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„N E U E S L E B E N“<br />
Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />
Heft <strong>56</strong> (2017 / Nr. 3)<br />
Herausgegeben von der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft e.V.
„N E U E S L E B E N“<br />
Titelbild:<br />
Johann Strauss (Sohn): NEUES LEBEN, Polka française für das Pianoforte, op. 278 –<br />
Klavierausgabe – Privatbesitz Werner Abel, Titelblatt<br />
Johann Strauss (Sohn) widmete Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha im Herbst 1863 die Polka „Neues<br />
Leben“, die er persönlich in einer Prachthandschrift im Wiener „Palais Coburg“ überreichte und die dem Herzog<br />
nach Coburg übersandt wurde. Für die Widmung bedankte sich Herzog Ernst II. 1864, als der Notendruck bei Haslinger<br />
erschien, mit der Verleihung der „Silbernen Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft“.<br />
Um seine dritte Frau, Adele Strauss, geb. Deutsch, heiraten zu können, wurde Johann Strauss (Sohn) 1887 durch<br />
Naturalisation Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und damit Deutscher. Seine zweite Ehe wurde<br />
durch Dekret Ernst II. getrennt. In Coburg heiratete er Adele standesamtlich und kirchlich. Auch wenn er bis zu<br />
seinem Lebensende in Wien lebte und wirkte, war und blieb er bis zu seinem Tod 1899 Coburger. Adele, der er in<br />
inniger Liebe zugetan war, starb mehr als dreißig Jahre nach ihm in Wien, ebenfalls als Coburger Bürgerin.<br />
Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ wurde 1975 in Hamburg gegründet und hat seit 1991 ihren Sitz in<br />
Coburg.<br />
HERAUSGEBER:<br />
D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T<br />
Eingetragener gemeinnütziger Verein, Amtsgericht Coburg, VR 667, FA Coburg, Steuer-Nr. 212/107/60110<br />
Bankverbindung: Sparkasse Coburg - Lichtenfels,<br />
IBAN: DE06 7835 0000 0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB,<br />
Internet: www.djsg.de<br />
E-Mail: kontakt@djsg.de<br />
Vorstand: 1. Vorsitzender: Dr. Ingolf Roßberg, Dresden<br />
2. Vorsitzender: Manfred Drescher, Bamberg<br />
Schatzmeister:<br />
Jonas Geelhaar, Coburg<br />
Schriftführerin:<br />
Astrid-Birgit Roßberg, Dresden<br />
Beisitzer:<br />
Friedhelm Kuhlmann, Hamburg<br />
Dr. Michael Mahlert, Ulm<br />
GMD Christian Simonis, Magdeburg / Bad Reichenhall<br />
Als beratende Mitglieder des Vorstandes fungieren: Werner Abel, Darmstadt; Prof. Dr. Norbert Linke,<br />
Borken; Prof. Christian Pollack, Wien; Prof. Helmut Reichenauer, Wien; Inge Röhre, Ürzig (Mosel);<br />
Prof. Norbert Rubey, Wien; Dr. Eduard Strauss, Wien<br />
Sitz des Vereines:<br />
Redaktion:<br />
c/o Albrecht Tauer, Lahmstr. 33, 96450 Coburg<br />
(Tel. 09<strong>56</strong>3 / 721 902, Fax 09<strong>56</strong>3 / 721 904)<br />
Dr. Ingolf Roßberg (verantwortlich), Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der jeweiligen Autoren. Sie geben deshalb nicht unbedingt<br />
die Meinung des Herausgebers, des Vorstandes oder der Redaktion wieder. Angegebene Internetlinks wurden zu<br />
Redaktionsschluss – für dieses Heft war dies der 15. November 2017 – sorgfältig geprüft: Gleichwohl wird für diese<br />
und für etwa auf diesen Seiten vorhandene weiterführende Links (Hyperlinks) jede Haftung abgelehnt.<br />
Schutzgebühr je Ausgabe: 8,00 € (zzgl. Versandkosten)<br />
Die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ erhalten die Magazine „Neues Leben“ im Rahmen<br />
ihrer Mitgliedschaft kostenfrei.<br />
2
„N E U E S L E B E N“<br />
Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />
Heft <strong>56</strong> (2017, Nr. 3)<br />
Herausgeber:<br />
D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T e.V.<br />
Druck:<br />
DCT GmbH, Nicolaus Zech Straße 64-68, 96450 COBURG<br />
Tel. 09<strong>56</strong>1 – 83450 Fax 09<strong>56</strong>1 – 834545<br />
ISSN der Druckfassung: 1438 – 065X<br />
ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Sternstunden und Niederlagen 5<br />
Aus unserem Verein 6<br />
Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall 6<br />
Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017 9<br />
„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken. 18<br />
Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt 18<br />
Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt 18<br />
GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“ 19<br />
Neue Mitglieder 19<br />
Briefe an die Redaktion 20<br />
Aus unseren befreundeten Gesellschaften 22<br />
Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018 22<br />
Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV) 22<br />
Kulturverein „Wiener Blut“ 22<br />
The Johann Strauss Society of Great Britain 22<br />
Svenska Strauss-Sällskapet 24<br />
16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft 25<br />
Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft 26<br />
Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017) 27<br />
Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ 27<br />
Fachbeiträge 28<br />
Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss 28<br />
Wer war HITL? – Ein Suchbericht 35<br />
Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn) 43<br />
Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen 66<br />
Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern 66<br />
Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten<br />
Prof. Dr. Michael Lakner 69<br />
Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre zurückwandern und abrocken 76<br />
„Und dies und das und noch etwas“ 80<br />
Konzert am österreichischen Nationalfeiertag 83<br />
Carl Michael Ziehrer 85<br />
Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen... 91<br />
Nicht nur der Donauwalzer… 91<br />
Der „Grandseigneur“ ist tot 92<br />
Johann Strauss in St. Petersburg 92<br />
Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen 94<br />
Neu im Bücherregal 97<br />
Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung 97<br />
Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker 98<br />
In eigener Sache… 98<br />
4
Sternstunden und Niederlagen<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Straussianerinnen, liebe Straussianer,<br />
liebe Freunde der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“,<br />
„Sternstunden“ und „Niederlagen“ – sie gehören zum Leben dazu.<br />
Aber, manche „Niederlage“ ist völlig unnötig.<br />
Wolfgang Schaller, der Intendant der „Staatsoperette Dresden“,<br />
hätte in Leuben nichts Schlimmeres haben können, als dieses<br />
„menschliche Versagen“, ein simpler Bedienfehler, der binnen<br />
einer halben Minute 16.000 Liter Wasser über die Sprinkleranlage<br />
aus 23 Meter Höhe auf die Bühne schüttete. Geschehen am<br />
18. Oktober 2017. Getestet werden sollte übrigens die Sprinkleranlage<br />
des im gleichen Komplex befindlichen „Theaters Junge<br />
Generation“, die zu diesem Zeitpunkt für den Test vorher trocken gelegt worden war…<br />
Die angerichteten Verwüstungen legten das Haus zunächst lahm. Und doch: Wäre dieses in Leuben passiert,<br />
das Haus würde geschlossen werden, ohne viel Federlesens, und das wäre es gewesen mit „Operette“<br />
und „Dresden“. Aber es geschah in einem neuen Haus – und mit viel Zähneknirschen muss nun<br />
die Stadt das nötige Geld in die Hand nehmen, investieren, was die Versicherung nicht zahlt. Der inzwischen<br />
zäh ermittelte Schaden beträgt etwa 3,5 Mio. Euro, für ganze 30 Sekunden Fehlbedienung…<br />
Und sie muss nachbessern, was sie vorher einsparen wollte. Z. B. beim Bühnenboden, der das überstanden<br />
hätte, wenn nicht die Gegner der „Staatsoperette“ einen „billigen“ durchsetzten, der die Wasserattacke<br />
nicht überlebte, vollständig herausgerissen werden musste (samt Drehscheibe) und nun komplett<br />
auf den Stand gebracht wird, den er von Anfang an hätte haben können. Schlimmer ist der Schaden an<br />
der Ton- und Lichttechnik, diese ist ja nicht im nächstgelegenen Baumarkt zu haben und die Fachfirmen<br />
haben es auch nicht so schnell verfügbar: Bei der absolut überschaubaren Zahl von Theaterneubauten in<br />
Deutschland lohnt sich keine „Produktion auf Lager“.<br />
Der „Neubau“ erfolgt nun zum zweiten Mal. Im Februar soll nun der „Voll-Bühnenbetrieb“ wieder beginnen<br />
(mit Not-Beleuchtung und eingeschränkter Tontechnik). Aber nach diesem Unglück: Wir mussten<br />
unsere Dresden-Fahrt 2017 schieben, auf den 1. September 2018, hier war nichts mehr zu retten... Wir<br />
können aber Wolfgang Schaller und das Haus nur unterstützen: Persönlich eine Serie von „Sternstunden“,<br />
nach „Niederlagen“, einschließlich eines ganz tiefen menschlichen „Auf-und-Ab“ – da können wir<br />
für ihn und dieses Haus nur baldige – erneute – „Sternstunden“ wünschen.<br />
Eine „Sternstunde“ in diesem Heft jedenfalls ist die Filmografie von Prof. Wulff, entstanden in einem<br />
„Recherche-Rausch“, wie er selbst mir schrieb, als er den Artikel von Inge Röhre aus den „Flugschriften“<br />
von mir erhielt...<br />
Deshalb: Vielen herzlichen Dank an alle Beitragenden in diesem Heft und ich wünsche Ihnen Freude<br />
beim Lesen!<br />
Ihr<br />
Dr. Ingolf Roßberg<br />
1. Vorsitzender<br />
5
Aus unserem Verein<br />
Johann Strauss-Tage 2017<br />
Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall<br />
Von Johannes Böck<br />
Ankündigung der Bad Reichenhaller Johann Strauss-Tage 2017 auf einer<br />
Großleinwand beim Königlichen Kurtheater Bad Reichenhall<br />
Am dritten Wochenende im September 2017 veranstaltete die Bad Reichenhaller Philharmonie unter<br />
der Leitung ihres Chefdirigenten Maestro Christian Simonis wieder Johann-Strauss-Tage in der berühmten<br />
Kurstadt im Südostzipfel Bayerns, ca. 15 Autominuten von der Stadt Salzburg in Österreich entfernt.<br />
Die Ausflugsmöglichkeiten wurden vom Autor in den Ausgaben 35/2008 und 53/2016 von „Neues Leben“<br />
der DJSG beschrieben. Leider spielte das Wetter nicht immer mit. Vor allem der Samstag war nasskalt<br />
und verregnet... Etwa 40 Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und ihre Angehörigen<br />
ließen es sich trotzdem nicht nehmen, zu diesen Veranstaltungen weite Reisen und teils verregnete<br />
Tage auf sich zu nehmen.<br />
Geboten wurde:<br />
- ein Willkommensdrink für die angereisten Strauss-Freunde im Parkhotel Luisenbad durch den Inhaber,<br />
Herrn Herkommer,<br />
- eine halbszenische Aufführung der Operette „Wiener Blut“ von Adolph Müller nach Melodien von<br />
Johann Strauss (Sohn),<br />
- davor einen Einführungsvortrag von Herrn Prof. Norbert Rubey vom „Wiener Institut für Strauss-<br />
Forschung“ – ursprünglich war Herr Prof. Helmut Reichenauer vorgesehen, der allerdings seine Teilnahme<br />
aus familiären Gründen absagen musste,<br />
- die Jahreshauptversammlung im Parkhotel Luisenbad,<br />
- ein Klavierkonzert mit der jungen Pianistin Frau Nina Scheidmantel im Hotel Klosterhof in Bayrisch-<br />
Gmain – für die Teilnehmer an diesem Event wurde ein Zubringerdienst mit einem Bus eingerichtet<br />
- ein Konzert mit Werken von Robert Stolz und anderen Vertretern der „Silbernen Operettenära“ im<br />
königlichen Kurtheater unter der Leitung von Roland Seiffarth und der Moderation von Hans Stolz,<br />
einem Großneffen des berühmten Vertreters der „Silbernen Operettenära“ und<br />
- ein Konzert mit Zarzuelas – dem spanischen Pendant zur Wiener Operette – mit der<br />
Kastagnettenvirtuosin Friedrike von Krosigk.<br />
6
Friederike von Krosigks<br />
spektakuläre Kastagnettenkünste<br />
Kammersänger Prof. Dr. Bernd WEIKL bei der<br />
Jahreshauptversammlung der „Deutschen Johann<br />
Strauss Gesellschaft“<br />
Prominentester Gast war der international bekannte Baritonsänger Herr Kammersänger Prof. Dr. Bernd<br />
Weikl. Ebenfalls bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall anwesend war auch der aus Heidelberg<br />
stammende und derzeit in Bamberg lehrende Bühnenwissenschaftler, Herr Prof. Albert Gier. Er verteilte<br />
seine Arbeit in Buchform über die Operettenpoesie an Mitglieder der Strauss-Gesellschaft und Freunde<br />
dieser Musikrichtung.<br />
Friedhelm Kuhlmann aus Hamburg stellte seine zweite und erweiterte Auflage seines Buches über Oscar<br />
Fetrás – dem Walzerkönig aus der Hansestadt – vor. Es wurde sowohl das Werksverzeichnis überarbeitet<br />
als auch das Buch um die Korrespondenz mit der Familie Strauss nach dem Tod von Eduard Strauss 1916<br />
erweitert. Dieses Buch ist 584 (!) Seiten stark...<br />
Albrecht Tauer aus Coburg<br />
Friedhelm Kuhlmann (re.) – Autor der Oscar-Fetrás-Biographie<br />
im Gespräch mit Herrn Gerd-Rainer Herguth aus Konstanz, der<br />
mit seiner lieben Gattin Erwine Herguth dabei war<br />
bei der Jahreshauptversammlung der DJSG<br />
7
Den Kulturverein „Wiener Blut“ vertrat Herr Gerhard Menhard,<br />
da, wie oben erwähnt, Prof. Reichenauer aus familiären Gründen<br />
bei den Johann-Strauss-Tagen nicht dabei sein konnte. Herr<br />
Menhard reiste mit seiner lieben Gattin, Frau Gertrude<br />
Menhard an. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung sprach<br />
der ehemalige Leiter des Kulturamtes der Stadt Coburg, Herr<br />
Albrecht Tauer über seine Vorbereitungsarbeiten zu den Johann-Strauss-Tagen<br />
2018 in Coburg.<br />
Herr Prof. Dr. Norbert Linke übergab im Rahmen der JHV drei<br />
historische Dokumente für die Coburger Landesbibliothek, welche<br />
auch das Archiv der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />
beherbergt.<br />
Die Hauptlast der Johann-Strauss-Tage in Bad Reichenhall trägt<br />
der Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie, Maestro<br />
Christian Simonis. Er dirigierte die konzertante Aufführung der<br />
Operette Wiener Blut und das Zarzuela-Konzert mit der<br />
Kastagnettenvirtuosin Frau Friederike von Krosigk, mit dieser er<br />
auch ein Gespräch führte.<br />
Prof. Dr. Norbert Linke<br />
Er moderierte auch das Klavierkonzert mit Frau Nina Scheidmantel, welche bereits Auftritte in New York<br />
und Peking absolvierte und ihre Leistungen umjubelt wurden. Sie bekam zwei Mal von der „Deutschen<br />
Johann Strauss Gesellschaft“ ein Stipendium und gehört zu den jüngsten Mitgliedern dieses Vereines.<br />
Liebe Frau Scheidmantel – haben Sie an dieser Stelle vielen Dank für Ihre Darbietungen – Alles Liebe für<br />
die Zukunft!<br />
Unsere Konzertpianistin Nina Scheidmantel<br />
Maestro Christian Simonis dirigierte und<br />
moderierte die Konzerte in Bad Reichenhall<br />
Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung verdanken Herrn Simonis einige Aufnahmen unbekannter<br />
Werke von Zeitgenossen der Familie Strauss, zuletzt Carl Millöcker (Bericht siehe Heft 55 Neues Leben),<br />
im Frühjahr 2017 spielte er mit den Nürnbergern Symphonikern einige Werke von Philipp Fahrbach (Vater<br />
und Sohn) ein, welche in einigen Jahren auf den Markt kommen wird.<br />
8
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der DJSG stellte Herr Simonis auch die Pläne für die Johann-<br />
Strauss-Tage der Jahre 2018 und 2019 vor.<br />
Aus Großbritannien kam Herr John Diamond mit seiner Gattin angereist. Der „Johann-Strauss-<br />
Gesellschaft von Großbritannien“ verdanken Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche<br />
Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern. Folge 3 der<br />
„Contemporaries (= Zeitgenossen) der Familie Strauss“ erschien im Oktober 2017. Aus Wien kamen –<br />
neben den Herren Prof. Norbert Rubey und Gerhard Menhard mit Gattin – auch Frau Dr. Gertrude Seitz<br />
mit ihrem Gatten und die Obfrau der Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg angereist.<br />
Aus dem Raum Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz wohnten auch die Herren Jürgen Stahl und Rainer<br />
Wojtynek den Konzerten bei.<br />
Die Gesangseinlagen bestritten die Sopranistinnen Gabriele Rösel, Christine dell‘Antonio (geb. Holzwarth)<br />
und Thea Schuette sowie die Tenöre Claus J. Frankl, Eugene Amesmann und Harald Wurmsdobler<br />
bei den ersten beiden Konzertabenden, bei der Zarzuela-Matinee am Sonntag in der Konzertrotunde<br />
erbrachte Frau Eva Schinwald ihre fulminante Gesangsleistung.<br />
Unserem zweiten Vorsitzenden, Manfred Drescher aus Bamberg, ist für die Organsiation dieser Tage bis<br />
in das kleinste Detail für Nächtigungen, Kartenreservierung sowie Speis und Trank die Hochachtung zu<br />
zollen!<br />
Der Autor dieses Berichtes bedankt sich bei der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ sowie der Bad<br />
Reichenhaller Philharmonie unter der Leitung von Maestro Christian Simonis für die schöne Zeit, die er –<br />
bereits zum dritten Male – in Bad Reichenhall verbringen durfte.<br />
Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017<br />
Erneut „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ 15.-17. September in Bad Reichenhall<br />
von Manfred Drescher<br />
Nachdem die Jahreshauptversammlung 2016 in Bad Reichenhall ein bombastischer Erfolg war, was vor<br />
allem an dem glänzenden musikalischen „Beiprogramm“ lag, war es nur logisch, auch in diesem Jahr<br />
wieder bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall zu verweilen und ein zweites Mal hintereinander die<br />
Jahreshauptversammlung der Gesellschaft, eingebettet in musikalische Köstlichkeiten, abzuhalten. Dazu<br />
kommt, dass der verantwortliche Generalmusikdirektor Christian Simonis Vorstandsmitglied der Gesellschaft<br />
ist.<br />
Also fährt man mit über 45 Freunden aus allen Teilen Deutschlands, Österreich und der Schweiz nach<br />
Bad Reichenhall. Aus England kommt der Vorsitzende der dortigen Straussgesellschaft John Diamond<br />
mit seiner Frau Mina und als Gast ist Kammersänger Prof. Dr. Bernd Weikl bei den Straussianern. All das<br />
ist Voraussetzung für ein weiteres einmaliges Erlebnis mit der unsterblichen Musik von Johann Strauss.<br />
Fast ist die Stimmung innerhalb der Gesellschaft noch besser wie im letzten Jahr, vollauf zufrieden sind<br />
alle und niemand hat die zum Teil doch recht lange Reise nach Bad Reichenhall bereut. Und wenn auch<br />
die nächste Jahreshauptversammlung der Gesellschaft in Coburg sein wird, verspricht man den Reichenhallern<br />
auch bei den Strausstagen 2018 wieder dabei zu sein. Dann ohne Ansprachen und große Versammlungen<br />
– sondern sich ausschließlich dem Rausche der Musik hingebend.<br />
Was in diesem Jahr wieder geboten wurde, ist mehr als einmalig und wird es so schnell woanders mit<br />
Sicherheit nicht geben. Ein Mekka für die herrliche Musik von Strauss, aber auch Robert Stolz, Franz<br />
Lehár, Leo Fall und den wunderschönen Klängen spanischer Operetten. Mehr als zufrieden und beseelt<br />
9
von wunderbaren und einmaligen Erlebnissen trat man nach den drei Tagen wieder die Heimreise an.<br />
Doch nun im Einzelnen zu den Programmpunkten.<br />
Es beginnt am 15. September 2017 im Theater Bad Reichenhall.<br />
Auf dem Programm steht die halbszenische Aufführung von Johann<br />
Strauss‘ „Wiener Blut“. Einen hochinteressanten Einführungsvortrag<br />
gibt es vor Beginn der Operette. Der stellv. Leiter der<br />
Musiksammlung der Wiener Staatsbibliothek und wissenschaftliche<br />
Leiter des „Wiener Instituts für Strauss-Forschung“, das Ehrenmitglied<br />
der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, der<br />
Wiener Prof. Norbert Rubey, hält einen hochinteressanten Einführungsvortrag,<br />
der auf die Besonderheiten dieser letzten Operette<br />
von Johann Strauss eingeht. Die herrliche Partitur der Operette<br />
wurde durch den hervorragenden Kapellmeister, den Wiener Adolf<br />
Müller jun. zusammengestellt, er stellte die Musik mit einer Vielzahl<br />
von überwiegend Instrumentalwerken von Johann Strauss<br />
(man spricht von 31 verschiedenen) zusammen.<br />
Die berühmten Autoren Victor Léon und Leo Stein haben mit Müller<br />
gemeinsam diese Operette zusammengestellt, davon dass sie<br />
eigentlich zusammengestückelt wurde, merkt man gar nichts, so<br />
wundervoll hat man hier gearbeitet.<br />
Bild 1: Prof. Norbert Rubey<br />
Johann Strauss (Sohn) konnte die Uraufführung, die am 26. Oktober 1899 im Carltheater in Wien stattfand<br />
nicht mehr erleben, da er bereits am 3. Juni 1899 in Wien verstarb. Verstarb als Coburger und damit<br />
deutscher Bürger. Zwischenzeitlich zählt „Wiener Blut“ zu den vier meistgespielten Stücken des großen<br />
Schanis.<br />
Die Regie hat der in Bayreuth geborene Claus J. Frankl übernommen, der auch gleichzeitig als Premierminister<br />
von Reuß-Schleiz-Greiz gekonnt durch die Operette führt. Die teilweise doch sehr verworrene<br />
Handlung hat er in glänzender Weise aufbereitet, führt alles zusammen, stimmig und beeindruckend.<br />
Hier merkt man, dass mit ihm ein Vollblutkömodiant, ein Vollblutsänger, ein Vollblutregisseur, einfach<br />
eine „Wunderwaffe“ der Operette auf der Bühne steht. Er ist auf der Bühne der Dreh- und Angelpunkt,<br />
er hat alles im Griff und ist dabei auch ein exzellenter Darsteller und Sänger. Mehr kann man einfach<br />
nicht haben und der Applaus zeigt ihm, dass das Publikum dieses Allroundtalent nicht nur schätzt, sondern<br />
ihm mit stürmischem Beifall auch seine ganze Zuneigung zeigt. Das heitere Verwirrspiel um einen<br />
liebestollen Grafen, der am Schluss doch brav bei seiner Gemahlin landet. Die Geschichte seines ergebenen<br />
Dieners Josef, der am Ende seine Probiermamsell in die Arme schließen kann und des Premierministers,<br />
der am Ende die Tänzerin Cagliari als Theaterstar mit sich nimmt, ist so verworren, da sich die<br />
Paare öfter wechseln, wie gleichzeitig hinreißend – von der Musik brauche ich hier gar nicht zu reden,<br />
diese redet für sich allein. Fast vergisst man, dass es sich „nur“ um eine halbszenische Aufführung handelt.<br />
Ja, und neben Claus J. Frankl hat man noch weitere Pfunde, mit denen man wuchern kann, die Bad Reichenhaller<br />
Philharmonie mit ihrem Chef, dem Leiter und Lenker, dem geborenen Wiener, GMD Christian<br />
Simonis und dem hervorragenden Sängerensemble. Das Publikum geht begeistert mit, ständiger<br />
stürmischer Zwischenapplaus und am Ende ein fast nicht enden wollender Beifallssturm zeugen davon,<br />
dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, das Publikum mit Strauss zu verzaubern. Die Bad Reichenhaller<br />
Philharmonie spielt an diesem Abend so, als wenn sie persönlich von Johann Strauss ausgewählt<br />
und eingesetzt worden wäre, leicht, locker, zupackend, zurückhaltend, alles ist an diesem Abend<br />
perfekt.<br />
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Bild 2: Wiener Blut: Bad Reichenhaller Philharmonie mit Christian Simonis<br />
Und dies liegt vor allem auch an ihrem Leiter Christian Simonis, der am Dirigentenpult richtig auflebt. Er<br />
fiebert mit, er weist an, er hält seine Musiker zurück, wenn es erforderlich ist und es die Sänger verlangen<br />
und er peitscht sie auch wieder nach vorne, wenn es notwendig ist. Er hat die Zügel im wahrsten<br />
Sinne des Wortes in der Hand und bringt sich und seine Musiker gemeinsam zu Höchstleistungen. Eine<br />
ganz beeindruckende Leistung von ihm und jedem seiner Mitglieder der Philharmonie. Toll, was hier in<br />
der eigentlich beschaulichen Stadt Bad Reichenhall doch abgeht.<br />
Als Balduin Graf Zedlau glänzt der gebürtige Tiroler Eugene Amesmann. Sein voller, weicher, schmelzender,<br />
in der Höhe metallisch glänzender und vollkommen sicherer Tenor beeindruckt nicht nur die<br />
drei Damen auf der Bühne, sondern mit Sicherheit die Vielzahl der anwesenden Damen im Publikum.<br />
Glänzende Augen sind noch das wenigste, was sie bei den Auftritten des charmanten und auch darstellerisch<br />
beeindruckenden Tenors bekommen, der seine beeindruckenden Spitzentöne wie kleine Pfeile zu<br />
setzen imstande ist. Er reißt das Publikum förmlich mit und dieses dankt es ihm mit donnerndem Applaus.<br />
Bild 3: Wiener Blut: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Christian Simonis<br />
11
Als seine Frau Gabriele steht die Dresdnerin Gabriele Rösel auf der Bühne. Eine schöne klangvolle, alle<br />
Feinheiten der Partie auskostenden Stimme erlaubt ihr, die ganzen Facetten dieser Partie auszuleuchten<br />
und ihrem ungetreuen Balduin heimzuleuchten. Auch in ihren Duetten können sie brillieren und das<br />
Publikum mehr als überzeugen.<br />
Die in Münster in Westfalen geborene Thea Schuette gibt die Tänzerin Demoiselle Franziska Cagliari. Mir<br />
ist sie ein kleines bisschen zu zurückhaltend, zu gebremst in ihren Aktionen, sie schäumt nicht gerade<br />
vor Leidenschaft über – bei der Cagliari erwartet man eigentlich etwas mehr feuriges. Aber das ist nun<br />
sicher auch Auffassungssache, ihr Sopran weiß wohl zu gefallen und sich auch in den Duetten entsprechend<br />
einzubringen.<br />
Als Probiermamsell Pepi ist die Wienerin Christine dell´Antonio (früher Holzwarth) eine Augen- und Ohrenweide.<br />
Im letzten Jahr habe ich sie einfach zur Coburgerin gemacht (da war wohl wieder einmal der<br />
Wunsch der Vater des Gedankens), aber sie ist natürlich eine waschechte Wienerin. Sie hat einen leuchtenden<br />
und warmen silbrig flirrenden Sopran, besticht mit zartem aber dennoch durchsetzungsfähigen<br />
Tönen, bezaubert ihr Publikum, darstellerisch ist es eine Freunde ihr zuzusehen, fast würde ich despektierlich<br />
sagen, sie ist ein richtiger weiblicher Lausbub, im schönsten Sinne des Wortes. Sie hat und macht<br />
einfach Spaß und gute Laune und das überträgt sich auf das Publikum.<br />
Ebenso Spaß und Freunde bereitet der Oberösterreicher Harald Wurmsdobler. Sein wunderschön geführter,<br />
zurückhaltender aber dennoch durchschlagskräftiger Tenor weiß zu gefallen, rund, weich und<br />
stimmschön. Ebenso ist bei ihm die Spielfreunde zu betonen und in den gemeinsamen Duetten sind er<br />
und Christine dell‘Antonio einfach unschlagbar, anders ausgedrückt, man freut sich als Publikum, wie die<br />
beiden dort oben auf der Bühne agieren. Das macht einfach Spaß, so wie das gesamte Ensemble enormen<br />
Spaß bereitet und es muss deshalb auch verdienten langanhaltenden Applaus über sich ergehen<br />
lassen.<br />
Am nächsten Tag ist am Vormittag die Mitgliederversammlung der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />
und nach dem Mittagessen geht es in das Hotel Klosterhof in Bayerisch Gmain. Hier ist der ideale<br />
intime und anheimelnde Hintergrund für das nächste Highlight. In Zusammenarbeit mit der „Deutschen<br />
Johann Strauss Gesellschaft“ interpretiert am Klavier Nina Scheidmantel „Pianistische Kaskaden“ über<br />
die Musik von Johann Strauss.<br />
Nina Scheidmantel, die in Lichtenfels geboren wurde, war von 2002 bis 2011 am Gymnasium Albertinum<br />
in Coburg, wo sie das Abitur erfolgreich abschloss. Von 1998 bis 2007 erhielt sie Klavierunterricht bei<br />
Prof. Alla Schatz, 2002 bis 2011 Klarinettenunterricht beim Soloklarinettisten des Philharmonischen Orchester<br />
Coburgs, Edgar Eichstätter. Ihre vielen gewonnenen Wettbewerbe und mannigfaltige Auftritte<br />
aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.<br />
Die Künstlerin ist auch sozial stark engagiert, Benefizkonzerte, Kulturbotschafterin der Gemeinde<br />
Seßlach, Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Coburg, sind nur einige ganz wenige Steine auf<br />
dem bereits langen Weg der jungen Künstlerin, die längst aus ihren musikalischen Kinderschuhen herausgewachsen<br />
ist. Und dann ist sie auch zweifache Stipendiatin unserer „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“.<br />
Der Hausherr des Klosterhofs, Dr. Andreas Färber begrüßt mit launigen Worten die Gäste im bis auf den<br />
letzten Platz gefüllten Saal und Christian Simonis moderiert den überaus gelungenen Nachmittag mit<br />
der jungen hochbegabten Künstlerin, gibt Informationen zu den Stücken, streut Anekdoten ein und es<br />
gelingt ihm, die Übergänge zu den Einsätzen von Nina Scheidmantel fließend und äußerst interessant,<br />
aber auch humorvoll zu gestalten. Und dann zeigt Nina Scheidmantel, was in ihr steckt.<br />
12
Sie beginnt furios mit der Konzertparaphrase<br />
über Walzer-Motive aus „Aschenbrödel“ von<br />
Alfred Grünfeld, danach „Espenblätter – Salonstück“<br />
von Imre Székely und die Konzertparaphrase<br />
über Walzer-Motive aus „Geschichten<br />
aus dem Wienerwald“. Mit enormer Fingerfertigkeit,<br />
einem bestechenden Anschlag, mit<br />
warmem und einfühlsamem Ton, zeigt Nina<br />
Scheidmantel, dass sie jetzt schon zu den ganz<br />
großen Pianistinnen gehört. Danach kommt<br />
„Valses nobles et sentimentales“ von Maurice<br />
Ravel und den offiziellen Teil beschließt die<br />
Ausnahmekünstlerin mit einer blitzsauber und<br />
gekonnt gespielten Improvisation „An der schönen<br />
blauen Donau“ von Max Reger. Gefühlvoll,<br />
einfühlsam und mit exzellenter Anschlagkultur<br />
meistert sie alle Unbillen der Kompositionen<br />
mit ihrem gefühlvollen und virtuosen Spiel. Fast<br />
nicht endend wollender Beifall für die junge<br />
sympathische Künstlerin. Sie kann gar nicht anders<br />
als noch eine besondere Zugabe zu spielen.<br />
Traumhaft sicher mit weichem Anschlag bringt<br />
sie noch den „Liebestraum“ von Franz Liszt zu<br />
Gehör und zeigt, dass sie heute schon zu den<br />
ganz Großen ihrer Zunft gehört. Sie beweist mit<br />
Bild 4: Nina Scheidmantel<br />
dem eindrucks- und ausdrucksvollen Konzert,<br />
dass sie die Herzen eines musikbegeisterten Publikums im Sturm erobern kann. Wir werden noch viel<br />
von dieser jungen und doch schon so reifen Künstlerin hören.<br />
Am Abend geht es ins Königliche Kurhaus. Dort findet eine ganz besondere musikalische Veranstaltung<br />
statt. Die Operettengala mit dem Untertitel: „Robert Stolz und seine Zeit“ bringt Melodien der sogenannten<br />
„Silbernen Operettenära“ zu Gehör. Und zwei Besonderheiten gibt es bei diesem Konzert. Der<br />
Großneffe von Robert Stolz, der Grazer Hans Stolz, moderiert den Galaabend und er stellt einen ganz<br />
besonderen Draht, eine persönliche Verbindung und ein ausgeprägtes Hintergrundwissen zu dem letzten<br />
großen Operettenkomponisten Robert Stolz dar, dessen Musik praktisch zum Volksgut geworden ist<br />
und dessen Melodien auch heute noch in den Herzen seiner Zuhörer weiterlebt. Hans Stolz würzt seine<br />
Moderation mit einem enormen Hintergrundwissen über den Großmeister und mit einer riesengroßen<br />
Portion Humor, streut Bonmots in die Moderation ein und singt auch bei einigen Liedern mit.<br />
Dazu kommt, dass er eng befreundet ist mit dem Kapellmeister des heutigen Abends – und hier ist aus<br />
meiner Sicht eine kleine Sensation gelungen. Unser Mitglied Roland Seiffarth, war über 30 Jahre lang<br />
der Oberleiter und Chefdirigent der Musikalischen Komödie in Leipzig. Er ist Ehrenmitglied der Leipziger<br />
Oper, Ehrendirigent des Orchesters der Musikalischen Komödie und Kunstpreisträger der Stadt Leipzig.<br />
Darüber hinaus ist er einer der liebenswürdigsten Menschen, denen ich in den letzten Jahren begegnet<br />
bin.<br />
Und eigentlich wollte er den Dirigentenstab weglegen und seinen Ruhestand, den er sich mit 76 Jahren<br />
wahrlich verdient hat, genießen. Im letzten Jahr war er als Gast bei der Mitgliederversammlung und im<br />
Gespräch mit Christian Simonis, der ähnlich euphorisch und voller Herzblut sein Dirigat betreibt, hat er<br />
nach langem Zögern zugesagt, als ausgewiesener Stolz Kenner, das Konzert zu dirigieren – und dies war<br />
eine Bombenentscheidung. Wie er mit den Philharmonikern und mit den Sängern zurechtkommt, sucht<br />
13
seinesgleichen. Wie ein Junger agiert er am Dirigentenpult, kennt jede einzelne Note, gibt seine Einsätze<br />
und bringt das Orchester zur Höchstleistung. Zügig, rasant dirigiert er das Orchester, als wenn er nie in<br />
den Ruhestand getreten wäre.<br />
Er agiert am Pult, als wäre er noch 20 und selten habe ich einen Dirigenten erlebt, der sich mit solcher<br />
Leidenschaft praktisch in die Partitur hineinwirft. Flott, mitreißend mit einer tollen Klangfülle spielt das<br />
Orchester und überdeckt die Sänger in keinem Moment, denn Seiffarth nimmt bei den leisen Passagen<br />
auf der Bühne, die Lautstärke heraus und lässt die Sänger stimmschonend begleiten. Eine furiose Leistung<br />
und man möge mir meine Euphorie etwas verzeihen, denn ich habe Roland Seiffarth viele Jahre<br />
während seiner aktiven Zeit in Leipzig erlebt – und er hat sich seine Frische, seine grenzenlose Freude<br />
am Musizieren, seine Liebenswürdigkeit, seine Bescheidenheit und seinen Enthusiasmus erhalten und es<br />
gelingt ihm dadurch ein glänzendes Dirigat.<br />
Bild 5: „Robert-Stolz-Abend“: Roland Seiffarth (Mitte), Hans Stolz<br />
Der Abend beginnt mit der Ouvertüre zu der relativ unbekannten Operette von Oscar Straus „Rund um<br />
die Liebe“ und stimmt das erwartungsvolle Publikum im ausverkauften Saal so richtig ein. Mit dem wunderschönen<br />
Wienerlied „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Stolz setzt Gabriele Rösel ein überzeugendes<br />
Zeichen ihrer stimmlichen Fähigkeiten. Man konnte sich den Prater und vor allem die blühenden<br />
Bäume so richtig bildlich vor Augen vorstellen. Ihr weicher klangvoller und in jeder Lage ausgeglichener<br />
Sopran bezaubert auch in ihrem zweiten Solo dem Lied „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der<br />
Stolzoperette „Der Favorit“.<br />
Mit dem Stolzlied aus dem gleichnamigen Film „Das Lied ist aus“ kann Eugene Amesmann seinen vollen,<br />
ausgeglichenen stimmschönen, in jeder Lage fest sitzenden Tenor, der keinerlei Höhenschwierigkeiten<br />
hat, einsetzen. Eine der Höhepunkte vor der Pause ist das Duett „Lippen schweigen“ aus der Operette<br />
von Lehár „Die lustige Witwe“, welches Gabriele Rösel und Eugene Amesmann unvergleichlich zart und<br />
gleichzeitig mit vehementem Ausbruch fast zelebrieren. Tosender Beifall für beide Künstler.<br />
Dazwischen der Konzertwalzer „Wiener Café“ von Stolz, blendend präsentiert von der Bad Reichenhaller<br />
Philharmonie mit ihrem „jugendlichen“ Dirigenten Roland Seiffarth. Und dazwischen immer wieder<br />
Geschichteln und Bonmots von Hans Stolz, vielfach auch im Zwiegespräch mit Roland Seiffarth. Aus dem<br />
Film „Zauber der Boheme“ singt dann Eugene Amesmann das Walzerlied von Robert Stolz „Ich liebe<br />
dich“ und dabei werden so manche Augen der im Publikum sitzenden Damen mehr als feucht. Und als er<br />
14
durch die Reihen gehend noch rote Rosen verteilt, gibt es kein Halten mehr. Dass er dieses wunderschöne<br />
Lied stimmlich bis zum letzten auskostet, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.<br />
Und dann singt er noch gemeinsam mit Gabriele Rösel aus dem „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ das<br />
Duett „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“. Wunderschön, zart, schmetternd in den Höhen, einfach<br />
zum Genießen. Und so sieht es auch das Publikum, welches aus dem Klatschen gar nicht mehr herauskommt.<br />
Dazwischen vom herrlichen Orchester mit seinem Dirigenten, der in Leipzig als Stolzspezialist<br />
nicht nur galt, sondern es auch war, der Marsch aus der gleichnamigen Stolzoperette „Frühjahrsparade“.<br />
Und da ist ja auch noch Christine dell‘Antonio. Sie bezaubert zuerst mit dem Stolzlied der Marika „Joj,<br />
mámám“. Und es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und vor allem auch zuzuschauen. Und nach der<br />
Pause setzt sie noch einen drauf. Das Lied „Im Casino, da steht ein Pianino“ aus dem Singspiel von Stolz<br />
„Wenn die kleinen Veilchen blühen“ zelebriert sie förmlich. Mit keckem, geläufigem und zartem, aber<br />
dennoch durchschlagenden Sopran verzaubert sie die Zuhörer und mit einer Spitzentanzeinlage zeigt<br />
sie, was sie nicht nur beim Gesang drauf hat. Einfach toll.<br />
Bild 6: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth, Christine dell´Antonio, Harald Wurmsdobler<br />
Mit dem ausgezeichneten Tenor Harald Wurmsdobler, der mehr für die zarten zurückhaltenden Töne<br />
zuständig ist und mit seiner samtenen weichen Stimme mehr als punkten kann, bringt sie – ebenfalls aus<br />
dem „Weißen Rößl“ das schwungvolle Lied „Die ganze Welt ist himmelblau“ zu Gehör. So toll dargeboten,<br />
dass man es am liebsten gleich noch einmal hören möchte. Die beiden geben ein erstklassiges aufeinander<br />
abgestimmtes Paar ab, wo man nicht weiß, bei wem man nun mehr klatschen soll.<br />
Beide sind schnell in das Herz des Publikums eingedrungen, wie auch das andere Sängerpaar. Harald<br />
Wurmsdobler hat dann auch noch zwei wunderschöne Solis, eine vor und eine nach der Pause. Mit dem<br />
fast melancholischen Lied „Jeder trägt sein Pinkerl“ aus der Leo Fall Operette „Der fidele Bauer“ weiß er<br />
stimmlich zurückhaltend für wohliges Gefühl unter den Zuhören zu sorgen und mit dem Wienerlied „A<br />
klane Drahrerei“ aus der Stolzoperette „Das Sperrsechserl“ kann er das Publikum ein weiteres Mal begeistern.<br />
Ja – und dann treten unsere beiden Tenöre im Duett auf, der eine zurückhaltend, weich, gefällig,<br />
der andere etwas massiver mit strahlender Höhe, singen sie aus dem Film „Ich liebe alle Fraun“ das<br />
wundervolle Stolzlied „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“. Und das nimmt man den beiden ungesehen<br />
ab, stürmischer und langanhaltender Applaus für beide Künstler.<br />
Im Finale vereinen sich die Stimmen der vier Ausnahmekünstler in dem feurigen Lied von Robert Stolz<br />
„Gibt´s in Wien a Hetz, a Drahrerei“, bei welchem das ausgelassene Publikum mitgeht und nicht aufhören<br />
will zu klatschen. Es bleibt nichts anderes übrig, als Zugabe vereinen sich die vier Stimmen in dem<br />
wunderschönen Lied „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“. Die Zuhörer lassen die Interpreten nicht von der<br />
Bühne, bis sie, zusammen mit Hans Stolz den Auszug mit dem mitreißenden Lied „Jung san ma, fesch san<br />
15
ma“ andeuten. Mehrfaches Zurückholen auf die Bühne und zu endgültigen Schluss nochmals „Jung san<br />
ma….“, gemeinsam mit dem begeistert mitgehenden Publikum. Ein Abend, bei dem alles gepasst hat,<br />
das Orchester natürlich, der geniale Dirigent, der stilvolle Moderator und natürlich die vier Sänger, die<br />
man gerne bald wieder auf einer Bühne erleben möchte. Und natürlich das Andenken an Robert Stolz,<br />
den unvergessenen Musiker.<br />
Bild 7: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth<br />
Am Vormittag des leider letzten Tages der Strauss Tage gibt es wieder etwas Außergewöhnliches. In der<br />
Konzertrotunde am Kurpark steht der „Spanische Operettenzauber“ auf dem Programm unter dem<br />
Beititel „Virtuose Kastagnettenklänge und Lieder aus den spanischen Zarzuelas“. Allzu begeistert gehe<br />
ich nicht zu diesem Abschlusskonzert, denn Kastagnetten und spanische Zarzuelas, was kann mich da<br />
schon erwarten. Ja, man soll halt nicht so voreingenommen sein. Es erwartet mich ein musikalischer<br />
Vormittag vom Feinsten. Ich bin einfach hingerissen, von dem was ich hier geboten bekomme und was<br />
noch lange in mir nachhallt.<br />
Zuerst sei die Bad Reichenhaller Philharmonie genannt. Dieses zeigt sich wieder einmal von seiner besten<br />
Seite, musiziert teilweise überwältigend, frisch, schwungvoll, mitreißend. Unter dem feurigen, spritzigen,<br />
schwungvollen, leidenschaftlichen und einfühlsamen Dirigat von Christian Simonis erwachen die<br />
Bad Reichenhaller Philharmoniker richtiggehend zu spanischen Toreros. Christian Simonis, der sein Orchester<br />
mit festen Zügeln führt, die er aber, wenn es darauf ankommt auch entscheidend lockert und so<br />
mitreißend dirigiert, mit dem ganzen Körper mitgeht, seine Musiker zu Höchstleistung bringt, das ist<br />
schon einmalig. Diese Musiker, die ihm willig und in völligem Einklang folgen. Auch moderiert er in seiner<br />
launigen, charmant-wienerischen Art auch eindrucksvoll den Ablauf an diesem Vormittag und gibt<br />
viel über die spanische Operette und vor allem über die Kastagnetten preis, ein Thema, welches bei den<br />
wenigsten der Konzertbesucher bekannt sein ist.<br />
Das Orchester beginnt mit dem Paso doble aus „La Alegria de la Huerta“ von Federico Chueca. Simonis<br />
weckt die Zuhörer mit dieser rasant gespielten Komposition richtig auf und fragt dann natürlich auch, ob<br />
jetzt alles wach sei. Man merkt ihm auch an, dass es Spaß macht durch diese Art der Musik zu führen.<br />
Als weiteres Solostück für das Orchester kommt dann noch das Preludio aus „La Gran Via“ von Federico<br />
Chueca.<br />
Zum zweiten Stück, der Canción de Paloma aus „El barberillo de Lavapiés“ von Francisco Asenjo betreten<br />
die beiden Solokünstler die Bühne. Das sind einmal Friederike von Krosigk mit ihren Konzertkastagnetten<br />
und die zauberhafte Sopranistin Eva Maria Schinwald. Christian Simonis erzählt von der Begegnung<br />
mit Friederike von Krosigk, die – Spanien ist weit weg – im Bayernland, bei Miesbach aufgewachsen ist.<br />
Sie gehört zu den ganz wenigen Künstlern, die auf der Bühne diese beiden unscheinbaren Holzhalbkugeln<br />
einsetzt. „Sie werden nur über den Daumen gespannt und dann sind meine vier Finger da und mehr<br />
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auche ich nicht“, erläutert sie und man kann kaum glauben, welche Klangfülle sie damit erzeugen<br />
kann.<br />
Eva Schinwald zelebriert ihre spanischen Zarzuelas mit klarem, leuchtendem, beweglichem und äußerst<br />
stimmschönem Sopran dem Publikum zur Freude und ist auch von der optischen Erscheinung eine Ausnahmekünstlerin.<br />
Eindrucksvoll mit Koloraturfeuer singt sie ihre operettenhaften Arien. Dazu praktisch<br />
immer die Kastagnetten, die natürlich sehr stark durch die Außergewöhnlichkeit die Aufmerksamkeit auf<br />
sich ziehen. Die beiden Künstler zusammen treten dann noch auf in „De España Vengo“ aus „El niño<br />
judío“ von Pablo Luna. Friederike von Krosigk interpretiert allein mit dem Orchester noch Danza<br />
española Nr. 2 von Joaquin Rodrigo, Fandango aus „Doña Francisquita“ von Amadeo Vives und schließlich<br />
Intermedio aus „La Boda de Luis Alsonso“ von Jerónimo Giménez.<br />
Eva Maria Schinwald kann noch alleine glänzen in Carceleras aus „Las Hijas del Zebedeo“ von Ruperto<br />
Chapí y Lorente.<br />
Bild 8: „Spanischer Zauber“: Eva Maria Schinwald, Christian Simonis, Friederike von Krosigk<br />
Der Beifallsturm am Ende des Vormittags will gar kein Ende nehmen, immer wieder müssen die Künstler<br />
auf die Bühne zurückkehren. Vielleicht würden wir heute noch klatschen, wenn nicht die Musiker der<br />
Bad Reichenhaller Philharmonie die Sache und ihre Instrumente in die Hand genommen hätten und das<br />
Podium verlassen haben. Ein außergewöhnlicher Vormittag, mit einer wunderschönen Musik, die man in<br />
dieser Form sicherlich nicht so kennt, geht zu Ende.<br />
Drei Tage mit vielen wunderbaren Eindrücken und vier sehr unterschiedlichen Konzerten, die aber alle<br />
exzellent in den Rahmen passten und das Publikum verzauberten, auf die eine wie auf die andere Art<br />
und Weise. Für jeden war an diesem Wochenende etwas dabei und alles, was geboten wurde, war außergewöhnlich.<br />
Im nächsten Jahr werden wir mit Sicherheit wieder nach Bad Reichenhall pilgern. Dann wird für die Musikfreunde<br />
der Operettenwelterfolg von Franz Lehár „Das Land des Lächelns“ in halbszenischer Aufführung<br />
auf dem Programm stehen. Eine Operettengala widmet sich dann der goldenen Ära der Wiener<br />
Operette und es werden Melodien von Johann Strauss, Carl Millöcker und Franz von Suppé erklingen<br />
und zum Abschluss wird es in der Sonntags-Matinée eine Hommage auf Nico Dostal geben. Ihm, einem<br />
der bedeutendsten Operetten- und Filmmusikkomponisten ist der Abschluss im Jahr 2018 gewidmet. Ich<br />
gebe ehrlich zu, dass ich mich riesig freue, im nächsten Jahr all dies in Bad Reichenhall erleben zu dürfen.<br />
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„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken.<br />
Mit einem (vorläufigen) Flyer (Titelbild links) überraschte Albrecht<br />
Tauer die Jahreshauptversammlung in Bad Reichenhall. Er stellte den<br />
Anwesenden Eckwerte des Programms vor, das zwischenzeitlich auch<br />
in wesentlichen Teilen die Zustimmung des Vorstandes erhalten hatte:<br />
Es beginnt am Freitag nach Himmelfahrt, am 11. Mai 2018, gg. 15.00<br />
Uhr im „Kunstverein“ (Coburg, Leopoldstraße) mit Eröffnungsvorträgen,<br />
für die Friedhelm Kuhlmann und Dr. Ingolf Roßberg bereits zugesagt<br />
haben und hält am Abend ein Konzert des Philharmonischen<br />
Blechbläserquintetts Coburg im Riesensaal bereit.<br />
Der Sonnabend sieht eine Kranzniederlegung am Gedenkstein im „Rosengarten“<br />
vor, unsere Jahreshauptversammlung (wieder im „Kunstverein“)<br />
und am Abend ein Konzert des „Alt-Wiener Strauss-<br />
Ensembles“ mit Ralph Kulling im „Kongreßhaus am Rosengarten“: Der<br />
Glanz der jäh abgebrochenen „Original Coburger Neujahrskonzerte“<br />
mit diesem Ensemble wird auf diese Weise wieder lebendig…<br />
Und der Sonntag beschließt mit „Von der Wiener Klassik bis zum Wiener<br />
Walzer“ des „Bamberger Streichquartetts“ Tage, die auch Begegnungen<br />
unter den „Strauss-Fans“ bereithalten…<br />
Protokoll der Jahreshauptversammlung 2018<br />
Das Protokoll der Jahreshauptversammlung steht – wie immer auf Anforderung – zur Verfügung über<br />
unsere Schriftführererin oder unsere Geschäftsstelle. Am besten per Mail – siehe vorderes Innenblatt –<br />
anfordern, oder auch über Telefon (0351) 479 49 245.<br />
Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt<br />
von Ingolf Roßberg<br />
Ursprünglich sollte hier die Rezension von Manfred Drescher unserer Dresden-Fahrt zum „Weißen Rößl“<br />
stehen. Doch: Am 18. Oktober 2017 ergoss sich durch „menschliches Versagen“, eine Fehlbedienung des<br />
Tests der Sprinkleranlage, binnen einer halben Minute 16.000 Liter Wasser aus dem Bühnenturm auf die<br />
Bühne. Ergebnis: Bühnenboden von Vorder- und beiden Seitenbühnen zerstört, Drehscheibe zerstört –<br />
und schlimmer: Die gesamte Ton- und Beleuchtungstechnik der Bühne wurde zerstört. Und das alles ist<br />
nicht mal eben im „Baumarkt nebenan“ erhältlich, zumal der Schaden zuletzt auf 3,5 Mio. Euro beziffert<br />
wird… Im Februar 2018 wird der „Notbetrieb“ auf der kompletten Bühne aufgenommen und sukzessive<br />
zur Normalität geführt: Wir holen – dank des Engagements von Manfred Drescher – die auf diese Weise<br />
und im wahrsten Wortsinn „abgesoffene“ Dresden-Fahrt nunmehr am 1. September 2018 nach…<br />
Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt<br />
von Rudolf Maeder<br />
Am 2. Dezember 2017 präsentierte die Junge Operette Frankfurt im Großen Saal der Freimaurer-Loge<br />
„Zur Einigkeit“ in Frankfurt am Main die wenig gespielte Strauss-Operette „Waldmeister“. Unter der<br />
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Regie der freiberuflich tätigen jungen Claudia Isabel Martin sangen und spielten die Mitglieder des Ensembles<br />
mit viel Freude und Hingabe. Die Regisseurin erzählte in einem Interview, dass sie sich intensiv<br />
in die bürgerliche Verwechslungskomödie mit verschiedensten Kleinstadt-Figuren, die sich laufend unvorbereitet<br />
begegnen und damit fertig werden müssen, eingelebt habe und mit einem offenen Ensemble<br />
dargestellt habe. Auf verschiedensten Schauplätzen wie die Mühle, der Ballsaal, der Tennisplatz usw.<br />
charakterisiert Johann Strauss seine Figuren mit Ironie, aber auch Menschlichkeit und gibt allen, was sie<br />
auch als komische Figuren auszeichnet. Immer wieder greift Strauss zu Leitmotiven, die das Werk durchziehen,<br />
um auf bestimmte Vorkommnisse oder Charakterisierungen hinzudeuten. Um sie zu erkennen,<br />
muss das Publikum aber genau hinhören! –<br />
Unser Mitglied, die Gesangspädagogin Ute Bolz-Fischer gründete das Frankfurter Ensemble 2013, um<br />
junge Talente zu fördern und die Operette zu pflegen. Mittlerweile hat sie eine Truppe von 25 Personen<br />
um sich, die jenes Jahr einmal eine Operette aufführt so wie dieses Jahr „Waldmeister“…<br />
Wie unser Vorstandsmitglied, Jonas Geelhaar, berichtete, wurde die Einstudierung vor 200 Zuschauern<br />
umjubelt aufgeführt. Dazu beigetragen habe auch Material von unserem Gründungsmitglied Inge Röhre,<br />
1994 erstellt, was einen „roten Faden“ für diese Aufführung ermöglichte und die Operette auf einen<br />
modernisierten, logischen Kern stellte…<br />
Herzlicher Glückwunsch nach Frankfurt – und wir wünschen der „Jungen Operette Frankfurt“ weiterhin<br />
gute Fahrt durch die Welt der Operette!<br />
GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“<br />
Neue Mitglieder<br />
Als neue Mitglieder begrüßen wir sehr herzlich Frau Gertrude Menhard aus Wien und Herrn Fred Ullrich<br />
aus Bad Reichenhall.<br />
19
Briefe an die Redaktion<br />
Zu den Johann-Strauss-Tagen in Bad Reichenhall schrieb der Präsident der „Johann Strauss Society of<br />
Great Britain“, John Diamond, an unseren 1. Vorsitzenden (Übersetzung: Rudolf Maeder):<br />
„Lieber Ingolf<br />
Ich möchte wirklich herzlich in Minas und meinem Namen für deine großartige Einladung zu diesem<br />
denkwürdigen Anlass danken. Wir beide halten ihn für eines der größten Ereignisse in den<br />
letzten Jahren, und deine Großzügigkeit und Besonnenheit, mit denen du dich unserer angenommen<br />
hast, haben wir ausserordentlich geschätzt.<br />
Du und dein Vorstand sind nur zu beglückwünschen für die Organisation eines so großartigen<br />
Wochenendes, das eine solch interessante Kombination von Anlässen bot, ganz zu schweigen von<br />
den herrlichen Mahlzeiten, der Begegnung mit deinen Mitgliedern, und in vielen Fällen hat man<br />
alte Freunde wiedergesehen und neue Freundschaften geknüpft. …<br />
Mit den besten Wünschen - John“<br />
Eine Antwort auf den „Nachtrag der Redaktion“ in „Neues Leben“, Heft 55, S. 86, 2017/2, zur CD-Kritik<br />
von „Eduard Strauss (1835–1916): Zum 100. Jahrestag“, Czech Chamber Philharmonic Orchestra<br />
Pardubice unter der Leitung von John Georgiadis schreibt Peter Kemp, Ehrenpräsident der JSSGB (Übersetzung:<br />
Rudolf Maeder):<br />
Das zentrale Projekt der Britischen Johann Strauss Gesellschaft im Jahre 2016 war die Aufnahme<br />
von „Eduard Strauss (1835 - 1916): Zum 100. Jahrestag“, zum Gedenken an den 100. Todestag<br />
des Komponisten. Die CD wurde am 1. August 2017 veröffentlicht, und wir lasen mit grosser Genugtuung<br />
die enthusiastische Kritik dieser CD von Johannes Böck in „Neues Leben“, Heft 55,<br />
1917/2. Es war deshalb enttäuschend, dass der Böck-Kritik ein „Nachtrag der Redaktion“ folgte,<br />
von dem wir glauben, dass dieser unabsichtlich den Leser von „Neues Leben“ in die Irre führen<br />
könnte.<br />
Dieses Postskriptum lautet: „Nachtrag der Redaktion: Auf der CD wird der Walzer ‚Ball-<br />
Promessen´ op. 82 (Nr. 9 der CD) als ‚World Premiere Recording´, also als ‚Weltersteinspielung´,<br />
vorgestellt. Das trifft allerdings nicht zu, die Recherchen von unserer Schwestergesellschaft, der<br />
JSSGB, und Naxos haben nicht beachtet, dass bereits 2002 dieser Walzer vom Alt-Wiener Strauss-<br />
Ensemble unter unserem damaligen 1. Vorsitzenden, Arthur Kulling, auf CD eingespielt wurde:<br />
‚Strauss Highlights´ Vol. 2 (Edition Hera). Die DJSG ist also Trägerin einer Weltersteinspielung, wie<br />
sich nunmehr herausstellt… Gut zu wissen. (IR)“<br />
Dr. Ingolf Roßberg schreibt völlig richtig, dass Arthur Kulling und das Alt-Wiener Strauss-Ensemble<br />
die Ersten waren, die Eduard Strauss‘ Walzer „Ball-Promessen“ op. 82 einspielten. Diese Aufnahme<br />
wurde eigentlich, lange vor ihrer Veröffentlichung im Jahre 2002, schon im Jahre 1985 gemacht<br />
und erschien im selben Jahr auf der IntercordSchallplatte „Künstlerleben“ (im Jahre 2006<br />
als CD der Edition Hera wieder aufgelegt). Diese herrliche Aufnahme machten John Diamond und<br />
mich zum ersten Mal aufmerksam auf den Zauber dieses besonderen Walzers und drängten uns,<br />
die von Eduard Strauss veröffentlichte eigene Orchestrierung ausfindig zu machen. Und darin<br />
liegt der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen; denn während die von<br />
Arthur Kulling dirigierte sein eigenes Arrangement für ein 12-Mann-Orchester (ohne Schlagzeug)<br />
ist, verwendet diejenige von John Georgiadis das originale Orchestermaterial, das 1872 von C. A.<br />
Spina in Wien veröffentlicht wurde. Wir glaubten – und tun das noch immer –, dass dieser Um-<br />
20
stand die Bezeichnung dieser Einspielung und neun weiterer Kompositionen auf unserer Marco-<br />
Polo-Ausgabe, die das originale Orchestermaterial des 19. Jahrhunderts verwendet, mit „Weltersteinspielung“<br />
rechtfertigt. Ausserdem legt die Tatsache, dass der immer gut informierte Johannes<br />
Böck in seiner Kritik keine solche einschränkende Bemerkung machte, nahe, dass auch er<br />
die Bedeutung unserer Bezeichnung „Weltersteinspielung“ richtig erkannte.<br />
Im Nachhinein erscheint es vielleicht als falsche Einschätzung unsererseits, die Bezeichnung<br />
„Weltersteinspielung“ nicht mit dem Zusatz „in der originalen Instrumentierung“ versehen zu haben,<br />
wie wir das vorher bei unserer preisgekrönten Vienna-Première-Reihe getan hatten. Wir<br />
nahmen jedoch an, dass die Angabe des Originalverlags bei jeder Komposition jedem Interessierten<br />
klar zeigen würde, dass diese Werke in ihrer originalen Instrumentierung gespielt wurden. Die<br />
Britische Johann-Strauss-Gesellschaft hat immer sehr darauf geachtet, wenn immer möglich, das<br />
originale Orchestermaterial für ihre Einspielung von seltenen Tänzen und Märschen zu verwenden.<br />
Wir möchten das a u c h i n Z u k u n f t s o h a l t e n.<br />
Peter Kemp<br />
Frau Prof. Stemprok sandte uns einen Leserbrief, den wir als Redaktion gern hier abdrucken.<br />
Sehr geehrte Redaktionsmitglieder von „Neues Leben“!<br />
Es ist mir ein Bedürfnis, einmal allen Autoren für ihre hervorragenden Beiträge zu danken, die alljährlich<br />
in „Neues Leben“ erscheinen. Es ist immer ein Vergnügen und eine Bereicherung, die zahlreichen<br />
Artikel zu lesen und aus erster Hand über neueste Forschungsergebnisse, stattgefundene<br />
Premieren oder Neuigkeiten auf dem CD– bzw. Büchermarkt informiert zu werden.<br />
Unmittelbarer Anlass für diesen Leserbrief ist der überaus interessante Beitrag über Julius Fucik<br />
(Prag 1872 - Berlin 1916) von Thomas Jelinowicz in der Übersetzung Rudolf Maeders im Heft Nr.<br />
55 (2017 / Nr. 2) , der mich schon allein aufgrund der aufwendigen Entstehungsgeschichte beeindruckt:<br />
Da macht es sich der Autor Thomas Jelinowicz zunächst zur verdienstvollen Aufgabe, die<br />
Tagebuchaufzeichnungen seines tschechischen Landsmannes Julius Fucik aufzuarbeiten und damit<br />
der Nachwelt zu erhalten. Jeder Autor, der sich jemals mit der Entzifferung von Handschriften<br />
beschäftigt, weiß, wie viel mühsame Kleinarbeit dahintersteckt. Nächster, ebenso mühsamer Arbeitsschritt<br />
war sicherlich, aus der Fülle des vorliegenden Textmaterials die wichtigsten Lebensdaten<br />
und Stationen dieses bedeutenden Militärkapellmeisters und Komponisten auszuwählen, in<br />
einem Artikel zusammenzufassen, um diesen in englischer Übersetzung der JSSGB als Fachartikel<br />
zur Verfügung zu stellen. (Erschienen in „Vienna Music“ Nr. 106, Winter 2016/17). Nach neuerlicher<br />
Bearbeitung und Aktualisierung durch Thomas Jelinowicz landete das Manuskript zwecks<br />
deutscher Übersetzung beim bewährten Rudolf Maeder, der ihn mit zahlreichen fundierten Anmerkungen<br />
und humorvollen Kommentaren ergänzte. An dieser Stelle Dank an Rudolf Maeder für<br />
seine zahlreichen Berichte und Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, der damit<br />
das beliebte Magazin der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ seit Jahren bereichert.<br />
Dank der „Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft“ konnte mit diesem wertvollen Beitrag nach<br />
Tagebuchaufzeichnungen Julius Fuciks von Thomas Jelinowicz, dem Mitbegründer und Vorstandsmitglied<br />
der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft, sowie des Übersetzers Rudolf<br />
Maeder, wieder ein neuer, kleiner, aber wichtiger Puzzle–Stein im großen Mosaik der internationalen<br />
Musikforschung gesetzt werden.<br />
Chapeau!! Chapeau!!<br />
Prof. Christine Stemprok<br />
21
Aus unseren befreundeten Gesellschaften<br />
Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018<br />
Die zur Tradition gewordenen Tanz-Signale unseres befreundeten „Wiener Institutes für Strauss-<br />
Forschung“ finden 2018 erneut statt, und zwar unter dem provokanten Titel eines Zitates in einem Brief<br />
von Johann Strauss (Sohn):<br />
„Ich scheiße auf alle Professoren der Tonkunstlehre.“<br />
(Brief von Johann Strauss (Sohn) an Gustav Lewy, 10. Juni 1892).<br />
Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV)<br />
von Rudolf Maeder<br />
Am Donnerstag, dem 19. Oktober, fand in der Wienbibliothek im Rathaus<br />
die Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses<br />
(SEV), erneut unter dem Patronat des WISF, statt. Sie umfasst die Opera<br />
401 bis 450, und mit ihr liegen nun die entstehungs- und rezeptionsgeschichtliche<br />
Dokumentation und die quellenmässige Erfassung von 94 Prozent<br />
aller Kompositionen mit Opus-Zahlen vor. Im Entstehungszeitraum<br />
dieser Opera, der sich von 1882 bis 1893 erstreckt, zeichnet sich eine neue<br />
Schaffensperiode von Strauss ab. Er selbst spricht von einer Erweiterung<br />
der Form als seinem Verdienst bei der Tanzmusik-Komposition. Anhand<br />
ausgewählter Werke können nun zum ersten Mal darüber konkrete Aussagen<br />
getroffen werden, die sich vor allem auf die während der letzten Russland-Konzertreise<br />
(1886) entstandenen Kompositionen beziehen.<br />
Sylvia Mattl-Wurm (Direktorin der Wienbibliothek), Eduard Strauss und<br />
Michael Hüttler (Leiter des Holitzer-Verlags) begrüßten die Gäste, Thomas<br />
Aigner (Leiter der Musiksammlung) sprach über „Johann Strauss 1886 in<br />
Russland“, und Norbert Rubey (Musiksammlung Wienbibliothek) hielt seinen<br />
Vortrag „Zur Komposition von Tänzen und Märschen im Spätwerk von<br />
Johann Strauss (Sohn)“. Zum Schluss gab es Brot und Wein und angeregte Gespräche…<br />
Kulturverein „Wiener Blut“<br />
Ab 10. Jänner 2018 erwartet uns eine neue Sonderausstellung zum Thema: „Der musikalische Glanz der<br />
Donaumonarchie – Carl Michael Ziehrer zum 175. Geburtstag“. Die Ausstellung wird (mit Ausnahme<br />
von Schließ- und Ferientagen) das ganze Jahr 2018 zugänglich sein. Das Museum mit Prof. Reichenauer<br />
an der Spitze und der Verein freuen sich schon jetzt auf Ihren Besuch.<br />
The Johann Strauss Society of Great Britain<br />
Zusammengestellt und übersetzt von Rudolf Maeder<br />
Unsere britische Schwestergesellschaft bedankt sich bei allen Spendern von Klavier- und Orchesternoten<br />
für ihre Geschenke fürs Archiv. Alle Klaviernoten werden gegenwärtig katalogisiert, die Buchstaben M<br />
bis Z sind bereits vollständig. Die Sammlung von Operetten-Klavierauszügen wurde vom Präsidenten<br />
John Diamond neu geordnet und in neuen Boxen abgelegt. Unter den Spendern befindet sich auch Ru-<br />
22
dolf Maeder, der im Namen der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ immer wieder Kopien von Klaviermusik<br />
an unsere Schwestergesellschaft schickt, da die Originale zum überwiegenden Teil der<br />
Zentralbibliothek Zürich übergeben werden. John Diamond und Per Anders Wiklund haben zusammen<br />
eine grössere Anzahl von Internetkopien von Orchestermaterial der Strauss-Familie und auch von Suppé,<br />
Czibulka, Millöcker, Eilenberg und weiteren Komponisten erwerben können. Inzwischen geht die<br />
Digitalisierung von gedrucktem Strauss-Orchestermaterial weiter, und man hofft, dass das die Werke<br />
von Eduard Strauss noch dieses Jahr vollständig vorliegen werden. Es hat sich gezeigt, dass kein Bedarf<br />
für Salonorchester oder Kleinformationen herrscht, so dass dem Archiv noch einige Ausgaben für großes<br />
Orchester hinzugefügt werden mussten.<br />
Neue Aufnahmen<br />
Die Naxos-Aufnahmen werden voraussichtlich Anfang 2018 durch Eduard Strauss Vol. 2 und Zeitgenossen<br />
der Strauss-Familie 4 komplettiert. Die Aufnahmen dieser Reihen stammen vom Czech Chamber<br />
Philharmonic Orchestra Pardubice unter George Georgiadis und stellen weitere Marksteine der Aufnahmen<br />
von Wiener Musik auf hohem Niveau durch Marco Polo dar. Zeitgenossen der Strauss-Familie 3<br />
ist im Herbst 2017 erschienen und enthält etwa 13 neue Werke. Alle Werke sind Weltersteinspielungen<br />
mit grossem Orchester. Unser CD-Projekt mit der Ziehrer-Stiftung und dem Original Ziehrer Orchester<br />
unter der Leitung von Hans Schadenbauer wurde 2017 mit der Veröffentlichung von Vol. 24 Alt-Wien<br />
und Vol. 25 Heut‘ ist heut‘ fortgesetzt. Eine weitere CD ist für 2018 geplant.<br />
Ein gemeinsames Projekt ermöglichte die Aufnahme der seltenen Suppé-Operette „Die Reise nach Afrika“<br />
mit Dario Salvi, seinem Imperial Viennese Orchestra und einem Sängerensemble Ende 2016 und die<br />
Veröffentlichung Anfang 2017 auf 2 CDs, die durch die JSSGB bezogen werden können.<br />
Spendenaufruf<br />
Von Anfang an hat unsere britische Schwestergesellschaft Geld für die Aufnahmen von seltener Wiener<br />
Musik bereitgestellt. Mit einer größeren Mitgliederzahl und einem privaten Sponsor war das auch möglich.<br />
Der Hauptsponsor lebt nun leider nicht mehr, die Mitgliederzahl ist geschrumpft, die Aufnahmekosten<br />
aber sind enorm gestiegen. Der Vorstand bittet deshalb (vor allem die britischen Straussianer) zu<br />
ersten Mal seit vielen Jahren um einmalige freiwillige Spenden für Eduard Strauss Vol. 2. Weitere Fortsetzungen<br />
sind derzeit nicht geplant. Der Schatzmeister unserer britischen Schwestergesellschaft, Mike<br />
Dyson, dankt allen Spenderinnen und Spendern im Voraus für ihre Gabe, sei sie nun klein oder groß…<br />
„Das Spitzentuch der Königin“<br />
Am Abend des 21. Juli 2017 erlebte man ein einmaliges und eindrückliches Ereignis: die Premiere von<br />
Johann Strauss‘ Operette „Das Spitzentuch der Königin“ im Roxburgh Theatre der Stowe School in Buckingham.<br />
Jeff Clarke dirigierte die Opera Della Luna in dieser ausgezeichneten Produktion in englischer<br />
Sprache. Das Libretto war aus mehreren Versionen, die in den USA Ende des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich<br />
waren, zusammengesetzt. Diese Fassungen wurden von Jeff Clarke nach langer Suche im Musikarchiv<br />
der University of Wisconsin entdeckt! Er erzählt davon im Programmheft, in dem auch ein interessanter<br />
Artikel von Andrew Lamb zur Geschichte der Operette abgedruckt war.<br />
Das Ensemble spielte und sang hervorragend. Der absolute Höhepunkt des Abends aber war das Trio zu<br />
Beginn des 3. Aktes: „Wo die wilde Rose erblüht“…<br />
Eine Operetten-„Entdeckung“<br />
Vielleicht hat keine hervorragende Operette so sehr unter unfähigen Orchestratoren und miserablen<br />
Arrangeuren gelitten wie Victor Herberts „Babes in Toyland“ (1903). Das Traurige daran ist, das absolut<br />
23
keine Notwendigkeit dafür bestand, da Victor Herbert ein klassisches Musikstudium hinter sich hatte, als<br />
er „Babes in Toyland“ komponierte und musikalischer Leiter des Pittsburgh Symphony Orchestra war.<br />
Anscheinend wurde vor 25 Jahren eine Gesamtaufnahme mit allem gemacht, was Victor Herbert für<br />
diese Operette in seiner eigenen Orchestration geschrieben hatte – sogar in London! Aus unbekannten<br />
Gründen wurde die Aufnahme nie veröffentlicht. Nun hat sie eine engagierte Seele namens „Sir Parsifal“<br />
in den vergangenen Monaten auf YouTube gestellt – und siehe da, was für ein Schatz! Es sind Orchesterpassagen<br />
von symphonischem Ausmaß und Songs dabei, die zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte<br />
der Operette gestrichen oder eingefügt worden waren. Es darf genügen zu sagen, dass der Gesang,<br />
die Chorszenen, das Orchesterspiel und das Dirigat vorbildlich sind. Und wenn einem die Musik nicht<br />
genügt (!?), kann man noch Fotos der originalen Broadway-Produktion mit Songtexten ansehen! Ein Beispiel<br />
für das echte musikalische Vergnügen ist das Walzerlied „Jane, Jane, Jane!“ – das bei der Aufführung<br />
gestrichen wurde!<br />
Victor Herbert war Cellist des Strauss-Orchesters in der Saison 1880/81, und der Strauss’sche Einfluss<br />
zeigt sich denn auch in vielen seiner Werke. Die treibende Kraft hinter dem Ganzen war John McGlinn,<br />
der 2009 bereits mit 55 Jahren verstarb. Die gute Nachricht ist: Wir haben alle Zugang zur Operette auf<br />
„Babes in Toyland John McGlinn YouTube“. Alles, was man dann noch tun muss, ist, sich zurückzulehnen<br />
und die musikalische Schatztruhe, die ganze Operettenpartitur, zu genießen, wie es Victor Herbert vorgeschwebt<br />
hat. Sehr wahrscheinlich zaubert sie ein Lächeln auf Ihr Gesicht und erfüllt Ihr Herz mit Freude!<br />
Dann Chamberlin<br />
„Kaiserin Josephine“<br />
George Hamilton, der getreue Chronist unserer Britischen Schwestergesellschaft in Österreich, besuchte<br />
im Sommer dieses Jahres die Aufführungen des Lehár Festival in Bad Ischl. „Die lustige Witwe“ und „Saison<br />
in Salzburg“,die Manfred Drescher in diesem Heft rezensiert. Die dritte Operette, die alle Jahre eine<br />
Ausgrabung darstellt, war dieses Jahr Emmerich Kálmáns vorletzte Operette „Kaiserin Josephine“, auf<br />
die wir uns konzentrieren wollen. Seines Bleibens war nicht mehr in Österreich und Ungarn, wie die in<br />
Bad Ischl anwesende jüngste Kálmán-Tocher Yvonne (geb. 1938) George Hamilton erzählte. Er benutzte<br />
die Premiere der Operette 1935 am Stadttheater Zürich dazu, Visa zu beantragen, um in die USA auswandern<br />
zu können. Yvonne Kálmán sagte auch zu George Hamilton, wie glücklich sie sei, dass in Bad<br />
Ischl diese Operette gespielt werde und dass sie hoffe, dass andere Theater sie bald nachspielen würden.<br />
Wir wissen ja, dass diese Operette zum großen Teil die Musik von Kálmáns zweiter Operette „Der kleine<br />
König“ enthält, quasi ein Recycling, das auch Lehár praktizierte, damit nichts verloren gehen sollte. Die<br />
Geschichte ist nicht unbedingt besonders aufregend. Josephine Tascher de la Pagerie, aus den Antillen<br />
gebürtig, wird prophezeit, dass sie eines Tages Kaiserin sein werde. Sie flirtet mit einem jungen Korporal<br />
und bittet diesen, ihren eingesperrten Sohn, aus ihrer Ehe mit Alexandre de Beauharnais, zu befreien;<br />
das bringt sie in Verbindung mit Napoleon Bonaparte, den sie heiratet, nachdem er ihr gezeigt hat, dass<br />
ihr Korporal nicht viel taugt. Joséphine wird Kaiserin der Franzosen… Die herrliche Kálmán-Musik hingegen<br />
mit langsamem Walzer, Tango und Marsch ist es allemal wert, wiedergehört zu werden und tat es<br />
dann George Hamilton auch sehr an; er fand diese Operette von den drei gezeigten die beste.<br />
Svenska Strauss Sällskapet<br />
Das Wiener Hofburg-Orchester gastierte am 8. Juli 2017 mit einem Strauss-Mozart-Konzert in Schweden.<br />
Das 1971 gegründete Orchester (unter Gert Hofbauer) pflegt die Tradition der Wiener Walzer- und Operettenmusik<br />
sowie die Werke von W. A. Mozart. Unter der Stabführung von Gerhard Lagrange spielten<br />
die 25 Musiker berühmte Werke von Johann und Josef Strauss, Franz Lehár und W. A. Mozart. Solisten<br />
24
waren Adrea van der Smissen (Sopran) und Viktor Schilowsky (Bariton), es tanzten Yulia Sheshina und<br />
Igor Prokopenko. – Ebenfalls zu hören ist das Wiener Hofburg-Orchester auf einer CD (Aufnahmen<br />
2016/17) mit Werken von Strauss, Mozart, Donizetti, Lehár und Rossini.<br />
Unsere schwedische Schwestergesellschaft zeigte ihren Mitgliedern in diesem Jahr auch den Film „Der<br />
Vogelhändler“. Frei nach der Operette von Carl Zeller. Mit Conny Froboess und Peter Weck (DVD Kinowelt).<br />
Der Vorstand unserer schwedischen Schwestergesellschaft<br />
1991 seinem Vereinslokal.<br />
In freundlicher Erinnerung an Leif Johannisson und<br />
Bengt-Åke Lindhe<br />
Das diesjährige Weihnachtsfest (Julfest) unserer<br />
schwedischen Schwestergesellschaft fand am 10. Dezember<br />
2017 im Kevinge värdshus in Mörby statt und<br />
begann um 14.30 Uhr. Die Opernsänger Elisabeth und<br />
Tord Wallström, begleitet vom Pianisten Anders Wadenberg,<br />
sorgten für die Unterhaltung der Gäste. Auch<br />
für ihr leibliches Wohl war gesorgt: Es gab unter anderem<br />
Graved Lachs, heiße Suppe, Weihnachtsschinken,<br />
verschiedene Heringe, Kalbssülze, Frikadellen,<br />
Cheddar, Kaffee, Lebkuchen mit Preiselbeersahne.<br />
Am Neujahrstag findet das traditionelle Neujahrskonzert<br />
in der Stockholmer Beerwald-Halle statt. Mika<br />
Eichenholz dirigiert das Stockholmer Strauss-<br />
Orchester und die Opernsolisten Daria Ivanova, Sarah<br />
Medley Marchand, Dawid Kupinski und Dragos<br />
Mihalcea. Auf dem Programm stehen bekannte Melo-<br />
dien der Strauss-Dynastie: Glanzlichter sind sicher die Ouvertüre zur Operette „Das Spitzentuch der Königin“<br />
von Johann Strauss (Sohn) und der Walzer „Interpretationen“ op. 97 von Eduard Strauss.<br />
Vom 6. bis zum 16. Januar 2018 unternehmen die Schönbrunner Schlossphilharmoniker eine Schweden-<br />
Tournee mit dem Dirigenten Guido Mancusi und den Solisten Marta Mastalir (Sopran) und Wolfgang<br />
Schwaiger (Bariton). Sie bringen Musik von W. A. Mozart, der Strauss-Dynastie und ihren Zeitgenossen<br />
zu Gehör. Die Stationen werden sein: Malmö (6.), Helsingborg (7.), Stockholm (9.), Västerås (10.), Växjö<br />
(11.), Göteborg (12.) und Uppsala (16.).<br />
Vol. 2 der CD „I Fädrens Spår. Von 78 Umdrehungen bis zur CD“ ist erschienen: Unter den Interpreten<br />
sind Clemens Krauss, Rudolf Nilius, Johann Strauss (Enkel), Max Schönherr, der Männerchor Reykjavik,<br />
Felix von Weingartner, Hans Knappertsbusch, Alois Melichar und Georges Boulanger. Die CD enthält 79<br />
Minuten Musik; zu hören sind u. a. die „Waldmeister“-Ouvertüre, „Liebeslieder“-Walzer, „Wo die<br />
Citronen blüh’n“ (Originaltext, gesungen von Wilma Lipp), „Trau, schau, wem!“, „Seufzer“-Walzer, „In<br />
der Blüthezeit“ W, „Zigeunerbaron“-Potpourri, „Cagliostro“-Ouvertüre, Donauwalzer usw. Die CD kostet<br />
100 schwedische Kronen + Porto. Bestellungen an Berth Vestergård, Tel. 0046 08 53044461.<br />
16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />
Seit 2002 organisiert die Rumänische Johann-Strauss-Gesellschaft der Walzerfreunde jährlich ein Internationales<br />
Johann-Strauss-Festival, das im In- und Ausland sehr geschätzt wird. Von Anfang an wurden<br />
Kompositionen der Strauss-Familie, aber auch von anderen Komponisten zur Aufführung gebracht, wobei<br />
dem König des rumänischen Walzers, Josef Ivanovici, ein besonderer Platz zukam. Das 16. Festival<br />
fand vom 20. bis 27. August 2017 in Bukarest unter dem Patronat Seiner Exzellenz, des österreichischen<br />
Botschafters in Rumänien, Gerhard Reiweger, statt.<br />
25
Das Eröffnungskonzert wurde im wunderschönen Konzertsaal des Athenäums gegeben. Es spielte das<br />
Philharmonische Orchester „Georges Enescu“ unter Joszef Horvath, Solistin war die Sopranistin Patricia<br />
Seymour, Solistin des Operetten- und Musical-Theaters Ion Dacian in Bukarest. Die Donau, der Fluss, der<br />
Rumänien mit Österreich verbindet, nahm im Konzert einen wichtigen Platz ein. Neben dem Donauwalzer<br />
und den „Donauwellen“ von Ivanovici wurden zwei weitere Donau-Walzer aufgeführt: „Donauweibchen“<br />
op. 427 von Johann Strauss (Sohn) und „Vom Rhein zur Donau“ von Kéler Béla (als rumänische<br />
Erstaufführung).<br />
Die anderen drei Konzerte wurden vom Dirigenten und Pianisten Josef Ion Prunner mit dem Streichquartett<br />
Artmusik, der Geigerin Corina Bura, begleitet von der Pianistin Viorela Ciucur, und dem Organisten<br />
Erich Türk mit der Sopranistin Patricia Seymour bestritten. Im Programm des Festivals war auch ein Vortrag<br />
von Dr. Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, mit dem Titel<br />
„Josef Strauss, wie ihn niemand kannte“.<br />
Josefina Rodica, die Präsidentin der Rumänischen Strauss-Gesellschaft ist besonders stolz auf die bereits<br />
16 Jahre währende Zusammenarbeit mit unserer britischen Schwestergesellschaft und die partnerschaftliche<br />
Verbindung zu den Gesellschaften in Österreich, Deutschland, Schweden und Japan.<br />
Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />
von Thomas Jelinowicz (Übersetzung: Rudolf Maeder)<br />
Konzert in Slavkov (Austerlitz)<br />
Am 13. Mai 2017 trafen sich Mitglieder unserer tschechischen Schwestergesellschaft in Slavkov<br />
(Austerlitz) zum jährlichen Konzert des „Johann-Strauss-Orchesters Coburg“ (auch bekannt als „Die Flotten<br />
Geister“). Die Konzerte, die schon seit 18 Jahren stattfinden, sind jedes Mal ausverkauft. Das Verdienst<br />
dafür gebührt dem Dirigenten Jiří Preisinger und seiner Schwester, der Organisatorin Vera<br />
Chalupecká (ein wirklich passender Name, denn Henriette „Jetty“ Chalupetzky war Johann Strauss<br />
(Sohn)s erste Ehefrau!). Im reichhaltigen Programm fand sich auch der „Sturm-Galopp“ von Karl<br />
Komzák II und der Walzer „Ballerinas“ von Julius Fucik. Das Orchester dirigierte Klaus Straube aus<br />
Deutschland, es sangen Luisa Albrechtová (Sopran) und Milan Vlcek (Tenor).<br />
Die Tatsache, dass diese Konzerte immer ausverkauft sind, erfüllt die tschechische Gesellschaft mit großer<br />
Genugtuung. Es ist an der Zeit, den Mitgliedern der Britischen Strauss-Gesellschaft für ihre Unterstützung<br />
zu danken, als der Konzertsaal nur halbleer war und es ein Leichtes gewesen wäre, die Flinte<br />
ins Korn zu werfen. Unter diesen Mitgliedern der ersten Stunde waren John und Mina Diamond, Stanley<br />
Goscombe, Irene Woodward, Donald Mackenzie und Norman Field.<br />
Labitzky<br />
Eine weitere Veranstaltung, die zur Tradition geworden ist, ist eine Feierstunde an den Gräbern von Josef<br />
und August Labitzky auf dem Friedhof von Karlovy Vary (Karlsbad). Diese Feierstunde wird von einem<br />
anderen unermütlichen Mitglied der Tschechischen Strauss-Gesellschaft betreut, Bohumir Hajek, dem<br />
Präsidenten der „Gesellschaft der Freunde von Josef Labitzky“. Sein Anliegen ist es, das Gedächtnis an<br />
die beiden Komponisten, Vater und Sohn, wachzuhalten, die so wichtig waren für den Weltruhm dieser<br />
Bäderstadt im 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Die beiden Musiker waren auf der ganzen Welt bekannt,<br />
werden aber in ihrer Heimatstadt Karlsbad sträflich vernachlässigt.<br />
Die Feierstunde fand dieses Jahr am 16. September, an einem sonnigen Nachmittag, statt. Blumen wurden<br />
auf den Gräbern niedergelegt, Bohumir Hájek sprach kurz an beiden Stellen, und dann gab es sogar<br />
eine musikalische Überraschung: Eine Geigerin spielte Schumanns „Träumerei“ und Karl Komzaks II<br />
„Volksliedchen und Märchen“…<br />
26
Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017)<br />
Wir müssen den Verlust eines Mitglieds der Strauss-Familie vermelden. Im Sommer dieses Jahres verstarb<br />
Frau Hedwig Aigner, eine Nachfahrin von Josef Strauss. Für den Nachruf überlassen wir Peter<br />
Kemp, dem Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit unserer Britischen Schwestergesellschaft, das Wort:<br />
„Tief betrübt müssen wir den Tod von Frau Hedwig Aigner in Wien am 10. August 2017 vermelden. Der<br />
Familie und den Freunden allgemein als „Hedi“ bekannt, war sie die Urenkelin von Josef Strauss und<br />
damit eine Kusine unseres früheren Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit, Dr. Eduard Strauss. Hedi, die in<br />
den letzten zwei Jahren deutlich gebrechlicher geworden war, feierte noch im Juli dieses Jahres ihren<br />
95. Geburtstag.<br />
Über viele Jahre verschönte ihre Anwesenheit viele Strauss-Anlässe in Wien, vor allem diejenigen, die<br />
von der „Wiener Johann Strauss Gesellschaft“ organisiert worden waren. Britische Fernsehzuschauer<br />
des Neujahrskonzertes 2013 der Wiener Philharmoniker können sich vielleicht daran erinnern, dass der<br />
Moderator Petroc Trelawny auf die Anwesenheit von Hedwig Eigner im Publikum hinwies. Dazu kam es,<br />
erzählte mir Hedi später, weil Dr. Clemens Hellberg, der Vorstand der Wiener Philharmoniker, bei ihr<br />
während der Tournee des Orchesters 2012 aus Istanbul anrief und sie fragte, ob er ihr zum 90. Geburtstag<br />
eine Freude machen könne. Sie meinte, sie würde gerne das Neujahrskonzert hören. Und er sagte,<br />
er würde tun, was in seiner Macht stünde…<br />
Hedis Lebenspartner war während 43 Jahren der aus Wien stammende Wilhelm Mayer (1928–1995),<br />
und ihr einziger Sohn, Wilhelm „Willi“ Aigner (geb. 1954), entstammte dieser Verbindung. Unter dem<br />
Künstlernamen Willy Strauss IV. hat Willi eine eigene Karriere als Sänger und musikalischer Unterhalter<br />
gemacht. Durch Willis Heirat mit Dorcas Navarrete im Jahre 1978 wurde Hedi Grossmutter ihrer einzigen<br />
Enkelin, Elaine Joy. Im Jahre 2005 heiratete Elaine Joy Richard Roda, und Hedi war überglücklich, Urgroßmutter<br />
geworden zu sein, zuerst durch die Ankunft von Robin Gabriel (2012) und dann von Annabelle<br />
Rose (2015).<br />
Während ich diesen Text schreibe, kennen wir noch keine Einzelheiten von Hedi Aigners Begräbnis, ausser<br />
der Tatsache, dass der Gottesdienst in Kärnten stattfinden soll, wo Willi gegenwärtig wohnt.<br />
Was mich persönlich angeht, so kannte ich Hedi mehr als 40 Jahre: Ich bin ihr zu Dank verpflichtet für<br />
ihre Liebenswürdigkeit und Hilfe, und ich werde ihr lachendes Gesicht und unsere jährlichen Telefongespräche<br />
an ihrem Geburtstag vermissen. Sie war eine reizende Dame, und ich fühle mich geehrt, sie gekannt<br />
zu haben. Im Namen der Britischen Johann-Strauss-Gesellschaft kondoliere ich Willi und seiner<br />
Familie herzlich.<br />
Peter Kemp“<br />
Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ kondoliert der Familie von Hedi Aigner ebenfalls in Verbundenheit<br />
und bedauert es sehr, dass die liebenswürdige Gegenwart dieser sympathischen Frau und musikalischen<br />
Botschafterin ihrer Familie bei vielen Veranstaltungen nun nicht mehr sein wird…<br />
Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />
27
Fachbeiträge<br />
Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss<br />
von Leigh Bailey<br />
Das von den Wiener Philharmonikern aufgeführte Neujahrskonzert wird oft als das berühmteste Konzert<br />
der Welt bezeichnet. Seine Ursprünge kann man in den Konzerten von Strauss-Musik sehen, die während<br />
des Zweiten Weltkriegs stattfanden, mehr oder weniger um der Bevölkerung moralischen Auftrieb<br />
zu geben. Das erste dieser Konzerte wurde am 31. Dezember 1939 aufgeführt. Es wurde als ein „Außerordentliches<br />
Konzert“ außerhalb des Programms der Abonnement-Konzerte angekündigt und zur Gänze<br />
dem von der NS-Partei organisierten Kriegs-Winter-Hilfswerk gewidmet. Es wurde auch von Sendern im<br />
ganzen Deutschen Reich im Radio übertragen. Die treibende Kraft dieser Konzerte war der Dirigent Clemens<br />
Krauss, der einige Jahre früher, während seiner Zeit als Direktor der Wiener Staatsoper von 1929<br />
bis 1934, Konzerte mit einem ähnlichen Strauss-Programm, die meisten im Rahmen der Salzburger Festspiele,<br />
aufgeführt hatte. 1 Das erste solche Konzert in Salzburg fand am 11. August 1929 statt, und ein<br />
Kritiker notierte dazu, dass „der neue Direktor der Staatsoper mit diesem Konzert gleichsam seine Visitenkarte<br />
auf österreichischem Boden abgegeben [...] hat.“ 2<br />
Aber wie kam Krauss auf die Idee, Konzerte zu geben, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie<br />
gewidmet waren? Er war ein gebürtiger Wiener, und wurde von Richard Strauss gefördert, mit dem er<br />
auch eng zusammenarbeitete und der sich schon sehr für die Musik seiner Wiener Namensvetter interessierte.<br />
So zum Beispiel kontaktierte er im Jahre 1894 Johann Strauss (Sohn), weil er Aufführungsmaterial<br />
für dessen Op. 257, Perpetuum mobile, brauchte, und interessanterweise war dieses Werk fast<br />
immer auf den Strauss-Programmen zu finden, die Krauss um 1930 dirigierte. Die Wiener Philharmoniker<br />
waren weniger begeistert; über Jahrzehnte hielten sie es für nicht standesgemäß, „leichte Musik“<br />
wie jene der Sträusse zu spielen, und anscheinend war das noch in den 1930er Jahren der Fall. 3 Sie waren<br />
aber bereit, die Musik von Johann Strauss (Sohn) bei besonderen Anlässen zu spielen, beispielsweise<br />
1921 bei der Enthüllung seines Denkmals im Wiener Stadtpark oder dem „Großen Offiziellen Festkonzert“<br />
im Musikverein, das „die Krönung der Festveranstaltungen“ zu seinem hundertsten Geburtstag am<br />
25. Oktober 1925 bildete. 4<br />
Und seit wann wird die Strauss-Musik für einen essentiellen Bestandteil der Feierlichkeiten rund um das<br />
Neue Jahr gehalten? Es war eigentlich der Fasching, den man mit den Walzern und Polkas der Sträusse<br />
assozierte. In den letzten drei Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts gab es in der Regel am oder<br />
um den 1. Januar ein Konzert der Strauss-Kapelle unter der Leitung von Eduard Strauss als Teil der Wintersaison<br />
ihrer Konzerte im Großen Saal des Musikvereins. Aber an diesen Tagen spielte die Musik seiner<br />
Familie keineswegs eine größere Rolle als üblich in den Programmen der Strauss-Kapelle: Im Gegenteil,<br />
1 Siehe Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige: Die Geschichte der Wiener Philharmoniker (Zürich: Schweizer<br />
Verlagshaus, 1992); Oliver Rathkolb: „Vom Johann-Strauß-Konzert 1939 zum Neujahrskonzert 1946“,<br />
http://www.wienerphilharmoniker.at/language/de-AT/Homepage/Orchester/Geschichte/Nationalsozialismus<br />
(PDF- Download, 28. November 2017).<br />
2 Neue Freie Presse, 14. August 1929, S. 10.<br />
3 Die Wiener Philharmoniker waren aber bereit, Strauss-Kompositionen auf Schallplatten aufzunehmen, wahrscheinlich<br />
aus finanziellen Gründen. Um 1930 entstanden Aufnahmen unter Erich Kleiber und Clemens Krauss,<br />
wobei von der Einspielung des „Perpetuum Mobile“ unter Krauss berichtet wurde, dass sie „die Auflage eines<br />
Schlagers erreicht [hatte]“. Reichspost, 19. März 1931, S. 8. Zu den frühen Strauss-Konzerten der Wiener Philharmoniker<br />
siehe Fußnote 1.<br />
4 Eine detaillierte Schilderung der Feiern anlässlich der Enthüllung des Strauss-Denkmals 1921 und des hundertsten<br />
Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) 1925 findet man in Zoe Alexis Lang: The Legacy of Johann Strauss<br />
(Cambridge: CUP, 2014).<br />
28
in den letzten drei Jahren, in denen es solche Aufführungen gab (1898, 1899, 1900), wurden weit weniger<br />
Strauss-Kompositionen gespielt als in den regelmäßigen Sonntagnachmittagskonzerten.<br />
Als Eduard Strauss im Februar 1901 am Ende seiner zweiten Amerika-Tournee seine Kapelle auflöste,<br />
betrachtete er das als das Ende der Strauss-Dynastie als das berühmteste Musikunternehmen Wiens.<br />
Nachdem er vier Jahre davor enteckt hatte, dass seine Gattin und seine beiden Söhne mehr oder weniger<br />
sein ganzes Vermögen entwendet hatte, brach er alle Kontakte zu ihnen ab, und er war überhaupt<br />
nicht bereit, seinen älteren Sohn, Johann Strauss (Enkel), bei seinen Bestrebungen, sich zuerst als Operettenkomponisten<br />
und dann als Musikdirektor mit einem eigenen Orchester zu etablieren, auf irgendeine<br />
Weise zu unterstützen. Obwohl Johann Strauss (Enkel) ab 1901 für die Musik der Hofbälle zuständig<br />
war, brachte ihm seine musikalische Tätigkeit nicht den gehofften finanziellen Erfolg. Das, in Verbindung<br />
mit seinem aufwändigen Lebensstil, führte dazu, dass er immer mehr in Schulden geriet. Im Jahr 1906<br />
wurde er der „fahrlässigen Krida“ (d.i. des selbstverschuldeten Bankrotts) für schuldig befunden und zu<br />
einer Woche strengen Arrests verurteilt. Als Folge war es ausgeschlossen, dass er je nach seinem Vater<br />
den begehrten Titel eines „k.k. Hofballmusikdirektors“ verliehen bekommen würde, und Johann (Enkel)<br />
übersiedelte nach Berlin. Dort wohnte er bis zu seinem Lebensende, er suchte Wien nur selten auf, obwohl<br />
es im Laufe des Ersten Weltkrieges zu einem längeren Aufenthalt kam. 5<br />
In den frühen 1920er Jahren konnte sich Johann Strauss (Enkel) als ein durchaus erfolgreicher Dirigent<br />
etablieren. Er trat in vielen Ländern Europas mit örtlichen Orchestern auf, wobei er offensichtlich diese<br />
dazu inspirieren konnte, authentische Aufführungen der Musik der Strauss-Dynastie zu geben, die die<br />
Zuhörer mit großer Begeisterung aufnahmen. Er machte auch Schallplattenaufnahmen, von denen diejenigen,<br />
die er im Frühjahr 1927 in London produzierte, als besonders gelungen gelten. 6 Unterdessen<br />
war ein neues Medium in Erscheinung getreten, und zwar das Radio. In den ab 1. Oktober 1924 vom<br />
Radio Wien (RAVAG) ausgestrahlten Sendungen war die Musik der Sträusse ausgiebig vertreten. Um die<br />
hundertjährige Wiederkehr der Geburt von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober 1925 gebührend zu<br />
feiern, widmete der Sender einen ganzen Tag Aufführungen seiner Musik. 7<br />
In den Anfangsjahren von Radio Wien bildeten Musiksendungen den Großteil des ausgestrahlten Programms,<br />
und diese mussten live aufgeführt werden. Das war eine willkommene Gelegenheit für Musiker,<br />
in jener wirtschaftlich schwierigen Zeit Arbeit zu finden, und es waren besonders die Wiener Symphoniker,<br />
die von dieser Möglichkeit profitieren konnten. Das heißt, genauer gesagt, dass bei den meisten<br />
Konzerten, die sie gaben, sie unter dem Namen „Wiener Sinfonieorchester“ auftraten, aber das Orchester<br />
wurde aufgrund einer ziemlich komplexen Rechtskonstruktion verwaltet, was dazu führte, dass<br />
es auch unter den Namen „Concertverein“ und „Wiener Tonkünstlerorchester“ zu hören war. 8 Das Orchester<br />
war im 1913 eröffneten Konzerthaus in Wien beheimatet, dessen Großer Saal der erste Standort<br />
war, von dem aus Radio Wien Live-Übertragungen durchführte. Kurioserweise war das erste von dort<br />
live ausgestrahlte Konzert eine Aufführung des aus 350 Mitgliedern bestehenden „Zentralverbandes der<br />
Arbeiter-Mandolinen-Orchester Österreichs“ am 24. Mai 1925, aber vom Dezember 1925 an gab es häufig<br />
Liveübertragungen von Konzerten der Wiener Symphoniker. In deren Programmen war auch oft eine<br />
Komposition von Johann Strauss (Sohn) zu finden, in den meisten Fällen ein Walzer, der als letzte Nummer<br />
gespielt wurde – gelegentlich an derselben Stelle zwei oder drei Werke von ihm oder von seinem<br />
Bruder Josef, und das war auch bei den im Studio aufgeführten Konzerten der Fall.<br />
5 Siehe Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S.<br />
159 - 160; Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 189 - 190,<br />
194.<br />
6 Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S. 161 -<br />
162.<br />
7 Für das Programm s. Radio Wien, 25. Oktober 1925, S. 139 (= ANNO, S. 29).<br />
8 Ernst Kober: „Geschichte der Wiener Symphoniker“ in Rainer Bischof (Hrsg.), Ein Jahrhundert Wiener Symphoniker,<br />
(Wien: Holzhausen, 2000), S. 21 - 53.<br />
29
Obwohl Einzelkompositionen der Strauss-Dynastie mehr oder weniger jeden Tag in den Sendungen von<br />
Radio Wien zu hören waren, waren Konzerte, die ausschließlich ihrer Musik gewidmet waren, eher selten.<br />
Das war auch bei der Strauss-Kapelle selbst der Fall gewesen; das typische Programm der zwischen<br />
1870 und 1900 von Eduard Strauss im Großen Saal des Musikvereins dirigierten Konzerte bestand aus<br />
zwölf Nummern, von denen etwa acht Strauss-Kompositionen waren. Die restlichen Stücke waren Werke<br />
von anderen Komponisten, und die meisten davon wurden in Arrangements gespielt, die von Josef<br />
oder Eduard Strauss stammten. Ein Programm ausschließlich aus Strauss-Musik war eigentlich die Ausnahme;<br />
ein solches Konzert wurde nur dann gegeben, als es galt, einen für die Strauss-Dynastie besonderen<br />
Anlass zu feiern, wie etwa in den Jahren 1868 und 1869 die Wiederkehr des Todestages von Johann<br />
(Vater) oder im Oktober 1894 die fünfzigste Wiederkehr des Debüts von Johann (Sohn) als Musikdirektor,<br />
– oder gelegentlich auch bei einer Aufführung der Strauss-Kapelle im Ausland, weil, wie aus<br />
zeitgenössischen Berichten klar hervorgeht, es vor allem die Musik der Strauss-Dynastie war, die das<br />
dortige Publikum hören wollte.<br />
In den frühen Tagen von Radio Wien hielt man es für genau so wichtig – wenn nicht wichtiger, die Hörer<br />
zu bilden als sie zu unterhalten. Zusätzlich zu den Konzerten gab es viele Vorträge, die oft von Journalisten<br />
gehalten wurden, die schon einen Namen für sich in Wien gemacht hatten. Darunter waren Schriftsteller<br />
wie Ernst Decsey (1870 - 1941), Fritz Lange (1873 - 1933), und Siegfried Löwy (1857 - 1931), alle<br />
Kultur- und Musikkritiker, die Bücher über die Strauss-Dynastie veröffentlicht hatten. Sie verfassten<br />
nicht nur Artikel für Radio Wien, die Wochenzeitschrift der RAVAG, sondern gestalteten auch Sendungen<br />
und moderierten die ausgestrahlten Konzerte. Zum Beispiel präsentierte Lange, in etwa monatlichen<br />
Abständen ab März 1925, eine Reihe von Sendungen mit dem Titel „Ein Jahrhundert heitere Wiener Musik:<br />
Ein Zyklus in zwölf Abenden“. Diese waren Studioaufführungen in kleiner Besetzung, in denen die<br />
Musik der Sträusse natürlich eine wichtige Rolle spielte. Am 4. Mai 1925, als eine Art Vorspiel zu den<br />
Feiern anlässlich der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober<br />
1925, sendete Radio Wien einen „Johann-Strauß-Abend: Der Walzerkönig und sein Lebenswerk“, der<br />
von Löwy präsentiert und bei der die Musik von den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Rudolf<br />
Nilius mit der Sopranistin Marie Gerhart als Solistin aufgeführt wurde. Diese Sendung wurde offenbar<br />
mit großer Begeisterung aufgenommen, was sogar dazu führte, dass der Sender einen Brief vom Bundeskanzleramt<br />
erhielt, in dem der Abend – besonders der Beitrag von Marie Gerhart – überschwänglich<br />
gelobt wurde. Der Brief wurde von einundzwanzig Mitarbeitern unterschrieben und endete: „Wir alle<br />
hegen nur den einen Wunsch, noch einmal diesen herrlichen Strauss-Abend geniessen zu können. Wird<br />
dieser Wunsch in Erfüllung gehen?“ 9<br />
Die nächste Gelegenheit, ein von den Wiener Symphonikern gespieltes und von Radio Wien ausgestrahltes<br />
Strauss-Konzert zu hören, kam am Jubiläumstag selbst, wobei Nilius wieder dirigierte. Am Silvesterabend<br />
1925 waren Orchester und Dirigent noch einmal im Radio zu erleben; ihr Abendkonzert im Studio<br />
schloss mit zwei Walzern, den Sphärenklängen von Josef und dem Donauwalzer von Johann Strauss,<br />
aber die nächsten ausgestrahlten Konzerte, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet<br />
waren, fanden erst Anfang 1927 statt. Am 2. Januar präsentierten die Wiener Symphoniker ein Johann-<br />
Strauss-Programm, mit Hugo Reichenberger als Dirigenten und Maria Gerhart als Solistin; sie sang, wie<br />
im Jahre 1925, die Fassung des Walzers Frühlingsstimmen für Sopran und Orchester. Sie war ein weiteres<br />
Mal am 11. Januar 1927 zu hören, und zwar in einer von Lange modierierten Sendung, „Josef Strauß,<br />
der letzte Romantiker der Wiener Tanzmusik“, die als „Vorspiel zur Zentenarfeier“ gedacht war und<br />
„[e]in Bild seines Lebens und Schaffens“ präsentieren sollte. Das eigentliche Datum des hundertsten<br />
Geburtstags von Josef Strauss war der 20. August 1927, aber erst am 23. August wurde die vollständige<br />
Jubiläumssendung ausgestrahlt. Aufgeführt wurde „[e]ine Auslese seiner schönsten und populärsten<br />
9 Brief, datiert mit 6. Mai 1925 an „die Direktion der RAVAG“, abgedruckt in Radio Wien, 24. Mai 1925, S. 2.<br />
30
Walzer- und Polkakompositionen“, auch diesmal in kleiner Kammerbesetzung und von Lange moderiert.<br />
10<br />
Inzwischen hatte die RAVAG neue Standorte für Liveübertragungen technisch ausgerüstet. Darunter war<br />
der Große Saal des Musikvereins, denn, wie in der Zeitschrift Radio Wien zu lesen war, „Die Arbeiten<br />
betreffend Anschluß des Musikvereins müssen bis 25. März [1927] durchgeführt sein, da mit diesem<br />
Termin die große Beethoven-Zentenarfeier beginnt, welche internationale Bedeutung hat und an der die<br />
„Ravag“ selbstverständlich in entsprechender Weise teilnehmen muß.“ 11 Das erste von diesem Standort<br />
übertragene Konzert war daher ein Beethoven-Programm am 30. März, gespielt von den Wiener Phiharmonikern<br />
unter der Leitung von Felix von Weingartner. Nun war es möglich, ein Strauss-Konzert aus<br />
dem Saal zu übertragen, in dem ab dessen Eröffnung 1870 Eduard Strauss und die Strauss-Kapelle durch<br />
drei Jahrzehnte regelmäßig konzertiert und im Oktober 1889 einige Aufnahmen auf Wachszylindern für<br />
den Phonographen von Edison gemacht hatte. 12 Die Idee, ein solches Konzert zu veranstalten und Johann<br />
Strauss (Enkel) als Dirigenten einzuladen, kam von Paul Fränkel, einem Wiener Unternehmer. Er<br />
war Vizepräsident des Wiener Tonkünstlervereins und daher auch an der Verwaltung der Wiener Symphoniker<br />
beteiligt. Das Konzert, mit „Karten zu populären Preisen“, fand nachmittags um 15.30 Uhr am<br />
Sonntag, 1. Januar 1928 statt, wobei das Orchester als das „Wiener Tonkünstlerorchester“ spielte, wie<br />
Strauss selbst in einem damals in der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse veröffentlichten Bericht<br />
erklärte. 13<br />
Dieses Konzert kann daher für sich in Anspruch nehmen, das allererste Neujahrskonzert von Wiener Musik<br />
zu sein, das im Großen Saal des Musikverereins aufgeführt und von dort live im Radio übertragen<br />
wurde – ein Konzert von und mit Strauss. Das Programm wurde von Fritz Lange moderiert und hatte den<br />
Titel „Die Walzerdynastie Strauß und die Gesellschaft der Musikfreunde“, um gleichsam den Zusammenhang<br />
zwischen dem Standort, der Musik und dem Dirigenten zu betonen. Alle fünf Komponisten der<br />
Strauss-Dynastie waren vertreten, mit neun Orchesterwerken und vier gesungenen Nummern, letztere<br />
wurden von Klara Musil und Georg Maikl aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper aufgeführt. Interessanterweise<br />
stand der Donauwalzer nicht auf dem Programm, aber das Konzert schloss mit dem Radetzkymarsch,<br />
vor dem die Schnellpolka Im Galopp von Johann Strauss (Enkel) gespielt wurde. Es ist auch<br />
interessant, dass nur einen Monat später, am 4. Februar 1928, die Wiener Philharmoniker ihren ersten<br />
„Johann-Strauss-Abend“ gaben, auch im Musikverein und auch von Radio Wien live übertragen. Der<br />
Dirigent war Erich Kleiber, ein gebürtiger Wiener, aber damals Direktor der Berliner Staatsoper. Kam die<br />
Anregung für dieses „Außerordentliche Konzert“ von dem am Jahresanfang von den Wiener Symphonikern<br />
unter Johann Strauss (Enkel) gespielten Konzert – oder kann man es auch als Hinweis auf dessen<br />
Erfolg sehen? 14<br />
Das von den Symphonikern am 1. Januar 1929 unter Johann Strauss (Enkel) aufgeführte Konzert wurde<br />
ähnlich dem im vorigen Jahr gestaltet und hatte den Titel „Johann, Josef und Eduard Strauss“. Es wurde<br />
wieder von Lange präsentiert, und schloss auch wieder mit dem Radetzkymarsch und einer Schnellpolka<br />
von Johann (Enkel) ab, in diesem Fall Frisch durch’s Leben. Das Konzert am 1. Januar 1930 hatte denselben<br />
Titel; es wurde als ein „Populäres Orchesterkonzert des Vereines Wiener Tonkünstler-Konzerte“<br />
angekündigt, obwohl in einer späteren, „richtiggestellten“ Fassung des Programms das Orchester als<br />
„Das Wiener Symphonieorchester“ bezeichnet wurde, – vielleicht ein Hinweis auf die finanziellen<br />
Schwierigkeiten, in die der Tonkünstlerverein geraten war und die dazu führten, dass er um diese Zeit<br />
10 Radio Wien, 10. Januar 1927, S. 736 (= ANNO S. 6); Radio Wien, 22. August 1927, S. 2112 (=ANNO, S. 8).<br />
11 Radio Wien, 28. März 1927, S. 1283, (=ANNO S.17)<br />
12 Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 123 - 124.<br />
13 „Konzertnachrichten“, Neue Freie Presse, 25. Dezember 1927, S. 20; „Gespräch mit dem Enkel des Walzerkönigs“,<br />
Neue Freie Presse, 1. Januar 1928, S. 10.<br />
14 Für das Programm s. Radio Wien, 30. Januar 1928, S. 648 (= ANNO, S. 14). Für eine Rezension des Konzerts s.<br />
„Johann Strauß-Abend der Philharmoniker“,Wiener Zeitung, 8. Februar 1928, S. 4.<br />
31
aufgelöst werden musste. 15 Als Abschluss des Programms wählte Johann (Enkel) in diesem Jahr nicht<br />
den Radetzkymarsch sondern einen seiner eigenen Märsche, Mit vereinten Kräften, – vielleicht eine Anspielung<br />
darauf, dass alle Beteiligten während der damaligen Wirtschaftskrise sich gemeinsam anstrengen<br />
und zusammenarbeiten sollten. Ein Jahr später blieben Titel und Moderator unverändert, aber als<br />
Abschluss des Programms kehrte Johann (Enkel) wieder zu seiner eigenen Schnellpolka Frisch durch’s<br />
Leben zurück. In den Wiener Zeitungen wurde das Konzert zu diesem Zeitpunkt schon als das „traditionelle<br />
Johann-Josef-Eduard Strauß- Konzert“ angekündigt. 16<br />
Mit dem am 1. Januar 1932 von Johann Strauss (Enkel) und den Wiener Symphonikern aufgeführten<br />
Konzert endete diese Tradition. Diesmal erwähnt das Radioprogramm den bisherigen Präsentator Fritz<br />
Lange nicht, aber er war der Verfasser eines Artikel mit dem Titel „ ‚Heut’ spielt der Strauß!‘ Auftakt zum<br />
heutigen Konzert Johann Strauß’ Enkel“, der am selben Tag im Neuen Wiener Journal erschien. 17 Darin<br />
gibt es keinen Hinweis, dass diese Aufführung die letzte ihrer Art sein könnte; stattdessen wird über die<br />
europaweiten Tourneen von Johann (Enkel) berichtet, und besonders über das Konzert, das er im vorangegangen<br />
Sommer im Wiener Stadion dirigiert hatte, bei dem ihn „Tausende und Tausende“ bejubelt<br />
hätten. Es gab zwei solche „Monsterkonzerte“ mit der Musik der Strauss-Dynastie, das erste am 1. August<br />
1931, das zweite am 11. Juni 1932. Danach kehrte Johann Enkel erst im Februar 1936 nach Wien<br />
zurück. Von diesem Besuch wurde berichtet: „Am Bahnhof waren zu seiner Begrüßung zahlreiche Persönlichkeiten<br />
erschienen,“ und sein Photo war auf der Titelseite der Zeitschrift Radio Wien vom 28. Februar<br />
1936 zu sehen. 18 Darin war auch ein Artikel über ihn zu lesen, sowie Details zu dem Programm, das<br />
ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet war und er am 1. März im Großen Saal des Musikvereins<br />
dirigieren sollte. Die Aufführenden waren das „verstärkte Funkorchester der Wiener Symphoniker“<br />
und der Wiener Männergesangverein. Der Chor gab die Uraufführung eines Walzers von Johann<br />
(Enkel), Lob der Heimat, zu dem der Text vom Wiener Dichter Josef Weinheber (1892–1945) geschrieben<br />
wurde. Es sang auch zwei weitere Werke, die für den Verein von der Strauss-Dynastie komponiert wurden,<br />
die Polka française Aus Lieb’ zu ihr von Eduard, 19 und den Donauwalzer von Johann (Sohn). Obwohl<br />
das Konzert nur als ein „Strauß-Konzert“ angekündigt wurde, ist es wahrscheinlich, dass es veranstaltet<br />
wurde, um den siebzigsten Geburtstag von Johann (Enkel) am 16. Februar 1936 zu feiern.<br />
Auch im folgenden Jahr besuchte Johann Strauss (Enkel) Wien, diesmal um in einem Festkonzert mit<br />
dem Titel „Siebzig Jahre Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘ “ mitzuwirken. Dieses fand am 14. Februar<br />
1937, dem Tag vor dem eigentlichen Jubiläum, im Musikverein statt. Die Aufführenden waren diesselben<br />
wie im Jahr vorher, aber dieses Mal nahm auch der Chor der Wiener Staasoper teil, und es gab<br />
vier Dirigenten: Ferdinand Grossmann und Georg Gruber vom Wiener Männergesangverein; Felix von<br />
Weingartner, der damalige Direktor der Wiener Staatsoper; und Johann Strauss (Enkel). Er war es aber<br />
nicht, der den Donauwalzer dirigierte. Der berühmte Walzer wurde zweimal gespielt: zuerst in der Chorfassung,<br />
mit dem Wiener Männergesangverein unter der Leitung von Grossmann, und, als Abschluss des<br />
Konzerts, in der Orchesterfassung von den Wiener Symphonikern unter Weingartner. 20<br />
15 „(Richtig gestelltes Programm) Das Wiener Symphonieorchester“, Radio Wien, 3. Januar 1930, S. 64 (=ANNO<br />
S. 68).<br />
16 „das traditionelle Johann-Josef-Eduard Strauß-Konzert“, Neues Wiener Tagblatt, 1. Januar 1931, S. 13.<br />
17 Neues Wiener Journal, 1. Januar 1932, S. 9.<br />
18 Neues Wiener Journal, 28. Februar 1936, S. 5. Radio Wien, 28. Februar 1936. Für das Programm s. S. 15 (=ANNO<br />
S. 17).<br />
19 Die Polka française Aus Lieb’ zu ihr, Op. 135, von Eduard Strauss, wurde dem Wiener Männergesangverein gewidmet<br />
und bei seiner Faschings-Liedertafel am 24. Januar 1876 uraufgeführt. Eine englische Fassung, For Love of<br />
Her, in der Übersetzung von „Mrs Tretbar“, wurde als eine „new polka“ angekündigt und von der Kapelle Strauss<br />
zusammen mit einem von den lokalen österreichischen und deutschen Singvereinen zusammengestellten Chor im<br />
August 1890 in New York im Laufe der ersten amerikanischen Tournee von Eduard Strauss aufgeführt. S. dazu<br />
Bailey, Eduard Strauss, S. 136.<br />
20 Für das Programm s. Radio Wien, 12. Februar 1937, S. 14 (=ANNO S. 18).<br />
32
Mit Ausnahme der zwei „Monsterkonzerte“ im Wiener Stadion wurden alle Konzerte, die Johann Strauss<br />
(Enkel) zwischen 1928 und 1937 in Wien dirgierte, von der RAVAG live übertragen. Aber die ausführlichen<br />
Auslandsprogramme, die in ihrer Zeitschrift Radio Wien veröffentlicht wurden, zeigen, dass außer<br />
den beiden 1936 und 1937 aufgeführten Konzerten, die auch von Radio Strasbourg ausgestrahlt wurden,<br />
keine weiteren ins Ausland übertragen wurden. Bei den Strauss-Konzerten, die zwischen 1929 und 1933<br />
von den Wiener Philharmonikern unter Clemens Krauss gegeben wurden, war die Situation ganz anders.<br />
Diese Aufführungen wurden nicht nur von Radio Wien sondern auch von vielen Auslandssendern in<br />
Deutschland und Osteuropa übertragen. Es waren natürlich nicht nur die Strauss-Konzerte, die live von<br />
den Salzburger Festspielen ausgestrahlt wurden: Schon ab 1927 gab es Übertragungen von Konzerten<br />
und Opernaufführungen. Aber ab 1933, nach der Machtergreifung des NS-Regimes, übertrugen keine<br />
deutschen Sender Veranstaltungen der Salzburger Festspiele, was sicher als Folge der Sanktionen, mit<br />
denen es Österreich belegt hatte, zu sehen ist. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das<br />
Deutsche Reich im Jahre 1938 war alles wieder ganz anders, und der Großdeutsche Rundfunk zeigte<br />
reges Interesse für die Strauss-Konzerte, die die Wiener Philharmoniker vom Ende 1939 bis Anfang 1945<br />
aufführten. Das erste solche Konzert nach Kriegsende fand am 1. Januar 1946 statt. Es wurde von Josef<br />
Krips dirigiert und nun zum ersten Mal offiziell als „Neujahrskonzert“ bezeichnet. Das Konzert wurde<br />
wieder von Radio Wien ausgestrahlt, sowie von dem Sender „Rot-Weiß-Rot“, der von der US-Besatzung<br />
eingerichtet worden war. Es war auch das erste Mal, dass der Donauwalzer und der Radetzkymarsch als<br />
Zugaben gespielt wurden, obwohl die Tradition, nach der diese beiden Werke immer den Abschluss des<br />
Konzerts bilden, sich erst in den 1960 Jahren endgültig durchsetzte. Besonders seitdem das Konzert<br />
auch im Fernsehen übertragen wird (ab 1959), ist es zu einem weltweiten Medienereignis geworden.<br />
Es ist interessant, die Programme der von Clemens Krauss dirigerten Strauss-Konzerte mit jenen, die<br />
Johann Strauss Enkel um 1930 aufführte, zu vergleichen. Während Krauss bei den bekannten Meisterwerken<br />
von Johann (Sohn) und Josef blieb, – was bei den Kritikern nicht unbemerkt blieb, von denen<br />
einer notierte: „Im wesentlichen waren es immer wieder dieselben Werke [...] die jubelnde Begeisterung<br />
entfesselten“ –, 21 brachten die Programme von Strauss mehr Abwechslung, wobei er offenbar großen<br />
Wert darauf legte, Werke von allen fünf Komponisten seiner Familie zu inkludieren. Bei den Programmen,<br />
die die Wiener Philharmoniker in ihren späteren Neujahrskonzerten spielten, ist das nie der<br />
Fall gewesen. Erst 1964 wurde ein Werk von Eduard Strauss aufgeführt, und eine Komposition von Johann<br />
(Enkel) ist nie auf das Programm gesetzt worden. Während Johann Strauss (Enkel) und Clemens<br />
Krauss nur Werke der Familie Strauss spielten, haben spätere Dirigenten oft Werke von anderen Komponisten<br />
einbezogen, sowohl Wiener Tänze von beispielsweise Joseph Lanner und Carl Michael Ziehrer,<br />
als auch andere „ernstere“ Stücke, wie etwa die Ouvertüre zu Figaros Hochzeit von Mozart oder den<br />
letzten Satz der Abschiedsymphonie von Haydn, wobei hinzuzufügen ist, dass diese beiden Kompositionen<br />
auch im neunzehnten Jahrhundert von der Strauss-Kapelle gespielt wurden. 22<br />
Es war offenbar ein Anliegen von Johann Strauss (Enkel), nicht nur die Musik von der ganzen Strauss-<br />
Dynastie sondern auch sowohl gesungene Nummern als auch Orchesterwerke in seine Neujahrskonzerte<br />
einzubeziehen. In den Jahren 1928 und 1929 waren zwei Solisten der Wiener Staatsoper zu hören, die<br />
Nummern aus den Operetten Eine Nacht in Venedig und Cagliostro in Wien in den kürzlich von Erich<br />
Wolfgang Korngold gemachten Arrangements sowie aus dem Zigeunerbaron aufführten. Im Jahr 1930<br />
trat der Klaviervirtuose Otto Schulhof als Solist in seiner eigenen Walzerrhapsodie nach Straußschen<br />
Motiven für Klavier und Orchester auf. In den letzten beiden Konzerten in den Jahren 1931 und 1932<br />
21 Neues Wiener Journal, 9. August 1932, S. 12.<br />
22 Das vollständige, sehr umfangreiche Repertoire der Strauss-Kapelle wird aufgelistet in Concert-Repertoire der<br />
bestandenen Kapelle des Eduard Strauß, k.u.k. Hofball-Musik-Director a.D. (in das Privatleben zurückgetreten im<br />
März 1901) (Wien: Buchdruckerei [Katholischer Schulverein] Wien I., Dorotheergasse 7). Am Ende der Konzertsaison<br />
im Sommer 1869 in Pawlowsk verabschiedeten sich Johann und Josef Strauss u.a. mit Aufführungen der Abschieds-Symphonie<br />
von Joseph Haydn. S. dazu BuD II, 132.<br />
33
waren dagegen nur Orchesterwerke zu hören, was eventuell auf organisatorische oder finanzielle Probleme<br />
hinweist.<br />
Im Jahr 1933 und in den folgenden Jahren wurde die von Johann Strauss (Enkel) etablierte Tradition der<br />
Strauss-Konzerte von der RAVAG nicht fortgeführt. Es gab zwar am Neujahrstag Konzerte von Wiener<br />
Musik, aber der Anteil der darin gespielten Kompositionen der Strauss-Dynastie ging merkwürdigerweise<br />
zurück. Die Assoziation zwischen Neujahr und der Musik der Strauss-Dynastie kann man daher als<br />
eine Folge der offenbar sehr beliebten Konzerte von Johann Strauss (Enkel) betrachten. Zudem könnte<br />
es sehr wohl der Fall gewesen sein, dass Clemens Krauss, der zwischen 1929 und 1934 in Wien tätig war<br />
und dabei nicht nur die Wiener Philharmoniker sondern auch die Wiener Symphoniker dirigierte, diese<br />
noch im Kopf hatte, als er seine eigenen Neujahrskonzerte mit Strauss-Musik einige Jahre später nach<br />
seiner Rückkehr aus Frankfurt nach Wien ins Leben rief.<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Idee, dass ein Strauss-Konzert einen sehr passenden musikalischen<br />
Anfang für das Neue Jahr liefern kann, in die ganze Welt verbreitet. So zum Beispiel dirigierte in<br />
den Jahren 1977 bis 2015 der britische Strauss-Spezialist John Georgiadis Konzerte von Wiener Musik,<br />
hauptsächlich mit Kompositionen der Strauss-Dynastie, zu Silvester oder am Neujahrstag in London.<br />
Diese wurden in den meisten Jahren vom London Symphony Orchestra aufgeführt, aber auch gelegentlich<br />
von dem BBC Concert Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra. Diese Konzerte finden<br />
derzeit nicht mehr statt, aber viele Regionalorchester in Großbritannien und Nordirland veranstalten<br />
zum Neujahr Konzerte, die der Wiener Musik, besonders der Strauss-Dynastie, gewidmet sind. So waren<br />
am 1. Januar 2017 solche Programme in Städten wie Edinburgh oder Manchester zu hören. 23 Ähnlich<br />
gestaltete Konzerte waren in den letzten Jahren auch in Österreich und Deutschland immer öfter zu hören.<br />
Darüber hinaus kommt es häufig bei Liebhaberensembles in der ganzen Welt vor, dass sie zu Neujahr<br />
ein Strauss-Konzert veranstalten. Es ist zwar klar, dass es vor allem die immer größer werdende Zahl<br />
der Zuhörer and Zuseher der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker ist, die hinter diesem Trend<br />
steht, aber dabei sollte man sich bewusst sein, dass die Wurzeln dieser Konzerte bis zu den Konzerten<br />
von Johann Strauss (Enkel) und daher zu der Strauss-Dynastie selbst zurückreichen. Das heißt, dass die<br />
eigentlichen Ursprünge der Neujahrskonzerte in einer Zeit zu finden sind, die lange vor der Periode liegt,<br />
in der das Musikleben in Wien durch das Propaganda der NS-Regime beeinflusst und gestaltet wurde.<br />
Literatur<br />
- ANNO Online = AustriaN Newspapers Online, das digitale Archiv von Zeitungen und Zeitschriften<br />
der Österreichischen Nationalbibliothek (www.anno.onb.ac.at). Die Seitenzahlen der gedruckten<br />
Werke können von den Online-Seitenzahlen abweichen.<br />
- Bailey, Leigh: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017).<br />
- Briefe und Dokumente oder BuD = Johann Strauss (Sohn): Leben und Werk in Briefen und Dokumenten.<br />
Im Auftrag der Johann-Strauß Gesellschaft Wien gesammelt und kommentiert von Franz<br />
Mailer, 10 Bde. (Tutzing: Hans Schneider, 1983-2007).<br />
- Lang, Zoe Alexis: The Legacy of Johann Strauss (Cambridge: CUP, 2014).<br />
- Vienna Music ist die Zeitschrift der Johann Strauss Society of Great Britain. Derzeit erscheint sie<br />
einmal im Jahr und das Newsletter, das Mitteilungsblatt der Gesellschaft, zweimal im Jahr. Details<br />
dazu findet man unter www.johann-strauss.org.uk.<br />
- WB/WSLB = Wienbibliothek im Rathaus, vormals Wiener Stadt- und Landesbibliothek.<br />
23 Siehe John Georgiadis: „London’s Annual New Year’s Concerts, 1st January 1977 to 31st December 2015“, in<br />
Vienna Music no. 106 (Winter 2016-17), S. 9-17. In dem Newsletter der Johann Strauss Society of Great Britain<br />
werden Neujahrskonzerte mit Wiener bzw. Strauss-Musik regelmäßig angekündigt.<br />
34
Wer war HITL? – Ein Suchbericht<br />
von Norbert Linke<br />
Was hatte die berühmte Strauss-Kapelle an Tanzmusikwerken der Vorgänger von Lanner und Strauss<br />
(Vater) in ihrem Programm? Wir wüssten es nicht, wenn uns nur die 1907 erfolgte Verbrennung des<br />
Stimmenmaterials zu bedauern übrig bliebe. Zur Erinnerung: Eduard Strauss hatte in zwei Wiener<br />
Brennöfen das gesamte Repertoire seiner Kapelle den Flammen übergeben (Linke 1987, Seite 11ff.).<br />
Unfassbare 2547 Stimmpakete waren verloren gegangen. Neben vielen Arrangements ließ Eduard mehr<br />
als 1000 Original-Instrumentationen aus dem eigenen Familienkreis verbrennen. Vom Vater stammten<br />
36 Werke, vom Bruder Josef 260, vom Bruder Johann 337 und von ihm (Eduard) selbst nicht weniger als<br />
324 Werke (Linke 1987, Seite 13). Somit hatte Eduard auch sein eigenes Andenken extrem geschädigt.<br />
Zum Glück war wenige Jahre zuvor das gesamte „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDU-<br />
ARD STRAUSS kaiserl. und königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März<br />
1901) Wien“ (o.J.) aufgelistet worden. Auf den Seiten 3 bis 21 lassen sich unter der Spalte „Concert-<br />
Piecen“ (Seiten 8 - 11) auch gesuchte Werke der Vorgängerzeit finden. Es sind nur wenige: Deutsche<br />
Tänze von Schubert (in der Bearbeitung von Johann Herbeck), Aufforderung zum Tanze von Weber (2<br />
Ex.) und 9 Oberländler von Hitl.<br />
Mit Franz Schuberts Deutschen Tänzen und Carl Maria von Webers bekanntem Walzer-Rondo sind Werke<br />
benannt, die sich konzertanter Darbietungen erfreuen konnten (d.h.: nicht in öffentlichen Sälen zum<br />
Tanz aufgespielt wurden). Einzig mit den 9 Oberländlern eines gewissen „Hitl“ stehen konkrete Tanzsaal-Erinnerungen<br />
der 1820er Jahre (aus der Zeit des „Biedermeier“) zur Diskussion.<br />
Die ausgesprochene Rarität dieses Unikats mag uns zu denken geben. Dabei verweist die relativ aufwendige<br />
Zahl 9 auf eine dem Cotillon ähnliche Tanzgestaltung – zumindest auf eine vor-lannerische<br />
Norm. Lanners Gegenstück, die Oberländler op. 3, enthält nur 7 Nummern plus Coda. Dennoch fordert<br />
uns hier der Oberländler als Titel-Identität bei Hitl und Lanner zu einem (indirekten) Vergleich heraus.<br />
Wolfgang Dörner äußert sich so zu Lanners VII OBERLÄNDLER op. 3 (Seite 130f.):<br />
Entstehung: Vermutlich 1. Hälfte 1825, Wien Titelbezug: Tänze aus dem bayerischen Oberland<br />
wurden, wie auch die Linzer Tänze, von den Donauschiffern in den Lokalen Wiens populär gemacht,<br />
sie gelten als Vorläufer des Wiener Walzers.<br />
Die letztgenannte Vermutung, Vorläufer des Wiener Walzers, lässt uns natürlich aufhorchen. Bereits<br />
Walter Deutsch hatte sie geäußert und sie mit der Zunahme der Chromatik zu begründen versucht (Seite<br />
72):<br />
Die Anreicherung der ländlerhaften Melodieteile mit chromatischen Nebennoten zeigt an, dass<br />
Lanner dieses spezifische Merkmal der „Wiener Musik“ sehr früh in sein Schaffen aufnahm und<br />
zur stilistischen Ausprägung seiner Tänze immer wieder anwendete. Viele Teile seiner „walzerischen“<br />
Ländlerkompositionen sind mit diesem melodischen Kennzeichen ausgestattet, das in der<br />
Folge zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ wurde.<br />
Und dann führt Deutsch unter 11 Beispielen mit Notat Nr. 2 Lanners Opus 3/1826 Oberländler Nr. 1 an:<br />
als (angeblich weiterer) Beweis für Lanners chromatische Anreicherungen, als spezifisches Merkmal der<br />
„Wiener Musik“ auf dem Wege zum „Wiener Walzer“.<br />
35
Der chromatisierte (bayerische?) Oberländler als Vorbote des Wiener Walzers? Diese Annahme oder<br />
Behauptung erwies sich als abenteuerlich, als wir feststellen konnten (nein: mussten), dass Lanners<br />
erste Oberländler-Melodie wortwörtlich, Ton für Ton (ohne Transposition) abgeschrieben war. Lanners<br />
op. 3: 1a mit den chromatischen Nebennoten cis (statt c) und dis (statt d) ist in Wirklichkeit der Österreichischen<br />
Volkslieder-Sammlung von F. Ziska und J. M. Schottky (Pesth 1819) entnommen – daselbst<br />
Seite 63: Liebe über alles / Mäßig geschwind: Vom Wald bin i fiara, wo d´Sunn so schen schaint.<br />
Franz Tschiska (Ziska), 1786 - 1855 Wien, österreichischer Kulturhistoriker, hatte sich von den Brüdern<br />
Grimm anregen lassen und 1817/18 in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem schlesischen<br />
Mundartforscher Julius Maximilian Schottky (1797 Kupp/Krs. Oppeln - 1849 Trier) die „Österreichischen<br />
Volkslieder mit ihren Singeweisen“ erstellt (von Leopold Schmidt als „Kronjuwel unserer Volksliedsammlung“<br />
bezeichnet). Tschiska war seit 1828 Direktor des Wiener Stadtarchivs. Schottky schrieb die erste<br />
Biographie über Nicolo Paganini (Prag 1830).<br />
Der Sammlung von Ziska & Schottky hatte Josef Wilde acht Melodien für seinen Anhang österreichischer<br />
Volkslieder entnommen, die 1820 unter dem Titel Oberösterreicher Ländler op. 15 im großen<br />
Redoutensaal gespielt, getanzt und gesungen worden sind. Ziska (= Tschiska) und Schottky hatten rund<br />
um Wien bis zu einer Fläche, die weit ausläuft gegen Ungarn (Seite V), Lieder- und Tanzweisen (Seite IX)<br />
gesammelt – mit sogenannten Schleifertexten = zu Volkstänzen gedichteten und gesungenen Versen.<br />
Wenn nun Dörner (Seite 131) bei Lanners Oberländlern die Herkunft auf das bayerische Oberland lokalisiert<br />
hat, so folgt er damit der Auffassung gewisser Tanzforscher wie Otto Schneider (Seite 374): Oberländler.<br />
Name für komponierte Ländlerformen im oberbayerischen Stil. Andere Tanzforscher betonen<br />
indessen die österreichische Herkunft. So Böhme (Seite 216):<br />
Ältere Namen ... sind L ä n d e r e r und O b e r l ä n d l e r, welche Bezeichnungen recht deutlich<br />
auf seine Heimat, das Land ob der Enns (Oberösterreich) hindeuten.<br />
Auch Lange (Seite 18 f.) scheint richtig angenommen zu haben:<br />
Eine uralte Form des deutschen Tanzes... ist... der biedere Ländler, Länderer oder Oberländler, der<br />
seine Heimat in Österreich und Bayern hat.<br />
Demgemäß wäre der Begriff Oberländler eine ältere Bezeichnung für den Oberösterreicher (siehe Wilde):<br />
Als Tanzbegriff für den konzertanten „Linzer Tanz“. Lanner bot übrigens nur einmal Oberländler<br />
(op. 3) an. Mit dem Nachfolgewerk National Oberösterreichische Ländler op. 11 war die Reihe der<br />
„Oberländler“ bereits abgeschlossen: Dieser Begriff kommt bei Lanner dann nicht mehr vor (auch nicht<br />
bei Johann Strauss/Vater); er ist in Witzmanns „Der Ländler in Wien“ nicht vertreten.<br />
Der Chromatisierungs-Logik von Walter Deutsch folgend, wäre (recte) das Österreichische Volks- und<br />
Tanzlied à la Ziska & Schottky zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ auszurufen (wie<br />
es einige Tanzforscher nach wie vor tun – in Verkennung der Ableitungen Breslau 1797, Ebers Leipzig<br />
1806 und Pamer Wien 1815).<br />
Wer aber war Hitl? Bei Lange (Seite 40) lesen wir, dass ein Hitl mit r = Hirtl (ohne Vornamen) sich an der<br />
Tanzsammlung „Ernst und Tändeley“ neben 45 anderen Komponisten (!) beteiligt habe, die bei Sauer<br />
und Leidesdorf 1822 herausgekommen war. Dieser Hirtl habe sich bereits darüber freuen können, seinen<br />
Namen ehrenvoll neben solchen Heroen wie Beethoven und Schubert verzeichnet zu sehen.<br />
An anderer Stelle vergleicht Lange diesen Hirtl mit Anton Diabelli. Und Lange wird deutlicher (Seite<br />
<strong>56</strong> f.):<br />
36
In Diabellis „Millionärwalzer“... und Hirtls „Diamantwalzer“ (nach den beliebtesten Motiven des<br />
von Herrn Raimund verfassten und von Herrn Drechsler in Musik gesetzten Zauberspiels „Der Diamant<br />
des Geisterkönigs“) enthalten manche Teile, die der Geschmacklosigkeit die weitesten<br />
Konzessionen machen.<br />
Das war keineswegs ehrenvoll gemeint. Deshalb haben Langes Hinweise bei Schönherr & Reinöhl ohne<br />
negative Abstriche Eingang in die Dokumentation „Das Jahrhundert des Walzers“ gefunden (vgl. Lange<br />
Seiten 40/57 mit Schönherr/Reinöhl Seiten 12/25). Der umfassend recherchierende Max Schönherr<br />
konnte im Register Seite 362 sogar einen Zusatz vermerken: Hirtl (auch Hirt) H., Tanzmusiker.<br />
Werke eines Tanzmusikers Hirtl (nicht Hitl, auch nicht Hirt oder Hirti, Hyrt, Hürti, Hirtel, Hierdi – siehe<br />
Fastl) hatte der junge Philipp Fahrbach um 1822 als Flötist im Duo mit seinem Bruder Friedrich (Gitarre)<br />
bereits ins Repertoire einbezogen. Fahrbach erinnerte sich (Seite 10): Hirtl schrieb sehr schöne Walzer,<br />
und wie es verlautete, meist ohne sich vorher eine Partitur davon zu machen, wie es Strauss und ich<br />
selbst später getan haben.<br />
Sehr schöne Walzer? Welches Musikologen-Herz dürfte bei solch positiver Beurteilung nicht höher<br />
schlagen, und die in Archiven noch einsehbaren Werke von Hirtl aufstöbern und untersuchen wollen?<br />
Auf der Suche nach dem bei Lange und Schönherr/Reinöhl genannten Diamant-Walzer konnte man bereits<br />
in Weinmanns Diabelli-Katalog fündig werden – zwar auf Seite 119 noch unter dem nicht ganz richtigen<br />
Namen J. Hirtl (WZ 29.1.1825), aber auf Seite 111 mit dem endlich richtigen Namen Heinrich Hirtl,<br />
Der beliebte Prater-Marsch, WZ 26.7.1824.<br />
Unter J. Hirtl hat Weinmann vermutlich eine Verwechslung mit Jaco(bus) Hirtl oder mit dessen Bruder<br />
Ignatz (Ignatius) Hirtl hingenommen.<br />
Jacob Hirtl (1768 Krems – 1852 Wien) war (nach Fastl) als Oboist in mehreren Kapellen der<br />
Esterházys tätig, ehe er ab 1813 ans Theater in der Leopoldstadt verpflichtet wurde, wo sein<br />
jüngerer Bruder,<br />
Ignatz Hirtl (1773 Krems – 1848 Leopoldstadt), als Hornist bereits seit 1796 als Theatermusiker<br />
beschäftigt war.<br />
Der Sohn von diesem Hornisten Ignatz Hirtl ist unser Heinrich Hirtl, geboren 1800 in der Leopoldstadt,<br />
der seit 1822 als Fagottist ebenfalls am Theater in der Leopoldstadt seine Anstellung gefunden hatte.<br />
Für seinen Vater komponierte er im Februar 1823 ein viersätziges Konzert mit großem Orchester (2, 2, 2,<br />
2 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, 1, 1, 1) mit den Sätzen Allegro, Polonaise, Adagio und Rondo Allegretto. Die Töne 3<br />
bis 5 des Anfangs stimmen übrigens mit dem Kopfmotiv der „Fledermaus-Ouvertüre“ von Johann<br />
Strauss (Sohn) überein.<br />
Komponiert ist das Concerto, das in eigenhändig handschriftlicher Partitur von 114 Seiten im Wiener<br />
Archiv der Musikfreunde erhalten blieb, für das wenige Jahre zuvor erfundene Ventilhorn. Heinrich Hirtl<br />
ist vermutlich in Wien der erste gewesen, der für dieses Instrument komponiert hat.<br />
Das Ventilhorn mit dem so wichtigen, eine chromatische Spielweise zulassenden Ventilsytem,<br />
welches später auch auf die Trompete übertragen wurde, ist von dem Schlesier Friedrich Blühmel<br />
„erfunden“ und 1813 in Berlin zum Patent angemeldet worden (1818 trat ihm Heinrich Stölzel<br />
bei). Friedrich Blühmel (1777 Pless/OS - 1845) war Hornist im Orchester des Fürsten von Pless zu<br />
Sorau (siehe das spätere „Fürst-Pless-Horn“).<br />
Auf der zweiten Seite der Concerto-Partitur hat Hirtl seine Adresse angegeben:<br />
wohnhaft auf der Augartenstraße Nr 600 vom Augartentor gegenüber im neuerbauten Hause zur<br />
ebenen Erde in der Leopoldstadt in Wien.<br />
37
Erbauer dieses Neubaus war ein gewisser Joseph Mayer (Behsel, Wiener Bauinspektor, Seite 52).<br />
Nun wurde es leicht, aus weiteren Weinmann-Katalogen entsprechende Werke unter dem Namen<br />
HEINRICH HIRTL ausfindig zu machen. Hinzu kamen unsere Funde in Wiener Archiven: in der Musiksammlung<br />
– mit Dank an Prof. Norbert Rubey – und vor allem im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde<br />
– mit Dank an Archivdirektor Dr. Otto Biba (siehe die anliegende vorläufige Editionsliste HLV =<br />
Hirtl-Linke-Verzeichnis).<br />
Was aber stutzig macht, ist der Zusatz zu den „Deutschen“:<br />
Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänzen – sowie der Zusatz<br />
zu den Oberländlern: für das Pianoforte eingerichtet von Johann Pensel.<br />
Exakte Aufklärung erhielten wir vor einem Jahr durch das von Friedrich Anzenberger veranstaltete<br />
„Symposion zur Musik der ‚Hoch- und Deutschmeister‘ in der Donaumonarchie“. Da lesen wir auf<br />
Seite 24:<br />
Fritz Rathner nennt auch den Prater-Marsch als Deutschmeister-Widmungskomposition, den der<br />
sonst nicht bekannte Wiener Tanzkapellmeister Heinrich Hirtl in seinem Todesjahr 1825 komponiert<br />
hat.<br />
Christian Fastl nennt zwar als Todesdatum: 21. 3. 1824 Leopoldstadt. Wir halten allerdings die Angabe<br />
von Anzenberger (Todesjahr 1825) für wahrscheinlicher, da wir nicht annehmen mögen, dass erst nach<br />
seinem Tode der Prater-Marsch bei Diabelli und Cappi im Druck erschienen wäre – für die Kapelle des<br />
IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“, in der auch Hirtls jüngerer Bruder Ignaz (1808 – vor 1848?) als Musiker<br />
Anstellung fand, in der später Philipp Fahrbach sowie Carl Michael Ziehrer zu Kapellmeistern berufen<br />
werden sollten.<br />
Mit der Angabe HIRTL, Heinrich, spielte beim Sperl lässt uns der sorgfältig recherchierende Max Schönherr<br />
(Seite 671) vermuten, dass der Fagottist Hirtl in der Kapelle des damaligen Sperl-Musikdirektors<br />
Michael Pamer gespielt hat.<br />
Für diese Annahme spricht, dass die Wiener Musiksammlung handschriftliche Stimmenabschriften von<br />
Franz Flatscher bereithält (bis 1826), die früheste zu Sechs Menuetten (mit Trios) für ein Großes Orchester<br />
aus dem (datiert) Jahre 1820. Flatscher war Paukist des Pamer-Orchesters und zeigte dessen Sperl-<br />
Orchester mit den folgenden Instrumenten an:<br />
1, -, 2, 1 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, -, 1 (1)<br />
Hieraus ergäbe sich, dass Hirtl der Fagottist im Pamer-Orchester war. Bei Pamer wie auch bei der Militärkapelle<br />
des IR 4 dürfte Hirtl mit Kapellmeister Martin Scholl sowie mit Johann Strauss in Kontakt geraten<br />
sein. Zusätzlicher Big Point: Dass der spätere Geigenlehrer von Strauss, Johann Pollischansky, Taufpate<br />
bei der Geburt von Jakob Hirtl am 25. Juli 1816 in der Leopoldstadt war. Der getaufte Jakob war<br />
Halbbruder unseres Heinrich Hirtl.<br />
Hirtls Prater-Marsch erlangte die ehrenvolle Aufnahme in das Register „Deutsche Armeemärsche“ mit<br />
der Kennziffer AM II, 63: aktuell zu hören über YouTube.<br />
Er dürfte exakt zu jener Zeit der Kapelle des IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“ gewidmet worden sein, in<br />
der Johann Strauss (Vater) seit dem 15. September 1824 als Landwehrmann diente (Jäger-Sunstenau<br />
Dok. 36). Kapellmeister seit Ende 1808 war: Martin Scholl, in dessen private Musikproduktionen auch<br />
Pamer und Strauss einbezogen waren.<br />
38
Heinrich Hirtl wirkte seit 1822 auch als Fagottist im Theater in der Leopoldstadt (neben seinem Vater,<br />
dem Hornisten), wo er die Bekanntschaft mit Carl Meisl, Ferdinand Raimund, Wenzel Müller und Josef<br />
Drechsler machen konnte (siehe Marsch HLV 5 sowie Diamant-Walzer HLV 24 und 25). Außerdem bezeichnete<br />
er sich 1824 als Musiklehrer (Fastl). Geboren am 17.7.1800 in der Leopoldstadt, gestorben –<br />
erst 24 Jahre alt – am 21.3.1825 in der Leopoldstadt, als der 21jährige Strauss sich bemühte, ein Engagement<br />
in Graz zu finden (Jäger-Sunstenau Dok. 35).<br />
Der gleichnamige Sohn und „Walzerkönig“ Nr. 2 von Strauss kam sieben Monate später zur Welt. Hirtls<br />
kurze Schaffenszeit blieb indessen in Erinnerung, nicht allein mit dem Prater-Marsch. Noch 39 Jahre später<br />
erinnerte Carl Michael Ziehrer im Dianabad-Saal mit seinem Chronologischen Potpourri WIEN´S<br />
TANZMUSIK seit 50 Jahren op. 27 an Heinrich Hirtls Walzer (Schönherr Seite 63). Und dass noch 82 Jahre<br />
nach Hirtls Tod seine 9 Oberländler im Material der Strauss-Kapelle gefunden werden konnten, war bei<br />
Johann Strauss (Vater) sicherlich der Verehrung sowie der Erinnerung an gemeinsame Tage bei Michael<br />
Pamer gezollt.<br />
Der Titel taucht bei Hirtl nicht in Druckausgaben, sondern einzig in der Stimmenabschrift<br />
von Franz Flatscher auf (sign. mit ff in der Horn-Stimme 2). Flatscher stimmt überein<br />
mit der Pianoforte-Ausgabe P.M. 1661, eingerichtet von Johann Pensel. Diese Oberländler,<br />
jeweils 8-Takter, zumeist mit p in den a-Teilen und f in den B-Teilen, pizz 9a (Vl 2 + 3), sul<br />
ponticello 9a (Vl 1), zeichnen sich aus durch Synkopen (5a) und Hemiolen-Bildungen 7a und 8a<br />
(dort auch in der Begleitung) und umfassend 9a+b, wo der Walzer-Rhythmus den Oberländler<br />
überläuft. Es gibt weder Introduktion noch Coda. Aber die Anwendung der harmonischen Abwechslung<br />
(Kadenz) ist schon bemerkenswert:<br />
1a/1b/2a/4a/5b/7a/8a/9a nur T und D7<br />
6a mit Subdominante 8a S (Terzbass)<br />
2b mit Durchgangstönen im Bass und S<br />
3a+b/5a mit Tp mit Terzbass<br />
4b D7 T D7 > Dp Tp (Terzbass) T (Terzbass) D7 T<br />
6a D7 T D7 > Sp Tp (Terzbass) D7 T/D7 T<br />
7b Tp D7 (> Tp) S T (Terzbass) D7 T<br />
9b D DD7 D T D7 T<br />
Die harmonische Ausbreitung à la Schubert setzt zumeist in den b-Teilen an, wobei zum Schluss hin eine<br />
Steigerung erfolgt. Diese dürfte Johann Strauss besonders interessiert haben.<br />
Mit dem Kopisten Flatscher, dem Paukisten von Pamer, später von Lanner, verstärken sich unsere Annahmen,<br />
dass Hirtl als Fagottist auch für die Pamer-Kapelle – neben Strauss – gespielt haben könnte.<br />
Flatschers auf dem Deckblatt der 9 Oberländler notierte Zahl No 14 stimmt übrigens in unserer<br />
Registrierung (siehe unten) mit HLV 14 überein.<br />
Von Hirtls Frühlings-Marsch PLV 25 ist offenkundig nur Hirtls signierte Stimme Violine 3 erhalten geblieben.<br />
Dass die Rückseite zum Notat einer Posaunenstimme für Lanner benutzt wurde, ist dem Kopisten<br />
Flatscher zu verdanken und kann keine Verbindung für Hirtl mit Lanner begründen.<br />
Hirtls Tanz-Zyklen, bei so renommierten Verlagen wie Diabelli & Co, Pietro Mechetti und Mathias Artaria<br />
verlegt, erfreuten sich auch nach seinem Tode einer anhaltenden Nachfrage. Dies schließen wir aus den<br />
wiederholten Ankündigungen in der WZ, die wir bis ins Jahr 1827 hinein verfolgen konnten.<br />
Mehrere von Heinrich Hirtls Deutschen, Walzern, Oberländlern und Märschen erschienen in Stimmen-<br />
Editionen für kleines Orchester (2 oder 3 Violinen und Bass), deren Ausgaben für Pianoforte (auch vierhändig)<br />
der bewährte Klavierlehrer Johann Pensel besorgte. Von diesem stammt auch die Klavierausga-<br />
39
e zu jenen (9) Oberländlern. Eduard Strauss hat vermutlich ein erweitertes Orchestermaterial benutzt<br />
(siehe Bestand der Strauss-Kapelle), von dem wir die Urfassung in der Handschrift von Franz Flatscher<br />
HLV 15b besitzen – für die Formation<br />
1, -, 2, (1) / 2, (2), - / - / 1, 1, 1, (1), 1<br />
Es ist durchaus möglich, dass Strauss (Vater) das Orchestermaterial zu den 9 Oberländlern von der verwaisten<br />
Hirtl-Kapelle übernommen oder aus einer weiteren Stimmen-Abschrift (von Flatscher?) gespielt<br />
hat. Dass es in der Strauss-Kapelle bis zum Ende verblieb, ist einer Art Erinnerungskultur zu verdanken:<br />
als Erinnerung an einen viel zu früh verstorbenen „Kollegen“ aus der Heimatvorstadt Leopoldstadt, dem<br />
Johann Strauss (Vater) mehreres zugute halten mochte – via Martin Scholl und Brüder Scholl, via Pamer<br />
und Flatscher, ggf. auch via Pollischansky.<br />
Strauss hat überhaupt in Erinnerung an gelungene Kreativwandlungen das Vermächtnis zahlreicher Vorgänger<br />
sich „einzuverleiben“ verstanden. So u. a.<br />
- Carl Maria von Weber („Wiener-Carneval-Walzer“ op. 3: 6);<br />
- Franz Schubert („Wiener Carneval-Walzer“ op. 3: 5b; „Wiener-Launen-Walzer“ op. 6: 5; „Die so<br />
sehr beliebten Erinnerungswalzer“ op. 15: 2b);<br />
- Michael Pamer („Alte und Neue Tempete...“ op. 10).<br />
Am meisten aber ist Heinrich Hirtls „Prater-Marsch“ in der Erinnerung von Strauss lebendig geblieben.<br />
Über mehr als 20 Jahre lässt sich die Spur Hirtls bis hin zum berühmten „Radetzky-Marsch“ (und noch<br />
darüber hinaus) verfolgen: mit anteiligen „Verwertungen“ in den Opera 12, 18 ... 144, 217, 221 usw.<br />
(Linke 1987, Seite 166f.).<br />
Dem Kenner des Ouvres von Johann Strauss (Vater) dürfte nicht verborgen bleiben, wie sehr die einzelnen<br />
Teile von Hirtls „Prater-Marsch“ (vor allem die Teile 1a, 2a und 2b) bei Strauss zahlreiche Abwandlungen<br />
erfahren und Neugründungen ermöglicht haben:<br />
Hirtl 1a op. 18: 1a LUST-LAGER-WALZER<br />
op. 102: 1a ORIGINAL-PARADE-MARSCH<br />
op. 209: 2a ÖSTERREICHISCHER DEFILIER-MARSCH<br />
op. 228: 1a RADETZKY-MARSCH<br />
op. 249: 1a EXETER-POLKA<br />
Hirtl 2a op. 14: 2b CHAMPAGNER-WALZER<br />
op. 20: 3. Teil CHINESER-GALOPPE<br />
Hirtl 2b op. 223: 1b MARSCH DER STUDENTEN-LEGION<br />
Dieser Art praktizierter „Erinnerungskultur“ verdanken wir das grandiose Vermächtnis dessen, was als<br />
„Wiener Musik“ überlebt hat. Es verdankt sich nicht der Kreativität Einzelner, sondern der Verwebung<br />
von Motiven, an deren Ausformung mehrere (recte: zahlreiche) Komponisten wie Hirtl und Strauss<br />
beteiligt waren.<br />
Vorläufiges Verzeichnis der erkundeten Werk-Editionen<br />
(Werke, Lieferungen, Hefte) HLV (Hirtl-Linke-Verzeichnis)<br />
HLV 1 Sechs Menuetten für ein Großes Orchester St. Hs. sign. Franz Flatscher 1820<br />
HLV 2 (6) Schlittasch-Deutsche mit Coda St. hs. Flatscher<br />
HLV (2x) Tanz in: Ernst und Tändeley, 1822 bei Sauer & Leidesdorf<br />
HLV 3 Concerto par Corno (für Ventilhorn und Gr. Orchester) hs. H.H.: Februar 1823<br />
HLV 4 Marsch zu Wenzel Müllers „Die Fee und der Ritter“ (UA 21.2.1824) für Quintett<br />
eingerichtet von H.H. (hs H.H.)<br />
40
HLV 5a 7 Walzer samt Coda Pfte MA 738 WZ 5.7.1824<br />
> Neuausgabe D et C 5063<br />
HLV 5b 7 Walzer samt Coda Vl & Pfte MA WZ 26.4.1824<br />
HLV 5c 7 Walzer samt Coda Pfte 4hdg MA WZ 9.3.1825<br />
HLV 6a Der beliebte Prater Marsch Pfte D et C 1661 WZ 26.7.1824<br />
HLV 6b Der beliebte Prater Marsch Pfte 4hdg D et C 1662 dito<br />
HLV 7a Oberländler in A Pfte D et C 1728 WZ 8.11.1824 (1. Liefg)<br />
HLV 7b Oberländler in A Vl & Pfte D et C 1729 dito<br />
HLV 7c Oberländler in A 2 od. 3 Vl & B D et C 1730 dito/19.1.1826<br />
HLV 8a Oberländler in D Pfte D et C 1731 WZ 8.11.1824 (2. Liefg)<br />
HLV 8b Oberländler in D Vl & Pfte D et C 1732 dito<br />
HLV 8c Oberländler in D 2 od. 3 Vl & B D et C 1733 dito/19.1.1826<br />
HLV 9 Oberländler Pfte Heft 3 PM WZ 3.12.1824<br />
HLV 10 Oberländler Pfte Heft 4 PM dito<br />
HLV 11 Oberländler Pfte Heft 5 PM dito<br />
HLV 12 Oberländler Pfte Heft 6 PM dito<br />
HLV 13 6 Deutsche mit Trios samt Coda Pfte PM dito (HLV 16?)<br />
HLV 14a Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1661 WZ 3.12.1824<br />
HLV 14b 9 Oberländler in G, Orch.-St. hs. Franz Flatscher No 14<br />
HLV 15 Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1669 3. Liefg 28.1.1825<br />
wiederholt WZ 21.2.1827<br />
HLV 16 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1670 4. Liefg dito<br />
HLV 17 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1671 5. Liefg dito<br />
HLV 18 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1672 6. Liefg dito<br />
HLV 19 Deutsche 1. Liefg PM (1684?) WZ 28.1.1825 / 21.2.1827<br />
HLV 20 Deutsche 2. Liefg PM (1685?) dito<br />
HLV 21 Deutsche 3. Liefg PM (1886?) dito<br />
HLV 22 Deutsche 4. Liefg PM (1887?) dito<br />
HLV 23 Diamant-Walzer mit Trios und Coda (Der Diamant<br />
HLV 24a<br />
des Königs) Pfte D et C 1790 WZ 29.1.1825/19.1.1826<br />
Der beliebte Diamant-Marsch nach Drechslers Motiven<br />
Pfte D et C 1949 WZ 28.5.1825<br />
HLV 24b Der beliebte Diamant-Marsch Pfte 4hdg D et C 1950 dito<br />
HLV 25 Frühlings-Marsch hs Vl 3 signiert Hirtl (MHc 2286) 1<br />
HLV 26a Kirchweih-Marsch mit 2 Trios Pfte D et C 1986 WZ 12.11.1825<br />
HLV 26b Kirchweih-Marsch Pfte 4hdg D et C 1987 dito<br />
Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (1. Teil):<br />
HLV 28 Deutsche 5. Liefg PM WZ 27.1. / 21.2.1827<br />
HLV 29 Deutsche 6. Liefg PM dito<br />
HLV 30 Deutsche 7. Liefg PM dito<br />
HLV 31 Deutsche 8. Liefg PM dito<br />
HLV 32 Deutsche 9. Liefg PM dito<br />
HLV 33 Walzer 1. Liefg PM WZ 21.2.1827<br />
HLV 34 Walzer 2. Liefg PM dito<br />
1 auf der Rückseite die Zusatzstimme Trombone zu 6 Walzer in D von Lanner, s+d F.F. (= Franz Flatscher) 1825,<br />
danach Josef Lanner: Hollabrunner Ländler op. 21 (hierzu Linke 2001, Seite 97f.)<br />
41
Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (2. Teil):<br />
HLV 35 Walzer 3. Liefg PM dito<br />
HLV 36 Walzer 4. Liefg PM dito<br />
HLV 37 Walzer 5. Liefg PM dito<br />
HLV 38 Walzer 6. Liefg PM dito<br />
HLV 39 Walzer 7. Liefg PM dito<br />
HLV 40 Walzer 8. Liefg PM dito<br />
HLV 41 Walzer 9. Liefg PM dito<br />
HLV 42 Walzer 10.Liefg PM dito<br />
Zitierte Literatur:<br />
- Anonymus: „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDUARD STRAUSS kaiserl. und<br />
königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März 1901)“, Wien o.J.<br />
- Anzenberger-Ramminger, Elisabeth & Anzenberger, Friedrich: „Die Musik der „Hoch- und<br />
Deutschmeister“ – in: Anzenberger, Friedrich (Hrsg.): Symposionsbericht , Spittal 2016<br />
- Behsel, Anton: Verzeichnis aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten<br />
befindlichen Häusern, Wien 1829<br />
- Böhme, Franz Magnus: Geschichte des Tanzes in Deutschland, Teil 1, Leipzig 1886<br />
- Deutsch, Walter: Michael Pamer und Joseph Lanner – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.): Flüchtige<br />
Lust, Wien 2001<br />
- Dörner, Wolfgang: Joseph Lanner, Wien 2012<br />
- Fahrbach, Philipp (sen.): Geschichte der Tanzmusik seit 25 Jahren, Wien 1847 – hier: Nachdruck<br />
in DIE FLEDERMAUS, Mitteilungen 2 des WISF, Wien 1990<br />
- Fastl, Christian: Artikel „Hirtl (Hyrti, Hürtl, Hirtel, Hierdi), Familie“ – in: Österreichisches Musiklexikon<br />
online, 12.10.2017<br />
- Jäger-Sunstenau, Hanns: Johann Strauss – Der Walzerkönig und seine Dynastie, Wien 1965<br />
- Lange, Fritz: Der Wiener Walzer, Wien 1917<br />
- Lanner, Josef: Sämtliche Werke von JOSEF LANNER, hrsg. Eduard Kremser, Erster Band, Leipzig<br />
o.J.<br />
- Linke, Norbert: Musik erobert die Welt, Wien 1987<br />
- Linke, Norbert: Lanners Werke ohne Opuszahl – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.) Flüchtige Lust – Joseph<br />
Lanner, Begleitheft zur Ausstellung WSL & ÖMV: (Bd 79), Wien 2001<br />
- Linke, Norbert: Wie der WIENER WALZER nach Wien kam, Wien 2018 (i.V.)<br />
- Schneider, Otto: Tanzlexikon, Wien 1985<br />
- Schönherr, Max & Reinöhl, Karl: JOHANN STRAUSS (VATER), London 1954<br />
- Schönherr, Max: Carl Michael Ziehrer, Wien 1974<br />
- Strauss, Eduard: Erinnerungen, Wien 1906<br />
- Strauss, Johann (Vater): Sämtliche Werke in Wiedergabe der Originaldrucke, hrsg. von Ernst<br />
Hilmar, Bd 1 bis Bd 5, Tutzing 1987<br />
- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Pietro Mechetti quondam Carlo, Wien 1966<br />
- Weinmann, Alexander: Verzeichnis der Musikalien des Verlages Maisch-Sprenger-Artaria, Wien<br />
1970<br />
- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Anton Diabelli & Co., Wien 1985<br />
- Wilde, Josef: Oberoesterreicher LÄNDLER für zwei Violinen und Bass, mit Anhang osterreicher<br />
Volkslieder op. 15, S.A. Steiner & Comp. Nr 3121-3122<br />
- Witzmann, Reingard: Der Ländler in Wien, Wien 1976<br />
- Ziska, Franz & Schottky, Julius Max: Österreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen, Pesth<br />
1819<br />
42
Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn)<br />
zusammengestellt von Hans Jürgen Wulff<br />
Strauss ist der Name einer legendären österreichischen Familiendynastie, die mehrere Walzerkomponisten<br />
und Kapellmeister hervorgebracht hat. Zu den bekanntesten gehörten:<br />
- Johann [Baptist] Strauss (Vater) (1804 - 1849)<br />
mit seinen Söhnen:<br />
- Johann [Baptist] Strauss (Sohn) (1825 - 1899)<br />
- Josef Strauss (1827 - 1870)<br />
- Eduard Strauss I. (1835 - 1916).<br />
Nachdem der Walzer Anfang des 19. Jahrhunderts unerwartete Popularität erlangt hatte und die Kompositionen<br />
von Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner sich als „Schlager der Zeit“ erwiesen hatten, begann<br />
mit Johanns Sohn Johann Strauss (Sohn) und seinen Walzern, unterstützt durch seinen Geschäftsgeist<br />
und sein Gespür für das Marketing seiner Kompositionen, ein Kapitel der modernen Popmusikgeschichte.<br />
Der – vom Magistrat schließlich gewährte – Wunsch des Sohnes, ein Tanzorchester leiten<br />
zu dürfen, führte zwar zum Zwist mit dem Vater, doch legte der Sohn nach dem Tod des Vaters die<br />
Orchester zusammen und begann, gezielt Walzer für neue Besucher- und Volksgruppen zu komponieren.<br />
Weil er sich während der Revolution 1848 mit seinen Werken auf die Seite der Aufständischen gestellt<br />
hatte, wurde ihm erst 1862 der Titel des k&k-Hofballmusik-Direktors zugesprochen. Strauss trat an<br />
einem Abend oft bei unterschiedlichen Veranstaltungen auf. Konzertreisen führten ihn nach London,<br />
Italien, Amerika und Russland. Sein Bruder Josef übernahm vertretungsweise die Leitung des Orchesters,<br />
nach dessen Tod (1870) folgte Eduard Strauss als Leiter der Kapelle. Johann widmete sich in der Zeit fast<br />
ausschließlich der Operettenkomposition (darunter die heute als „Klassiker“ der ganzen Gattung geltenden<br />
Operetten Die Fledermaus, 1874, Eine Nacht in Venedig, 1883, und Der Zigeunerbaron, 1885).<br />
Die meisten Filme der nachstehenden Filmographie sind biographisch motiviert:<br />
- Die frühe Erfolgsgeschichte des Walzers findet in der Konkurrenz der Komponisten Johann Strauss<br />
(Vater) und Josef Lanner eine dankbare dramatische Vorlage (als „Walzerkrieg“ bekannt geblieben) –<br />
bis zum Auftritt einer Damenkapelle unter Leitung von Lanners Tochter Kati.<br />
- Der väterliche Widerstand gegen die Ambitionen des Sohnes, selbst Komponist und Orchesterleiter<br />
zu werden, das schließliche Konkurrenzverhältnis zwischen beiden ist ein zweiter biographischer<br />
Vorwurf, der mehrfach bearbeitet wurde.<br />
- Die Verflechtungen zwischen populärer Tanz- und Musiktheaterkultur, die ökonomischen Seiten des<br />
Erfolgs und die Arbeit am Image von Strauss (Sohn) als „Walzerkönig“ fanden erst in den 1980er Jahren<br />
nennenswerte Aufmerksamkeit.<br />
- Eher am Rande wird der Kampf der Geschmackskulturen thematisiert, der sich gegen den Walzertanz<br />
als exzessive und erotisierte Form der Geschlechterkommunikation richtete.<br />
- Des Öfteren wird aber auch ein walzer- und operettenseliges „Altes Wien“ inszeniert, als gemütvolles<br />
und vom Politischen unbeeinflusstes Milieu (also unter konsequenter Absehung von den 1848er<br />
Ereignissen).<br />
- Intrigen gegen Strauss‘ (Sohn) internationale Karriere sind selten.<br />
Dafür bilden zahllose Liebesgeschichten (des Öfteren mit historischen Figuren wie der Soubrette Marie<br />
Geistinger) den Bodensatz vieler der Filme, den fiktionalen Plots der Musikfilmgeschichte nahe.<br />
Getragen sind die Filme immer durch die Tänze und Lieder – sie sichern Sympathie und Aufmerksamkeit<br />
von Zuschauern, so bieder die Geschichten auch sein mögen und so sehr die musikalischen Bearbeitungen<br />
eigene Stilimpulse in den Film importieren.<br />
43
Die ungemeine Popularität der Operetten und Walzer fand schon früh das Interesse auch des Films. Es<br />
waren Tonbilder, die die Filmgeschichte der Strauss-Musik eröffneten und die bereits in den 1920er Jahren<br />
zu ersten Versuchen führten, das Leben, die Arbeit und die Werke vor allem von Johann Strauss<br />
(Sohn) zu fiktionalisieren. Zwar ist die Unmittelbarkeit, mit der die Darbietung von Strauss-Musik im Kino<br />
auf das Interesse und Vergnügen von Zuschauern stießen, heute (seit den 1970er Jahren) deutlich gegenüber<br />
der Hochphase der Thematisierung der Strauss-Biographie(n) zurückgegangen, doch spielen sie<br />
– vor allem Johann Strauss (Sohn) – in der Geschichte der europäischen Populärkultur immer noch eine<br />
Rolle. Vieles hat sich von den Biographien der Komponisten gelöst, die Walzer sind unabhängig geworden,<br />
stehen für Lokalkolorit und Lebensgefühl einer Phase der Geschichte bürgerlicher Kultur. Aber viele<br />
der Titel – allen voran der Walzer An der schönen blauen Donau (1867), der als heimliche österreichische<br />
Nationalhymne gilt – gehören nach wie vor zum lebendigen kulturellen Gedächtnis, sind allenthalben<br />
bekannt und werden nicht nur auf Konzerten, sondern auch auf Tanzveranstaltungen als lebendig gebliebene<br />
Tanzmusiken aufgeführt.<br />
Die folgende kleine Filmographie sucht diejenigen Kino- und TV-Filme in möglichst großer Komplettheit<br />
zu dokumentieren, in denen das Leben und Werk von Vater und/oder Sohn Johann Strauss thematisiert<br />
wird. Die meisten der genannten Filme sind Spielfilme. Treten Strauss (Vater) oder Strauss (Sohn) in Neben-<br />
oder Seitenrollen auf, habe ich auf die Nennung der Titel verzichtet. Die Operettenadaptionen finden<br />
sich als dritter Teil des Verzeichnisses. Sind anderen Komponisten der Zeit (Offenbach, von Suppé,<br />
Brahms) Rollen zugebilligt, sind auch diese erfasst. Dank gilt Ludger Kaczmarek, der die Liste um diverse<br />
Einträge ergänzte.<br />
Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich um Spielfilme. Variierende Laufzeitangaben sind notiert.<br />
Bei den Operettenadaptionen habe ich auf detaillierte Inhaltswiedergaben verzichtet; im Übrigen wird<br />
auf vorhandene Angaben zugegriffen (Kürzel z.B. KIM, SDK), weitere Kürzel sind „IT“ für „Internationale(r)<br />
Titel“ oder „aka“ für „also known as“ (deutsch: „auch bekannt als“). Außerdem müssen die Listen<br />
angesichts zahlreicher Aufzeichnungen von Bühnenaufführungen und Live-Übertragungen lückenhaft<br />
bleiben. Ergänzungen, besonders aus dem internationalen Raum, sind daher willkommen (Bitte an die<br />
Redaktion richten: D. Red.).<br />
Nähere Details enthält der Überblick von Inge Röhre: Wenn der Walzerkönig Johann Strauss und seine<br />
Dynastie zu Filmstars werden. In: Flugschriften. Mitteilungsblatt der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft,<br />
18, 1995. S. 13 - 78 (ich danke Ingolf Roßberg, der mir den Zugang zu der versteckten Publikation<br />
ermöglichte und in diesem Artikel nötige Übersetzungen ins Deutsche vornahm).<br />
Einzelne Untersuchungen zu dem erstaunlich umfangreichen Film-Korpus sind rar. Ich verweise auf<br />
Mitchell, Charles P.: The Great Composers Portrayed on Film, 1913 through 2002. Jefferson, N.C.: McFarland<br />
2004, x, 338 S. (darin S. 227 - 238, ein allgemeiner Überblick) sowie auf Tibbetts, John C.:<br />
Composers in the Movies: Studies in Musical Biography. New Haven: Yale University Press 2005, xvi, 365<br />
S. (darin S. 29 - 37, v.a. über Hitchcocks Waltzes from Vienna, 1934, und Duviviers The Great Waltz,<br />
1938).<br />
1. Strauss, Johann (Vater/Sr.) (* 14. März 1804 – † 25. September 1849)<br />
Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />
Deutschland 1928, Regie: Conrad Wiene.<br />
2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauss (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />
seine Frau (Hermine Sterler). Strauss (Sohn): (Imre Ráday). Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />
Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />
44
So lang‘ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang‘ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />
Wiener G‘schichten; Ein Walzer vom Strauß; IT: A Waltz by Strauss or As Long as Strauss<br />
Waltzes are Heard; Großbritannien: Johann Strauss);<br />
Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />
90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />
Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />
La guerre des valses;<br />
Frankreich/Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger, Raoul Ploquin.<br />
93 min. Strauss (Vater): Pierre Mingnaud. Musik: Alois Melichar; unter Verwendung von Motiven von<br />
Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner.<br />
Der junge Johann Strauss ist erster Geiger im Orchester des Wiener Walzerkomponisten Joseph Lanner.<br />
Zum Zerwürfnis zwischen beiden kommt es, als der talentierte Newcomer erste Eigenkompositionen<br />
vorträgt. Der „Walzerkrieg“ eskaliert, nachdem Strauss sein eigenes Orchester gründet und die Konkurrenten<br />
in zwei benachbarten Weingärten aufspielen – was Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten<br />
nach sich zieht. Als Johann Strauss in London am Hof der Queen Victoria mit seinen temperamentvollen<br />
Melodien das Liebesleben in Schwung bringen soll, reist ihm Lanners Tochter Kati mit einer Damenkapelle<br />
nach. Kurz vor dessen großem Auftritt kann die Rachsüchtige den Komponisten in einem Zimmer<br />
einschließen. Um das Engagement zu retten springt der in Kati verliebte Paukist Gustl für den verhinderten<br />
Dirigenten ein... (SDK)<br />
Dt. Fassung: Walzerkrieg;<br />
Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger.<br />
92 (85) min. Strauss (Vater): Anton Wohlbrück. Joseph Lanner: Paul Hörbiger.<br />
Wien, der Walzer und die Weltgeschichte sind die Zutaten eines virtuosen Musikfilms, der die Rivalität<br />
der beiden Komponisten Joseph Lanner und Johann Strauss schildert und diese kunstvoll mit gleich zwei<br />
Liebesgeschichten kontrastiert – der von Kati, der Leiterin einer Frauenkapelle, und jener von Victoria,<br />
der englischen Königin. Der mit Renate Müller und Willy Fritsch hervorragend besetzte Film entstand im<br />
Sommer 1933 in Neubabelsberg, als bereits fast alle Juden aus der Filmindustrie ausgeschlossen worden<br />
waren. Als Walzerkrieg im Oktober 1933 in die Kinos kam, durfte auch der Name des kongenialen Drehbuchautors<br />
Robert Liebmann nicht mehr genannt werden. Dafür feierte die Berliner Morgenpost den<br />
Film am 6. Oktober 1933 als einen „Walzersieg“ und lobte die „meisterliche Regie Ludwig Bergers“.<br />
Waltzes from Vienna (US-Titel: Blossom Time);<br />
Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />
80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />
Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930); Musik-Arrangements: Julius<br />
Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />
Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />
gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />
sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />
„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />
45
Unsterblicher Walzer;<br />
Deutschland 1939, Regie: E. W. Emo.<br />
96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauß: Dagny Servaes. Strauss<br />
(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />
Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />
aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />
USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />
mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />
seiner Zeit.<br />
Wiener Mädeln (aka: Wiener Madeln);<br />
Österreich/BRD 1949, Regie: Willi Forst.<br />
113 min. Gedreht 1945, erst nach Kriegsende fertiggestellt; UA: 1949. Strauss (Vater): Edmund Schellhammer.<br />
Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (beide), John Philip Sousa, Willy Schmidt-Gentner,<br />
Karl Pauspertl. Unmittelbar nach Gründung der DDR war dort eine eigene Fassung des Films zu sehen,<br />
die aber bereits 1950 zurückgezogen wurde (Verleih: Sovexport).<br />
Über den österreichischen Tanz- und Operettenkomponisten Carl Michael Ziehrer (2. Mai 1843 - 14. November<br />
1922; dargestellt von Willi Forst) und einen berühmten Walzer von ihm.<br />
Wiener Walzer (aka: Wien tanzt);<br />
Österreich/ Liechtenstein 1951, Regie: Emil E. Reinert.<br />
81 min. Strauss (Vater): Adolf Wohlbrück. Musik: Johann Strauss (Vater und Sohn), Willy Schmidt-<br />
Gentner.<br />
Der als Walzerkönig berühmt gewordene Johann Strauss (Vater) (1804 - 1849) sieht sich plötzlich von<br />
seinem Sohn verdrängt, dessen Begabung er bezweifelt hatte. (KIM)<br />
The Glorious Days;<br />
Großbritannien 1953, Regie: Robert Nesbitt.<br />
Theaterfilm (BBC) einer Show aus dem Palace Theatre, London, 45 min. Strauss (Vater): Michael Anthony.<br />
Musikalische Arrangements: Tom Arnold.<br />
Mädchenjahre einer Königin;<br />
Österreich 1954, Regie: Ernst Marischka.<br />
103 min. Strauss (Vater) [Nebenrolle]: Eduard Strauss II.<br />
The Great Waltz;<br />
USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />
90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />
Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts.Er muss die Anstrengungen<br />
seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />
wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />
von 1938 und 1972).<br />
46
The Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />
USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />
155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />
Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />
Wehle.<br />
Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />
Walzerkönig.<br />
The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />
USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />
135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />
Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />
dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />
rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />
wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />
Weiteres siehe unter Johann Strauss (Sohn).<br />
The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />
Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />
408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />
Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />
Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />
an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />
wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />
Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />
wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />
die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />
im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />
in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />
der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen.<br />
Mittel gegen den Schlaf: ein Johann Strauß – Josef Lanner – Nikolaus Lenau-Film;<br />
BRD 1979, Regie: Norbert Beilharz.<br />
35 min. TV-Produktion. Zu Johann Strauss (Vater). Ungesendet.<br />
285 min.<br />
Mit meinen heißen Tränen;<br />
Österreich 1986, Regie: Fritz Lehner.<br />
Dreiteilige TV-Produktion über das Leben des Komponisten Franz Schubert. Im dritten Teil („Winterreise“)<br />
tritt in einer Nebenrolle der junge Komponist Johann Strauss (Vater) (Christian Altenburger) auf –<br />
aus Versehen wird Schubert mit Strauss verwechselt.<br />
47
Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />
Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />
Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />
Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />
Laurence Rosenthal.<br />
Die Geschichte zweier Generationen der Musikerfamilie Strauss von 1820 bis 1899: In der Biedermeierzeit<br />
komponieren der junge Johann Strauss und sein Freund Joseph Lanner erste Walzer und erobern die<br />
Ballsäle Wiens. Als Strauss Anna heiratet, wird aus der Freundschaft mit Lanner private und berufliche<br />
Rivalität. Strauss wird berühmt. Sein ältester Sohn Schani nimmt heimlich Unterricht bei Lanner und<br />
wird gegen den Widerstand des Vaters erfolgreicher Musiker. Während der Revolution 1848 stehen sie<br />
auf verschiedenen Seiten; der Vater wird als überzeugter Royalist Hofkapellmeister. Nach seinem Tod<br />
vereint Schani die Orchester und veranstaltet ein Konzert mit Kompositionen seines Vaters. Die russische<br />
Adelige Olga und er verlieben sich, doch ihre Eltern verhindern eine Ehe. Als Schani sich zurückzieht,<br />
führen seine beiden Brüder Edi und Pepi das musikalische Familienunternehmen fort. Schließlich<br />
heiratet Schani die Sängerin Jetti von Treffz und wird durch ihren Einfluss doch noch Hofkapellmeister.<br />
Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />
Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />
TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />
Williams, Blake Ritson.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />
Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />
wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />
Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />
2. Strauss, Johann (Sohn/Jr.) (* 25. Oktober 1825 – † 3. Juni 1899)<br />
Wintergartenprogramm 1895.<br />
Am 1. November 1895, der ersten öffentlichen Filmvorführung in Europa, führten die Brüder Max und<br />
Emil Skladanowsky im Berliner Varieté „Wintergarten“ mit ihrem „Bioscop“ ein Nummernprogramm vor.<br />
Es wurde live begleitet durch eine Kompilation aus populären Musikstücken von Johann Strauss (Sohn)<br />
bis John Philipp Sousa.<br />
Johann Strauß an der schönen blauen Donau (aka: An der schönen blauen Donau);<br />
Österreich 1913, Regie: Carl von Zeska.<br />
31–72 min (864–2.000 m). Strauss (Sohn): Carl von Zeska.<br />
Dargestellt werden, gleich einem prachtentfaltenden, kostüm- und ausstattungsreichen Bilderbogen,<br />
einzelne Stationen aus dem Leben des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn). Dabei werden interessante<br />
Einblicke in damalige, von Strauss noch legitimierte Bühneninszenierungen und Operettenszenen<br />
nach Strauss-Vorlagen ermöglicht. „Damit vermittelt sich auch anschaulich die damalige Aufführungspraxis,<br />
allen voran die Vignetten mit dem Werberlied und aus dem Zigeunerbaron“, wie es in einem<br />
Begleittext des Filmarchivs Austria heißt. Der Film galt lange Zeit als verschollen, eine weitgehend<br />
erhaltene Kopie wurde erst Anfang der 2000er Jahre in Russland wiederentdeckt.<br />
48
Ein Walzer von Strauß;<br />
Deutschland 1919 [1920], Regie: Franz Hofer.<br />
5 Akte, 1.817 m (4 Akte, 1.455 m). Produktion: Bayerische Film-Gesellschaft, Fett & Wiesel.<br />
100 Jahre Johann Strauß (aka: Hundert Jahre Johann Strauß);<br />
Deutschland 1925.<br />
5 Akte, 1.817 m. Produktion: Humboldt-Film GmbH (Berlin) in Verbindung mit dem Österreichisch-<br />
Deutschen Voksbund (Berlin). Künstlerische Leitung: Ernst Jahn. Vorwort und Texte: Hermann Kienzl.<br />
Musikalische Bearbeitung: Johann Strauss (Enkel). Erschienen: 25. Oktober 1925. Zensur-Nr.: B 11815.<br />
„Große musikalische Film-Revue in 5 Akten unter Mitwirkung erster Kunstkräfte aus Anlaß der Hundertjahrfeier<br />
für Johann Strauß, mit Förderung der Witwe, Frau Johann Strauß“.<br />
Ein Walzer von Strauß (aka: Der Walzer von Strauß; aka: Der Zusammenbruch der Märchenstadt<br />
Wien; Der Zusammenbruch der Wiener Märchenstadt);<br />
Österreich/Deutschland 1925, Regie: Max Neufeld.<br />
8 Akte, 2.874 m (Verleihfassung: 6 Akte, 2.850 m). Stummfilm. Strauss (Sohn): Johann Strauss (Enkel).<br />
Franz Schubert: Philipp von Zeska.<br />
Die Person des Johann Strauss (Sohn) spielt in der Filmhandlung nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />
Das tanzende Wien (aka: An der schönen blauen Donau. 2. Teil; USA: Dancing Vienna);<br />
Deutschland 1927, Regie: Friedrich Zelnik (= Frederic „Fred“ Zelnik).<br />
2.725 m. Stummfilm.<br />
Die Person des Johann Strauss (Sohn) (Andreas von Horn [= Andreas Van Horn]) spielt in der Filmhandlung<br />
nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />
Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />
Deutschland 1928, Regie:Conrad Wiene.<br />
2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauß (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />
seine Frau: Hermine Sterler. Strauß (Sohn): Imre Ráday. Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />
Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />
Strauß today;<br />
Deutschland 1930.<br />
1 Akt (210 m); 16 min. Orchesterfilm. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Comenius-Film (Berlin).<br />
Der Walzerkönig (Österreich: Der Himmel voller Geigen; USA: The Waltz King);<br />
Deutschland 1930, Regie: Manfred Noa.<br />
90 (88) min. Strauss (Sohn): Hans Stüwe. Josef Strauss: Fred Louis Lerch. Musik: Eduard Künneke, Artur<br />
Guttmann.<br />
Porträt von Johann Strauss (Sohn), keine weiteren Angaben.<br />
49
So lang’ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang’ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />
Wiener G’schichten; Ein Walzer vom Strauß; Großbritannien: Johann Strauss; IT: A Waltz by<br />
Strauss or As Long as Strauss Waltzes are Heard;);<br />
Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />
90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />
Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />
Johann Strauß, k.u.k. Hofkapellmeister (aka: Fenster auf – Der Lenz ist da; Heut’ spielt der Strauß;<br />
IT: Viennese Waltz);<br />
Deutschland 1932, Regie: Conrad Wiene.<br />
105 min. Strauss (Sohn): Michael Bohnen. Produktion: Splendid-Film Co. GmbH (Berlin).<br />
Einer von zahlreichen pseudohistorischen Musikfilmen (uraufgeführt unter dem Titel Johann Strauß –<br />
K.u.K. Hofballmusikdirektor) über den Walzerkönig Johann Strauss den Jüngeren (1825 - 1899) und seinen<br />
Bruder Joseph (1827 - 1870). Die Premiere der Fledermaus wird um 30 Jahre vorverlegt und mit<br />
einem Skandal verknüpft. Als volkstümliche Wiener Milieu-Romanze ist der Film auf ein Potpourri einschmeichelnder<br />
Melodien abgestimmt, das inszenatorisch und darstellerisch eher glanzlos ausfiel. (KIM)<br />
Eine Johann Strauß Fantasie (aka: Eine Johann-Strauß-Fantasie);<br />
Deutschland 1932/33.<br />
2 Akte. 426 m (16 min). Kurz-Spielfilm. Mit der filmerfahrenen Sängerin Irene Eisinger und Gerd Niemer.<br />
Produktion: Musik-Tonfilm, Max Siegert (Berlin).<br />
Rosen aus dem Süden;<br />
Deutschland 1934, Regie: Walter Janssen.<br />
93 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger. Johannes Brahms: Hugo Werner-Kahle.<br />
Das gemütliche und gemütvolle alte Wien ist der Schauplatz eines operettenseligen Musikfilms, der Episoden<br />
aus dem Leben von Johann Strauss (1825 - 1899) mit einem Querschnitt durch seine Melodien<br />
verbindet. (KIM)<br />
Waltzes from Vienna (USA: Blossom Time);<br />
Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />
80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />
Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930). Musik-Arrangements: Julius<br />
Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />
Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />
gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />
sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />
„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />
Der zerstreute Walzer – Eine musikalische Phantasie;<br />
Deutschland 1934, Regie: Franz Osten.<br />
616 m (23 min). Kurz-Spielfilm. Strauß (Sohn): Wolfgang Liebeneiner. Musik: Theo Mackeben. Produktion:<br />
Minerva-Tonfilm (Berlin).<br />
50
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Sichere Teilnahme am „Neujahrskonzert“ in Coburg (ebenfalls 10 % Ermäßigung)<br />
Weitere Vergünstigungen in Absprache mit unseren Partnern im In- und Ausland<br />
Antrag auf Mitgliedschaft<br />
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Abs.: _________________________________<br />
_________________________________<br />
_________________________________<br />
A N T R A G A U F<br />
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Vorname:________________ Nachname:______________________ Firma:________________________<br />
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40 € für Einzelpersonen,<br />
60 € für Ehepaare,<br />
10 € für weitere Familienmitglieder (außer Ehe-/ Lebenspartner), älter als 18 Jahre,<br />
im gleichen Haushalt lebend,<br />
160 € als Mindestbeitrag für Firmen,<br />
5 € für Studenten und Schüler (6 bis 18 Jahre).
Ermächtigung zum Einzug durch Lastschrift (Einzug erfolgt jährlich zum 01.03.)<br />
Name und Anschrift des Zahlungsempfängers Kontoinhaber (wenn abweichend):<br />
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V. Coburg (DJSG)<br />
Sitz: Lahmstr. 33, 96450 Coburg _________________________________________<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE12 ZZZ0 0001 2170 06<br />
Mandatsreferenz: Ihre Mitgliedsnummer (wird bekanntgegeben)<br />
SEPA-Lastschriftmandat<br />
Ich ermächtige die DJSG, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der<br />
DJSG auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten<br />
dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Zahlungsart: Wiederkehrende Zahlung<br />
____________________________________________<br />
Vorname und Name (Kontoinhaber)<br />
____________________________________________ _______________________________<br />
Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort<br />
____________________________________________________________________________________<br />
Kreditinstitut (Name und BIC)<br />
__________________________________________________________________________<br />
IBAN<br />
_____________________________________________________________________<br />
Datum, Ort und Unterschrift des Kontoinhabers (bitte in jedem Fall unterschreiben)
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft<br />
Schriftführerin<br />
Astrid-Birgit Roßberg<br />
Chemnitzer Str. 89 E<br />
01187 Dresden
Petersburger Nächte (aka: Walzer an der Newa);<br />
Deutschland 1935, Regie: E. W. Emo.<br />
86 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger.<br />
Ungeduldig erwartet der Wiener Walzerkönig Johann Strauss seine bevorstehende Ernennung zum Hofballmusikdirektor.<br />
Aus diesem Grund lehnt er auch ein Gastspiel in Russland ab. Da erhält er die Nachricht,<br />
dass die österreichische Regierung im Moment keine Zeit hat, sich mit derlei „Nebensächlichkeiten“<br />
zu beschäftigen – die Ernennung bleibt aus. Voller Zorn und Enttäuschung nimmt Strauss nun doch<br />
das russische Engagement an. Auf seiner Reise lernt er in einem Gasthaus die bezaubernde Olga kennen.<br />
Die beiden verbringen eine Liebesnacht miteinander, Strauss schenkt ihr eine Karte für sein Konzert,<br />
doch am nächsten Morgen ist Olga verschwunden. Wie soll Strauss sie nun wiederfinden, da sie doch<br />
keine Adresse hinterlassen hat? Der Dirigent Ptytschkin hat eine Idee: Die 1500 Mitglieder seiner Petersburger<br />
Musikvereinigung sollen sämtliche Eintrittskarten des Konzertes kaufen, dann aber nicht erscheinen.<br />
Wenn Olga zu dem Konzert kommt, wäre sie die einzige Besucherin... Der Plan gelingt, doch<br />
kurz darauf muss Strauss erfahren, dass Olga die Verlobte des russischen Kriegsministers ist. Nun bleibt<br />
die Frage, für wen sich Olga entscheiden wird ... (filmportal.de)<br />
Unsterbliche Melodien;<br />
Deutschland 1936 [1935], Regie: Heinz Paul.<br />
75 min. Strauss (Sohn): Alfred Jerger. Musik: Oskar Stalla.<br />
Nach dem Tode seiner Frau in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts verliebt sich der Walzerkönig Johann<br />
Strauss (Sohn) in eine Balletteuse der Wiener Hofoper. Enttäuscht wendet sich die seinerzeit berühmte<br />
Operettensängerin Marie Geistinger von ihm ab. Als jedoch seine neue Ehe scheitert, richtet sie<br />
den gebrochenen Mann wieder auf. (KIM)<br />
Champagne Waltz;<br />
USA 1937, Regie: A. Edward Sutherland.<br />
87 (85) min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Stanley Price.<br />
Ein leichtes Musical mit Elementen der Screwball-Komödie, legt die Rivalität zwischen einem Wiener<br />
Walzer-Studio und der amerikanischen Jazz-Band in unmittelbarer Nachbarschaft dar. Franz Strauss ist<br />
gestresst, weil sein Walzerpalast Geschäfte an den Jazzclub abgeben muss. Fred MacMurray, der<br />
trompeteblasende Kopf der Jazzband verliebt sich allerdings in Swarthout, dessen Tochter, woraus zahlreiche<br />
Verwicklungen entstehen, weil er sich laufend als etwas anderes ausgibt, als das, was er tatsächlich<br />
ist.<br />
The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />
Frankreich 1938, Regie: Julien Duvivier [ohne Titelnennung: Victor Fleming, Josef von Sternberg].<br />
97 (104) min. Strauss (Sohn): Fernand Gravet. Oscar für die Beste Kamera an Joseph Ruttenberg.<br />
Der junge Johann Strauss soll auf Befehl seines Vaters das Bankgewerbe erlernen, fliegt aber aus der<br />
Lehre, weil er Noten statt Zahlen schreibt. Bald stellen sich erste musikalische Erfolge ein, und trotz privater<br />
Wirrnisse steigt Strauss zum Walzerkönig von Wien auf. (KIM)<br />
51
Unsterblicher Walzer;<br />
Deutschland 1939, Regie: E.W. Emo.<br />
96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauss: Dagny Servaes. Strauss<br />
(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />
Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />
aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />
USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />
mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />
seiner Zeit.<br />
Operette;<br />
Deutschland 1940, Regie: Willi Forst, Karl Hartl, Franz Nästelberger.<br />
110 min. Über die drei Operettenkomponisten Franz von Suppé (Leo Slezak), Johann Strauss (Sohn)<br />
(Edmund Schellhammer) und Karl Millöcker (Curd Jürgens).<br />
Der Aufstieg des Schauspielers Franz Jauner zum gefeierten, in den Adelsstand erhobenen Theaterdirektor,<br />
der die Wiener Operette perfekt inszenierte und nach dem Brand des Ringtheaters ruiniert war. Ein<br />
stimmungsvolles Bild der Epoche mit ihren Zeitgenossen Franz von Suppé, Johann Strauss (Sohn), Karl<br />
Millöcker, Alexander Girardi und der ebenso berühmten Sängerin Marie Geistinger, die den aus der Gefängnishaft<br />
entlassenen und verbitterten Jauner mit seinem Schicksal versöhnt. Schwungvoll und sorgfältig<br />
inszeniert. (KIM)<br />
Wiener Mädeln;<br />
Deutschland 1944 [UA: BRD/Österreich 1949], Regie: Willi Forst.<br />
113 min. Überläuferfilm. Inszeniert bereits 1944. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Edmund Schellhammer.<br />
Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (Sohn), John Philip Sousa; Bearbeitung: Willy Schmidt-<br />
Gentner, Karl Pauspertl.<br />
Über den von Willi Forst auch verkörperten österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer. Carl<br />
Michael Ziehrer arbeitet im Hutgeschäft seines Vaters. Er will als Komponist und Dirigent aus dem Schatten<br />
des großen Johann Strauss treten. Doch es bedarf einiger Anstrengungen, bis er das Publikum für<br />
eine seiner Kompositionen gewinnen kann. Seine Musik hat es besonders den Töchtern des Hofrats<br />
Munk angetan. Diesen „Wiener Mädeln“ widmet Ziehrer einen Walzer. Als er endlich sein erstes Konzert<br />
geben darf, verliebt er sich in Klara, die älteste Tochter des Hofrats Munk. Nachdem diese die Zuneigung<br />
des erfolglosen Musikers nicht erwidert, versucht er, sich als k. u. k.-Militärkapellmeister einen Namen<br />
zu machen. Auf einem Empfang der Fürstin Metternich treffen sich Ziehrer und Klara wieder, sie möchte<br />
dort ein Lied von ihm singen. Als jedoch auch Johann Strauss (Sohn) in der Gesellschaft erscheint, zieht<br />
sich Ziehrer zurück. Klara gibt daraufhin ihre Verlobung mit dem Grafen Lechenberg bekannt. Unterdessen<br />
reist Ziehrer als erfolgreicher Orchesterleiter durch die Welt, trifft in Berlin Klaras Schwester Mitzi<br />
wieder und heiratet sie.<br />
Polkas von Strauß;<br />
Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />
Ca. 400 ft. (ca. 122 m; ca. 11 min); S/w. Kurz-Dokumentarfilm.<br />
Derzeit keine Angaben möglich.<br />
52
Verlorene Melodie;<br />
Österreich 1952, Regie: Eduard von Borsody.<br />
100 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Wolfgang Hebenstreit. Musik: Willy Schmidt-Gentner.<br />
Eine stellungslose Schauspielerin und eine launische Revue-Sängerin bemühen sich um einen Komponisten,<br />
der – im Traum von Johann Strauss (Sohn) bekehrt – zu seiner Melodik zurückfindet. (KIM)<br />
Ewiger Walzer – Frauen um Johann Strauß (aka: Ewiger Walzer);<br />
BRD 1954, Regie: Paul Verhoeven.<br />
98 (99) min. Strauss (Sohn): Bernhard Wicki. Jacques Offenbach: Arnulf Schröder. Eduard Strauss:<br />
Eduard Strauss II. Josef Strauss: Josef Hendrichs.<br />
Lebens- und Liebesgeschichte des österreichischen Komponisten Johann Strauss (Sohn): In Wien lernt<br />
der „Walzerkönig“ die Sängerin Henriette Treffz kennen, wird von ihr zu seiner ersten Operette Indigo<br />
inspiriert, heiratet sie, wird ein erfolgreicher Komponist und Hofkapellmeister, begründet seine Freundschaft<br />
mit Jacques Offenbach, ist noch vor dem Tod seiner Frau mit der Schauspielerin Maria Geistinger<br />
verbunden, lernt am Ende seines Lebens die junge Schauspielerin Adele kennen und heiratet sie. (filmportal.de)<br />
Girardi (aka: Girardi – Der Komödiant von Wien; Wiener Herzen);<br />
Österreich 1954, Regie: Karl Paryla, Karl Stanzl.<br />
104 min. Strauss (Sohn): Eduard Strauss II.<br />
Der Schauspieler Karl Paryla porträtiert in seinem Regiedebüt den Schauspieler Alexander Girardi (1850 -<br />
1918). Girardi beginnt als Kleindarsteller an Wiener Bühnen, bis ihm der Komponist Franz von Suppé<br />
durch eine Empfehlung zum Durchbruch verhilft. Für den immer populäreren Komödianten komponiert<br />
Johann Strauss (Sohn) eigens einen Walzer. Privat hat Girardi weniger Glück: Seine Frau betrügt ihn, und<br />
als er sie verstößt, nutzt sie ihre Kontakte in höhere Kreise, um ihn für unzurechnungsfähig erklären zu<br />
lassen. Eine Schauspielkollegin jedoch bringt seinen Fall bis vor den Kaiser und kann ihn rehabilitieren.<br />
(filmportal.de)<br />
The Great Waltz;<br />
USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />
90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />
Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts. Er muss die<br />
Anstrengungen seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />
wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />
von 1938 und 1972).<br />
Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />
USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />
155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />
Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />
Wehle.<br />
53
Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />
Walzerkönig.<br />
Bombenwalzer;<br />
BRD 1968, Regie: Kurt Wilhelm.<br />
120 min. S/w. TV-Spielfilm (BR, Bayerischer Rundfunk). Strauss (Sohn): Ernst Stankovski. Komposition<br />
(nach Johann Strauss (Sohn)): Max Schönherr.<br />
Keine Inhaltsangabe verfügbar.<br />
G’schichten aus dem Theater an der Wien;<br />
BRD 1969, Regie: Fred Krause.<br />
Dreiteiliges TV-Docudrama-Spiel (ARD). Strauss (Sohn): Peter Vogel. Soubrette Marie Geistinger: Margit<br />
Schramm. I: Papageno als Theaterdirektor; II: Operette in Gold; III: Operette in Silber.<br />
Über das Theater an der Wien und seine Geschichte; beginnend mit der Wiedereröffnung am 28. Mai<br />
1962. In einem Gespräch zwischen dem historischen Emmanuel Schikaneder (Karl Paryla) mit einem Archivar<br />
werden historische Stationen des Theaters vorgeführt.<br />
Nicht zu verwechseln mit der ARD-Musiksendung Geschichten aus dem Theater an der Wien, die vom<br />
14. - 18. März 1969 aufgenommen wurde.<br />
Johann Strauß und seine Zeit;<br />
Österreich 1970, Regie: Georg Lhotzky, Susanne Zanke.<br />
58 min. TV-Spielfilm, für Österreichischer Rundfunk (ORF); Erstsendung: 2. Januar 1971.<br />
Aus der Reihe Der Operetten-Digest.<br />
Proščanie s Peterburgom (Proshchaniye s Peterburgom; O: Прощание с Петербургом;<br />
IT: Abschied von Petersburg);<br />
UdSSR 1971, Regie: Yan Frid.<br />
98 (92) min. Strauss (Sohn): Girts Jakovlevs.<br />
Über die Affäre Strauss’ (Sohn) mit der russischen Aristokratin Olga Smirnitskaja im Sommer 1857.<br />
The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />
USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />
135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />
Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />
dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />
rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />
wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />
Die Lebensgeschichte des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn) in einer aufwendigen, jedoch wenig<br />
überzeugenden Verfilmung: Die Gefühle sind dick aufgetragen, die Farben zu prächtig und die ame-<br />
54
ikanisch-softig bearbeitete Musik erweist sich als Flickwerk, das Wesen und die Eigenart des<br />
Straussschen Werks weitgehend zerstört. (KIM)<br />
The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />
Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />
408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />
Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />
Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />
an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />
wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />
Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />
wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />
die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />
im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />
in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />
der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen<br />
Freuet Euch des Lebens: Ein Johann Strauß-Film;<br />
BRD 1978, Regie: Norbert Beilharz.<br />
75 min. TV-Produktion für SWR (Südwestfunk) und HR (Hessischer Rundfunk).<br />
Das Leben von Johann Strauß (Sohn) als Kamera-Ballett in elf Teilen, einer Introduktion und einer Coda.<br />
Jára Cimrman ležící, spící (aka: Jára Cimrman Lying, Sleeping);<br />
ČSSR 1983, Regie: Ladislav Smoljak.<br />
81 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Pavel Vondruška.<br />
Tschechische Filmkomödie über den fiktionalen nationalen Heros Jára Cimrman (Universalgenie, Sportler,<br />
Kriminologe, Dichter, Schriftsteller und Philosoph).<br />
Johann Strauß – Der König ohne Krone (aka: Johann Strauß – Der ungekrönte König);<br />
Österreich/DDR/BRD/Frankreich 1987 [1986], Regie: Franz Antel.<br />
120 [113] min. Strauss (Sohn): Oliver Tobias. Eduard Strauss: Mathieu Carrière. Jacques Offenbach:<br />
Philippe Nicaud.<br />
Einige historisch belegte Stationen im Leben des Walzer- und Operettenkomponisten Johann Strauss<br />
(Sohn); der Hauptakzent liegt auf den Ehe- und Liebesgeschichten, vermengt mit frei erfundenem, meist<br />
banalem, mitunter auch albernem Beiwerk. (KIM)<br />
Vučići;<br />
Jugoslawien 1988, Regie: Ðorđe (Djordje) Kadijević.<br />
75 min. Episode in der TV-Serie Vuk Karadžić, Staffel 1, Folge 14 (Erstsendung: 7. Februar 1988). Strauss<br />
(Sohn): Jovan Kolundžija. Musik: Vojislav „Voki“ Kostić.<br />
55
Die Serie schildert das Leben des serbischen Sprachwissenschaftlers Vuk Stefanović Karadžić. Dabei<br />
werden auch besondere historische Ereignisse behandelt, die für das Serbien der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts von Bedeutung waren. Die Folge Vučići geht dabei auf Johann Strauss (Sohn) ein, dargestellt<br />
von dem prominenten serbischen Geiger Jovan Kolundžija.<br />
Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />
Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />
Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />
Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />
Laurence Rosenthal.<br />
Der Werdegang von Johann Strauss (Vater) (dem Komponisten des „Radetzky-Marsches“) sowie dessen<br />
Sohn Johann („Schani“), dem Komponisten des Walzers „An der schönen blauen Donau“, der trotz der<br />
Widerstände seines Vaters ebenfalls Musiker wurde und seinem Vater als Walzerkomponist Konkurrenz<br />
machte.<br />
Weiteres siehe bei Johann Strauss (Vater).<br />
Strauss: The King of 3/4 Time;<br />
Kanada/Tschechien 1995, Regie:Kit Hood.<br />
TV-Produktion. 48 (51) min. Strauss (Sohn): Michael Riley.<br />
Das Jahr ist 1868, die Stadt – Wien, die Musik – berauschend, doch ist nicht alles gut mit Johann Strauss<br />
(Sohn), dem Liebling des walzenden Wien. Gequält von dem ständigen Druck, sich selbst mit jeder neuen<br />
Komposition zu übertrumpfen, trifft Strauss auf Nicholas, einen bescheidenen Stallburschen, der seinen<br />
brutalen Stiefvater fürchtet. Zu ihrer Überraschung finden der Komponist und der Junge miteinander<br />
ein Stück emotionales Puzzleteil des Lebens, entdecken das heilende Band des Vertrauens und beginnen<br />
eine Zusammenarbeit, die Musik in den Ohren der Welt werden wird.<br />
Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />
Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />
TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />
Williams, Blake Ritson.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />
Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />
wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />
Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />
3. Die Operetten-Adaptionen<br />
3.1 Die Fledermaus (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 5. April 1874.<br />
Tonbilder<br />
1908 entstanden Die Fledermaus: O je, o je als Tonbild der Internationale Kinematograph- u. Lichtbild-<br />
Ges. (Berlin) sowie Die Fledermaus (aka: Terzett: Mit mir so spät; Deutschland 1908, Alfred Duskes) als<br />
Tonbild der Alfred Duskes Cinophon Fabrik (Berlin). Die Deutsche Bioscop GmbH (Berlin) produzierte Die<br />
<strong>56</strong>
Fledermaus: Uhrenduett, Die Fledermaus: Mein Herr Marquis und Die Fledermaus: Nein, mit solchen<br />
Advokaten.<br />
Die Fledermaus;<br />
Deutschland 1922/1923, Regie: Max Mack.<br />
5 Akte, 2.093 m. Buch: Max Mack, Robert Liebmann, Hans Steinhoff. Kino-Musik: Alexander Schirmann.<br />
Darsteller: Lya de Putti, Eva May, Paul Heidemann, Hans Junkermann, Jakob Tiedtke, Harry Liedtke.<br />
Die Fledermaus;<br />
Frankreich/Deutschland 1931, Regie: Carl Lamač.<br />
96 min. Musik: Michel Michelet, unter Verwendung von Operettenmelodien von Johann Strauss (Sohn).<br />
Dirigent: Ferdinand Folba. Liedtexte: Carl Haffner, Richard Genée. Darsteller: Anny Ondra, Georg Alexander,<br />
Betty Werner, Oskar Sima, Hans Junkermann.<br />
Waltz Time (aka: Die Fledermaus);<br />
Großbritannien 1933, Regie: Wilhelm Thiele.<br />
82 min. Rahmenhandlung: Ein Autor fährt nach Wien, um Hintergrundinformationen für sein neues Buch<br />
zu gewinnen.<br />
Die Fledermaus (DDR: Die Rache einer Fledermaus);<br />
Deutschland 1937, Regie: Paul Verhoeven, Hans H. Zerlett.<br />
103 min. Hauptdarsteller: Lída Baarová, Hans Söhnker, Friedl Czepa, Robert Dorsay, Hans Moser.<br />
Lustspiel nach Motiven der gleichnamigen Operette von Johann Strauss (Sohn): Im Mittelpunkt steht der<br />
Tenor Hans Weigel, der in einer Fledermaus-Inszenierung auftritt. Von der Bühne aus flirtet er mit einer<br />
verschleierten Dame, die jeden zweiten Abend in der Loge sitzt. Was Weigel nicht ahnt: Bei der mysteriösen<br />
Frau handelt es sich um seine eigene Gattin Maria, die mit Hilfe von Weigels Freunden ihrem flatterhaften<br />
Ehemann eine amouröse Lektion erteilen will. Kurz vor einem Rendezvous mit der geheimnisvollen<br />
Fremden schläft Weigel ein, und in seinem Traum findet er sich in der turbulenten Operetten-<br />
Handlung wieder – nur sind jetzt sämtliche Rollen mit Personen aus seinem nächsten Bekanntenkreis<br />
besetzt. (filmportal.de)<br />
Die Fledermaus;<br />
Deutschland, 1944/45 [1946], Regie: Geza von Bolvary.<br />
100 min. Überläuferfilm; BRD-UA: 21. Februar 1950. Drehbuch: Ernst Marischka. Musikbearbeitung:<br />
Alois Melichar. Hauptdarsteller: Johannes Heesters, Marte Harell, Hans Brausewetter, Willy Fritsch,<br />
Siegfried Breuer, Dorit Kreysler.<br />
Theaterdirektor Dr. Michael Falke sinnt auf Rache: Der Gefängnisdirektor Frank und Falkes alter Freund<br />
Gabriel von Eisenstein hatten ihm während der Fastnacht einen üblen Streich gespielt; dies will er ihnen<br />
nun heimzahlen. Gelegenheit dazu bietet ihm der Ball des Prinzen Orlofsky, dessen Feiern wegen der<br />
zahlreichen schönen Frauen bei der Männerwelt überaus beliebt sind. Falke lässt Frank und von<br />
Eisenstein Karten für den Ball zukommen, wo er schon alles für eine gewitzte Verwicklung vorbereitet<br />
hat. Eisensteins Frau nämlich erscheint auf dem Ball in der Maske einer rothaarigen Ungarin, und genau<br />
ihr macht Eisenstein unermüdlich den Hof, nicht ahnend, wen er vor sich hat... Als aber der Bühnenvorhang<br />
hochgeht und die neueste Operette von Johann Strauss, „Die Fledermaus“, aufgeführt wird, er-<br />
57
kennt Eisenstein, dass auf der Bühne fast haargenau die Ereignisse seines bisherigen Abends vorgeführt<br />
werden. Während Eisenstein noch über der Lösung dieser rätselhaften Duplizität grübelt, heckt Falke<br />
schon den nächsten Streich aus. Dabei geht er allerdings fast zu weit, denn schon bald fordert Eisenstein<br />
den Prinzen Orlofsky zum Duell. (filmportal.de)<br />
Fledermaus-Ouverture;<br />
Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />
Konzert-Kurzfilm mit der Operettenouvertüre.<br />
Oh, Rosalinda! (aka: Fledermaus 1955; Oh, Rosalinda);<br />
Großbritannien/BRD 1955, Regie: Michael Powell, Emeric Pressburger.<br />
105 min. Bearbeitung: Michael Powell und Emeric Pressburger. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Darsteller:<br />
Adolf Wohlbrück, Michael Redgrave, Ludmilla Tscherina, Mel Ferrer und Anneliese Rothenberger.<br />
Nach Motiven der Strauss-Operette konzipierter Musikfilm, der im viergeteilten Wien nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg spielt.<br />
Rauschende Melodien (aka: Die Fledermaus);<br />
DDR 1954/1955, Regie: Ernst W. Fiedler.<br />
86 min. Hauptdarsteller: Jarmila Ksirova, Sonja Schöner, Erich Arnold, Josef Egger.<br />
Verfilmung von Johann Strauss’ Operette Die Fledermaus: Dr. Eisenstein muss wegen Beleidigung einer<br />
Amtsperson eine Haftstrafe absitzen. In der Nacht vor dem Haftantritt will er sich jedoch – ohne Wissen<br />
seiner Frau – noch einmal auf einem Ball vergnügen. Diese Gelegenheit will sein Freund Dr. Falke nutzen,<br />
um sich für einen bösen Scherz Eisensteins zu revanchieren. Zu diesem Zweck hat er Eisensteins<br />
Frau Rosalinde auf den Ball eingeladen. Verkleidet als ungarische Gräfin erscheint sie auf dem Fest – und<br />
bekommt von ihrem nichts ahnenden Gatten prompt den Hof gemacht. Dies ist jedoch nicht die einzige<br />
Charade des Abends, denn Rosalindes Liebhaber Alfred muss sich derweil notgedrungen als Eisenstein<br />
ausgeben, mit der Folge, dass er an dessen Stelle im Gefängnis landet. Erst als der echte Eisenstein am<br />
kommenden Morgen seine Strafe antreten will, kommt der ganze Mummenschanz ans Licht. (filmportal.de)<br />
Doctor Bat, or Fledermaus;<br />
USA 1961/62, Regie: Richard Doerschuk.<br />
53 (50) min. 16 mm. S/w. TV-Produktion (WGN-TV/Chicago) in 3 Szenen. Aus der TV-Serie Great Music<br />
from Chicago (Erstaufführung: 7. Januar 1962; Host: Jim Conway). Buch: Francis Coughlan, Richard<br />
Doerschuk. Hauptdarsteller: Patricia Klekovic, Kenneth Johnson, Charles Schick, Dolores Lipinski, Orrin<br />
Kayan, Larry Long und Tänzer/innen des Ruth Page Ballet. Choreographie: Ruth Page. Musik: Isaac Van<br />
Grove nach Johann Strauss (Sohn).<br />
Die Fledermaus;<br />
Österreich 1962, Regie: Géza von Cziffra.<br />
107 min. Musikbearbeitung: Erich Becht, Kurt Feltz. Hauptdarsteller: Peter Alexander, Marika Rökk, Willy<br />
Millowitsch, Marianne Koch, Hans Moser.<br />
58
Von der ursprünglichen Handlung findet man nur noch ein paar Motive. Wegen Beamtenbeleidigung soll<br />
der Rechtsanwalt Dr. Gabriel Eisenstein für eine Woche ins Gefängnis. Während seine Frau Rosalinde<br />
vor hat, in dieser Zeit zu verreisen, lädt das Hausmädchen Adele kurzerhand ihren Verehrer Alfred in das<br />
leer stehende Haus ein. Dann aber kommt alles anders als geplant: Weil er für einen steinreichen Mandanten<br />
den Ball des Grafen Orlofsky besuchen soll, drückt sich Eisenstein vor einer Inhaftierung und<br />
geht als Marquis Renard auf die Feierlichkeit. Dort trifft er nicht nur auf seine Frau, die sich als russische<br />
Tänzerin ausgibt, sondern auch auf Adele, die als Ehefrau, die Marquise Renard, posiert. Mit diesem<br />
Mummenschanz nimmt eine turbulente Verwechslungsgeschichte ihren Anfang. (filmportal.de)<br />
Flagermusen (dänisch: Die Fledermaus);<br />
Dänemark 1966, Regie: Annelise Meineche.<br />
98 min. Hauptdarsteller: Poul Reichhardt, Lily Broberg, Holger Juul Hansen, Ghita Nørby, Grethe<br />
Morgensen, Karl Stegger, Dario Campeotto, Poul Hagen, Birgit Sadolin, Ove Sprogøe.<br />
Tänzer/innen: Den Kongelige Ballet. Choreographie: Niels Bjørn Larsen. Musik: Ole Høyer nach Johann<br />
Strauss (Sohn).<br />
Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />
Großbritannien 1971, Regie: John Gorrie.<br />
TV-Produktion (BBC One). Erstsendung: 26. Dezember 1971. Tänzer/innen: Kate Castle, Bridget<br />
Goodricke, Paul Brown, Michael Ingleton, Sandra Arabian, Christine Beckley, Jennifer Nicholas, Leonie<br />
Palette, James Graham, Brian Loftus, John Sherwood, Arthur Sweet. Choreographie: Geoffrey Cauley. Libretto<br />
nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />
Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1973;<br />
1976.<br />
Die Fledermaus;<br />
BRD/Österreich 1971/72, Regie: Otto Schenk.<br />
137 min. TV-Produktion (ZDF/ORF). UA: 31.12.1972. Hauptdarsteller: Eberhard Wachter, Gundula Janowitz,<br />
Erich Kunz, Wolfgang Windgassen, Renate Holm, Waldemar Kmentt. Es spielen die Wiener Philharmoniker<br />
unter der Leitung von Karl Böhm. Der Ton wurde im November 1971 im Sophien-Saal in<br />
Wien aufgenommen. Die Dreharbeiten fanden Januar - Februar 1971 in den Studios der Wien-Film Wien<br />
statt.<br />
Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />
Großbritannien 1973, Regie: John Gorrie.<br />
TV-Produktion (BBC Two England). Erstsendung: 27. Januar 1973. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne<br />
Pashley, Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill<br />
Martin, Reginald Barratt, Bernard Bresslaw. Libretto nach der englischen Fassung von Christopher<br />
Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert<br />
von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971; 1976.<br />
59
Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />
Großbritannien 1976, Regie: John Gorrie.<br />
TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 26. Dezember 1976. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne Pashley,<br />
Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill Martin,<br />
Reginald Barratt, Bernard Bresslaw.<br />
Libretto nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />
Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971;<br />
1973.<br />
Die Fledermaus;<br />
Großbritannien 1977, Regie: Brian Large.<br />
190 min (Slot; DVD: 245 min). TV-Produktion (BBC) als Teil von Lively Arts – In Performance. Erstausstrahlung:<br />
31. Dezember 1977. Hauptdarsteller: Ryszard Karczykowski, Kiri Te Kanawa, Hermann Prey,<br />
Hildegard Heichele, Benjamin Luxon, Robert Tear, Kate Gielgud, Paul Crook. Musik: Chor und Orchester<br />
des Royal Opera House, Covent Garden, unter der Leitung von Zubin Mehta. Erste Aufnahme mit dreisprachigem<br />
Soundtrack.<br />
Siehe auch: 1987.<br />
Letučaja Myš’ (O: Летучая Мышь; aka: Letuchaya mysh; Die Fledermaus; The Bat);<br />
Sowjetunion 1979, Regie: Yan Frid.<br />
141 min. TV-Produktion von Lenfilm (Leningrad). Erstsendung: 4. März 1979. Hauptdarsteller: Jurij<br />
Solomin, Ljudmila Maksakova, Larisa Udovičenko, Jurij Vasil’ev, Ivan Ljubeznov.<br />
Die Fledermaus;<br />
Australien 1982, Regie: Hugh Davidson.<br />
142 min. 3 Akte. TV-Produktion (ABC). Direktübertragung einer Aufführung (10. Juli 1982) von Australian<br />
Opera, Australian Opera Chorus und Elizabethan Sydney Orchestra im Sydney Opera House. Sänger/innen:<br />
Joan Sutherland, Monique Brynnel, Heather Begg, Robert Gard, Anson Austin, Kelvin Coe,<br />
Lois Strike, Gregory Yurisich. Dirigent: Richard Bonynge. Englische Übersetzung: David Pountney, Leonard<br />
Hancock. Gesang in Englisch.<br />
Die Fledermaus;<br />
Großbritannien 1983/84, Regie: Humphrey Burton.<br />
177 min. TV-Produktion (BBC). Live-Übertragung aus dem Royal Opera House, Covent Garden<br />
(31. Dezember 1983). Es singen und spielen: Royal Opera Chorus und Orchestra of the Royal Opera<br />
House. Dirigent: Placido Domingo. Hauptdarsteller: Hermann Prey, Kiri Te Kanawa, Hildegard Heichele,<br />
Doris Soffel, Josef Meinrad.<br />
Literatur: Barzel, Ann: Flavoring Fledermaus for Television. In: Dance Magazine 60, Dec. 1986, S. <strong>56</strong> - 59.<br />
Die Fledermaus (aka: Ruth Page’s Die Fledermaus);<br />
USA 1986, Regie: Dick Carter.<br />
60 min. TV-Produktion von Thea Flaum Prods. für Public Broadcasting Service (PBS) und WTTW/Chicago.<br />
Erstausstrahlung: 17. Dezember 1986. Hauptdarsteller: Richard Cragun, George Daugherty, Valeri Panov,<br />
Galina Panova, Danilo Radojevic, Marianna Tcherkassky. Musik: George Daugherty nach Johann Strauss<br />
60
(Sohn). Ballett-Fassung der Operette in der Choreographie von Ruth Page und Larry Long. Aufgeführt im<br />
Rialto Square Theatre in Chicago.<br />
Die Fledermaus (aka: The Bat; La Chauve-souris);<br />
BRD 1987, Regie: Brian Large.<br />
155 min (DVD). TV-Produktion (BR, Bayerischer Rundfunk; Übertragung: BBC). Erstsendung: 1. Januar<br />
1987. Hauptdarsteller: Wolfgang Brendel, Eberhard Wächter, Pamela Coburn, Janet Perry, Brigitte Fassbinder.<br />
Aufzeichnung der Silvester-Aufführung 1986 von Bayerischem Staatsorchester und Chor der<br />
Bayerischen Staatsoper in der Bayerischen Staatsoper München. Dirigent: Carlos Kleiber. Bühnenaufbau:<br />
Otto Schenk. Siehe auch: 1977<br />
.<br />
Die Fledermaus (aka: Die Fledermaus – La Stupenda’s Farewell Performance);<br />
Großbritannien 1990,Regie: John Cox (Bühne), Humphrey Burton (TV-Regie).<br />
197 min (255 min, DVD). TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 31. Dezember 1990. Hauptdarsteller: Judith<br />
Howarth, Nancy Gustafson, Bonaventura Bottone, Louis Otey, John Dobson, Anthony Michaels-Moore,<br />
Eric Garrett, Jochen Kowalski. Gastauftritte: Joan Sutherland, Luciano Pavarotti, Marilyn Horne. Live-<br />
Übertragung der Aufführung von Die Fledermaus aus dem Royal Opera House, Covent Garden, anläßlich<br />
der Abschiedsvorstellung der australischen Sopranistin Joan Sutherland. Dirigent: Richard Bonynge.<br />
„Glücklich ist, wer vergißt“: Nicolaus Harnoncourt dirigiert „Die Fledermaus“;<br />
BRD 1999, Regie: Norbert Beilharz.<br />
90 (89) min. Dokumentarfilm. TV-Produktion der Floris Film für BR (Bayerischer Rundfunk) und WDR<br />
(Westdeutscher Rundfunk). Gesang: Wolfgang Brendel, Anton Scharinger, Olaf Bär, Herbert Lippert, Silvana<br />
Dussmann, Isabel Rey und Agnes Baltsa. Es spielen der Arnold Schoenberg Chor Wien und die Wiener<br />
Symphoniker unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Inszenierung: Jürgen Flimm. Aufgenommen<br />
bei den Wiener Festwochen im Mai 1999.<br />
Harnoncourt dirigiert hier die Fledermaus zum ersten Mal. – Norbert Beilharz dokumentiert die Entstehung<br />
dieser Fledermaus von den Anfängen bis zur Premiere szenisch und musikalisch. Im Mittelpunkt<br />
der Dokumentation steht das Finale des 2. Akts, in dessen Zenith die Silben „Erst ein Kuss, dann ein du“<br />
zur brüderlich-schwesterlichen Weltbeglückungsformel „Dui du“ ineinander fließen. (ARD/BR/WDR)<br />
Die Fledermaus (aka: Johann Strauss II: Die Fledermaus);<br />
Großbritannien 2003, Stephen Lawless (Bühnenregie), Francesca Kemp (TV-Regie).<br />
198 (183) min (DVD). TV-Produktion (BBC/Opus Arte/Glyndebourne Opera House). Aufnahmen der Aufführung<br />
vom 17. August 2003 des Glyndebourne Chorus und des London Philharmonic Orchestra unter<br />
der Leitung von Vladimir Jurowski im Glyndebourne Opera House, Lewes, Sussex. Es singen u.a.: Pär<br />
Lindskog, Lyubov Petrova, Pamela Armstrong, Thomas Allen, Ragnar Ulfung, Håkan Hagegård, Artur<br />
Korn, Malena Ernman, Udo Samel, Renée Schüttengruber. Choreographie: Nicola Bowie.<br />
Il pipistrello;<br />
Italien 2003, Regie: Tina Protasoni.<br />
93 (92) min. TV-Produktion (RAITRE/ RAITRADE/Teatro alla Scala). Nach der Fledermaus-Adaption La<br />
Chauve-souris von Roland Petit, einem Ballett in zwei Akten. Hauptdarsteller: Alessandra Ferri, Massimo<br />
Murru, Luigi Bonino, Mick Zeni, Giorgio Trucco. Es spielen der Corpo di Ballo del Teatro alla Scala und<br />
61
das Orchestra del Teatro alla Scala unter der Leitung von Kevin Rhodes. Arrangements: Douglas Gamley.<br />
Aufgenommen im Dezember 2003 im Teatro degli Arcimboldi, Mailand.<br />
Die Fledermaus;<br />
BRD 2012, Regie: Harald Serafin.<br />
180 min. TV-Aufführungsmitschnitt (3Sat) einer Aufführung der Seefestspiele Mörbisch unter Leitung<br />
von Helmuth Lohner.<br />
3.2 Eine Nacht in Venedig (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />
UA: 3. Oktober 1883.<br />
Eine Nacht in Venedig;<br />
Deutschland/Ungarn 1934, Regie: Robert Wiene.<br />
82 min. Drehbuch: Robert Wiene. Musikbearbeitung: Ladislaus Angyal. Darsteller: Tino Patiera, Tina Eilers,<br />
Ludwig Stoessel, Oskar Sima, Lizzi von Balla.<br />
Operettenliebe zwischen einem romantischen Heldentenor und einer US-Dollarprinzessin in Venedig.<br />
Konventionelles musikalisches Lustspiel rund um und mit Melodien aus Johann Strauss‘ gleichnamiger<br />
Operette. (KIM)<br />
Die Nacht in Venedig;<br />
Deutschland 1942, Regie: Paul Verhoeven.<br />
95 min. Drehbuch: Walter Wassermann, C.H. Diller. Musik: Franz Doelle, Willi Lachner, Johann Strauss<br />
(Sohn). Darsteller: Heidemarie Hatheyer, Lizzi Waldmüller, Hans Nielsen, Harald Paulsen, Erich Ponto.<br />
Beim Gastspiel eines Berliner Operettenensembles in Venedig findet ein geschiedenes Sängerpaar wieder<br />
zusammen. Die frisch und charmant gespielte Liebeskomödie benutzt die Melodien, nicht aber die<br />
Handlung der gleichnamigen Strauss-Operette. Angenehme musikalische Unterhaltung. (KIM)<br />
Komm in die Gondel (DDR-Titel: Eine Nacht in Venedig);<br />
Österreich 1953, Regie: Georg Wildhagen.<br />
76 (90) min. Darsteller: Hans Olden, Jeanette Schultze, Peter Pasetti. Musik: Nico Dostal, Johann Strauss<br />
(Sohn).<br />
Amouröse Spiele und Verwechslungen zwischen Herrschaft und Gesinde auf dem Karnevalsball eines<br />
wegen seiner Affären berüchtigten venezianischen Herzogs. Schwerfällige und witzlose Verfilmung einer<br />
Johann-Strauss-Operette. (KIM)<br />
[Ausschnitte aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“];<br />
BRD 1952/53, (Bühnenregie:) Eduard Rogati, Curth Hurrle.<br />
12 min. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Chronos-Film-Studio Frieseke & Hoepfner GmbH (München).<br />
62
Eine Nacht in Venedig;<br />
BRD 1957, Regie: Ernst Markwardt.<br />
210 min. TV-Film (WDR). Darsteller: Elfie Mayerhofer, Eva Kasper, Sigrid Schmidt. Basierend auf einer<br />
Bühnenaufführung in Duisburg.<br />
Eine Nacht in Venedig;<br />
BRD 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />
160 min. TV-Dokumentation (ARD) einer Aufführung bei den Seefestspielen in Mörbisch.<br />
Eine Nacht in Venedig;<br />
BRD 1974 [1973], Václav Kaslík.<br />
96 min. TV-Film (ZDF). Darsteller: Anton De Ridder, Sylvia Geszty, Jon Piso, Julia Migenes, Cesare Curzi,<br />
Erich Kunz.<br />
3.3 Der Zigeunerbaron (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />
UA: 24. Oktober1885.<br />
Tonbilder:<br />
Als Tonbilder wurden mir bekannt Der Zigeunerbaron: Wer uns getraut (1907), der Internationalen Kinematograph-<br />
u. Lichtbild-Ges. (Berlin) sowie Der Zigeunerbaron: Schatzwalzer (1909) und Der Zigeunerbaron:<br />
Terzett (1910) der Messter’s Projection GmbH (Berlin).<br />
Der Zigeunerbaron (IT: The Gypsy Baron);<br />
Deutschland 1926/27, Friedrich Zelnik.<br />
2.606 m. Stummfilm. Darsteller: Lya Mara, Michael Bohnen, William Dieterle. Kinomusik: Pasquale<br />
Perris.<br />
Le Baron Tzigane;<br />
Frankreich/Deutschland 1935, Regie: Henri Chomette.<br />
105 min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Stars: Anton Walbrook [d.i. Adolf Wohlbrück], Jacqueline<br />
Francell, Gabriel Gabrio.<br />
Der Zigeunerbaron;<br />
Deutschland 1935, Regie: Karl Hartl.<br />
105 (112) min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Hauptrollen: Adolf Wohlbrück, Hansi Knoteck, Fritz<br />
Kampers und Gina Falckenberg.<br />
An die Theaterfassung angelehnt.<br />
Kurz-Dokumentarfilm.<br />
Zigeunerbaron-Ouverture;<br />
Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />
63
Der Zigeunerbaron (Frankreich: Baron Tzigane);<br />
BRD 1954, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />
105 min. Darsteller: Paul Hörbiger, Gerhard Riedmann, Margit Saad, Karl Schönböck. BRD 1954, Regie:<br />
Arthur Maria Rabenalt.<br />
Frz. Version: Baron Tzigane; 105 min. In französischer Sprache. Buch: Curt J. Braun. Darsteller: Georges<br />
Guétary, Margit Saad, Paul Hörbiger.<br />
Nach der Operette von Johann Strauss (Sohn): Als Sandor aus dem Krieg der Ungarn gegen die Türken in<br />
das Haus seines Vaters zurückkehren will, findet er ein völlig zerstörtes Gut vor. Um das Erbe wieder<br />
aufbauen zu können, sucht er nach dem Schatz seines Vaters und wird dabei von den Zigeunern des<br />
Dorfes unterstützt. Sie bewundern den ehrgeizigen und gutmütigen Mann und ernennen ihn bei einem<br />
Fest zu ihrem Schutzherrn. Besonders Saffi, ein junges Zigeunermädchen, ist sehr angetan von Sandor,<br />
und die beiden verlieben sich. Als jedoch die Hochzeit ansteht, greift die Staatsmacht hart durch… (filmportal.de)<br />
Der Zigeunerbaron (aka: Princesse tsigane);<br />
BRD/Frankreich 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />
103 min. Drehbuch: Heinz Oskar Wuttig, Vineta Bastian-Klinger. Darsteller: Carlos Thompson, Heidi<br />
Brühl, Willy Millowitsch, Peer Schmidt. Gesang: Fritz Wunderlich, Herta Talmar. Musikbearbeitung: Rolf<br />
Wilhelm.<br />
Inhaltlich veränderte, mit zeitbezogenen Anspielungen versehene Fassung der Operette (harmlose Liebes-<br />
und Räuberromantik im überstilisierten Ungarn).<br />
Der Zigeunerbaron;<br />
BRD/Ungarn 1965, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />
115 min. TV-Produktion (ARD). Buch: Ignaz Schnitzer. Darsteller: Rudolf Schock, Eberhard Wächter, Karl<br />
Schmitt-Walter.<br />
Der Zigeunerbaron;<br />
BRD 1975, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />
97 min. TV-Film. Darsteller: Wolfgang Brendel, Hans Kraemmer, Siegfried Jerusalem.<br />
Der Zigeunerbaron;<br />
BRD 2011, Brigitte Fassbaender.<br />
TV-Theaterfilm. Aufführung der Seefestspiele Mörbisch.<br />
3.4 Wiener Blut (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 25. Oktober 1899.<br />
Tonbilder:<br />
Wiener Blut: Walzerduett (1909) und Wiener Blut: Briefduett (1909) sind Tonbilder der Messter’s<br />
Projection GmbH (Berlin).<br />
64
Wiener Blut;<br />
Deutschland 1942, Regie: Willi Forst.<br />
106 (111) min. Darsteller: Willy Fritsch, Maria Holst, Hans Moser. Im gleichen Jahr ausgezeichnet mit<br />
dem Premio della Biennale (Venedig). Musik: Johann Strauss (Sohn), Willy Schmidt-Gentner.<br />
Freie Verfilmung der Johann-Strauss-Operette. 1815 während des Wiener Kongresses wird ein deutscher<br />
Graf so sehr von der Lebensart der Wiener angesteckt, daß er fast seine Frau mit einer Balletteuse<br />
betrügt. Der Hofball aber bringt alles wieder ins Lot. (KIM)<br />
Wiener Blut;<br />
BRD 1972, Hermann Lanske.<br />
97 min. TV-Film (ZDF). Buch: Hugo Wiener, Hermann Lanske. Darsteller: Benno Kusche, René Kollo, Ingeborg<br />
Hallstein.<br />
3.5 Frühlingsluft (Operette in 3 Akten, Josef Strauss) // UA: 9. Mai 1903.<br />
Frühlingsluft ist eine Operette in drei Akten mit der Musik von Josef Strauss (1827 - 1870). Im Gegensatz<br />
zu seinem Bruder Johann hat Josef Strauss selbst nie eine Operette geschrieben. Das Werk entstand erst<br />
rund 30 Jahre nach seinem Tod. Ernst Reiterer hatte nach Josef Strauss‘ Walzern und anderen Tänzen<br />
die Musik zusammengestellt.<br />
Tonbilder:<br />
Unter dem Titel Frühlingsluft entstand 1908 ein Tonbild der Internationalen Kinematograph- u. Lichtbild-<br />
Ges. (Berlin). Außerdem wurden mir Frühlingsluft: Tanzduett (1909) und Frühlingsluft: Lied der Baronin<br />
der Messter’s Projection GmbH (Berlin) bekannt. Letzlich den Tonbildern zuzuordnen ist wohl auch der<br />
viel spätere Zweiminüter Duett aus Frühlingsluft (1930, Produktion: Walter Jerven, München).<br />
Frühlingsluft;<br />
Deutschland 1938, Regie: Carl Lamač.<br />
84 min. Drehbuch: Géza von Cziffra. Musik: Josef Strauss, Paul Hühn. Darsteller: Magda Schneider, Wolf<br />
Albach-Retty, Hilde von Stolz, Rudolf Platte.<br />
Auf Wunsch des von Geldsorgen geplagten Herzogs soll sein Neffe, Erbprinz Rudolf, standesgemäß heiraten.<br />
Doch der interessiert sich überhaupt nicht für die Pläne seines Onkels und arbeitet unter seinem<br />
bürgerlichen Namen als Ingenieur in einer Autofabrik. Da taucht ein gewisser Graf Rasumirski beim Herzog<br />
auf und erklärt ihm, die bekannte Operettendiva Vera Naldi sei in Wirklichkeit eine russische Prinzessin,<br />
die nichts von ihrer Herkunft wisse. Sie fassen den Plan, Rudolf mit ihr zu verkuppeln. Doch im<br />
Theater verliebt Rudolf sich nicht in die Sängerin, sondern in die Sekretärin. Stattdessen beginnt Rudolfs<br />
anderer Onkel, sich für Vera zu interessieren. Dann jedoch stellt sich heraus, dass Rasumirski ein Betrüger<br />
und Vera keine Prinzessin ist... (filmportal.de)<br />
Danke, dass Prof. Wulff uns diese Filmografie übermittelt hat: Sie wird nunmehr erstmals und für unser<br />
Magazin exklusiv und in der <strong>Webfassung</strong> aktualisiert in gedruckter Form vorgelegt. Eine Vollständigkeit<br />
ist derzeit (noch) nicht gegeben, nötige Ergänzungen nehmen Autor und Redaktion gern entgegen.<br />
Ingolf Roßberg für die Redaktion.<br />
65
Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen<br />
1. Wiener Walzer Bim<br />
Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern<br />
von Johannes Böck<br />
Schicken wir für die nicht-österreichischen Leser voraus: In Wien, Graz und Linz ist „Bim“ die liebevollumgangssprachliche<br />
Bezeichnung für „Straßenbahn“ (Wien: „Tramway“), wie in Bonn die „Bimmel“, oder<br />
Dresden „Glocke“ und in Hongkong schließlich „Ding dong“… D. Red.<br />
Ingrid Andrea BAGUS, die Fremdenführerin Quelle: www.wien-original.at<br />
Original-Flyer von „Original Wiener Touren“ von Ingrid Andrea BAGUS (Quelle: www.wien-original.at)<br />
66
In den Abendstunden des 11. Mai 2017 veranstaltete das „Museum der Johann Strauss Dynastie“ in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verband der Eisenbahnfreunde (VEF) und der staatlich geprüften Wiener Fremdenführerin,<br />
Frau Ingrid Andrea Bagus, eine spezielle Rundfahrt mit einem alten Wiener Straßenbahnwagen.<br />
Es war ihre Idee, mit einer Wiener Oldtimer-Tramway die Sehenswürdigkeiten zu erkunden, welche<br />
von den Mitgliedern der Familie Strauss und Zeitgenossen mit Widmungen bedacht wurden – es<br />
sind dies nicht wenige… Grund für diese Idee ist der 150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An<br />
der schönen blauen Donau“ op. 314 von Johann Strauss (Sohn) aus dem Jahre 1867.<br />
Es fuhr ein Wagen der Type M der Wiener Verkehrsbetriebe, welcher 50 Jahre lang auf den Wiener Linien<br />
im regulären Betrieb eingesetzt war. Heute ist dieser Wagen im Besitz des Verbandes der Eisenbahnfreunde<br />
– Arbeitsgruppe Straßenbahn – und fährt im Rahmen von Sonderfahrten.<br />
M 4023 mit Beiwagen (hier beim Tramwaytag 2014 in Simmering) Foto: Johannes BÖCK<br />
Diese Route begann am Wiener Karlsplatz und führte über die Wiener Ringstraße und den Praterstern<br />
und wieder über die Wiener Ringstraße zum „Museum der Johann Strauss Dynastie“, wo der Gründervater<br />
dieses Museums und des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“, Herr Prof. Helmut Reichenauer, die Gäste<br />
begrüßte und in den Räumen des Museums einen ergänzenden Power-Point-Vortrag hielt.<br />
Wie eine Perlenkette reihen sich die Bauten an der Wiener Ringstraße und dem Wiener Prater jene Orte,<br />
welche mit Leben und Wirken der Familie Strauss in Verbindung gebracht wurden.<br />
Es begann mit dem Gebäude des Wiener Musikvereines auf dem Wiener Karlsplatz, von wo aus die Neujahrskonzerte<br />
der Wiener Philharmoniker in alle Welt übertragen werden. Erstes Hörbeispiel war demnach<br />
der Walzer „Freuet euch des Lebens“ op. 340 von Johann Strauss (Sohn). M 4023 fuhr am Denkmal<br />
für Fürst Schwarzenberg vorbei, der an der Völkerschlacht bei Leipzig beteiligt war. 1867 wurde auf dem<br />
nach ihm benannten Platz ein Denkmal enthüllt, an das der „Schwarzenberg-Monument“-Marsch<br />
op. 210 von Josef Strauss erinnert. Die Route führte zum Wiener Stadtpark, wo der Kursalon und das<br />
Denkmal für unseren Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) steht. Johann Strauss (Sohn) dirigierte hier und<br />
es wurde eine Polka uraufgeführt – „Sängerlust“ op. 328. Vorbei am Denkmal für Feldmarschall<br />
Radetzky – es war selbstverständlich der „Radetzky-Marsch“ op. 228 von Johann Strauss (Vater) zu hören<br />
– und der Urania-Sternwarte führte der Weg zum Praterstern. Auf diesem Weg wurde die Anlage<br />
des Praters erläutert und es war die „Steeple Chease“-Polka op. 43 von Josef Strauss zu hören. Der Bruder<br />
von Johann Strauss (Sohn) interessierte sich leidenschaftlich für den Pferdesport, denn auf dem Gelände<br />
des Wiener Praters steht die Wiener Trabrennbahn. Über die Heinestraße fährt der Oldtimer-<br />
Triebwagen zur Taborstraße. Bei der Karmeliterkirche führt der Weg zum Sperl, wo viele Werke von Jo-<br />
67
hann Strauss (Vater) (2/3 seiner Werke!) und seinen Söhnen Johann und Josef uraufgeführt wurden. Als<br />
Hörbeispiel wurde der „Cachucha“-Galopp op. 97 von Johann Strauss (Vater) gebracht, den dieser der<br />
Tänzerin Fanny Elßler widmete. Nach dem Sperl näherte sich der Wagen M 4023 dem Uraufführungsort<br />
des Walzers „An der schönen blauen Donau“ op. 314 unseres Meisters Johann Strauss (Sohn) – dem<br />
Dianabad-Saal. Über die Schwedenbrücke führt der Weg zum Schwedenplatz. Dort beginnt auch die<br />
Rotenturmstraße, die zum Wiener Stephansdom führt. Diese Straße erinnert an das Rotenturmtor, wo<br />
die Abbrucharbeiten der alten Wiener Stadtmauern begannen. Daran erinnert die „Demolierer“-Polka<br />
op. 269 von Johann Strauss (Sohn). Kaiser Franz Joseph I. erließ in einem Schreiben an Innenminister<br />
Bach den Befehl, die alten Stadtmauern abzureißen und an dieser Stelle eine Prachtstraße anlegen zu<br />
lassen – die Wiener Ringstraße. Der Bau der Wiener Ringstraße gehört zu den größten Leistungen des<br />
alten Österreich im Zeitalter Kaiser Franz Joseph I.<br />
Vorbei am Gebäude der Österreichischen Postsparkasse – Architekt war Otto Wagner, Hörbeispiel: „Mit<br />
Extrapost“, Polka schnell op. 259 von Eduard Strauss – fährt M 4023 wieder über den Ring zu jenem<br />
Platz, wo einst die Blumensäle der Gartenbaugesellschaft standen. Dort wurden zahlreiche Werke von<br />
Carl Michael Ziehrer und Josef Strauss uraufgeführt, wie zum Beispiel die berühmte Polka française<br />
„Feuerfest“ op. 269 von Josef Strauss. An der Wiener Oper vorbei, wo die Teilnehmer dieser Jungfernfahrt<br />
einige Takte der Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn) hörten, führte der Weg am<br />
Wiener Burggarten und dem Wiener Volksgarten vorbei, woran auch die „Beliebte Annen-Polka“ op. 137<br />
von Johann Strauss (Vater) erinnert.<br />
Beim Parlament hörten die Teilnehmer einige Takte des „Wahlstimmen“-Walzers op. 250 von Johann<br />
Strauss (Sohn), ehe beim Wiener Rathaus der Walzer „Wiener Bürger“ op. 419 von Carl Michael Ziehrer<br />
erklang. An der Wiener Universität vorbei fuhr die Oldtimer-Straßenbahn an der Votivkirche vorbei. Diese<br />
erinnert an ein Messerattentat auf Kaiser Franz Josef, welches dieser überlebte. Erzherzog Maximilian<br />
ließ als Dank für die Errettung seines Bruders diese Kirche erbauen.Architekt war Heinrich Ferstel. Der<br />
„Kaiser-Franz-Joseph-I.-Rettungs-Jubel“-Marsch op. 126 des 28jährigen Johann Strauss (Sohn) erinnert<br />
an diese Ereignisse. Bei der Wiener Börse erklang zum Abschluss dieser Fahrt die Polka „Von der Börse“<br />
op. 337 von Johann Strauss (Sohn).<br />
Es gäbe Vieles über die Ringstraße zu berichten – Beispiel der Brand des Ringtheaters (Marsch „Freiwillige<br />
vor“ von Johann Strauss (Sohn)) und das Hoch- und Deutschmeister-Denkmal (verschiedene<br />
Deutschmeister-Märsche und die Operette „Ein Deutschmeister“ von Carl Michael Ziehrer), aber dies<br />
würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen. An der Rossauer Kaserne vorbei fuhr M 4023 zur<br />
Station Schlickgasse, wo die Fahrt endete. Ein kurzer Weg führte zum „Museum der Johann Strauss-<br />
Dynastie“, wo der Gründervater, Herr Prof. Reichenauer die Teilnehmer der Tramway-Sonderfahrt begrüßte.<br />
Unter diesen Teilnehmern befanden sich Vertreter der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung (Frau Christine<br />
Lepedat) und der ehemalige Leiter der Gardemusik des österreichischen Bundesheeres, Herr<br />
Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer mit seiner Gattin. Den Verband der Eisenbahnfreunde – Arbeitsgruppe<br />
Straßenbahn – vertrat Herr Rudolf Windisch.<br />
Herr Prof. Reichenauer zeigte den anwesenden Besuchern in einem Power-Point-Vortrag die von der<br />
Oldtimer-Tramway angefahrenen Plätze, wie diese vor ca. 150 – 200 Jahren ausgesehen haben und führte<br />
dazu weitere Werke aus dem Schaffen der Familie Strauss vor, wie die Polka „Künstlergruß“ op. 274<br />
von Josef Strauss beim Musikverein oder der Walzer „Grüße an die Aula“ op. 233 von Eduard Strauss bei<br />
der Wiener Universität bzw. die „Rotunde“-Quadrille op. 360 von Johann Strauss (Sohn) für den Wiener<br />
Prater, denn die Rotunde war der größte Kuppelbau und das Wahrzeichen der Wiener Weltausstellung<br />
1873. In ihr hätte sogar die Peterskirche von Rom Platz gefunden.<br />
Nach dem Vortrag konnten die Besucher das Museum noch individuell besichtigen. Um ca. 20.00 Uhr<br />
ging ein ereignis- und erlebnisreicher Abend des 11. Mai 2017 zu Ende.<br />
68
Die nächsten geplanten Fahrten mit Beginn am Karlsplatz um 15 Uhr:<br />
- Samstag 20. Jänner 2018<br />
- Samstag 24. Februar 2018<br />
- Samstag 24. März 2018<br />
- Samstag 14. April 2018<br />
- Samstag 26. Mai 2018<br />
- Samstag 16. Juni 2018<br />
Anmeldungen unter bagus@wien-original.at oder unter der Telefonnummer +43 664 4<strong>56</strong> 12 48<br />
Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl<br />
mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten Prof. Dr. Michael Lakner<br />
Spritzige Aufführungen in Bad Ischl und ein „Neuer“ in der Intendanz<br />
von Manfred Drescher<br />
Wieder einmal ein besonderes Jahr für Bad Ischl und hier in erster Linie für das Lehár-Festival. Seit Mai<br />
diesen Jahres ist Michael Lakner Intendant in Baden bei Wien, hat es sich aber nicht nehmen lassen, zur<br />
Premiere von „Saison in Salzburg“ nach Bad Ischl zu kommen und auch bei der Premiere der „Lustigen<br />
Witwe“ war er anwesend und wurde ausgiebig geehrt.<br />
Für seine fast 14 Jahre in Bad Ischl bekommt er das Kulturehrenzeichen der Stadt Bad Ischl, die Kulturmedaille<br />
des Landes Oberösterreich und die Ehrenmitgliedschaft des Lehár-Festivals. Die diesjährige<br />
Saison ist ja auch noch von ihm bis ins letzte Detail durchgeplant worden, alles trägt noch seine Handschrift.<br />
Sein Nachfolger Thomas Enzinger wird es sicherlich nicht leicht haben aus den Fußstapfen zu<br />
treten, seine Ansprache vor der Premiere lässt aber darauf hoffen, dass es mit der Operettenseligkeit<br />
weitergeht, einige Farbtupfer des Musicals aber sicher dazukommen werden. Wünschen wir ihm alles<br />
erdenklich Gute für seinen Start und ein ganz großes Dankeschön an Michael Lakner für die zurückliegenden<br />
Jahre und ein herzliches Toi Toi Toi für seine neue umfangreiche Aufgabe in Baden bei Wien.<br />
Ich habe die Anwesenheit von Michael Lakner dazu genutzt, noch ein Abschiedsinterview mit ihm zu<br />
führen, welches an anderer Stelle abgedruckt wird. Lakner hat, wie ich schon einmal ausgeführt habe,<br />
Bad Ischl geprägt und es zu einem Vorzeigeoperettenzentrum gemacht. Ein recht großes Stückerl seines<br />
Herzens wird immer in Bad Ischl bleiben und er wird hier auch seinen Erstwohnsitz behalten. Servus,<br />
lieber Michael Lakner, und Grüß Gott, Thomas Enzinger. Möge die Operette – nicht nur in Bad Ischl –<br />
weiter blühen und gedeihen, denn sie erwärmt die Besucher und lässt sie für einige Stunden die Alltagssorgen<br />
vergessen – und was kann man schöneres von einer der schönsten Musikformen erwarten.<br />
„Saison in Salzburg“<br />
Die Showoperette „Saison in Salzburg“ erlebt in Bad Ischl ihre Premiere. Diese Revue-Operette ist in den<br />
letzten Jahrzehnten vielfach unterschätzt, kaum auf einem Spielplan gestanden. Und das ist schade, eine<br />
lustige annehmbare nachvollziehbare Handlung, ein ganzer Reigen wunderschöner eingängiger Melodien,<br />
und wenn es noch gesanglich toll dargeboten wird, steht dem Erfolg nichts im Wege. Und bei der<br />
heutigen Premiere trifft all das zu. Der Regisseur Gernot Kranner hat die Operette in einer langjährigen<br />
Arbeitstour umgeschrieben, neue Personen hinzugefügt, Dialoge geändert, am Ende mehr Brautpaare<br />
auf die Bühne gestellt, als ursprünglich vorgesehen, und er hat eines erreicht, eine spritzige, keinen<br />
Moment langweilige, schmissige und mitreißende Operette auf die Bretter, die die Welt bedeuten gebracht,<br />
für ein mitgehendes, starken, fast euphorischen Applaus spendierenden Publikums.<br />
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70<br />
Zu einer überzeugenden Regiearbeit<br />
gehören bunte, frische Kostüme und<br />
hier hat Alexandra Brandner eine tolle<br />
Leistung abgeliefert. So bunt, abwechslungsreich,<br />
farbig und überzeugend<br />
ging schon lange keine Operette<br />
mehr über die Bühnenbretter.<br />
Am Schluss noch ein Auftritt der<br />
Goldhaubenfrauen und das Publikum<br />
ist nur noch begeistert. Die Choreographie<br />
von Rita Sereinig, das einfallsreiche<br />
Bühnenbild, mit ganz wenigen<br />
Requisiten auf die Bühne gestellt von<br />
Herwig Libowitzky und die exzellente<br />
Choreinstudierung von Gerald Krammer,<br />
sorgen dafür, dass alles nicht<br />
zusammengestoppelt, sondern wie<br />
Bild 1: Thomas Zisterer, Theresa Grabner<br />
aus einem Guss wirkt. Man lässt sich<br />
unbeschwert mitreißen und erfreut sich an der Leichtigkeit und Schmissigkeit dieser leider viel zu selten<br />
gespielten Operette.<br />
Auf etwas hätte man jedoch gerne verzichten können, auf die Microports (die in der „Lustigen Witwe“<br />
Gott sei Dank nicht zum Einsatz kommen), die aus meiner Sicht in keinster Weise notwendig gewesen<br />
wären und immer etwas störend wirken. Und noch etwas hat störend gewirkt. Vor mir saßen zwei ganze<br />
Reihen von Honoratioren, und einige davon haben sich fast ohne Pause während der Aufführung mit<br />
ihren Partnerinnen ausgetauscht und unterhalten. Wenn man schon nicht viel von Operette versteht,<br />
aber hingehen muss, einmal weil man Ehrenkarten hat und zum anderen weil man gesehen werden will,<br />
dann sollte man wenigstens während der Aufführung den Mund halten, das gehört zu den einfachsten<br />
Anstandsregeln und ist den zahlenden Operettenliebhabern gegenüber eine Rücksichtslosigkeit. Ich<br />
werde so ein Verhalten nie verstehen.<br />
Bild 2: Alexander Kaimbacher, Monika Rebholz<br />
Die Geschichte der Operette ist eigentlich<br />
schnell erzählt. Das renommierte<br />
Hotel Mirabell bekommt Konkurrenz<br />
durch die zu versteigernden Gasthöfe<br />
„Salzburger Nockerl“ und „Zum Blauen<br />
Enzian“. Wer ist die beste Nockerlköchin,<br />
dies zieht sich durch das ganze<br />
Stück. Da ist die Liebesgeschichte der<br />
Mehlspeisköchin Steffi mit ihrem Rennfahrer<br />
Frank Rex sowie der Mehlspeisköchin<br />
Vroni mit ihrem Toni, dem ersteigerten<br />
Besitzer des „Zum Blauen Enzian“.<br />
Da ist die Liaison von Erika Dahlmann,<br />
deren Vater eine Autoreifenfabrik<br />
hat mit Max Liebig einem Parfümfabrikanten<br />
aus der Schweiz. Da ist der raffgierige<br />
Wirt des Mirabell, Alois Hinter-<br />
moser, die Suche nach dem Rezept der besten Nockerl, und das Gspusi von Friedrich Wilhelm Knopp,<br />
des Chefmechanikers bei Frank Rex mit Helen, der Kellnerin im „Salzburger Nockerl“.
Dies alles zieht sich durch die Geschichte, in die Olga Rex, die Inhaberin der Rex-Autofabrik auch noch<br />
klärend eingreift. Und bis alle als Paare auf der Bühne stehen, vergehen etliche Missverständnisse und<br />
Irrungen und Wirrungen. Also, etwas durcheinander, aber es macht einfach Spaß, dem allen zu folgen.<br />
Schwungvoll, leidenschaftlich, alles im Griff habend, die Feinheiten der Partie erkennend und herausarbeitend,<br />
immer auch auf die Sänger Rücksicht nehmend, lässt der Wiener Marius Burkert temperamentvoll<br />
das vorzügliche Franz-Lehár-Orchester frisch und klangvoll aufspielen. Man hat den Eindruck,<br />
dass dieser Klangkörper von Jahr zu Jahr immer besser wird. Den Chor und die Tänzer habe ich ja schon<br />
gewürdigt, klasse, schwungvoll, überzeugend, eine ausgezeichnete Leistung.<br />
Bild 3: Paul Schmitzberger, Alexander Kaimbacher, August Schram,<br />
Adelheid Brandstetter, Roman Martin, Thomas Zisterer<br />
Auch die gesanglichen Leistungen sind an diesem Abend wirklich wie aus einem Guss, es gibt keinen<br />
Aus- und keinen Abfall. Man merkt, dass sich hier eine kleine Truppe verschworener Künstler zusammengefunden<br />
hat, die sich auch untereinander gut verstehen müssen, denn sonst wäre eine solche homogene<br />
Leistung nicht zu erreichen. Es ist sehr schwer, irgendjemand nach vorne zu stellen, alle sind auf<br />
ihrem Platz über dem Durchschnitt. Deshalb möchte ich kurz auf jeden der Hauptsolisten eingehen.<br />
Als erstes sei Alois Walchshofer in der kleinen Rolle des Alois Hintermoser, Direktor des Hotel Mirabell,<br />
genannt. Bei ihm geht es mir wie bei einer sehr guten Flasche Wein, je länger sie liegt, desto besser wird<br />
sie. Was er aus dieser kleinen Rolle herausholt, ist schon toll. Der Sänger, der in Linz geboren wurde, hat<br />
ein überragendes spielerisches Potential, dazu kommt ein voller, kräftiger, runder und stimmschöner<br />
Bariton, den man gerne mit mehr hören möchte. Als Steffi ist die in Murnau in Deutschland geborene<br />
Sopranistin Monika Rebholz zu hören. Sie legt die Partie etwas dramatisch, opernhaft an, dies kann aber<br />
auch ein Regieeinfall sein. Ihr schöner, durchschlagskräftiger und höhensicherer Sopran überzeugt jedoch<br />
in allen Bereichen. Ihr schwärmerischer Anschmachter ist als Autorennfahrer Frank Rex der in Villach<br />
geborene Tenor Alexander Kaimbacher. Sein gutsitzender höhensicherer Tenor ist jeder Situation<br />
gewachsen, mit robuster, kräftiger, aber auch stimmschöner Höhe weiß er das Publikum und auch Steffi<br />
zu überzeugen.<br />
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Bild 4: Roman Martin, Uschi Plautz, Alexander Kaimbacher<br />
Die Mehlspeisköchin Vroni Staudinger wird von der jungen Salzburger Sopranistin Theresa Grabner verkörpert.<br />
Überzeugend und locker spielend, kann sie auch einen leichten, leuchtenden und warmen Sopran<br />
vorweisen, mit dem sie ihren Toni umgarnt. Schwungvoll wird sie gesanglich und darstellerisch mit<br />
zum Dreh- und Angelpunkt der Operette. Ihr ebenbürtiger Partner ist der lyrische Bariton, von seiner<br />
Stimmlage aber fast schon ein Tenorbuffo, der aus dem Zillertal stammende Thomas Zisterer. Er ist in<br />
Bad Ischl kein Unbekannter und ebenso wie Theresa Grabner ein eindeutiger Publikumsliebling. Sein<br />
ausdrucksstarker, kräftiger, beweglicher, stimmschöner und hoher Bariton wickelt das Publikum nur so<br />
um den Finger, ebenso wie sein frisches, unverkrampftes Spiel. Man hat richtig Spaß daran, der Vroni<br />
und dem Toni zu lauschen.<br />
Die Tochter des Autoreifeninhabers Erika Dahlmann wird von der Linzer Sopranistin Adelheid Brandstetter<br />
verkörpert. Sie, die schon länger auf den Theaterbrettern steht, hat im kleinsten Finger eine Musikalität,<br />
die seinesgleichen sucht. Ihr voller, stimmschöner Sopran weiß in jedem Moment zu überzeugen,<br />
ihr Spiel ist ohne Fehl und Tadel. Ihr, sie bis zur Raserei begehrende Parfümfabrikant aus der Schweiz, ist<br />
der in Luzern in der Schweiz geborene Tenor August Schram. Seine Darstellung des liebestollen Schweizers<br />
sorgt im Publikum immer wieder für große Heiterkeit und Gelächter, er legt sich so richtig in die<br />
Rolle hinein. Mit seinem schönen, vollen und kräftigem Tenor kann er ebenfalls überzeugen, versprüht<br />
hierbei eine Menge Glanz und füllt die Rolle bis in die letzte Faser aus.<br />
Das letzte Pärchen, Friedrich Wilhelm Knopp, der Chefmechaniker und die Kellnerin Helen sind ebenfalls<br />
rollendeckend besetzt. Die junge Irene Peios, die Ihre Wurzeln in Griechenland und in der Schweiz hat,<br />
gestaltet die kleine Rolle der Helen mit zartem, schönem leuchtendem Sopran und einem gefälligen<br />
Spiel und als Knopp glänzt der Mann für alle Fälle, ein Hansdampf in allen Gassen, der Wiener<br />
Tenorbuffo Roman Martin. Er wirbelt nur so auf der Bühne herum, zeigt ein mehr als überzeugendes<br />
Spiel und kann auch mit seinem warmen und beweglichen Tenor vollauf überzeugen. Als Olga Rex, die<br />
Autofabrikinhaberin kann Uschi Plautz, die in London geborene und in Graz aufgewachsene Schauspielerin<br />
und Sängerin das Publikum überzeugen. Sie macht aus ihrem doch kleineren Auftritt eine Paraderolle<br />
und kann viel Beifall ernten.<br />
Als Christian Dahlmann weiß Paul Schmitzberger zu überzeugen, ebenso wie Giuseppe Preims als Notar<br />
Dr. Koller. Insgesamt eine fröhliche, schwungvolle und schmissige Operette, die das Publikum mitreißt<br />
und zu langanhaltendem verdientem Beifall führt. Zwei Schlager Raymonds, „Ich hab das Fräulein Helen<br />
baden sehn“ und „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“ gliedern sich nahtlos in das Geschehen<br />
ein und verstärken den positiven Eindruck noch. So macht Operette Spaß.<br />
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„Die lustige Witwe“<br />
Am nächsten Tag war ich in der ersten Aufführung nach der Premiere von „Die Lustige Witwe“ und es<br />
hat wieder einmal großen Spaß gemacht. Die Geschichte von der schwerreichen Hanna Glawari, die von<br />
Graf Danilo Danilowitsch nicht geheiratet werden kann, wegen des Standesdünkels und die durch eine<br />
kurze und reiche Heirat jetzt ebenbürtig ist, ist doch zu schön. Baron Mirko Zeta fleht den Grafen an die<br />
Witwe zu heiraten, um ihre Millionen für das Vaterland, welches an der Pleite entlangschrammt, zu retten,<br />
doch er ist viel zu stolz, um dies zu tun. Er will aber alle Verehrer, die die Millionen erringen könnten<br />
beiseiteschaffen. Der größte Rivale ist dabei der heimliche Liebhaber von Valencienne, der Gattin von<br />
Baron Mirka, Camille de Rosillon. Der Baron deckt die geglaubte Untreue seiner Gattin auf, will sich<br />
scheiden lassen und die Witwe heiraten. Sie erklärt, dass dann die Millionen futsch sind und dies ist der<br />
Moment, wo ihr Danilo endlich seine Liebe gesteht. Nun ja, das Vermögen erbt laut Testament der neue<br />
Ehemann und Baron Mirko liest auf dem Fächer seiner Frau, dass sie eine anständige Frau ist. Alles löst<br />
sich in Wohlgefallen auf und alle sind zufrieden.<br />
Bild 5: Reinhard Alessandri, Regina Riel<br />
Die Regie, Choreographie und das Licht-Design liegen in den Händen von Leonard Prinsloo, einer Ikone<br />
von Bad Ischl und er macht seine Sache gewohnt gut, klar und schnörkellos. Mit vielen Tanzelementen<br />
versehen erzählt er die wohlbekannte Geschichte mit Geschmack und verständlich. So macht die Operette<br />
einfach wieder Spaß. Warum um alles in der Welt aber die Handlung völlig unnötig in die 70er Jahre<br />
verlegt ist, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Viele Anspielungen, die in das beginnende 20. Jahrhundert<br />
gehören, verlieren dadurch ein bisschen ihre Wirkung. Und noch etwas missfällt mir persönlich.<br />
Er lässt vor allem den Baron Mirko Zeta wie ein Puppenkasperl herumalbern und sich ständig verrenken,<br />
ebenso wie den armen Njegus und hier hat er dem Gaul für mich ein bisschen zu viel Zucker gegeben.<br />
Die beiden haben genug schauspielerisches Potential und Talent um auf solche Albernheiten nicht angewiesen<br />
zu sein. Dem Publikum jedoch gefällt es, welches sich manchmal fast vor Lachen auf die<br />
Schenkel klopft. Dieser Einwand ist aber, zugegebenermaßen, ein etwas beckmesserischer Einwand und<br />
es fällt auch nicht so sehr ins Gewicht.<br />
Auch das stimmige Bühnenbild und die Kostüme von Monika Biegler wissen zu überzeugen. Die Bühne<br />
ist sparsam mit Kulissen belegt, manchmal reichen herabhängende Glitzerstreifen oder ein nur angedeu-<br />
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teter Pavillon aus, um die notwendige Stimmung auf die Bühne zu zaubern. Die Kostüme sind ein Fest<br />
für das Auge, sind bunt, freundlich, farbenreich und vielfältig. Man kann sich richtig daran ergötzen.<br />
Das ausgezeichnet aufgelegte Franz-Lehár-Orchester, welches schon am Vortag eine exzellente Leistung<br />
bot, ist erneut spritzig, feurig, einfühlsam. Dies liegt zu einem großen Teil natürlich auch an László<br />
Gyükér. Er formt und fordert seine Musiker, er lässt die herrliche Musik von Franz Lehár aufblühen und<br />
strömen, er umschmeichelt zurückhaltend seine Sänger, die dadurch noch mehr zur Geltung kommen<br />
und er ist für mich einer der kompetentesten Operettendirigenten, die wir momentan haben und er<br />
kann wieder einmal einen großen Abend bzw. Nachmittag mit seinen Musikern verbuchen. Dem schließt<br />
sich auch der ebenfalls äußerst gut eingestellte Chor des Lehár-Festivals Bad Ischl an, immer präsent,<br />
immer auf dem Punkt da, präzise einstudiert von Gerald Krammer.<br />
Bild 6: Verena Barth-Jurca<br />
Nun aber zu den Sängern der Aufführung und da gibt es ebenfalls nur Gutes zu berichten. Kein Ausfall,<br />
bis in die kleinsten Wurzenrollen rollendeckend besetzt, es macht einfach Spaß dem gut gelaunten Ensemble<br />
zu lauschen. Und auch heute steht eine Mannschaft auf der Bühne, bei welcher man den Eindruck<br />
hat, dass jeder für jeden da ist und die Spiel- und Sangesfreude vermittelt sich unmittelbar dem<br />
begeistert mitgehenden Publikum.<br />
Als Hanna Glawari trumpft die unumstrittene Operettendiva von Bad Ischl, Regina Riel mächtig auf. Nun<br />
ist sie bereits zum vierten Mal in Folge in Bad Ischl und sie ist einfach die Primadonna Assoluta. Die<br />
niederösterreichische Ausnahmesopranistin wartet mit zarten Spitzentönen, feurigen Ausbrüchen auf<br />
und ihr warmer, voller, ausdrucksstarker Sopran weiß einfach nur in jedem Moment zu überzeugen.<br />
Einer von vielen Höhepunkten ist ihr Vilja-Lied, welches sie mit Bravour bewältigt. Sie baut es richtig auf,<br />
lässt die Töne in den schönsten Farben erblühen, bis sie mit einem fulminanten Schlusston das Publikum<br />
zu wahren Beifallsstürmen hinreißt. Auch darstellerisch ist sie mit jedem Jahr besser geworden, ihr lebendiges<br />
überzeugendes Spiel erfreut das anwesende Publikum.<br />
Und natürlich ihren kongenialen Partner als Graf Danilo Danilowitsch, den in Bad Ischl wohlbekannten<br />
österreichischen Tenor Reinhard Alessandri. Durchschlagskräftig, mit leuchtender, bombenfester und<br />
strahlender Höhe versehen, zeichnet er das Bild des charmanten Schwerenöters, der in den Grisetten<br />
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seinen Lebensinhalt hat bis, ja bis die Liebe zu Hanna wieder erwacht. Stimmlich und optisch ist er eine<br />
Idealbesetzung des leidenschaftlichen Lebemanns, dem der Champagner besser schmeckt wie die Arbeit.<br />
Als Valencienne, die treue-untreue Frau des Baron Zeta ist Verena Barth-Jurca, eine junge in Sibiu in<br />
Rumänien geborene, aber in Nürnberg aufgewachsene Idealbesetzung. Stimmlich mit zartem, dennoch<br />
durchschlagskräftigem, schönem und silbrigem Sopran versehen, bringt sie mit frivolem und aufreizendem<br />
Spiel den Puls vieler im Publikum sitzender Herren zum schnelleren Schlagen. So mancher möchte<br />
da an Stelle des Camille de Rosillon sein, der von dem in Wien geborenen Tenor Clemens Kerschbaumer<br />
verkörpert wird. Und er holt aus der relativ schweren Partie das äußerste heraus. Sein strahlender, jede<br />
Höhe mühelos meisternder mit metallischem Timbre versehener Tenor bringt nicht nur Valencienne<br />
zum Schmelzen. Ein klangvoller, stimmschöner, nie ermüdender, leicht ansprechender und mit mühelosen<br />
Höhen versehener Tenor, wie ich ihn schon lange nicht gehört habe. Zwei Paare auf der Bühne, die<br />
sich in nichts nachstehen, ein Glücksfall für Bad Ischl und ein Glücksfall für das begeisterte Publikum.<br />
Bild 7: Robert Herzl, Reinhard Alessandri, Steven Scheschareg<br />
Als Baron Mirko Zeta weiß der in Brooklyn/New York geborene Sohn österreichischer Eltern, Steven<br />
Scheschareg zu überzeugen. Sein warmer und voller Bariton meistert alle Passagen mühelos und darstellerisch<br />
weiß er mehr als zu überzeugen. Eine über dem Durchschnitt liegende Leistung. Als Militärattaché<br />
Njegus hat Robert Herzl die Lacher des Publikums und auch deren Zuneigung auf seiner Seite. Und<br />
so kalauert er sich mit Bravour durch seine Rolle.<br />
Der hervorragende Tenorbuffo Roman Martin als Raoul de St. Brioche macht das Beste aus seiner kleinen<br />
Rolle. Er, der schon am Vortag auf der Bühne gestanden war, ist als geborener Wiener hier in seinem<br />
Element, darstellerisch macht er aus der kleinen Rolle das Optimale. Ebenso wie der Wiener Tenor<br />
und Schauspieler Wolfgang Gerold als Vicomte Cascade. Die hervorragende Darsteller- und Sängerriege<br />
ergänzen ohne Fehl und Tadel Giuseppe Preims als Gesandtschaftsrat Kromov und Dorli Buchinger als<br />
seine Frau Olga, ebenso wie Valentin Trandafir als Oberst in Pension Pristschitsch.<br />
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Bild 8: Verena Barth-Jurca, Regina Riel, Reinhard Alessandri, Robert Herzl<br />
Auch diese beiden Aufführungen haben wieder einmal gezeigt, dass das eigentliche Mekka der Operette<br />
in Bad Ischl liegt und wenn sie so vollendet dargeboten wird, wird auch das Publikum weiterhin in die<br />
Vorstellungen strömen. Der Aufenthalt in Bad Ischl hat einfach Spaß gemacht. Michael Lakner alles erdenklich<br />
Gute in Baden und möge er dies auch zu neuen Höhen bringen und ein ganz herzliches Toi Toi<br />
Toi dem Regisseur, Autor und Schauspieler Thomas Einzinger, dem neuen Intendanten von Bad Ischl, der<br />
im nächsten Jahr hoffentlich für Überraschungen sorgt.<br />
Besuchte Vorstellung: Premiere von „Saison in Salzburg“ am 22. Juli 2017 und „Die Lustige Witwe“, am 23. Juli<br />
2017 –Bilder www.fotohofer.at, Bad Ischl<br />
Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre<br />
zurückwandern und abrocken<br />
Die Coburger Sommeroperette auf der Waldbühne in Heldritt wird zur Nostalgieshow:<br />
Laut, schrill, unkonventionell und so ganz und gar nicht operettisch<br />
von Manfred Drescher<br />
In diesem Jahr hat mich die Coburger Sommeroperette vor ein großes Problem gestellt. Ursprünglich<br />
war „Die Fledermaus“ angekündigt und dann Programmwechsel. Auf der wunderschönen Waldbühne<br />
der Coburger Sommeroperette wird ganz überraschend die Musical-Comedy „The Blues Brothers in<br />
Prison“ gezeigt. Es kostet viel Überredungskunst meiner Freunde, mit denen ich nach Heldritt fahre, um<br />
meine Voreingenommenheit in den Hintergrund zu drängen und mich dazu zu bewegen nach Heldritt zu<br />
fahren. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe es nicht bereut. Doch der Reihe nach.<br />
Die überaus engagierte, rührige und äußerst erfolgreiche Produktionsleiterin Adelheid Frankenberger<br />
hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass in Heldritt Operette auf höchstem Niveau gespielt worden<br />
ist. Sie holt Ausnahmekünstler zu einem Honorar auf die Waldbühne, für die sie woanders nicht einmal<br />
eine Stunde auftreten würden. In dem in Wien erscheinenden Magazin „Festspiele“ rangiert die Sommeroperette<br />
Coburg im letzten Jahr in der Abteilung Operette und Musical auf dem sensationellen vierten<br />
Platz, nach den Seefestspielen Mörbisch, dem Lehár-Festival Bad Ischl und dem Operettenfest Baden<br />
bei Wien und somit auf Platz 1 in Deutschland. Ich habe dies im letzten Jahr schon geschrieben,<br />
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aber es ist so grandios, dass man es immer wieder wiederholen sollte. Es ist so sensationell, dass Coburg<br />
und das ganze Coburger Land in Ehrfurcht erstarren und so viel Fördermittel wie nur möglich aus allen<br />
möglichen Töpfen zur Verfügung stellen müssten, damit diese überragende Auszeichnung keine Eintagsfliege<br />
bleibt.<br />
Na ja, ich habe mich zwar nicht damit abgefunden, aber es als feststehend zur Kenntnis genommen,<br />
dass in Coburg der Prophet im eigenen Land nichts gilt und dass im Coburger Raum die Operette momentan<br />
auf verlorenem Posten steht. Das Publikum sieht es Gott sei Dank vollkommen anders und das<br />
sollte auch einmal die Region begreifen und ihr zu denken geben. Um das hervorragende Niveau der<br />
Coburger Sommeroperette auf Dauer zu halten, zu stärken und zu festigen, erfordert es keiner jährlichen<br />
Zuschusskrumen, die auch für eine solide Planung problematisch sind, sondern einer andauernden<br />
gleichbleibenden Unterstützung auf breiter Ebene. Vielleicht werde ich es ja eines Tages noch erleben,<br />
dass hier ein Umdenken stattfindet. Die Operette (Gott sei Dank ab nächstem Jahr wieder auf dem Programm)<br />
und die Verantwortlichen der Coburger Sommeroperette haben es mehr als verdient.<br />
Bild 1: Thomas Gerber, Ron Williams, Karsten Kenzel<br />
Auch heute muss ich wieder einmal auf eine kleine Besonderheit in Heldritt hinweisen und dies tue ich<br />
mit besonderer Freude. Eine Besonderheit, die meine Pfunde immer etwas in die Höhe schießen lassen,<br />
aber das weiß ich von vornherein und stelle mich darauf ein. Man kann hier in wunderschönem Ambiente<br />
lukullische Köstlichkeiten der Region zu sich nehmen und sich mit diesen Schmankerln auf die bevorstehende<br />
Aufführung einstimmen. Auch das gehört hier zum Theatererlebnis einfach dazu und hebt die<br />
Sommeroperette auch in dieser Beziehung von anderen Spielorten ab. Die Bewirtung übernehmen ehrenamtliche<br />
Helfer, so wie die Ehrenamtlichkeit der gesamten Sommeroperette im Vordergrund aller<br />
Arbeiten steht, ohne das wäre all diese Arbeit auch nicht zu stemmen. Auch deshalb ist eine besondere,<br />
regionale und überregionale feststehende finanzielle Hilfe einfach zum Überleben dieser einmaligen<br />
Einrichtung erforderlich.<br />
Nun, im letzten Jahr wurden wir auf der Waldbühne von einem ganz tollen „Fidelen Bauer“ verwöhnt<br />
und deshalb war ich ja so gespannt auf die angekündigte „Fledermaus“, die ich auch als stv. Vorsitzender<br />
der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ mit besonders kritischen Augen und Ohren verfolgen wollte<br />
– Pustekuchen – Programmänderung. Die „Fledermaus“ soll nun im nächsten Jahr zum 25jährigen<br />
Bühnenjubiläum aufgeführt werden und ich gebe gerne zu, dass ich mich darauf ganz besonders freue.<br />
Doch nun zur heutigen Aufführung.<br />
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Bild 2: Karsten Kenzel, Ron Williams, Thomas Gerber<br />
Der Autor Thomas Elben hat die Handlung des berühmten Films „Blues Brothers“ von 1980 anders geformt<br />
und vollkommen im Gefängnis spielen lassen. Man hat gar nicht erst versucht eine große schlüssige<br />
Handlung zu ersinnen, die alles wiedergibt, sondern man hat um die Songs und Musizierbereiche eine<br />
lockere Handlung gesponnen. Die eigentliche Hauptperson ist der Gefängnisdirektor (auch in der Rolle<br />
des Hausmeisters und des Gefängnisarztes) in der Gestalt von Ron Williams als unumstrittener Stargast<br />
der gesamten Produktion. Daneben sind noch die beiden Bluesbrothers, ihr ungeschickter Anwalt Sline<br />
mit seiner Adjutantin, die beiden Gefängniswärterinnen und Etta, die Henkerin die weiteren Darsteller<br />
des Geschehens.<br />
Bezeichnend ist ja schon, dass im Programmheft keinerlei Handlungsbeschreibung enthalten ist, einfach<br />
deshalb, weil sie neben den Songs und Ohrwürmern nachrangig ist. Die Uraufführung erfolgte bei den<br />
Alzenauer Burgfestspielen 2016, von denen die meisten Akteure auch heute in Heldritt dabei sind. Im<br />
Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen werde ich auf die einzelnen Protagonisten nur ganz grob<br />
eingehen.<br />
Dazu kommt, dass mich diese Art von Musik nicht so toll anspricht und ich mit „normalem Gesicht“ neben<br />
meinen wie wild rockenden und zuckenden Freunden auf den Plätzen um mich sitze, ohne Zucken,<br />
ohne Kopfwackeln. Das führt dazu, dass mich Ron Williams, indem er auf mich zeigt und seine Mundwinkel<br />
nach oben schiebt, auffordert, doch auch endlich in den Rausch der Musik einzusteigen. Gut, ich<br />
bemühe mich dann etwas mehr, aber so ganz ist es doch nicht meine Welt, aber das ist natürlich mein<br />
persönliches Problem.<br />
Auch kenne ich fast keinen der Songs, was meine Mitreisenden fast schon erschüttert. Nun gut, zugeben<br />
muss ich, dass alles mitreißend und doch schon sehr unterhaltend ist, wenn auch durch eine gewisse<br />
Übersteuerung der Musikanlage das Ganze für mich etwas zu laut und damit zu wenig zu verstehen ist.<br />
Also ein Orchester im eigentlichen Sinn gibt es bei der heutigen Aufführung nicht. Die „Prison Band“<br />
spielt im Orchestervogelhaus über den Köpfen des Publikums die Prison Band und die Jungs machen<br />
ihren Job wirklich recht gut. Fetzig, schmissig, mitreißend, manchmal ein bisschen zu laut und überdreht,<br />
aber immer gefällig, spielen die sechs Musiker unter der Leitung von Christoph Gerz, der auch an den<br />
Keyboards sitzt. An der Gitarre Gabor Racz, an den Saxophonen Valentin Huber und Alexander Jung, am<br />
Bass Jan-Nicolai Schmidt, an der Trompete Steffen Mathes und am Schlagzeug schließlich Tobias Vogelsang.<br />
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Bild 3: Ben Schobel, Amina Marjam Liedtke<br />
Nun aber zu den einzelnen Akteuren. Regie führt Ulrich Cyran und er macht es schnörkellos und mit<br />
einfachen Mitteln. Unterstützt von der Choreographie von Ben Schobel und dem Bühnenbild von Matthias<br />
Winkler. Den Sängern merkt man an, dass sie großen Spaß an ihren Rollen haben. Sie knien sich<br />
richtig hinein und geben teilweise mehr als ihr Bestes um die bekannten Songs über die Rampe zu bringen.<br />
Hier ist natürlich an erster Stelle der in Kalifornien geborene Ron Williams zu nennen, der übrigens<br />
für dieses Musical zwei Songs komponiert hat. Ron Williams ist das, was man gemeinhin als „Bühnensau“<br />
oder „Rampensau“ im allerbesten Sinn bezeichnet. Er hat über 800 Fernsehauftritte als Gast und<br />
über 300 eigene Sendungen im deutschsprachigen Raum hinter sich. Wenn er über die Bühne rockt,<br />
kann keiner glauben, dass er bereits über 75 Jahre alt ist. Bei ihm scheint die Zeitmessung stehengeblieben<br />
zu sein. Mit rauer, vollmundiger und volltönender Stimme ist er der Mittelpunkt der Aufführung,<br />
mit seiner „Röhre“, man gestatte mir den Ausdruck, füllt er das Rund der Waldbühne. Wie er zeitlos diese<br />
Bühne für sich vereinnahmt und die Zuschauer für sich einnimmt, das ist schon beeindruckend.<br />
Als Jolient Jake Blues gibt Karsten Kenzel sein Bestes und als sein Bruder Elwood J. Blues steht ihm<br />
Thomas Gerber in nichts nach. Die beiden ergänzen sich vorzüglich, sind gut bei Stimme und auch darstellerisch<br />
gibt es keinerlei Einschränkungen. Als Wärterin Nancy Charles weiß Dorothee Streich sowohl<br />
mit ihrer Stimme als auch mit ihrer überzeugenden Darstellung zu beeindrucken. Gut aufgelegt, ein anwaltlicher<br />
Hans Dampf in allen Gassen und durch seine Spontanität von folgenschweren Fehlentscheidungen<br />
nicht gefeit, ist Ben Schobel als Anwalt Bernie Sline eine Type für sich. Als Voodoo-Hexe und<br />
Oberin überzeugt als seine Assistentin Amina Marjam Liedtke in jeder Beziehung. Keinerlei stimmlichen<br />
oder darstellerischen Ausfälle bei der kompletten Truppe. Als Etta die Henkerin setzt Mandy Menz eine<br />
äußerst beeindruckende Stimme ein, die die Waldbühne bis in den letzten Winkel mühelos ausfüllt. Als<br />
Tänzerinnen und im Chor können sich Nathalie Hack und Sol Spies eindrucksvoll in Szene setzen. Der<br />
Chor der Coburger Sommeroper passt sich nahtlos dem Niveau der Gäste an und er trägt ein großes<br />
Stück vom Erfolg dazu bei.<br />
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Bild 4: Schlussapplaus<br />
Die Songs und Lieder der Jugendzeit wieder zu hören, hat an diesem Nachmittag das Publikum restlos<br />
begeistert, welches immer mehr mitklatscht und mitgeht, vor allem nach der Pause ist es fast nicht<br />
mehr zu halten. Langanhaltender stürmischer Beifall für eine geschlossene und eindrucksvolle Leistung<br />
aller beteiligten Künstler. Dass ich mich trotzdem auf die „Fledermaus“ im nächsten Jahr riesig freue, sei<br />
mir hoffentlich ein bisschen verziehen.<br />
Besuchte Vorstellung am 19. August 2017, Bilder 1 bis 3: Ulrich Göpfert, Coburg, Bild 4: Opernfreund<br />
„Und dies und das und noch etwas“<br />
Johann Strauss‘ „Zigeunerbaron“ auf der Operettenbühne Hombrechtikon<br />
von Rudolf Maeder<br />
„Und dies und das und noch etwas und zweimal mehr als dies und das…“ (Arsena, 3. Akt) und noch vieles,<br />
vieles mehr war am Premierenabend (9. September 2017) beim „Zigeunerbaron“ bei der Operettenbühne<br />
Hombrechtikon zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu genießen… Eine großartige Idee war es allemal,<br />
den erst 22jährigen Simon Burkhalter, der schon einige Erfolge zu verzeichnen hat, für die Inszenierung<br />
zu gewinnen. Er baute sich ein verblüffend einfaches Bühnenbild „zu ebener Erde und im ersten<br />
Stock“, um Herrn Nestroy zu bemühen, mit dem man drei Akte fast alles illustrieren, spielen und zeigen<br />
kann.<br />
Bild 1: Zsupans Leute schmücken das Haus für den Empfang der zurückkehrenden Soldaten (3. Akt).<br />
Mit dem Rücken zum Zuschauer Mirabella (Nadia Catania) (in Violett)<br />
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Das spiel- und gesangsfreudige Ensemble nützt denn auch weidlich diese Situation aus und wird vom<br />
Regisseur in immer neuen lebenden Bildern arrangiert, überwindet laufend Treppen, besieht sich von<br />
oben die Welt oder müht sich im Parterre mit der Wäsche, streitet sich oder paradiert, je nach dem, was<br />
die Operette gerade verlangt. Damit bekommt das Werk einen Anstrich von italienischer Komödie, von<br />
österreichischem Hinterhof und ungarischer Tiefebene. Und darin eingebettet ist des Schweinezüchters<br />
Haus, der Zigeunerin Hütte und sogar (nicht ganz werkgerecht!) ein kleines Tor in Wien!<br />
So wird die ganze „Zigeunerbaron“-Welt zu einer Bühne, auf dem sich die Geschichte entfalten kann.<br />
Und das tut sie dann auch mit großer Vielfalt. Die Siegerinnen des Abends sind ohne Zweifel die<br />
„Zigeunenerbaroninnen“, die Männer treten da deutlich etwas in den Hintergrund. Saffi, die zentrale<br />
Figur wie bereits in der Vorlage, ist in Gestalt von Cecilia Berglund eine reizend anzusehende, brillant<br />
singende vermeintliche Zigeunerin, der man die Hoheit aber bereits ansieht. Leider wird es ihr verwehrt,<br />
dies auch im 3. Akt mit einem passenden Gewand zu zeigen.<br />
Ihre Ziehmutter, die Zigeunerin Czipra ist für einmal keine häßliche, bucklige, zahnlose Alte, sondern<br />
eine verschmitzte, spöttische, verspielte, lebenserfahrene, liebevolle Frau in Gestalt von Rea Claudia<br />
Kost, die ihren Gesang voll und ganz genießt und als Sprechrolle keine Wünsche offen lässt. Die „spröde“<br />
Arsena, freundliche Tochter, herablassende Braut und verliebte Freundin in Gestalt von Stefanie Frei<br />
singt hervorragend und versprüht magyarisches Temperament in Hülle und Fülle. Sie bringt sogar ihre<br />
Unzufriedenheit und Nachdenklichkeit hervorragend zum Ausdruck: „Und dies und das und noch etwas…“<br />
in ihrem Couplet, dass man ihr zugestanden hat, obwohl es häufig leider gestrichen wird.<br />
Bild 2: „Und dies und das und noch etwas…“: Arsena (Stefanie Frei). Mirabella (Nadia Catania, li.) und der<br />
Damenchor hören ihr gespannt zu.<br />
Die stimmigste Figur des Abends ist ganz bestimmt aber Mirabella in Gestalt von Nadia Catania, die in<br />
ihrem einzigen Couplet, „Just sind es zweiundzwanzig Jahre“ als verschrecktes Kriegsopfer auftrumpft<br />
(Gott sei Dank hat man sie das singen lassen!). Sie erweckte auch den ganzen Abend den Eindruck, als<br />
folge sie lieber dem Schweinezüchter als ihrem wiedergefundenen Mann, dem sie dann allerdings stolz<br />
den gemeinsamen Sohn präsentiert. Man muss nur mal Mirabella, stumm oder sprechend, auf der Bühne<br />
mit den Augen folgen, dann sieht man, wie sie in jeder Sekunde ihre Rolle perfekt spielt, zetert, sich<br />
schämt, unzufrieden oder stolz aussieht … und immer leicht hinkt! Bravo Mirabella! Bum!<br />
Barinkay, der Zigeunerbaron, ist von schöner Gestalt, das sieht man in der „Bettszene“ sehr gut, trägt<br />
seine Kostüme ausgezeichnet, darf aber stimmlich gerne noch etwas zulegen, wenn er das alles ungefähr<br />
kann. Zsupan muss komisch sein und verschlagen, was er in Gestalt von Erich Bieri auch ist, allerdings<br />
darf auch er stimmlich mehr geben, wenn er heuchlerisch behauptet: „Mir helfen die Doktoren<br />
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nicht“. Dieses großartige Couplet wurde<br />
von Johann Strauss nach der Uraufführung<br />
gestrichen, Harnoncourt hatte es in seiner<br />
Einspielung, nun sieht man in Hombrechtikon,<br />
wie enorm wichtig es ist für die Gestalt<br />
des Zsupan.<br />
Bild 3: Das Erwachen von Saffi (Cecilia Berglund) und Barinkay<br />
(Manuel König), im Hintergrund liebevoll beobachtet von Czipra<br />
(Rea Claudia Kost).<br />
Conte Carnero in der Gestalt von Hans Michael<br />
Sablotny fehlte ein Couplet, worauf<br />
er sich mit Erfolg als Komiker revanchierte<br />
und zuerst sehr amüsant den Sittenrichter<br />
und dann am Boden zerstört den arbeitslosen<br />
Beamten spielte. Graf Homonay in Gestalt<br />
von Wolf H. Latzel entsprach voll und<br />
ganz dem klassischen Rollenbild des strahlenden<br />
Helden, den er gut präsentierend<br />
und wohltönend mit ungarischem Wesen<br />
zu geben wusste.<br />
Ottokar ist leider im Stück etwas zu kurz<br />
gekommen, was man in Gestalt von Luca<br />
Valentin Bernard stark zu spüren bekam<br />
denn er schien nicht so recht zu<br />
wissen, wie er die Figur spielen und<br />
singen sollte.<br />
Bild 4: Koloman Zsupan (Erich Bieri) versucht sich bei Graf Homonay<br />
zu rechtfertigen: Couplet „Mir helfen die Doktoren nicht“. Rechts<br />
beschwichtigend seine Tochter Arsena (Stefanie Frei) (2. Akt).<br />
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Der Abend war so großartig, dass man<br />
kleinere „Ausrutscher“ in Kauf nahm:<br />
Das Auftrittslied der Saffi sollte man<br />
nicht mit einer Balletteinlage kaputt<br />
machen, man nimmt ihm damit die<br />
Einzigartigkeit. Und wenn schon Ballett,<br />
dann sicher was Wienerisches<br />
oder Ungarisches an einer anderen<br />
Stelle. – Das Orchester wurde mehrmals<br />
empfindlich gestört von dem um<br />
einiges zu lauten Schlagzeug, was der<br />
Musik nicht so gut bekam…<br />
Ach ja, das Orchester: Unter der Lei-<br />
tung des Dirigenten Caspar Dechmann entfaltete sich bereits in der sehr langsam genommenen Ouvertüre<br />
die ganze musikalische Farbenpalette von Johann Strauss, und man begriff plötzlich, dass der Komponist,<br />
der zwei Jahre an dieser Partitur gearbeitet hatte, keine Operette, sondern eine komische Oper<br />
schreiben wollte. Und man kann Caspar Dechmann nicht hoch genug anrechnen, dass er das den ganzen<br />
Abend auf hohem Niveau souverän durchhielt und uns damit einen zauberhaften Abend bescherte!<br />
Und dann hatte da eine Dame ihre Hand im Spiel, oder besser an der Nähnadel: Monika Schmoll und<br />
ihre Nachbarn (frei nach Carl Maria von Weber!) waren für wahre Wunderwerke der Mode besorgt. Ungarische<br />
Uniformen (Homonay, herrlich magyarisches Rot!), Zigeunerkleider (vor allem Saffi und Czipra,<br />
funkelnd!), würdevolle Robe (Carnero, pechschwarz, silbern!), Biedermeiergewänder (Mirabella, aubergine!),<br />
Nachthemden (lang und blütenweiß!), Bauernkleider (zurückhaltend, crème) usw. usw., eine Fül-
le farbenprächtiger und zweckmäßiger Modelle, die auf dem einfarbigen Hintergrund prima zur Geltung<br />
kamen.<br />
Das letzte Kränzchen müssen wir dem Chor winden, der durchs Band weg schön sang und sich jeder Situation<br />
anzupassen wußte, ob dies nun auf Zsupans Hof oder auf dem Werberplatz war, und tanzen<br />
kann er auch! Johann Strauss‘ Chorszenen waren bei ihm in guten Kehlen, guten Händen und guten Beinen.<br />
Bild 5: „Hochzeitskuchen, bitte zu versuchen…“: Hochzeitsvorbereitungen bei Zsupan<br />
Man kann jetzt nur hoffen, dass viele, viele Menschen die diesjährige Produktion der Operettenbühne<br />
Hombrechtikon gesehen und gehört haben. Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ ist jedenfalls<br />
sehr stolz darauf, dass eine Schweizer Bühne wie Hombrechtikon zu einem Zentrum der liebevollen<br />
Strauss-Pflege geworden ist.<br />
Fotos: foto atelier pfändler, Zürich<br />
Wiener Johann Strauss Orchester – Dirigent: Johannes Wildner<br />
Konzert am österreichischen Nationalfeiertag<br />
von Johannes Böck<br />
Am 26. Oktober 2017, dem österreichischen Nationalfeiertag, spielte<br />
das „Wiener Johann Strauss Orchester“ unter der Leitung von<br />
Johannes Wildner wieder ein Konzert mit Werken der Brüder<br />
Strauss sowie den Zeitgenossen Franz von Suppé und Franz Lehár im<br />
Großen Goldenen Saal des Wiener Musikvereinsgebäudes. Zweimal<br />
jährlich bringt dieses 1966 gegründete Orchester in dem von Theophil<br />
Hansen errichteten Gebäude Konzerte mit Werken der Familie<br />
Strauss und Zeitgenossen, nämlich um den 1. Mai und dem 26. Oktober<br />
herum (Ausnahmen – wie am 15. Mai 2016 – bestätigen die<br />
Regel...). Diesmal wurde kein Einführungsvortrag im Hotel<br />
„Imperial“ gehalten.<br />
Dirigent Johannes Wildner<br />
(Foto: www.angelomariani.com)<br />
Um 11.00 Uhr begann das Orchester mit der Ouvertüre zur bekanntesten<br />
Operette von Johann Strauss (Sohn), die „Fledermaus“ aus<br />
dem Jahre 1874. Es folgte ein Jubilar des Jahres 2017 – die Schnell-<br />
Polka „Leichtes Blut“ op. 319. Dieses Werk entstand wie der Walzer<br />
„An der schönen blauen Donau“ op. 314 im Jahre 1867 und wurde<br />
heuer 150 Jahre alt.<br />
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Sein Bruder Josef Strauss war im ersten Teil mit drei Werken vertreten:<br />
- die Polka mazur „Aus der Ferne“ op. 270 aus dem Jahre 1869<br />
- der „Aquarellen“-Walzer op. 258<br />
Dieses lyrisch klingende Werk wird in vielen Konzerten, vor allem im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />
Wiener Philharmoniker, sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl es zu den elitären Werken des gelernten<br />
Technikers gezählt wird. Diese beiden Werke werden im Jahre 2019 150 Jahre alt.<br />
Nach dem „Aquarellen“-Walzer folgte eine Besonderheit: ein „Impromptu für kleines Orchester“, welches<br />
nur in Russland zur Aufführung gelangte. Herr Dr. Thomas Aigner, der bei dem Konzert anwesend<br />
war und offiziell begrüßt wurde, entdeckte dieses Werk in St. Petersburg. Dieses „Impromtu“ zählt –<br />
neben dem „Peine du coeur“ und dem „Allegro fantastique“ zu den interessantesten Werken von Josef<br />
Strauss, die 2016 und 2017 ihre Wiener Erstaufführung erlebten. Es besteht die Hoffnung, dass auch<br />
diese Werke einst in den Programmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker zu finden sein<br />
werden.<br />
Von Johann Strauss (Sohn) erklang die Schnellpolka mit dem optimistischen Titel „So ängstlich sind wir<br />
nicht“ op. 413 aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“. Abgerundet wurde der erste Teil dieses Konzertes<br />
mit dem Walzer „Gold und Silber“ op. 79 von Franz Lehár. Der Autor dieses Berichtes erwartet<br />
auch hier eine Darbietung dieses Werkes im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker.<br />
Der „Gold und Silber“-Walzer führte die Besucher in die ca. halbstündige Pause.<br />
Es war ein Fehler der Verantwortlichen des Wiener Musikvereines, die Ouvertüre „Banditenstreiche“<br />
von Franz von Suppé im Programmheft nicht zu berücksichtigen. Mit diesem Werk, welches im zu Ende<br />
gehenden Jahr 2017 ebenfalls 150 Jahre alt wurde, begann der zweite Teil dieses Konzertes.<br />
Fortgesetzt wurde mit einem Walzer von Johann Strauss (Sohn), den dieser seinem aus Norddeutschland<br />
stammenden Freund Johannes Brahms widmete – „Seid umschlungen, Millionen“ op. 443. Die erste<br />
„Melodien“-Quadrille op. 112 nach Melodien aus Opern von Giuseppe Verdi wurde ebenso gespielt wie<br />
die weltbekannte „Tritsch-Tratsch“-Polka op. 214.<br />
Josef Strauss war im zweiten Teil des offiziellen Programmes mit der berühmten „Feuerfest“-Polka<br />
française op. 269, zu der der Dirigent das Publikum mitklatschen ließ – was den Genuß des aufmerksamen<br />
Musikfreundes vermindert, vertreten. Der als Schmied verkleidete Schlagzeuger sorgte für Unterhaltung...<br />
Der jüngste der Brüder Strauss – Eduard – war wieder einmal nur mit seiner Schnellpolka „Bahn frei“<br />
op. 45 vertreten. 2019 gilt es, das 150jährige Bestehen dieses Werkes zu würdigen. Viel zu wenig, um<br />
den jüngsten Strauss-Bruder und jüngsten Sohn von Johann Strauss (Vater) aus seiner ehelichen Beziehung<br />
mit Anna Strauss entsprechend zu würdigen! Eduard Strauss schrieb ebenso ca. 300 mit<br />
Opusnummern bezifferte Werke, die es allesamt verdient hätten, einer breiten Öffentlichkeit bekannt<br />
gemacht zu werden, sei es im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker oder in den<br />
Konzerten des „Wiener Johann Strauss Orchesters“. Auch die Plattenfirma Marco Polo sollte sich bewußt<br />
werden, welch Schätze hier noch in den Archiven der Bibliotheken verborgen liegen und eine Gesamtedition<br />
der Werke Eduards erstellen lassen. Die Produktion der zweiten Folge mit Werken von Eduard<br />
Strauss läßt die Musikwelt hoffen...<br />
Abgerundet wurde das offizielle Konzertprogramm mit dem Jubilar des Jahres 2017 – dem Walzer „An<br />
der schönen blauen Donau“ op. 314.<br />
Als Zugabe bot das „Wiener Johann Strauss Orchester“ noch von Johann Strauss (Sohn) die „Champagner“-Polka<br />
op. 211 aus dem Jahre 1858 und die Schnellpolka „Ohne Sorgen“ op. 271 von Josef Strauss.<br />
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Der „Radetzky“-Marsch op. 228 von Johann Strauss (Vater) setzte den Schlusspunkt unter dieses ausverkaufte<br />
Konzert. Auch die Werke von Johann Strauss (Vater) – es sind dies über 250(!) – warten darauf,<br />
einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden!<br />
Die Prominenz bei diesem Konzert wurde vom österreichischen Bundesinnenminister Herrn Mag. Wolfgang<br />
Sobotka angeführt. Ebenso anwesend war der ehemalige Bundesverkehrsminister und Vorstand<br />
des „Wiener Johann Strauss Orchester“, Herr Prof. Dr. Rudolf Streicher.<br />
Von der Strauss-Welt konnte der Autor den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturvereines Wiener<br />
Blut und des Museums der Johann Strauss Dynastie, Herrn Gerhard Menhard begrüßen. Aus dem Raum<br />
Ludwigshafen waren die Herren Jürgen Stahl und Rainer Wojtynek angereist. Die Niederlande vertrat<br />
Frau Elly van Wijk mit ihrem Gatten und einer Freundin. Kirchstetten in Niederösterreich war durch den<br />
Militärmusikforscher und Vorsitzenden des Österreichischen Blasmusikverbandes, Herrn Dr. Friedrich<br />
Anzenberger mit seiner Gattin, Frau Elisabeth Anzenberger-Ramminger vertreten. Auch die Obfrau der<br />
Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg war mit ihrer Mutter, ihrem Ehegatten und ihrer<br />
Tochter anwesend. Herr Professor Helmut Reichenauer konnte aus familiären Gründen beim Konzert<br />
nicht dabei sein. Er war allerdings im Museum, wo einige Strauss-Freunde mit den Angehörigen ihn besucht<br />
haben und sich zu einer Aussprache trafen. Der Autor dieses Berichtes spielte im Museum der<br />
Johann Strauss-Dynastie den „Aquarellen“-Walzer op. 258 von Josef Strauss auswendig am Klavier und<br />
übernahm einen Teil der Museumsführung.<br />
Im Restaurant „Landsknecht“ in der Wiener Porzellangasse nahmen die Besucher ihr gemeinsames Mittagessen<br />
ein. Ein ereignis- und erlebnisreicher österreichischer Nationalfeiertag 2017 ging damit zu Ende.<br />
Konzert und CD-Präsentation in Währing<br />
Carl Michael Ziehrer<br />
von Johannes Böck<br />
Am 2. Mai 1843 wurde in der heutigen Westbahnstraße 4 im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau der<br />
Sohn eines Hutmachers geboren. Eine Gedenktafel am Nachfolgebau erinnert daran. Er wird der Leiter<br />
mehrerer Regimentskapellen – vor allem der Hoch- und Deutschmeister – sowie Zivilorchester und der<br />
letzte k.u.k. Hofballmusikdirektor des alten Österreich sein. Sein Name: CARL MICHAEL ZIEHRER (2. Mai<br />
1843 - 14. November 1922). Am 2. Mai 2018 feiert die Musikwelt den 175. Geburtstag dieses für die<br />
Wiener Musikkultur wichtigen und ebenbürtigen Zeitgenossen der Familie Strauss. Ziehrer hinterließ 32<br />
Bühnenwerke sowie ca. 600 Einzelwerke, vor allem Walzer, Polkas, Märsche, Quadrillen, Couplets sowie<br />
Tongemälde wie „Der Traum eines österreichischen Reservisten“.<br />
Der „Freiherr von Schönfeld“-Marsch op. 422 ist sein bekanntester Marsch. Er ist der Defiliermarsch des<br />
Österreichischen Bundesheeres. Mit der „Fächer-Polonaise“ op. 525 werden die meisten Bälle – auch<br />
der Wiener Opernball – eröffnet. Seine bekanntesten Bühnenwerke sind: „Die Landstreicher“, „Der<br />
Fremdenführer“, „Der Schätzmeister“ und „Die drei Wünsche“. Melodien daraus, wie die Walzerlieder<br />
„Herrreinspaziert“ und „Kennst Du auch Samt und Seide“ sowie „O Wien mein liebes Wien“ und der<br />
„Dünnen Leopoldin“ (ein richtiger Zungenbrecher!) erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit bei den<br />
Liebhabern und Freunden dieser Musikrichtung.<br />
Sein Opus 1 ist der Walzer „Wiener Tanzweisen“ aus dem Jahre 1863.<br />
Die bekanntesten Walzer sind: „Herrreinspaziert“ op. 518 (1979 und 2017 beim Neujahrskonzert der<br />
Wiener Philharmoniker gespielt, Dirigenten: Willy Boskovsky und Gustavo Dudamel); „Weana Madeln“<br />
op. 388 (2016 Neujahrskonzert unter der Leitung von Mariss Jansons); „Wiener Bürger“ op. 419 (1996<br />
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und 2012 im Rahmen des berühmtesten Strauss-Konzertes der Welt unter der Leitung von Lorin Maazel<br />
und Mariss Jansons gebracht); „Faschingskinder“ op. 382 und der grandiose Walzer „Nachtschwärmer“<br />
op. 466 (wartet darauf beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gespielt zu werden).<br />
Zu den bekanntesten Polkatänzen zählen die „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die Polka mazur „Das liegt bei<br />
uns im Blut“ op. 374 und die Schnellpolka „Loslassen!“ op. 386. Letztere wurde im Rahmen des Neujahrskonzertes<br />
der Wiener Philharmoniker 1980 unter der damals erstmaligen Leitung von Lorin Maazel<br />
gespielt. Neben dem bereits erwähnten „Schönfeld“-Marsch op. 422 zählen noch „Der Zauber der Montur“<br />
op. 493, „Hoch und nieder“ op. 372 sowie die „Wacht an der Donau“ op. 385 zu seinen berühmtesten<br />
Musikstücken im 4/4- bzw. 6/8-Takt.<br />
Neben den bekanntesten Werken müssen auch einige der heute unbekannten Werke in diesem Bericht<br />
erwähnt werden, die ebenfalls zum tönenden Erbe Österreichs zählen! Hier eine Auswahl:<br />
Der Walzer „Grazer Juristenball-Tänze“ op. 80 wurde beim Ball der Juristen 1867 in der steirischen Landeshauptstadt<br />
uraufgeführt. Er zitiert in der Einleitung das „Dachsteinlied“, die heutige Landeshymne<br />
der Steiermark. Wenige Jahre später wurde beim Ball der Techniker in Graz die besonders effektvolle<br />
Schnellpolka „Auf Flügeln der Liebe“ op. 171 uraufgeführt.<br />
Den Walzer „Fachblätter“ op. 102 und den „Lassalle“-Marsch op. 129, schrieb Ziehrer für den Arbeiterbildungsverein,<br />
der Vorläuferbewegung der österreichischen Sozialdemokratie. Uraufgeführt wurden<br />
diese beiden Werke bei dessen Ball in den Blumensälen der Wiener Gartenbaugesellschaft, wo heute<br />
das Hotel „Marriott“ gegenüber dem Wiener Stadtpark steht.<br />
Auch der Wiener Männergesangverein, der ebenfalls im Jahre 2018 sein 175jähriges Gründungsjubiläum<br />
feiert, wurde mit einigen Chorwerken bedacht, u. a. die Walzer „Singen, Lachen, Tanzen“ op. 486 und<br />
„Wiener Leben und Wiener Leut“ op. 549 sowie „So leben wir alle Tage“ op. 503 und „Regentropfen“<br />
op. 514.<br />
Noch lange bevor Ziehrer letzter k.u.k. Hofballmusikdirektor der alten Monarchie wurde, widmete er<br />
dem österreichischen Kaiser anlässlich dessen Rückkehr aus dem Orient 1869 den „Franz-Josef-Marsch“<br />
op. 151 sowie seiner Frau, der Kaiserin Elisabeth im Jahre 1871 den „Walzer der Kaiserin“ op. 177. Nach<br />
der Tragödie von Mayerling wurde Erzherzog Franz Ferdinand Thronfolger. Ihn bedachte Ziehrer mit den<br />
Walzern „Engerln“ op. 484 und „Teuferln“ op. 485. Nach dessen Ermordung 1914 in Sarajewo (= auslösender<br />
Moment für den Ersten Weltkrieg) wurde Erzherzog Karl Thronfolger und nach dem Tod von Kaiser<br />
Franz Josef der letzte Monarch des alten Österreich. Ihm widmete Ziehrer den „Kaiser-Karl-Marsch“<br />
op. 558.<br />
Mit dem Regiment der Hoch- und Deutschmeister feierte Ziehrer seine größten Erfolge als Komponist.<br />
Bereits 1871 widmete Ziehrer dem beliebten Erzherzog Wilhelm den gleichnamigen Marsch op. 174.<br />
Erzherzog Wilhelm war Großmeister des Hoch- und Deutschmeisterordens. Diesem Regiment widmete<br />
Ziehrer sogar ein Bühnenwerk: die Operette „Ein Deutschmeister“. Aus den Melodien dieses Bühnenwerkes<br />
stellte Ziehrer einige Tanzweisen zusammen, unter anderem den Walzer „Unsere Edelknaben“<br />
op. 400, den Marsch „Couragiert“ op. 401, die Polka „Deutschmeister-Liebchen“ op. 402 und die<br />
„Deutschmeister-Quadrille“ op. 404.<br />
Mit einer zivilen Kapelle unternahm Ziehrer auch im Jahre 1893 die Reise nach Chicago zur Weltausstellung.<br />
Der „Columbus“-Marsch op. 457, der Marsch „Unter dem Sternenbanner“ op. 460, der Walzer<br />
„Meerleuchten“ op. 462 und die Polka „Lieber Bismarck schaukle nicht“ op. 465 erinnern an diese nicht<br />
ungefährliche Schiffsreise über den Atlantik, dem „Großen Teich“.<br />
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Ziehrer schrieb auch Walzer und Ländlerweisen nach Alt-Wiener Liedern und Tänzen, die sich am besten<br />
mit Schrammelquartetten anhören lassen: „Echt wienerisch“ op. 381; „Die Dorfschönen“ op.393, „Aus<br />
dem Volksmunde“ op. 189.<br />
Die Walzer „Ländlich, sittlich“ op. 110, „Der Himmel voller Geigen“ op. 34, „Wiener Volkspoesie“ op. 314<br />
„Alt-Wien“ op. 366 und „Natursänger“ op. 415 zitieren ebenfalls die Musik des Wiener Umlandes. In den<br />
Walzern „Weana Mad’ln“ op. 388 und „Nachtschwärmer“ op. 466 werden Ländlerweisen von den Orchestermitgliedern<br />
gepfiffen. Sie können sich mit den Walzern „Geschichten aus dem Wienerwald“<br />
op. 325 1 von Johann Strauss (Sohn) und „Dorfschwalben aus Österreich“ op. 164 von Josef Strauss messen!<br />
Wie sehr sich Ziehrer mit seiner Heimat Österreich und seiner Hauptstadt Wien verbunden fühlte, belegen<br />
einige Werke, die Wien und Österreich im Titel führen:<br />
„Mein Vaterland, mein Österreich“ Marsch op. 477, die bereits erwähnte „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die<br />
Walzer „Wiener Spezialitäten“ op. 170 und „Wiener Geschichten“ op. 121, unter dem Titel „Wiener Luft“<br />
schrieb Ziehrer zwei Walzer mit den Opusnummern 278 und 411. Auch der Walzer „Mein Herz hängt an<br />
Wien“ op. 500 drückt Ziehrers Liebe zu seiner Heimatstadt aus und zitiert Ländlerweisen in der Einleitung.<br />
Patriotisch klingt der Walzer „Österreichische Fahnenlieder“ op. 317 mit dem Zitat des „Radetzky“-<br />
Marsches op. 228 von Johann Strauss (Vater) in der Einleitung. Sein Opus 373 ist der Walzer „Österreich<br />
in Tönen“.<br />
Wie sehr sich unser Ziehrer wiederum mit dem Militär verbunden fühlte, beweisen auch eine ganze Reihe<br />
von Militärmärschen sowie das eingangs erwähnte Tongemälde „Der Traum eines österreichischen<br />
Reservisten“. Regimentsinhaber wurden mit Märschen bedacht. Beispiele sind neben „Schönfeld“ auch<br />
„Dorner“-Marsch op. 377, der „Gondrecourt“-Marsch op. 158 oder das Marschlied „Der Vater des Regiments“<br />
op. 431. „Civil und Militär“ ist der Titel einer Schnellpolka op. 173 und eines Walzers op. 474, die<br />
auch an die militärische Laufbahn Ziehrers erinnern. Auch sein Walzer „Soldaten-Lieder“ op. 160 mit den<br />
vielen Signalen wird mit dem Militär in Verbindung gebracht.<br />
Ebenso mit Ungarn werden einige Werke Ziehrers in Verbindung gebracht: So widmete er dem berühmten<br />
Magnaten Gyula Graf Andrássy den „Andrássy“-Marsch op. 96, dessen Ehefrau die Polka „Gruss an<br />
Pesth“ op. 140. Ein besonders effektvoller Csardas trägt den Titel „100.000 Elyens!!!“ op. 51. Auch mit<br />
dem Walzer „Pesther Kinder“ op. 42 dokumentierte Ziehrer seine Verbundenheit mit dem Land der<br />
Magyaren. Die Polka mazur „Cis und Trans“ op. 161 entstand einige Jahre nach dem Ausgleich Österreich-Ungarns.<br />
Die Ouvertüre zur Operette „Manöverkinder“ zitiert den „Himnusz“ von Ferenc Erkel, die<br />
Hymne Ungarns. Und in der „Örömüdvözles (Freudenfest)“-Quadrille op. 138 werden ungarische Volkslieder<br />
zitiert.<br />
In der CD-Edition der Carl-Michael-Zieher-Stiftung kann der Liebhaber dieser Musikrichtung viele der<br />
bereits aufgenommenen Werke davon anhören.<br />
Am 14. November 1922 – also vor 95 Jahren – verstarb Ziehrer verarmt in seiner Wohnung in der Erdberger<br />
Straße 1 im 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem<br />
Wiener Zentralfriedhof unweit der Gräber der Familie Strauss, Joseph Lanners und der österreichischen<br />
Präsidentengruft; Robert Stolz und der Volksschauspielers Hans Moser wurden später in seiner Nähe zur<br />
letzten Ruhe gebettet. In der Prater Hauptallee im 2. Wiener Gemeindebezirk „Leopoldstadt“ wurde ein<br />
Denkmal zu Ehren Ziehrers errichtet.<br />
1 Der Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ op. 325 von Johann Strauss (Sohn) und der „Fachblätter“-Walzer<br />
op. 102 von Carl Michael Ziehrer werden 2018 150 Jahre alt.<br />
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Wie oben ausgeführt, wurden die Werke Ziehrers im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker<br />
bislang viel zu wenig berücksichtigt (lediglich 4 Werke konnte der Autor dieses Berichtes<br />
laut seinen Aufzeichnungen registrieren).<br />
Ziehrer war mit der Sängerin Marianne Edelmann verheiratet. Sie verfügte testamentarisch die Gründung<br />
der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung. Diese verwaltet unter der derzeitigen Federführung von Herrn<br />
Rechtsanwalt Dr. Michael Mäntler das Erbe Ziehrers.<br />
2003 wurde von Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer, dem ehemaligen Leiter der Gardemusik<br />
Wien des österreichischen Bundesheeres, das „Original Carl Michael Ziehrer Orchester“ ins Leben<br />
gerufen, um das Lebenswerk Ziehrers im Rahmen der CD-Edition einzuspielen und damit einer breiten<br />
Öffentlichkeit bekannt zu machen. Bisher wurden 25 (!) Folgen – auch unter Berücksichtigung früherer<br />
Aufnahmen (Max Schönherr, Franz Bauer-Theussl, Herbert Mogg und Johann Schadenbauer sowie mit<br />
Schrammelquartett und Gesangssolist[inn]en) – eingespielt. Folge 25 erhielt den Titel eines Liedes aus<br />
der Operette „Ein tolles Mädel“ und wurde im Rahmen eines Konzertes in Währing am 9. November<br />
2017 präsentiert – doch davon später.<br />
Einen besonders wichtigen Beitrag leistet die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien unter der<br />
Federführung von Mr. John Diamond zur Pflege dieser Musikrichtung. Bereits im Jahre 1994 verfasste<br />
Mr. Diamond eine Broschüre „From Gold to Silver“, in dem er das Lebenswerk Ziehrer in englischer<br />
Sprache würdigte. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und<br />
Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen<br />
auf Tonträgern! Sie beteiligte sich auch an der fünfteiligen CD-Produktion der Werke Ziehrers<br />
durch die in Hongkong ansässige Plattenfirma „Marco Polo“. Orchester in der Slowakei unter den Dirigenten<br />
Alfred Walter, Michael Dittrich und Christian Pollack spielten bekannte und unbekannte Werke<br />
Ziehrers auf CD ein, wofür ihnen der Dank gebührt.<br />
Im Jahre 1974 gab der Österreichische Bundesverlag die Dissertation des unermüdlichen und fleißigen<br />
Rundfunkdirigenten, Herrn Prof. Dr. Max Schönherr über Leben und Werk von Carl Michael Ziehrer von<br />
seiner Geburt in der Biedermeierzeit bis zu seinem Tode nach dem Ersten Weltkrieg in Form eines über<br />
800 Seiten starken Buches heraus: „Carl Michael Ziehrer – sein Leben, seine Zeit“. Dieses bietet eine<br />
wahre Fundgrube für Liebhaber dieser Musikrichtung. Eine überaus wissenschaftlich fundierte Pionierleistung,<br />
die zu Schönherrs Doktorarbeit wurde. Im diesem Buch kann der Musikfreund jede Menge Wissenswertes<br />
über Leben und Werk Ziehrers nachlesen.<br />
Im Jahre 1982 gab der Wiener Musikverlag Doblinger das „Synoptische Handbuch der Werke Lanner –<br />
Strauss – Ziehrer“ heraus – Autor: Prof. Dr. Max Schönherr – wo auch die Werke Ziehrers mit Incipits<br />
und akribischen Erläuterungen versehen sind.<br />
Auch nahm Herr Prof. Max Schönherr viele Werke Ziehrers für das Rundfunkarchiv auf. Einige davon<br />
finden sich auch in den Doppel-CDs „Alt-Österreichische Gustostückerln“ und „Heut spielt der Ziehrer“ –<br />
Folge 23 der Ziehrer-Edition.<br />
2015 wurde im Servitenviertel im 9. Wiener Gemeindebezirk „Alsergrund“ das „Museum der Johann<br />
Strauss-Dynastie“ von Herrn Prof. Helmut Reichenauer eröffnet. In diesem Museum wurde eine „Gedenkwand“<br />
für Carl Michael Ziehrer im Bereich „Zeitgenossen der Strauss-Familie“ eingerichtet, wo<br />
Titelseiten von Klavierausgaben seiner Werke ausgestellt sind. Ab 10. Jänner 2018 2 wird aus Anlass des<br />
175. Geburtstages Ziehrers die dritte Sonderausstellung – nach Eduard Strauss 100. Todestag und dem<br />
150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss (Sohn)<br />
– abgehalten.<br />
2 Siehe dazu auch Seite 22 in diesem Heft. D. Red.<br />
88
Nun zum Konzert:<br />
Am 9. November 2017 – wenige Tage vor dem Sterbetag Ziehrers – wurde im Amtshaus Währing<br />
(= 18. Wiener Gemeindebezirk) ein Konzert abgehalten, bei dem in der Pause auch die neue CD „Heut ist<br />
heut“ – Folge 25 der Ziehrer-Edition der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung vorgestellt wurde.<br />
CD „Heut ist Heut“ –<br />
Folge 25 der Ziehrer Edition<br />
Foto: Carl Michael Ziehrer Stiftung<br />
Auf der neu erschienenen CD sind folgende Werke enthalten:<br />
- Erzherzog Wilhelm-Marsch op. 174<br />
- Singen, Lachen, Tanzen, Walzer op. 486<br />
- Lied und Quartett „Heut ist heut“, der Namensgeber dieser CD<br />
- Gavotte aus „Der Fremdenführer“<br />
- Humoreske „Verliebte Eselsstreiche“ op. 309 – Liebeleien werden<br />
leicht zu Eseleien<br />
- Schäferstündchen, Polka mazur op. 278/290<br />
- die effektvolle Schnellpolka Flaggensalut op. 408<br />
- König Humbert-Marsch op. 288/376<br />
- „Kränk dich nicht“, Lied und Quartett aus der Operette „Fesche<br />
Geister“<br />
- Die Dorfschönen, ein bodenständiger Ländler op. 393<br />
- die Schnellpolka Veni, vidi, vici op. 229/277<br />
- „O du holde Kinderzeit“ – Lied und Terzett aus der Operette „Fesche<br />
Geister“<br />
- Rutscherpeter Polka française op. 459<br />
- „Heut‘ wird es interessant“ – Lied und Terzett aus der Operette<br />
„Das dumme Herz“<br />
- Leben und leben lassen, Walzer op. 276 und<br />
- Lied und Quartett „Freundlich leuchten die Sterne“ aus der Operette<br />
„Die drei Wünsche“.<br />
Geboten wurde ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Die bei diesem Konzert gespielten<br />
Werke wurden bis Folge 25 auf CD aufgenommen und können somit nachgehört werden.<br />
Programm des Konzertes der Carl Michael Ziehrer-Stiftung am 9. November 2017<br />
Diese wurden im Rahmen des Frühjahrskonzertes der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung am 31. März 2017<br />
im Amtshaus für den 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“ aufgenommen 3 .<br />
3 Siehe Bericht des Autors in Ausgabe 55 „Neues Leben“ der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und<br />
Ausgabe 24 des Almanaches des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“. Statt des Walzer „Huldigungen“ op. 157 – der<br />
beim Konzert am 31. März 2017 gespielt wurde – wurde die „Fremdenführer-Gavotte“ auf dieser CD<br />
aufgenommen.<br />
89
Beim Konzert am 9. November 2017 sangen Ekaterina Michailova, Sopran, und Christian Drescher, Tenor.<br />
Moderiert wurde dieses Konzert vom Gründervater und Leiter des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“<br />
und des „Museums der Johann Strauss Dynastie“, Herrn Prof. Helmut Reichenauer.<br />
Noch ehe der erste Teil dieses Konzertes mit dem „Zubrzicky-Marsch“ op. 176 abgerundet wurde, wurde<br />
der musikalische Leiter des Carl-Michael-Ziehrer Orchesters, Herr Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />
vom Kuratorium der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit dem „Goldenen Ziehrer“ für sein Lebenswerk<br />
zu Recht ausgezeichnet. Mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester spielte er bis jetzt über 200 (!)<br />
Werke Ziehrers für die CD-Edition ein, wofür ihm und dem Orchester der Dank der Liebhaber und<br />
Freunde dieser Musikrichtung gebührt! Als musikalischer Leiter der Gardemusik Wien des österreichischen<br />
Bundesheeres trat er immer zur Jahreshalbzeit im Arkadenhof des Wiener Rathauses auf und<br />
brachte mit diesem Klangkörper wunderbare Konzerte.<br />
In besonderer Erinnerung bleibt dem Autor dieses Berichtes das Konzert der Gardemusik Wien mit dem<br />
Wiener Männergesangverein am 24. Juni 1983 unter den Dirigenten Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />
und dem damaligen Chorleiter des Wiener Männergesangvereines, Herrn Prof. Franz Xaver<br />
Meyer; Herr Prof. Dr. Max Schönherr beehrte dieses Konzert durch seine Anwesenheit. Anlässlich des<br />
alljährlich Ende Mai/Anfang Juni stattfindenden Wiener Blasmusikfestes dirigierte Schadenbauer ein bis<br />
zu 2.000 Mann starkes Großorchester.<br />
Johann Schadenbauer ist nicht nur Dirigent, sondern auch Komponist. Zum 75. Geburtstag des damaligen<br />
Leiters der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Werner Mäntler, ehrte Schadenbauer<br />
ihn mit einem eigens komponierten Marsch, den „Dr.-Werner-Mäntler-Marsch“. Als Marsch-<br />
Couplet, das im Trio vom Tenor Christian Drescher gesungen wurde, erklang er auch im ersten Teil des<br />
Ziehrer-Konzertes am 9. November 2017.<br />
Der Rechtsanwalt Dr. Mäntler leistete neben seinen juristischen Verpflichtungen auch in Sachen Ziehrer<br />
eine gewaltige Pionierarbeit zur Pflege und Aufarbeitung der Werke dieses berühmten Zeitgenossen der<br />
Familie Strauss. Er verstarb im Monat August 2014 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hietzinger<br />
Friedhof im 13. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Das Konzert selbst war gut besucht. Die Prominenz wurde angeführt von:<br />
- dem derzeitigen Vorsitzenden der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Michael<br />
Mäntler mit seiner Gattin<br />
- Frau Christine Lepedat, die unermüdliche Sekretärin dieser Stiftung, welche ebenfalls enorme Pionierarbeit<br />
leistet,<br />
- Mr. John Diamond von der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien sowie Frau Pauline<br />
Pfeffer und<br />
- dem Archivar der von Herrn Prof. Norbert Nischkauer (1941 - 2011) gegründeten Wiener Operettengesellschaft,<br />
Herrn Franz Neuwirth aus Baden bei Wien.<br />
Die hier dargebotenen Werke wurden mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester unter der Leitung von<br />
Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer bereits allesamt auf CD aufgenommen und können<br />
somit vom Musikfreund nachgehört werden.<br />
Der neuen CD ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde zu<br />
wünschen. Der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit ihren Vertreter(inn)en ist für diese gewaltige Pionierarbeit<br />
zu danken.<br />
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Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen...<br />
Nicht nur der Donauwalzer…<br />
…feierte heuer seinen 150. Geburtstag, denn die folgenden im selben Jahr uraufgeführten Kompositionen<br />
der Strauss-Familie feierten mit ihm.<br />
Johann Strauss (Sohn)<br />
- Op. 315: Lob der Frauen, PM, UA 17. Februar<br />
1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 316: Künstlerleben, W, UA 18. Februar<br />
1867 Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 317: Postillon d’amour, Pfr., UA 10. März<br />
1867 Carnevalsrevue Volksgarten, C. A. Spina,<br />
Wien, August 1867.<br />
- Op. 318: Telegramme, W, UA 12. Februar 1867<br />
Sophiensaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 319: Leichtes Blut, Psch, UA 10. März 1867<br />
Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
Eduard Strauss<br />
- Op. 23: Lieder-Kranz-Qu (Schubert), UA<br />
23. Januar 1867 Sofiensaal, C. A. Spina Wien,<br />
Mai 1867.<br />
- Op. 24: Pariser Leben, Qu, UA 18. Dezember<br />
1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />
- Op. 25: Apollo, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />
Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 26: Memoiren einer Ballnacht, W, UA<br />
10. März 1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien,<br />
Datum?<br />
- Op. 27: Herz an Herz, PM, UA 21. Juni 1867<br />
Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 28: Kreuz und quer, Psch, UA 21. Juni 1867<br />
Volksgarten, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 29: Fleurette, Pfr., UA 24. Juli 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 30: Tanz-Parole, Pfr., UA 16. August 1867<br />
Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />
- Op. 32: Carnevalsblume, PM, UA 4. Februar<br />
1867 Colosseum, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 33: Studentenliebchen, Pfr., UA 25. Februar<br />
1867 Redoutensaal, C. A. Spina Wien, August<br />
1867.<br />
Josef Strauss<br />
- Op. 209: Pariser Quadrille, UA Januar 1867, C. A. Spina<br />
Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 212: Delirien, W, UA 22. Januar 1867 Dianasaal,<br />
C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 213: Theater-Quadrille, UA 12. Januar 1867 Dianasaal,<br />
C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 214: Marien-Klänge, W, UA 10. Februar 1867<br />
Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 215: Arm in Arm, PM, UA 20. Februar 1867<br />
Sofiensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />
- Op. 216: Jocus,Psch, UA 18. Februar 1867 Dianasaal, C.<br />
A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 217: Gnomen, Pfr., UA 10. Februar 1867 Sofiensaal,<br />
C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 218: Wiener Leben, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />
Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 219: Allerlei, Psch, UA 12. Februar 1867 Sofiensaal,<br />
C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 220: Hesperus-Ländler, UA 27. Januar 1867 Blumensäle<br />
(Gartenbau), C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 221: Die Windsbraut, Psch, UA 4. Februar<br />
Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 222: Studententräume, W, UA 25. Februar 1867<br />
Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />
- Op. 223: Qu Grossherzogin von Gerolstein, UA 7. Juni<br />
1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />
- Op. 224: Crispino-Qu., UA 7. Mai 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />
- Op. 225: Ungarischer Krönungsmarsch, UA 7. Juni 1867<br />
Volksgarten, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />
- Op. 226: Krönungslieder, W, UA 21. Juni 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />
- Op. 227: Die Tänzerin, Pfr., UA 7. Juni 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />
- Op. 228: Victoria, Pfr., UA 27. Juni 1867 Hotel Victoria,<br />
C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 229: Nachtschatten, PM, UA 5. Juli 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 230: Im Fluge, Psch, UA 24.Juli 1867 Volksgarten,<br />
C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 231: In der Heimat! PM, UA 29. September 1867<br />
Neue Welt, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
- Op. 232: Herbstrosen, W, UA 13. Oktober 1867, Gartenbau-Säle,<br />
C. A. Spina Wien, März 1868.<br />
91
Und darunter sind schon ein paar Schwergewichte. Nicht nur dass Johann Strauss (Sohn) dem Donauwalzer<br />
drei einzigartige Werke („Lob der Frauen“, „Künstlerleben“ und „Leichtes Blut“) folgen lässt, und<br />
Josef sage und schreibe 22 (!) Werke zur Uraufführung brachte (darunter die Juwelen „Delirien“, „Marien-Klänge“,<br />
„Wiener Leben“, „Krönungslieder“, „Nachtschatten“ und „Herbstrosen“), auch von Eduard<br />
kamen in diesem Jahr großartige Werke („Pariser Leben“, „Herz an Herz“ und „Kreuz und quer“). Ein<br />
wahrhaft hinreißender Geburtstagsreigen für Österreichs heimliche Hymne!<br />
Der „Grandseigneur“ ist tot<br />
Im Mai diesen Jahres starb mit 71 Jahren der „Grandseigneur“ der tschechischen Dirigentenzunft: Jiři<br />
Bělohlávek (1946 - 2017). In der Nachfolge von Václav Neumann entwickelte er sich zum musikalischen<br />
Botschafter seines Landes und führte als Chefdirigent die Tschechische Philharmonie zu Weltgeltung.<br />
Seine Liebe und Sorgfalt galten den großen Komponisten seines Landes wie Dvořák, Smetana, Martinů<br />
(den er ganz besonders liebte) und Janáček. Er stand an zahlreichen Pulten berühmter Orchester: der<br />
Brünner Philharmonie, der Prager Symphoniker, der Tschechischen Philharmonie, der Slowakischen<br />
Philharmonie und des BBC Symphony Orchestra (das er dreimal bei der Last Night of the Proms dirigierte).<br />
Im Januar dieses Jahres verlängerte er den Vertrag bei der Tschechischen Philharmonie, im Mai<br />
mußte er nun den Dirigentenstab aus der Hand legen …<br />
Strauss in St. Petersburg CD<br />
Foto: www.jpc.de<br />
Neue CD erschienen<br />
Johann Strauss in St. Petersburg<br />
von Johannes Böck<br />
Wie gegen Ende der Ausgabe 55 – „Neues Leben“ der „Deutschen<br />
Johann Strauss Gesellschaft“ – bekanntgegeben wurde,<br />
erschien bereits Anfang Mai 2017 eine neue CD mit Werken<br />
unseres Meisters Johann Strauss (Sohn), welche in St. Petersburg<br />
in Russland ur- bzw. erstaufgeführt bzw. mit diesem wichtigen<br />
Kapitel der österreichischen und russischen Musikgeschichte<br />
in Verbindung gebracht wurden sowie von Olga<br />
Smirnitskaja, zu welcher unser Meister eine Liebesbeziehung<br />
aufbaute, die ihre Eltern allerdings verhinderten. An diese Liebesbeziehung<br />
erinnern die Polka Mazurka „Der Kobold“ op.<br />
226 und vor allem der Walzer „Reiseabenteuer“ op. 227, die<br />
auf dieser CD nicht dabei sind. Im Rahmen der Tanz-Signale<br />
2017 hielt Herr Dr. Thomas Aigner über dieses Thema einen<br />
Vortrag.<br />
Die Romanze „Erste Liebe“ op. 14 von Olga Smirnitskaja ist auf dem neuen Tonträger dabei und wird von<br />
der aus der Ukraine stammenden Sopranistin Olga Zaitseva gesungen. Die neue CD erschien unter dem<br />
britischen Schallplatten-Label CHANDOS.<br />
Schloss Pawlowsk bei St. Petersburg Foto: Wikimedia Commons<br />
92<br />
Johann Strauss (Sohn) weilte in seinem<br />
Leben insgesamt zwölf Mal in<br />
der heute zweitgrößten Stadt Russlands,<br />
vor allem in Pawlowsk, wo er<br />
im dortigen Eisenbahnpavillon<br />
„Vauxhall“ auftrat. Pawlowsk rühmt<br />
sich seiner großartigen Schlossanlage<br />
und dem Schlosspark in der
Umgebungvon St. Petersburg. Weitere dieser weltberühmten Schlösser in der Umgebung St. Petersburgs<br />
stehen u.a. in Peterhof und in Puschkin (Zarskoje Selo).<br />
Zwanzig Werke wurden für dieses Tondokument ausgewählt. Die Begleittexte schrieb der frühere<br />
Chairman und jetzige Ehrenvorsitzender der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien, Herr Peter<br />
Kemp. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und Freunde dieser<br />
Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern!<br />
Es spielt das Estnische Nationale Symphonie-Orchester unter der Leitung des aus Estland<br />
stammenden Dirigenten Neeme Järvi.<br />
Auf dieser Silberscheibe wurden folgende Werke aufgenommen:<br />
- Newa Polka op. 288<br />
- Persischer Marsch op. 289<br />
- Russischer Marsch op. 426<br />
- Großfürstin Alexandra-Walzer op. 181<br />
- Olga-Polka française op. 196<br />
- Alexandrinen-Polka française op. 198<br />
- Abschied von St. Petersburg Walzer op. 210<br />
- Bauern-Polka op. 276<br />
- Grossfürsten-Marsch op. 107<br />
- Vergnügungszug Polka schnell op. 281<br />
- Wein, Weib und Gesang Walzer op. 333<br />
- Krönungs-Marsch op. 183<br />
- Hofball-Quadrille op. 116<br />
- An der Wolga Polka mazurka op. 425<br />
- St. Petersburg-Quadrille op. 255a<br />
- Auf zum Tanze Polka schnell op. 436<br />
- Russische Marsch-Fantasie op. 353 und die<br />
- Alexander-Quadrille op. 33 sowie<br />
- von Johann Strauss II & Josef Strauss die Pizzicato-Polka und<br />
- von seiner Liebe aus Rußland – Olga Smirnitskaya – die Romanze „Erste Liebe“ op. 14.<br />
Einige auf dieser CD aufgenommenen Werke wurden bereits im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />
Wiener Philharmoniker gespielt. Vieles wartet allerdings noch darauf, im Rahmen des berühmtesten<br />
Strauss-Konzertes der Welt einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Gleiches gilt auch<br />
für die Konzerte des Wiener Johann-Strauss-Orchesters, wo immer wieder dieselben Werke der Familie<br />
Strauss geboten werden…<br />
Bereits Robert Stolz nahm in seinem hohen Alter von 90 Jahren mit den Berliner Symphonikern eine<br />
Schallplattenedition auf, wo auch diese Werke berücksichtigt wurden. Der Gründervater der „Deutschen<br />
Johann Strauss Gesellschaft“, Joachim Viedebantt, schrieb zu diesen Doppelalben die Begleittexte.<br />
Besonders um die Forschung „Johann Strauss in Russland“ macht sich Herr Dr. Thomas Aigner, der Leiter<br />
der Musiksammlung der Wienbibliothek und einer der führenden Forscher des „Wiener Institutes für<br />
Strauss-Forschung“, verdient.<br />
Selbstverständlich wurden diese Werke auch bei der Gesamtaufnahme aller Werke von Johann Strauss<br />
(Sohn) bei der Plattenfirma Marco Polo berücksichtigt. Leider wurden viele Werke bei dieser Neuaufnahme<br />
viel zu schnell gespielt, worunter die Qualität des Werkes leidet. Dies hindert den Liebhaber dieser<br />
Musikrichtung allerdings nicht, dieses Tondokument in sein Archiv einzureihen.<br />
93
Robert Stolz dirigiert:<br />
Johann Strauss in St. Petersburg<br />
Label BAS, Foto: www.recordsale.de<br />
Herr Dr. Thomas Aigner, einer der führenden Strauss-<br />
Forscher des WISF<br />
Sein Lieblingsthema: Johann Strauss in St. Petersburg<br />
Foto: www.johann-strauss.at (Tanzsignale 2010)<br />
Dieser CD ist trotzdem eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde<br />
zu wünschen. Erhältlich ist die Silberscheibe unter dem Label CHANDOS Nummer 10937 im Handel.<br />
Im Auftrag der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien:<br />
Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen<br />
von Johannes Böck<br />
Allgemein<br />
Im Jahre 2014 beging unsere Schwestergesellschaft,<br />
die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien,<br />
ihr 50jähriges Bestehen. In diesem Jahr beauftragte<br />
die Gesellschaft die in Hongkong ansässige Plattenfirma<br />
Marco Polo, aus diesem Anlass zwei CDs mit<br />
unbekannten Werken der Zeitgenossen der Familie<br />
Strauss erstellen zu lassen.<br />
Foto: www.naxosdirect.com<br />
Im Sommer des Jahres 2015 erschienen die ersten<br />
beiden Folgen der Reihe „Contemporaries (= Zeitgenossen)<br />
of the Strauss Family“ 1 . im Jahre darauf<br />
(2016) entstanden die Folge 3 dieser Reihe und eine<br />
CD mit Werken von Eduard Strauss, die in den Monaten<br />
August und Oktober 2017 herauskamen. Es spielte<br />
das Tschechische Kammerphilharmonische Orchester<br />
der Stadt Pardubice (ca. 100 Kilometer östlich von<br />
Prag) in Mittelböhmen unter der Leitung von John<br />
Georgiadis. Dieser dirigierte im Auftrag der Johann-<br />
1 Eine Würdigung dieser CD ist in Neues Leben Ausgabe 48/2015 der DJSG nachzulesen, jene von der Eduard-<br />
Strauss-CD in Ausgabe 55/2017.<br />
94
Strauss-Gesellschaft von Großbritannien viele Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf CD und in<br />
den Neujahrskonzerten und Bällen in London und in Oxford.<br />
Zunächst einmal einen Überblick über die Zeitgenossen (auch ein Walzer, op. 162, 2 von Josef Strauss)<br />
Das musikalische Geschehen im Wien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dominierten Joseph<br />
Lanner , die Familie Strauss und Carl Michael Ziehrer. Daneben gab es in Österreich-Ungarn und in ganz<br />
Europa weitere Tanzmusik-, Operetten- und Marschkomponisten. Im alten Österreich lebten und wirkten<br />
Philipp Fahrbach Vater und Sohn neben der Familie Strauss. Franz von Suppé, Carl Millöcker und Carl<br />
Zeller vertraten zusammen mit Johann Strauss (Sohn) die „Goldene Operettenära“. Auch Joseph<br />
Hellmesberger sen. und jun. prägten die österreichische Musikgeschichte maßgeblich.<br />
Zahlreiche Militärkapellmeister wie Karél Komzák, Julius Fucík, Joseph Franz Wagner, Alphons Czibulka<br />
u. v. m., die zum großen Teil aus Böhmen stammten, beherrschten das Militärmusikwesen der Donaumonarchie.<br />
Auch sie schrieben neben ihren Märschen auch Walzer- und Polkatänze. Gleiches gilt für die<br />
Marschkomponisten in Deutschland, zum Beispiel Johann Gottfried Piefke (Königgrätzer Marsch, Preußens<br />
Gloria etc.) und Rudolf Herzer (Hoch Heidecksburg). Die Musikchronik der Alt-Wiener Vororte beherrschten<br />
die Gebrüder Schrammel, Johann Sioly, Carl Lorens, Rudolf Kronegger und ihre Interpreten,<br />
wie Edmund Guschelbauer, Luise Montag und Hansi Niese. Zu den berühmtesten Wienerliedkomponisten<br />
zählt Gustav Pick, der sich mit dem „Fiakerlied“ einen Namen machte. Auch Alexander Girardi sang<br />
neben den Operetten auch Wienerlieder.<br />
Im Böhmischen Bäderdreieck (Karlsbad, Marienbad, Franzensbad) wirkte Joseph Labitzky, in Frankreich<br />
Emil Waldteufel, Jules-Louis Olivier-Metra und der in Köln geborene Wahlpariser Jaques Offenbach, im<br />
heutigen Rumänien Iosif Ivanovici, in Hamburg Oscar Fetrás, in Berlin u.a. Joseph Gung‘l, in Ungarn (heutige<br />
Slowakei) und Wiesbaden Kéler Béla sowie in Dänemark Hans-Christian Lumbye, gleichsam in Ungarn<br />
der in Baden bei Wien geborene Jakob Pazeller, die hervorragende Tänze im Stil der Familie Strauss<br />
schrieben. Im deutschsprachigen Raum wirkte auch Richard Eilenberg.<br />
Die Silberne Operettenära dominierten Franz Lehár, Emmerich Kalman, Oscar Straus, Edmund Eysler,<br />
Nico Dostal, Robert Stolz und in Berlin Paul Lincke, der im Jahre 2016 seinen 150. Geburtstag und seinen<br />
70. Todestag hatte.<br />
Nun zur neu erschienenen CD:<br />
Die Ouvertüre zu Paul Linckes Operette „Frau Luna“ führt das Programm der neu erschienenen Platte<br />
an. Des Weiteren arrangierte Maestro John Georgiadis Linckes frühe Polka Mazurka „Im Omnibus“<br />
op. 34, die der Musikfreund auf dieser Neuaufnahme hören kann.<br />
Robert Vollstedt, dessen Walzer „Lustige Brüder“ bekannt ist, ist auf dieser CD mit dem Marsch „Schneidig!“<br />
op. 98 zu hören. 3<br />
Im Jahre 1880 verlobte sich der österreichische Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin Stephanie von Belgien,<br />
woran der Walzer „Verlobungs-Feierklänge“ op. 153 von Philipp Fahrbach junior erinnert, der erstmalig<br />
auf Silberscheibe gepresst wurde. Ebenso neu auf dieser Scheibe befindet sich die „Storch“-Polka, op.<br />
195 von Richard Eilenberg.<br />
2 Dieses Werk ist auf der Folge 14 der Josef-Strauss-Gesamtaufnahme mit dem Philharmonischen Orchester<br />
Košice unter der Leitung von Michael Dittrich abzuhören.<br />
3 Unser Vorstandsmitglied der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, Friedhelm Kuhlmann setzte sich neben<br />
Oscar Fetrás auch mit den Lebenswerken von Robert Vollstedt, Franz von Blon und Siegfried Translateur auseinander.<br />
Er schrieb ein Buch über Oscar Fetrás sowie weitere Würdigungen u.a. für Robert Vollstedt und Siegfried<br />
Translateur, die in den Heften „Neues Leben“ der DJSG nachzulesen sind.<br />
95
Von Jakob Pazeller, der mit seinem Walzer „Souvenir de Herkulesbad“ op. 124 bekannt ist, wurde erstmals<br />
auf Tonträger sein Walzer „Tropenzauber“ op. 125 – also in der Nachbarschaft des Walzers „Souvenir<br />
de Herkulesbad“ stehend – aufgenommen.<br />
Militärkapellmeister Joseph Franz Wagner 4 , bekannt für seine Märsche „47er Regiments“-Marsch<br />
op. 180, „Unter dem Doppeladler“ op. 159 (Namensgeber einer Sendereihe von Herrn Prof. Franz<br />
Mailer (†)) und „Tiroler Holzhackerbuam“ op. 3<strong>56</strong>, ist mit seiner frühen „Dynamit“-Polka schnell op. 10<br />
vertreten. 5<br />
Joseph Labitzky, der große Sohn des Egerlandes, schrieb den „Albert“-Walzer op. 73, den er dem Gemahl<br />
von Königin Victoria von Großbritannien widmete – Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.<br />
Dieses Werk zitiert in der Einleitung den „Coburger Friedrich Josias Marsch“, der Johann Michael Haydn,<br />
dem Bruder Joseph Haydns zugeschrieben wird. Herzog Albert übernahm die Ehrenpatronanz über die<br />
Erste Weltausstellung in der Geschichte der Menschheit im Jahre 1851 in London.<br />
Der Marschkönig Julius Fučik („Florentiner Marsch“ op. 214, „Einzug der Gladiatoren“ op. 68) ist mit seinem<br />
Walzer „Vom Donauufer“ op. 135 vertreten.<br />
Der in Bartfeld in der heutigen Slowakei geborene Kéler Béla, bekannt für seine Lustspiel- und Festspiel-<br />
Ouvertüren, ist mit seinem „Kimo-Kaimo“-Galopp op. 84 vertreten. Dieses Werk steht im Verzeichnis in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft seines Walzers „Am schönen Rhein gedenk ich dein“ op. 83, den der Musikfreund<br />
in einer Aufnahme der Berliner Symphoniker unter Robert Stolz hören kann. Kéler Béla starb in<br />
Wiesbaden.<br />
Militärkapellmeister Alphons Czibulka ist auf dieser Platte mit dem Walzer „Weana Früchteln“ op. 386<br />
vertreten. Berühmt wurde Czibulka mit dem „Liebestraum nach dem Balle“ op. 3<strong>56</strong> und der „Stephanie“-Gavotte<br />
op. 312, geschrieben ebenfalls für die Verlobungsfeier von Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin<br />
Stephanie von Belgien. Czibulka schrieb außerdem einen „Friedrich“-Marsch und die Operette<br />
„Pfingsten in Florenz“. Den „Angelo“-Walzer aus diesem Bühnenwerk kann der Musikfreund nur mehr in<br />
alten Rundfunkaufnahmen hören (Max Schönherr und Franz Bauer-Theussl).<br />
Carl Millöcker ist mit dem „Freikorps“-Marsch aus seiner Operette „Der Feldprediger“ zu hören. Aus<br />
diesem Bühnenwerk stammt übrigens auch der wunderschöne „Traum“-Walzer. Die Plattenfirma CPO<br />
brachte eine eigene CD mit Werken dieses Vertreters der „Goldenen Operettenära“ heraus. 6<br />
Richard Heuberger, der Komponist der Operette „Der Opernball“ schrieb weitere Bühnenwerke, u.a.<br />
auch die heute total unbekannte Operette „Ihre Exzellenz“, deren Ouvertüre die neue Platte abrundet.<br />
Von Johann Strauss (Vater), Johann und Josef Strauss können Musikfreunde aus aller Welt alle Werke<br />
auf CD hören. Verantwortlich dafür ist die in Hongkong ansässige Plattenfirma Marco Polo, die auch<br />
mehrteilige Editionen der Werke von Emil Waldteufel, Hans-Christian Lumbye und Carl Michael Ziehrer<br />
herausgab. Anlässlich des 50jährigen Bestandsjubiläums der Johann-Strauss-Gesellschaft in Großbritannien<br />
erstellte die Plattenfirma Marco Polo die ersten zwei Folgen der Reihe „Contemporaries of the<br />
Strauss-Family“, welche einen Einblick in das Schaffen der Zeitgenossen der Familie Strauss gewähren.<br />
4 Über Joseph Franz Wagner und Alphons Czibulka schrieb der Blas- und Militärmusikforscher Dr. Friedrich<br />
Anzenberger aus Kirchstetten in Niederösterreich Biographien.<br />
5 1866 erfand Alfred Nobel den bekannten Sprengstoff. Er erkannte die verheerende Zerstörungskraft dieses Mittels<br />
und stiftete infolgedessen sein Vermögen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Friedens, der<br />
Medizin, Physik, Chemie und Literatur – den Nobelpreis. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo, alle anderen Nobelpreise<br />
werden in Stockholm alljährlich am 10. Dezember, dem Sterbetag des Stifters (1896), verliehen.<br />
6 Siehe Beitrag des Autors in „Neues Leben“, Heft 55, der DJSG und „Almanach“, Ausgabe 24, des KVWB.<br />
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Sie kamen im Sommer 2015 beim o.g. Label heraus. Zwei Jahre später, im Herbst 2017 kommt nun die<br />
dritte Folge dieser Edition heraus und bietet ein weiteres interessantes Programm mit völlig unbekannten<br />
Werken von Zeitgenossen der Familie Strauss. Für ihre Leistung zur Pflege dieser Musikrichtung ist<br />
der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien zu danken. Der ORF, die österreichische Sendeanstalt,<br />
kann sich hier eine Scheibe davon abschneiden!<br />
Das Cover dieser CD zeigt eine Abendaufnahme der Kirche zum heiligen Franz von Assisi, die ehemalige<br />
Kaiser-Jubiläums-Kirche, auf dem Wiener Mexikoplatz bei der Donau. Diese Disc ist unter der Nummer<br />
8.225368 seit Oktober 2017 im Handel erhältlich. Es bleibt zu hoffen, dass weitere CDs dieser Reihe erstellt<br />
und herausgegeben werden.<br />
Die Darbietung solcher Werke im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker und bei<br />
den Konzerten des Wiener Johann-Strauss-Orchesters würden die Programme bereichern. Diesem neu<br />
erschienenen Tondokument ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue<br />
Freunde zu wünschen.<br />
Neu im Bücherregal<br />
„Im Salzkammergut, im Salzkammer gut…<br />
…da kann man gut lustig sein“, heißt es im „Weißen Rößl“, aber nicht immer oder nicht nur. Es gibt auch<br />
erste Geschichten zu erzählen. Von beidem berichtet Marie-Theres Arnbom, die Historikerin, Kulturmanagerin<br />
und Kuratorin in ihrem fabelhaften Buch „Die Villen von Bad Ischl. Wenn Häuser Geschichten<br />
erzählen“. Amalthea Verlag Wien.<br />
Wir betreten mit ihr 50 Villen in der Stadt an der Traun, die als Inbegriff der Sommerfrische und bis heute<br />
als Operetten-Metropole gilt. Hier wohnten zeitweise oder über viel Jahre hinweg der Kaiser, der<br />
Adel, Schauspieler, Komponisten, Librettisten und viele weitere mehr oder weniger illustre Damen und<br />
Herren. Ein unterhaltsames Buchfür lange Winterabende, vielleicht auch mit einem Schalerl Kaffee und<br />
einem Stückchen Kuchen, auch wenn sie nicht von Zauner sind…<br />
Zum Schikaneder/Lehár Schlössl…<br />
Gerhard R. Menhard, Vorstandsmitglied des Kulturvereins „Wiener Blut“ und Mitglied unserer Gesellschaft,<br />
wird am 14. Dezember um 19 Uhr bei einem Vorweihnachtlichen Fest für die Mitglieder, Gäste<br />
und Freunde des Vereins im Museum der Johann Strauss Dynastie, Müllnergasse 3, Wien, sein neustes<br />
Buch vorstellen: „Das Schikaneder/Lehár Schlössl in Wien-Nussdorf. Persönliche Betrachtungen über ein<br />
historisches Gebäude in Wien und dessen Bewohner“.<br />
Erschienen ist das Buch bei Weltmusik Edition International 2017 und enthält auch die Auswertung von<br />
bisher unerforschten Quellen aus dem familiären Umfeld Franz Lehárs.<br />
Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung<br />
Januar – März 2018, Stadttheater Sursee:<br />
„Boccacchio“ (Franz von Suppé)<br />
Januar – März 2018, MUSIKTHEATERWIL:<br />
„Die Regimentstochter“ (Gaetano Donizetti)<br />
Januar – März 2018, Theatergesellschaft Beinwil am See: „Im weißen Rößl“ (Ralph Benatzky)<br />
Januar – März 2018, Theatergesellschaft Arth:<br />
„Wiener Blut“ (Johann Strauss (Sohn))<br />
Januar – März 2018, Operette Balzers:<br />
„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />
September / Oktober 2018, Theatergesellschaft Root: „Polenblut“ (Oskar Nedbal)<br />
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September / Oktober 2018, Operettenbühne<br />
Hombrechtikon:<br />
Januar – März 2019, Stadttheater Sursee:<br />
Januar – März 2019, Theatergesellschaft Arth:<br />
Januar – April 2019, Operette Sirnach:<br />
März – Mai 2019, Operettenbühne Bremgarten:<br />
Herbst 2019, Operette Möriken-Wildegg:<br />
„Der Vogelhändler“ (Carl Zeller)<br />
„Der Graf von Luxemburg“ (Franz Lehár)<br />
„Orpheus in der Unterwelt“ (J. Offenbach)<br />
„Ball im Savoy“ (Paul Abraham)<br />
„Paganini“ (Franz Lehár)<br />
„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />
Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker<br />
von Ingolf Roßberg<br />
Das Neujahrskonzert 2018 ist das 78. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und soll am 1. Jänner<br />
2018 im Wiener Musikverein stattfinden. Als Dirigent ist zum fünften Mal Riccardo Muti vorgesehen, der<br />
das Konzert zuvor schon in den Jahren 1993, 1997, 2000 und 2004 geleitet hatte.<br />
- Johann Strauss (Sohn): Einzugsmarsch aus „Der Zigeunerbaron“<br />
- Josef Strauss: „Wiener Fresken“, Waler, op. 249<br />
- Johann Strauss (Sohn): „Brautschau-Polka“, nach Motiven aus „Der Zigeunerbaron“, op. 417<br />
„Leichtes Blut“, Polka schnell, op. 319<br />
- Johann Strauss (Vater): „Marien-Walzer“, op. 212<br />
„Wilhelm-Tell-Galopp”, nach Motiven aus „Wilhelm Tell“ (Rossini), op. 29b<br />
- Franz von Suppé: Ouvertüre zur Operette „Boccaccio“<br />
- Johann Strauss (Sohn): „Myrtenblüten“, Walzer, op. 395<br />
- Alfons Czibulka: „Stephanie-Gavotte“, op.312<br />
- Johann Strauss (Sohn): „Freikugeln“, Polka schnell, op. 326<br />
„G’schichten aus dem Wiener Wald“, Walzer, op. 325<br />
„Festmarsch“, op. 452<br />
„Un ballo in maschera“, Quadrille nach Motiven der gleichnamigen Oper<br />
(Verdi), op. 272<br />
„Rosen aus dem Süden“, Walzer, nach Motiven aus „Das Spitzentuch der<br />
Königin“, op. 388<br />
- Josef Strauss: „Eingesendet“, Polka schnell, op. 240<br />
Die obligatorischen Zugaben sind schon fest eingeplant: „Radetzky“ leider nicht im faszinierenden Original,<br />
sondern (wie immer) in der Bearbeitung von Leopold Weninger (nebst „Durchgeklatsche“): Näheres<br />
dazu im Mai 2018 in Coburg zu den „Strauss-Tagen“ – „Hauptsache Strauss…“.<br />
In eigener Sache…<br />
…bleibt uns nunmehr nur als letzter Satz in diesem Heft:<br />
Ihnen und Ihren Angehörigen ein Jahr 2018<br />
„Heiter auch in ernster Zeit“ (Walzer von Johann Strauss (Vater)) –<br />
und vielleicht sehen wir uns, in Coburg, Bad Reichenhall, Wien, Dresden…<br />
Ihre Redaktion<br />
Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder und Dr. Ingolf Roßberg.<br />
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ISSN der Druckfassung:<br />
1438 – 065X<br />
ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527