Berghofer Blick 2019-3 klein 11.24.54
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HISTORISCHES<br />
19 19<br />
Entwurfszeichnung zur Germania-Briefmarke<br />
von Paul Eduard Waldraff 1899<br />
die Reichswappenkrone,<br />
die als Krone nicht<br />
angefertigt wurde, da<br />
Kaiser Wilhelm I. betonte,<br />
nichts als die preußische<br />
Königskrone zu<br />
brauchen.<br />
Wie die Schürener Germania<br />
hielt auch die<br />
<strong>Berghofer</strong> Denkmalsfigur<br />
ein gesenktes<br />
Schwert in der rechten<br />
Hand. Die linke Hand<br />
fasste wohl in das Gewand,<br />
wie man dies<br />
von den Naumburger<br />
Stifterfiguren her kennt.<br />
12) Die <strong>Berghofer</strong> Germania<br />
stand auf hoher<br />
Säule, die mit einem von einem Eichenkranz umgebenen Eisernen Kreuz<br />
geschmückt war. Unterhalb des Kranzes befand sich eine Inschrift, wohl<br />
mit Bezeichnung der Kriegsjahre. Die Säule stand auf einem vermutlich<br />
quadratischen Sockel, auf dem seitlich schwarze polierte Platten, sicher<br />
mit den Namen der Gefallenen und patriotischen Inschriften, angebracht<br />
waren. Das Denkmal war von einem Eisengitter umgeben und über eine<br />
Reihe von Stufen erreichbar.<br />
Gemeindevertretung betonte ihre Ansicht, das jetzt vorhandene Denkmal<br />
durch ein neues, würdigeres ersetzen zu wollen, – Ob sich diese Äußerung<br />
auf den Zustand des Denkmals bezieht oder ob die Germania als nicht<br />
mehr zeitgemäß aufgefasst wurde, entzieht sich leider unserer Kenntnis.<br />
Jedenfalls beschloss die Gemeindevertretung, die Mittel für die Beschaffung<br />
des neuen Denkmals durch Konzerte, Sammlungen usw. aufzubringen.<br />
14)<br />
Zwei Ansichtskarten aus der Zeit um 1911 dokumentieren das Aussehen<br />
des <strong>Berghofer</strong> Kriegerdenkmals<br />
BERGHOFEN – Partie am Kriegerdenkmal<br />
Partie am Kriegerdenkmal (Archiv Burkhard Treude)<br />
Kriegerdenkmal an der <strong>Berghofer</strong> Straße, davor die Straßenbahn,<br />
Ausschnitt aus einer zeitgenössischen Ansichtskarte<br />
Die <strong>Berghofer</strong> Germania stand neben dem Grundstück der Familie Dieckerhoff<br />
auf der Höhe der heutigen <strong>Berghofer</strong> Straße 142. Frau Brigitte Reppin<br />
erinnert sich, das Denkmalsfundament in ihrer Kindheit noch gesehen zu<br />
haben. Da die Germania auf einer Ansichtskarte aus dem Jahre 1899 zu<br />
sehen ist, liegt die Errichtung sicher vor diesem Datum, zu denken ist<br />
an die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts. Gesichert ist, dass das Denkmal<br />
1911 abgetragen wurde. Die Gründe sind nur unzureichend zu ermitteln,<br />
da aber die Germania durch ein Nachfolgedenkmal ersetzt wurde, kann<br />
man vielleicht auf Schäden an der relativ hohen Säule schließen, die die<br />
Standfestigkeit erschütterten und eine Reparatur kostspielig machten.<br />
Das neue Denkmal hatte die <strong>Berghofer</strong> offensichtlich schon seit Jahren<br />
beschäftigt. Berghofens ehemaliger jüdischer Fleischermeister Bernhard<br />
Selig, der 1891 seine Fleischerei an Friedrich Hannuschka verkauft hatte<br />
und nun in Dortmund wohnte, bot im September 1905 an, unentgeltlich<br />
einen Teil seines im Winkel der Chausseestraße (der heutigen <strong>Berghofer</strong><br />
Straße) und der Schulstraße gelegenes Grundstück zur Aufstellung eines<br />
Kriegerdenkmals zur Verfügung zu stellen. 13)<br />
Zwei Jahre später erklärte sich der Freiherr von Rheinbaben, der Eigentümer<br />
des Hauses Berghofen, bereit, der Gemeinde einen Platz für das neue<br />
Denkmal zu überlassen, der westlich vor dem Hause Berghofen lag. – Die<br />
Im September 1907 beschloss die Gemeindevertretung dann, das Angebot<br />
Seligs anzunehmen. 15) Im März 1911 fasste man den Beschluss, das<br />
neue Denkmal am 3. September 1911 einzuweihen. 16) Im Juli spendete<br />
der Freiherr von Rheinbaben 350 Mark, da ihm der alte Denkmalplatz der<br />
Germania zurückgegeben werden sollte. 17)<br />
„Am 14. November 1911 beschloß die Gemeindevertretung, daß die Germania-Figur,<br />
die auf dem alten Kriegerdenkmal stand, das 1911 durch<br />
ein neues an der Gabelung <strong>Berghofer</strong> Straße/Schulstraße ersetzt worden<br />
war..., an der neuen Schule an passender Stelle Aufnahme finden sollte.<br />
Deswegen sollte die Schule den Namen Germania-Schule erhalten.“ 18)<br />
Aus der Aufstellung wurde dann aber nichts, da die Germania nicht mehr<br />
aufgefunden werden konnte. Bis heute ist ungeklärt, wohin das Standbild<br />
gekommen ist.<br />
Die Germania wurde durch eine Adlerstele ersetzt: Auf einem mehrfach abgestuften<br />
Sockel, vor dessen oberer Stufe eine Platte mit der Inschrift „Zu<br />
Ehren der gefallenen Krieger 1864, 1866, 1870/71“ angebracht war, erhebt<br />
sich eine quadratische Stele mit rundpfeilerartigen Eckvorlagen und einem<br />
umlaufenden Kopfband aus bronzenen Eichenblättern. Diese Stele ist, allerdings<br />
umgestaltet, bis heute erhalten geblieben. Sie trägt ein im Laufe<br />
der Zeit mehrfach erneuertes Eisernes Kreuz und darunter die Namen der<br />
in den Kriegen gefallenen <strong>Berghofer</strong>: H. Brinkhoff, G. Reichel, H. Fliege,<br />
H. Brenne, K. Demandt, L. Scholl, A. Ludorf, G. Wilmsmann, F. Bellmann.<br />
Auf einem kugelähnlichen Unterbau, der in seiner unteren Hälfte profiliert<br />
war, saß ein die Schwingen zum Abflug ausbreitender Adler. Kugel und<br />
Adler waren vermutlich aus Bronze und sind, so ist anzunehmen, während<br />
des Ersten Weltkrieges eingeschmolzen worden.