Theaterzeitung Lampenfieber Ausgabe 67
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SCHAUSPIEL<br />
ZUKUNFT: HEIMAT?<br />
Die Vorhaben des Schauspiels für die Spielzeit 2019/2020, an deren Beginn die<br />
Brandenburger Landtagswahl steht, fußen auf einer intensiven Beschäftigung mit<br />
jenen Themen, die uns derzeit in Cottbus und weit darüber hinaus umtreiben.<br />
Begriffe wie „Zukunft“, „Heimat“ und „nationale Identität“ sind vielerorts Aus -<br />
gangs punkt für Debatten. Sie sind zu hinterfragender Gegenstand von Zuschrei -<br />
bungen, Inbesi tznahme wie auch (oder gerade deswegen) diffuse Sprachhülsen. Die<br />
Aus ein an dersetzung mit diesen Begriffen wird das konzeptionelle Fundament der<br />
künstlerischen Arbeit des Schauspiels bilden, mit der wir einen Beitrag zum gesellschaftlichen<br />
Diskurs um die Fragen der Zeit leisten.<br />
14. September 2019 | Großes Haus<br />
THE BLACK RIDER.<br />
THE CASTING OF THE MAGIC BULLETS<br />
Tom Waits / Robert Wilson / William S. Burroughs<br />
Regie: Malte Kreutzfeldt<br />
Um die Tochter des Erbförsters heiraten zu dürfen, muss sich der wahrlich schlechte<br />
Schütze Wilhelm als tadelloser Jäger beweisen. In seiner Verzweiflung nimmt<br />
Wilhelm von einem geheimnisvollen Stelzfuß magische Kugeln an, die jedoch an<br />
teuflische Bedingungen geknüpft sind.<br />
The Black Rider ist die US-amerikanische Perspektive auf die deutsche Volkssage<br />
„Der Freischütz“. Ein musikalisch-theatraler Höllenritt zwischen deutscher folkloristischer<br />
Schauderromantik und Beatnik-Lyrik, zwischen europäisch tradierter<br />
Opernhandlung und amerikanischem Songwriting.<br />
28. September 2019 | Kammerbühne<br />
WARTEN AUF STURM Uraufführung<br />
Peter Thiers, Gewinner des „Kleist-Förderpreises für junge Dramatikerinnen und<br />
Dramatiker“ 2019 | Regie: Volker Metzler<br />
„Alles kommt vom Bergwerk her“, also: Alles kommt aus dem Schmutz, der<br />
Dunkelheit, der harten, kräfteverschleißenden Arbeit, um denen über Tage zu Wohl -<br />
stand zu verhelfen. Mit dieser Parabel von Peter Thiers über den Zustand unserer<br />
Arbeitswelt und soziale Verhältnisse ist das Staatstheater Cottbus erstmalig mit der<br />
Uraufführung des Preisträgerstücks des „Kleist-Förderpreises für junge Dramatike -<br />
rinnen und Dramatiker“ betraut.<br />
|<br />
30. November 2019 | Großes Haus<br />
FAUST &<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
Regie: Jo Fabian<br />
29. Februar 2020 | Großes Haus<br />
ANTIFAUST Uraufführung<br />
Stückentwicklung von Jo Fabian<br />
Regie: Jo Fabian<br />
Schauspieldirektor Jo Fabian widmet sich einem Doppelprojekt:<br />
FAUST und ANTIFAUST – These und Antithese: Zunächst werden im FAUST Wort<br />
und Figuren des bedeutendsten Werks der deutschen Literaturgeschichte um den<br />
unzufriedenen Wissenschaftler Faust, seinen Pakt mit dem Teufel und die Verführung<br />
des gottesfürchtigen Gretchens auf die Bühne gebracht. Denn es soll untersucht wer-<br />
MUSIKTHEATER<br />
Auf dem Programm der Sparte Musiktheater stehen vier Neuinszenierungen im<br />
Großen Haus und eine konzertante Aufführung der Oper FIDELIO zum 250.<br />
Geburtstag Ludwig van Beet hovens.<br />
Die Spielzeit beginnt mit der Uraufführung der Oper EFFI BRIEST nach dem<br />
Roman von Theodor Fontane, die das Staatstheater bei dem Komponisten<br />
Siegfried Matthus in Auftrag gegeben hat. Anlass hierfür ist der 200. Geburtstag<br />
Fontanes. Der Schriftsteller wur de in Neuruppin geboren und blieb sein ganzes<br />
Leben hindurch jener Region verbunden, die heute „Berlin-Brandenburg“<br />
genannt wird.<br />
Der Roman „Effi Briest“ gilt als Meisterwerk des Realismus, was Sprache und<br />
die genaue Beobachtung gesellschaftlicher Verhältnisse betrifft. Die siebzehnjährige<br />
Effi Briest wird mit dem doppelt so alten Baron von Innstetten verheiratet.<br />
Dieser kann mit dem jungen Mädchen nichts anfangen und vernachlässigt<br />
sie, während er seine Karriere vorantreibt. Als Innstetten Jahre später von einer<br />
kurzen Affäre Effis erfährt, tötet er den Liebhaber im Duell und verstößt seine<br />
Frau. Auch deren Eltern lassen sie im Stich. Die Uraufführung wird gefördert<br />
durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die Sparkasse Spree-Neiße und durch<br />
das Ministerium für Wissenschaft, For schung und Kultur des Landes Bran -<br />
denburg.<br />
Leichtfüßig geht es in die Karnevalszeit mit dem Singspiel IM WEISSEN<br />
RÖSSL. Hier, am Wolfgangsee, steht das Glück vor der Tür und lädt jeden ein,<br />
seine Sorgen zu vergessen.<br />
SPIELZEIT<br />
Im April führt Verdis OTELLO tief in zwischenmenschliche Verwick lungen.<br />
Otello hat als erfolgreicher Feldherr in fremdem Land eine neue Heimat gefunden<br />
und in Gestalt seiner Ehefrau Desdemona auch persönliches Glück. Doch<br />
sein Widersacher Jago missbraucht Otellos Vertrauen und stürzt ihn ins Unglück.<br />
Mit Philip Glass, dem Meister meditativer Musik, geht die Spielzeit zu Ende.<br />
Seine Oper SATYAGRAHA wird als Mehrspartenprojekt inszeniert, wobei dem<br />
Ballett eine tragende Rolle zukommt. Die Handlung der Oper greift Episoden<br />
der frühen Jahre Mohandas Karamchand Gandhis auf, in denen er sich in<br />
Südafrika für die Rechte der dort lebenden Inder einsetzte. Zu dieser Zeit bildete<br />
Gandhi jene Lebenshaltung heraus, die er mit dem von ihm geschaffenen<br />
Ausdruck „Satyagraha“ bezeichnete. Das Wort lässt sich übersetzen als „unbedingtes<br />
Festhalten an der Wahr heit“. Diese Einstellung umfasst viel mehr als das<br />
Konzept des gewaltlosen Widerstands, das mit dem Namen Gandhis verknüpft<br />
ist.<br />
Glass konzipierte diese Oper nicht als dramaturgisch zugespitzte Biografie eines<br />
bedeutenden Menschen. Viel mehr schuf er ein Werk, von dem es heißt, es sei<br />
„mehr Ritual als Unter haltung, mehr Mysterienspiel als Oper“. Glass ist Meister<br />
darin, mit kurzen musikalischen Phrasen das Gefühl für Raum und Zeit aufzuheben,<br />
indem er sie immer und immer wiederholt. Kontraste auf engstem Raum<br />
und minimale Veränderungen der Phrasen sorgen innerhalb der so entstehenden<br />
Klangsphäre für Bewegung. Im Zusammenspiel von Bühne und Musik entfaltet<br />
Glass‘ Werk eine einzigartige Magie. bl