Berghofer Blick 2019-3 klein 11.24.54
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22<br />
HISTORISCHES<br />
Aber wir sehen diesen Aufsatz als Zwischenbericht an, denn viele Fragen<br />
bleiben offen:<br />
Wer entwarf und wer produzierte die Germania?<br />
Wohin verschwand die Germania?<br />
Welche Künstler schufen die Adler?<br />
Wann wurde der zweite Adler auf die veränderte Stele gesetzt?<br />
Wir haben die Hoffnung, dass unsere Leser noch einmal in Fotoalben und<br />
Erinnerungen auf die Suche gehen! Gern werden wir Ihre Beiträge im<br />
„<strong>Berghofer</strong> <strong>Blick</strong>“ veröffentlichen.<br />
Immer wieder wird der Sinn von Kriegerdenkmälern diskutiert. Die Heldenverehrung<br />
der Mitte des 19. Jahrhunderts liegt uns fern. Sie sollte<br />
dem Tod auf dem Schlachtfeld einen Sinn geben und wies den Gefallenen<br />
ihren Beitrag an der Reichseinigung zu. Das Sterben der Soldaten in den<br />
beiden Weltkriegen war aber so nicht zu erklären. Wer aus den Stahlgewittern<br />
der Weltkriege nach Hause kam, war froh, überlebt zu haben. Für<br />
die Heimkehrenden gab es, wie für Witwen und Waisen, keine psychologische<br />
Betreuung. Wie viele stellten sich die Frage, warum die Kameraden<br />
gefallen waren, sie selber aber, oft an Körper und Psyche geschädigt, am<br />
Leben geblieben waren. Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg sahen es<br />
viele als ihre Pflicht an, die Erinnerung an die toten Kameraden wach zu<br />
halten. So initiierten sie den Bau von Kriegerdenkmälern, die auf den Ort<br />
oder auf das Regiment bezogen sein konnten. 20) Die Nationalsozialisten<br />
förderten die Anlage von Denkmälern und versuchten, durch Aus- oder<br />
Umgestaltungen den Heldenkult erneut zu beleben.<br />
Blumen und Soldatenbild an dem Gedenkstein für 1918<br />
(Foto: Michael Konter 2016)<br />
Freilich, für die meisten Menschen in Berghofen und anderswo waren die<br />
Kriegsgräber in der Ferne, so es sie denn gab, unerreichbar. Denkmäler<br />
schufen einen Ort des Gedenkens, der Kranz- oder Blumenniederlegung,<br />
des Entzündens von Erinnerungslichtern. Dass dies auch gegenwärtig<br />
noch der Fall ist, beweisen Vasen mit frischen Blumen und ein Soldatenbild<br />
am Gedenkstein für 1918. Der Abriss der Denkmäler in unserer<br />
Zeit wäre ein Negieren unserer Geschichte. Die Namenslisten der Toten<br />
sollten uns Mahnung sein, an einer friedlichen Welt mitzubauen. Denn<br />
angesichts moderner Waffen kann Krieg nicht mehr wie vor 200 Jahren<br />
als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln angesehen werden.<br />
Wünschenswert wäre die Einsicht, dass Kriege keine Probleme lösen; man<br />
schaue auf den Balkan, nach Afghanistan, nach Libyen oder in den Irak.<br />
Im Anblick eines Kriegerdenkmals wird immer neu deutlich, dass die Würde<br />
des Menschen unantastbar sein sollte, dass Ehrfurcht vor dem Leben<br />
nicht nur das individuelle Leben prägen sollte, sondern auch den Staaten<br />
und ihren Lenkern Aufgabe und Mahnung werden muss.<br />
(Cornelia Konter und Ingo Fiedler)<br />
Anmerkungen:<br />
1) Christiane Neuhann: Kriegerdenkmäler. In: Veit Veltzke: Spuren Preußens<br />
in Westfalen. Minden, Wesel 1992, S. 166<br />
2) Siehe: Klaus Winter: Löwe, Adler und Germania. Preußische Kriegerdenkmäler<br />
am Dortmunder Wallring. In: Heimat Dortmund 2/2007,<br />
S. 13 ff.<br />
3) Siehe: Helmut Scharf: Kleine Kulturgeschichte des deutschen Denkmals.<br />
Darmstadt 1984, S. 181<br />
4) Siehe: Willi Garth: Impressionen aus Hörde. 2. Aufl.<br />
Dortmund 2004, S. 83 f.<br />
5) Abbildungen zu Kriegerdenkmälern im Kaiserreich siehe:<br />
Fritz Abshoff: Deutschlands Ruhm und Stolz. Unsere<br />
hervorragendsten vaterländischen Denkmäler in Wort und<br />
Bild. Berlin o. J.<br />
6) Siehe: Jürgen Zänker u. a.: Öffentliche Denkmäler und<br />
Kunstobjekte in Dortmund. Dortmund 1984, S. 51 ff.<br />
7) Abbildungen in: Erwin Preußchen: Deutschland im<br />
Spiegel seiner Geschichte. Reutlingen 1920, S. 18 und 29<br />
8) Abbildung in: Gerd Althoff: Otto III. Darmstadt 1996,<br />
vor S. 105<br />
9) Siehe: Lothar Gall (Hg.): 1848 Aufbruch zur Freiheit.<br />
Frankfurt 1998, S. 185 ff.<br />
10) Siehe: Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf Hohensyburg.<br />
[Essen] 1901<br />
11) Siehe: Ingo Fiedler: Aus der Geschichte des Kriegerund<br />
Landwehrvereins zu Berghofen. 13) In: Ders.; Von<br />
Berghofen in die Welt. Dortmund 2008, S. 89 f.<br />
12) Siehe: Gerhard Straehle. Der Naumburger Stifter-Zyklus.<br />
Königstein im Taunus 2012<br />
13) Siehe: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 17/48a 1/7,<br />
S. 407<br />
14) Siehe: ebd., S. 580<br />
15) Siehe: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 17/48a 1/8,<br />
S. 69<br />
16) Siehe: ebd., S. 304<br />
17) Siehe: ebd., S. 326<br />
18) Helmut Treude: Geschichte der <strong>Berghofer</strong> Volksschulen.<br />
Dortmund [1998], S. 58 unter Berufung auf Stadtarchiv<br />
Dortmund, Bestand 16 – 456, S. 361<br />
19) Jürgen Zänker: a.a.O., S. 77. Den Einfluss der nationalsozialistischen<br />
Zeit auf den Denkmalsbau und die<br />
Aus- und Umgestaltung von Denkmälern kann man nachvollziehen<br />
in: Siegfried Scharfe (Hg.): Deutschland über<br />
Alles. Ehrenmale des Weltkrieges. Königstein im Taunus<br />
1940 und Deutsche Soldatenmale. Erbaut vom Volksbund Deutsche<br />
Kriegsgräberfürsorge e. V. München o. J.<br />
20) Siehe: Ingo Fiedler: Schatten des Militär- und Kriegsdienstes aus dem<br />
Kaiserreich. In: Ders.: Rund um Berghofen. Dortmund 2004, S. 52 ff.