Ausgabe_03_2019
Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe mit aktuellen Themen zu Erfurt, zu Produkten und Leistungen der Stadtwerke, zu Hintergründen und besonderen Menschen. Themen: Erfurter Herbstlese 2019, Ein Tag im Tierheim, Herbst im egapark, Erfurter Monopoly, Im Porträt: Erfurter Traditionsbäcker, Blumensamen aus Erfurt
Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt Gruppe mit aktuellen Themen zu Erfurt, zu Produkten und Leistungen der Stadtwerke, zu Hintergründen und besonderen Menschen. Themen: Erfurter Herbstlese 2019, Ein Tag im Tierheim, Herbst im egapark, Erfurter Monopoly, Im Porträt: Erfurter Traditionsbäcker, Blumensamen aus Erfurt
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Journal
Herbst 2019
Das Magazin für unsere Kunden
Spielen,
passen,
dribbeln
Zu Besuch bei
den Nachwuchslöwen Seite 32
Ulrich Wickert
in Erfurt
Herbstlese: Warum man
die Stadt lieben muss Seite 22
Ein Tag
im Tierheim
Katze, Meerschweinchen & Co. Seite 26
Inhalt
Wir machen den Rasen grün
Greenkeeper im Steigerwaldstadion.... 8
Mit den Profis kicken
Fußballcamp mit dem FC RWE............... 12
Die zwei von der Messe
Ausbildung, FÖJ oder Studium –
Berufsorientierung bei der SWE........... 13
Bühne frei für Kinder
21x1000: Humboldtschule brilliert
mit Musikwoche................................... 16
Zeitreise ins Mittelalter
Hinter den Kulissen der
Stiftung Krämerbrücke........................ 18
Nachts am Wiesenhügel
Wenn die EVAG baut..............................30
Fachfrau für Blütenpracht
Zu Besuch bei Annegret Rose...............34
Hohe Kunst am See
Bildhauersymposium
in Hohenfelden...................................... 36
Menschen, Tiere, Sensationen
Kürbisausstellung im egapark..............40
Das Angerkreuz im Jahr 1949
Als im Frühsommer 1949 die Bauarbeiten zum Umbau des Angerkreuzes begannen,
ging dem schon ein längerer Planungsprozess voraus. Denn die Nutzung der
beiden Haltestellen am Anger durch alle hier verkehrenden Linien (1, 2/5, 3) hatte
ab dem Frühjahr 1939, als die Linie über die Lange Brücke ebenfalls durch Marktund
Schlösserstraße geführt wurde, den „Flaschenhals“ offensichtlich gemacht.
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Impressum
HERAUSGEBER: SWE Stadtwerke Erfurt GmbH
REDAKTION: Henry Köhlert, Anke Roeder-Eckert,
E-Mail: presse@stadtwerke-erfurt.de, Telefon: 0361 564-1128
BEIRAT: Udo Bauer, Ivo Dierbach, Annett Glase, Anne Griese,
Christine Karpe, Inka Kaufmann, Sabine Lehmann,
Barbara Mörstedt, Hanno Rupp, Anett Schmidt, Maxi Wähnert
REDAKTIONSSCHLUSS: 15. August 2019
GESTALTUNG: Stefan Waldert, Janet Waldert
TITELBILD: Steve Bauerschmidt
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019 3
egapark
egapark
Herbstentdeckungen
im egapark
Feuerwerk der Blüten und Farben
Im Herbst zeigt sich der egapark Erfurt noch einmal von seiner
schönsten Seite. Neben Korbblütengewächsen wie Astern oder
Sonnenhut verzaubern auch Gehölze, Stauden und Gräser unseren
herbstlichen Garten. Kommen Sie mit unseren Gartenexperten
auf einen Herbstspaziergang und erleben Sie ein farbiges
Blumenfeuerwerk. Beginn ist 11 Uhr, Treffpunkt am Besucherzentrum.
Kostenfreie Teilnahme, lediglich der Parkeintritt ist zu
zahlen. Eine vorherige Reservierung ist nicht notwendig.
13.10.2019, 11 Uhr
Tag der Dahlie
Die Dahlie zählt zu den beliebtesten
Blumen des Herbstes.
Mit ihren Blüten entfacht die
exotische Schönheit ein wahrhaftes
Feuerwerk der Formen
und Farben. Mehr als 300 Sorten
werden im egapark gezeigt
und entfalten dort vieltausendfach
ihre wundervollen Blüten.
Der 15. September ist der besonderen
Blume mit Dahlientaufe,
Führungen, Vorträgen,
Sortenschau u. a. gewidmet.
Ein Muss für alle Blumenfans.
15.09.2019, 11 bis 17 Uhr
Manege frei!
Kürbisausstellung
Menschen, Tiere, Sensationen:
Die Kürbisgiganten
halten mit dem goldenen
Herbst im egapark Einzug,
dann beginnt die große Kürbisschau
zum Thema Zirkus.
Bis zum 31. Oktober verzaubern
weltweit einzigartige Attraktionen
und fantastische
Artisten die Besucher. Mehr
dazu auf den Seiten 40 und
41 im Magazin!
Sie wollen auch so schöne Dahlien? Wir haben
ein paar Tipps für Sie.
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NaturErlebnisTag für Kinder
Gibt es einen spannenderen Spielplatz als die Natur?
Wo kann man so viele Dinge entdecken wie in
einem Wald? Bäume, Sträucher, Insekten, Vögel und
kleine Krabbeltiere …
Natur erleben ist das große Thema im egapark
am 22. September 2019. Dann sind die Kinder zum
NaturErlebnisTag eingeladen und können an mehreren
Stationen selbst aktiv werden: herbstliche Kürbisgestecke
basteln, ein Herbarium anlegen, das
Leben der Ponys kennenlernen, im rollenden Waldfenster
des Thüringen Forst den Wald erkunden, auf
dem Kinderbauernhof mit Schafwolle filzen, die Bewohner
eines Teiches untersuchen, Brot aufstriche
und Limonade aus Kräutern herstellen, die Energie
der Sonne ausnutzen oder Alpakas streicheln.
Das ist längst noch nicht alles, im Deutschen Gartenbaumuseum
werden fleischfressende Pflanzen
erforscht und am Lehrbienenstand Einblicke in das
Leben der Bienen gegeben. Die Ranger aus dem
UNESCO- Weltnaturerbe Nationalpark Hainich gehen
mit interessierten Besuchern auf Entdeckungstour.
Auf der großen Wiese wird ein kunterbuntes Unterhaltungsprogramm
angeboten – vom Kindermusical,
über die Maskenwerkstatt bis hin zum mittelalterlichen
Zeltlager. Alle Themen und Termine unter
www.egapark-erfurt.de/naturerlebnistag
22.09.2019, 11 bis 17 Uhr
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SWE Journal 03_2019
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egapark
UNSER ERFURT
BAUHAUS-Architektur
im Dialog
Die Grand Tour der Moderne
im egapark
In seinem 100. Jahr kommt das Bauhaus zurück nach Thüringen,
mit Fotografien und Forschungen in der Ausstellung
„Erfurt/Haifa. Architekturen der Moderne im Dialog“
im egapark. In der Halle 1 präsentieren vom 1. bis
31. Oktober 2019 der egapark, die Bauhaus-Uni Weimar
und die Landeshauptstadt Erfurt eine Ausstellung zur
Architekturgeschichte der Moderne in den Partnerstädten.
Erfurt und das israelische Haifa, seit 2000 durch eine
Städtepartnerschaft verbunden, haben sich sehr unterschiedlich
entwickelt. In der Ausstellung treten die Städte
in einen Dialog, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede
aufzeigt.
In der Präsentation lässt sich die moderne Architektur
der jeweiligen Stadt erkunden. Durch Gegenüberstellungen
beider Städte werden grundsätzliche Fragen zur Architektur
des Neuen Bauens bzw. des Internationalen Stils
aufgeworfen. Vorgestellt werden zudem biografische Verflechtungen
zwischen damaligen Architektinnen und Architekten,
Auftraggebern und Politikern.
Architektur des Neuen Bauens in Erfurt und Haifa
Die Architektur des Neuen Bauens prägte einerseits die
Stadt Erfurt und formte andererseits in Palästina die Stadt
Haifa, die sich rasant entlang des Küstenstreifens und auf
den Karmelhügeln ausbreitete. „Mit der nationalsozialistischen
Herrschaft in Deutschland hat die Architektur der
Moderne ein abruptes Ende gefunden. In Palästina kenn-
zeichnete sie einen Neubeginn der vom Nationalsozialismus
Vertriebenen in einer neuen Heimat. In Israel wird das
Entstandene umgangssprachlich als Bauhaus-Architektur
bezeichnet“, erklärt Dr. Mark Escherich, Architekturhistoriker
und Denkmalpfleger in der Landeshauptstadt Erfurt,
die inhaltliche Spannweite der Ausstellung.
Beide Städte sind historisch an den Kreuzungspunkten
historischer Handelsstraßen entstanden. Während das alte
Erfurt in den 1920er-Jahren zur modernen Metropole Thüringens
aufstieg, fand sich Haifa nach dem Ersten Weltkrieg
und der Neuteilung des Nahen Ostens in einer völlig
neuen Stellung als Handelsstadt wieder. Die Stadtentwicklung
verlief grundsätzlich unterschiedlich, jedoch die architektonischen
Parallelen sind verblüffend.
„In beiden Städten finden sich die typischen Bauhaus-Merkmale:
u. a. reduzierte Gebäudeformen ohne Bauzier
und Ornament, Flachdächer, aufgelöste Gebäudeecken
oder lange horizontale Fensterbänder. Lokale Einflüsse haben
dann die Gebäude individuell gefärbt, dies zeigt die Exposition
eindrucksvoll“, ergänzt der Architekturhistoriker.
Hervorgegangen ist die Ausstellung aus einem fakultätsübergreifenden
Forschungs- und Lehrprojekt der Bauhaus-Universität
Weimar in den Jahren 2017/18.
Die Ausstellung ist Teil des Programms der Universität
zum einhundertjährigen Bauhaus-Jubiläum 2019. Kooperationspartner
sind die ACHAVA Festspiele Thüringen. Gefördert
wurde die Exposition durch die Thüringer Staatskanzlei,
beide Städte und die Bauhaus-Universität Weimar.
FOTO: BU WEIMAR/J. STÖBE
TEXT: CHRISTINE KARPE
Alle Filmmusik-Freunde sollten sich den 8. November
2019 schon mal dick im Kalender ankreuzen. Um 19 Uhr
präsentiert sich der nun schon traditionelle Abend der
Filmmusik des Polizeiorchesters in der Erfurter Thomaskirche
auf eine ungewöhnliche und neue Weise.
Das Thüringer Polizeimusikkorps spielt auf. So viel sei
schon verraten: Die Kirchenorgel ist zum Benefizkonzert
nicht nur schmückendes Beiwerk. Nico Wieditz – bekannt
dafür, unterschiedliche Musikstile auf der Orgel zu
mixen – wird sie zum Klingen bringen.
Der Mann hinter den Tasten ist in jedem
Falle für eine Überraschung gut. Egal, ob als
Keyboarder in der Liveband von Udo Lindenberg
oder an der Orgel, wenn er Songs
von Depeche Mode, Queen oder Metallica
ganz neue Variationen verleiht.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit David
Preil. Der begabte junge Dirigent, der im
vergangenen Jahr kurzfristig einsprang, wird
den Abend der Filmmusik dieses Jahr planmäßig
dirigieren. Welche Filmmusiken an diesem
Polizeichef lädt
zur Filmmusik
Abend erklingen, will Jürgen Loyen, Leiter der Landespolizeiinspektion
Erfurt, nicht verraten. Nur so viel: „Es wird
spektakulär.“
Wie in den Vorjahren wird der Erlös aus dem Kartenverkauf
regionalen, gemeinnützigen Projekten gespendet. „In
diesem Jahr unterstützen wir die Streetworker der Aidshilfe
Thüringen e.V., das Projekt Jonathan und die Bäckerei
Roth“, so Jürgen Loyen. Das Projekt Jonathan
bietet Betreuung für Kinder und Jugendliche,
deren Eltern ihren Lebensalltag trotz
Suchtproblemen meistern wollen. Jonathan
hat das Ziel, die Kinder und
Jugendlichen zu ermutigen, ein Leben
unabhängig von Suchtmitteln
zu führen.
In der Bäckerei Roth finden sich
nachts ehrenamtliche Helfer ein,
die Erfurter Grundschüler mit leckeren
Pausenbroten und frischem Obst
versorgen. Unterstützt wird die Bäckerei
durch den Verein Kindervision e. V.
Verlosung
FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT UND JULIA NEUMANN
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SWE Journal 03_2019 SWE Journal 03_2019
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ARENA
Wir
machen
den Rasen
grün
„Man, ist der Rasen schön grün.“ Neiderfüllte Worte, die Enrico
Schotte regelmäßig hört. Seit Anfang 2018 ist der Fachagrarwirt
der Greenkeeper des Steigerwaldstadions. Zusammen mit David
Knott und Lisa Barthels pflegt er den Rasen der Arena.
D
ie drei sind Profis, wissen genau, was sie tun. 7.800 Quadratmeter
umfasst die Rasenfläche. Auch die Übungsplätze,
auf denen regelmäßig trainiert wird, gehören dazu. Jeden
Tag sind sie draußen. Schon 6 Uhr geht es los. Der Rasen
wird begutachtet, wie viel ist er gewachsen. Gibt es irgendwelche
Schäden? Braucht er einen Vitaminstoß? Und schon ist man
drin im Arbeitsalltag. Mit großen Abziehbesen wird der Tau abgezogen.
„Damit gehen wir den Krankheitserregern an den Kragen“,
sagt Enrico Schotte.
Und auch die Rasenlänge variiert. Drei bis fünf Zentimeter dürfen
die Halme im Pflegebetrieb haben. Stehen Spiele an, muss
das Gras runter auf 2,6 Zentimeter. Alle zwei Tage mäht das Team
den Rasen. „Im Sommer klappt das nicht immer, vor allem wenn
es viel regnet, muss man ganz schön hinterher sein“, sagt er und
steigt auf den ETESIA. Der Sitzrasenmäher ist das beste Stück im
Fuhrpark, eignet sich aber nur für den Pflegebetrieb. Wenn es
nass ist, kann er gar nicht auf die Fläche – er ist zu schwer.
Greenkeeping mit Herz und Verstand
Stehen Spiele an, dann kommt der John Deere X 350 R zum Einsatz.
Er hat einen feineren Schnitt und sorgt für ein schöneres Schnittbild.
„Der Rasen sieht hinterher einfach satter aus. Das allerdings
kostet Zeit. Während der ETESIA in vier Stunden die ganze Fläche
gemäht hat, braucht man mit dem John Deere einen ganzen Tag.
Klar, es lohnt sich, aber wie viel Arbeit wir da reinstecken, sieht hinterher
keiner“, erklärt Enrico Schotte, der viele Tipps zur Pflege auf
Lager hat. Seit 2006 schlägt sein Herz fürs Greenkeeping und das
ist eine Wissenschaft für sich, die – wen wunderts – in England perfektioniert
wurde. „Auch in Deutschland werden die Anforderungen
immer höher. Der Rasen soll tiefer gemäht werden, das ist sehr
anspruchsvoll, vor allem mit Naturrasen, wie wir ihn hier haben“,
erzählt er. Dank guter Pflege hält er schon an die acht Jahre. Regelmäßig
werden Löcher gestopft, runtergetretene Stellen mit Gabeln
aufgelockert. Dazu wird frischer Rasen in die kaputten Stellen
gestopft. Die Stopfen sind kreisrund und haben einen Durchmesser
von rund acht Zentimetern. Vor allem nach Freundschaftsspielen
können es schon mal bis zu 1.000 Stopfen sein, anders als beim
Spiel der Nationalmannschaft der Frauen, da war fast nichts, erzählt
Enrico Schotte und zollt den Damen doppelt Respekt.
David Knott, Lisa Barthels und
Enrico Schotte vor ihrem Fuhrpark (v. l.)
Das A und O in der Rasenpflege: immer wieder nachsäen und
ordentlich bewässern, am besten morgens, empfiehlt Enrico Witte.
„Wir säen einmal im Monat nach und düngen dann auch. Ein
schöner Rasen macht viel Arbeit, er braucht ständige Pflege,
auch, wenn er gut aussieht. Lässt man einmal nach, rächt sich
das kurze Zeit später“, sagt er.
Im September, Oktober ist die optimale Zeit für die Rasenrenovation,
die Erneuerung der Fläche. Dann sollte der Rasen auch
mit ordentlich Dünger versorgt werden, damit die jungen Hälmchen
genügend Mineralstoffe bekommen. Gleichzeitig kümmert
man sich um die Belüftung des Rasens, zuvor muss das Grün aber
sehr tief gemäht werden. Aerififzieren heißt das in der Sprache
der Greenkeeper. Dafür werden auf den Quadratmeter an die 500
Nägel in den Boden gebohrt, mit Hohlspoons. „Die Löcher sorgen
für den optimalen Gasaustausch zwischen Erde und Luft. Das
sorgt nicht nur für einen Sauerstoffschub für die Organismen,
die im Boden leben. Auch der Rasen wächst besser, der Boden
wird aufgelockert. In die Löcher kommt Sand, sodass der Rasen
schnell wieder bespielt werden kann“, erklärt Enrico Schotte. Allerdings
kann man auch den Aerifizierer nicht einfach so in den
Boden rammen und warten, was passiert. Für die optimale Belüftung
muss auch der Brechwinkel passen. Mehr als 5 Prozent sollten
es nicht sein. Und auch bei der Tiefe kann man einiges falsch
machen: „Ideal sind 15 Zentimeter“, sagt Enrico Schotte.
Steht ein Fußballspiel an, starten die drei einen Tag vorher mit
den Vorbereitungen. Mit dem John Deere wird gemäht, anschließend
wird die Kreidefarbe aufgebracht. Die Sportplatzfarbe ist
flüssig und umweltfreundlich. Nach einer Woche ist sie wieder
weg, wenn nicht gemäht wird.
„Winterschlaf gibt es bei uns nicht. Spätestens im Februar wecken
wir unseren Rasen wieder auf“, sagt er. Denn dann stehen
im Steigerwaldstadion andere sportliche Veranstaltungen an:
Dann kommen die Kugelstoßer und Speerwerfer. „Auch das ist
eine besondere Herausforderung, denn unser Rasen hat wenig
Zeit, sich zu erholen“, sagt Enrico Schotte.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Einfach den QR-Code scannen oder im
Blog unter www.swefuererfurt.de/
rasentipps-vom-profi nachschauen.
8 SWE Journal 03_2019 9
ARENA
HERBIE HANCOCK LIVE
Im sechsten Jahrzehnt seiner unvergleichlichen Karriere gehört Pianist
und Komponist Herbie Hancock zu den stilprägendsten und wandlungsfähigsten
Persönlichkeiten des modernen Jazz. Von seinen Anfängen mit
Soul-Jazz über die Zeit in Miles Davis‘ Quintett und den technopoppigen
Erfolgsausflügen der späten Siebziger bis hin zu der Rückkehr zum
anspruchsvollen Mainstream der Gegenwart gibt es kein Feld, auf dem
er keine Spuren hinterlassen hätte. Dabei hat er immer wieder Grenzen
durchbrochen, Musikgenres gesprengt und trotzdem seinen unverkennbaren
Stil bewahrt. Deswegen gilt der inzwischen zwölffache (!)
Grammy-Preisträger und Musikpionier für viele als einer der furchtlosesten
und vielseitigsten Jazzmusiker überhaupt.
Am 1. Dezember ist Herbie Hancock mit Band live im Steigerwaldstadion
zu hören. Einlass ist ab 19:00 Uhr. Das Konzert beginnt 20:00 Uhr.
Tickets unter www.ticketshop-thueringen.de
Rund ums Buch
Bereits zum dritten Mal finden die Thüringer
Buchtage im Steigerwaldstadion statt. Am
15. und 16. November dreht sich im Parksaal alles
ums Buch. Thüringer Verlage und Buchhändler
stellen sich vor.
Hexenwald in der Arena
Mystisch wird es am 14. September im Steigerwaldstadion.
Unter dem Motto „Fantastische
Melodien und wo sie zu hören sind“
verwandelt die Stadtharmonie Erfurt den
Parksaal in einen mysteriösen Hexenwald,
eine zauberhafte Schule und andere magische
Welten. Das Konzert beginnt um 19 Uhr.
Besser leben in Thüringen
Wellness, Genuss und Wohndesign stehen
vom 20. bis 22. September im Zentrum der
Messe „Besser leben in Thüringen“ in der Arena.
Erstmals wird in diesem Jahr im neuen
Themenbereich Manufakturen der „Markt der
schönen Dinge“ präsentiert. Besucher können
sich außerdem auf Live-Cooking mit Thüringer
Anbietern und regionalen Produkten freuen.
Weitere Informationen unter
www.besser-leben-thueringen.de
Ja, ich will
Die neuesten Trends rund um Braut & Bräutigam
sind am 20. Oktober Thema des Thüringer
Hochzeitsopenings in der Arena. Von 10 bis 18
Uhr informieren Spezialisten über das richtige
Outfit, Catering, Location, Blumen und vieles
mehr. Jeweils 11, 13 und 16 Uhr finden Hochzeitsmodenschauen
statt.
15 Uhr werden Kollektionen rund um die
Jugendweihe 2020 vorgeführt.
Weitere Informationen unter
www.brautmode-kleinod.de
Tipps zum eigenen Heim
Der Weg zur eigenen Immobilie ist mit vielen
Fragen gepflastert. Schließlich gehört der
Kauf eines Hauses oder einer Wohnung zu
den größten Finanzentscheidungen im Leben.
Antworten gibt die Messe „Eigentum & Wohnen“
am 26. und 27. Oktober im Steigerwaldstadion.
Fachvorträge und Expertentipps runden
das Angebot ab.
Weitere Informationen unter
www.immobilienmesse-thueringen.de
TAG DER SAUNA
Wohltat für Körper und Seele
Entspannung für Körper und Seele ist am 24. September
zum bundesweiten Tag der Sauna angesagt. Die perfekte
Gelegenheit, den Körper kurz vor dem Winter für die Erkältungszeit
fit zu machen. Auch die SWE Bäder GmbH ist
dabei. Unter dem Slogan „SAUNA. Ein Tag Urlaub!“ gibt
es in der Schwimmhalle Johannesplatz besondere Wohlfühlaufgüsse,
Tipps zum richtigen Saunieren und Verhalten
in der Schwitzstube. Aber auch pflegende Peelings für
die Haut, ob in der Variante Kaffee oder fruchtig-frisch,
werden gereicht. Leise Musik, Obst und erfrischendes Infused
Water lassen den Tag zu einem besonderen Erlebnis
werden.
Die Saunalandschaft in der Schwimmhalle Johannesplatz
Kindergeburtstag und noch keine Partyidee? Wie wäre es
mit einem fröhlichen Spielnachmittag in einer unserer beiden
Schwimmhallen? Für vier Kinder plus Geburtstagskind
und eine Begleitperson gibt es spannende Angebote mit
Fun-Box und vielen Spielideen rund um Seepferdchen, Delphintauchen
& Co. Wahlweise kann nach der Wiederinbetriebnahme
in der Roland Matthes Schwimmhalle auch
Gastronomie und/oder Animation dazugebucht werden.
hat von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Stündlich gibt es aromatische
Aufgüsse, angefangen von Mango über Beeren und
Apfel bis hin zu Eiskristallen und Lavendel.
Auch Klangschalenaufgüsse sind geplant. Für Erholung
sorgen Regenmacher und Entspannungsmusik.
Naturkosmetik selber machen?
Kein Problem. Hier gibt es Tipps:
Einfach den QR-Code scannen
oder unter www.stadtwerkeerfurt.de/swejournal
nachschauen.
GEBURTSTAG IN DER SCHWIMMHALLE
Ab in
die Sauna
FOTO: STEVE BAUERSCHMIDT
Wie wäre es z. B. mit einem Piraten- oder einem Meerjungfrauenmenü?
In der Schwimmhalle Johannesplatz im
Erfurter Norden kann zusätzlich der Nass-Trocken-Seminarraum
genutzt werden. Hier können Eltern selbst die Versorgung
ihrer kleinen Gäste übernehmen. Bei Fragen helfen
die Kollegen gern auch per Telefon weiter: 0361 564-3532.
Weitere Informationen unter
www.stadtwerke-erfurt.de/kindergeburtstage
BÄDER
FOTO: SUSANN NÜRNBERGER
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019 11
SWE FÜR ERFURT
AUSBILDUNG
SWE Fußballcamp mit
DIE ZWEI von der
Ausbildungsmesse
FC Rot-Weiß Erfurt
Vom 14. bis zum 18. Oktober findet das SWE
Fußballcamp in Kooperation zwischen dem
FC RWE und den Stadtwerken Erfurt statt.
In der Woche stehen Spiel, Spaß und Bewegung
mit dem runden Leder im Mittelpunkt.
Welcher Fußballfan träumt nicht davon, einmal wie die
Profis zu trainieren? Nachwuchskicker aus Erfurt haben
in den Herbstferien die Chance dazu. In dem Camp zeigen
erfahrene Trainer vom FC Rot-Weiß Erfurt das Einmaleins
des Fußballs. Auf dem Trainingsplan stehen aber nicht
nur Dribbeln, Passen und Schießen. Den Kids und Jugendlichen
werden auch Finten und strategische Grundlagen
beigebracht. Tipps und Tricks gibt es zusätzlich von
den RWE-Profis. Die Mannschaft kommt zur Autogrammund
Fragestunde vorbei.
Das Camp richtet sich an Jungen und Mädchen im Alter
von 6 bis 14 Jahren. Trainiert wird direkt am Steigerwaldstadion.
Wer dabei sein möchte, sollte sich beeilen.
Die Anmeldung ist noch bis zum 20. September möglich.
Die Teilnahmegebühr beträgt 120 Euro. Für Kunden
der Stadtwerke Erfurt Gruppe gibt es einen exklusiven
Vorteil: Als Dank für ihre Treue können Kinder, deren Eltern
Kunden der SWE Energie GmbH, Inhaber der egapark-Saisonkarte
oder Abonnenten der EVAG sind, das
Camp zum Sonderpreis von 100 Euro besuchen.
TEXT: HANNES SCHAUERHAMMER
FOTO: KARINA HEßLAND-WISSEL
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nachschauen.
Ausbildung, Studium oder lieber erst
mal ein FÖJ? Die SWE Ausbildungsmesse
gibt Orientierung: am 18. September
von 9 bis 18 Uhr, am 19. September
von 9 bis 14 Uhr.
„Als wir vor 20 Jahren anfingen, kamen gerade mal zwei
Schulklassen. Fünf Tage lang haben wir sie bespaßt. Dass
wir mal 2.000 Besucher pro Messe haben würden, daran
hätten wir im Traum nicht gedacht“, erinnert sich Udo
Bauer, Abteilungsleiter Personalmarketing und -entwicklung
der Stadtwerke Erfurt, der die SWE Ausbildungsmesse
1999 ins Leben rief. „Die Motivation war relativ einfach.
Auf einem Messestand der SWE Gruppe konnte ich die Vielfalt
unserer Ausbildungsberufe nur schwer darstellen. Immerhin
bieten wir 15 an und verschiedene duale Studiengänge.
Da kann man kaum in die Tiefe gehen. Das war der
Anfang unserer Messe, auf der unsere Azubis ihre Berufe
selbst vorstellen“, erzählt er.
Inzwischen ist sie eine feste Größe, wenn es um Berufsorientierung
geht. Schüler aus ganz Thüringen geben sich
hier regelmäßig die Klinke in die Hand, um sich über Ausbildungsberufe
und Studienmöglichkeiten zu informieren.
„Viele Schulen kommen jedes Jahr wieder“, freut sich Udo
Bauer, der die Messe in diesem Jahr gemeinsam mit Katja
Lange organisiert. Die 22-Jährige studiert im 6. Semester
Business Administration an der Fachhochschule Erfurt
und ist Feuer und Flamme: „Es macht totalen Spaß, man
ist ständig in Kontakt mit Schulen und Ausstellern“, so die
Werkstudentin. Und davon gibt es einige. Denn nicht nur
die Stadtwerke Erfurt stellen ihre Ausbildungsberufe vor.
Insgesamt 36 externe Aussteller präsentieren ihre Angebote,
darunter die FH Erfurt, die Ernst-Abbe-Hochschule Jena
oder die Westsächsische Hochschule Zwickau. Neu dabei
sind die REWE Markt GmbH, der Verband der Metall- und
Elektroindustrie mit seinem Infotruck und Sattler 3D, der
mit innovativen 3D-Projektionen und Robotik aufwartet.
Auch die SWE präsentiert ihre Technik, angefangen vom
Strom- und Gasnetz über das Modell einer Trinkwasserversorgungsanlage
bis hin zu E-Fahrzeugen, Straßenbahnen,
Bussen und modernen Entsorgungsfahrzeugen.
88 Berufe und 18 Studiengänge werden vorgestellt. Orientierung
in der Vielfalt bietet die App berufemap.de.
„Hier kann man nach den geeigneten Anbietern für den
Wunschberuf suchen. Das Besondere an unserer Messe: Jeder
Schüler kann für persönliche Gespräche mit den Ausstellern
Sterne sammeln. Dafür gibt es am Ende ein persönliches
Zertifikat für Bewerbungen“, erklärt Katja Lange.
WiYou, die Informationsplattform zu Ausbildung und
Studium in Thüringen, kommt mit einem Einarmigen Banditen,
an dem jeder sein Glück versuchen kann. Vor Ort ist
auch die Jugendberufsförderung, die jungen Menschen mit
Behinderungen Beratung und Orientierung bietet.
Vorträge rund um Ausbildung und Studium bei der Polizei,
Gebäude- und Energietechnik, Software-Entwicklung
oder Digitalisierung in Produktion und Dienstleistung runden
das Angebot ab. Und wer noch nicht weiß, was er werden
will, kann beim Workshop „SWE Berufsorientierung –
Was passt zu mir?“ mitmachen. In Kooperation mit den
Unis Erfurt und Jena analysieren Studierende gemeinsam
mit den Schülern deren Stärken und besondere Vorlieben
und geben Orientierung. Aber auch das Thema „Studierfähigkeit“,
ein Workshop der FH Erfurt, ist ein spannendes
Angebot für Schüler und ihre Eltern.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTO: STEVE BAUERSCHMIDT
Mehr zur Messe und zu den Vorträgen und
Workshops gibt es im Internet unter
www.stadtwerke-erfurt.de/ausbildungsmesse
12 SWE Journal 03_2019 SWE Journal 03_2019
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AUSBILDUNG
AUSBILDUNG
Vom Panzer in
die Straßenbahn
Vom Salon
ins Büro
David Pfeffer ist 31 Jahre alt. Lange
Jahre diente er beim Bund. Jetzt ist er
Fachkraft im Fahrbetrieb (FIF), legte
mit 1,7 einen super Abschluss hin und
arbeitet bei der EVAG.
„Von Haus aus bin ich Zerspanungsmechaniker.
Beim Bund diente ich in einem Aufklärungsbataillon,
war auch im Ausland unterwegs, z. B. in Afghanistan.
Als meine acht Jahre sich dem Ende zuneigten,
habe ich überlegt, was ich beruflich machen
möchte. Im Dienst bin ich viel mit dem Radpanzer
gefahren und war auch in der Werkstatt
eingesetzt. Zurück an die Werkbank,
das kam für mich nicht in Frage. Aber Bus
und Straßenbahn zu fahren schon. Das wollte ich
eigentlich schon als Kind.
Also habe ich die Chance genutzt und mich bei
den Stadtwerken beworben. Ich hatte erst Bedenken,
immerhin bin ich keine 20 mehr. Aber das war
gar kein Problem. Die Berufserfahrung war am Ende
sogar ein Plus. Also habe ich noch eine Ausbildung
zum FIF gemacht. 2017 habe ich angefangen, seit Januar
bin ich fertig. Das hat ganz gut geklappt, besser als
erwartet. Inzwischen bin ich als Kombifahrer unterwegs.
Egal, ob Bus oder Straßenbahn, ich fahre beides gern.
Die zweite Ausbildung war für mich genau das Richtige.
Ich bin gern auf allen Linien unterwegs, nicht nur im
Stadtverkehr, auch über Land. Es macht Spaß.“
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Mehr zum Berufsbild Fachkraft
im Fahrbetrieb gibt es im Internet
unter www.stadtwerkeerfurt.de/ausbildung
Einfach den QR-Code scannen.
Fünf Jahre hat Maya Lilly Burgkhardt
als Hair and Beauty Artist gearbeitet.
Inzwischen ist sie 22 Jahre alt und
wollte es noch mal wissen. Bei den
Stadtwerken Erfurt lernt sie Kauffrau
für Büromanagement.
„Das war die richtige Entscheidung. Inzwischen bin ich
im zweiten Lehrjahr und es macht immer noch Spaß. Den
hatte ich im Friseursalon auch, ohne Frage. Aber ich wollte
mich weiterentwickeln, etwas Neues sehen. Nach einer
Zusatzqualifikation als Coloristin habe ich vor allem
Color-Trainings organisiert und selbst Weiterbildungen
durchgeführt. Dabei habe ich gemerkt, dass Organisation
und Planung voll mein Ding sind. Also dachte ich mir,
ich fange noch mal von vorn an. Eine Woche vor Ausbildungsbeginn
habe ich mich voriges Jahr bei der SWE beworben.
Mein Glück war, dass jemand anders kurzfristig
abgesagt hat und meine Voraussetzungen für den Beruf
passten. Auch wenn die Aktion eher spontan war, bereut
habe ich es nicht.
Die Arbeit macht Spaß. Jeden Tag lerne ich etwas Neues.
Die Spezialisierung kann man wählen: Bei mir ist es
Personalwirtschaft. Assistenz und Sekretariat gehören
genauso dazu wie Terminplanung oder das Reise- und
Bewerbermanagement. Bei Dienstreisen der Mitarbeiter
buche ich Hotels und Züge. Sogar die Azubi-Fahrt,
die dieses Jahr zu den Verkehrsbetrieben nach Rostock
ging, habe ich mit geplant. Das war toll. Auch bei den
Azubi-Bloggern bin ich dabei, wir drehen Videos, posten
Bilder auf Facebook und Instagram. Wer weiß, vielleicht
mache ich ja später noch ein duales Studium. Bei
den Stadtwerken ist alles möglich.“
Mehr zum Berufsbild Kauffrau
für Büromanagement gibt es
hier: www.stadtwerke-erfurt.
de/ausbildung
Einfach den QR-Code scannen.
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21X1000
21X1000
Bühne
frei für
Kinder
Probe für den
Affentanz.
SWE Projekt 21x1000: Die Humboldtschule
brilliert mit außergewöhnlicher
Projektwoche „MUSIK – Mit uns
singen ist klasse!“
FOTO: JACOB SCHRÖTER
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Jan-Luca probiert schon mal die selbst gebaute Trommel aus.
Hier mit Stefanie Klöck, sie lernt Erzieherin.
Schulleiterin Kirstin Weigel schaut immer wieder nach dem
Rechten und hilft auch mal beim Basteln.
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irstin Weigel ist eine engagierte Schulleiterin. Für ihre
K vier Elemente, ihre Stammgruppen, tut sie alles. 160
Schüler lernen an der Humboldtschule in den Häusern
Wasser, Erde, Luft und Feuer. „Wir können uns sehr intensiv
um die Kinder kümmern. Alles Gute hat aber auch
seine Schattenseiten. Wir haben viele Kinder mit Lernschwierigkeiten.
Mehr als 50 Prozent unserer Schüler
kommen aus anderen Ländern. Da gehört die Überwindung
der Sprachbarrieren erst mal zu den wichtigsten
Aufgaben“, sagt sie, hat aber auch dafür die perfekte Lösung:
„Wie ginge das besser als mit Musik?“
Als sie von der Projektförderung 21x1000 der Stadtwerke
Erfurt hörte, war für sie klar: Da bewerben wir
uns. Und so nahm das Projekt „Mit uns singen ist klasse“
schnell Gestalt an. Unterstützt von Julia Lieder vom
Amt für Bildung und den Stadtwerken Erfurt stampfte
Kirstin Weigel ein überdimensionales Projekt aus dem
Boden. Seit September arbeiteten die Kollegen der Humboldt-Schule
an der Idee. Gemeinsam mit den angehenden
Erziehern der Staatlichen Berufsbildenden Schule
„Marie-Elise-Kayser-Schule“ bereiteten die Kinder der
Klassenstufen 1 bis 4 eine Aufführung vor, die es in sich
hat: mit Elementen aus „Vaiana“, „Tabaluga“, dem „Zauberer
von Oz“ und „Peter Pan“. Gar nicht so leicht, denn
für jede Gruppe waren nur 15 Minuten Programm eingeplant.
Wo fängt man da an, wo kürzt man ein? Aber auch
das schaffte das Team der Humboldt-Schule, unterstützt
von hochkarätigen Partnern wie
Music Academy, KulturEtage, Tanztheater
Erfurt und Lernort Petersberg.
Die letzten zwei Wochen vor den
Jetzt
bewerben
Sommerferien ging es heiß her.
„Ich habe jeden Tag Gänsehaut,
Auch im nächsten Jahr unterstützen
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT
wenn ich sehe, wie un-
die Stadtwerke Erfurt wieder 21 tolle
FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Projekte, die Erfurt noch schöner machen.
Bis 31. Dezember 2019 können sich Vereine,
Kindergärten und Schulen bewerben.
Weitere Informationen unter
SWE Journal 03_2019 www.stadtwerke-erfurt.de/21x1000
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sere Idee Gestalt annimmt“, sagt Kirstin Weigel. „Es ist
wunderbar zu sehen, wie sie darin aufgehen, daran wachsen“,
freut sie sich.
Während die einen gemeinsam mit Musikpädagogin
Viola Nebe Vaianas Erkennungsmelodie einstudierten,
probten die anderen am Lernort Petersberg. In nur einer
Woche studierten sie den Affentanz aus dem „Zauberer
von Oz“ ein, unterstützt von Tanzpädagogin Jelena
Albrecht vom Erfurter Tanztheater. Sogar ihre Musikinstrumente
bastelten die Kinder selbst, darunter akustische
Regenrohre und Trommeln aus unzähligen Chipsverpackungen.
„Wer die wohl alle gegessen hat?“, das fragt
sich auch Stefanie Klöck, sie lernte Erzieherin, mit einem
Augenzwinkern. Gemeinsam mit Franka Eichhorn betreute
sie das Kulissenbasteln. Und da gab es einiges zu tun.
Schildkrötenpanzer waren zu gestalten, Drachenmasken,
nicht zu vergessen die Flügel der Affen und die Baströckchen
von Vaianas Gefährten.
Am Ende hat sich die ganze Aufregung mehr als gelohnt.
Im „Haus der sozialen Dienste“ rissen die Kinder
ihre Lehrer, Betreuer und Eltern zu Begeisterungsstürmen
hin. Und auch Kirstin Weigel
ist zufrieden. Mit Sicherheit hat sie schon
wieder eine tolle Idee …
KRÄMERBRÜCKE
RUBRIK
Zeitreise
ins Mittelalter
Wolfgang Zweigler und Mark Escherich
haben den schönsten Job der Welt, zumindest
wenn es um die Krämerbrücke in
Erfurt geht. Die beiden engagieren sich in
der Stiftung, die sich um den Erhalt des
lebendigen Baudenkmals kümmert.
Mark Escherich und
Wolfgang Zweigler
schauen aus den Fenstern
der Bohlenstube im Stiftungshaus
der Krämerbrücke (v. l.).
Zwei Herren stehen auf der Krämerbrücke. Prüfend studieren
sie die Fassaden der alten Häuser. „Hier an der
Nummer 3 müssten wir noch mal ran, da unterm Fenster“,
meint Dr.-Ing. Mark Escherich von der Unteren Denkmalschutzbehörde
Erfurt, der zugleich Vorstand der Stiftung
ist. Wolfgang Zweigler nickt dazu. Er ist der Vorstandsvorsitzende
des Stiftungsrates Krämerbrücke, der sich um
den Erhalt der Brücke und Häuser kümmert.
Es ist die beste Zeit für einen Kontrollgang auf der größten
mittelalterlichen Brücke, die durchweg bebaut ist. Anders
als auf dem Ponte Vecchio in Florenz, der übrigens
nur 95 Meter lang, dafür aber 32 Meter breit und 20 Jahre
jünger ist, setzt man hier auf eine ausgewogene Auswahl
an kleinen Lädchen: altes Kunsthandwerk, Antiquitäten,
Kunst, Andenken.
Es ist still, vorwitzig klettern die ersten Sonnenstrahlen
über die jahrhundertealten Dächer und tauchen die Gasse
in goldenes Licht. Um diese Zeit liegt die alte Brücke
noch im Dornröschenschlaf. Die kleinen Kramläden öffnen
erst um 10 Uhr, wenn sich die ersten Touristen auf das
denkmalpflegerische Kleinod verirren. „Vielen ist gar nicht
klar, dass sie über eine Brücke gehen, so eng stehen die
Häuser beieinander“, sagt Wolfgang Zweigler. „Das war
nicht immer so. Die ersten hölzernen Brückenbauten gab
es vermutlich schon im 8., mit Sicherheit aber im 11. Jahrhundert,
mit einzelnen kleinen Buden darauf“, erzählt er.
Heute ist davon nichts mehr zu erahnen. Lediglich eine
kleine Zeichnung im Informationsheft kündet davon. Unvorstellbar,
dass es sich dabei um die gleiche Brücke handelt.
„Na ja, die gleiche ist es nicht, die hölzernen sind immer
wieder abgebrannt. Aber da sie zur ‚Via Regia‘ – der
Königsstraße – gehörte und damit Teil einer der wichtigsten
europäischen Handelsstraßen war, entschloss man sich
Ende des 13. Jahrhunderts, sie als Steinbrücke wieder aufzubauen“,
erzählt Wolfgang Zweigler. 1325 war die sechsbogige
Steinbrücke dann fertig. An ihren beiden Enden
wurden Kirchen errichtet, im Westen die Benediktikirche,
die 1810 abgebrochen wurde, im Osten die Ägidienkirche,
die bis heute steht. Im Laufe der Zeit schrumpfte die
Zahl der Häuser durch Zusammenlegungen von 62 auf 32.
Wer sich die Mühe macht und die Häuserzeile von der
Rathausbrücke aus betrachtet, wird feststellen, dass die
Gebäude nicht wirklich auf der Brücke stehen, sondern
zur Hälfte in der Luft hängen. „Um Platz zu schaffen, ent-
Blick in die Ausstellung im Stiftungshaus.
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SWE Journal 03_2019
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KRÄMERBRÜCKE
KRÄMERBRÜCKE
wickelte man in den 1480er-Jahren Sprengwerke, auf denen
die Häuser seitdem zur Hälfte ruhen, dadurch konnte
die Brücke von 19 auf 26 Meter verbreitert werden“, so
Zweigler.
Mut zur sanften Sanierung
Seit Ende der 1990er-Jahre hat die Stiftung hier ihr eigenes
Häuschen. 2000 wurde es umfassend saniert. Hier künden
die beteiligten Stiftungsräte von der Geschichte der europaweit
einmaligen Krämerbrücke, aber auch von ihrem
eigenen Engagement. Seit 1990 erfolgten umfangreiche
Sanierungen. Dächer und Fassaden wurden erneuert, Läden
und Wohnungen ausgebaut, der Turm der Ägidienkirche
saniert. Und, und, und. Ohne die fachliche Unterstützung
durch den „Brücken-Architekten“ Franz Bruns
wäre das nicht möglich gewesen.
„Wir setzen auf sanfte Sanierung, allein die Umsetzung
des Brandschutzes war eine große Herausforderung“, erklärt
Mark Escherich. „Wenn niemand sieht, dass wir in den
Bestand eingegriffen haben, haben wir alles richtig gemacht“,
so der Denkmalpfleger der Stadt, der die Stiftung
aus denkmalpflegerischer Sicht unterstützt.
Das Stiftungshaus ist für jeden geöffnet, der Eintritt ist
frei. Hier kann man in die Tiefen des Kellers hinabsteigen
aus einem Brückenpfeiler direkt aufs rauschende Gera-Wasser
schauen. „Das Fenster zum Fluss haben wir im
Zuge der Sanierung eingebaut, um den Bezug zwischen
Brücke und Gera stärker zu verdeutlichen“, sagt Wolfgang
Zweigler. Besonders stolz ist er auf die Bohlenstube im
ersten Obergeschoss. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert
und ist komplett erhalten. Hier tagt die Stiftung regelmäßig,
um über Erhaltungsmaßnahmen und Neuaufnahmen
von Krämern zu entscheiden.
Wolfgang Zweigler im Keller des Stiftungshauses. Er zeigt das Fenster zur Gera.
Mark Escherich wirft einen prüfenden Blick auf
die Hausfassaden.
Das Stiftungshaus von „hinten“. Hier sieht man, dass es
zur Hälfte in der Luft hängt.
Was viele nicht wissen: Die Stiftung kümmert sich um
die Häuser und die Vermietung der Lädchen, sorgt dafür,
dass der Charakter der Brücke erhalten bleibt. Die Wohnungen
in den Obergeschossen aber vermietet die Kowo.
Nur einige wenige der insgesamt 32 Häuser gehören nicht
zur Stiftung.
Kaum vorstellbar, dass dieses mittelalterliche Kleinod
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts stark gefährdet
war. Als man die moderne Rathausbrücke baute, war
die Krämerbrücke quasi überflüssig. Baulich in eher traurigem
Zustand, ohne Licht und Luft zum Leben, drohte
ihr der Abriss. Dann kam der Erste Weltkrieg und die Welt
drehte sich. Doch noch in den 1920er-Jahren war der Gedanke
nicht aus der Welt.
Heute gehört das Stiftungshaus zu den bestbesuchten
Museen in Erfurt. 60.000 bis 70.000 Besucher kommen im
Jahr. Bis November 2018 waren es eine Million Gäste.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT
FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Fakten zur Krämerbrücke
Mit ca. 125 Metern ist die Krämerbrücke die längste,
vollständig bebaute und bewohnte Brücke in Europa.
26 Meter ist die Brücke breit, sieben Meter hoch. 32
Häuser stehen hier.
8.-11. Jh. vermutlich erste hölzerne Brückenbauten
über der Gera
1110 urkundliche Erwähnung der „capella
Sti. Aegidii“ am Ostzugang der Brücke
1175 und darauffolgende Jahrzehnte viele
Brände, zuletzt 1293
1325 Vollendung der Steinbrücke
1985/86 Reparatur, Verstärkung und Teilerneuerung
des schadhaften Mittelbereichs der Brückengewölbe
mit neuem Straßenaufbau
1996 Gründung der Stiftung Krämerbrücke
2002 Ende der grundhaften Instandsetzung
der Brückengewölbe
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HERBSTLESE
HERBSTLESE
ULRICH WICKERT
zu Gast bei der Erfurter Herbstlese
Komplimente von einem,
der es wissen muss
Er zählt zu den 500 wichtigsten Denkern in Deutschland,
so das Magazin „Cicero“. Ein Kompliment aus
seinem Munde erscheint daher besonders wertvoll.
„Erfurt ist ein wunderbarer Ort“, sagt Ulrich Wickert,
und er muss es wissen. Nicht nur, dass der Journalist,
Ex-Tagesthemen-Moderator und Schriftsteller die Welt
wie kaum ein Zweiter kennt, er kennt auch Erfurt – als
Stammgast der Herbstlese.
Jetzt ist er wieder da, zum fünften Mal bereits, und
liest im Atrium der Stadtwerke aus seinem Buch „Identifiziert
euch!“ Das SWE Journal erreichte ihn telefonisch
in Südfrankreich …
Herr Wickert, gefällt Ihnen Erfurt?
„Sehr! Jedes Mal, wenn ich anreise, nehme ich mir
die Zeit, durch die Stadt zu gehen. Da ist dieser herrliche
alte Kern und natürlich gehe ich auch über die
Krämerbrücke. Ich sitze sehr gerne am Benediktsplatz,
hier fühle ich mich besonders wohl. Erfurt ist
eine Stadt mit einer großen Geschichte, eine Stadt, die
mich immer wieder anzieht – sie hat eine Atmosphäre,
bei der man sagen kann, ich fühle mich hier wie zu
Hause.“
Gibt es einen Ort, der es Ihnen besonders angetan
hat?
„Ich bin jetzt einige Male in der Alten Synagoge gewesen,
weil mich dieser Ort mit seiner Geschichte fasziniert.
Über den jüdischen Schatz, der dort ausgestellt
ist, könnte man einen Roman schreiben.“
Lesereisen sind ein Muss für Autoren. Ist die Reise
zur Herbstlese besonders?
„Etwas ganz Besonderes. Die Herbstlese ist so gut
organisiert, sie hat so einen großen Zulauf und so ein
angenehmes Publikum, dass ich meinem Verlag gesagt
habe, falls von dort eine Einladung kommt – annehmen,
da möchte ich unbedingt hin.“
Wie wichtig sind Bücher in der Zeit von Google &
Co.?
„Ich halte das Buch für ein Unterhaltungs- und ein
Wissenselement, das überleben wird – das ist gar
keine Frage. Wenn Sie in eine Buchhandlung gehen,
dann stellen Sie fest, wie viele Bücher es in Deutschland
noch gibt. Und – das ist etwas, das ich so hervorragend
finde – es gibt noch so viele kleine Verlage, die
sich auf ganz besondere Bücher konzentrieren und das
funktioniert.“
Vor allem junge Menschen nutzen immer weniger
das gedruckte Wort, googeln lieber im Internet ...
„Es ist ganz wichtig, nicht nur die jungen Leute dazu
zu bringen, dass sie sich mehr und vielfältiger informieren,
sich nicht nur auf eine Quelle verlassen. Jeder
muss wissen, was in der Welt passiert, und das nicht
nur über Kurzinformationen aus dem Netz. Jeder muss
hinterfragen, darf nicht alles glauben.“
In Ihrem neuen Buch erklären Sie auch, warum
wir Heimat neu definieren müssen …
„Wir müssen uns als Allererstes klarmachen, wer wir
sind. Dass wir uns zu unserer nationalen oder kollektiven
Identität bekennen. Dazu gehört eine ganze Reihe
von Elementen – die Kultur, die Sprache und natürlich
auch die Geschichte. Wir müssen aus unserer
Geschichte Lehren ziehen und eine der Lehren ist aufgrund
unserer Vergangenheit die, dass wir uns für den
TEXT: HENRY KÖHLERT
humanen Staat einsetzen müssen. Wir müssen uns
ganz viele Dinge bewusst machen. Zum Beispiel Artikel
1 des Grundgesetzes, da steht: Die Würde des
Menschen ist unantastbar. Da steht nicht, die Würde
des Deutschen ist unantastbar.“
Sie engagieren sich für die Rechte von Kindern.
Wie können wir alle dabei helfen? Reicht es aus,
was wir tun?
„Wir machen leider noch nicht genug. Ich habe durch
meine Arbeit in der Ulrich Wickert Stiftung für Kinderrechte
viel gelernt, auch über den Missbrauch der
Rechte von Kindern – das ist furchtbar. Und vieles von
dem, was ich bei meiner Arbeit gelernt habe, verändert
auch mein Denken. Dennoch bin ich, was die Zukunft
unserer Welt angeht, optimistisch. Vor allem wenn
ich mir die Entwicklung der letzten 30, 40 Jahre ansehe.
Und ich gehe davon aus, dass die Entwicklung
der Menschheit positiv weitergeht – auch
wenn es ein sehr langer Weg sein wird.“
„Top 10 Ticket“ der
Herbstlese gewinnen
Die Stadtwerke Erfurt, Hauptsponsor der Erfurter Herbstlese,
verlosen in diesem Jahr drei „Top 10 Tickets“. Damit
haben die Gewinner mit einer Begleitperson freien Eintritt
zu ihren persönlichen zehn Herbstlese-Höhepunkten.
Und wie kommt man in die Top 10? Indem man folgende
Frage beantwortet: Wie lautet der Titel eines 1993 erschienenen
Films mit Joachim Król in der Hauptrolle? Kleiner
Tipp: Der Filmtitel stand Pate für das Herbstlese-Motto
des Jahres 2001.
Einsendungen unter dem Kennwort „Top 10“ bitte bis
spätestens 16. September 2019, 12 Uhr, per E-Mail an
presse@stadtwerke-erfurt.de oder per Post an die Adresse
SWE Stadtwerke Erfurt GmbH, Magdeburger Allee
34, 99086 Erfurt. Teilnahmebedingungen und Datenschutzbestimmungen
zum Gewinnspiel sind im Internet
unter www.stadtwerke-erfurt.de/top10 nachzulesen.
Viel Glück!
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019
HERBSTLESE
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ZDF-Moderatorin liest bei der Herbstlese. SWE Energiekunden haben’s exklusiv:
Kostenfrei dabei sein
Das möchten Sie nicht verpassen? Dann können Sie sich
jetzt freuen, wenn Sie Strom oder Gas von der SWE Energie
beziehen. Denn SWE Energiekunden genießen Heimvorteile
und haben die Chance auf 75 x 2 Freikarten. Die Teilnahme
am Gewinnspiel ist jetzt übrigens noch leichter
– über die App SWE Für Erfurt. oder die Website
www.stadtwerke- erfurt.de/ heimvorteil geht das Mitspielen
bis zum 6. Oktober 2019 ganz einfach.
Wollen Sie
Dunja Hayali
zuhören?
„Ich hatte nie das Gefühl, nicht deutsch zu sein. Erst als
ich im Fernsehen auftauchte, begann man, mir meine
Heimat abzusprechen. Heute frage ich mich: In welchem
Deutschland möchte ich und wollen wir eigentlich leben?“
Dunja Hayali, Tochter irakischer Eltern, ZDF Moderatorin −
und Schriftstellerin: „Haymatland“ heißt ihr neues Buch. Auf
160 Seiten geht die Journalistin den Fragen auf den Grund,
die unsere Nation unter Spannung setzen: Wie wird „Heimat“
definiert? Was wird aus Deutschland, wenn selbsternannte
Heimatschützer diesen Begriff als Chiffre für
Ausgrenzung missbrauchen? Und wie lässt sich dem
Hass der Nationalisten begegnen, die liberale Gesellschaft
erhalten?
Dunja Hayali, geboren 1974 in Datteln, ist eines
DER Gesichter des ZDF: heute-Nachrichten, heute
journal, ZDF-Morgenmagazin, ZDF-Sportstudio.
Sie unterstützt „Gesicht zeigen. Für ein
weltoffenes Deutschland“ und ist Mitglied im
Aufsichtsrat von „Save the Children“. 2016 erhielt
sie die Goldene Kamera in der Kategorie
„Beste Information“, 2018 das Bundesverdienstkreuz
für ihr Engagement gegen
Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus
und für ihre journalistische Arbeit.
Sie können Dunja Hayali live erleben bei
der Herbstlese 2019. Im Zuge ihrer Deutschlandtour
liest Dunja Hayali am 17. Oktober
im Atrium der Stadtwerke Erfurt aus ihrem
neuen Buch.
TEXT: IVO DIERBACH FOTO: JENNIFER FEY
SWE Journal 03_2019
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EVAG-Abo abschließt, bekommt den ersten Monat
Bus und Bahn fahren kostenfrei dazu.
Wieso eigentlich?
Kann man einen Coffee-to-go-Becher mit in Bus
oder Bahn nehmen? Nein! Laut Beförderungsbedingungen
sind offene Speisen und Getränke
in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. Dazu
zählen auch Coffee-to-go-Becher, die mit einem
Deckel verschlossen sind. Aber warum? Weil die
Getränke verschüttet werden können, z. B. bei
Notbremsungen. Nicht nur weil die Fahrzeuge
dadurch verschmutzt werden. Auch andere Fahrgäste
können belästigt oder sogar verletzt werden.
Deshalb gilt: Thermobecher mit einem verschraubbaren
Deckel sind in Bussen und Bahnen
nur in Taschen oder Rucksäcken mitzuführen.
3
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SWE Journal 03_2019
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EVAG
Wir sagen Danke!
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SWE FÜR ERFURT
Dr. Matthias Harnisch: leitet seit 2000 das Tierheim.
Jonas mit einem
Schmusetiger.
Batman unterm Messer. Er wird unter Narkose kastriert.
Ein Tag im Tierheim
Heute sind wir im Andreasried unterwegs:
Hier sind Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen
und andere Kleintiere untergebracht.
Es ist 07:30 Uhr. Wir sind spät dran. Dr. Matthias Harnisch
ist schon in Montur – er leitet seit 2000 das Erfurter Tierheim.
Arbeitshose, Arbeitsschuhe, passendes T-Shirt, alles
in Grün. Mit energischen Schritten geht er zum Container.
„Gut“, Erleichterung steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Heute Nacht hat die Feuerwehr kein Tier in den Schutzraum
gebracht. Nächstes Ziel: die Quarantänestation. Hier
wartet Batman, ein schwarz-weißer Kater, ca. ein Jahr alt.
Den Namen haben ihm die Finder gegeben. Vier Mitarbeiter
gibt es im Tierheim. Unterstützt werden sie von Freiwilligen
aus dem Tierheimverein Erfurt e. V.
Zurück zum Katerchen, der maunzt und froh ist, wieder
unter Leute zu kommen. „Bis vor wenigen Tagen hatte
er noch Durchfall, aber das war noch sein kleinstes Problem“,
erklärt er mir. Wenig später erfahre ich, dass Batman
misshandelt wurde, mit Farbe eingesprüht. Die Finder
haben es gut gemeint und ihn mit Verdünnung abgewaschen.
Das allerdings bekam ihm nicht so gut. Von alldem
ist ihm jetzt nichts mehr anzumerken. Das ist gut, denn
heute steht seine OP an. Das Katerchen wird kastriert. In
der Zwischenzeit säubern Angelina und Jonas die Katzenräume,
füttern die Katzen und Kleintiere, darunter Kaninchen,
Meerschweinchen, Finken, Mäuse, Schildkröten
und Schlangen. Davon gibt es vier im Tierheim Andreasried,
eine Königsnatter, zwei Kornnattern und eine Königspython.
Aktuell gibt es hier 178 Tiere, am Lutherstein 35
Hunde. Doch das ändert sich jeden Tag.
Angelina und Jonas sind Bufdis. Sie leisten ihren Bundesfreiwilligendienst
über den Tierheimverein Erfurt e. V.
im Tierheim. Während die 18-Jährige nur noch wenige
Wochen hat, ist Jonas erst seit zwei Monaten hier. Das
merkt man ihm nicht an. Alle Handgriffe sitzen, auch bei
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019 27
SWE FÜR ERFURT
Judith Lotthammer, Tierpflegerin im Hundetierheim,
schwingt den Besen.
Judith mit Bosco, einem Labrador-Ridgeback-Mix, und
Snoopy. Er wurde mit Stachelhalsband ausgesetzt und
war sehr verängstigt (v. l.).
Nicht nur Katzen gibt es am Andreasried, sondern auch
niedliche Kaninchen.
den Miezekatzen, die nicht ganz so kuschelig veranlagt
sind. „Viele denken, wir sind hier auf Schmusekurs, aber
dafür ist wenig Zeit im Arbeitsalltag. Hier muss man ordentlich
anpacken können“, meint Dr. Harnisch und warnt:
„Vorsichtig muss man sein. Gerade bei Katzenbissen! Die
entzünden sich fast immer.“ Er weiß, wovon er spricht. Gerade
erst ist eine Kollegin ausgefallen, der genau das passiert
ist. Und so habe ich heute das Telefon, während ich
ihm wie ein treuer Hund folge.
OP-Tag im Tierheim
Judith ruft an, sie arbeitet im Hundetierheim, erstattet
kurz Rapport. Allen Tieren geht es gut, keine Neuzugänge.
„Alles klar am Lutherstein, da müssen wir heute nicht
hoch“, fasst er kurz zusammen. Inzwischen steht er in sterilem
Dunkelgrün im Operationsraum. Ein kleines Zimmerchen
mit Behandlungstisch, gleißendem Licht und
Medikamentenschrank. Dr. Harnisch zieht eine Spritze auf
und bevor Batman sich versieht, ist er betäubt, wird ruhiger,
seine Augen werden glasig. „Suzen, ich brauch dich
jetzt“, ruft er und wenig später steht sie in der Tür. Suzen
ist eine Freiwillige und schon seit vielen Jahren hier.
Nicht jeden Tag, aber sehr oft. „Sie ist mir eine große Stütze“,
sagt er, während sie das Katerchen festhält, damit
er dafür sorgen kann, dass Batman später keine wilden
Kätzchen mehr in die Welt setzt. Und da Batman einmal
schläft, geht es auch gleich noch mal seinen Ohrmilben
an den Kragen. Davon hatte er ordentlich, als er vor ein
paar Tagen hier ankam. Inzwischen ist das Ohr so gut wie
verheilt. Schnell noch gechipt und schon geht es weiter.
Nach OP-Plan ist jetzt Frau Katze dran. Sorgenfalten
in den Gesichtern, denn Frau Katze gehört nicht zu den
freundlichen Schmusetigern dieser Welt. Irgendwann mal
muss die ältere Katzendame eine nette Miezekatze gewesen
sein. Davon ist jedoch nichts mehr zu spüren. Für sie
ist eine Welt zusammengebrochen, als Frauchen starb und
Herrchen wenige Monate später ins Pflegeheim musste.
Seitdem ist sie die Kratzbürste schlechthin. Und so fängt
Dr. Harnisch den schwarzen Stubentiger persönlich ein,
mit Fangnetz. Sie dankt es ihm nicht, faucht und kratzt
und versucht zu beißen. In der Katzenbox wartet sie grollend
und braucht ziemlich lange, bis die Narkose wirkt.
So aufgeregt ist sie. Doch heute ist Frau Katzes Glückstag.
Als Dr. Harnisch zum Rasierer greift und das Fell rund
um den Bauchnabel entfernt, lächelt er zufrieden. Wo ich
nichts sehe, entdeckt er eine schemenhafte alte OP-Narbe.
„Sie ist sterilisiert“, sagt er. Doch die Narkose ist nicht
umsonst. Er schaut ihr in die Ohren, begutachtet die Zähne.
Da ist ordentlich Zahnstein dran. Wenige Minuten später
blitzen die Beißerchen wieder. Frau Katze kommt zurück
in die Box, damit sie sich ausschlafen kann. Und schon
ist Frühstück. Eine Viertelstunde lang sitzen alle einträchtig
beieinander, essen Toast, trinken Tee und Kaffee. Nebenbei
werden die Arbeiten für den Tag besprochen. Und
schon klingelt das Telefon, das heute erstaunlich lange
geschwiegen hat. Eine Frau ist am Apparat. Sie hat auf
dem Weg zur Arbeit auf der B 4 in der Nähe des Binderslebener
Knies in Richtung Nordhausen eine verletzte Taube
gesehen. „Ist es eine Wild- oder Zuchttaube?“, fragt
Dr. Harnisch, denn für die meisten Wildtiere ist die untere
Naturschutzbehörde zuständig. Da sie es nicht weiß und
verletzte Tiere Hilfe brauchen, trinkt er schnell den letzten
Rest Kaffee, greift zum Autoschlüssel. Wir folgen ihm.
Zu dritt sitzen wir auf der Vorderbank des Transporters.
Ganz langsam fährt Dr. Harnisch an der B 4 entlang. Viele
Autos überholen uns, während wir mit Argusaugen – im
Schritttempo und mit Warnblinkanlage – den Straßenrand
absuchen. Hier liegen Federn, dort auch. Er steigt kurz aus,
sucht im Gebüsch. Von einer Taube nichts zu sehen. Zwei
Abfahrten weiter haben wir noch immer nichts gefunden.
„Da waren Fuchs oder Greif wohl schneller“, meint er und
wir fahren zurück.
Wie es aussieht, steht heute ein reiner OP-Tag an. Endlich,
denn viele Tiere warten auf die Kastration. „Die Maßnahmen
wirken. Seitdem wir regelmäßig kastrieren, ist
der Anteil der freilebenden Katzen weit zurückgegangen
und wir bekommen weniger Kitten ins Tierheim“, sagt Dr.
Harnisch. Die Streuner werden vom Tierschutzverein eingefangen.
Bis zu 100 Kastrationen wild lebender Katzen
darf er im Jahr durchführen, die anderen übernehmen andere
Tierärzte in Erfurt. Wenn es ihnen wieder gut geht,
werden sie an ihren gewohnten Plätzen und Futterstellen
freigelassen. Und wenn man die Katze zweimal einfängt?
„Das passiert selten, denn nach der OP werden sie am Ohr
tätowiert“, sagt Dr. Harnisch.
Drei Operationen und fünf Telefonanrufe später kommt
eine Gruppe zur Führung ins Tierheim. Eine Stunde lang
schauen sich die Besucher an den Gehegen um, fragen
Dr. Harnisch Löcher in den Bauch. Dennoch ist es ein Tag,
an dem es keine besonderen Vorkommnisse gibt, ein Tag,
an dem die Kollegen ihrer gewohnten Arbeit nachgehen
können und nicht losmüssen, um Tiere, die dringend medizinische
Versorgung und Schutz brauchen, aus verwahrlosten
Wohnungen abzuholen. Gegen 16 Uhr schließen
sich die Pforten des Tierheimes am Andreasried. Ein
letzter prüfender Blick. Alle Tiere sind versorgt, Wasserund
Futternäpfe sind gefüllt. Feierabend. Morgen geht es
wieder los, und auch samstags und sonntags.
Und wenn abends oder am Wochenende nach Dienstschluss
ein Tier gefunden wird? Dann übernimmt die Feuerwehr.
Einfach unter 112 anrufen. Sie hat Zugang zum
Tierheim und kann die Fundtiere in einem Schutzraum
unterbringen und mit Futter und Wasser erstversorgen.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Hier geht’s zu den Tieren, die ein Herrchen
suchen: www.tierheim-erfurt.de
Das ist Bodo, er ist 13 und hofft auf einen ruhigen
Lebensabend bei netten Herrchen.
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019 29
EVAG
Richard Kolk
ist Gleisbauer.
Oft ist er nachts
im Einsatz.
Nachts am
Wiesenhügel
Eigentlich baut die EVAG immer. Nur merkt man das nicht. Um die
70 Maßnahmen sind es jährlich. Oft sind es kleine Baustellen oder
Reparaturen, von denen der Fahrgast wenig sieht. Alles eine
Frage der Organisation, wie hier am Wiesenhügel.
Wie viel Arbeit wirklich dahintersteckt, kann man nur erahnen.
Gerade die größeren Arbeiten erfordern intensive
Planungen seitens der Abteilung Infrastruktur der Erfurter
Verkehrsbetriebe. „Im Idealfall fangen wir mit den
Vorbereitungen großer Baumaßnahmen über ein Jahr
vorher an“, sagt Olaf Dietrich, der auch die Baustelle am
Wiesenhügel betreut. Viel ist zu berücksichtigen, vor allem
wenn wie hier Gleise getauscht werden. „Ohne die
Kollegen von der Fahrplanung kriegen wir das nicht hin.
Denn ohne Sperrwochenenden geht das leider nicht.
Dann fahren Busse im Schienenersatzverkehr, damit die
Fahrgäste auch an ihr Ziel kommen“, sagt Olaf Dietrich.
Wir haben die Kollegen auf der Baustelle besucht,
nachts. Es ist 23 Uhr, ein leichter Wind geht. Ruhe liegt
über der Stadt. Am Wiesenhügel aber ist Betrieb. An
der Endhaltestelle fliegen rotglühende Funken durch
die Nacht. Nebel steigt auf, Richard Kolk schweißt gerade
einen Schienenstoß. Ein bisschen wirkt es wie ein
Bild aus dem All – einsam, dunkel, verlassen. Nicht ganz.
Denn Richard Kolk ist nicht allein. Im Hintergrund rumoren
die Kollegen der Erfurter Gleisbau GmbH. Sie
alle sind ein eingespieltes Team. Im Auftrag der Erfurter
Verkehrsbetriebe wechseln sie die Weiche am Wiesenhügel.
So eine Weiche ist ca. zwölf Meter lang und wiegt
7.600 Kilogramm. Anfang der 1990er-Jahre wurden
sie an der Endhaltestelle Wiesenhügel verlegt. „Jetzt
ist sie an der Verschleißgrenze“, erzählt Olaf Dietrich.
Kein Wunder, denn so eine Weiche ist viel stärker belastet
als die Schienen. Die Weichenzungen sind sehr beweglich
und verschleißen schneller als normale Schienen.
Denn die Beanspruchung ist hoch. Ohne sie könnte
kein Schienenfahrzeug das Gleis und damit die Richtung
wechseln. Damit die Stellvorrichtungen bei Wind
und Wetter reibungslos funktionieren, ist gute Pflege
gefragt. Irgendwann jedoch reicht eine gute Wartung
und Pflege nicht mehr aus und sie müssen ausgetauscht
werden, so wie jetzt am Wiesenhügel.
Regelmäßig werden Schienen und Weichen ausgemessen,
um den Grad der Abnutzung zu dokumen-
tieren. Dafür gibt es den MessReg PTP II. Wenn die
Toleranzwerte nicht mehr passen, müssen die Gleisbauprofis
ran. Meistens nachts oder am Wochenende.
Das ist für Anwohner nicht so schön, hat aber den Vorteil,
dass die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste nicht
ganz so hoch sind. Denn wo gebaut wird, kann keine
Bahn fahren.
Eine Woche haben die Gleisbauer Zeit für die Baumaßnahme
am Wiesenhügel. Auf Gleis 1 wurden die
Schienen schon getauscht, auf einer Strecke von 90 Metern.
Ohne schweres Gerät wird das nichts. Ein Kran hebt
die Schienen an ihren Platz. Jetzt sind die Weichen dran.
Dafür haben die Gleisbauer jedoch nur eine Nacht. Da
heißt es schnell sein. Jeder Handgriff muss sitzen. Für
Richard Kolk ist das Alltag.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Fakten
88 Kilometer umfasst das Streckennetz der EVAG.
Im öffentlichen Bereich gibt es 120 Weichen. Weitere
93 davon befinden sich auf den Betriebshöfen
der EVAG. Weichenschlosser kümmern sich
um die Wartung der Anlagen.
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019 31
SWE FÜR ERFURT
Jochen Michels, Nachwuchskoordinator
und
Jugendtrainer bei den
Basketball Löwen, mit
Levi Füsting.
SPIELEN,
PASSEN,
DRIBBELN
Zu Besuch bei den
Nachwuchslöwen
Dienstagnachmittag, mitten in Erfurt. Ein Tross Jungen und
Mädchen mit großen Sporttaschen zieht in Richtung Turnhalle
des Erfurter Gutenberggymnasiums. Ihr Ziel: schnell
einen Ball in die Hände bekommen und Körbe werfen. Sie
sind die Nachwuchsspieler der Basketball Löwen, Erfurts
Profi-Basketballteam aus der 2. Basketball Bundesliga ProB.
Heute begleitet das SWE Journal ein Training der Profis
von morgen.
„Okay, Jungs und Mädels. Es ist 16 Uhr. Let’s go“, ruft es
laut in der Halle. Wo gerade noch wildes Gewusel herrschte,
ist es plötzlich ruhig. Kein Ball berührt den Boden, keiner
sagt einen Mucks. Die jungen Sportlerinnen und Sportler
laufen schnell zum Mittelkreis der Halle. Dort scharen
sie sich um Jochen Michels, Nachwuchskoordinator und Jugendtrainer
bei den Basketball Löwen. Der Brüller kam von
ihm. „Es ist manchmal nicht leicht, das Rudel zu bändigen.
Da muss man schon mal lauter werden“, sagt er und lacht.
Auf diesen Moment der Ruhe legt Jochen großen Wert:
„Vor jedem Training erkläre ich, was geübt wird und warum
das wichtig ist. Da möchte ich natürlich, dass man mir zuhört
und sich konzentriert.“ Das wissen auch seine Schützlinge.
Sie lauschen gespannt, können sich einen lauten
Jubelschrei aber nicht verkneifen. Ihr Trainer hat gerade
verraten, dass heute besonders viel gespielt wird.
Levi hat Ball und Gegner fest im Blick.
Immer am Ball
TEXT: HANNES SCHAUERHAMMER
FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Dass der Spaß nicht zu kurz kommt, ist Jochen Michels
sehr wichtig. Der 24-Jährige ist seit gut einem halben Jahr
im Verein, trainiert die U10 und U12. Als Koordinator für
die Nachwuchsmannschaften kümmert er sich zum Beispiel
auch um die Fahrten zu Punktspielen oder organisiert
Trainingslager. „Es gibt immer etwas zu tun. Und nebenbei
schreibe ich ja auch noch meine Bachelorarbeit“, erzählt
Jochen, der an der Leibniz Universität in Hannover Sport
und Englisch studiert. Florian Gut, Cheftrainer des Profiteams,
hat ihn bei einem Trainerlehrgang kennengelernt
und nach Erfurt geholt. In Thüringens Landeshauptstadt
fühlt sich der gebürtige Niedersachse pudelwohl. „Ich liebe
Erfurt und vor allem die Altstadt. Hier lässt es sich wirklich
aushalten. Eigentlich schade, denn die meiste Zeit hänge
ich in der Turnhalle rum“, sagt er und lacht. Jochen liebt
den Basketball, seinen Trainerberuf und hat einfach viel
Spaß an der Sache. Das merkt man gleich und kommt auch
bei seinen Schützlingen an.
„Jochen ist ein richtig cooler Trainer. Er zeigt uns immer,
was wir noch besser machen können. Er ist aber auch nicht
böse, wenn etwas mal nicht klappt“, erzählt mir Levi Füsting
während einer Trinkpause. Er ist elf Jahre alt und seit
drei Jahren im Nachwuchsteam der Basketball Löwen. Das
Team besteht aus den besten Spielern des Basketball Clubs
Zug zum Korb: Auch beim Training will Levi punkten.
Erfurt und dem USV Erfurt. Zweimal in der Woche trainieren
sie zusammen. Am Wochenende geht es in der Mitteldeutschen
Liga auf Punktejagd. „Ich bin Small Forward,
also der Flügelspieler. Da muss ich besonders schnell sein
und viel rennen. Ich bin zwar nicht der Größte, aber ich
habe dafür viel Puste“, sagt Levi und sprintet zurück aufs
Spielfeld, um keine Minute zu verpassen.
„Manche sind schnell, andere groß oder besonders treffsicher“,
erzählt mir Jochen Michels und ergänzt: „Jeder
kann Basketball spielen. Wir fangen immer mit den Grundlagen
an. Schießen, passen, dribbeln.“ Vielleicht gibt es ja
doch noch Hoffnung für mich … Bevor ich aber einen Ball
im Netz versenken kann, pfeift Jochen laut. Das Training
ist aus. Die Jungs und Mädchen klatschen sich ab. Fairplay
und Teamgedanke werden großgeschrieben.
Das war’s dann heute mit Basketball, rufe ich Levi zu. „Nö,
zu Hause schaue ich mir bestimmt noch ein paar Videos mit
coolen Spielzügen auf YouTube an“, ruft Levi zurück. Die
Nachwuchslöwen sind gierig. Nach Basketball. Das ist gut.
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SWE Journal 03_2019
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BUGA 2021
Fachfrau für
Blütenpracht
Rosa, Lila, Rot oder auch Cremeweiß und Zartgelb –
die Astern auf den Blumenfeldern im Erfurter Norden
sind am Ende des Sommers bis in den Herbst hinein
ein wahre Pracht. Entlang der Bundesstraße vermitteln
sie dem in die Landeshauptstadt kommenden Besucher
ein wenig von dem, was Erfurt über viele Jahre
einen ausgezeichneten internationalen Ruf verlieh
– vom Erwerbsgartenbau. Inmitten der Felder ist Annegret
Rose mit ihrem 20-köpfigen Team tätig. Sie
hält seit 1993 als eine von wenigen noch vorhandenen
Firmen die Tradition der einstigen Blumenstadt
hoch. Neben den Astern sind es auch weitere mehr
als 200 Sorten, deren Samen durch den Anbau
auf den Erfurter Feldern vermehrt
und dann in alle Welt versendet wird.
Auf ca. 100 Hektar baut sie ökologisches
Saatgut an, mittlerweile
mit Demeter-Zertifizierung.
„Die Astern blühen so toll, wir
müssen unbedingt jetzt Fotos
machen“, hatte sie bei
der Terminvereinbarung gedrängt.
Mehr als 50 verschiedene
Sorten werden angebaut
– ein großer Teil wird in
der ansprechenden Astern-Samen-Kollektion
in den Bioläden
erhältlich sein.
Tradition lebendig machen
Wenige Gramm Saatgut sind in den Verkaufsverpackungen
enthalten, deren Preis im einstelligen Eurobereich
liegt. In dieser Menge steckt eine Riesenportion
Arbeit. Vom Bereiten des Feldes und der
Aussaat im Frühjahr über das mehrfache Hacken und
Unkrautziehen bis hin zur Ernte reicht die auch heute
noch in großen Teilen manuelle Arbeit.
Zusammen mit Dr. Eberhard Czekalla, dem langjährigen
Leiter des Lehr- und Versuchszentrums für
Gartenbau leitet Annegret Rose das Projekt Erfurter
Blumenfelder für die Bundesgartenschau. Öffentliche
Blumenfelder sollen an den großen Einfallstraßen der
Stadt entstehen. Randstreifen von Feldern entlang der
Stadteinfahrten sollen ein wenig an Erfurts Gartenbautradition
erinnern, wenn die Landeshauptstadt 171
Tage Bundesgartenschau feiert.
„Wir wollen damit die Tradition Erfurts und den heutigen
Gartenbau sichtbar machen. Die Erfurter Gärtner
haben Gegebenes stets weiterentwickelt und damit
weitreichende Impulse gesetzt“, erklärt die Fachfrau.
Probelauf für 2021
Seit 2018 laufen Versuche mit verschiedenen Samenmischungen,
um die beste Mischung für diesen Anwendungszweck
zu finden. „Die Blumen müssen
anspruchslos sein, möglichst lange blühen
und auch noch kräftige Farben haben“,
begründet Annegret Rose. Für die
langjährigen Tests stellte sie kostenlos
Versuchsparzellen auf ihren
Marbacher Anbauflächen zur
Verfügung.
„Eine große Unbekannte bei
dem Vorhaben ist das Wetter“,
sagt Annegret Rose aus den Erfahrungen
des Hitzesommers
2018. Auch in diesem Jahr war der
Frühling zu trocken, gab es lange
Hitze- und Trockenperioden. Die Blumenexpertin
und ihre Mitstreiter werfen
all ihre langjährigen Erfahrungen in
die Waagschale und ihre Leidenschaft für den
Gartenbau, damit die Idee gelingt. Finanziert wird das
Projekt Erfurter Blumenfelder durch die Freunde der
Bundesgartenschau 2021. Die Aussaat wird durch das
Lehr- und Versuchszentrum für Gartenbau mit eigener
Technik unterstützt.
Und Annegret Rose? Die Saatzuchtexpertin wünscht
sich, dass die BUGA-Besucher Erfurt als echte Blumenstadt
in Erinnerung behalten und gern wiederkommen.
Vielleicht greift der eine oder andere künftig
beim Kauf von Saatgut für den eigenen Garten extra
nach den Samentüten der Erfurter Gärtner.
TEXT: CHRISTINE KARPE
FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Annegret Rose
im Blumenmeer.
Neue
Buga-Medaille
BUGA 2021
Für die Bundesgartenschau 2021 legt die
Erfurter Bank eine eigene Kollektion von fünf
Medaillen auf, die in den Jahren 2013, 2015, 2017,
2019 und 2021 geprägt werden. Gefertigt sind
sie in edlem Feinsilber bzw. versilbertem Kupfer
und auf 500 Stück in der Silberauflage limitiert.
Die vierte Medaille bildet die Krämerbrücke
OB führt
über die Buga
ab – Europas längste, durchgehend mit Häusern
Freitag, der 13. September 2019: Oberbürgermeister
Andreas Bausewein lädt zum
persönlichen Buga-Spaziergang über den Petersberg.
Beginn um 16 Uhr, Treffpunkt am alten
Kommandantenhaus. Und auch über die Baustellen
für den größten Landschaftspark Thüringens,
die Nördliche Geraaue, wird der OB
Interessierte führen: Freitag, den 4. Oktober
2019, Beginn um 16 Uhr, Treffpunkt
Altes Garnisonslazarett, Nordhäuser
Straße.
bebaute Brücke. Die Medaillen sind erhältlich
in den Bankfilialen und in der Erfurt
Tourist Information am Benediktsplatz.
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SWE Journal 03_2019
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ENERGIE
ENERGIE
Das ist ein
Modell von
„Erna“. Sie soll
den Stausee am
spitzen Ende
zieren.
Wer Hans Marcher kennt, weiß: Er ist ein Macher. „Nichts
Halbes und nichts Ganzes, lieber richtig“, ist seine Maxime.
Das ist auch beim Bildhauersymposium in Hohenfelden
nicht anders. „Die Idee dazu kam mir schon vor
einer ganzen Weile, als ich an der Ostsee war“, sagt er
und erzählt von einer wunderbaren Tradition in Zinnowitz.
„Seit Jahren treffen sich dort Bildhauer und gestalten
Figuren aus den verschiedensten Materialien. Viele
davon stehen noch heute dort, in einem wunderbaren
Skulpturenpark am Meer. Alle paar Meter entdeckt man
etwas Neues“, erzählt er.
Eine Figur hatte es ihm besonders angetan: ein Tourist,
der aufs Meer blickt. „Als ich genauer hingeschaut
hab, dachte ich, das kann ja nicht wahr sein. Die Skulptur
war von Volker Sesselmann, einem Künstler aus Steinach.
Das ist ja bei uns in Thüringen. In der gleichen Nacht
hab ich ihm noch eine E-Mail geschickt“, erzählt er. Aus
der ersten Kontaktaufnahme wurde mehr. Unter anderem
der Deichgraf von Hohenfelden, eine tonnenschwere
marmorierte Sandsteinfigur, die heute auf Hans’ Terrasse
Meine Pläne für
Hohenfelden
Erstes Internationales Bildhauersymposium
am Stausee – HANS MARCHER
holt die Welt nach Thüringen.
Der Deichgraf von
Hohenfelden, geschaffen von
Volker Sesselmann.
steht. „Das Schöne daran, man kann sie aus vielen Blickwinkeln
betrachten, direkt vom Grundstück, aber auch
vom Ufer aus“, sinniert er.
Natürlich blieb es nicht bei der einen Figur. Das sähe
Hansi, wie ihn seine Freunde nennen, nicht ähnlich. Im
Gespräch kamen sich die beiden näher. Und Hans Marcher
dachte: „So ein Symposium bei uns am See, das wär
doch eine schöne Sache. Schon jetzt kann man hier eine
Woche Urlaub machen und jeden Tag etwas Neues rund
um Hohenfelden entdecken. Das würde die Erlebnisregion
weiter beleben.“ Gesagt, getan. Mit Volker Sesselmann
als künstlerischem Leiter machte er sich ans Werk,
holte viele Partner und Sponsoren ins Boot, allen voran
die SWE Energie GmbH. Über ein Jahr liefen die Vorbereitungen.
Jetzt ist es so weit. Ende September treffen sich
elf Künstler am Stausee Hohenfelden. International versteht
sich. Volker Sesselmann holt befreundete Kollegen
aus Tschechien, Ecuador, Bayern, Baden-Württemberg,
Mecklenburg oder Berlin an den See. Auch Hans-Peter
Mader aus Hohenfelden ist dabei.
Vom 22. bis 29. September verlegen sie ihre Ateliers an
die frische Luft, direkt zu „Hans am See“. Das Besondere
daran: Man kann ihnen über die Schultern sehen, wenn
sie an ihren Skulpturen und Plastiken aus Holz, Stein und
Metall arbeiten. Eine davon ist Erna. Die Holzstatue wird
15 Meter hoch sein und aus einem ganzen Stamm gefertigt.
„Die Idee dazu hatte Bildhauer Wolfgang Schott als
‚künstlerischer Vater von Erna‘. Sie wird später vorn am
spitzen Ende des Stausees stehen und zum Kopfsprung
in den See ansetzen. Das Holz, eine schöne Douglasie,
haben wir im Februar zusammen mit dem Forstamt direkt
im Hohenfeldener Wald geschlagen“, verrät Hans
Marcher, der sich sehr auf das Symposium freut. Einige
der Skulpturen werden – so wie in Zinnowitz – rund um
den See aufgestellt. „Das ist der Anfang unseres eigenen
Hohenfeldener Skulpturenweges“, so Hans Marcher, der
hofft, dass das Symposium das erste von vielen ist.
Wer mag, kann den Bildhauern nicht nur bei der Arbeit
zusehen, sondern auch in der „Hanslbar“ direkt am See
entspannen. Hier gibt es bis zum Sonnenuntergang authentische
Street-Food-Küche.
SWE Kinderakademie
Bildhauer von morgen dürfen im Workshop „Kunst für
Kinder“ selbst Hand anlegen. Am 28. September lernen
Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren, ihre eigene Skulptur
zu erschaffen, unter Anleitung erfahrener Künstler und
Workshoptrainer. Als Heimvorteil werden Freikarten an
Kinder von Strom- und Gaskunden der Stadtwerke Erfurt
vergeben. Bis zum 10. September 2019 können sie sich
in der App SWE Für Erfurt. bewerben. Die SWE Energie
GmbH ermöglicht 10 x 2 Kindern die kostenfreie Teilnahme
an der SWE Kinderakademie.
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Mehr zum Symposium gibt es unter
www.hans-am-see.de oder
www.erlebnisregion-hohenfelden.de
Gut zu wissen
Hans Marcher freut
sich: Elf Bildhauer
kommen zum
Symposium
an den See.
Jetzt kann man noch länger im schönen Ilmtal verweilen,
denn die EVAG erweitert ihr Angebot nach
Kranichfeld. Samstags, sonntags und an Feiertagen
gibt es zwei zusätzliche Fahrten auf der Bus-Linie 155:
von Erfurt Busbahnhof, nach Kranichfeld, Linden thal:
19:10 Uhr und 22:10 Uhr, von Kranichfeld, Linden thal,
zum Erfurter Busbahnhof: 20 Uhr und 23 Uhr. Montags
bis freitags gibt es eine zusätzliche Fahrt um
22:10 Uhr in Richtung Kranichfeld und 23 Uhr in Richtung
Erfurt Busbahnhof.
36 SWE Journal 03_2019 37
RUBRIK
UNSER ERFURT
Christian Büttner (links) und
Christian Gottschalk auf der Baustelle
in der Schleizer Straße.
Hier baut die Einheit
9,1 Millionen Ein-Euro-Münzen
würden genau 75.000 Kilogramm
auf die Waage bringen.
Aufeinandergestapelt kämen
2.300 Meter zusammen, mehr
als vier Mal so hoch wie das
neue World Trade Center in
New York. Und was man für
das Geld alles machen könnte …
Die WBG Einheit weiß ganz genau, was sie mit so viel Geld
macht – sie baut für diese Summe gerade an der Schleizer
Straße im Erfurter Südosten zwei Mehrfamilienhäuser mit
38 Wohnungen auf einer Gesamtwohnfläche von 3.450
Quadratmetern. Und wenn die beiden Neubauten im Jahr
2020 fertig sind, nennt das Unternehmen 7.282 Wohnungen
in der Landeshauptstadt sein Eigen.
„Natürlich wollen wir als Genossenschaft nicht nur unsere
Wohnungen verwalten, das würde Stillstand bedeuten.
Wir wollen moderat wachsen, weil wir als WBG
Einheit seit fünf Generationen wissen, was unsere Mieter
wollen“, sagt Christian Büttner, einer der beiden Vorstände.
„Und das ist bezahlbarer und funktioneller Wohnraum,
in dem man jahrzehntelang sorgenfrei leben kann“,
ergänzt sein Vorstandskollege Christian Gottschalk. „Wir
bauen keine Prunkbauten, wir bauen massive und hochwertige
Gebäude für die nächsten Jahrhunderte.“
Die WBG Einheit ist eine Genossenschaft: „Das heißt,
dass Gewinne, die wir erwirtschaften, entweder reinvestiert
oder an unsere Mitglieder, also unsere Mieter, ausgezahlt
werden“, sagt Christian Büttner. Beachtliche vier
Prozent Dividende sind es zurzeit. „Wichtig ist, dass das
Geld in Erfurt bleibt und nicht sonst wohin in die Welt
abfließt. Von den Gewinnen modernisieren wir laufend
unsere Wohnungen, zehn Millionen Euro sind es jedes
Jahr, wir bauen neu – das ist ein gesunder Kreislauf“, sagt
Christian Gottschalk.
Um die neun Euro pro Quadratmeter sollen die (hochwertigen)
Wohnungen (60 bis 110 Quadratmeter) Miete
kosten. Nicht gerade ein Schnäppchen für Erfurter Verhältnisse.
„Die Mietpreise orientieren sich an den Baupreisen
und die sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen
– seit dem Jahr 2000 um 45 Prozent!“, sagt Christian
Büttner. Den größten Schub erlebten die Preise beim
technischen Ausbau der Gebäude: Hier zeigt der Pfeil
im gleichen Zeitraum sogar um 146 Prozent nach oben.
Durch den Bauboom können Baufirmen ganz andere Preise
als früher aufrufen, auch die Preise für Rohstoffe sind
stark gestiegen. „Es gibt außerdem immer mehr Auflagen
durch Behörden, die Bauherren inzwischen erfüllen müssen.
Energieeinsparung, Wärmedämmung, Brandschutz,
Beleuchtung, Statik …“
Der Flaschenhals für bezahlbares Wohnen in Deutschland
und auch in Erfurt ist das Bauland. Problem hier: Es
wird weniger und teurer. „Wir denken seit Jahrzehnten
langfristig und das rentiert sich auf Dauer. Unsere Vorgänger
haben Baulandreserven geschaffen, von denen
wir jetzt profitieren“, sagt Christian Gottschalk. „Wir suchen
natürlich ständig nach Bauland aber wir lassen uns
dabei Zeit, das Grundstück in der Schleizer Straße haben
wir vor zwei Jahrzehnten gekauft. Jetzt ist die Zeit gekommen,
also wird gebaut.“
Bezahlbarer Wohnraum ist gefragt
Ob gebaut wird, entscheidet auch die Finanzierung: Die
9,1 Millionen Euro, die die beiden Neubauten an der
Schleizer Straße kosten werden, stammen aus Eigenmitteln
der WBG Einheit. „Wir nehmen dafür keine Kredite
auf, wir sehen auch keine Risiken – in Erfurt ist genug
Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum vorhanden“,
sagt Christian Gottschalk. „Wir sind bei dem Projekt
Schleizer Straße im Zeitplan, liegen im geplanten Budget.“
Das liegt auch daran, dass die WBGler viel selber
machen: vor allem bei Planung und Controlling. Büttner:
„Wir arbeiten mit Architekten und Baufirmen zusammen,
die wir seit Jahren kennen und denen wir vertrauen, genauso
wie sie uns vertrauen können. Für uns ist es wichtig,
dass unsere Partner aus der Region kommen.“
Übrigens: Wie sehr die WBG Einheit an morgen und
übermorgen denkt, wird in einem anderen geplanten
Wohngebiet am Hirnzigenpark in Daberstedt deutlich.
Hier sollen ab 2024 neue Wohnflächen entstehen, im Jahr
2000 war das Grundstück gekauft worden …
TEXT: HENRY KÖHLERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
GRAFIK: WBG Einheit eG
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egapark
egapark
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Menschen, Tiere, Sensationen
Kürbisausstellung
im egapark
Kürbisse, so weit das Auge reicht. Die typischen orangefarbenen,
Exemplare in Violett wie eine Aubergine, in
unscheinbarem Beige oder hellem Gelb, in Grün und gemustert.
Mit dem Herbst beginnt auch im egapark die
Zeit der Gartengiganten. Ihre Farben- und Formenvielfalt
wird nicht einfach präsentiert, sondern künstlerisch
in fantasievollen Figuren verarbeitet.
Hinter all den wundervollen Kürbisausstellungen, die
bisher im egapark Station machten, steht ein ganzes
Team von Leuten. Die Organisation einer
Schau an Standorten wie dem
Erfurter Park liegt in den Händen
von Alisa Käfer. Sie plant,
stimmt Termine ab, organisiert
und ist erst dann zufrieden,
wenn auch der letzte
der ca. 60.000 Kürbisse an
seiner Stelle liegt. Im Interview
erzählt die gebürtige
Amerikanerin, die heute in
der Schweiz lebt, wie sie zu
den Kürbissen kam.
Manege frei!
Im egapark hat in diesem Jahr der Zirkus Einzug
gehalten. Zwischen den Bäumen und Sträuchern
sind Clown und Tiger, Messerwerfer und Akrobaten zu
finden. Auf dem Rundgang durch den Park gibt es all das
zu entdecken, was einen richtigen Zirkus ausmacht. Am
1. September öffnen sich die Zirkustüren und bis zum
31. Oktober 2019 darf dann gestaunt, gejubelt und fotografiert
werden. Auch die schönste Schau geht
einmal zu Ende, am 31. Oktober nach dem großen
KürbisErnteFest fällt der Vorhang und
der Zirkus bricht seine Zelte ab.
SWE Journal 03_2019
Woher stammt die Idee zur Kürbisausstellung?
Die erste Ausstellung 1997 auf dem Juckerhof im schweizerischen
Seegräben war eher eine Anhäufung von Kürbissen.
Die Brüder Beat und Martin Jucker hatten erstmals
Kürbisse angebaut und der Ertrag überstieg ihre Erwartungen
um das Zehnfache. So haben sie einfach alle Kürbisse
auf dem Hof „aufgeschüttet“. Ein Besucher fragte, wer
denn die tolle Idee zu einer Kürbisausstellung hatte, so
kam die Geschichte ins Rollen. Die ersten richtigen Figuren,
wie wir sie heute zeigen, gab es
im dritten Jahr mit Pyramiden.
Wie viele neue Ausstellungen
entstehen pro Jahr und
woher stammen die Themen?
Wir entwickeln seit 2000
pro Jahr ein neues Thema
und zeigen es zweigeteilt
zunächst auf dem Juckerhof
in Seegräben und auf
dem Bächlihof in Jona. Vollständig
zu sehen ist das Thema
dann auf der weltgrößten Kürbisausstellung in Ludwigsburg.
Dort entsteht eine Kürbiserlebniswelt mit ca.
500.000 Früchten. Im egapark sind es je nach Thema ca.
60.000 bis 80.000 Kürbisse. Über neue Themen entscheidet
ein Team bestehend aus den Geschäftsinhabern Beat und
Martin Jucker, dem Künstler Pit Ruge, dem Geschäftsleiter
Stefan Hinner und mir als Leiterin Naturkunst und Ausstellungen.
Bei einem Kreativmeeting im Oktober/November
des Vorjahres diskutieren wir mögliche Richtungen. Wenn
wir uns für ein Thema entschieden haben, macht jeder Vorschläge
für Figuren.
Wie geht es dann weiter?
Anschließend zeichnet und kalkuliert unser Künstler Figuren
und überlegt sich Dimensionen. Ich plane daraus,
welche Kürbisse an die Objekte gehängt werden und die
Stückzahlen. Dann gebe ich dem Landwirt eine Anzahl an
Kürbissen, die angepflanzt werden müssen.
Die konkrete Zahl wissen wir aber erst nach dem ersten
Aufbau der Ausstellung auf unseren Höfen. Davor ist es nur
eine grobe Schätzung aufgrund der Größe des Objekts.
Welche Kürbissorten eignen sich für Skulpturen?
Es sind vor allem kleine Sorten, welche in Deutschland
eigentlich weniger bekannt sind. Wir haben über die Jahre
einen großen Sortenpool aufgebaut, sodass wir in Farbe,
Form und Größe sehr variabel sind. Sehr beliebt sind zum
Beispiel der grüne Rondini oder der gelbe Mandarin-Kürbis.
Ausgesät wird Ende April, geerntet ca. Mitte August,
dann folgt schon der Aufbau der Ausstellung.
Woher stammen die Kürbisse?
Wir versuchen möglichst regional anzubauen. Da wir
aber sehr viele verschiedene Sorten speziell für die Kürbisfiguren
haben, braucht es viel Know-how bezüglich Reifezeitpunkt.
Ist zum Beispiel der Stiel zu weich, könnte der
Kürbis dann am Objekt faulen. Entsteht eine neue Ausstellung,
wird diese zunächst auch von Ludwigsburg beliefert.
Hat sie dann einen dauerhaften Charakter wie zum Beispiel
im egapark, machen wir uns auf die Suche nach einem regionalen
Bauern. Ein Großteil der Kürbisse für den egapark
stammt seit ein paar Jahren vom Gartenbaubetrieb Linzer
aus Schloßvippach.
Wie lange dauert der Aufbau vor Ort?
Die Dauer des Aufbaus variiert natürlich mit der vorhandenen
Manpower. Meist errichten zwei Handwerker unsere
Skulpturen in ca. zwei bis drei Arbeitstagen. Dann kommen
die „Behänger“, die zunächst die Kürbisse bohren und Kabelbinder
einfädeln. Dafür brauchen vier Personen ca. fünf
Tage. Das Behängen dauert mit fünf bis sechs Personen
eine weitere Woche.
Welches Thema steht noch auf Ihrer Wunschliste?
Mein absolutes Wunschthema ist seit ein paar Jahren
die Musik. Erfreulicherweise klappt es damit nun in diesem
Jahr. Darauf musste ich lange warten, dafür ist die Vorfreude
nun umso größer.
TEXT: CHRISTINE KARPE
FOTOS: BARBARA NEUMANN (2), PRIVAT
SWE Journal 03_2019 41
41
KINDER
TINA
Wer erntet den
größten Kürbis?
LARS
Im Herbst lugen sie in den vielfältigsten Formen im Garten zwischen den grünen Blättern
und Ranken hervor – ein Riesenspaß, die großen und kleinen Kürbisse zu entdecken.
Suchen könnt ihr auch in unserem Labyrinth-Rätselspaß!
Wir verlosen eine egapark-
Familientageskarte für
das Kürbiserntefest am
31. Oktober 2019.
Viel
Glück!
Du hast es rausgefunden?
Sende deine Antwort bis zum 15. Oktober 2019 per E-Mail an:
schulkommunikation@stadtwerke-erfurt.de
oder per Post an:
SWE Stadtwerke Erfurt GmbH
Schulkommunikation
Magdeburger Allee 34
99086 Erfurt
Aus Alt(papier)
mach Neu(es)!
Mit dem neuen Schuljahr startet der SWE Papierwettbewerb.
Es wird wieder fleißig gesammelt:
Wer 2020 auf einen der vorderen Plätze
möchte, muss sich anstrengen.
Bis zu 176 Kilogramm Papier pro Kind – mehr als
das Fünffache des eigenen Körpergewichtes – werden
in einem Jahr zusammengetragen.
Pro Einrichtung kamen so bis zu 4.000 Kilogramm
Papier und Pappe zusammen – das Gewicht eines
Asiatischen Elefantenbullen. Eltern, Großeltern
und Nachbarn dürfen die Kindergartenkinder und
Schüler wie immer tatkräftig unterstützen. Die teilnehmenden
Kindergärten und Schulen haben eine
eigene Papiersammeltonne, deren Inhalt genauestens
gewogen wird.
Bei diesem Wettbewerb geht es nicht nur um das
Sammeln von Papier und dessen Verwertung. Im
Kreativteil sind die Kinder unter dem Motto „Mein
Hut steht mir gut!“ dazu aufgerufen, aus dem „alten
Papier“ etwas Neues zu gestalten. Im aktuellen
Wettbewerb werden die schönsten Kopfbedeckungen
aus Papier gesucht! Hüte, Kronen, Kappen –
ob mit drei Ecken, rund, spitz, als Melone, schicker
Damenhut oder Zylinder – alles ist erlaubt, wenn es
aus Papier gestaltet wurde.
Es darf gefaltet, geklebt, geflochten, geschnippelt
und geschnipselt werden. Perfekt ist es, wenn altes
Papier verwendet wird. Verschönert werden kann
auch mit allen anderen Papierarten.
Zum Abschluss des Wettbewerbes sind alle Gewinner
zu einem tollen Dankeschöntag rund ums
Papier eingeladen, garantiert mit einer Modenschau
... Einsendeschluss für alle Papierhüte ist
der 31. Mai 2020.
Wettbewerb
der GIGANTEN
Zehn Schulen sind mit 500 Euro in unserem Schulgartenprojekt
„Junges Gemüse“ in die Gartensaison gestartet. Sie
gärtnerten gleich los im Zeichen der gesunden Ernährung.
Parallel dazu läuft unser Wettbewerb der Giganten, der
Kürbisse. Gesucht wird der größte Kürbis. Geeignete Wettbewerbsteilnehmer
wurden in vielen Kindereinrichtungen
liebevoll gehegt und gepflegt. Hoffentlich haben sie die
Sommerhitze gut überstanden …
Bis zum 15. Oktober 2019 können Fotos und die Maße
des jeweiligen Prachtexemplars an die E-Mail-Adresse
jungesgemuese@stadtwerke-erfurt.de gesendet werden.
Unsere Prämien:
1. Platz 250 Euro
2. Platz 150 Euro
3. Platz 100 Euro
IN DIESEM SINNE: „LASST WACHSEN!“
FINE
Checkt die App!
TOM
Das neue Schuljahr hat begonnen und jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, die WissenSWElt
interaktiv erleben. Das funktioniert ganz einfach mit unserer Lern-App und einer digitalen
Schnitzeljagd außerhalb der Schule. Wo gibt es fürs Lernen und Spaß haben noch die Chance,
500 Euro für die Klassenkasse und Freizeitgutscheine zu gewinnen?
Alle Klassen der Stufen 7 bis 10, die mitmachen und unsere WissenSWElt testen, nehmen
automatisch mit ihren gesammelten Punkten und den Ergebnissen aus dem Blog der Zukunft
am Wettbewerb „Checkt mal App!“ teil.
Das punktbeste Bloggerteam und die Autoren des originellsten Beitrages werden am
Ende des Schuljahres ausgezeichnet. Dann los: App checken und nach erfolgreicher Erfurttour
tolle Klassenpreise gewinnen!
Mehr dazu unter www.stadtwerke-erfurt.de/wissenswelt
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019
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UNSER ERFURT
UNSER ERFURT
Hier wird noch mit
der Hand gebacken
Besuch beim Erfurter Familienbäcker Rüger
Gibt es etwas Besseres als den Duft von frisch gebackenem
Brot? Oder ein knackiges Brötchen mit herrlich brauner
Kruste? Kein Wunder, dass Bäckereien so beliebt sind.
Und doch – die Branche steckt in Nöten. Jeden Tag schließen
bundesweit drei bis fünf Familienbetriebe, sie können
im Konkurrenzkampf mit Discountern nicht überleben. „Man
muss sich auf seine Stärken konzentrieren, das machen, was
die Großen nicht bewerkstelligen können“, sagt Louisa Rüger
(27). „Also die Nischen im Markt besetzen, wo wir als familiengeführte
Handwerksbäckerei einfach flexibler sind“,
sagt ihr Vater Matthias (56), Bäckermeister und Konditor.
Die Rügers sind so eine Familienbäckerei, dank ihrer sieben
Filialen in Erfurt sind sie (besser ihre Backwaren) quasi
in aller Munde. „Mein Ururgroßvater Willhelm hat die Bäckerei
am 1. April 1908 gegründet. Mein Vater ist die vierte
Generation, ich die fünfte“, sagt Louisa Rüger. Papa Mat thias,
der das Geschäft 2001 von seinem Vater übernommen
hatte: „Unsere Bäckerei hat zwei Kriege überlebt, sieben
Währungen mitgemacht.“
Und zu DDR-Zeiten? „Das war für uns Bäcker gar nicht
immer so einfach. Wir mussten vieles selber herstellen, wie
zum Beispiel Puderzucker. Um unsere Quarktorte mit Puderzucker
zu besieben, hat meine Mutter Renate sich mit
den elektrischen DDR-Kaffeemühlen hingestellt und Kristallzucker
zu Puderzucker gemahlen. Da es manche Dinge
nicht gab, musste man auch mehr improvisieren. Aber damals
hatten wir etwas, was heutzutage Mangelware ist –
Zeit“, sagt Matthias Rüger. „Die Zeit nehmen wir uns aber
auch heute.“
Gutes Brot braucht Zeit
Denn Zeit ist einer der Vorteile, den Familienbäckereien gegenüber
den Großbäckern noch haben: „Wenn wir unseren
Sauerteig herstellen, nehmen wir uns dafür die Zeit.
Denn nur dann bilden sich ausreichend Geschmacksstoffe,
nur dadurch bleibt das Brot lange haltbar, ist bekömmlicher
und bringt den natürlichen Geschmack“, sagt Matthias
Rüger. „Manche Dinge müssen eben ruhen, damit sie
wirklich gut werden.“
Mehrere hundert Brote verkaufen die Rügers ab 5 Uhr
morgens, tausende Brötchen und blecheweise Kuchen und
Louisa Rüger in
der Backstube am
Gutenbergplatz. Sie ist
die fünfte Generation, die
in der Bäckerei arbeitet.
Vor den Backöfen
Weihnachten 1950 –
die Zeit der Stollenproduktion.
Louisa und Matthias Rüger vor ihrer Zentrale am
Gutenbergplatz. Seit 1908 gibt es ihre Bäckerei. Strom
und Gas kommen natürlich von der SWE Energie.
Torten gehen über die Ladentheke. Louisa Rüger: „Wir haben
rund 15 verschiedene Sorten Brot, 15 verschiedene
Sorten Brötchen – also eigentlich für jeden Geschmack etwas.
Und auch wenn das großen Aufwand bedeutet, die
Kunden wünschen das so und das ist eben auch eine der
Stärken einer Familienbäckerei.“ Dazu gehört auch die Tradition
– es sind eben die Rezepte vom Uropa, die seit Jahrzehnten
originalgetreu nachgebacken werden.
Regionalität ist gefragt
Eine weitere Stärke – die Regionalität. „Unser Mehl kommt
seit Jahrzehnten aus Ingersleben, unser Kaffee wird in Thüringen
geröstet und das Wasser, mit dem wir backen, ist
bestes Erfurter Trinkwasser“, sagt Matthias Rüger.
„Wir können und wollen es uns gar nicht leisten, irgendwo
billig einzukaufen, dafür garantiert auch unsere
Genossenschaft.“ Und es versteht sich von selber,
dass die neun Bäcker und fünf Konditorinnen alles
noch mit der Hand fertigen. Und ja, die frisch gebackenen
Brote werden immer noch mit einem Holzschieber
aus dem heißen Ofen geholt …
Und Probleme? „Die bürokratischen Hürden machen
uns oft zu schaffen, es werden immer mehr und das
muss ja auch alles finanziert werden“, sagt Matthias Rüger.
„Wir suchen immer wieder Nachwuchs“, sagt Louisa,
„kaum jemand will heute noch Bäcker werden. Klar,
man steht früh auf, im Sommer ist die Arbeit am Ofen
eine Herausforderung – aber man macht tausende Menschen
satt, glücklich und zufrieden.“
Und dann gibt es noch die Sache mit den DDR-Brötchen.
„Immer wieder fragen Kunden danach“, sagt Matthias
Rüger. „Die wie früher herzustellen, ist gar nicht so
einfach: Damals war die ganze Verfahrenstechnik anders,
man hatte andere Maschinen.“ Doch Matthias Rüger ist am
Probieren: „Ich habe einige Brötchen gebacken, die genauso
schmecken wie früher – die klein sind und knusprig.“
Nur der Preis von früher, fünf Pfennig, dafür kann niemand
mehr backen …
TEXT: HENRY KÖHLERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Rezept für den
besten Streuselkuchen?
Einfach
den QR-Code
scannen.
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SWE Journal 03_2019
SWE Journal 03_2019
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UNSER ERFURT
Volkshochschule Erfurt
Mit Herz &
Verstand
Miteinander sprechen und einander verstehen sind die Kerngedanken der
Volkshochschule Erfurt. Bei den vielfältigen Kursangeboten stehen Bildung
und Spaß im Fokus, ganz nach dem Motto „Mit Herz und Verstand“.
Von der Anmeldung bis hin
zum regen Kursgeschehen:
270 Dozent*innen sowie 21
hauptamtliche Mitarbeiter*innen
sorgen dafür, dass der Laden
läuft. Besonders bei jungen
und älteren Menschen
erfreuen sich die Kurse großer
Beliebtheit, wobei die Sprachangebote
ganz vorne liegen –
kein Wunder bei über 20 Sprachen
in 240 Kursen.
Ob beim Englischkurs zur Erweiterung
beruflicher Kompetenzen,
beim Yoga für die
innere Balance oder im Trommelworkshop
für mehr Rhythmus
im Leben: Die Volkshochschule
Erfurt ist ein Ort, an
dem man sich mit Herz und
Verstand begegnet.
Auswahl an Kursen im Herbst
HUNDE: KÖRPERSPRACHE
UND KOMMUNIKATION
Die Sprache des
Vierbeiners verstehen
lernen.
Wann: Do. 21. Nov. | 18:40–20:10 Uhr
Gebühr: 8,00 Euro | erm. 6,40 Euro
Ort: VHS Erfurt | Schottenstr. 7
Dozent: Hundetrainer Thomas Scherf
AFRIKANISCHER
TROMMELWORKSHOP
2-tägiger Kurs zu
den Grundlagen des
Djembe-Spiels.
Wann: 09./10. Nov. | je 18:40–21:45 Uhr
Gebühr: 32,00 Euro | erm. 25,60 Euro
Ort: VHS Erfurt | Schottenstr. 7
Dozent: Jürgen Anschütz
GRUNDKURS
PILZBESTIMMUNG
Wann: Sa. 21. Sept. | 09:00–16:30 Uhr
Gebühr: 40,00 Euro | erm. 32,00 Euro
Ort: VHS Erfurt | Schottenstr. 7
Dozent: Michael Vogel
FOTOWORKSHOP
ZUM OKTOBERFEST
Interessante Fotomotoive auf
dem Domplatz finden und mit
Profihilfe in Szene setzen.
Wann: Fr. 27. Sept. | 18:00–22:00 Uhr
Gebühr: 24,00 Euro | erm. 19,20 Euro
Ort: Landgericht | Domplatz 37
Dozent: Andreas Pflaum
Ein erster Einstieg
in die Pilzkunde.
FOTO: STEVE BAUERSCHMIDT
Lange Nacht
für Neugierige
Neugierige können nicht nur im Helios Klinikum und in
der Uni Erfurt hinter die Kulissen schauen.
Die Palette der über 100 Veranstaltungen im Stadtgebiet
– darunter sind auch viele für Kinder geeignete Angebote
– ist sehr vielfältig. Besucher können sich auf spannende
Vorträge, Experimente und Mitmachaktionen zu
Themen aus Gesellschaft, Politik, Religion und Wirtschaft
freuen.
Geheimnis Energieerzeugung
Ins Allerheiligste geht es bei der SWE Energie GmbH. Die
Techniker öffnen die Gas- und Dampfturbinenanlage für
all jene, die schon immer wissen wollten, wie das Zusammenspiel
von Fernwärme- und Stromerzeugung funktioniert.
Das Kraftwerk im Erfurter Osten zählt zu den effektivsten
und saubersten der Republik.
In Führungen wird erklärt, wie die Turbinen arbeiten,
warum sie Frauennamen tragen und was es mit der Erweiterung
der Anlage auf sich hat. Denn die Energie investiert
50 Millionen Euro in neue Technik. Die Lange Nacht
der Wissenschaften ist übrigens die letzte Gelegenheit,
„Alexandra“ live zu erleben. Denn im Frühjahr 2020 ist die
Zeit der Flugzeugturbine abgelaufen. Sie wird durch eine
neue ersetzt – nach über 20 Jahren und mehr als 150.000
Betriebsstunden. „Annabell“ ist ein Jahr später dran. Außerdem
wird zusätzlich eine Dampfturbine eingebaut.
Spannung in Melchendorf
SWE FÜR ERFURT
Am 8. November wird es in Erfurt wissenschaftlich. Ab 18 Uhr wird wieder zur Langen
Nacht der Wissenschaften eingeladen. Hier können Technikfans fragen, was sie schon
immer wissen wollten. Auch die Stadtwerke Erfurt bieten ungewöhnliche Einblicke.
Elektrisierend geht es am Umspannwerk in Melchendorf
(In der Lutsche) zu. Dort können Besucher nicht nur ein
einmaliges Graffito-Kunstwerk zur Geschichte der Energieversorgung
von Benjamin Franklin bis Alessandro
Volta bestaunen. Die Kollegen der SWE Netz GmbH gewähren
auch Einblicke ins Umspannwerk, erklären, wie
die Stromversorgung funktioniert und was passiert, wenn
doch mal der Strom ausfällt. Die Anlagen sind hochmodern.
Bis 110.000 Volt haben sie. „Von hier aus werden
Gebiete im Südosten der Stadt Erfurt versorgt – Wiesenhügel,
Buchenberg, Windischholzhausen, das Industriegebiet
Südost und das Katholische Krankenhaus – um nur
ein paar Beispiele zu nennen. Ca. 30.000 Erfurter bekommen
ihren Strom von hier“, erklärt Hanno Rupp, Leiter
Technik Stromnetz.
Ganz wichtig: Personen mit Herzschrittmachern können
an der Führung nicht teilnehmen. Die Veranstaltung
ist für Kinder ab 10 Jahren geeignet. Parkplätze sind bedingt
vorhanden. Voranmeldungen sind nicht notwendig.
In den Katakomben der
Schwimmhalle Johannesplatz
Auch die Stadtwerke Erfurt öffnen Türen, die sonst verschlossen
bleiben. Unter dem Motto „Was steckt drin in
so einem Schwimmbad und wie funktioniert es?“ öffnen
sich die Türen der Schwimmhalle Johannesplatz, genauer
gesagt die Katakomben. „Der Betrieb von Bädern ist
nicht nur eine wichtige Aufgabe in der Daseinsvorsorge,
sondern auch sehr aufwendig, gerade was die Technik
angeht. Denn die Vorgaben hinsichtlich der Wasserqualität,
der Wärme und Lüftung haben es in sich“, sagt
Kathrin Knabe-Lange, Betriebsleiterin der SWE Bäder
GmbH. „Wie viel Arbeit in der Bädertechnik steckt, nehmen
die Besucher oft nicht wahr. Während Schwimmmeister
und Rettungsschwimmer für jeden sichtbar präsent
sind, arbeiten die Techniker hinter verschlossenen
Türen. Ihr Hauptarbeitsplatz sind die Keller und Nebenräume
der Bäder. Ohne sie läuft nichts. Das wollen wir
zeigen“, erklärt sie.
Da die Technikräume klein sind und jeder Besucher so
viel wie möglich mitnehmen soll, erfolgen die Führungen
in kleinen Gruppen. Aus logistischen Gründen wird bis
31. Oktober 2019 um Voranmeldung per E-Mail gebeten:
info@baeder-erfurt.de
TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT
FOTO: ADOBE STOCK
Das ganze Kursprogramm: Einfach den QR-Code
scannnen, oder unter:
www.erfurt.de/ef/de/leben/bildung/vhs schauen.
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SWE Journal 03_2019
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Termine von September bis Dezember
egapark-Highlights
Manege frei – Kürbisausstellung
bis 31.10.2019, Freigelände
Yoga-Fest
07.–08.09.2019, Halle 1 und Freigelände
NaturErlebnisTag
22.09.2019, 11–17 Uhr, Freigelände
KürbisErnteFest
31.10.2019, ab 12 Uhr, Parkbühne
und Freigelände
Florales zur Weihnachtszeit
26.11.–26.12.2018, Felsenkeller am Domplatz
Winterleuchten
29.11.2019–12.01.2020, Freigelände
egapark-Führungen
Treffpunkt Haupteingang
Mexiko trifft egapark –
Im Farbenrausch der Dahlien
08.09.2019, 11 Uhr
Bunte Blätter – späte Blüten – Herbststauden
13.10.2019, 11 Uhr
Fruchtschmuck und attraktives Borkenkleid
– Gehölze und Stauden im Herbst
10.11.2019, 11 Uhr
Deutsches Gartenbaumuseum
Gemüsetag „Gurke satt!
Das Gemüse des Jahres“
07.09.2019, 11–18 Uhr
Vortrag „Alraune, Teufelsapfel und Hexensessel
– die Pflanzen der Götter, Hexen und
Druiden“
19.09.2019, 18:30 Uhr
„Das Feuerzeug“ – Theater Manuart
23.11.2019, 16 Uhr, Einlass ab 15 Uhr,
für Kinder ab 6 Jahre
Anmeldung: ab 01.09.2019,
Telefon: 0361 22399-0
Bäder
Tag der Sauna
24.09.2019, ganztägig, Schwimmhalle
Johannesplatz
Freikarten für SWE Kinderakademie
Wir verlosen 10 x 2 Karten für den Bildhauerworkshop
„Kunst für Kinder“ (8 bis 16 Jahre) bei
„Hans am See“. Teilnahme bis zum 10.09.2019
über die App SWE Für Erfurt. möglich.
28.09.2019, 15 Uhr, Stausee Hohenfelden
Gut zu wissen
Jetzt für 21x1000 bewerben
Bis 31.12.2019 läuft die Bewerbungsfrist für
die Projektförderung 21x1000. Mehr auf Seite
18–19 oder unter
www.stadtwerke-erfurt.de/21x1000
Auf einen Blick
Mit der App SWE Für Erfurt.
bestens informiert – alle Veranstaltungen
in und um Erfurt,
jetzt mit neuen Funktionen
Woche des offenen Denkmals
Führung durch Quellwasserwerk Peterborn
04.09.2019, 13–17 Uhr
Führung Deutsches Gartenbaumuseum,
Eingang Gothaer Platz, egapark
08.09.2019, 11 und 15 Uhr
Freikarten zur Herbstlese gewinnen
Wir bieten 75 x 2 Freikarten für die Buchlesung
von Dunja Hajali am 17.10. im Atrium der
Stadtwerke Erfurt. Wer mitmachen möchte,
nutzt bitte die App SWE Für Erfurt. oder das
Anmeldeformular auf der Seite
www.stadtwerke-erfurt.de/heimvorteil unter
Angabe des Stichworts „Herbstlese“.
Einsendeschluss ist der 06.10.2019.
Katerexpress-Tour
Märchen zum Kindertag
20.09.2019, 14:30, 16 Uhr
Luther und der Wein
12.10.2019, 16, 17:30 Uhr
Krimi im Katerexpress
01.11.2019, 17, 18:30, 20 Uhr
Advent im Katerexpress
27.–30.11., 04.–07.12., 11.–14.12., 18.–21.12.2019,
jeweils 16, 17, 18 und 19 Uhr
Abfahrt: Haltestelle Stadtrundfahrt, Domplatz
Süd, Tickets gibt es im EVAG-Mobilitätszentrum
am Anger
Steigerwaldstadion
Fantastische Melodien
und wo sie zu hören sind
14.09.2019, 19 Uhr, Stadtharmonie Erfurt
Besser leben in Thüringen
20.–22.09.2019, Messe rund um Wellness und
Genuss
Hochzeitsopening
20.10.2019, 10–18 Uhr
Eigentum & Wohnen
26.–27.10.2019, Immobilienmesse
Thüringer Buchtage
15.–16.11.2019
Herbie Hancock live
01.12.2019, 20 Uhr, Einlass: 19 Uhr
Nicht verpassen!
Stöbermarkt
21.09.2019, 26.10.2019, 16.11.2019,
07.12.2019 (indoor),
Stöberhaus, Eugen-Richter-Straße 25
Bücherwochen
09.09.–13.09.2019,
04.11.–08.11.2019, Stöberhaus,
Eugen-Richter-Straße 25
20. SWE Ausbildungsmesse
18.09.2019, 9–18 Uhr
19.09.2019, 9–14 Uhr,
SWE Magdeburger Allee 34
Lange Nacht der Wissenschaften
08.11.2019, 18–22 Uhr, Schwimmhalle
Johannesplatz, Umspannwerk Melchendorf,
Heizkraftwerk (GuD)
Kundenkinderweihnachtsfeier
08.12.2019, 10–13 Uhr, Atrium der Stadtwerke
Erfurt, Magdeburger Allee 34 (Eintritt ist
begrenzt. Kartenvergabe solange der Vorrat
reicht!)
FOTO: STEVE BAUERSCHMIDT
Kontakte
■ SWE HAUPTSITZ
Magdeburger Allee 34, Erfurt
■ VERSORGUNG
Kommunales Dienstleistungszentrum
An-, Um- und Abmeldungen Gas, Strom und
Wasser, Telefon: 0361 564-1010
Störungsnummern
Strom 0361 564-1000
Wärme 0361 564-3000
Erdgas 0361 564-3333
Wasser 0361 51113
Entsorgung
Kundendienst
Telefon: 0361 564-3455
■ MOBILITÄT
EVAG-Mobilitätszentrum
am Anger: Beratung, Verkauf
und Information
Fahrplan und Tarifauskünfte
Telefon: 0361 19449
Kundenbetreuung
Telefon: 0361 564-4644
■ FREIZEIT
egapark Erfurt
Besucherservice
Telefon: 0361 564-3737
Bäder
Telefon: 0361 564-3532