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Name der Forschungsstelle(n) AiF-Vorhaben-Nr. / GAG<br />

Schlussbericht für den Zeitraum : .<br />

Forschungsthema :<br />

zu dem aus Haushaltsmitteln des BMWA über die<br />

geförderten IGF-Forschungsvorhaben<br />

Normalverfahren<br />

Fördervariante ZUTECH<br />

Bewilligungszeitraum<br />

Für ein ZUTECH-Vorhaben sind folgende zusätzliche Angaben zu machen:<br />

Der fortgeschriebene Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft<br />

ist beigefügt<br />

liegt bereits vor<br />

wird fristgerecht nachgereicht<br />

Ort, Datum Unterschrift der/des Projektleiter(s)<br />

Stand: Juni 2005 IGF-Vordruck der AiF [4.1.10]


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Forschungsthema .......................................................................................................2<br />

2 Zusammenfassung......................................................................................................2<br />

3 Motivation und Forschungsziel...................................................................................3<br />

4 Stand von Forschung und Technik..............................................................................4<br />

5 Wissenschaftlich-technische Ergebnisse......................................................................7<br />

5.1 Entwicklung eines Technologiekonzepts..............................................................7<br />

5.2 Entwicklung einer Antriebsbewegung in z-Richtung ............................................9<br />

5.3 Realisierung der primären Biegebalken..............................................................10<br />

5.4 Entkopplung von Antrieb und Detektionsschwingung........................................11<br />

5.5 Simulation und Layout der Sensorstrukturen......................................................12<br />

5.6 Technologische Charakterisierung.....................................................................14<br />

5.7 Messtechnische Charakterisierung.....................................................................15<br />

6 Ergebnisbewertung ...................................................................................................17<br />

7 Innovativer Beitrag der Projektergebnisse .................................................................17<br />

8 Industrielle Anwendungsmöglichkeiten der Projektergebnisse für kmU.....................18<br />

9 Veröffentlichungen im Rahmen des Vorhabens.........................................................19<br />

10 Förderung.............................................................................................................19<br />

11 Durchführende Forschungsstelle ...........................................................................19<br />

12 Literaturverzeichnis ..............................................................................................20<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 1


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

1 Forschungsthema<br />

Drehratensensor mit sensitiver Achse in Chip-Ebene (In-plane Detektion)<br />

2 Zusammenfassung<br />

Ziel des aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie<br />

(BMWi) über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von<br />

Guericke" e.V. (AiF) geförderten Forschungsvorhabens war die Entwicklung eines<br />

mikromechanisch hergestellten Drehratensensors mit sensitiver Achse in Chip-Ebene, auf<br />

Basis eines auf bestehenden SOI-Technologien am HSG-IMIT weiterentwickelten<br />

kostengünstigen Herstellprozesses. Zukünftig wird dadurch die Umsetzung von multiaxialen<br />

inertialen Messeinheiten auf einem Chip, ohne die räumliche Anordnung mehrerer<br />

Ein-Achsen-Sensorstrukturen zueinander möglich sein.<br />

Über das Projektziel hinaus konnte innerhalb dieses Forschungsvorhabens bereits ein<br />

3-axialer Drehratensensor realisiert werden.<br />

Auf Basis analytischer Betrachtungen des neuartigen Antriebskonzepts sowie aller<br />

relevanten leistungsbeeinflussenden Parameter und deren Simulation im Gesamtsystem<br />

wurden in der Ebene sensitive Sensordesigns entwickelt und durch die Verwendung einer<br />

in der Industrie bereits etablierten und nur geringfügig adaptierten SOI-Technologie<br />

hergestellt. Die technologische Charakterisierung zeigt, dass die Implementierung dieser<br />

zusätzlichen Prozessschritte zur Herstellung der neuen Strukturen mit sehr guten<br />

Resultaten erzielt werden kann. Die Messergebnisse zeigen im Vergleich zu den<br />

bestehenden aus der Ebene heraus sensitiven Sensoren adäquate Leistungsdaten der neuen<br />

Strukturen. Weitere Verbesserungen der Leistungsdaten können mit geringem Aufwand<br />

erzielt werden. Somit stellen die in diesem Forschungsvorhaben erzielten Ergebnisse eine<br />

gute Basis dar um in weiterführenden Projekten mit Partnern aus der Industrie eine zügige<br />

Überführung in mögliche Produkte zu gewährleisten.<br />

Das Ziel des Vorhabens wurde erreicht.<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 2


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

3 Motivation und Forschungsziel<br />

Um die physikalische Größe der Winkelgeschwindigkeit ohne Verwendung einer äußeren<br />

Referenz, das heißt Drehungen im freien Raum zu detektieren, werden Drehratensensoren<br />

seit Jahrzehnten eingesetzt. Ihr Einsatzgebiet finden sie in der Navigation von Flugzeugen,<br />

Schiffen, in der Luft- und Raumfahrt, aber auch in stark zunehmender Weise im Automobil<br />

und Mobiltelefonbereich. Durch die Erschließung dieser neuen Märkte wurde eine<br />

Kostenreduktion und Miniaturisierung zwingend erforderlich. Die Preise der wesentlich<br />

kostengünstiger als mechanische Kreisel herzustellenden Ringlasergyroskope (RLG) und<br />

Faseroptischen Gyroskope (FOG) liegen für die kostengünstigsten FOG jedoch immer noch<br />

im mittleren dreistelligen Eurobereich und aufgrund ihres Funktionsprinzips ist eine<br />

weitere Miniaturisierung nicht mehr möglich. Es mussten mikromechanische<br />

Fertigungsverfahren gefunden werden, um in hohen Stückzahlen im Automobil- und<br />

Mobiltelefonbereich Anwendung zu finden. MEMS Beschleunigungs- und<br />

Drehratensensoren kommen dabei mittlerweile immer häufiger zum Einsatz. Die<br />

Wachstumsrate der Marktdurchdringung dieser Komponenten liegt derzeit im Bereich von<br />

10 bis 15 % pro Jahr [1]. Die Realisierung von inertialen Messeinheiten (engl.: Inertial<br />

Measurement Units, IMU ) zur Detektion von Drehraten und Beschleunigungen in allen<br />

drei Raumrichtungen rückt nun verstärkt in den Fokus der Industrie, wobei vornehmlich<br />

kleine und leichte Sensoreinheiten ohne Einschränkung in ihrer Leistungsfähigkeit durch<br />

die Miniaturisierung bei möglichst geringen Herstellungskosten ihren Einsatz finden sollen.<br />

Existierende Sensorcluster bestehen daher im Allgemeinen aus einem Verbund mehrerer<br />

Ein-Achsen-Sensorstrukturen, um ein Überkoppeln der einzelnen sensitiven Achsen zu<br />

vermeiden, sowie den Einfluss der technologischen Toleranzen zu verringern. Ein großes<br />

Problem bei der Fertigung solcher „Sensorcluster“ stellt, bedingt durch das räumliche<br />

Anordnen der drei Sensoren entsprechend ihrer sensitiven Achsen, die Genauigkeit der<br />

Winkellagen zueinander sowie der durch die Aufbau- und Verbindungstechnik zusätzlich<br />

induzierte Stress, dar. Daneben ist dieses Vorgehen zeit- und kostenintensiv und die<br />

Abmessung bzw. das Bauvolumen der Einheit ist stets relativ groß. Aufgrund dieser<br />

Einschränkungen liegt die Anordnung der Chips in einer Ebene, beziehungsweise eine<br />

„Ein-Chip-Lösung“, bei der sämtliche Sensoren auf einem Chip realisiert werden, nahe.<br />

Um solch einen Lösungsansatz verwirklichen zu können wurde in diesem Projekt<br />

aufbauend auf bestehenden Sensorstrukturen ein neues Sensorkonzept entwickelt, das eine<br />

In-plane-Detektion (sensitive Achse in Chip-Ebene, in-plane sensitiv ) von Drehraten<br />

ermöglicht und mittels bestehender kostengünstiger SOI - (engl.: Silicon On Insulator)<br />

Fertigungsverfahren hergestellt werden kann.<br />

90°<br />

90°<br />

90°<br />

Forschungsziel<br />

Abbildung 1: Herkömmliche und zu erzielende Anordnung der Sensoren<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 3


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

4 Stand von Forschung und Technik<br />

Zur mikrotechnischen Erfassung einer Beschleunigung wird meist ein schwingungsfähiges<br />

Feder-Masse-System verwendet. Drehratensensoren hingegen, die auf dem Coriolis-Effekt<br />

beruhen, benötigen zwei orthogonal zueinander schwingende Feder-Masse-Systeme. Das<br />

erste Schwingungssystem wird oszillierend angeregt. Mit Anliegen einer Drehrate führt nun<br />

das zweite Schwingungssystem aufgrund des Coriolis-Effektes ebenfalls eine Oszillation<br />

durch. Diese zweite Oszillation ist proportional zur Drehrate und wird als Messgröße<br />

herangezogen.<br />

Werden nun Drehratensensorsysteme mit zwei- oder drei Messachsen betrachtet, so ist zu<br />

erkennen, dass dies eine besondere Herausforderung darstellt. Eine Möglichkeit zur<br />

gleichzeitigen Erfassung von drei Drehraten besteht darin, dass ein einziges schwingendes<br />

Masseelement in allen drei Raumrichtungen sowohl angeregt als auch dessen Bewegung<br />

detektiert wird. In [2] wird ein solches Konzept basierend auf einer so genannten Vibrating<br />

Shell-Struktur vorgestellt. Neben der enormen Größe einer solchen Struktur mit einer<br />

Kantenlänge von 1-2cm [2], stellt hier auch das oben erwähnte Überkoppeln ein Problem<br />

dar. Eine Alternative ist deshalb darin zu sehen, je ein Sensorelement für jede Messachse<br />

separat auf einem Siliziumchip zu platzieren.<br />

Im Folgenden wird der aktuelle Stand der Technik zur Realisierung von mehraxialen<br />

Drehratensensoren auf einem Siliziumchip aufgeführt. Berücksichtigt man die Funktion<br />

eines Drehratensensors bedeutet dies, dass für alle drei Messachsen, die Strukturen sowohl<br />

in der Substratebene als auch aus der Substratebene heraus angeregt bzw. detektiert<br />

werden müssen. Die meisten der eingesetzten Technologien basieren auf<br />

oberflächenmikromechanischen Prozessen, insbesondere auf trockenreaktivem Ionenätzen<br />

(engl.: Deep Reactive Ion Etching, DRIE ).<br />

Mit einem so genannten Post-CMOS Fertigungsprozess können Strukturbewegungen aus<br />

der Substratebene heraus erzielt werden, indem mehrere Metalllagen auf den<br />

Kammstrukturen zur Realisierung von Vertikalkräften herangezogen werden [3] (Abbildung<br />

2). Der Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass durch die CMOS-Kompatibilität eine<br />

integrierte Elektronik mit eingebracht werden kann. Allerdings führen die geringen<br />

Kapazitätsänderungen und die intrinsischen Schichtspannungen zu einer relativ geringen<br />

Leistungsfähigkeit des Sensors (Abbildung 3).<br />

Abbildung 2: CMOS-MEMS-Prozess mit Mehrlagenschichten<br />

aus Metall [3]<br />

Abbildung 3: REM-Aufnahme mit Strukturverwölbung<br />

durch den intrinsischen Schichtstress<br />

[3]<br />

Eine andere Möglichkeit, um Strukturbewegungen aus der Ebene heraus detektieren zu<br />

können, bietet die Poly-Silizium-Technologie mit vergrabenen Elektroden [4]. Abbildung 4<br />

zeigt ein Sensorprinzip eines rotierenden Schwingersystems um die Hochachse<br />

(Antriebsschwingung). Die Schwingung zur Erfassung der Coriolis-Kraft erfolgt nun in der<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 4


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Ebene (rotatorisch um die x-Achse) und wird mit den vergrabenen Elektroden detektiert.<br />

Der minimale Spaltabstand zwischen der bewegten Struktur und der vergrabenen<br />

Elektrode beträgt 1-2 μm. Dies spiegelt sich in ausreichenden Kapazitätsänderungen wider.<br />

Ein Nachteil dieser Technologie kann in den verbleibenden Schichtspannungen des<br />

abgeschiedenen Poly-Siliziums (10 μm) gesehen werden.<br />

Abbildung 4: Schematische Darstellung eines<br />

Drehratensensors basierend auf einer Poly-Silizium-<br />

Technologie mit vergrabenen Elektroden [4]<br />

Abbildung 5: REM-Aufnahme des Drehratensensors<br />

in Poly-Silizium-Technologie [4]<br />

Ein ähnliches Konzept ist in [5] aufgeführt (Abbildung 6). Eine 6 μm hohe<br />

Anregungseinheit (drive mass) führt Schwingungen aus der Ebene heraus durch. Die<br />

Messung der Coriolis-Kraft erfolgt in der Substratebene. Die Strukturbewegung (Anregung)<br />

aus der Substratebene heraus wird dabei mittels langen, abgewinkelten Federelementen<br />

erzielt. In Bezug auf die Querempfindlichkeit und die Einkopplung von<br />

Fehlerschwingungen ist dies eher als nachteilig zu sehen. Zudem liegt hier kein<br />

differentielles Antriebskonzept vor.<br />

Abbildung 6: Schematische Darstellung des<br />

Sensordesigns basierend auf Poly-Silizium und<br />

CMOS [5]<br />

Abbildung 7: Skizze einer Drehratensensorstruktur<br />

mit Torsionsbalken für die Anregungsschwingung aus<br />

der Substratebene heraus [6]<br />

Ein interessanter Ansatz stellt die Drehratensensorstruktur basierend auf einem<br />

SOI-Substrat mit einer aktiven Siliziumschicht von 30 μm dar (Abbildung 7) [6]. Wiederum<br />

erfolgt die Strukturanregung aus der Ebene heraus, während die Coriolis-Detektion in der<br />

Ebene durchgeführt wird. Die Strukturanregung wird mit Torsionselementen ausgeführt.<br />

Dies hat den Vorteil, dass kein Technologieschritt für eine Strukturabdünnung erforderlich<br />

ist. Eine Abdünnung in den Bereichen der Biegeelemente wäre dann in Betracht zu ziehen,<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 5


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

sofern die Struktursteifigkeit der Biegeelemente zu hoch wäre. Allerdings können<br />

Torsionselemente zu hohen Nichtlinearitäten führen. Zudem ist bei diesem Konzept zu<br />

berücksichtigen, dass sich die Kapazitätsänderung des Coriolis-Detektors mit der<br />

Anregungsschwingung verändert. Dadurch können sehr hohe Fehlerschwingungen, auch<br />

als so genannte Quadraturfehler bezeichnet, entstehen.<br />

Eine kurze Zusammenfassung des Vergleichs ist in Tabelle 1 aufgeführt. Aufgrund der Vor-<br />

und Nachteile der unterschiedlichen technologischen Ansätze konnten folgende<br />

Anforderungen an das zu realisierende Sensorkonzept gestellt werden:<br />

Die Strukturierung des beweglichen Elementes sollte auf präzisen<br />

Tiefentrockenätzverfahren (DRIE) beruhen. Hierbei sind insbesondere eine hohe<br />

Reproduzierbarkeit und Strukturmaßhaltigkeit (von 0,2-0,4 μm bzw. 0,2° des<br />

Trenchmaßes) erforderlich. Die Sensorleistungsfähigkeit steht proportional zur<br />

Schwingungsgüte und ist damit abhängig von der Unterdruckverkapselung. Idealerweise<br />

werden für hohe Leistungsanforderungen Unterdrücke im mBar-Bereich gewählt. Die<br />

Verkapselung muss aus Kostengründen auf Waferebene erfolgen. Deckel- und<br />

Substratelektroden zur Messung der Bewegungen aus der Substratebene heraus sind aus<br />

technologisch wirtschaftlichen Gesichtspunkten ebenfalls zu vermeiden. Somit werden die<br />

Bewegungen in der Ebene wie aus der Ebene heraus mittels Kammantrieben realisiert. Zur<br />

Gewährleistung einer möglichst hohen Empfindlichkeit des Sensors sollte die sekundäre<br />

Detektionsoszillation in der Ebene erfolgen. Die Realisierung der funktionalen Elemente<br />

wird in den folgenden Kapiteln näher erläutert.<br />

Technologie Funktionale<br />

Elemente /<br />

Elektroden<br />

Struktur<br />

höhe<br />

Antrieb /<br />

Detektion<br />

CMOS-MEMS Metalllagen 5 μm out-of-plane<br />

Detektion<br />

Poly-Silizium vergrabene 10 μm out-of-plane<br />

Elektroden<br />

Detektion<br />

CMOS-MEMS in-plane 6 μm out-of-plane<br />

Si-Elektroden<br />

Antrieb<br />

SOI in-plane 30 μm out-of-plane<br />

Si-Elektroden<br />

Antrieb<br />

SOI in-plane 50 μm out-of-plane<br />

Si-Elektroden<br />

Antrieb<br />

Empfindlichkeit<br />

(qualitativ)<br />

Quadraturfehler<br />

(qualitativ)<br />

Referenz<br />

gering mittel [2]<br />

hoch (out-of-plane,<br />

abstandssensitiv)<br />

mittel [3]<br />

mittel - hoch mittel - hoch [4]<br />

hoch (in-plane,<br />

abstandsensitiv)<br />

hoch (in-plane,<br />

abstandssensitiv)<br />

hoch [5]<br />

reduziert (Doppelentkopplung)<br />

Tabelle 1: Vergleich unterschiedlicher Ansätze zur Realisierung von multi-axialen Sensorclustern<br />

HSG-IMIT<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 6


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

5 Wissenschaftlich-technische Ergebnisse<br />

5.1 Entwicklung eines Technologiekonzepts<br />

Abgeleitet von den im vorhergehenden Kapitel erläuterten Anforderungen wurde ein<br />

Technologiekonzept für drei Messachsen entwickelt. Ausgangsbasis dafür stellt die<br />

etablierte SOI-Technologie nach [7], [8] dar. Basierend auf diesem Technologiekonzept ist<br />

seit 2006 bereits ein einaxialer Drehratensensor kommerziell verfügbar [9]. Durch die<br />

Verwendung von einkristallinem Silizium können grundsätzlich stressfreie Sensorstrukturen<br />

realisiert werden. Für die Realisierung von Strukturbewegungen aus der Substratebene<br />

heraus ist lediglich ein Maskenschritt zusätzlich notwendig. Die Strukturanregung und<br />

-detektion erfolgt mittels abgedünnter Fingerstrukturen. Das hier eingesetzte Verfahren<br />

zeichnet sich durch eine hohe Unempfindlichkeit gegenüber Technologietoleranzen (z. B.<br />

in Bezug auf die Abdünnung der Strukturbereiche) aus. Vergrabene Elektroden werden<br />

nicht benötigt. Die Biegebalkenstrukturen für die Antriebsschwingung sind als<br />

Torsionsfederelemente realisiert. Dies wiederum spiegelt sich in einer hohen<br />

Prozessgenauigkeit insbesondere in den Resonanzfrequenzen wider. Die hermetisch dichte<br />

Verkapselung im mBar-Bereich erfolgt auf Waferebene mittels eines Glaslot-<br />

Bondverfahrens.<br />

Prinzipiell könnte auf eine Metallisierung zur Kontaktierung der aktiven Elemente<br />

verzichtet werden und somit alle beweglichen Strukturen, Leiterbahnen sowie Bondpads in<br />

Silizium mittels einem Ätzschritt, beziehungsweise zwei Ätzschritten zur Realisierung der<br />

abgesenkten Kammfingerstrukturen, umgesetzt werden. Dieser einfache<br />

Technologieaufbau, der die Verkapselung jedes einzelnen Bondpads vorsieht, hat jedoch<br />

den Nachteil dass, um es zu ermöglichen jedes einzelne Bondpad zu verkapseln, die<br />

Abmessung der Bondpads sehr groß gewählt werden muss und somit die parasitären<br />

Kapazitäten sehr hoch sind. Im Hinblick auf die Realisierung von mehrachsigen<br />

Sensorchips, würde auf Basis dieser Technologie der Chip ausschließlich zur<br />

Unterbringung der Bondpads unverhältnismäßig groß werden, was neben hohen<br />

parasitären Kapazitäten auch höheren thermisch-mechanischen Stress durch die Aufbauund<br />

Verbindungstechnik zur Folge hat. Weiterhin muss wegen der Vielzahl der zu<br />

kontaktierenden Signale die Möglichkeit von Leiterbahnkreuzungen gegeben sein was die<br />

Einführung der untenstehend in den wichtigsten Arbeitsschritten skizzierten<br />

Isolationstechnologie (Trench-Refill ) unabdingbar macht.<br />

Durch den Einsatz dieses Verfahrens kann die Chip-Fläche signifikant reduziert (~ Faktor<br />

26), Leiterbahnkreuzungen realisiert und im Vergleich zum bisherigen Konzept die<br />

parasitären Kapazitäten der Bondpads um eine Größenordnung reduziert werden.<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 7


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Abbildung 8: SOI-Technologie zur Herstellung mehraxialer Sensorcluster<br />

Ausgangsmaterial ist ein Standard-Wafer der oxidiert<br />

wird und in den über eine Photolithogaphie-Maske<br />

mittels anisotropem Trockenätzen ein 50 μm tiefe<br />

Grube eingebracht wird. Ein SOI-Wafer mit 50 μm<br />

hoher Deckwaferdicke wird dann rücklings auf den<br />

vorbereiteten Basiswafer gebondet.<br />

Nach Abtragen des SOI-Wafers bis auf das<br />

vergrabene Oxid und somit Herstellung der<br />

Sensorwaferhöhe, werden die Isolationsgräben<br />

eingebracht und mit Oxid sowie Poly-Silizium<br />

verfüllt.<br />

Zur elektrischen Kontaktierung wird Aluminium<br />

abgeschieden und strukturiert<br />

Über eine Doppel-Photolithographie-Maske wird die<br />

Sensorstruktur mit ihren abgesenkten Bereichen<br />

definiert<br />

Zum Schutz gegenüber Umwelteinflüssen sowie zur<br />

Verkapselung von Unterdruck wird ein<br />

vorstrukturierter Deckelwafer durch Glassfrit-<br />

Bondverfahren auf den Waferverbund aufgebracht.<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 8


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

5.2 Entwicklung einer Antriebsbewegung in z-Richtung<br />

Der Vortrieb der Antriebsbewegung entsteht im elektrostatischen Feld durch die<br />

nichtlinearen Randfelder, die eine anziehende Kraft in eine Richtung erzielen. Bei einem<br />

Antrieb in z-Richtung müssen dafür Strukturen unterschiedlicher Höhe realisiert werden.<br />

Werden hierfür jedoch nur beispielsweise die beweglichen Antriebskammelektroden<br />

abgedünnt wird ein einseitiger Kammantrieb mit einer „pumpenden“ Bewegung realisiert.<br />

Durch diese einseitige Ausführung des Kammantriebs variiert die aktive Elektrodenfläche<br />

über die vertikale Auslenkung, was einen nichtlinearen Kraftverlauf zur Folge hat.<br />

Um einen konstanten Kraftverlauf mit möglichst großen Anregungsamplituden zu<br />

gewährleisten muss ein differentieller Antrieb, wie in den aus der Ebene heraus sensitiven<br />

Gyroskopen, realisiert werden. Da das Technologiekonzept aus Gründen der<br />

Wirtschaftlichkeit nur einseitige Abdünnung der Strukturen vorsieht wurde ein Quasidifferentieller<br />

Antrieb realisiert, indem bewegliche, aber auch feststehende<br />

Kammelektroden abgedünnt wurden (Abbildung 9). Simulationen dieser<br />

Elektrodenanordnung zeigen eine gute Linearität der Kapazität (Abbildung 10) was in einer<br />

nahezu konstanten Kraft innerhalb einer ausreichend großen Anregungsamplitude von ± 4<br />

μm resultiert (Abbildung 11).<br />

Abbildung 9: Differentielles Prinzip der aus der Ebene heraus oszillierenden Kammelektroden<br />

Abbildung 10: Änderung der Kapazität über die<br />

vertikale Auslenkung<br />

Abbildung 11: Resultierender elektrostatischer<br />

Kraftverlauf des Quasi-differentiellen Antriebs<br />

Die Realisierung der abgedünnten Bereiche der Antriebskammelektroden erfolgt mittels<br />

zeitgesteuertem DRIE – Verfahren. Dies hat zur Folge dass die Höhe der abgesenkten<br />

Finger mit der Homogenität des Ätzprozesses, der Ätzratenvariation sowie dem TTV (engl.:<br />

Total Thickness Variation) des SOI-Wafers variiert und somit diese Toleranz näher<br />

untersucht werden musste. Simulationen zeigen, dass die technologiebedingten<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 9


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Toleranzen jedoch innerhalb des Arbeitsbereiches von ± 4 μm nur geringen Einfluss auf<br />

den Kraftverlauf haben und somit vernachlässigt werden können (Abbildung 12).<br />

Abbildung 12: Einfluss unterschiedlicher Höhen der abgesenkten Elektrodenfinger an C1<br />

5.3 Realisierung der primären Biegebalken<br />

Neben der Realisierung der primären Antriebselektroden spielt die Aufhängung der<br />

Primärmasse, besonders im Hinblick auf die damit direkt verbundene erzielbare Linearität<br />

der Antriebsbewegung, eine besondere Rolle. Prinzipiell können diese Primärfedern auf<br />

drei unterschiedliche Arten realisiert werden:<br />

a) als abgedünnte Biegebalken,<br />

b) als lange Biegebalken (gefaltet, ungefaltet, abgewinkelt), beziehungsweise<br />

c) als Torsionsbalken.<br />

Eine Realisierung der primären Biegbalken mittels Absenkung (Option a) durch<br />

zeitgesteuertes Ätzen stellt hierbei den kritischsten Prozess dar, da eine Variation der Höhe<br />

der Biegebalken zur dritten Potenz die Steifigkeit der Balken und somit die<br />

Resonanzfrequenz stark beeinflusst. Eine Absenkung mittels trockenchemischer Ätzung mit<br />

einer üblichen Toleranz von 3,5% in Abhängigkeit der Höhe der Absenkung würde<br />

Resonanzfrequenzverschiebungen von ± 1000 Hz zur Folge haben. Durch eine<br />

Absenkung mittels nasschemischer Ätzung kann mit hohem zeitlichen Aufwand die<br />

Toleranz der Ätzung minimiert werden wodurch diese nahezu vernachlässigt werden<br />

kann, allerdings addiert sich neben der Absenkprozesstoleranz noch die nicht<br />

beeinflussbare TTV des Wafers hinzu, wodurch hier mit Resonanzfrequenzschwankungen<br />

von ± 400 Hz gerechnet werden muss. Die Toleranz wird hier somit hauptsächlich durch<br />

die TTV bestimmt, was jedoch nicht mehr verbessert werden kann. Aus diesem Grund<br />

zwingt sich eine Realisierung der Primärbiegebalken ohne Absenkprozess auf.<br />

Die Realisierung von primären Resonanzfrequenzen im Bereich von 8 – 10 kHz mittels<br />

herkömmlichen Biegebalken (Option b) bei Verwendung von einer 50 μm hohen aktiven<br />

Siliziumschicht führt zu sehr langen Balkenstrukturen, wodurch diese nur durch mehrere<br />

Faltungen innerhalb vernünftiger Abmessungen ausgeführt werden könnten und sich somit<br />

die unerwünschten Quermoden in den Bereich der Primär- und Sekundärmode<br />

verschieben würden.<br />

Um möglichst hohe Prozessgenauigkeit ohne zusätzliche Frequenzverschiebungen zu<br />

ermöglichen kann somit die Aufhängung der Primärmasse nur durch Torsionsbalken<br />

realisiert werden. Ein signifikanter Nachteil dieser Balkenelemente stellt die durch die<br />

Auslenkung hervorgerufene Versteifung der Torsionsfedern dar, welche eine hohe<br />

Nichtlinearität der Primäroszillation zur Folge hat. Im Vergleich zu üblichen Biegebalken<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 10


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

der in der Ebene schwingenden Strukturen liegt diese rund eine Größenordung darüber.<br />

Durch eine gefaltete Ausführung der Elemente (Abbildung 13) konnte die Nichtlinearität<br />

jedoch soweit reduziert werden, dass bei einer Unterdruckverkapselung des Sensors von<br />

≥ 1 mBar die Biegebalken mit der gewünschten Anregungsamplitude von ± 4 μm lineares<br />

Schwingungsverhalten aufweisen (siehe Kapitel 5.5).<br />

Abbildung 13: Torsionsbiegebalken zur Erzeugung der primären Schwingung aus der Ebene heraus<br />

5.4 Entkopplung von Antrieb und Detektionsschwingung<br />

Einfach entkoppelte Drehratensensoren wie sie in aus der Ebene heraus sensitiven<br />

Strukturen verwendet werden, bestehen aus einem sekundären Oszillator beinhaltend<br />

einer inertialen Masse sowie den Detektionselektroden, welcher Bewegungen in<br />

2 Richtungen zulässt, sowie einem primären Oszillator mit nur einem Freiheitsgrad<br />

wodurch die Sekundärschwingung nicht auf die Primärschwingung rückkoppeln kann,<br />

jedoch der Sekundärschwinger Sekundär- sowie Primärschwingung sieht (Abbildung 14).<br />

Bei einer Primärbewegung aus der Ebene heraus wird nun der Sekundärschwinger aus den<br />

feststehenden Elektroden herausgehoben, was eine Änderung der differentiellen Kapazität<br />

(C1 – C2) des Sekundärschwingers bei anliegender Drehrate zur Folge hat. Unter<br />

Berücksichtigung der parasitären Kapazitäten Cp (� C1 + C2) verändert sich bei einer<br />

Bewegung in z-Richtung das Ausgangssignal Vout und führt wegen dem Übersprechen<br />

dieser Einfachentkopplung zu einem Quadratursignal welches auch eine Temperaturdrift<br />

sowie eine Verschlechterung des Signal-Rausch-Verhältnisses hervorruft.<br />

( C1<br />

− C2<br />

)<br />

VOUT<br />

~<br />

( C + C + C )<br />

1<br />

Durch Verwendung von doppelt entkoppelten Strukturen kann dieser Effekt idealerweise<br />

verhindert werden, da hier nur noch die inertiale Masse zwei Freiheitsgrade besitzt und<br />

somit der Primär- und Sekundärschwingung ausgesetzt ist, jedoch die Primär- und<br />

Sekundärschwinger selbst sich nicht mehr gegenseitig beeinflussen (Abbildung 15).<br />

Hahn-Schickard-Gesellschaft 11<br />

2<br />

p


Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Abbildung 14: Einfach entkoppeltes Prinzip von<br />

Drehratensensorstrukturen<br />

5.5 Simulation und Layout der Sensorstrukturen<br />

Abbildung 15: Doppelt entkoppeltes Prinzip von<br />

Drehratensensorstrukturen<br />

Ziel der analytischen Beschreibung ist die Berechnung der wichtigsten Leistungsparameter<br />

der Drehratensensoren. Aus den Systemparametern lassen sich die Resonanzfrequenzen,<br />

Strukturauslenkungen und Phasenverhältnisse bestimmen. Mit den Primär- und<br />

Sekundärauslenkungen ergeben sich Kapazitätsänderungen, die direkt proportional zu den<br />

Ausgangsspannungen des Sensors einhergehen. Damit wird z.B. die Auflösungsgrenze,<br />

Nichtlinearität sowie das Ausgangsrauschen bestimmt.<br />

Die Simulation dieser Modelle bzw. die Berechnung der analytischen Formulierungen<br />

wurden mit Matlab durchgeführt. Abbildung 16 zeigt den typischen Ablauf des<br />

Entwurfsprozesses für die mikromechanischen Sensorelemente. Beginnend mit der<br />

Parametereingabe werden die wichtigsten Leistungsparameter berechnet.<br />

Abbildung 16: Ablaufplan des Designprozesses des mikromechanischen Sensorelements<br />

Sobald die gewünschten Kriterien erfüllt sind erfolgt eine verfeinerte Analyse mit der<br />

Finite-Elemente-Methode. Dazu wird ein vollständiges dreidimensionales Volumenmodell<br />

der Strukturen entwickelt, mit dem unterschiedliche Berechnungen wie Modalanalysen,<br />

Querempfindlichkeiten oder die Untersuchung der Stressbelastung durchgeführt werden<br />

können. Diese numerischen Simulationen wurden mit dem FE-Programm ANSYS<br />

durchgeführt. Nach Verifizierung der Leistungsparameter konnte das Layout der<br />

Sensorstrukturen generiert werden.<br />

Abbildung 17 und Abbildung 18 zeigen zwei unterschiedliche Konzepte des in-plane<br />

sensitiven Drehratensensors. Während die linke Struktur wie die aus der Ebene heraus<br />

sensitiven Drehratensensoren eine sensitive Achse, nun in-plane sensitiv besitzt, wurde bei<br />

der rechts dargestellten Struktur die inertiale Masse zweigeteilt und durch unterschiedliche<br />

Anordnung der jeweiligen sekundären Biegebalken und Detektionskämme erreicht, dass<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

hier Drehgeschwindigkeiten um beide in der Ebene liegende Achsen detektiert werden<br />

können.<br />

Abbildung 17: x-Achsen sensitiver Drehratensensor Abbildung 18: x,y-Achsen sensitiver Drehratensensor<br />

Abbildung 19 bis Abbildung 22 zeigen am Beispiel des x-Achsen sensitiven<br />

Sensorskonzepts die Modalanalyse der ersten (Primär-) und zweiten (Sekundär-) Mode<br />

einer einfach entkoppelten sowie doppelt entkoppelten Struktur. Anhand von<br />

Nichtlinearitätsanalysen wurde die Nichtlinearität der primären Torsionsfedern ermittelt.<br />

Abbildung 23 zeigt exemplarisch die Steifigkeitsänderung einer Feder in Abhängigkeit der<br />

Primärauslenkung.<br />

Abbildung 19: Primärmode eines einfach<br />

entkoppelten x-Achsen sensitiven Drehratensensors<br />

Abbildung 20: Sekundärmode eines einfach<br />

entkoppelten x-Achsen sensitiven Drehratensensors<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Abbildung 21: Primärmode eines doppelt<br />

entkoppelten x-Achsen sensitiven Drehratensensors<br />

Abbildung 23: Geometrische Steifigkeitsänderung<br />

einer Torsionsfeder in Abhängigkeit ihrer<br />

Auslenkung<br />

Auf Basis der Simulationsergebnisse konnte das Layout der Sensorstrukturen erstellt<br />

werden. Über das Ziel dieses Projektes hinaus wurden hier statt der Herstellung in der<br />

Ebene sensitiver einachsiger Sensoren dreiaxiale Drehratensensoren, beinhaltend einen<br />

herkömmlichen aus der Ebene heraus sensitiven sowie zwei in der Ebene sensitive<br />

Drehratensensoren, mit einer Chipabmessung von 7,5 mm x 7,5 mm, realisiert (Abbildung<br />

24).<br />

5.6 Technologische Charakterisierung<br />

Abbildung 22: Sekundärmode eines doppelt<br />

entkoppelten x-Achsen sensitiven Drehratensensors<br />

Abbildung 24: Layout des 3-axialen Drehratensensors<br />

Abbildung 25 zeigt den prozessierten 3-axialen Sensorchip. Die REM-Aufnahme in<br />

Abbildung 26 zeigt die Realisation der doppelt entkoppelten in der Ebene sensitiven<br />

Sensorstruktur mit den sie umgebenden aus der Ebene heraus oszillierenden<br />

Antriebskämmen. Eine Detailaufnahme dieser Antriebskämme ist in Abbildung 27 zu<br />

sehen. Eine Absenkung der Struktur in diesem Bereich von 10 μm ± 3,5 %<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Ätztiefentoleranz konnte mit einer effektiven mittleren Absenkung von . 10,08 μm erreicht<br />

werden (Abbildung 28). Aufgrund des Effektes der Selbstjustage im gewählten<br />

Prozessablauf der für die Absenkung notwendigen Doppelmaskierung, konnten im Bereich<br />

dieser Antriebskämme dieselben Strukturabstände realisiert werden wie in den Bereichen<br />

mit unabgesenkter Struktur von ≥ 2,8 μm (Layout 2,5 μm). Somit wurde ein<br />

Aspektverhältnis von ~ 18 mit Winkelfehlern ≤ 0,2° über den Wafer erzielt.<br />

Abbildung 25: Lichtmikroskop-Aufnahme des<br />

3axialen Drehratensensors<br />

Abbildung 27: REM-Nahaufnahme der aus der<br />

Ebene heraus oszillierenden Antriebskämme<br />

Abbildung 26: REM-Aufnahme einer in-plane<br />

sensitiven Drehratensensorstruktur<br />

Abbildung 28: Vermessung der Absenkung der<br />

Antriebskämme (helle Bereiche = nicht entferntes<br />

Resistmaterial)<br />

5.7 Messtechnische Charakterisierung<br />

Anhand umfangreicher Messungen wurde die grundsätzliche Funktionalität auf Waferlevel<br />

nachgewiesen. Im Anschluss wurden einzelne Sensoren auf eine Evaluationselektronik<br />

aufgebondet (Abbildung 29) und auf dem Dreiachsen-Drehtisch (Abbildung 30) innerhalb<br />

eines Messbereichs von ± 200°/s vermessen. Das Amplituden- und Phasensignal eines in<br />

der Ebene sensitiven Sensors ist in Abbildung 31 dargestellt. Mittels anschließendem<br />

Öffnen desselben Sensors und vergleichender Messungen auf einem Vakuumdrehtisch<br />

konnte der eingeschlossene Druck zu 5mBar bestimmt werden. Abbildung 33 zeigt das<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

Verhältnis von angelegter zu gemessener Drehrate der x-, y- sowie z-Achsen sensitiven<br />

Strukturen. Die Nichtlinearität der in der Ebene sensitiven Strukturen beträgt über den<br />

gesamten Messbereich ≤ 0,2 %. Das Rauschen dieser Strukturen liegt im Bereich von<br />

≤ 3 °/s (pp) (Abbildung 32). Eine Zusammenfassung der Messergebnisse zeigt Tabelle 2.<br />

Abbildung 29: Evaluationselektronik mit 3-axialem<br />

Sensorchip und 3 integrierten Auswertelektroniken<br />

(ASICs)<br />

Abbildung 31: Amplituden und Phasengang einer in<br />

der Ebene sensitiven Sensorstruktur<br />

Abbildung 30: 3-axialer Drehtisch zur Vermessung<br />

multi-axialer Sensorcluster am HSG-IMIT<br />

Abbildung 32: Rauschsignal einer in der Ebene<br />

sensitiven Sensorstruktur<br />

Abbildung 33: Verhältnis von angelegter zu gemessener Drehrate der 3 sensitiven Achsen des multi-axialen<br />

Drehratensensors<br />

Parameter X-Gyro Y-Gyro Z-Gyro<br />

Bandbreite [Hz] 50 50 50<br />

Nichtlinearität [%] ≤ 0.2 ≤ 0.2 < 0.1<br />

Rauschen [°/s] @ Bandbreite < 0.45 < 0.45 < 0.2<br />

Tabelle 2: Messergebnisse des 3-axialen Drehratensensors<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

6 Ergebnisbewertung<br />

Es konnte, auf Basis einer in der Industrie etablierten SOI-Technologie, ein in der Ebene<br />

sensitiver Drehratensensor entwickelt sowie über das Projektziel hinaus diese neue<br />

Sensorstruktur in einem multi-axialen Sensorcluster implementiert werden. Nur eine<br />

technologisch unkritische zusätzliche Absenkung in relevanten Bereichen der<br />

Sensorstruktur ist notwendig um diese neue Wirkrichtung zu implementieren, keine<br />

zusätzlichen Technologietoleranzen beeinflussen die Sensorleistungsdaten. Die ersten<br />

Messergebnisse der in der Ebene sensitiven Strukturen zeigen im Vergleich zu den aus der<br />

Ebene heraus sensitiven Strukturen adäquate Leistungsdaten der gleichen Größenordnung.<br />

Die in Kapitel 3 beschriebenen und dem Forschungsvorhaben zugrunde liegenden Ziele<br />

konnten somit in vollem Umfang erreicht werden.<br />

Aufbauend auf diesen Ergebnissen kann in weiterführenden Projekten beispielsweise durch<br />

eine Verringerung des Abstandes von Primär- und Sekundärschwingungsfrequenz die<br />

Empfindlichkeit erhöht und damit das Signal-Rausch-Verhältnis weiter reduziert werden<br />

und durch entsprechende konstruktive Maßnahmen die Güte die aktuell Faktor 8 - 10<br />

unter den Werten der aus der Ebene heraus sensitiven Strukturen liegt verbessert werden,<br />

wodurch dann in einem multi-axialen Sensorcluster sämtliche sensitiven Achsen mit<br />

gleicher Leistungsfähigkeit realisiert werden können.<br />

7 Innovativer Beitrag der Projektergebnisse<br />

Im Gegensatz zu den schon auf dem Markt befindlichen In-plane sensitiven Gyroskopen,<br />

welche in ihrem Aufbau und ihrer Wirkweise sehr kompliziert, schwierig zu realisieren<br />

und mit guter Performance sehr teuer sind, konnte ein Prototyp eines Sensors entwickelt<br />

werden, der sich außer seiner Wirkrichtung kaum von DAVED ® -LL, einem in<br />

vorangegangenen Projekten am HSG-IMIT entwickelten aus der Ebene heraus sensitiven<br />

Drehratensensor der in unterschiedlichsten Ausprägungen in der Industrie seit längerem<br />

etabliert ist, unterscheidet.<br />

Die Basis bildete die in den voran gegangenen Projekten entwickelte und optimierte<br />

SOI-Technologie, welche in diesem Projekt durch die Einführung zusätzlicher unkritischer<br />

Prozessschritte derart modifiziert wurde, dass unterschiedlich hohe Balkenstrukturen<br />

realisiert werden können, um die angestrebte neuartige Wirkrichtung zu erzielen. Es<br />

mussten keine zusätzlichen aktive Flächen oder zusätzliche Elektroden realisiert werden,<br />

vielmehr wird die Bewegung durch Ausnutzung der inhomogenen elektrostatischen<br />

Randfelder hervorgerufen.<br />

Mit den hier erzielten Entwicklungsergebnissen können somit multiaxiale Sensorcluster in<br />

einer Ebene, auf einem Chip realisiert werden, wie sie durch eine Reduzierung der<br />

Baugröße von derzeit > 1 cm³ für einen Sensorverbund aus drei Einzelsensoren auf<br />

lediglich 0,1 cm³, sowie die präzise Ausrichtung der Messachsen zueinander für eine<br />

Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten in der Unterhaltungselektronik oder aber auch<br />

in der Medizintechnik benötigt werden. Die Implementierung der benannten<br />

Prozesserweiterungen in bestehende Fertigungsabläufe stellt neben der Realisierung der<br />

Detektion aller Raumrichtungen auf einem Chip für zukünftige Entwicklungen eine weitere<br />

wesentliche Grundlage für eine Vielzahl weiterer Anwendungsmöglichkeiten dar.<br />

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8 Industrielle Anwendungsmöglichkeiten der Projektergebnisse für kmU<br />

Prinzipiell finden Drehratensensoren in den Gebieten ihre Anwendung, in denen die<br />

Winkelgeschwindigkeit von bewegten Objekten jeglicher Art ohne äußere Referenz<br />

ermittelt werden soll. Die kommerzielle Nutzbarmachung kleiner, leichter sowie<br />

kostengünstiger multi-axialer mikromechanischer Drehratensensoren in naher Zukunft<br />

ermöglicht die Erschließung neuer Anwendungen, was wiederum zur verstärkten<br />

Weiterentwicklung führt. Die im Folgenden dargestellten Beispiele können im Besonderen<br />

durch kmU mit dem Fokus auf Nischenmärkte abgedeckt werden.<br />

Neben dem Einsatz in der automatischen Maschinensteuerung und Robotik zur Steuerung<br />

und Kontrolle exakter Bewegungen von Greifern und Roboterarmen, finden solche<br />

Sensorcluster in Geräten zur Verbesserung der Mensch-Maschine-Kommunikation auf dem<br />

Konsumgütersektor Anwendung. Bekanntestes Beispiel sind Handschuhe oder Helme von<br />

Virtual-Reality-Anwendungen wie sie auch z.B. in Ingenieurbüros zur Visualisierung von<br />

Konstruktionen Anwendung finden.<br />

In der Medizintechnik erfolgt der Einsatz unter anderem zur Aufzeichnung von<br />

Körperbewegungen, beispielsweise zur Diagnostik von Störungen der Körperhaltung.<br />

Besonders in diesem Bereich muss auf geringe Abmessungen und Gewicht bei gleichzeitig<br />

sehr hohen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Sensorcluster geachtet werden, da<br />

große und schwere Geräte den Patienten nur behindern und auch zu verfälschten<br />

Analyseergebnissen führen würden.<br />

Auf Grund der hohen Kosten von mechanischen und optischen Gyroskopen war die<br />

Stabilisierung von Antennen, Periskopen, Kameras und anderen Instrumenten bislang<br />

vorwiegend auf militärische Anwendungen beschränkt. Durch die Bereitstellung von<br />

kostengünstigen Sensorreinheiten werden im Konsumgüterbereich künftig<br />

Stabilisierungssysteme eine breite Markteinführung erfahren. Entsprechendes gilt für<br />

Stabilisierungssysteme für die moderne Fahrzeugsicherheit und Komfortsysteme von<br />

Fahrzeugen im Automobilbereich.<br />

Gemäß den Ausführungen des Forschungsantrags sowie den Anlagen 1 und 2 zum<br />

„Fragebogen zur Einschätzung der erzielten Forschungsergebnisse“ können die Ergebnisse<br />

direkt in den Fachgebieten Mikrosystemtechnik, Elektrotechnik und Medizintechnik<br />

Verwendung finden. Eine mögliche Nutzung bzw. ein möglicher Einsatz der Ergebnisse<br />

besteht in den Fachgebieten Mess-, Regel- und Automatisierungstechnik sowie<br />

Informations- und Kommunikationstechnik.<br />

Zugeordnet zu Wirtschaftszweigen lassen sich die Forschungsergebnisse vornehmlich im<br />

Fahrzeugbau, Transportwesen, der Elektrotechnik und dem Maschinenbau, sowie im<br />

Bereich der Sportgeräte und sonstigen Erzeugnissen nutzen. Eine sicherlich immer stärker<br />

werdende Nutzung wird sich im Bereich der Textilindustrie abzeichnen da hier mit den<br />

immer kleiner werdenden Systemen sich vielfältige Möglichkeiten der Entwicklung von<br />

„intelligenter“ Kleidung ergeben.<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

9 Veröffentlichungen im Rahmen des Vorhabens<br />

Bereits während der Laufzeit des Vorhabens wurden die Innovationen durch<br />

Veröffentlichungen und Kongressbeiträge dem interessierten Fachpublikum bekannt<br />

gemacht. Nachfolgend sind die Veröffentlichungen aufgelistet, die auf der Grundlage der<br />

Projektergebnisse entstanden sind. Des Weiteren wird dieser Abschlussbericht auf der<br />

Homepage des HSG-IMIT präsentiert, um Interessierten die Möglichkeit zu geben weitere<br />

Informationen über die hinterlegte Kontaktadresse einzuholen:<br />

M. Trächtler, et al., Adapted SOI Technology for Multi-Axis Inertial Sensors, Micro System<br />

Technologies, October 5-6, 2005, München, Proceedings, pp. 141-147.<br />

M. Trächtler, et al., A new Approach for Multi-Axis Inertial Sensor Units on a Single Silicon<br />

Die based on SOI-Technology, Proceedings Symposium Gyro Technology 2006,<br />

September 19-20, 2006, Stuttgart, Germany.<br />

M. Trächtler, et al., Single-Chip, Three-Axis Gyroscope using SOI-Technology, Symposium<br />

Gyro Technology 2007, September 18-19, 2007, Karlsruhe, Germany, zur<br />

Veröffentlichung angenommen.<br />

M. Trächtler, et al., Novel 3-Axis Gyroscope on a Single Chip using SOI-Technology, IEEE<br />

Sensors 2007, October 28-31, 2007, Atlanta, USA, zur Veröffentlichung angenommen.<br />

10 Förderung<br />

Das Forschungsvorhaben (AiF-FV Nr. 14237 N) wurde aus Haushaltsmitteln des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) über die Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF) gefördert.<br />

11 Durchführende Forschungsstelle<br />

Institut für Mikro- und Informationstechnik (HSG-IMIT)<br />

Wilhelm-Schickard-Straße 10<br />

78052 <strong>Villingen</strong>-Schwenningen<br />

Leiter der Forschungsstelle:<br />

Prof. Dr. H. Reinecke<br />

Projektleiter:<br />

M. Trächtler<br />

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Abschlussbericht Forschungsvorhaben 14237 N<br />

12 Literaturverzeichnis<br />

[1] Yole Development, WISM’05: World Inertial Sensors Market, 2005.<br />

[2] B.J. Gallacher, et. al., Initial Test Results from a 3-axis Vibrating Ring Gyroscope,<br />

International MEMS Conference 2006, S. 662-667<br />

[3] H. Xie, G. K. Fedder, Fabrication, Characterisation, and Analysis of a DRIE CMOS-<br />

MEMS Gyroscope, IEEE Sensors Journal, Vol. 3, No. 5, October 2003, pp. 622-631.<br />

[4] Robert Bosch GmbH, Mikromechanischer Drehratensensor, Offenlegungsschrift DE<br />

199 45 859 A1<br />

[5] S. A. Bhave, et al., An Integrated, Vertical-drive, In-plane-sense Microscope, Tech.<br />

Digest, 12 th Int. Conf. On Solid-State Sensors and Actuators (Transducers ’03),<br />

Boston, MA, USA, June, 2003, pp. 171-174.<br />

[6] J. Kim, et al., A Planar, X-Axis, Single-Crystalline Silicon Gyroscope Fabricated<br />

Using the Extended SBM Process, Proc. IEEE MEMS, pp 556-9, Maastricht, The<br />

Netherlands, Jan. 25-29, 2004<br />

[7] T. Link, et al., Low Cost Micromachined Angular Rate Sensor for Enhanced<br />

Automotive Applications, Symposium Gyro Technology 2005, Stuttgart<br />

[8] XFAB, X-TIC: X-FAB Technical Information Center, http://www.xfab.com/, März<br />

2007<br />

[9] Melexis, MLX90609 Angular Rate Sensor, http://www.melexis.com/, März 2007<br />

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