCL2-Proteins, wie für<br />

eine Auswahl verschiedener Zelltypen gezeigt wurde.<br />

Die Fähigkeit von <strong>Venetoclax</strong>, eine Regression hämatologischer<br />

Tumore in vivo herbeizuführen, wurde in einer Reihe von<br />

Xenograft-Modellen in immunkompromittierten Mäusen gezeigt<br />

(Souers et al. 2013). Insbesondere zeigte <strong>Venetoclax</strong> auch<br />

Wirksamkeit in Xenograft-Studien mit der Toledo-Zelllinie, einem<br />

Modell von B-Zell-Lymphomen mit der t(14;18)-Translokation,<br />

welche zur Überexpression von BCL-2 führt. In Studien<br />

zur Kombination von <strong>Venetoclax</strong> mit Chemo- (Bendamustin)<br />

oder Immuntherapie (Rituximab) in Maus-Tumormodellen<br />

zeigte sich eine verbesserte Wirksamkeit verglichen mit den<br />

jeweiligen Monotherapien.<br />

Inkubation von CLL-Zellen, die aus dem peripheren Blut<br />

oder Knochenmark von Patienten isoliert wurden, mit <strong>Venetoclax</strong><br />

ex vivo zeigte, dass der Inhibitor auch in diesen BCL-2 überexprimierenden<br />

Zellen den Zelltod induzierte (EC 50 ca. 2–3nM;<br />

Anderson et al. 2016; Souers et al. 2013). Dabei war die Wirksamkeit<br />

von <strong>Venetoclax</strong> unabhängig vom Vorliegen von del(17p)<br />

oder einer TP53-Mutation (Anderson et al. 2016).<br />

In einer In-vitro-Studie an CLL-Zellen von Patienten wurde<br />

gezeigt, dass diese Zellen durch Behandlung mit CD40-Liganden<br />

(als Surrogat für die Interaktion mit aktivierten T-Zellen)<br />

ihre Sensitivität gegenüber <strong>Venetoclax</strong> vollständig verloren<br />

(EC 50 >10μM, Thijssen et al. 2015). Die Resistenz konnte jedoch<br />

durch Behandlung der CLL-Zellen mit Anti-CD20-Antikörpern<br />

während der CD40L-Stimulation verhindert werden. Diese<br />

Studie lieferte die Grundlage für die klinische Kombination von<br />

<strong>Venetoclax</strong> mit Rituximab (siehe 5.3.).<br />

4.2. Klinische Pharmakodynamik<br />

In einer ersten Phase-I-Studie wurde für zwei CLL-Patienten bereits<br />

nach einmaliger Dosierung von <strong>Venetoclax</strong> (100 oder<br />

200mg) binnen 24 Stunden eine Reduktion der Lymphozytose<br />

um >95% beobachtet (Souers et al. 2013). In Proben aus der Phase-I-Studie<br />

M12-175 (siehe unten) wurden bei einigen Patienten<br />

apoptotische CLL-Zellen bereits sechs bis 24 Stunden nach<br />

Dosen von 20 oder 50mg beobachtet (Anderson et al. 2016).<br />

5. Wirksamkeit<br />

5.1. Phase-I-Studien<br />

5.1.1. Monotherapie<br />

Eine multizentrische, offene Phase-I-Studie (M12-175;<br />

NCT01328626) mit oralem <strong>Venetoclax</strong> in verschiedenen Dosierungen<br />

wurde bei 56 Patienten mit refraktärer und rezidivierender<br />

(r/r) CLL oder r/r kleinzelligen Lymphomen (small lymphocytic<br />

lymphoma, SLL) durchgeführt (Roberts et al. 2016). Fast<br />

90% der eingeschlossenen Patienten hatten eine schlechte Pro-<br />

6 <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong>


gnose aufgrund klinischer oder genetischer Merkmale ihrer<br />

Erkrankung (Resistenz gegen Fludarabin, 17p-Deletionen [17p-<br />

CLL], del(11q), nicht-hypermutiertes IGHV-Gen sowie bulky<br />

Adenopathie). Bei 71% der Patienten lagen zwei oder mehrere<br />

ungünstige Faktoren vor.<br />

Die Monotherapie mit <strong>Venetoclax</strong> zeigte Wirksamkeit in<br />

allen Dosisgruppen, ein über alle Gruppen gemitteltes Gesamtansprechen<br />

(ORR) von 77% und ein progressionsfreies<br />

Überleben (PFS) von 25 Monaten. Auch bei Patienten mit<br />

schlechter Prognose, darunter solche mit del(17p), lag das Ansprechen<br />

bei 71–79%. Eine vollständige Remission (CR) wurde<br />

bei 20% der Patienten erreicht. Klinisch relevante TLS traten bei<br />

drei der 56 Patienten auf, wobei ein Patient verstarb.<br />

In einer 60 Patienten umfassenden Expansionskohorte wurde<br />

die Dosis von 20mg schrittweise über fünf Wochen bis zur<br />

Zieldosis von 400mg gesteigert (Dose Ramp-up, siehe auch Abb.<br />

5 in Kap. 7). Durch diese äußerst vorsichtige Initiierung der Therapie<br />

traten keine weiteren Fälle von TLS auf. Dieses Dosierungsschema<br />

wurde daher auch für die Phase-II-Studie übernommen<br />

(siehe Kap. 5.2.). Andere in der Studie insgesamt beobachteten<br />

Nebenwirkungen umfassten milde Diarrhoe (52%<br />

der Patienten), Infektionen der oberen Atemwege (48%), Übelkeit<br />

(47%) und Neutropenie vom Grad 3 bis 4 (41%).<br />

5.1.2. Kombinationstherapie mit Rituximab<br />

Eine Phase-Ib-Studie (NCT01682616; Seymour et al. 2017) untersuchte<br />

die Kombination von <strong>Venetoclax</strong> mit Rituximab. Diese<br />

Studie zeigte, dass ein substanzieller Anteil der Patienten auf die<br />

Therapie ansprach (CR: 51%) und Negativität der minimalen<br />

Resterkrankung (MRD) im Knochenmark erreichte (57%), bei<br />

akzeptabler Verträglichkeit. Dieses Ergebnis bildete die Grundlage<br />

für die Phase-III-Studie der Kombination (siehe 5.3.).<br />

5.2. Phase-II-Studien<br />

5.2.1. Studie M13-982<br />

Eine einarmige, offene, multizentrische Phase-II-Studie (M13-<br />

982; NCT01889186) wurde bei 107 Patienten mit refraktärer<br />

und/oder rezidivierender del(17p)-CLL durchgeführt (Stilgenbauer<br />

et al. 2016 und 2018; Fachinformation 2018). Eingeschlossen<br />

wurden Patienten mit nachgewiesener del(17p)-Aberration<br />

in mindestens sieben Prozent der Zellen im peripheren Blut<br />

durch zentrale Analyse mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung<br />

(FISH). Außerdem waren mindestens eine Vortherapie, ein<br />

guter Allgemeinzustand (ECOG ≤2) und adäquate Organfunktionen<br />

gefordert. Die Ausschlusskriterien umfassten vorangegangene<br />

allogene Stammzelltransplantation, Richter-Transformation,<br />

nicht kontrollierbare Autoimmun-Zytopenien, weitere<br />

Malignitäten sowie Infektionen.<br />

Das Binet-Stadium zur Baseline wurde für 61% der Patienten<br />

mit A–B angegeben, für 39% mit Stadium C. Über die Hälfte<br />

der Patienten (53%) hatte „bulky disease“ mit einem oder mehreren<br />

Lymphknoten ≥5cm, 72% wiesen TP53-Mutationen auf<br />

und 81% hatten keine IGHV-Mutationen.<br />

Die Dosis von <strong>Venetoclax</strong> wurde über vier bis fünf Wochen<br />

in wöchentlichen Intervallen gesteigert (20, 50, 100, 200, 400mg),<br />

und dann bei 400mg täglich bis zur Krankheitsprogression oder<br />

dem Absetzen wegen inakzeptabler Toxizität beibehalten. Nach<br />

einer medianen Behandlungsdauer von 12,1 Monaten wurde<br />

eine von einer unabhängigen Bewertungskommission (IRC)<br />

ermittelte ORR von 79% (95%-Konfidenzintervall 70,5–86,6)<br />

ermittelt (siehe Tabelle 1). Somit erreichte die Studie ihren<br />

primären Endpunkt.<br />

CR oder komplette Remissionen mit unvollständiger Knochenmarkregeneration<br />

(CRi) wurde gemäß IRC bei acht Prozent<br />

der Patienten beobachtet. Partielle Remissionen (PR), d.h.,<br />

Erfüllung der Kriterien für CR oder CRi, aber Reste von Lymphadenopathie,<br />

wurden für 69% der Patienten berichtet und<br />

noduläre partielle Remissionen (nPR) bei drei Prozent (Stilgenbauer<br />

et al. 2016).<br />

Zum Zeitpunkt der Primäranalyse waren die Medianwerte<br />

für das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben<br />

(OS) noch nicht erreicht. Das geschätzte Zwölf-<br />

Monats-PFS betrug 72% (Fachinformation 2018).<br />

Das Ansprechen der Patienten auf <strong>Venetoclax</strong> war unabhängig<br />

vom Erfolg einer Vorbehandlung, vom Anteil der del(17p)-<br />

CLL-Zellen oder anderen prognostischen Parametern. Die<br />

Mehrzahl der mit <strong>Venetoclax</strong> behandelten Patienten erfuhr eine<br />

Reduktion der absoluten Lymphozytenzahl, des Durchmessers<br />

der Läsionen in betroffenen Lymphknoten und der Knochenmarkinfiltration.<br />

Von 87 Patienten mit anfänglicher Lymphozytose<br />

wurde nach Behandlung bei 85 eine mindestens 50%ige<br />

Reduktion der absoluten Lymphozytenzahl nach einem medianen<br />

Behandlungszeitraum von 0,3 Monaten erzielt (Stilgenbauer<br />

et al. 2016).<br />

Eine aktualisierte Auswertung der Prüfer mit einem erweiterten<br />

Patientenkollektiv (n=158) fand eine ORR von 77%, aber<br />

Monotherapie mit <strong>Venetoclax</strong> Tab. 1<br />

Studie ORR (%) 1 CR/CRi (%) nPR (%) PR (%) MRD-Negativität PFS (Mo) 6 OS (Mo) 6<br />

M13-982 (NCT01889186)<br />

del(17p)-CLL<br />

Primäranalyse 2<br />

(Stilgenbauer et al. 2016)<br />

Erweiterte Analyse 3<br />

(Stilgenbauer et al. 2018)<br />

M14-032 (NCT02141282)<br />

nach Ibrutinib<br />

(Jones et al. 2018)<br />

nach Idelalisib<br />

(Coutre et al. 2018)<br />

79 8 3 69 12 Mo: 72% 12 Mo: 86,7%<br />

77 20 72<br />

Blut: 48/158 (27%)<br />

Knochenmark: 20/158<br />

65 4 9 4 3 4 52 4 Blut: 24/57 (42%)<br />

24 Mo: 54% 24 Mo: 73%<br />

24,7<br />

12 Mo: 75%<br />

12 Mo: 91%<br />

67 5 6/3 5 0 5 58 5 Blut: 8/17 (40%) 12 Mo: 79% 12 Mo: 94%<br />

1<br />

Primärer Endpunkt: fett gedruckt; 2 n=107, nach IRC-Review; 3 n=158; 4 Gesamtkohorte (n=91), 5 Gesamtkohorte (n=36), 6 wenn nicht anders angegeben, wurde der<br />

Medianwert im Beobachtungszeitraum nicht erreicht<br />

CR/CRi=komplette Remissionen oder komplette Remissionen mit unvollständiger Knochenmarkregeneration; MRD=Minimal Residual Disease; nPR=noduläre partielle<br />

Remission; ORR=Gesamtansprechrate; OS=medianes Gesamtüberleben; PFS=medianes progressionsfreies Überleben; PR=partielle Remission<br />

<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong> 7


eine höhere CR+CRi-Rate von 18% (Fachinformation 2018).<br />

Nach 24 Monaten betrug die Schätzung für das PFS und das OS<br />

54% bzw. 73% (Stilgenbauer et al. 2018).<br />

Bei einem Teil des erweiterten Patientenkollektivs (101/158)<br />

erfolgte eine Untersuchung auf MRD mittels Durchflusszytometrie<br />

(Sensitivität


auch mit Chemoimmuntherapie (p


Auch bezüglich CR+CRi (8,2 versus 3,6%, p=0,008) und ORR<br />

(92,3% versus 72,3%) zeigte sich gemäß IRC ein Vorteil für <strong>Venetoclax</strong>-Rituximab<br />

versus Bendamustin-Rituximab, auch wenn<br />

bei diesen Parametern keine statistische Signifikanz erreicht<br />

wurde.<br />

Die Medianwerte für das OS wurden im Beobachtungszeitraum<br />

nicht erreicht. Das 24-Monats-OS wird mit 91,9 versus<br />

86,6% angegeben (HR 0,48; 95% CI 0,25–0,90).<br />

Der MRD-Status im peripheren Blut (


Durch die Wahl einer niedrigen Initialdosierung von 20mg einmal<br />

täglich in Woche 1 und einer schrittweisen wöchentlichen<br />

Auftitrierung über 50, 100 und 200mg einmal täglich auf die Zieldosierung<br />

von 400mg einmal täglich gemäß dem Schema in<br />

Abb. 5 kann das Risiko für diese Therapiekomplikation vermieden<br />

werden (Fachinformation 2018; Seymour et al. 2018 Supplementary<br />

Appendix). Außerdem reduzieren entsprechende<br />

Prophylaxemaßnahmen mit harnsäuresenkender Supportivtherapie<br />

(z.B. Allopurinol) und oraler Hydrierung (1,5–2 Liter<br />

täglich ≥48 Stunden vor Beginn bis ≥24 Stunden nach der Dosierung)<br />

und entsprechende Laborkontrollen das TLS-Risiko; diese<br />

Aufmerksamkeit ist für jeden wöchentlichen Aufdosierungsschritt<br />

nötig. Bei hohem TLS-Risiko ist zusätzlich eine IV-<br />

Hydrierung empfohlen.<br />

Das Risiko für das TLS kann gemäß Seymour et al. 2018 wie<br />

folgt eingeschätzt werden:<br />

• niedriges Risiko, wenn alle messbaren Lymphknoten gemäß<br />

radiologischer Beurteilung einen Durchmesser von höchstens<br />

5cm haben und die absolute Lymphozytenzahl weniger als<br />

25×10 9 /l.<br />

• hohes Risiko bei Durchmesser irgendeines Lymphknotens von<br />

>10cm oder sowohl Lymphozytenzahl >25×10 9 /l und gleichzeitig<br />

Durchmesser eines Lymphknotens von mindestens 5cm.<br />

Die empfohlene Enddosis von <strong>Venetoclax</strong> in Kombination<br />

mit Rituximab beträgt 400mg einmal täglich. Dabei erfolgt die<br />

Anwendung von Rituximab, nachdem der Patient das Aufdosierungsschema<br />

und die empfohlene Tagesdosis von 400mg <strong>Venetoclax</strong><br />

über sieben Tage erhalten hat. <strong>Venetoclax</strong> ist ab Tag 1 des<br />

ersten Zyklus der Rituximab-Gabe über 24 Monate einzunehmen<br />

(Fachinformation 2018).<br />

Dosisanpassungen können bei Auftreten eines TLS notwendig<br />

werden (Fachinformation 2018). Die gleichzeitige Anwendung<br />

von <strong>Venetoclax</strong> mit starken oder mittelstarken CYP3A-Inhibitoren<br />

und mit Inhibitoren von P-gp oder BCRP erhöht die <strong>Venetoclax</strong>-Exposition<br />

und kann das Risiko eines TLS zu Beginn und<br />

während der Aufdosierungsphase und für andere Toxizitäten<br />

erhöhen, sodass Dosisanpassungen notwendig werden. Weiters<br />

sind Dosisanpassungen bzw. das zeitweise Absetzen von <strong>Venetoclax</strong><br />

bei Auftreten anderer Toxizitäten wie z.B. Neutropenie,<br />

Infektionen und Fieber vorzusehen. Detaillierte Empfehlungen<br />

für die Dosisanpassungen bzw. das Aussetzen der Dosierung im<br />

Falle schwerwiegender Nebenwirkungen werden in der Fachinformation<br />

2018 gegeben.<br />

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine<br />

intensivere Prophylaxe und Überwachung erforderlich, um das<br />

TLS-Risiko zu Beginn und während der Aufdosierungsphase<br />

von <strong>Venetoclax</strong> zu senken (Fachinformation 2018).<br />

Kontraindikationen. Wegen des erhöhten TLS-Risikos ist die<br />

gleichzeitige Gabe von starken CYP3A-Inhibitoren zu Beginn<br />

und während der Aufdosierungsphase kontraindiziert.<br />

Bei stabiler Tagesdosierung von<br />

<strong>Venetoclax</strong> nach Abschluss der Aufdosierungsphase<br />

sind bei gleichzeitiger Gabe von<br />

starken bzw. mittelstarken CYP3A-Inhibitoren<br />

Dosisreduktionen von <strong>Venetoclax</strong> um 50<br />

bzw. 75% vorgesehen (Fachinformation<br />

2018). Die Patienten sollten engmaschiger<br />

auf Anzeichen von Toxizitäten hin überwacht<br />

werden. Weitere Dosisanpassungen<br />

20mg<br />

können erforderlich sein. Zwei bis drei Tage<br />

nach Absetzen des Inhibitors sollte wieder<br />

dieselbe Dosis von <strong>Venetoclax</strong> wie vor Beginn der Behandlung<br />

mit dem CYP3A-Inhibitor verabreicht werden.<br />

Die gleichzeitige Gabe von starken oder mittelstarken<br />

CYP3A-Induktoren sollte vermieden werden. Johanniskraut-<br />

Zubereitungen (CYP3A-Induktor) sind während der Behandlung<br />

mit <strong>Venetoclax</strong> kontraindiziert, da die Wirksamkeit herabgesetzt<br />

sein kann.<br />

Die gleichzeitige Gabe von P-gp- und BCRP-Inhibitoren<br />

sollte bei Therapiebeginn und während der Aufdosierungsphase<br />

vermieden werden. Sollte ein P-gp- und BCRP-Inhibitor angewendet<br />

werden müssen, sollten die Patienten engmaschig auf<br />

Anzeichen von Toxizitäten überwacht werden.<br />

8. Zulassungsstatus<br />

In der EU wurde <strong>Venetoclax</strong> am 16.11.2017 als Monotherapie zur<br />

Behandlung einer CLL bei Erwachsenen zugelassen, die eine<br />

17p-Deletion oder TP53-Mutation aufweisen und die für eine<br />

Behandlung mit einem Inhibitor des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs<br />

nicht geeignet sind oder ein Therapieversagen zeigten. Es<br />

wurde auch für die Monotherapie einer CLL bei Erwachsenen<br />

ohne Vorliegen einer 17p-Deletion oder TP53-Mutation zugelassen,<br />

bei der sowohl unter einer Chemo-Immuntherapie als<br />

auch unter einem Inhibitor des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs ein<br />

Therapieversagen auftrat (Fachinformation 2018).<br />

<strong>Venetoclax</strong> wurde in der EU am 29.10.2018 auch für die Anwendung<br />

in Kombination mit Rituximab zur Behandlung erwachsener<br />

Patienten mit CLL, die mindestens eine vorherige<br />

Therapie erhalten haben, zugelassen.<br />

9. Bewertung und Aussichten<br />

Die Erstlinien-Therapie der CLL bei Abwesenheit von del(17p)<br />

oder TP53-Mutation fußt auf der Chemo-Immuntherapie (Onkopedia<br />

Leitlinie CLL, 2017); mit <strong>Venetoclax</strong>-Monotherapie steht<br />

hier eine Option zur Verfügung, die nach Versagen von Chemo-<br />

Immuntherapie und BCR-Inhibitoren eingesetzt werden kann.<br />

Bei einer CLL mit Vorliegen der 17p- und TP53-Defekte ist Ibrutinib<br />

empfohlen (Onkopedia Leitlinie CLL, 2017); hier kann <strong>Venetoclax</strong><br />

als Monotherapie für jene Patienten eingesetzt werden,<br />

die für eine Behandlung mit einem BCR-Inhibitor nicht geeignet<br />

sind oder bereits ein Therapieversagen zeigten. <strong>Venetoclax</strong> eignet<br />

sich für diesen Einsatz in der Zweitlinie besonders, weil sich<br />

der Wirkmechanismus dieses BCL-2-Inhibitors grundsätzlich<br />

von dem der bisherigen Therapieoptionen unterscheidet.<br />

Die Überexpression von BCL-2 ist ein wichtiges und ursächliches<br />

pathogenes Merkmal der CLL und die daraus resultierende<br />

Unterdrückung der Apoptose wird von <strong>Venetoclax</strong> direkt<br />

aufgehoben. In diesem Punkt unterscheidet sich <strong>Venetoclax</strong> von<br />

den BCR-Inhibitoren, die zwar die CLL-Zellproliferation hemmen,<br />

aber bei den Tumorzellen keinen direkten Zelltod auslösen<br />

können.<br />

Einen weiteren Fortschritt bietet die Therapie mit <strong>Venetoclax</strong><br />

in Kombination mit Rituximab (Seymour et al. 2018, Kater<br />

et al. <strong>2019</strong>). Hier profitierte die große Mehrzahl der Patienten:<br />

Aufdosierungsschema für <strong>Venetoclax</strong> Abb. 5<br />

<strong>Venetoclax</strong> einmal täglich<br />

50mg<br />

100mg<br />

200mg<br />

400mg<br />

Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4 Woche 5 und danach<br />

Quelle: Fachinformation 2018<br />

<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong> 11


Das progressionsfreie Überleben betrug am Ende der 24-monatigen<br />

Behandlung 84,9%. Nach 36 Monaten, also zwölf Monate<br />

nach dem Absetzen, betrug das PFS 71,4%. Dieser PFS-Vorteil<br />

ist unabhängig vom del(17p)/TP53-Status der Patienten. Die<br />

<strong>Venetoclax</strong>-Rituximab-Kombination zeigte einen klaren Vorteil<br />

gegenüber Bendamustin-Rituximab. Besonders hervorzuheben<br />

ist hier die Elimination von minimaler Resterkrankung im<br />

peripheren Blut der Patienten zu irgendeinem Zeitpunkt<br />

während der Studie, die bei 83,5% der Patienten in der <strong>Venetoclax</strong>-Rituximab-Gruppe<br />

erreicht wurde. Im Anschluss an diesen<br />

Befund stellt sich die Frage nach der Dauerhaftigkeit der<br />

MRD-Elimination nach dem Absetzen des Inhibitors nach zwei<br />

Therapiejahren. In der aktuellen 36-Monats-Auswertung der<br />

MURANO-Studie (Kater et al. <strong>2019</strong>) bleibt beim Großteil der<br />

Patienten die MRD-Negativität erhalten, was sich in einer<br />

Landmark-Analyse auch in einem verbesserten PFS für diese<br />

Gruppe widerspiegelt.<br />

Ein grundlegendes Problem in der Behandlung der CLL ist<br />

die Entstehung von Therapieresistenz. Wie In-vitro-Studien<br />

zeigten (Thijssen et al. 2015), könnte solch eine Resistenz auch<br />

bei <strong>Venetoclax</strong> als Folge der Wechselwirkung der CLL-Zellen mit<br />

der Tumorumgebung auftreten. Jedoch wurde auch gezeigt,<br />

dass eine Behandlung der Zellen mit Anti-CD20-Antikörpern<br />

die Resistenzbildung in vitro verhindert. Daher ist die klinische<br />

Kombination von <strong>Venetoclax</strong> mit Rituximab ein logischer<br />

Schritt, um eine mögliche Resistenzbildung zu limitieren und<br />

dadurch anhaltende klinische Remissionen zu erzielen.<br />

Die Verträglichkeit von Therapien der CLL ist eine wesentliche<br />

Forderung, auch angesichts der häufigen Komorbiditäten<br />

der meist älteren Patienten. Insgesamt ist <strong>Venetoclax</strong> Monotherapie<br />

und die Kombinationstherapie mit Rituximab gut<br />

verträglich. (Fachinformation 2018). Das rasche Einsetzen der<br />

Wirkung von <strong>Venetoclax</strong> bedingt ein anfängliches Risiko für<br />

das TLS, welches aber durch langsame Steigerung der Dosis<br />

über fünf Wochen und prophylaktische und überwachende<br />

Maßnahmen kontrolliert werden kann. So wurde das Auftreten<br />

von TLS in der MURANO-Studie nur noch bei drei Prozent der<br />

Patienten berichtet (Seymour et al. 2018). Auch febrile Neutropenien,<br />

die allerdings in der Kombination <strong>Venetoclax</strong>-Rituximab<br />

deutlich seltener als unter Bendamustin-Kombinationstherapie<br />

auftraten, bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit<br />

und können durch Dosisanpassungen bzw. Absetzen<br />

von <strong>Venetoclax</strong> und den Einsatz von G-CSF kontrolliert werden<br />

(Davids et al. 2018).<br />

Die Autoren<br />

Priv.-Doz. Dr. Alexander Egle<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III<br />

Uniklinikum Salzburg<br />

Müllner Hauptstraße 48, 5020 Salzburg<br />

E-Mail: a.egle@salk.at<br />

Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber<br />

Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />

E-Mail: philipp.staber@meduniwien.ac.at<br />

12 <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong>


10. Abkürzungen<br />

BCR B-Zell-Rezeptor<br />

BCRP Breast Cancer Resistance Protein<br />

CLL Chronische Lymphatische Leukämie<br />

CR Komplette Remission<br />

CRi CR mit unvollständiger<br />

Knochenmarkregeneration<br />

del(17p) Chromosom-17p-Deletion<br />

G-CSF granulocyte colony stimulating factor<br />

HR Hazard Ratio<br />

IRC unabhängige Bewertungskomission<br />

Mo Monate<br />

MRD Minimale Resterkrankung<br />

nPR Nodale partielle Remission<br />

ORR Gesamtansprechrate<br />

OS Medianes Gesamtüberleben<br />

PFS Medianes progressionsfreies Überleben<br />

P-gp P-Glykoprotein<br />

PR Partielle Remission<br />

r/r refraktär und rezidivierend<br />

SLL kleinzelliges Lymphom<br />

(small lymphocytic lymphoma)<br />

TLS Tumorlysesyndrom<br />

<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong> 13


11. Literatur<br />

In der Online-Version sind die Links zur PubMed-Datenbank, zu Kongressabstracts<br />

sowie zum Studienregister verfügbar: www.arzneimittelprofil.at<br />

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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23243274<br />

Seymour JF, Ma S, Brander DM, et al.: <strong>Venetoclax</strong> plus rituximab in relapsed<br />

or refractory chronic lymphocytic leukaemia: a phase 1b study; Lancet<br />

Oncol 2017; 18: 230–240<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28089635<br />

Seymour JF, Kipps T, Eichhorst B, et al.: <strong>Venetoclax</strong>-Rituximab in relapsed or<br />

refractory chronic lymphocytic leukemia; N Engl J Med 2018; 378: 1107–1120<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29562156<br />

Souers AJ, Leverson JD, Boghaert ER, et al.: ABT-199, a potent and selective<br />

BCL-2 inhibitor, achieves antitumor activity while sparing platelets; Nat<br />

Med 2013; 19: 202–208<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23291630<br />

Stilgenbauer S, Eichhorst B, Schetelig J, et al.: <strong>Venetoclax</strong> in relapsed or<br />

refractory chronic lymphocytic leukaemia with 17p deletion: a multicentre,<br />

open-label, phase 2 study; Lancet Oncol 2016; 17: 768–778<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29715056<br />

Stilgenbauer S, Eichhorst B, Schetelig J, et al.: <strong>Venetoclax</strong> for patients with<br />

chronic lymphocytic leukemia with 17p deletion: Results from the full<br />

population of a phase II pivotal trial; J Clin Oncol 2018; 36: 1973–1980<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29715056<br />

Thijssen R, Slinger E, Weller K, et al.: Resistance to ABT-199 induced by<br />

microenvironmental signals in chronic lymphocytic leukemia can be<br />

counteracted by CD20 antibodies or kinase inhibitors; Haematologica 2015;<br />

100: e302-6<br />

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25957396<br />

14 <strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong> April <strong>2019</strong>


▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert,<br />

jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.<br />

Venclyxto 10 mg Filmtabletten, Venclyxto 50 mg Filmtabletten, Venclyxto 100 mg Filmtabletten. ZUSAMMEN-<br />

SETZUNG: Venclyxto 10 mg Filmtabletten: Jede Filmtablette enthält 10 mg <strong>Venetoclax</strong>. Venclyxto 50 mg Filmtabletten:<br />

Jede Filmtablette enthält 50 mg <strong>Venetoclax</strong>. Venclyxto 100 mg Filmtabletten: Jede Filmtablette enthält 100<br />

mg <strong>Venetoclax</strong>. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1. ANWENDUNGSGEBIETE:<br />

Venclyxto in Kombination mit Rituximab wird angewendet zur Behandlung erwachsener Patienten mit chronischer<br />

lymphatischer Leukämie (CLL), die mindestens eine vorherige Therapie erhalten haben. Venclyxto wird als Monotherapie<br />

angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung einer CLL, die eine 17p Deletion oder TP53-Mutation<br />

aufweisen und die für eine Behandlung mit einem Inhibitor des B Zell-Rezeptor-Signalwegs nicht geeignet sind<br />

oder ein Therapieversagen zeigten, oder die keine 17p Deletion oder TP53-Mutation aufweisen und bei denen<br />

sowohl unter einer Chemoimmuntherapie als auch unter einem Inhibitor des B Zell-Rezeptor-Signalwegs ein Therapieversagen<br />

auftrat. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt<br />

6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Inhibitoren zu Beginn und<br />

während der Aufdosierungsphase (siehe Abschnitte 4.2 und 4.5). Gleichzeitige Anwendung von Zubereitungen,<br />

die Johanniskraut enthalten (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5). SONSTIGE BESTANDTEILE: Tablettenkern: Copovidon<br />

(K-Wert 28), Hochdisperses Siliciumdioxid (E551), Polysorbat 80 (E433), Natriumstearylfumarat, Calciumhydrogenphosphat<br />

(E341 (ii)). Filmüberzug Venclyxto 10 mg Filmtabletten und Venclyxto 100 mg Filmtabletten: Eisen(III)-<br />

hydroxid-oxid x H 2 O (E172), Polyvinylalkohol (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 3350 (E1521), Talkum (E553b).<br />

Filmüberzug Venclyxto 50 mg Filmtabletten: Eisen(III)-hydroxid-oxid x H 2 O (E172), Eisen(III)-oxid (E172), Eisen(II,III)-<br />

oxid (E172), Polyvinylalkohol (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 3350 (E1521), Talkum (E553b). NAME UND AN-<br />

SCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Knollstraße, 67061<br />

Ludwigshafen, Deutschland. VERTRETUNG DES ZULASSUNGSINHABERS IN ÖSTERREICH: AbbVie GmbH, 1230<br />

Wien. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig. PHARMAKOTHERA-<br />

PEUTISCHE GRUPPE: sonstige Antineoplastika, ATC-Code: L01XX52. STAND DER INFORMATION: 11/2018.<br />

Informationen zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen<br />

mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit,<br />

Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.


<strong>ArzneimittelPROFIL</strong> <strong>Venetoclax</strong>, April <strong>2019</strong>

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