06.08.2019 Aufrufe

Berghofer Blick 2019-3 klein 11.24.54

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

22<br />

HISTORISCHES<br />

Aber wir sehen diesen Aufsatz als Zwischenbericht an, denn viele Fragen<br />

bleiben offen:<br />

Wer entwarf und wer produzierte die Germania?<br />

Wohin verschwand die Germania?<br />

Welche Künstler schufen die Adler?<br />

Wann wurde der zweite Adler auf die veränderte Stele gesetzt?<br />

Wir haben die Hoffnung, dass unsere Leser noch einmal in Fotoalben und<br />

Erinnerungen auf die Suche gehen! Gern werden wir Ihre Beiträge im<br />

„<strong>Berghofer</strong> <strong>Blick</strong>“ veröffentlichen.<br />

Immer wieder wird der Sinn von Kriegerdenkmälern diskutiert. Die Heldenverehrung<br />

der Mitte des 19. Jahrhunderts liegt uns fern. Sie sollte<br />

dem Tod auf dem Schlachtfeld einen Sinn geben und wies den Gefallenen<br />

ihren Beitrag an der Reichseinigung zu. Das Sterben der Soldaten in den<br />

beiden Weltkriegen war aber so nicht zu erklären. Wer aus den Stahlgewittern<br />

der Weltkriege nach Hause kam, war froh, überlebt zu haben. Für<br />

die Heimkehrenden gab es, wie für Witwen und Waisen, keine psychologische<br />

Betreuung. Wie viele stellten sich die Frage, warum die Kameraden<br />

gefallen waren, sie selber aber, oft an Körper und Psyche geschädigt, am<br />

Leben geblieben waren. Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg sahen es<br />

viele als ihre Pflicht an, die Erinnerung an die toten Kameraden wach zu<br />

halten. So initiierten sie den Bau von Kriegerdenkmälern, die auf den Ort<br />

oder auf das Regiment bezogen sein konnten. 20) Die Nationalsozialisten<br />

förderten die Anlage von Denkmälern und versuchten, durch Aus- oder<br />

Umgestaltungen den Heldenkult erneut zu beleben.<br />

Blumen und Soldatenbild an dem Gedenkstein für 1918<br />

(Foto: Michael Konter 2016)<br />

Freilich, für die meisten Menschen in Berghofen und anderswo waren die<br />

Kriegsgräber in der Ferne, so es sie denn gab, unerreichbar. Denkmäler<br />

schufen einen Ort des Gedenkens, der Kranz- oder Blumenniederlegung,<br />

des Entzündens von Erinnerungslichtern. Dass dies auch gegenwärtig<br />

noch der Fall ist, beweisen Vasen mit frischen Blumen und ein Soldatenbild<br />

am Gedenkstein für 1918. Der Abriss der Denkmäler in unserer<br />

Zeit wäre ein Negieren unserer Geschichte. Die Namenslisten der Toten<br />

sollten uns Mahnung sein, an einer friedlichen Welt mitzubauen. Denn<br />

angesichts moderner Waffen kann Krieg nicht mehr wie vor 200 Jahren<br />

als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln angesehen werden.<br />

Wünschenswert wäre die Einsicht, dass Kriege keine Probleme lösen; man<br />

schaue auf den Balkan, nach Afghanistan, nach Libyen oder in den Irak.<br />

Im Anblick eines Kriegerdenkmals wird immer neu deutlich, dass die Würde<br />

des Menschen unantastbar sein sollte, dass Ehrfurcht vor dem Leben<br />

nicht nur das individuelle Leben prägen sollte, sondern auch den Staaten<br />

und ihren Lenkern Aufgabe und Mahnung werden muss.<br />

(Cornelia Konter und Ingo Fiedler)<br />

Anmerkungen:<br />

1) Christiane Neuhann: Kriegerdenkmäler. In: Veit Veltzke: Spuren Preußens<br />

in Westfalen. Minden, Wesel 1992, S. 166<br />

2) Siehe: Klaus Winter: Löwe, Adler und Germania. Preußische Kriegerdenkmäler<br />

am Dortmunder Wallring. In: Heimat Dortmund 2/2007,<br />

S. 13 ff.<br />

3) Siehe: Helmut Scharf: Kleine Kulturgeschichte des deutschen Denkmals.<br />

Darmstadt 1984, S. 181<br />

4) Siehe: Willi Garth: Impressionen aus Hörde. 2. Aufl.<br />

Dortmund 2004, S. 83 f.<br />

5) Abbildungen zu Kriegerdenkmälern im Kaiserreich siehe:<br />

Fritz Abshoff: Deutschlands Ruhm und Stolz. Unsere<br />

hervorragendsten vaterländischen Denkmäler in Wort und<br />

Bild. Berlin o. J.<br />

6) Siehe: Jürgen Zänker u. a.: Öffentliche Denkmäler und<br />

Kunstobjekte in Dortmund. Dortmund 1984, S. 51 ff.<br />

7) Abbildungen in: Erwin Preußchen: Deutschland im<br />

Spiegel seiner Geschichte. Reutlingen 1920, S. 18 und 29<br />

8) Abbildung in: Gerd Althoff: Otto III. Darmstadt 1996,<br />

vor S. 105<br />

9) Siehe: Lothar Gall (Hg.): 1848 Aufbruch zur Freiheit.<br />

Frankfurt 1998, S. 185 ff.<br />

10) Siehe: Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf Hohensyburg.<br />

[Essen] 1901<br />

11) Siehe: Ingo Fiedler: Aus der Geschichte des Kriegerund<br />

Landwehrvereins zu Berghofen. 13) In: Ders.; Von<br />

Berghofen in die Welt. Dortmund 2008, S. 89 f.<br />

12) Siehe: Gerhard Straehle. Der Naumburger Stifter-Zyklus.<br />

Königstein im Taunus 2012<br />

13) Siehe: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 17/48a 1/7,<br />

S. 407<br />

14) Siehe: ebd., S. 580<br />

15) Siehe: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 17/48a 1/8,<br />

S. 69<br />

16) Siehe: ebd., S. 304<br />

17) Siehe: ebd., S. 326<br />

18) Helmut Treude: Geschichte der <strong>Berghofer</strong> Volksschulen.<br />

Dortmund [1998], S. 58 unter Berufung auf Stadtarchiv<br />

Dortmund, Bestand 16 – 456, S. 361<br />

19) Jürgen Zänker: a.a.O., S. 77. Den Einfluss der nationalsozialistischen<br />

Zeit auf den Denkmalsbau und die<br />

Aus- und Umgestaltung von Denkmälern kann man nachvollziehen<br />

in: Siegfried Scharfe (Hg.): Deutschland über<br />

Alles. Ehrenmale des Weltkrieges. Königstein im Taunus<br />

1940 und Deutsche Soldatenmale. Erbaut vom Volksbund Deutsche<br />

Kriegsgräberfürsorge e. V. München o. J.<br />

20) Siehe: Ingo Fiedler: Schatten des Militär- und Kriegsdienstes aus dem<br />

Kaiserreich. In: Ders.: Rund um Berghofen. Dortmund 2004, S. 52 ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!