28.06.2019 Aufrufe

Erftstadt Magazin Juli 2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Als Gymnich Geschichte schrieb. Staatsgäste wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher trafen auf Schloss Gymnich zusammen.<br />

die Staatsgäste kamen, wurden<br />

hier die Gullydeckel zugeschweist.<br />

Gymnich war zu, überall war Polizei“,<br />

erzählt Marlies Johann. Dennoch<br />

hätten die Gymnicher alles<br />

recht gelassen aufgenommen.<br />

Auch wenn mal Demonstrationen<br />

gegen die Gäste stattfanden, wie<br />

beim Besuch des sowjetischen<br />

Staats- und Parteichefs Leonid Breschnew<br />

1978, den man auf Plakaten<br />

als „Hitler von heute“ bezeichnete.<br />

Für die deutsche Geschichte<br />

hat Schloss Gymnich insofern einen<br />

besonderen Platz eingenommen,<br />

da es hier am 25. August<br />

1989 zu einem geheimen Treffen<br />

zwischen dem damaligen Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl und Außenminister<br />

Hans-Dietrich Genscher mit<br />

dem ungarischen Ministerpräsidenten<br />

Miklos Nemeth und Außenminister<br />

Gyula Horn kam. Als einer<br />

der Schlüsselmomente der Widervereinigung<br />

darf die Grenzöffnung<br />

auf ungarischer Seite gelten. Verhandelt<br />

wurde dies in Gymnich.<br />

Helmut Kohl stellte später fest: „Ungarn<br />

hat den ersten Stein aus der<br />

Mauer geschlagen.“ Die DDR-<br />

Flüchtlinge konnten aus Ungarn in<br />

24 <strong>Erftstadt</strong> <strong>Magazin</strong><br />

die BRD reisen. Als Schloss Gymnich<br />

als Gästehaus ausgedient<br />

hatte, kaufte nach einer Weile die<br />

„Kelly Family“ das Anwesen. „Die<br />

Staatsgäste, das war im Vergleich<br />

dazu keine große Sache“, erinnert<br />

sich Marlies Johann schmunzelnd.<br />

Denn diese ließen nichts unversucht<br />

ihre Lieblinge zu sehen. Oft tagelang<br />

wurde der Eingang zudem<br />

belagert. In den letzten Jahren hat<br />

das Neubaugebiet am Ortseingang<br />

zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg<br />

gesorgt. Einer der<br />

„neuen“ Bewohner ist Peter Wasserfuhr.<br />

„Ich fühle mich hier gut integriert“,<br />

sagt er lächelnd. „In ganz<br />

<strong>Erftstadt</strong> hat jedes Dorf ohne Ende<br />

Veranstaltungen. In Gymnich kann<br />

ich dreimal im Jahr Feuerwerk genießen.<br />

Und auch an Karneval, das<br />

sage ich als Kölner, muss man nicht<br />

mehr in die Stadt fahren. Man hat<br />

hier alles.“ Friedhelm Prinz wohnt in<br />

Gymnich seit 2005. Für ihn war es<br />

anfangs schwierig anzukommen.<br />

„Ich habe dann bei der Stadt angerufen<br />

und nach Wegen gesucht<br />

mich ehrenamtlich zu engagieren,<br />

um mehr Leute kennenzulernen.“<br />

Heute ist er unter anderem als<br />

Schiedsmann aktiv und kennt auch<br />

dadurch viele Menschen in der<br />

Stadt. „Ich kann sagen, dass die<br />

Erftstädter nicht sehr streitlustig<br />

sind. Das ist alles relativ friedlich<br />

und wenn man miteinander redet,<br />

dann klappt das ganz gut, Probleme<br />

aus der Welt zu schaffen.“ Auch<br />

Marlies Johann ist zufrieden, wie es<br />

mit den Neubürgern klappt. „Vieles<br />

hat sich hier auch in Gymnich zum<br />

Positiven entwickelt. Die Zugezogenen<br />

sind in vielen Vereinen engagiert.“<br />

Problematisch sei allerdings<br />

weiterhin die Konzentration<br />

auf die beiden großen Ortsteil<br />

Liblar und Lechenich. „Da hat sich<br />

nicht viel geändert in all den Jahren.<br />

Und für die Jugend gibt es hier zu<br />

wenig Möglichkeiten.“<br />

Peter Wasserfuhr ist ein „Neubürger“, der sich durch die große Vereinslandschaft<br />

in Gymnich gut „integriert“ fühlt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!