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190914_BT_Einfach da sein_Freiwilligendienst_Begleitung_Kranker

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Bieler Tagblatt | Samstag, 14.09.2019<br />

25<br />

KontextDer zweite Bund des Bieler Tagblatts<br />

Titelgeschichte<br />

<strong>Einfach</strong> <strong>da</strong> <strong>sein</strong><br />

Seit über 40 Jahren betreuen sie sterbende und schwerkranke Menschen, empfangen Patienten im Spital<br />

oder singen mit Demenzkranken im Altersheim. Wer sind die Mitglieder des <strong>Freiwilligendienst</strong>s <strong>Begleitung</strong><br />

<strong>Kranker</strong>? Und was treibt sie an? Ein Porträt.<br />

Text: Jana Tálos<br />

Bilder: Peter Samuel Jaggi<br />

Wenn Pia Rohner an <strong>da</strong>s Bett eines<br />

Patienten tritt, weiss sie oft nicht<br />

viel über ihn. Sie kennt einen Namen,<br />

ein Geburtsjahr, vielleicht<br />

eine Krankheit. Aber auf was für<br />

einen Menschen, auf was für eine<br />

Lebensgeschichte sie trifft, <strong>da</strong>rauf<br />

kann sich die 62-Jährige nur sehr<br />

selten vorbereiten. «Das musst du<br />

einfach auf dich zukommen lassen»,<br />

sagt sie.<br />

Wie viele andere Mitglieder des<br />

<strong>Freiwilligendienst</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>Kranker</strong><br />

(FBK) begleitet Rohner kranke<br />

sowie sterbende Menschen in ihren<br />

schwersten Stunden. Es sind Einsätze,<br />

die auch mal an die Nieren gehen<br />

können, die einen mitnehmen<br />

oder nachdenklich stimmen. «Oft erlebe<br />

ich aber auch unglaublich<br />

schöne Momente», sagt Rohner. Zum<br />

Beispiel, wenn sich ihr jemand anvertraue<br />

oder sich einfach freue,<br />

<strong>da</strong>ss sie <strong>da</strong> ist. «Dann bekommt man<br />

von den Patienten auch etwas zurück,<br />

sei es nur in Form eines Blicks<br />

oder einer Geste.»<br />

Eine Art Lebensaufgabe<br />

«Es rührt mich<br />

immer wieder<br />

zu sehen, wie viel<br />

Freude den<br />

Menschen <strong>da</strong>s<br />

Singen bereitet.»<br />

Als «Damen in<br />

Rosa» empfangen<br />

die Frauen<br />

des FBK im Spitalzentrum<br />

Biel<br />

Patienten oder<br />

versorgen sie<br />

aus der «rollenden<br />

Bibliothek»<br />

mit Literatur.<br />

Singen im Alters- und Pflegeheim<br />

Schüsspark für alte und demenzkranke<br />

Menschen. «Diese Singstunden<br />

sind enorm wichtig für die Menschen»,<br />

sagt Hubler. Denn die Lieder<br />

aus ihrer Kindheit, «Z’Vogellisi»,<br />

«Grüezi wohl Frau Stirnimaa» oder<br />

auch «Es tönen die Lieder» seien ihnen<br />

trotz Krankheit oder Alter immer<br />

noch präsent. «Es rührt mich immer<br />

wieder zu sehen, wie viel Freude ihnen<br />

<strong>da</strong>s Singen bereitet», sagt Hubler.<br />

Operation auf ihre Zimmer oder<br />

bringen sie von einer Untersuchung<br />

zurück zum Ausgang.<br />

Eine dieser «Damen in Rosa», wie<br />

sie aufgrund ihrer rosaroten Kittel<br />

genannt werden, ist Verena Arrocho.<br />

Die 78-Jährige ist über den<br />

Grundkurs «<strong>Begleitung</strong> schwerkranker<br />

Menschen», der für alle Mitglieder<br />

obligatorisch ist, auf den <strong>Freiwilligendienst</strong><br />

aufmerksam geworden.<br />

«Den Kurs habe ich <strong>da</strong>mals gemacht,<br />

weil ich <strong>da</strong>chte, <strong>da</strong>ss er mir persönlich<br />

helfen könnte, <strong>da</strong> wir alle uns<br />

früher oder später mit dem Lebensende<br />

au<strong>sein</strong>andersetzen müssen»,<br />

sagt sie. Mittlerweile steht sie seit<br />

gut zehn Jahren beinahe jede Woche<br />

am Empfang des Spitalzentrums,<br />

beantwortet Fragen oder<br />

führt die Patienten aufs Zimmer<br />

oder zu den Untersuchungen, wie<br />

Dieses Geben und Nehmen, <strong>da</strong>s<br />

«Sich-Anvertrauen» – es sind Dinge,<br />

von denen immer wieder die Rede<br />

ist, wenn man sich mit Mitgliedern Josy Hubler, Freiwillige beim FBK,<br />

ziell in Biel gegründet wurde (siehe<br />

Text auf Seite 26), eine Art Lebensaufgabe<br />

gefunden. Zum Beispiel<br />

Josy Hubler: «Als ich aufgehört<br />

habe zu arbeiten und die Kinder<br />

aus dem Haus waren, wollte ich einfach<br />

noch etwas Sinnvolles machen»,<br />

sagt die 76-Jährige.<br />

Heute organisiert sie gemeinsam<br />

mit anderen einmal im Monat ein<br />

des FBK unterhält. Viele von ihnen singt jeden Monat im Alters- und<br />

haben in dem Verein, der 1985 offi-<br />

Pflegeheim<br />

Die «Damen in Rosa»<br />

Freude bereiten, zur Seite stehen<br />

oder einfach bloss Hilfe anbieten –<br />

<strong>da</strong>s sind denn auch die Ziele, denen<br />

sich der FBK verschrieben hat.<br />

Neben <strong>Begleitung</strong>en von kranken<br />

oder sterbenden Menschen in Spitälern,<br />

Altersheimen oder bei Betroffenen<br />

zuhause, empfangen die Freiwilligen<br />

im Spitalzentrum Biel auch<br />

Patienten, begleiten sie vor einer<br />

Fortsetzung auf Seite 26<br />

Warten auf die Gutscheine<br />

Es ist ein zermürbender Zustand, <strong>da</strong>s<br />

Warten auf einen subventionierten<br />

Kitaplatz.<br />

Zäsur zum 50. Geburtstag<br />

Ein Kubus voller Musik neben dem<br />

Gymnasium? Dirigent Kaspar<br />

Zehnder erklärt <strong>sein</strong>e Vision.<br />

Eine Musikerin blickt zurück<br />

Sie sei in der zweiten Hälfte ihrer<br />

Karriere nochmals aufgeblüht, sagt<br />

Sheryl Crow im Interview.<br />

Nicht nur französische Filme<br />

Biel steht ganz im Zeichen des<br />

Filmfestivals. Unsere Übersicht zeigt:<br />

Es gibt auch ein Normalprogramm.<br />

Seite 27<br />

Seiten 28 und 29<br />

Seite 31<br />

Seiten 34 und 35


26<br />

Kontext<br />

Samstag, 14.09.2019 Bieler Tagblatt<br />

Titelgeschichte<br />

Fortsetzung von Seite 25<br />

beispielsweise auf die Radiologie<br />

oder die Kardiologie.<br />

Auch wenn es immer weniger stationäre<br />

Patienten gibt – früher seien<br />

sie jeweils einen ganzen Morgen <strong>da</strong>mit<br />

beschäftigt gewesen, diese zu begleiten<br />

– ist sie überzeugt, <strong>da</strong>ss die<br />

Dienste des FBK im Spital nach wie<br />

vor geschätzt werden. «Sogar junge<br />

Leute, die alleine herkommen, sagen<br />

mir immer wieder: ‹Gott sei Dank,<br />

ohne Sie hätte ich den Weg wohl nie<br />

gefunden›», erzählt Arrocho.<br />

Ältere oder alleinstehende Menschen<br />

seien wiederum froh, wenn sie<br />

in ihnen jemanden zum Reden finden.<br />

Zum Beispiel, wenn sie gerade<br />

eine schlechte Diagnose erhalten haben.<br />

«Dann gilt es zuzuhören und<br />

auch auf die Menschen einzugehen.»<br />

Das kostbarste Gut: Zeit<br />

Von ähnlichen Erlebnissen erzählt<br />

auch Evelyn Fallot, ebenfalls eine<br />

«Dame in Rosa», die einige Stöcke<br />

weiter oben die «rollende Bibliothek»<br />

führt. Jeden Mittwochmorgen<br />

verleiht sie zusammen mit ihren Kolleginnen<br />

– und es sind ausschliesslich<br />

Frauen – auf den Stationen Bücher<br />

an die Patienten. «Weil die Menschen<br />

heute weniger lange im Spital<br />

bleiben, verleihen wir weniger Bücher<br />

als früher», sagt sie. Waren es<br />

2013 noch über 1000, seien es im<br />

letzten Jahr noch etwas mehr als<br />

700 gewesen.<br />

«Sogar junge<br />

Leute, die alleine<br />

ins Spital kommen,<br />

sagen mir: ‹Gott sei<br />

Dank, ohne Sie<br />

hätte ich den Weg<br />

unmöglich<br />

gefunden›.»<br />

Verena Arrocho, Mitglied des FBK<br />

und Teil des Empfangsdienstes im<br />

Spitalzentrum Biel<br />

Nachgefragt<br />

«Man merkt schnell, was<br />

man aushalten kann»<br />

Margrit Nydegger<br />

Kursleiterin FBK<br />

Um sich auf die Begegnungen mit<br />

Kranken oder Sterbenden vorzubereiten,<br />

besuchen die Mitglieder des<br />

FBK den Grundkurs «<strong>Begleitung</strong><br />

schwerkranker Menschen». Dabei<br />

geht es <strong>da</strong>rum, sich aktiv mit dem<br />

Sterben oder mit Schmerzen au<strong>sein</strong>anderzusetzen,<br />

wie Kursleiterin<br />

Margrit Nydegger erzählt.<br />

Margrit Nydegger, wie bereitet man<br />

jemanden <strong>da</strong>rauf vor, einen Menschen<br />

in den Tod zu begleiten?<br />

Margrit Nydegger: Indem wir über<br />

<strong>da</strong>s Sterben sprechen und aufzeigen,<br />

<strong>da</strong>ss der Tod zum Leben <strong>da</strong>zu<br />

gehört. Früher war dieser noch etwas<br />

Allgegenwärtiges. Man begegnete<br />

ihm schon als Kind. Heute werden<br />

wir oft erst viel später <strong>da</strong>mit<br />

konfrontiert. Indem wir <strong>da</strong>rüber<br />

sprechen, lernen die Kursteilnehmenden,<br />

mit welchen Facetten des<br />

Lebens sie Mühe oder vor denen sie<br />

Angst haben. Es ist ein Au<strong>sein</strong>andersetzen,<br />

<strong>da</strong>s Mut und Sicherheit geben<br />

soll, um unterschiedlichen Verlustsituationen<br />

zu begegnen.<br />

In den <strong>Begleitung</strong>en geht es ja vor<br />

allem <strong>da</strong>rum, den Menschen in<br />

ihren Leiden beizustehen. Was bedeutet<br />

<strong>da</strong>s genau?<br />

Beistehen heisst, einfach <strong>da</strong> zu <strong>sein</strong>.<br />

Manchmal ganz nahe, am Bett eines<br />

Patienten. Manchmal aber auch nur<br />

im selben Raum. Wenn man jemanden<br />

begleitet, <strong>da</strong>nn spürt man<br />

schnell, was die oder der Betroffene<br />

braucht. Manchen tut es gut, wenn<br />

sie unsere Hand halten können. Andere<br />

wollen <strong>da</strong>s nicht, sind aber froh,<br />

zu wissen, <strong>da</strong>ss jemand <strong>da</strong> ist.<br />

Trotzdem seien ihre Besuche<br />

nicht umsonst. «Die Patienten sind<br />

extrem froh, wenn jemand in ihr<br />

Zimmer tritt, mit dem sie ein wenig<br />

plaudern können», sagt Fallot. Ein<br />

Eindruck, den auch Marie-Pierre<br />

Fauchère, Leiterin Kommunikation<br />

und Marketing des Spitalzentrums,<br />

bestätigen kann: «Den wertvollsten<br />

Beitrag leisten unsere ‹Damen in<br />

Rosa›, indem sie den Patientinnen<br />

und Patienten eines der kostbarsten<br />

Güter schenken, die wir haben: Zeit.<br />

Zeit, sich hinzusetzen, eine Hand zu<br />

halten oder einfach nur zuzuhören.»<br />

«Die Elefanten werden kleiner»<br />

Solche Rückmeldungen, sei es aus<br />

den Spitälern, den Altersheimen,<br />

von Angehörigen, oder auch von den<br />

Patienten selbst, sind denn auch der<br />

Lohn, den die Mitglieder des FBK für<br />

ihre Freiwilligeneinsätze beziehen.<br />

«Es gibt einem viel, zu wissen, <strong>da</strong>ss<br />

man jemandem etwas Gutes getan<br />

hat», sagt Pia Rohner. Und sei es<br />

auch nur für einen kurzen Moment.<br />

Andererseits lerne man sich bei den<br />

Einsätzen auch selbst besser kennen.<br />

«Ich durfte mehr als einmal erleben,<br />

<strong>da</strong>ss ich in diesen Situationen über<br />

mich hinauswachsen konnte, und<br />

<strong>da</strong>ss meine Grenzen gar nicht so eng<br />

sind, wie ich <strong>da</strong>s immer geglaubt<br />

habe.» Mit der Zeit lerne man auch,<br />

die eigenen Probleme aus einem ganz<br />

anderen Blickwinkel zu betrachten.<br />

Dieses Fazit zieht auch FBK-Begründerin<br />

Elisabeth Gmür. Sie vergleicht<br />

den Lohn aus der Freiwilligenarbeit<br />

denn auch mit einem alten<br />

Sprichwort: Aus einer Mücke einen<br />

Elefanten machen. «Beim FBK werden<br />

diese Elefanten deutlich kleiner»,<br />

sagt sie. Bis sie vielleicht irgendwann<br />

ganz verschwinden.<br />

Josy Hubler<br />

(stehend) singt<br />

einmal im Monat<br />

im Alters- und<br />

Pflegeheim<br />

Schüsspark mit<br />

alten und teils<br />

demenzkranken<br />

Menschen.<br />

«Plötzlich waren wir überall gefragt»<br />

Der Verein <strong>Freiwilligendienst</strong> <strong>Begleitung</strong><br />

<strong>Kranker</strong> (FBK) wurde 1985<br />

offiziell in Biel gegründet. Seine<br />

Arbeit nahm er jedoch schon früher<br />

auf, <strong>da</strong>mals noch als «Spitalgruppe».<br />

Sie wird erstmals 1972 in einem Protokoll<br />

des Spitalzentrums Biel erwähnt.<br />

Elisabeth Gmür ist eine von vier<br />

Frauen, die die Gruppe ins Leben<br />

gerufen haben. Es sei eine Zeit gewesen,<br />

in der man alte, kranke und<br />

auch sterbende Menschen in den<br />

Spitälern oft mit ihren Leiden alleine<br />

gelassen habe. «Wegen der<br />

strengen Besuchszeiten war es gar<br />

nicht möglich, <strong>da</strong>ss Angehörige den<br />

Patienten über längere Zeit zur Seite<br />

standen», erinnert sie sich. Und <strong>da</strong>s<br />

Personal habe schlicht keine Zeit<br />

gehabt, sich eingehender um sie zu<br />

kümmern.<br />

Das habe <strong>da</strong>nn auch <strong>da</strong>zu geführt,<br />

<strong>da</strong>ss Menschen, die unruhig waren<br />

und andere Patienten nervös machten,<br />

einfach weggesperrt wurden.<br />

«Ich habe <strong>da</strong>s selbst erlebt», sagt<br />

Gmür. Als Kind musste sie mehrere<br />

Wochen wegen eines durchbrochenen<br />

Blind<strong>da</strong>rms im Kinderspital Zürich<br />

verbringen. «Ich habe viel geweint,<br />

weil mich meine Eltern nur<br />

einmal in der Woche besuchen durften.»<br />

Also habe man sie kurzerhand<br />

ins Badezimmer gesperrt.<br />

Als Gmür Ende der 60er-Jahre im<br />

Spitalzentrum Biel als Rot-Kreuz-<br />

Helferin genau diese Situation erneut<br />

antraf, habe sie ihren Augen<br />

nicht getraut: «Ich <strong>da</strong>chte: Das <strong>da</strong>rf<br />

ja jetzt nicht <strong>sein</strong>, <strong>da</strong>ss die unruhige<br />

Menschen immer noch wegsperren»,<br />

sagt sie. Kurz <strong>da</strong>rauf sei sie<br />

<strong>da</strong>nn mit einer Krankenschwester<br />

und zwei weiteren Helferinnen zur<br />

Spitalleitung gegangen und habe <strong>da</strong>rum<br />

gebeten, diese Menschen begleiten<br />

zu dürfen. «Wenn schon die<br />

Angehörigen nicht bei ihnen <strong>sein</strong><br />

durften, <strong>da</strong>nn wollten <strong>da</strong>s wenigstens<br />

wir als Helferinnen tun», sagt<br />

sie.<br />

Die Spitaloberin Klara Duss gewährte<br />

ihnen schliesslich, auf der<br />

medizinischen Abteilung solche <strong>Begleitung</strong>en<br />

durchzuführen. «Die<br />

Ärzte und anderen Schwestern waren<br />

zuerst skeptisch», sagt Gmür.<br />

«Aber als sie <strong>da</strong>nn gemerkt haben,<br />

<strong>da</strong>ss die Patienten viel ruhiger wurden,<br />

wenn wir bei ihnen waren, waren<br />

wir plötzlich überall gefragt.»<br />

Nach und nach hätten sie sich im<br />

Spital «wie ein Virus» ausgebreitet.<br />

Grundkurs ab 15. Oktober<br />

Heute verfügt der FBK um die 100<br />

Mitglieder in Biel und Umgebung,<br />

zwei <strong>da</strong>von sind Männer. Die meisten<br />

von ihnen gehören der Gruppe<br />

«<strong>Begleitung</strong> Schwerkranker» an,<br />

und tun <strong>da</strong>s, was im Titel steht:<br />

schwerkranke Menschen begleiten,<br />

sei dies in einem Spital, in einem Altersheim<br />

oder bei den Betroffenen<br />

zuhause.<br />

Einige besuchen regelmässig<br />

einen Patienten, andere werden<br />

über einen Telefondienst aufgeboten,<br />

jemanden für einige Stunden<br />

oder eine Nacht zu begleiten. Das<br />

kann unter Umständen auch bedeuten,<br />

jemandem bis zum Tod beizustehen,<br />

insbesondere wenn die Person<br />

keine Angehörigen hat oder<br />

wenn Angehörige entlastet werden<br />

sollen.<br />

Um sich optimal auf diese Situationen<br />

vorzubereiten, absolvieren<br />

alle Mitglieder den Grundkurs «<strong>Begleitung</strong><br />

schwerkranker Menschen»<br />

(siehe Interview rechts). Dieser beginnt<br />

dieses Jahr am 15. Oktober<br />

und <strong>da</strong>uert bis am 10. März 2020.<br />

Die Kurskosten belaufen sich auf<br />

500 Franken und müssen von den<br />

Teilnehmenden selbst getragen<br />

werden. Ein Infoanlass zum Kurs<br />

findet nächste Woche, am 17. September,<br />

statt.<br />

Weiter führt der FBK mehrere<br />

Gruppen in Spitälern und in Altersheimen.<br />

Im Spitalzentrum Biel organisiert<br />

er von Montag bis Donnerstag<br />

jeweils morgens einen Empfangsdienst,<br />

der Patienten, die für<br />

eine Operation oder Untersuchung<br />

antreten, auf ihre Zimmer begleitet.<br />

Die «rollende Bibliothek» bietet Patienten<br />

zudem jeden Mittwochmorgen<br />

kostenlos Bücher und Zeitschriften<br />

zur Ausleihe an. Im Angebot<br />

stehen sowohl deutsch- wie<br />

französischsprachige, italienische,<br />

englische und spanische Literatur.<br />

In den Bieler Altersheimen<br />

Schüsspark, Schlössli und Residenz<br />

au Lac betreuen einzelne Mitglieder<br />

Alleinstehende. Im Altersheim<br />

Schüsspark kommt einmal im<br />

Monat eine Gesangsgruppe zusammen.<br />

Das Angebot des FBK ist in der<br />

Schweiz nicht einzigartig. In vielen<br />

anderen Städten stehen Freiwillige<br />

kranken und hilfsbedürftigen Menschen<br />

bei. jat<br />

Können <strong>da</strong>s alle, jemandem beistehen?<br />

Oder gibt es auch Menschen,<br />

die <strong>da</strong>s nicht können?<br />

Ich denke schon, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s im Grunde<br />

jeder kann. Aber es wollen nicht alle,<br />

oft steht die Angst im Weg. Deshalb<br />

sind es meist auch Menschen, die es<br />

sich zutrauen oder die sich mit diesen<br />

Themen au<strong>sein</strong>andersetzen wollen,<br />

die sich für unseren Kurs anmelden.<br />

Es gibt aber auch solche, die vielleicht<br />

noch nicht wissen, ob sie sich<br />

<strong>da</strong>s zutrauen. Was raten Sie denen?<br />

Unser Informationsabend ist ein guter<br />

Gradmesser. Bereits dort konfrontieren<br />

wir die Interessierten mit<br />

Fragen zum Abschied, Sterben und<br />

Tod und informieren über unsere<br />

Lernmethoden. Man merkt <strong>da</strong>nn<br />

schnell, was <strong>da</strong>s mit einem macht<br />

und ob man <strong>da</strong>s aushalten kann. Und<br />

sonst: Mut zum Kurs.<br />

Was muss man sich bewusst <strong>sein</strong>,<br />

wenn man beim FBK <strong>da</strong>bei <strong>sein</strong><br />

will?<br />

Dass wir der Phase Lebensende würdevoll<br />

begegnen. Dazu gehört auch<br />

die Schweigepflicht, die wir bereits<br />

im Kurs vermitteln: Alles, was wir<br />

besprechen und was wir bei den Begegnungen<br />

erleben, bleibt bei uns.<br />

Ausserdem sollte einem bewusst<br />

<strong>sein</strong>, <strong>da</strong>ss man bei uns auch Nein sagen<br />

kann. Wer sich gerade nicht in<br />

der Lage fühlt, jemanden zu begleiten,<br />

der muss auch nicht. Es ist alles<br />

freiwillig. Unsere Mitglieder sind<br />

uns <strong>da</strong>für auch extrem <strong>da</strong>nkbar.<br />

Interview: jat<br />

Info: Der Informationsanlass zum<br />

Grundkurs «<strong>Begleitung</strong> schwerkranker<br />

Menschen» findet am 17. September<br />

um 18.30 Uhr im Schlössli Biel-<br />

Bienne statt. Mehr Informationen<br />

zum Verein finden Sie unter<br />

www.fbk-svam.ch

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