Kaiserlich erleben
Ausgabe 2/2019
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ENTDECKEN 7<br />
Über 100 darstellende, singende, tanzende und musizierende Endinger<br />
lassen Stadtgeschichte lebendig werden.<br />
Fotos: Hans-Peter Ziesmer – www.regiovision.net<br />
und Regisseurin, „Wir sind sofort<br />
innerlich angekommen.“ Mit<br />
dem Stadtspiel wollten sie dieser<br />
„besonderen Gemeinschaft“ etwas<br />
zurückgeben.<br />
Ein Geben und<br />
Nehmen prägt<br />
das Miteinander<br />
Bis heute sei das Projekt ein<br />
„Geben und Nehmen“. Die Stadt<br />
unterstützt es mit Marketingaktionen<br />
und dem Bereitstellen von<br />
Proberäumen. Annette Greve<br />
schult die Akteure unentgeltlich<br />
in Gesang, Tanz und Schauspiel.<br />
Eine Chance für die Endinger,<br />
denn auch wenn Proben und<br />
Auftritte Zeit kosten und sie<br />
keine Gage erhalten, lernen sie<br />
viel durch die professionelle Begleitung<br />
und wachsen an ihren<br />
Aufgaben. Einer der Stadtspieler<br />
konnte zum Beispiel seine Scheu<br />
ablegen, vor größerem Publikum<br />
zu sprechen, erzählt Greve. Ein<br />
Jugendlicher habe hinter den Kulissen<br />
seine Technikaffinität entdeckt<br />
und später in diesem Bereich<br />
studiert. Eine ältere Dame<br />
überwand durch den Kontakt<br />
mit anderen Stadtspielern eine<br />
schwierige Phase in ihrem Leben.<br />
„Es haben sich in der Zwischenzeit<br />
Untergruppen gebildet. Sie<br />
treffen sich unabhängig von den<br />
Proben, fahren sogar gemeinsam<br />
in Urlaub“, freut sich die Regisseurin.<br />
Durch das starke Gemeinschaftsgefühl<br />
fühle auch<br />
sie sich getragen.<br />
Besondere Voraussetzungen,<br />
um Stadtschauspieler zu werden,<br />
gibt es keine. „Jeder Endinger<br />
kann mitmachen.“ Mit Begeisterung<br />
und Fingerspitzengefühl<br />
setzt die Regisseurin die Darsteller<br />
je nach Begabung ein. Unter<br />
den Kindern hat sie schon das<br />
eine oder andere Talent entdeckt.<br />
Dann jucke sie es schon „in den<br />
Fingern“, diese noch intensiver<br />
zu fördern. Doch nicht alles ist<br />
der rührigen Regisseurin möglich.<br />
Schließlich leitet sie neben<br />
ihrem Engagement für die Ge-<br />
spielte Stadtgeschichte und weiteren<br />
ehrenamtlichen Einsätzen<br />
hauptberuflich das Privattheater<br />
Deutsche Kammerschauspiele<br />
und betreibt von Juni bis Oktober<br />
den „WalnussteegARTen“, ein<br />
Café im Martinskirchgässli, wo<br />
sie auch wohnt.<br />
Nach rund zweieinhalb Stunden<br />
endet die theatralische<br />
Stadtführung im Adelshof mit<br />
einem großen Finale aus Tanz,<br />
Musik und Gesang. Alle Darsteller<br />
betreten noch einmal die<br />
Bühne, der Applaus ist groß. Die<br />
Zuschauergruppe ist an diesem<br />
Abend bunt gemischt, rund 60<br />
Personen sind es insgesamt, ältere<br />
Paare, junge Menschen und<br />
auch ein, zwei Familien sind dabei.<br />
Nicht nur Touristen haben<br />
die Gespielte Stadtgeschichte gebucht.<br />
Eine Endingerin erzählt<br />
beim anschließenden Umtrunk:<br />
„Ich habe die Führung zum Geburtstag<br />
geschenkt bekommen.<br />
Das ist heute schon mein zweites<br />
Mal.“ Und eine Frau aus Emmendingen,<br />
die im Kaiserstuhlstädtchen<br />
arbeitet und mit einer<br />
Gruppe Freundinnen gekommen<br />
ist, schwärmt: „Ich wollte schon<br />
immer einmal teilnehmen und<br />
bin ganz begeistert. Hier steckt<br />
so vieles drin: Schauspiel, Tanz,<br />
Gesang, Geschichtliches … einfach<br />
eine runde Sache.“<br />
• Freya Pietsch<br />
Die Äbtissin hält Gericht in „Müllers Scheune“ – eine von vielen bunten Szenen der Endinger Stadtführung.<br />
02/2019 · <strong>Kaiserlich</strong> <strong>erleben</strong>