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NeuesLeben-56-32017-Webfassung

Ein Heft der Superlative! Die weltweit erste Filmographie von Prof. Hans Jürgen Wulff über die Familie Strauss! Eine Dokumentationsleistung, die einmalig sein dürfte. Ebenso einmalig wie der Bericht: "Wer war HITL? - Ein Suchtbericht" von Prof. Norbert Linke.Und viele hochinteressante Berichte, Rezensionen und mehr auf 100 Seiten über Johann Strauss und seine Zeitgenossen. Dieses Heft ist inzwischen bereits eine Rarität udn wird nun erstmals auf der Seite der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft veröffentlicht!

Ein Heft der Superlative!
Die weltweit erste Filmographie von Prof. Hans Jürgen Wulff über die Familie Strauss!
Eine Dokumentationsleistung, die einmalig sein dürfte.
Ebenso einmalig wie der Bericht: "Wer war HITL? - Ein Suchtbericht" von Prof. Norbert Linke.Und viele hochinteressante Berichte, Rezensionen und mehr auf 100 Seiten über Johann Strauss und seine Zeitgenossen. Dieses Heft ist inzwischen bereits eine Rarität udn wird nun erstmals auf der Seite der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft veröffentlicht!

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„N E U E S L E B E N“<br />

Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />

Heft <strong>56</strong> (2017 / Nr. 3)<br />

Herausgegeben von der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft e.V.


„N E U E S L E B E N“<br />

Titelbild:<br />

Johann Strauss (Sohn): NEUES LEBEN, Polka française für das Pianoforte, op. 278 –<br />

Klavierausgabe – Privatbesitz Werner Abel, Titelblatt<br />

Johann Strauss (Sohn) widmete Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha im Herbst 1863 die Polka „Neues<br />

Leben“, die er persönlich in einer Prachthandschrift im Wiener „Palais Coburg“ überreichte und die dem Herzog<br />

nach Coburg übersandt wurde. Für die Widmung bedankte sich Herzog Ernst II. 1864, als der Notendruck bei Haslinger<br />

erschien, mit der Verleihung der „Silbernen Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft“.<br />

Um seine dritte Frau, Adele Strauss, geb. Deutsch, heiraten zu können, wurde Johann Strauss (Sohn) 1887 durch<br />

Naturalisation Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und damit Deutscher. Seine zweite Ehe wurde<br />

durch Dekret Ernst II. getrennt. In Coburg heiratete er Adele standesamtlich und kirchlich. Auch wenn er bis zu<br />

seinem Lebensende in Wien lebte und wirkte, war und blieb er bis zu seinem Tod 1899 Coburger. Adele, der er in<br />

inniger Liebe zugetan war, starb mehr als dreißig Jahre nach ihm in Wien, ebenfalls als Coburger Bürgerin.<br />

Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ wurde 1975 in Hamburg gegründet und hat seit 1991 ihren Sitz in<br />

Coburg.<br />

HERAUSGEBER:<br />

D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T<br />

Eingetragener gemeinnütziger Verein, Amtsgericht Coburg, VR 667, FA Coburg, Steuer-Nr. 212/107/60110<br />

Bankverbindung: Sparkasse Coburg - Lichtenfels,<br />

IBAN: DE06 7835 0000 0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB,<br />

Internet: www.djsg.de<br />

E-Mail: kontakt@djsg.de<br />

Vorstand: 1. Vorsitzender: Dr. Ingolf Roßberg, Dresden<br />

2. Vorsitzender: Manfred Drescher, Bamberg<br />

Schatzmeister:<br />

Jonas Geelhaar, Coburg<br />

Schriftführerin:<br />

Astrid-Birgit Roßberg, Dresden<br />

Beisitzer:<br />

Friedhelm Kuhlmann, Hamburg<br />

Dr. Michael Mahlert, Ulm<br />

GMD Christian Simonis, Magdeburg / Bad Reichenhall<br />

Als beratende Mitglieder des Vorstandes fungieren: Werner Abel, Darmstadt; Prof. Dr. Norbert Linke,<br />

Borken; Prof. Christian Pollack, Wien; Prof. Helmut Reichenauer, Wien; Inge Röhre, Ürzig (Mosel);<br />

Prof. Norbert Rubey, Wien; Dr. Eduard Strauss, Wien<br />

Sitz des Vereines:<br />

Redaktion:<br />

c/o Albrecht Tauer, Lahmstr. 33, 96450 Coburg<br />

(Tel. 09<strong>56</strong>3 / 721 902, Fax 09<strong>56</strong>3 / 721 904)<br />

Dr. Ingolf Roßberg (verantwortlich), Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der jeweiligen Autoren. Sie geben deshalb nicht unbedingt<br />

die Meinung des Herausgebers, des Vorstandes oder der Redaktion wieder. Angegebene Internetlinks wurden zu<br />

Redaktionsschluss – für dieses Heft war dies der 15. November 2017 – sorgfältig geprüft: Gleichwohl wird für diese<br />

und für etwa auf diesen Seiten vorhandene weiterführende Links (Hyperlinks) jede Haftung abgelehnt.<br />

Schutzgebühr je Ausgabe: 8,00 € (zzgl. Versandkosten)<br />

Die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ erhalten die Magazine „Neues Leben“ im Rahmen<br />

ihrer Mitgliedschaft kostenfrei.<br />

2


„N E U E S L E B E N“<br />

Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette<br />

Heft <strong>56</strong> (2017, Nr. 3)<br />

Herausgeber:<br />

D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T e.V.<br />

Druck:<br />

DCT GmbH, Nicolaus Zech Straße 64-68, 96450 COBURG<br />

Tel. 09<strong>56</strong>1 – 83450 Fax 09<strong>56</strong>1 – 834545<br />

ISSN der Druckfassung: 1438 – 065X<br />

ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Sternstunden und Niederlagen 5<br />

Aus unserem Verein 6<br />

Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall 6<br />

Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017 9<br />

„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken. 18<br />

Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt 18<br />

Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt 18<br />

GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“ 19<br />

Neue Mitglieder 19<br />

Briefe an die Redaktion 20<br />

Aus unseren befreundeten Gesellschaften 22<br />

Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018 22<br />

Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV) 22<br />

Kulturverein „Wiener Blut“ 22<br />

The Johann Strauss Society of Great Britain 22<br />

Svenska Strauss-Sällskapet 24<br />

16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft 25<br />

Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft 26<br />

Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017) 27<br />

Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ 27<br />

Fachbeiträge 28<br />

Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss 28<br />

Wer war HITL? – Ein Suchbericht 35<br />

Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn) 43<br />

Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen 66<br />

Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern 66<br />

Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten<br />

Prof. Dr. Michael Lakner 69<br />

Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre zurückwandern und abrocken 76<br />

„Und dies und das und noch etwas“ 80<br />

Konzert am österreichischen Nationalfeiertag 83<br />

Carl Michael Ziehrer 85<br />

Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen... 91<br />

Nicht nur der Donauwalzer… 91<br />

Der „Grandseigneur“ ist tot 92<br />

Johann Strauss in St. Petersburg 92<br />

Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen 94<br />

Neu im Bücherregal 97<br />

Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung 97<br />

Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker 98<br />

In eigener Sache… 98<br />

4


Sternstunden und Niederlagen<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Straussianerinnen, liebe Straussianer,<br />

liebe Freunde der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“,<br />

„Sternstunden“ und „Niederlagen“ – sie gehören zum Leben dazu.<br />

Aber, manche „Niederlage“ ist völlig unnötig.<br />

Wolfgang Schaller, der Intendant der „Staatsoperette Dresden“,<br />

hätte in Leuben nichts Schlimmeres haben können, als dieses<br />

„menschliche Versagen“, ein simpler Bedienfehler, der binnen<br />

einer halben Minute 16.000 Liter Wasser über die Sprinkleranlage<br />

aus 23 Meter Höhe auf die Bühne schüttete. Geschehen am<br />

18. Oktober 2017. Getestet werden sollte übrigens die Sprinkleranlage<br />

des im gleichen Komplex befindlichen „Theaters Junge<br />

Generation“, die zu diesem Zeitpunkt für den Test vorher trocken gelegt worden war…<br />

Die angerichteten Verwüstungen legten das Haus zunächst lahm. Und doch: Wäre dieses in Leuben passiert,<br />

das Haus würde geschlossen werden, ohne viel Federlesens, und das wäre es gewesen mit „Operette“<br />

und „Dresden“. Aber es geschah in einem neuen Haus – und mit viel Zähneknirschen muss nun<br />

die Stadt das nötige Geld in die Hand nehmen, investieren, was die Versicherung nicht zahlt. Der inzwischen<br />

zäh ermittelte Schaden beträgt etwa 3,5 Mio. Euro, für ganze 30 Sekunden Fehlbedienung…<br />

Und sie muss nachbessern, was sie vorher einsparen wollte. Z. B. beim Bühnenboden, der das überstanden<br />

hätte, wenn nicht die Gegner der „Staatsoperette“ einen „billigen“ durchsetzten, der die Wasserattacke<br />

nicht überlebte, vollständig herausgerissen werden musste (samt Drehscheibe) und nun komplett<br />

auf den Stand gebracht wird, den er von Anfang an hätte haben können. Schlimmer ist der Schaden an<br />

der Ton- und Lichttechnik, diese ist ja nicht im nächstgelegenen Baumarkt zu haben und die Fachfirmen<br />

haben es auch nicht so schnell verfügbar: Bei der absolut überschaubaren Zahl von Theaterneubauten in<br />

Deutschland lohnt sich keine „Produktion auf Lager“.<br />

Der „Neubau“ erfolgt nun zum zweiten Mal. Im Februar soll nun der „Voll-Bühnenbetrieb“ wieder beginnen<br />

(mit Not-Beleuchtung und eingeschränkter Tontechnik). Aber nach diesem Unglück: Wir mussten<br />

unsere Dresden-Fahrt 2017 schieben, auf den 1. September 2018, hier war nichts mehr zu retten... Wir<br />

können aber Wolfgang Schaller und das Haus nur unterstützen: Persönlich eine Serie von „Sternstunden“,<br />

nach „Niederlagen“, einschließlich eines ganz tiefen menschlichen „Auf-und-Ab“ – da können wir<br />

für ihn und dieses Haus nur baldige – erneute – „Sternstunden“ wünschen.<br />

Eine „Sternstunde“ in diesem Heft jedenfalls ist die Filmografie von Prof. Wulff, entstanden in einem<br />

„Recherche-Rausch“, wie er selbst mir schrieb, als er den Artikel von Inge Röhre aus den „Flugschriften“<br />

von mir erhielt...<br />

Deshalb: Vielen herzlichen Dank an alle Beitragenden in diesem Heft und ich wünsche Ihnen Freude<br />

beim Lesen!<br />

Ihr<br />

Dr. Ingolf Roßberg<br />

1. Vorsitzender<br />

5


Aus unserem Verein<br />

Johann Strauss-Tage 2017<br />

Spektakuläre Konzertreihe in Bad Reichenhall<br />

Von Johannes Böck<br />

Ankündigung der Bad Reichenhaller Johann Strauss-Tage 2017 auf einer<br />

Großleinwand beim Königlichen Kurtheater Bad Reichenhall<br />

Am dritten Wochenende im September 2017 veranstaltete die Bad Reichenhaller Philharmonie unter<br />

der Leitung ihres Chefdirigenten Maestro Christian Simonis wieder Johann-Strauss-Tage in der berühmten<br />

Kurstadt im Südostzipfel Bayerns, ca. 15 Autominuten von der Stadt Salzburg in Österreich entfernt.<br />

Die Ausflugsmöglichkeiten wurden vom Autor in den Ausgaben 35/2008 und 53/2016 von „Neues Leben“<br />

der DJSG beschrieben. Leider spielte das Wetter nicht immer mit. Vor allem der Samstag war nasskalt<br />

und verregnet... Etwa 40 Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und ihre Angehörigen<br />

ließen es sich trotzdem nicht nehmen, zu diesen Veranstaltungen weite Reisen und teils verregnete<br />

Tage auf sich zu nehmen.<br />

Geboten wurde:<br />

- ein Willkommensdrink für die angereisten Strauss-Freunde im Parkhotel Luisenbad durch den Inhaber,<br />

Herrn Herkommer,<br />

- eine halbszenische Aufführung der Operette „Wiener Blut“ von Adolph Müller nach Melodien von<br />

Johann Strauss (Sohn),<br />

- davor einen Einführungsvortrag von Herrn Prof. Norbert Rubey vom „Wiener Institut für Strauss-<br />

Forschung“ – ursprünglich war Herr Prof. Helmut Reichenauer vorgesehen, der allerdings seine Teilnahme<br />

aus familiären Gründen absagen musste,<br />

- die Jahreshauptversammlung im Parkhotel Luisenbad,<br />

- ein Klavierkonzert mit der jungen Pianistin Frau Nina Scheidmantel im Hotel Klosterhof in Bayrisch-<br />

Gmain – für die Teilnehmer an diesem Event wurde ein Zubringerdienst mit einem Bus eingerichtet<br />

- ein Konzert mit Werken von Robert Stolz und anderen Vertretern der „Silbernen Operettenära“ im<br />

königlichen Kurtheater unter der Leitung von Roland Seiffarth und der Moderation von Hans Stolz,<br />

einem Großneffen des berühmten Vertreters der „Silbernen Operettenära“ und<br />

- ein Konzert mit Zarzuelas – dem spanischen Pendant zur Wiener Operette – mit der<br />

Kastagnettenvirtuosin Friedrike von Krosigk.<br />

6


Friederike von Krosigks<br />

spektakuläre Kastagnettenkünste<br />

Kammersänger Prof. Dr. Bernd WEIKL bei der<br />

Jahreshauptversammlung der „Deutschen Johann<br />

Strauss Gesellschaft“<br />

Prominentester Gast war der international bekannte Baritonsänger Herr Kammersänger Prof. Dr. Bernd<br />

Weikl. Ebenfalls bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall anwesend war auch der aus Heidelberg<br />

stammende und derzeit in Bamberg lehrende Bühnenwissenschaftler, Herr Prof. Albert Gier. Er verteilte<br />

seine Arbeit in Buchform über die Operettenpoesie an Mitglieder der Strauss-Gesellschaft und Freunde<br />

dieser Musikrichtung.<br />

Friedhelm Kuhlmann aus Hamburg stellte seine zweite und erweiterte Auflage seines Buches über Oscar<br />

Fetrás – dem Walzerkönig aus der Hansestadt – vor. Es wurde sowohl das Werksverzeichnis überarbeitet<br />

als auch das Buch um die Korrespondenz mit der Familie Strauss nach dem Tod von Eduard Strauss 1916<br />

erweitert. Dieses Buch ist 584 (!) Seiten stark...<br />

Albrecht Tauer aus Coburg<br />

Friedhelm Kuhlmann (re.) – Autor der Oscar-Fetrás-Biographie<br />

im Gespräch mit Herrn Gerd-Rainer Herguth aus Konstanz, der<br />

mit seiner lieben Gattin Erwine Herguth dabei war<br />

bei der Jahreshauptversammlung der DJSG<br />

7


Den Kulturverein „Wiener Blut“ vertrat Herr Gerhard Menhard,<br />

da, wie oben erwähnt, Prof. Reichenauer aus familiären Gründen<br />

bei den Johann-Strauss-Tagen nicht dabei sein konnte. Herr<br />

Menhard reiste mit seiner lieben Gattin, Frau Gertrude<br />

Menhard an. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung sprach<br />

der ehemalige Leiter des Kulturamtes der Stadt Coburg, Herr<br />

Albrecht Tauer über seine Vorbereitungsarbeiten zu den Johann-Strauss-Tagen<br />

2018 in Coburg.<br />

Herr Prof. Dr. Norbert Linke übergab im Rahmen der JHV drei<br />

historische Dokumente für die Coburger Landesbibliothek, welche<br />

auch das Archiv der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

beherbergt.<br />

Die Hauptlast der Johann-Strauss-Tage in Bad Reichenhall trägt<br />

der Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie, Maestro<br />

Christian Simonis. Er dirigierte die konzertante Aufführung der<br />

Operette Wiener Blut und das Zarzuela-Konzert mit der<br />

Kastagnettenvirtuosin Frau Friederike von Krosigk, mit dieser er<br />

auch ein Gespräch führte.<br />

Prof. Dr. Norbert Linke<br />

Er moderierte auch das Klavierkonzert mit Frau Nina Scheidmantel, welche bereits Auftritte in New York<br />

und Peking absolvierte und ihre Leistungen umjubelt wurden. Sie bekam zwei Mal von der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ ein Stipendium und gehört zu den jüngsten Mitgliedern dieses Vereines.<br />

Liebe Frau Scheidmantel – haben Sie an dieser Stelle vielen Dank für Ihre Darbietungen – Alles Liebe für<br />

die Zukunft!<br />

Unsere Konzertpianistin Nina Scheidmantel<br />

Maestro Christian Simonis dirigierte und<br />

moderierte die Konzerte in Bad Reichenhall<br />

Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung verdanken Herrn Simonis einige Aufnahmen unbekannter<br />

Werke von Zeitgenossen der Familie Strauss, zuletzt Carl Millöcker (Bericht siehe Heft 55 Neues Leben),<br />

im Frühjahr 2017 spielte er mit den Nürnbergern Symphonikern einige Werke von Philipp Fahrbach (Vater<br />

und Sohn) ein, welche in einigen Jahren auf den Markt kommen wird.<br />

8


Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der DJSG stellte Herr Simonis auch die Pläne für die Johann-<br />

Strauss-Tage der Jahre 2018 und 2019 vor.<br />

Aus Großbritannien kam Herr John Diamond mit seiner Gattin angereist. Der „Johann-Strauss-<br />

Gesellschaft von Großbritannien“ verdanken Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche<br />

Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern. Folge 3 der<br />

„Contemporaries (= Zeitgenossen) der Familie Strauss“ erschien im Oktober 2017. Aus Wien kamen –<br />

neben den Herren Prof. Norbert Rubey und Gerhard Menhard mit Gattin – auch Frau Dr. Gertrude Seitz<br />

mit ihrem Gatten und die Obfrau der Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg angereist.<br />

Aus dem Raum Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz wohnten auch die Herren Jürgen Stahl und Rainer<br />

Wojtynek den Konzerten bei.<br />

Die Gesangseinlagen bestritten die Sopranistinnen Gabriele Rösel, Christine dell‘Antonio (geb. Holzwarth)<br />

und Thea Schuette sowie die Tenöre Claus J. Frankl, Eugene Amesmann und Harald Wurmsdobler<br />

bei den ersten beiden Konzertabenden, bei der Zarzuela-Matinee am Sonntag in der Konzertrotunde<br />

erbrachte Frau Eva Schinwald ihre fulminante Gesangsleistung.<br />

Unserem zweiten Vorsitzenden, Manfred Drescher aus Bamberg, ist für die Organsiation dieser Tage bis<br />

in das kleinste Detail für Nächtigungen, Kartenreservierung sowie Speis und Trank die Hochachtung zu<br />

zollen!<br />

Der Autor dieses Berichtes bedankt sich bei der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ sowie der Bad<br />

Reichenhaller Philharmonie unter der Leitung von Maestro Christian Simonis für die schöne Zeit, die er –<br />

bereits zum dritten Male – in Bad Reichenhall verbringen durfte.<br />

Schwungvolle Tage bei den Bad Reichenhaller Strauss-Tagen 2017<br />

Erneut „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ 15.-17. September in Bad Reichenhall<br />

von Manfred Drescher<br />

Nachdem die Jahreshauptversammlung 2016 in Bad Reichenhall ein bombastischer Erfolg war, was vor<br />

allem an dem glänzenden musikalischen „Beiprogramm“ lag, war es nur logisch, auch in diesem Jahr<br />

wieder bei den Strauss-Tagen in Bad Reichenhall zu verweilen und ein zweites Mal hintereinander die<br />

Jahreshauptversammlung der Gesellschaft, eingebettet in musikalische Köstlichkeiten, abzuhalten. Dazu<br />

kommt, dass der verantwortliche Generalmusikdirektor Christian Simonis Vorstandsmitglied der Gesellschaft<br />

ist.<br />

Also fährt man mit über 45 Freunden aus allen Teilen Deutschlands, Österreich und der Schweiz nach<br />

Bad Reichenhall. Aus England kommt der Vorsitzende der dortigen Straussgesellschaft John Diamond<br />

mit seiner Frau Mina und als Gast ist Kammersänger Prof. Dr. Bernd Weikl bei den Straussianern. All das<br />

ist Voraussetzung für ein weiteres einmaliges Erlebnis mit der unsterblichen Musik von Johann Strauss.<br />

Fast ist die Stimmung innerhalb der Gesellschaft noch besser wie im letzten Jahr, vollauf zufrieden sind<br />

alle und niemand hat die zum Teil doch recht lange Reise nach Bad Reichenhall bereut. Und wenn auch<br />

die nächste Jahreshauptversammlung der Gesellschaft in Coburg sein wird, verspricht man den Reichenhallern<br />

auch bei den Strausstagen 2018 wieder dabei zu sein. Dann ohne Ansprachen und große Versammlungen<br />

– sondern sich ausschließlich dem Rausche der Musik hingebend.<br />

Was in diesem Jahr wieder geboten wurde, ist mehr als einmalig und wird es so schnell woanders mit<br />

Sicherheit nicht geben. Ein Mekka für die herrliche Musik von Strauss, aber auch Robert Stolz, Franz<br />

Lehár, Leo Fall und den wunderschönen Klängen spanischer Operetten. Mehr als zufrieden und beseelt<br />

9


von wunderbaren und einmaligen Erlebnissen trat man nach den drei Tagen wieder die Heimreise an.<br />

Doch nun im Einzelnen zu den Programmpunkten.<br />

Es beginnt am 15. September 2017 im Theater Bad Reichenhall.<br />

Auf dem Programm steht die halbszenische Aufführung von Johann<br />

Strauss‘ „Wiener Blut“. Einen hochinteressanten Einführungsvortrag<br />

gibt es vor Beginn der Operette. Der stellv. Leiter der<br />

Musiksammlung der Wiener Staatsbibliothek und wissenschaftliche<br />

Leiter des „Wiener Instituts für Strauss-Forschung“, das Ehrenmitglied<br />

der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, der<br />

Wiener Prof. Norbert Rubey, hält einen hochinteressanten Einführungsvortrag,<br />

der auf die Besonderheiten dieser letzten Operette<br />

von Johann Strauss eingeht. Die herrliche Partitur der Operette<br />

wurde durch den hervorragenden Kapellmeister, den Wiener Adolf<br />

Müller jun. zusammengestellt, er stellte die Musik mit einer Vielzahl<br />

von überwiegend Instrumentalwerken von Johann Strauss<br />

(man spricht von 31 verschiedenen) zusammen.<br />

Die berühmten Autoren Victor Léon und Leo Stein haben mit Müller<br />

gemeinsam diese Operette zusammengestellt, davon dass sie<br />

eigentlich zusammengestückelt wurde, merkt man gar nichts, so<br />

wundervoll hat man hier gearbeitet.<br />

Bild 1: Prof. Norbert Rubey<br />

Johann Strauss (Sohn) konnte die Uraufführung, die am 26. Oktober 1899 im Carltheater in Wien stattfand<br />

nicht mehr erleben, da er bereits am 3. Juni 1899 in Wien verstarb. Verstarb als Coburger und damit<br />

deutscher Bürger. Zwischenzeitlich zählt „Wiener Blut“ zu den vier meistgespielten Stücken des großen<br />

Schanis.<br />

Die Regie hat der in Bayreuth geborene Claus J. Frankl übernommen, der auch gleichzeitig als Premierminister<br />

von Reuß-Schleiz-Greiz gekonnt durch die Operette führt. Die teilweise doch sehr verworrene<br />

Handlung hat er in glänzender Weise aufbereitet, führt alles zusammen, stimmig und beeindruckend.<br />

Hier merkt man, dass mit ihm ein Vollblutkömodiant, ein Vollblutsänger, ein Vollblutregisseur, einfach<br />

eine „Wunderwaffe“ der Operette auf der Bühne steht. Er ist auf der Bühne der Dreh- und Angelpunkt,<br />

er hat alles im Griff und ist dabei auch ein exzellenter Darsteller und Sänger. Mehr kann man einfach<br />

nicht haben und der Applaus zeigt ihm, dass das Publikum dieses Allroundtalent nicht nur schätzt, sondern<br />

ihm mit stürmischem Beifall auch seine ganze Zuneigung zeigt. Das heitere Verwirrspiel um einen<br />

liebestollen Grafen, der am Schluss doch brav bei seiner Gemahlin landet. Die Geschichte seines ergebenen<br />

Dieners Josef, der am Ende seine Probiermamsell in die Arme schließen kann und des Premierministers,<br />

der am Ende die Tänzerin Cagliari als Theaterstar mit sich nimmt, ist so verworren, da sich die<br />

Paare öfter wechseln, wie gleichzeitig hinreißend – von der Musik brauche ich hier gar nicht zu reden,<br />

diese redet für sich allein. Fast vergisst man, dass es sich „nur“ um eine halbszenische Aufführung handelt.<br />

Ja, und neben Claus J. Frankl hat man noch weitere Pfunde, mit denen man wuchern kann, die Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie mit ihrem Chef, dem Leiter und Lenker, dem geborenen Wiener, GMD Christian<br />

Simonis und dem hervorragenden Sängerensemble. Das Publikum geht begeistert mit, ständiger<br />

stürmischer Zwischenapplaus und am Ende ein fast nicht enden wollender Beifallssturm zeugen davon,<br />

dass es auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, das Publikum mit Strauss zu verzaubern. Die Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie spielt an diesem Abend so, als wenn sie persönlich von Johann Strauss ausgewählt<br />

und eingesetzt worden wäre, leicht, locker, zupackend, zurückhaltend, alles ist an diesem Abend<br />

perfekt.<br />

10


Bild 2: Wiener Blut: Bad Reichenhaller Philharmonie mit Christian Simonis<br />

Und dies liegt vor allem auch an ihrem Leiter Christian Simonis, der am Dirigentenpult richtig auflebt. Er<br />

fiebert mit, er weist an, er hält seine Musiker zurück, wenn es erforderlich ist und es die Sänger verlangen<br />

und er peitscht sie auch wieder nach vorne, wenn es notwendig ist. Er hat die Zügel im wahrsten<br />

Sinne des Wortes in der Hand und bringt sich und seine Musiker gemeinsam zu Höchstleistungen. Eine<br />

ganz beeindruckende Leistung von ihm und jedem seiner Mitglieder der Philharmonie. Toll, was hier in<br />

der eigentlich beschaulichen Stadt Bad Reichenhall doch abgeht.<br />

Als Balduin Graf Zedlau glänzt der gebürtige Tiroler Eugene Amesmann. Sein voller, weicher, schmelzender,<br />

in der Höhe metallisch glänzender und vollkommen sicherer Tenor beeindruckt nicht nur die<br />

drei Damen auf der Bühne, sondern mit Sicherheit die Vielzahl der anwesenden Damen im Publikum.<br />

Glänzende Augen sind noch das wenigste, was sie bei den Auftritten des charmanten und auch darstellerisch<br />

beeindruckenden Tenors bekommen, der seine beeindruckenden Spitzentöne wie kleine Pfeile zu<br />

setzen imstande ist. Er reißt das Publikum förmlich mit und dieses dankt es ihm mit donnerndem Applaus.<br />

Bild 3: Wiener Blut: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Christian Simonis<br />

11


Als seine Frau Gabriele steht die Dresdnerin Gabriele Rösel auf der Bühne. Eine schöne klangvolle, alle<br />

Feinheiten der Partie auskostenden Stimme erlaubt ihr, die ganzen Facetten dieser Partie auszuleuchten<br />

und ihrem ungetreuen Balduin heimzuleuchten. Auch in ihren Duetten können sie brillieren und das<br />

Publikum mehr als überzeugen.<br />

Die in Münster in Westfalen geborene Thea Schuette gibt die Tänzerin Demoiselle Franziska Cagliari. Mir<br />

ist sie ein kleines bisschen zu zurückhaltend, zu gebremst in ihren Aktionen, sie schäumt nicht gerade<br />

vor Leidenschaft über – bei der Cagliari erwartet man eigentlich etwas mehr feuriges. Aber das ist nun<br />

sicher auch Auffassungssache, ihr Sopran weiß wohl zu gefallen und sich auch in den Duetten entsprechend<br />

einzubringen.<br />

Als Probiermamsell Pepi ist die Wienerin Christine dell´Antonio (früher Holzwarth) eine Augen- und Ohrenweide.<br />

Im letzten Jahr habe ich sie einfach zur Coburgerin gemacht (da war wohl wieder einmal der<br />

Wunsch der Vater des Gedankens), aber sie ist natürlich eine waschechte Wienerin. Sie hat einen leuchtenden<br />

und warmen silbrig flirrenden Sopran, besticht mit zartem aber dennoch durchsetzungsfähigen<br />

Tönen, bezaubert ihr Publikum, darstellerisch ist es eine Freunde ihr zuzusehen, fast würde ich despektierlich<br />

sagen, sie ist ein richtiger weiblicher Lausbub, im schönsten Sinne des Wortes. Sie hat und macht<br />

einfach Spaß und gute Laune und das überträgt sich auf das Publikum.<br />

Ebenso Spaß und Freunde bereitet der Oberösterreicher Harald Wurmsdobler. Sein wunderschön geführter,<br />

zurückhaltender aber dennoch durchschlagskräftiger Tenor weiß zu gefallen, rund, weich und<br />

stimmschön. Ebenso ist bei ihm die Spielfreunde zu betonen und in den gemeinsamen Duetten sind er<br />

und Christine dell‘Antonio einfach unschlagbar, anders ausgedrückt, man freut sich als Publikum, wie die<br />

beiden dort oben auf der Bühne agieren. Das macht einfach Spaß, so wie das gesamte Ensemble enormen<br />

Spaß bereitet und es muss deshalb auch verdienten langanhaltenden Applaus über sich ergehen<br />

lassen.<br />

Am nächsten Tag ist am Vormittag die Mitgliederversammlung der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

und nach dem Mittagessen geht es in das Hotel Klosterhof in Bayerisch Gmain. Hier ist der ideale<br />

intime und anheimelnde Hintergrund für das nächste Highlight. In Zusammenarbeit mit der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ interpretiert am Klavier Nina Scheidmantel „Pianistische Kaskaden“ über<br />

die Musik von Johann Strauss.<br />

Nina Scheidmantel, die in Lichtenfels geboren wurde, war von 2002 bis 2011 am Gymnasium Albertinum<br />

in Coburg, wo sie das Abitur erfolgreich abschloss. Von 1998 bis 2007 erhielt sie Klavierunterricht bei<br />

Prof. Alla Schatz, 2002 bis 2011 Klarinettenunterricht beim Soloklarinettisten des Philharmonischen Orchester<br />

Coburgs, Edgar Eichstätter. Ihre vielen gewonnenen Wettbewerbe und mannigfaltige Auftritte<br />

aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.<br />

Die Künstlerin ist auch sozial stark engagiert, Benefizkonzerte, Kulturbotschafterin der Gemeinde<br />

Seßlach, Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Coburg, sind nur einige ganz wenige Steine auf<br />

dem bereits langen Weg der jungen Künstlerin, die längst aus ihren musikalischen Kinderschuhen herausgewachsen<br />

ist. Und dann ist sie auch zweifache Stipendiatin unserer „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“.<br />

Der Hausherr des Klosterhofs, Dr. Andreas Färber begrüßt mit launigen Worten die Gäste im bis auf den<br />

letzten Platz gefüllten Saal und Christian Simonis moderiert den überaus gelungenen Nachmittag mit<br />

der jungen hochbegabten Künstlerin, gibt Informationen zu den Stücken, streut Anekdoten ein und es<br />

gelingt ihm, die Übergänge zu den Einsätzen von Nina Scheidmantel fließend und äußerst interessant,<br />

aber auch humorvoll zu gestalten. Und dann zeigt Nina Scheidmantel, was in ihr steckt.<br />

12


Sie beginnt furios mit der Konzertparaphrase<br />

über Walzer-Motive aus „Aschenbrödel“ von<br />

Alfred Grünfeld, danach „Espenblätter – Salonstück“<br />

von Imre Székely und die Konzertparaphrase<br />

über Walzer-Motive aus „Geschichten<br />

aus dem Wienerwald“. Mit enormer Fingerfertigkeit,<br />

einem bestechenden Anschlag, mit<br />

warmem und einfühlsamem Ton, zeigt Nina<br />

Scheidmantel, dass sie jetzt schon zu den ganz<br />

großen Pianistinnen gehört. Danach kommt<br />

„Valses nobles et sentimentales“ von Maurice<br />

Ravel und den offiziellen Teil beschließt die<br />

Ausnahmekünstlerin mit einer blitzsauber und<br />

gekonnt gespielten Improvisation „An der schönen<br />

blauen Donau“ von Max Reger. Gefühlvoll,<br />

einfühlsam und mit exzellenter Anschlagkultur<br />

meistert sie alle Unbillen der Kompositionen<br />

mit ihrem gefühlvollen und virtuosen Spiel. Fast<br />

nicht endend wollender Beifall für die junge<br />

sympathische Künstlerin. Sie kann gar nicht anders<br />

als noch eine besondere Zugabe zu spielen.<br />

Traumhaft sicher mit weichem Anschlag bringt<br />

sie noch den „Liebestraum“ von Franz Liszt zu<br />

Gehör und zeigt, dass sie heute schon zu den<br />

ganz Großen ihrer Zunft gehört. Sie beweist mit<br />

Bild 4: Nina Scheidmantel<br />

dem eindrucks- und ausdrucksvollen Konzert,<br />

dass sie die Herzen eines musikbegeisterten Publikums im Sturm erobern kann. Wir werden noch viel<br />

von dieser jungen und doch schon so reifen Künstlerin hören.<br />

Am Abend geht es ins Königliche Kurhaus. Dort findet eine ganz besondere musikalische Veranstaltung<br />

statt. Die Operettengala mit dem Untertitel: „Robert Stolz und seine Zeit“ bringt Melodien der sogenannten<br />

„Silbernen Operettenära“ zu Gehör. Und zwei Besonderheiten gibt es bei diesem Konzert. Der<br />

Großneffe von Robert Stolz, der Grazer Hans Stolz, moderiert den Galaabend und er stellt einen ganz<br />

besonderen Draht, eine persönliche Verbindung und ein ausgeprägtes Hintergrundwissen zu dem letzten<br />

großen Operettenkomponisten Robert Stolz dar, dessen Musik praktisch zum Volksgut geworden ist<br />

und dessen Melodien auch heute noch in den Herzen seiner Zuhörer weiterlebt. Hans Stolz würzt seine<br />

Moderation mit einem enormen Hintergrundwissen über den Großmeister und mit einer riesengroßen<br />

Portion Humor, streut Bonmots in die Moderation ein und singt auch bei einigen Liedern mit.<br />

Dazu kommt, dass er eng befreundet ist mit dem Kapellmeister des heutigen Abends – und hier ist aus<br />

meiner Sicht eine kleine Sensation gelungen. Unser Mitglied Roland Seiffarth, war über 30 Jahre lang<br />

der Oberleiter und Chefdirigent der Musikalischen Komödie in Leipzig. Er ist Ehrenmitglied der Leipziger<br />

Oper, Ehrendirigent des Orchesters der Musikalischen Komödie und Kunstpreisträger der Stadt Leipzig.<br />

Darüber hinaus ist er einer der liebenswürdigsten Menschen, denen ich in den letzten Jahren begegnet<br />

bin.<br />

Und eigentlich wollte er den Dirigentenstab weglegen und seinen Ruhestand, den er sich mit 76 Jahren<br />

wahrlich verdient hat, genießen. Im letzten Jahr war er als Gast bei der Mitgliederversammlung und im<br />

Gespräch mit Christian Simonis, der ähnlich euphorisch und voller Herzblut sein Dirigat betreibt, hat er<br />

nach langem Zögern zugesagt, als ausgewiesener Stolz Kenner, das Konzert zu dirigieren – und dies war<br />

eine Bombenentscheidung. Wie er mit den Philharmonikern und mit den Sängern zurechtkommt, sucht<br />

13


seinesgleichen. Wie ein Junger agiert er am Dirigentenpult, kennt jede einzelne Note, gibt seine Einsätze<br />

und bringt das Orchester zur Höchstleistung. Zügig, rasant dirigiert er das Orchester, als wenn er nie in<br />

den Ruhestand getreten wäre.<br />

Er agiert am Pult, als wäre er noch 20 und selten habe ich einen Dirigenten erlebt, der sich mit solcher<br />

Leidenschaft praktisch in die Partitur hineinwirft. Flott, mitreißend mit einer tollen Klangfülle spielt das<br />

Orchester und überdeckt die Sänger in keinem Moment, denn Seiffarth nimmt bei den leisen Passagen<br />

auf der Bühne, die Lautstärke heraus und lässt die Sänger stimmschonend begleiten. Eine furiose Leistung<br />

und man möge mir meine Euphorie etwas verzeihen, denn ich habe Roland Seiffarth viele Jahre<br />

während seiner aktiven Zeit in Leipzig erlebt – und er hat sich seine Frische, seine grenzenlose Freude<br />

am Musizieren, seine Liebenswürdigkeit, seine Bescheidenheit und seinen Enthusiasmus erhalten und es<br />

gelingt ihm dadurch ein glänzendes Dirigat.<br />

Bild 5: „Robert-Stolz-Abend“: Roland Seiffarth (Mitte), Hans Stolz<br />

Der Abend beginnt mit der Ouvertüre zu der relativ unbekannten Operette von Oscar Straus „Rund um<br />

die Liebe“ und stimmt das erwartungsvolle Publikum im ausverkauften Saal so richtig ein. Mit dem wunderschönen<br />

Wienerlied „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Stolz setzt Gabriele Rösel ein überzeugendes<br />

Zeichen ihrer stimmlichen Fähigkeiten. Man konnte sich den Prater und vor allem die blühenden<br />

Bäume so richtig bildlich vor Augen vorstellen. Ihr weicher klangvoller und in jeder Lage ausgeglichener<br />

Sopran bezaubert auch in ihrem zweiten Solo dem Lied „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der<br />

Stolzoperette „Der Favorit“.<br />

Mit dem Stolzlied aus dem gleichnamigen Film „Das Lied ist aus“ kann Eugene Amesmann seinen vollen,<br />

ausgeglichenen stimmschönen, in jeder Lage fest sitzenden Tenor, der keinerlei Höhenschwierigkeiten<br />

hat, einsetzen. Eine der Höhepunkte vor der Pause ist das Duett „Lippen schweigen“ aus der Operette<br />

von Lehár „Die lustige Witwe“, welches Gabriele Rösel und Eugene Amesmann unvergleichlich zart und<br />

gleichzeitig mit vehementem Ausbruch fast zelebrieren. Tosender Beifall für beide Künstler.<br />

Dazwischen der Konzertwalzer „Wiener Café“ von Stolz, blendend präsentiert von der Bad Reichenhaller<br />

Philharmonie mit ihrem „jugendlichen“ Dirigenten Roland Seiffarth. Und dazwischen immer wieder<br />

Geschichteln und Bonmots von Hans Stolz, vielfach auch im Zwiegespräch mit Roland Seiffarth. Aus dem<br />

Film „Zauber der Boheme“ singt dann Eugene Amesmann das Walzerlied von Robert Stolz „Ich liebe<br />

dich“ und dabei werden so manche Augen der im Publikum sitzenden Damen mehr als feucht. Und als er<br />

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durch die Reihen gehend noch rote Rosen verteilt, gibt es kein Halten mehr. Dass er dieses wunderschöne<br />

Lied stimmlich bis zum letzten auskostet, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.<br />

Und dann singt er noch gemeinsam mit Gabriele Rösel aus dem „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“ das<br />

Duett „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“. Wunderschön, zart, schmetternd in den Höhen, einfach<br />

zum Genießen. Und so sieht es auch das Publikum, welches aus dem Klatschen gar nicht mehr herauskommt.<br />

Dazwischen vom herrlichen Orchester mit seinem Dirigenten, der in Leipzig als Stolzspezialist<br />

nicht nur galt, sondern es auch war, der Marsch aus der gleichnamigen Stolzoperette „Frühjahrsparade“.<br />

Und da ist ja auch noch Christine dell‘Antonio. Sie bezaubert zuerst mit dem Stolzlied der Marika „Joj,<br />

mámám“. Und es macht einfach Spaß ihr zuzuhören und vor allem auch zuzuschauen. Und nach der<br />

Pause setzt sie noch einen drauf. Das Lied „Im Casino, da steht ein Pianino“ aus dem Singspiel von Stolz<br />

„Wenn die kleinen Veilchen blühen“ zelebriert sie förmlich. Mit keckem, geläufigem und zartem, aber<br />

dennoch durchschlagenden Sopran verzaubert sie die Zuhörer und mit einer Spitzentanzeinlage zeigt<br />

sie, was sie nicht nur beim Gesang drauf hat. Einfach toll.<br />

Bild 6: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth, Christine dell´Antonio, Harald Wurmsdobler<br />

Mit dem ausgezeichneten Tenor Harald Wurmsdobler, der mehr für die zarten zurückhaltenden Töne<br />

zuständig ist und mit seiner samtenen weichen Stimme mehr als punkten kann, bringt sie – ebenfalls aus<br />

dem „Weißen Rößl“ das schwungvolle Lied „Die ganze Welt ist himmelblau“ zu Gehör. So toll dargeboten,<br />

dass man es am liebsten gleich noch einmal hören möchte. Die beiden geben ein erstklassiges aufeinander<br />

abgestimmtes Paar ab, wo man nicht weiß, bei wem man nun mehr klatschen soll.<br />

Beide sind schnell in das Herz des Publikums eingedrungen, wie auch das andere Sängerpaar. Harald<br />

Wurmsdobler hat dann auch noch zwei wunderschöne Solis, eine vor und eine nach der Pause. Mit dem<br />

fast melancholischen Lied „Jeder trägt sein Pinkerl“ aus der Leo Fall Operette „Der fidele Bauer“ weiß er<br />

stimmlich zurückhaltend für wohliges Gefühl unter den Zuhören zu sorgen und mit dem Wienerlied „A<br />

klane Drahrerei“ aus der Stolzoperette „Das Sperrsechserl“ kann er das Publikum ein weiteres Mal begeistern.<br />

Ja – und dann treten unsere beiden Tenöre im Duett auf, der eine zurückhaltend, weich, gefällig,<br />

der andere etwas massiver mit strahlender Höhe, singen sie aus dem Film „Ich liebe alle Fraun“ das<br />

wundervolle Stolzlied „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen“. Und das nimmt man den beiden ungesehen<br />

ab, stürmischer und langanhaltender Applaus für beide Künstler.<br />

Im Finale vereinen sich die Stimmen der vier Ausnahmekünstler in dem feurigen Lied von Robert Stolz<br />

„Gibt´s in Wien a Hetz, a Drahrerei“, bei welchem das ausgelassene Publikum mitgeht und nicht aufhören<br />

will zu klatschen. Es bleibt nichts anderes übrig, als Zugabe vereinen sich die vier Stimmen in dem<br />

wunderschönen Lied „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“. Die Zuhörer lassen die Interpreten nicht von der<br />

Bühne, bis sie, zusammen mit Hans Stolz den Auszug mit dem mitreißenden Lied „Jung san ma, fesch san<br />

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ma“ andeuten. Mehrfaches Zurückholen auf die Bühne und zu endgültigen Schluss nochmals „Jung san<br />

ma….“, gemeinsam mit dem begeistert mitgehenden Publikum. Ein Abend, bei dem alles gepasst hat,<br />

das Orchester natürlich, der geniale Dirigent, der stilvolle Moderator und natürlich die vier Sänger, die<br />

man gerne bald wieder auf einer Bühne erleben möchte. Und natürlich das Andenken an Robert Stolz,<br />

den unvergessenen Musiker.<br />

Bild 7: Eugene Amesmann, Gabriele Rösel, Roland Seiffarth<br />

Am Vormittag des leider letzten Tages der Strauss Tage gibt es wieder etwas Außergewöhnliches. In der<br />

Konzertrotunde am Kurpark steht der „Spanische Operettenzauber“ auf dem Programm unter dem<br />

Beititel „Virtuose Kastagnettenklänge und Lieder aus den spanischen Zarzuelas“. Allzu begeistert gehe<br />

ich nicht zu diesem Abschlusskonzert, denn Kastagnetten und spanische Zarzuelas, was kann mich da<br />

schon erwarten. Ja, man soll halt nicht so voreingenommen sein. Es erwartet mich ein musikalischer<br />

Vormittag vom Feinsten. Ich bin einfach hingerissen, von dem was ich hier geboten bekomme und was<br />

noch lange in mir nachhallt.<br />

Zuerst sei die Bad Reichenhaller Philharmonie genannt. Dieses zeigt sich wieder einmal von seiner besten<br />

Seite, musiziert teilweise überwältigend, frisch, schwungvoll, mitreißend. Unter dem feurigen, spritzigen,<br />

schwungvollen, leidenschaftlichen und einfühlsamen Dirigat von Christian Simonis erwachen die<br />

Bad Reichenhaller Philharmoniker richtiggehend zu spanischen Toreros. Christian Simonis, der sein Orchester<br />

mit festen Zügeln führt, die er aber, wenn es darauf ankommt auch entscheidend lockert und so<br />

mitreißend dirigiert, mit dem ganzen Körper mitgeht, seine Musiker zu Höchstleistung bringt, das ist<br />

schon einmalig. Diese Musiker, die ihm willig und in völligem Einklang folgen. Auch moderiert er in seiner<br />

launigen, charmant-wienerischen Art auch eindrucksvoll den Ablauf an diesem Vormittag und gibt<br />

viel über die spanische Operette und vor allem über die Kastagnetten preis, ein Thema, welches bei den<br />

wenigsten der Konzertbesucher bekannt sein ist.<br />

Das Orchester beginnt mit dem Paso doble aus „La Alegria de la Huerta“ von Federico Chueca. Simonis<br />

weckt die Zuhörer mit dieser rasant gespielten Komposition richtig auf und fragt dann natürlich auch, ob<br />

jetzt alles wach sei. Man merkt ihm auch an, dass es Spaß macht durch diese Art der Musik zu führen.<br />

Als weiteres Solostück für das Orchester kommt dann noch das Preludio aus „La Gran Via“ von Federico<br />

Chueca.<br />

Zum zweiten Stück, der Canción de Paloma aus „El barberillo de Lavapiés“ von Francisco Asenjo betreten<br />

die beiden Solokünstler die Bühne. Das sind einmal Friederike von Krosigk mit ihren Konzertkastagnetten<br />

und die zauberhafte Sopranistin Eva Maria Schinwald. Christian Simonis erzählt von der Begegnung<br />

mit Friederike von Krosigk, die – Spanien ist weit weg – im Bayernland, bei Miesbach aufgewachsen ist.<br />

Sie gehört zu den ganz wenigen Künstlern, die auf der Bühne diese beiden unscheinbaren Holzhalbkugeln<br />

einsetzt. „Sie werden nur über den Daumen gespannt und dann sind meine vier Finger da und mehr<br />

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auche ich nicht“, erläutert sie und man kann kaum glauben, welche Klangfülle sie damit erzeugen<br />

kann.<br />

Eva Schinwald zelebriert ihre spanischen Zarzuelas mit klarem, leuchtendem, beweglichem und äußerst<br />

stimmschönem Sopran dem Publikum zur Freude und ist auch von der optischen Erscheinung eine Ausnahmekünstlerin.<br />

Eindrucksvoll mit Koloraturfeuer singt sie ihre operettenhaften Arien. Dazu praktisch<br />

immer die Kastagnetten, die natürlich sehr stark durch die Außergewöhnlichkeit die Aufmerksamkeit auf<br />

sich ziehen. Die beiden Künstler zusammen treten dann noch auf in „De España Vengo“ aus „El niño<br />

judío“ von Pablo Luna. Friederike von Krosigk interpretiert allein mit dem Orchester noch Danza<br />

española Nr. 2 von Joaquin Rodrigo, Fandango aus „Doña Francisquita“ von Amadeo Vives und schließlich<br />

Intermedio aus „La Boda de Luis Alsonso“ von Jerónimo Giménez.<br />

Eva Maria Schinwald kann noch alleine glänzen in Carceleras aus „Las Hijas del Zebedeo“ von Ruperto<br />

Chapí y Lorente.<br />

Bild 8: „Spanischer Zauber“: Eva Maria Schinwald, Christian Simonis, Friederike von Krosigk<br />

Der Beifallsturm am Ende des Vormittags will gar kein Ende nehmen, immer wieder müssen die Künstler<br />

auf die Bühne zurückkehren. Vielleicht würden wir heute noch klatschen, wenn nicht die Musiker der<br />

Bad Reichenhaller Philharmonie die Sache und ihre Instrumente in die Hand genommen hätten und das<br />

Podium verlassen haben. Ein außergewöhnlicher Vormittag, mit einer wunderschönen Musik, die man in<br />

dieser Form sicherlich nicht so kennt, geht zu Ende.<br />

Drei Tage mit vielen wunderbaren Eindrücken und vier sehr unterschiedlichen Konzerten, die aber alle<br />

exzellent in den Rahmen passten und das Publikum verzauberten, auf die eine wie auf die andere Art<br />

und Weise. Für jeden war an diesem Wochenende etwas dabei und alles, was geboten wurde, war außergewöhnlich.<br />

Im nächsten Jahr werden wir mit Sicherheit wieder nach Bad Reichenhall pilgern. Dann wird für die Musikfreunde<br />

der Operettenwelterfolg von Franz Lehár „Das Land des Lächelns“ in halbszenischer Aufführung<br />

auf dem Programm stehen. Eine Operettengala widmet sich dann der goldenen Ära der Wiener<br />

Operette und es werden Melodien von Johann Strauss, Carl Millöcker und Franz von Suppé erklingen<br />

und zum Abschluss wird es in der Sonntags-Matinée eine Hommage auf Nico Dostal geben. Ihm, einem<br />

der bedeutendsten Operetten- und Filmmusikkomponisten ist der Abschluss im Jahr 2018 gewidmet. Ich<br />

gebe ehrlich zu, dass ich mich riesig freue, im nächsten Jahr all dies in Bad Reichenhall erleben zu dürfen.<br />

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„Johann-Strauss-Musiktage“ 2018 in Coburg: Bitte vormerken.<br />

Mit einem (vorläufigen) Flyer (Titelbild links) überraschte Albrecht<br />

Tauer die Jahreshauptversammlung in Bad Reichenhall. Er stellte den<br />

Anwesenden Eckwerte des Programms vor, das zwischenzeitlich auch<br />

in wesentlichen Teilen die Zustimmung des Vorstandes erhalten hatte:<br />

Es beginnt am Freitag nach Himmelfahrt, am 11. Mai 2018, gg. 15.00<br />

Uhr im „Kunstverein“ (Coburg, Leopoldstraße) mit Eröffnungsvorträgen,<br />

für die Friedhelm Kuhlmann und Dr. Ingolf Roßberg bereits zugesagt<br />

haben und hält am Abend ein Konzert des Philharmonischen<br />

Blechbläserquintetts Coburg im Riesensaal bereit.<br />

Der Sonnabend sieht eine Kranzniederlegung am Gedenkstein im „Rosengarten“<br />

vor, unsere Jahreshauptversammlung (wieder im „Kunstverein“)<br />

und am Abend ein Konzert des „Alt-Wiener Strauss-<br />

Ensembles“ mit Ralph Kulling im „Kongreßhaus am Rosengarten“: Der<br />

Glanz der jäh abgebrochenen „Original Coburger Neujahrskonzerte“<br />

mit diesem Ensemble wird auf diese Weise wieder lebendig…<br />

Und der Sonntag beschließt mit „Von der Wiener Klassik bis zum Wiener<br />

Walzer“ des „Bamberger Streichquartetts“ Tage, die auch Begegnungen<br />

unter den „Strauss-Fans“ bereithalten…<br />

Protokoll der Jahreshauptversammlung 2018<br />

Das Protokoll der Jahreshauptversammlung steht – wie immer auf Anforderung – zur Verfügung über<br />

unsere Schriftführererin oder unsere Geschäftsstelle. Am besten per Mail – siehe vorderes Innenblatt –<br />

anfordern, oder auch über Telefon (0351) 479 49 245.<br />

Dresden im Oktober 2017 „abgesoffen“ – und für 1. September 2018 neu angesetzt<br />

von Ingolf Roßberg<br />

Ursprünglich sollte hier die Rezension von Manfred Drescher unserer Dresden-Fahrt zum „Weißen Rößl“<br />

stehen. Doch: Am 18. Oktober 2017 ergoss sich durch „menschliches Versagen“, eine Fehlbedienung des<br />

Tests der Sprinkleranlage, binnen einer halben Minute 16.000 Liter Wasser aus dem Bühnenturm auf die<br />

Bühne. Ergebnis: Bühnenboden von Vorder- und beiden Seitenbühnen zerstört, Drehscheibe zerstört –<br />

und schlimmer: Die gesamte Ton- und Beleuchtungstechnik der Bühne wurde zerstört. Und das alles ist<br />

nicht mal eben im „Baumarkt nebenan“ erhältlich, zumal der Schaden zuletzt auf 3,5 Mio. Euro beziffert<br />

wird… Im Februar 2018 wird der „Notbetrieb“ auf der kompletten Bühne aufgenommen und sukzessive<br />

zur Normalität geführt: Wir holen – dank des Engagements von Manfred Drescher – die auf diese Weise<br />

und im wahrsten Wortsinn „abgesoffene“ Dresden-Fahrt nunmehr am 1. September 2018 nach…<br />

Trau, schau wem? - „Waldmeister“ bei der Jungen Operette Frankfurt<br />

von Rudolf Maeder<br />

Am 2. Dezember 2017 präsentierte die Junge Operette Frankfurt im Großen Saal der Freimaurer-Loge<br />

„Zur Einigkeit“ in Frankfurt am Main die wenig gespielte Strauss-Operette „Waldmeister“. Unter der<br />

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Regie der freiberuflich tätigen jungen Claudia Isabel Martin sangen und spielten die Mitglieder des Ensembles<br />

mit viel Freude und Hingabe. Die Regisseurin erzählte in einem Interview, dass sie sich intensiv<br />

in die bürgerliche Verwechslungskomödie mit verschiedensten Kleinstadt-Figuren, die sich laufend unvorbereitet<br />

begegnen und damit fertig werden müssen, eingelebt habe und mit einem offenen Ensemble<br />

dargestellt habe. Auf verschiedensten Schauplätzen wie die Mühle, der Ballsaal, der Tennisplatz usw.<br />

charakterisiert Johann Strauss seine Figuren mit Ironie, aber auch Menschlichkeit und gibt allen, was sie<br />

auch als komische Figuren auszeichnet. Immer wieder greift Strauss zu Leitmotiven, die das Werk durchziehen,<br />

um auf bestimmte Vorkommnisse oder Charakterisierungen hinzudeuten. Um sie zu erkennen,<br />

muss das Publikum aber genau hinhören! –<br />

Unser Mitglied, die Gesangspädagogin Ute Bolz-Fischer gründete das Frankfurter Ensemble 2013, um<br />

junge Talente zu fördern und die Operette zu pflegen. Mittlerweile hat sie eine Truppe von 25 Personen<br />

um sich, die jenes Jahr einmal eine Operette aufführt so wie dieses Jahr „Waldmeister“…<br />

Wie unser Vorstandsmitglied, Jonas Geelhaar, berichtete, wurde die Einstudierung vor 200 Zuschauern<br />

umjubelt aufgeführt. Dazu beigetragen habe auch Material von unserem Gründungsmitglied Inge Röhre,<br />

1994 erstellt, was einen „roten Faden“ für diese Aufführung ermöglichte und die Operette auf einen<br />

modernisierten, logischen Kern stellte…<br />

Herzlicher Glückwunsch nach Frankfurt – und wir wünschen der „Jungen Operette Frankfurt“ weiterhin<br />

gute Fahrt durch die Welt der Operette!<br />

GMD Christian Simonis in Merseburg zu „Richard Eilenberg und seine Zeitgenossen“<br />

Neue Mitglieder<br />

Als neue Mitglieder begrüßen wir sehr herzlich Frau Gertrude Menhard aus Wien und Herrn Fred Ullrich<br />

aus Bad Reichenhall.<br />

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Briefe an die Redaktion<br />

Zu den Johann-Strauss-Tagen in Bad Reichenhall schrieb der Präsident der „Johann Strauss Society of<br />

Great Britain“, John Diamond, an unseren 1. Vorsitzenden (Übersetzung: Rudolf Maeder):<br />

„Lieber Ingolf<br />

Ich möchte wirklich herzlich in Minas und meinem Namen für deine großartige Einladung zu diesem<br />

denkwürdigen Anlass danken. Wir beide halten ihn für eines der größten Ereignisse in den<br />

letzten Jahren, und deine Großzügigkeit und Besonnenheit, mit denen du dich unserer angenommen<br />

hast, haben wir ausserordentlich geschätzt.<br />

Du und dein Vorstand sind nur zu beglückwünschen für die Organisation eines so großartigen<br />

Wochenendes, das eine solch interessante Kombination von Anlässen bot, ganz zu schweigen von<br />

den herrlichen Mahlzeiten, der Begegnung mit deinen Mitgliedern, und in vielen Fällen hat man<br />

alte Freunde wiedergesehen und neue Freundschaften geknüpft. …<br />

Mit den besten Wünschen - John“<br />

Eine Antwort auf den „Nachtrag der Redaktion“ in „Neues Leben“, Heft 55, S. 86, 2017/2, zur CD-Kritik<br />

von „Eduard Strauss (1835–1916): Zum 100. Jahrestag“, Czech Chamber Philharmonic Orchestra<br />

Pardubice unter der Leitung von John Georgiadis schreibt Peter Kemp, Ehrenpräsident der JSSGB (Übersetzung:<br />

Rudolf Maeder):<br />

Das zentrale Projekt der Britischen Johann Strauss Gesellschaft im Jahre 2016 war die Aufnahme<br />

von „Eduard Strauss (1835 - 1916): Zum 100. Jahrestag“, zum Gedenken an den 100. Todestag<br />

des Komponisten. Die CD wurde am 1. August 2017 veröffentlicht, und wir lasen mit grosser Genugtuung<br />

die enthusiastische Kritik dieser CD von Johannes Böck in „Neues Leben“, Heft 55,<br />

1917/2. Es war deshalb enttäuschend, dass der Böck-Kritik ein „Nachtrag der Redaktion“ folgte,<br />

von dem wir glauben, dass dieser unabsichtlich den Leser von „Neues Leben“ in die Irre führen<br />

könnte.<br />

Dieses Postskriptum lautet: „Nachtrag der Redaktion: Auf der CD wird der Walzer ‚Ball-<br />

Promessen´ op. 82 (Nr. 9 der CD) als ‚World Premiere Recording´, also als ‚Weltersteinspielung´,<br />

vorgestellt. Das trifft allerdings nicht zu, die Recherchen von unserer Schwestergesellschaft, der<br />

JSSGB, und Naxos haben nicht beachtet, dass bereits 2002 dieser Walzer vom Alt-Wiener Strauss-<br />

Ensemble unter unserem damaligen 1. Vorsitzenden, Arthur Kulling, auf CD eingespielt wurde:<br />

‚Strauss Highlights´ Vol. 2 (Edition Hera). Die DJSG ist also Trägerin einer Weltersteinspielung, wie<br />

sich nunmehr herausstellt… Gut zu wissen. (IR)“<br />

Dr. Ingolf Roßberg schreibt völlig richtig, dass Arthur Kulling und das Alt-Wiener Strauss-Ensemble<br />

die Ersten waren, die Eduard Strauss‘ Walzer „Ball-Promessen“ op. 82 einspielten. Diese Aufnahme<br />

wurde eigentlich, lange vor ihrer Veröffentlichung im Jahre 2002, schon im Jahre 1985 gemacht<br />

und erschien im selben Jahr auf der IntercordSchallplatte „Künstlerleben“ (im Jahre 2006<br />

als CD der Edition Hera wieder aufgelegt). Diese herrliche Aufnahme machten John Diamond und<br />

mich zum ersten Mal aufmerksam auf den Zauber dieses besonderen Walzers und drängten uns,<br />

die von Eduard Strauss veröffentlichte eigene Orchestrierung ausfindig zu machen. Und darin<br />

liegt der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen; denn während die von<br />

Arthur Kulling dirigierte sein eigenes Arrangement für ein 12-Mann-Orchester (ohne Schlagzeug)<br />

ist, verwendet diejenige von John Georgiadis das originale Orchestermaterial, das 1872 von C. A.<br />

Spina in Wien veröffentlicht wurde. Wir glaubten – und tun das noch immer –, dass dieser Um-<br />

20


stand die Bezeichnung dieser Einspielung und neun weiterer Kompositionen auf unserer Marco-<br />

Polo-Ausgabe, die das originale Orchestermaterial des 19. Jahrhunderts verwendet, mit „Weltersteinspielung“<br />

rechtfertigt. Ausserdem legt die Tatsache, dass der immer gut informierte Johannes<br />

Böck in seiner Kritik keine solche einschränkende Bemerkung machte, nahe, dass auch er<br />

die Bedeutung unserer Bezeichnung „Weltersteinspielung“ richtig erkannte.<br />

Im Nachhinein erscheint es vielleicht als falsche Einschätzung unsererseits, die Bezeichnung<br />

„Weltersteinspielung“ nicht mit dem Zusatz „in der originalen Instrumentierung“ versehen zu haben,<br />

wie wir das vorher bei unserer preisgekrönten Vienna-Première-Reihe getan hatten. Wir<br />

nahmen jedoch an, dass die Angabe des Originalverlags bei jeder Komposition jedem Interessierten<br />

klar zeigen würde, dass diese Werke in ihrer originalen Instrumentierung gespielt wurden. Die<br />

Britische Johann-Strauss-Gesellschaft hat immer sehr darauf geachtet, wenn immer möglich, das<br />

originale Orchestermaterial für ihre Einspielung von seltenen Tänzen und Märschen zu verwenden.<br />

Wir möchten das a u c h i n Z u k u n f t s o h a l t e n.<br />

Peter Kemp<br />

Frau Prof. Stemprok sandte uns einen Leserbrief, den wir als Redaktion gern hier abdrucken.<br />

Sehr geehrte Redaktionsmitglieder von „Neues Leben“!<br />

Es ist mir ein Bedürfnis, einmal allen Autoren für ihre hervorragenden Beiträge zu danken, die alljährlich<br />

in „Neues Leben“ erscheinen. Es ist immer ein Vergnügen und eine Bereicherung, die zahlreichen<br />

Artikel zu lesen und aus erster Hand über neueste Forschungsergebnisse, stattgefundene<br />

Premieren oder Neuigkeiten auf dem CD– bzw. Büchermarkt informiert zu werden.<br />

Unmittelbarer Anlass für diesen Leserbrief ist der überaus interessante Beitrag über Julius Fucik<br />

(Prag 1872 - Berlin 1916) von Thomas Jelinowicz in der Übersetzung Rudolf Maeders im Heft Nr.<br />

55 (2017 / Nr. 2) , der mich schon allein aufgrund der aufwendigen Entstehungsgeschichte beeindruckt:<br />

Da macht es sich der Autor Thomas Jelinowicz zunächst zur verdienstvollen Aufgabe, die<br />

Tagebuchaufzeichnungen seines tschechischen Landsmannes Julius Fucik aufzuarbeiten und damit<br />

der Nachwelt zu erhalten. Jeder Autor, der sich jemals mit der Entzifferung von Handschriften<br />

beschäftigt, weiß, wie viel mühsame Kleinarbeit dahintersteckt. Nächster, ebenso mühsamer Arbeitsschritt<br />

war sicherlich, aus der Fülle des vorliegenden Textmaterials die wichtigsten Lebensdaten<br />

und Stationen dieses bedeutenden Militärkapellmeisters und Komponisten auszuwählen, in<br />

einem Artikel zusammenzufassen, um diesen in englischer Übersetzung der JSSGB als Fachartikel<br />

zur Verfügung zu stellen. (Erschienen in „Vienna Music“ Nr. 106, Winter 2016/17). Nach neuerlicher<br />

Bearbeitung und Aktualisierung durch Thomas Jelinowicz landete das Manuskript zwecks<br />

deutscher Übersetzung beim bewährten Rudolf Maeder, der ihn mit zahlreichen fundierten Anmerkungen<br />

und humorvollen Kommentaren ergänzte. An dieser Stelle Dank an Rudolf Maeder für<br />

seine zahlreichen Berichte und Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen, der damit<br />

das beliebte Magazin der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ seit Jahren bereichert.<br />

Dank der „Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft“ konnte mit diesem wertvollen Beitrag nach<br />

Tagebuchaufzeichnungen Julius Fuciks von Thomas Jelinowicz, dem Mitbegründer und Vorstandsmitglied<br />

der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft, sowie des Übersetzers Rudolf<br />

Maeder, wieder ein neuer, kleiner, aber wichtiger Puzzle–Stein im großen Mosaik der internationalen<br />

Musikforschung gesetzt werden.<br />

Chapeau!! Chapeau!!<br />

Prof. Christine Stemprok<br />

21


Aus unseren befreundeten Gesellschaften<br />

Wiener Institut für Strauss-Forschung: Tanz-Signale 15. - 18. März 2018<br />

Die zur Tradition gewordenen Tanz-Signale unseres befreundeten „Wiener Institutes für Strauss-<br />

Forschung“ finden 2018 erneut statt, und zwar unter dem provokanten Titel eines Zitates in einem Brief<br />

von Johann Strauss (Sohn):<br />

„Ich scheiße auf alle Professoren der Tonkunstlehre.“<br />

(Brief von Johann Strauss (Sohn) an Gustav Lewy, 10. Juni 1892).<br />

Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses (SEV)<br />

von Rudolf Maeder<br />

Am Donnerstag, dem 19. Oktober, fand in der Wienbibliothek im Rathaus<br />

die Präsentation der 9. Lieferung des Strauss-Elementar-Verzeichnisses<br />

(SEV), erneut unter dem Patronat des WISF, statt. Sie umfasst die Opera<br />

401 bis 450, und mit ihr liegen nun die entstehungs- und rezeptionsgeschichtliche<br />

Dokumentation und die quellenmässige Erfassung von 94 Prozent<br />

aller Kompositionen mit Opus-Zahlen vor. Im Entstehungszeitraum<br />

dieser Opera, der sich von 1882 bis 1893 erstreckt, zeichnet sich eine neue<br />

Schaffensperiode von Strauss ab. Er selbst spricht von einer Erweiterung<br />

der Form als seinem Verdienst bei der Tanzmusik-Komposition. Anhand<br />

ausgewählter Werke können nun zum ersten Mal darüber konkrete Aussagen<br />

getroffen werden, die sich vor allem auf die während der letzten Russland-Konzertreise<br />

(1886) entstandenen Kompositionen beziehen.<br />

Sylvia Mattl-Wurm (Direktorin der Wienbibliothek), Eduard Strauss und<br />

Michael Hüttler (Leiter des Holitzer-Verlags) begrüßten die Gäste, Thomas<br />

Aigner (Leiter der Musiksammlung) sprach über „Johann Strauss 1886 in<br />

Russland“, und Norbert Rubey (Musiksammlung Wienbibliothek) hielt seinen<br />

Vortrag „Zur Komposition von Tänzen und Märschen im Spätwerk von<br />

Johann Strauss (Sohn)“. Zum Schluss gab es Brot und Wein und angeregte Gespräche…<br />

Kulturverein „Wiener Blut“<br />

Ab 10. Jänner 2018 erwartet uns eine neue Sonderausstellung zum Thema: „Der musikalische Glanz der<br />

Donaumonarchie – Carl Michael Ziehrer zum 175. Geburtstag“. Die Ausstellung wird (mit Ausnahme<br />

von Schließ- und Ferientagen) das ganze Jahr 2018 zugänglich sein. Das Museum mit Prof. Reichenauer<br />

an der Spitze und der Verein freuen sich schon jetzt auf Ihren Besuch.<br />

The Johann Strauss Society of Great Britain<br />

Zusammengestellt und übersetzt von Rudolf Maeder<br />

Unsere britische Schwestergesellschaft bedankt sich bei allen Spendern von Klavier- und Orchesternoten<br />

für ihre Geschenke fürs Archiv. Alle Klaviernoten werden gegenwärtig katalogisiert, die Buchstaben M<br />

bis Z sind bereits vollständig. Die Sammlung von Operetten-Klavierauszügen wurde vom Präsidenten<br />

John Diamond neu geordnet und in neuen Boxen abgelegt. Unter den Spendern befindet sich auch Ru-<br />

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dolf Maeder, der im Namen der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ immer wieder Kopien von Klaviermusik<br />

an unsere Schwestergesellschaft schickt, da die Originale zum überwiegenden Teil der<br />

Zentralbibliothek Zürich übergeben werden. John Diamond und Per Anders Wiklund haben zusammen<br />

eine grössere Anzahl von Internetkopien von Orchestermaterial der Strauss-Familie und auch von Suppé,<br />

Czibulka, Millöcker, Eilenberg und weiteren Komponisten erwerben können. Inzwischen geht die<br />

Digitalisierung von gedrucktem Strauss-Orchestermaterial weiter, und man hofft, dass das die Werke<br />

von Eduard Strauss noch dieses Jahr vollständig vorliegen werden. Es hat sich gezeigt, dass kein Bedarf<br />

für Salonorchester oder Kleinformationen herrscht, so dass dem Archiv noch einige Ausgaben für großes<br />

Orchester hinzugefügt werden mussten.<br />

Neue Aufnahmen<br />

Die Naxos-Aufnahmen werden voraussichtlich Anfang 2018 durch Eduard Strauss Vol. 2 und Zeitgenossen<br />

der Strauss-Familie 4 komplettiert. Die Aufnahmen dieser Reihen stammen vom Czech Chamber<br />

Philharmonic Orchestra Pardubice unter George Georgiadis und stellen weitere Marksteine der Aufnahmen<br />

von Wiener Musik auf hohem Niveau durch Marco Polo dar. Zeitgenossen der Strauss-Familie 3<br />

ist im Herbst 2017 erschienen und enthält etwa 13 neue Werke. Alle Werke sind Weltersteinspielungen<br />

mit grossem Orchester. Unser CD-Projekt mit der Ziehrer-Stiftung und dem Original Ziehrer Orchester<br />

unter der Leitung von Hans Schadenbauer wurde 2017 mit der Veröffentlichung von Vol. 24 Alt-Wien<br />

und Vol. 25 Heut‘ ist heut‘ fortgesetzt. Eine weitere CD ist für 2018 geplant.<br />

Ein gemeinsames Projekt ermöglichte die Aufnahme der seltenen Suppé-Operette „Die Reise nach Afrika“<br />

mit Dario Salvi, seinem Imperial Viennese Orchestra und einem Sängerensemble Ende 2016 und die<br />

Veröffentlichung Anfang 2017 auf 2 CDs, die durch die JSSGB bezogen werden können.<br />

Spendenaufruf<br />

Von Anfang an hat unsere britische Schwestergesellschaft Geld für die Aufnahmen von seltener Wiener<br />

Musik bereitgestellt. Mit einer größeren Mitgliederzahl und einem privaten Sponsor war das auch möglich.<br />

Der Hauptsponsor lebt nun leider nicht mehr, die Mitgliederzahl ist geschrumpft, die Aufnahmekosten<br />

aber sind enorm gestiegen. Der Vorstand bittet deshalb (vor allem die britischen Straussianer) zu<br />

ersten Mal seit vielen Jahren um einmalige freiwillige Spenden für Eduard Strauss Vol. 2. Weitere Fortsetzungen<br />

sind derzeit nicht geplant. Der Schatzmeister unserer britischen Schwestergesellschaft, Mike<br />

Dyson, dankt allen Spenderinnen und Spendern im Voraus für ihre Gabe, sei sie nun klein oder groß…<br />

„Das Spitzentuch der Königin“<br />

Am Abend des 21. Juli 2017 erlebte man ein einmaliges und eindrückliches Ereignis: die Premiere von<br />

Johann Strauss‘ Operette „Das Spitzentuch der Königin“ im Roxburgh Theatre der Stowe School in Buckingham.<br />

Jeff Clarke dirigierte die Opera Della Luna in dieser ausgezeichneten Produktion in englischer<br />

Sprache. Das Libretto war aus mehreren Versionen, die in den USA Ende des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich<br />

waren, zusammengesetzt. Diese Fassungen wurden von Jeff Clarke nach langer Suche im Musikarchiv<br />

der University of Wisconsin entdeckt! Er erzählt davon im Programmheft, in dem auch ein interessanter<br />

Artikel von Andrew Lamb zur Geschichte der Operette abgedruckt war.<br />

Das Ensemble spielte und sang hervorragend. Der absolute Höhepunkt des Abends aber war das Trio zu<br />

Beginn des 3. Aktes: „Wo die wilde Rose erblüht“…<br />

Eine Operetten-„Entdeckung“<br />

Vielleicht hat keine hervorragende Operette so sehr unter unfähigen Orchestratoren und miserablen<br />

Arrangeuren gelitten wie Victor Herberts „Babes in Toyland“ (1903). Das Traurige daran ist, das absolut<br />

23


keine Notwendigkeit dafür bestand, da Victor Herbert ein klassisches Musikstudium hinter sich hatte, als<br />

er „Babes in Toyland“ komponierte und musikalischer Leiter des Pittsburgh Symphony Orchestra war.<br />

Anscheinend wurde vor 25 Jahren eine Gesamtaufnahme mit allem gemacht, was Victor Herbert für<br />

diese Operette in seiner eigenen Orchestration geschrieben hatte – sogar in London! Aus unbekannten<br />

Gründen wurde die Aufnahme nie veröffentlicht. Nun hat sie eine engagierte Seele namens „Sir Parsifal“<br />

in den vergangenen Monaten auf YouTube gestellt – und siehe da, was für ein Schatz! Es sind Orchesterpassagen<br />

von symphonischem Ausmaß und Songs dabei, die zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte<br />

der Operette gestrichen oder eingefügt worden waren. Es darf genügen zu sagen, dass der Gesang,<br />

die Chorszenen, das Orchesterspiel und das Dirigat vorbildlich sind. Und wenn einem die Musik nicht<br />

genügt (!?), kann man noch Fotos der originalen Broadway-Produktion mit Songtexten ansehen! Ein Beispiel<br />

für das echte musikalische Vergnügen ist das Walzerlied „Jane, Jane, Jane!“ – das bei der Aufführung<br />

gestrichen wurde!<br />

Victor Herbert war Cellist des Strauss-Orchesters in der Saison 1880/81, und der Strauss’sche Einfluss<br />

zeigt sich denn auch in vielen seiner Werke. Die treibende Kraft hinter dem Ganzen war John McGlinn,<br />

der 2009 bereits mit 55 Jahren verstarb. Die gute Nachricht ist: Wir haben alle Zugang zur Operette auf<br />

„Babes in Toyland John McGlinn YouTube“. Alles, was man dann noch tun muss, ist, sich zurückzulehnen<br />

und die musikalische Schatztruhe, die ganze Operettenpartitur, zu genießen, wie es Victor Herbert vorgeschwebt<br />

hat. Sehr wahrscheinlich zaubert sie ein Lächeln auf Ihr Gesicht und erfüllt Ihr Herz mit Freude!<br />

Dann Chamberlin<br />

„Kaiserin Josephine“<br />

George Hamilton, der getreue Chronist unserer Britischen Schwestergesellschaft in Österreich, besuchte<br />

im Sommer dieses Jahres die Aufführungen des Lehár Festival in Bad Ischl. „Die lustige Witwe“ und „Saison<br />

in Salzburg“,die Manfred Drescher in diesem Heft rezensiert. Die dritte Operette, die alle Jahre eine<br />

Ausgrabung darstellt, war dieses Jahr Emmerich Kálmáns vorletzte Operette „Kaiserin Josephine“, auf<br />

die wir uns konzentrieren wollen. Seines Bleibens war nicht mehr in Österreich und Ungarn, wie die in<br />

Bad Ischl anwesende jüngste Kálmán-Tocher Yvonne (geb. 1938) George Hamilton erzählte. Er benutzte<br />

die Premiere der Operette 1935 am Stadttheater Zürich dazu, Visa zu beantragen, um in die USA auswandern<br />

zu können. Yvonne Kálmán sagte auch zu George Hamilton, wie glücklich sie sei, dass in Bad<br />

Ischl diese Operette gespielt werde und dass sie hoffe, dass andere Theater sie bald nachspielen würden.<br />

Wir wissen ja, dass diese Operette zum großen Teil die Musik von Kálmáns zweiter Operette „Der kleine<br />

König“ enthält, quasi ein Recycling, das auch Lehár praktizierte, damit nichts verloren gehen sollte. Die<br />

Geschichte ist nicht unbedingt besonders aufregend. Josephine Tascher de la Pagerie, aus den Antillen<br />

gebürtig, wird prophezeit, dass sie eines Tages Kaiserin sein werde. Sie flirtet mit einem jungen Korporal<br />

und bittet diesen, ihren eingesperrten Sohn, aus ihrer Ehe mit Alexandre de Beauharnais, zu befreien;<br />

das bringt sie in Verbindung mit Napoleon Bonaparte, den sie heiratet, nachdem er ihr gezeigt hat, dass<br />

ihr Korporal nicht viel taugt. Joséphine wird Kaiserin der Franzosen… Die herrliche Kálmán-Musik hingegen<br />

mit langsamem Walzer, Tango und Marsch ist es allemal wert, wiedergehört zu werden und tat es<br />

dann George Hamilton auch sehr an; er fand diese Operette von den drei gezeigten die beste.<br />

Svenska Strauss Sällskapet<br />

Das Wiener Hofburg-Orchester gastierte am 8. Juli 2017 mit einem Strauss-Mozart-Konzert in Schweden.<br />

Das 1971 gegründete Orchester (unter Gert Hofbauer) pflegt die Tradition der Wiener Walzer- und Operettenmusik<br />

sowie die Werke von W. A. Mozart. Unter der Stabführung von Gerhard Lagrange spielten<br />

die 25 Musiker berühmte Werke von Johann und Josef Strauss, Franz Lehár und W. A. Mozart. Solisten<br />

24


waren Adrea van der Smissen (Sopran) und Viktor Schilowsky (Bariton), es tanzten Yulia Sheshina und<br />

Igor Prokopenko. – Ebenfalls zu hören ist das Wiener Hofburg-Orchester auf einer CD (Aufnahmen<br />

2016/17) mit Werken von Strauss, Mozart, Donizetti, Lehár und Rossini.<br />

Unsere schwedische Schwestergesellschaft zeigte ihren Mitgliedern in diesem Jahr auch den Film „Der<br />

Vogelhändler“. Frei nach der Operette von Carl Zeller. Mit Conny Froboess und Peter Weck (DVD Kinowelt).<br />

Der Vorstand unserer schwedischen Schwestergesellschaft<br />

1991 seinem Vereinslokal.<br />

In freundlicher Erinnerung an Leif Johannisson und<br />

Bengt-Åke Lindhe<br />

Das diesjährige Weihnachtsfest (Julfest) unserer<br />

schwedischen Schwestergesellschaft fand am 10. Dezember<br />

2017 im Kevinge värdshus in Mörby statt und<br />

begann um 14.30 Uhr. Die Opernsänger Elisabeth und<br />

Tord Wallström, begleitet vom Pianisten Anders Wadenberg,<br />

sorgten für die Unterhaltung der Gäste. Auch<br />

für ihr leibliches Wohl war gesorgt: Es gab unter anderem<br />

Graved Lachs, heiße Suppe, Weihnachtsschinken,<br />

verschiedene Heringe, Kalbssülze, Frikadellen,<br />

Cheddar, Kaffee, Lebkuchen mit Preiselbeersahne.<br />

Am Neujahrstag findet das traditionelle Neujahrskonzert<br />

in der Stockholmer Beerwald-Halle statt. Mika<br />

Eichenholz dirigiert das Stockholmer Strauss-<br />

Orchester und die Opernsolisten Daria Ivanova, Sarah<br />

Medley Marchand, Dawid Kupinski und Dragos<br />

Mihalcea. Auf dem Programm stehen bekannte Melo-<br />

dien der Strauss-Dynastie: Glanzlichter sind sicher die Ouvertüre zur Operette „Das Spitzentuch der Königin“<br />

von Johann Strauss (Sohn) und der Walzer „Interpretationen“ op. 97 von Eduard Strauss.<br />

Vom 6. bis zum 16. Januar 2018 unternehmen die Schönbrunner Schlossphilharmoniker eine Schweden-<br />

Tournee mit dem Dirigenten Guido Mancusi und den Solisten Marta Mastalir (Sopran) und Wolfgang<br />

Schwaiger (Bariton). Sie bringen Musik von W. A. Mozart, der Strauss-Dynastie und ihren Zeitgenossen<br />

zu Gehör. Die Stationen werden sein: Malmö (6.), Helsingborg (7.), Stockholm (9.), Västerås (10.), Växjö<br />

(11.), Göteborg (12.) und Uppsala (16.).<br />

Vol. 2 der CD „I Fädrens Spår. Von 78 Umdrehungen bis zur CD“ ist erschienen: Unter den Interpreten<br />

sind Clemens Krauss, Rudolf Nilius, Johann Strauss (Enkel), Max Schönherr, der Männerchor Reykjavik,<br />

Felix von Weingartner, Hans Knappertsbusch, Alois Melichar und Georges Boulanger. Die CD enthält 79<br />

Minuten Musik; zu hören sind u. a. die „Waldmeister“-Ouvertüre, „Liebeslieder“-Walzer, „Wo die<br />

Citronen blüh’n“ (Originaltext, gesungen von Wilma Lipp), „Trau, schau, wem!“, „Seufzer“-Walzer, „In<br />

der Blüthezeit“ W, „Zigeunerbaron“-Potpourri, „Cagliostro“-Ouvertüre, Donauwalzer usw. Die CD kostet<br />

100 schwedische Kronen + Porto. Bestellungen an Berth Vestergård, Tel. 0046 08 53044461.<br />

16. Internationales Strauss-Festival der rumänischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />

Seit 2002 organisiert die Rumänische Johann-Strauss-Gesellschaft der Walzerfreunde jährlich ein Internationales<br />

Johann-Strauss-Festival, das im In- und Ausland sehr geschätzt wird. Von Anfang an wurden<br />

Kompositionen der Strauss-Familie, aber auch von anderen Komponisten zur Aufführung gebracht, wobei<br />

dem König des rumänischen Walzers, Josef Ivanovici, ein besonderer Platz zukam. Das 16. Festival<br />

fand vom 20. bis 27. August 2017 in Bukarest unter dem Patronat Seiner Exzellenz, des österreichischen<br />

Botschafters in Rumänien, Gerhard Reiweger, statt.<br />

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Das Eröffnungskonzert wurde im wunderschönen Konzertsaal des Athenäums gegeben. Es spielte das<br />

Philharmonische Orchester „Georges Enescu“ unter Joszef Horvath, Solistin war die Sopranistin Patricia<br />

Seymour, Solistin des Operetten- und Musical-Theaters Ion Dacian in Bukarest. Die Donau, der Fluss, der<br />

Rumänien mit Österreich verbindet, nahm im Konzert einen wichtigen Platz ein. Neben dem Donauwalzer<br />

und den „Donauwellen“ von Ivanovici wurden zwei weitere Donau-Walzer aufgeführt: „Donauweibchen“<br />

op. 427 von Johann Strauss (Sohn) und „Vom Rhein zur Donau“ von Kéler Béla (als rumänische<br />

Erstaufführung).<br />

Die anderen drei Konzerte wurden vom Dirigenten und Pianisten Josef Ion Prunner mit dem Streichquartett<br />

Artmusik, der Geigerin Corina Bura, begleitet von der Pianistin Viorela Ciucur, und dem Organisten<br />

Erich Türk mit der Sopranistin Patricia Seymour bestritten. Im Programm des Festivals war auch ein Vortrag<br />

von Dr. Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus, mit dem Titel<br />

„Josef Strauss, wie ihn niemand kannte“.<br />

Josefina Rodica, die Präsidentin der Rumänischen Strauss-Gesellschaft ist besonders stolz auf die bereits<br />

16 Jahre währende Zusammenarbeit mit unserer britischen Schwestergesellschaft und die partnerschaftliche<br />

Verbindung zu den Gesellschaften in Österreich, Deutschland, Schweden und Japan.<br />

Neuigkeiten aus der Tschechischen Johann-Strauss-Gesellschaft<br />

von Thomas Jelinowicz (Übersetzung: Rudolf Maeder)<br />

Konzert in Slavkov (Austerlitz)<br />

Am 13. Mai 2017 trafen sich Mitglieder unserer tschechischen Schwestergesellschaft in Slavkov<br />

(Austerlitz) zum jährlichen Konzert des „Johann-Strauss-Orchesters Coburg“ (auch bekannt als „Die Flotten<br />

Geister“). Die Konzerte, die schon seit 18 Jahren stattfinden, sind jedes Mal ausverkauft. Das Verdienst<br />

dafür gebührt dem Dirigenten Jiří Preisinger und seiner Schwester, der Organisatorin Vera<br />

Chalupecká (ein wirklich passender Name, denn Henriette „Jetty“ Chalupetzky war Johann Strauss<br />

(Sohn)s erste Ehefrau!). Im reichhaltigen Programm fand sich auch der „Sturm-Galopp“ von Karl<br />

Komzák II und der Walzer „Ballerinas“ von Julius Fucik. Das Orchester dirigierte Klaus Straube aus<br />

Deutschland, es sangen Luisa Albrechtová (Sopran) und Milan Vlcek (Tenor).<br />

Die Tatsache, dass diese Konzerte immer ausverkauft sind, erfüllt die tschechische Gesellschaft mit großer<br />

Genugtuung. Es ist an der Zeit, den Mitgliedern der Britischen Strauss-Gesellschaft für ihre Unterstützung<br />

zu danken, als der Konzertsaal nur halbleer war und es ein Leichtes gewesen wäre, die Flinte<br />

ins Korn zu werfen. Unter diesen Mitgliedern der ersten Stunde waren John und Mina Diamond, Stanley<br />

Goscombe, Irene Woodward, Donald Mackenzie und Norman Field.<br />

Labitzky<br />

Eine weitere Veranstaltung, die zur Tradition geworden ist, ist eine Feierstunde an den Gräbern von Josef<br />

und August Labitzky auf dem Friedhof von Karlovy Vary (Karlsbad). Diese Feierstunde wird von einem<br />

anderen unermütlichen Mitglied der Tschechischen Strauss-Gesellschaft betreut, Bohumir Hajek, dem<br />

Präsidenten der „Gesellschaft der Freunde von Josef Labitzky“. Sein Anliegen ist es, das Gedächtnis an<br />

die beiden Komponisten, Vater und Sohn, wachzuhalten, die so wichtig waren für den Weltruhm dieser<br />

Bäderstadt im 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Die beiden Musiker waren auf der ganzen Welt bekannt,<br />

werden aber in ihrer Heimatstadt Karlsbad sträflich vernachlässigt.<br />

Die Feierstunde fand dieses Jahr am 16. September, an einem sonnigen Nachmittag, statt. Blumen wurden<br />

auf den Gräbern niedergelegt, Bohumir Hájek sprach kurz an beiden Stellen, und dann gab es sogar<br />

eine musikalische Überraschung: Eine Geigerin spielte Schumanns „Träumerei“ und Karl Komzaks II<br />

„Volksliedchen und Märchen“…<br />

26


Nachruf auf Hedwig „Hedi“ Aigner (1922–2017)<br />

Wir müssen den Verlust eines Mitglieds der Strauss-Familie vermelden. Im Sommer dieses Jahres verstarb<br />

Frau Hedwig Aigner, eine Nachfahrin von Josef Strauss. Für den Nachruf überlassen wir Peter<br />

Kemp, dem Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit unserer Britischen Schwestergesellschaft, das Wort:<br />

„Tief betrübt müssen wir den Tod von Frau Hedwig Aigner in Wien am 10. August 2017 vermelden. Der<br />

Familie und den Freunden allgemein als „Hedi“ bekannt, war sie die Urenkelin von Josef Strauss und<br />

damit eine Kusine unseres früheren Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit, Dr. Eduard Strauss. Hedi, die in<br />

den letzten zwei Jahren deutlich gebrechlicher geworden war, feierte noch im Juli dieses Jahres ihren<br />

95. Geburtstag.<br />

Über viele Jahre verschönte ihre Anwesenheit viele Strauss-Anlässe in Wien, vor allem diejenigen, die<br />

von der „Wiener Johann Strauss Gesellschaft“ organisiert worden waren. Britische Fernsehzuschauer<br />

des Neujahrskonzertes 2013 der Wiener Philharmoniker können sich vielleicht daran erinnern, dass der<br />

Moderator Petroc Trelawny auf die Anwesenheit von Hedwig Eigner im Publikum hinwies. Dazu kam es,<br />

erzählte mir Hedi später, weil Dr. Clemens Hellberg, der Vorstand der Wiener Philharmoniker, bei ihr<br />

während der Tournee des Orchesters 2012 aus Istanbul anrief und sie fragte, ob er ihr zum 90. Geburtstag<br />

eine Freude machen könne. Sie meinte, sie würde gerne das Neujahrskonzert hören. Und er sagte,<br />

er würde tun, was in seiner Macht stünde…<br />

Hedis Lebenspartner war während 43 Jahren der aus Wien stammende Wilhelm Mayer (1928–1995),<br />

und ihr einziger Sohn, Wilhelm „Willi“ Aigner (geb. 1954), entstammte dieser Verbindung. Unter dem<br />

Künstlernamen Willy Strauss IV. hat Willi eine eigene Karriere als Sänger und musikalischer Unterhalter<br />

gemacht. Durch Willis Heirat mit Dorcas Navarrete im Jahre 1978 wurde Hedi Grossmutter ihrer einzigen<br />

Enkelin, Elaine Joy. Im Jahre 2005 heiratete Elaine Joy Richard Roda, und Hedi war überglücklich, Urgroßmutter<br />

geworden zu sein, zuerst durch die Ankunft von Robin Gabriel (2012) und dann von Annabelle<br />

Rose (2015).<br />

Während ich diesen Text schreibe, kennen wir noch keine Einzelheiten von Hedi Aigners Begräbnis, ausser<br />

der Tatsache, dass der Gottesdienst in Kärnten stattfinden soll, wo Willi gegenwärtig wohnt.<br />

Was mich persönlich angeht, so kannte ich Hedi mehr als 40 Jahre: Ich bin ihr zu Dank verpflichtet für<br />

ihre Liebenswürdigkeit und Hilfe, und ich werde ihr lachendes Gesicht und unsere jährlichen Telefongespräche<br />

an ihrem Geburtstag vermissen. Sie war eine reizende Dame, und ich fühle mich geehrt, sie gekannt<br />

zu haben. Im Namen der Britischen Johann-Strauss-Gesellschaft kondoliere ich Willi und seiner<br />

Familie herzlich.<br />

Peter Kemp“<br />

Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ kondoliert der Familie von Hedi Aigner ebenfalls in Verbundenheit<br />

und bedauert es sehr, dass die liebenswürdige Gegenwart dieser sympathischen Frau und musikalischen<br />

Botschafterin ihrer Familie bei vielen Veranstaltungen nun nicht mehr sein wird…<br />

Der Vorstand und die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

27


Fachbeiträge<br />

Die ersten Neujahrskonzerte aus Wien – von Strauss und mit Strauss<br />

von Leigh Bailey<br />

Das von den Wiener Philharmonikern aufgeführte Neujahrskonzert wird oft als das berühmteste Konzert<br />

der Welt bezeichnet. Seine Ursprünge kann man in den Konzerten von Strauss-Musik sehen, die während<br />

des Zweiten Weltkriegs stattfanden, mehr oder weniger um der Bevölkerung moralischen Auftrieb<br />

zu geben. Das erste dieser Konzerte wurde am 31. Dezember 1939 aufgeführt. Es wurde als ein „Außerordentliches<br />

Konzert“ außerhalb des Programms der Abonnement-Konzerte angekündigt und zur Gänze<br />

dem von der NS-Partei organisierten Kriegs-Winter-Hilfswerk gewidmet. Es wurde auch von Sendern im<br />

ganzen Deutschen Reich im Radio übertragen. Die treibende Kraft dieser Konzerte war der Dirigent Clemens<br />

Krauss, der einige Jahre früher, während seiner Zeit als Direktor der Wiener Staatsoper von 1929<br />

bis 1934, Konzerte mit einem ähnlichen Strauss-Programm, die meisten im Rahmen der Salzburger Festspiele,<br />

aufgeführt hatte. 1 Das erste solche Konzert in Salzburg fand am 11. August 1929 statt, und ein<br />

Kritiker notierte dazu, dass „der neue Direktor der Staatsoper mit diesem Konzert gleichsam seine Visitenkarte<br />

auf österreichischem Boden abgegeben [...] hat.“ 2<br />

Aber wie kam Krauss auf die Idee, Konzerte zu geben, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie<br />

gewidmet waren? Er war ein gebürtiger Wiener, und wurde von Richard Strauss gefördert, mit dem er<br />

auch eng zusammenarbeitete und der sich schon sehr für die Musik seiner Wiener Namensvetter interessierte.<br />

So zum Beispiel kontaktierte er im Jahre 1894 Johann Strauss (Sohn), weil er Aufführungsmaterial<br />

für dessen Op. 257, Perpetuum mobile, brauchte, und interessanterweise war dieses Werk fast<br />

immer auf den Strauss-Programmen zu finden, die Krauss um 1930 dirigierte. Die Wiener Philharmoniker<br />

waren weniger begeistert; über Jahrzehnte hielten sie es für nicht standesgemäß, „leichte Musik“<br />

wie jene der Sträusse zu spielen, und anscheinend war das noch in den 1930er Jahren der Fall. 3 Sie waren<br />

aber bereit, die Musik von Johann Strauss (Sohn) bei besonderen Anlässen zu spielen, beispielsweise<br />

1921 bei der Enthüllung seines Denkmals im Wiener Stadtpark oder dem „Großen Offiziellen Festkonzert“<br />

im Musikverein, das „die Krönung der Festveranstaltungen“ zu seinem hundertsten Geburtstag am<br />

25. Oktober 1925 bildete. 4<br />

Und seit wann wird die Strauss-Musik für einen essentiellen Bestandteil der Feierlichkeiten rund um das<br />

Neue Jahr gehalten? Es war eigentlich der Fasching, den man mit den Walzern und Polkas der Sträusse<br />

assozierte. In den letzten drei Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts gab es in der Regel am oder<br />

um den 1. Januar ein Konzert der Strauss-Kapelle unter der Leitung von Eduard Strauss als Teil der Wintersaison<br />

ihrer Konzerte im Großen Saal des Musikvereins. Aber an diesen Tagen spielte die Musik seiner<br />

Familie keineswegs eine größere Rolle als üblich in den Programmen der Strauss-Kapelle: Im Gegenteil,<br />

1 Siehe Clemens Hellsberg: Demokratie der Könige: Die Geschichte der Wiener Philharmoniker (Zürich: Schweizer<br />

Verlagshaus, 1992); Oliver Rathkolb: „Vom Johann-Strauß-Konzert 1939 zum Neujahrskonzert 1946“,<br />

http://www.wienerphilharmoniker.at/language/de-AT/Homepage/Orchester/Geschichte/Nationalsozialismus<br />

(PDF- Download, 28. November 2017).<br />

2 Neue Freie Presse, 14. August 1929, S. 10.<br />

3 Die Wiener Philharmoniker waren aber bereit, Strauss-Kompositionen auf Schallplatten aufzunehmen, wahrscheinlich<br />

aus finanziellen Gründen. Um 1930 entstanden Aufnahmen unter Erich Kleiber und Clemens Krauss,<br />

wobei von der Einspielung des „Perpetuum Mobile“ unter Krauss berichtet wurde, dass sie „die Auflage eines<br />

Schlagers erreicht [hatte]“. Reichspost, 19. März 1931, S. 8. Zu den frühen Strauss-Konzerten der Wiener Philharmoniker<br />

siehe Fußnote 1.<br />

4 Eine detaillierte Schilderung der Feiern anlässlich der Enthüllung des Strauss-Denkmals 1921 und des hundertsten<br />

Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) 1925 findet man in Zoe Alexis Lang: The Legacy of Johann Strauss<br />

(Cambridge: CUP, 2014).<br />

28


in den letzten drei Jahren, in denen es solche Aufführungen gab (1898, 1899, 1900), wurden weit weniger<br />

Strauss-Kompositionen gespielt als in den regelmäßigen Sonntagnachmittagskonzerten.<br />

Als Eduard Strauss im Februar 1901 am Ende seiner zweiten Amerika-Tournee seine Kapelle auflöste,<br />

betrachtete er das als das Ende der Strauss-Dynastie als das berühmteste Musikunternehmen Wiens.<br />

Nachdem er vier Jahre davor enteckt hatte, dass seine Gattin und seine beiden Söhne mehr oder weniger<br />

sein ganzes Vermögen entwendet hatte, brach er alle Kontakte zu ihnen ab, und er war überhaupt<br />

nicht bereit, seinen älteren Sohn, Johann Strauss (Enkel), bei seinen Bestrebungen, sich zuerst als Operettenkomponisten<br />

und dann als Musikdirektor mit einem eigenen Orchester zu etablieren, auf irgendeine<br />

Weise zu unterstützen. Obwohl Johann Strauss (Enkel) ab 1901 für die Musik der Hofbälle zuständig<br />

war, brachte ihm seine musikalische Tätigkeit nicht den gehofften finanziellen Erfolg. Das, in Verbindung<br />

mit seinem aufwändigen Lebensstil, führte dazu, dass er immer mehr in Schulden geriet. Im Jahr 1906<br />

wurde er der „fahrlässigen Krida“ (d.i. des selbstverschuldeten Bankrotts) für schuldig befunden und zu<br />

einer Woche strengen Arrests verurteilt. Als Folge war es ausgeschlossen, dass er je nach seinem Vater<br />

den begehrten Titel eines „k.k. Hofballmusikdirektors“ verliehen bekommen würde, und Johann (Enkel)<br />

übersiedelte nach Berlin. Dort wohnte er bis zu seinem Lebensende, er suchte Wien nur selten auf, obwohl<br />

es im Laufe des Ersten Weltkrieges zu einem längeren Aufenthalt kam. 5<br />

In den frühen 1920er Jahren konnte sich Johann Strauss (Enkel) als ein durchaus erfolgreicher Dirigent<br />

etablieren. Er trat in vielen Ländern Europas mit örtlichen Orchestern auf, wobei er offensichtlich diese<br />

dazu inspirieren konnte, authentische Aufführungen der Musik der Strauss-Dynastie zu geben, die die<br />

Zuhörer mit großer Begeisterung aufnahmen. Er machte auch Schallplattenaufnahmen, von denen diejenigen,<br />

die er im Frühjahr 1927 in London produzierte, als besonders gelungen gelten. 6 Unterdessen<br />

war ein neues Medium in Erscheinung getreten, und zwar das Radio. In den ab 1. Oktober 1924 vom<br />

Radio Wien (RAVAG) ausgestrahlten Sendungen war die Musik der Sträusse ausgiebig vertreten. Um die<br />

hundertjährige Wiederkehr der Geburt von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober 1925 gebührend zu<br />

feiern, widmete der Sender einen ganzen Tag Aufführungen seiner Musik. 7<br />

In den Anfangsjahren von Radio Wien bildeten Musiksendungen den Großteil des ausgestrahlten Programms,<br />

und diese mussten live aufgeführt werden. Das war eine willkommene Gelegenheit für Musiker,<br />

in jener wirtschaftlich schwierigen Zeit Arbeit zu finden, und es waren besonders die Wiener Symphoniker,<br />

die von dieser Möglichkeit profitieren konnten. Das heißt, genauer gesagt, dass bei den meisten<br />

Konzerten, die sie gaben, sie unter dem Namen „Wiener Sinfonieorchester“ auftraten, aber das Orchester<br />

wurde aufgrund einer ziemlich komplexen Rechtskonstruktion verwaltet, was dazu führte, dass<br />

es auch unter den Namen „Concertverein“ und „Wiener Tonkünstlerorchester“ zu hören war. 8 Das Orchester<br />

war im 1913 eröffneten Konzerthaus in Wien beheimatet, dessen Großer Saal der erste Standort<br />

war, von dem aus Radio Wien Live-Übertragungen durchführte. Kurioserweise war das erste von dort<br />

live ausgestrahlte Konzert eine Aufführung des aus 350 Mitgliedern bestehenden „Zentralverbandes der<br />

Arbeiter-Mandolinen-Orchester Österreichs“ am 24. Mai 1925, aber vom Dezember 1925 an gab es häufig<br />

Liveübertragungen von Konzerten der Wiener Symphoniker. In deren Programmen war auch oft eine<br />

Komposition von Johann Strauss (Sohn) zu finden, in den meisten Fällen ein Walzer, der als letzte Nummer<br />

gespielt wurde – gelegentlich an derselben Stelle zwei oder drei Werke von ihm oder von seinem<br />

Bruder Josef, und das war auch bei den im Studio aufgeführten Konzerten der Fall.<br />

5 Siehe Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S.<br />

159 - 160; Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 189 - 190,<br />

194.<br />

6 Peter Kemp: The Strauss Family: Portrait of a Musical Dynasty (Tunbridge Wells: The Baton Press, 1985), S. 161 -<br />

162.<br />

7 Für das Programm s. Radio Wien, 25. Oktober 1925, S. 139 (= ANNO, S. 29).<br />

8 Ernst Kober: „Geschichte der Wiener Symphoniker“ in Rainer Bischof (Hrsg.), Ein Jahrhundert Wiener Symphoniker,<br />

(Wien: Holzhausen, 2000), S. 21 - 53.<br />

29


Obwohl Einzelkompositionen der Strauss-Dynastie mehr oder weniger jeden Tag in den Sendungen von<br />

Radio Wien zu hören waren, waren Konzerte, die ausschließlich ihrer Musik gewidmet waren, eher selten.<br />

Das war auch bei der Strauss-Kapelle selbst der Fall gewesen; das typische Programm der zwischen<br />

1870 und 1900 von Eduard Strauss im Großen Saal des Musikvereins dirigierten Konzerte bestand aus<br />

zwölf Nummern, von denen etwa acht Strauss-Kompositionen waren. Die restlichen Stücke waren Werke<br />

von anderen Komponisten, und die meisten davon wurden in Arrangements gespielt, die von Josef<br />

oder Eduard Strauss stammten. Ein Programm ausschließlich aus Strauss-Musik war eigentlich die Ausnahme;<br />

ein solches Konzert wurde nur dann gegeben, als es galt, einen für die Strauss-Dynastie besonderen<br />

Anlass zu feiern, wie etwa in den Jahren 1868 und 1869 die Wiederkehr des Todestages von Johann<br />

(Vater) oder im Oktober 1894 die fünfzigste Wiederkehr des Debüts von Johann (Sohn) als Musikdirektor,<br />

– oder gelegentlich auch bei einer Aufführung der Strauss-Kapelle im Ausland, weil, wie aus<br />

zeitgenössischen Berichten klar hervorgeht, es vor allem die Musik der Strauss-Dynastie war, die das<br />

dortige Publikum hören wollte.<br />

In den frühen Tagen von Radio Wien hielt man es für genau so wichtig – wenn nicht wichtiger, die Hörer<br />

zu bilden als sie zu unterhalten. Zusätzlich zu den Konzerten gab es viele Vorträge, die oft von Journalisten<br />

gehalten wurden, die schon einen Namen für sich in Wien gemacht hatten. Darunter waren Schriftsteller<br />

wie Ernst Decsey (1870 - 1941), Fritz Lange (1873 - 1933), und Siegfried Löwy (1857 - 1931), alle<br />

Kultur- und Musikkritiker, die Bücher über die Strauss-Dynastie veröffentlicht hatten. Sie verfassten<br />

nicht nur Artikel für Radio Wien, die Wochenzeitschrift der RAVAG, sondern gestalteten auch Sendungen<br />

und moderierten die ausgestrahlten Konzerte. Zum Beispiel präsentierte Lange, in etwa monatlichen<br />

Abständen ab März 1925, eine Reihe von Sendungen mit dem Titel „Ein Jahrhundert heitere Wiener Musik:<br />

Ein Zyklus in zwölf Abenden“. Diese waren Studioaufführungen in kleiner Besetzung, in denen die<br />

Musik der Sträusse natürlich eine wichtige Rolle spielte. Am 4. Mai 1925, als eine Art Vorspiel zu den<br />

Feiern anlässlich der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Johann Strauss (Sohn) am 25. Oktober<br />

1925, sendete Radio Wien einen „Johann-Strauß-Abend: Der Walzerkönig und sein Lebenswerk“, der<br />

von Löwy präsentiert und bei der die Musik von den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Rudolf<br />

Nilius mit der Sopranistin Marie Gerhart als Solistin aufgeführt wurde. Diese Sendung wurde offenbar<br />

mit großer Begeisterung aufgenommen, was sogar dazu führte, dass der Sender einen Brief vom Bundeskanzleramt<br />

erhielt, in dem der Abend – besonders der Beitrag von Marie Gerhart – überschwänglich<br />

gelobt wurde. Der Brief wurde von einundzwanzig Mitarbeitern unterschrieben und endete: „Wir alle<br />

hegen nur den einen Wunsch, noch einmal diesen herrlichen Strauss-Abend geniessen zu können. Wird<br />

dieser Wunsch in Erfüllung gehen?“ 9<br />

Die nächste Gelegenheit, ein von den Wiener Symphonikern gespieltes und von Radio Wien ausgestrahltes<br />

Strauss-Konzert zu hören, kam am Jubiläumstag selbst, wobei Nilius wieder dirigierte. Am Silvesterabend<br />

1925 waren Orchester und Dirigent noch einmal im Radio zu erleben; ihr Abendkonzert im Studio<br />

schloss mit zwei Walzern, den Sphärenklängen von Josef und dem Donauwalzer von Johann Strauss,<br />

aber die nächsten ausgestrahlten Konzerte, die ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet<br />

waren, fanden erst Anfang 1927 statt. Am 2. Januar präsentierten die Wiener Symphoniker ein Johann-<br />

Strauss-Programm, mit Hugo Reichenberger als Dirigenten und Maria Gerhart als Solistin; sie sang, wie<br />

im Jahre 1925, die Fassung des Walzers Frühlingsstimmen für Sopran und Orchester. Sie war ein weiteres<br />

Mal am 11. Januar 1927 zu hören, und zwar in einer von Lange modierierten Sendung, „Josef Strauß,<br />

der letzte Romantiker der Wiener Tanzmusik“, die als „Vorspiel zur Zentenarfeier“ gedacht war und<br />

„[e]in Bild seines Lebens und Schaffens“ präsentieren sollte. Das eigentliche Datum des hundertsten<br />

Geburtstags von Josef Strauss war der 20. August 1927, aber erst am 23. August wurde die vollständige<br />

Jubiläumssendung ausgestrahlt. Aufgeführt wurde „[e]ine Auslese seiner schönsten und populärsten<br />

9 Brief, datiert mit 6. Mai 1925 an „die Direktion der RAVAG“, abgedruckt in Radio Wien, 24. Mai 1925, S. 2.<br />

30


Walzer- und Polkakompositionen“, auch diesmal in kleiner Kammerbesetzung und von Lange moderiert.<br />

10<br />

Inzwischen hatte die RAVAG neue Standorte für Liveübertragungen technisch ausgerüstet. Darunter war<br />

der Große Saal des Musikvereins, denn, wie in der Zeitschrift Radio Wien zu lesen war, „Die Arbeiten<br />

betreffend Anschluß des Musikvereins müssen bis 25. März [1927] durchgeführt sein, da mit diesem<br />

Termin die große Beethoven-Zentenarfeier beginnt, welche internationale Bedeutung hat und an der die<br />

„Ravag“ selbstverständlich in entsprechender Weise teilnehmen muß.“ 11 Das erste von diesem Standort<br />

übertragene Konzert war daher ein Beethoven-Programm am 30. März, gespielt von den Wiener Phiharmonikern<br />

unter der Leitung von Felix von Weingartner. Nun war es möglich, ein Strauss-Konzert aus<br />

dem Saal zu übertragen, in dem ab dessen Eröffnung 1870 Eduard Strauss und die Strauss-Kapelle durch<br />

drei Jahrzehnte regelmäßig konzertiert und im Oktober 1889 einige Aufnahmen auf Wachszylindern für<br />

den Phonographen von Edison gemacht hatte. 12 Die Idee, ein solches Konzert zu veranstalten und Johann<br />

Strauss (Enkel) als Dirigenten einzuladen, kam von Paul Fränkel, einem Wiener Unternehmer. Er<br />

war Vizepräsident des Wiener Tonkünstlervereins und daher auch an der Verwaltung der Wiener Symphoniker<br />

beteiligt. Das Konzert, mit „Karten zu populären Preisen“, fand nachmittags um 15.30 Uhr am<br />

Sonntag, 1. Januar 1928 statt, wobei das Orchester als das „Wiener Tonkünstlerorchester“ spielte, wie<br />

Strauss selbst in einem damals in der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse veröffentlichten Bericht<br />

erklärte. 13<br />

Dieses Konzert kann daher für sich in Anspruch nehmen, das allererste Neujahrskonzert von Wiener Musik<br />

zu sein, das im Großen Saal des Musikverereins aufgeführt und von dort live im Radio übertragen<br />

wurde – ein Konzert von und mit Strauss. Das Programm wurde von Fritz Lange moderiert und hatte den<br />

Titel „Die Walzerdynastie Strauß und die Gesellschaft der Musikfreunde“, um gleichsam den Zusammenhang<br />

zwischen dem Standort, der Musik und dem Dirigenten zu betonen. Alle fünf Komponisten der<br />

Strauss-Dynastie waren vertreten, mit neun Orchesterwerken und vier gesungenen Nummern, letztere<br />

wurden von Klara Musil und Georg Maikl aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper aufgeführt. Interessanterweise<br />

stand der Donauwalzer nicht auf dem Programm, aber das Konzert schloss mit dem Radetzkymarsch,<br />

vor dem die Schnellpolka Im Galopp von Johann Strauss (Enkel) gespielt wurde. Es ist auch<br />

interessant, dass nur einen Monat später, am 4. Februar 1928, die Wiener Philharmoniker ihren ersten<br />

„Johann-Strauss-Abend“ gaben, auch im Musikverein und auch von Radio Wien live übertragen. Der<br />

Dirigent war Erich Kleiber, ein gebürtiger Wiener, aber damals Direktor der Berliner Staatsoper. Kam die<br />

Anregung für dieses „Außerordentliche Konzert“ von dem am Jahresanfang von den Wiener Symphonikern<br />

unter Johann Strauss (Enkel) gespielten Konzert – oder kann man es auch als Hinweis auf dessen<br />

Erfolg sehen? 14<br />

Das von den Symphonikern am 1. Januar 1929 unter Johann Strauss (Enkel) aufgeführte Konzert wurde<br />

ähnlich dem im vorigen Jahr gestaltet und hatte den Titel „Johann, Josef und Eduard Strauss“. Es wurde<br />

wieder von Lange präsentiert, und schloss auch wieder mit dem Radetzkymarsch und einer Schnellpolka<br />

von Johann (Enkel) ab, in diesem Fall Frisch durch’s Leben. Das Konzert am 1. Januar 1930 hatte denselben<br />

Titel; es wurde als ein „Populäres Orchesterkonzert des Vereines Wiener Tonkünstler-Konzerte“<br />

angekündigt, obwohl in einer späteren, „richtiggestellten“ Fassung des Programms das Orchester als<br />

„Das Wiener Symphonieorchester“ bezeichnet wurde, – vielleicht ein Hinweis auf die finanziellen<br />

Schwierigkeiten, in die der Tonkünstlerverein geraten war und die dazu führten, dass er um diese Zeit<br />

10 Radio Wien, 10. Januar 1927, S. 736 (= ANNO S. 6); Radio Wien, 22. August 1927, S. 2112 (=ANNO, S. 8).<br />

11 Radio Wien, 28. März 1927, S. 1283, (=ANNO S.17)<br />

12 Leigh Bailey: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017), S. 123 - 124.<br />

13 „Konzertnachrichten“, Neue Freie Presse, 25. Dezember 1927, S. 20; „Gespräch mit dem Enkel des Walzerkönigs“,<br />

Neue Freie Presse, 1. Januar 1928, S. 10.<br />

14 Für das Programm s. Radio Wien, 30. Januar 1928, S. 648 (= ANNO, S. 14). Für eine Rezension des Konzerts s.<br />

„Johann Strauß-Abend der Philharmoniker“,Wiener Zeitung, 8. Februar 1928, S. 4.<br />

31


aufgelöst werden musste. 15 Als Abschluss des Programms wählte Johann (Enkel) in diesem Jahr nicht<br />

den Radetzkymarsch sondern einen seiner eigenen Märsche, Mit vereinten Kräften, – vielleicht eine Anspielung<br />

darauf, dass alle Beteiligten während der damaligen Wirtschaftskrise sich gemeinsam anstrengen<br />

und zusammenarbeiten sollten. Ein Jahr später blieben Titel und Moderator unverändert, aber als<br />

Abschluss des Programms kehrte Johann (Enkel) wieder zu seiner eigenen Schnellpolka Frisch durch’s<br />

Leben zurück. In den Wiener Zeitungen wurde das Konzert zu diesem Zeitpunkt schon als das „traditionelle<br />

Johann-Josef-Eduard Strauß- Konzert“ angekündigt. 16<br />

Mit dem am 1. Januar 1932 von Johann Strauss (Enkel) und den Wiener Symphonikern aufgeführten<br />

Konzert endete diese Tradition. Diesmal erwähnt das Radioprogramm den bisherigen Präsentator Fritz<br />

Lange nicht, aber er war der Verfasser eines Artikel mit dem Titel „ ‚Heut’ spielt der Strauß!‘ Auftakt zum<br />

heutigen Konzert Johann Strauß’ Enkel“, der am selben Tag im Neuen Wiener Journal erschien. 17 Darin<br />

gibt es keinen Hinweis, dass diese Aufführung die letzte ihrer Art sein könnte; stattdessen wird über die<br />

europaweiten Tourneen von Johann (Enkel) berichtet, und besonders über das Konzert, das er im vorangegangen<br />

Sommer im Wiener Stadion dirigiert hatte, bei dem ihn „Tausende und Tausende“ bejubelt<br />

hätten. Es gab zwei solche „Monsterkonzerte“ mit der Musik der Strauss-Dynastie, das erste am 1. August<br />

1931, das zweite am 11. Juni 1932. Danach kehrte Johann Enkel erst im Februar 1936 nach Wien<br />

zurück. Von diesem Besuch wurde berichtet: „Am Bahnhof waren zu seiner Begrüßung zahlreiche Persönlichkeiten<br />

erschienen,“ und sein Photo war auf der Titelseite der Zeitschrift Radio Wien vom 28. Februar<br />

1936 zu sehen. 18 Darin war auch ein Artikel über ihn zu lesen, sowie Details zu dem Programm, das<br />

ausschließlich der Musik der Strauss-Dynastie gewidmet war und er am 1. März im Großen Saal des Musikvereins<br />

dirigieren sollte. Die Aufführenden waren das „verstärkte Funkorchester der Wiener Symphoniker“<br />

und der Wiener Männergesangverein. Der Chor gab die Uraufführung eines Walzers von Johann<br />

(Enkel), Lob der Heimat, zu dem der Text vom Wiener Dichter Josef Weinheber (1892–1945) geschrieben<br />

wurde. Es sang auch zwei weitere Werke, die für den Verein von der Strauss-Dynastie komponiert wurden,<br />

die Polka française Aus Lieb’ zu ihr von Eduard, 19 und den Donauwalzer von Johann (Sohn). Obwohl<br />

das Konzert nur als ein „Strauß-Konzert“ angekündigt wurde, ist es wahrscheinlich, dass es veranstaltet<br />

wurde, um den siebzigsten Geburtstag von Johann (Enkel) am 16. Februar 1936 zu feiern.<br />

Auch im folgenden Jahr besuchte Johann Strauss (Enkel) Wien, diesmal um in einem Festkonzert mit<br />

dem Titel „Siebzig Jahre Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘ “ mitzuwirken. Dieses fand am 14. Februar<br />

1937, dem Tag vor dem eigentlichen Jubiläum, im Musikverein statt. Die Aufführenden waren diesselben<br />

wie im Jahr vorher, aber dieses Mal nahm auch der Chor der Wiener Staasoper teil, und es gab<br />

vier Dirigenten: Ferdinand Grossmann und Georg Gruber vom Wiener Männergesangverein; Felix von<br />

Weingartner, der damalige Direktor der Wiener Staatsoper; und Johann Strauss (Enkel). Er war es aber<br />

nicht, der den Donauwalzer dirigierte. Der berühmte Walzer wurde zweimal gespielt: zuerst in der Chorfassung,<br />

mit dem Wiener Männergesangverein unter der Leitung von Grossmann, und, als Abschluss des<br />

Konzerts, in der Orchesterfassung von den Wiener Symphonikern unter Weingartner. 20<br />

15 „(Richtig gestelltes Programm) Das Wiener Symphonieorchester“, Radio Wien, 3. Januar 1930, S. 64 (=ANNO<br />

S. 68).<br />

16 „das traditionelle Johann-Josef-Eduard Strauß-Konzert“, Neues Wiener Tagblatt, 1. Januar 1931, S. 13.<br />

17 Neues Wiener Journal, 1. Januar 1932, S. 9.<br />

18 Neues Wiener Journal, 28. Februar 1936, S. 5. Radio Wien, 28. Februar 1936. Für das Programm s. S. 15 (=ANNO<br />

S. 17).<br />

19 Die Polka française Aus Lieb’ zu ihr, Op. 135, von Eduard Strauss, wurde dem Wiener Männergesangverein gewidmet<br />

und bei seiner Faschings-Liedertafel am 24. Januar 1876 uraufgeführt. Eine englische Fassung, For Love of<br />

Her, in der Übersetzung von „Mrs Tretbar“, wurde als eine „new polka“ angekündigt und von der Kapelle Strauss<br />

zusammen mit einem von den lokalen österreichischen und deutschen Singvereinen zusammengestellten Chor im<br />

August 1890 in New York im Laufe der ersten amerikanischen Tournee von Eduard Strauss aufgeführt. S. dazu<br />

Bailey, Eduard Strauss, S. 136.<br />

20 Für das Programm s. Radio Wien, 12. Februar 1937, S. 14 (=ANNO S. 18).<br />

32


Mit Ausnahme der zwei „Monsterkonzerte“ im Wiener Stadion wurden alle Konzerte, die Johann Strauss<br />

(Enkel) zwischen 1928 und 1937 in Wien dirgierte, von der RAVAG live übertragen. Aber die ausführlichen<br />

Auslandsprogramme, die in ihrer Zeitschrift Radio Wien veröffentlicht wurden, zeigen, dass außer<br />

den beiden 1936 und 1937 aufgeführten Konzerten, die auch von Radio Strasbourg ausgestrahlt wurden,<br />

keine weiteren ins Ausland übertragen wurden. Bei den Strauss-Konzerten, die zwischen 1929 und 1933<br />

von den Wiener Philharmonikern unter Clemens Krauss gegeben wurden, war die Situation ganz anders.<br />

Diese Aufführungen wurden nicht nur von Radio Wien sondern auch von vielen Auslandssendern in<br />

Deutschland und Osteuropa übertragen. Es waren natürlich nicht nur die Strauss-Konzerte, die live von<br />

den Salzburger Festspielen ausgestrahlt wurden: Schon ab 1927 gab es Übertragungen von Konzerten<br />

und Opernaufführungen. Aber ab 1933, nach der Machtergreifung des NS-Regimes, übertrugen keine<br />

deutschen Sender Veranstaltungen der Salzburger Festspiele, was sicher als Folge der Sanktionen, mit<br />

denen es Österreich belegt hatte, zu sehen ist. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das<br />

Deutsche Reich im Jahre 1938 war alles wieder ganz anders, und der Großdeutsche Rundfunk zeigte<br />

reges Interesse für die Strauss-Konzerte, die die Wiener Philharmoniker vom Ende 1939 bis Anfang 1945<br />

aufführten. Das erste solche Konzert nach Kriegsende fand am 1. Januar 1946 statt. Es wurde von Josef<br />

Krips dirigiert und nun zum ersten Mal offiziell als „Neujahrskonzert“ bezeichnet. Das Konzert wurde<br />

wieder von Radio Wien ausgestrahlt, sowie von dem Sender „Rot-Weiß-Rot“, der von der US-Besatzung<br />

eingerichtet worden war. Es war auch das erste Mal, dass der Donauwalzer und der Radetzkymarsch als<br />

Zugaben gespielt wurden, obwohl die Tradition, nach der diese beiden Werke immer den Abschluss des<br />

Konzerts bilden, sich erst in den 1960 Jahren endgültig durchsetzte. Besonders seitdem das Konzert<br />

auch im Fernsehen übertragen wird (ab 1959), ist es zu einem weltweiten Medienereignis geworden.<br />

Es ist interessant, die Programme der von Clemens Krauss dirigerten Strauss-Konzerte mit jenen, die<br />

Johann Strauss Enkel um 1930 aufführte, zu vergleichen. Während Krauss bei den bekannten Meisterwerken<br />

von Johann (Sohn) und Josef blieb, – was bei den Kritikern nicht unbemerkt blieb, von denen<br />

einer notierte: „Im wesentlichen waren es immer wieder dieselben Werke [...] die jubelnde Begeisterung<br />

entfesselten“ –, 21 brachten die Programme von Strauss mehr Abwechslung, wobei er offenbar großen<br />

Wert darauf legte, Werke von allen fünf Komponisten seiner Familie zu inkludieren. Bei den Programmen,<br />

die die Wiener Philharmoniker in ihren späteren Neujahrskonzerten spielten, ist das nie der<br />

Fall gewesen. Erst 1964 wurde ein Werk von Eduard Strauss aufgeführt, und eine Komposition von Johann<br />

(Enkel) ist nie auf das Programm gesetzt worden. Während Johann Strauss (Enkel) und Clemens<br />

Krauss nur Werke der Familie Strauss spielten, haben spätere Dirigenten oft Werke von anderen Komponisten<br />

einbezogen, sowohl Wiener Tänze von beispielsweise Joseph Lanner und Carl Michael Ziehrer,<br />

als auch andere „ernstere“ Stücke, wie etwa die Ouvertüre zu Figaros Hochzeit von Mozart oder den<br />

letzten Satz der Abschiedsymphonie von Haydn, wobei hinzuzufügen ist, dass diese beiden Kompositionen<br />

auch im neunzehnten Jahrhundert von der Strauss-Kapelle gespielt wurden. 22<br />

Es war offenbar ein Anliegen von Johann Strauss (Enkel), nicht nur die Musik von der ganzen Strauss-<br />

Dynastie sondern auch sowohl gesungene Nummern als auch Orchesterwerke in seine Neujahrskonzerte<br />

einzubeziehen. In den Jahren 1928 und 1929 waren zwei Solisten der Wiener Staatsoper zu hören, die<br />

Nummern aus den Operetten Eine Nacht in Venedig und Cagliostro in Wien in den kürzlich von Erich<br />

Wolfgang Korngold gemachten Arrangements sowie aus dem Zigeunerbaron aufführten. Im Jahr 1930<br />

trat der Klaviervirtuose Otto Schulhof als Solist in seiner eigenen Walzerrhapsodie nach Straußschen<br />

Motiven für Klavier und Orchester auf. In den letzten beiden Konzerten in den Jahren 1931 und 1932<br />

21 Neues Wiener Journal, 9. August 1932, S. 12.<br />

22 Das vollständige, sehr umfangreiche Repertoire der Strauss-Kapelle wird aufgelistet in Concert-Repertoire der<br />

bestandenen Kapelle des Eduard Strauß, k.u.k. Hofball-Musik-Director a.D. (in das Privatleben zurückgetreten im<br />

März 1901) (Wien: Buchdruckerei [Katholischer Schulverein] Wien I., Dorotheergasse 7). Am Ende der Konzertsaison<br />

im Sommer 1869 in Pawlowsk verabschiedeten sich Johann und Josef Strauss u.a. mit Aufführungen der Abschieds-Symphonie<br />

von Joseph Haydn. S. dazu BuD II, 132.<br />

33


waren dagegen nur Orchesterwerke zu hören, was eventuell auf organisatorische oder finanzielle Probleme<br />

hinweist.<br />

Im Jahr 1933 und in den folgenden Jahren wurde die von Johann Strauss (Enkel) etablierte Tradition der<br />

Strauss-Konzerte von der RAVAG nicht fortgeführt. Es gab zwar am Neujahrstag Konzerte von Wiener<br />

Musik, aber der Anteil der darin gespielten Kompositionen der Strauss-Dynastie ging merkwürdigerweise<br />

zurück. Die Assoziation zwischen Neujahr und der Musik der Strauss-Dynastie kann man daher als<br />

eine Folge der offenbar sehr beliebten Konzerte von Johann Strauss (Enkel) betrachten. Zudem könnte<br />

es sehr wohl der Fall gewesen sein, dass Clemens Krauss, der zwischen 1929 und 1934 in Wien tätig war<br />

und dabei nicht nur die Wiener Philharmoniker sondern auch die Wiener Symphoniker dirigierte, diese<br />

noch im Kopf hatte, als er seine eigenen Neujahrskonzerte mit Strauss-Musik einige Jahre später nach<br />

seiner Rückkehr aus Frankfurt nach Wien ins Leben rief.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Idee, dass ein Strauss-Konzert einen sehr passenden musikalischen<br />

Anfang für das Neue Jahr liefern kann, in die ganze Welt verbreitet. So zum Beispiel dirigierte in<br />

den Jahren 1977 bis 2015 der britische Strauss-Spezialist John Georgiadis Konzerte von Wiener Musik,<br />

hauptsächlich mit Kompositionen der Strauss-Dynastie, zu Silvester oder am Neujahrstag in London.<br />

Diese wurden in den meisten Jahren vom London Symphony Orchestra aufgeführt, aber auch gelegentlich<br />

von dem BBC Concert Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra. Diese Konzerte finden<br />

derzeit nicht mehr statt, aber viele Regionalorchester in Großbritannien und Nordirland veranstalten<br />

zum Neujahr Konzerte, die der Wiener Musik, besonders der Strauss-Dynastie, gewidmet sind. So waren<br />

am 1. Januar 2017 solche Programme in Städten wie Edinburgh oder Manchester zu hören. 23 Ähnlich<br />

gestaltete Konzerte waren in den letzten Jahren auch in Österreich und Deutschland immer öfter zu hören.<br />

Darüber hinaus kommt es häufig bei Liebhaberensembles in der ganzen Welt vor, dass sie zu Neujahr<br />

ein Strauss-Konzert veranstalten. Es ist zwar klar, dass es vor allem die immer größer werdende Zahl<br />

der Zuhörer and Zuseher der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker ist, die hinter diesem Trend<br />

steht, aber dabei sollte man sich bewusst sein, dass die Wurzeln dieser Konzerte bis zu den Konzerten<br />

von Johann Strauss (Enkel) und daher zu der Strauss-Dynastie selbst zurückreichen. Das heißt, dass die<br />

eigentlichen Ursprünge der Neujahrskonzerte in einer Zeit zu finden sind, die lange vor der Periode liegt,<br />

in der das Musikleben in Wien durch das Propaganda der NS-Regime beeinflusst und gestaltet wurde.<br />

Literatur<br />

- ANNO Online = AustriaN Newspapers Online, das digitale Archiv von Zeitungen und Zeitschriften<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek (www.anno.onb.ac.at). Die Seitenzahlen der gedruckten<br />

Werke können von den Online-Seitenzahlen abweichen.<br />

- Bailey, Leigh: Eduard Strauss: The Third Man of the Strauss Family (Wien: Hollitzer, 2017).<br />

- Briefe und Dokumente oder BuD = Johann Strauss (Sohn): Leben und Werk in Briefen und Dokumenten.<br />

Im Auftrag der Johann-Strauß Gesellschaft Wien gesammelt und kommentiert von Franz<br />

Mailer, 10 Bde. (Tutzing: Hans Schneider, 1983-2007).<br />

- Lang, Zoe Alexis: The Legacy of Johann Strauss (Cambridge: CUP, 2014).<br />

- Vienna Music ist die Zeitschrift der Johann Strauss Society of Great Britain. Derzeit erscheint sie<br />

einmal im Jahr und das Newsletter, das Mitteilungsblatt der Gesellschaft, zweimal im Jahr. Details<br />

dazu findet man unter www.johann-strauss.org.uk.<br />

- WB/WSLB = Wienbibliothek im Rathaus, vormals Wiener Stadt- und Landesbibliothek.<br />

23 Siehe John Georgiadis: „London’s Annual New Year’s Concerts, 1st January 1977 to 31st December 2015“, in<br />

Vienna Music no. 106 (Winter 2016-17), S. 9-17. In dem Newsletter der Johann Strauss Society of Great Britain<br />

werden Neujahrskonzerte mit Wiener bzw. Strauss-Musik regelmäßig angekündigt.<br />

34


Wer war HITL? – Ein Suchbericht<br />

von Norbert Linke<br />

Was hatte die berühmte Strauss-Kapelle an Tanzmusikwerken der Vorgänger von Lanner und Strauss<br />

(Vater) in ihrem Programm? Wir wüssten es nicht, wenn uns nur die 1907 erfolgte Verbrennung des<br />

Stimmenmaterials zu bedauern übrig bliebe. Zur Erinnerung: Eduard Strauss hatte in zwei Wiener<br />

Brennöfen das gesamte Repertoire seiner Kapelle den Flammen übergeben (Linke 1987, Seite 11ff.).<br />

Unfassbare 2547 Stimmpakete waren verloren gegangen. Neben vielen Arrangements ließ Eduard mehr<br />

als 1000 Original-Instrumentationen aus dem eigenen Familienkreis verbrennen. Vom Vater stammten<br />

36 Werke, vom Bruder Josef 260, vom Bruder Johann 337 und von ihm (Eduard) selbst nicht weniger als<br />

324 Werke (Linke 1987, Seite 13). Somit hatte Eduard auch sein eigenes Andenken extrem geschädigt.<br />

Zum Glück war wenige Jahre zuvor das gesamte „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDU-<br />

ARD STRAUSS kaiserl. und königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März<br />

1901) Wien“ (o.J.) aufgelistet worden. Auf den Seiten 3 bis 21 lassen sich unter der Spalte „Concert-<br />

Piecen“ (Seiten 8 - 11) auch gesuchte Werke der Vorgängerzeit finden. Es sind nur wenige: Deutsche<br />

Tänze von Schubert (in der Bearbeitung von Johann Herbeck), Aufforderung zum Tanze von Weber (2<br />

Ex.) und 9 Oberländler von Hitl.<br />

Mit Franz Schuberts Deutschen Tänzen und Carl Maria von Webers bekanntem Walzer-Rondo sind Werke<br />

benannt, die sich konzertanter Darbietungen erfreuen konnten (d.h.: nicht in öffentlichen Sälen zum<br />

Tanz aufgespielt wurden). Einzig mit den 9 Oberländlern eines gewissen „Hitl“ stehen konkrete Tanzsaal-Erinnerungen<br />

der 1820er Jahre (aus der Zeit des „Biedermeier“) zur Diskussion.<br />

Die ausgesprochene Rarität dieses Unikats mag uns zu denken geben. Dabei verweist die relativ aufwendige<br />

Zahl 9 auf eine dem Cotillon ähnliche Tanzgestaltung – zumindest auf eine vor-lannerische<br />

Norm. Lanners Gegenstück, die Oberländler op. 3, enthält nur 7 Nummern plus Coda. Dennoch fordert<br />

uns hier der Oberländler als Titel-Identität bei Hitl und Lanner zu einem (indirekten) Vergleich heraus.<br />

Wolfgang Dörner äußert sich so zu Lanners VII OBERLÄNDLER op. 3 (Seite 130f.):<br />

Entstehung: Vermutlich 1. Hälfte 1825, Wien Titelbezug: Tänze aus dem bayerischen Oberland<br />

wurden, wie auch die Linzer Tänze, von den Donauschiffern in den Lokalen Wiens populär gemacht,<br />

sie gelten als Vorläufer des Wiener Walzers.<br />

Die letztgenannte Vermutung, Vorläufer des Wiener Walzers, lässt uns natürlich aufhorchen. Bereits<br />

Walter Deutsch hatte sie geäußert und sie mit der Zunahme der Chromatik zu begründen versucht (Seite<br />

72):<br />

Die Anreicherung der ländlerhaften Melodieteile mit chromatischen Nebennoten zeigt an, dass<br />

Lanner dieses spezifische Merkmal der „Wiener Musik“ sehr früh in sein Schaffen aufnahm und<br />

zur stilistischen Ausprägung seiner Tänze immer wieder anwendete. Viele Teile seiner „walzerischen“<br />

Ländlerkompositionen sind mit diesem melodischen Kennzeichen ausgestattet, das in der<br />

Folge zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ wurde.<br />

Und dann führt Deutsch unter 11 Beispielen mit Notat Nr. 2 Lanners Opus 3/1826 Oberländler Nr. 1 an:<br />

als (angeblich weiterer) Beweis für Lanners chromatische Anreicherungen, als spezifisches Merkmal der<br />

„Wiener Musik“ auf dem Wege zum „Wiener Walzer“.<br />

35


Der chromatisierte (bayerische?) Oberländler als Vorbote des Wiener Walzers? Diese Annahme oder<br />

Behauptung erwies sich als abenteuerlich, als wir feststellen konnten (nein: mussten), dass Lanners<br />

erste Oberländler-Melodie wortwörtlich, Ton für Ton (ohne Transposition) abgeschrieben war. Lanners<br />

op. 3: 1a mit den chromatischen Nebennoten cis (statt c) und dis (statt d) ist in Wirklichkeit der Österreichischen<br />

Volkslieder-Sammlung von F. Ziska und J. M. Schottky (Pesth 1819) entnommen – daselbst<br />

Seite 63: Liebe über alles / Mäßig geschwind: Vom Wald bin i fiara, wo d´Sunn so schen schaint.<br />

Franz Tschiska (Ziska), 1786 - 1855 Wien, österreichischer Kulturhistoriker, hatte sich von den Brüdern<br />

Grimm anregen lassen und 1817/18 in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem schlesischen<br />

Mundartforscher Julius Maximilian Schottky (1797 Kupp/Krs. Oppeln - 1849 Trier) die „Österreichischen<br />

Volkslieder mit ihren Singeweisen“ erstellt (von Leopold Schmidt als „Kronjuwel unserer Volksliedsammlung“<br />

bezeichnet). Tschiska war seit 1828 Direktor des Wiener Stadtarchivs. Schottky schrieb die erste<br />

Biographie über Nicolo Paganini (Prag 1830).<br />

Der Sammlung von Ziska & Schottky hatte Josef Wilde acht Melodien für seinen Anhang österreichischer<br />

Volkslieder entnommen, die 1820 unter dem Titel Oberösterreicher Ländler op. 15 im großen<br />

Redoutensaal gespielt, getanzt und gesungen worden sind. Ziska (= Tschiska) und Schottky hatten rund<br />

um Wien bis zu einer Fläche, die weit ausläuft gegen Ungarn (Seite V), Lieder- und Tanzweisen (Seite IX)<br />

gesammelt – mit sogenannten Schleifertexten = zu Volkstänzen gedichteten und gesungenen Versen.<br />

Wenn nun Dörner (Seite 131) bei Lanners Oberländlern die Herkunft auf das bayerische Oberland lokalisiert<br />

hat, so folgt er damit der Auffassung gewisser Tanzforscher wie Otto Schneider (Seite 374): Oberländler.<br />

Name für komponierte Ländlerformen im oberbayerischen Stil. Andere Tanzforscher betonen<br />

indessen die österreichische Herkunft. So Böhme (Seite 216):<br />

Ältere Namen ... sind L ä n d e r e r und O b e r l ä n d l e r, welche Bezeichnungen recht deutlich<br />

auf seine Heimat, das Land ob der Enns (Oberösterreich) hindeuten.<br />

Auch Lange (Seite 18 f.) scheint richtig angenommen zu haben:<br />

Eine uralte Form des deutschen Tanzes... ist... der biedere Ländler, Länderer oder Oberländler, der<br />

seine Heimat in Österreich und Bayern hat.<br />

Demgemäß wäre der Begriff Oberländler eine ältere Bezeichnung für den Oberösterreicher (siehe Wilde):<br />

Als Tanzbegriff für den konzertanten „Linzer Tanz“. Lanner bot übrigens nur einmal Oberländler<br />

(op. 3) an. Mit dem Nachfolgewerk National Oberösterreichische Ländler op. 11 war die Reihe der<br />

„Oberländler“ bereits abgeschlossen: Dieser Begriff kommt bei Lanner dann nicht mehr vor (auch nicht<br />

bei Johann Strauss/Vater); er ist in Witzmanns „Der Ländler in Wien“ nicht vertreten.<br />

Der Chromatisierungs-Logik von Walter Deutsch folgend, wäre (recte) das Österreichische Volks- und<br />

Tanzlied à la Ziska & Schottky zum wichtigsten hörbaren Ausweis des „Wiener Walzers“ auszurufen (wie<br />

es einige Tanzforscher nach wie vor tun – in Verkennung der Ableitungen Breslau 1797, Ebers Leipzig<br />

1806 und Pamer Wien 1815).<br />

Wer aber war Hitl? Bei Lange (Seite 40) lesen wir, dass ein Hitl mit r = Hirtl (ohne Vornamen) sich an der<br />

Tanzsammlung „Ernst und Tändeley“ neben 45 anderen Komponisten (!) beteiligt habe, die bei Sauer<br />

und Leidesdorf 1822 herausgekommen war. Dieser Hirtl habe sich bereits darüber freuen können, seinen<br />

Namen ehrenvoll neben solchen Heroen wie Beethoven und Schubert verzeichnet zu sehen.<br />

An anderer Stelle vergleicht Lange diesen Hirtl mit Anton Diabelli. Und Lange wird deutlicher (Seite<br />

<strong>56</strong> f.):<br />

36


In Diabellis „Millionärwalzer“... und Hirtls „Diamantwalzer“ (nach den beliebtesten Motiven des<br />

von Herrn Raimund verfassten und von Herrn Drechsler in Musik gesetzten Zauberspiels „Der Diamant<br />

des Geisterkönigs“) enthalten manche Teile, die der Geschmacklosigkeit die weitesten<br />

Konzessionen machen.<br />

Das war keineswegs ehrenvoll gemeint. Deshalb haben Langes Hinweise bei Schönherr & Reinöhl ohne<br />

negative Abstriche Eingang in die Dokumentation „Das Jahrhundert des Walzers“ gefunden (vgl. Lange<br />

Seiten 40/57 mit Schönherr/Reinöhl Seiten 12/25). Der umfassend recherchierende Max Schönherr<br />

konnte im Register Seite 362 sogar einen Zusatz vermerken: Hirtl (auch Hirt) H., Tanzmusiker.<br />

Werke eines Tanzmusikers Hirtl (nicht Hitl, auch nicht Hirt oder Hirti, Hyrt, Hürti, Hirtel, Hierdi – siehe<br />

Fastl) hatte der junge Philipp Fahrbach um 1822 als Flötist im Duo mit seinem Bruder Friedrich (Gitarre)<br />

bereits ins Repertoire einbezogen. Fahrbach erinnerte sich (Seite 10): Hirtl schrieb sehr schöne Walzer,<br />

und wie es verlautete, meist ohne sich vorher eine Partitur davon zu machen, wie es Strauss und ich<br />

selbst später getan haben.<br />

Sehr schöne Walzer? Welches Musikologen-Herz dürfte bei solch positiver Beurteilung nicht höher<br />

schlagen, und die in Archiven noch einsehbaren Werke von Hirtl aufstöbern und untersuchen wollen?<br />

Auf der Suche nach dem bei Lange und Schönherr/Reinöhl genannten Diamant-Walzer konnte man bereits<br />

in Weinmanns Diabelli-Katalog fündig werden – zwar auf Seite 119 noch unter dem nicht ganz richtigen<br />

Namen J. Hirtl (WZ 29.1.1825), aber auf Seite 111 mit dem endlich richtigen Namen Heinrich Hirtl,<br />

Der beliebte Prater-Marsch, WZ 26.7.1824.<br />

Unter J. Hirtl hat Weinmann vermutlich eine Verwechslung mit Jaco(bus) Hirtl oder mit dessen Bruder<br />

Ignatz (Ignatius) Hirtl hingenommen.<br />

Jacob Hirtl (1768 Krems – 1852 Wien) war (nach Fastl) als Oboist in mehreren Kapellen der<br />

Esterházys tätig, ehe er ab 1813 ans Theater in der Leopoldstadt verpflichtet wurde, wo sein<br />

jüngerer Bruder,<br />

Ignatz Hirtl (1773 Krems – 1848 Leopoldstadt), als Hornist bereits seit 1796 als Theatermusiker<br />

beschäftigt war.<br />

Der Sohn von diesem Hornisten Ignatz Hirtl ist unser Heinrich Hirtl, geboren 1800 in der Leopoldstadt,<br />

der seit 1822 als Fagottist ebenfalls am Theater in der Leopoldstadt seine Anstellung gefunden hatte.<br />

Für seinen Vater komponierte er im Februar 1823 ein viersätziges Konzert mit großem Orchester (2, 2, 2,<br />

2 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, 1, 1, 1) mit den Sätzen Allegro, Polonaise, Adagio und Rondo Allegretto. Die Töne 3<br />

bis 5 des Anfangs stimmen übrigens mit dem Kopfmotiv der „Fledermaus-Ouvertüre“ von Johann<br />

Strauss (Sohn) überein.<br />

Komponiert ist das Concerto, das in eigenhändig handschriftlicher Partitur von 114 Seiten im Wiener<br />

Archiv der Musikfreunde erhalten blieb, für das wenige Jahre zuvor erfundene Ventilhorn. Heinrich Hirtl<br />

ist vermutlich in Wien der erste gewesen, der für dieses Instrument komponiert hat.<br />

Das Ventilhorn mit dem so wichtigen, eine chromatische Spielweise zulassenden Ventilsytem,<br />

welches später auch auf die Trompete übertragen wurde, ist von dem Schlesier Friedrich Blühmel<br />

„erfunden“ und 1813 in Berlin zum Patent angemeldet worden (1818 trat ihm Heinrich Stölzel<br />

bei). Friedrich Blühmel (1777 Pless/OS - 1845) war Hornist im Orchester des Fürsten von Pless zu<br />

Sorau (siehe das spätere „Fürst-Pless-Horn“).<br />

Auf der zweiten Seite der Concerto-Partitur hat Hirtl seine Adresse angegeben:<br />

wohnhaft auf der Augartenstraße Nr 600 vom Augartentor gegenüber im neuerbauten Hause zur<br />

ebenen Erde in der Leopoldstadt in Wien.<br />

37


Erbauer dieses Neubaus war ein gewisser Joseph Mayer (Behsel, Wiener Bauinspektor, Seite 52).<br />

Nun wurde es leicht, aus weiteren Weinmann-Katalogen entsprechende Werke unter dem Namen<br />

HEINRICH HIRTL ausfindig zu machen. Hinzu kamen unsere Funde in Wiener Archiven: in der Musiksammlung<br />

– mit Dank an Prof. Norbert Rubey – und vor allem im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde<br />

– mit Dank an Archivdirektor Dr. Otto Biba (siehe die anliegende vorläufige Editionsliste HLV =<br />

Hirtl-Linke-Verzeichnis).<br />

Was aber stutzig macht, ist der Zusatz zu den „Deutschen“:<br />

Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänzen – sowie der Zusatz<br />

zu den Oberländlern: für das Pianoforte eingerichtet von Johann Pensel.<br />

Exakte Aufklärung erhielten wir vor einem Jahr durch das von Friedrich Anzenberger veranstaltete<br />

„Symposion zur Musik der ‚Hoch- und Deutschmeister‘ in der Donaumonarchie“. Da lesen wir auf<br />

Seite 24:<br />

Fritz Rathner nennt auch den Prater-Marsch als Deutschmeister-Widmungskomposition, den der<br />

sonst nicht bekannte Wiener Tanzkapellmeister Heinrich Hirtl in seinem Todesjahr 1825 komponiert<br />

hat.<br />

Christian Fastl nennt zwar als Todesdatum: 21. 3. 1824 Leopoldstadt. Wir halten allerdings die Angabe<br />

von Anzenberger (Todesjahr 1825) für wahrscheinlicher, da wir nicht annehmen mögen, dass erst nach<br />

seinem Tode der Prater-Marsch bei Diabelli und Cappi im Druck erschienen wäre – für die Kapelle des<br />

IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“, in der auch Hirtls jüngerer Bruder Ignaz (1808 – vor 1848?) als Musiker<br />

Anstellung fand, in der später Philipp Fahrbach sowie Carl Michael Ziehrer zu Kapellmeistern berufen<br />

werden sollten.<br />

Mit der Angabe HIRTL, Heinrich, spielte beim Sperl lässt uns der sorgfältig recherchierende Max Schönherr<br />

(Seite 671) vermuten, dass der Fagottist Hirtl in der Kapelle des damaligen Sperl-Musikdirektors<br />

Michael Pamer gespielt hat.<br />

Für diese Annahme spricht, dass die Wiener Musiksammlung handschriftliche Stimmenabschriften von<br />

Franz Flatscher bereithält (bis 1826), die früheste zu Sechs Menuetten (mit Trios) für ein Großes Orchester<br />

aus dem (datiert) Jahre 1820. Flatscher war Paukist des Pamer-Orchesters und zeigte dessen Sperl-<br />

Orchester mit den folgenden Instrumenten an:<br />

1, -, 2, 1 / 2, 2, - / 1 / 1, 1, -, 1 (1)<br />

Hieraus ergäbe sich, dass Hirtl der Fagottist im Pamer-Orchester war. Bei Pamer wie auch bei der Militärkapelle<br />

des IR 4 dürfte Hirtl mit Kapellmeister Martin Scholl sowie mit Johann Strauss in Kontakt geraten<br />

sein. Zusätzlicher Big Point: Dass der spätere Geigenlehrer von Strauss, Johann Pollischansky, Taufpate<br />

bei der Geburt von Jakob Hirtl am 25. Juli 1816 in der Leopoldstadt war. Der getaufte Jakob war<br />

Halbbruder unseres Heinrich Hirtl.<br />

Hirtls Prater-Marsch erlangte die ehrenvolle Aufnahme in das Register „Deutsche Armeemärsche“ mit<br />

der Kennziffer AM II, 63: aktuell zu hören über YouTube.<br />

Er dürfte exakt zu jener Zeit der Kapelle des IR 4 „Hoch- und Deutschmeister“ gewidmet worden sein, in<br />

der Johann Strauss (Vater) seit dem 15. September 1824 als Landwehrmann diente (Jäger-Sunstenau<br />

Dok. 36). Kapellmeister seit Ende 1808 war: Martin Scholl, in dessen private Musikproduktionen auch<br />

Pamer und Strauss einbezogen waren.<br />

38


Heinrich Hirtl wirkte seit 1822 auch als Fagottist im Theater in der Leopoldstadt (neben seinem Vater,<br />

dem Hornisten), wo er die Bekanntschaft mit Carl Meisl, Ferdinand Raimund, Wenzel Müller und Josef<br />

Drechsler machen konnte (siehe Marsch HLV 5 sowie Diamant-Walzer HLV 24 und 25). Außerdem bezeichnete<br />

er sich 1824 als Musiklehrer (Fastl). Geboren am 17.7.1800 in der Leopoldstadt, gestorben –<br />

erst 24 Jahre alt – am 21.3.1825 in der Leopoldstadt, als der 21jährige Strauss sich bemühte, ein Engagement<br />

in Graz zu finden (Jäger-Sunstenau Dok. 35).<br />

Der gleichnamige Sohn und „Walzerkönig“ Nr. 2 von Strauss kam sieben Monate später zur Welt. Hirtls<br />

kurze Schaffenszeit blieb indessen in Erinnerung, nicht allein mit dem Prater-Marsch. Noch 39 Jahre später<br />

erinnerte Carl Michael Ziehrer im Dianabad-Saal mit seinem Chronologischen Potpourri WIEN´S<br />

TANZMUSIK seit 50 Jahren op. 27 an Heinrich Hirtls Walzer (Schönherr Seite 63). Und dass noch 82 Jahre<br />

nach Hirtls Tod seine 9 Oberländler im Material der Strauss-Kapelle gefunden werden konnten, war bei<br />

Johann Strauss (Vater) sicherlich der Verehrung sowie der Erinnerung an gemeinsame Tage bei Michael<br />

Pamer gezollt.<br />

Der Titel taucht bei Hirtl nicht in Druckausgaben, sondern einzig in der Stimmenabschrift<br />

von Franz Flatscher auf (sign. mit ff in der Horn-Stimme 2). Flatscher stimmt überein<br />

mit der Pianoforte-Ausgabe P.M. 1661, eingerichtet von Johann Pensel. Diese Oberländler,<br />

jeweils 8-Takter, zumeist mit p in den a-Teilen und f in den B-Teilen, pizz 9a (Vl 2 + 3), sul<br />

ponticello 9a (Vl 1), zeichnen sich aus durch Synkopen (5a) und Hemiolen-Bildungen 7a und 8a<br />

(dort auch in der Begleitung) und umfassend 9a+b, wo der Walzer-Rhythmus den Oberländler<br />

überläuft. Es gibt weder Introduktion noch Coda. Aber die Anwendung der harmonischen Abwechslung<br />

(Kadenz) ist schon bemerkenswert:<br />

1a/1b/2a/4a/5b/7a/8a/9a nur T und D7<br />

6a mit Subdominante 8a S (Terzbass)<br />

2b mit Durchgangstönen im Bass und S<br />

3a+b/5a mit Tp mit Terzbass<br />

4b D7 T D7 > Dp Tp (Terzbass) T (Terzbass) D7 T<br />

6a D7 T D7 > Sp Tp (Terzbass) D7 T/D7 T<br />

7b Tp D7 (> Tp) S T (Terzbass) D7 T<br />

9b D DD7 D T D7 T<br />

Die harmonische Ausbreitung à la Schubert setzt zumeist in den b-Teilen an, wobei zum Schluss hin eine<br />

Steigerung erfolgt. Diese dürfte Johann Strauss besonders interessiert haben.<br />

Mit dem Kopisten Flatscher, dem Paukisten von Pamer, später von Lanner, verstärken sich unsere Annahmen,<br />

dass Hirtl als Fagottist auch für die Pamer-Kapelle – neben Strauss – gespielt haben könnte.<br />

Flatschers auf dem Deckblatt der 9 Oberländler notierte Zahl No 14 stimmt übrigens in unserer<br />

Registrierung (siehe unten) mit HLV 14 überein.<br />

Von Hirtls Frühlings-Marsch PLV 25 ist offenkundig nur Hirtls signierte Stimme Violine 3 erhalten geblieben.<br />

Dass die Rückseite zum Notat einer Posaunenstimme für Lanner benutzt wurde, ist dem Kopisten<br />

Flatscher zu verdanken und kann keine Verbindung für Hirtl mit Lanner begründen.<br />

Hirtls Tanz-Zyklen, bei so renommierten Verlagen wie Diabelli & Co, Pietro Mechetti und Mathias Artaria<br />

verlegt, erfreuten sich auch nach seinem Tode einer anhaltenden Nachfrage. Dies schließen wir aus den<br />

wiederholten Ankündigungen in der WZ, die wir bis ins Jahr 1827 hinein verfolgen konnten.<br />

Mehrere von Heinrich Hirtls Deutschen, Walzern, Oberländlern und Märschen erschienen in Stimmen-<br />

Editionen für kleines Orchester (2 oder 3 Violinen und Bass), deren Ausgaben für Pianoforte (auch vierhändig)<br />

der bewährte Klavierlehrer Johann Pensel besorgte. Von diesem stammt auch die Klavierausga-<br />

39


e zu jenen (9) Oberländlern. Eduard Strauss hat vermutlich ein erweitertes Orchestermaterial benutzt<br />

(siehe Bestand der Strauss-Kapelle), von dem wir die Urfassung in der Handschrift von Franz Flatscher<br />

HLV 15b besitzen – für die Formation<br />

1, -, 2, (1) / 2, (2), - / - / 1, 1, 1, (1), 1<br />

Es ist durchaus möglich, dass Strauss (Vater) das Orchestermaterial zu den 9 Oberländlern von der verwaisten<br />

Hirtl-Kapelle übernommen oder aus einer weiteren Stimmen-Abschrift (von Flatscher?) gespielt<br />

hat. Dass es in der Strauss-Kapelle bis zum Ende verblieb, ist einer Art Erinnerungskultur zu verdanken:<br />

als Erinnerung an einen viel zu früh verstorbenen „Kollegen“ aus der Heimatvorstadt Leopoldstadt, dem<br />

Johann Strauss (Vater) mehreres zugute halten mochte – via Martin Scholl und Brüder Scholl, via Pamer<br />

und Flatscher, ggf. auch via Pollischansky.<br />

Strauss hat überhaupt in Erinnerung an gelungene Kreativwandlungen das Vermächtnis zahlreicher Vorgänger<br />

sich „einzuverleiben“ verstanden. So u. a.<br />

- Carl Maria von Weber („Wiener-Carneval-Walzer“ op. 3: 6);<br />

- Franz Schubert („Wiener Carneval-Walzer“ op. 3: 5b; „Wiener-Launen-Walzer“ op. 6: 5; „Die so<br />

sehr beliebten Erinnerungswalzer“ op. 15: 2b);<br />

- Michael Pamer („Alte und Neue Tempete...“ op. 10).<br />

Am meisten aber ist Heinrich Hirtls „Prater-Marsch“ in der Erinnerung von Strauss lebendig geblieben.<br />

Über mehr als 20 Jahre lässt sich die Spur Hirtls bis hin zum berühmten „Radetzky-Marsch“ (und noch<br />

darüber hinaus) verfolgen: mit anteiligen „Verwertungen“ in den Opera 12, 18 ... 144, 217, 221 usw.<br />

(Linke 1987, Seite 166f.).<br />

Dem Kenner des Ouvres von Johann Strauss (Vater) dürfte nicht verborgen bleiben, wie sehr die einzelnen<br />

Teile von Hirtls „Prater-Marsch“ (vor allem die Teile 1a, 2a und 2b) bei Strauss zahlreiche Abwandlungen<br />

erfahren und Neugründungen ermöglicht haben:<br />

Hirtl 1a op. 18: 1a LUST-LAGER-WALZER<br />

op. 102: 1a ORIGINAL-PARADE-MARSCH<br />

op. 209: 2a ÖSTERREICHISCHER DEFILIER-MARSCH<br />

op. 228: 1a RADETZKY-MARSCH<br />

op. 249: 1a EXETER-POLKA<br />

Hirtl 2a op. 14: 2b CHAMPAGNER-WALZER<br />

op. 20: 3. Teil CHINESER-GALOPPE<br />

Hirtl 2b op. 223: 1b MARSCH DER STUDENTEN-LEGION<br />

Dieser Art praktizierter „Erinnerungskultur“ verdanken wir das grandiose Vermächtnis dessen, was als<br />

„Wiener Musik“ überlebt hat. Es verdankt sich nicht der Kreativität Einzelner, sondern der Verwebung<br />

von Motiven, an deren Ausformung mehrere (recte: zahlreiche) Komponisten wie Hirtl und Strauss<br />

beteiligt waren.<br />

Vorläufiges Verzeichnis der erkundeten Werk-Editionen<br />

(Werke, Lieferungen, Hefte) HLV (Hirtl-Linke-Verzeichnis)<br />

HLV 1 Sechs Menuetten für ein Großes Orchester St. Hs. sign. Franz Flatscher 1820<br />

HLV 2 (6) Schlittasch-Deutsche mit Coda St. hs. Flatscher<br />

HLV (2x) Tanz in: Ernst und Tändeley, 1822 bei Sauer & Leidesdorf<br />

HLV 3 Concerto par Corno (für Ventilhorn und Gr. Orchester) hs. H.H.: Februar 1823<br />

HLV 4 Marsch zu Wenzel Müllers „Die Fee und der Ritter“ (UA 21.2.1824) für Quintett<br />

eingerichtet von H.H. (hs H.H.)<br />

40


HLV 5a 7 Walzer samt Coda Pfte MA 738 WZ 5.7.1824<br />

> Neuausgabe D et C 5063<br />

HLV 5b 7 Walzer samt Coda Vl & Pfte MA WZ 26.4.1824<br />

HLV 5c 7 Walzer samt Coda Pfte 4hdg MA WZ 9.3.1825<br />

HLV 6a Der beliebte Prater Marsch Pfte D et C 1661 WZ 26.7.1824<br />

HLV 6b Der beliebte Prater Marsch Pfte 4hdg D et C 1662 dito<br />

HLV 7a Oberländler in A Pfte D et C 1728 WZ 8.11.1824 (1. Liefg)<br />

HLV 7b Oberländler in A Vl & Pfte D et C 1729 dito<br />

HLV 7c Oberländler in A 2 od. 3 Vl & B D et C 1730 dito/19.1.1826<br />

HLV 8a Oberländler in D Pfte D et C 1731 WZ 8.11.1824 (2. Liefg)<br />

HLV 8b Oberländler in D Vl & Pfte D et C 1732 dito<br />

HLV 8c Oberländler in D 2 od. 3 Vl & B D et C 1733 dito/19.1.1826<br />

HLV 9 Oberländler Pfte Heft 3 PM WZ 3.12.1824<br />

HLV 10 Oberländler Pfte Heft 4 PM dito<br />

HLV 11 Oberländler Pfte Heft 5 PM dito<br />

HLV 12 Oberländler Pfte Heft 6 PM dito<br />

HLV 13 6 Deutsche mit Trios samt Coda Pfte PM dito (HLV 16?)<br />

HLV 14a Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1661 WZ 3.12.1824<br />

HLV 14b 9 Oberländler in G, Orch.-St. hs. Franz Flatscher No 14<br />

HLV 15 Oberländler (einger. J. Pensel) Pfte PM 1669 3. Liefg 28.1.1825<br />

wiederholt WZ 21.2.1827<br />

HLV 16 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1670 4. Liefg dito<br />

HLV 17 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1671 5. Liefg dito<br />

HLV 18 Oberländler (einger. J. Pensel) PM 1672 6. Liefg dito<br />

HLV 19 Deutsche 1. Liefg PM (1684?) WZ 28.1.1825 / 21.2.1827<br />

HLV 20 Deutsche 2. Liefg PM (1685?) dito<br />

HLV 21 Deutsche 3. Liefg PM (1886?) dito<br />

HLV 22 Deutsche 4. Liefg PM (1887?) dito<br />

HLV 23 Diamant-Walzer mit Trios und Coda (Der Diamant<br />

HLV 24a<br />

des Königs) Pfte D et C 1790 WZ 29.1.1825/19.1.1826<br />

Der beliebte Diamant-Marsch nach Drechslers Motiven<br />

Pfte D et C 1949 WZ 28.5.1825<br />

HLV 24b Der beliebte Diamant-Marsch Pfte 4hdg D et C 1950 dito<br />

HLV 25 Frühlings-Marsch hs Vl 3 signiert Hirtl (MHc 2286) 1<br />

HLV 26a Kirchweih-Marsch mit 2 Trios Pfte D et C 1986 WZ 12.11.1825<br />

HLV 26b Kirchweih-Marsch Pfte 4hdg D et C 1987 dito<br />

Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (1. Teil):<br />

HLV 28 Deutsche 5. Liefg PM WZ 27.1. / 21.2.1827<br />

HLV 29 Deutsche 6. Liefg PM dito<br />

HLV 30 Deutsche 7. Liefg PM dito<br />

HLV 31 Deutsche 8. Liefg PM dito<br />

HLV 32 Deutsche 9. Liefg PM dito<br />

HLV 33 Walzer 1. Liefg PM WZ 21.2.1827<br />

HLV 34 Walzer 2. Liefg PM dito<br />

1 auf der Rückseite die Zusatzstimme Trombone zu 6 Walzer in D von Lanner, s+d F.F. (= Franz Flatscher) 1825,<br />

danach Josef Lanner: Hollabrunner Ländler op. 21 (hierzu Linke 2001, Seite 97f.)<br />

41


Als Fortsetzung der von weiland Heinrich Hirtl hinterlassenen deutschen Tänze (2. Teil):<br />

HLV 35 Walzer 3. Liefg PM dito<br />

HLV 36 Walzer 4. Liefg PM dito<br />

HLV 37 Walzer 5. Liefg PM dito<br />

HLV 38 Walzer 6. Liefg PM dito<br />

HLV 39 Walzer 7. Liefg PM dito<br />

HLV 40 Walzer 8. Liefg PM dito<br />

HLV 41 Walzer 9. Liefg PM dito<br />

HLV 42 Walzer 10.Liefg PM dito<br />

Zitierte Literatur:<br />

- Anonymus: „Concert-Repertoire der bestandenen Kapelle des EDUARD STRAUSS kaiserl. und<br />

königl. Hofballmusik-Director a. D. (in das Privatleben zurückgetreten im März 1901)“, Wien o.J.<br />

- Anzenberger-Ramminger, Elisabeth & Anzenberger, Friedrich: „Die Musik der „Hoch- und<br />

Deutschmeister“ – in: Anzenberger, Friedrich (Hrsg.): Symposionsbericht , Spittal 2016<br />

- Behsel, Anton: Verzeichnis aller in der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren Vorstädten<br />

befindlichen Häusern, Wien 1829<br />

- Böhme, Franz Magnus: Geschichte des Tanzes in Deutschland, Teil 1, Leipzig 1886<br />

- Deutsch, Walter: Michael Pamer und Joseph Lanner – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.): Flüchtige<br />

Lust, Wien 2001<br />

- Dörner, Wolfgang: Joseph Lanner, Wien 2012<br />

- Fahrbach, Philipp (sen.): Geschichte der Tanzmusik seit 25 Jahren, Wien 1847 – hier: Nachdruck<br />

in DIE FLEDERMAUS, Mitteilungen 2 des WISF, Wien 1990<br />

- Fastl, Christian: Artikel „Hirtl (Hyrti, Hürtl, Hirtel, Hierdi), Familie“ – in: Österreichisches Musiklexikon<br />

online, 12.10.2017<br />

- Jäger-Sunstenau, Hanns: Johann Strauss – Der Walzerkönig und seine Dynastie, Wien 1965<br />

- Lange, Fritz: Der Wiener Walzer, Wien 1917<br />

- Lanner, Josef: Sämtliche Werke von JOSEF LANNER, hrsg. Eduard Kremser, Erster Band, Leipzig<br />

o.J.<br />

- Linke, Norbert: Musik erobert die Welt, Wien 1987<br />

- Linke, Norbert: Lanners Werke ohne Opuszahl – in: Grieshofer, Franz (Hrsg.) Flüchtige Lust – Joseph<br />

Lanner, Begleitheft zur Ausstellung WSL & ÖMV: (Bd 79), Wien 2001<br />

- Linke, Norbert: Wie der WIENER WALZER nach Wien kam, Wien 2018 (i.V.)<br />

- Schneider, Otto: Tanzlexikon, Wien 1985<br />

- Schönherr, Max & Reinöhl, Karl: JOHANN STRAUSS (VATER), London 1954<br />

- Schönherr, Max: Carl Michael Ziehrer, Wien 1974<br />

- Strauss, Eduard: Erinnerungen, Wien 1906<br />

- Strauss, Johann (Vater): Sämtliche Werke in Wiedergabe der Originaldrucke, hrsg. von Ernst<br />

Hilmar, Bd 1 bis Bd 5, Tutzing 1987<br />

- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Pietro Mechetti quondam Carlo, Wien 1966<br />

- Weinmann, Alexander: Verzeichnis der Musikalien des Verlages Maisch-Sprenger-Artaria, Wien<br />

1970<br />

- Weinmann, Alexander: Verlagsverzeichnis Anton Diabelli & Co., Wien 1985<br />

- Wilde, Josef: Oberoesterreicher LÄNDLER für zwei Violinen und Bass, mit Anhang osterreicher<br />

Volkslieder op. 15, S.A. Steiner & Comp. Nr 3121-3122<br />

- Witzmann, Reingard: Der Ländler in Wien, Wien 1976<br />

- Ziska, Franz & Schottky, Julius Max: Österreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen, Pesth<br />

1819<br />

42


Filme über Johann Strauss (Vater) und Johann Strauss (Sohn)<br />

zusammengestellt von Hans Jürgen Wulff<br />

Strauss ist der Name einer legendären österreichischen Familiendynastie, die mehrere Walzerkomponisten<br />

und Kapellmeister hervorgebracht hat. Zu den bekanntesten gehörten:<br />

- Johann [Baptist] Strauss (Vater) (1804 - 1849)<br />

mit seinen Söhnen:<br />

- Johann [Baptist] Strauss (Sohn) (1825 - 1899)<br />

- Josef Strauss (1827 - 1870)<br />

- Eduard Strauss I. (1835 - 1916).<br />

Nachdem der Walzer Anfang des 19. Jahrhunderts unerwartete Popularität erlangt hatte und die Kompositionen<br />

von Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner sich als „Schlager der Zeit“ erwiesen hatten, begann<br />

mit Johanns Sohn Johann Strauss (Sohn) und seinen Walzern, unterstützt durch seinen Geschäftsgeist<br />

und sein Gespür für das Marketing seiner Kompositionen, ein Kapitel der modernen Popmusikgeschichte.<br />

Der – vom Magistrat schließlich gewährte – Wunsch des Sohnes, ein Tanzorchester leiten<br />

zu dürfen, führte zwar zum Zwist mit dem Vater, doch legte der Sohn nach dem Tod des Vaters die<br />

Orchester zusammen und begann, gezielt Walzer für neue Besucher- und Volksgruppen zu komponieren.<br />

Weil er sich während der Revolution 1848 mit seinen Werken auf die Seite der Aufständischen gestellt<br />

hatte, wurde ihm erst 1862 der Titel des k&k-Hofballmusik-Direktors zugesprochen. Strauss trat an<br />

einem Abend oft bei unterschiedlichen Veranstaltungen auf. Konzertreisen führten ihn nach London,<br />

Italien, Amerika und Russland. Sein Bruder Josef übernahm vertretungsweise die Leitung des Orchesters,<br />

nach dessen Tod (1870) folgte Eduard Strauss als Leiter der Kapelle. Johann widmete sich in der Zeit fast<br />

ausschließlich der Operettenkomposition (darunter die heute als „Klassiker“ der ganzen Gattung geltenden<br />

Operetten Die Fledermaus, 1874, Eine Nacht in Venedig, 1883, und Der Zigeunerbaron, 1885).<br />

Die meisten Filme der nachstehenden Filmographie sind biographisch motiviert:<br />

- Die frühe Erfolgsgeschichte des Walzers findet in der Konkurrenz der Komponisten Johann Strauss<br />

(Vater) und Josef Lanner eine dankbare dramatische Vorlage (als „Walzerkrieg“ bekannt geblieben) –<br />

bis zum Auftritt einer Damenkapelle unter Leitung von Lanners Tochter Kati.<br />

- Der väterliche Widerstand gegen die Ambitionen des Sohnes, selbst Komponist und Orchesterleiter<br />

zu werden, das schließliche Konkurrenzverhältnis zwischen beiden ist ein zweiter biographischer<br />

Vorwurf, der mehrfach bearbeitet wurde.<br />

- Die Verflechtungen zwischen populärer Tanz- und Musiktheaterkultur, die ökonomischen Seiten des<br />

Erfolgs und die Arbeit am Image von Strauss (Sohn) als „Walzerkönig“ fanden erst in den 1980er Jahren<br />

nennenswerte Aufmerksamkeit.<br />

- Eher am Rande wird der Kampf der Geschmackskulturen thematisiert, der sich gegen den Walzertanz<br />

als exzessive und erotisierte Form der Geschlechterkommunikation richtete.<br />

- Des Öfteren wird aber auch ein walzer- und operettenseliges „Altes Wien“ inszeniert, als gemütvolles<br />

und vom Politischen unbeeinflusstes Milieu (also unter konsequenter Absehung von den 1848er<br />

Ereignissen).<br />

- Intrigen gegen Strauss‘ (Sohn) internationale Karriere sind selten.<br />

Dafür bilden zahllose Liebesgeschichten (des Öfteren mit historischen Figuren wie der Soubrette Marie<br />

Geistinger) den Bodensatz vieler der Filme, den fiktionalen Plots der Musikfilmgeschichte nahe.<br />

Getragen sind die Filme immer durch die Tänze und Lieder – sie sichern Sympathie und Aufmerksamkeit<br />

von Zuschauern, so bieder die Geschichten auch sein mögen und so sehr die musikalischen Bearbeitungen<br />

eigene Stilimpulse in den Film importieren.<br />

43


Die ungemeine Popularität der Operetten und Walzer fand schon früh das Interesse auch des Films. Es<br />

waren Tonbilder, die die Filmgeschichte der Strauss-Musik eröffneten und die bereits in den 1920er Jahren<br />

zu ersten Versuchen führten, das Leben, die Arbeit und die Werke vor allem von Johann Strauss<br />

(Sohn) zu fiktionalisieren. Zwar ist die Unmittelbarkeit, mit der die Darbietung von Strauss-Musik im Kino<br />

auf das Interesse und Vergnügen von Zuschauern stießen, heute (seit den 1970er Jahren) deutlich gegenüber<br />

der Hochphase der Thematisierung der Strauss-Biographie(n) zurückgegangen, doch spielen sie<br />

– vor allem Johann Strauss (Sohn) – in der Geschichte der europäischen Populärkultur immer noch eine<br />

Rolle. Vieles hat sich von den Biographien der Komponisten gelöst, die Walzer sind unabhängig geworden,<br />

stehen für Lokalkolorit und Lebensgefühl einer Phase der Geschichte bürgerlicher Kultur. Aber viele<br />

der Titel – allen voran der Walzer An der schönen blauen Donau (1867), der als heimliche österreichische<br />

Nationalhymne gilt – gehören nach wie vor zum lebendigen kulturellen Gedächtnis, sind allenthalben<br />

bekannt und werden nicht nur auf Konzerten, sondern auch auf Tanzveranstaltungen als lebendig gebliebene<br />

Tanzmusiken aufgeführt.<br />

Die folgende kleine Filmographie sucht diejenigen Kino- und TV-Filme in möglichst großer Komplettheit<br />

zu dokumentieren, in denen das Leben und Werk von Vater und/oder Sohn Johann Strauss thematisiert<br />

wird. Die meisten der genannten Filme sind Spielfilme. Treten Strauss (Vater) oder Strauss (Sohn) in Neben-<br />

oder Seitenrollen auf, habe ich auf die Nennung der Titel verzichtet. Die Operettenadaptionen finden<br />

sich als dritter Teil des Verzeichnisses. Sind anderen Komponisten der Zeit (Offenbach, von Suppé,<br />

Brahms) Rollen zugebilligt, sind auch diese erfasst. Dank gilt Ludger Kaczmarek, der die Liste um diverse<br />

Einträge ergänzte.<br />

Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich um Spielfilme. Variierende Laufzeitangaben sind notiert.<br />

Bei den Operettenadaptionen habe ich auf detaillierte Inhaltswiedergaben verzichtet; im Übrigen wird<br />

auf vorhandene Angaben zugegriffen (Kürzel z.B. KIM, SDK), weitere Kürzel sind „IT“ für „Internationale(r)<br />

Titel“ oder „aka“ für „also known as“ (deutsch: „auch bekannt als“). Außerdem müssen die Listen<br />

angesichts zahlreicher Aufzeichnungen von Bühnenaufführungen und Live-Übertragungen lückenhaft<br />

bleiben. Ergänzungen, besonders aus dem internationalen Raum, sind daher willkommen (Bitte an die<br />

Redaktion richten: D. Red.).<br />

Nähere Details enthält der Überblick von Inge Röhre: Wenn der Walzerkönig Johann Strauss und seine<br />

Dynastie zu Filmstars werden. In: Flugschriften. Mitteilungsblatt der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft,<br />

18, 1995. S. 13 - 78 (ich danke Ingolf Roßberg, der mir den Zugang zu der versteckten Publikation<br />

ermöglichte und in diesem Artikel nötige Übersetzungen ins Deutsche vornahm).<br />

Einzelne Untersuchungen zu dem erstaunlich umfangreichen Film-Korpus sind rar. Ich verweise auf<br />

Mitchell, Charles P.: The Great Composers Portrayed on Film, 1913 through 2002. Jefferson, N.C.: McFarland<br />

2004, x, 338 S. (darin S. 227 - 238, ein allgemeiner Überblick) sowie auf Tibbetts, John C.:<br />

Composers in the Movies: Studies in Musical Biography. New Haven: Yale University Press 2005, xvi, 365<br />

S. (darin S. 29 - 37, v.a. über Hitchcocks Waltzes from Vienna, 1934, und Duviviers The Great Waltz,<br />

1938).<br />

1. Strauss, Johann (Vater/Sr.) (* 14. März 1804 – † 25. September 1849)<br />

Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />

Deutschland 1928, Regie: Conrad Wiene.<br />

2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauss (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />

seine Frau (Hermine Sterler). Strauss (Sohn): (Imre Ráday). Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />

Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />

44


So lang‘ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang‘ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />

Wiener G‘schichten; Ein Walzer vom Strauß; IT: A Waltz by Strauss or As Long as Strauss<br />

Waltzes are Heard; Großbritannien: Johann Strauss);<br />

Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />

90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />

Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />

La guerre des valses;<br />

Frankreich/Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger, Raoul Ploquin.<br />

93 min. Strauss (Vater): Pierre Mingnaud. Musik: Alois Melichar; unter Verwendung von Motiven von<br />

Johann Strauss (Vater) und Josef Lanner.<br />

Der junge Johann Strauss ist erster Geiger im Orchester des Wiener Walzerkomponisten Joseph Lanner.<br />

Zum Zerwürfnis zwischen beiden kommt es, als der talentierte Newcomer erste Eigenkompositionen<br />

vorträgt. Der „Walzerkrieg“ eskaliert, nachdem Strauss sein eigenes Orchester gründet und die Konkurrenten<br />

in zwei benachbarten Weingärten aufspielen – was Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten<br />

nach sich zieht. Als Johann Strauss in London am Hof der Queen Victoria mit seinen temperamentvollen<br />

Melodien das Liebesleben in Schwung bringen soll, reist ihm Lanners Tochter Kati mit einer Damenkapelle<br />

nach. Kurz vor dessen großem Auftritt kann die Rachsüchtige den Komponisten in einem Zimmer<br />

einschließen. Um das Engagement zu retten springt der in Kati verliebte Paukist Gustl für den verhinderten<br />

Dirigenten ein... (SDK)<br />

Dt. Fassung: Walzerkrieg;<br />

Deutschland 1933, Regie: Ludwig Berger.<br />

92 (85) min. Strauss (Vater): Anton Wohlbrück. Joseph Lanner: Paul Hörbiger.<br />

Wien, der Walzer und die Weltgeschichte sind die Zutaten eines virtuosen Musikfilms, der die Rivalität<br />

der beiden Komponisten Joseph Lanner und Johann Strauss schildert und diese kunstvoll mit gleich zwei<br />

Liebesgeschichten kontrastiert – der von Kati, der Leiterin einer Frauenkapelle, und jener von Victoria,<br />

der englischen Königin. Der mit Renate Müller und Willy Fritsch hervorragend besetzte Film entstand im<br />

Sommer 1933 in Neubabelsberg, als bereits fast alle Juden aus der Filmindustrie ausgeschlossen worden<br />

waren. Als Walzerkrieg im Oktober 1933 in die Kinos kam, durfte auch der Name des kongenialen Drehbuchautors<br />

Robert Liebmann nicht mehr genannt werden. Dafür feierte die Berliner Morgenpost den<br />

Film am 6. Oktober 1933 als einen „Walzersieg“ und lobte die „meisterliche Regie Ludwig Bergers“.<br />

Waltzes from Vienna (US-Titel: Blossom Time);<br />

Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />

80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />

Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930); Musik-Arrangements: Julius<br />

Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />

Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />

gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />

sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />

„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />

45


Unsterblicher Walzer;<br />

Deutschland 1939, Regie: E. W. Emo.<br />

96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauß: Dagny Servaes. Strauss<br />

(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />

Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />

aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />

USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />

mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />

seiner Zeit.<br />

Wiener Mädeln (aka: Wiener Madeln);<br />

Österreich/BRD 1949, Regie: Willi Forst.<br />

113 min. Gedreht 1945, erst nach Kriegsende fertiggestellt; UA: 1949. Strauss (Vater): Edmund Schellhammer.<br />

Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (beide), John Philip Sousa, Willy Schmidt-Gentner,<br />

Karl Pauspertl. Unmittelbar nach Gründung der DDR war dort eine eigene Fassung des Films zu sehen,<br />

die aber bereits 1950 zurückgezogen wurde (Verleih: Sovexport).<br />

Über den österreichischen Tanz- und Operettenkomponisten Carl Michael Ziehrer (2. Mai 1843 - 14. November<br />

1922; dargestellt von Willi Forst) und einen berühmten Walzer von ihm.<br />

Wiener Walzer (aka: Wien tanzt);<br />

Österreich/ Liechtenstein 1951, Regie: Emil E. Reinert.<br />

81 min. Strauss (Vater): Adolf Wohlbrück. Musik: Johann Strauss (Vater und Sohn), Willy Schmidt-<br />

Gentner.<br />

Der als Walzerkönig berühmt gewordene Johann Strauss (Vater) (1804 - 1849) sieht sich plötzlich von<br />

seinem Sohn verdrängt, dessen Begabung er bezweifelt hatte. (KIM)<br />

The Glorious Days;<br />

Großbritannien 1953, Regie: Robert Nesbitt.<br />

Theaterfilm (BBC) einer Show aus dem Palace Theatre, London, 45 min. Strauss (Vater): Michael Anthony.<br />

Musikalische Arrangements: Tom Arnold.<br />

Mädchenjahre einer Königin;<br />

Österreich 1954, Regie: Ernst Marischka.<br />

103 min. Strauss (Vater) [Nebenrolle]: Eduard Strauss II.<br />

The Great Waltz;<br />

USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />

90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />

Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts.Er muss die Anstrengungen<br />

seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />

wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />

von 1938 und 1972).<br />

46


The Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />

USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />

155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />

Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />

Wehle.<br />

Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />

Walzerkönig.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />

135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />

Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />

dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />

rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />

wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />

Weiteres siehe unter Johann Strauss (Sohn).<br />

The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />

Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />

408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />

Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />

Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />

an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />

wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />

Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />

wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />

die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />

im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />

in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />

der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen.<br />

Mittel gegen den Schlaf: ein Johann Strauß – Josef Lanner – Nikolaus Lenau-Film;<br />

BRD 1979, Regie: Norbert Beilharz.<br />

35 min. TV-Produktion. Zu Johann Strauss (Vater). Ungesendet.<br />

285 min.<br />

Mit meinen heißen Tränen;<br />

Österreich 1986, Regie: Fritz Lehner.<br />

Dreiteilige TV-Produktion über das Leben des Komponisten Franz Schubert. Im dritten Teil („Winterreise“)<br />

tritt in einer Nebenrolle der junge Komponist Johann Strauss (Vater) (Christian Altenburger) auf –<br />

aus Versehen wird Schubert mit Strauss verwechselt.<br />

47


Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />

Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />

Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />

Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />

Laurence Rosenthal.<br />

Die Geschichte zweier Generationen der Musikerfamilie Strauss von 1820 bis 1899: In der Biedermeierzeit<br />

komponieren der junge Johann Strauss und sein Freund Joseph Lanner erste Walzer und erobern die<br />

Ballsäle Wiens. Als Strauss Anna heiratet, wird aus der Freundschaft mit Lanner private und berufliche<br />

Rivalität. Strauss wird berühmt. Sein ältester Sohn Schani nimmt heimlich Unterricht bei Lanner und<br />

wird gegen den Widerstand des Vaters erfolgreicher Musiker. Während der Revolution 1848 stehen sie<br />

auf verschiedenen Seiten; der Vater wird als überzeugter Royalist Hofkapellmeister. Nach seinem Tod<br />

vereint Schani die Orchester und veranstaltet ein Konzert mit Kompositionen seines Vaters. Die russische<br />

Adelige Olga und er verlieben sich, doch ihre Eltern verhindern eine Ehe. Als Schani sich zurückzieht,<br />

führen seine beiden Brüder Edi und Pepi das musikalische Familienunternehmen fort. Schließlich<br />

heiratet Schani die Sängerin Jetti von Treffz und wird durch ihren Einfluss doch noch Hofkapellmeister.<br />

Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />

Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />

TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />

Williams, Blake Ritson.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />

Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />

wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />

Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />

2. Strauss, Johann (Sohn/Jr.) (* 25. Oktober 1825 – † 3. Juni 1899)<br />

Wintergartenprogramm 1895.<br />

Am 1. November 1895, der ersten öffentlichen Filmvorführung in Europa, führten die Brüder Max und<br />

Emil Skladanowsky im Berliner Varieté „Wintergarten“ mit ihrem „Bioscop“ ein Nummernprogramm vor.<br />

Es wurde live begleitet durch eine Kompilation aus populären Musikstücken von Johann Strauss (Sohn)<br />

bis John Philipp Sousa.<br />

Johann Strauß an der schönen blauen Donau (aka: An der schönen blauen Donau);<br />

Österreich 1913, Regie: Carl von Zeska.<br />

31–72 min (864–2.000 m). Strauss (Sohn): Carl von Zeska.<br />

Dargestellt werden, gleich einem prachtentfaltenden, kostüm- und ausstattungsreichen Bilderbogen,<br />

einzelne Stationen aus dem Leben des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn). Dabei werden interessante<br />

Einblicke in damalige, von Strauss noch legitimierte Bühneninszenierungen und Operettenszenen<br />

nach Strauss-Vorlagen ermöglicht. „Damit vermittelt sich auch anschaulich die damalige Aufführungspraxis,<br />

allen voran die Vignetten mit dem Werberlied und aus dem Zigeunerbaron“, wie es in einem<br />

Begleittext des Filmarchivs Austria heißt. Der Film galt lange Zeit als verschollen, eine weitgehend<br />

erhaltene Kopie wurde erst Anfang der 2000er Jahre in Russland wiederentdeckt.<br />

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Ein Walzer von Strauß;<br />

Deutschland 1919 [1920], Regie: Franz Hofer.<br />

5 Akte, 1.817 m (4 Akte, 1.455 m). Produktion: Bayerische Film-Gesellschaft, Fett & Wiesel.<br />

100 Jahre Johann Strauß (aka: Hundert Jahre Johann Strauß);<br />

Deutschland 1925.<br />

5 Akte, 1.817 m. Produktion: Humboldt-Film GmbH (Berlin) in Verbindung mit dem Österreichisch-<br />

Deutschen Voksbund (Berlin). Künstlerische Leitung: Ernst Jahn. Vorwort und Texte: Hermann Kienzl.<br />

Musikalische Bearbeitung: Johann Strauss (Enkel). Erschienen: 25. Oktober 1925. Zensur-Nr.: B 11815.<br />

„Große musikalische Film-Revue in 5 Akten unter Mitwirkung erster Kunstkräfte aus Anlaß der Hundertjahrfeier<br />

für Johann Strauß, mit Förderung der Witwe, Frau Johann Strauß“.<br />

Ein Walzer von Strauß (aka: Der Walzer von Strauß; aka: Der Zusammenbruch der Märchenstadt<br />

Wien; Der Zusammenbruch der Wiener Märchenstadt);<br />

Österreich/Deutschland 1925, Regie: Max Neufeld.<br />

8 Akte, 2.874 m (Verleihfassung: 6 Akte, 2.850 m). Stummfilm. Strauss (Sohn): Johann Strauss (Enkel).<br />

Franz Schubert: Philipp von Zeska.<br />

Die Person des Johann Strauss (Sohn) spielt in der Filmhandlung nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />

Das tanzende Wien (aka: An der schönen blauen Donau. 2. Teil; USA: Dancing Vienna);<br />

Deutschland 1927, Regie: Friedrich Zelnik (= Frederic „Fred“ Zelnik).<br />

2.725 m. Stummfilm.<br />

Die Person des Johann Strauss (Sohn) (Andreas von Horn [= Andreas Van Horn]) spielt in der Filmhandlung<br />

nur eine untergeordnete Bedeutung.<br />

Heut’ spielt der Strauß (aka: Der Walzerkönig);<br />

Deutschland 1928, Regie:Conrad Wiene.<br />

2.608 m. Stummfilm mit Zwischentiteln. Drehbuch: Robert Wiene. Strauß (Vater): Alfred Abel. Anna,<br />

seine Frau: Hermine Sterler. Strauß (Sohn): Imre Ráday. Musik (Kino-Musik): Bernhard Homola.<br />

Geht auf die Beziehungen zwischen Strauss (Vater) und Strauss (Sohn), dem „Walzerkönig“, ein.<br />

Strauß today;<br />

Deutschland 1930.<br />

1 Akt (210 m); 16 min. Orchesterfilm. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Comenius-Film (Berlin).<br />

Der Walzerkönig (Österreich: Der Himmel voller Geigen; USA: The Waltz King);<br />

Deutschland 1930, Regie: Manfred Noa.<br />

90 (88) min. Strauss (Sohn): Hans Stüwe. Josef Strauss: Fred Louis Lerch. Musik: Eduard Künneke, Artur<br />

Guttmann.<br />

Porträt von Johann Strauss (Sohn), keine weiteren Angaben.<br />

49


So lang’ noch ein Walzer von Strauß erklingt (Österreich: So lang’ noch ein Walzer vom Strauß erklingt;<br />

Wiener G’schichten; Ein Walzer vom Strauß; Großbritannien: Johann Strauss; IT: A Waltz by<br />

Strauss or As Long as Strauss Waltzes are Heard;);<br />

Deutschland 1931, Regie: Conrad Wiene.<br />

90; 88; engl. DVD: 81 min. Strauss (Vater): Gustav Fröhlich. Anna Strauss: Julia Serda. Strauss (Sohn):<br />

Hans Junkermann. Musik (Dirigent): Artur Guttmann.<br />

Johann Strauß, k.u.k. Hofkapellmeister (aka: Fenster auf – Der Lenz ist da; Heut’ spielt der Strauß;<br />

IT: Viennese Waltz);<br />

Deutschland 1932, Regie: Conrad Wiene.<br />

105 min. Strauss (Sohn): Michael Bohnen. Produktion: Splendid-Film Co. GmbH (Berlin).<br />

Einer von zahlreichen pseudohistorischen Musikfilmen (uraufgeführt unter dem Titel Johann Strauß –<br />

K.u.K. Hofballmusikdirektor) über den Walzerkönig Johann Strauss den Jüngeren (1825 - 1899) und seinen<br />

Bruder Joseph (1827 - 1870). Die Premiere der Fledermaus wird um 30 Jahre vorverlegt und mit<br />

einem Skandal verknüpft. Als volkstümliche Wiener Milieu-Romanze ist der Film auf ein Potpourri einschmeichelnder<br />

Melodien abgestimmt, das inszenatorisch und darstellerisch eher glanzlos ausfiel. (KIM)<br />

Eine Johann Strauß Fantasie (aka: Eine Johann-Strauß-Fantasie);<br />

Deutschland 1932/33.<br />

2 Akte. 426 m (16 min). Kurz-Spielfilm. Mit der filmerfahrenen Sängerin Irene Eisinger und Gerd Niemer.<br />

Produktion: Musik-Tonfilm, Max Siegert (Berlin).<br />

Rosen aus dem Süden;<br />

Deutschland 1934, Regie: Walter Janssen.<br />

93 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger. Johannes Brahms: Hugo Werner-Kahle.<br />

Das gemütliche und gemütvolle alte Wien ist der Schauplatz eines operettenseligen Musikfilms, der Episoden<br />

aus dem Leben von Johann Strauss (1825 - 1899) mit einem Querschnitt durch seine Melodien<br />

verbindet. (KIM)<br />

Waltzes from Vienna (USA: Blossom Time);<br />

Großbritannien 1934, Regie: Alfred Hitchcock.<br />

80 min. Strauss (Vater): Edmund Gwenn. Strauss (Sohn): Esmond Knight. Nach dem Singspiel Walzer aus<br />

Wien von Alfred Maria Willner, Heinz Reichert und Ernst Marischka (1930). Musik-Arrangements: Julius<br />

Bittner, Erich Wolfgang Korngold.<br />

Der Film handelt von Johann Strauss dem Jüngeren, der von seinem Vater, Johann Strauss dem Älteren,<br />

gezwungen wird, in einer Bäckerei zu arbeiten, obwohl er viel lieber Musik machen würde. Er verliebt<br />

sich in Resi. Strauss wird von einer reichen Baronin gebeten, ihr einen Walzer zu komponieren. Er komponiert<br />

„An der schönen blauen Donau“, obwohl Resi zunehmend eifersüchtig wird.<br />

Der zerstreute Walzer – Eine musikalische Phantasie;<br />

Deutschland 1934, Regie: Franz Osten.<br />

616 m (23 min). Kurz-Spielfilm. Strauß (Sohn): Wolfgang Liebeneiner. Musik: Theo Mackeben. Produktion:<br />

Minerva-Tonfilm (Berlin).<br />

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Sichere Teilnahme am „Neujahrskonzert“ in Coburg (ebenfalls 10 % Ermäßigung)<br />

Weitere Vergünstigungen in Absprache mit unseren Partnern im In- und Ausland<br />

Antrag auf Mitgliedschaft<br />

in der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“<br />

Nach Ausheften dieses Blattes<br />

zum Versand in einem Fensterbriefumschlag bereits vorbereitet.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Ihre<br />

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V.


Abs.: _________________________________<br />

_________________________________<br />

_________________________________<br />

A N T R A G A U F<br />

M I T G L I E D S C H A F T<br />

Ich/Wir erkläre/n hiermit meinen/unseren Beitritt zur „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ e.V., Coburg:<br />

Vorname:________________ Nachname:______________________ Firma:________________________<br />

Beruf:___________________ ggf. Branche:_____________________ Geb.-Datum:___________________<br />

Straße: __________________ PLZ:_________ Ort:_______________________________________<br />

E-Mail-Adresse: _____________________________________________________________________________<br />

____________________ _________________________________<br />

Datum Unterschrift<br />

Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt z.Zt.<br />

40 € für Einzelpersonen,<br />

60 € für Ehepaare,<br />

10 € für weitere Familienmitglieder (außer Ehe-/ Lebenspartner), älter als 18 Jahre,<br />

im gleichen Haushalt lebend,<br />

160 € als Mindestbeitrag für Firmen,<br />

5 € für Studenten und Schüler (6 bis 18 Jahre).


Ermächtigung zum Einzug durch Lastschrift (Einzug erfolgt jährlich zum 01.03.)<br />

Name und Anschrift des Zahlungsempfängers Kontoinhaber (wenn abweichend):<br />

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V. Coburg (DJSG)<br />

Sitz: Lahmstr. 33, 96450 Coburg _________________________________________<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE12 ZZZ0 0001 2170 06<br />

Mandatsreferenz: Ihre Mitgliedsnummer (wird bekanntgegeben)<br />

SEPA-Lastschriftmandat<br />

Ich ermächtige die DJSG, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der<br />

DJSG auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten<br />

dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Zahlungsart: Wiederkehrende Zahlung<br />

____________________________________________<br />

Vorname und Name (Kontoinhaber)<br />

____________________________________________ _______________________________<br />

Straße und Hausnummer Postleitzahl und Ort<br />

____________________________________________________________________________________<br />

Kreditinstitut (Name und BIC)<br />

__________________________________________________________________________<br />

IBAN<br />

_____________________________________________________________________<br />

Datum, Ort und Unterschrift des Kontoinhabers (bitte in jedem Fall unterschreiben)


Deutsche Johann Strauss Gesellschaft<br />

Schriftführerin<br />

Astrid-Birgit Roßberg<br />

Chemnitzer Str. 89 E<br />

01187 Dresden


Petersburger Nächte (aka: Walzer an der Newa);<br />

Deutschland 1935, Regie: E. W. Emo.<br />

86 min. Strauss (Sohn): Paul Hörbiger.<br />

Ungeduldig erwartet der Wiener Walzerkönig Johann Strauss seine bevorstehende Ernennung zum Hofballmusikdirektor.<br />

Aus diesem Grund lehnt er auch ein Gastspiel in Russland ab. Da erhält er die Nachricht,<br />

dass die österreichische Regierung im Moment keine Zeit hat, sich mit derlei „Nebensächlichkeiten“<br />

zu beschäftigen – die Ernennung bleibt aus. Voller Zorn und Enttäuschung nimmt Strauss nun doch<br />

das russische Engagement an. Auf seiner Reise lernt er in einem Gasthaus die bezaubernde Olga kennen.<br />

Die beiden verbringen eine Liebesnacht miteinander, Strauss schenkt ihr eine Karte für sein Konzert,<br />

doch am nächsten Morgen ist Olga verschwunden. Wie soll Strauss sie nun wiederfinden, da sie doch<br />

keine Adresse hinterlassen hat? Der Dirigent Ptytschkin hat eine Idee: Die 1500 Mitglieder seiner Petersburger<br />

Musikvereinigung sollen sämtliche Eintrittskarten des Konzertes kaufen, dann aber nicht erscheinen.<br />

Wenn Olga zu dem Konzert kommt, wäre sie die einzige Besucherin... Der Plan gelingt, doch<br />

kurz darauf muss Strauss erfahren, dass Olga die Verlobte des russischen Kriegsministers ist. Nun bleibt<br />

die Frage, für wen sich Olga entscheiden wird ... (filmportal.de)<br />

Unsterbliche Melodien;<br />

Deutschland 1936 [1935], Regie: Heinz Paul.<br />

75 min. Strauss (Sohn): Alfred Jerger. Musik: Oskar Stalla.<br />

Nach dem Tode seiner Frau in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts verliebt sich der Walzerkönig Johann<br />

Strauss (Sohn) in eine Balletteuse der Wiener Hofoper. Enttäuscht wendet sich die seinerzeit berühmte<br />

Operettensängerin Marie Geistinger von ihm ab. Als jedoch seine neue Ehe scheitert, richtet sie<br />

den gebrochenen Mann wieder auf. (KIM)<br />

Champagne Waltz;<br />

USA 1937, Regie: A. Edward Sutherland.<br />

87 (85) min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Stanley Price.<br />

Ein leichtes Musical mit Elementen der Screwball-Komödie, legt die Rivalität zwischen einem Wiener<br />

Walzer-Studio und der amerikanischen Jazz-Band in unmittelbarer Nachbarschaft dar. Franz Strauss ist<br />

gestresst, weil sein Walzerpalast Geschäfte an den Jazzclub abgeben muss. Fred MacMurray, der<br />

trompeteblasende Kopf der Jazzband verliebt sich allerdings in Swarthout, dessen Tochter, woraus zahlreiche<br />

Verwicklungen entstehen, weil er sich laufend als etwas anderes ausgibt, als das, was er tatsächlich<br />

ist.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

Frankreich 1938, Regie: Julien Duvivier [ohne Titelnennung: Victor Fleming, Josef von Sternberg].<br />

97 (104) min. Strauss (Sohn): Fernand Gravet. Oscar für die Beste Kamera an Joseph Ruttenberg.<br />

Der junge Johann Strauss soll auf Befehl seines Vaters das Bankgewerbe erlernen, fliegt aber aus der<br />

Lehre, weil er Noten statt Zahlen schreibt. Bald stellen sich erste musikalische Erfolge ein, und trotz privater<br />

Wirrnisse steigt Strauss zum Walzerkönig von Wien auf. (KIM)<br />

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Unsterblicher Walzer;<br />

Deutschland 1939, Regie: E.W. Emo.<br />

96 min. Wiederaufführung 1962. Strauss (Vater): Paul Hörbiger. Anna Strauss: Dagny Servaes. Strauss<br />

(Sohn): Fred Liewehr. Musik: Alois Melichar.<br />

Johann Strauss (1804 - 1849) löste mit seinen beschwingten Walzern in ganz Europa eine Tanzeuphorie<br />

aus. Sein Sohn Johann (1825 - 1899) feierte nach dem Tod des Vaters mit seinem Orchester selbst in den<br />

USA Triumphe, gilt bis zum heutigen Tage als „Walzerkönig“ (er schrieb ganze 170 davon!) und wurde<br />

mit seinen gefeierten Operetten („Die Fledermaus“, „Der Zigeunerbaron“) zum Andrew Lloyd Webber<br />

seiner Zeit.<br />

Operette;<br />

Deutschland 1940, Regie: Willi Forst, Karl Hartl, Franz Nästelberger.<br />

110 min. Über die drei Operettenkomponisten Franz von Suppé (Leo Slezak), Johann Strauss (Sohn)<br />

(Edmund Schellhammer) und Karl Millöcker (Curd Jürgens).<br />

Der Aufstieg des Schauspielers Franz Jauner zum gefeierten, in den Adelsstand erhobenen Theaterdirektor,<br />

der die Wiener Operette perfekt inszenierte und nach dem Brand des Ringtheaters ruiniert war. Ein<br />

stimmungsvolles Bild der Epoche mit ihren Zeitgenossen Franz von Suppé, Johann Strauss (Sohn), Karl<br />

Millöcker, Alexander Girardi und der ebenso berühmten Sängerin Marie Geistinger, die den aus der Gefängnishaft<br />

entlassenen und verbitterten Jauner mit seinem Schicksal versöhnt. Schwungvoll und sorgfältig<br />

inszeniert. (KIM)<br />

Wiener Mädeln;<br />

Deutschland 1944 [UA: BRD/Österreich 1949], Regie: Willi Forst.<br />

113 min. Überläuferfilm. Inszeniert bereits 1944. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Edmund Schellhammer.<br />

Musik: Carl Michael Ziehrer, Johann Strauss (Sohn), John Philip Sousa; Bearbeitung: Willy Schmidt-<br />

Gentner, Karl Pauspertl.<br />

Über den von Willi Forst auch verkörperten österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer. Carl<br />

Michael Ziehrer arbeitet im Hutgeschäft seines Vaters. Er will als Komponist und Dirigent aus dem Schatten<br />

des großen Johann Strauss treten. Doch es bedarf einiger Anstrengungen, bis er das Publikum für<br />

eine seiner Kompositionen gewinnen kann. Seine Musik hat es besonders den Töchtern des Hofrats<br />

Munk angetan. Diesen „Wiener Mädeln“ widmet Ziehrer einen Walzer. Als er endlich sein erstes Konzert<br />

geben darf, verliebt er sich in Klara, die älteste Tochter des Hofrats Munk. Nachdem diese die Zuneigung<br />

des erfolglosen Musikers nicht erwidert, versucht er, sich als k. u. k.-Militärkapellmeister einen Namen<br />

zu machen. Auf einem Empfang der Fürstin Metternich treffen sich Ziehrer und Klara wieder, sie möchte<br />

dort ein Lied von ihm singen. Als jedoch auch Johann Strauss (Sohn) in der Gesellschaft erscheint, zieht<br />

sich Ziehrer zurück. Klara gibt daraufhin ihre Verlobung mit dem Grafen Lechenberg bekannt. Unterdessen<br />

reist Ziehrer als erfolgreicher Orchesterleiter durch die Welt, trifft in Berlin Klaras Schwester Mitzi<br />

wieder und heiratet sie.<br />

Polkas von Strauß;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

Ca. 400 ft. (ca. 122 m; ca. 11 min); S/w. Kurz-Dokumentarfilm.<br />

Derzeit keine Angaben möglich.<br />

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Verlorene Melodie;<br />

Österreich 1952, Regie: Eduard von Borsody.<br />

100 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Wolfgang Hebenstreit. Musik: Willy Schmidt-Gentner.<br />

Eine stellungslose Schauspielerin und eine launische Revue-Sängerin bemühen sich um einen Komponisten,<br />

der – im Traum von Johann Strauss (Sohn) bekehrt – zu seiner Melodik zurückfindet. (KIM)<br />

Ewiger Walzer – Frauen um Johann Strauß (aka: Ewiger Walzer);<br />

BRD 1954, Regie: Paul Verhoeven.<br />

98 (99) min. Strauss (Sohn): Bernhard Wicki. Jacques Offenbach: Arnulf Schröder. Eduard Strauss:<br />

Eduard Strauss II. Josef Strauss: Josef Hendrichs.<br />

Lebens- und Liebesgeschichte des österreichischen Komponisten Johann Strauss (Sohn): In Wien lernt<br />

der „Walzerkönig“ die Sängerin Henriette Treffz kennen, wird von ihr zu seiner ersten Operette Indigo<br />

inspiriert, heiratet sie, wird ein erfolgreicher Komponist und Hofkapellmeister, begründet seine Freundschaft<br />

mit Jacques Offenbach, ist noch vor dem Tod seiner Frau mit der Schauspielerin Maria Geistinger<br />

verbunden, lernt am Ende seines Lebens die junge Schauspielerin Adele kennen und heiratet sie. (filmportal.de)<br />

Girardi (aka: Girardi – Der Komödiant von Wien; Wiener Herzen);<br />

Österreich 1954, Regie: Karl Paryla, Karl Stanzl.<br />

104 min. Strauss (Sohn): Eduard Strauss II.<br />

Der Schauspieler Karl Paryla porträtiert in seinem Regiedebüt den Schauspieler Alexander Girardi (1850 -<br />

1918). Girardi beginnt als Kleindarsteller an Wiener Bühnen, bis ihm der Komponist Franz von Suppé<br />

durch eine Empfehlung zum Durchbruch verhilft. Für den immer populäreren Komödianten komponiert<br />

Johann Strauss (Sohn) eigens einen Walzer. Privat hat Girardi weniger Glück: Seine Frau betrügt ihn, und<br />

als er sie verstößt, nutzt sie ihre Kontakte in höhere Kreise, um ihn für unzurechnungsfähig erklären zu<br />

lassen. Eine Schauspielkollegin jedoch bringt seinen Fall bis vor den Kaiser und kann ihn rehabilitieren.<br />

(filmportal.de)<br />

The Great Waltz;<br />

USA 1955, Regie: Bill Hobin, Max Liebman.<br />

90 (79) min. TV-Spielfilm. Strauss (Vater): Henry Sharp. Strauss (Sohn): Keith Andes.<br />

Strauss‘ (Sohn) als aufsteigender Walzerkomponist im Wien Mitte des 19. Jahrhunderts. Er muss die<br />

Anstrengungen seines Vaters, seinen Erfolg zu torpedieren, als der Ältere seiner Kunstfertigkeit gewahr<br />

wird, seinerseits hintertreiben (Film ist nicht identisch mit der Handlung in den gleichnamigen Filmen<br />

von 1938 und 1972).<br />

Waltz King (aka: Liebe im 3/4-Takt; Wiener Walzer);<br />

USA 1963, Regie: Steve Previn.<br />

155 min. 95 min (Kinofassung). TV-Zweiteiler, Doppel-Episode aus der TV-Serie Disney-Land, Epis. 5+6,<br />

Staffel 10. Strauss (Sohn): Kerwin Mathews. Strauss (Vater): Brian Aherne. Jacques Offenbach: Peter<br />

Wehle.<br />

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Der Aufstieg des jungen Johann Strauss (Sohn), dem vom Vater das Komponieren verboten wird, zum<br />

Walzerkönig.<br />

Bombenwalzer;<br />

BRD 1968, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

120 min. S/w. TV-Spielfilm (BR, Bayerischer Rundfunk). Strauss (Sohn): Ernst Stankovski. Komposition<br />

(nach Johann Strauss (Sohn)): Max Schönherr.<br />

Keine Inhaltsangabe verfügbar.<br />

G’schichten aus dem Theater an der Wien;<br />

BRD 1969, Regie: Fred Krause.<br />

Dreiteiliges TV-Docudrama-Spiel (ARD). Strauss (Sohn): Peter Vogel. Soubrette Marie Geistinger: Margit<br />

Schramm. I: Papageno als Theaterdirektor; II: Operette in Gold; III: Operette in Silber.<br />

Über das Theater an der Wien und seine Geschichte; beginnend mit der Wiedereröffnung am 28. Mai<br />

1962. In einem Gespräch zwischen dem historischen Emmanuel Schikaneder (Karl Paryla) mit einem Archivar<br />

werden historische Stationen des Theaters vorgeführt.<br />

Nicht zu verwechseln mit der ARD-Musiksendung Geschichten aus dem Theater an der Wien, die vom<br />

14. - 18. März 1969 aufgenommen wurde.<br />

Johann Strauß und seine Zeit;<br />

Österreich 1970, Regie: Georg Lhotzky, Susanne Zanke.<br />

58 min. TV-Spielfilm, für Österreichischer Rundfunk (ORF); Erstsendung: 2. Januar 1971.<br />

Aus der Reihe Der Operetten-Digest.<br />

Proščanie s Peterburgom (Proshchaniye s Peterburgom; O: Прощание с Петербургом;<br />

IT: Abschied von Petersburg);<br />

UdSSR 1971, Regie: Yan Frid.<br />

98 (92) min. Strauss (Sohn): Girts Jakovlevs.<br />

Über die Affäre Strauss’ (Sohn) mit der russischen Aristokratin Olga Smirnitskaja im Sommer 1857.<br />

The Great Waltz (aka: Der große Walzer);<br />

USA 1972, Regie: Andrew L. Stone.<br />

135 (127) min. Strauss (Vater): Nigel Patrick. Strauss (Sohn): Horst Buchholz.<br />

Wien 1844. Strauss (Sohn) gibt sein Debütkonzert. Der Sohn des Wiener Walzerkönigs kann sogar mit<br />

dem populären Papa mithalten. Da drohen bezahlte Störenfriede, die Veranstaltung zu sprengen. Beherzt<br />

rettet die berühmte Sängerin Henriette den Abend. Jahre später trifft der Komponist Henriette<br />

wieder. Sie verlieben sich, aber „Jetty“ ist bereits gebunden…<br />

Die Lebensgeschichte des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss (Sohn) in einer aufwendigen, jedoch wenig<br />

überzeugenden Verfilmung: Die Gefühle sind dick aufgetragen, die Farben zu prächtig und die ame-<br />

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ikanisch-softig bearbeitete Musik erweist sich als Flickwerk, das Wesen und die Eigenart des<br />

Straussschen Werks weitgehend zerstört. (KIM)<br />

The Strauss Family (aka: Ein Leben im Dreivierteltakt);<br />

Großbritannien/USA 1972, Regie: David Giles, Peter Potter, David Reid.<br />

408 min. TV-Serie, 8 Episoden. Strauss (Vater) (in 4 Episoden): Eric Woofe. Strauss (Sohn): Stuart Wilson.<br />

Musik: Mitglieder des London Symphony Orchestra<br />

Die Miniserie konzentriert sich zunächst auf Vater Johann, der zu gleichen Teilen ebenso Überschwang<br />

an Leidenschaft wie Faulheit verströmt und von dem talentierten jungen Schauspieler Eric Woofe gespielt<br />

wird, dessen letzter Auftritt diese Serie sein wird. Johann (Sohn) steht ab Episode 3 im Mittelpunkt.<br />

Johanns Bruder, Josef (Nicolas Simmonds), war zwar die disziplinierte Hälfte der beiden Brüder,<br />

wenn auch letztendlich nicht annähernd so talentiert wie Johann (sic). The Strauss Family zeichnet auch<br />

die Anfänge der Popularität des Strauss-Walzers nach und zeigt auch, wie proletarisch der Dreivierteltanz<br />

im Wien des 19. Jahrhunderts war, fast wie ein „Moshpit“ (irregulärer Kreistanz einer Menschentraube<br />

in heutigen Heavy-Metal- und Punk-Rock-Konzerten, d. Red.), während die Musik in dem Kneipenlärm<br />

der Lokale kaum zu hören ist, in denen die Brüder Strauss spielen<br />

Freuet Euch des Lebens: Ein Johann Strauß-Film;<br />

BRD 1978, Regie: Norbert Beilharz.<br />

75 min. TV-Produktion für SWR (Südwestfunk) und HR (Hessischer Rundfunk).<br />

Das Leben von Johann Strauß (Sohn) als Kamera-Ballett in elf Teilen, einer Introduktion und einer Coda.<br />

Jára Cimrman ležící, spící (aka: Jára Cimrman Lying, Sleeping);<br />

ČSSR 1983, Regie: Ladislav Smoljak.<br />

81 min. Strauss (Sohn) [Nebenrolle]: Pavel Vondruška.<br />

Tschechische Filmkomödie über den fiktionalen nationalen Heros Jára Cimrman (Universalgenie, Sportler,<br />

Kriminologe, Dichter, Schriftsteller und Philosoph).<br />

Johann Strauß – Der König ohne Krone (aka: Johann Strauß – Der ungekrönte König);<br />

Österreich/DDR/BRD/Frankreich 1987 [1986], Regie: Franz Antel.<br />

120 [113] min. Strauss (Sohn): Oliver Tobias. Eduard Strauss: Mathieu Carrière. Jacques Offenbach:<br />

Philippe Nicaud.<br />

Einige historisch belegte Stationen im Leben des Walzer- und Operettenkomponisten Johann Strauss<br />

(Sohn); der Hauptakzent liegt auf den Ehe- und Liebesgeschichten, vermengt mit frei erfundenem, meist<br />

banalem, mitunter auch albernem Beiwerk. (KIM)<br />

Vučići;<br />

Jugoslawien 1988, Regie: Ðorđe (Djordje) Kadijević.<br />

75 min. Episode in der TV-Serie Vuk Karadžić, Staffel 1, Folge 14 (Erstsendung: 7. Februar 1988). Strauss<br />

(Sohn): Jovan Kolundžija. Musik: Vojislav „Voki“ Kostić.<br />

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Die Serie schildert das Leben des serbischen Sprachwissenschaftlers Vuk Stefanović Karadžić. Dabei<br />

werden auch besondere historische Ereignisse behandelt, die für das Serbien der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts von Bedeutung waren. Die Folge Vučići geht dabei auf Johann Strauss (Sohn) ein, dargestellt<br />

von dem prominenten serbischen Geiger Jovan Kolundžija.<br />

Die Strauss-Dynastie (IT: The Strauss Dynasty);<br />

Österreich 1991, Regie: Marvin J. Chomsky.<br />

Achtteilige TV-Serie. Dt. Ausstrahlung in sechs Folgen. Strauss (Vater) (in allen Episoden): Anthony Higgins.<br />

Strauss (Sohn): Stephen McGann. Anna Strauss: Lisa Harrow. Joseph Lanner: David Yelland. Musik:<br />

Laurence Rosenthal.<br />

Der Werdegang von Johann Strauss (Vater) (dem Komponisten des „Radetzky-Marsches“) sowie dessen<br />

Sohn Johann („Schani“), dem Komponisten des Walzers „An der schönen blauen Donau“, der trotz der<br />

Widerstände seines Vaters ebenfalls Musiker wurde und seinem Vater als Walzerkomponist Konkurrenz<br />

machte.<br />

Weiteres siehe bei Johann Strauss (Vater).<br />

Strauss: The King of 3/4 Time;<br />

Kanada/Tschechien 1995, Regie:Kit Hood.<br />

TV-Produktion. 48 (51) min. Strauss (Sohn): Michael Riley.<br />

Das Jahr ist 1868, die Stadt – Wien, die Musik – berauschend, doch ist nicht alles gut mit Johann Strauss<br />

(Sohn), dem Liebling des walzenden Wien. Gequält von dem ständigen Druck, sich selbst mit jeder neuen<br />

Komposition zu übertrumpfen, trifft Strauss auf Nicholas, einen bescheidenen Stallburschen, der seinen<br />

brutalen Stiefvater fürchtet. Zu ihrer Überraschung finden der Komponist und der Junge miteinander<br />

ein Stück emotionales Puzzleteil des Lebens, entdecken das heilende Band des Vertrauens und beginnen<br />

eine Zusammenarbeit, die Musik in den Ohren der Welt werden wird.<br />

Strauss: The Waltz King (aka: The Waltz King: A Story of the Waltz and the Strauss Family);<br />

Großbritannien 2005, Regie: Rupert Edwards.<br />

TV-Docudrama (BBC). 60 (58) min. Strauss (Vater): Joe Duttine. Strauss: (Sohn): Joseph Edwards, Simon<br />

Williams, Blake Ritson.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Europa von einer schockierenden neuen Tanzlaune in Brand gesteckt.<br />

Diese wurde begleitet von populärer Musik, die rund um den Globus gespielt, gepfiffen und gesummt<br />

wurde. Sie wurde Walzer genannt und seine Geschichte ist untrennbar mit der Geschichte einer<br />

Familie – einer Familie namens Strauss – verbunden.<br />

3. Die Operetten-Adaptionen<br />

3.1 Die Fledermaus (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 5. April 1874.<br />

Tonbilder<br />

1908 entstanden Die Fledermaus: O je, o je als Tonbild der Internationale Kinematograph- u. Lichtbild-<br />

Ges. (Berlin) sowie Die Fledermaus (aka: Terzett: Mit mir so spät; Deutschland 1908, Alfred Duskes) als<br />

Tonbild der Alfred Duskes Cinophon Fabrik (Berlin). Die Deutsche Bioscop GmbH (Berlin) produzierte Die<br />

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Fledermaus: Uhrenduett, Die Fledermaus: Mein Herr Marquis und Die Fledermaus: Nein, mit solchen<br />

Advokaten.<br />

Die Fledermaus;<br />

Deutschland 1922/1923, Regie: Max Mack.<br />

5 Akte, 2.093 m. Buch: Max Mack, Robert Liebmann, Hans Steinhoff. Kino-Musik: Alexander Schirmann.<br />

Darsteller: Lya de Putti, Eva May, Paul Heidemann, Hans Junkermann, Jakob Tiedtke, Harry Liedtke.<br />

Die Fledermaus;<br />

Frankreich/Deutschland 1931, Regie: Carl Lamač.<br />

96 min. Musik: Michel Michelet, unter Verwendung von Operettenmelodien von Johann Strauss (Sohn).<br />

Dirigent: Ferdinand Folba. Liedtexte: Carl Haffner, Richard Genée. Darsteller: Anny Ondra, Georg Alexander,<br />

Betty Werner, Oskar Sima, Hans Junkermann.<br />

Waltz Time (aka: Die Fledermaus);<br />

Großbritannien 1933, Regie: Wilhelm Thiele.<br />

82 min. Rahmenhandlung: Ein Autor fährt nach Wien, um Hintergrundinformationen für sein neues Buch<br />

zu gewinnen.<br />

Die Fledermaus (DDR: Die Rache einer Fledermaus);<br />

Deutschland 1937, Regie: Paul Verhoeven, Hans H. Zerlett.<br />

103 min. Hauptdarsteller: Lída Baarová, Hans Söhnker, Friedl Czepa, Robert Dorsay, Hans Moser.<br />

Lustspiel nach Motiven der gleichnamigen Operette von Johann Strauss (Sohn): Im Mittelpunkt steht der<br />

Tenor Hans Weigel, der in einer Fledermaus-Inszenierung auftritt. Von der Bühne aus flirtet er mit einer<br />

verschleierten Dame, die jeden zweiten Abend in der Loge sitzt. Was Weigel nicht ahnt: Bei der mysteriösen<br />

Frau handelt es sich um seine eigene Gattin Maria, die mit Hilfe von Weigels Freunden ihrem flatterhaften<br />

Ehemann eine amouröse Lektion erteilen will. Kurz vor einem Rendezvous mit der geheimnisvollen<br />

Fremden schläft Weigel ein, und in seinem Traum findet er sich in der turbulenten Operetten-<br />

Handlung wieder – nur sind jetzt sämtliche Rollen mit Personen aus seinem nächsten Bekanntenkreis<br />

besetzt. (filmportal.de)<br />

Die Fledermaus;<br />

Deutschland, 1944/45 [1946], Regie: Geza von Bolvary.<br />

100 min. Überläuferfilm; BRD-UA: 21. Februar 1950. Drehbuch: Ernst Marischka. Musikbearbeitung:<br />

Alois Melichar. Hauptdarsteller: Johannes Heesters, Marte Harell, Hans Brausewetter, Willy Fritsch,<br />

Siegfried Breuer, Dorit Kreysler.<br />

Theaterdirektor Dr. Michael Falke sinnt auf Rache: Der Gefängnisdirektor Frank und Falkes alter Freund<br />

Gabriel von Eisenstein hatten ihm während der Fastnacht einen üblen Streich gespielt; dies will er ihnen<br />

nun heimzahlen. Gelegenheit dazu bietet ihm der Ball des Prinzen Orlofsky, dessen Feiern wegen der<br />

zahlreichen schönen Frauen bei der Männerwelt überaus beliebt sind. Falke lässt Frank und von<br />

Eisenstein Karten für den Ball zukommen, wo er schon alles für eine gewitzte Verwicklung vorbereitet<br />

hat. Eisensteins Frau nämlich erscheint auf dem Ball in der Maske einer rothaarigen Ungarin, und genau<br />

ihr macht Eisenstein unermüdlich den Hof, nicht ahnend, wen er vor sich hat... Als aber der Bühnenvorhang<br />

hochgeht und die neueste Operette von Johann Strauss, „Die Fledermaus“, aufgeführt wird, er-<br />

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kennt Eisenstein, dass auf der Bühne fast haargenau die Ereignisse seines bisherigen Abends vorgeführt<br />

werden. Während Eisenstein noch über der Lösung dieser rätselhaften Duplizität grübelt, heckt Falke<br />

schon den nächsten Streich aus. Dabei geht er allerdings fast zu weit, denn schon bald fordert Eisenstein<br />

den Prinzen Orlofsky zum Duell. (filmportal.de)<br />

Fledermaus-Ouverture;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

Konzert-Kurzfilm mit der Operettenouvertüre.<br />

Oh, Rosalinda! (aka: Fledermaus 1955; Oh, Rosalinda);<br />

Großbritannien/BRD 1955, Regie: Michael Powell, Emeric Pressburger.<br />

105 min. Bearbeitung: Michael Powell und Emeric Pressburger. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Darsteller:<br />

Adolf Wohlbrück, Michael Redgrave, Ludmilla Tscherina, Mel Ferrer und Anneliese Rothenberger.<br />

Nach Motiven der Strauss-Operette konzipierter Musikfilm, der im viergeteilten Wien nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg spielt.<br />

Rauschende Melodien (aka: Die Fledermaus);<br />

DDR 1954/1955, Regie: Ernst W. Fiedler.<br />

86 min. Hauptdarsteller: Jarmila Ksirova, Sonja Schöner, Erich Arnold, Josef Egger.<br />

Verfilmung von Johann Strauss’ Operette Die Fledermaus: Dr. Eisenstein muss wegen Beleidigung einer<br />

Amtsperson eine Haftstrafe absitzen. In der Nacht vor dem Haftantritt will er sich jedoch – ohne Wissen<br />

seiner Frau – noch einmal auf einem Ball vergnügen. Diese Gelegenheit will sein Freund Dr. Falke nutzen,<br />

um sich für einen bösen Scherz Eisensteins zu revanchieren. Zu diesem Zweck hat er Eisensteins<br />

Frau Rosalinde auf den Ball eingeladen. Verkleidet als ungarische Gräfin erscheint sie auf dem Fest – und<br />

bekommt von ihrem nichts ahnenden Gatten prompt den Hof gemacht. Dies ist jedoch nicht die einzige<br />

Charade des Abends, denn Rosalindes Liebhaber Alfred muss sich derweil notgedrungen als Eisenstein<br />

ausgeben, mit der Folge, dass er an dessen Stelle im Gefängnis landet. Erst als der echte Eisenstein am<br />

kommenden Morgen seine Strafe antreten will, kommt der ganze Mummenschanz ans Licht. (filmportal.de)<br />

Doctor Bat, or Fledermaus;<br />

USA 1961/62, Regie: Richard Doerschuk.<br />

53 (50) min. 16 mm. S/w. TV-Produktion (WGN-TV/Chicago) in 3 Szenen. Aus der TV-Serie Great Music<br />

from Chicago (Erstaufführung: 7. Januar 1962; Host: Jim Conway). Buch: Francis Coughlan, Richard<br />

Doerschuk. Hauptdarsteller: Patricia Klekovic, Kenneth Johnson, Charles Schick, Dolores Lipinski, Orrin<br />

Kayan, Larry Long und Tänzer/innen des Ruth Page Ballet. Choreographie: Ruth Page. Musik: Isaac Van<br />

Grove nach Johann Strauss (Sohn).<br />

Die Fledermaus;<br />

Österreich 1962, Regie: Géza von Cziffra.<br />

107 min. Musikbearbeitung: Erich Becht, Kurt Feltz. Hauptdarsteller: Peter Alexander, Marika Rökk, Willy<br />

Millowitsch, Marianne Koch, Hans Moser.<br />

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Von der ursprünglichen Handlung findet man nur noch ein paar Motive. Wegen Beamtenbeleidigung soll<br />

der Rechtsanwalt Dr. Gabriel Eisenstein für eine Woche ins Gefängnis. Während seine Frau Rosalinde<br />

vor hat, in dieser Zeit zu verreisen, lädt das Hausmädchen Adele kurzerhand ihren Verehrer Alfred in das<br />

leer stehende Haus ein. Dann aber kommt alles anders als geplant: Weil er für einen steinreichen Mandanten<br />

den Ball des Grafen Orlofsky besuchen soll, drückt sich Eisenstein vor einer Inhaftierung und<br />

geht als Marquis Renard auf die Feierlichkeit. Dort trifft er nicht nur auf seine Frau, die sich als russische<br />

Tänzerin ausgibt, sondern auch auf Adele, die als Ehefrau, die Marquise Renard, posiert. Mit diesem<br />

Mummenschanz nimmt eine turbulente Verwechslungsgeschichte ihren Anfang. (filmportal.de)<br />

Flagermusen (dänisch: Die Fledermaus);<br />

Dänemark 1966, Regie: Annelise Meineche.<br />

98 min. Hauptdarsteller: Poul Reichhardt, Lily Broberg, Holger Juul Hansen, Ghita Nørby, Grethe<br />

Morgensen, Karl Stegger, Dario Campeotto, Poul Hagen, Birgit Sadolin, Ove Sprogøe.<br />

Tänzer/innen: Den Kongelige Ballet. Choreographie: Niels Bjørn Larsen. Musik: Ole Høyer nach Johann<br />

Strauss (Sohn).<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1971, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC One). Erstsendung: 26. Dezember 1971. Tänzer/innen: Kate Castle, Bridget<br />

Goodricke, Paul Brown, Michael Ingleton, Sandra Arabian, Christine Beckley, Jennifer Nicholas, Leonie<br />

Palette, James Graham, Brian Loftus, John Sherwood, Arthur Sweet. Choreographie: Geoffrey Cauley. Libretto<br />

nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />

Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1973;<br />

1976.<br />

Die Fledermaus;<br />

BRD/Österreich 1971/72, Regie: Otto Schenk.<br />

137 min. TV-Produktion (ZDF/ORF). UA: 31.12.1972. Hauptdarsteller: Eberhard Wachter, Gundula Janowitz,<br />

Erich Kunz, Wolfgang Windgassen, Renate Holm, Waldemar Kmentt. Es spielen die Wiener Philharmoniker<br />

unter der Leitung von Karl Böhm. Der Ton wurde im November 1971 im Sophien-Saal in<br />

Wien aufgenommen. Die Dreharbeiten fanden Januar - Februar 1971 in den Studios der Wien-Film Wien<br />

statt.<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1973, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC Two England). Erstsendung: 27. Januar 1973. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne<br />

Pashley, Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill<br />

Martin, Reginald Barratt, Bernard Bresslaw. Libretto nach der englischen Fassung von Christopher<br />

Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert<br />

von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971; 1976.<br />

59


Die Fledermaus (aka: The Bat);<br />

Großbritannien 1976, Regie: John Gorrie.<br />

TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 26. Dezember 1976. Hauptdarsteller: David Hughes, Anne Pashley,<br />

Sheila Armstrong, David Hillman, Francis Egerton, David Bowman, Eric Shilling, Ann Howard, Jill Martin,<br />

Reginald Barratt, Bernard Bresslaw.<br />

Libretto nach der englischen Fassung von Christopher Hassall und Edmund Tracey. Musik: Ambrosian<br />

Opera Chorus und das New Philharmonia Orchestra, dirigiert von Raymond Leppard. Siehe auch: 1971;<br />

1973.<br />

Die Fledermaus;<br />

Großbritannien 1977, Regie: Brian Large.<br />

190 min (Slot; DVD: 245 min). TV-Produktion (BBC) als Teil von Lively Arts – In Performance. Erstausstrahlung:<br />

31. Dezember 1977. Hauptdarsteller: Ryszard Karczykowski, Kiri Te Kanawa, Hermann Prey,<br />

Hildegard Heichele, Benjamin Luxon, Robert Tear, Kate Gielgud, Paul Crook. Musik: Chor und Orchester<br />

des Royal Opera House, Covent Garden, unter der Leitung von Zubin Mehta. Erste Aufnahme mit dreisprachigem<br />

Soundtrack.<br />

Siehe auch: 1987.<br />

Letučaja Myš’ (O: Летучая Мышь; aka: Letuchaya mysh; Die Fledermaus; The Bat);<br />

Sowjetunion 1979, Regie: Yan Frid.<br />

141 min. TV-Produktion von Lenfilm (Leningrad). Erstsendung: 4. März 1979. Hauptdarsteller: Jurij<br />

Solomin, Ljudmila Maksakova, Larisa Udovičenko, Jurij Vasil’ev, Ivan Ljubeznov.<br />

Die Fledermaus;<br />

Australien 1982, Regie: Hugh Davidson.<br />

142 min. 3 Akte. TV-Produktion (ABC). Direktübertragung einer Aufführung (10. Juli 1982) von Australian<br />

Opera, Australian Opera Chorus und Elizabethan Sydney Orchestra im Sydney Opera House. Sänger/innen:<br />

Joan Sutherland, Monique Brynnel, Heather Begg, Robert Gard, Anson Austin, Kelvin Coe,<br />

Lois Strike, Gregory Yurisich. Dirigent: Richard Bonynge. Englische Übersetzung: David Pountney, Leonard<br />

Hancock. Gesang in Englisch.<br />

Die Fledermaus;<br />

Großbritannien 1983/84, Regie: Humphrey Burton.<br />

177 min. TV-Produktion (BBC). Live-Übertragung aus dem Royal Opera House, Covent Garden<br />

(31. Dezember 1983). Es singen und spielen: Royal Opera Chorus und Orchestra of the Royal Opera<br />

House. Dirigent: Placido Domingo. Hauptdarsteller: Hermann Prey, Kiri Te Kanawa, Hildegard Heichele,<br />

Doris Soffel, Josef Meinrad.<br />

Literatur: Barzel, Ann: Flavoring Fledermaus for Television. In: Dance Magazine 60, Dec. 1986, S. <strong>56</strong> - 59.<br />

Die Fledermaus (aka: Ruth Page’s Die Fledermaus);<br />

USA 1986, Regie: Dick Carter.<br />

60 min. TV-Produktion von Thea Flaum Prods. für Public Broadcasting Service (PBS) und WTTW/Chicago.<br />

Erstausstrahlung: 17. Dezember 1986. Hauptdarsteller: Richard Cragun, George Daugherty, Valeri Panov,<br />

Galina Panova, Danilo Radojevic, Marianna Tcherkassky. Musik: George Daugherty nach Johann Strauss<br />

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(Sohn). Ballett-Fassung der Operette in der Choreographie von Ruth Page und Larry Long. Aufgeführt im<br />

Rialto Square Theatre in Chicago.<br />

Die Fledermaus (aka: The Bat; La Chauve-souris);<br />

BRD 1987, Regie: Brian Large.<br />

155 min (DVD). TV-Produktion (BR, Bayerischer Rundfunk; Übertragung: BBC). Erstsendung: 1. Januar<br />

1987. Hauptdarsteller: Wolfgang Brendel, Eberhard Wächter, Pamela Coburn, Janet Perry, Brigitte Fassbinder.<br />

Aufzeichnung der Silvester-Aufführung 1986 von Bayerischem Staatsorchester und Chor der<br />

Bayerischen Staatsoper in der Bayerischen Staatsoper München. Dirigent: Carlos Kleiber. Bühnenaufbau:<br />

Otto Schenk. Siehe auch: 1977<br />

.<br />

Die Fledermaus (aka: Die Fledermaus – La Stupenda’s Farewell Performance);<br />

Großbritannien 1990,Regie: John Cox (Bühne), Humphrey Burton (TV-Regie).<br />

197 min (255 min, DVD). TV-Produktion (BBC). Erstsendung: 31. Dezember 1990. Hauptdarsteller: Judith<br />

Howarth, Nancy Gustafson, Bonaventura Bottone, Louis Otey, John Dobson, Anthony Michaels-Moore,<br />

Eric Garrett, Jochen Kowalski. Gastauftritte: Joan Sutherland, Luciano Pavarotti, Marilyn Horne. Live-<br />

Übertragung der Aufführung von Die Fledermaus aus dem Royal Opera House, Covent Garden, anläßlich<br />

der Abschiedsvorstellung der australischen Sopranistin Joan Sutherland. Dirigent: Richard Bonynge.<br />

„Glücklich ist, wer vergißt“: Nicolaus Harnoncourt dirigiert „Die Fledermaus“;<br />

BRD 1999, Regie: Norbert Beilharz.<br />

90 (89) min. Dokumentarfilm. TV-Produktion der Floris Film für BR (Bayerischer Rundfunk) und WDR<br />

(Westdeutscher Rundfunk). Gesang: Wolfgang Brendel, Anton Scharinger, Olaf Bär, Herbert Lippert, Silvana<br />

Dussmann, Isabel Rey und Agnes Baltsa. Es spielen der Arnold Schoenberg Chor Wien und die Wiener<br />

Symphoniker unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Inszenierung: Jürgen Flimm. Aufgenommen<br />

bei den Wiener Festwochen im Mai 1999.<br />

Harnoncourt dirigiert hier die Fledermaus zum ersten Mal. – Norbert Beilharz dokumentiert die Entstehung<br />

dieser Fledermaus von den Anfängen bis zur Premiere szenisch und musikalisch. Im Mittelpunkt<br />

der Dokumentation steht das Finale des 2. Akts, in dessen Zenith die Silben „Erst ein Kuss, dann ein du“<br />

zur brüderlich-schwesterlichen Weltbeglückungsformel „Dui du“ ineinander fließen. (ARD/BR/WDR)<br />

Die Fledermaus (aka: Johann Strauss II: Die Fledermaus);<br />

Großbritannien 2003, Stephen Lawless (Bühnenregie), Francesca Kemp (TV-Regie).<br />

198 (183) min (DVD). TV-Produktion (BBC/Opus Arte/Glyndebourne Opera House). Aufnahmen der Aufführung<br />

vom 17. August 2003 des Glyndebourne Chorus und des London Philharmonic Orchestra unter<br />

der Leitung von Vladimir Jurowski im Glyndebourne Opera House, Lewes, Sussex. Es singen u.a.: Pär<br />

Lindskog, Lyubov Petrova, Pamela Armstrong, Thomas Allen, Ragnar Ulfung, Håkan Hagegård, Artur<br />

Korn, Malena Ernman, Udo Samel, Renée Schüttengruber. Choreographie: Nicola Bowie.<br />

Il pipistrello;<br />

Italien 2003, Regie: Tina Protasoni.<br />

93 (92) min. TV-Produktion (RAITRE/ RAITRADE/Teatro alla Scala). Nach der Fledermaus-Adaption La<br />

Chauve-souris von Roland Petit, einem Ballett in zwei Akten. Hauptdarsteller: Alessandra Ferri, Massimo<br />

Murru, Luigi Bonino, Mick Zeni, Giorgio Trucco. Es spielen der Corpo di Ballo del Teatro alla Scala und<br />

61


das Orchestra del Teatro alla Scala unter der Leitung von Kevin Rhodes. Arrangements: Douglas Gamley.<br />

Aufgenommen im Dezember 2003 im Teatro degli Arcimboldi, Mailand.<br />

Die Fledermaus;<br />

BRD 2012, Regie: Harald Serafin.<br />

180 min. TV-Aufführungsmitschnitt (3Sat) einer Aufführung der Seefestspiele Mörbisch unter Leitung<br />

von Helmuth Lohner.<br />

3.2 Eine Nacht in Venedig (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />

UA: 3. Oktober 1883.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

Deutschland/Ungarn 1934, Regie: Robert Wiene.<br />

82 min. Drehbuch: Robert Wiene. Musikbearbeitung: Ladislaus Angyal. Darsteller: Tino Patiera, Tina Eilers,<br />

Ludwig Stoessel, Oskar Sima, Lizzi von Balla.<br />

Operettenliebe zwischen einem romantischen Heldentenor und einer US-Dollarprinzessin in Venedig.<br />

Konventionelles musikalisches Lustspiel rund um und mit Melodien aus Johann Strauss‘ gleichnamiger<br />

Operette. (KIM)<br />

Die Nacht in Venedig;<br />

Deutschland 1942, Regie: Paul Verhoeven.<br />

95 min. Drehbuch: Walter Wassermann, C.H. Diller. Musik: Franz Doelle, Willi Lachner, Johann Strauss<br />

(Sohn). Darsteller: Heidemarie Hatheyer, Lizzi Waldmüller, Hans Nielsen, Harald Paulsen, Erich Ponto.<br />

Beim Gastspiel eines Berliner Operettenensembles in Venedig findet ein geschiedenes Sängerpaar wieder<br />

zusammen. Die frisch und charmant gespielte Liebeskomödie benutzt die Melodien, nicht aber die<br />

Handlung der gleichnamigen Strauss-Operette. Angenehme musikalische Unterhaltung. (KIM)<br />

Komm in die Gondel (DDR-Titel: Eine Nacht in Venedig);<br />

Österreich 1953, Regie: Georg Wildhagen.<br />

76 (90) min. Darsteller: Hans Olden, Jeanette Schultze, Peter Pasetti. Musik: Nico Dostal, Johann Strauss<br />

(Sohn).<br />

Amouröse Spiele und Verwechslungen zwischen Herrschaft und Gesinde auf dem Karnevalsball eines<br />

wegen seiner Affären berüchtigten venezianischen Herzogs. Schwerfällige und witzlose Verfilmung einer<br />

Johann-Strauss-Operette. (KIM)<br />

[Ausschnitte aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“];<br />

BRD 1952/53, (Bühnenregie:) Eduard Rogati, Curth Hurrle.<br />

12 min. Kurz-Dokumentarfilm. Produktion: Chronos-Film-Studio Frieseke & Hoepfner GmbH (München).<br />

62


Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1957, Regie: Ernst Markwardt.<br />

210 min. TV-Film (WDR). Darsteller: Elfie Mayerhofer, Eva Kasper, Sigrid Schmidt. Basierend auf einer<br />

Bühnenaufführung in Duisburg.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

160 min. TV-Dokumentation (ARD) einer Aufführung bei den Seefestspielen in Mörbisch.<br />

Eine Nacht in Venedig;<br />

BRD 1974 [1973], Václav Kaslík.<br />

96 min. TV-Film (ZDF). Darsteller: Anton De Ridder, Sylvia Geszty, Jon Piso, Julia Migenes, Cesare Curzi,<br />

Erich Kunz.<br />

3.3 Der Zigeunerbaron (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) //<br />

UA: 24. Oktober1885.<br />

Tonbilder:<br />

Als Tonbilder wurden mir bekannt Der Zigeunerbaron: Wer uns getraut (1907), der Internationalen Kinematograph-<br />

u. Lichtbild-Ges. (Berlin) sowie Der Zigeunerbaron: Schatzwalzer (1909) und Der Zigeunerbaron:<br />

Terzett (1910) der Messter’s Projection GmbH (Berlin).<br />

Der Zigeunerbaron (IT: The Gypsy Baron);<br />

Deutschland 1926/27, Friedrich Zelnik.<br />

2.606 m. Stummfilm. Darsteller: Lya Mara, Michael Bohnen, William Dieterle. Kinomusik: Pasquale<br />

Perris.<br />

Le Baron Tzigane;<br />

Frankreich/Deutschland 1935, Regie: Henri Chomette.<br />

105 min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Stars: Anton Walbrook [d.i. Adolf Wohlbrück], Jacqueline<br />

Francell, Gabriel Gabrio.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

Deutschland 1935, Regie: Karl Hartl.<br />

105 (112) min. Musikbearbeitung: Alois Melichar. Hauptrollen: Adolf Wohlbrück, Hansi Knoteck, Fritz<br />

Kampers und Gina Falckenberg.<br />

An die Theaterfassung angelehnt.<br />

Kurz-Dokumentarfilm.<br />

Zigeunerbaron-Ouverture;<br />

Österreich 1949, Regie: Franz Antel.<br />

63


Der Zigeunerbaron (Frankreich: Baron Tzigane);<br />

BRD 1954, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

105 min. Darsteller: Paul Hörbiger, Gerhard Riedmann, Margit Saad, Karl Schönböck. BRD 1954, Regie:<br />

Arthur Maria Rabenalt.<br />

Frz. Version: Baron Tzigane; 105 min. In französischer Sprache. Buch: Curt J. Braun. Darsteller: Georges<br />

Guétary, Margit Saad, Paul Hörbiger.<br />

Nach der Operette von Johann Strauss (Sohn): Als Sandor aus dem Krieg der Ungarn gegen die Türken in<br />

das Haus seines Vaters zurückkehren will, findet er ein völlig zerstörtes Gut vor. Um das Erbe wieder<br />

aufbauen zu können, sucht er nach dem Schatz seines Vaters und wird dabei von den Zigeunern des<br />

Dorfes unterstützt. Sie bewundern den ehrgeizigen und gutmütigen Mann und ernennen ihn bei einem<br />

Fest zu ihrem Schutzherrn. Besonders Saffi, ein junges Zigeunermädchen, ist sehr angetan von Sandor,<br />

und die beiden verlieben sich. Als jedoch die Hochzeit ansteht, greift die Staatsmacht hart durch… (filmportal.de)<br />

Der Zigeunerbaron (aka: Princesse tsigane);<br />

BRD/Frankreich 1962, Regie: Kurt Wilhelm.<br />

103 min. Drehbuch: Heinz Oskar Wuttig, Vineta Bastian-Klinger. Darsteller: Carlos Thompson, Heidi<br />

Brühl, Willy Millowitsch, Peer Schmidt. Gesang: Fritz Wunderlich, Herta Talmar. Musikbearbeitung: Rolf<br />

Wilhelm.<br />

Inhaltlich veränderte, mit zeitbezogenen Anspielungen versehene Fassung der Operette (harmlose Liebes-<br />

und Räuberromantik im überstilisierten Ungarn).<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD/Ungarn 1965, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

115 min. TV-Produktion (ARD). Buch: Ignaz Schnitzer. Darsteller: Rudolf Schock, Eberhard Wächter, Karl<br />

Schmitt-Walter.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD 1975, Regie: Arthur Maria Rabenalt.<br />

97 min. TV-Film. Darsteller: Wolfgang Brendel, Hans Kraemmer, Siegfried Jerusalem.<br />

Der Zigeunerbaron;<br />

BRD 2011, Brigitte Fassbaender.<br />

TV-Theaterfilm. Aufführung der Seefestspiele Mörbisch.<br />

3.4 Wiener Blut (Operette in 3 Akten, Johann Strauss, Sohn) // UA: 25. Oktober 1899.<br />

Tonbilder:<br />

Wiener Blut: Walzerduett (1909) und Wiener Blut: Briefduett (1909) sind Tonbilder der Messter’s<br />

Projection GmbH (Berlin).<br />

64


Wiener Blut;<br />

Deutschland 1942, Regie: Willi Forst.<br />

106 (111) min. Darsteller: Willy Fritsch, Maria Holst, Hans Moser. Im gleichen Jahr ausgezeichnet mit<br />

dem Premio della Biennale (Venedig). Musik: Johann Strauss (Sohn), Willy Schmidt-Gentner.<br />

Freie Verfilmung der Johann-Strauss-Operette. 1815 während des Wiener Kongresses wird ein deutscher<br />

Graf so sehr von der Lebensart der Wiener angesteckt, daß er fast seine Frau mit einer Balletteuse<br />

betrügt. Der Hofball aber bringt alles wieder ins Lot. (KIM)<br />

Wiener Blut;<br />

BRD 1972, Hermann Lanske.<br />

97 min. TV-Film (ZDF). Buch: Hugo Wiener, Hermann Lanske. Darsteller: Benno Kusche, René Kollo, Ingeborg<br />

Hallstein.<br />

3.5 Frühlingsluft (Operette in 3 Akten, Josef Strauss) // UA: 9. Mai 1903.<br />

Frühlingsluft ist eine Operette in drei Akten mit der Musik von Josef Strauss (1827 - 1870). Im Gegensatz<br />

zu seinem Bruder Johann hat Josef Strauss selbst nie eine Operette geschrieben. Das Werk entstand erst<br />

rund 30 Jahre nach seinem Tod. Ernst Reiterer hatte nach Josef Strauss‘ Walzern und anderen Tänzen<br />

die Musik zusammengestellt.<br />

Tonbilder:<br />

Unter dem Titel Frühlingsluft entstand 1908 ein Tonbild der Internationalen Kinematograph- u. Lichtbild-<br />

Ges. (Berlin). Außerdem wurden mir Frühlingsluft: Tanzduett (1909) und Frühlingsluft: Lied der Baronin<br />

der Messter’s Projection GmbH (Berlin) bekannt. Letzlich den Tonbildern zuzuordnen ist wohl auch der<br />

viel spätere Zweiminüter Duett aus Frühlingsluft (1930, Produktion: Walter Jerven, München).<br />

Frühlingsluft;<br />

Deutschland 1938, Regie: Carl Lamač.<br />

84 min. Drehbuch: Géza von Cziffra. Musik: Josef Strauss, Paul Hühn. Darsteller: Magda Schneider, Wolf<br />

Albach-Retty, Hilde von Stolz, Rudolf Platte.<br />

Auf Wunsch des von Geldsorgen geplagten Herzogs soll sein Neffe, Erbprinz Rudolf, standesgemäß heiraten.<br />

Doch der interessiert sich überhaupt nicht für die Pläne seines Onkels und arbeitet unter seinem<br />

bürgerlichen Namen als Ingenieur in einer Autofabrik. Da taucht ein gewisser Graf Rasumirski beim Herzog<br />

auf und erklärt ihm, die bekannte Operettendiva Vera Naldi sei in Wirklichkeit eine russische Prinzessin,<br />

die nichts von ihrer Herkunft wisse. Sie fassen den Plan, Rudolf mit ihr zu verkuppeln. Doch im<br />

Theater verliebt Rudolf sich nicht in die Sängerin, sondern in die Sekretärin. Stattdessen beginnt Rudolfs<br />

anderer Onkel, sich für Vera zu interessieren. Dann jedoch stellt sich heraus, dass Rasumirski ein Betrüger<br />

und Vera keine Prinzessin ist... (filmportal.de)<br />

Danke, dass Prof. Wulff uns diese Filmografie übermittelt hat: Sie wird nunmehr erstmals und für unser<br />

Magazin exklusiv und in der <strong>Webfassung</strong> aktualisiert in gedruckter Form vorgelegt. Eine Vollständigkeit<br />

ist derzeit (noch) nicht gegeben, nötige Ergänzungen nehmen Autor und Redaktion gern entgegen.<br />

Ingolf Roßberg für die Redaktion.<br />

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Gesehen – gehört – dabeigewesen: Rezensionen<br />

1. Wiener Walzer Bim<br />

Jungfernfahrt mit einer Oldtimer-Tramway auf der Wiener Ringstraße und Praterstern<br />

von Johannes Böck<br />

Schicken wir für die nicht-österreichischen Leser voraus: In Wien, Graz und Linz ist „Bim“ die liebevollumgangssprachliche<br />

Bezeichnung für „Straßenbahn“ (Wien: „Tramway“), wie in Bonn die „Bimmel“, oder<br />

Dresden „Glocke“ und in Hongkong schließlich „Ding dong“… D. Red.<br />

Ingrid Andrea BAGUS, die Fremdenführerin Quelle: www.wien-original.at<br />

Original-Flyer von „Original Wiener Touren“ von Ingrid Andrea BAGUS (Quelle: www.wien-original.at)<br />

66


In den Abendstunden des 11. Mai 2017 veranstaltete das „Museum der Johann Strauss Dynastie“ in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband der Eisenbahnfreunde (VEF) und der staatlich geprüften Wiener Fremdenführerin,<br />

Frau Ingrid Andrea Bagus, eine spezielle Rundfahrt mit einem alten Wiener Straßenbahnwagen.<br />

Es war ihre Idee, mit einer Wiener Oldtimer-Tramway die Sehenswürdigkeiten zu erkunden, welche<br />

von den Mitgliedern der Familie Strauss und Zeitgenossen mit Widmungen bedacht wurden – es<br />

sind dies nicht wenige… Grund für diese Idee ist der 150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An<br />

der schönen blauen Donau“ op. 314 von Johann Strauss (Sohn) aus dem Jahre 1867.<br />

Es fuhr ein Wagen der Type M der Wiener Verkehrsbetriebe, welcher 50 Jahre lang auf den Wiener Linien<br />

im regulären Betrieb eingesetzt war. Heute ist dieser Wagen im Besitz des Verbandes der Eisenbahnfreunde<br />

– Arbeitsgruppe Straßenbahn – und fährt im Rahmen von Sonderfahrten.<br />

M 4023 mit Beiwagen (hier beim Tramwaytag 2014 in Simmering) Foto: Johannes BÖCK<br />

Diese Route begann am Wiener Karlsplatz und führte über die Wiener Ringstraße und den Praterstern<br />

und wieder über die Wiener Ringstraße zum „Museum der Johann Strauss Dynastie“, wo der Gründervater<br />

dieses Museums und des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“, Herr Prof. Helmut Reichenauer, die Gäste<br />

begrüßte und in den Räumen des Museums einen ergänzenden Power-Point-Vortrag hielt.<br />

Wie eine Perlenkette reihen sich die Bauten an der Wiener Ringstraße und dem Wiener Prater jene Orte,<br />

welche mit Leben und Wirken der Familie Strauss in Verbindung gebracht wurden.<br />

Es begann mit dem Gebäude des Wiener Musikvereines auf dem Wiener Karlsplatz, von wo aus die Neujahrskonzerte<br />

der Wiener Philharmoniker in alle Welt übertragen werden. Erstes Hörbeispiel war demnach<br />

der Walzer „Freuet euch des Lebens“ op. 340 von Johann Strauss (Sohn). M 4023 fuhr am Denkmal<br />

für Fürst Schwarzenberg vorbei, der an der Völkerschlacht bei Leipzig beteiligt war. 1867 wurde auf dem<br />

nach ihm benannten Platz ein Denkmal enthüllt, an das der „Schwarzenberg-Monument“-Marsch<br />

op. 210 von Josef Strauss erinnert. Die Route führte zum Wiener Stadtpark, wo der Kursalon und das<br />

Denkmal für unseren Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) steht. Johann Strauss (Sohn) dirigierte hier und<br />

es wurde eine Polka uraufgeführt – „Sängerlust“ op. 328. Vorbei am Denkmal für Feldmarschall<br />

Radetzky – es war selbstverständlich der „Radetzky-Marsch“ op. 228 von Johann Strauss (Vater) zu hören<br />

– und der Urania-Sternwarte führte der Weg zum Praterstern. Auf diesem Weg wurde die Anlage<br />

des Praters erläutert und es war die „Steeple Chease“-Polka op. 43 von Josef Strauss zu hören. Der Bruder<br />

von Johann Strauss (Sohn) interessierte sich leidenschaftlich für den Pferdesport, denn auf dem Gelände<br />

des Wiener Praters steht die Wiener Trabrennbahn. Über die Heinestraße fährt der Oldtimer-<br />

Triebwagen zur Taborstraße. Bei der Karmeliterkirche führt der Weg zum Sperl, wo viele Werke von Jo-<br />

67


hann Strauss (Vater) (2/3 seiner Werke!) und seinen Söhnen Johann und Josef uraufgeführt wurden. Als<br />

Hörbeispiel wurde der „Cachucha“-Galopp op. 97 von Johann Strauss (Vater) gebracht, den dieser der<br />

Tänzerin Fanny Elßler widmete. Nach dem Sperl näherte sich der Wagen M 4023 dem Uraufführungsort<br />

des Walzers „An der schönen blauen Donau“ op. 314 unseres Meisters Johann Strauss (Sohn) – dem<br />

Dianabad-Saal. Über die Schwedenbrücke führt der Weg zum Schwedenplatz. Dort beginnt auch die<br />

Rotenturmstraße, die zum Wiener Stephansdom führt. Diese Straße erinnert an das Rotenturmtor, wo<br />

die Abbrucharbeiten der alten Wiener Stadtmauern begannen. Daran erinnert die „Demolierer“-Polka<br />

op. 269 von Johann Strauss (Sohn). Kaiser Franz Joseph I. erließ in einem Schreiben an Innenminister<br />

Bach den Befehl, die alten Stadtmauern abzureißen und an dieser Stelle eine Prachtstraße anlegen zu<br />

lassen – die Wiener Ringstraße. Der Bau der Wiener Ringstraße gehört zu den größten Leistungen des<br />

alten Österreich im Zeitalter Kaiser Franz Joseph I.<br />

Vorbei am Gebäude der Österreichischen Postsparkasse – Architekt war Otto Wagner, Hörbeispiel: „Mit<br />

Extrapost“, Polka schnell op. 259 von Eduard Strauss – fährt M 4023 wieder über den Ring zu jenem<br />

Platz, wo einst die Blumensäle der Gartenbaugesellschaft standen. Dort wurden zahlreiche Werke von<br />

Carl Michael Ziehrer und Josef Strauss uraufgeführt, wie zum Beispiel die berühmte Polka française<br />

„Feuerfest“ op. 269 von Josef Strauss. An der Wiener Oper vorbei, wo die Teilnehmer dieser Jungfernfahrt<br />

einige Takte der Ouvertüre zur „Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn) hörten, führte der Weg am<br />

Wiener Burggarten und dem Wiener Volksgarten vorbei, woran auch die „Beliebte Annen-Polka“ op. 137<br />

von Johann Strauss (Vater) erinnert.<br />

Beim Parlament hörten die Teilnehmer einige Takte des „Wahlstimmen“-Walzers op. 250 von Johann<br />

Strauss (Sohn), ehe beim Wiener Rathaus der Walzer „Wiener Bürger“ op. 419 von Carl Michael Ziehrer<br />

erklang. An der Wiener Universität vorbei fuhr die Oldtimer-Straßenbahn an der Votivkirche vorbei. Diese<br />

erinnert an ein Messerattentat auf Kaiser Franz Josef, welches dieser überlebte. Erzherzog Maximilian<br />

ließ als Dank für die Errettung seines Bruders diese Kirche erbauen.Architekt war Heinrich Ferstel. Der<br />

„Kaiser-Franz-Joseph-I.-Rettungs-Jubel“-Marsch op. 126 des 28jährigen Johann Strauss (Sohn) erinnert<br />

an diese Ereignisse. Bei der Wiener Börse erklang zum Abschluss dieser Fahrt die Polka „Von der Börse“<br />

op. 337 von Johann Strauss (Sohn).<br />

Es gäbe Vieles über die Ringstraße zu berichten – Beispiel der Brand des Ringtheaters (Marsch „Freiwillige<br />

vor“ von Johann Strauss (Sohn)) und das Hoch- und Deutschmeister-Denkmal (verschiedene<br />

Deutschmeister-Märsche und die Operette „Ein Deutschmeister“ von Carl Michael Ziehrer), aber dies<br />

würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen. An der Rossauer Kaserne vorbei fuhr M 4023 zur<br />

Station Schlickgasse, wo die Fahrt endete. Ein kurzer Weg führte zum „Museum der Johann Strauss-<br />

Dynastie“, wo der Gründervater, Herr Prof. Reichenauer die Teilnehmer der Tramway-Sonderfahrt begrüßte.<br />

Unter diesen Teilnehmern befanden sich Vertreter der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung (Frau Christine<br />

Lepedat) und der ehemalige Leiter der Gardemusik des österreichischen Bundesheeres, Herr<br />

Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer mit seiner Gattin. Den Verband der Eisenbahnfreunde – Arbeitsgruppe<br />

Straßenbahn – vertrat Herr Rudolf Windisch.<br />

Herr Prof. Reichenauer zeigte den anwesenden Besuchern in einem Power-Point-Vortrag die von der<br />

Oldtimer-Tramway angefahrenen Plätze, wie diese vor ca. 150 – 200 Jahren ausgesehen haben und führte<br />

dazu weitere Werke aus dem Schaffen der Familie Strauss vor, wie die Polka „Künstlergruß“ op. 274<br />

von Josef Strauss beim Musikverein oder der Walzer „Grüße an die Aula“ op. 233 von Eduard Strauss bei<br />

der Wiener Universität bzw. die „Rotunde“-Quadrille op. 360 von Johann Strauss (Sohn) für den Wiener<br />

Prater, denn die Rotunde war der größte Kuppelbau und das Wahrzeichen der Wiener Weltausstellung<br />

1873. In ihr hätte sogar die Peterskirche von Rom Platz gefunden.<br />

Nach dem Vortrag konnten die Besucher das Museum noch individuell besichtigen. Um ca. 20.00 Uhr<br />

ging ein ereignis- und erlebnisreicher Abend des 11. Mai 2017 zu Ende.<br />

68


Die nächsten geplanten Fahrten mit Beginn am Karlsplatz um 15 Uhr:<br />

- Samstag 20. Jänner 2018<br />

- Samstag 24. Februar 2018<br />

- Samstag 24. März 2018<br />

- Samstag 14. April 2018<br />

- Samstag 26. Mai 2018<br />

- Samstag 16. Juni 2018<br />

Anmeldungen unter bagus@wien-original.at oder unter der Telefonnummer +43 664 4<strong>56</strong> 12 48<br />

Schmissiges Operettenglück in Bad Ischl<br />

mit dem endgültigen Abschied des langjährigen Intendanten Prof. Dr. Michael Lakner<br />

Spritzige Aufführungen in Bad Ischl und ein „Neuer“ in der Intendanz<br />

von Manfred Drescher<br />

Wieder einmal ein besonderes Jahr für Bad Ischl und hier in erster Linie für das Lehár-Festival. Seit Mai<br />

diesen Jahres ist Michael Lakner Intendant in Baden bei Wien, hat es sich aber nicht nehmen lassen, zur<br />

Premiere von „Saison in Salzburg“ nach Bad Ischl zu kommen und auch bei der Premiere der „Lustigen<br />

Witwe“ war er anwesend und wurde ausgiebig geehrt.<br />

Für seine fast 14 Jahre in Bad Ischl bekommt er das Kulturehrenzeichen der Stadt Bad Ischl, die Kulturmedaille<br />

des Landes Oberösterreich und die Ehrenmitgliedschaft des Lehár-Festivals. Die diesjährige<br />

Saison ist ja auch noch von ihm bis ins letzte Detail durchgeplant worden, alles trägt noch seine Handschrift.<br />

Sein Nachfolger Thomas Enzinger wird es sicherlich nicht leicht haben aus den Fußstapfen zu<br />

treten, seine Ansprache vor der Premiere lässt aber darauf hoffen, dass es mit der Operettenseligkeit<br />

weitergeht, einige Farbtupfer des Musicals aber sicher dazukommen werden. Wünschen wir ihm alles<br />

erdenklich Gute für seinen Start und ein ganz großes Dankeschön an Michael Lakner für die zurückliegenden<br />

Jahre und ein herzliches Toi Toi Toi für seine neue umfangreiche Aufgabe in Baden bei Wien.<br />

Ich habe die Anwesenheit von Michael Lakner dazu genutzt, noch ein Abschiedsinterview mit ihm zu<br />

führen, welches an anderer Stelle abgedruckt wird. Lakner hat, wie ich schon einmal ausgeführt habe,<br />

Bad Ischl geprägt und es zu einem Vorzeigeoperettenzentrum gemacht. Ein recht großes Stückerl seines<br />

Herzens wird immer in Bad Ischl bleiben und er wird hier auch seinen Erstwohnsitz behalten. Servus,<br />

lieber Michael Lakner, und Grüß Gott, Thomas Enzinger. Möge die Operette – nicht nur in Bad Ischl –<br />

weiter blühen und gedeihen, denn sie erwärmt die Besucher und lässt sie für einige Stunden die Alltagssorgen<br />

vergessen – und was kann man schöneres von einer der schönsten Musikformen erwarten.<br />

„Saison in Salzburg“<br />

Die Showoperette „Saison in Salzburg“ erlebt in Bad Ischl ihre Premiere. Diese Revue-Operette ist in den<br />

letzten Jahrzehnten vielfach unterschätzt, kaum auf einem Spielplan gestanden. Und das ist schade, eine<br />

lustige annehmbare nachvollziehbare Handlung, ein ganzer Reigen wunderschöner eingängiger Melodien,<br />

und wenn es noch gesanglich toll dargeboten wird, steht dem Erfolg nichts im Wege. Und bei der<br />

heutigen Premiere trifft all das zu. Der Regisseur Gernot Kranner hat die Operette in einer langjährigen<br />

Arbeitstour umgeschrieben, neue Personen hinzugefügt, Dialoge geändert, am Ende mehr Brautpaare<br />

auf die Bühne gestellt, als ursprünglich vorgesehen, und er hat eines erreicht, eine spritzige, keinen<br />

Moment langweilige, schmissige und mitreißende Operette auf die Bretter, die die Welt bedeuten gebracht,<br />

für ein mitgehendes, starken, fast euphorischen Applaus spendierenden Publikums.<br />

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Zu einer überzeugenden Regiearbeit<br />

gehören bunte, frische Kostüme und<br />

hier hat Alexandra Brandner eine tolle<br />

Leistung abgeliefert. So bunt, abwechslungsreich,<br />

farbig und überzeugend<br />

ging schon lange keine Operette<br />

mehr über die Bühnenbretter.<br />

Am Schluss noch ein Auftritt der<br />

Goldhaubenfrauen und das Publikum<br />

ist nur noch begeistert. Die Choreographie<br />

von Rita Sereinig, das einfallsreiche<br />

Bühnenbild, mit ganz wenigen<br />

Requisiten auf die Bühne gestellt von<br />

Herwig Libowitzky und die exzellente<br />

Choreinstudierung von Gerald Krammer,<br />

sorgen dafür, dass alles nicht<br />

zusammengestoppelt, sondern wie<br />

Bild 1: Thomas Zisterer, Theresa Grabner<br />

aus einem Guss wirkt. Man lässt sich<br />

unbeschwert mitreißen und erfreut sich an der Leichtigkeit und Schmissigkeit dieser leider viel zu selten<br />

gespielten Operette.<br />

Auf etwas hätte man jedoch gerne verzichten können, auf die Microports (die in der „Lustigen Witwe“<br />

Gott sei Dank nicht zum Einsatz kommen), die aus meiner Sicht in keinster Weise notwendig gewesen<br />

wären und immer etwas störend wirken. Und noch etwas hat störend gewirkt. Vor mir saßen zwei ganze<br />

Reihen von Honoratioren, und einige davon haben sich fast ohne Pause während der Aufführung mit<br />

ihren Partnerinnen ausgetauscht und unterhalten. Wenn man schon nicht viel von Operette versteht,<br />

aber hingehen muss, einmal weil man Ehrenkarten hat und zum anderen weil man gesehen werden will,<br />

dann sollte man wenigstens während der Aufführung den Mund halten, das gehört zu den einfachsten<br />

Anstandsregeln und ist den zahlenden Operettenliebhabern gegenüber eine Rücksichtslosigkeit. Ich<br />

werde so ein Verhalten nie verstehen.<br />

Bild 2: Alexander Kaimbacher, Monika Rebholz<br />

Die Geschichte der Operette ist eigentlich<br />

schnell erzählt. Das renommierte<br />

Hotel Mirabell bekommt Konkurrenz<br />

durch die zu versteigernden Gasthöfe<br />

„Salzburger Nockerl“ und „Zum Blauen<br />

Enzian“. Wer ist die beste Nockerlköchin,<br />

dies zieht sich durch das ganze<br />

Stück. Da ist die Liebesgeschichte der<br />

Mehlspeisköchin Steffi mit ihrem Rennfahrer<br />

Frank Rex sowie der Mehlspeisköchin<br />

Vroni mit ihrem Toni, dem ersteigerten<br />

Besitzer des „Zum Blauen Enzian“.<br />

Da ist die Liaison von Erika Dahlmann,<br />

deren Vater eine Autoreifenfabrik<br />

hat mit Max Liebig einem Parfümfabrikanten<br />

aus der Schweiz. Da ist der raffgierige<br />

Wirt des Mirabell, Alois Hinter-<br />

moser, die Suche nach dem Rezept der besten Nockerl, und das Gspusi von Friedrich Wilhelm Knopp,<br />

des Chefmechanikers bei Frank Rex mit Helen, der Kellnerin im „Salzburger Nockerl“.


Dies alles zieht sich durch die Geschichte, in die Olga Rex, die Inhaberin der Rex-Autofabrik auch noch<br />

klärend eingreift. Und bis alle als Paare auf der Bühne stehen, vergehen etliche Missverständnisse und<br />

Irrungen und Wirrungen. Also, etwas durcheinander, aber es macht einfach Spaß, dem allen zu folgen.<br />

Schwungvoll, leidenschaftlich, alles im Griff habend, die Feinheiten der Partie erkennend und herausarbeitend,<br />

immer auch auf die Sänger Rücksicht nehmend, lässt der Wiener Marius Burkert temperamentvoll<br />

das vorzügliche Franz-Lehár-Orchester frisch und klangvoll aufspielen. Man hat den Eindruck,<br />

dass dieser Klangkörper von Jahr zu Jahr immer besser wird. Den Chor und die Tänzer habe ich ja schon<br />

gewürdigt, klasse, schwungvoll, überzeugend, eine ausgezeichnete Leistung.<br />

Bild 3: Paul Schmitzberger, Alexander Kaimbacher, August Schram,<br />

Adelheid Brandstetter, Roman Martin, Thomas Zisterer<br />

Auch die gesanglichen Leistungen sind an diesem Abend wirklich wie aus einem Guss, es gibt keinen<br />

Aus- und keinen Abfall. Man merkt, dass sich hier eine kleine Truppe verschworener Künstler zusammengefunden<br />

hat, die sich auch untereinander gut verstehen müssen, denn sonst wäre eine solche homogene<br />

Leistung nicht zu erreichen. Es ist sehr schwer, irgendjemand nach vorne zu stellen, alle sind auf<br />

ihrem Platz über dem Durchschnitt. Deshalb möchte ich kurz auf jeden der Hauptsolisten eingehen.<br />

Als erstes sei Alois Walchshofer in der kleinen Rolle des Alois Hintermoser, Direktor des Hotel Mirabell,<br />

genannt. Bei ihm geht es mir wie bei einer sehr guten Flasche Wein, je länger sie liegt, desto besser wird<br />

sie. Was er aus dieser kleinen Rolle herausholt, ist schon toll. Der Sänger, der in Linz geboren wurde, hat<br />

ein überragendes spielerisches Potential, dazu kommt ein voller, kräftiger, runder und stimmschöner<br />

Bariton, den man gerne mit mehr hören möchte. Als Steffi ist die in Murnau in Deutschland geborene<br />

Sopranistin Monika Rebholz zu hören. Sie legt die Partie etwas dramatisch, opernhaft an, dies kann aber<br />

auch ein Regieeinfall sein. Ihr schöner, durchschlagskräftiger und höhensicherer Sopran überzeugt jedoch<br />

in allen Bereichen. Ihr schwärmerischer Anschmachter ist als Autorennfahrer Frank Rex der in Villach<br />

geborene Tenor Alexander Kaimbacher. Sein gutsitzender höhensicherer Tenor ist jeder Situation<br />

gewachsen, mit robuster, kräftiger, aber auch stimmschöner Höhe weiß er das Publikum und auch Steffi<br />

zu überzeugen.<br />

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Bild 4: Roman Martin, Uschi Plautz, Alexander Kaimbacher<br />

Die Mehlspeisköchin Vroni Staudinger wird von der jungen Salzburger Sopranistin Theresa Grabner verkörpert.<br />

Überzeugend und locker spielend, kann sie auch einen leichten, leuchtenden und warmen Sopran<br />

vorweisen, mit dem sie ihren Toni umgarnt. Schwungvoll wird sie gesanglich und darstellerisch mit<br />

zum Dreh- und Angelpunkt der Operette. Ihr ebenbürtiger Partner ist der lyrische Bariton, von seiner<br />

Stimmlage aber fast schon ein Tenorbuffo, der aus dem Zillertal stammende Thomas Zisterer. Er ist in<br />

Bad Ischl kein Unbekannter und ebenso wie Theresa Grabner ein eindeutiger Publikumsliebling. Sein<br />

ausdrucksstarker, kräftiger, beweglicher, stimmschöner und hoher Bariton wickelt das Publikum nur so<br />

um den Finger, ebenso wie sein frisches, unverkrampftes Spiel. Man hat richtig Spaß daran, der Vroni<br />

und dem Toni zu lauschen.<br />

Die Tochter des Autoreifeninhabers Erika Dahlmann wird von der Linzer Sopranistin Adelheid Brandstetter<br />

verkörpert. Sie, die schon länger auf den Theaterbrettern steht, hat im kleinsten Finger eine Musikalität,<br />

die seinesgleichen sucht. Ihr voller, stimmschöner Sopran weiß in jedem Moment zu überzeugen,<br />

ihr Spiel ist ohne Fehl und Tadel. Ihr, sie bis zur Raserei begehrende Parfümfabrikant aus der Schweiz, ist<br />

der in Luzern in der Schweiz geborene Tenor August Schram. Seine Darstellung des liebestollen Schweizers<br />

sorgt im Publikum immer wieder für große Heiterkeit und Gelächter, er legt sich so richtig in die<br />

Rolle hinein. Mit seinem schönen, vollen und kräftigem Tenor kann er ebenfalls überzeugen, versprüht<br />

hierbei eine Menge Glanz und füllt die Rolle bis in die letzte Faser aus.<br />

Das letzte Pärchen, Friedrich Wilhelm Knopp, der Chefmechaniker und die Kellnerin Helen sind ebenfalls<br />

rollendeckend besetzt. Die junge Irene Peios, die Ihre Wurzeln in Griechenland und in der Schweiz hat,<br />

gestaltet die kleine Rolle der Helen mit zartem, schönem leuchtendem Sopran und einem gefälligen<br />

Spiel und als Knopp glänzt der Mann für alle Fälle, ein Hansdampf in allen Gassen, der Wiener<br />

Tenorbuffo Roman Martin. Er wirbelt nur so auf der Bühne herum, zeigt ein mehr als überzeugendes<br />

Spiel und kann auch mit seinem warmen und beweglichen Tenor vollauf überzeugen. Als Olga Rex, die<br />

Autofabrikinhaberin kann Uschi Plautz, die in London geborene und in Graz aufgewachsene Schauspielerin<br />

und Sängerin das Publikum überzeugen. Sie macht aus ihrem doch kleineren Auftritt eine Paraderolle<br />

und kann viel Beifall ernten.<br />

Als Christian Dahlmann weiß Paul Schmitzberger zu überzeugen, ebenso wie Giuseppe Preims als Notar<br />

Dr. Koller. Insgesamt eine fröhliche, schwungvolle und schmissige Operette, die das Publikum mitreißt<br />

und zu langanhaltendem verdientem Beifall führt. Zwei Schlager Raymonds, „Ich hab das Fräulein Helen<br />

baden sehn“ und „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“ gliedern sich nahtlos in das Geschehen<br />

ein und verstärken den positiven Eindruck noch. So macht Operette Spaß.<br />

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„Die lustige Witwe“<br />

Am nächsten Tag war ich in der ersten Aufführung nach der Premiere von „Die Lustige Witwe“ und es<br />

hat wieder einmal großen Spaß gemacht. Die Geschichte von der schwerreichen Hanna Glawari, die von<br />

Graf Danilo Danilowitsch nicht geheiratet werden kann, wegen des Standesdünkels und die durch eine<br />

kurze und reiche Heirat jetzt ebenbürtig ist, ist doch zu schön. Baron Mirko Zeta fleht den Grafen an die<br />

Witwe zu heiraten, um ihre Millionen für das Vaterland, welches an der Pleite entlangschrammt, zu retten,<br />

doch er ist viel zu stolz, um dies zu tun. Er will aber alle Verehrer, die die Millionen erringen könnten<br />

beiseiteschaffen. Der größte Rivale ist dabei der heimliche Liebhaber von Valencienne, der Gattin von<br />

Baron Mirka, Camille de Rosillon. Der Baron deckt die geglaubte Untreue seiner Gattin auf, will sich<br />

scheiden lassen und die Witwe heiraten. Sie erklärt, dass dann die Millionen futsch sind und dies ist der<br />

Moment, wo ihr Danilo endlich seine Liebe gesteht. Nun ja, das Vermögen erbt laut Testament der neue<br />

Ehemann und Baron Mirko liest auf dem Fächer seiner Frau, dass sie eine anständige Frau ist. Alles löst<br />

sich in Wohlgefallen auf und alle sind zufrieden.<br />

Bild 5: Reinhard Alessandri, Regina Riel<br />

Die Regie, Choreographie und das Licht-Design liegen in den Händen von Leonard Prinsloo, einer Ikone<br />

von Bad Ischl und er macht seine Sache gewohnt gut, klar und schnörkellos. Mit vielen Tanzelementen<br />

versehen erzählt er die wohlbekannte Geschichte mit Geschmack und verständlich. So macht die Operette<br />

einfach wieder Spaß. Warum um alles in der Welt aber die Handlung völlig unnötig in die 70er Jahre<br />

verlegt ist, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Viele Anspielungen, die in das beginnende 20. Jahrhundert<br />

gehören, verlieren dadurch ein bisschen ihre Wirkung. Und noch etwas missfällt mir persönlich.<br />

Er lässt vor allem den Baron Mirko Zeta wie ein Puppenkasperl herumalbern und sich ständig verrenken,<br />

ebenso wie den armen Njegus und hier hat er dem Gaul für mich ein bisschen zu viel Zucker gegeben.<br />

Die beiden haben genug schauspielerisches Potential und Talent um auf solche Albernheiten nicht angewiesen<br />

zu sein. Dem Publikum jedoch gefällt es, welches sich manchmal fast vor Lachen auf die<br />

Schenkel klopft. Dieser Einwand ist aber, zugegebenermaßen, ein etwas beckmesserischer Einwand und<br />

es fällt auch nicht so sehr ins Gewicht.<br />

Auch das stimmige Bühnenbild und die Kostüme von Monika Biegler wissen zu überzeugen. Die Bühne<br />

ist sparsam mit Kulissen belegt, manchmal reichen herabhängende Glitzerstreifen oder ein nur angedeu-<br />

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teter Pavillon aus, um die notwendige Stimmung auf die Bühne zu zaubern. Die Kostüme sind ein Fest<br />

für das Auge, sind bunt, freundlich, farbenreich und vielfältig. Man kann sich richtig daran ergötzen.<br />

Das ausgezeichnet aufgelegte Franz-Lehár-Orchester, welches schon am Vortag eine exzellente Leistung<br />

bot, ist erneut spritzig, feurig, einfühlsam. Dies liegt zu einem großen Teil natürlich auch an László<br />

Gyükér. Er formt und fordert seine Musiker, er lässt die herrliche Musik von Franz Lehár aufblühen und<br />

strömen, er umschmeichelt zurückhaltend seine Sänger, die dadurch noch mehr zur Geltung kommen<br />

und er ist für mich einer der kompetentesten Operettendirigenten, die wir momentan haben und er<br />

kann wieder einmal einen großen Abend bzw. Nachmittag mit seinen Musikern verbuchen. Dem schließt<br />

sich auch der ebenfalls äußerst gut eingestellte Chor des Lehár-Festivals Bad Ischl an, immer präsent,<br />

immer auf dem Punkt da, präzise einstudiert von Gerald Krammer.<br />

Bild 6: Verena Barth-Jurca<br />

Nun aber zu den Sängern der Aufführung und da gibt es ebenfalls nur Gutes zu berichten. Kein Ausfall,<br />

bis in die kleinsten Wurzenrollen rollendeckend besetzt, es macht einfach Spaß dem gut gelaunten Ensemble<br />

zu lauschen. Und auch heute steht eine Mannschaft auf der Bühne, bei welcher man den Eindruck<br />

hat, dass jeder für jeden da ist und die Spiel- und Sangesfreude vermittelt sich unmittelbar dem<br />

begeistert mitgehenden Publikum.<br />

Als Hanna Glawari trumpft die unumstrittene Operettendiva von Bad Ischl, Regina Riel mächtig auf. Nun<br />

ist sie bereits zum vierten Mal in Folge in Bad Ischl und sie ist einfach die Primadonna Assoluta. Die<br />

niederösterreichische Ausnahmesopranistin wartet mit zarten Spitzentönen, feurigen Ausbrüchen auf<br />

und ihr warmer, voller, ausdrucksstarker Sopran weiß einfach nur in jedem Moment zu überzeugen.<br />

Einer von vielen Höhepunkten ist ihr Vilja-Lied, welches sie mit Bravour bewältigt. Sie baut es richtig auf,<br />

lässt die Töne in den schönsten Farben erblühen, bis sie mit einem fulminanten Schlusston das Publikum<br />

zu wahren Beifallsstürmen hinreißt. Auch darstellerisch ist sie mit jedem Jahr besser geworden, ihr lebendiges<br />

überzeugendes Spiel erfreut das anwesende Publikum.<br />

Und natürlich ihren kongenialen Partner als Graf Danilo Danilowitsch, den in Bad Ischl wohlbekannten<br />

österreichischen Tenor Reinhard Alessandri. Durchschlagskräftig, mit leuchtender, bombenfester und<br />

strahlender Höhe versehen, zeichnet er das Bild des charmanten Schwerenöters, der in den Grisetten<br />

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seinen Lebensinhalt hat bis, ja bis die Liebe zu Hanna wieder erwacht. Stimmlich und optisch ist er eine<br />

Idealbesetzung des leidenschaftlichen Lebemanns, dem der Champagner besser schmeckt wie die Arbeit.<br />

Als Valencienne, die treue-untreue Frau des Baron Zeta ist Verena Barth-Jurca, eine junge in Sibiu in<br />

Rumänien geborene, aber in Nürnberg aufgewachsene Idealbesetzung. Stimmlich mit zartem, dennoch<br />

durchschlagskräftigem, schönem und silbrigem Sopran versehen, bringt sie mit frivolem und aufreizendem<br />

Spiel den Puls vieler im Publikum sitzender Herren zum schnelleren Schlagen. So mancher möchte<br />

da an Stelle des Camille de Rosillon sein, der von dem in Wien geborenen Tenor Clemens Kerschbaumer<br />

verkörpert wird. Und er holt aus der relativ schweren Partie das äußerste heraus. Sein strahlender, jede<br />

Höhe mühelos meisternder mit metallischem Timbre versehener Tenor bringt nicht nur Valencienne<br />

zum Schmelzen. Ein klangvoller, stimmschöner, nie ermüdender, leicht ansprechender und mit mühelosen<br />

Höhen versehener Tenor, wie ich ihn schon lange nicht gehört habe. Zwei Paare auf der Bühne, die<br />

sich in nichts nachstehen, ein Glücksfall für Bad Ischl und ein Glücksfall für das begeisterte Publikum.<br />

Bild 7: Robert Herzl, Reinhard Alessandri, Steven Scheschareg<br />

Als Baron Mirko Zeta weiß der in Brooklyn/New York geborene Sohn österreichischer Eltern, Steven<br />

Scheschareg zu überzeugen. Sein warmer und voller Bariton meistert alle Passagen mühelos und darstellerisch<br />

weiß er mehr als zu überzeugen. Eine über dem Durchschnitt liegende Leistung. Als Militärattaché<br />

Njegus hat Robert Herzl die Lacher des Publikums und auch deren Zuneigung auf seiner Seite. Und<br />

so kalauert er sich mit Bravour durch seine Rolle.<br />

Der hervorragende Tenorbuffo Roman Martin als Raoul de St. Brioche macht das Beste aus seiner kleinen<br />

Rolle. Er, der schon am Vortag auf der Bühne gestanden war, ist als geborener Wiener hier in seinem<br />

Element, darstellerisch macht er aus der kleinen Rolle das Optimale. Ebenso wie der Wiener Tenor<br />

und Schauspieler Wolfgang Gerold als Vicomte Cascade. Die hervorragende Darsteller- und Sängerriege<br />

ergänzen ohne Fehl und Tadel Giuseppe Preims als Gesandtschaftsrat Kromov und Dorli Buchinger als<br />

seine Frau Olga, ebenso wie Valentin Trandafir als Oberst in Pension Pristschitsch.<br />

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Bild 8: Verena Barth-Jurca, Regina Riel, Reinhard Alessandri, Robert Herzl<br />

Auch diese beiden Aufführungen haben wieder einmal gezeigt, dass das eigentliche Mekka der Operette<br />

in Bad Ischl liegt und wenn sie so vollendet dargeboten wird, wird auch das Publikum weiterhin in die<br />

Vorstellungen strömen. Der Aufenthalt in Bad Ischl hat einfach Spaß gemacht. Michael Lakner alles erdenklich<br />

Gute in Baden und möge er dies auch zu neuen Höhen bringen und ein ganz herzliches Toi Toi<br />

Toi dem Regisseur, Autor und Schauspieler Thomas Einzinger, dem neuen Intendanten von Bad Ischl, der<br />

im nächsten Jahr hoffentlich für Überraschungen sorgt.<br />

Besuchte Vorstellung: Premiere von „Saison in Salzburg“ am 22. Juli 2017 und „Die Lustige Witwe“, am 23. Juli<br />

2017 –Bilder www.fotohofer.at, Bad Ischl<br />

Eine „Musical-Comedy“ lässt ihr Publikum in die Jugendjahre<br />

zurückwandern und abrocken<br />

Die Coburger Sommeroperette auf der Waldbühne in Heldritt wird zur Nostalgieshow:<br />

Laut, schrill, unkonventionell und so ganz und gar nicht operettisch<br />

von Manfred Drescher<br />

In diesem Jahr hat mich die Coburger Sommeroperette vor ein großes Problem gestellt. Ursprünglich<br />

war „Die Fledermaus“ angekündigt und dann Programmwechsel. Auf der wunderschönen Waldbühne<br />

der Coburger Sommeroperette wird ganz überraschend die Musical-Comedy „The Blues Brothers in<br />

Prison“ gezeigt. Es kostet viel Überredungskunst meiner Freunde, mit denen ich nach Heldritt fahre, um<br />

meine Voreingenommenheit in den Hintergrund zu drängen und mich dazu zu bewegen nach Heldritt zu<br />

fahren. Um es gleich vorwegzunehmen, ich habe es nicht bereut. Doch der Reihe nach.<br />

Die überaus engagierte, rührige und äußerst erfolgreiche Produktionsleiterin Adelheid Frankenberger<br />

hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass in Heldritt Operette auf höchstem Niveau gespielt worden<br />

ist. Sie holt Ausnahmekünstler zu einem Honorar auf die Waldbühne, für die sie woanders nicht einmal<br />

eine Stunde auftreten würden. In dem in Wien erscheinenden Magazin „Festspiele“ rangiert die Sommeroperette<br />

Coburg im letzten Jahr in der Abteilung Operette und Musical auf dem sensationellen vierten<br />

Platz, nach den Seefestspielen Mörbisch, dem Lehár-Festival Bad Ischl und dem Operettenfest Baden<br />

bei Wien und somit auf Platz 1 in Deutschland. Ich habe dies im letzten Jahr schon geschrieben,<br />

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aber es ist so grandios, dass man es immer wieder wiederholen sollte. Es ist so sensationell, dass Coburg<br />

und das ganze Coburger Land in Ehrfurcht erstarren und so viel Fördermittel wie nur möglich aus allen<br />

möglichen Töpfen zur Verfügung stellen müssten, damit diese überragende Auszeichnung keine Eintagsfliege<br />

bleibt.<br />

Na ja, ich habe mich zwar nicht damit abgefunden, aber es als feststehend zur Kenntnis genommen,<br />

dass in Coburg der Prophet im eigenen Land nichts gilt und dass im Coburger Raum die Operette momentan<br />

auf verlorenem Posten steht. Das Publikum sieht es Gott sei Dank vollkommen anders und das<br />

sollte auch einmal die Region begreifen und ihr zu denken geben. Um das hervorragende Niveau der<br />

Coburger Sommeroperette auf Dauer zu halten, zu stärken und zu festigen, erfordert es keiner jährlichen<br />

Zuschusskrumen, die auch für eine solide Planung problematisch sind, sondern einer andauernden<br />

gleichbleibenden Unterstützung auf breiter Ebene. Vielleicht werde ich es ja eines Tages noch erleben,<br />

dass hier ein Umdenken stattfindet. Die Operette (Gott sei Dank ab nächstem Jahr wieder auf dem Programm)<br />

und die Verantwortlichen der Coburger Sommeroperette haben es mehr als verdient.<br />

Bild 1: Thomas Gerber, Ron Williams, Karsten Kenzel<br />

Auch heute muss ich wieder einmal auf eine kleine Besonderheit in Heldritt hinweisen und dies tue ich<br />

mit besonderer Freude. Eine Besonderheit, die meine Pfunde immer etwas in die Höhe schießen lassen,<br />

aber das weiß ich von vornherein und stelle mich darauf ein. Man kann hier in wunderschönem Ambiente<br />

lukullische Köstlichkeiten der Region zu sich nehmen und sich mit diesen Schmankerln auf die bevorstehende<br />

Aufführung einstimmen. Auch das gehört hier zum Theatererlebnis einfach dazu und hebt die<br />

Sommeroperette auch in dieser Beziehung von anderen Spielorten ab. Die Bewirtung übernehmen ehrenamtliche<br />

Helfer, so wie die Ehrenamtlichkeit der gesamten Sommeroperette im Vordergrund aller<br />

Arbeiten steht, ohne das wäre all diese Arbeit auch nicht zu stemmen. Auch deshalb ist eine besondere,<br />

regionale und überregionale feststehende finanzielle Hilfe einfach zum Überleben dieser einmaligen<br />

Einrichtung erforderlich.<br />

Nun, im letzten Jahr wurden wir auf der Waldbühne von einem ganz tollen „Fidelen Bauer“ verwöhnt<br />

und deshalb war ich ja so gespannt auf die angekündigte „Fledermaus“, die ich auch als stv. Vorsitzender<br />

der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ mit besonders kritischen Augen und Ohren verfolgen wollte<br />

– Pustekuchen – Programmänderung. Die „Fledermaus“ soll nun im nächsten Jahr zum 25jährigen<br />

Bühnenjubiläum aufgeführt werden und ich gebe gerne zu, dass ich mich darauf ganz besonders freue.<br />

Doch nun zur heutigen Aufführung.<br />

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Bild 2: Karsten Kenzel, Ron Williams, Thomas Gerber<br />

Der Autor Thomas Elben hat die Handlung des berühmten Films „Blues Brothers“ von 1980 anders geformt<br />

und vollkommen im Gefängnis spielen lassen. Man hat gar nicht erst versucht eine große schlüssige<br />

Handlung zu ersinnen, die alles wiedergibt, sondern man hat um die Songs und Musizierbereiche eine<br />

lockere Handlung gesponnen. Die eigentliche Hauptperson ist der Gefängnisdirektor (auch in der Rolle<br />

des Hausmeisters und des Gefängnisarztes) in der Gestalt von Ron Williams als unumstrittener Stargast<br />

der gesamten Produktion. Daneben sind noch die beiden Bluesbrothers, ihr ungeschickter Anwalt Sline<br />

mit seiner Adjutantin, die beiden Gefängniswärterinnen und Etta, die Henkerin die weiteren Darsteller<br />

des Geschehens.<br />

Bezeichnend ist ja schon, dass im Programmheft keinerlei Handlungsbeschreibung enthalten ist, einfach<br />

deshalb, weil sie neben den Songs und Ohrwürmern nachrangig ist. Die Uraufführung erfolgte bei den<br />

Alzenauer Burgfestspielen 2016, von denen die meisten Akteure auch heute in Heldritt dabei sind. Im<br />

Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen werde ich auf die einzelnen Protagonisten nur ganz grob<br />

eingehen.<br />

Dazu kommt, dass mich diese Art von Musik nicht so toll anspricht und ich mit „normalem Gesicht“ neben<br />

meinen wie wild rockenden und zuckenden Freunden auf den Plätzen um mich sitze, ohne Zucken,<br />

ohne Kopfwackeln. Das führt dazu, dass mich Ron Williams, indem er auf mich zeigt und seine Mundwinkel<br />

nach oben schiebt, auffordert, doch auch endlich in den Rausch der Musik einzusteigen. Gut, ich<br />

bemühe mich dann etwas mehr, aber so ganz ist es doch nicht meine Welt, aber das ist natürlich mein<br />

persönliches Problem.<br />

Auch kenne ich fast keinen der Songs, was meine Mitreisenden fast schon erschüttert. Nun gut, zugeben<br />

muss ich, dass alles mitreißend und doch schon sehr unterhaltend ist, wenn auch durch eine gewisse<br />

Übersteuerung der Musikanlage das Ganze für mich etwas zu laut und damit zu wenig zu verstehen ist.<br />

Also ein Orchester im eigentlichen Sinn gibt es bei der heutigen Aufführung nicht. Die „Prison Band“<br />

spielt im Orchestervogelhaus über den Köpfen des Publikums die Prison Band und die Jungs machen<br />

ihren Job wirklich recht gut. Fetzig, schmissig, mitreißend, manchmal ein bisschen zu laut und überdreht,<br />

aber immer gefällig, spielen die sechs Musiker unter der Leitung von Christoph Gerz, der auch an den<br />

Keyboards sitzt. An der Gitarre Gabor Racz, an den Saxophonen Valentin Huber und Alexander Jung, am<br />

Bass Jan-Nicolai Schmidt, an der Trompete Steffen Mathes und am Schlagzeug schließlich Tobias Vogelsang.<br />

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Bild 3: Ben Schobel, Amina Marjam Liedtke<br />

Nun aber zu den einzelnen Akteuren. Regie führt Ulrich Cyran und er macht es schnörkellos und mit<br />

einfachen Mitteln. Unterstützt von der Choreographie von Ben Schobel und dem Bühnenbild von Matthias<br />

Winkler. Den Sängern merkt man an, dass sie großen Spaß an ihren Rollen haben. Sie knien sich<br />

richtig hinein und geben teilweise mehr als ihr Bestes um die bekannten Songs über die Rampe zu bringen.<br />

Hier ist natürlich an erster Stelle der in Kalifornien geborene Ron Williams zu nennen, der übrigens<br />

für dieses Musical zwei Songs komponiert hat. Ron Williams ist das, was man gemeinhin als „Bühnensau“<br />

oder „Rampensau“ im allerbesten Sinn bezeichnet. Er hat über 800 Fernsehauftritte als Gast und<br />

über 300 eigene Sendungen im deutschsprachigen Raum hinter sich. Wenn er über die Bühne rockt,<br />

kann keiner glauben, dass er bereits über 75 Jahre alt ist. Bei ihm scheint die Zeitmessung stehengeblieben<br />

zu sein. Mit rauer, vollmundiger und volltönender Stimme ist er der Mittelpunkt der Aufführung,<br />

mit seiner „Röhre“, man gestatte mir den Ausdruck, füllt er das Rund der Waldbühne. Wie er zeitlos diese<br />

Bühne für sich vereinnahmt und die Zuschauer für sich einnimmt, das ist schon beeindruckend.<br />

Als Jolient Jake Blues gibt Karsten Kenzel sein Bestes und als sein Bruder Elwood J. Blues steht ihm<br />

Thomas Gerber in nichts nach. Die beiden ergänzen sich vorzüglich, sind gut bei Stimme und auch darstellerisch<br />

gibt es keinerlei Einschränkungen. Als Wärterin Nancy Charles weiß Dorothee Streich sowohl<br />

mit ihrer Stimme als auch mit ihrer überzeugenden Darstellung zu beeindrucken. Gut aufgelegt, ein anwaltlicher<br />

Hans Dampf in allen Gassen und durch seine Spontanität von folgenschweren Fehlentscheidungen<br />

nicht gefeit, ist Ben Schobel als Anwalt Bernie Sline eine Type für sich. Als Voodoo-Hexe und<br />

Oberin überzeugt als seine Assistentin Amina Marjam Liedtke in jeder Beziehung. Keinerlei stimmlichen<br />

oder darstellerischen Ausfälle bei der kompletten Truppe. Als Etta die Henkerin setzt Mandy Menz eine<br />

äußerst beeindruckende Stimme ein, die die Waldbühne bis in den letzten Winkel mühelos ausfüllt. Als<br />

Tänzerinnen und im Chor können sich Nathalie Hack und Sol Spies eindrucksvoll in Szene setzen. Der<br />

Chor der Coburger Sommeroper passt sich nahtlos dem Niveau der Gäste an und er trägt ein großes<br />

Stück vom Erfolg dazu bei.<br />

79


Bild 4: Schlussapplaus<br />

Die Songs und Lieder der Jugendzeit wieder zu hören, hat an diesem Nachmittag das Publikum restlos<br />

begeistert, welches immer mehr mitklatscht und mitgeht, vor allem nach der Pause ist es fast nicht<br />

mehr zu halten. Langanhaltender stürmischer Beifall für eine geschlossene und eindrucksvolle Leistung<br />

aller beteiligten Künstler. Dass ich mich trotzdem auf die „Fledermaus“ im nächsten Jahr riesig freue, sei<br />

mir hoffentlich ein bisschen verziehen.<br />

Besuchte Vorstellung am 19. August 2017, Bilder 1 bis 3: Ulrich Göpfert, Coburg, Bild 4: Opernfreund<br />

„Und dies und das und noch etwas“<br />

Johann Strauss‘ „Zigeunerbaron“ auf der Operettenbühne Hombrechtikon<br />

von Rudolf Maeder<br />

„Und dies und das und noch etwas und zweimal mehr als dies und das…“ (Arsena, 3. Akt) und noch vieles,<br />

vieles mehr war am Premierenabend (9. September 2017) beim „Zigeunerbaron“ bei der Operettenbühne<br />

Hombrechtikon zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu genießen… Eine großartige Idee war es allemal,<br />

den erst 22jährigen Simon Burkhalter, der schon einige Erfolge zu verzeichnen hat, für die Inszenierung<br />

zu gewinnen. Er baute sich ein verblüffend einfaches Bühnenbild „zu ebener Erde und im ersten<br />

Stock“, um Herrn Nestroy zu bemühen, mit dem man drei Akte fast alles illustrieren, spielen und zeigen<br />

kann.<br />

Bild 1: Zsupans Leute schmücken das Haus für den Empfang der zurückkehrenden Soldaten (3. Akt).<br />

Mit dem Rücken zum Zuschauer Mirabella (Nadia Catania) (in Violett)<br />

80


Das spiel- und gesangsfreudige Ensemble nützt denn auch weidlich diese Situation aus und wird vom<br />

Regisseur in immer neuen lebenden Bildern arrangiert, überwindet laufend Treppen, besieht sich von<br />

oben die Welt oder müht sich im Parterre mit der Wäsche, streitet sich oder paradiert, je nach dem, was<br />

die Operette gerade verlangt. Damit bekommt das Werk einen Anstrich von italienischer Komödie, von<br />

österreichischem Hinterhof und ungarischer Tiefebene. Und darin eingebettet ist des Schweinezüchters<br />

Haus, der Zigeunerin Hütte und sogar (nicht ganz werkgerecht!) ein kleines Tor in Wien!<br />

So wird die ganze „Zigeunerbaron“-Welt zu einer Bühne, auf dem sich die Geschichte entfalten kann.<br />

Und das tut sie dann auch mit großer Vielfalt. Die Siegerinnen des Abends sind ohne Zweifel die<br />

„Zigeunenerbaroninnen“, die Männer treten da deutlich etwas in den Hintergrund. Saffi, die zentrale<br />

Figur wie bereits in der Vorlage, ist in Gestalt von Cecilia Berglund eine reizend anzusehende, brillant<br />

singende vermeintliche Zigeunerin, der man die Hoheit aber bereits ansieht. Leider wird es ihr verwehrt,<br />

dies auch im 3. Akt mit einem passenden Gewand zu zeigen.<br />

Ihre Ziehmutter, die Zigeunerin Czipra ist für einmal keine häßliche, bucklige, zahnlose Alte, sondern<br />

eine verschmitzte, spöttische, verspielte, lebenserfahrene, liebevolle Frau in Gestalt von Rea Claudia<br />

Kost, die ihren Gesang voll und ganz genießt und als Sprechrolle keine Wünsche offen lässt. Die „spröde“<br />

Arsena, freundliche Tochter, herablassende Braut und verliebte Freundin in Gestalt von Stefanie Frei<br />

singt hervorragend und versprüht magyarisches Temperament in Hülle und Fülle. Sie bringt sogar ihre<br />

Unzufriedenheit und Nachdenklichkeit hervorragend zum Ausdruck: „Und dies und das und noch etwas…“<br />

in ihrem Couplet, dass man ihr zugestanden hat, obwohl es häufig leider gestrichen wird.<br />

Bild 2: „Und dies und das und noch etwas…“: Arsena (Stefanie Frei). Mirabella (Nadia Catania, li.) und der<br />

Damenchor hören ihr gespannt zu.<br />

Die stimmigste Figur des Abends ist ganz bestimmt aber Mirabella in Gestalt von Nadia Catania, die in<br />

ihrem einzigen Couplet, „Just sind es zweiundzwanzig Jahre“ als verschrecktes Kriegsopfer auftrumpft<br />

(Gott sei Dank hat man sie das singen lassen!). Sie erweckte auch den ganzen Abend den Eindruck, als<br />

folge sie lieber dem Schweinezüchter als ihrem wiedergefundenen Mann, dem sie dann allerdings stolz<br />

den gemeinsamen Sohn präsentiert. Man muss nur mal Mirabella, stumm oder sprechend, auf der Bühne<br />

mit den Augen folgen, dann sieht man, wie sie in jeder Sekunde ihre Rolle perfekt spielt, zetert, sich<br />

schämt, unzufrieden oder stolz aussieht … und immer leicht hinkt! Bravo Mirabella! Bum!<br />

Barinkay, der Zigeunerbaron, ist von schöner Gestalt, das sieht man in der „Bettszene“ sehr gut, trägt<br />

seine Kostüme ausgezeichnet, darf aber stimmlich gerne noch etwas zulegen, wenn er das alles ungefähr<br />

kann. Zsupan muss komisch sein und verschlagen, was er in Gestalt von Erich Bieri auch ist, allerdings<br />

darf auch er stimmlich mehr geben, wenn er heuchlerisch behauptet: „Mir helfen die Doktoren<br />

81


nicht“. Dieses großartige Couplet wurde<br />

von Johann Strauss nach der Uraufführung<br />

gestrichen, Harnoncourt hatte es in seiner<br />

Einspielung, nun sieht man in Hombrechtikon,<br />

wie enorm wichtig es ist für die Gestalt<br />

des Zsupan.<br />

Bild 3: Das Erwachen von Saffi (Cecilia Berglund) und Barinkay<br />

(Manuel König), im Hintergrund liebevoll beobachtet von Czipra<br />

(Rea Claudia Kost).<br />

Conte Carnero in der Gestalt von Hans Michael<br />

Sablotny fehlte ein Couplet, worauf<br />

er sich mit Erfolg als Komiker revanchierte<br />

und zuerst sehr amüsant den Sittenrichter<br />

und dann am Boden zerstört den arbeitslosen<br />

Beamten spielte. Graf Homonay in Gestalt<br />

von Wolf H. Latzel entsprach voll und<br />

ganz dem klassischen Rollenbild des strahlenden<br />

Helden, den er gut präsentierend<br />

und wohltönend mit ungarischem Wesen<br />

zu geben wusste.<br />

Ottokar ist leider im Stück etwas zu kurz<br />

gekommen, was man in Gestalt von Luca<br />

Valentin Bernard stark zu spüren bekam<br />

denn er schien nicht so recht zu<br />

wissen, wie er die Figur spielen und<br />

singen sollte.<br />

Bild 4: Koloman Zsupan (Erich Bieri) versucht sich bei Graf Homonay<br />

zu rechtfertigen: Couplet „Mir helfen die Doktoren nicht“. Rechts<br />

beschwichtigend seine Tochter Arsena (Stefanie Frei) (2. Akt).<br />

82<br />

Der Abend war so großartig, dass man<br />

kleinere „Ausrutscher“ in Kauf nahm:<br />

Das Auftrittslied der Saffi sollte man<br />

nicht mit einer Balletteinlage kaputt<br />

machen, man nimmt ihm damit die<br />

Einzigartigkeit. Und wenn schon Ballett,<br />

dann sicher was Wienerisches<br />

oder Ungarisches an einer anderen<br />

Stelle. – Das Orchester wurde mehrmals<br />

empfindlich gestört von dem um<br />

einiges zu lauten Schlagzeug, was der<br />

Musik nicht so gut bekam…<br />

Ach ja, das Orchester: Unter der Lei-<br />

tung des Dirigenten Caspar Dechmann entfaltete sich bereits in der sehr langsam genommenen Ouvertüre<br />

die ganze musikalische Farbenpalette von Johann Strauss, und man begriff plötzlich, dass der Komponist,<br />

der zwei Jahre an dieser Partitur gearbeitet hatte, keine Operette, sondern eine komische Oper<br />

schreiben wollte. Und man kann Caspar Dechmann nicht hoch genug anrechnen, dass er das den ganzen<br />

Abend auf hohem Niveau souverän durchhielt und uns damit einen zauberhaften Abend bescherte!<br />

Und dann hatte da eine Dame ihre Hand im Spiel, oder besser an der Nähnadel: Monika Schmoll und<br />

ihre Nachbarn (frei nach Carl Maria von Weber!) waren für wahre Wunderwerke der Mode besorgt. Ungarische<br />

Uniformen (Homonay, herrlich magyarisches Rot!), Zigeunerkleider (vor allem Saffi und Czipra,<br />

funkelnd!), würdevolle Robe (Carnero, pechschwarz, silbern!), Biedermeiergewänder (Mirabella, aubergine!),<br />

Nachthemden (lang und blütenweiß!), Bauernkleider (zurückhaltend, crème) usw. usw., eine Fül-


le farbenprächtiger und zweckmäßiger Modelle, die auf dem einfarbigen Hintergrund prima zur Geltung<br />

kamen.<br />

Das letzte Kränzchen müssen wir dem Chor winden, der durchs Band weg schön sang und sich jeder Situation<br />

anzupassen wußte, ob dies nun auf Zsupans Hof oder auf dem Werberplatz war, und tanzen<br />

kann er auch! Johann Strauss‘ Chorszenen waren bei ihm in guten Kehlen, guten Händen und guten Beinen.<br />

Bild 5: „Hochzeitskuchen, bitte zu versuchen…“: Hochzeitsvorbereitungen bei Zsupan<br />

Man kann jetzt nur hoffen, dass viele, viele Menschen die diesjährige Produktion der Operettenbühne<br />

Hombrechtikon gesehen und gehört haben. Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ ist jedenfalls<br />

sehr stolz darauf, dass eine Schweizer Bühne wie Hombrechtikon zu einem Zentrum der liebevollen<br />

Strauss-Pflege geworden ist.<br />

Fotos: foto atelier pfändler, Zürich<br />

Wiener Johann Strauss Orchester – Dirigent: Johannes Wildner<br />

Konzert am österreichischen Nationalfeiertag<br />

von Johannes Böck<br />

Am 26. Oktober 2017, dem österreichischen Nationalfeiertag, spielte<br />

das „Wiener Johann Strauss Orchester“ unter der Leitung von<br />

Johannes Wildner wieder ein Konzert mit Werken der Brüder<br />

Strauss sowie den Zeitgenossen Franz von Suppé und Franz Lehár im<br />

Großen Goldenen Saal des Wiener Musikvereinsgebäudes. Zweimal<br />

jährlich bringt dieses 1966 gegründete Orchester in dem von Theophil<br />

Hansen errichteten Gebäude Konzerte mit Werken der Familie<br />

Strauss und Zeitgenossen, nämlich um den 1. Mai und dem 26. Oktober<br />

herum (Ausnahmen – wie am 15. Mai 2016 – bestätigen die<br />

Regel...). Diesmal wurde kein Einführungsvortrag im Hotel<br />

„Imperial“ gehalten.<br />

Dirigent Johannes Wildner<br />

(Foto: www.angelomariani.com)<br />

Um 11.00 Uhr begann das Orchester mit der Ouvertüre zur bekanntesten<br />

Operette von Johann Strauss (Sohn), die „Fledermaus“ aus<br />

dem Jahre 1874. Es folgte ein Jubilar des Jahres 2017 – die Schnell-<br />

Polka „Leichtes Blut“ op. 319. Dieses Werk entstand wie der Walzer<br />

„An der schönen blauen Donau“ op. 314 im Jahre 1867 und wurde<br />

heuer 150 Jahre alt.<br />

83


Sein Bruder Josef Strauss war im ersten Teil mit drei Werken vertreten:<br />

- die Polka mazur „Aus der Ferne“ op. 270 aus dem Jahre 1869<br />

- der „Aquarellen“-Walzer op. 258<br />

Dieses lyrisch klingende Werk wird in vielen Konzerten, vor allem im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />

Wiener Philharmoniker, sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl es zu den elitären Werken des gelernten<br />

Technikers gezählt wird. Diese beiden Werke werden im Jahre 2019 150 Jahre alt.<br />

Nach dem „Aquarellen“-Walzer folgte eine Besonderheit: ein „Impromptu für kleines Orchester“, welches<br />

nur in Russland zur Aufführung gelangte. Herr Dr. Thomas Aigner, der bei dem Konzert anwesend<br />

war und offiziell begrüßt wurde, entdeckte dieses Werk in St. Petersburg. Dieses „Impromtu“ zählt –<br />

neben dem „Peine du coeur“ und dem „Allegro fantastique“ zu den interessantesten Werken von Josef<br />

Strauss, die 2016 und 2017 ihre Wiener Erstaufführung erlebten. Es besteht die Hoffnung, dass auch<br />

diese Werke einst in den Programmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker zu finden sein<br />

werden.<br />

Von Johann Strauss (Sohn) erklang die Schnellpolka mit dem optimistischen Titel „So ängstlich sind wir<br />

nicht“ op. 413 aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“. Abgerundet wurde der erste Teil dieses Konzertes<br />

mit dem Walzer „Gold und Silber“ op. 79 von Franz Lehár. Der Autor dieses Berichtes erwartet<br />

auch hier eine Darbietung dieses Werkes im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker.<br />

Der „Gold und Silber“-Walzer führte die Besucher in die ca. halbstündige Pause.<br />

Es war ein Fehler der Verantwortlichen des Wiener Musikvereines, die Ouvertüre „Banditenstreiche“<br />

von Franz von Suppé im Programmheft nicht zu berücksichtigen. Mit diesem Werk, welches im zu Ende<br />

gehenden Jahr 2017 ebenfalls 150 Jahre alt wurde, begann der zweite Teil dieses Konzertes.<br />

Fortgesetzt wurde mit einem Walzer von Johann Strauss (Sohn), den dieser seinem aus Norddeutschland<br />

stammenden Freund Johannes Brahms widmete – „Seid umschlungen, Millionen“ op. 443. Die erste<br />

„Melodien“-Quadrille op. 112 nach Melodien aus Opern von Giuseppe Verdi wurde ebenso gespielt wie<br />

die weltbekannte „Tritsch-Tratsch“-Polka op. 214.<br />

Josef Strauss war im zweiten Teil des offiziellen Programmes mit der berühmten „Feuerfest“-Polka<br />

française op. 269, zu der der Dirigent das Publikum mitklatschen ließ – was den Genuß des aufmerksamen<br />

Musikfreundes vermindert, vertreten. Der als Schmied verkleidete Schlagzeuger sorgte für Unterhaltung...<br />

Der jüngste der Brüder Strauss – Eduard – war wieder einmal nur mit seiner Schnellpolka „Bahn frei“<br />

op. 45 vertreten. 2019 gilt es, das 150jährige Bestehen dieses Werkes zu würdigen. Viel zu wenig, um<br />

den jüngsten Strauss-Bruder und jüngsten Sohn von Johann Strauss (Vater) aus seiner ehelichen Beziehung<br />

mit Anna Strauss entsprechend zu würdigen! Eduard Strauss schrieb ebenso ca. 300 mit<br />

Opusnummern bezifferte Werke, die es allesamt verdient hätten, einer breiten Öffentlichkeit bekannt<br />

gemacht zu werden, sei es im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker oder in den<br />

Konzerten des „Wiener Johann Strauss Orchesters“. Auch die Plattenfirma Marco Polo sollte sich bewußt<br />

werden, welch Schätze hier noch in den Archiven der Bibliotheken verborgen liegen und eine Gesamtedition<br />

der Werke Eduards erstellen lassen. Die Produktion der zweiten Folge mit Werken von Eduard<br />

Strauss läßt die Musikwelt hoffen...<br />

Abgerundet wurde das offizielle Konzertprogramm mit dem Jubilar des Jahres 2017 – dem Walzer „An<br />

der schönen blauen Donau“ op. 314.<br />

Als Zugabe bot das „Wiener Johann Strauss Orchester“ noch von Johann Strauss (Sohn) die „Champagner“-Polka<br />

op. 211 aus dem Jahre 1858 und die Schnellpolka „Ohne Sorgen“ op. 271 von Josef Strauss.<br />

84


Der „Radetzky“-Marsch op. 228 von Johann Strauss (Vater) setzte den Schlusspunkt unter dieses ausverkaufte<br />

Konzert. Auch die Werke von Johann Strauss (Vater) – es sind dies über 250(!) – warten darauf,<br />

einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden!<br />

Die Prominenz bei diesem Konzert wurde vom österreichischen Bundesinnenminister Herrn Mag. Wolfgang<br />

Sobotka angeführt. Ebenso anwesend war der ehemalige Bundesverkehrsminister und Vorstand<br />

des „Wiener Johann Strauss Orchester“, Herr Prof. Dr. Rudolf Streicher.<br />

Von der Strauss-Welt konnte der Autor den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturvereines Wiener<br />

Blut und des Museums der Johann Strauss Dynastie, Herrn Gerhard Menhard begrüßen. Aus dem Raum<br />

Ludwigshafen waren die Herren Jürgen Stahl und Rainer Wojtynek angereist. Die Niederlande vertrat<br />

Frau Elly van Wijk mit ihrem Gatten und einer Freundin. Kirchstetten in Niederösterreich war durch den<br />

Militärmusikforscher und Vorsitzenden des Österreichischen Blasmusikverbandes, Herrn Dr. Friedrich<br />

Anzenberger mit seiner Gattin, Frau Elisabeth Anzenberger-Ramminger vertreten. Auch die Obfrau der<br />

Deutschmeister-Schrammeln, Frau Brigitte Ira-Telberg war mit ihrer Mutter, ihrem Ehegatten und ihrer<br />

Tochter anwesend. Herr Professor Helmut Reichenauer konnte aus familiären Gründen beim Konzert<br />

nicht dabei sein. Er war allerdings im Museum, wo einige Strauss-Freunde mit den Angehörigen ihn besucht<br />

haben und sich zu einer Aussprache trafen. Der Autor dieses Berichtes spielte im Museum der<br />

Johann Strauss-Dynastie den „Aquarellen“-Walzer op. 258 von Josef Strauss auswendig am Klavier und<br />

übernahm einen Teil der Museumsführung.<br />

Im Restaurant „Landsknecht“ in der Wiener Porzellangasse nahmen die Besucher ihr gemeinsames Mittagessen<br />

ein. Ein ereignis- und erlebnisreicher österreichischer Nationalfeiertag 2017 ging damit zu Ende.<br />

Konzert und CD-Präsentation in Währing<br />

Carl Michael Ziehrer<br />

von Johannes Böck<br />

Am 2. Mai 1843 wurde in der heutigen Westbahnstraße 4 im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau der<br />

Sohn eines Hutmachers geboren. Eine Gedenktafel am Nachfolgebau erinnert daran. Er wird der Leiter<br />

mehrerer Regimentskapellen – vor allem der Hoch- und Deutschmeister – sowie Zivilorchester und der<br />

letzte k.u.k. Hofballmusikdirektor des alten Österreich sein. Sein Name: CARL MICHAEL ZIEHRER (2. Mai<br />

1843 - 14. November 1922). Am 2. Mai 2018 feiert die Musikwelt den 175. Geburtstag dieses für die<br />

Wiener Musikkultur wichtigen und ebenbürtigen Zeitgenossen der Familie Strauss. Ziehrer hinterließ 32<br />

Bühnenwerke sowie ca. 600 Einzelwerke, vor allem Walzer, Polkas, Märsche, Quadrillen, Couplets sowie<br />

Tongemälde wie „Der Traum eines österreichischen Reservisten“.<br />

Der „Freiherr von Schönfeld“-Marsch op. 422 ist sein bekanntester Marsch. Er ist der Defiliermarsch des<br />

Österreichischen Bundesheeres. Mit der „Fächer-Polonaise“ op. 525 werden die meisten Bälle – auch<br />

der Wiener Opernball – eröffnet. Seine bekanntesten Bühnenwerke sind: „Die Landstreicher“, „Der<br />

Fremdenführer“, „Der Schätzmeister“ und „Die drei Wünsche“. Melodien daraus, wie die Walzerlieder<br />

„Herrreinspaziert“ und „Kennst Du auch Samt und Seide“ sowie „O Wien mein liebes Wien“ und der<br />

„Dünnen Leopoldin“ (ein richtiger Zungenbrecher!) erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit bei den<br />

Liebhabern und Freunden dieser Musikrichtung.<br />

Sein Opus 1 ist der Walzer „Wiener Tanzweisen“ aus dem Jahre 1863.<br />

Die bekanntesten Walzer sind: „Herrreinspaziert“ op. 518 (1979 und 2017 beim Neujahrskonzert der<br />

Wiener Philharmoniker gespielt, Dirigenten: Willy Boskovsky und Gustavo Dudamel); „Weana Madeln“<br />

op. 388 (2016 Neujahrskonzert unter der Leitung von Mariss Jansons); „Wiener Bürger“ op. 419 (1996<br />

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und 2012 im Rahmen des berühmtesten Strauss-Konzertes der Welt unter der Leitung von Lorin Maazel<br />

und Mariss Jansons gebracht); „Faschingskinder“ op. 382 und der grandiose Walzer „Nachtschwärmer“<br />

op. 466 (wartet darauf beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gespielt zu werden).<br />

Zu den bekanntesten Polkatänzen zählen die „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die Polka mazur „Das liegt bei<br />

uns im Blut“ op. 374 und die Schnellpolka „Loslassen!“ op. 386. Letztere wurde im Rahmen des Neujahrskonzertes<br />

der Wiener Philharmoniker 1980 unter der damals erstmaligen Leitung von Lorin Maazel<br />

gespielt. Neben dem bereits erwähnten „Schönfeld“-Marsch op. 422 zählen noch „Der Zauber der Montur“<br />

op. 493, „Hoch und nieder“ op. 372 sowie die „Wacht an der Donau“ op. 385 zu seinen berühmtesten<br />

Musikstücken im 4/4- bzw. 6/8-Takt.<br />

Neben den bekanntesten Werken müssen auch einige der heute unbekannten Werke in diesem Bericht<br />

erwähnt werden, die ebenfalls zum tönenden Erbe Österreichs zählen! Hier eine Auswahl:<br />

Der Walzer „Grazer Juristenball-Tänze“ op. 80 wurde beim Ball der Juristen 1867 in der steirischen Landeshauptstadt<br />

uraufgeführt. Er zitiert in der Einleitung das „Dachsteinlied“, die heutige Landeshymne<br />

der Steiermark. Wenige Jahre später wurde beim Ball der Techniker in Graz die besonders effektvolle<br />

Schnellpolka „Auf Flügeln der Liebe“ op. 171 uraufgeführt.<br />

Den Walzer „Fachblätter“ op. 102 und den „Lassalle“-Marsch op. 129, schrieb Ziehrer für den Arbeiterbildungsverein,<br />

der Vorläuferbewegung der österreichischen Sozialdemokratie. Uraufgeführt wurden<br />

diese beiden Werke bei dessen Ball in den Blumensälen der Wiener Gartenbaugesellschaft, wo heute<br />

das Hotel „Marriott“ gegenüber dem Wiener Stadtpark steht.<br />

Auch der Wiener Männergesangverein, der ebenfalls im Jahre 2018 sein 175jähriges Gründungsjubiläum<br />

feiert, wurde mit einigen Chorwerken bedacht, u. a. die Walzer „Singen, Lachen, Tanzen“ op. 486 und<br />

„Wiener Leben und Wiener Leut“ op. 549 sowie „So leben wir alle Tage“ op. 503 und „Regentropfen“<br />

op. 514.<br />

Noch lange bevor Ziehrer letzter k.u.k. Hofballmusikdirektor der alten Monarchie wurde, widmete er<br />

dem österreichischen Kaiser anlässlich dessen Rückkehr aus dem Orient 1869 den „Franz-Josef-Marsch“<br />

op. 151 sowie seiner Frau, der Kaiserin Elisabeth im Jahre 1871 den „Walzer der Kaiserin“ op. 177. Nach<br />

der Tragödie von Mayerling wurde Erzherzog Franz Ferdinand Thronfolger. Ihn bedachte Ziehrer mit den<br />

Walzern „Engerln“ op. 484 und „Teuferln“ op. 485. Nach dessen Ermordung 1914 in Sarajewo (= auslösender<br />

Moment für den Ersten Weltkrieg) wurde Erzherzog Karl Thronfolger und nach dem Tod von Kaiser<br />

Franz Josef der letzte Monarch des alten Österreich. Ihm widmete Ziehrer den „Kaiser-Karl-Marsch“<br />

op. 558.<br />

Mit dem Regiment der Hoch- und Deutschmeister feierte Ziehrer seine größten Erfolge als Komponist.<br />

Bereits 1871 widmete Ziehrer dem beliebten Erzherzog Wilhelm den gleichnamigen Marsch op. 174.<br />

Erzherzog Wilhelm war Großmeister des Hoch- und Deutschmeisterordens. Diesem Regiment widmete<br />

Ziehrer sogar ein Bühnenwerk: die Operette „Ein Deutschmeister“. Aus den Melodien dieses Bühnenwerkes<br />

stellte Ziehrer einige Tanzweisen zusammen, unter anderem den Walzer „Unsere Edelknaben“<br />

op. 400, den Marsch „Couragiert“ op. 401, die Polka „Deutschmeister-Liebchen“ op. 402 und die<br />

„Deutschmeister-Quadrille“ op. 404.<br />

Mit einer zivilen Kapelle unternahm Ziehrer auch im Jahre 1893 die Reise nach Chicago zur Weltausstellung.<br />

Der „Columbus“-Marsch op. 457, der Marsch „Unter dem Sternenbanner“ op. 460, der Walzer<br />

„Meerleuchten“ op. 462 und die Polka „Lieber Bismarck schaukle nicht“ op. 465 erinnern an diese nicht<br />

ungefährliche Schiffsreise über den Atlantik, dem „Großen Teich“.<br />

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Ziehrer schrieb auch Walzer und Ländlerweisen nach Alt-Wiener Liedern und Tänzen, die sich am besten<br />

mit Schrammelquartetten anhören lassen: „Echt wienerisch“ op. 381; „Die Dorfschönen“ op.393, „Aus<br />

dem Volksmunde“ op. 189.<br />

Die Walzer „Ländlich, sittlich“ op. 110, „Der Himmel voller Geigen“ op. 34, „Wiener Volkspoesie“ op. 314<br />

„Alt-Wien“ op. 366 und „Natursänger“ op. 415 zitieren ebenfalls die Musik des Wiener Umlandes. In den<br />

Walzern „Weana Mad’ln“ op. 388 und „Nachtschwärmer“ op. 466 werden Ländlerweisen von den Orchestermitgliedern<br />

gepfiffen. Sie können sich mit den Walzern „Geschichten aus dem Wienerwald“<br />

op. 325 1 von Johann Strauss (Sohn) und „Dorfschwalben aus Österreich“ op. 164 von Josef Strauss messen!<br />

Wie sehr sich Ziehrer mit seiner Heimat Österreich und seiner Hauptstadt Wien verbunden fühlte, belegen<br />

einige Werke, die Wien und Österreich im Titel führen:<br />

„Mein Vaterland, mein Österreich“ Marsch op. 477, die bereits erwähnte „Ur-Wiener“ Polka op. 371, die<br />

Walzer „Wiener Spezialitäten“ op. 170 und „Wiener Geschichten“ op. 121, unter dem Titel „Wiener Luft“<br />

schrieb Ziehrer zwei Walzer mit den Opusnummern 278 und 411. Auch der Walzer „Mein Herz hängt an<br />

Wien“ op. 500 drückt Ziehrers Liebe zu seiner Heimatstadt aus und zitiert Ländlerweisen in der Einleitung.<br />

Patriotisch klingt der Walzer „Österreichische Fahnenlieder“ op. 317 mit dem Zitat des „Radetzky“-<br />

Marsches op. 228 von Johann Strauss (Vater) in der Einleitung. Sein Opus 373 ist der Walzer „Österreich<br />

in Tönen“.<br />

Wie sehr sich unser Ziehrer wiederum mit dem Militär verbunden fühlte, beweisen auch eine ganze Reihe<br />

von Militärmärschen sowie das eingangs erwähnte Tongemälde „Der Traum eines österreichischen<br />

Reservisten“. Regimentsinhaber wurden mit Märschen bedacht. Beispiele sind neben „Schönfeld“ auch<br />

„Dorner“-Marsch op. 377, der „Gondrecourt“-Marsch op. 158 oder das Marschlied „Der Vater des Regiments“<br />

op. 431. „Civil und Militär“ ist der Titel einer Schnellpolka op. 173 und eines Walzers op. 474, die<br />

auch an die militärische Laufbahn Ziehrers erinnern. Auch sein Walzer „Soldaten-Lieder“ op. 160 mit den<br />

vielen Signalen wird mit dem Militär in Verbindung gebracht.<br />

Ebenso mit Ungarn werden einige Werke Ziehrers in Verbindung gebracht: So widmete er dem berühmten<br />

Magnaten Gyula Graf Andrássy den „Andrássy“-Marsch op. 96, dessen Ehefrau die Polka „Gruss an<br />

Pesth“ op. 140. Ein besonders effektvoller Csardas trägt den Titel „100.000 Elyens!!!“ op. 51. Auch mit<br />

dem Walzer „Pesther Kinder“ op. 42 dokumentierte Ziehrer seine Verbundenheit mit dem Land der<br />

Magyaren. Die Polka mazur „Cis und Trans“ op. 161 entstand einige Jahre nach dem Ausgleich Österreich-Ungarns.<br />

Die Ouvertüre zur Operette „Manöverkinder“ zitiert den „Himnusz“ von Ferenc Erkel, die<br />

Hymne Ungarns. Und in der „Örömüdvözles (Freudenfest)“-Quadrille op. 138 werden ungarische Volkslieder<br />

zitiert.<br />

In der CD-Edition der Carl-Michael-Zieher-Stiftung kann der Liebhaber dieser Musikrichtung viele der<br />

bereits aufgenommenen Werke davon anhören.<br />

Am 14. November 1922 – also vor 95 Jahren – verstarb Ziehrer verarmt in seiner Wohnung in der Erdberger<br />

Straße 1 im 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem<br />

Wiener Zentralfriedhof unweit der Gräber der Familie Strauss, Joseph Lanners und der österreichischen<br />

Präsidentengruft; Robert Stolz und der Volksschauspielers Hans Moser wurden später in seiner Nähe zur<br />

letzten Ruhe gebettet. In der Prater Hauptallee im 2. Wiener Gemeindebezirk „Leopoldstadt“ wurde ein<br />

Denkmal zu Ehren Ziehrers errichtet.<br />

1 Der Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ op. 325 von Johann Strauss (Sohn) und der „Fachblätter“-Walzer<br />

op. 102 von Carl Michael Ziehrer werden 2018 150 Jahre alt.<br />

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Wie oben ausgeführt, wurden die Werke Ziehrers im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker<br />

bislang viel zu wenig berücksichtigt (lediglich 4 Werke konnte der Autor dieses Berichtes<br />

laut seinen Aufzeichnungen registrieren).<br />

Ziehrer war mit der Sängerin Marianne Edelmann verheiratet. Sie verfügte testamentarisch die Gründung<br />

der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung. Diese verwaltet unter der derzeitigen Federführung von Herrn<br />

Rechtsanwalt Dr. Michael Mäntler das Erbe Ziehrers.<br />

2003 wurde von Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer, dem ehemaligen Leiter der Gardemusik<br />

Wien des österreichischen Bundesheeres, das „Original Carl Michael Ziehrer Orchester“ ins Leben<br />

gerufen, um das Lebenswerk Ziehrers im Rahmen der CD-Edition einzuspielen und damit einer breiten<br />

Öffentlichkeit bekannt zu machen. Bisher wurden 25 (!) Folgen – auch unter Berücksichtigung früherer<br />

Aufnahmen (Max Schönherr, Franz Bauer-Theussl, Herbert Mogg und Johann Schadenbauer sowie mit<br />

Schrammelquartett und Gesangssolist[inn]en) – eingespielt. Folge 25 erhielt den Titel eines Liedes aus<br />

der Operette „Ein tolles Mädel“ und wurde im Rahmen eines Konzertes in Währing am 9. November<br />

2017 präsentiert – doch davon später.<br />

Einen besonders wichtigen Beitrag leistet die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien unter der<br />

Federführung von Mr. John Diamond zur Pflege dieser Musikrichtung. Bereits im Jahre 1994 verfasste<br />

Mr. Diamond eine Broschüre „From Gold to Silver“, in dem er das Lebenswerk Ziehrer in englischer<br />

Sprache würdigte. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und<br />

Freunde dieser Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen<br />

auf Tonträgern! Sie beteiligte sich auch an der fünfteiligen CD-Produktion der Werke Ziehrers<br />

durch die in Hongkong ansässige Plattenfirma „Marco Polo“. Orchester in der Slowakei unter den Dirigenten<br />

Alfred Walter, Michael Dittrich und Christian Pollack spielten bekannte und unbekannte Werke<br />

Ziehrers auf CD ein, wofür ihnen der Dank gebührt.<br />

Im Jahre 1974 gab der Österreichische Bundesverlag die Dissertation des unermüdlichen und fleißigen<br />

Rundfunkdirigenten, Herrn Prof. Dr. Max Schönherr über Leben und Werk von Carl Michael Ziehrer von<br />

seiner Geburt in der Biedermeierzeit bis zu seinem Tode nach dem Ersten Weltkrieg in Form eines über<br />

800 Seiten starken Buches heraus: „Carl Michael Ziehrer – sein Leben, seine Zeit“. Dieses bietet eine<br />

wahre Fundgrube für Liebhaber dieser Musikrichtung. Eine überaus wissenschaftlich fundierte Pionierleistung,<br />

die zu Schönherrs Doktorarbeit wurde. Im diesem Buch kann der Musikfreund jede Menge Wissenswertes<br />

über Leben und Werk Ziehrers nachlesen.<br />

Im Jahre 1982 gab der Wiener Musikverlag Doblinger das „Synoptische Handbuch der Werke Lanner –<br />

Strauss – Ziehrer“ heraus – Autor: Prof. Dr. Max Schönherr – wo auch die Werke Ziehrers mit Incipits<br />

und akribischen Erläuterungen versehen sind.<br />

Auch nahm Herr Prof. Max Schönherr viele Werke Ziehrers für das Rundfunkarchiv auf. Einige davon<br />

finden sich auch in den Doppel-CDs „Alt-Österreichische Gustostückerln“ und „Heut spielt der Ziehrer“ –<br />

Folge 23 der Ziehrer-Edition.<br />

2015 wurde im Servitenviertel im 9. Wiener Gemeindebezirk „Alsergrund“ das „Museum der Johann<br />

Strauss-Dynastie“ von Herrn Prof. Helmut Reichenauer eröffnet. In diesem Museum wurde eine „Gedenkwand“<br />

für Carl Michael Ziehrer im Bereich „Zeitgenossen der Strauss-Familie“ eingerichtet, wo<br />

Titelseiten von Klavierausgaben seiner Werke ausgestellt sind. Ab 10. Jänner 2018 2 wird aus Anlass des<br />

175. Geburtstages Ziehrers die dritte Sonderausstellung – nach Eduard Strauss 100. Todestag und dem<br />

150. Jahrestag der Uraufführung des Walzers „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss (Sohn)<br />

– abgehalten.<br />

2 Siehe dazu auch Seite 22 in diesem Heft. D. Red.<br />

88


Nun zum Konzert:<br />

Am 9. November 2017 – wenige Tage vor dem Sterbetag Ziehrers – wurde im Amtshaus Währing<br />

(= 18. Wiener Gemeindebezirk) ein Konzert abgehalten, bei dem in der Pause auch die neue CD „Heut ist<br />

heut“ – Folge 25 der Ziehrer-Edition der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung vorgestellt wurde.<br />

CD „Heut ist Heut“ –<br />

Folge 25 der Ziehrer Edition<br />

Foto: Carl Michael Ziehrer Stiftung<br />

Auf der neu erschienenen CD sind folgende Werke enthalten:<br />

- Erzherzog Wilhelm-Marsch op. 174<br />

- Singen, Lachen, Tanzen, Walzer op. 486<br />

- Lied und Quartett „Heut ist heut“, der Namensgeber dieser CD<br />

- Gavotte aus „Der Fremdenführer“<br />

- Humoreske „Verliebte Eselsstreiche“ op. 309 – Liebeleien werden<br />

leicht zu Eseleien<br />

- Schäferstündchen, Polka mazur op. 278/290<br />

- die effektvolle Schnellpolka Flaggensalut op. 408<br />

- König Humbert-Marsch op. 288/376<br />

- „Kränk dich nicht“, Lied und Quartett aus der Operette „Fesche<br />

Geister“<br />

- Die Dorfschönen, ein bodenständiger Ländler op. 393<br />

- die Schnellpolka Veni, vidi, vici op. 229/277<br />

- „O du holde Kinderzeit“ – Lied und Terzett aus der Operette „Fesche<br />

Geister“<br />

- Rutscherpeter Polka française op. 459<br />

- „Heut‘ wird es interessant“ – Lied und Terzett aus der Operette<br />

„Das dumme Herz“<br />

- Leben und leben lassen, Walzer op. 276 und<br />

- Lied und Quartett „Freundlich leuchten die Sterne“ aus der Operette<br />

„Die drei Wünsche“.<br />

Geboten wurde ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Die bei diesem Konzert gespielten<br />

Werke wurden bis Folge 25 auf CD aufgenommen und können somit nachgehört werden.<br />

Programm des Konzertes der Carl Michael Ziehrer-Stiftung am 9. November 2017<br />

Diese wurden im Rahmen des Frühjahrskonzertes der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung am 31. März 2017<br />

im Amtshaus für den 3. Wiener Gemeindebezirk „Landstraße“ aufgenommen 3 .<br />

3 Siehe Bericht des Autors in Ausgabe 55 „Neues Leben“ der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und<br />

Ausgabe 24 des Almanaches des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“. Statt des Walzer „Huldigungen“ op. 157 – der<br />

beim Konzert am 31. März 2017 gespielt wurde – wurde die „Fremdenführer-Gavotte“ auf dieser CD<br />

aufgenommen.<br />

89


Beim Konzert am 9. November 2017 sangen Ekaterina Michailova, Sopran, und Christian Drescher, Tenor.<br />

Moderiert wurde dieses Konzert vom Gründervater und Leiter des „Kulturvereines ‚Wiener Blut‘“<br />

und des „Museums der Johann Strauss Dynastie“, Herrn Prof. Helmut Reichenauer.<br />

Noch ehe der erste Teil dieses Konzertes mit dem „Zubrzicky-Marsch“ op. 176 abgerundet wurde, wurde<br />

der musikalische Leiter des Carl-Michael-Ziehrer Orchesters, Herr Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />

vom Kuratorium der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit dem „Goldenen Ziehrer“ für sein Lebenswerk<br />

zu Recht ausgezeichnet. Mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester spielte er bis jetzt über 200 (!)<br />

Werke Ziehrers für die CD-Edition ein, wofür ihm und dem Orchester der Dank der Liebhaber und<br />

Freunde dieser Musikrichtung gebührt! Als musikalischer Leiter der Gardemusik Wien des österreichischen<br />

Bundesheeres trat er immer zur Jahreshalbzeit im Arkadenhof des Wiener Rathauses auf und<br />

brachte mit diesem Klangkörper wunderbare Konzerte.<br />

In besonderer Erinnerung bleibt dem Autor dieses Berichtes das Konzert der Gardemusik Wien mit dem<br />

Wiener Männergesangverein am 24. Juni 1983 unter den Dirigenten Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer<br />

und dem damaligen Chorleiter des Wiener Männergesangvereines, Herrn Prof. Franz Xaver<br />

Meyer; Herr Prof. Dr. Max Schönherr beehrte dieses Konzert durch seine Anwesenheit. Anlässlich des<br />

alljährlich Ende Mai/Anfang Juni stattfindenden Wiener Blasmusikfestes dirigierte Schadenbauer ein bis<br />

zu 2.000 Mann starkes Großorchester.<br />

Johann Schadenbauer ist nicht nur Dirigent, sondern auch Komponist. Zum 75. Geburtstag des damaligen<br />

Leiters der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Werner Mäntler, ehrte Schadenbauer<br />

ihn mit einem eigens komponierten Marsch, den „Dr.-Werner-Mäntler-Marsch“. Als Marsch-<br />

Couplet, das im Trio vom Tenor Christian Drescher gesungen wurde, erklang er auch im ersten Teil des<br />

Ziehrer-Konzertes am 9. November 2017.<br />

Der Rechtsanwalt Dr. Mäntler leistete neben seinen juristischen Verpflichtungen auch in Sachen Ziehrer<br />

eine gewaltige Pionierarbeit zur Pflege und Aufarbeitung der Werke dieses berühmten Zeitgenossen der<br />

Familie Strauss. Er verstarb im Monat August 2014 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hietzinger<br />

Friedhof im 13. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Das Konzert selbst war gut besucht. Die Prominenz wurde angeführt von:<br />

- dem derzeitigen Vorsitzenden der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung, Herrn Rechtsanwalt Dr. Michael<br />

Mäntler mit seiner Gattin<br />

- Frau Christine Lepedat, die unermüdliche Sekretärin dieser Stiftung, welche ebenfalls enorme Pionierarbeit<br />

leistet,<br />

- Mr. John Diamond von der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien sowie Frau Pauline<br />

Pfeffer und<br />

- dem Archivar der von Herrn Prof. Norbert Nischkauer (1941 - 2011) gegründeten Wiener Operettengesellschaft,<br />

Herrn Franz Neuwirth aus Baden bei Wien.<br />

Die hier dargebotenen Werke wurden mit dem Carl-Michael-Ziehrer-Orchester unter der Leitung von<br />

Herrn Obstltnt. Prof. Mag. Johann Schadenbauer bereits allesamt auf CD aufgenommen und können<br />

somit vom Musikfreund nachgehört werden.<br />

Der neuen CD ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde zu<br />

wünschen. Der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung mit ihren Vertreter(inn)en ist für diese gewaltige Pionierarbeit<br />

zu danken.<br />

90


Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen...<br />

Nicht nur der Donauwalzer…<br />

…feierte heuer seinen 150. Geburtstag, denn die folgenden im selben Jahr uraufgeführten Kompositionen<br />

der Strauss-Familie feierten mit ihm.<br />

Johann Strauss (Sohn)<br />

- Op. 315: Lob der Frauen, PM, UA 17. Februar<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 316: Künstlerleben, W, UA 18. Februar<br />

1867 Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 317: Postillon d’amour, Pfr., UA 10. März<br />

1867 Carnevalsrevue Volksgarten, C. A. Spina,<br />

Wien, August 1867.<br />

- Op. 318: Telegramme, W, UA 12. Februar 1867<br />

Sophiensaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 319: Leichtes Blut, Psch, UA 10. März 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

Eduard Strauss<br />

- Op. 23: Lieder-Kranz-Qu (Schubert), UA<br />

23. Januar 1867 Sofiensaal, C. A. Spina Wien,<br />

Mai 1867.<br />

- Op. 24: Pariser Leben, Qu, UA 18. Dezember<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />

- Op. 25: Apollo, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />

Dianasaal, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 26: Memoiren einer Ballnacht, W, UA<br />

10. März 1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien,<br />

Datum?<br />

- Op. 27: Herz an Herz, PM, UA 21. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 28: Kreuz und quer, Psch, UA 21. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 29: Fleurette, Pfr., UA 24. Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 30: Tanz-Parole, Pfr., UA 16. August 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, Datum?<br />

- Op. 32: Carnevalsblume, PM, UA 4. Februar<br />

1867 Colosseum, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 33: Studentenliebchen, Pfr., UA 25. Februar<br />

1867 Redoutensaal, C. A. Spina Wien, August<br />

1867.<br />

Josef Strauss<br />

- Op. 209: Pariser Quadrille, UA Januar 1867, C. A. Spina<br />

Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 212: Delirien, W, UA 22. Januar 1867 Dianasaal,<br />

C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 213: Theater-Quadrille, UA 12. Januar 1867 Dianasaal,<br />

C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 214: Marien-Klänge, W, UA 10. Februar 1867<br />

Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 215: Arm in Arm, PM, UA 20. Februar 1867<br />

Sofiensaal, C. A. Spina Wien, Mai 1867.<br />

- Op. 216: Jocus,Psch, UA 18. Februar 1867 Dianasaal, C.<br />

A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 217: Gnomen, Pfr., UA 10. Februar 1867 Sofiensaal,<br />

C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 218: Wiener Leben, Pfr., UA 18. Februar 1867<br />

Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 219: Allerlei, Psch, UA 12. Februar 1867 Sofiensaal,<br />

C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 220: Hesperus-Ländler, UA 27. Januar 1867 Blumensäle<br />

(Gartenbau), C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 221: Die Windsbraut, Psch, UA 4. Februar<br />

Schwender, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 222: Studententräume, W, UA 25. Februar 1867<br />

Redoutensaal, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 223: Qu Grossherzogin von Gerolstein, UA 7. Juni<br />

1867 Volksgarten, C. A. Spina Wien, August 1867.<br />

- Op. 224: Crispino-Qu., UA 7. Mai 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 225: Ungarischer Krönungsmarsch, UA 7. Juni 1867<br />

Volksgarten, C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 226: Krönungslieder, W, UA 21. Juni 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 227: Die Tänzerin, Pfr., UA 7. Juni 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, Oktober 1867.<br />

- Op. 228: Victoria, Pfr., UA 27. Juni 1867 Hotel Victoria,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 229: Nachtschatten, PM, UA 5. Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 230: Im Fluge, Psch, UA 24.Juli 1867 Volksgarten,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 231: In der Heimat! PM, UA 29. September 1867<br />

Neue Welt, C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

- Op. 232: Herbstrosen, W, UA 13. Oktober 1867, Gartenbau-Säle,<br />

C. A. Spina Wien, März 1868.<br />

91


Und darunter sind schon ein paar Schwergewichte. Nicht nur dass Johann Strauss (Sohn) dem Donauwalzer<br />

drei einzigartige Werke („Lob der Frauen“, „Künstlerleben“ und „Leichtes Blut“) folgen lässt, und<br />

Josef sage und schreibe 22 (!) Werke zur Uraufführung brachte (darunter die Juwelen „Delirien“, „Marien-Klänge“,<br />

„Wiener Leben“, „Krönungslieder“, „Nachtschatten“ und „Herbstrosen“), auch von Eduard<br />

kamen in diesem Jahr großartige Werke („Pariser Leben“, „Herz an Herz“ und „Kreuz und quer“). Ein<br />

wahrhaft hinreißender Geburtstagsreigen für Österreichs heimliche Hymne!<br />

Der „Grandseigneur“ ist tot<br />

Im Mai diesen Jahres starb mit 71 Jahren der „Grandseigneur“ der tschechischen Dirigentenzunft: Jiři<br />

Bělohlávek (1946 - 2017). In der Nachfolge von Václav Neumann entwickelte er sich zum musikalischen<br />

Botschafter seines Landes und führte als Chefdirigent die Tschechische Philharmonie zu Weltgeltung.<br />

Seine Liebe und Sorgfalt galten den großen Komponisten seines Landes wie Dvořák, Smetana, Martinů<br />

(den er ganz besonders liebte) und Janáček. Er stand an zahlreichen Pulten berühmter Orchester: der<br />

Brünner Philharmonie, der Prager Symphoniker, der Tschechischen Philharmonie, der Slowakischen<br />

Philharmonie und des BBC Symphony Orchestra (das er dreimal bei der Last Night of the Proms dirigierte).<br />

Im Januar dieses Jahres verlängerte er den Vertrag bei der Tschechischen Philharmonie, im Mai<br />

mußte er nun den Dirigentenstab aus der Hand legen …<br />

Strauss in St. Petersburg CD<br />

Foto: www.jpc.de<br />

Neue CD erschienen<br />

Johann Strauss in St. Petersburg<br />

von Johannes Böck<br />

Wie gegen Ende der Ausgabe 55 – „Neues Leben“ der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“ – bekanntgegeben wurde,<br />

erschien bereits Anfang Mai 2017 eine neue CD mit Werken<br />

unseres Meisters Johann Strauss (Sohn), welche in St. Petersburg<br />

in Russland ur- bzw. erstaufgeführt bzw. mit diesem wichtigen<br />

Kapitel der österreichischen und russischen Musikgeschichte<br />

in Verbindung gebracht wurden sowie von Olga<br />

Smirnitskaja, zu welcher unser Meister eine Liebesbeziehung<br />

aufbaute, die ihre Eltern allerdings verhinderten. An diese Liebesbeziehung<br />

erinnern die Polka Mazurka „Der Kobold“ op.<br />

226 und vor allem der Walzer „Reiseabenteuer“ op. 227, die<br />

auf dieser CD nicht dabei sind. Im Rahmen der Tanz-Signale<br />

2017 hielt Herr Dr. Thomas Aigner über dieses Thema einen<br />

Vortrag.<br />

Die Romanze „Erste Liebe“ op. 14 von Olga Smirnitskaja ist auf dem neuen Tonträger dabei und wird von<br />

der aus der Ukraine stammenden Sopranistin Olga Zaitseva gesungen. Die neue CD erschien unter dem<br />

britischen Schallplatten-Label CHANDOS.<br />

Schloss Pawlowsk bei St. Petersburg Foto: Wikimedia Commons<br />

92<br />

Johann Strauss (Sohn) weilte in seinem<br />

Leben insgesamt zwölf Mal in<br />

der heute zweitgrößten Stadt Russlands,<br />

vor allem in Pawlowsk, wo er<br />

im dortigen Eisenbahnpavillon<br />

„Vauxhall“ auftrat. Pawlowsk rühmt<br />

sich seiner großartigen Schlossanlage<br />

und dem Schlosspark in der


Umgebungvon St. Petersburg. Weitere dieser weltberühmten Schlösser in der Umgebung St. Petersburgs<br />

stehen u.a. in Peterhof und in Puschkin (Zarskoje Selo).<br />

Zwanzig Werke wurden für dieses Tondokument ausgewählt. Die Begleittexte schrieb der frühere<br />

Chairman und jetzige Ehrenvorsitzender der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien, Herr Peter<br />

Kemp. Der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien verdanken Liebhaber und Freunde dieser<br />

Musikrichtung zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf Tonträgern!<br />

Es spielt das Estnische Nationale Symphonie-Orchester unter der Leitung des aus Estland<br />

stammenden Dirigenten Neeme Järvi.<br />

Auf dieser Silberscheibe wurden folgende Werke aufgenommen:<br />

- Newa Polka op. 288<br />

- Persischer Marsch op. 289<br />

- Russischer Marsch op. 426<br />

- Großfürstin Alexandra-Walzer op. 181<br />

- Olga-Polka française op. 196<br />

- Alexandrinen-Polka française op. 198<br />

- Abschied von St. Petersburg Walzer op. 210<br />

- Bauern-Polka op. 276<br />

- Grossfürsten-Marsch op. 107<br />

- Vergnügungszug Polka schnell op. 281<br />

- Wein, Weib und Gesang Walzer op. 333<br />

- Krönungs-Marsch op. 183<br />

- Hofball-Quadrille op. 116<br />

- An der Wolga Polka mazurka op. 425<br />

- St. Petersburg-Quadrille op. 255a<br />

- Auf zum Tanze Polka schnell op. 436<br />

- Russische Marsch-Fantasie op. 353 und die<br />

- Alexander-Quadrille op. 33 sowie<br />

- von Johann Strauss II & Josef Strauss die Pizzicato-Polka und<br />

- von seiner Liebe aus Rußland – Olga Smirnitskaya – die Romanze „Erste Liebe“ op. 14.<br />

Einige auf dieser CD aufgenommenen Werke wurden bereits im Rahmen des Neujahrskonzertes der<br />

Wiener Philharmoniker gespielt. Vieles wartet allerdings noch darauf, im Rahmen des berühmtesten<br />

Strauss-Konzertes der Welt einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. Gleiches gilt auch<br />

für die Konzerte des Wiener Johann-Strauss-Orchesters, wo immer wieder dieselben Werke der Familie<br />

Strauss geboten werden…<br />

Bereits Robert Stolz nahm in seinem hohen Alter von 90 Jahren mit den Berliner Symphonikern eine<br />

Schallplattenedition auf, wo auch diese Werke berücksichtigt wurden. Der Gründervater der „Deutschen<br />

Johann Strauss Gesellschaft“, Joachim Viedebantt, schrieb zu diesen Doppelalben die Begleittexte.<br />

Besonders um die Forschung „Johann Strauss in Russland“ macht sich Herr Dr. Thomas Aigner, der Leiter<br />

der Musiksammlung der Wienbibliothek und einer der führenden Forscher des „Wiener Institutes für<br />

Strauss-Forschung“, verdient.<br />

Selbstverständlich wurden diese Werke auch bei der Gesamtaufnahme aller Werke von Johann Strauss<br />

(Sohn) bei der Plattenfirma Marco Polo berücksichtigt. Leider wurden viele Werke bei dieser Neuaufnahme<br />

viel zu schnell gespielt, worunter die Qualität des Werkes leidet. Dies hindert den Liebhaber dieser<br />

Musikrichtung allerdings nicht, dieses Tondokument in sein Archiv einzureihen.<br />

93


Robert Stolz dirigiert:<br />

Johann Strauss in St. Petersburg<br />

Label BAS, Foto: www.recordsale.de<br />

Herr Dr. Thomas Aigner, einer der führenden Strauss-<br />

Forscher des WISF<br />

Sein Lieblingsthema: Johann Strauss in St. Petersburg<br />

Foto: www.johann-strauss.at (Tanzsignale 2010)<br />

Dieser CD ist trotzdem eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde<br />

zu wünschen. Erhältlich ist die Silberscheibe unter dem Label CHANDOS Nummer 10937 im Handel.<br />

Im Auftrag der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien:<br />

Folge 3 der Reihe „Zeitgenossen der Familie Strauss“ erschienen<br />

von Johannes Böck<br />

Allgemein<br />

Im Jahre 2014 beging unsere Schwestergesellschaft,<br />

die Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien,<br />

ihr 50jähriges Bestehen. In diesem Jahr beauftragte<br />

die Gesellschaft die in Hongkong ansässige Plattenfirma<br />

Marco Polo, aus diesem Anlass zwei CDs mit<br />

unbekannten Werken der Zeitgenossen der Familie<br />

Strauss erstellen zu lassen.<br />

Foto: www.naxosdirect.com<br />

Im Sommer des Jahres 2015 erschienen die ersten<br />

beiden Folgen der Reihe „Contemporaries (= Zeitgenossen)<br />

of the Strauss Family“ 1 . im Jahre darauf<br />

(2016) entstanden die Folge 3 dieser Reihe und eine<br />

CD mit Werken von Eduard Strauss, die in den Monaten<br />

August und Oktober 2017 herauskamen. Es spielte<br />

das Tschechische Kammerphilharmonische Orchester<br />

der Stadt Pardubice (ca. 100 Kilometer östlich von<br />

Prag) in Mittelböhmen unter der Leitung von John<br />

Georgiadis. Dieser dirigierte im Auftrag der Johann-<br />

1 Eine Würdigung dieser CD ist in Neues Leben Ausgabe 48/2015 der DJSG nachzulesen, jene von der Eduard-<br />

Strauss-CD in Ausgabe 55/2017.<br />

94


Strauss-Gesellschaft von Großbritannien viele Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen auf CD und in<br />

den Neujahrskonzerten und Bällen in London und in Oxford.<br />

Zunächst einmal einen Überblick über die Zeitgenossen (auch ein Walzer, op. 162, 2 von Josef Strauss)<br />

Das musikalische Geschehen im Wien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts dominierten Joseph<br />

Lanner , die Familie Strauss und Carl Michael Ziehrer. Daneben gab es in Österreich-Ungarn und in ganz<br />

Europa weitere Tanzmusik-, Operetten- und Marschkomponisten. Im alten Österreich lebten und wirkten<br />

Philipp Fahrbach Vater und Sohn neben der Familie Strauss. Franz von Suppé, Carl Millöcker und Carl<br />

Zeller vertraten zusammen mit Johann Strauss (Sohn) die „Goldene Operettenära“. Auch Joseph<br />

Hellmesberger sen. und jun. prägten die österreichische Musikgeschichte maßgeblich.<br />

Zahlreiche Militärkapellmeister wie Karél Komzák, Julius Fucík, Joseph Franz Wagner, Alphons Czibulka<br />

u. v. m., die zum großen Teil aus Böhmen stammten, beherrschten das Militärmusikwesen der Donaumonarchie.<br />

Auch sie schrieben neben ihren Märschen auch Walzer- und Polkatänze. Gleiches gilt für die<br />

Marschkomponisten in Deutschland, zum Beispiel Johann Gottfried Piefke (Königgrätzer Marsch, Preußens<br />

Gloria etc.) und Rudolf Herzer (Hoch Heidecksburg). Die Musikchronik der Alt-Wiener Vororte beherrschten<br />

die Gebrüder Schrammel, Johann Sioly, Carl Lorens, Rudolf Kronegger und ihre Interpreten,<br />

wie Edmund Guschelbauer, Luise Montag und Hansi Niese. Zu den berühmtesten Wienerliedkomponisten<br />

zählt Gustav Pick, der sich mit dem „Fiakerlied“ einen Namen machte. Auch Alexander Girardi sang<br />

neben den Operetten auch Wienerlieder.<br />

Im Böhmischen Bäderdreieck (Karlsbad, Marienbad, Franzensbad) wirkte Joseph Labitzky, in Frankreich<br />

Emil Waldteufel, Jules-Louis Olivier-Metra und der in Köln geborene Wahlpariser Jaques Offenbach, im<br />

heutigen Rumänien Iosif Ivanovici, in Hamburg Oscar Fetrás, in Berlin u.a. Joseph Gung‘l, in Ungarn (heutige<br />

Slowakei) und Wiesbaden Kéler Béla sowie in Dänemark Hans-Christian Lumbye, gleichsam in Ungarn<br />

der in Baden bei Wien geborene Jakob Pazeller, die hervorragende Tänze im Stil der Familie Strauss<br />

schrieben. Im deutschsprachigen Raum wirkte auch Richard Eilenberg.<br />

Die Silberne Operettenära dominierten Franz Lehár, Emmerich Kalman, Oscar Straus, Edmund Eysler,<br />

Nico Dostal, Robert Stolz und in Berlin Paul Lincke, der im Jahre 2016 seinen 150. Geburtstag und seinen<br />

70. Todestag hatte.<br />

Nun zur neu erschienenen CD:<br />

Die Ouvertüre zu Paul Linckes Operette „Frau Luna“ führt das Programm der neu erschienenen Platte<br />

an. Des Weiteren arrangierte Maestro John Georgiadis Linckes frühe Polka Mazurka „Im Omnibus“<br />

op. 34, die der Musikfreund auf dieser Neuaufnahme hören kann.<br />

Robert Vollstedt, dessen Walzer „Lustige Brüder“ bekannt ist, ist auf dieser CD mit dem Marsch „Schneidig!“<br />

op. 98 zu hören. 3<br />

Im Jahre 1880 verlobte sich der österreichische Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin Stephanie von Belgien,<br />

woran der Walzer „Verlobungs-Feierklänge“ op. 153 von Philipp Fahrbach junior erinnert, der erstmalig<br />

auf Silberscheibe gepresst wurde. Ebenso neu auf dieser Scheibe befindet sich die „Storch“-Polka, op.<br />

195 von Richard Eilenberg.<br />

2 Dieses Werk ist auf der Folge 14 der Josef-Strauss-Gesamtaufnahme mit dem Philharmonischen Orchester<br />

Košice unter der Leitung von Michael Dittrich abzuhören.<br />

3 Unser Vorstandsmitglied der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, Friedhelm Kuhlmann setzte sich neben<br />

Oscar Fetrás auch mit den Lebenswerken von Robert Vollstedt, Franz von Blon und Siegfried Translateur auseinander.<br />

Er schrieb ein Buch über Oscar Fetrás sowie weitere Würdigungen u.a. für Robert Vollstedt und Siegfried<br />

Translateur, die in den Heften „Neues Leben“ der DJSG nachzulesen sind.<br />

95


Von Jakob Pazeller, der mit seinem Walzer „Souvenir de Herkulesbad“ op. 124 bekannt ist, wurde erstmals<br />

auf Tonträger sein Walzer „Tropenzauber“ op. 125 – also in der Nachbarschaft des Walzers „Souvenir<br />

de Herkulesbad“ stehend – aufgenommen.<br />

Militärkapellmeister Joseph Franz Wagner 4 , bekannt für seine Märsche „47er Regiments“-Marsch<br />

op. 180, „Unter dem Doppeladler“ op. 159 (Namensgeber einer Sendereihe von Herrn Prof. Franz<br />

Mailer (†)) und „Tiroler Holzhackerbuam“ op. 3<strong>56</strong>, ist mit seiner frühen „Dynamit“-Polka schnell op. 10<br />

vertreten. 5<br />

Joseph Labitzky, der große Sohn des Egerlandes, schrieb den „Albert“-Walzer op. 73, den er dem Gemahl<br />

von Königin Victoria von Großbritannien widmete – Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha.<br />

Dieses Werk zitiert in der Einleitung den „Coburger Friedrich Josias Marsch“, der Johann Michael Haydn,<br />

dem Bruder Joseph Haydns zugeschrieben wird. Herzog Albert übernahm die Ehrenpatronanz über die<br />

Erste Weltausstellung in der Geschichte der Menschheit im Jahre 1851 in London.<br />

Der Marschkönig Julius Fučik („Florentiner Marsch“ op. 214, „Einzug der Gladiatoren“ op. 68) ist mit seinem<br />

Walzer „Vom Donauufer“ op. 135 vertreten.<br />

Der in Bartfeld in der heutigen Slowakei geborene Kéler Béla, bekannt für seine Lustspiel- und Festspiel-<br />

Ouvertüren, ist mit seinem „Kimo-Kaimo“-Galopp op. 84 vertreten. Dieses Werk steht im Verzeichnis in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft seines Walzers „Am schönen Rhein gedenk ich dein“ op. 83, den der Musikfreund<br />

in einer Aufnahme der Berliner Symphoniker unter Robert Stolz hören kann. Kéler Béla starb in<br />

Wiesbaden.<br />

Militärkapellmeister Alphons Czibulka ist auf dieser Platte mit dem Walzer „Weana Früchteln“ op. 386<br />

vertreten. Berühmt wurde Czibulka mit dem „Liebestraum nach dem Balle“ op. 3<strong>56</strong> und der „Stephanie“-Gavotte<br />

op. 312, geschrieben ebenfalls für die Verlobungsfeier von Kronprinz Rudolf mit Erzherzogin<br />

Stephanie von Belgien. Czibulka schrieb außerdem einen „Friedrich“-Marsch und die Operette<br />

„Pfingsten in Florenz“. Den „Angelo“-Walzer aus diesem Bühnenwerk kann der Musikfreund nur mehr in<br />

alten Rundfunkaufnahmen hören (Max Schönherr und Franz Bauer-Theussl).<br />

Carl Millöcker ist mit dem „Freikorps“-Marsch aus seiner Operette „Der Feldprediger“ zu hören. Aus<br />

diesem Bühnenwerk stammt übrigens auch der wunderschöne „Traum“-Walzer. Die Plattenfirma CPO<br />

brachte eine eigene CD mit Werken dieses Vertreters der „Goldenen Operettenära“ heraus. 6<br />

Richard Heuberger, der Komponist der Operette „Der Opernball“ schrieb weitere Bühnenwerke, u.a.<br />

auch die heute total unbekannte Operette „Ihre Exzellenz“, deren Ouvertüre die neue Platte abrundet.<br />

Von Johann Strauss (Vater), Johann und Josef Strauss können Musikfreunde aus aller Welt alle Werke<br />

auf CD hören. Verantwortlich dafür ist die in Hongkong ansässige Plattenfirma Marco Polo, die auch<br />

mehrteilige Editionen der Werke von Emil Waldteufel, Hans-Christian Lumbye und Carl Michael Ziehrer<br />

herausgab. Anlässlich des 50jährigen Bestandsjubiläums der Johann-Strauss-Gesellschaft in Großbritannien<br />

erstellte die Plattenfirma Marco Polo die ersten zwei Folgen der Reihe „Contemporaries of the<br />

Strauss-Family“, welche einen Einblick in das Schaffen der Zeitgenossen der Familie Strauss gewähren.<br />

4 Über Joseph Franz Wagner und Alphons Czibulka schrieb der Blas- und Militärmusikforscher Dr. Friedrich<br />

Anzenberger aus Kirchstetten in Niederösterreich Biographien.<br />

5 1866 erfand Alfred Nobel den bekannten Sprengstoff. Er erkannte die verheerende Zerstörungskraft dieses Mittels<br />

und stiftete infolgedessen sein Vermögen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Friedens, der<br />

Medizin, Physik, Chemie und Literatur – den Nobelpreis. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo, alle anderen Nobelpreise<br />

werden in Stockholm alljährlich am 10. Dezember, dem Sterbetag des Stifters (1896), verliehen.<br />

6 Siehe Beitrag des Autors in „Neues Leben“, Heft 55, der DJSG und „Almanach“, Ausgabe 24, des KVWB.<br />

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Sie kamen im Sommer 2015 beim o.g. Label heraus. Zwei Jahre später, im Herbst 2017 kommt nun die<br />

dritte Folge dieser Edition heraus und bietet ein weiteres interessantes Programm mit völlig unbekannten<br />

Werken von Zeitgenossen der Familie Strauss. Für ihre Leistung zur Pflege dieser Musikrichtung ist<br />

der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien zu danken. Der ORF, die österreichische Sendeanstalt,<br />

kann sich hier eine Scheibe davon abschneiden!<br />

Das Cover dieser CD zeigt eine Abendaufnahme der Kirche zum heiligen Franz von Assisi, die ehemalige<br />

Kaiser-Jubiläums-Kirche, auf dem Wiener Mexikoplatz bei der Donau. Diese Disc ist unter der Nummer<br />

8.225368 seit Oktober 2017 im Handel erhältlich. Es bleibt zu hoffen, dass weitere CDs dieser Reihe erstellt<br />

und herausgegeben werden.<br />

Die Darbietung solcher Werke im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker und bei<br />

den Konzerten des Wiener Johann-Strauss-Orchesters würden die Programme bereichern. Diesem neu<br />

erschienenen Tondokument ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue<br />

Freunde zu wünschen.<br />

Neu im Bücherregal<br />

„Im Salzkammergut, im Salzkammer gut…<br />

…da kann man gut lustig sein“, heißt es im „Weißen Rößl“, aber nicht immer oder nicht nur. Es gibt auch<br />

erste Geschichten zu erzählen. Von beidem berichtet Marie-Theres Arnbom, die Historikerin, Kulturmanagerin<br />

und Kuratorin in ihrem fabelhaften Buch „Die Villen von Bad Ischl. Wenn Häuser Geschichten<br />

erzählen“. Amalthea Verlag Wien.<br />

Wir betreten mit ihr 50 Villen in der Stadt an der Traun, die als Inbegriff der Sommerfrische und bis heute<br />

als Operetten-Metropole gilt. Hier wohnten zeitweise oder über viel Jahre hinweg der Kaiser, der<br />

Adel, Schauspieler, Komponisten, Librettisten und viele weitere mehr oder weniger illustre Damen und<br />

Herren. Ein unterhaltsames Buchfür lange Winterabende, vielleicht auch mit einem Schalerl Kaffee und<br />

einem Stückchen Kuchen, auch wenn sie nicht von Zauner sind…<br />

Zum Schikaneder/Lehár Schlössl…<br />

Gerhard R. Menhard, Vorstandsmitglied des Kulturvereins „Wiener Blut“ und Mitglied unserer Gesellschaft,<br />

wird am 14. Dezember um 19 Uhr bei einem Vorweihnachtlichen Fest für die Mitglieder, Gäste<br />

und Freunde des Vereins im Museum der Johann Strauss Dynastie, Müllnergasse 3, Wien, sein neustes<br />

Buch vorstellen: „Das Schikaneder/Lehár Schlössl in Wien-Nussdorf. Persönliche Betrachtungen über ein<br />

historisches Gebäude in Wien und dessen Bewohner“.<br />

Erschienen ist das Buch bei Weltmusik Edition International 2017 und enthält auch die Auswertung von<br />

bisher unerforschten Quellen aus dem familiären Umfeld Franz Lehárs.<br />

Nächste Termine der Schweizer Musiktheater Vereinigung<br />

Januar – März 2018, Stadttheater Sursee:<br />

„Boccacchio“ (Franz von Suppé)<br />

Januar – März 2018, MUSIKTHEATERWIL:<br />

„Die Regimentstochter“ (Gaetano Donizetti)<br />

Januar – März 2018, Theatergesellschaft Beinwil am See: „Im weißen Rößl“ (Ralph Benatzky)<br />

Januar – März 2018, Theatergesellschaft Arth:<br />

„Wiener Blut“ (Johann Strauss (Sohn))<br />

Januar – März 2018, Operette Balzers:<br />

„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />

September / Oktober 2018, Theatergesellschaft Root: „Polenblut“ (Oskar Nedbal)<br />

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September / Oktober 2018, Operettenbühne<br />

Hombrechtikon:<br />

Januar – März 2019, Stadttheater Sursee:<br />

Januar – März 2019, Theatergesellschaft Arth:<br />

Januar – April 2019, Operette Sirnach:<br />

März – Mai 2019, Operettenbühne Bremgarten:<br />

Herbst 2019, Operette Möriken-Wildegg:<br />

„Der Vogelhändler“ (Carl Zeller)<br />

„Der Graf von Luxemburg“ (Franz Lehár)<br />

„Orpheus in der Unterwelt“ (J. Offenbach)<br />

„Ball im Savoy“ (Paul Abraham)<br />

„Paganini“ (Franz Lehár)<br />

„Die lustige Witwe“ (Franz Lehár)<br />

Neujahrskonzert 2018 der Wiener Philharmoniker<br />

von Ingolf Roßberg<br />

Das Neujahrskonzert 2018 ist das 78. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und soll am 1. Jänner<br />

2018 im Wiener Musikverein stattfinden. Als Dirigent ist zum fünften Mal Riccardo Muti vorgesehen, der<br />

das Konzert zuvor schon in den Jahren 1993, 1997, 2000 und 2004 geleitet hatte.<br />

- Johann Strauss (Sohn): Einzugsmarsch aus „Der Zigeunerbaron“<br />

- Josef Strauss: „Wiener Fresken“, Waler, op. 249<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Brautschau-Polka“, nach Motiven aus „Der Zigeunerbaron“, op. 417<br />

„Leichtes Blut“, Polka schnell, op. 319<br />

- Johann Strauss (Vater): „Marien-Walzer“, op. 212<br />

„Wilhelm-Tell-Galopp”, nach Motiven aus „Wilhelm Tell“ (Rossini), op. 29b<br />

- Franz von Suppé: Ouvertüre zur Operette „Boccaccio“<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Myrtenblüten“, Walzer, op. 395<br />

- Alfons Czibulka: „Stephanie-Gavotte“, op.312<br />

- Johann Strauss (Sohn): „Freikugeln“, Polka schnell, op. 326<br />

„G’schichten aus dem Wiener Wald“, Walzer, op. 325<br />

„Festmarsch“, op. 452<br />

„Un ballo in maschera“, Quadrille nach Motiven der gleichnamigen Oper<br />

(Verdi), op. 272<br />

„Rosen aus dem Süden“, Walzer, nach Motiven aus „Das Spitzentuch der<br />

Königin“, op. 388<br />

- Josef Strauss: „Eingesendet“, Polka schnell, op. 240<br />

Die obligatorischen Zugaben sind schon fest eingeplant: „Radetzky“ leider nicht im faszinierenden Original,<br />

sondern (wie immer) in der Bearbeitung von Leopold Weninger (nebst „Durchgeklatsche“): Näheres<br />

dazu im Mai 2018 in Coburg zu den „Strauss-Tagen“ – „Hauptsache Strauss…“.<br />

In eigener Sache…<br />

…bleibt uns nunmehr nur als letzter Satz in diesem Heft:<br />

Ihnen und Ihren Angehörigen ein Jahr 2018<br />

„Heiter auch in ernster Zeit“ (Walzer von Johann Strauss (Vater)) –<br />

und vielleicht sehen wir uns, in Coburg, Bad Reichenhall, Wien, Dresden…<br />

Ihre Redaktion<br />

Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder und Dr. Ingolf Roßberg.<br />

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ISSN der Druckfassung:<br />

1438 – 065X<br />

ISSN der Internetfassung: 2194 – 5527

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