Erftstadt Magazin Juli 2019
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Als Gymnich Geschichte schrieb. Staatsgäste wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher trafen auf Schloss Gymnich zusammen.<br />
die Staatsgäste kamen, wurden<br />
hier die Gullydeckel zugeschweist.<br />
Gymnich war zu, überall war Polizei“,<br />
erzählt Marlies Johann. Dennoch<br />
hätten die Gymnicher alles<br />
recht gelassen aufgenommen.<br />
Auch wenn mal Demonstrationen<br />
gegen die Gäste stattfanden, wie<br />
beim Besuch des sowjetischen<br />
Staats- und Parteichefs Leonid Breschnew<br />
1978, den man auf Plakaten<br />
als „Hitler von heute“ bezeichnete.<br />
Für die deutsche Geschichte<br />
hat Schloss Gymnich insofern einen<br />
besonderen Platz eingenommen,<br />
da es hier am 25. August<br />
1989 zu einem geheimen Treffen<br />
zwischen dem damaligen Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl und Außenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher mit<br />
dem ungarischen Ministerpräsidenten<br />
Miklos Nemeth und Außenminister<br />
Gyula Horn kam. Als einer<br />
der Schlüsselmomente der Widervereinigung<br />
darf die Grenzöffnung<br />
auf ungarischer Seite gelten. Verhandelt<br />
wurde dies in Gymnich.<br />
Helmut Kohl stellte später fest: „Ungarn<br />
hat den ersten Stein aus der<br />
Mauer geschlagen.“ Die DDR-<br />
Flüchtlinge konnten aus Ungarn in<br />
24 <strong>Erftstadt</strong> <strong>Magazin</strong><br />
die BRD reisen. Als Schloss Gymnich<br />
als Gästehaus ausgedient<br />
hatte, kaufte nach einer Weile die<br />
„Kelly Family“ das Anwesen. „Die<br />
Staatsgäste, das war im Vergleich<br />
dazu keine große Sache“, erinnert<br />
sich Marlies Johann schmunzelnd.<br />
Denn diese ließen nichts unversucht<br />
ihre Lieblinge zu sehen. Oft tagelang<br />
wurde der Eingang zudem<br />
belagert. In den letzten Jahren hat<br />
das Neubaugebiet am Ortseingang<br />
zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg<br />
gesorgt. Einer der<br />
„neuen“ Bewohner ist Peter Wasserfuhr.<br />
„Ich fühle mich hier gut integriert“,<br />
sagt er lächelnd. „In ganz<br />
<strong>Erftstadt</strong> hat jedes Dorf ohne Ende<br />
Veranstaltungen. In Gymnich kann<br />
ich dreimal im Jahr Feuerwerk genießen.<br />
Und auch an Karneval, das<br />
sage ich als Kölner, muss man nicht<br />
mehr in die Stadt fahren. Man hat<br />
hier alles.“ Friedhelm Prinz wohnt in<br />
Gymnich seit 2005. Für ihn war es<br />
anfangs schwierig anzukommen.<br />
„Ich habe dann bei der Stadt angerufen<br />
und nach Wegen gesucht<br />
mich ehrenamtlich zu engagieren,<br />
um mehr Leute kennenzulernen.“<br />
Heute ist er unter anderem als<br />
Schiedsmann aktiv und kennt auch<br />
dadurch viele Menschen in der<br />
Stadt. „Ich kann sagen, dass die<br />
Erftstädter nicht sehr streitlustig<br />
sind. Das ist alles relativ friedlich<br />
und wenn man miteinander redet,<br />
dann klappt das ganz gut, Probleme<br />
aus der Welt zu schaffen.“ Auch<br />
Marlies Johann ist zufrieden, wie es<br />
mit den Neubürgern klappt. „Vieles<br />
hat sich hier auch in Gymnich zum<br />
Positiven entwickelt. Die Zugezogenen<br />
sind in vielen Vereinen engagiert.“<br />
Problematisch sei allerdings<br />
weiterhin die Konzentration<br />
auf die beiden großen Ortsteil<br />
Liblar und Lechenich. „Da hat sich<br />
nicht viel geändert in all den Jahren.<br />
Und für die Jugend gibt es hier zu<br />
wenig Möglichkeiten.“<br />
Peter Wasserfuhr ist ein „Neubürger“, der sich durch die große Vereinslandschaft<br />
in Gymnich gut „integriert“ fühlt.