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NeuesLeben-56-32017-Webfassung

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„N E U E S L E B E N“<br />

Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />

Heft <strong>56</strong> (2017 / Nr. 3)<br />

Herausgegeben von der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft e.V.


„N E U E S L E B E N“<br />

Titelbild:<br />

Johann Strauss (Sohn): NEUES LEBEN, Polka française für das Pianoforte, op. 278 –<br />

Klavierausgabe – Privatbesitz Werner Abel, Titelblatt<br />

Johann Strauss (Sohn) widmete Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha im Herbst 1863 die Polka „Neues<br />

Leben“, die er persönlich in einer Prachthandschrift im Wiener „Palais Coburg“ überreichte und die dem Herzog<br />

nach Coburg übersandt wurde. Für die Widmung bedankte sich Herzog Ernst II. 1864, als der Notendruck bei Haslinger<br />

erschien, mit der Verleihung der „Silbernen Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft“.<br />

Um seine dritte Frau, Adele Strauss, geb. Deutsch, heiraten zu können, wurde Johann Strauss (Sohn) 1887 durch<br />

Naturalisation Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und damit Deutscher. Seine zweite Ehe wurde<br />

durch Dekret Ernst II. getrennt. In Coburg heiratete er Adele standesamtlich und kirchlich. Auch wenn er bis zu<br />

seinem Lebensende in Wien lebte und wirkte, war und blieb er bis zu seinem Tod 1899 Coburger. Adele, der er in<br />

inniger Liebe zugetan war, starb mehr als dreißig Jahre nach ihm in Wien, ebenfalls als Coburger Bürgerin.<br />

Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ wurde 1975 in Hamburg gegründet und hat seit 1991 ihren Sitz in<br />

Coburg.<br />

HERAUSGEBER:<br />

D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T<br />

Eingetragener gemeinnütziger Verein, Amtsgericht Coburg, VR 667, FA Coburg, Steuer-Nr. 212/107/60110<br />

Bankverbindung: Sparkasse Coburg - Lichtenfels,<br />

IBAN: DE06 7835 0000 0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB,<br />

Internet: www.djsg.de<br />

E-Mail: kontakt@djsg.de<br />

Vorstand: 1. Vorsitzender: Dr. Ingolf Roßberg, Dresden<br />

2. Vorsitzender: Manfred Drescher, Bamberg<br />

Schatzmeister:<br />

Jonas Geelhaar, Coburg<br />

Schriftführerin:<br />

Astrid-Birgit Roßberg, Dresden<br />

Beisitzer:<br />

Friedhelm Kuhlmann, Hamburg<br />

Dr. Michael Mahlert, Ulm<br />

GMD Christian Simonis, Magdeburg / Bad Reichenhall<br />

Als beratende Mitglieder des Vorstandes fungieren: Werner Abel, Darmstadt; Prof. Dr. Norbert Linke,<br />

Borken; Prof. Christian Pollack, Wien; Prof. Helmut Reichenauer, Wien; Inge Röhre, Ürzig (Mosel);<br />

Prof. Norbert Rubey, Wien; Dr. Eduard Strauss, Wien<br />

Sitz des Vereines:<br />

Redaktion:<br />

c/o Albrecht Tauer, Lahmstr. 33, 96450 Coburg<br />

(Tel. 09<strong>56</strong>3 / 721 902, Fax 09<strong>56</strong>3 / 721 904)<br />

Dr. Ingolf Roßberg (verantwortlich), Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der jeweiligen Autoren. Sie geben deshalb nicht unbedingt<br />

die Meinung des Herausgebers, des Vorstandes oder der Redaktion wieder. Angegebene Internetlinks wurden zu<br />

Redaktionsschluss – für dieses Heft war dies der 15. November 2017 – sorgfältig geprüft: Gleichwohl wird für diese<br />

und für etwa auf diesen Seiten vorhandene weiterführende Links (Hyperlinks) jede Haftung abgelehnt.<br />

Schutzgebühr je Ausgabe: 8,00 € (zzgl. Versandkosten)<br />

Die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ erhalten die Magazine „Neues Leben“ im Rahmen<br />

ihrer Mitgliedschaft kostenfrei.<br />

2


„N E U E S L E B E N“<br />

Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />

Heft <strong>56</strong> (2017, Nr. 3)<br />

Herausgeber:<br />

D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T e.V.<br />

Druck:<br />

DCT GmbH, Nicolaus Zech Straße 64-68, 96450 COBURG<br />

Tel. 09<strong>56</strong>1 – 83450 Fax 09<strong>56</strong>1 – 834545<br />

ISSN der Druckfassung: 1438 – 065X<br />

ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Sternstunden und Niederlagen 5<br />

Aus unserem Verein 6<br />

Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall 6<br />

Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017 9<br />

„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken. 18<br />

Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt 18<br />

Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt 18<br />

GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“ 19<br />

Neue Mitglieder 19<br />

Briefe an die Redaktion 20<br />

Aus unseren befreundeten Gesellschaften 22<br />

Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018 22<br />

Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV) 22<br />

Kulturverein „Wiener Blut“ 22<br />

The Johann Strauss Society of Great Britain 22<br />

Svenska Strauss-Sällskapet 24<br />

16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft 25<br />

Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft 26<br />

Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017) 27<br />

Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ 27<br />

Fachbeiträge 28<br />

Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss 28<br />

Wer war HITL? – Ein Suchbericht 35<br />

Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn) 43<br />

Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen 66<br />

Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern 66<br />

Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten<br />

Prof. Dr. Michael Lakner 69<br />

Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre zurückwandern und abrocken 76<br />

„Und dies und das und noch etwas“ 80<br />

Konzert am österreichischen Nationalfeiertag 83<br />

Carl Michael Ziehrer 85<br />

Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen... 91<br />

Nicht nur der Donauwalzer… 91<br />

Der „Grandseigneur“ ist tot 92<br />

Johann Strauss in St. Petersburg 92<br />

Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen 94<br />

Neu im Bücherregal 97<br />

Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung 97<br />

Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker 98<br />

In eigener Sache… 98<br />

4


Sternstunden und Niederlagen<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Straussianerinnen, liebe Straussianer,<br />

liebe Freunde der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“,<br />

„Sternstunden“ und „Niederlagen“ – sie gehören zum Leben dazu.<br />

Aber, manche „Niederlage“ ist völlig unnötig.<br />

Wolfgang Schaller, der Intendant der „Staatsoperette Dresden“,<br />

hätte in Leuben nichts Schlimmeres haben können, als dieses<br />

„menschliche Versagen“, ein simpler Bedienfehler, der binnen<br />

einer halben Minute 16.000 Liter Wasser über die Sprinkleranlage<br />

aus 23 Meter Höhe auf die Bühne schüttete. Geschehen am<br />

18. Oktober 2017. Getestet werden sollte übrigens die Sprinkleranlage<br />

des im gleichen Komplex befindlichen „Theaters Junge<br />

Generation“, die zu diesem Zeitpunkt für den Test vorher trocken gelegt worden war…<br />

Die angerichteten Verwüstungen legten das Haus zunächst lahm. Und doch: Wäre dieses in Leuben passiert,<br />

das Haus würde geschlossen werden, ohne viel Federlesens, und das wäre es gewesen mit „Operette“<br />

und „Dresden“. Aber es geschah in einem neuen Haus – und mit viel Zähneknirschen muss nun<br />

die Stadt das nötige Geld in die Hand nehmen, investieren, was die Versicherung nicht zahlt. Der inzwischen<br />

zäh ermittelte Schaden beträgt etwa 3,5 Mio. Euro, für ganze 30 Sekunden Fehlbedienung…<br />

Und sie muss nachbessern, was sie vorher einsparen wollte. Z. B. beim Bühnenboden, der das überstanden<br />

hätte, wenn nicht die Gegner der „Staatsoperette“ einen „billigen“ durchsetzten, der die Wasserattacke<br />

nicht überlebte, vollständig herausgerissen werden musste (samt Drehscheibe) und nun komplett<br />

auf den Stand gebracht wird, den er von Anfang an hätte haben können. Schlimmer ist der Schaden an<br />

der Ton- und Lichttechnik, diese ist ja nicht im nächstgelegenen Baumarkt zu haben und die Fachfirmen<br />

haben es auch nicht so schnell verfügbar: Bei der absolut überschaubaren Zahl von Theaterneubauten in<br />

Deutschland lohnt sich keine „Produktion auf Lager“.<br />

Der „Neubau“ erfolgt nun zum zweiten Mal. Im Februar soll nun der „Voll-Bühnenbetrieb“ wieder beginnen<br />

(mit Not-Beleuchtung und eingeschränkter Tontechnik). Aber nach diesem Unglück: Wir mussten<br />

unsere Dresden-Fahrt 2017 schieben, auf den 1. September 2018, hier war nichts mehr zu retten... Wir<br />

können aber Wolfgang Schaller und das Haus nur unterstützen: Persönlich eine Serie von „Sternstunden“,<br />

nach „Niederlagen“, einschließlich eines ganz tiefen menschlichen „Auf-und-Ab“ – da können wir<br />

für ihn und dieses Haus nur baldige – erneute – „Sternstunden“ wünschen.<br />

Eine „Sternstunde“ in diesem Heft jedenfalls ist die Filmografie von Prof. Wulff, entstanden in einem<br />

„Recherche-Rausch“, wie er selbst mir schrieb, als er den Artikel von Inge Röhre aus den „Flugschriften“<br />

von mir erhielt...<br />

Deshalb: Vielen herzlichen Dank an alle Beitragenden in diesem Heft und ich wünsche Ihnen Freude<br />

beim Lesen!<br />

Ihr<br />

Dr. Ingolf Roßberg<br />

1. Vorsitzender<br />

5


Aus unserem Verein<br />

Johann Strauss-Tage 2017<br />

Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall<br />

Von Johannes Böck<br />

Ankündigung der Bad Reichenhaller Johann Strauss-Tage 2017 auf einer<br />

Großleinwand beim Königlichen Kurtheater Bad Reichenhall<br />

Am dritten Wochenende im September 2017 veranstaltete die Bad Reichenhaller Philharmonie unter<br />

der Leitung ihres Chefdirigenten Maestro Christian Simonis wieder Johann-Strauss-Tage in der berühmten<br />

Kurstadt im Südostzipfel Bayerns, ca. 15 Autominuten von der Stadt Salzburg in Österreich entfernt.<br />

Die Ausflugsmöglichkeiten wurden vom Autor in den Ausgaben 35/2008 und 53/2016 von „Neues Leben“<br />

der DJSG beschrieben. Leider spielte das Wetter nicht immer mit. Vor allem der Samstag war nasskalt<br />

und verregnet... Etwa 40 Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und ihre Angehörigen<br />

ließen es sich trotzdem nicht nehmen, zu diesen Veranstaltungen weite Reisen und teils verregnete<br />

Tage auf sich zu nehmen.<br />

Geboten wurde:<br />

- ein Willkommensdrink für die angereisten Strauss-Freunde im Parkhotel Luisenbad durch den Inhaber,<br />

Herrn Herkommer,<br />

- eine halbszenische Aufführung der Operette „Wiener Blut“ von Adolph Müller nach Melodien von<br />

Johann Strauss (Sohn),<br />

- davor einen Einführungsvortrag von Herrn Prof. Norbert Rubey vom „Wiener Institut für Strauss-<br />

Forschung“ – ursprünglich war Herr Prof. Helmut Reichenauer vorgesehen, der allerdings seine Teilnahme<br />

aus familiären Gründen absagen musste,<br />

- die Jahreshauptversammlung im Parkhotel Luisenbad,<br />

- ein Klavierkonzert mit der jungen Pianistin Frau Nina Scheidmantel im Hotel Klosterhof in Bayrisch-<br />

Gmain – für die Teilnehmer an diesem Event wurde ein Zubringerdienst mit einem Bus eingerichtet<br />

- ein Konzert mit Werken von Robert Stolz und anderen Vertretern der „Silbernen Operettenära“ im<br />

königlichen Kurtheater unter der Leitung von Roland Seiffarth und der Moderation von Hans Stolz,<br />

einem Großneffen des berühmten Vertreters der „Silbernen Operettenära“ und<br />

- ein Konzert mit Zarzuelas – dem spanischen Pendant zur Wiener Operette – mit der<br />

Kastagnettenvirtuosin Friedrike von Krosigk.<br />

6


Friederike von Krosigks<br />

spektakuläre Kastagnettenkünste<br />

Kammersänger Prof. Dr. Bernd WEIKL bei der<br />

Jahreshauptversammlung der „Deutschen Johann<br />

Strauss Gesellschaft“<br />

Prominentester Gast war der international bekannte Baritonsänger Herr Kammersänger Prof. Dr. Bernd<br />

Weikl. Ebenfalls bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall anwesend war auch der aus Heidelberg<br />

stammende und derzeit in Bamberg lehrende Bühnenwissenschaftler, Herr Prof. Albert Gier. Er verteilte<br />

seine Arbeit in Buchform über die Operettenpoesie an Mitglieder der Strauss-Gesellschaft und Freunde<br />

dieser Musikrichtung.<br />

Friedhelm Kuhlmann aus Hamburg stellte seine zweite und erweiterte Auflage seines Buches über Oscar<br />

Fetrás – dem Walzerkönig aus der Hansestadt – vor. Es wurde sowohl das Werksverzeichnis überarbeitet<br />

als auch das Buch um die Korrespondenz mit der Familie Strauss nach dem Tod von Eduard Strauss 1916<br />

erweitert. Dieses Buch ist 584 (!) Seiten stark...<br />

Albrecht Tauer aus Coburg<br />

Friedhelm Kuhlmann (re.) – Autor der Oscar-Fetrás-Biographie<br />

im Gespräch mit Herrn Gerd-Rainer Herguth aus Konstanz, der<br />

mit seiner lieben Gattin Erwine Herguth dabei war<br />

bei der Jahreshauptversammlung der DJSG<br />

7


Den Kulturverein „Wiener Blut“ vertrat Herr Gerhard Menhard,<br />

da, wie oben erwähnt, Prof. Reichenauer aus familiären Gründen<br />

bei den Johann-Strauss-Tagen nicht dabei sein konnte. Herr<br />

Menhard reiste mit seiner lieben Gattin, Frau Gertrude<br />

Menhard an. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung sprach<br />

der ehemalige Leiter des Kulturamtes der Stadt Coburg, Herr<br />

Albrecht Tauer über seine Vorbereitungsarbeiten zu den Johann-Strauss-Tagen<br />

2018 in Coburg.<br />

Herr Prof. Dr. Norbert Linke übergab im Rahmen der JHV drei<br />

historische Dokumente für die Coburger Landesbibliothek, welche<br />

auch das Archiv der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

beherbergt.<br />

Die Hauptlast der Johann-Strauss-Tage in Bad Reichenhall trägt<br />

der Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie, Maestro<br />

Christian Simonis. Er dirigierte die konzertante Aufführung der<br />

Operette Wiener Blut und das Zarzuela-Konzert mit der<br />

Kastagnettenvirtuosin Frau Friederike von Krosigk, mit dieser er<br />

auch ein Gespräch führte.<br />

Prof. Dr. Norbert Linke<br />

Er moderierte auch das Klavierkonzert mit Frau Nina Scheidmantel, welche bereits Auftritte in New York<br />

und Peking absolvierte und ihre Leistungen umjubelt wurden. Sie bekam zwei Mal von der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ ein Stipendium und gehört zu den jüngsten Mitgliedern dieses Vereines.<br />

Liebe Frau Scheidmantel – haben Sie an dieser Stelle vielen Dank für Ihre Darbietungen – Alles Liebe für<br />

die Zukunft!<br />

Unsere Konzertpianistin Nina Scheidmantel<br />

Maestro Christian Simonis dirigierte und<br />

moderierte die Konzerte in Bad Reichenhall<br />

Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung verdanken Herrn Simonis einige Aufnahmen unbekannter<br />

Werke von Zeitgenossen der Familie Strauss, zuletzt Carl Millöcker (Bericht siehe Heft 55 Neues Leben),<br />

im Frühjahr 2017 spielte er mit den Nürnbergern Symphonikern einige Werke von Philipp Fahrbach (Vater<br />

und Sohn) ein, welche in einigen Jahren auf den Markt kommen wird.<br />

8


Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der DJSG stellte Herr Simonis auch die Pläne für die Johann-<br />

Strauss-Tage der Jahre 2018 und 2019 vor.<br />

Aus Großbritannien kam Herr John Diamond mit seiner Gattin angereist. Der „Johann-Strauss-<br />

Gesellschaft von Großbritannien“ verdanken Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche<br />

Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern. Folge 3 der<br />

„Contemporaries (= Zeitgenossen) der Familie Strauss“ erschien im Oktober 2017. Aus Wien kamen –<br />

neben den Herren Prof. Norbert Rubey und Gerhard Menhard mit Gattin – auch Frau Dr. Gertrude Seitz<br />

mit ihrem Gatten und die Obfrau der Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg angereist.<br />

Aus dem Raum Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz wohnten auch die Herren Jürgen Stahl und Rainer<br />

Wojtynek den Konzerten bei.<br />

Die Gesangseinlagen bestritten die Sopranistinnen Gabriele Rösel, Christine dell‘Antonio (geb. Holzwarth)<br />

und Thea Schuette sowie die Tenöre Claus J. Frankl, Eugene Amesmann und Harald Wurmsdobler<br />

bei den ersten beiden Konzertabenden, bei der Zarzuela-Matinee am Sonntag in der Konzertrotunde<br />

erbrachte Frau Eva Schinwald ihre fulminante Gesangsleistung.<br />

Unserem zweiten Vorsitzenden, Manfred Drescher aus Bamberg, ist für die Organsiation dieser Tage bis<br />

in das kleinste Detail für Nächtigungen, Kartenreservierung sowie Speis und Trank die Hochachtung zu<br />

zollen!<br />

Der Autor dieses Berichtes bedankt sich bei der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ sowie der Bad<br />

Reichenhaller Philharmonie unter der Leitung von Maestro Christian Simonis für die schöne Zeit, die er –<br />

bereits zum dritten Male – in Bad Reichenhall verbringen durfte.<br />

Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017<br />

Erneut „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ 15.-17. September in Bad Reichenhall<br />

von Manfred Drescher<br />

Nachdem die Jahreshauptversammlung 2016 in Bad Reichenhall ein bombastischer Erfolg war, was vor<br />

allem an dem glänzenden musikalischen „Beiprogramm“ lag, war es nur logisch, auch in diesem Jahr<br />

wieder bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall zu verweilen und ein zweites Mal hintereinander die<br />

Jahreshauptversammlung der Gesellschaft, eingebettet in musikalische Köstlichkeiten, abzuhalten. Dazu<br />

kommt, dass der verantwortliche Generalmusikdirektor Christian Simonis Vorstandsmitglied der Gesellschaft<br />

ist.<br />

Also fährt man mit über 45 Freunden aus allen Teilen Deutschlands, Österreich und der Schweiz nach<br />

Bad Reichenhall. Aus England kommt der Vorsitzende der dortigen Straussgesellschaft John Diamond<br />

mit seiner Frau Mina und als Gast ist Kammersänger Prof. Dr. Bernd Weikl bei den Straussianern. All das<br />

ist Voraussetzung für ein weiteres einmaliges Erlebnis mit der unsterblichen Musik von Johann Strauss.<br />

Fast ist die Stimmung innerhalb der Gesellschaft noch besser wie im letzten Jahr, vollauf zufrieden sind<br />

alle und niemand hat die zum Teil doch recht lange Reise nach Bad Reichenhall bereut. Und wenn auch<br />

die nächste Jahreshauptversammlung der Gesellschaft in Coburg sein wird, verspricht man den Reichenhallern<br />

auch bei den Strausstagen 2018 wieder dabei zu sein. Dann ohne Ansprachen und große Versammlungen<br />

– sondern sich ausschließlich dem Rausche der Musik hingebend.<br />

Was in diesem Jahr wieder geboten wurde, ist mehr als einmalig und wird es so schnell woanders mit<br />

Sicherheit nicht geben. Ein Mekka für die herrliche Musik von Strauss, aber auch Robert Stolz, Franz<br />

Lehár, Leo Fall und den wunderschönen Klängen spanischer Operetten. Mehr als zufrieden und beseelt<br />

9


von wunderbaren und einmaligen Erlebnissen trat man nach den drei Tagen wieder die Heimreise an.<br />

Doch nun im Einzelnen zu den Programmpunkten.<br />

Es beginnt am 15. September 2017 im Theater Bad Reichenhall.<br />

Auf dem Programm steht die halbszenische Aufführung von Johann<br />

Strauss‘ „Wiener Blut“. Einen hochinteressanten Einführungsvortrag<br />

gibt es vor Beginn der Operette. Der stellv. Leiter der<br />

Musiksammlung der Wiener Staatsbibliothek und wissenschaftliche<br />

Leiter des „Wiener Instituts für Strauss-Forschung“, das Ehrenmitglied<br />

der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, der<br />

Wiener Prof. Norbert Rubey, hält einen hochinteressanten Einführungsvortrag,<br />

der auf die Besonderheiten dieser letzten Operette<br />

von Johann Strauss eingeht. Die herrliche Partitur der Operette<br />

wurde durch den hervorragenden Kapellmeister, den Wiener Adolf<br />

Müller jun. zusammengestellt, er stellte die Musik mit einer Vielzahl<br />

von überwiegend Instrumentalwerken von Johann Strauss<br />

(man spricht von 31 verschiedenen) zusammen.<br />

Die berühmten Autoren Victor Léon und Leo Stein haben mit Müller<br />

gemeinsam diese Operette zusammengestellt, davon dass sie<br />

eigentlich zusammengestückelt wurde, merkt man gar nichts, so<br />

wundervoll hat man hier gearbeitet.<br />

Bild 1: Prof. Norbert Rubey<br />

Johann Strauss (Sohn) konnte die Uraufführung, die am 26. Oktober 1899 im Carltheater in Wien stattfand<br />

nicht mehr erleben, da er bereits am 3. Juni 1899 in Wien verstarb. Verstarb als Coburger und damit<br />

deutscher Bürger. Zwischenzeitlich zählt „Wiener Blut“ zu den vier meistgespielten Stücken des großen<br />

Schanis.<br />

Die Regie hat der in Bayreuth geborene Claus J. Frankl übernommen, der auch gleichzeitig als Premierminister<br />

von Reuß-Schleiz-Greiz gekonnt durch die Operette führt. Die teilweise doch sehr verworrene<br />

Handlung hat er in glänzender Weise aufbereitet, führt alles zusammen, stimmig und beeindruckend.<br />

Hier merkt man, dass mit ihm ein Vollblutkömodiant, ein Vollblutsänger, ein Vollblutregisseur, einfach<br />

eine „Wunderwaffe“ der Operette auf der Bühne steht. Er ist auf der Bühne der Dreh- und Angelpunkt,<br />

er hat alles im Griff und ist dabei auch ein exzellenter Darsteller und Sänger. Mehr kann man einfach<br />

nicht haben und der Applaus zeigt ihm, dass das Publikum dieses Allroundtalent nicht nur schätzt, sondern<br />

ihm mit stürmischem Beifall auch seine ganze Zuneigung zeigt. Das heitere Verwirrspiel um einen<br />

liebestollen Grafen, der am Schluss doch brav bei seiner Gemahlin landet. Die Geschichte seines ergebenen<br />

Dieners Josef, der am Ende seine Probiermamsell in die Arme schließen kann und des Premierministers,<br />

der am Ende die Tänzerin Cagliari als Theaterstar mit sich nimmt, ist so verworren, da sich die<br />

Paare öfter wechseln, wie gleichzeitig hinreißend – von der Musik brauche ich hier gar nicht zu reden,<br />

diese redet für sich allein. Fast vergisst man, dass es sich „nur“ um eine halbszenische Aufführung handelt.<br />

Ja, und neben Claus J. Frankl hat man noch weitere Pfunde, mit denen man wuchern kann, die Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie mit ihrem Chef, dem Leiter und Lenker, dem geborenen Wiener, GMD Christian<br />

Simonis und dem hervorragenden Sängerensemble. Das Publikum geht begeistert mit, ständiger<br />

stürmischer Zwischenapplaus und am Ende ein fast nicht enden wollender Beifallssturm zeugen davon,<br />

dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, das Publikum mit Strauss zu verzaubern. Die Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie spielt an diesem Abend so, als wenn sie persönlich von Johann Strauss ausgewählt<br />

und eingesetzt worden wäre, leicht, locker, zupackend, zurückhaltend, alles ist an diesem Abend<br />

perfekt.<br />

10


Bild 2: Wiener Blut: Bad Reichenhaller Philharmonie mit Christian Simonis<br />

Und dies liegt vor allem auch an ihrem Leiter Christian Simonis, der am Dirigentenpult richtig auflebt. Er<br />

fiebert mit, er weist an, er hält seine Musiker zurück, wenn es erforderlich ist und es die Sänger verlangen<br />

und er peitscht sie auch wieder nach vorne, wenn es notwendig ist. Er hat die Zügel im wahrsten<br />

Sinne des Wortes in der Hand und bringt sich und seine Musiker gemeinsam zu Höchstleistungen. Eine<br />

ganz beeindruckende Leistung von ihm und jedem seiner Mitglieder der Philharmonie. Toll, was hier in<br />

der eigentlich beschaulichen Stadt Bad Reichenhall doch abgeht.<br />

Als Balduin Graf Zedlau glänzt der gebürtige Tiroler Eugene Amesmann. Sein voller, weicher, schmelzender,<br />

in der Höhe metallisch glänzender und vollkommen sicherer Tenor beeindruckt nicht nur die<br />

drei Damen auf der Bühne, sondern mit Sicherheit die Vielzahl der anwesenden Damen im Publikum.<br />

Glänzende Augen sind noch das wenigste, was sie bei den Auftritten des charmanten und auch darstellerisch<br />

beeindruckenden Tenors bekommen, der seine beeindruckenden Spitzentöne wie kleine Pfeile zu<br />

setzen imstande ist. Er reißt das Publikum förmlich mit und dieses dankt es ihm mit donnerndem Applaus.<br />

Bild 3: Wiener Blut: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Christian Simonis<br />

11


Als seine Frau Gabriele steht die Dresdnerin Gabriele Rösel auf der Bühne. Eine schöne klangvolle, alle<br />

Feinheiten der Partie auskostenden Stimme erlaubt ihr, die ganzen Facetten dieser Partie auszuleuchten<br />

und ihrem ungetreuen Balduin heimzuleuchten. Auch in ihren Duetten können sie brillieren und das<br />

Publikum mehr als überzeugen.<br />

Die in Münster in Westfalen geborene Thea Schuette gibt die Tänzerin Demoiselle Franziska Cagliari. Mir<br />

ist sie ein kleines bisschen zu zurückhaltend, zu gebremst in ihren Aktionen, sie schäumt nicht gerade<br />

vor Leidenschaft über – bei der Cagliari erwartet man eigentlich etwas mehr feuriges. Aber das ist nun<br />

sicher auch Auffassungssache, ihr Sopran weiß wohl zu gefallen und sich auch in den Duetten entsprechend<br />

einzubringen.<br />

Als Probiermamsell Pepi ist die Wienerin Christine dell´Antonio (früher Holzwarth) eine Augen- und Ohrenweide.<br />

Im letzten Jahr habe ich sie einfach zur Coburgerin gemacht (da war wohl wieder einmal der<br />

Wunsch der Vater des Gedankens), aber sie ist natürlich eine waschechte Wienerin. Sie hat einen leuchtenden<br />

und warmen silbrig flirrenden Sopran, besticht mit zartem aber dennoch durchsetzungsfähigen<br />

Tönen, bezaubert ihr Publikum, darstellerisch ist es eine Freunde ihr zuzusehen, fast würde ich despektierlich<br />

sagen, sie ist ein richtiger weiblicher Lausbub, im schönsten Sinne des Wortes. Sie hat und macht<br />

einfach Spaß und gute Laune und das überträgt sich auf das Publikum.<br />

Ebenso Spaß und Freunde bereitet der Oberösterreicher Harald Wurmsdobler. Sein wunderschön geführter,<br />

zurückhaltender aber dennoch durchschlagskräftiger Tenor weiß zu gefallen, rund, weich und<br />

stimmschön. Ebenso ist bei ihm die Spielfreunde zu betonen und in den gemeinsamen Duetten sind er<br />

und Christine dell‘Antonio einfach unschlagbar, anders ausgedrückt, man freut sich als Publikum, wie die<br />

beiden dort oben auf der Bühne agieren. Das macht einfach Spaß, so wie das gesamte Ensemble enormen<br />

Spaß bereitet und es muss deshalb auch verdienten langanhaltenden Applaus über sich ergehen<br />

lassen.<br />

Am nächsten Tag ist am Vormittag die Mitgliederversammlung der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

und nach dem Mittagessen geht es in das Hotel Klosterhof in Bayerisch Gmain. Hier ist der ideale<br />

intime und anheimelnde Hintergrund für das nächste Highlight. In Zusammenarbeit mit der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ interpretiert am Klavier Nina Scheidmantel „Pianistische Kaskaden“ über<br />

die Musik von Johann Strauss.<br />

Nina Scheidmantel, die in Lichtenfels geboren wurde, war von 2002 bis 2011 am Gymnasium Albertinum<br />

in Coburg, wo sie das Abitur erfolgreich abschloss. Von 1998 bis 2007 erhielt sie Klavierunterricht bei<br />

Prof. Alla Schatz, 2002 bis 2011 Klarinettenunterricht beim Soloklarinettisten des Philharmonischen Orchester<br />

Coburgs, Edgar Eichstätter. Ihre vielen gewonnenen Wettbewerbe und mannigfaltige Auftritte<br />

aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.<br />

Die Künstlerin ist auch sozial stark engagiert, Benefizkonzerte, Kulturbotschafterin der Gemeinde<br />

Seßlach, Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Coburg, sind nur einige ganz wenige Steine auf<br />

dem bereits langen Weg der jungen Künstlerin, die längst aus ihren musikalischen Kinderschuhen herausgewachsen<br />

ist. Und dann ist sie auch zweifache Stipendiatin unserer „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“.<br />

Der Hausherr des Klosterhofs, Dr. Andreas Färber begrüßt mit launigen Worten die Gäste im bis auf den<br />

letzten Platz gefüllten Saal und Christian Simonis moderiert den überaus gelungenen Nachmittag mit<br />

der jungen hochbegabten Künstlerin, gibt Informationen zu den Stücken, streut Anekdoten ein und es<br />

gelingt ihm, die Übergänge zu den Einsätzen von Nina Scheidmantel fließend und äußerst interessant,<br />

aber auch humorvoll zu gestalten. Und dann zeigt Nina Scheidmantel, was in ihr steckt.<br />

12


Sie beginnt furios mit der Konzertparaphrase<br />

über Walzer-Motive aus „Aschenbrödel“ von<br />

Alfred Grünfeld, danach „Espenblätter – Salonstück“<br />

von Imre Székely und die Konzertparaphrase<br />

über Walzer-Motive aus „Geschichten<br />

aus dem Wienerwald“. Mit enormer Fingerfertigkeit,<br />

einem bestechenden Anschlag, mit<br />

warmem und einfühlsamem Ton, zeigt Nina<br />

Scheidmantel, dass sie jetzt schon zu den ganz<br />

großen Pianistinnen gehört. Danach kommt<br />

„Valses nobles et sentimentales“ von Maurice<br />

Ravel und den offiziellen Teil beschließt die<br />

Ausnahmekünstlerin mit einer blitzsauber und<br />

gekonnt gespielten Improvisation „An der schönen<br />

blauen Donau“ von Max Reger. Gefühlvoll,<br />

einfühlsam und mit exzellenter Anschlagkultur<br />

meistert sie alle Unbillen der Kompositionen<br />

mit ihrem gefühlvollen und virtuosen Spiel. Fast<br />

nicht endend wollender Beifall für die junge<br />

sympathische Künstlerin. Sie kann gar nicht anders<br />

als noch eine besondere Zugabe zu spielen.<br />

Traumhaft sicher mit weichem Anschlag bringt<br />

sie noch den „Liebestraum“ von Franz Liszt zu<br />

Gehör und zeigt, dass sie heute schon zu den<br />

ganz Großen ihrer Zunft gehört. Sie beweist mit<br />

Bild 4: Nina Scheidmantel<br />

dem eindrucks- und ausdrucksvollen Konzert,<br />

dass sie die Herzen eines musikbegeisterten Publikums im Sturm erobern kann. Wir werden noch viel<br />

von dieser jungen und doch schon so reifen Künstlerin hören.<br />

Am Abend geht es ins Königliche Kurhaus. Dort findet eine ganz besondere musikalische Veranstaltung<br />

statt. Die Operettengala mit dem Untertitel: „Robert Stolz und seine Zeit“ bringt Melodien der sogenannten<br />

„Silbernen Operettenära“ zu Gehör. Und zwei Besonderheiten gibt es bei diesem Konzert. Der<br />

Großneffe von Robert Stolz, der Grazer Hans Stolz, moderiert den Galaabend und er stellt einen ganz<br />

besonderen Draht, eine persönliche Verbindung und ein ausgeprägtes Hintergrundwissen zu dem letzten<br />

großen Operettenkomponisten Robert Stolz dar, dessen Musik praktisch zum Volksgut geworden ist<br />

und dessen Melodien auch heute noch in den Herzen seiner Zuhörer weiterlebt. Hans Stolz würzt seine<br />

Moderation mit einem enormen Hintergrundwissen über den Großmeister und mit einer riesengroßen<br />

Portion Humor, streut Bonmots in die Moderation ein und singt auch bei einigen Liedern mit.<br />

Dazu kommt, dass er eng befreundet ist mit dem Kapellmeister des heutigen Abends – und hier ist aus<br />

meiner Sicht eine kleine Sensation gelungen. Unser Mitglied Roland Seiffarth, war über 30 Jahre lang<br />

der Oberleiter und Chefdirigent der Musikalischen Komödie in Leipzig. Er ist Ehrenmitglied der Leipziger<br />

Oper, Ehrendirigent des Orchesters der Musikalischen Komödie und Kunstpreisträger der Stadt Leipzig.<br />

Darüber hinaus ist er einer der liebenswürdigsten Menschen, denen ich in den letzten Jahren begegnet<br />

bin.<br />

Und eigentlich wollte er den Dirigentenstab weglegen und seinen Ruhestand, den er sich mit 76 Jahren<br />

wahrlich verdient hat, genießen. Im letzten Jahr war er als Gast bei der Mitgliederversammlung und im<br />

Gespräch mit Christian Simonis, der ähnlich euphorisch und voller Herzblut sein Dirigat betreibt, hat er<br />

nach langem Zögern zugesagt, als ausgewiesener Stolz Kenner, das Konzert zu dirigieren – und dies war<br />

eine Bombenentscheidung. Wie er mit den Philharmonikern und mit den Sängern zurechtkommt, sucht<br />

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seinesgleichen. Wie ein Junger agiert er am Dirigentenpult, kennt jede einzelne Note, gibt seine Einsätze<br />

und bringt das Orchester zur Höchstleistung. Zügig, rasant dirigiert er das Orchester, als wenn er nie in<br />

den Ruhestand getreten wäre.<br />

Er agiert am Pult, als wäre er noch 20 und selten habe ich einen Dirigenten erlebt, der sich mit solcher<br />

Leidenschaft praktisch in die Partitur hineinwirft. Flott, mitreißend mit einer tollen Klangfülle spielt das<br />

Orchester und überdeckt die Sänger in keinem Moment, denn Seiffarth nimmt bei den leisen Passagen<br />

auf der Bühne, die Lautstärke heraus und lässt die Sänger stimmschonend begleiten. Eine furiose Leistung<br />

und man möge mir meine Euphorie etwas verzeihen, denn ich habe Roland Seiffarth viele Jahre<br />

während seiner aktiven Zeit in Leipzig erlebt – und er hat sich seine Frische, seine grenzenlose Freude<br />

am Musizieren, seine Liebenswürdigkeit, seine Bescheidenheit und seinen Enthusiasmus erhalten und es<br />

gelingt ihm dadurch ein glänzendes Dirigat.<br />

Bild 5: „Robert-Stolz-Abend“: Roland Seiffarth (Mitte), Hans Stolz<br />

Der Abend beginnt mit der Ouvertüre zu der relativ unbekannten Operette von Oscar Straus „Rund um<br />

die Liebe“ und stimmt das erwartungsvolle Publikum im ausverkauften Saal so richtig ein. Mit dem wunderschönen<br />

Wienerlied „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Stolz setzt Gabriele Rösel ein überzeugendes<br />

Zeichen ihrer stimmlichen Fähigkeiten. Man konnte sich den Prater und vor allem die blühenden<br />

Bäume so richtig bildlich vor Augen vorstellen. Ihr weicher klangvoller und in jeder Lage ausgeglichener<br />

Sopran bezaubert auch in ihrem zweiten Solo dem Lied „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der<br />

Stolzoperette „Der Favorit“.<br />

Mit dem Stolzlied aus dem gleichnamigen Film „Das Lied ist aus“ kann Eugene Amesmann seinen vollen,<br />

ausgeglichenen stimmschönen, in jeder Lage fest sitzenden Tenor, der keinerlei Höhenschwierigkeiten<br />

hat, einsetzen. Eine der Höhepunkte vor der Pause ist das Duett „Lippen schweigen“ aus der Operette<br />

von Lehár „Die lustige Witwe“, welches Gabriele Rösel und Eugene Amesmann unvergleichlich zart und<br />

gleichzeitig mit vehementem Ausbruch fast zelebrieren. Tosender Beifall für beide Künstler.<br />

Dazwischen der Konzertwalzer „Wiener Café“ von Stolz, blendend präsentiert von der Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie mit ihrem „jugendlichen“ Dirigenten Roland Seiffarth. Und dazwischen immer wieder<br />

Geschichteln und Bonmots von Hans Stolz, vielfach auch im Zwiegespräch mit Roland Seiffarth. Aus dem<br />

Film „Zauber der Boheme“ singt dann Eugene Amesmann das Walzerlied von Robert Stolz „Ich liebe<br />

dich“ und dabei werden so manche Augen der im Publikum sitzenden Damen mehr als feucht. Und als er<br />

14


durch die Reihen gehend noch rote Rosen verteilt, gibt es kein Halten mehr. Dass er dieses wunderschöne<br />

Lied stimmlich bis zum letzten auskostet, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.<br />

Und dann singt er noch gemeinsam mit Gabriele Rösel aus dem „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ das<br />

Duett „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“. Wunderschön, zart, schmetternd in den Höhen, einfach<br />

zum Genießen. Und so sieht es auch das Publikum, welches aus dem Klatschen gar nicht mehr herauskommt.<br />

Dazwischen vom herrlichen Orchester mit seinem Dirigenten, der in Leipzig als Stolzspezialist<br />

nicht nur galt, sondern es auch war, der Marsch aus der gleichnamigen Stolzoperette „Frühjahrsparade“.<br />

Und da ist ja auch noch Christine dell‘Antonio. Sie bezaubert zuerst mit dem Stolzlied der Marika „Joj,<br />

mámám“. Und es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und vor allem auch zuzuschauen. Und nach der<br />

Pause setzt sie noch einen drauf. Das Lied „Im Casino, da steht ein Pianino“ aus dem Singspiel von Stolz<br />

„Wenn die kleinen Veilchen blühen“ zelebriert sie förmlich. Mit keckem, geläufigem und zartem, aber<br />

dennoch durchschlagenden Sopran verzaubert sie die Zuhörer und mit einer Spitzentanzeinlage zeigt<br />

sie, was sie nicht nur beim Gesang drauf hat. Einfach toll.<br />

Bild 6: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth, Christine dell´Antonio, Harald Wurmsdobler<br />

Mit dem ausgezeichneten Tenor Harald Wurmsdobler, der mehr für die zarten zurückhaltenden Töne<br />

zuständig ist und mit seiner samtenen weichen Stimme mehr als punkten kann, bringt sie – ebenfalls aus<br />

dem „Weißen Rößl“ das schwungvolle Lied „Die ganze Welt ist himmelblau“ zu Gehör. So toll dargeboten,<br />

dass man es am liebsten gleich noch einmal hören möchte. Die beiden geben ein erstklassiges aufeinander<br />

abgestimmtes Paar ab, wo man nicht weiß, bei wem man nun mehr klatschen soll.<br />

Beide sind schnell in das Herz des Publikums eingedrungen, wie auch das andere Sängerpaar. Harald<br />

Wurmsdobler hat dann auch noch zwei wunderschöne Solis, eine vor und eine nach der Pause. Mit dem<br />

fast melancholischen Lied „Jeder trägt sein Pinkerl“ aus der Leo Fall Operette „Der fidele Bauer“ weiß er<br />

stimmlich zurückhaltend für wohliges Gefühl unter den Zuhören zu sorgen und mit dem Wienerlied „A<br />

klane Drahrerei“ aus der Stolzoperette „Das Sperrsechserl“ kann er das Publikum ein weiteres Mal begeistern.<br />

Ja – und dann treten unsere beiden Tenöre im Duett auf, der eine zurückhaltend, weich, gefällig,<br />

der andere etwas massiver mit strahlender Höhe, singen sie aus dem Film „Ich liebe alle Fraun“ das<br />

wundervolle Stolzlied „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“. Und das nimmt man den beiden ungesehen<br />

ab, stürmischer und langanhaltender Applaus für beide Künstler.<br />

Im Finale vereinen sich die Stimmen der vier Ausnahmekünstler in dem feurigen Lied von Robert Stolz<br />

„Gibt´s in Wien a Hetz, a Drahrerei“, bei welchem das ausgelassene Publikum mitgeht und nicht aufhören<br />

will zu klatschen. Es bleibt nichts anderes übrig, als Zugabe vereinen sich die vier Stimmen in dem<br />

wunderschönen Lied „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“. Die Zuhörer lassen die Interpreten nicht von der<br />

Bühne, bis sie, zusammen mit Hans Stolz den Auszug mit dem mitreißenden Lied „Jung san ma, fesch san<br />

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ma“ andeuten. Mehrfaches Zurückholen auf die Bühne und zu endgültigen Schluss nochmals „Jung san<br />

ma….“, gemeinsam mit dem begeistert mitgehenden Publikum. Ein Abend, bei dem alles gepasst hat,<br />

das Orchester natürlich, der geniale Dirigent, der stilvolle Moderator und natürlich die vier Sänger, die<br />

man gerne bald wieder auf einer Bühne erleben möchte. Und natürlich das Andenken an Robert Stolz,<br />

den unvergessenen Musiker.<br />

Bild 7: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth<br />

Am Vormittag des leider letzten Tages der Strauss Tage gibt es wieder etwas Außergewöhnliches. In der<br />

Konzertrotunde am Kurpark steht der „Spanische Operettenzauber“ auf dem Programm unter dem<br />

Beititel „Virtuose Kastagnettenklänge und Lieder aus den spanischen Zarzuelas“. Allzu begeistert gehe<br />

ich nicht zu diesem Abschlusskonzert, denn Kastagnetten und spanische Zarzuelas, was kann mich da<br />

schon erwarten. Ja, man soll halt nicht so voreingenommen sein. Es erwartet mich ein musikalischer<br />

Vormittag vom Feinsten. Ich bin einfach hingerissen, von dem was ich hier geboten bekomme und was<br />

noch lange in mir nachhallt.<br />

Zuerst sei die Bad Reichenhaller Philharmonie genannt. Dieses zeigt sich wieder einmal von seiner besten<br />

Seite, musiziert teilweise überwältigend, frisch, schwungvoll, mitreißend. Unter dem feurigen, spritzigen,<br />

schwungvollen, leidenschaftlichen und einfühlsamen Dirigat von Christian Simonis erwachen die<br />

Bad Reichenhaller Philharmoniker richtiggehend zu spanischen Toreros. Christian Simonis, der sein Orchester<br />

mit festen Zügeln führt, die er aber, wenn es darauf ankommt auch entscheidend lockert und so<br />

mitreißend dirigiert, mit dem ganzen Körper mitgeht, seine Musiker zu Höchstleistung bringt, das ist<br />

schon einmalig. Diese Musiker, die ihm willig und in völligem Einklang folgen. Auch moderiert er in seiner<br />

launigen, charmant-wienerischen Art auch eindrucksvoll den Ablauf an diesem Vormittag und gibt<br />

viel über die spanische Operette und vor allem über die Kastagnetten preis, ein Thema, welches bei den<br />

wenigsten der Konzertbesucher bekannt sein ist.<br />

Das Orchester beginnt mit dem Paso doble aus „La Alegria de la Huerta“ von Federico Chueca. Simonis<br />

weckt die Zuhörer mit dieser rasant gespielten Komposition richtig auf und fragt dann natürlich auch, ob<br />

jetzt alles wach sei. Man merkt ihm auch an, dass es Spaß macht durch diese Art der Musik zu führen.<br />

Als weiteres Solostück für das Orchester kommt dann noch das Preludio aus „La Gran Via“ von Federico<br />

Chueca.<br />

Zum zweiten Stück, der Canción de Paloma aus „El barberillo de Lavapiés“ von Francisco Asenjo betreten<br />

die beiden Solokünstler die Bühne. Das sind einmal Friederike von Krosigk mit ihren Konzertkastagnetten<br />

und die zauberhafte Sopranistin Eva Maria Schinwald. Christian Simonis erzählt von der Begegnung<br />

mit Friederike von Krosigk, die – Spanien ist weit weg – im Bayernland, bei Miesbach aufgewachsen ist.<br />

Sie gehört zu den ganz wenigen Künstlern, die auf der Bühne diese beiden unscheinbaren Holzhalbkugeln<br />

einsetzt. „Sie werden nur über den Daumen gespannt und dann sind meine vier Finger da und mehr<br />

16


auche ich nicht“, erläutert sie und man kann kaum glauben, welche Klangfülle sie damit erzeugen<br />

kann.<br />

Eva Schinwald zelebriert ihre spanischen Zarzuelas mit klarem, leuchtendem, beweglichem und äußerst<br />

stimmschönem Sopran dem Publikum zur Freude und ist auch von der optischen Erscheinung eine Ausnahmekünstlerin.<br />

Eindrucksvoll mit Koloraturfeuer singt sie ihre operettenhaften Arien. Dazu praktisch<br />

immer die Kastagnetten, die natürlich sehr stark durch die Außergewöhnlichkeit die Aufmerksamkeit auf<br />

sich ziehen. Die beiden Künstler zusammen treten dann noch auf in „De España Vengo“ aus „El niño<br />

judío“ von Pablo Luna. Friederike von Krosigk interpretiert allein mit dem Orchester noch Danza<br />

española Nr. 2 von Joaquin Rodrigo, Fandango aus „Doña Francisquita“ von Amadeo Vives und schließlich<br />

Intermedio aus „La Boda de Luis Alsonso“ von Jerónimo Giménez.<br />

Eva Maria Schinwald kann noch alleine glänzen in Carceleras aus „Las Hijas del Zebedeo“ von Ruperto<br />

Chapí y Lorente.<br />

Bild 8: „Spanischer Zauber“: Eva Maria Schinwald, Christian Simonis, Friederike von Krosigk<br />

Der Beifallsturm am Ende des Vormittags will gar kein Ende nehmen, immer wieder müssen die Künstler<br />

auf die Bühne zurückkehren. Vielleicht würden wir heute noch klatschen, wenn nicht die Musiker der<br />

Bad Reichenhaller Philharmonie die Sache und ihre Instrumente in die Hand genommen hätten und das<br />

Podium verlassen haben. Ein außergewöhnlicher Vormittag, mit einer wunderschönen Musik, die man in<br />

dieser Form sicherlich nicht so kennt, geht zu Ende.<br />

Drei Tage mit vielen wunderbaren Eindrücken und vier sehr unterschiedlichen Konzerten, die aber alle<br />

exzellent in den Rahmen passten und das Publikum verzauberten, auf die eine wie auf die andere Art<br />

und Weise. Für jeden war an diesem Wochenende etwas dabei und alles, was geboten wurde, war außergewöhnlich.<br />

Im nächsten Jahr werden wir mit Sicherheit wieder nach Bad Reichenhall pilgern. Dann wird für die Musikfreunde<br />

der Operettenwelterfolg von Franz Lehár „Das Land des Lächelns“ in halbszenischer Aufführung<br />

auf dem Programm stehen. Eine Operettengala widmet sich dann der goldenen Ära der Wiener<br />

Operette und es werden Melodien von Johann Strauss, Carl Millöcker und Franz von Suppé erklingen<br />

und zum Abschluss wird es in der Sonntags-Matinée eine Hommage auf Nico Dostal geben. Ihm, einem<br />

der bedeutendsten Operetten- und Filmmusikkomponisten ist der Abschluss im Jahr 2018 gewidmet. Ich<br />

gebe ehrlich zu, dass ich mich riesig freue, im nächsten Jahr all dies in Bad Reichenhall erleben zu dürfen.<br />

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„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken.<br />

Mit einem (vorläufigen) Flyer (Titelbild links) überraschte Albrecht<br />

Tauer die Jahreshauptversammlung in Bad Reichenhall. Er stellte den<br />

Anwesenden Eckwerte des Programms vor, das zwischenzeitlich auch<br />

in wesentlichen Teilen die Zustimmung des Vorstandes erhalten hatte:<br />

Es beginnt am Freitag nach Himmelfahrt, am 11. Mai 2018, gg. 15.00<br />

Uhr im „Kunstverein“ (Coburg, Leopoldstraße) mit Eröffnungsvorträgen,<br />

für die Friedhelm Kuhlmann und Dr. Ingolf Roßberg bereits zugesagt<br />

haben und hält am Abend ein Konzert des Philharmonischen<br />

Blechbläserquintetts Coburg im Riesensaal bereit.<br />

Der Sonnabend sieht eine Kranzniederlegung am Gedenkstein im „Rosengarten“<br />

vor, unsere Jahreshauptversammlung (wieder im „Kunstverein“)<br />

und am Abend ein Konzert des „Alt-Wiener Strauss-<br />

Ensembles“ mit Ralph Kulling im „Kongreßhaus am Rosengarten“: Der<br />

Glanz der jäh abgebrochenen „Original Coburger Neujahrskonzerte“<br />

mit diesem Ensemble wird auf diese Weise wieder lebendig…<br />

Und der Sonntag beschließt mit „Von der Wiener Klassik bis zum Wiener<br />

Walzer“ des „Bamberger Streichquartetts“ Tage, die auch Begegnungen<br />

unter den „Strauss-Fans“ bereithalten…<br />

Protokoll der Jahreshauptversammlung 2018<br />

Das Protokoll der Jahreshauptversammlung steht – wie immer auf Anforderung – zur Verfügung über<br />

unsere Schriftführererin oder unsere Geschäftsstelle. Am besten per Mail – siehe vorderes Innenblatt –<br />

anfordern, oder auch über Telefon (0351) 479 49 245.<br />

Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt<br />

von Ingolf Roßberg<br />

Ursprünglich sollte hier die Rezension von Manfred Drescher unserer Dresden-Fahrt zum „Weißen Rößl“<br />

stehen. Doch: Am 18. Oktober 2017 ergoss sich durch „menschliches Versagen“, eine Fehlbedienung des<br />

Tests der Sprinkleranlage, binnen einer halben Minute 16.000 Liter Wasser aus dem Bühnenturm auf die<br />

Bühne. Ergebnis: Bühnenboden von Vorder- und beiden Seitenbühnen zerstört, Drehscheibe zerstört –<br />

und schlimmer: Die gesamte Ton- und Beleuchtungstechnik der Bühne wurde zerstört. Und das alles ist<br />

nicht mal eben im „Baumarkt nebenan“ erhältlich, zumal der Schaden zuletzt auf 3,5 Mio. Euro beziffert<br />

wird… Im Februar 2018 wird der „Notbetrieb“ auf der kompletten Bühne aufgenommen und sukzessive<br />

zur Normalität geführt: Wir holen – dank des Engagements von Manfred Drescher – die auf diese Weise<br />

und im wahrsten Wortsinn „abgesoffene“ Dresden-Fahrt nunmehr am 1. September 2018 nach…<br />

Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt<br />

von Rudolf Maeder<br />

Am 2. Dezember 2017 präsentierte die Junge Operette Frankfurt im Großen Saal der Freimaurer-Loge<br />

„Zur Einigkeit“ in Frankfurt am Main die wenig gespielte Strauss-Operette „Waldmeister“. Unter der<br />

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Regie der freiberuflich tätigen jungen Claudia Isabel Martin sangen und spielten die Mitglieder des Ensembles<br />

mit viel Freude und Hingabe. Die Regisseurin erzählte in einem Interview, dass sie sich intensiv<br />

in die bürgerliche Verwechslungskomödie mit verschiedensten Kleinstadt-Figuren, die sich laufend unvorbereitet<br />

begegnen und damit fertig werden müssen, eingelebt habe und mit einem offenen Ensemble<br />

dargestellt habe. Auf verschiedensten Schauplätzen wie die Mühle, der Ballsaal, der Tennisplatz usw.<br />

charakterisiert Johann Strauss seine Figuren mit Ironie, aber auch Menschlichkeit und gibt allen, was sie<br />

auch als komische Figuren auszeichnet. Immer wieder greift Strauss zu Leitmotiven, die das Werk durchziehen,<br />

um auf bestimmte Vorkommnisse oder Charakterisierungen hinzudeuten. Um sie zu erkennen,<br />

muss das Publikum aber genau hinhören! –<br />

Unser Mitglied, die Gesangspädagogin Ute Bolz-Fischer gründete das Frankfurter Ensemble 2013, um<br />

junge Talente zu fördern und die Operette zu pflegen. Mittlerweile hat sie eine Truppe von 25 Personen<br />

um sich, die jenes Jahr einmal eine Operette aufführt so wie dieses Jahr „Waldmeister“…<br />

Wie unser Vorstandsmitglied, Jonas Geelhaar, berichtete, wurde die Einstudierung vor 200 Zuschauern<br />

umjubelt aufgeführt. Dazu beigetragen habe auch Material von unserem Gründungsmitglied Inge Röhre,<br />

1994 erstellt, was einen „roten Faden“ für diese Aufführung ermöglichte und die Operette auf einen<br />

modernisierten, logischen Kern stellte…<br />

Herzlicher Glückwunsch nach Frankfurt – und wir wünschen der „Jungen Operette Frankfurt“ weiterhin<br />

gute Fahrt durch die Welt der Operette!<br />

GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“<br />

Neue Mitglieder<br />

Als neue Mitglieder begrüßen wir sehr herzlich Frau Gertrude Menhard aus Wien und Herrn Fred Ullrich<br />

aus Bad Reichenhall.<br />

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Briefe an die Redaktion<br />

Zu den Johann-Strauss-Tagen in Bad Reichenhall schrieb der Präsident der „Johann Strauss Society of<br />

Great Britain“, John Diamond, an unseren 1. Vorsitzenden (Übersetzung: Rudolf Maeder):<br />

„Lieber Ingolf<br />

Ich möchte wirklich herzlich in Minas und meinem Namen für deine großartige Einladung zu diesem<br />

denkwürdigen Anlass danken. Wir beide halten ihn für eines der größten Ereignisse in den<br />

letzten Jahren, und deine Großzügigkeit und Besonnenheit, mit denen du dich unserer angenommen<br />

hast, haben wir ausserordentlich geschätzt.<br />

Du und dein Vorstand sind nur zu beglückwünschen für die Organisation eines so großartigen<br />

Wochenendes, das eine solch interessante Kombination von Anlässen bot, ganz zu schweigen von<br />

den herrlichen Mahlzeiten, der Begegnung mit deinen Mitgliedern, und in vielen Fällen hat man<br />

alte Freunde wiedergesehen und neue Freundschaften geknüpft. …<br />

Mit den besten Wünschen - John“<br />

Eine Antwort auf den „Nachtrag der Redaktion“ in „Neues Leben“, Heft 55, S. 86, 2017/2, zur CD-Kritik<br />

von „Eduard Strauss (1835–1916): Zum 100. Jahrestag“, Czech Chamber Philharmonic Orchestra<br />

Pardubice unter der Leitung von John Georgiadis schreibt Peter Kemp, Ehrenpräsident der JSSGB (Übersetzung:<br />

Rudolf Maeder):<br />

Das zentrale Projekt der Britischen Johann Strauss Gesellschaft im Jahre 2016 war die Aufnahme<br />

von „Eduard Strauss (1835 - 1916): Zum 100. Jahrestag“, zum Gedenken an den 100. Todestag<br />

des Komponisten. Die CD wurde am 1. August 2017 veröffentlicht, und wir lasen mit grosser Genugtuung<br />

die enthusiastische Kritik dieser CD von Johannes Böck in „Neues Leben“, Heft 55,<br />

1917/2. Es war deshalb enttäuschend, dass der Böck-Kritik ein „Nachtrag der Redaktion“ folgte,<br />

von dem wir glauben, dass dieser unabsichtlich den Leser von „Neues Leben“ in die Irre führen<br />

könnte.<br />

Dieses Postskriptum lautet: „Nachtrag der Redaktion: Auf der CD wird der Walzer ‚Ball-<br />

Promessen´ op. 82 (Nr. 9 der CD) als ‚World Premiere Recording´, also als ‚Weltersteinspielung´,<br />

vorgestellt. Das trifft allerdings nicht zu, die Recherchen von unserer Schwestergesellschaft, der<br />

JSSGB, und Naxos haben nicht beachtet, dass bereits 2002 dieser Walzer vom Alt-Wiener Strauss-<br />

Ensemble unter unserem damaligen 1. Vorsitzenden, Arthur Kulling, auf CD eingespielt wurde:<br />

‚Strauss Highlights´ Vol. 2 (Edition Hera). Die DJSG ist also Trägerin einer Weltersteinspielung, wie<br />

sich nunmehr herausstellt… Gut zu wissen. (IR)“<br />

Dr. Ingolf Roßberg schreibt völlig richtig, dass Arthur Kulling und das Alt-Wiener Strauss-Ensemble<br />

die Ersten waren, die Eduard Strauss‘ Walzer „Ball-Promessen“ op. 82 einspielten. Diese Aufnahme<br />

wurde eigentlich, lange vor ihrer Veröffentlichung im Jahre 2002, schon im Jahre 1985 gemacht<br />

und erschien im selben Jahr auf der IntercordSchallplatte „Künstlerleben“ (im Jahre 2006<br />

als CD der Edition Hera wieder aufgelegt). Diese herrliche Aufnahme machten John Diamond und<br />

mich zum ersten Mal aufmerksam auf den Zauber dieses besonderen Walzers und drängten uns,<br />

die von Eduard Strauss veröffentlichte eigene Orchestrierung ausfindig zu machen. Und darin<br />

liegt der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen; denn während die von<br />

Arthur Kulling dirigierte sein eigenes Arrangement für ein 12-Mann-Orchester (ohne Schlagzeug)<br />

ist, verwendet diejenige von John Georgiadis das originale Orchestermaterial, das 1872 von C. A.<br />

Spina in Wien veröffentlicht wurde. Wir glaubten – und tun das noch immer –, dass dieser Um-<br />

20


stand die Bezeichnung dieser Einspielung und neun weiterer Kompositionen auf unserer Marco-<br />

Polo-Ausgabe, die das originale Orchestermaterial des 19. Jahrhunderts verwendet, mit „Weltersteinspielung“<br />

rechtfertigt. Ausserdem legt die Tatsache, dass der immer gut informierte Johannes<br />

Böck in seiner Kritik keine solche einschränkende Bemerkung machte, nahe, dass auch er<br />

die Bedeutung unserer Bezeichnung „Weltersteinspielung“ richtig erkannte.<br />

Im Nachhinein erscheint es vielleicht als falsche Einschätzung unsererseits, die Bezeichnung<br />

„Weltersteinspielung“ nicht mit dem Zusatz „in der originalen Instrumentierung“ versehen zu haben,<br />

wie wir das vorher bei unserer preisgekrönten Vienna-Première-Reihe getan hatten. Wir<br />

nahmen jedoch an, dass die Angabe des Originalverlags bei jeder Komposition jedem Interessierten<br />

klar zeigen würde, dass diese Werke in ihrer originalen Instrumentierung gespielt wurden. Die<br />

Britische Johann-Strauss-Gesellschaft hat immer sehr darauf geachtet, wenn immer möglich, das<br />

originale Orchestermaterial für ihre Einspielung von seltenen Tänzen und Märschen zu verwenden.<br />

Wir möchten das a u c h i n Z u k u n f t s o h a l t e n.<br />

Peter Kemp<br />

Frau Prof. Stemprok sandte uns einen Leserbrief, den wir als Redaktion gern hier abdrucken.<br />

Sehr geehrte Redaktionsmitglieder von „Neues Leben“!<br />

Es ist mir ein Bedürfnis, einmal allen Autoren für ihre hervorragenden Beiträge zu danken, die alljährlich<br />

in „Neues Leben“ erscheinen. Es ist immer ein Vergnügen und eine Bereicherung, die zahlreichen<br />

Artikel zu lesen und aus erster Hand über neueste Forschungsergebnisse, stattgefundene<br />

Premieren oder Neuigkeiten auf dem CD– bzw. Büchermarkt informiert zu werden.<br />

Unmittelbarer Anlass für diesen Leserbrief ist der überaus interessante Beitrag über Julius Fucik<br />

(Prag 1872 - Berlin 1916) von Thomas Jelinowicz in der Übersetzung Rudolf Maeders im Heft Nr.<br />

55 (2017 / Nr. 2) , der mich schon allein aufgrund der aufwendigen Entstehungsgeschichte beeindruckt:<br />

Da macht es sich der Autor Thomas Jelinowicz zunächst zur verdienstvollen Aufgabe, die<br />

Tagebuchaufzeichnungen seines tschechischen Landsmannes Julius Fucik aufzuarbeiten und damit<br />

der Nachwelt zu erhalten. Jeder Autor, der sich jemals mit der Entzifferung von Handschriften<br />

beschäftigt, weiß, wie viel mühsame Kleinarbeit dahintersteckt. Nächster, ebenso mühsamer Arbeitsschritt<br />

war sicherlich, aus der Fülle des vorliegenden Textmaterials die wichtigsten Lebensdaten<br />

und Stationen dieses bedeutenden Militärkapellmeisters und Komponisten auszuwählen, in<br />

einem Artikel zusammenzufassen, um diesen in englischer Übersetzung der JSSGB als Fachartikel<br />

zur Verfügung zu stellen. (Erschienen in „Vienna Music“ Nr. 106, Winter 2016/17). Nach neuerlicher<br />

Bearbeitung und Aktualisierung durch Thomas Jelinowicz landete das Manuskript zwecks<br />

deutscher Übersetzung beim bewährten Rudolf Maeder, der ihn mit zahlreichen fundierten Anmerkungen<br />

und humorvollen Kommentaren ergänzte. An dieser Stelle Dank an Rudolf Maeder für<br />

seine zahlreichen Berichte und Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, der damit<br />

das beliebte Magazin der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ seit Jahren bereichert.<br />

Dank der „Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft“ konnte mit diesem wertvollen Beitrag nach<br />

Tagebuchaufzeichnungen Julius Fuciks von Thomas Jelinowicz, dem Mitbegründer und Vorstandsmitglied<br />

der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft, sowie des Übersetzers Rudolf<br />

Maeder, wieder ein neuer, kleiner, aber wichtiger Puzzle–Stein im großen Mosaik der internationalen<br />

Musikforschung gesetzt werden.<br />

Chapeau!! Chapeau!!<br />

Prof. Christine Stemprok<br />

21


Aus unseren befreundeten Gesellschaften<br />

Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018<br />

Die zur Tradition gewordenen Tanz-Signale unseres befreundeten „Wiener Institutes für Strauss-<br />

Forschung“ finden 2018 erneut statt, und zwar unter dem provokanten Titel eines Zitates in einem Brief<br />

von Johann Strauss (Sohn):<br />

„Ich scheiße auf alle Professoren der Tonkunstlehre.“<br />

(Brief von Johann Strauss (Sohn) an Gustav Lewy, 10. Juni 1892).<br />

Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV)<br />

von Rudolf Maeder<br />

Am Donnerstag, dem 19. Oktober, fand in der Wienbibliothek im Rathaus<br />

die Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses<br />

(SEV), erneut unter dem Patronat des WISF, statt. Sie umfasst die Opera<br />

401 bis 450, und mit ihr liegen nun die entstehungs- und rezeptionsgeschichtliche<br />

Dokumentation und die quellenmässige Erfassung von 94 Prozent<br />

aller Kompositionen mit Opus-Zahlen vor. Im Entstehungszeitraum<br />

dieser Opera, der sich von 1882 bis 1893 erstreckt, zeichnet sich eine neue<br />

Schaffensperiode von Strauss ab. Er selbst spricht von einer Erweiterung<br />

der Form als seinem Verdienst bei der Tanzmusik-Komposition. Anhand<br />

ausgewählter Werke können nun zum ersten Mal darüber konkrete Aussagen<br />

getroffen werden, die sich vor allem auf die während der letzten Russland-Konzertreise<br />

(1886) entstandenen Kompositionen beziehen.<br />

Sylvia Mattl-Wurm (Direktorin der Wienbibliothek), Eduard Strauss und<br />

Michael Hüttler (Leiter des Holitzer-Verlags) begrüßten die Gäste, Thomas<br />

Aigner (Leiter der Musiksammlung) sprach über „Johann Strauss 1886 in<br />

Russland“, und Norbert Rubey (Musiksammlung Wienbibliothek) hielt seinen<br />

Vortrag „Zur Komposition von Tänzen und Märschen im Spätwerk von<br />

Johann Strauss (Sohn)“. Zum Schluss gab es Brot und Wein und angeregte Gespräche…<br />

Kulturverein „Wiener Blut“<br />

Ab 10. Jänner 2018 erwartet uns eine neue Sonderausstellung zum Thema: „Der musikalische Glanz der<br />

Donaumonarchie – Carl Michael Ziehrer zum 175. Geburtstag“. Die Ausstellung wird (mit Ausnahme<br />

von Schließ- und Ferientagen) das ganze Jahr 2018 zugänglich sein. Das Museum mit Prof. Reichenauer<br />

an der Spitze und der Verein freuen sich schon jetzt auf Ihren Besuch.<br />

The Johann Strauss Society of Great Britain<br />

Zusammengestellt und übersetzt von Rudolf Maeder<br />

Unsere britische Schwestergesellschaft bedankt sich bei allen Spendern von Klavier- und Orchesternoten<br />

für ihre Geschenke fürs Archiv. Alle Klaviernoten werden gegenwärtig katalogisiert, die Buchstaben M<br />

bis Z sind bereits vollständig. Die Sammlung von Operetten-Klavierauszügen wurde vom Präsidenten<br />

John Diamond neu geordnet und in neuen Boxen abgelegt. Unter den Spendern befindet sich auch Ru-<br />

22


dolf Maeder, der im Namen der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ immer wieder Kopien von Klaviermusik<br />

an unsere Schwestergesellschaft schickt, da die Originale zum überwiegenden Teil der<br />

Zentralbibliothek Zürich übergeben werden. John Diamond und Per Anders Wiklund haben zusammen<br />

eine grössere Anzahl von Internetkopien von Orchestermaterial der Strauss-Familie und auch von Suppé,<br />

Czibulka, Millöcker, Eilenberg und weiteren Komponisten erwerben können. Inzwischen geht die<br />

Digitalisierung von gedrucktem Strauss-Orchestermaterial weiter, und man hofft, dass das die Werke<br />

von Eduard Strauss noch dieses Jahr vollständig vorliegen werden. Es hat sich gezeigt, dass kein Bedarf<br />

für Salonorchester oder Kleinformationen herrscht, so dass dem Archiv noch einige Ausgaben für großes<br />

Orchester hinzugefügt werden mussten.<br />

Neue Aufnahmen<br />

Die Naxos-Aufnahmen werden voraussichtlich Anfang 2018 durch Eduard Strauss Vol. 2 und Zeitgenossen<br />

der Strauss-Familie 4 komplettiert. Die Aufnahmen dieser Reihen stammen vom Czech Chamber<br />

Philharmonic Orchestra Pardubice unter George Georgiadis und stellen weitere Marksteine der Aufnahmen<br />

von Wiener Musik auf hohem Niveau durch Marco Polo dar. Zeitgenossen der Strauss-Familie 3<br />

ist im Herbst 2017 erschienen und enthält etwa 13 neue Werke. Alle Werke sind Weltersteinspielungen<br />

mit grossem Orchester. Unser CD-Projekt mit der Ziehrer-Stiftung und dem Original Ziehrer Orchester<br />

unter der Leitung von Hans Schadenbauer wurde 2017 mit der Veröffentlichung von Vol. 24 Alt-Wien<br />

und Vol. 25 Heut‘ ist heut‘ fortgesetzt. Eine weitere CD ist für 2018 geplant.<br />

Ein gemeinsames Projekt ermöglichte die Aufnahme der seltenen Suppé-Operette „Die Reise nach Afrika“<br />

mit Dario Salvi, seinem Imperial Viennese Orchestra und einem Sängerensemble Ende 2016 und die<br />

Veröffentlichung Anfang 2017 auf 2 CDs, die durch die JSSGB bezogen werden können.<br />

Spendenaufruf<br />

Von Anfang an hat unsere britische Schwestergesellschaft Geld für die Aufnahmen von seltener Wiener<br />

Musik bereitgestellt. Mit einer größeren Mitgliederzahl und einem privaten Sponsor war das auch möglich.<br />

Der Hauptsponsor lebt nun leider nicht mehr, die Mitgliederzahl ist geschrumpft, die Aufnahmekosten<br />

aber sind enorm gestiegen. Der Vorstand bittet deshalb (vor allem die britischen Straussianer) zu<br />

ersten Mal seit vielen Jahren um einmalige freiwillige Spenden für Eduard Strauss Vol. 2. Weitere Fortsetzungen<br />

sind derzeit nicht geplant. Der Schatzmeister unserer britischen Schwestergesellschaft, Mike<br />

Dyson, dankt allen Spenderinnen und Spendern im Voraus für ihre Gabe, sei sie nun klein oder groß…<br />

„Das Spitzentuch der Königin“<br />

Am Abend des 21. Juli 2017 erlebte man ein einmaliges und eindrückliches Ereignis: die Premiere von<br />

Johann Strauss‘ Operette „Das Spitzentuch der Königin“ im Roxburgh Theatre der Stowe School in Buckingham.<br />

Jeff Clarke dirigierte die Opera Della Luna in dieser ausgezeichneten Produktion in englischer<br />

Sprache. Das Libretto war aus mehreren Versionen, die in den USA Ende des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich<br />

waren, zusammengesetzt. Diese Fassungen wurden von Jeff Clarke nach langer Suche im Musikarchiv<br />

der University of Wisconsin entdeckt! Er erzählt davon im Programmheft, in dem auch ein interessanter<br />

Artikel von Andrew Lamb zur Geschichte der Operette abgedruckt war.<br />

Das Ensemble spielte und sang hervorragend. Der absolute Höhepunkt des Abends aber war das Trio zu<br />

Beginn des 3. Aktes: „Wo die wilde Rose erblüht“…<br />

Eine Operetten-„Entdeckung“<br />

Vielleicht hat keine hervorragende Operette so sehr unter unfähigen Orchestratoren und miserablen<br />

Arrangeuren gelitten wie Victor Herberts „Babes in Toyland“ (1903). Das Traurige daran ist, das absolut<br />

23


keine Notwendigkeit dafür bestand, da Victor Herbert ein klassisches Musikstudium hinter sich hatte, als<br />

er „Babes in Toyland“ komponierte und musikalischer Leiter des Pittsburgh Symphony Orchestra war.<br />

Anscheinend wurde vor 25 Jahren eine Gesamtaufnahme mit allem gemacht, was Victor Herbert für<br />

diese Operette in seiner eigenen Orchestration geschrieben hatte – sogar in London! Aus unbekannten<br />

Gründen wurde die Aufnahme nie veröffentlicht. Nun hat sie eine engagierte Seele namens „Sir Parsifal“<br />

in den vergangenen Monaten auf YouTube gestellt – und siehe da, was für ein Schatz! Es sind Orchesterpassagen<br />

von symphonischem Ausmaß und Songs dabei, die zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte<br />

der Operette gestrichen oder eingefügt worden waren. Es darf genügen zu sagen, dass der Gesang,<br />

die Chorszenen, das Orchesterspiel und das Dirigat vorbildlich sind. Und wenn einem die Musik nicht<br />

genügt (!?), kann man noch Fotos der originalen Broadway-Produktion mit Songtexten ansehen! Ein Beispiel<br />

für das echte musikalische Vergnügen ist das Walzerlied „Jane, Jane, Jane!“ – das bei der Aufführung<br />

gestrichen wurde!<br />

Victor Herbert war Cellist des Strauss-Orchesters in der Saison 1880/81, und der Strauss’sche Einfluss<br />

zeigt sich denn auch in vielen seiner Werke. Die treibende Kraft hinter dem Ganzen war John McGlinn,<br />

der 2009 bereits mit 55 Jahren verstarb. Die gute Nachricht ist: Wir haben alle Zugang zur Operette auf<br />

„Babes in Toyland John McGlinn YouTube“. Alles, was man dann noch tun muss, ist, sich zurückzulehnen<br />

und die musikalische Schatztruhe, die ganze Operettenpartitur, zu genießen, wie es Victor Herbert vorgeschwebt<br />

hat. Sehr wahrscheinlich zaubert sie ein Lächeln auf Ihr Gesicht und erfüllt Ihr Herz mit Freude!<br />

Dann Chamberlin<br />

„Kaiserin Josephine“<br />

George Hamilton, der getreue Chronist unserer Britischen Schwestergesellschaft in Österreich, besuchte<br />

im Sommer dieses Jahres die Aufführungen des Lehár Festival in Bad Ischl. „Die lustige Witwe“ und „Saison<br />

in Salzburg“,die Manfred Drescher in diesem Heft rezensiert. Die dritte Operette, die alle Jahre eine<br />

Ausgrabung darstellt, war dieses Jahr Emmerich Kálmáns vorletzte Operette „Kaiserin Josephine“, auf<br />

die wir uns konzentrieren wollen. Seines Bleibens war nicht mehr in Österreich und Ungarn, wie die in<br />

Bad Ischl anwesende jüngste Kálmán-Tocher Yvonne (geb. 1938) George Hamilton erzählte. Er benutzte<br />

die Premiere der Operette 1935 am Stadttheater Zürich dazu, Visa zu beantragen, um in die USA auswandern<br />

zu können. Yvonne Kálmán sagte auch zu George Hamilton, wie glücklich sie sei, dass in Bad<br />

Ischl diese Operette gespielt werde und dass sie hoffe, dass andere Theater sie bald nachspielen würden.<br />

Wir wissen ja, dass diese Operette zum großen Teil die Musik von Kálmáns zweiter Operette „Der kleine<br />

König“ enthält, quasi ein Recycling, das auch Lehár praktizierte, damit nichts verloren gehen sollte. Die<br />

Geschichte ist nicht unbedingt besonders aufregend. Josephine Tascher de la Pagerie, aus den Antillen<br />

gebürtig, wird prophezeit, dass sie eines Tages Kaiserin sein werde. Sie flirtet mit einem jungen Korporal<br />

und bittet diesen, ihren eingesperrten Sohn, aus ihrer Ehe mit Alexandre de Beauharnais, zu befreien;<br />

das bringt sie in Verbindung mit Napoleon Bonaparte, den sie heiratet, nachdem er ihr gezeigt hat, dass<br />

ihr Korporal nicht viel taugt. Joséphine wird Kaiserin der Franzosen… Die herrliche Kálmán-Musik hingegen<br />

mit langsamem Walzer, Tango und Marsch ist es allemal wert, wiedergehört zu werden und tat es<br />

dann George Hamilton auch sehr an; er fand diese Operette von den drei gezeigten die beste.<br />

Svenska Strauss Sällskapet<br />

Das Wiener Hofburg-Orchester gastierte am 8. Juli 2017 mit einem Strauss-Mozart-Konzert in Schweden.<br />

Das 1971 gegründete Orchester (unter Gert Hofbauer) pflegt die Tradition der Wiener Walzer- und Operettenmusik<br />

sowie die Werke von W. A. Mozart. Unter der Stabführung von Gerhard Lagrange spielten<br />

die 25 Musiker berühmte Werke von Johann und Josef Strauss, Franz Lehár und W. A. Mozart. Solisten<br />

24


waren Adrea van der Smissen (Sopran) und Viktor Schilowsky (Bariton), es tanzten Yulia Sheshina und<br />

Igor Prokopenko. – Ebenfalls zu hören ist das Wiener Hofburg-Orchester auf einer CD (Aufnahmen<br />

2016/17) mit Werken von Strauss, Mozart, Donizetti, Lehár und Rossini.<br />

Unsere schwedische Schwestergesellschaft zeigte ihren Mitgliedern in diesem Jahr auch den Film „Der<br />

Vogelhändler“. Frei nach der Operette von Carl Zeller. Mit Conny Froboess und Peter Weck (DVD Kinowelt).<br />

Der Vorstand unserer schwedischen Schwestergesellschaft<br />

1991 seinem Vereinslokal.<br />

In freundlicher Erinnerung an Leif Johannisson und<br />

Bengt-Åke Lindhe<br />

Das diesjährige Weihnachtsfest (Julfest) unserer<br />

schwedischen Schwestergesellschaft fand am 10. Dezember<br />

2017 im Kevinge värdshus in Mörby statt und<br />

begann um 14.30 Uhr. Die Opernsänger Elisabeth und<br />

Tord Wallström, begleitet vom Pianisten Anders Wadenberg,<br />

sorgten für die Unterhaltung der Gäste. Auch<br />

für ihr leibliches Wohl war gesorgt: Es gab unter anderem<br />

Graved Lachs, heiße Suppe, Weihnachtsschinken,<br />

verschiedene Heringe, Kalbssülze, Frikadellen,<br />

Cheddar, Kaffee, Lebkuchen mit Preiselbeersahne.<br />

Am Neujahrstag findet das traditionelle Neujahrskonzert<br />

in der Stockholmer Beerwald-Halle statt. Mika<br />

Eichenholz dirigiert das Stockholmer Strauss-<br />

Orchester und die Opernsolisten Daria Ivanova, Sarah<br />

Medley Marchand, Dawid Kupinski und Dragos<br />

Mihalcea. Auf dem Programm stehen bekannte Melo-<br />

dien der Strauss-Dynastie: Glanzlichter sind sicher die Ouvertüre zur Operette „Das Spitzentuch der Königin“<br />

von Johann Strauss (Sohn) und der Walzer „Interpretationen“ op. 97 von Eduard Strauss.<br />

Vom 6. bis zum 16. Januar 2018 unternehmen die Schönbrunner Schlossphilharmoniker eine Schweden-<br />

Tournee mit dem Dirigenten Guido Mancusi und den Solisten Marta Mastalir (Sopran) und Wolfgang<br />

Schwaiger (Bariton). Sie bringen Musik von W. A. Mozart, der Strauss-Dynastie und ihren Zeitgenossen<br />

zu Gehör. Die Stationen werden sein: Malmö (6.), Helsingborg (7.), Stockholm (9.), Västerås (10.), Växjö<br />

(11.), Göteborg (12.) und Uppsala (16.).<br />

Vol. 2 der CD „I Fädrens Spår. Von 78 Umdrehungen bis zur CD“ ist erschienen: Unter den Interpreten<br />

sind Clemens Krauss, Rudolf Nilius, Johann Strauss (Enkel), Max Schönherr, der Männerchor Reykjavik,<br />

Felix von Weingartner, Hans Knappertsbusch, Alois Melichar und Georges Boulanger. Die CD enthält 79<br />

Minuten Musik; zu hören sind u. a. die „Waldmeister“-Ouvertüre, „Liebeslieder“-Walzer, „Wo die<br />

Citronen blüh’n“ (Originaltext, gesungen von Wilma Lipp), „Trau, schau, wem!“, „Seufzer“-Walzer, „In<br />

der Blüthezeit“ W, „Zigeunerbaron“-Potpourri, „Cagliostro“-Ouvertüre, Donauwalzer usw. Die CD kostet<br />

100 schwedische Kronen + Porto. Bestellungen an Berth Vestergård, Tel. 0046 08 53044461.<br />

16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />

Seit 2002 organisiert die Rumänische Johann-Strauss-Gesellschaft der Walzerfreunde jährlich ein Internationales<br />

Johann-Strauss-Festival, das im In- und Ausland sehr geschätzt wird. Von Anfang an wurden<br />

Kompositionen der Strauss-Familie, aber auch von anderen Komponisten zur Aufführung gebracht, wobei<br />

dem König des rumänischen Walzers, Josef Ivanovici, ein besonderer Platz zukam. Das 16. Festival<br />

fand vom 20. bis 27. August 2017 in Bukarest unter dem Patronat Seiner Exzellenz, des österreichischen<br />

Botschafters in Rumänien, Gerhard Reiweger, statt.<br />

25


Das Eröffnungskonzert wurde im wunderschönen Konzertsaal des Athenäums gegeben. Es spielte das<br />

Philharmonische Orchester „Georges Enescu“ unter Joszef Horvath, Solistin war die Sopranistin Patricia<br />

Seymour, Solistin des Operetten- und Musical-Theaters Ion Dacian in Bukarest. Die Donau, der Fluss, der<br />

Rumänien mit Österreich verbindet, nahm im Konzert einen wichtigen Platz ein. Neben dem Donauwalzer<br />

und den „Donauwellen“ von Ivanovici wurden zwei weitere Donau-Walzer aufgeführt: „Donauweibchen“<br />

op. 427 von Johann Strauss (Sohn) und „Vom Rhein zur Donau“ von Kéler Béla (als rumänische<br />

Erstaufführung).<br />

Die anderen drei Konzerte wurden vom Dirigenten und Pianisten Josef Ion Prunner mit dem Streichquartett<br />

Artmusik, der Geigerin Corina Bura, begleitet von der Pianistin Viorela Ciucur, und dem Organisten<br />

Erich Türk mit der Sopranistin Patricia Seymour bestritten. Im Programm des Festivals war auch ein Vortrag<br />

von Dr. Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, mit dem Titel<br />

„Josef Strauss, wie ihn niemand kannte“.<br />

Josefina Rodica, die Präsidentin der Rumänischen Strauss-Gesellschaft ist besonders stolz auf die bereits<br />

16 Jahre währende Zusammenarbeit mit unserer britischen Schwestergesellschaft und die partnerschaftliche<br />

Verbindung zu den Gesellschaften in Österreich, Deutschland, Schweden und Japan.<br />

Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />

von Thomas Jelinowicz (Übersetzung: Rudolf Maeder)<br />

Konzert in Slavkov (Austerlitz)<br />

Am 13. Mai 2017 trafen sich Mitglieder unserer tschechischen Schwestergesellschaft in Slavkov<br />

(Austerlitz) zum jährlichen Konzert des „Johann-Strauss-Orchesters Coburg“ (auch bekannt als „Die Flotten<br />

Geister“). Die Konzerte, die schon seit 18 Jahren stattfinden, sind jedes Mal ausverkauft. Das Verdienst<br />

dafür gebührt dem Dirigenten Jiří Preisinger und seiner Schwester, der Organisatorin Vera<br />

Chalupecká (ein wirklich passender Name, denn Henriette „Jetty“ Chalupetzky war Johann Strauss<br />

(Sohn)s erste Ehefrau!). Im reichhaltigen Programm fand sich auch der „Sturm-Galopp“ von Karl<br />

Komzák II und der Walzer „Ballerinas“ von Julius Fucik. Das Orchester dirigierte Klaus Straube aus<br />

Deutschland, es sangen Luisa Albrechtová (Sopran) und Milan Vlcek (Tenor).<br />

Die Tatsache, dass diese Konzerte immer ausverkauft sind, erfüllt die tschechische Gesellschaft mit großer<br />

Genugtuung. Es ist an der Zeit, den Mitgliedern der Britischen Strauss-Gesellschaft für ihre Unterstützung<br />

zu danken, als der Konzertsaal nur halbleer war und es ein Leichtes gewesen wäre, die Flinte<br />

ins Korn zu werfen. Unter diesen Mitgliedern der ersten Stunde waren John und Mina Diamond, Stanley<br />

Goscombe, Irene Woodward, Donald Mackenzie und Norman Field.<br />

Labitzky<br />

Eine weitere Veranstaltung, die zur Tradition geworden ist, ist eine Feierstunde an den Gräbern von Josef<br />

und August Labitzky auf dem Friedhof von Karlovy Vary (Karlsbad). Diese Feierstunde wird von einem<br />

anderen unermütlichen Mitglied der Tschechischen Strauss-Gesellschaft betreut, Bohumir Hajek, dem<br />

Präsidenten der „Gesellschaft der Freunde von Josef Labitzky“. Sein Anliegen ist es, das Gedächtnis an<br />

die beiden Komponisten, Vater und Sohn, wachzuhalten, die so wichtig waren für den Weltruhm dieser<br />

Bäderstadt im 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Die beiden Musiker waren auf der ganzen Welt bekannt,<br />

werden aber in ihrer Heimatstadt Karlsbad sträflich vernachlässigt.<br />

Die Feierstunde fand dieses Jahr am 16. September, an einem sonnigen Nachmittag, statt. Blumen wurden<br />

auf den Gräbern niedergelegt, Bohumir Hájek sprach kurz an beiden Stellen, und dann gab es sogar<br />

eine musikalische Überraschung: Eine Geigerin spielte Schumanns „Träumerei“ und Karl Komzaks II<br />

„Volksliedchen und Märchen“…<br />

26


Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017)<br />

Wir müssen den Verlust eines Mitglieds der Strauss-Familie vermelden. Im Sommer dieses Jahres verstarb<br />

Frau Hedwig Aigner, eine Nachfahrin von Josef Strauss. Für den Nachruf überlassen wir Peter<br />

Kemp, dem Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit unserer Britischen Schwestergesellschaft, das Wort:<br />

„Tief betrübt müssen wir den Tod von Frau Hedwig Aigner in Wien am 10. August 2017 vermelden. Der<br />

Familie und den Freunden allgemein als „Hedi“ bekannt, war sie die Urenkelin von Josef Strauss und<br />

damit eine Kusine unseres früheren Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit, Dr. Eduard Strauss. Hedi, die in<br />

den letzten zwei Jahren deutlich gebrechlicher geworden war, feierte noch im Juli dieses Jahres ihren<br />

95. Geburtstag.<br />

Über viele Jahre verschönte ihre Anwesenheit viele Strauss-Anlässe in Wien, vor allem diejenigen, die<br />

von der „Wiener Johann Strauss Gesellschaft“ organisiert worden waren. Britische Fernsehzuschauer<br />

des Neujahrskonzertes 2013 der Wiener Philharmoniker können sich vielleicht daran erinnern, dass der<br />

Moderator Petroc Trelawny auf die Anwesenheit von Hedwig Eigner im Publikum hinwies. Dazu kam es,<br />

erzählte mir Hedi später, weil Dr. Clemens Hellberg, der Vorstand der Wiener Philharmoniker, bei ihr<br />

während der Tournee des Orchesters 2012 aus Istanbul anrief und sie fragte, ob er ihr zum 90. Geburtstag<br />

eine Freude machen könne. Sie meinte, sie würde gerne das Neujahrskonzert hören. Und er sagte,<br />

er würde tun, was in seiner Macht stünde…<br />

Hedis Lebenspartner war während 43 Jahren der aus Wien stammende Wilhelm Mayer (1928–1995),<br />

und ihr einziger Sohn, Wilhelm „Willi“ Aigner (geb. 1954), entstammte dieser Verbindung. Unter dem<br />

Künstlernamen Willy Strauss IV. hat Willi eine eigene Karriere als Sänger und musikalischer Unterhalter<br />

gemacht. Durch Willis Heirat mit Dorcas Navarrete im Jahre 1978 wurde Hedi Grossmutter ihrer einzigen<br />

Enkelin, Elaine Joy. Im Jahre 2005 heiratete Elaine Joy Richard Roda, und Hedi war überglücklich, Urgroßmutter<br />

geworden zu sein, zuerst durch die Ankunft von Robin Gabriel (2012) und dann von Annabelle<br />

Rose (2015).<br />

Während ich diesen Text schreibe, kennen wir noch keine Einzelheiten von Hedi Aigners Begräbnis, ausser<br />

der Tatsache, dass der Gottesdienst in Kärnten stattfinden soll, wo Willi gegenwärtig wohnt.<br />

Was mich persönlich angeht, so kannte ich Hedi mehr als 40 Jahre: Ich bin ihr zu Dank verpflichtet für<br />

ihre Liebenswürdigkeit und Hilfe, und ich werde ihr lachendes Gesicht und unsere jährlichen Telefongespräche<br />

an ihrem Geburtstag vermissen. Sie war eine reizende Dame, und ich fühle mich geehrt, sie gekannt<br />

zu haben. Im Namen der Britischen Johann-Strauss-Gesellschaft kondoliere ich Willi und seiner<br />

Familie herzlich.<br />

Peter Kemp“<br />

Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ kondoliert der Familie von Hedi Aigner ebenfalls in Verbundenheit<br />

und bedauert es sehr, dass die liebenswürdige Gegenwart dieser sympathischen Frau und musikalischen<br />

Botschafterin ihrer Familie bei vielen Veranstaltungen nun nicht mehr sein wird…<br />

Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

27


Fachbeiträge<br />

Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss<br />

von Leigh Bailey<br />

Das von den Wiener Philharmonikern aufgeführte Neujahrskonzert wird oft als das berühmteste Konzert<br />

der Welt bezeichnet. Seine Ursprünge kann man in den Konzerten von Strauss-Musik sehen, die während<br />

des Zweiten Weltkriegs stattfanden, mehr oder weniger um der Bevölkerung moralischen Auftrieb<br />

zu geben. Das erste dieser Konzerte wurde am 31. Dezember 1939 aufgeführt. Es wurde als ein „Außerordentliches<br />

Konzert“ außerhalb des Programms der Abonnement-Konzerte angekündigt und zur Gänze<br />

dem von der NS-Partei organisierten Kriegs-Winter-Hilfswerk gewidmet. Es wurde auch von Sendern im<br />

ganzen Deutschen Reich im Radio übertragen. Die treibende Kraft dieser Konzerte war der Dirigent Clemens<br />

Krauss, der einige Jahre früher, während seiner Zeit als Direktor der Wiener Staatsoper von 1929<br />

bis 1934, Konzerte mit einem ähnlichen Strauss-Programm, die meisten im Rahmen der Salzburger Festspiele,<br />

aufgeführt hatte. 1 Das erste solche Konzert in Salzburg fand am 11. August 1929 statt, und ein<br />

Kritiker notierte dazu, dass „der neue Direktor der Staatsoper mit diesem Konzert gleichsam seine Visitenkarte<br />

auf österreichischem Boden abgegeben [...] hat.“ 2<br />

Aber wie kam Krauss auf die Idee, Konzerte zu geben, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie<br />

gewidmet waren? Er war ein gebürtiger Wiener, und wurde von Richard Strauss gefördert, mit dem er<br />

auch eng zusammenarbeitete und der sich schon sehr für die Musik seiner Wiener Namensvetter interessierte.<br />

So zum Beispiel kontaktierte er im Jahre 1894 Johann Strauss (Sohn), weil er Aufführungsmaterial<br />

für dessen Op. 257, Perpetuum mobile, brauchte, und interessanterweise war dieses Werk fast<br />

immer auf den Strauss-Programmen zu finden, die Krauss um 1930 dirigierte. Die Wiener Philharmoniker<br />

waren weniger begeistert; über Jahrzehnte hielten sie es für nicht standesgemäß, „leichte Musik“<br />

wie jene der Sträusse zu spielen, und anscheinend war das noch in den 1930er Jahren der Fall. 3 Sie waren<br />

aber bereit, die Musik von Johann Strauss (Sohn) bei besonderen Anlässen zu spielen, beispielsweise<br />

1921 bei der Enthüllung seines Denkmals im Wiener Stadtpark oder dem „Großen Offiziellen Festkonzert“<br />

im Musikverein, das „die Krönung der Festveranstaltungen“ zu seinem hundertsten Geburtstag am<br />

25. Oktober 1925 bildete. 4<br />

Und seit wann wird die Strauss-Musik für einen essentiellen Bestandteil der Feierlichkeiten rund um das<br />

Neue Jahr gehalten? Es war eigentlich der Fasching, den man mit den Walzern und Polkas der Sträusse<br />

assozierte. In den letzten drei Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts gab es in der Regel am oder<br />

um den 1. Januar ein Konzert der Strauss-Kapelle unter der Leitung von Eduard Strauss als Teil der Wintersaison<br />

ihrer Konzerte im Großen Saal des Musikvereins. Aber an diesen Tagen spielte die Musik seiner<br />

Familie keineswegs eine größere Rolle als üblich in den Programmen der Strauss-Kapelle: Im Gegenteil,<br />

1 Siehe Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige: Die Geschichte der Wiener Philharmoniker (Zürich: Schweizer<br />

Verlagshaus, 1992); Oliver Rathkolb: „Vom Johann-Strauß-Konzert 1939 zum Neujahrskonzert 1946“,<br />

http://www.wienerphilharmoniker.at/language/de-AT/Homepage/Orchester/Geschichte/Nationalsozialismus<br />

(PDF- Download, 28. November 2017).<br />

2 Neue Freie Presse, 14. August 1929, S. 10.<br />

3 Die Wiener Philharmoniker waren aber bereit, Strauss-Kompositionen auf Schallplatten aufzunehmen, wahrscheinlich<br />

aus finanziellen Gründen. Um 1930 entstanden Aufnahmen unter Erich Kleiber und Clemens Krauss,<br />

wobei von der Einspielung des „Perpetuum Mobile“ unter Krauss berichtet wurde, dass sie „die Auflage eines<br />

Schlagers erreicht [hatte]“. Reichspost, 19. März 1931, S. 8. Zu den frühen Strauss-Konzerten der Wiener Philharmoniker<br />

siehe Fußnote 1.<br />

4 Eine detaillierte Schilderung der Feiern anlässlich der Enthüllung des Strauss-Denkmals 1921 und des hundertsten<br />

Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) 1925 findet man in Zoe Alexis Lang: The Legacy of Johann Strauss<br />

(Cambridge: CUP, 2014).<br />

28


in den letzten drei Jahren, in denen es solche Aufführungen gab (1898, 1899, 1900), wurden weit weniger<br />

Strauss-Kompositionen gespielt als in den regelmäßigen Sonntagnachmittagskonzerten.<br />

Als Eduard Strauss im Februar 1901 am Ende seiner zweiten Amerika-Tournee seine Kapelle auflöste,<br />

betrachtete er das als das Ende der Strauss-Dynastie als das berühmteste Musikunternehmen Wiens.<br />

Nachdem er vier Jahre davor enteckt hatte, dass seine Gattin und seine beiden Söhne mehr oder weniger<br />

sein ganzes Vermögen entwendet hatte, brach er alle Kontakte zu ihnen ab, und er war überhaupt<br />

nicht bereit, seinen älteren Sohn, Johann Strauss (Enkel), bei seinen Bestrebungen, sich zuerst als Operettenkomponisten<br />

und dann als Musikdirektor mit einem eigenen Orchester zu etablieren, auf irgendeine<br />

Weise zu unterstützen. Obwohl Johann Strauss (Enkel) ab 1901 für die Musik der Hofbälle zuständig<br />

war, brachte ihm seine musikalische Tätigkeit nicht den gehofften finanziellen Erfolg. Das, in Verbindung<br />

mit seinem aufwändigen Lebensstil, führte dazu, dass er immer mehr in Schulden geriet. Im Jahr 1906<br />

wurde er der „fahrlässigen Krida“ (d.i. des selbstverschuldeten Bankrotts) für schuldig befunden und zu<br />

einer Woche strengen Arrests verurteilt. Als Folge war es ausgeschlossen, dass er je nach seinem Vater<br />

den begehrten Titel eines „k.k. Hofballmusikdirektors“ verliehen bekommen würde, und Johann (Enkel)<br />

übersiedelte nach Berlin. Dort wohnte er bis zu seinem Lebensende, er suchte Wien nur selten auf, obwohl<br />

es im Laufe des Ersten Weltkrieges zu einem längeren Aufenthalt kam. 5<br />

In den frühen 1920er Jahren konnte sich Johann Strauss (Enkel) als ein durchaus erfolgreicher Dirigent<br />

etablieren. Er trat in vielen Ländern Europas mit örtlichen Orchestern auf, wobei er offensichtlich diese<br />

dazu inspirieren konnte, authentische Aufführungen der Musik der Strauss-Dynastie zu geben, die die<br />

Zuhörer mit großer Begeisterung aufnahmen. Er machte auch Schallplattenaufnahmen, von denen diejenigen,<br />

die er im Frühjahr 1927 in London produzierte, als besonders gelungen gelten. 6 Unterdessen<br />

war ein neues Medium in Erscheinung getreten, und zwar das Radio. In den ab 1. Oktober 1924 vom<br />

Radio Wien (RAVAG) ausgestrahlten Sendungen war die Musik der Sträusse ausgiebig vertreten. Um die<br />

hundertjährige Wiederkehr der Geburt von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober 1925 gebührend zu<br />

feiern, widmete der Sender einen ganzen Tag Aufführungen seiner Musik. 7<br />

In den Anfangsjahren von Radio Wien bildeten Musiksendungen den Großteil des ausgestrahlten Programms,<br />

und diese mussten live aufgeführt werden. Das war eine willkommene Gelegenheit für Musiker,<br />

in jener wirtschaftlich schwierigen Zeit Arbeit zu finden, und es waren besonders die Wiener Symphoniker,<br />

die von dieser Möglichkeit profitieren konnten. Das heißt, genauer gesagt, dass bei den meisten<br />

Konzerten, die sie gaben, sie unter dem Namen „Wiener Sinfonieorchester“ auftraten, aber das Orchester<br />

wurde aufgrund einer ziemlich komplexen Rechtskonstruktion verwaltet, was dazu führte, dass<br />

es auch unter den Namen „Concertverein“ und „Wiener Tonkünstlerorchester“ zu hören war. 8 Das Orchester<br />

war im 1913 eröffneten Konzerthaus in Wien beheimatet, dessen Großer Saal der erste Standort<br />

war, von dem aus Radio Wien Live-Übertragungen durchführte. Kurioserweise war das erste von dort<br />

live ausgestrahlte Konzert eine Aufführung des aus 350 Mitgliedern bestehenden „Zentralverbandes der<br />

Arbeiter-Mandolinen-Orchester Österreichs“ am 24. Mai 1925, aber vom Dezember 1925 an gab es häufig<br />

Liveübertragungen von Konzerten der Wiener Symphoniker. In deren Programmen war auch oft eine<br />

Komposition von Johann Strauss (Sohn) zu finden, in den meisten Fällen ein Walzer, der als letzte Nummer<br />

gespielt wurde – gelegentlich an derselben Stelle zwei oder drei Werke von ihm oder von seinem<br />

Bruder Josef, und das war auch bei den im Studio aufgeführten Konzerten der Fall.<br />

5 Siehe Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S.<br />

159 - 160; Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 189 - 190,<br />

194.<br />

6 Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S. 161 -<br />

162.<br />

7 Für das Programm s. Radio Wien, 25. Oktober 1925, S. 139 (= ANNO, S. 29).<br />

8 Ernst Kober: „Geschichte der Wiener Symphoniker“ in Rainer Bischof (Hrsg.), Ein Jahrhundert Wiener Symphoniker,<br />

(Wien: Holzhausen, 2000), S. 21 - 53.<br />

29


Obwohl Einzelkompositionen der Strauss-Dynastie mehr oder weniger jeden Tag in den Sendungen von<br />

Radio Wien zu hören waren, waren Konzerte, die ausschließlich ihrer Musik gewidmet waren, eher selten.<br />

Das war auch bei der Strauss-Kapelle selbst der Fall gewesen; das typische Programm der zwischen<br />

1870 und 1900 von Eduard Strauss im Großen Saal des Musikvereins dirigierten Konzerte bestand aus<br />

zwölf Nummern, von denen etwa acht Strauss-Kompositionen waren. Die restlichen Stücke waren Werke<br />

von anderen Komponisten, und die meisten davon wurden in Arrangements gespielt, die von Josef<br />

oder Eduard Strauss stammten. Ein Programm ausschließlich aus Strauss-Musik war eigentlich die Ausnahme;<br />

ein solches Konzert wurde nur dann gegeben, als es galt, einen für die Strauss-Dynastie besonderen<br />

Anlass zu feiern, wie etwa in den Jahren 1868 und 1869 die Wiederkehr des Todestages von Johann<br />

(Vater) oder im Oktober 1894 die fünfzigste Wiederkehr des Debüts von Johann (Sohn) als Musikdirektor,<br />

– oder gelegentlich auch bei einer Aufführung der Strauss-Kapelle im Ausland, weil, wie aus<br />

zeitgenössischen Berichten klar hervorgeht, es vor allem die Musik der Strauss-Dynastie war, die das<br />

dortige Publikum hören wollte.<br />

In den frühen Tagen von Radio Wien hielt man es für genau so wichtig – wenn nicht wichtiger, die Hörer<br />

zu bilden als sie zu unterhalten. Zusätzlich zu den Konzerten gab es viele Vorträge, die oft von Journalisten<br />

gehalten wurden, die schon einen Namen für sich in Wien gemacht hatten. Darunter waren Schriftsteller<br />

wie Ernst Decsey (1870 - 1941), Fritz Lange (1873 - 1933), und Siegfried Löwy (1857 - 1931), alle<br />

Kultur- und Musikkritiker, die Bücher über die Strauss-Dynastie veröffentlicht hatten. Sie verfassten<br />

nicht nur Artikel für Radio Wien, die Wochenzeitschrift der RAVAG, sondern gestalteten auch Sendungen<br />

und moderierten die ausgestrahlten Konzerte. Zum Beispiel präsentierte Lange, in etwa monatlichen<br />

Abständen ab März 1925, eine Reihe von Sendungen mit dem Titel „Ein Jahrhundert heitere Wiener Musik:<br />

Ein Zyklus in zwölf Abenden“. Diese waren Studioaufführungen in kleiner Besetzung, in denen die<br />

Musik der Sträusse natürlich eine wichtige Rolle spielte. Am 4. Mai 1925, als eine Art Vorspiel zu den<br />

Feiern anlässlich der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober<br />

1925, sendete Radio Wien einen „Johann-Strauß-Abend: Der Walzerkönig und sein Lebenswerk“, der<br />

von Löwy präsentiert und bei der die Musik von den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Rudolf<br />

Nilius mit der Sopranistin Marie Gerhart als Solistin aufgeführt wurde. Diese Sendung wurde offenbar<br />

mit großer Begeisterung aufgenommen, was sogar dazu führte, dass der Sender einen Brief vom Bundeskanzleramt<br />

erhielt, in dem der Abend – besonders der Beitrag von Marie Gerhart – überschwänglich<br />

gelobt wurde. Der Brief wurde von einundzwanzig Mitarbeitern unterschrieben und endete: „Wir alle<br />

hegen nur den einen Wunsch, noch einmal diesen herrlichen Strauss-Abend geniessen zu können. Wird<br />

dieser Wunsch in Erfüllung gehen?“ 9<br />

Die nächste Gelegenheit, ein von den Wiener Symphonikern gespieltes und von Radio Wien ausgestrahltes<br />

Strauss-Konzert zu hören, kam am Jubiläumstag selbst, wobei Nilius wieder dirigierte. Am Silvesterabend<br />

1925 waren Orchester und Dirigent noch einmal im Radio zu erleben; ihr Abendkonzert im Studio<br />

schloss mit zwei Walzern, den Sphärenklängen von Josef und dem Donauwalzer von Johann Strauss,<br />

aber die nächsten ausgestrahlten Konzerte, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet<br />

waren, fanden erst Anfang 1927 statt. Am 2. Januar präsentierten die Wiener Symphoniker ein Johann-<br />

Strauss-Programm, mit Hugo Reichenberger als Dirigenten und Maria Gerhart als Solistin; sie sang, wie<br />

im Jahre 1925, die Fassung des Walzers Frühlingsstimmen für Sopran und Orchester. Sie war ein weiteres<br />

Mal am 11. Januar 1927 zu hören, und zwar in einer von Lange modierierten Sendung, „Josef Strauß,<br />

der letzte Romantiker der Wiener Tanzmusik“, die als „Vorspiel zur Zentenarfeier“ gedacht war und<br />

„[e]in Bild seines Lebens und Schaffens“ präsentieren sollte. Das eigentliche Datum des hundertsten<br />

Geburtstags von Josef Strauss war der 20. August 1927, aber erst am 23. August wurde die vollständige<br />

Jubiläumssendung ausgestrahlt. Aufgeführt wurde „[e]ine Auslese seiner schönsten und populärsten<br />

9 Brief, datiert mit 6. Mai 1925 an „die Direktion der RAVAG“, abgedruckt in Radio Wien, 24. Mai 1925, S. 2.<br />

30


Walzer- und Polkakompositionen“, auch diesmal in kleiner Kammerbesetzung und von Lange moderiert.<br />

10<br />

Inzwischen hatte die RAVAG neue Standorte für Liveübertragungen technisch ausgerüstet. Darunter war<br />

der Große Saal des Musikvereins, denn, wie in der Zeitschrift Radio Wien zu lesen war, „Die Arbeiten<br />

betreffend Anschluß des Musikvereins müssen bis 25. März [1927] durchgeführt sein, da mit diesem<br />

Termin die große Beethoven-Zentenarfeier beginnt, welche internationale Bedeutung hat und an der die<br />

„Ravag“ selbstverständlich in entsprechender Weise teilnehmen muß.“ 11 Das erste von diesem Standort<br />

übertragene Konzert war daher ein Beethoven-Programm am 30. März, gespielt von den Wiener Phiharmonikern<br />

unter der Leitung von Felix von Weingartner. Nun war es möglich, ein Strauss-Konzert aus<br />

dem Saal zu übertragen, in dem ab dessen Eröffnung 1870 Eduard Strauss und die Strauss-Kapelle durch<br />

drei Jahrzehnte regelmäßig konzertiert und im Oktober 1889 einige Aufnahmen auf Wachszylindern für<br />

den Phonographen von Edison gemacht hatte. 12 Die Idee, ein solches Konzert zu veranstalten und Johann<br />

Strauss (Enkel) als Dirigenten einzuladen, kam von Paul Fränkel, einem Wiener Unternehmer. Er<br />

war Vizepräsident des Wiener Tonkünstlervereins und daher auch an der Verwaltung der Wiener Symphoniker<br />

beteiligt. Das Konzert, mit „Karten zu populären Preisen“, fand nachmittags um 15.30 Uhr am<br />

Sonntag, 1. Januar 1928 statt, wobei das Orchester als das „Wiener Tonkünstlerorchester“ spielte, wie<br />

Strauss selbst in einem damals in der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse veröffentlichten Bericht<br />

erklärte. 13<br />

Dieses Konzert kann daher für sich in Anspruch nehmen, das allererste Neujahrskonzert von Wiener Musik<br />

zu sein, das im Großen Saal des Musikverereins aufgeführt und von dort live im Radio übertragen<br />

wurde – ein Konzert von und mit Strauss. Das Programm wurde von Fritz Lange moderiert und hatte den<br />

Titel „Die Walzerdynastie Strauß und die Gesellschaft der Musikfreunde“, um gleichsam den Zusammenhang<br />

zwischen dem Standort, der Musik und dem Dirigenten zu betonen. Alle fünf Komponisten der<br />

Strauss-Dynastie waren vertreten, mit neun Orchesterwerken und vier gesungenen Nummern, letztere<br />

wurden von Klara Musil und Georg Maikl aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper aufgeführt. Interessanterweise<br />

stand der Donauwalzer nicht auf dem Programm, aber das Konzert schloss mit dem Radetzkymarsch,<br />

vor dem die Schnellpolka Im Galopp von Johann Strauss (Enkel) gespielt wurde. Es ist auch<br />

interessant, dass nur einen Monat später, am 4. Februar 1928, die Wiener Philharmoniker ihren ersten<br />

„Johann-Strauss-Abend“ gaben, auch im Musikverein und auch von Radio Wien live übertragen. Der<br />

Dirigent war Erich Kleiber, ein gebürtiger Wiener, aber damals Direktor der Berliner Staatsoper. Kam die<br />

Anregung für dieses „Außerordentliche Konzert“ von dem am Jahresanfang von den Wiener Symphonikern<br />

unter Johann Strauss (Enkel) gespielten Konzert – oder kann man es auch als Hinweis auf dessen<br />

Erfolg sehen? 14<br />

Das von den Symphonikern am 1. Januar 1929 unter Johann Strauss (Enkel) aufgeführte Konzert wurde<br />

ähnlich dem im vorigen Jahr gestaltet und hatte den Titel „Johann, Josef und Eduard Strauss“. Es wurde<br />

wieder von Lange präsentiert, und schloss auch wieder mit dem Radetzkymarsch und einer Schnellpolka<br />

von Johann (Enkel) ab, in diesem Fall Frisch durch’s Leben. Das Konzert am 1. Januar 1930 hatte denselben<br />

Titel; es wurde als ein „Populäres Orchesterkonzert des Vereines Wiener Tonkünstler-Konzerte“<br />

angekündigt, obwohl in einer späteren, „richtiggestellten“ Fassung des Programms das Orchester als<br />

„Das Wiener Symphonieorchester“ bezeichnet wurde, – vielleicht ein Hinweis auf die finanziellen<br />

Schwierigkeiten, in die der Tonkünstlerverein geraten war und die dazu führten, dass er um diese Zeit<br />

10 Radio Wien, 10. Januar 1927, S. 736 (= ANNO S. 6); Radio Wien, 22. August 1927, S. 2112 (=ANNO, S. 8).<br />

11 Radio Wien, 28. März 1927, S. 1283, (=ANNO S.17)<br />

12 Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 123 - 124.<br />

13 „Konzertnachrichten“, Neue Freie Presse, 25. Dezember 1927, S. 20; „Gespräch mit dem Enkel des Walzerkönigs“,<br />

Neue Freie Presse, 1. Januar 1928, S. 10.<br />

14 Für das Programm s. Radio Wien, 30. Januar 1928, S. 648 (= ANNO, S. 14). Für eine Rezension des Konzerts s.<br />

„Johann Strauß-Abend der Philharmoniker“,Wiener Zeitung, 8. Februar 1928, S. 4.<br />

31


aufgelöst werden musste. 15 Als Abschluss des Programms wählte Johann (Enkel) in diesem Jahr nicht<br />

den Radetzkymarsch sondern einen seiner eigenen Märsche, Mit vereinten Kräften, – vielleicht eine Anspielung<br />

darauf, dass alle Beteiligten während der damaligen Wirtschaftskrise sich gemeinsam anstrengen<br />

und zusammenarbeiten sollten. Ein Jahr später blieben Titel und Moderator unverändert, aber als<br />

Abschluss des Programms kehrte Johann (Enkel) wieder zu seiner eigenen Schnellpolka Frisch durch’s<br />

Leben zurück. In den Wiener Zeitungen wurde das Konzert zu diesem Zeitpunkt schon als das „traditionelle<br />

Johann-Josef-Eduard Strauß- Konzert“ angekündigt. 16<br />

Mit dem am 1. Januar 1932 von Johann Strauss (Enkel) und den Wiener Symphonikern aufgeführten<br />

Konzert endete diese Tradition. Diesmal erwähnt das Radioprogramm den bisherigen Präsentator Fritz<br />

Lange nicht, aber er war der Verfasser eines Artikel mit dem Titel „ ‚Heut’ spielt der Strauß!‘ Auftakt zum<br />

heutigen Konzert Johann Strauß’ Enkel“, der am selben Tag im Neuen Wiener Journal erschien. 17 Darin<br />

gibt es keinen Hinweis, dass diese Aufführung die letzte ihrer Art sein könnte; stattdessen wird über die<br />

europaweiten Tourneen von Johann (Enkel) berichtet, und besonders über das Konzert, das er im vorangegangen<br />

Sommer im Wiener Stadion dirigiert hatte, bei dem ihn „Tausende und Tausende“ bejubelt<br />

hätten. Es gab zwei solche „Monsterkonzerte“ mit der Musik der Strauss-Dynastie, das erste am 1. August<br />

1931, das zweite am 11. Juni 1932. Danach kehrte Johann Enkel erst im Februar 1936 nach Wien<br />

zurück. Von diesem Besuch wurde berichtet: „Am Bahnhof waren zu seiner Begrüßung zahlreiche Persönlichkeiten<br />

erschienen,“ und sein Photo war auf der Titelseite der Zeitschrift Radio Wien vom 28. Februar<br />

1936 zu sehen. 18 Darin war auch ein Artikel über ihn zu lesen, sowie Details zu dem Programm, das<br />

ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet war und er am 1. März im Großen Saal des Musikvereins<br />

dirigieren sollte. Die Aufführenden waren das „verstärkte Funkorchester der Wiener Symphoniker“<br />

und der Wiener Männergesangverein. Der Chor gab die Uraufführung eines Walzers von Johann<br />

(Enkel), Lob der Heimat, zu dem der Text vom Wiener Dichter Josef Weinheber (1892–1945) geschrieben<br />

wurde. Es sang auch zwei weitere Werke, die für den Verein von der Strauss-Dynastie komponiert wurden,<br />

die Polka française Aus Lieb’ zu ihr von Eduard, 19 und den Donauwalzer von Johann (Sohn). Obwohl<br />

das Konzert nur als ein „Strauß-Konzert“ angekündigt wurde, ist es wahrscheinlich, dass es veranstaltet<br />

wurde, um den siebzigsten Geburtstag von Johann (Enkel) am 16. Februar 1936 zu feiern.<br />

Auch im folgenden Jahr besuchte Johann Strauss (Enkel) Wien, diesmal um in einem Festkonzert mit<br />

dem Titel „Siebzig Jahre Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘ “ mitzuwirken. Dieses fand am 14. Februar<br />

1937, dem Tag vor dem eigentlichen Jubiläum, im Musikverein statt. Die Aufführenden waren diesselben<br />

wie im Jahr vorher, aber dieses Mal nahm auch der Chor der Wiener Staasoper teil, und es gab<br />

vier Dirigenten: Ferdinand Grossmann und Georg Gruber vom Wiener Männergesangverein; Felix von<br />

Weingartner, der damalige Direktor der Wiener Staatsoper; und Johann Strauss (Enkel). Er war es aber<br />

nicht, der den Donauwalzer dirigierte. Der berühmte Walzer wurde zweimal gespielt: zuerst in der Chorfassung,<br />

mit dem Wiener Männergesangverein unter der Leitung von Grossmann, und, als Abschluss des<br />

Konzerts, in der Orchesterfassung von den Wiener Symphonikern unter Weingartner. 20<br />

15 „(Richtig gestelltes Programm) Das Wiener Symphonieorchester“, Radio Wien, 3. Januar 1930, S. 64 (=ANNO<br />

S. 68).<br />

16 „das traditionelle Johann-Josef-Eduard Strauß-Konzert“, Neues Wiener Tagblatt, 1. Januar 1931, S. 13.<br />

17 Neues Wiener Journal, 1. Januar 1932, S. 9.<br />

18 Neues Wiener Journal, 28. Februar 1936, S. 5. Radio Wien, 28. Februar 1936. Für das Programm s. S. 15 (=ANNO<br />

S. 17).<br />

19 Die Polka française Aus Lieb’ zu ihr, Op. 135, von Eduard Strauss, wurde dem Wiener Männergesangverein gewidmet<br />

und bei seiner Faschings-Liedertafel am 24. Januar 1876 uraufgeführt. Eine englische Fassung, For Love of<br />

Her, in der Übersetzung von „Mrs Tretbar“, wurde als eine „new polka“ angekündigt und von der Kapelle Strauss<br />

zusammen mit einem von den lokalen österreichischen und deutschen Singvereinen zusammengestellten Chor im<br />

August 1890 in New York im Laufe der ersten amerikanischen Tournee von Eduard Strauss aufgeführt. S. dazu<br />

Bailey, Eduard Strauss, S. 136.<br />

20 Für das Programm s. Radio Wien, 12. Februar 1937, S. 14 (=ANNO S. 18).<br />

32


Mit Ausnahme der zwei „Monsterkonzerte“ im Wiener Stadion wurden alle Konzerte, die Johann Strauss<br />

(Enkel) zwischen 1928 und 1937 in Wien dirgierte, von der RAVAG live übertragen. Aber die ausführlichen<br />

Auslandsprogramme, die in ihrer Zeitschrift Radio Wien veröffentlicht wurden, zeigen, dass außer<br />

den beiden 1936 und 1937 aufgeführten Konzerten, die auch von Radio Strasbourg ausgestrahlt wurden,<br />

keine weiteren ins Ausland übertragen wurden. Bei den Strauss-Konzerten, die zwischen 1929 und 1933<br />

von den Wiener Philharmonikern unter Clemens Krauss gegeben wurden, war die Situation ganz anders.<br />

Diese Aufführungen wurden nicht nur von Radio Wien sondern auch von vielen Auslandssendern in<br />

Deutschland und Osteuropa übertragen. Es waren natürlich nicht nur die Strauss-Konzerte, die live von<br />

den Salzburger Festspielen ausgestrahlt wurden: Schon ab 1927 gab es Übertragungen von Konzerten<br />

und Opernaufführungen. Aber ab 1933, nach der Machtergreifung des NS-Regimes, übertrugen keine<br />

deutschen Sender Veranstaltungen der Salzburger Festspiele, was sicher als Folge der Sanktionen, mit<br />

denen es Österreich belegt hatte, zu sehen ist. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das<br />

Deutsche Reich im Jahre 1938 war alles wieder ganz anders, und der Großdeutsche Rundfunk zeigte<br />

reges Interesse für die Strauss-Konzerte, die die Wiener Philharmoniker vom Ende 1939 bis Anfang 1945<br />

aufführten. Das erste solche Konzert nach Kriegsende fand am 1. Januar 1946 statt. Es wurde von Josef<br />

Krips dirigiert und nun zum ersten Mal offiziell als „Neujahrskonzert“ bezeichnet. Das Konzert wurde<br />

wieder von Radio Wien ausgestrahlt, sowie von dem Sender „Rot-Weiß-Rot“, der von der US-Besatzung<br />

eingerichtet worden war. Es war auch das erste Mal, dass der Donauwalzer und der Radetzkymarsch als<br />

Zugaben gespielt wurden, obwohl die Tradition, nach der diese beiden Werke immer den Abschluss des<br />

Konzerts bilden, sich erst in den 1960 Jahren endgültig durchsetzte. Besonders seitdem das Konzert<br />

auch im Fernsehen übertragen wird (ab 1959), ist es zu einem weltweiten Medienereignis geworden.<br />

Es ist interessant, die Programme der von Clemens Krauss dirigerten Strauss-Konzerte mit jenen, die<br />

Johann Strauss Enkel um 1930 aufführte, zu vergleichen. Während Krauss bei den bekannten Meisterwerken<br />

von Johann (Sohn) und Josef blieb, – was bei den Kritikern nicht unbemerkt blieb, von denen<br />

einer notierte: „Im wesentlichen waren es immer wieder dieselben Werke [...] die jubelnde Begeisterung<br />

entfesselten“ –, 21 brachten die Programme von Strauss mehr Abwechslung, wobei er offenbar großen<br />

Wert darauf legte, Werke von allen fünf Komponisten seiner Familie zu inkludieren. Bei den Programmen,<br />

die die Wiener Philharmoniker in ihren späteren Neujahrskonzerten spielten, ist das nie der<br />

Fall gewesen. Erst 1964 wurde ein Werk von Eduard Strauss aufgeführt, und eine Komposition von Johann<br />

(Enkel) ist nie auf das Programm gesetzt worden. Während Johann Strauss (Enkel) und Clemens<br />

Krauss nur Werke der Familie Strauss spielten, haben spätere Dirigenten oft Werke von anderen Komponisten<br />

einbezogen, sowohl Wiener Tänze von beispielsweise Joseph Lanner und Carl Michael Ziehrer,<br />

als auch andere „ernstere“ Stücke, wie etwa die Ouvertüre zu Figaros Hochzeit von Mozart oder den<br />

letzten Satz der Abschiedsymphonie von Haydn, wobei hinzuzufügen ist, dass diese beiden Kompositionen<br />

auch im neunzehnten Jahrhundert von der Strauss-Kapelle gespielt wurden. 22<br />

Es war offenbar ein Anliegen von Johann Strauss (Enkel), nicht nur die Musik von der ganzen Strauss-<br />

Dynastie sondern auch sowohl gesungene Nummern als auch Orchesterwerke in seine Neujahrskonzerte<br />

einzubeziehen. In den Jahren 1928 und 1929 waren zwei Solisten der Wiener Staatsoper zu hören, die<br />

Nummern aus den Operetten Eine Nacht in Venedig und Cagliostro in Wien in den kürzlich von Erich<br />

Wolfgang Korngold gemachten Arrangements sowie aus dem Zigeunerbaron aufführten. Im Jahr 1930<br />

trat der Klaviervirtuose Otto Schulhof als Solist in seiner eigenen Walzerrhapsodie nach Straußschen<br />

Motiven für Klavier und Orchester auf. In den letzten beiden Konzerten in den Jahren 1931 und 1932<br />

21 Neues Wiener Journal, 9. August 1932, S. 12.<br />

22 Das vollständige, sehr umfangreiche Repertoire der Strauss-Kapelle wird aufgelistet in Concert-Repertoire der<br />

bestandenen Kapelle des Eduard Strauß, k.u.k. Hofball-Musik-Director a.D. (in das Privatleben zurückgetreten im<br />

März 1901) (Wien: Buchdruckerei [Katholischer Schulverein] Wien I., Dorotheergasse 7). Am Ende der Konzertsaison<br />

im Sommer 1869 in Pawlowsk verabschiedeten sich Johann und Josef Strauss u.a. mit Aufführungen der Abschieds-Symphonie<br />

von Joseph Haydn. S. dazu BuD II, 132.<br />

33


waren dagegen nur Orchesterwerke zu hören, was eventuell auf organisatorische oder finanzielle Probleme<br />

hinweist.<br />

Im Jahr 1933 und in den folgenden Jahren wurde die von Johann Strauss (Enkel) etablierte Tradition der<br />

Strauss-Konzerte von der RAVAG nicht fortgeführt. Es gab zwar am Neujahrstag Konzerte von Wiener<br />

Musik, aber der Anteil der darin gespielten Kompositionen der Strauss-Dynastie ging merkwürdigerweise<br />

zurück. Die Assoziation zwischen Neujahr und der Musik der Strauss-Dynastie kann man daher als<br />

eine Folge der offenbar sehr beliebten Konzerte von Johann Strauss (Enkel) betrachten. Zudem könnte<br />

es sehr wohl der Fall gewesen sein, dass Clemens Krauss, der zwischen 1929 und 1934 in Wien tätig war<br />

und dabei nicht nur die Wiener Philharmoniker sondern auch die Wiener Symphoniker dirigierte, diese<br />

noch im Kopf hatte, als er seine eigenen Neujahrskonzerte mit Strauss-Musik einige Jahre später nach<br />

seiner Rückkehr aus Frankfurt nach Wien ins Leben rief.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Idee, dass ein Strauss-Konzert einen sehr passenden musikalischen<br />

Anfang für das Neue Jahr liefern kann, in die ganze Welt verbreitet. So zum Beispiel dirigierte in<br />

den Jahren 1977 bis 2015 der britische Strauss-Spezialist John Georgiadis Konzerte von Wiener Musik,<br />

hauptsächlich mit Kompositionen der Strauss-Dynastie, zu Silvester oder am Neujahrstag in London.<br />

Diese wurden in den meisten Jahren vom London Symphony Orchestra aufgeführt, aber auch gelegentlich<br />

von dem BBC Concert Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra. Diese Konzerte finden<br />

derzeit nicht mehr statt, aber viele Regionalorchester in Großbritannien und Nordirland veranstalten<br />

zum Neujahr Konzerte, die der Wiener Musik, besonders der Strauss-Dynastie, gewidmet sind. So waren<br />

am 1. Januar 2017 solche Programme in Städten wie Edinburgh oder Manchester zu hören. 23 Ähnlich<br />

gestaltete Konzerte waren in den letzten Jahren auch in Österreich und Deutschland immer öfter zu hören.<br />

Darüber hinaus kommt es häufig bei Liebhaberensembles in der ganzen Welt vor, dass sie zu Neujahr<br />

ein Strauss-Konzert veranstalten. Es ist zwar klar, dass es vor allem die immer größer werdende Zahl<br />

der Zuhörer and Zuseher der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker ist, die hinter diesem Trend<br />

steht, aber dabei sollte man sich bewusst sein, dass die Wurzeln dieser Konzerte bis zu den Konzerten<br />

von Johann Strauss (Enkel) und daher zu der Strauss-Dynastie selbst zurückreichen. Das heißt, dass die<br />

eigentlichen Ursprünge der Neujahrskonzerte in einer Zeit zu finden sind, die lange vor der Periode liegt,<br />

in der das Musikleben in Wien durch das Propaganda der NS-Regime beeinflusst und gestaltet wurde.<br />

Literatur<br />

- ANNO Online = AustriaN Newspapers Online, das digitale Archiv von Zeitungen und Zeitschriften<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek (www.anno.onb.ac.at). Die Seitenzahlen der gedruckten<br />

Werke können von den Online-Seitenzahlen abweichen.<br />

- Bailey, Leigh: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017).<br />

- Briefe und Dokumente oder BuD = Johann Strauss (Sohn): Leben und Werk in Briefen und Dokumenten.<br />

Im Auftrag der Johann-Strauß Gesellschaft Wien gesammelt und kommentiert von Franz<br />

Mailer, 10 Bde. (Tutzing: Hans Schneider, 1983-2007).<br />

- Lang, Zoe Alexis: The Legacy of Johann Strauss (Cambridge: CUP, 2014).<br />

- Vienna Music ist die Zeitschrift der Johann Strauss Society of Great Britain. Derzeit erscheint sie<br />

einmal im Jahr und das Newsletter, das Mitteilungsblatt der Gesellschaft, zweimal im Jahr. Details<br />

dazu findet man unter www.johann-strauss.org.uk.<br />

- WB/WSLB = Wienbibliothek im Rathaus, vormals Wiener Stadt- und Landesbibliothek.<br />

23 Siehe John Georgiadis: „London’s Annual New Year’s Concerts, 1st January 1977 to 31st December 2015“, in<br />

Vienna Music no. 106 (Winter 2016-17), S. 9-17. In dem Newsletter der Johann Strauss Society of Great Britain<br />

werden Neujahrskonzerte mit Wiener bzw. Strauss-Musik regelmäßig angekündigt.<br />

34


Wer war HITL? – Ein Suchbericht<br />

von Norbert Linke<br />

Was hatte die berühmte Strauss-Kapelle an Tanzmusikwerken der Vorgänger von Lanner und Strauss<br />

(Vater) in ihrem Programm? Wir wüssten es nicht, wenn uns nur die 1907 erfolgte Verbrennung des<br />

Stimmenmaterials zu bedauern übrig bliebe. Zur Erinnerung: Eduard Strauss hatte in zwei Wiener<br />

Brennöfen das gesamte Repertoire seiner Kapelle den Flammen übergeben (Linke 1987, Seite 11ff.).<br />

Unfassbare 2547 Stimmpakete waren verloren gegangen. Neben vielen Arrangements ließ Eduard mehr<br />

als 1000 Original-Instrumentationen aus dem eigenen Familienkreis verbrennen. Vom Vater stammten<br />

36 Werke, vom Bruder Josef 260, vom Bruder Johann 337 und von ihm (Eduard) selbst nicht weniger als<br />

324 Werke (Linke 1987, Seite 13). Somit hatte Eduard auch sein eigenes Andenken extrem geschädigt.<br />

Zum Glück war wenige Jahre zuvor das gesamte „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDU-<br />

ARD STRAUSS kaiserl. und königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März<br />

1901) Wien“ (o.J.) aufgelistet worden. Auf den Seiten 3 bis 21 lassen sich unter der Spalte „Concert-<br />

Piecen“ (Seiten 8 - 11) auch gesuchte Werke der Vorgängerzeit finden. Es sind nur wenige: Deutsche<br />

Tänze von Schubert (in der Bearbeitung von Johann Herbeck), Aufforderung zum Tanze von Weber (2<br />

Ex.) und 9 Oberländler von Hitl.<br />

Mit Franz Schuberts Deutschen Tänzen und Carl Maria von Webers bekanntem Walzer-Rondo sind Werke<br />

benannt, die sich konzertanter Darbietungen erfreuen konnten (d.h.: nicht in öffentlichen Sälen zum<br />

Tanz aufgespielt wurden). Einzig mit den 9 Oberländlern eines gewissen „Hitl“ stehen konkrete Tanzsaal-Erinnerungen<br />

der 1820er Jahre (aus der Zeit des „Biedermeier“) zur Diskussion.<br />

Die ausgesprochene Rarität dieses Unikats mag uns zu denken geben. Dabei verweist die relativ aufwendige<br />

Zahl 9 auf eine dem Cotillon ähnliche Tanzgestaltung – zumindest auf eine vor-lannerische<br />

Norm. Lanners Gegenstück, die Oberländler op. 3, enthält nur 7 Nummern plus Coda. Dennoch fordert<br />

uns hier der Oberländler als Titel-Identität bei Hitl und Lanner zu einem (indirekten) Vergleich heraus.<br />

Wolfgang Dörner äußert sich so zu Lanners VII OBERLÄNDLER op. 3 (Seite 130f.):<br />

Entstehung: Vermutlich 1. Hälfte 1825, Wien Titelbezug: Tänze aus dem bayerischen Oberland<br />

wurden, wie auch die Linzer Tänze, von den Donauschiffern in den Lokalen Wiens populär gemacht,<br />

sie gelten als Vorläufer des Wiener Walzers.<br />

Die letztgenannte Vermutung, Vorläufer des Wiener Walzers, lässt uns natürlich aufhorchen. Bereits<br />

Walter Deutsch hatte sie geäußert und sie mit der Zunahme der Chromatik zu begründen versucht (Seite<br />

72):<br />

Die Anreicherung der ländlerhaften Melodieteile mit chromatischen Nebennoten zeigt an, dass<br />

Lanner dieses spezifische Merkmal der „Wiener Musik“ sehr früh in sein Schaffen aufnahm und<br />

zur stilistischen Ausprägung seiner Tänze immer wieder anwendete. Viele Teile seiner „walzerischen“<br />

Ländlerkompositionen sind mit diesem melodischen Kennzeichen ausgestattet, das in der<br />

Folge zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ wurde.<br />

Und dann führt Deutsch unter 11 Beispielen mit Notat Nr. 2 Lanners Opus 3/1826 Oberländler Nr. 1 an:<br />

als (angeblich weiterer) Beweis für Lanners chromatische Anreicherungen, als spezifisches Merkmal der<br />

„Wiener Musik“ auf dem Wege zum „Wiener Walzer“.<br />

35


Der chromatisierte (bayerische?) Oberländler als Vorbote des Wiener Walzers? Diese Annahme oder<br />

Behauptung erwies sich als abenteuerlich, als wir feststellen konnten (nein: mussten), dass Lanners<br />

erste Oberländler-Melodie wortwörtlich, Ton für Ton (ohne Transposition) abgeschrieben war. Lanners<br />

op. 3: 1a mit den chromatischen Nebennoten cis (statt c) und dis (statt d) ist in Wirklichkeit der Österreichischen<br />

Volkslieder-Sammlung von F. Ziska und J. M. Schottky (Pesth 1819) entnommen – daselbst<br />

Seite 63: Liebe über alles / Mäßig geschwind: Vom Wald bin i fiara, wo d´Sunn so schen schaint.<br />

Franz Tschiska (Ziska), 1786 - 1855 Wien, österreichischer Kulturhistoriker, hatte sich von den Brüdern<br />

Grimm anregen lassen und 1817/18 in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem schlesischen<br />

Mundartforscher Julius Maximilian Schottky (1797 Kupp/Krs. Oppeln - 1849 Trier) die „Österreichischen<br />

Volkslieder mit ihren Singeweisen“ erstellt (von Leopold Schmidt als „Kronjuwel unserer Volksliedsammlung“<br />

bezeichnet). Tschiska war seit 1828 Direktor des Wiener Stadtarchivs. Schottky schrieb die erste<br />

Biographie über Nicolo Paganini (Prag 1830).<br />

Der Sammlung von Ziska & Schottky hatte Josef Wilde acht Melodien für seinen Anhang österreichischer<br />

Volkslieder entnommen, die 1820 unter dem Titel Oberösterreicher Ländler op. 15 im großen<br />

Redoutensaal gespielt, getanzt und gesungen worden sind. Ziska (= Tschiska) und Schottky hatten rund<br />

um Wien bis zu einer Fläche, die weit ausläuft gegen Ungarn (Seite V), Lieder- und Tanzweisen (Seite IX)<br />

gesammelt – mit sogenannten Schleifertexten = zu Volkstänzen gedichteten und gesungenen Versen.<br />

Wenn nun Dörner (Seite 131) bei Lanners Oberländlern die Herkunft auf das bayerische Oberland lokalisiert<br />

hat, so folgt er damit der Auffassung gewisser Tanzforscher wie Otto Schneider (Seite 374): Oberländler.<br />

Name für komponierte Ländlerformen im oberbayerischen Stil. Andere Tanzforscher betonen<br />

indessen die österreichische Herkunft. So Böhme (Seite 216):<br />

Ältere Namen ... sind L ä n d e r e r und O b e r l ä n d l e r, welche Bezeichnungen recht deutlich<br />

auf seine Heimat, das Land ob der Enns (Oberösterreich) hindeuten.<br />

Auch Lange (Seite 18 f.) scheint richtig angenommen zu haben:<br />

Eine uralte Form des deutschen Tanzes... ist... der biedere Ländler, Länderer oder Oberländler, der<br />

seine Heimat in Österreich und Bayern hat.<br />

Demgemäß wäre der Begriff Oberländler eine ältere Bezeichnung für den Oberösterreicher (siehe Wilde):<br />

Als Tanzbegriff für den konzertanten „Linzer Tanz“. Lanner bot übrigens nur einmal Oberländler<br />

(op. 3) an. Mit dem Nachfolgewerk National Oberösterreichische Ländler op. 11 war die Reihe der<br />

„Oberländler“ bereits abgeschlossen: Dieser Begriff kommt bei Lanner dann nicht mehr vor (auch nicht<br />

bei Johann Strauss/Vater); er ist in Witzmanns „Der Ländler in Wien“ nicht vertreten.<br />

Der Chromatisierungs-Logik von Walter Deutsch folgend, wäre (recte) das Österreichische Volks- und<br />

Tanzlied à la Ziska & Schottky zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ auszurufen (wie<br />

es einige Tanzforscher nach wie vor tun – in Verkennung der Ableitungen Breslau 1797, Ebers Leipzig<br />

1806 und Pamer Wien 1815).<br />

Wer aber war Hitl? Bei Lange (Seite 40) lesen wir, dass ein Hitl mit r = Hirtl (ohne Vornamen) sich an der<br />

Tanzsammlung „Ernst und Tändeley“ neben 45 anderen Komponisten (!) beteiligt habe, die bei Sauer<br />

und Leidesdorf 1822 herausgekommen war. Dieser Hirtl habe sich bereits darüber freuen können, seinen<br />

Namen ehrenvoll neben solchen Heroen wie Beethoven und Schubert verzeichnet zu sehen.<br />

An anderer Stelle vergleicht Lange diesen Hirtl mit Anton Diabelli. Und Lange wird deutlicher (Seite<br />

<strong>56</strong> f.):<br />

36


In Diabellis „Millionärwalzer“... und Hirtls „Diamantwalzer“ (nach den beliebtesten Motiven des<br />

von Herrn Raimund verfassten und von Herrn Drechsler in Musik gesetzten Zauberspiels „Der Diamant<br />

des Geisterkönigs“) enthalten manche Teile, die der Geschmacklosigkeit die weitesten<br />

Konzessionen machen.<br />

Das war keineswegs ehrenvoll gemeint. Deshalb haben Langes Hinweise bei Schönherr & Reinöhl ohne<br />

negative Abstriche Eingang in die Dokumentation „Das Jahrhundert des Walzers“ gefunden (vgl. Lange<br />

Seiten 40/57 mit Schönherr/Reinöhl Seiten 12/25). Der umfassend recherchierende Max Schönherr<br />

konnte im Register Seite 362 sogar einen Zusatz vermerken: Hirtl (auch Hirt) H., Tanzmusiker.<br />

Werke eines Tanzmusikers Hirtl (nicht Hitl, auch nicht Hirt oder Hirti, Hyrt, Hürti, Hirtel, Hierdi – siehe<br />

Fastl) hatte der junge Philipp Fahrbach um 1822 als Flötist im Duo mit seinem Bruder Friedrich (Gitarre)<br />

bereits ins Repertoire einbezogen. Fahrbach erinnerte sich (Seite 10): Hirtl schrieb sehr schöne Walzer,<br />

und wie es verlautete, meist ohne sich vorher eine Partitur davon zu machen, wie es Strauss und ich<br />

selbst später getan haben.<br />

Sehr schöne Walzer? Welches Musikologen-Herz dürfte bei solch positiver Beurteilung nicht höher<br />

schlagen, und die in Archiven noch einsehbaren Werke von Hirtl aufstöbern und untersuchen wollen?<br />

Auf der Suche nach dem bei Lange und Schönherr/Reinöhl genannten Diamant-Walzer konnte man bereits<br />

in Weinmanns Diabelli-Katalog fündig werden – zwar auf Seite 119 noch unter dem nicht ganz richtigen<br />

Namen J. Hirtl (WZ 29.1.1825), aber auf Seite 111 mit dem endlich richtigen Namen Heinrich Hirtl,<br />

Der beliebte Prater-Marsch, WZ 26.7.1824.<br />

Unter J. Hirtl hat Weinmann vermutlich eine Verwechslung mit Jaco(bus) Hirtl oder mit dessen Bruder<br />

Ignatz (Ignatius) Hirtl hingenommen.<br />

Jacob Hirtl (1768 Krems – 1852 Wien) war (nach Fastl) als Oboist in mehreren Kapellen der<br />

Esterházys tätig, ehe er ab 1813 ans Theater in der Leopoldstadt verpflichtet wurde, wo sein<br />

jüngerer Bruder,<br />

Ignatz Hirtl (1773 Krems – 1848 Leopoldstadt), als Hornist bereits seit 1796 als Theatermusiker<br />

beschäftigt war.<br />

Der Sohn von diesem Hornisten Ignatz Hirtl ist unser Heinrich Hirtl, geboren 1800 in der Leopoldstadt,<br />

der seit 1822 als Fagottist ebenfalls am Theater in der Leopoldstadt seine Anstellung gefunden hatte.<br />

Für seinen Vater komponierte er im Februar 1823 ein viersätziges Konzert mit großem Orchester (2, 2, 2,<br />

2 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, 1, 1, 1) mit den Sätzen Allegro, Polonaise, Adagio und Rondo Allegretto. Die Töne 3<br />

bis 5 des Anfangs stimmen übrigens mit dem Kopfmotiv der „Fledermaus-Ouvertüre“ von Johann<br />

Strauss (Sohn) überein.<br />

Komponiert ist das Concerto, das in eigenhändig handschriftlicher Partitur von 114 Seiten im Wiener<br />

Archiv der Musikfreunde erhalten blieb, für das wenige Jahre zuvor erfundene Ventilhorn. Heinrich Hirtl<br />

ist vermutlich in Wien der erste gewesen, der für dieses Instrument komponiert hat.<br />

Das Ventilhorn mit dem so wichtigen, eine chromatische Spielweise zulassenden Ventilsytem,<br />

welches später auch auf die Trompete übertragen wurde, ist von dem Schlesier Friedrich Blühmel<br />

„erfunden“ und 1813 in Berlin zum Patent angemeldet worden (1818 trat ihm Heinrich Stölzel<br />

bei). Friedrich Blühmel (1777 Pless/OS - 1845) war Hornist im Orchester des Fürsten von Pless zu<br />

Sorau (siehe das spätere „Fürst-Pless-Horn“).<br />

Auf der zweiten Seite der Concerto-Partitur hat Hirtl seine Adresse angegeben:<br />

wohnhaft auf der Augartenstraße Nr 600 vom Augartentor gegenüber im neuerbauten Hause zur<br />

ebenen Erde in der Leopoldstadt in Wien.<br />

37


Erbauer dieses Neubaus war ein gewisser Joseph Mayer (Behsel, Wiener Bauinspektor, Seite 52).<br />

Nun wurde es leicht, aus weiteren Weinmann-Katalogen entsprechende Werke unter dem Namen<br />

HEINRICH HIRTL ausfindig zu machen. Hinzu kamen unsere Funde in Wiener Archiven: in der Musiksammlung<br />

– mit Dank an Prof. Norbert Rubey – und vor allem im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde<br />

– mit Dank an Archivdirektor Dr. Otto Biba (siehe die anliegende vorläufige Editionsliste HLV =<br />

Hirtl-Linke-Verzeichnis).<br />

Was aber stutzig macht, ist der Zusatz zu den „Deutschen“:<br />

Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänzen – sowie der Zusatz<br />

zu den Oberländlern: für das Pianoforte eingerichtet von Johann Pensel.<br />

Exakte Aufklärung erhielten wir vor einem Jahr durch das von Friedrich Anzenberger veranstaltete<br />

„Symposion zur Musik der ‚Hoch- und Deutschmeister‘ in der Donaumonarchie“. Da lesen wir auf<br />

Seite 24:<br />

Fritz Rathner nennt auch den Prater-Marsch als Deutschmeister-Widmungskomposition, den der<br />

sonst nicht bekannte Wiener Tanzkapellmeister Heinrich Hirtl in seinem Todesjahr 1825 komponiert<br />

hat.<br />

Christian Fastl nennt zwar als Todesdatum: 21. 3. 1824 Leopoldstadt. Wir halten allerdings die Angabe<br />

von Anzenberger (Todesjahr 1825) für wahrscheinlicher, da wir nicht annehmen mögen, dass erst nach<br />

seinem Tode der Prater-Marsch bei Diabelli und Cappi im Druck erschienen wäre – für die Kapelle des<br />

IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“, in der auch Hirtls jüngerer Bruder Ignaz (1808 – vor 1848?) als Musiker<br />

Anstellung fand, in der später Philipp Fahrbach sowie Carl Michael Ziehrer zu Kapellmeistern berufen<br />

werden sollten.<br />

Mit der Angabe HIRTL, Heinrich, spielte beim Sperl lässt uns der sorgfältig recherchierende Max Schönherr<br />

(Seite 671) vermuten, dass der Fagottist Hirtl in der Kapelle des damaligen Sperl-Musikdirektors<br />

Michael Pamer gespielt hat.<br />

Für diese Annahme spricht, dass die Wiener Musiksammlung handschriftliche Stimmenabschriften von<br />

Franz Flatscher bereithält (bis 1826), die früheste zu Sechs Menuetten (mit Trios) für ein Großes Orchester<br />

aus dem (datiert) Jahre 1820. Flatscher war Paukist des Pamer-Orchesters und zeigte dessen Sperl-<br />

Orchester mit den folgenden Instrumenten an:<br />

1, -, 2, 1 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, -, 1 (1)<br />

Hieraus ergäbe sich, dass Hirtl der Fagottist im Pamer-Orchester war. Bei Pamer wie auch bei der Militärkapelle<br />

des IR 4 dürfte Hirtl mit Kapellmeister Martin Scholl sowie mit Johann Strauss in Kontakt geraten<br />

sein. Zusätzlicher Big Point: Dass der spätere Geigenlehrer von Strauss, Johann Pollischansky, Taufpate<br />

bei der Geburt von Jakob Hirtl am 25. Juli 1816 in der Leopoldstadt war. Der getaufte Jakob war<br />

Halbbruder unseres Heinrich Hirtl.<br />

Hirtls Prater-Marsch erlangte die ehrenvolle Aufnahme in das Register „Deutsche Armeemärsche“ mit<br />

der Kennziffer AM II, 63: aktuell zu hören über YouTube.<br />

Er dürfte exakt zu jener Zeit der Kapelle des IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“ gewidmet worden sein, in<br />

der Johann Strauss (Vater) seit dem 15. September 1824 als Landwehrmann diente (Jäger-Sunstenau<br />

Dok. 36). Kapellmeister seit Ende 1808 war: Martin Scholl, in dessen private Musikproduktionen auch<br />

Pamer und Strauss einbezogen waren.<br />

38


Heinrich Hirtl wirkte seit 1822 auch als Fagottist im Theater in der Leopoldstadt (neben seinem Vater,<br />

dem Hornisten), wo er die Bekanntschaft mit Carl Meisl, Ferdinand Raimund, Wenzel Müller und Josef<br />

Drechsler machen konnte (siehe Marsch HLV 5 sowie Diamant-Walzer HLV 24 und 25). Außerdem bezeichnete<br />

er sich 1824 als Musiklehrer (Fastl). Geboren am 17.7.1800 in der Leopoldstadt, gestorben –<br />

erst 24 Jahre alt – am 21.3.1825 in der Leopoldstadt, als der 21jährige Strauss sich bemühte, ein Engagement<br />

in Graz zu finden (Jäger-Sunstenau Dok. 35).<br />

Der gleichnamige Sohn und „Walzerkönig“ Nr. 2 von Strauss kam sieben Monate später zur Welt. Hirtls<br />

kurze Schaffenszeit blieb indessen in Erinnerung, nicht allein mit dem Prater-Marsch. Noch 39 Jahre später<br />

erinnerte Carl Michael Ziehrer im Dianabad-Saal mit seinem Chronologischen Potpourri WIEN´S<br />

TANZMUSIK seit 50 Jahren op. 27 an Heinrich Hirtls Walzer (Schönherr Seite 63). Und dass noch 82 Jahre<br />

nach Hirtls Tod seine 9 Oberländler im Material der Strauss-Kapelle gefunden werden konnten, war bei<br />

Johann Strauss (Vater) sicherlich der Verehrung sowie der Erinnerung an gemeinsame Tage bei Michael<br />

Pamer gezollt.<br />

Der Titel taucht bei Hirtl nicht in Druckausgaben, sondern einzig in der Stimmenabschrift<br />

von Franz Flatscher auf (sign. mit ff in der Horn-Stimme 2). Flatscher stimmt überein<br />

mit der Pianoforte-Ausgabe P.M. 1661, eingerichtet von Johann Pensel. Diese Oberländler,<br />

jeweils 8-Takter, zumeist mit p in den a-Teilen und f in den B-Teilen, pizz 9a (Vl 2 + 3), sul<br />

ponticello 9a (Vl 1), zeichnen sich aus durch Synkopen (5a) und Hemiolen-Bildungen 7a und 8a<br />

(dort auch in der Begleitung) und umfassend 9a+b, wo der Walzer-Rhythmus den Oberländler<br />

überläuft. Es gibt weder Introduktion noch Coda. Aber die Anwendung der harmonischen Abwechslung<br />

(Kadenz) ist schon bemerkenswert:<br />

1a/1b/2a/4a/5b/7a/8a/9a nur T und D7<br />

6a mit Subdominante 8a S (Terzbass)<br />

2b mit Durchgangstönen im Bass und S<br />

3a+b/5a mit Tp mit Terzbass<br />

4b D7 T D7 > Dp Tp (Terzbass) T (Terzbass) D7 T<br />

6a D7 T D7 > Sp Tp (Terzbass) D7 T/D7 T<br />

7b Tp D7 (> Tp) S T (Terzbass) D7 T<br />

9b D DD7 D T D7 T<br />

Die harmonische Ausbreitung à la Schubert setzt zumeist in den b-Teilen an, wobei zum Schluss hin eine<br />

Steigerung erfolgt. Diese dürfte Johann Strauss besonders interessiert haben.<br />

Mit dem Kopisten Flatscher, dem Paukisten von Pamer, später von Lanner, verstärken sich unsere Annahmen,<br />

dass Hirtl als Fagottist auch für die Pamer-Kapelle – neben Strauss – gespielt haben könnte.<br />

Flatschers auf dem Deckblatt der 9 Oberländler notierte Zahl No 14 stimmt übrigens in unserer<br />

Registrierung (siehe unten) mit HLV 14 überein.<br />

Von Hirtls Frühlings-Marsch PLV 25 ist offenkundig nur Hirtls signierte Stimme Violine 3 erhalten geblieben.<br />

Dass die Rückseite zum Notat einer Posaunenstimme für Lanner benutzt wurde, ist dem Kopisten<br />

Flatscher zu verdanken und kann keine Verbindung für Hirtl mit Lanner begründen.<br />

Hirtls Tanz-Zyklen, bei so renommierten Verlagen wie Diabelli & Co, Pietro Mechetti und Mathias Artaria<br />

verlegt, erfreuten sich auch nach seinem Tode einer anhaltenden Nachfrage. Dies schließen wir aus den<br />

wiederholten Ankündigungen in der WZ, die wir bis ins Jahr 1827 hinein verfolgen konnten.<br />

Mehrere von Heinrich Hirtls Deutschen, Walzern, Oberländlern und Märschen erschienen in Stimmen-<br />

Editionen für kleines Orchester (2 oder 3 Violinen und Bass), deren Ausgaben für Pianoforte (auch vierhändig)<br />

der bewährte Klavierlehrer Johann Pensel besorgte. Von diesem stammt auch die Klavierausga-<br />

39


e zu jenen (9) Oberländlern. Eduard Strauss hat vermutlich ein erweitertes Orchestermaterial benutzt<br />

(siehe Bestand der Strauss-Kapelle), von dem wir die Urfassung in der Handschrift von Franz Flatscher<br />

HLV 15b besitzen – für die Formation<br />

1, -, 2, (1) / 2, (2), - / - / 1, 1, 1, (1), 1<br />

Es ist durchaus möglich, dass Strauss (Vater) das Orchestermaterial zu den 9 Oberländlern von der verwaisten<br />

Hirtl-Kapelle übernommen oder aus einer weiteren Stimmen-Abschrift (von Flatscher?) gespielt<br />

hat. Dass es in der Strauss-Kapelle bis zum Ende verblieb, ist einer Art Erinnerungskultur zu verdanken:<br />

als Erinnerung an einen viel zu früh verstorbenen „Kollegen“ aus der Heimatvorstadt Leopoldstadt, dem<br />

Johann Strauss (Vater) mehreres zugute halten mochte – via Martin Scholl und Brüder Scholl, via Pamer<br />

und Flatscher, ggf. auch via Pollischansky.<br />

Strauss hat überhaupt in Erinnerung an gelungene Kreativwandlungen das Vermächtnis zahlreicher Vorgänger<br />

sich „einzuverleiben“ verstanden. So u. a.<br />

- Carl Maria von Weber („Wiener-Carneval-Walzer“ op. 3: 6);<br />

- Franz Schubert („Wiener Carneval-Walzer“ op. 3: 5b; „Wiener-Launen-Walzer“ op. 6: 5; „Die so<br />

sehr beliebten Erinnerungswalzer“ op. 15: 2b);<br />

- Michael Pamer („Alte und Neue Tempete...“ op. 10).<br />

Am meisten aber ist Heinrich Hirtls „Prater-Marsch“ in der Erinnerung von Strauss lebendig geblieben.<br />

Über mehr als 20 Jahre lässt sich die Spur Hirtls bis hin zum berühmten „Radetzky-Marsch“ (und noch<br />

darüber hinaus) verfolgen: mit anteiligen „Verwertungen“ in den Opera 12, 18 ... 144, 217, 221 usw.<br />

(Linke 1987, Seite 166f.).<br />

Dem Kenner des Ouvres von Johann Strauss (Vater) dürfte nicht verborgen bleiben, wie sehr die einzelnen<br />

Teile von Hirtls „Prater-Marsch“ (vor allem die Teile 1a, 2a und 2b) bei Strauss zahlreiche Abwandlungen<br />

erfahren und Neugründungen ermöglicht haben:<br />

Hirtl 1a op. 18: 1a LUST-LAGER-WALZER<br />

op. 102: 1a ORIGINAL-PARADE-MARSCH<br />

op. 209: 2a ÖSTERREICHISCHER DEFILIER-MARSCH<br />

op. 228: 1a RADETZKY-MARSCH<br />

op. 249: 1a EXETER-POLKA<br />

Hirtl 2a op. 14: 2b CHAMPAGNER-WALZER<br />

op. 20: 3. Teil CHINESER-GALOPPE<br />

Hirtl 2b op. 223: 1b MARSCH DER STUDENTEN-LEGION<br />

Dieser Art praktizierter „Erinnerungskultur“ verdanken wir das grandiose Vermächtnis dessen, was als<br />

„Wiener Musik“ überlebt hat. Es verdankt sich nicht der Kreativität Einzelner, sondern der Verwebung<br />

von Motiven, an deren Ausformung mehrere (recte: zahlreiche) Komponisten wie Hirtl und Strauss<br />

beteiligt waren.<br />

Vorläufiges Verzeichnis der erkundeten Werk-Editionen<br />

(Werke, Lieferungen, Hefte) HLV (Hirtl-Linke-Verzeichnis)<br />

HLV 1 Sechs Menuetten für ein Großes Orchester St. Hs. sign. Franz Flatscher 1820<br />

HLV 2 (6) Schlittasch-Deutsche mit Coda St. hs. Flatscher<br />

HLV (2x) Tanz in: Ernst und Tändeley, 1822 bei Sauer & Leidesdorf<br />

HLV 3 Concerto par Corno (für Ventilhorn und Gr. Orchester) hs. H.H.: Februar 1823<br />

HLV 4 Marsch zu Wenzel Müllers „Die Fee und der Ritter“ (UA 21.2.1824) für Quintett<br />

eingerichtet von H.H. (hs H.H.)<br />

40


HLV 5a 7 Walzer samt Coda Pfte MA 738 WZ 5.7.1824<br />

> Neuausgabe D et C 5063<br />

HLV 5b 7 Walzer samt Coda Vl & Pfte MA WZ 26.4.1824<br />

HLV 5c 7 Walzer samt Coda Pfte 4hdg MA WZ 9.3.1825<br />

HLV 6a Der beliebte Prater Marsch Pfte D et C 1661 WZ 26.7.1824<br />

HLV 6b Der beliebte Prater Marsch Pfte 4hdg D et C 1662 dito<br />

HLV 7a Oberländler in A Pfte D et C 1728 WZ 8.11.1824 (1. Liefg)<br />

HLV 7b Oberländler in A Vl & Pfte D et C 1729 dito<br />

HLV 7c Oberländler in A 2 od. 3 Vl & B D et C 1730 dito/19.1.1826<br />

HLV 8a Oberländler in D Pfte D et C 1731 WZ 8.11.1824 (2. Liefg)<br />

HLV 8b Oberländler in D Vl & Pfte D et C 1732 dito<br />

HLV 8c Oberländler in D 2 od. 3 Vl & B D et C 1733 dito/19.1.1826<br />

HLV 9 Oberländler Pfte Heft 3 PM WZ 3.12.1824<br />

HLV 10 Oberländler Pfte Heft 4 PM dito<br />

HLV 11 Oberländler Pfte Heft 5 PM dito<br />

HLV 12 Oberländler Pfte Heft 6 PM dito<br />

HLV 13 6 Deutsche mit Trios samt Coda Pfte PM dito (HLV 16?)<br />

HLV 14a Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1661 WZ 3.12.1824<br />

HLV 14b 9 Oberländler in G, Orch.-St. hs. Franz Flatscher No 14<br />

HLV 15 Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1669 3. Liefg 28.1.1825<br />

wiederholt WZ 21.2.1827<br />

HLV 16 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1670 4. Liefg dito<br />

HLV 17 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1671 5. Liefg dito<br />

HLV 18 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1672 6. Liefg dito<br />

HLV 19 Deutsche 1. Liefg PM (1684?) WZ 28.1.1825 / 21.2.1827<br />

HLV 20 Deutsche 2. Liefg PM (1685?) dito<br />

HLV 21 Deutsche 3. Liefg PM (1886?) dito<br />

HLV 22 Deutsche 4. Liefg PM (1887?) dito<br />

HLV 23 Diamant-Walzer mit Trios und Coda (Der Diamant<br />

HLV 24a<br />

des Königs) Pfte D et C 1790 WZ 29.1.1825/19.1.1826<br />

Der beliebte Diamant-Marsch nach Drechslers Motiven<br />

Pfte D et C 1949 WZ 28.5.1825<br />

HLV 24b Der beliebte Diamant-Marsch Pfte 4hdg D et C 1950 dito<br />

HLV 25 Frühlings-Marsch hs Vl 3 signiert Hirtl (MHc 2286) 1<br />

HLV 26a Kirchweih-Marsch mit 2 Trios Pfte D et C 1986 WZ 12.11.1825<br />

HLV 26b Kirchweih-Marsch Pfte 4hdg D et C 1987 dito<br />

Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (1. Teil):<br />

HLV 28 Deutsche 5. Liefg PM WZ 27.1. / 21.2.1827<br />

HLV 29 Deutsche 6. Liefg PM dito<br />

HLV 30 Deutsche 7. Liefg PM dito<br />

HLV 31 Deutsche 8. Liefg PM dito<br />

HLV 32 Deutsche 9. Liefg PM dito<br />

HLV 33 Walzer 1. Liefg PM WZ 21.2.1827<br />

HLV 34 Walzer 2. Liefg PM dito<br />

1 auf der Rückseite die Zusatzstimme Trombone zu 6 Walzer in D von Lanner, s+d F.F. (= Franz Flatscher) 1825,<br />

danach Josef Lanner: Hollabrunner Ländler op. 21 (hierzu Linke 2001, Seite 97f.)<br />

41


Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (2. Teil):<br />

HLV 35 Walzer 3. Liefg PM dito<br />

HLV 36 Walzer 4. Liefg PM dito<br />

HLV 37 Walzer 5. Liefg PM dito<br />

HLV 38 Walzer 6. Liefg PM dito<br />

HLV 39 Walzer 7. Liefg PM dito<br />

HLV 40 Walzer 8. Liefg PM dito<br />

HLV 41 Walzer 9. Liefg PM dito<br />

HLV 42 Walzer 10.Liefg PM dito<br />

Zitierte Literatur:<br />

- Anonymus: „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDUARD STRAUSS kaiserl. und<br />

königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März 1901)“, Wien o.J.<br />

- Anzenberger-Ramminger, Elisabeth & Anzenberger, Friedrich: „Die Musik der „Hoch- und<br />

Deutschmeister“ – in: Anzenberger, Friedrich (Hrsg.): Symposionsbericht , Spittal 2016<br />

- Behsel, Anton: Verzeichnis aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten<br />

befindlichen Häusern, Wien 1829<br />

- Böhme, Franz Magnus: Geschichte des Tanzes in Deutschland, Teil 1, Leipzig 1886<br />

- Deutsch, Walter: Michael Pamer und Joseph Lanner – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.): Flüchtige<br />

Lust, Wien 2001<br />

- Dörner, Wolfgang: Joseph Lanner, Wien 2012<br />

- Fahrbach, Philipp (sen.): Geschichte der Tanzmusik seit 25 Jahren, Wien 1847 – hier: Nachdruck<br />

in DIE FLEDERMAUS, Mitteilungen 2 des WISF, Wien 1990<br />

- Fastl, Christian: Artikel „Hirtl (Hyrti, Hürtl, Hirtel, Hierdi), Familie“ – in: Österreichisches Musiklexikon<br />

online, 12.10.2017<br />

- Jäger-Sunstenau, Hanns: Johann Strauss – Der Walzerkönig und seine Dynastie, Wien 1965<br />

- Lange, Fritz: Der Wiener Walzer, Wien 1917<br />

- Lanner, Josef: Sämtliche Werke von JOSEF LANNER, hrsg. Eduard Kremser, Erster Band, Leipzig<br />

o.J.<br />

- Linke, Norbert: Musik erobert die Welt, Wien 1987<br />

- Linke, Norbert: Lanners Werke ohne Opuszahl – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.) Flüchtige Lust – Joseph<br />

Lanner, Begleitheft zur Ausstellung WSL & ÖMV: (Bd 79), Wien 2001<br />

- Linke, Norbert: Wie der WIENER WALZER nach Wien kam, Wien 2018 (i.V.)<br />

- Schneider, Otto: Tanzlexikon, Wien 1985<br />

- Schönherr, Max & Reinöhl, Karl: JOHANN STRAUSS (VATER), London 1954<br />

- Schönherr, Max: Carl Michael Ziehrer, Wien 1974<br />

- Strauss, Eduard: Erinnerungen, Wien 1906<br />

- Strauss, Johann (Vater): Sämtliche Werke in Wiedergabe der Originaldrucke, hrsg. von Ernst<br />

Hilmar, Bd 1 bis Bd 5, Tutzing 1987<br />

- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Pietro Mechetti quondam Carlo, Wien 1966<br />

- Weinmann, Alexander: Verzeichnis der Musikalien des Verlages Maisch-Sprenger-Artaria, Wien<br />

1970<br />

- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Anton Diabelli & Co., Wien 1985<br />

- Wilde, Josef: Oberoesterreicher LÄNDLER für zwei Violinen und Bass, mit Anhang osterreicher<br />

Volkslieder op. 15, S.A. Steiner & Comp. Nr 3121-3122<br />

- Witzmann, Reingard: Der Ländler in Wien, Wien 1976<br />

- Ziska, Franz & Schottky, Julius Max: Österreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen, Pesth<br />

1819<br />

42


Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn)<br />

zusammengestellt von Hans Jürgen Wulff<br />

Strauss ist der Name einer legendären österreichischen Familiendynastie, die mehrere Walzerkomponisten<br />

und Kapellmeister hervorgebracht hat. Zu den bekanntesten gehörten:<br />

- Johann [Baptist] Strauss (Vater) (1804 - 1849)<br />

mit seinen Söhnen:<br />

- Johann [Baptist] Strauss (Sohn) (1825 - 1899)<br />

- Josef Strauss (1827 - 1870)<br />

- Eduard Strauss I. (1835 - 1916).<br />

Nachdem der Walzer Anfang des 19. Jahrhunderts unerwartete Popularität erlangt hatte und die Kompositionen<br />

von Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner sich als „Schlager der Zeit“ erwiesen hatten, begann<br />

mit Johanns Sohn Johann Strauss (Sohn) und seinen Walzern, unterstützt durch seinen Geschäftsgeist<br />

und sein Gespür für das Marketing seiner Kompositionen, ein Kapitel der modernen Popmusikgeschichte.<br />

Der – vom Magistrat schließlich gewährte – Wunsch des Sohnes, ein Tanzorchester leiten<br />

zu dürfen, führte zwar zum Zwist mit dem Vater, doch legte der Sohn nach dem Tod des Vaters die<br />

Orchester zusammen und begann, gezielt Walzer für neue Besucher- und Volksgruppen zu komponieren.<br />

Weil er sich während der Revolution 1848 mit seinen Werken auf die Seite der Aufständischen gestellt<br />

hatte, wurde ihm erst 1862 der Titel des k&k-Hofballmusik-Direktors zugesprochen. Strauss trat an<br />

einem Abend oft bei unterschiedlichen Veranstaltungen auf. Konzertreisen führten ihn nach London,<br />

Italien, Amerika und Russland. Sein Bruder Josef übernahm vertretungsweise die Leitung des Orchesters,<br />

nach dessen Tod (1870) folgte Eduard Strauss als Leiter der Kapelle. Johann widmete sich in der Zeit fast<br />

ausschließlich der Operettenkomposition (darunter die heute als „Klassiker“ der ganzen Gattung geltenden<br />

Operetten Die Fledermaus, 1874, Eine Nacht in Venedig, 1883, und Der Zigeunerbaron, 1885).<br />

Die meisten Filme der nachstehenden Filmographie sind biographisch motiviert:<br />

- Die frühe Erfolgsgeschichte des Walzers findet in der Konkurrenz der Komponisten Johann Strauss<br />

(Vater) und Josef Lanner eine dankbare dramatische Vorlage (als „Walzerkrieg“ bekannt geblieben) –<br />

bis zum Auftritt einer Damenkapelle unter Leitung von Lanners Tochter Kati.<br />

- Der väterliche Widerstand gegen die Ambitionen des Sohnes, selbst Komponist und Orchesterleiter<br />

zu werden, das schließliche Konkurrenzverhältnis zwischen beiden ist ein zweiter biographischer<br />

Vorwurf, der mehrfach bearbeitet wurde.<br />

- Die Verflechtungen zwischen populärer Tanz- und Musiktheaterkultur, die ökonomischen Seiten des<br />

Erfolgs und die Arbeit am Image von Strauss (Sohn) als „Walzerkönig“ fanden erst in den 1980er Jahren<br />

nennenswerte Aufmerksamkeit.<br />

- Eher am Rande wird der Kampf der Geschmackskulturen thematisiert, der sich gegen den Walzertanz<br />

als exzessive und erotisierte Form der Geschlechterkommunikation richtete.<br />

- Des Öfteren wird aber auch ein walzer- und operettenseliges „Altes Wien“ inszeniert, als gemütvolles<br />

und vom Politischen unbeeinflusstes Milieu (also unter konsequenter Absehung von den 1848er<br />

Ereignissen).<br />

- Intrigen gegen Strauss‘ (Sohn) internationale Karriere sind selten.<br />

Dafür bilden zahllose Liebesgeschichten (des Öfteren mit historischen Figuren wie der Soubrette Marie<br />

Geistinger) den Bodensatz vieler der Filme, den fiktionalen Plots der Musikfilmgeschichte nahe.<br />

Getragen sind die Filme immer durch die Tänze und Lieder – sie sichern Sympathie und Aufmerksamkeit<br />

von Zuschauern, so bieder die Geschichten auch sein mögen und so sehr die musikalischen Bearbeitungen<br />

eigene Stilimpulse in den Film importieren.<br />

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Die ungemeine Popularität der Operetten und Walzer fand schon früh das Interesse auch des Films. Es<br />

waren Tonbilder, die die Filmgeschichte der Strauss-Musik eröffneten und die bereits in den 1920er Jahren<br />

zu ersten Versuchen führten, das Leben, die Arbeit und die Werke vor allem von Johann Strauss<br />

(Sohn) zu fiktionalisieren. Zwar ist die Unmittelbarkeit, mit der die Darbietung von Strauss-Musik im Kino<br />

auf das Interesse und Vergnügen von Zuschauern stießen, heute (seit den 1970er Jahren) deutlich gegenüber<br />

der Hochphase der Thematisierung der Strauss-Biographie(n) zurückgegangen, doch spielen sie<br />

– vor allem Johann Strauss (Sohn) – in der Geschichte der europäischen Populärkultur immer noch eine<br />

Rolle. Vieles hat sich von den Biographien der Komponisten gelöst, die Walzer sind unabhängig geworden,<br />

stehen für Lokalkolorit und Lebensgefühl einer Phase der Geschichte bürgerlicher Kultur. Aber viele<br />

der Titel – allen voran der Walzer An der schönen blauen Donau (1867), der als heimliche österreichische<br />

Nationalhymne gilt – gehören nach wie vor zum lebendigen kulturellen Gedächtnis, sind allenthalben<br />

bekannt und werden nicht nur auf Konzerten, sondern auch auf Tanzveranstaltungen als lebendig gebliebene<br />

Tanzmusiken aufgeführt.<br />

Die folgende kleine Filmographie sucht diejenigen Kino- und TV-Filme in möglichst großer Komplettheit<br />

zu dokumentieren, in denen das Leben und Werk von Vater und/oder Sohn Johann Strauss thematisiert<br />

wird. Die meisten der genannten Filme sind Spielfilme. Treten Strauss (Vater) oder Strauss (Sohn) in Neben-<br />

oder Seitenrollen auf, habe ich auf die Nennung der Titel verzichtet. Die Operettenadaptionen finden<br />

sich als dritter Teil des Verzeichnisses. Sind anderen Komponisten der Zeit (Offenbach, von Suppé,<br />

Brahms) Rollen zugebilligt, sind auch diese erfasst. Dank gilt Ludger Kaczmarek, der die Liste um diverse<br />

Einträge ergänzte.<br />

Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich um Spielfilme. Variierende Laufzeitangaben sind notiert.<br />

Bei den Operettenadaptionen habe ich auf detaillierte Inhaltswiedergaben verzichtet; im Übrigen wird<br />

auf vorhandene Angaben zugegriffen (Kürzel z.B. KIM, SDK), weitere Kürzel sind „IT“ für „Internationale(r)<br />

Titel“ oder „aka“ für „also known as“ (deutsch: „auch bekannt als“). Außerdem müssen die Listen<br />

angesichts zahlreicher Aufzeichnungen von Bühnenaufführungen und Live-Übertragungen lückenhaft<br />

bleiben. Ergänzungen, besonders aus dem internationalen Raum, sind daher willkommen (Bitte an die<br />

Redaktion richten: D. Red.).<br />

Nähere Details enthält der Überblick von Inge Röhre: Wenn der Walzerkönig Johann Strauss und seine<br />

Dynastie zu Filmstars werden. In: Flugschriften. Mitteilungsblatt der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft,<br />

18, 1995. S. 13 - 78 (ich danke Ingolf Roßberg, der mir den Zugang zu der versteckten Publikation<br />

ermöglichte und in diesem Artikel nötige Übersetzungen ins Deutsche vornahm).<br />

Einzelne Untersuchungen zu dem erstaunlich umfangreichen Film-Korpus sind rar. Ich verweise auf<br />

Mitchell, Charles P.: The Great Composers Portrayed on Film, 1913 through 2002. Jefferson, N.C.: McFarland<br />

2004, x, 338 S. (darin S. 227 - 238, ein allgemeiner Überblick) sowie auf Tibbetts, John C.:<br />

Composers in the Movies: Studies in Musical Biography. New Haven: Yale University Press 2005, xvi, 365<br />

S. (darin S. 29 - 37, v.a. über Hitchcocks Waltzes from Vienna, 1934, und Duviviers The Great Waltz,<br />

1938).<br />

1. Strauss, Johann (Vater/Sr.) (* 14. März 1804 – † 25. September 1849)<br />

Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />

Deutschland 1928, Regie: Conrad Wiene.<br />

2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauss (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />

seine Frau (Hermine Sterler). Strauss (Sohn): (Imre Ráday). Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />

Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />

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So lang‘ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang‘ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />

Wiener G‘schichten; Ein Walzer vom Strauß; IT: A Waltz by Strauss or As Long as Strauss<br />

Waltzes are Heard; Großbritannien: Johann Strauss);<br />

Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />

90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />

Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />

La guerre des valses;<br />

Frankreich/Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger, Raoul Ploquin.<br />

93 min. Strauss (Vater): Pierre Mingnaud. Musik: Alois Melichar; unter Verwendung von Motiven von<br />

Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner.<br />

Der junge Johann Strauss ist erster Geiger im Orchester des Wiener Walzerkomponisten Joseph Lanner.<br />

Zum Zerwürfnis zwischen beiden kommt es, als der talentierte Newcomer erste Eigenkompositionen<br />

vorträgt. Der „Walzerkrieg“ eskaliert, nachdem Strauss sein eigenes Orchester gründet und die Konkurrenten<br />

in zwei benachbarten Weingärten aufspielen – was Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten<br />

nach sich zieht. Als Johann Strauss in London am Hof der Queen Victoria mit seinen temperamentvollen<br />

Melodien das Liebesleben in Schwung bringen soll, reist ihm Lanners Tochter Kati mit einer Damenkapelle<br />

nach. Kurz vor dessen großem Auftritt kann die Rachsüchtige den Komponisten in einem Zimmer<br />

einschließen. Um das Engagement zu retten springt der in Kati verliebte Paukist Gustl für den verhinderten<br />

Dirigenten ein... (SDK)<br />

Dt. Fassung: Walzerkrieg;<br />

Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger.<br />

92 (85) min. Strauss (Vater): Anton Wohlbrück. Joseph Lanner: Paul Hörbiger.<br />

Wien, der Walzer und die Weltgeschichte sind die Zutaten eines virtuosen Musikfilms, der die Rivalität<br />

der beiden Komponisten Joseph Lanner und Johann Strauss schildert und diese kunstvoll mit gleich zwei<br />

Liebesgeschichten kontrastiert – der von Kati, der Leiterin einer Frauenkapelle, und jener von Victoria,<br />

der englischen Königin. Der mit Renate Müller und Willy Fritsch hervorragend besetzte Film entstand im<br />

Sommer 1933 in Neubabelsberg, als bereits fast alle Juden aus der Filmindustrie ausgeschlossen worden<br />

waren. Als Walzerkrieg im Oktober 1933 in die Kinos kam, durfte auch der Name des kongenialen Drehbuchautors<br />

Robert Liebmann nicht mehr genannt werden. Dafür feierte die Berliner Morgenpost den<br />

Film am 6. Oktober 1933 als einen „Walzersieg“ und lobte die „meisterliche Regie Ludwig Bergers“.<br />

Waltzes from Vienna (US-Titel: Blossom Time);<br />

Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />

80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />

Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930); Musik-Arrangements: Julius<br />

Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />

Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />

gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />

sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />

„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />

45


Unsterblicher Walzer;<br />

Deutschland 1939, Regie: E. W. Emo.<br />

96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauß: Dagny Servaes. Strauss<br />

(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />

Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />

aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />

USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />

mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />

seiner Zeit.<br />

Wiener Mädeln (aka: Wiener Madeln);<br />

Österreich/BRD 1949, Regie: Willi Forst.<br />

113 min. Gedreht 1945, erst nach Kriegsende fertiggestellt; UA: 1949. Strauss (Vater): Edmund Schellhammer.<br />

Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (beide), John Philip Sousa, Willy Schmidt-Gentner,<br />

Karl Pauspertl. Unmittelbar nach Gründung der DDR war dort eine eigene Fassung des Films zu sehen,<br />

die aber bereits 1950 zurückgezogen wurde (Verleih: Sovexport).<br />

Über den österreichischen Tanz- und Operettenkomponisten Carl Michael Ziehrer (2. Mai 1843 - 14. November<br />

1922; dargestellt von Willi Forst) und einen berühmten Walzer von ihm.<br />

Wiener Walzer (aka: Wien tanzt);<br />

Österreich/ Liechtenstein 1951, Regie: Emil E. Reinert.<br />

81 min. Strauss (Vater): Adolf Wohlbrück. Musik: Johann Strauss (Vater und Sohn), Willy Schmidt-<br />

Gentner.<br />

Der als Walzerkönig berühmt gewordene Johann Strauss (Vater) (1804 - 1849) sieht sich plötzlich von<br />

seinem Sohn verdrängt, dessen Begabung er bezweifelt hatte. (KIM)<br />

The Glorious Days;<br />

Großbritannien 1953, Regie: Robert Nesbitt.<br />

Theaterfilm (BBC) einer Show aus dem Palace Theatre, London, 45 min. Strauss (Vater): Michael Anthony.<br />

Musikalische Arrangements: Tom Arnold.<br />

Mädchenjahre einer Königin;<br />

Österreich 1954, Regie: Ernst Marischka.<br />

103 min. Strauss (Vater) [Nebenrolle]: Eduard Strauss II.<br />

The Great Waltz;<br />

USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />

90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />

Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts.Er muss die Anstrengungen<br />

seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />

wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />

von 1938 und 1972).<br />

46


The Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />

USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />

155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />

Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />

Wehle.<br />

Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />

Walzerkönig.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />

135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />

Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />

dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />

rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />

wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />

Weiteres siehe unter Johann Strauss (Sohn).<br />

The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />

Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />

408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />

Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />

Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />

an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />

wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />

Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />

wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />

die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />

im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />

in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />

der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen.<br />

Mittel gegen den Schlaf: ein Johann Strauß – Josef Lanner – Nikolaus Lenau-Film;<br />

BRD 1979, Regie: Norbert Beilharz.<br />

35 min. TV-Produktion. Zu Johann Strauss (Vater). Ungesendet.<br />

285 min.<br />

Mit meinen heißen Tränen;<br />

Österreich 1986, Regie: Fritz Lehner.<br />

Dreiteilige TV-Produktion über das Leben des Komponisten Franz Schubert. Im dritten Teil („Winterreise“)<br />

tritt in einer Nebenrolle der junge Komponist Johann Strauss (Vater) (Christian Altenburger) auf –<br />

aus Versehen wird Schubert mit Strauss verwechselt.<br />

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Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />

Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />

Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />

Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />

Laurence Rosenthal.<br />

Die Geschichte zweier Generationen der Musikerfamilie Strauss von 1820 bis 1899: In der Biedermeierzeit<br />

komponieren der junge Johann Strauss und sein Freund Joseph Lanner erste Walzer und erobern die<br />

Ballsäle Wiens. Als Strauss Anna heiratet, wird aus der Freundschaft mit Lanner private und berufliche<br />

Rivalität. Strauss wird berühmt. Sein ältester Sohn Schani nimmt heimlich Unterricht bei Lanner und<br />

wird gegen den Widerstand des Vaters erfolgreicher Musiker. Während der Revolution 1848 stehen sie<br />

auf verschiedenen Seiten; der Vater wird als überzeugter Royalist Hofkapellmeister. Nach seinem Tod<br />

vereint Schani die Orchester und veranstaltet ein Konzert mit Kompositionen seines Vaters. Die russische<br />

Adelige Olga und er verlieben sich, doch ihre Eltern verhindern eine Ehe. Als Schani sich zurückzieht,<br />

führen seine beiden Brüder Edi und Pepi das musikalische Familienunternehmen fort. Schließlich<br />

heiratet Schani die Sängerin Jetti von Treffz und wird durch ihren Einfluss doch noch Hofkapellmeister.<br />

Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />

Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />

TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />

Williams, Blake Ritson.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />

Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />

wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />

Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />

2. Strauss, Johann (Sohn/Jr.) (* 25. Oktober 1825 – † 3. Juni 1899)<br />

Wintergartenprogramm 1895.<br />

Am 1. November 1895, der ersten öffentlichen Filmvorführung in Europa, führten die Brüder Max und<br />

Emil Skladanowsky im Berliner Varieté „Wintergarten“ mit ihrem „Bioscop“ ein Nummernprogramm vor.<br />

Es wurde live begleitet durch eine Kompilation aus populären Musikstücken von Johann Strauss (Sohn)<br />

bis John Philipp Sousa.<br />

Johann Strauß an der schönen blauen Donau (aka: An der schönen blauen Donau);<br />

Österreich 1913, Regie: Carl von Zeska.<br />

31–72 min (864–2.000 m). Strauss (Sohn): Carl von Zeska.<br />

Dargestellt werden, gleich einem prachtentfaltenden, kostüm- und ausstattungsreichen Bilderbogen,<br />

einzelne Stationen aus dem Leben des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn). Dabei werden interessante<br />

Einblicke in damalige, von Strauss noch legitimierte Bühneninszenierungen und Operettenszenen<br />

nach Strauss-Vorlagen ermöglicht. „Damit vermittelt sich auch anschaulich die damalige Aufführungspraxis,<br />

allen voran die Vignetten mit dem Werberlied und aus dem Zigeunerbaron“, wie es in einem<br />

Begleittext des Filmarchivs Austria heißt. Der Film galt lange Zeit als verschollen, eine weitgehend<br />

erhaltene Kopie wurde erst Anfang der 2000er Jahre in Russland wiederentdeckt.<br />

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Ein Walzer von Strauß;<br />

Deutschland 1919 [1920], Regie: Franz Hofer.<br />

5 Akte, 1.817 m (4 Akte, 1.455 m). Produktion: Bayerische Film-Gesellschaft, Fett & Wiesel.<br />

100 Jahre Johann Strauß (aka: Hundert Jahre Johann Strauß);<br />

Deutschland 1925.<br />

5 Akte, 1.817 m. Produktion: Humboldt-Film GmbH (Berlin) in Verbindung mit dem Österreichisch-<br />

Deutschen Voksbund (Berlin). Künstlerische Leitung: Ernst Jahn. Vorwort und Texte: Hermann Kienzl.<br />

Musikalische Bearbeitung: Johann Strauss (Enkel). Erschienen: 25. Oktober 1925. Zensur-Nr.: B 11815.<br />

„Große musikalische Film-Revue in 5 Akten unter Mitwirkung erster Kunstkräfte aus Anlaß der Hundertjahrfeier<br />

für Johann Strauß, mit Förderung der Witwe, Frau Johann Strauß“.<br />

Ein Walzer von Strauß (aka: Der Walzer von Strauß; aka: Der Zusammenbruch der Märchenstadt<br />

Wien; Der Zusammenbruch der Wiener Märchenstadt);<br />

Österreich/Deutschland 1925, Regie: Max Neufeld.<br />

8 Akte, 2.874 m (Verleihfassung: 6 Akte, 2.850 m). Stummfilm. Strauss (Sohn): Johann Strauss (Enkel).<br />

Franz Schubert: Philipp von Zeska.<br />

Die Person des Johann Strauss (Sohn) spielt in der Filmhandlung nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />

Das tanzende Wien (aka: An der schönen blauen Donau. 2. Teil; USA: Dancing Vienna);<br />

Deutschland 1927, Regie: Friedrich Zelnik (= Frederic „Fred“ Zelnik).<br />

2.725 m. Stummfilm.<br />

Die Person des Johann Strauss (Sohn) (Andreas von Horn [= Andreas Van Horn]) spielt in der Filmhandlung<br />

nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />

Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />

Deutschland 1928, Regie:Conrad Wiene.<br />

2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauß (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />

seine Frau: Hermine Sterler. Strauß (Sohn): Imre Ráday. Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />

Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />

Strauß today;<br />

Deutschland 1930.<br />

1 Akt (210 m); 16 min. Orchesterfilm. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Comenius-Film (Berlin).<br />

Der Walzerkönig (Österreich: Der Himmel voller Geigen; USA: The Waltz King);<br />

Deutschland 1930, Regie: Manfred Noa.<br />

90 (88) min. Strauss (Sohn): Hans Stüwe. Josef Strauss: Fred Louis Lerch. Musik: Eduard Künneke, Artur<br />

Guttmann.<br />

Porträt von Johann Strauss (Sohn), keine weiteren Angaben.<br />

49


So lang’ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang’ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />

Wiener G’schichten; Ein Walzer vom Strauß; Großbritannien: Johann Strauss; IT: A Waltz by<br />

Strauss or As Long as Strauss Waltzes are Heard;);<br />

Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />

90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />

Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />

Johann Strauß, k.u.k. Hofkapellmeister (aka: Fenster auf – Der Lenz ist da; Heut’ spielt der Strauß;<br />

IT: Viennese Waltz);<br />

Deutschland 1932, Regie: Conrad Wiene.<br />

105 min. Strauss (Sohn): Michael Bohnen. Produktion: Splendid-Film Co. GmbH (Berlin).<br />

Einer von zahlreichen pseudohistorischen Musikfilmen (uraufgeführt unter dem Titel Johann Strauß –<br />

K.u.K. Hofballmusikdirektor) über den Walzerkönig Johann Strauss den Jüngeren (1825 - 1899) und seinen<br />

Bruder Joseph (1827 - 1870). Die Premiere der Fledermaus wird um 30 Jahre vorverlegt und mit<br />

einem Skandal verknüpft. Als volkstümliche Wiener Milieu-Romanze ist der Film auf ein Potpourri einschmeichelnder<br />

Melodien abgestimmt, das inszenatorisch und darstellerisch eher glanzlos ausfiel. (KIM)<br />

Eine Johann Strauß Fantasie (aka: Eine Johann-Strauß-Fantasie);<br />

Deutschland 1932/33.<br />

2 Akte. 426 m (16 min). Kurz-Spielfilm. Mit der filmerfahrenen Sängerin Irene Eisinger und Gerd Niemer.<br />

Produktion: Musik-Tonfilm, Max Siegert (Berlin).<br />

Rosen aus dem Süden;<br />

Deutschland 1934, Regie: Walter Janssen.<br />

93 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger. Johannes Brahms: Hugo Werner-Kahle.<br />

Das gemütliche und gemütvolle alte Wien ist der Schauplatz eines operettenseligen Musikfilms, der Episoden<br />

aus dem Leben von Johann Strauss (1825 - 1899) mit einem Querschnitt durch seine Melodien<br />

verbindet. (KIM)<br />

Waltzes from Vienna (USA: Blossom Time);<br />

Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />

80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />

Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930). Musik-Arrangements: Julius<br />

Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />

Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />

gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />

sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />

„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />

Der zerstreute Walzer – Eine musikalische Phantasie;<br />

Deutschland 1934, Regie: Franz Osten.<br />

616 m (23 min). Kurz-Spielfilm. Strauß (Sohn): Wolfgang Liebeneiner. Musik: Theo Mackeben. Produktion:<br />

Minerva-Tonfilm (Berlin).<br />

50


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Antrag auf Mitgliedschaft<br />

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Wir freuen uns auf Sie!<br />

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A N T R A G A U F<br />

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Ich/Wir erkläre/n hiermit meinen/unseren Beitritt zur „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ e.V., Coburg:<br />

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E-Mail-Adresse: _____________________________________________________________________________<br />

____________________ _________________________________<br />

Datum Unterschrift<br />

Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt z.Zt.<br />

40 € für Einzelpersonen,<br />

60 € für Ehepaare,<br />

10 € für weitere Familienmitglieder (außer Ehe-/ Lebenspartner), älter als 18 Jahre,<br />

im gleichen Haushalt lebend,<br />

160 € als Mindestbeitrag für Firmen,<br />

5 € für Studenten und Schüler (6 bis 18 Jahre).


Ermächtigung zum Einzug durch Lastschrift (Einzug erfolgt jährlich zum 01.03.)<br />

Name und Anschrift des Zahlungsempfängers Kontoinhaber (wenn abweichend):<br />

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V. Coburg (DJSG)<br />

Sitz: Lahmstr. 33, 96450 Coburg _________________________________________<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE12 ZZZ0 0001 2170 06<br />

Mandatsreferenz: Ihre Mitgliedsnummer (wird bekanntgegeben)<br />

SEPA-Lastschriftmandat<br />

Ich ermächtige die DJSG, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der<br />

DJSG auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten<br />

dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Zahlungsart: Wiederkehrende Zahlung<br />

____________________________________________<br />

Vorname und Name (Kontoinhaber)<br />

____________________________________________ _______________________________<br />

Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort<br />

____________________________________________________________________________________<br />

Kreditinstitut (Name und BIC)<br />

__________________________________________________________________________<br />

IBAN<br />

_____________________________________________________________________<br />

Datum, Ort und Unterschrift des Kontoinhabers (bitte in jedem Fall unterschreiben)


Deutsche Johann Strauss Gesellschaft<br />

Schriftführerin<br />

Astrid-Birgit Roßberg<br />

Chemnitzer Str. 89 E<br />

01187 Dresden


Petersburger Nächte (aka: Walzer an der Newa);<br />

Deutschland 1935, Regie: E. W. Emo.<br />

86 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger.<br />

Ungeduldig erwartet der Wiener Walzerkönig Johann Strauss seine bevorstehende Ernennung zum Hofballmusikdirektor.<br />

Aus diesem Grund lehnt er auch ein Gastspiel in Russland ab. Da erhält er die Nachricht,<br />

dass die österreichische Regierung im Moment keine Zeit hat, sich mit derlei „Nebensächlichkeiten“<br />

zu beschäftigen – die Ernennung bleibt aus. Voller Zorn und Enttäuschung nimmt Strauss nun doch<br />

das russische Engagement an. Auf seiner Reise lernt er in einem Gasthaus die bezaubernde Olga kennen.<br />

Die beiden verbringen eine Liebesnacht miteinander, Strauss schenkt ihr eine Karte für sein Konzert,<br />

doch am nächsten Morgen ist Olga verschwunden. Wie soll Strauss sie nun wiederfinden, da sie doch<br />

keine Adresse hinterlassen hat? Der Dirigent Ptytschkin hat eine Idee: Die 1500 Mitglieder seiner Petersburger<br />

Musikvereinigung sollen sämtliche Eintrittskarten des Konzertes kaufen, dann aber nicht erscheinen.<br />

Wenn Olga zu dem Konzert kommt, wäre sie die einzige Besucherin... Der Plan gelingt, doch<br />

kurz darauf muss Strauss erfahren, dass Olga die Verlobte des russischen Kriegsministers ist. Nun bleibt<br />

die Frage, für wen sich Olga entscheiden wird ... (filmportal.de)<br />

Unsterbliche Melodien;<br />

Deutschland 1936 [1935], Regie: Heinz Paul.<br />

75 min. Strauss (Sohn): Alfred Jerger. Musik: Oskar Stalla.<br />

Nach dem Tode seiner Frau in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts verliebt sich der Walzerkönig Johann<br />

Strauss (Sohn) in eine Balletteuse der Wiener Hofoper. Enttäuscht wendet sich die seinerzeit berühmte<br />

Operettensängerin Marie Geistinger von ihm ab. Als jedoch seine neue Ehe scheitert, richtet sie<br />

den gebrochenen Mann wieder auf. (KIM)<br />

Champagne Waltz;<br />

USA 1937, Regie: A. Edward Sutherland.<br />

87 (85) min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Stanley Price.<br />

Ein leichtes Musical mit Elementen der Screwball-Komödie, legt die Rivalität zwischen einem Wiener<br />

Walzer-Studio und der amerikanischen Jazz-Band in unmittelbarer Nachbarschaft dar. Franz Strauss ist<br />

gestresst, weil sein Walzerpalast Geschäfte an den Jazzclub abgeben muss. Fred MacMurray, der<br />

trompeteblasende Kopf der Jazzband verliebt sich allerdings in Swarthout, dessen Tochter, woraus zahlreiche<br />

Verwicklungen entstehen, weil er sich laufend als etwas anderes ausgibt, als das, was er tatsächlich<br />

ist.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

Frankreich 1938, Regie: Julien Duvivier [ohne Titelnennung: Victor Fleming, Josef von Sternberg].<br />

97 (104) min. Strauss (Sohn): Fernand Gravet. Oscar für die Beste Kamera an Joseph Ruttenberg.<br />

Der junge Johann Strauss soll auf Befehl seines Vaters das Bankgewerbe erlernen, fliegt aber aus der<br />

Lehre, weil er Noten statt Zahlen schreibt. Bald stellen sich erste musikalische Erfolge ein, und trotz privater<br />

Wirrnisse steigt Strauss zum Walzerkönig von Wien auf. (KIM)<br />

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Unsterblicher Walzer;<br />

Deutschland 1939, Regie: E.W. Emo.<br />

96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauss: Dagny Servaes. Strauss<br />

(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />

Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />

aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />

USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />

mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />

seiner Zeit.<br />

Operette;<br />

Deutschland 1940, Regie: Willi Forst, Karl Hartl, Franz Nästelberger.<br />

110 min. Über die drei Operettenkomponisten Franz von Suppé (Leo Slezak), Johann Strauss (Sohn)<br />

(Edmund Schellhammer) und Karl Millöcker (Curd Jürgens).<br />

Der Aufstieg des Schauspielers Franz Jauner zum gefeierten, in den Adelsstand erhobenen Theaterdirektor,<br />

der die Wiener Operette perfekt inszenierte und nach dem Brand des Ringtheaters ruiniert war. Ein<br />

stimmungsvolles Bild der Epoche mit ihren Zeitgenossen Franz von Suppé, Johann Strauss (Sohn), Karl<br />

Millöcker, Alexander Girardi und der ebenso berühmten Sängerin Marie Geistinger, die den aus der Gefängnishaft<br />

entlassenen und verbitterten Jauner mit seinem Schicksal versöhnt. Schwungvoll und sorgfältig<br />

inszeniert. (KIM)<br />

Wiener Mädeln;<br />

Deutschland 1944 [UA: BRD/Österreich 1949], Regie: Willi Forst.<br />

113 min. Überläuferfilm. Inszeniert bereits 1944. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Edmund Schellhammer.<br />

Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (Sohn), John Philip Sousa; Bearbeitung: Willy Schmidt-<br />

Gentner, Karl Pauspertl.<br />

Über den von Willi Forst auch verkörperten österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer. Carl<br />

Michael Ziehrer arbeitet im Hutgeschäft seines Vaters. Er will als Komponist und Dirigent aus dem Schatten<br />

des großen Johann Strauss treten. Doch es bedarf einiger Anstrengungen, bis er das Publikum für<br />

eine seiner Kompositionen gewinnen kann. Seine Musik hat es besonders den Töchtern des Hofrats<br />

Munk angetan. Diesen „Wiener Mädeln“ widmet Ziehrer einen Walzer. Als er endlich sein erstes Konzert<br />

geben darf, verliebt er sich in Klara, die älteste Tochter des Hofrats Munk. Nachdem diese die Zuneigung<br />

des erfolglosen Musikers nicht erwidert, versucht er, sich als k. u. k.-Militärkapellmeister einen Namen<br />

zu machen. Auf einem Empfang der Fürstin Metternich treffen sich Ziehrer und Klara wieder, sie möchte<br />

dort ein Lied von ihm singen. Als jedoch auch Johann Strauss (Sohn) in der Gesellschaft erscheint, zieht<br />

sich Ziehrer zurück. Klara gibt daraufhin ihre Verlobung mit dem Grafen Lechenberg bekannt. Unterdessen<br />

reist Ziehrer als erfolgreicher Orchesterleiter durch die Welt, trifft in Berlin Klaras Schwester Mitzi<br />

wieder und heiratet sie.<br />

Polkas von Strauß;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

Ca. 400 ft. (ca. 122 m; ca. 11 min); S/w. Kurz-Dokumentarfilm.<br />

Derzeit keine Angaben möglich.<br />

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Verlorene Melodie;<br />

Österreich 1952, Regie: Eduard von Borsody.<br />

100 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Wolfgang Hebenstreit. Musik: Willy Schmidt-Gentner.<br />

Eine stellungslose Schauspielerin und eine launische Revue-Sängerin bemühen sich um einen Komponisten,<br />

der – im Traum von Johann Strauss (Sohn) bekehrt – zu seiner Melodik zurückfindet. (KIM)<br />

Ewiger Walzer – Frauen um Johann Strauß (aka: Ewiger Walzer);<br />

BRD 1954, Regie: Paul Verhoeven.<br />

98 (99) min. Strauss (Sohn): Bernhard Wicki. Jacques Offenbach: Arnulf Schröder. Eduard Strauss:<br />

Eduard Strauss II. Josef Strauss: Josef Hendrichs.<br />

Lebens- und Liebesgeschichte des österreichischen Komponisten Johann Strauss (Sohn): In Wien lernt<br />

der „Walzerkönig“ die Sängerin Henriette Treffz kennen, wird von ihr zu seiner ersten Operette Indigo<br />

inspiriert, heiratet sie, wird ein erfolgreicher Komponist und Hofkapellmeister, begründet seine Freundschaft<br />

mit Jacques Offenbach, ist noch vor dem Tod seiner Frau mit der Schauspielerin Maria Geistinger<br />

verbunden, lernt am Ende seines Lebens die junge Schauspielerin Adele kennen und heiratet sie. (filmportal.de)<br />

Girardi (aka: Girardi – Der Komödiant von Wien; Wiener Herzen);<br />

Österreich 1954, Regie: Karl Paryla, Karl Stanzl.<br />

104 min. Strauss (Sohn): Eduard Strauss II.<br />

Der Schauspieler Karl Paryla porträtiert in seinem Regiedebüt den Schauspieler Alexander Girardi (1850 -<br />

1918). Girardi beginnt als Kleindarsteller an Wiener Bühnen, bis ihm der Komponist Franz von Suppé<br />

durch eine Empfehlung zum Durchbruch verhilft. Für den immer populäreren Komödianten komponiert<br />

Johann Strauss (Sohn) eigens einen Walzer. Privat hat Girardi weniger Glück: Seine Frau betrügt ihn, und<br />

als er sie verstößt, nutzt sie ihre Kontakte in höhere Kreise, um ihn für unzurechnungsfähig erklären zu<br />

lassen. Eine Schauspielkollegin jedoch bringt seinen Fall bis vor den Kaiser und kann ihn rehabilitieren.<br />

(filmportal.de)<br />

The Great Waltz;<br />

USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />

90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />

Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts. Er muss die<br />

Anstrengungen seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />

wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />

von 1938 und 1972).<br />

Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />

USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />

155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />

Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />

Wehle.<br />

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Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />

Walzerkönig.<br />

Bombenwalzer;<br />

BRD 1968, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

120 min. S/w. TV-Spielfilm (BR, Bayerischer Rundfunk). Strauss (Sohn): Ernst Stankovski. Komposition<br />

(nach Johann Strauss (Sohn)): Max Schönherr.<br />

Keine Inhaltsangabe verfügbar.<br />

G’schichten aus dem Theater an der Wien;<br />

BRD 1969, Regie: Fred Krause.<br />

Dreiteiliges TV-Docudrama-Spiel (ARD). Strauss (Sohn): Peter Vogel. Soubrette Marie Geistinger: Margit<br />

Schramm. I: Papageno als Theaterdirektor; II: Operette in Gold; III: Operette in Silber.<br />

Über das Theater an der Wien und seine Geschichte; beginnend mit der Wiedereröffnung am 28. Mai<br />

1962. In einem Gespräch zwischen dem historischen Emmanuel Schikaneder (Karl Paryla) mit einem Archivar<br />

werden historische Stationen des Theaters vorgeführt.<br />

Nicht zu verwechseln mit der ARD-Musiksendung Geschichten aus dem Theater an der Wien, die vom<br />

14. - 18. März 1969 aufgenommen wurde.<br />

Johann Strauß und seine Zeit;<br />

Österreich 1970, Regie: Georg Lhotzky, Susanne Zanke.<br />

58 min. TV-Spielfilm, für Österreichischer Rundfunk (ORF); Erstsendung: 2. Januar 1971.<br />

Aus der Reihe Der Operetten-Digest.<br />

Proščanie s Peterburgom (Proshchaniye s Peterburgom; O: Прощание с Петербургом;<br />

IT: Abschied von Petersburg);<br />

UdSSR 1971, Regie: Yan Frid.<br />

98 (92) min. Strauss (Sohn): Girts Jakovlevs.<br />

Über die Affäre Strauss’ (Sohn) mit der russischen Aristokratin Olga Smirnitskaja im Sommer 1857.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />

135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />

Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />

dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />

rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />

wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />

Die Lebensgeschichte des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn) in einer aufwendigen, jedoch wenig<br />

überzeugenden Verfilmung: Die Gefühle sind dick aufgetragen, die Farben zu prächtig und die ame-<br />

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ikanisch-softig bearbeitete Musik erweist sich als Flickwerk, das Wesen und die Eigenart des<br />

Straussschen Werks weitgehend zerstört. (KIM)<br />

The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />

Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />

408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />

Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />

Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />

an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />

wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />

Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />

wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />

die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />

im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />

in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />

der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen<br />

Freuet Euch des Lebens: Ein Johann Strauß-Film;<br />

BRD 1978, Regie: Norbert Beilharz.<br />

75 min. TV-Produktion für SWR (Südwestfunk) und HR (Hessischer Rundfunk).<br />

Das Leben von Johann Strauß (Sohn) als Kamera-Ballett in elf Teilen, einer Introduktion und einer Coda.<br />

Jára Cimrman ležící, spící (aka: Jára Cimrman Lying, Sleeping);<br />

ČSSR 1983, Regie: Ladislav Smoljak.<br />

81 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Pavel Vondruška.<br />

Tschechische Filmkomödie über den fiktionalen nationalen Heros Jára Cimrman (Universalgenie, Sportler,<br />

Kriminologe, Dichter, Schriftsteller und Philosoph).<br />

Johann Strauß – Der König ohne Krone (aka: Johann Strauß – Der ungekrönte König);<br />

Österreich/DDR/BRD/Frankreich 1987 [1986], Regie: Franz Antel.<br />

120 [113] min. Strauss (Sohn): Oliver Tobias. Eduard Strauss: Mathieu Carrière. Jacques Offenbach:<br />

Philippe Nicaud.<br />

Einige historisch belegte Stationen im Leben des Walzer- und Operettenkomponisten Johann Strauss<br />

(Sohn); der Hauptakzent liegt auf den Ehe- und Liebesgeschichten, vermengt mit frei erfundenem, meist<br />

banalem, mitunter auch albernem Beiwerk. (KIM)<br />

Vučići;<br />

Jugoslawien 1988, Regie: Ðorđe (Djordje) Kadijević.<br />

75 min. Episode in der TV-Serie Vuk Karadžić, Staffel 1, Folge 14 (Erstsendung: 7. Februar 1988). Strauss<br />

(Sohn): Jovan Kolundžija. Musik: Vojislav „Voki“ Kostić.<br />

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Die Serie schildert das Leben des serbischen Sprachwissenschaftlers Vuk Stefanović Karadžić. Dabei<br />

werden auch besondere historische Ereignisse behandelt, die für das Serbien der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts von Bedeutung waren. Die Folge Vučići geht dabei auf Johann Strauss (Sohn) ein, dargestellt<br />

von dem prominenten serbischen Geiger Jovan Kolundžija.<br />

Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />

Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />

Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />

Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />

Laurence Rosenthal.<br />

Der Werdegang von Johann Strauss (Vater) (dem Komponisten des „Radetzky-Marsches“) sowie dessen<br />

Sohn Johann („Schani“), dem Komponisten des Walzers „An der schönen blauen Donau“, der trotz der<br />

Widerstände seines Vaters ebenfalls Musiker wurde und seinem Vater als Walzerkomponist Konkurrenz<br />

machte.<br />

Weiteres siehe bei Johann Strauss (Vater).<br />

Strauss: The King of 3/4 Time;<br />

Kanada/Tschechien 1995, Regie:Kit Hood.<br />

TV-Produktion. 48 (51) min. Strauss (Sohn): Michael Riley.<br />

Das Jahr ist 1868, die Stadt – Wien, die Musik – berauschend, doch ist nicht alles gut mit Johann Strauss<br />

(Sohn), dem Liebling des walzenden Wien. Gequält von dem ständigen Druck, sich selbst mit jeder neuen<br />

Komposition zu übertrumpfen, trifft Strauss auf Nicholas, einen bescheidenen Stallburschen, der seinen<br />

brutalen Stiefvater fürchtet. Zu ihrer Überraschung finden der Komponist und der Junge miteinander<br />

ein Stück emotionales Puzzleteil des Lebens, entdecken das heilende Band des Vertrauens und beginnen<br />

eine Zusammenarbeit, die Musik in den Ohren der Welt werden wird.<br />

Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />

Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />

TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />

Williams, Blake Ritson.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />

Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />

wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />

Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />

3. Die Operetten-Adaptionen<br />

3.1 Die Fledermaus (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 5. April 1874.<br />

Tonbilder<br />

1908 entstanden Die Fledermaus: O je, o je als Tonbild der Internationale Kinematograph- u. Lichtbild-<br />

Ges. (Berlin) sowie Die Fledermaus (aka: Terzett: Mit mir so spät; Deutschland 1908, Alfred Duskes) als<br />

Tonbild der Alfred Duskes Cinophon Fabrik (Berlin). Die Deutsche Bioscop GmbH (Berlin) produzierte Die<br />

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Fledermaus: Uhrenduett, Die Fledermaus: Mein Herr Marquis und Die Fledermaus: Nein, mit solchen<br />

Advokaten.<br />

Die Fledermaus;<br />

Deutschland 1922/1923, Regie: Max Mack.<br />

5 Akte, 2.093 m. Buch: Max Mack, Robert Liebmann, Hans Steinhoff. Kino-Musik: Alexander Schirmann.<br />

Darsteller: Lya de Putti, Eva May, Paul Heidemann, Hans Junkermann, Jakob Tiedtke, Harry Liedtke.<br />

Die Fledermaus;<br />

Frankreich/Deutschland 1931, Regie: Carl Lamač.<br />

96 min. Musik: Michel Michelet, unter Verwendung von Operettenmelodien von Johann Strauss (Sohn).<br />

Dirigent: Ferdinand Folba. Liedtexte: Carl Haffner, Richard Genée. Darsteller: Anny Ondra, Georg Alexander,<br />

Betty Werner, Oskar Sima, Hans Junkermann.<br />

Waltz Time (aka: Die Fledermaus);<br />

Großbritannien 1933, Regie: Wilhelm Thiele.<br />

82 min. Rahmenhandlung: Ein Autor fährt nach Wien, um Hintergrundinformationen für sein neues Buch<br />

zu gewinnen.<br />

Die Fledermaus (DDR: Die Rache einer Fledermaus);<br />

Deutschland 1937, Regie: Paul Verhoeven, Hans H. Zerlett.<br />

103 min. Hauptdarsteller: Lída Baarová, Hans Söhnker, Friedl Czepa, Robert Dorsay, Hans Moser.<br />

Lustspiel nach Motiven der gleichnamigen Operette von Johann Strauss (Sohn): Im Mittelpunkt steht der<br />

Tenor Hans Weigel, der in einer Fledermaus-Inszenierung auftritt. Von der Bühne aus flirtet er mit einer<br />

verschleierten Dame, die jeden zweiten Abend in der Loge sitzt. Was Weigel nicht ahnt: Bei der mysteriösen<br />

Frau handelt es sich um seine eigene Gattin Maria, die mit Hilfe von Weigels Freunden ihrem flatterhaften<br />

Ehemann eine amouröse Lektion erteilen will. Kurz vor einem Rendezvous mit der geheimnisvollen<br />

Fremden schläft Weigel ein, und in seinem Traum findet er sich in der turbulenten Operetten-<br />

Handlung wieder – nur sind jetzt sämtliche Rollen mit Personen aus seinem nächsten Bekanntenkreis<br />

besetzt. (filmportal.de)<br />

Die Fledermaus;<br />

Deutschland, 1944/45 [1946], Regie: Geza von Bolvary.<br />

100 min. Überläuferfilm; BRD-UA: 21. Februar 1950. Drehbuch: Ernst Marischka. Musikbearbeitung:<br />

Alois Melichar. Hauptdarsteller: Johannes Heesters, Marte Harell, Hans Brausewetter, Willy Fritsch,<br />

Siegfried Breuer, Dorit Kreysler.<br />

Theaterdirektor Dr. Michael Falke sinnt auf Rache: Der Gefängnisdirektor Frank und Falkes alter Freund<br />

Gabriel von Eisenstein hatten ihm während der Fastnacht einen üblen Streich gespielt; dies will er ihnen<br />

nun heimzahlen. Gelegenheit dazu bietet ihm der Ball des Prinzen Orlofsky, dessen Feiern wegen der<br />

zahlreichen schönen Frauen bei der Männerwelt überaus beliebt sind. Falke lässt Frank und von<br />

Eisenstein Karten für den Ball zukommen, wo er schon alles für eine gewitzte Verwicklung vorbereitet<br />

hat. Eisensteins Frau nämlich erscheint auf dem Ball in der Maske einer rothaarigen Ungarin, und genau<br />

ihr macht Eisenstein unermüdlich den Hof, nicht ahnend, wen er vor sich hat... Als aber der Bühnenvorhang<br />

hochgeht und die neueste Operette von Johann Strauss, „Die Fledermaus“, aufgeführt wird, er-<br />

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kennt Eisenstein, dass auf der Bühne fast haargenau die Ereignisse seines bisherigen Abends vorgeführt<br />

werden. Während Eisenstein noch über der Lösung dieser rätselhaften Duplizität grübelt, heckt Falke<br />

schon den nächsten Streich aus. Dabei geht er allerdings fast zu weit, denn schon bald fordert Eisenstein<br />

den Prinzen Orlofsky zum Duell. (filmportal.de)<br />

Fledermaus-Ouverture;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

Konzert-Kurzfilm mit der Operettenouvertüre.<br />

Oh, Rosalinda! (aka: Fledermaus 1955; Oh, Rosalinda);<br />

Großbritannien/BRD 1955, Regie: Michael Powell, Emeric Pressburger.<br />

105 min. Bearbeitung: Michael Powell und Emeric Pressburger. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Darsteller:<br />

Adolf Wohlbrück, Michael Redgrave, Ludmilla Tscherina, Mel Ferrer und Anneliese Rothenberger.<br />

Nach Motiven der Strauss-Operette konzipierter Musikfilm, der im viergeteilten Wien nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg spielt.<br />

Rauschende Melodien (aka: Die Fledermaus);<br />

DDR 1954/1955, Regie: Ernst W. Fiedler.<br />

86 min. Hauptdarsteller: Jarmila Ksirova, Sonja Schöner, Erich Arnold, Josef Egger.<br />

Verfilmung von Johann Strauss’ Operette Die Fledermaus: Dr. Eisenstein muss wegen Beleidigung einer<br />

Amtsperson eine Haftstrafe absitzen. In der Nacht vor dem Haftantritt will er sich jedoch – ohne Wissen<br />

seiner Frau – noch einmal auf einem Ball vergnügen. Diese Gelegenheit will sein Freund Dr. Falke nutzen,<br />

um sich für einen bösen Scherz Eisensteins zu revanchieren. Zu diesem Zweck hat er Eisensteins<br />

Frau Rosalinde auf den Ball eingeladen. Verkleidet als ungarische Gräfin erscheint sie auf dem Fest – und<br />

bekommt von ihrem nichts ahnenden Gatten prompt den Hof gemacht. Dies ist jedoch nicht die einzige<br />

Charade des Abends, denn Rosalindes Liebhaber Alfred muss sich derweil notgedrungen als Eisenstein<br />

ausgeben, mit der Folge, dass er an dessen Stelle im Gefängnis landet. Erst als der echte Eisenstein am<br />

kommenden Morgen seine Strafe antreten will, kommt der ganze Mummenschanz ans Licht. (filmportal.de)<br />

Doctor Bat, or Fledermaus;<br />

USA 1961/62, Regie: Richard Doerschuk.<br />

53 (50) min. 16 mm. S/w. TV-Produktion (WGN-TV/Chicago) in 3 Szenen. Aus der TV-Serie Great Music<br />

from Chicago (Erstaufführung: 7. Januar 1962; Host: Jim Conway). Buch: Francis Coughlan, Richard<br />

Doerschuk. Hauptdarsteller: Patricia Klekovic, Kenneth Johnson, Charles Schick, Dolores Lipinski, Orrin<br />

Kayan, Larry Long und Tänzer/innen des Ruth Page Ballet. Choreographie: Ruth Page. Musik: Isaac Van<br />

Grove nach Johann Strauss (Sohn).<br />

Die Fledermaus;<br />

Österreich 1962, Regie: Géza von Cziffra.<br />

107 min. Musikbearbeitung: Erich Becht, Kurt Feltz. Hauptdarsteller: Peter Alexander, Marika Rökk, Willy<br />

Millowitsch, Marianne Koch, Hans Moser.<br />

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Von der ursprünglichen Handlung findet man nur noch ein paar Motive. Wegen Beamtenbeleidigung soll<br />

der Rechtsanwalt Dr. Gabriel Eisenstein für eine Woche ins Gefängnis. Während seine Frau Rosalinde<br />

vor hat, in dieser Zeit zu verreisen, lädt das Hausmädchen Adele kurzerhand ihren Verehrer Alfred in das<br />

leer stehende Haus ein. Dann aber kommt alles anders als geplant: Weil er für einen steinreichen Mandanten<br />

den Ball des Grafen Orlofsky besuchen soll, drückt sich Eisenstein vor einer Inhaftierung und<br />

geht als Marquis Renard auf die Feierlichkeit. Dort trifft er nicht nur auf seine Frau, die sich als russische<br />

Tänzerin ausgibt, sondern auch auf Adele, die als Ehefrau, die Marquise Renard, posiert. Mit diesem<br />

Mummenschanz nimmt eine turbulente Verwechslungsgeschichte ihren Anfang. (filmportal.de)<br />

Flagermusen (dänisch: Die Fledermaus);<br />

Dänemark 1966, Regie: Annelise Meineche.<br />

98 min. Hauptdarsteller: Poul Reichhardt, Lily Broberg, Holger Juul Hansen, Ghita Nørby, Grethe<br />

Morgensen, Karl Stegger, Dario Campeotto, Poul Hagen, Birgit Sadolin, Ove Sprogøe.<br />

Tänzer/innen: Den Kongelige Ballet. Choreographie: Niels Bjørn Larsen. Musik: Ole Høyer nach Johann<br />

Strauss (Sohn).<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1971, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC One). Erstsendung: 26. Dezember 1971. Tänzer/innen: Kate Castle, Bridget<br />

Goodricke, Paul Brown, Michael Ingleton, Sandra Arabian, Christine Beckley, Jennifer Nicholas, Leonie<br />

Palette, James Graham, Brian Loftus, John Sherwood, Arthur Sweet. Choreographie: Geoffrey Cauley. Libretto<br />

nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />

Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1973;<br />

1976.<br />

Die Fledermaus;<br />

BRD/Österreich 1971/72, Regie: Otto Schenk.<br />

137 min. TV-Produktion (ZDF/ORF). UA: 31.12.1972. Hauptdarsteller: Eberhard Wachter, Gundula Janowitz,<br />

Erich Kunz, Wolfgang Windgassen, Renate Holm, Waldemar Kmentt. Es spielen die Wiener Philharmoniker<br />

unter der Leitung von Karl Böhm. Der Ton wurde im November 1971 im Sophien-Saal in<br />

Wien aufgenommen. Die Dreharbeiten fanden Januar - Februar 1971 in den Studios der Wien-Film Wien<br />

statt.<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1973, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC Two England). Erstsendung: 27. Januar 1973. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne<br />

Pashley, Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill<br />

Martin, Reginald Barratt, Bernard Bresslaw. Libretto nach der englischen Fassung von Christopher<br />

Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert<br />

von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971; 1976.<br />

59


Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1976, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 26. Dezember 1976. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne Pashley,<br />

Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill Martin,<br />

Reginald Barratt, Bernard Bresslaw.<br />

Libretto nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />

Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971;<br />

1973.<br />

Die Fledermaus;<br />

Großbritannien 1977, Regie: Brian Large.<br />

190 min (Slot; DVD: 245 min). TV-Produktion (BBC) als Teil von Lively Arts – In Performance. Erstausstrahlung:<br />

31. Dezember 1977. Hauptdarsteller: Ryszard Karczykowski, Kiri Te Kanawa, Hermann Prey,<br />

Hildegard Heichele, Benjamin Luxon, Robert Tear, Kate Gielgud, Paul Crook. Musik: Chor und Orchester<br />

des Royal Opera House, Covent Garden, unter der Leitung von Zubin Mehta. Erste Aufnahme mit dreisprachigem<br />

Soundtrack.<br />

Siehe auch: 1987.<br />

Letučaja Myš’ (O: Летучая Мышь; aka: Letuchaya mysh; Die Fledermaus; The Bat);<br />

Sowjetunion 1979, Regie: Yan Frid.<br />

141 min. TV-Produktion von Lenfilm (Leningrad). Erstsendung: 4. März 1979. Hauptdarsteller: Jurij<br />

Solomin, Ljudmila Maksakova, Larisa Udovičenko, Jurij Vasil’ev, Ivan Ljubeznov.<br />

Die Fledermaus;<br />

Australien 1982, Regie: Hugh Davidson.<br />

142 min. 3 Akte. TV-Produktion (ABC). Direktübertragung einer Aufführung (10. Juli 1982) von Australian<br />

Opera, Australian Opera Chorus und Elizabethan Sydney Orchestra im Sydney Opera House. Sänger/innen:<br />

Joan Sutherland, Monique Brynnel, Heather Begg, Robert Gard, Anson Austin, Kelvin Coe,<br />

Lois Strike, Gregory Yurisich. Dirigent: Richard Bonynge. Englische Übersetzung: David Pountney, Leonard<br />

Hancock. Gesang in Englisch.<br />

Die Fledermaus;<br />

Großbritannien 1983/84, Regie: Humphrey Burton.<br />

177 min. TV-Produktion (BBC). Live-Übertragung aus dem Royal Opera House, Covent Garden<br />

(31. Dezember 1983). Es singen und spielen: Royal Opera Chorus und Orchestra of the Royal Opera<br />

House. Dirigent: Placido Domingo. Hauptdarsteller: Hermann Prey, Kiri Te Kanawa, Hildegard Heichele,<br />

Doris Soffel, Josef Meinrad.<br />

Literatur: Barzel, Ann: Flavoring Fledermaus for Television. In: Dance Magazine 60, Dec. 1986, S. <strong>56</strong> - 59.<br />

Die Fledermaus (aka: Ruth Page’s Die Fledermaus);<br />

USA 1986, Regie: Dick Carter.<br />

60 min. TV-Produktion von Thea Flaum Prods. für Public Broadcasting Service (PBS) und WTTW/Chicago.<br />

Erstausstrahlung: 17. Dezember 1986. Hauptdarsteller: Richard Cragun, George Daugherty, Valeri Panov,<br />

Galina Panova, Danilo Radojevic, Marianna Tcherkassky. Musik: George Daugherty nach Johann Strauss<br />

60


(Sohn). Ballett-Fassung der Operette in der Choreographie von Ruth Page und Larry Long. Aufgeführt im<br />

Rialto Square Theatre in Chicago.<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat; La Chauve-souris);<br />

BRD 1987, Regie: Brian Large.<br />

155 min (DVD). TV-Produktion (BR, Bayerischer Rundfunk; Übertragung: BBC). Erstsendung: 1. Januar<br />

1987. Hauptdarsteller: Wolfgang Brendel, Eberhard Wächter, Pamela Coburn, Janet Perry, Brigitte Fassbinder.<br />

Aufzeichnung der Silvester-Aufführung 1986 von Bayerischem Staatsorchester und Chor der<br />

Bayerischen Staatsoper in der Bayerischen Staatsoper München. Dirigent: Carlos Kleiber. Bühnenaufbau:<br />

Otto Schenk. Siehe auch: 1977<br />

.<br />

Die Fledermaus (aka: Die Fledermaus – La Stupenda’s Farewell Performance);<br />

Großbritannien 1990,Regie: John Cox (Bühne), Humphrey Burton (TV-Regie).<br />

197 min (255 min, DVD). TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 31. Dezember 1990. Hauptdarsteller: Judith<br />

Howarth, Nancy Gustafson, Bonaventura Bottone, Louis Otey, John Dobson, Anthony Michaels-Moore,<br />

Eric Garrett, Jochen Kowalski. Gastauftritte: Joan Sutherland, Luciano Pavarotti, Marilyn Horne. Live-<br />

Übertragung der Aufführung von Die Fledermaus aus dem Royal Opera House, Covent Garden, anläßlich<br />

der Abschiedsvorstellung der australischen Sopranistin Joan Sutherland. Dirigent: Richard Bonynge.<br />

„Glücklich ist, wer vergißt“: Nicolaus Harnoncourt dirigiert „Die Fledermaus“;<br />

BRD 1999, Regie: Norbert Beilharz.<br />

90 (89) min. Dokumentarfilm. TV-Produktion der Floris Film für BR (Bayerischer Rundfunk) und WDR<br />

(Westdeutscher Rundfunk). Gesang: Wolfgang Brendel, Anton Scharinger, Olaf Bär, Herbert Lippert, Silvana<br />

Dussmann, Isabel Rey und Agnes Baltsa. Es spielen der Arnold Schoenberg Chor Wien und die Wiener<br />

Symphoniker unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Inszenierung: Jürgen Flimm. Aufgenommen<br />

bei den Wiener Festwochen im Mai 1999.<br />

Harnoncourt dirigiert hier die Fledermaus zum ersten Mal. – Norbert Beilharz dokumentiert die Entstehung<br />

dieser Fledermaus von den Anfängen bis zur Premiere szenisch und musikalisch. Im Mittelpunkt<br />

der Dokumentation steht das Finale des 2. Akts, in dessen Zenith die Silben „Erst ein Kuss, dann ein du“<br />

zur brüderlich-schwesterlichen Weltbeglückungsformel „Dui du“ ineinander fließen. (ARD/BR/WDR)<br />

Die Fledermaus (aka: Johann Strauss II: Die Fledermaus);<br />

Großbritannien 2003, Stephen Lawless (Bühnenregie), Francesca Kemp (TV-Regie).<br />

198 (183) min (DVD). TV-Produktion (BBC/Opus Arte/Glyndebourne Opera House). Aufnahmen der Aufführung<br />

vom 17. August 2003 des Glyndebourne Chorus und des London Philharmonic Orchestra unter<br />

der Leitung von Vladimir Jurowski im Glyndebourne Opera House, Lewes, Sussex. Es singen u.a.: Pär<br />

Lindskog, Lyubov Petrova, Pamela Armstrong, Thomas Allen, Ragnar Ulfung, Håkan Hagegård, Artur<br />

Korn, Malena Ernman, Udo Samel, Renée Schüttengruber. Choreographie: Nicola Bowie.<br />

Il pipistrello;<br />

Italien 2003, Regie: Tina Protasoni.<br />

93 (92) min. TV-Produktion (RAITRE/ RAITRADE/Teatro alla Scala). Nach der Fledermaus-Adaption La<br />

Chauve-souris von Roland Petit, einem Ballett in zwei Akten. Hauptdarsteller: Alessandra Ferri, Massimo<br />

Murru, Luigi Bonino, Mick Zeni, Giorgio Trucco. Es spielen der Corpo di Ballo del Teatro alla Scala und<br />

61


das Orchestra del Teatro alla Scala unter der Leitung von Kevin Rhodes. Arrangements: Douglas Gamley.<br />

Aufgenommen im Dezember 2003 im Teatro degli Arcimboldi, Mailand.<br />

Die Fledermaus;<br />

BRD 2012, Regie: Harald Serafin.<br />

180 min. TV-Aufführungsmitschnitt (3Sat) einer Aufführung der Seefestspiele Mörbisch unter Leitung<br />

von Helmuth Lohner.<br />

3.2 Eine Nacht in Venedig (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />

UA: 3. Oktober 1883.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

Deutschland/Ungarn 1934, Regie: Robert Wiene.<br />

82 min. Drehbuch: Robert Wiene. Musikbearbeitung: Ladislaus Angyal. Darsteller: Tino Patiera, Tina Eilers,<br />

Ludwig Stoessel, Oskar Sima, Lizzi von Balla.<br />

Operettenliebe zwischen einem romantischen Heldentenor und einer US-Dollarprinzessin in Venedig.<br />

Konventionelles musikalisches Lustspiel rund um und mit Melodien aus Johann Strauss‘ gleichnamiger<br />

Operette. (KIM)<br />

Die Nacht in Venedig;<br />

Deutschland 1942, Regie: Paul Verhoeven.<br />

95 min. Drehbuch: Walter Wassermann, C.H. Diller. Musik: Franz Doelle, Willi Lachner, Johann Strauss<br />

(Sohn). Darsteller: Heidemarie Hatheyer, Lizzi Waldmüller, Hans Nielsen, Harald Paulsen, Erich Ponto.<br />

Beim Gastspiel eines Berliner Operettenensembles in Venedig findet ein geschiedenes Sängerpaar wieder<br />

zusammen. Die frisch und charmant gespielte Liebeskomödie benutzt die Melodien, nicht aber die<br />

Handlung der gleichnamigen Strauss-Operette. Angenehme musikalische Unterhaltung. (KIM)<br />

Komm in die Gondel (DDR-Titel: Eine Nacht in Venedig);<br />

Österreich 1953, Regie: Georg Wildhagen.<br />

76 (90) min. Darsteller: Hans Olden, Jeanette Schultze, Peter Pasetti. Musik: Nico Dostal, Johann Strauss<br />

(Sohn).<br />

Amouröse Spiele und Verwechslungen zwischen Herrschaft und Gesinde auf dem Karnevalsball eines<br />

wegen seiner Affären berüchtigten venezianischen Herzogs. Schwerfällige und witzlose Verfilmung einer<br />

Johann-Strauss-Operette. (KIM)<br />

[Ausschnitte aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“];<br />

BRD 1952/53, (Bühnenregie:) Eduard Rogati, Curth Hurrle.<br />

12 min. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Chronos-Film-Studio Frieseke & Hoepfner GmbH (München).<br />

62


Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1957, Regie: Ernst Markwardt.<br />

210 min. TV-Film (WDR). Darsteller: Elfie Mayerhofer, Eva Kasper, Sigrid Schmidt. Basierend auf einer<br />

Bühnenaufführung in Duisburg.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

160 min. TV-Dokumentation (ARD) einer Aufführung bei den Seefestspielen in Mörbisch.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1974 [1973], Václav Kaslík.<br />

96 min. TV-Film (ZDF). Darsteller: Anton De Ridder, Sylvia Geszty, Jon Piso, Julia Migenes, Cesare Curzi,<br />

Erich Kunz.<br />

3.3 Der Zigeunerbaron (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />

UA: 24. Oktober1885.<br />

Tonbilder:<br />

Als Tonbilder wurden mir bekannt Der Zigeunerbaron: Wer uns getraut (1907), der Internationalen Kinematograph-<br />

u. Lichtbild-Ges. (Berlin) sowie Der Zigeunerbaron: Schatzwalzer (1909) und Der Zigeunerbaron:<br />

Terzett (1910) der Messter’s Projection GmbH (Berlin).<br />

Der Zigeunerbaron (IT: The Gypsy Baron);<br />

Deutschland 1926/27, Friedrich Zelnik.<br />

2.606 m. Stummfilm. Darsteller: Lya Mara, Michael Bohnen, William Dieterle. Kinomusik: Pasquale<br />

Perris.<br />

Le Baron Tzigane;<br />

Frankreich/Deutschland 1935, Regie: Henri Chomette.<br />

105 min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Stars: Anton Walbrook [d.i. Adolf Wohlbrück], Jacqueline<br />

Francell, Gabriel Gabrio.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

Deutschland 1935, Regie: Karl Hartl.<br />

105 (112) min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Hauptrollen: Adolf Wohlbrück, Hansi Knoteck, Fritz<br />

Kampers und Gina Falckenberg.<br />

An die Theaterfassung angelehnt.<br />

Kurz-Dokumentarfilm.<br />

Zigeunerbaron-Ouverture;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

63


Der Zigeunerbaron (Frankreich: Baron Tzigane);<br />

BRD 1954, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

105 min. Darsteller: Paul Hörbiger, Gerhard Riedmann, Margit Saad, Karl Schönböck. BRD 1954, Regie:<br />

Arthur Maria Rabenalt.<br />

Frz. Version: Baron Tzigane; 105 min. In französischer Sprache. Buch: Curt J. Braun. Darsteller: Georges<br />

Guétary, Margit Saad, Paul Hörbiger.<br />

Nach der Operette von Johann Strauss (Sohn): Als Sandor aus dem Krieg der Ungarn gegen die Türken in<br />

das Haus seines Vaters zurückkehren will, findet er ein völlig zerstörtes Gut vor. Um das Erbe wieder<br />

aufbauen zu können, sucht er nach dem Schatz seines Vaters und wird dabei von den Zigeunern des<br />

Dorfes unterstützt. Sie bewundern den ehrgeizigen und gutmütigen Mann und ernennen ihn bei einem<br />

Fest zu ihrem Schutzherrn. Besonders Saffi, ein junges Zigeunermädchen, ist sehr angetan von Sandor,<br />

und die beiden verlieben sich. Als jedoch die Hochzeit ansteht, greift die Staatsmacht hart durch… (filmportal.de)<br />

Der Zigeunerbaron (aka: Princesse tsigane);<br />

BRD/Frankreich 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

103 min. Drehbuch: Heinz Oskar Wuttig, Vineta Bastian-Klinger. Darsteller: Carlos Thompson, Heidi<br />

Brühl, Willy Millowitsch, Peer Schmidt. Gesang: Fritz Wunderlich, Herta Talmar. Musikbearbeitung: Rolf<br />

Wilhelm.<br />

Inhaltlich veränderte, mit zeitbezogenen Anspielungen versehene Fassung der Operette (harmlose Liebes-<br />

und Räuberromantik im überstilisierten Ungarn).<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD/Ungarn 1965, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

115 min. TV-Produktion (ARD). Buch: Ignaz Schnitzer. Darsteller: Rudolf Schock, Eberhard Wächter, Karl<br />

Schmitt-Walter.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD 1975, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

97 min. TV-Film. Darsteller: Wolfgang Brendel, Hans Kraemmer, Siegfried Jerusalem.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD 2011, Brigitte Fassbaender.<br />

TV-Theaterfilm. Aufführung der Seefestspiele Mörbisch.<br />

3.4 Wiener Blut (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 25. Oktober 1899.<br />

Tonbilder:<br />

Wiener Blut: Walzerduett (1909) und Wiener Blut: Briefduett (1909) sind Tonbilder der Messter’s<br />

Projection GmbH (Berlin).<br />

64


Wiener Blut;<br />

Deutschland 1942, Regie: Willi Forst.<br />

106 (111) min. Darsteller: Willy Fritsch, Maria Holst, Hans Moser. Im gleichen Jahr ausgezeichnet mit<br />

dem Premio della Biennale (Venedig). Musik: Johann Strauss (Sohn), Willy Schmidt-Gentner.<br />

Freie Verfilmung der Johann-Strauss-Operette. 1815 während des Wiener Kongresses wird ein deutscher<br />

Graf so sehr von der Lebensart der Wiener angesteckt, daß er fast seine Frau mit einer Balletteuse<br />

betrügt. Der Hofball aber bringt alles wieder ins Lot. (KIM)<br />

Wiener Blut;<br />

BRD 1972, Hermann Lanske.<br />

97 min. TV-Film (ZDF). Buch: Hugo Wiener, Hermann Lanske. Darsteller: Benno Kusche, René Kollo, Ingeborg<br />

Hallstein.<br />

3.5 Frühlingsluft (Operette in 3 Akten, Josef Strauss) // UA: 9. Mai 1903.<br />

Frühlingsluft ist eine Operette in drei Akten mit der Musik von Josef Strauss (1827 - 1870). Im Gegensatz<br />

zu seinem Bruder Johann hat Josef Strauss selbst nie eine Operette geschrieben. Das Werk entstand erst<br />

rund 30 Jahre nach seinem Tod. Ernst Reiterer hatte nach Josef Strauss‘ Walzern und anderen Tänzen<br />

die Musik zusammengestellt.<br />

Tonbilder:<br />

Unter dem Titel Frühlingsluft entstand 1908 ein Tonbild der Internationalen Kinematograph- u. Lichtbild-<br />

Ges. (Berlin). Außerdem wurden mir Frühlingsluft: Tanzduett (1909) und Frühlingsluft: Lied der Baronin<br />

der Messter’s Projection GmbH (Berlin) bekannt. Letzlich den Tonbildern zuzuordnen ist wohl auch der<br />

viel spätere Zweiminüter Duett aus Frühlingsluft (1930, Produktion: Walter Jerven, München).<br />

Frühlingsluft;<br />

Deutschland 1938, Regie: Carl Lamač.<br />

84 min. Drehbuch: Géza von Cziffra. Musik: Josef Strauss, Paul Hühn. Darsteller: Magda Schneider, Wolf<br />

Albach-Retty, Hilde von Stolz, Rudolf Platte.<br />

Auf Wunsch des von Geldsorgen geplagten Herzogs soll sein Neffe, Erbprinz Rudolf, standesgemäß heiraten.<br />

Doch der interessiert sich überhaupt nicht für die Pläne seines Onkels und arbeitet unter seinem<br />

bürgerlichen Namen als Ingenieur in einer Autofabrik. Da taucht ein gewisser Graf Rasumirski beim Herzog<br />

auf und erklärt ihm, die bekannte Operettendiva Vera Naldi sei in Wirklichkeit eine russische Prinzessin,<br />

die nichts von ihrer Herkunft wisse. Sie fassen den Plan, Rudolf mit ihr zu verkuppeln. Doch im<br />

Theater verliebt Rudolf sich nicht in die Sängerin, sondern in die Sekretärin. Stattdessen beginnt Rudolfs<br />

anderer Onkel, sich für Vera zu interessieren. Dann jedoch stellt sich heraus, dass Rasumirski ein Betrüger<br />

und Vera keine Prinzessin ist... (filmportal.de)<br />

Danke, dass Prof. Wulff uns diese Filmografie übermittelt hat: Sie wird nunmehr erstmals und für unser<br />

Magazin exklusiv und in der <strong>Webfassung</strong> aktualisiert in gedruckter Form vorgelegt. Eine Vollständigkeit<br />

ist derzeit (noch) nicht gegeben, nötige Ergänzungen nehmen Autor und Redaktion gern entgegen.<br />

Ingolf Roßberg für die Redaktion.<br />

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Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen<br />

1. Wiener Walzer Bim<br />

Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern<br />

von Johannes Böck<br />

Schicken wir für die nicht-österreichischen Leser voraus: In Wien, Graz und Linz ist „Bim“ die liebevollumgangssprachliche<br />

Bezeichnung für „Straßenbahn“ (Wien: „Tramway“), wie in Bonn die „Bimmel“, oder<br />

Dresden „Glocke“ und in Hongkong schließlich „Ding dong“… D. Red.<br />

Ingrid Andrea BAGUS, die Fremdenführerin Quelle: www.wien-original.at<br />

Original-Flyer von „Original Wiener Touren“ von Ingrid Andrea BAGUS (Quelle: www.wien-original.at)<br />

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In den Abendstunden des 11. Mai 2017 veranstaltete das „Museum der Johann Strauss Dynastie“ in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband der Eisenbahnfreunde (VEF) und der staatlich geprüften Wiener Fremdenführerin,<br />

Frau Ingrid Andrea Bagus, eine spezielle Rundfahrt mit einem alten Wiener Straßenbahnwagen.<br />

Es war ihre Idee, mit einer Wiener Oldtimer-Tramway die Sehenswürdigkeiten zu erkunden, welche<br />

von den Mitgliedern der Familie Strauss und Zeitgenossen mit Widmungen bedacht wurden – es<br />

sind dies nicht wenige… Grund für diese Idee ist der 150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An<br />

der schönen blauen Donau“ op. 314 von Johann Strauss (Sohn) aus dem Jahre 1867.<br />

Es fuhr ein Wagen der Type M der Wiener Verkehrsbetriebe, welcher 50 Jahre lang auf den Wiener Linien<br />

im regulären Betrieb eingesetzt war. Heute ist dieser Wagen im Besitz des Verbandes der Eisenbahnfreunde<br />

– Arbeitsgruppe Straßenbahn – und fährt im Rahmen von Sonderfahrten.<br />

M 4023 mit Beiwagen (hier beim Tramwaytag 2014 in Simmering) Foto: Johannes BÖCK<br />

Diese Route begann am Wiener Karlsplatz und führte über die Wiener Ringstraße und den Praterstern<br />

und wieder über die Wiener Ringstraße zum „Museum der Johann Strauss Dynastie“, wo der Gründervater<br />

dieses Museums und des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“, Herr Prof. Helmut Reichenauer, die Gäste<br />

begrüßte und in den Räumen des Museums einen ergänzenden Power-Point-Vortrag hielt.<br />

Wie eine Perlenkette reihen sich die Bauten an der Wiener Ringstraße und dem Wiener Prater jene Orte,<br />

welche mit Leben und Wirken der Familie Strauss in Verbindung gebracht wurden.<br />

Es begann mit dem Gebäude des Wiener Musikvereines auf dem Wiener Karlsplatz, von wo aus die Neujahrskonzerte<br />

der Wiener Philharmoniker in alle Welt übertragen werden. Erstes Hörbeispiel war demnach<br />

der Walzer „Freuet euch des Lebens“ op. 340 von Johann Strauss (Sohn). M 4023 fuhr am Denkmal<br />

für Fürst Schwarzenberg vorbei, der an der Völkerschlacht bei Leipzig beteiligt war. 1867 wurde auf dem<br />

nach ihm benannten Platz ein Denkmal enthüllt, an das der „Schwarzenberg-Monument“-Marsch<br />

op. 210 von Josef Strauss erinnert. Die Route führte zum Wiener Stadtpark, wo der Kursalon und das<br />

Denkmal für unseren Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) steht. Johann Strauss (Sohn) dirigierte hier und<br />

es wurde eine Polka uraufgeführt – „Sängerlust“ op. 328. Vorbei am Denkmal für Feldmarschall<br />

Radetzky – es war selbstverständlich der „Radetzky-Marsch“ op. 228 von Johann Strauss (Vater) zu hören<br />

– und der Urania-Sternwarte führte der Weg zum Praterstern. Auf diesem Weg wurde die Anlage<br />

des Praters erläutert und es war die „Steeple Chease“-Polka op. 43 von Josef Strauss zu hören. Der Bruder<br />

von Johann Strauss (Sohn) interessierte sich leidenschaftlich für den Pferdesport, denn auf dem Gelände<br />

des Wiener Praters steht die Wiener Trabrennbahn. Über die Heinestraße fährt der Oldtimer-<br />

Triebwagen zur Taborstraße. Bei der Karmeliterkirche führt der Weg zum Sperl, wo viele Werke von Jo-<br />

67


hann Strauss (Vater) (2/3 seiner Werke!) und seinen Söhnen Johann und Josef uraufgeführt wurden. Als<br />

Hörbeispiel wurde der „Cachucha“-Galopp op. 97 von Johann Strauss (Vater) gebracht, den dieser der<br />

Tänzerin Fanny Elßler widmete. Nach dem Sperl näherte sich der Wagen M 4023 dem Uraufführungsort<br />

des Walzers „An der schönen blauen Donau“ op. 314 unseres Meisters Johann Strauss (Sohn) – dem<br />

Dianabad-Saal. Über die Schwedenbrücke führt der Weg zum Schwedenplatz. Dort beginnt auch die<br />

Rotenturmstraße, die zum Wiener Stephansdom führt. Diese Straße erinnert an das Rotenturmtor, wo<br />

die Abbrucharbeiten der alten Wiener Stadtmauern begannen. Daran erinnert die „Demolierer“-Polka<br />

op. 269 von Johann Strauss (Sohn). Kaiser Franz Joseph I. erließ in einem Schreiben an Innenminister<br />

Bach den Befehl, die alten Stadtmauern abzureißen und an dieser Stelle eine Prachtstraße anlegen zu<br />

lassen – die Wiener Ringstraße. Der Bau der Wiener Ringstraße gehört zu den größten Leistungen des<br />

alten Österreich im Zeitalter Kaiser Franz Joseph I.<br />

Vorbei am Gebäude der Österreichischen Postsparkasse – Architekt war Otto Wagner, Hörbeispiel: „Mit<br />

Extrapost“, Polka schnell op. 259 von Eduard Strauss – fährt M 4023 wieder über den Ring zu jenem<br />

Platz, wo einst die Blumensäle der Gartenbaugesellschaft standen. Dort wurden zahlreiche Werke von<br />

Carl Michael Ziehrer und Josef Strauss uraufgeführt, wie zum Beispiel die berühmte Polka française<br />

„Feuerfest“ op. 269 von Josef Strauss. An der Wiener Oper vorbei, wo die Teilnehmer dieser Jungfernfahrt<br />

einige Takte der Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn) hörten, führte der Weg am<br />

Wiener Burggarten und dem Wiener Volksgarten vorbei, woran auch die „Beliebte Annen-Polka“ op. 137<br />

von Johann Strauss (Vater) erinnert.<br />

Beim Parlament hörten die Teilnehmer einige Takte des „Wahlstimmen“-Walzers op. 250 von Johann<br />

Strauss (Sohn), ehe beim Wiener Rathaus der Walzer „Wiener Bürger“ op. 419 von Carl Michael Ziehrer<br />

erklang. An der Wiener Universität vorbei fuhr die Oldtimer-Straßenbahn an der Votivkirche vorbei. Diese<br />

erinnert an ein Messerattentat auf Kaiser Franz Josef, welches dieser überlebte. Erzherzog Maximilian<br />

ließ als Dank für die Errettung seines Bruders diese Kirche erbauen.Architekt war Heinrich Ferstel. Der<br />

„Kaiser-Franz-Joseph-I.-Rettungs-Jubel“-Marsch op. 126 des 28jährigen Johann Strauss (Sohn) erinnert<br />

an diese Ereignisse. Bei der Wiener Börse erklang zum Abschluss dieser Fahrt die Polka „Von der Börse“<br />

op. 337 von Johann Strauss (Sohn).<br />

Es gäbe Vieles über die Ringstraße zu berichten – Beispiel der Brand des Ringtheaters (Marsch „Freiwillige<br />

vor“ von Johann Strauss (Sohn)) und das Hoch- und Deutschmeister-Denkmal (verschiedene<br />

Deutschmeister-Märsche und die Operette „Ein Deutschmeister“ von Carl Michael Ziehrer), aber dies<br />

würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen. An der Rossauer Kaserne vorbei fuhr M 4023 zur<br />

Station Schlickgasse, wo die Fahrt endete. Ein kurzer Weg führte zum „Museum der Johann Strauss-<br />

Dynastie“, wo der Gründervater, Herr Prof. Reichenauer die Teilnehmer der Tramway-Sonderfahrt begrüßte.<br />

Unter diesen Teilnehmern befanden sich Vertreter der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung (Frau Christine<br />

Lepedat) und der ehemalige Leiter der Gardemusik des österreichischen Bundesheeres, Herr<br />

Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer mit seiner Gattin. Den Verband der Eisenbahnfreunde – Arbeitsgruppe<br />

Straßenbahn – vertrat Herr Rudolf Windisch.<br />

Herr Prof. Reichenauer zeigte den anwesenden Besuchern in einem Power-Point-Vortrag die von der<br />

Oldtimer-Tramway angefahrenen Plätze, wie diese vor ca. 150 – 200 Jahren ausgesehen haben und führte<br />

dazu weitere Werke aus dem Schaffen der Familie Strauss vor, wie die Polka „Künstlergruß“ op. 274<br />

von Josef Strauss beim Musikverein oder der Walzer „Grüße an die Aula“ op. 233 von Eduard Strauss bei<br />

der Wiener Universität bzw. die „Rotunde“-Quadrille op. 360 von Johann Strauss (Sohn) für den Wiener<br />

Prater, denn die Rotunde war der größte Kuppelbau und das Wahrzeichen der Wiener Weltausstellung<br />

1873. In ihr hätte sogar die Peterskirche von Rom Platz gefunden.<br />

Nach dem Vortrag konnten die Besucher das Museum noch individuell besichtigen. Um ca. 20.00 Uhr<br />

ging ein ereignis- und erlebnisreicher Abend des 11. Mai 2017 zu Ende.<br />

68


Die nächsten geplanten Fahrten mit Beginn am Karlsplatz um 15 Uhr:<br />

- Samstag 20. Jänner 2018<br />

- Samstag 24. Februar 2018<br />

- Samstag 24. März 2018<br />

- Samstag 14. April 2018<br />

- Samstag 26. Mai 2018<br />

- Samstag 16. Juni 2018<br />

Anmeldungen unter bagus@wien-original.at oder unter der Telefonnummer +43 664 4<strong>56</strong> 12 48<br />

Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl<br />

mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten Prof. Dr. Michael Lakner<br />

Spritzige Aufführungen in Bad Ischl und ein „Neuer“ in der Intendanz<br />

von Manfred Drescher<br />

Wieder einmal ein besonderes Jahr für Bad Ischl und hier in erster Linie für das Lehár-Festival. Seit Mai<br />

diesen Jahres ist Michael Lakner Intendant in Baden bei Wien, hat es sich aber nicht nehmen lassen, zur<br />

Premiere von „Saison in Salzburg“ nach Bad Ischl zu kommen und auch bei der Premiere der „Lustigen<br />

Witwe“ war er anwesend und wurde ausgiebig geehrt.<br />

Für seine fast 14 Jahre in Bad Ischl bekommt er das Kulturehrenzeichen der Stadt Bad Ischl, die Kulturmedaille<br />

des Landes Oberösterreich und die Ehrenmitgliedschaft des Lehár-Festivals. Die diesjährige<br />

Saison ist ja auch noch von ihm bis ins letzte Detail durchgeplant worden, alles trägt noch seine Handschrift.<br />

Sein Nachfolger Thomas Enzinger wird es sicherlich nicht leicht haben aus den Fußstapfen zu<br />

treten, seine Ansprache vor der Premiere lässt aber darauf hoffen, dass es mit der Operettenseligkeit<br />

weitergeht, einige Farbtupfer des Musicals aber sicher dazukommen werden. Wünschen wir ihm alles<br />

erdenklich Gute für seinen Start und ein ganz großes Dankeschön an Michael Lakner für die zurückliegenden<br />

Jahre und ein herzliches Toi Toi Toi für seine neue umfangreiche Aufgabe in Baden bei Wien.<br />

Ich habe die Anwesenheit von Michael Lakner dazu genutzt, noch ein Abschiedsinterview mit ihm zu<br />

führen, welches an anderer Stelle abgedruckt wird. Lakner hat, wie ich schon einmal ausgeführt habe,<br />

Bad Ischl geprägt und es zu einem Vorzeigeoperettenzentrum gemacht. Ein recht großes Stückerl seines<br />

Herzens wird immer in Bad Ischl bleiben und er wird hier auch seinen Erstwohnsitz behalten. Servus,<br />

lieber Michael Lakner, und Grüß Gott, Thomas Enzinger. Möge die Operette – nicht nur in Bad Ischl –<br />

weiter blühen und gedeihen, denn sie erwärmt die Besucher und lässt sie für einige Stunden die Alltagssorgen<br />

vergessen – und was kann man schöneres von einer der schönsten Musikformen erwarten.<br />

„Saison in Salzburg“<br />

Die Showoperette „Saison in Salzburg“ erlebt in Bad Ischl ihre Premiere. Diese Revue-Operette ist in den<br />

letzten Jahrzehnten vielfach unterschätzt, kaum auf einem Spielplan gestanden. Und das ist schade, eine<br />

lustige annehmbare nachvollziehbare Handlung, ein ganzer Reigen wunderschöner eingängiger Melodien,<br />

und wenn es noch gesanglich toll dargeboten wird, steht dem Erfolg nichts im Wege. Und bei der<br />

heutigen Premiere trifft all das zu. Der Regisseur Gernot Kranner hat die Operette in einer langjährigen<br />

Arbeitstour umgeschrieben, neue Personen hinzugefügt, Dialoge geändert, am Ende mehr Brautpaare<br />

auf die Bühne gestellt, als ursprünglich vorgesehen, und er hat eines erreicht, eine spritzige, keinen<br />

Moment langweilige, schmissige und mitreißende Operette auf die Bretter, die die Welt bedeuten gebracht,<br />

für ein mitgehendes, starken, fast euphorischen Applaus spendierenden Publikums.<br />

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Zu einer überzeugenden Regiearbeit<br />

gehören bunte, frische Kostüme und<br />

hier hat Alexandra Brandner eine tolle<br />

Leistung abgeliefert. So bunt, abwechslungsreich,<br />

farbig und überzeugend<br />

ging schon lange keine Operette<br />

mehr über die Bühnenbretter.<br />

Am Schluss noch ein Auftritt der<br />

Goldhaubenfrauen und das Publikum<br />

ist nur noch begeistert. Die Choreographie<br />

von Rita Sereinig, das einfallsreiche<br />

Bühnenbild, mit ganz wenigen<br />

Requisiten auf die Bühne gestellt von<br />

Herwig Libowitzky und die exzellente<br />

Choreinstudierung von Gerald Krammer,<br />

sorgen dafür, dass alles nicht<br />

zusammengestoppelt, sondern wie<br />

Bild 1: Thomas Zisterer, Theresa Grabner<br />

aus einem Guss wirkt. Man lässt sich<br />

unbeschwert mitreißen und erfreut sich an der Leichtigkeit und Schmissigkeit dieser leider viel zu selten<br />

gespielten Operette.<br />

Auf etwas hätte man jedoch gerne verzichten können, auf die Microports (die in der „Lustigen Witwe“<br />

Gott sei Dank nicht zum Einsatz kommen), die aus meiner Sicht in keinster Weise notwendig gewesen<br />

wären und immer etwas störend wirken. Und noch etwas hat störend gewirkt. Vor mir saßen zwei ganze<br />

Reihen von Honoratioren, und einige davon haben sich fast ohne Pause während der Aufführung mit<br />

ihren Partnerinnen ausgetauscht und unterhalten. Wenn man schon nicht viel von Operette versteht,<br />

aber hingehen muss, einmal weil man Ehrenkarten hat und zum anderen weil man gesehen werden will,<br />

dann sollte man wenigstens während der Aufführung den Mund halten, das gehört zu den einfachsten<br />

Anstandsregeln und ist den zahlenden Operettenliebhabern gegenüber eine Rücksichtslosigkeit. Ich<br />

werde so ein Verhalten nie verstehen.<br />

Bild 2: Alexander Kaimbacher, Monika Rebholz<br />

Die Geschichte der Operette ist eigentlich<br />

schnell erzählt. Das renommierte<br />

Hotel Mirabell bekommt Konkurrenz<br />

durch die zu versteigernden Gasthöfe<br />

„Salzburger Nockerl“ und „Zum Blauen<br />

Enzian“. Wer ist die beste Nockerlköchin,<br />

dies zieht sich durch das ganze<br />

Stück. Da ist die Liebesgeschichte der<br />

Mehlspeisköchin Steffi mit ihrem Rennfahrer<br />

Frank Rex sowie der Mehlspeisköchin<br />

Vroni mit ihrem Toni, dem ersteigerten<br />

Besitzer des „Zum Blauen Enzian“.<br />

Da ist die Liaison von Erika Dahlmann,<br />

deren Vater eine Autoreifenfabrik<br />

hat mit Max Liebig einem Parfümfabrikanten<br />

aus der Schweiz. Da ist der raffgierige<br />

Wirt des Mirabell, Alois Hinter-<br />

moser, die Suche nach dem Rezept der besten Nockerl, und das Gspusi von Friedrich Wilhelm Knopp,<br />

des Chefmechanikers bei Frank Rex mit Helen, der Kellnerin im „Salzburger Nockerl“.


Dies alles zieht sich durch die Geschichte, in die Olga Rex, die Inhaberin der Rex-Autofabrik auch noch<br />

klärend eingreift. Und bis alle als Paare auf der Bühne stehen, vergehen etliche Missverständnisse und<br />

Irrungen und Wirrungen. Also, etwas durcheinander, aber es macht einfach Spaß, dem allen zu folgen.<br />

Schwungvoll, leidenschaftlich, alles im Griff habend, die Feinheiten der Partie erkennend und herausarbeitend,<br />

immer auch auf die Sänger Rücksicht nehmend, lässt der Wiener Marius Burkert temperamentvoll<br />

das vorzügliche Franz-Lehár-Orchester frisch und klangvoll aufspielen. Man hat den Eindruck,<br />

dass dieser Klangkörper von Jahr zu Jahr immer besser wird. Den Chor und die Tänzer habe ich ja schon<br />

gewürdigt, klasse, schwungvoll, überzeugend, eine ausgezeichnete Leistung.<br />

Bild 3: Paul Schmitzberger, Alexander Kaimbacher, August Schram,<br />

Adelheid Brandstetter, Roman Martin, Thomas Zisterer<br />

Auch die gesanglichen Leistungen sind an diesem Abend wirklich wie aus einem Guss, es gibt keinen<br />

Aus- und keinen Abfall. Man merkt, dass sich hier eine kleine Truppe verschworener Künstler zusammengefunden<br />

hat, die sich auch untereinander gut verstehen müssen, denn sonst wäre eine solche homogene<br />

Leistung nicht zu erreichen. Es ist sehr schwer, irgendjemand nach vorne zu stellen, alle sind auf<br />

ihrem Platz über dem Durchschnitt. Deshalb möchte ich kurz auf jeden der Hauptsolisten eingehen.<br />

Als erstes sei Alois Walchshofer in der kleinen Rolle des Alois Hintermoser, Direktor des Hotel Mirabell,<br />

genannt. Bei ihm geht es mir wie bei einer sehr guten Flasche Wein, je länger sie liegt, desto besser wird<br />

sie. Was er aus dieser kleinen Rolle herausholt, ist schon toll. Der Sänger, der in Linz geboren wurde, hat<br />

ein überragendes spielerisches Potential, dazu kommt ein voller, kräftiger, runder und stimmschöner<br />

Bariton, den man gerne mit mehr hören möchte. Als Steffi ist die in Murnau in Deutschland geborene<br />

Sopranistin Monika Rebholz zu hören. Sie legt die Partie etwas dramatisch, opernhaft an, dies kann aber<br />

auch ein Regieeinfall sein. Ihr schöner, durchschlagskräftiger und höhensicherer Sopran überzeugt jedoch<br />

in allen Bereichen. Ihr schwärmerischer Anschmachter ist als Autorennfahrer Frank Rex der in Villach<br />

geborene Tenor Alexander Kaimbacher. Sein gutsitzender höhensicherer Tenor ist jeder Situation<br />

gewachsen, mit robuster, kräftiger, aber auch stimmschöner Höhe weiß er das Publikum und auch Steffi<br />

zu überzeugen.<br />

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Bild 4: Roman Martin, Uschi Plautz, Alexander Kaimbacher<br />

Die Mehlspeisköchin Vroni Staudinger wird von der jungen Salzburger Sopranistin Theresa Grabner verkörpert.<br />

Überzeugend und locker spielend, kann sie auch einen leichten, leuchtenden und warmen Sopran<br />

vorweisen, mit dem sie ihren Toni umgarnt. Schwungvoll wird sie gesanglich und darstellerisch mit<br />

zum Dreh- und Angelpunkt der Operette. Ihr ebenbürtiger Partner ist der lyrische Bariton, von seiner<br />

Stimmlage aber fast schon ein Tenorbuffo, der aus dem Zillertal stammende Thomas Zisterer. Er ist in<br />

Bad Ischl kein Unbekannter und ebenso wie Theresa Grabner ein eindeutiger Publikumsliebling. Sein<br />

ausdrucksstarker, kräftiger, beweglicher, stimmschöner und hoher Bariton wickelt das Publikum nur so<br />

um den Finger, ebenso wie sein frisches, unverkrampftes Spiel. Man hat richtig Spaß daran, der Vroni<br />

und dem Toni zu lauschen.<br />

Die Tochter des Autoreifeninhabers Erika Dahlmann wird von der Linzer Sopranistin Adelheid Brandstetter<br />

verkörpert. Sie, die schon länger auf den Theaterbrettern steht, hat im kleinsten Finger eine Musikalität,<br />

die seinesgleichen sucht. Ihr voller, stimmschöner Sopran weiß in jedem Moment zu überzeugen,<br />

ihr Spiel ist ohne Fehl und Tadel. Ihr, sie bis zur Raserei begehrende Parfümfabrikant aus der Schweiz, ist<br />

der in Luzern in der Schweiz geborene Tenor August Schram. Seine Darstellung des liebestollen Schweizers<br />

sorgt im Publikum immer wieder für große Heiterkeit und Gelächter, er legt sich so richtig in die<br />

Rolle hinein. Mit seinem schönen, vollen und kräftigem Tenor kann er ebenfalls überzeugen, versprüht<br />

hierbei eine Menge Glanz und füllt die Rolle bis in die letzte Faser aus.<br />

Das letzte Pärchen, Friedrich Wilhelm Knopp, der Chefmechaniker und die Kellnerin Helen sind ebenfalls<br />

rollendeckend besetzt. Die junge Irene Peios, die Ihre Wurzeln in Griechenland und in der Schweiz hat,<br />

gestaltet die kleine Rolle der Helen mit zartem, schönem leuchtendem Sopran und einem gefälligen<br />

Spiel und als Knopp glänzt der Mann für alle Fälle, ein Hansdampf in allen Gassen, der Wiener<br />

Tenorbuffo Roman Martin. Er wirbelt nur so auf der Bühne herum, zeigt ein mehr als überzeugendes<br />

Spiel und kann auch mit seinem warmen und beweglichen Tenor vollauf überzeugen. Als Olga Rex, die<br />

Autofabrikinhaberin kann Uschi Plautz, die in London geborene und in Graz aufgewachsene Schauspielerin<br />

und Sängerin das Publikum überzeugen. Sie macht aus ihrem doch kleineren Auftritt eine Paraderolle<br />

und kann viel Beifall ernten.<br />

Als Christian Dahlmann weiß Paul Schmitzberger zu überzeugen, ebenso wie Giuseppe Preims als Notar<br />

Dr. Koller. Insgesamt eine fröhliche, schwungvolle und schmissige Operette, die das Publikum mitreißt<br />

und zu langanhaltendem verdientem Beifall führt. Zwei Schlager Raymonds, „Ich hab das Fräulein Helen<br />

baden sehn“ und „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“ gliedern sich nahtlos in das Geschehen<br />

ein und verstärken den positiven Eindruck noch. So macht Operette Spaß.<br />

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„Die lustige Witwe“<br />

Am nächsten Tag war ich in der ersten Aufführung nach der Premiere von „Die Lustige Witwe“ und es<br />

hat wieder einmal großen Spaß gemacht. Die Geschichte von der schwerreichen Hanna Glawari, die von<br />

Graf Danilo Danilowitsch nicht geheiratet werden kann, wegen des Standesdünkels und die durch eine<br />

kurze und reiche Heirat jetzt ebenbürtig ist, ist doch zu schön. Baron Mirko Zeta fleht den Grafen an die<br />

Witwe zu heiraten, um ihre Millionen für das Vaterland, welches an der Pleite entlangschrammt, zu retten,<br />

doch er ist viel zu stolz, um dies zu tun. Er will aber alle Verehrer, die die Millionen erringen könnten<br />

beiseiteschaffen. Der größte Rivale ist dabei der heimliche Liebhaber von Valencienne, der Gattin von<br />

Baron Mirka, Camille de Rosillon. Der Baron deckt die geglaubte Untreue seiner Gattin auf, will sich<br />

scheiden lassen und die Witwe heiraten. Sie erklärt, dass dann die Millionen futsch sind und dies ist der<br />

Moment, wo ihr Danilo endlich seine Liebe gesteht. Nun ja, das Vermögen erbt laut Testament der neue<br />

Ehemann und Baron Mirko liest auf dem Fächer seiner Frau, dass sie eine anständige Frau ist. Alles löst<br />

sich in Wohlgefallen auf und alle sind zufrieden.<br />

Bild 5: Reinhard Alessandri, Regina Riel<br />

Die Regie, Choreographie und das Licht-Design liegen in den Händen von Leonard Prinsloo, einer Ikone<br />

von Bad Ischl und er macht seine Sache gewohnt gut, klar und schnörkellos. Mit vielen Tanzelementen<br />

versehen erzählt er die wohlbekannte Geschichte mit Geschmack und verständlich. So macht die Operette<br />

einfach wieder Spaß. Warum um alles in der Welt aber die Handlung völlig unnötig in die 70er Jahre<br />

verlegt ist, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Viele Anspielungen, die in das beginnende 20. Jahrhundert<br />

gehören, verlieren dadurch ein bisschen ihre Wirkung. Und noch etwas missfällt mir persönlich.<br />

Er lässt vor allem den Baron Mirko Zeta wie ein Puppenkasperl herumalbern und sich ständig verrenken,<br />

ebenso wie den armen Njegus und hier hat er dem Gaul für mich ein bisschen zu viel Zucker gegeben.<br />

Die beiden haben genug schauspielerisches Potential und Talent um auf solche Albernheiten nicht angewiesen<br />

zu sein. Dem Publikum jedoch gefällt es, welches sich manchmal fast vor Lachen auf die<br />

Schenkel klopft. Dieser Einwand ist aber, zugegebenermaßen, ein etwas beckmesserischer Einwand und<br />

es fällt auch nicht so sehr ins Gewicht.<br />

Auch das stimmige Bühnenbild und die Kostüme von Monika Biegler wissen zu überzeugen. Die Bühne<br />

ist sparsam mit Kulissen belegt, manchmal reichen herabhängende Glitzerstreifen oder ein nur angedeu-<br />

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teter Pavillon aus, um die notwendige Stimmung auf die Bühne zu zaubern. Die Kostüme sind ein Fest<br />

für das Auge, sind bunt, freundlich, farbenreich und vielfältig. Man kann sich richtig daran ergötzen.<br />

Das ausgezeichnet aufgelegte Franz-Lehár-Orchester, welches schon am Vortag eine exzellente Leistung<br />

bot, ist erneut spritzig, feurig, einfühlsam. Dies liegt zu einem großen Teil natürlich auch an László<br />

Gyükér. Er formt und fordert seine Musiker, er lässt die herrliche Musik von Franz Lehár aufblühen und<br />

strömen, er umschmeichelt zurückhaltend seine Sänger, die dadurch noch mehr zur Geltung kommen<br />

und er ist für mich einer der kompetentesten Operettendirigenten, die wir momentan haben und er<br />

kann wieder einmal einen großen Abend bzw. Nachmittag mit seinen Musikern verbuchen. Dem schließt<br />

sich auch der ebenfalls äußerst gut eingestellte Chor des Lehár-Festivals Bad Ischl an, immer präsent,<br />

immer auf dem Punkt da, präzise einstudiert von Gerald Krammer.<br />

Bild 6: Verena Barth-Jurca<br />

Nun aber zu den Sängern der Aufführung und da gibt es ebenfalls nur Gutes zu berichten. Kein Ausfall,<br />

bis in die kleinsten Wurzenrollen rollendeckend besetzt, es macht einfach Spaß dem gut gelaunten Ensemble<br />

zu lauschen. Und auch heute steht eine Mannschaft auf der Bühne, bei welcher man den Eindruck<br />

hat, dass jeder für jeden da ist und die Spiel- und Sangesfreude vermittelt sich unmittelbar dem<br />

begeistert mitgehenden Publikum.<br />

Als Hanna Glawari trumpft die unumstrittene Operettendiva von Bad Ischl, Regina Riel mächtig auf. Nun<br />

ist sie bereits zum vierten Mal in Folge in Bad Ischl und sie ist einfach die Primadonna Assoluta. Die<br />

niederösterreichische Ausnahmesopranistin wartet mit zarten Spitzentönen, feurigen Ausbrüchen auf<br />

und ihr warmer, voller, ausdrucksstarker Sopran weiß einfach nur in jedem Moment zu überzeugen.<br />

Einer von vielen Höhepunkten ist ihr Vilja-Lied, welches sie mit Bravour bewältigt. Sie baut es richtig auf,<br />

lässt die Töne in den schönsten Farben erblühen, bis sie mit einem fulminanten Schlusston das Publikum<br />

zu wahren Beifallsstürmen hinreißt. Auch darstellerisch ist sie mit jedem Jahr besser geworden, ihr lebendiges<br />

überzeugendes Spiel erfreut das anwesende Publikum.<br />

Und natürlich ihren kongenialen Partner als Graf Danilo Danilowitsch, den in Bad Ischl wohlbekannten<br />

österreichischen Tenor Reinhard Alessandri. Durchschlagskräftig, mit leuchtender, bombenfester und<br />

strahlender Höhe versehen, zeichnet er das Bild des charmanten Schwerenöters, der in den Grisetten<br />

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seinen Lebensinhalt hat bis, ja bis die Liebe zu Hanna wieder erwacht. Stimmlich und optisch ist er eine<br />

Idealbesetzung des leidenschaftlichen Lebemanns, dem der Champagner besser schmeckt wie die Arbeit.<br />

Als Valencienne, die treue-untreue Frau des Baron Zeta ist Verena Barth-Jurca, eine junge in Sibiu in<br />

Rumänien geborene, aber in Nürnberg aufgewachsene Idealbesetzung. Stimmlich mit zartem, dennoch<br />

durchschlagskräftigem, schönem und silbrigem Sopran versehen, bringt sie mit frivolem und aufreizendem<br />

Spiel den Puls vieler im Publikum sitzender Herren zum schnelleren Schlagen. So mancher möchte<br />

da an Stelle des Camille de Rosillon sein, der von dem in Wien geborenen Tenor Clemens Kerschbaumer<br />

verkörpert wird. Und er holt aus der relativ schweren Partie das äußerste heraus. Sein strahlender, jede<br />

Höhe mühelos meisternder mit metallischem Timbre versehener Tenor bringt nicht nur Valencienne<br />

zum Schmelzen. Ein klangvoller, stimmschöner, nie ermüdender, leicht ansprechender und mit mühelosen<br />

Höhen versehener Tenor, wie ich ihn schon lange nicht gehört habe. Zwei Paare auf der Bühne, die<br />

sich in nichts nachstehen, ein Glücksfall für Bad Ischl und ein Glücksfall für das begeisterte Publikum.<br />

Bild 7: Robert Herzl, Reinhard Alessandri, Steven Scheschareg<br />

Als Baron Mirko Zeta weiß der in Brooklyn/New York geborene Sohn österreichischer Eltern, Steven<br />

Scheschareg zu überzeugen. Sein warmer und voller Bariton meistert alle Passagen mühelos und darstellerisch<br />

weiß er mehr als zu überzeugen. Eine über dem Durchschnitt liegende Leistung. Als Militärattaché<br />

Njegus hat Robert Herzl die Lacher des Publikums und auch deren Zuneigung auf seiner Seite. Und<br />

so kalauert er sich mit Bravour durch seine Rolle.<br />

Der hervorragende Tenorbuffo Roman Martin als Raoul de St. Brioche macht das Beste aus seiner kleinen<br />

Rolle. Er, der schon am Vortag auf der Bühne gestanden war, ist als geborener Wiener hier in seinem<br />

Element, darstellerisch macht er aus der kleinen Rolle das Optimale. Ebenso wie der Wiener Tenor<br />

und Schauspieler Wolfgang Gerold als Vicomte Cascade. Die hervorragende Darsteller- und Sängerriege<br />

ergänzen ohne Fehl und Tadel Giuseppe Preims als Gesandtschaftsrat Kromov und Dorli Buchinger als<br />

seine Frau Olga, ebenso wie Valentin Trandafir als Oberst in Pension Pristschitsch.<br />

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Bild 8: Verena Barth-Jurca, Regina Riel, Reinhard Alessandri, Robert Herzl<br />

Auch diese beiden Aufführungen haben wieder einmal gezeigt, dass das eigentliche Mekka der Operette<br />

in Bad Ischl liegt und wenn sie so vollendet dargeboten wird, wird auch das Publikum weiterhin in die<br />

Vorstellungen strömen. Der Aufenthalt in Bad Ischl hat einfach Spaß gemacht. Michael Lakner alles erdenklich<br />

Gute in Baden und möge er dies auch zu neuen Höhen bringen und ein ganz herzliches Toi Toi<br />

Toi dem Regisseur, Autor und Schauspieler Thomas Einzinger, dem neuen Intendanten von Bad Ischl, der<br />

im nächsten Jahr hoffentlich für Überraschungen sorgt.<br />

Besuchte Vorstellung: Premiere von „Saison in Salzburg“ am 22. Juli 2017 und „Die Lustige Witwe“, am 23. Juli<br />

2017 –Bilder www.fotohofer.at, Bad Ischl<br />

Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre<br />

zurückwandern und abrocken<br />

Die Coburger Sommeroperette auf der Waldbühne in Heldritt wird zur Nostalgieshow:<br />

Laut, schrill, unkonventionell und so ganz und gar nicht operettisch<br />

von Manfred Drescher<br />

In diesem Jahr hat mich die Coburger Sommeroperette vor ein großes Problem gestellt. Ursprünglich<br />

war „Die Fledermaus“ angekündigt und dann Programmwechsel. Auf der wunderschönen Waldbühne<br />

der Coburger Sommeroperette wird ganz überraschend die Musical-Comedy „The Blues Brothers in<br />

Prison“ gezeigt. Es kostet viel Überredungskunst meiner Freunde, mit denen ich nach Heldritt fahre, um<br />

meine Voreingenommenheit in den Hintergrund zu drängen und mich dazu zu bewegen nach Heldritt zu<br />

fahren. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe es nicht bereut. Doch der Reihe nach.<br />

Die überaus engagierte, rührige und äußerst erfolgreiche Produktionsleiterin Adelheid Frankenberger<br />

hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass in Heldritt Operette auf höchstem Niveau gespielt worden<br />

ist. Sie holt Ausnahmekünstler zu einem Honorar auf die Waldbühne, für die sie woanders nicht einmal<br />

eine Stunde auftreten würden. In dem in Wien erscheinenden Magazin „Festspiele“ rangiert die Sommeroperette<br />

Coburg im letzten Jahr in der Abteilung Operette und Musical auf dem sensationellen vierten<br />

Platz, nach den Seefestspielen Mörbisch, dem Lehár-Festival Bad Ischl und dem Operettenfest Baden<br />

bei Wien und somit auf Platz 1 in Deutschland. Ich habe dies im letzten Jahr schon geschrieben,<br />

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aber es ist so grandios, dass man es immer wieder wiederholen sollte. Es ist so sensationell, dass Coburg<br />

und das ganze Coburger Land in Ehrfurcht erstarren und so viel Fördermittel wie nur möglich aus allen<br />

möglichen Töpfen zur Verfügung stellen müssten, damit diese überragende Auszeichnung keine Eintagsfliege<br />

bleibt.<br />

Na ja, ich habe mich zwar nicht damit abgefunden, aber es als feststehend zur Kenntnis genommen,<br />

dass in Coburg der Prophet im eigenen Land nichts gilt und dass im Coburger Raum die Operette momentan<br />

auf verlorenem Posten steht. Das Publikum sieht es Gott sei Dank vollkommen anders und das<br />

sollte auch einmal die Region begreifen und ihr zu denken geben. Um das hervorragende Niveau der<br />

Coburger Sommeroperette auf Dauer zu halten, zu stärken und zu festigen, erfordert es keiner jährlichen<br />

Zuschusskrumen, die auch für eine solide Planung problematisch sind, sondern einer andauernden<br />

gleichbleibenden Unterstützung auf breiter Ebene. Vielleicht werde ich es ja eines Tages noch erleben,<br />

dass hier ein Umdenken stattfindet. Die Operette (Gott sei Dank ab nächstem Jahr wieder auf dem Programm)<br />

und die Verantwortlichen der Coburger Sommeroperette haben es mehr als verdient.<br />

Bild 1: Thomas Gerber, Ron Williams, Karsten Kenzel<br />

Auch heute muss ich wieder einmal auf eine kleine Besonderheit in Heldritt hinweisen und dies tue ich<br />

mit besonderer Freude. Eine Besonderheit, die meine Pfunde immer etwas in die Höhe schießen lassen,<br />

aber das weiß ich von vornherein und stelle mich darauf ein. Man kann hier in wunderschönem Ambiente<br />

lukullische Köstlichkeiten der Region zu sich nehmen und sich mit diesen Schmankerln auf die bevorstehende<br />

Aufführung einstimmen. Auch das gehört hier zum Theatererlebnis einfach dazu und hebt die<br />

Sommeroperette auch in dieser Beziehung von anderen Spielorten ab. Die Bewirtung übernehmen ehrenamtliche<br />

Helfer, so wie die Ehrenamtlichkeit der gesamten Sommeroperette im Vordergrund aller<br />

Arbeiten steht, ohne das wäre all diese Arbeit auch nicht zu stemmen. Auch deshalb ist eine besondere,<br />

regionale und überregionale feststehende finanzielle Hilfe einfach zum Überleben dieser einmaligen<br />

Einrichtung erforderlich.<br />

Nun, im letzten Jahr wurden wir auf der Waldbühne von einem ganz tollen „Fidelen Bauer“ verwöhnt<br />

und deshalb war ich ja so gespannt auf die angekündigte „Fledermaus“, die ich auch als stv. Vorsitzender<br />

der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ mit besonders kritischen Augen und Ohren verfolgen wollte<br />

– Pustekuchen – Programmänderung. Die „Fledermaus“ soll nun im nächsten Jahr zum 25jährigen<br />

Bühnenjubiläum aufgeführt werden und ich gebe gerne zu, dass ich mich darauf ganz besonders freue.<br />

Doch nun zur heutigen Aufführung.<br />

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Bild 2: Karsten Kenzel, Ron Williams, Thomas Gerber<br />

Der Autor Thomas Elben hat die Handlung des berühmten Films „Blues Brothers“ von 1980 anders geformt<br />

und vollkommen im Gefängnis spielen lassen. Man hat gar nicht erst versucht eine große schlüssige<br />

Handlung zu ersinnen, die alles wiedergibt, sondern man hat um die Songs und Musizierbereiche eine<br />

lockere Handlung gesponnen. Die eigentliche Hauptperson ist der Gefängnisdirektor (auch in der Rolle<br />

des Hausmeisters und des Gefängnisarztes) in der Gestalt von Ron Williams als unumstrittener Stargast<br />

der gesamten Produktion. Daneben sind noch die beiden Bluesbrothers, ihr ungeschickter Anwalt Sline<br />

mit seiner Adjutantin, die beiden Gefängniswärterinnen und Etta, die Henkerin die weiteren Darsteller<br />

des Geschehens.<br />

Bezeichnend ist ja schon, dass im Programmheft keinerlei Handlungsbeschreibung enthalten ist, einfach<br />

deshalb, weil sie neben den Songs und Ohrwürmern nachrangig ist. Die Uraufführung erfolgte bei den<br />

Alzenauer Burgfestspielen 2016, von denen die meisten Akteure auch heute in Heldritt dabei sind. Im<br />

Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen werde ich auf die einzelnen Protagonisten nur ganz grob<br />

eingehen.<br />

Dazu kommt, dass mich diese Art von Musik nicht so toll anspricht und ich mit „normalem Gesicht“ neben<br />

meinen wie wild rockenden und zuckenden Freunden auf den Plätzen um mich sitze, ohne Zucken,<br />

ohne Kopfwackeln. Das führt dazu, dass mich Ron Williams, indem er auf mich zeigt und seine Mundwinkel<br />

nach oben schiebt, auffordert, doch auch endlich in den Rausch der Musik einzusteigen. Gut, ich<br />

bemühe mich dann etwas mehr, aber so ganz ist es doch nicht meine Welt, aber das ist natürlich mein<br />

persönliches Problem.<br />

Auch kenne ich fast keinen der Songs, was meine Mitreisenden fast schon erschüttert. Nun gut, zugeben<br />

muss ich, dass alles mitreißend und doch schon sehr unterhaltend ist, wenn auch durch eine gewisse<br />

Übersteuerung der Musikanlage das Ganze für mich etwas zu laut und damit zu wenig zu verstehen ist.<br />

Also ein Orchester im eigentlichen Sinn gibt es bei der heutigen Aufführung nicht. Die „Prison Band“<br />

spielt im Orchestervogelhaus über den Köpfen des Publikums die Prison Band und die Jungs machen<br />

ihren Job wirklich recht gut. Fetzig, schmissig, mitreißend, manchmal ein bisschen zu laut und überdreht,<br />

aber immer gefällig, spielen die sechs Musiker unter der Leitung von Christoph Gerz, der auch an den<br />

Keyboards sitzt. An der Gitarre Gabor Racz, an den Saxophonen Valentin Huber und Alexander Jung, am<br />

Bass Jan-Nicolai Schmidt, an der Trompete Steffen Mathes und am Schlagzeug schließlich Tobias Vogelsang.<br />

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Bild 3: Ben Schobel, Amina Marjam Liedtke<br />

Nun aber zu den einzelnen Akteuren. Regie führt Ulrich Cyran und er macht es schnörkellos und mit<br />

einfachen Mitteln. Unterstützt von der Choreographie von Ben Schobel und dem Bühnenbild von Matthias<br />

Winkler. Den Sängern merkt man an, dass sie großen Spaß an ihren Rollen haben. Sie knien sich<br />

richtig hinein und geben teilweise mehr als ihr Bestes um die bekannten Songs über die Rampe zu bringen.<br />

Hier ist natürlich an erster Stelle der in Kalifornien geborene Ron Williams zu nennen, der übrigens<br />

für dieses Musical zwei Songs komponiert hat. Ron Williams ist das, was man gemeinhin als „Bühnensau“<br />

oder „Rampensau“ im allerbesten Sinn bezeichnet. Er hat über 800 Fernsehauftritte als Gast und<br />

über 300 eigene Sendungen im deutschsprachigen Raum hinter sich. Wenn er über die Bühne rockt,<br />

kann keiner glauben, dass er bereits über 75 Jahre alt ist. Bei ihm scheint die Zeitmessung stehengeblieben<br />

zu sein. Mit rauer, vollmundiger und volltönender Stimme ist er der Mittelpunkt der Aufführung,<br />

mit seiner „Röhre“, man gestatte mir den Ausdruck, füllt er das Rund der Waldbühne. Wie er zeitlos diese<br />

Bühne für sich vereinnahmt und die Zuschauer für sich einnimmt, das ist schon beeindruckend.<br />

Als Jolient Jake Blues gibt Karsten Kenzel sein Bestes und als sein Bruder Elwood J. Blues steht ihm<br />

Thomas Gerber in nichts nach. Die beiden ergänzen sich vorzüglich, sind gut bei Stimme und auch darstellerisch<br />

gibt es keinerlei Einschränkungen. Als Wärterin Nancy Charles weiß Dorothee Streich sowohl<br />

mit ihrer Stimme als auch mit ihrer überzeugenden Darstellung zu beeindrucken. Gut aufgelegt, ein anwaltlicher<br />

Hans Dampf in allen Gassen und durch seine Spontanität von folgenschweren Fehlentscheidungen<br />

nicht gefeit, ist Ben Schobel als Anwalt Bernie Sline eine Type für sich. Als Voodoo-Hexe und<br />

Oberin überzeugt als seine Assistentin Amina Marjam Liedtke in jeder Beziehung. Keinerlei stimmlichen<br />

oder darstellerischen Ausfälle bei der kompletten Truppe. Als Etta die Henkerin setzt Mandy Menz eine<br />

äußerst beeindruckende Stimme ein, die die Waldbühne bis in den letzten Winkel mühelos ausfüllt. Als<br />

Tänzerinnen und im Chor können sich Nathalie Hack und Sol Spies eindrucksvoll in Szene setzen. Der<br />

Chor der Coburger Sommeroper passt sich nahtlos dem Niveau der Gäste an und er trägt ein großes<br />

Stück vom Erfolg dazu bei.<br />

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Bild 4: Schlussapplaus<br />

Die Songs und Lieder der Jugendzeit wieder zu hören, hat an diesem Nachmittag das Publikum restlos<br />

begeistert, welches immer mehr mitklatscht und mitgeht, vor allem nach der Pause ist es fast nicht<br />

mehr zu halten. Langanhaltender stürmischer Beifall für eine geschlossene und eindrucksvolle Leistung<br />

aller beteiligten Künstler. Dass ich mich trotzdem auf die „Fledermaus“ im nächsten Jahr riesig freue, sei<br />

mir hoffentlich ein bisschen verziehen.<br />

Besuchte Vorstellung am 19. August 2017, Bilder 1 bis 3: Ulrich Göpfert, Coburg, Bild 4: Opernfreund<br />

„Und dies und das und noch etwas“<br />

Johann Strauss‘ „Zigeunerbaron“ auf der Operettenbühne Hombrechtikon<br />

von Rudolf Maeder<br />

„Und dies und das und noch etwas und zweimal mehr als dies und das…“ (Arsena, 3. Akt) und noch vieles,<br />

vieles mehr war am Premierenabend (9. September 2017) beim „Zigeunerbaron“ bei der Operettenbühne<br />

Hombrechtikon zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu genießen… Eine großartige Idee war es allemal,<br />

den erst 22jährigen Simon Burkhalter, der schon einige Erfolge zu verzeichnen hat, für die Inszenierung<br />

zu gewinnen. Er baute sich ein verblüffend einfaches Bühnenbild „zu ebener Erde und im ersten<br />

Stock“, um Herrn Nestroy zu bemühen, mit dem man drei Akte fast alles illustrieren, spielen und zeigen<br />

kann.<br />

Bild 1: Zsupans Leute schmücken das Haus für den Empfang der zurückkehrenden Soldaten (3. Akt).<br />

Mit dem Rücken zum Zuschauer Mirabella (Nadia Catania) (in Violett)<br />

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Das spiel- und gesangsfreudige Ensemble nützt denn auch weidlich diese Situation aus und wird vom<br />

Regisseur in immer neuen lebenden Bildern arrangiert, überwindet laufend Treppen, besieht sich von<br />

oben die Welt oder müht sich im Parterre mit der Wäsche, streitet sich oder paradiert, je nach dem, was<br />

die Operette gerade verlangt. Damit bekommt das Werk einen Anstrich von italienischer Komödie, von<br />

österreichischem Hinterhof und ungarischer Tiefebene. Und darin eingebettet ist des Schweinezüchters<br />

Haus, der Zigeunerin Hütte und sogar (nicht ganz werkgerecht!) ein kleines Tor in Wien!<br />

So wird die ganze „Zigeunerbaron“-Welt zu einer Bühne, auf dem sich die Geschichte entfalten kann.<br />

Und das tut sie dann auch mit großer Vielfalt. Die Siegerinnen des Abends sind ohne Zweifel die<br />

„Zigeunenerbaroninnen“, die Männer treten da deutlich etwas in den Hintergrund. Saffi, die zentrale<br />

Figur wie bereits in der Vorlage, ist in Gestalt von Cecilia Berglund eine reizend anzusehende, brillant<br />

singende vermeintliche Zigeunerin, der man die Hoheit aber bereits ansieht. Leider wird es ihr verwehrt,<br />

dies auch im 3. Akt mit einem passenden Gewand zu zeigen.<br />

Ihre Ziehmutter, die Zigeunerin Czipra ist für einmal keine häßliche, bucklige, zahnlose Alte, sondern<br />

eine verschmitzte, spöttische, verspielte, lebenserfahrene, liebevolle Frau in Gestalt von Rea Claudia<br />

Kost, die ihren Gesang voll und ganz genießt und als Sprechrolle keine Wünsche offen lässt. Die „spröde“<br />

Arsena, freundliche Tochter, herablassende Braut und verliebte Freundin in Gestalt von Stefanie Frei<br />

singt hervorragend und versprüht magyarisches Temperament in Hülle und Fülle. Sie bringt sogar ihre<br />

Unzufriedenheit und Nachdenklichkeit hervorragend zum Ausdruck: „Und dies und das und noch etwas…“<br />

in ihrem Couplet, dass man ihr zugestanden hat, obwohl es häufig leider gestrichen wird.<br />

Bild 2: „Und dies und das und noch etwas…“: Arsena (Stefanie Frei). Mirabella (Nadia Catania, li.) und der<br />

Damenchor hören ihr gespannt zu.<br />

Die stimmigste Figur des Abends ist ganz bestimmt aber Mirabella in Gestalt von Nadia Catania, die in<br />

ihrem einzigen Couplet, „Just sind es zweiundzwanzig Jahre“ als verschrecktes Kriegsopfer auftrumpft<br />

(Gott sei Dank hat man sie das singen lassen!). Sie erweckte auch den ganzen Abend den Eindruck, als<br />

folge sie lieber dem Schweinezüchter als ihrem wiedergefundenen Mann, dem sie dann allerdings stolz<br />

den gemeinsamen Sohn präsentiert. Man muss nur mal Mirabella, stumm oder sprechend, auf der Bühne<br />

mit den Augen folgen, dann sieht man, wie sie in jeder Sekunde ihre Rolle perfekt spielt, zetert, sich<br />

schämt, unzufrieden oder stolz aussieht … und immer leicht hinkt! Bravo Mirabella! Bum!<br />

Barinkay, der Zigeunerbaron, ist von schöner Gestalt, das sieht man in der „Bettszene“ sehr gut, trägt<br />

seine Kostüme ausgezeichnet, darf aber stimmlich gerne noch etwas zulegen, wenn er das alles ungefähr<br />

kann. Zsupan muss komisch sein und verschlagen, was er in Gestalt von Erich Bieri auch ist, allerdings<br />

darf auch er stimmlich mehr geben, wenn er heuchlerisch behauptet: „Mir helfen die Doktoren<br />

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nicht“. Dieses großartige Couplet wurde<br />

von Johann Strauss nach der Uraufführung<br />

gestrichen, Harnoncourt hatte es in seiner<br />

Einspielung, nun sieht man in Hombrechtikon,<br />

wie enorm wichtig es ist für die Gestalt<br />

des Zsupan.<br />

Bild 3: Das Erwachen von Saffi (Cecilia Berglund) und Barinkay<br />

(Manuel König), im Hintergrund liebevoll beobachtet von Czipra<br />

(Rea Claudia Kost).<br />

Conte Carnero in der Gestalt von Hans Michael<br />

Sablotny fehlte ein Couplet, worauf<br />

er sich mit Erfolg als Komiker revanchierte<br />

und zuerst sehr amüsant den Sittenrichter<br />

und dann am Boden zerstört den arbeitslosen<br />

Beamten spielte. Graf Homonay in Gestalt<br />

von Wolf H. Latzel entsprach voll und<br />

ganz dem klassischen Rollenbild des strahlenden<br />

Helden, den er gut präsentierend<br />

und wohltönend mit ungarischem Wesen<br />

zu geben wusste.<br />

Ottokar ist leider im Stück etwas zu kurz<br />

gekommen, was man in Gestalt von Luca<br />

Valentin Bernard stark zu spüren bekam<br />

denn er schien nicht so recht zu<br />

wissen, wie er die Figur spielen und<br />

singen sollte.<br />

Bild 4: Koloman Zsupan (Erich Bieri) versucht sich bei Graf Homonay<br />

zu rechtfertigen: Couplet „Mir helfen die Doktoren nicht“. Rechts<br />

beschwichtigend seine Tochter Arsena (Stefanie Frei) (2. Akt).<br />

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Der Abend war so großartig, dass man<br />

kleinere „Ausrutscher“ in Kauf nahm:<br />

Das Auftrittslied der Saffi sollte man<br />

nicht mit einer Balletteinlage kaputt<br />

machen, man nimmt ihm damit die<br />

Einzigartigkeit. Und wenn schon Ballett,<br />

dann sicher was Wienerisches<br />

oder Ungarisches an einer anderen<br />

Stelle. – Das Orchester wurde mehrmals<br />

empfindlich gestört von dem um<br />

einiges zu lauten Schlagzeug, was der<br />

Musik nicht so gut bekam…<br />

Ach ja, das Orchester: Unter der Lei-<br />

tung des Dirigenten Caspar Dechmann entfaltete sich bereits in der sehr langsam genommenen Ouvertüre<br />

die ganze musikalische Farbenpalette von Johann Strauss, und man begriff plötzlich, dass der Komponist,<br />

der zwei Jahre an dieser Partitur gearbeitet hatte, keine Operette, sondern eine komische Oper<br />

schreiben wollte. Und man kann Caspar Dechmann nicht hoch genug anrechnen, dass er das den ganzen<br />

Abend auf hohem Niveau souverän durchhielt und uns damit einen zauberhaften Abend bescherte!<br />

Und dann hatte da eine Dame ihre Hand im Spiel, oder besser an der Nähnadel: Monika Schmoll und<br />

ihre Nachbarn (frei nach Carl Maria von Weber!) waren für wahre Wunderwerke der Mode besorgt. Ungarische<br />

Uniformen (Homonay, herrlich magyarisches Rot!), Zigeunerkleider (vor allem Saffi und Czipra,<br />

funkelnd!), würdevolle Robe (Carnero, pechschwarz, silbern!), Biedermeiergewänder (Mirabella, aubergine!),<br />

Nachthemden (lang und blütenweiß!), Bauernkleider (zurückhaltend, crème) usw. usw., eine Fül-


le farbenprächtiger und zweckmäßiger Modelle, die auf dem einfarbigen Hintergrund prima zur Geltung<br />

kamen.<br />

Das letzte Kränzchen müssen wir dem Chor winden, der durchs Band weg schön sang und sich jeder Situation<br />

anzupassen wußte, ob dies nun auf Zsupans Hof oder auf dem Werberplatz war, und tanzen<br />

kann er auch! Johann Strauss‘ Chorszenen waren bei ihm in guten Kehlen, guten Händen und guten Beinen.<br />

Bild 5: „Hochzeitskuchen, bitte zu versuchen…“: Hochzeitsvorbereitungen bei Zsupan<br />

Man kann jetzt nur hoffen, dass viele, viele Menschen die diesjährige Produktion der Operettenbühne<br />

Hombrechtikon gesehen und gehört haben. Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ ist jedenfalls<br />

sehr stolz darauf, dass eine Schweizer Bühne wie Hombrechtikon zu einem Zentrum der liebevollen<br />

Strauss-Pflege geworden ist.<br />

Fotos: foto atelier pfändler, Zürich<br />

Wiener Johann Strauss Orchester – Dirigent: Johannes Wildner<br />

Konzert am österreichischen Nationalfeiertag<br />

von Johannes Böck<br />

Am 26. Oktober 2017, dem österreichischen Nationalfeiertag, spielte<br />

das „Wiener Johann Strauss Orchester“ unter der Leitung von<br />

Johannes Wildner wieder ein Konzert mit Werken der Brüder<br />

Strauss sowie den Zeitgenossen Franz von Suppé und Franz Lehár im<br />

Großen Goldenen Saal des Wiener Musikvereinsgebäudes. Zweimal<br />

jährlich bringt dieses 1966 gegründete Orchester in dem von Theophil<br />

Hansen errichteten Gebäude Konzerte mit Werken der Familie<br />

Strauss und Zeitgenossen, nämlich um den 1. Mai und dem 26. Oktober<br />

herum (Ausnahmen – wie am 15. Mai 2016 – bestätigen die<br />

Regel...). Diesmal wurde kein Einführungsvortrag im Hotel<br />

„Imperial“ gehalten.<br />

Dirigent Johannes Wildner<br />

(Foto: www.angelomariani.com)<br />

Um 11.00 Uhr begann das Orchester mit der Ouvertüre zur bekanntesten<br />

Operette von Johann Strauss (Sohn), die „Fledermaus“ aus<br />

dem Jahre 1874. Es folgte ein Jubilar des Jahres 2017 – die Schnell-<br />

Polka „Leichtes Blut“ op. 319. Dieses Werk entstand wie der Walzer<br />

„An der schönen blauen Donau“ op. 314 im Jahre 1867 und wurde<br />

heuer 150 Jahre alt.<br />

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Sein Bruder Josef Strauss war im ersten Teil mit drei Werken vertreten:<br />

- die Polka mazur „Aus der Ferne“ op. 270 aus dem Jahre 1869<br />

- der „Aquarellen“-Walzer op. 258<br />

Dieses lyrisch klingende Werk wird in vielen Konzerten, vor allem im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />

Wiener Philharmoniker, sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl es zu den elitären Werken des gelernten<br />

Technikers gezählt wird. Diese beiden Werke werden im Jahre 2019 150 Jahre alt.<br />

Nach dem „Aquarellen“-Walzer folgte eine Besonderheit: ein „Impromptu für kleines Orchester“, welches<br />

nur in Russland zur Aufführung gelangte. Herr Dr. Thomas Aigner, der bei dem Konzert anwesend<br />

war und offiziell begrüßt wurde, entdeckte dieses Werk in St. Petersburg. Dieses „Impromtu“ zählt –<br />

neben dem „Peine du coeur“ und dem „Allegro fantastique“ zu den interessantesten Werken von Josef<br />

Strauss, die 2016 und 2017 ihre Wiener Erstaufführung erlebten. Es besteht die Hoffnung, dass auch<br />

diese Werke einst in den Programmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker zu finden sein<br />

werden.<br />

Von Johann Strauss (Sohn) erklang die Schnellpolka mit dem optimistischen Titel „So ängstlich sind wir<br />

nicht“ op. 413 aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“. Abgerundet wurde der erste Teil dieses Konzertes<br />

mit dem Walzer „Gold und Silber“ op. 79 von Franz Lehár. Der Autor dieses Berichtes erwartet<br />

auch hier eine Darbietung dieses Werkes im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker.<br />

Der „Gold und Silber“-Walzer führte die Besucher in die ca. halbstündige Pause.<br />

Es war ein Fehler der Verantwortlichen des Wiener Musikvereines, die Ouvertüre „Banditenstreiche“<br />

von Franz von Suppé im Programmheft nicht zu berücksichtigen. Mit diesem Werk, welches im zu Ende<br />

gehenden Jahr 2017 ebenfalls 150 Jahre alt wurde, begann der zweite Teil dieses Konzertes.<br />

Fortgesetzt wurde mit einem Walzer von Johann Strauss (Sohn), den dieser seinem aus Norddeutschland<br />

stammenden Freund Johannes Brahms widmete – „Seid umschlungen, Millionen“ op. 443. Die erste<br />

„Melodien“-Quadrille op. 112 nach Melodien aus Opern von Giuseppe Verdi wurde ebenso gespielt wie<br />

die weltbekannte „Tritsch-Tratsch“-Polka op. 214.<br />

Josef Strauss war im zweiten Teil des offiziellen Programmes mit der berühmten „Feuerfest“-Polka<br />

française op. 269, zu der der Dirigent das Publikum mitklatschen ließ – was den Genuß des aufmerksamen<br />

Musikfreundes vermindert, vertreten. Der als Schmied verkleidete Schlagzeuger sorgte für Unterhaltung...<br />

Der jüngste der Brüder Strauss – Eduard – war wieder einmal nur mit seiner Schnellpolka „Bahn frei“<br />

op. 45 vertreten. 2019 gilt es, das 150jährige Bestehen dieses Werkes zu würdigen. Viel zu wenig, um<br />

den jüngsten Strauss-Bruder und jüngsten Sohn von Johann Strauss (Vater) aus seiner ehelichen Beziehung<br />

mit Anna Strauss entsprechend zu würdigen! Eduard Strauss schrieb ebenso ca. 300 mit<br />

Opusnummern bezifferte Werke, die es allesamt verdient hätten, einer breiten Öffentlichkeit bekannt<br />

gemacht zu werden, sei es im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker oder in den<br />

Konzerten des „Wiener Johann Strauss Orchesters“. Auch die Plattenfirma Marco Polo sollte sich bewußt<br />

werden, welch Schätze hier noch in den Archiven der Bibliotheken verborgen liegen und eine Gesamtedition<br />

der Werke Eduards erstellen lassen. Die Produktion der zweiten Folge mit Werken von Eduard<br />

Strauss läßt die Musikwelt hoffen...<br />

Abgerundet wurde das offizielle Konzertprogramm mit dem Jubilar des Jahres 2017 – dem Walzer „An<br />

der schönen blauen Donau“ op. 314.<br />

Als Zugabe bot das „Wiener Johann Strauss Orchester“ noch von Johann Strauss (Sohn) die „Champagner“-Polka<br />

op. 211 aus dem Jahre 1858 und die Schnellpolka „Ohne Sorgen“ op. 271 von Josef Strauss.<br />

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Der „Radetzky“-Marsch op. 228 von Johann Strauss (Vater) setzte den Schlusspunkt unter dieses ausverkaufte<br />

Konzert. Auch die Werke von Johann Strauss (Vater) – es sind dies über 250(!) – warten darauf,<br />

einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden!<br />

Die Prominenz bei diesem Konzert wurde vom österreichischen Bundesinnenminister Herrn Mag. Wolfgang<br />

Sobotka angeführt. Ebenso anwesend war der ehemalige Bundesverkehrsminister und Vorstand<br />

des „Wiener Johann Strauss Orchester“, Herr Prof. Dr. Rudolf Streicher.<br />

Von der Strauss-Welt konnte der Autor den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturvereines Wiener<br />

Blut und des Museums der Johann Strauss Dynastie, Herrn Gerhard Menhard begrüßen. Aus dem Raum<br />

Ludwigshafen waren die Herren Jürgen Stahl und Rainer Wojtynek angereist. Die Niederlande vertrat<br />

Frau Elly van Wijk mit ihrem Gatten und einer Freundin. Kirchstetten in Niederösterreich war durch den<br />

Militärmusikforscher und Vorsitzenden des Österreichischen Blasmusikverbandes, Herrn Dr. Friedrich<br />

Anzenberger mit seiner Gattin, Frau Elisabeth Anzenberger-Ramminger vertreten. Auch die Obfrau der<br />

Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg war mit ihrer Mutter, ihrem Ehegatten und ihrer<br />

Tochter anwesend. Herr Professor Helmut Reichenauer konnte aus familiären Gründen beim Konzert<br />

nicht dabei sein. Er war allerdings im Museum, wo einige Strauss-Freunde mit den Angehörigen ihn besucht<br />

haben und sich zu einer Aussprache trafen. Der Autor dieses Berichtes spielte im Museum der<br />

Johann Strauss-Dynastie den „Aquarellen“-Walzer op. 258 von Josef Strauss auswendig am Klavier und<br />

übernahm einen Teil der Museumsführung.<br />

Im Restaurant „Landsknecht“ in der Wiener Porzellangasse nahmen die Besucher ihr gemeinsames Mittagessen<br />

ein. Ein ereignis- und erlebnisreicher österreichischer Nationalfeiertag 2017 ging damit zu Ende.<br />

Konzert und CD-Präsentation in Währing<br />

Carl Michael Ziehrer<br />

von Johannes Böck<br />

Am 2. Mai 1843 wurde in der heutigen Westbahnstraße 4 im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau der<br />

Sohn eines Hutmachers geboren. Eine Gedenktafel am Nachfolgebau erinnert daran. Er wird der Leiter<br />

mehrerer Regimentskapellen – vor allem der Hoch- und Deutschmeister – sowie Zivilorchester und der<br />

letzte k.u.k. Hofballmusikdirektor des alten Österreich sein. Sein Name: CARL MICHAEL ZIEHRER (2. Mai<br />

1843 - 14. November 1922). Am 2. Mai 2018 feiert die Musikwelt den 175. Geburtstag dieses für die<br />

Wiener Musikkultur wichtigen und ebenbürtigen Zeitgenossen der Familie Strauss. Ziehrer hinterließ 32<br />

Bühnenwerke sowie ca. 600 Einzelwerke, vor allem Walzer, Polkas, Märsche, Quadrillen, Couplets sowie<br />

Tongemälde wie „Der Traum eines österreichischen Reservisten“.<br />

Der „Freiherr von Schönfeld“-Marsch op. 422 ist sein bekanntester Marsch. Er ist der Defiliermarsch des<br />

Österreichischen Bundesheeres. Mit der „Fächer-Polonaise“ op. 525 werden die meisten Bälle – auch<br />

der Wiener Opernball – eröffnet. Seine bekanntesten Bühnenwerke sind: „Die Landstreicher“, „Der<br />

Fremdenführer“, „Der Schätzmeister“ und „Die drei Wünsche“. Melodien daraus, wie die Walzerlieder<br />

„Herrreinspaziert“ und „Kennst Du auch Samt und Seide“ sowie „O Wien mein liebes Wien“ und der<br />

„Dünnen Leopoldin“ (ein richtiger Zungenbrecher!) erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit bei den<br />

Liebhabern und Freunden dieser Musikrichtung.<br />

Sein Opus 1 ist der Walzer „Wiener Tanzweisen“ aus dem Jahre 1863.<br />

Die bekanntesten Walzer sind: „Herrreinspaziert“ op. 518 (1979 und 2017 beim Neujahrskonzert der<br />

Wiener Philharmoniker gespielt, Dirigenten: Willy Boskovsky und Gustavo Dudamel); „Weana Madeln“<br />

op. 388 (2016 Neujahrskonzert unter der Leitung von Mariss Jansons); „Wiener Bürger“ op. 419 (1996<br />

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und 2012 im Rahmen des berühmtesten Strauss-Konzertes der Welt unter der Leitung von Lorin Maazel<br />

und Mariss Jansons gebracht); „Faschingskinder“ op. 382 und der grandiose Walzer „Nachtschwärmer“<br />

op. 466 (wartet darauf beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gespielt zu werden).<br />

Zu den bekanntesten Polkatänzen zählen die „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die Polka mazur „Das liegt bei<br />

uns im Blut“ op. 374 und die Schnellpolka „Loslassen!“ op. 386. Letztere wurde im Rahmen des Neujahrskonzertes<br />

der Wiener Philharmoniker 1980 unter der damals erstmaligen Leitung von Lorin Maazel<br />

gespielt. Neben dem bereits erwähnten „Schönfeld“-Marsch op. 422 zählen noch „Der Zauber der Montur“<br />

op. 493, „Hoch und nieder“ op. 372 sowie die „Wacht an der Donau“ op. 385 zu seinen berühmtesten<br />

Musikstücken im 4/4- bzw. 6/8-Takt.<br />

Neben den bekanntesten Werken müssen auch einige der heute unbekannten Werke in diesem Bericht<br />

erwähnt werden, die ebenfalls zum tönenden Erbe Österreichs zählen! Hier eine Auswahl:<br />

Der Walzer „Grazer Juristenball-Tänze“ op. 80 wurde beim Ball der Juristen 1867 in der steirischen Landeshauptstadt<br />

uraufgeführt. Er zitiert in der Einleitung das „Dachsteinlied“, die heutige Landeshymne<br />

der Steiermark. Wenige Jahre später wurde beim Ball der Techniker in Graz die besonders effektvolle<br />

Schnellpolka „Auf Flügeln der Liebe“ op. 171 uraufgeführt.<br />

Den Walzer „Fachblätter“ op. 102 und den „Lassalle“-Marsch op. 129, schrieb Ziehrer für den Arbeiterbildungsverein,<br />

der Vorläuferbewegung der österreichischen Sozialdemokratie. Uraufgeführt wurden<br />

diese beiden Werke bei dessen Ball in den Blumensälen der Wiener Gartenbaugesellschaft, wo heute<br />

das Hotel „Marriott“ gegenüber dem Wiener Stadtpark steht.<br />

Auch der Wiener Männergesangverein, der ebenfalls im Jahre 2018 sein 175jähriges Gründungsjubiläum<br />

feiert, wurde mit einigen Chorwerken bedacht, u. a. die Walzer „Singen, Lachen, Tanzen“ op. 486 und<br />

„Wiener Leben und Wiener Leut“ op. 549 sowie „So leben wir alle Tage“ op. 503 und „Regentropfen“<br />

op. 514.<br />

Noch lange bevor Ziehrer letzter k.u.k. Hofballmusikdirektor der alten Monarchie wurde, widmete er<br />

dem österreichischen Kaiser anlässlich dessen Rückkehr aus dem Orient 1869 den „Franz-Josef-Marsch“<br />

op. 151 sowie seiner Frau, der Kaiserin Elisabeth im Jahre 1871 den „Walzer der Kaiserin“ op. 177. Nach<br />

der Tragödie von Mayerling wurde Erzherzog Franz Ferdinand Thronfolger. Ihn bedachte Ziehrer mit den<br />

Walzern „Engerln“ op. 484 und „Teuferln“ op. 485. Nach dessen Ermordung 1914 in Sarajewo (= auslösender<br />

Moment für den Ersten Weltkrieg) wurde Erzherzog Karl Thronfolger und nach dem Tod von Kaiser<br />

Franz Josef der letzte Monarch des alten Österreich. Ihm widmete Ziehrer den „Kaiser-Karl-Marsch“<br />

op. 558.<br />

Mit dem Regiment der Hoch- und Deutschmeister feierte Ziehrer seine größten Erfolge als Komponist.<br />

Bereits 1871 widmete Ziehrer dem beliebten Erzherzog Wilhelm den gleichnamigen Marsch op. 174.<br />

Erzherzog Wilhelm war Großmeister des Hoch- und Deutschmeisterordens. Diesem Regiment widmete<br />

Ziehrer sogar ein Bühnenwerk: die Operette „Ein Deutschmeister“. Aus den Melodien dieses Bühnenwerkes<br />

stellte Ziehrer einige Tanzweisen zusammen, unter anderem den Walzer „Unsere Edelknaben“<br />

op. 400, den Marsch „Couragiert“ op. 401, die Polka „Deutschmeister-Liebchen“ op. 402 und die<br />

„Deutschmeister-Quadrille“ op. 404.<br />

Mit einer zivilen Kapelle unternahm Ziehrer auch im Jahre 1893 die Reise nach Chicago zur Weltausstellung.<br />

Der „Columbus“-Marsch op. 457, der Marsch „Unter dem Sternenbanner“ op. 460, der Walzer<br />

„Meerleuchten“ op. 462 und die Polka „Lieber Bismarck schaukle nicht“ op. 465 erinnern an diese nicht<br />

ungefährliche Schiffsreise über den Atlantik, dem „Großen Teich“.<br />

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Ziehrer schrieb auch Walzer und Ländlerweisen nach Alt-Wiener Liedern und Tänzen, die sich am besten<br />

mit Schrammelquartetten anhören lassen: „Echt wienerisch“ op. 381; „Die Dorfschönen“ op.393, „Aus<br />

dem Volksmunde“ op. 189.<br />

Die Walzer „Ländlich, sittlich“ op. 110, „Der Himmel voller Geigen“ op. 34, „Wiener Volkspoesie“ op. 314<br />

„Alt-Wien“ op. 366 und „Natursänger“ op. 415 zitieren ebenfalls die Musik des Wiener Umlandes. In den<br />

Walzern „Weana Mad’ln“ op. 388 und „Nachtschwärmer“ op. 466 werden Ländlerweisen von den Orchestermitgliedern<br />

gepfiffen. Sie können sich mit den Walzern „Geschichten aus dem Wienerwald“<br />

op. 325 1 von Johann Strauss (Sohn) und „Dorfschwalben aus Österreich“ op. 164 von Josef Strauss messen!<br />

Wie sehr sich Ziehrer mit seiner Heimat Österreich und seiner Hauptstadt Wien verbunden fühlte, belegen<br />

einige Werke, die Wien und Österreich im Titel führen:<br />

„Mein Vaterland, mein Österreich“ Marsch op. 477, die bereits erwähnte „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die<br />

Walzer „Wiener Spezialitäten“ op. 170 und „Wiener Geschichten“ op. 121, unter dem Titel „Wiener Luft“<br />

schrieb Ziehrer zwei Walzer mit den Opusnummern 278 und 411. Auch der Walzer „Mein Herz hängt an<br />

Wien“ op. 500 drückt Ziehrers Liebe zu seiner Heimatstadt aus und zitiert Ländlerweisen in der Einleitung.<br />

Patriotisch klingt der Walzer „Österreichische Fahnenlieder“ op. 317 mit dem Zitat des „Radetzky“-<br />

Marsches op. 228 von Johann Strauss (Vater) in der Einleitung. Sein Opus 373 ist der Walzer „Österreich<br />

in Tönen“.<br />

Wie sehr sich unser Ziehrer wiederum mit dem Militär verbunden fühlte, beweisen auch eine ganze Reihe<br />

von Militärmärschen sowie das eingangs erwähnte Tongemälde „Der Traum eines österreichischen<br />

Reservisten“. Regimentsinhaber wurden mit Märschen bedacht. Beispiele sind neben „Schönfeld“ auch<br />

„Dorner“-Marsch op. 377, der „Gondrecourt“-Marsch op. 158 oder das Marschlied „Der Vater des Regiments“<br />

op. 431. „Civil und Militär“ ist der Titel einer Schnellpolka op. 173 und eines Walzers op. 474, die<br />

auch an die militärische Laufbahn Ziehrers erinnern. Auch sein Walzer „Soldaten-Lieder“ op. 160 mit den<br />

vielen Signalen wird mit dem Militär in Verbindung gebracht.<br />

Ebenso mit Ungarn werden einige Werke Ziehrers in Verbindung gebracht: So widmete er dem berühmten<br />

Magnaten Gyula Graf Andrássy den „Andrássy“-Marsch op. 96, dessen Ehefrau die Polka „Gruss an<br />

Pesth“ op. 140. Ein besonders effektvoller Csardas trägt den Titel „100.000 Elyens!!!“ op. 51. Auch mit<br />

dem Walzer „Pesther Kinder“ op. 42 dokumentierte Ziehrer seine Verbundenheit mit dem Land der<br />

Magyaren. Die Polka mazur „Cis und Trans“ op. 161 entstand einige Jahre nach dem Ausgleich Österreich-Ungarns.<br />

Die Ouvertüre zur Operette „Manöverkinder“ zitiert den „Himnusz“ von Ferenc Erkel, die<br />

Hymne Ungarns. Und in der „Örömüdvözles (Freudenfest)“-Quadrille op. 138 werden ungarische Volkslieder<br />

zitiert.<br />

In der CD-Edition der Carl-Michael-Zieher-Stiftung kann der Liebhaber dieser Musikrichtung viele der<br />

bereits aufgenommenen Werke davon anhören.<br />

Am 14. November 1922 – also vor 95 Jahren – verstarb Ziehrer verarmt in seiner Wohnung in der Erdberger<br />

Straße 1 im 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem<br />

Wiener Zentralfriedhof unweit der Gräber der Familie Strauss, Joseph Lanners und der österreichischen<br />

Präsidentengruft; Robert Stolz und der Volksschauspielers Hans Moser wurden später in seiner Nähe zur<br />

letzten Ruhe gebettet. In der Prater Hauptallee im 2. Wiener Gemeindebezirk „Leopoldstadt“ wurde ein<br />

Denkmal zu Ehren Ziehrers errichtet.<br />

1 Der Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ op. 325 von Johann Strauss (Sohn) und der „Fachblätter“-Walzer<br />

op. 102 von Carl Michael Ziehrer werden 2018 150 Jahre alt.<br />

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Wie oben ausgeführt, wurden die Werke Ziehrers im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker<br />

bislang viel zu wenig berücksichtigt (lediglich 4 Werke konnte der Autor dieses Berichtes<br />

laut seinen Aufzeichnungen registrieren).<br />

Ziehrer war mit der Sängerin Marianne Edelmann verheiratet. Sie verfügte testamentarisch die Gründung<br />

der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung. Diese verwaltet unter der derzeitigen Federführung von Herrn<br />

Rechtsanwalt Dr. Michael Mäntler das Erbe Ziehrers.<br />

2003 wurde von Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer, dem ehemaligen Leiter der Gardemusik<br />

Wien des österreichischen Bundesheeres, das „Original Carl Michael Ziehrer Orchester“ ins Leben<br />

gerufen, um das Lebenswerk Ziehrers im Rahmen der CD-Edition einzuspielen und damit einer breiten<br />

Öffentlichkeit bekannt zu machen. Bisher wurden 25 (!) Folgen – auch unter Berücksichtigung früherer<br />

Aufnahmen (Max Schönherr, Franz Bauer-Theussl, Herbert Mogg und Johann Schadenbauer sowie mit<br />

Schrammelquartett und Gesangssolist[inn]en) – eingespielt. Folge 25 erhielt den Titel eines Liedes aus<br />

der Operette „Ein tolles Mädel“ und wurde im Rahmen eines Konzertes in Währing am 9. November<br />

2017 präsentiert – doch davon später.<br />

Einen besonders wichtigen Beitrag leistet die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien unter der<br />

Federführung von Mr. John Diamond zur Pflege dieser Musikrichtung. Bereits im Jahre 1994 verfasste<br />

Mr. Diamond eine Broschüre „From Gold to Silver“, in dem er das Lebenswerk Ziehrer in englischer<br />

Sprache würdigte. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und<br />

Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen<br />

auf Tonträgern! Sie beteiligte sich auch an der fünfteiligen CD-Produktion der Werke Ziehrers<br />

durch die in Hongkong ansässige Plattenfirma „Marco Polo“. Orchester in der Slowakei unter den Dirigenten<br />

Alfred Walter, Michael Dittrich und Christian Pollack spielten bekannte und unbekannte Werke<br />

Ziehrers auf CD ein, wofür ihnen der Dank gebührt.<br />

Im Jahre 1974 gab der Österreichische Bundesverlag die Dissertation des unermüdlichen und fleißigen<br />

Rundfunkdirigenten, Herrn Prof. Dr. Max Schönherr über Leben und Werk von Carl Michael Ziehrer von<br />

seiner Geburt in der Biedermeierzeit bis zu seinem Tode nach dem Ersten Weltkrieg in Form eines über<br />

800 Seiten starken Buches heraus: „Carl Michael Ziehrer – sein Leben, seine Zeit“. Dieses bietet eine<br />

wahre Fundgrube für Liebhaber dieser Musikrichtung. Eine überaus wissenschaftlich fundierte Pionierleistung,<br />

die zu Schönherrs Doktorarbeit wurde. Im diesem Buch kann der Musikfreund jede Menge Wissenswertes<br />

über Leben und Werk Ziehrers nachlesen.<br />

Im Jahre 1982 gab der Wiener Musikverlag Doblinger das „Synoptische Handbuch der Werke Lanner –<br />

Strauss – Ziehrer“ heraus – Autor: Prof. Dr. Max Schönherr – wo auch die Werke Ziehrers mit Incipits<br />

und akribischen Erläuterungen versehen sind.<br />

Auch nahm Herr Prof. Max Schönherr viele Werke Ziehrers für das Rundfunkarchiv auf. Einige davon<br />

finden sich auch in den Doppel-CDs „Alt-Österreichische Gustostückerln“ und „Heut spielt der Ziehrer“ –<br />

Folge 23 der Ziehrer-Edition.<br />

2015 wurde im Servitenviertel im 9. Wiener Gemeindebezirk „Alsergrund“ das „Museum der Johann<br />

Strauss-Dynastie“ von Herrn Prof. Helmut Reichenauer eröffnet. In diesem Museum wurde eine „Gedenkwand“<br />

für Carl Michael Ziehrer im Bereich „Zeitgenossen der Strauss-Familie“ eingerichtet, wo<br />

Titelseiten von Klavierausgaben seiner Werke ausgestellt sind. Ab 10. Jänner 2018 2 wird aus Anlass des<br />

175. Geburtstages Ziehrers die dritte Sonderausstellung – nach Eduard Strauss 100. Todestag und dem<br />

150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss (Sohn)<br />

– abgehalten.<br />

2 Siehe dazu auch Seite 22 in diesem Heft. D. Red.<br />

88


Nun zum Konzert:<br />

Am 9. November 2017 – wenige Tage vor dem Sterbetag Ziehrers – wurde im Amtshaus Währing<br />

(= 18. Wiener Gemeindebezirk) ein Konzert abgehalten, bei dem in der Pause auch die neue CD „Heut ist<br />

heut“ – Folge 25 der Ziehrer-Edition der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung vorgestellt wurde.<br />

CD „Heut ist Heut“ –<br />

Folge 25 der Ziehrer Edition<br />

Foto: Carl Michael Ziehrer Stiftung<br />

Auf der neu erschienenen CD sind folgende Werke enthalten:<br />

- Erzherzog Wilhelm-Marsch op. 174<br />

- Singen, Lachen, Tanzen, Walzer op. 486<br />

- Lied und Quartett „Heut ist heut“, der Namensgeber dieser CD<br />

- Gavotte aus „Der Fremdenführer“<br />

- Humoreske „Verliebte Eselsstreiche“ op. 309 – Liebeleien werden<br />

leicht zu Eseleien<br />

- Schäferstündchen, Polka mazur op. 278/290<br />

- die effektvolle Schnellpolka Flaggensalut op. 408<br />

- König Humbert-Marsch op. 288/376<br />

- „Kränk dich nicht“, Lied und Quartett aus der Operette „Fesche<br />

Geister“<br />

- Die Dorfschönen, ein bodenständiger Ländler op. 393<br />

- die Schnellpolka Veni, vidi, vici op. 229/277<br />

- „O du holde Kinderzeit“ – Lied und Terzett aus der Operette „Fesche<br />

Geister“<br />

- Rutscherpeter Polka française op. 459<br />

- „Heut‘ wird es interessant“ – Lied und Terzett aus der Operette<br />

„Das dumme Herz“<br />

- Leben und leben lassen, Walzer op. 276 und<br />

- Lied und Quartett „Freundlich leuchten die Sterne“ aus der Operette<br />

„Die drei Wünsche“.<br />

Geboten wurde ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Die bei diesem Konzert gespielten<br />

Werke wurden bis Folge 25 auf CD aufgenommen und können somit nachgehört werden.<br />

Programm des Konzertes der Carl Michael Ziehrer-Stiftung am 9. November 2017<br />

Diese wurden im Rahmen des Frühjahrskonzertes der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung am 31. März 2017<br />

im Amtshaus für den 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“ aufgenommen 3 .<br />

3 Siehe Bericht des Autors in Ausgabe 55 „Neues Leben“ der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und<br />

Ausgabe 24 des Almanaches des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“. Statt des Walzer „Huldigungen“ op. 157 – der<br />

beim Konzert am 31. März 2017 gespielt wurde – wurde die „Fremdenführer-Gavotte“ auf dieser CD<br />

aufgenommen.<br />

89


Beim Konzert am 9. November 2017 sangen Ekaterina Michailova, Sopran, und Christian Drescher, Tenor.<br />

Moderiert wurde dieses Konzert vom Gründervater und Leiter des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“<br />

und des „Museums der Johann Strauss Dynastie“, Herrn Prof. Helmut Reichenauer.<br />

Noch ehe der erste Teil dieses Konzertes mit dem „Zubrzicky-Marsch“ op. 176 abgerundet wurde, wurde<br />

der musikalische Leiter des Carl-Michael-Ziehrer Orchesters, Herr Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />

vom Kuratorium der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit dem „Goldenen Ziehrer“ für sein Lebenswerk<br />

zu Recht ausgezeichnet. Mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester spielte er bis jetzt über 200 (!)<br />

Werke Ziehrers für die CD-Edition ein, wofür ihm und dem Orchester der Dank der Liebhaber und<br />

Freunde dieser Musikrichtung gebührt! Als musikalischer Leiter der Gardemusik Wien des österreichischen<br />

Bundesheeres trat er immer zur Jahreshalbzeit im Arkadenhof des Wiener Rathauses auf und<br />

brachte mit diesem Klangkörper wunderbare Konzerte.<br />

In besonderer Erinnerung bleibt dem Autor dieses Berichtes das Konzert der Gardemusik Wien mit dem<br />

Wiener Männergesangverein am 24. Juni 1983 unter den Dirigenten Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />

und dem damaligen Chorleiter des Wiener Männergesangvereines, Herrn Prof. Franz Xaver<br />

Meyer; Herr Prof. Dr. Max Schönherr beehrte dieses Konzert durch seine Anwesenheit. Anlässlich des<br />

alljährlich Ende Mai/Anfang Juni stattfindenden Wiener Blasmusikfestes dirigierte Schadenbauer ein bis<br />

zu 2.000 Mann starkes Großorchester.<br />

Johann Schadenbauer ist nicht nur Dirigent, sondern auch Komponist. Zum 75. Geburtstag des damaligen<br />

Leiters der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Werner Mäntler, ehrte Schadenbauer<br />

ihn mit einem eigens komponierten Marsch, den „Dr.-Werner-Mäntler-Marsch“. Als Marsch-<br />

Couplet, das im Trio vom Tenor Christian Drescher gesungen wurde, erklang er auch im ersten Teil des<br />

Ziehrer-Konzertes am 9. November 2017.<br />

Der Rechtsanwalt Dr. Mäntler leistete neben seinen juristischen Verpflichtungen auch in Sachen Ziehrer<br />

eine gewaltige Pionierarbeit zur Pflege und Aufarbeitung der Werke dieses berühmten Zeitgenossen der<br />

Familie Strauss. Er verstarb im Monat August 2014 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hietzinger<br />

Friedhof im 13. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Das Konzert selbst war gut besucht. Die Prominenz wurde angeführt von:<br />

- dem derzeitigen Vorsitzenden der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Michael<br />

Mäntler mit seiner Gattin<br />

- Frau Christine Lepedat, die unermüdliche Sekretärin dieser Stiftung, welche ebenfalls enorme Pionierarbeit<br />

leistet,<br />

- Mr. John Diamond von der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien sowie Frau Pauline<br />

Pfeffer und<br />

- dem Archivar der von Herrn Prof. Norbert Nischkauer (1941 - 2011) gegründeten Wiener Operettengesellschaft,<br />

Herrn Franz Neuwirth aus Baden bei Wien.<br />

Die hier dargebotenen Werke wurden mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester unter der Leitung von<br />

Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer bereits allesamt auf CD aufgenommen und können<br />

somit vom Musikfreund nachgehört werden.<br />

Der neuen CD ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde zu<br />

wünschen. Der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit ihren Vertreter(inn)en ist für diese gewaltige Pionierarbeit<br />

zu danken.<br />

90


Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen...<br />

Nicht nur der Donauwalzer…<br />

…feierte heuer seinen 150. Geburtstag, denn die folgenden im selben Jahr uraufgeführten Kompositionen<br />

der Strauss-Familie feierten mit ihm.<br />

Johann Strauss (Sohn)<br />

- Op. 315: Lob der Frauen, PM, UA 17. Februar<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 316: Künstlerleben, W, UA 18. Februar<br />

1867 Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 317: Postillon d’amour, Pfr., UA 10. März<br />

1867 Carnevalsrevue Volksgarten, C. A. Spina,<br />

Wien, August 1867.<br />

- Op. 318: Telegramme, W, UA 12. Februar 1867<br />

Sophiensaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 319: Leichtes Blut, Psch, UA 10. März 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

Eduard Strauss<br />

- Op. 23: Lieder-Kranz-Qu (Schubert), UA<br />

23. Januar 1867 Sofiensaal, C. A. Spina Wien,<br />

Mai 1867.<br />

- Op. 24: Pariser Leben, Qu, UA 18. Dezember<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />

- Op. 25: Apollo, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />

Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 26: Memoiren einer Ballnacht, W, UA<br />

10. März 1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien,<br />

Datum?<br />

- Op. 27: Herz an Herz, PM, UA 21. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 28: Kreuz und quer, Psch, UA 21. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 29: Fleurette, Pfr., UA 24. Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 30: Tanz-Parole, Pfr., UA 16. August 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />

- Op. 32: Carnevalsblume, PM, UA 4. Februar<br />

1867 Colosseum, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 33: Studentenliebchen, Pfr., UA 25. Februar<br />

1867 Redoutensaal, C. A. Spina Wien, August<br />

1867.<br />

Josef Strauss<br />

- Op. 209: Pariser Quadrille, UA Januar 1867, C. A. Spina<br />

Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 212: Delirien, W, UA 22. Januar 1867 Dianasaal,<br />

C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 213: Theater-Quadrille, UA 12. Januar 1867 Dianasaal,<br />

C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 214: Marien-Klänge, W, UA 10. Februar 1867<br />

Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 215: Arm in Arm, PM, UA 20. Februar 1867<br />

Sofiensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 216: Jocus,Psch, UA 18. Februar 1867 Dianasaal, C.<br />

A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 217: Gnomen, Pfr., UA 10. Februar 1867 Sofiensaal,<br />

C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 218: Wiener Leben, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />

Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 219: Allerlei, Psch, UA 12. Februar 1867 Sofiensaal,<br />

C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 220: Hesperus-Ländler, UA 27. Januar 1867 Blumensäle<br />

(Gartenbau), C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 221: Die Windsbraut, Psch, UA 4. Februar<br />

Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 222: Studententräume, W, UA 25. Februar 1867<br />

Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 223: Qu Grossherzogin von Gerolstein, UA 7. Juni<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 224: Crispino-Qu., UA 7. Mai 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 225: Ungarischer Krönungsmarsch, UA 7. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 226: Krönungslieder, W, UA 21. Juni 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 227: Die Tänzerin, Pfr., UA 7. Juni 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 228: Victoria, Pfr., UA 27. Juni 1867 Hotel Victoria,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 229: Nachtschatten, PM, UA 5. Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 230: Im Fluge, Psch, UA 24.Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 231: In der Heimat! PM, UA 29. September 1867<br />

Neue Welt, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 232: Herbstrosen, W, UA 13. Oktober 1867, Gartenbau-Säle,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

91


Und darunter sind schon ein paar Schwergewichte. Nicht nur dass Johann Strauss (Sohn) dem Donauwalzer<br />

drei einzigartige Werke („Lob der Frauen“, „Künstlerleben“ und „Leichtes Blut“) folgen lässt, und<br />

Josef sage und schreibe 22 (!) Werke zur Uraufführung brachte (darunter die Juwelen „Delirien“, „Marien-Klänge“,<br />

„Wiener Leben“, „Krönungslieder“, „Nachtschatten“ und „Herbstrosen“), auch von Eduard<br />

kamen in diesem Jahr großartige Werke („Pariser Leben“, „Herz an Herz“ und „Kreuz und quer“). Ein<br />

wahrhaft hinreißender Geburtstagsreigen für Österreichs heimliche Hymne!<br />

Der „Grandseigneur“ ist tot<br />

Im Mai diesen Jahres starb mit 71 Jahren der „Grandseigneur“ der tschechischen Dirigentenzunft: Jiři<br />

Bělohlávek (1946 - 2017). In der Nachfolge von Václav Neumann entwickelte er sich zum musikalischen<br />

Botschafter seines Landes und führte als Chefdirigent die Tschechische Philharmonie zu Weltgeltung.<br />

Seine Liebe und Sorgfalt galten den großen Komponisten seines Landes wie Dvořák, Smetana, Martinů<br />

(den er ganz besonders liebte) und Janáček. Er stand an zahlreichen Pulten berühmter Orchester: der<br />

Brünner Philharmonie, der Prager Symphoniker, der Tschechischen Philharmonie, der Slowakischen<br />

Philharmonie und des BBC Symphony Orchestra (das er dreimal bei der Last Night of the Proms dirigierte).<br />

Im Januar dieses Jahres verlängerte er den Vertrag bei der Tschechischen Philharmonie, im Mai<br />

mußte er nun den Dirigentenstab aus der Hand legen …<br />

Strauss in St. Petersburg CD<br />

Foto: www.jpc.de<br />

Neue CD erschienen<br />

Johann Strauss in St. Petersburg<br />

von Johannes Böck<br />

Wie gegen Ende der Ausgabe 55 – „Neues Leben“ der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ – bekanntgegeben wurde,<br />

erschien bereits Anfang Mai 2017 eine neue CD mit Werken<br />

unseres Meisters Johann Strauss (Sohn), welche in St. Petersburg<br />

in Russland ur- bzw. erstaufgeführt bzw. mit diesem wichtigen<br />

Kapitel der österreichischen und russischen Musikgeschichte<br />

in Verbindung gebracht wurden sowie von Olga<br />

Smirnitskaja, zu welcher unser Meister eine Liebesbeziehung<br />

aufbaute, die ihre Eltern allerdings verhinderten. An diese Liebesbeziehung<br />

erinnern die Polka Mazurka „Der Kobold“ op.<br />

226 und vor allem der Walzer „Reiseabenteuer“ op. 227, die<br />

auf dieser CD nicht dabei sind. Im Rahmen der Tanz-Signale<br />

2017 hielt Herr Dr. Thomas Aigner über dieses Thema einen<br />

Vortrag.<br />

Die Romanze „Erste Liebe“ op. 14 von Olga Smirnitskaja ist auf dem neuen Tonträger dabei und wird von<br />

der aus der Ukraine stammenden Sopranistin Olga Zaitseva gesungen. Die neue CD erschien unter dem<br />

britischen Schallplatten-Label CHANDOS.<br />

Schloss Pawlowsk bei St. Petersburg Foto: Wikimedia Commons<br />

92<br />

Johann Strauss (Sohn) weilte in seinem<br />

Leben insgesamt zwölf Mal in<br />

der heute zweitgrößten Stadt Russlands,<br />

vor allem in Pawlowsk, wo er<br />

im dortigen Eisenbahnpavillon<br />

„Vauxhall“ auftrat. Pawlowsk rühmt<br />

sich seiner großartigen Schlossanlage<br />

und dem Schlosspark in der


Umgebungvon St. Petersburg. Weitere dieser weltberühmten Schlösser in der Umgebung St. Petersburgs<br />

stehen u.a. in Peterhof und in Puschkin (Zarskoje Selo).<br />

Zwanzig Werke wurden für dieses Tondokument ausgewählt. Die Begleittexte schrieb der frühere<br />

Chairman und jetzige Ehrenvorsitzender der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien, Herr Peter<br />

Kemp. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und Freunde dieser<br />

Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern!<br />

Es spielt das Estnische Nationale Symphonie-Orchester unter der Leitung des aus Estland<br />

stammenden Dirigenten Neeme Järvi.<br />

Auf dieser Silberscheibe wurden folgende Werke aufgenommen:<br />

- Newa Polka op. 288<br />

- Persischer Marsch op. 289<br />

- Russischer Marsch op. 426<br />

- Großfürstin Alexandra-Walzer op. 181<br />

- Olga-Polka française op. 196<br />

- Alexandrinen-Polka française op. 198<br />

- Abschied von St. Petersburg Walzer op. 210<br />

- Bauern-Polka op. 276<br />

- Grossfürsten-Marsch op. 107<br />

- Vergnügungszug Polka schnell op. 281<br />

- Wein, Weib und Gesang Walzer op. 333<br />

- Krönungs-Marsch op. 183<br />

- Hofball-Quadrille op. 116<br />

- An der Wolga Polka mazurka op. 425<br />

- St. Petersburg-Quadrille op. 255a<br />

- Auf zum Tanze Polka schnell op. 436<br />

- Russische Marsch-Fantasie op. 353 und die<br />

- Alexander-Quadrille op. 33 sowie<br />

- von Johann Strauss II & Josef Strauss die Pizzicato-Polka und<br />

- von seiner Liebe aus Rußland – Olga Smirnitskaya – die Romanze „Erste Liebe“ op. 14.<br />

Einige auf dieser CD aufgenommenen Werke wurden bereits im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />

Wiener Philharmoniker gespielt. Vieles wartet allerdings noch darauf, im Rahmen des berühmtesten<br />

Strauss-Konzertes der Welt einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Gleiches gilt auch<br />

für die Konzerte des Wiener Johann-Strauss-Orchesters, wo immer wieder dieselben Werke der Familie<br />

Strauss geboten werden…<br />

Bereits Robert Stolz nahm in seinem hohen Alter von 90 Jahren mit den Berliner Symphonikern eine<br />

Schallplattenedition auf, wo auch diese Werke berücksichtigt wurden. Der Gründervater der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“, Joachim Viedebantt, schrieb zu diesen Doppelalben die Begleittexte.<br />

Besonders um die Forschung „Johann Strauss in Russland“ macht sich Herr Dr. Thomas Aigner, der Leiter<br />

der Musiksammlung der Wienbibliothek und einer der führenden Forscher des „Wiener Institutes für<br />

Strauss-Forschung“, verdient.<br />

Selbstverständlich wurden diese Werke auch bei der Gesamtaufnahme aller Werke von Johann Strauss<br />

(Sohn) bei der Plattenfirma Marco Polo berücksichtigt. Leider wurden viele Werke bei dieser Neuaufnahme<br />

viel zu schnell gespielt, worunter die Qualität des Werkes leidet. Dies hindert den Liebhaber dieser<br />

Musikrichtung allerdings nicht, dieses Tondokument in sein Archiv einzureihen.<br />

93


Robert Stolz dirigiert:<br />

Johann Strauss in St. Petersburg<br />

Label BAS, Foto: www.recordsale.de<br />

Herr Dr. Thomas Aigner, einer der führenden Strauss-<br />

Forscher des WISF<br />

Sein Lieblingsthema: Johann Strauss in St. Petersburg<br />

Foto: www.johann-strauss.at (Tanzsignale 2010)<br />

Dieser CD ist trotzdem eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde<br />

zu wünschen. Erhältlich ist die Silberscheibe unter dem Label CHANDOS Nummer 10937 im Handel.<br />

Im Auftrag der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien:<br />

Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen<br />

von Johannes Böck<br />

Allgemein<br />

Im Jahre 2014 beging unsere Schwestergesellschaft,<br />

die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien,<br />

ihr 50jähriges Bestehen. In diesem Jahr beauftragte<br />

die Gesellschaft die in Hongkong ansässige Plattenfirma<br />

Marco Polo, aus diesem Anlass zwei CDs mit<br />

unbekannten Werken der Zeitgenossen der Familie<br />

Strauss erstellen zu lassen.<br />

Foto: www.naxosdirect.com<br />

Im Sommer des Jahres 2015 erschienen die ersten<br />

beiden Folgen der Reihe „Contemporaries (= Zeitgenossen)<br />

of the Strauss Family“ 1 . im Jahre darauf<br />

(2016) entstanden die Folge 3 dieser Reihe und eine<br />

CD mit Werken von Eduard Strauss, die in den Monaten<br />

August und Oktober 2017 herauskamen. Es spielte<br />

das Tschechische Kammerphilharmonische Orchester<br />

der Stadt Pardubice (ca. 100 Kilometer östlich von<br />

Prag) in Mittelböhmen unter der Leitung von John<br />

Georgiadis. Dieser dirigierte im Auftrag der Johann-<br />

1 Eine Würdigung dieser CD ist in Neues Leben Ausgabe 48/2015 der DJSG nachzulesen, jene von der Eduard-<br />

Strauss-CD in Ausgabe 55/2017.<br />

94


Strauss-Gesellschaft von Großbritannien viele Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf CD und in<br />

den Neujahrskonzerten und Bällen in London und in Oxford.<br />

Zunächst einmal einen Überblick über die Zeitgenossen (auch ein Walzer, op. 162, 2 von Josef Strauss)<br />

Das musikalische Geschehen im Wien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dominierten Joseph<br />

Lanner , die Familie Strauss und Carl Michael Ziehrer. Daneben gab es in Österreich-Ungarn und in ganz<br />

Europa weitere Tanzmusik-, Operetten- und Marschkomponisten. Im alten Österreich lebten und wirkten<br />

Philipp Fahrbach Vater und Sohn neben der Familie Strauss. Franz von Suppé, Carl Millöcker und Carl<br />

Zeller vertraten zusammen mit Johann Strauss (Sohn) die „Goldene Operettenära“. Auch Joseph<br />

Hellmesberger sen. und jun. prägten die österreichische Musikgeschichte maßgeblich.<br />

Zahlreiche Militärkapellmeister wie Karél Komzák, Julius Fucík, Joseph Franz Wagner, Alphons Czibulka<br />

u. v. m., die zum großen Teil aus Böhmen stammten, beherrschten das Militärmusikwesen der Donaumonarchie.<br />

Auch sie schrieben neben ihren Märschen auch Walzer- und Polkatänze. Gleiches gilt für die<br />

Marschkomponisten in Deutschland, zum Beispiel Johann Gottfried Piefke (Königgrätzer Marsch, Preußens<br />

Gloria etc.) und Rudolf Herzer (Hoch Heidecksburg). Die Musikchronik der Alt-Wiener Vororte beherrschten<br />

die Gebrüder Schrammel, Johann Sioly, Carl Lorens, Rudolf Kronegger und ihre Interpreten,<br />

wie Edmund Guschelbauer, Luise Montag und Hansi Niese. Zu den berühmtesten Wienerliedkomponisten<br />

zählt Gustav Pick, der sich mit dem „Fiakerlied“ einen Namen machte. Auch Alexander Girardi sang<br />

neben den Operetten auch Wienerlieder.<br />

Im Böhmischen Bäderdreieck (Karlsbad, Marienbad, Franzensbad) wirkte Joseph Labitzky, in Frankreich<br />

Emil Waldteufel, Jules-Louis Olivier-Metra und der in Köln geborene Wahlpariser Jaques Offenbach, im<br />

heutigen Rumänien Iosif Ivanovici, in Hamburg Oscar Fetrás, in Berlin u.a. Joseph Gung‘l, in Ungarn (heutige<br />

Slowakei) und Wiesbaden Kéler Béla sowie in Dänemark Hans-Christian Lumbye, gleichsam in Ungarn<br />

der in Baden bei Wien geborene Jakob Pazeller, die hervorragende Tänze im Stil der Familie Strauss<br />

schrieben. Im deutschsprachigen Raum wirkte auch Richard Eilenberg.<br />

Die Silberne Operettenära dominierten Franz Lehár, Emmerich Kalman, Oscar Straus, Edmund Eysler,<br />

Nico Dostal, Robert Stolz und in Berlin Paul Lincke, der im Jahre 2016 seinen 150. Geburtstag und seinen<br />

70. Todestag hatte.<br />

Nun zur neu erschienenen CD:<br />

Die Ouvertüre zu Paul Linckes Operette „Frau Luna“ führt das Programm der neu erschienenen Platte<br />

an. Des Weiteren arrangierte Maestro John Georgiadis Linckes frühe Polka Mazurka „Im Omnibus“<br />

op. 34, die der Musikfreund auf dieser Neuaufnahme hören kann.<br />

Robert Vollstedt, dessen Walzer „Lustige Brüder“ bekannt ist, ist auf dieser CD mit dem Marsch „Schneidig!“<br />

op. 98 zu hören. 3<br />

Im Jahre 1880 verlobte sich der österreichische Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin Stephanie von Belgien,<br />

woran der Walzer „Verlobungs-Feierklänge“ op. 153 von Philipp Fahrbach junior erinnert, der erstmalig<br />

auf Silberscheibe gepresst wurde. Ebenso neu auf dieser Scheibe befindet sich die „Storch“-Polka, op.<br />

195 von Richard Eilenberg.<br />

2 Dieses Werk ist auf der Folge 14 der Josef-Strauss-Gesamtaufnahme mit dem Philharmonischen Orchester<br />

Košice unter der Leitung von Michael Dittrich abzuhören.<br />

3 Unser Vorstandsmitglied der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, Friedhelm Kuhlmann setzte sich neben<br />

Oscar Fetrás auch mit den Lebenswerken von Robert Vollstedt, Franz von Blon und Siegfried Translateur auseinander.<br />

Er schrieb ein Buch über Oscar Fetrás sowie weitere Würdigungen u.a. für Robert Vollstedt und Siegfried<br />

Translateur, die in den Heften „Neues Leben“ der DJSG nachzulesen sind.<br />

95


Von Jakob Pazeller, der mit seinem Walzer „Souvenir de Herkulesbad“ op. 124 bekannt ist, wurde erstmals<br />

auf Tonträger sein Walzer „Tropenzauber“ op. 125 – also in der Nachbarschaft des Walzers „Souvenir<br />

de Herkulesbad“ stehend – aufgenommen.<br />

Militärkapellmeister Joseph Franz Wagner 4 , bekannt für seine Märsche „47er Regiments“-Marsch<br />

op. 180, „Unter dem Doppeladler“ op. 159 (Namensgeber einer Sendereihe von Herrn Prof. Franz<br />

Mailer (†)) und „Tiroler Holzhackerbuam“ op. 3<strong>56</strong>, ist mit seiner frühen „Dynamit“-Polka schnell op. 10<br />

vertreten. 5<br />

Joseph Labitzky, der große Sohn des Egerlandes, schrieb den „Albert“-Walzer op. 73, den er dem Gemahl<br />

von Königin Victoria von Großbritannien widmete – Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.<br />

Dieses Werk zitiert in der Einleitung den „Coburger Friedrich Josias Marsch“, der Johann Michael Haydn,<br />

dem Bruder Joseph Haydns zugeschrieben wird. Herzog Albert übernahm die Ehrenpatronanz über die<br />

Erste Weltausstellung in der Geschichte der Menschheit im Jahre 1851 in London.<br />

Der Marschkönig Julius Fučik („Florentiner Marsch“ op. 214, „Einzug der Gladiatoren“ op. 68) ist mit seinem<br />

Walzer „Vom Donauufer“ op. 135 vertreten.<br />

Der in Bartfeld in der heutigen Slowakei geborene Kéler Béla, bekannt für seine Lustspiel- und Festspiel-<br />

Ouvertüren, ist mit seinem „Kimo-Kaimo“-Galopp op. 84 vertreten. Dieses Werk steht im Verzeichnis in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft seines Walzers „Am schönen Rhein gedenk ich dein“ op. 83, den der Musikfreund<br />

in einer Aufnahme der Berliner Symphoniker unter Robert Stolz hören kann. Kéler Béla starb in<br />

Wiesbaden.<br />

Militärkapellmeister Alphons Czibulka ist auf dieser Platte mit dem Walzer „Weana Früchteln“ op. 386<br />

vertreten. Berühmt wurde Czibulka mit dem „Liebestraum nach dem Balle“ op. 3<strong>56</strong> und der „Stephanie“-Gavotte<br />

op. 312, geschrieben ebenfalls für die Verlobungsfeier von Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin<br />

Stephanie von Belgien. Czibulka schrieb außerdem einen „Friedrich“-Marsch und die Operette<br />

„Pfingsten in Florenz“. Den „Angelo“-Walzer aus diesem Bühnenwerk kann der Musikfreund nur mehr in<br />

alten Rundfunkaufnahmen hören (Max Schönherr und Franz Bauer-Theussl).<br />

Carl Millöcker ist mit dem „Freikorps“-Marsch aus seiner Operette „Der Feldprediger“ zu hören. Aus<br />

diesem Bühnenwerk stammt übrigens auch der wunderschöne „Traum“-Walzer. Die Plattenfirma CPO<br />

brachte eine eigene CD mit Werken dieses Vertreters der „Goldenen Operettenära“ heraus. 6<br />

Richard Heuberger, der Komponist der Operette „Der Opernball“ schrieb weitere Bühnenwerke, u.a.<br />

auch die heute total unbekannte Operette „Ihre Exzellenz“, deren Ouvertüre die neue Platte abrundet.<br />

Von Johann Strauss (Vater), Johann und Josef Strauss können Musikfreunde aus aller Welt alle Werke<br />

auf CD hören. Verantwortlich dafür ist die in Hongkong ansässige Plattenfirma Marco Polo, die auch<br />

mehrteilige Editionen der Werke von Emil Waldteufel, Hans-Christian Lumbye und Carl Michael Ziehrer<br />

herausgab. Anlässlich des 50jährigen Bestandsjubiläums der Johann-Strauss-Gesellschaft in Großbritannien<br />

erstellte die Plattenfirma Marco Polo die ersten zwei Folgen der Reihe „Contemporaries of the<br />

Strauss-Family“, welche einen Einblick in das Schaffen der Zeitgenossen der Familie Strauss gewähren.<br />

4 Über Joseph Franz Wagner und Alphons Czibulka schrieb der Blas- und Militärmusikforscher Dr. Friedrich<br />

Anzenberger aus Kirchstetten in Niederösterreich Biographien.<br />

5 1866 erfand Alfred Nobel den bekannten Sprengstoff. Er erkannte die verheerende Zerstörungskraft dieses Mittels<br />

und stiftete infolgedessen sein Vermögen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Friedens, der<br />

Medizin, Physik, Chemie und Literatur – den Nobelpreis. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo, alle anderen Nobelpreise<br />

werden in Stockholm alljährlich am 10. Dezember, dem Sterbetag des Stifters (1896), verliehen.<br />

6 Siehe Beitrag des Autors in „Neues Leben“, Heft 55, der DJSG und „Almanach“, Ausgabe 24, des KVWB.<br />

96


Sie kamen im Sommer 2015 beim o.g. Label heraus. Zwei Jahre später, im Herbst 2017 kommt nun die<br />

dritte Folge dieser Edition heraus und bietet ein weiteres interessantes Programm mit völlig unbekannten<br />

Werken von Zeitgenossen der Familie Strauss. Für ihre Leistung zur Pflege dieser Musikrichtung ist<br />

der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien zu danken. Der ORF, die österreichische Sendeanstalt,<br />

kann sich hier eine Scheibe davon abschneiden!<br />

Das Cover dieser CD zeigt eine Abendaufnahme der Kirche zum heiligen Franz von Assisi, die ehemalige<br />

Kaiser-Jubiläums-Kirche, auf dem Wiener Mexikoplatz bei der Donau. Diese Disc ist unter der Nummer<br />

8.225368 seit Oktober 2017 im Handel erhältlich. Es bleibt zu hoffen, dass weitere CDs dieser Reihe erstellt<br />

und herausgegeben werden.<br />

Die Darbietung solcher Werke im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker und bei<br />

den Konzerten des Wiener Johann-Strauss-Orchesters würden die Programme bereichern. Diesem neu<br />

erschienenen Tondokument ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue<br />

Freunde zu wünschen.<br />

Neu im Bücherregal<br />

„Im Salzkammergut, im Salzkammer gut…<br />

…da kann man gut lustig sein“, heißt es im „Weißen Rößl“, aber nicht immer oder nicht nur. Es gibt auch<br />

erste Geschichten zu erzählen. Von beidem berichtet Marie-Theres Arnbom, die Historikerin, Kulturmanagerin<br />

und Kuratorin in ihrem fabelhaften Buch „Die Villen von Bad Ischl. Wenn Häuser Geschichten<br />

erzählen“. Amalthea Verlag Wien.<br />

Wir betreten mit ihr 50 Villen in der Stadt an der Traun, die als Inbegriff der Sommerfrische und bis heute<br />

als Operetten-Metropole gilt. Hier wohnten zeitweise oder über viel Jahre hinweg der Kaiser, der<br />

Adel, Schauspieler, Komponisten, Librettisten und viele weitere mehr oder weniger illustre Damen und<br />

Herren. Ein unterhaltsames Buchfür lange Winterabende, vielleicht auch mit einem Schalerl Kaffee und<br />

einem Stückchen Kuchen, auch wenn sie nicht von Zauner sind…<br />

Zum Schikaneder/Lehár Schlössl…<br />

Gerhard R. Menhard, Vorstandsmitglied des Kulturvereins „Wiener Blut“ und Mitglied unserer Gesellschaft,<br />

wird am 14. Dezember um 19 Uhr bei einem Vorweihnachtlichen Fest für die Mitglieder, Gäste<br />

und Freunde des Vereins im Museum der Johann Strauss Dynastie, Müllnergasse 3, Wien, sein neustes<br />

Buch vorstellen: „Das Schikaneder/Lehár Schlössl in Wien-Nussdorf. Persönliche Betrachtungen über ein<br />

historisches Gebäude in Wien und dessen Bewohner“.<br />

Erschienen ist das Buch bei Weltmusik Edition International 2017 und enthält auch die Auswertung von<br />

bisher unerforschten Quellen aus dem familiären Umfeld Franz Lehárs.<br />

Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung<br />

Januar – März 2018, Stadttheater Sursee:<br />

„Boccacchio“ (Franz von Suppé)<br />

Januar – März 2018, MUSIKTHEATERWIL:<br />

„Die Regimentstochter“ (Gaetano Donizetti)<br />

Januar – März 2018, Theatergesellschaft Beinwil am See: „Im weißen Rößl“ (Ralph Benatzky)<br />

Januar – März 2018, Theatergesellschaft Arth:<br />

„Wiener Blut“ (Johann Strauss (Sohn))<br />

Januar – März 2018, Operette Balzers:<br />

„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />

September / Oktober 2018, Theatergesellschaft Root: „Polenblut“ (Oskar Nedbal)<br />

97


September / Oktober 2018, Operettenbühne<br />

Hombrechtikon:<br />

Januar – März 2019, Stadttheater Sursee:<br />

Januar – März 2019, Theatergesellschaft Arth:<br />

Januar – April 2019, Operette Sirnach:<br />

März – Mai 2019, Operettenbühne Bremgarten:<br />

Herbst 2019, Operette Möriken-Wildegg:<br />

„Der Vogelhändler“ (Carl Zeller)<br />

„Der Graf von Luxemburg“ (Franz Lehár)<br />

„Orpheus in der Unterwelt“ (J. Offenbach)<br />

„Ball im Savoy“ (Paul Abraham)<br />

„Paganini“ (Franz Lehár)<br />

„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />

Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker<br />

von Ingolf Roßberg<br />

Das Neujahrskonzert 2018 ist das 78. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und soll am 1. Jänner<br />

2018 im Wiener Musikverein stattfinden. Als Dirigent ist zum fünften Mal Riccardo Muti vorgesehen, der<br />

das Konzert zuvor schon in den Jahren 1993, 1997, 2000 und 2004 geleitet hatte.<br />

- Johann Strauss (Sohn): Einzugsmarsch aus „Der Zigeunerbaron“<br />

- Josef Strauss: „Wiener Fresken“, Waler, op. 249<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Brautschau-Polka“, nach Motiven aus „Der Zigeunerbaron“, op. 417<br />

„Leichtes Blut“, Polka schnell, op. 319<br />

- Johann Strauss (Vater): „Marien-Walzer“, op. 212<br />

„Wilhelm-Tell-Galopp”, nach Motiven aus „Wilhelm Tell“ (Rossini), op. 29b<br />

- Franz von Suppé: Ouvertüre zur Operette „Boccaccio“<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Myrtenblüten“, Walzer, op. 395<br />

- Alfons Czibulka: „Stephanie-Gavotte“, op.312<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Freikugeln“, Polka schnell, op. 326<br />

„G’schichten aus dem Wiener Wald“, Walzer, op. 325<br />

„Festmarsch“, op. 452<br />

„Un ballo in maschera“, Quadrille nach Motiven der gleichnamigen Oper<br />

(Verdi), op. 272<br />

„Rosen aus dem Süden“, Walzer, nach Motiven aus „Das Spitzentuch der<br />

Königin“, op. 388<br />

- Josef Strauss: „Eingesendet“, Polka schnell, op. 240<br />

Die obligatorischen Zugaben sind schon fest eingeplant: „Radetzky“ leider nicht im faszinierenden Original,<br />

sondern (wie immer) in der Bearbeitung von Leopold Weninger (nebst „Durchgeklatsche“): Näheres<br />

dazu im Mai 2018 in Coburg zu den „Strauss-Tagen“ – „Hauptsache Strauss…“.<br />

In eigener Sache…<br />

…bleibt uns nunmehr nur als letzter Satz in diesem Heft:<br />

Ihnen und Ihren Angehörigen ein Jahr 2018<br />

„Heiter auch in ernster Zeit“ (Walzer von Johann Strauss (Vater)) –<br />

und vielleicht sehen wir uns, in Coburg, Bad Reichenhall, Wien, Dresden…<br />

Ihre Redaktion<br />

Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder und Dr. Ingolf Roßberg.<br />

98


ISSN der Druckfassung:<br />

1438 – 065X<br />

ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527

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