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<strong>Fachartikel</strong>
PRAXISWISSEN<br />
Besser mit Impuls spülen<br />
Fachgerechtes Reinigen von Trinkwasser-Installationen<br />
Verunreinigungen verschiedener Art können die Wasserbeschaffenheit in Trinkwasser-Installationen beeinträchtigen. So dienen<br />
organische Stoffe als Nährsubstrat für Mikroorganismen. Ablagerungen aus anorganischen Stoffen verengen den Querschnitt, was<br />
besonders bei Zirkulationsleitungen kritisch ist, wenn die erforderliche Rücklauftemperatur nicht mehr erreicht wird. Die Reinigung<br />
von Trinkwasser-Installationen hat das Ziel, Verunreinigungen, Ablagerungen und andere unerwünschte Substanzen auszutragen.<br />
Im ersten Schritt sind diese Stoffe zu mobilisieren<br />
und im Weiteren vollständig aus<br />
dem System auszutragen. Sie dürfen sich<br />
auf keinen Fall an anderer Stelle wieder<br />
ablagern und dadurch erneut das Trinkwasser<br />
oder die Trinkwasser-Installation<br />
beeinträchtigen. Das Comprex genannte<br />
Impulsspülverfahren der Hammann<br />
GmbH hat sich gerade bei kritischen Kontaminationen<br />
bewährt. Bei der Reinigung<br />
ist zwischen neu gebauten und bestehenden<br />
Rohrleitungen zu unterscheiden.<br />
Drucklufteinspeisung<br />
an Verteiler.<br />
Spülen von Neuanlagen<br />
Neu installierte Rohrleitungen enthalten<br />
Montagehilfsstoffe und unbeabsichtigte<br />
Verunreinigungen. Bei sachgerechter<br />
Handhabung der Bauteile und Montage<br />
genügt in vielen Fällen das Spülen mit<br />
Wasser oder Spülkompressoren, wie es in<br />
DVGW W 557 (A) beschrieben ist, um diese<br />
Stoffe auszutragen. Im Falle von „Unfällen“,<br />
wie z. B. bei Verunreinigung infolge<br />
fehlender Kappen auf Bauteilen oder<br />
bei Verwenden von zu viel Montagehilfsstoffen,<br />
ist eine intensive Spülung notwendig.<br />
Hier kommt das Impulsspülverfahren<br />
zum Einsatz. Es mobilisiert diese<br />
Stoffe infolge der erhöhten Schleppkräfte<br />
an den Innenoberflächen der Rohrleitungen<br />
und trägt sie zuverlässig aus.<br />
Ziel ist, Mikroorganismen und vor allem<br />
aber Nährsubstrate für Mikroorganismen<br />
aus den Rohrleitungen zu entfernen.<br />
Je gründlicher die Reinigung, desto<br />
wirksamer und Erfolg versprechender<br />
ist eine nachfolgende Desinfektionsmaßnahme.<br />
Spülen von Bestandsanlagen<br />
In bestehenden Rohrleitungen bilden sich<br />
während der Betriebszeit Ablagerungen<br />
und Biofilme. In ungeschützten Stahlleitungen<br />
können aus Korrosionsprodukten<br />
Inkrustationen entstehen. Ablagerungen<br />
wie auch Inkrustationen reduzieren<br />
den Querschnitt der Rohrleitungen<br />
und beeinträchtigen dadurch den Durchfluss.<br />
In Zirkulationsleitungen wird deshalb<br />
die Rücklauftemperatur häufig nicht<br />
mehr erreicht. Locker anhaftende Ablagerungen<br />
und Biofilme können sich teilweise<br />
ablösen und dadurch Trübung sowie<br />
Braunfärbung des Wassers verursachen.<br />
Größere Partikel verstopfen Filter. Mobilisierte<br />
Biofilme führen zur mikrobiellen<br />
Beeinträchtigung des Trinkwassers, was<br />
sich bei Trinkwasseranalysen vor allem<br />
Relevante Regelwerke<br />
• DIN EN ISO 19458, Wasserbeschaffenheit<br />
– Probenahme für<br />
mikrobio logische Untersuchungen<br />
• DVGW W 270 (A), Vermehrung von<br />
Mikroorganismen auf Werkstoffen<br />
für den Trinkwasserbereich – Prüfung<br />
und Bewertung<br />
• DVGW W 551 (A), Trinkwassererwärmungs-<br />
und Trinkwasserleitungsanlagen<br />
– Technische Maßnahmen<br />
zur Verminderung des<br />
Legionellenwachstums – Planung,<br />
Errichtung, Betrieb und Sanierung<br />
von Trinkwasser-Installationen<br />
• DVGW W 556 (A), Hygienisch-mikrobielle<br />
Auffälligkeiten in Trinkwasser-Installationen;<br />
Methodik<br />
und Maßnahmen zu deren Behebung<br />
in erhöhten Koloniezahlen zeigt. Die Reinigung<br />
bestehender Rohrleitungen hat<br />
also einerseits das Ziel, diese wieder in einen<br />
hygienisch einwandfreien Zustand zu<br />
bringen und andererseits den ursprünglich<br />
geplanten Durchfluss wieder herzustellen.<br />
Zudem sollen bestehende korrosionsschützende<br />
Deckschichten möglichst<br />
intakt bleiben.<br />
Desinfektion<br />
erst nach erfolgter Reinigung<br />
In kontaminierten Rohrleitungen ist häufig<br />
eine Desinfektion vorgesehen. Diese ist<br />
nur dann zielführend, wenn Verunreinigungen<br />
und Ablagerungen beseitigt sind.<br />
Dann genügt üblicherweise eine Desinfektion<br />
mit der minimal empfohlenen Desinfektionsmittelkonzentration<br />
und Einwirkzeit.<br />
Zum Verringern der Eisenmigration<br />
(Wiedervereisenung) in Stahlleitungen<br />
nach der Reinigung hilft das Zusetzen<br />
von Inhibitoren.<br />
60 IKZ-HAUSTECHNIK Sonderheft Trinkwasserhygiene 2017
PRAXISWISSEN<br />
Nachgefragt<br />
IKZ-HAUSTECHNIK: Wo genau liegt der<br />
Unterschied zwischen dem Comprex-<br />
Verfahren und dem Spülen mit Wasser/<br />
Luft-Gemisch?<br />
Dr. Norbert Klein: Das Spülen mit einem<br />
Wasser/Luft-Gemisch ist im DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 557, Abschnitt 6.3.2.2, beschrieben.<br />
Dort wird zwischen der manuellen<br />
Betätigung der Luft- und Wasserzufuhr<br />
und der automatischen<br />
Druckimpulserzeugung unterschieden.<br />
Eine Variante ist das Impulsspülverfahren.<br />
Dabei wird die Zugabe der Luft so<br />
geregelt, dass getrennte Luft- und Wasserpakete<br />
entstehen, die alternierend<br />
durch die Trinkwasser-Installationen<br />
geschickt werden.<br />
Das Comprex-Verfahren ist ein weiter<br />
entwickeltes Impulsspülverfahren.<br />
In Versuchen und in der Praxis hat sich<br />
gezeigt, dass zum Ablösen und zum Austragen<br />
von Ablagerungen unterschiedliche<br />
Einstellungen optimal sind. Das<br />
Comprex-Verfahren berücksichtigt diese<br />
Erkenntnisse zur Regelung der Druckluftimpulse.<br />
Auf Basis der inzwischen<br />
patentierten Fahrweise reinigt das Verfahren<br />
Rohrleitungen und Wärmeübertrager<br />
optimal.<br />
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie aufwendig ist die<br />
Reinigung einer Trinkwasser-Installation?<br />
Gibt es Überschlags-/Erfahrungswerte<br />
für Wohneinheiten oder Gebäude?<br />
Dr. Norbert Klein: In der Trinkwasser-Installation<br />
kommt das Comprex-Verfahren<br />
vorwiegend dann zum Einsatz, wenn<br />
Trübungen des Wassers oder Kontaminationen<br />
beispielsweise durch Krankheitserreger<br />
oder erhöhte Konzentrationen<br />
an Legionellen vorliegen. Je nach<br />
Ausführung der Trinkwasser-Installation<br />
und Ablagerung oder Verunreini-<br />
Fingertest zum Prüfen, ob Ablagerungen<br />
mobilisierbar sind.<br />
gung ist die Reinigung mehr oder weniger<br />
aufwendig. Besonders zeitintensiv ist<br />
die Reinigung alter Stahlleitungen mit<br />
viel Ablagerungen.<br />
Drei Beispiele sollen den Aufwand<br />
verdeutlichen. Dabei führten jeweils drei<br />
Mitarbeiter die Reinigung aus.<br />
• Wohngebäude, 50 Wohneinheiten,<br />
viel Ablagerungen<br />
Arbeitszeit: 15 Tage<br />
• Schule, 50 Zapfstellen, Ablagerungen<br />
mäßig Arbeitszeit: 2,5 Tage<br />
• Bürogebäude, 100 Zapfstellen, wenig<br />
Ablagerungen<br />
Arbeitszeit: 4 Tage<br />
(je 2 Tage an 2 Wochenenden)<br />
IKZ-HAUSTECHNIK: Wo liegen die Einsatzbereiche<br />
des Verfahrens?<br />
Dr. Norbert Klein: Das Verfahren hat seinen<br />
Haupteinsatzbereich bei Drucksystemen,<br />
vorwiegend um Druckleitungen<br />
und Wärmeüberträger (Wärmetauscher)<br />
zu reinigen. Empfindliche Bauteile sind<br />
zuvor auszubauen und manuell zu reinigen<br />
(DVGW-Arbeitsblatt W 557, Tabelle<br />
2). Mobilisierte Ablagerungen werden<br />
zuverlässig ausgetragen. Dabei ist darauf<br />
zu achten, Toträume beispielsweise in<br />
Abzweigen mitzuspülen.<br />
Dem Verfahren sind bei sehr harten<br />
Ablagerungen Grenzen gesetzt. Dazu<br />
gehören harte Kalkablagerungen in<br />
Warmwasserleitungen oder gealterte<br />
Rostschichten und Rostpusteln. Zum<br />
Abschätzen, ob Ablagerungen mobilisierbar<br />
sind, dient der Fingertest: Was<br />
mit dem Finger von der Oberfläche abschiebbar<br />
ist, lässt sich mit der Comprex-<br />
Reinigung auch entfernen.<br />
IKZ-HAUSTECHNIK: Gehört zur Spülung<br />
in jedem Fall eine Desinfektion der Rohrleitungen?<br />
Dr. Norbert Klein: Hierzu gibt DVGW<br />
W 557 (A) Auskunft. Die Spülung oder<br />
Reinigung ist in jedem Fall erforderlich,<br />
während die Anlagendesinfektion eine<br />
zusätzliche Sicherheitsmaßnahme darstellt.<br />
Bei Kontaminationen nisten sich<br />
Mikroorganismen häufig in Partikel ein.<br />
Sie lassen sich dort mithilfe von Desinfektionsmitteln<br />
so gut wie nicht abtöten.<br />
Deshalb ist eine Reinigung mit einem Verfahren<br />
erforderlich, das große Kräfte zum<br />
Mobilisieren der Ablagerungen besitzt.<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen<br />
sind aber nur dann nachhaltig<br />
wirksam,<br />
wenn die<br />
Ursachen<br />
für die Kontamination<br />
erkannt<br />
und beseitigt<br />
worden<br />
sind. Deshalb<br />
ist eine<br />
Vorplanung Dr. Norbert Klein,<br />
oder gar Hammann GmbH.<br />
eine Gefährdungsanalyse<br />
nach DVGW W 556 (A) notwendig.<br />
Typische Ursachen für Kontaminationen<br />
sind Totleitungen oder ungeeignete<br />
Werkstoffe, vor allem Dichtungen<br />
oder Membranen ohne Zeugnis nach<br />
DVGW W 270 (A). Einen Überblick über<br />
technische Auffälligkeiten und deren<br />
mögliche Auswirkung auf die hygienische<br />
Beschaffenheit des Trinkwassers<br />
gibt DVGW W 556 (A), Tabelle 3.<br />
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie ist der Erfolg der<br />
Maßnahme nachzuweisen und zu dokumentieren?<br />
Dr. Norbert Klein: Nach Reinigungs- und<br />
Desinfektionsmaßnahmen sind Probennahmen<br />
und Untersuchungen erforderlich,<br />
um die einwandfreie mikrobiologische<br />
Beschaffenheit des Trinkwassers<br />
zu dokumentieren. Die Probennahme erfolgt<br />
nach DIN EN ISO 19458, Tabelle 1<br />
Zweck b. Vor der Erstinbetriebnahme einer<br />
Trinkwasser-Installation sind die in<br />
DVGW W 557 (A), Tabelle 4 dargestellten<br />
mikrobiologischen Untersuchungen<br />
durchzuführen. Für die Wiederinbetriebnahme<br />
kann sich die Auswahl der<br />
mikrobiologischen Parameter nach der<br />
vorher festgestellten mikrobiellen Kontamination<br />
richten. Die Nachhaltigkeit<br />
der Maßnahme ist durch eine weitere<br />
mikrobiologische Untersuchung nachzuweisen.<br />
Beim Vorkommen von Legionellen<br />
in einer Trinkwasser-Installation<br />
richten sich sowohl für die Erstinbetriebnahme<br />
als auch für die Wiederinbetriebnahme<br />
die Untersuchungen nach den<br />
Vorgaben der Trinkwasserverordnung,<br />
des Gesundheitsamtes und DVGW W<br />
551 (A). Beispiele zur Dokumentation<br />
der Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen<br />
von Trinkwasser-Installationen<br />
finden sich in Anhang von DVGW<br />
W 557 (A).<br />
Sonderheft Trinkwasserhygiene 2017 www.ikz.de 61
PRAXISWISSEN<br />
Drucklufteinspeisung über Adapter.<br />
Zapfstellen mit Fliehkraftabscheidern.<br />
Fliehkraftabscheider in Aktion.<br />
Reinigen<br />
mit dem Comprex-Verfahren<br />
Bei der systematischen Reinigung mit<br />
dem Comprex-Verfahren werden Kalt- und<br />
Warmwasserstränge einzeln gespült. Normalerweise<br />
erfolgt die Drucklufteinspeisung<br />
an Verteiler nach dem Wasserzähler.<br />
Manchmal ist es erforderlich, Bauteile<br />
auszubauen und die Druckschläuche über<br />
Adapter anzuschließen. An den Zapfstellen<br />
befinden sich spezielle Zyklonabscheider<br />
oder Fliehkraftabscheider. Sie haben<br />
die Aufgabe, die ausgeleitete Luft von Wasser<br />
und Ablagerungen zu trennen. Die entspannte<br />
Luft wird, falls notwendig, über<br />
Filter abgeleitet. Beim Reinigen bleibt der<br />
Impulsdruck immer unterhalb des Betriebsdrucks,<br />
um Beschädigungen, insbesondere<br />
bei älteren Rohrsystemen im<br />
Bestand, zu vermeiden.<br />
Reinigung von Wärmeübertragern<br />
In jüngster Zeit zeigen sich neue Aufgabenfelder<br />
für die Reinigung. Bei der<br />
Nutzung der Erdwärme beispielsweise<br />
führen eisen- oder manganhaltige<br />
Grundwässer zu Ablagerungen in Wärmeübertragern<br />
und beeinträchtigen den<br />
Wärme übergang. Das Comprex-Verfahren<br />
ermöglicht hier eine Reinigung ohne Demontage<br />
der Wärmeübertrager und ohne<br />
Einsatz von Chemikalien.<br />
Reinigung von Ringleitungen<br />
Ein anderes Anwendungsbeispiel sind<br />
Ringleitungen mit dynamischen Strömungsteilern<br />
oder Venturi-Düsen. Sie<br />
haben den Zweck, die Verweilzeiten in<br />
Ringleitungen von Trinkwasser-Installationen<br />
zu verringern. Auch in diesen<br />
Systemen können sich während der Betriebszeit<br />
Ablagerungen und Biofilme bilden,<br />
sodass eine Reinigung erforderlich<br />
wird. Die Reinigungsmöglichkeiten wurden<br />
an einer Versuchsanlage mit dem von<br />
der Hammann GmbH entwickelten Magnetmodell<br />
untersucht. Die Versuchsanlage<br />
enthielt verschiedene Ringleitungsvarianten<br />
sowohl für die Stockwerks- als<br />
auch für die Flurverteilung. Bei den Untersuchungen<br />
an der Versuchsanlage zeigte<br />
sich, dass weder die Wasserspülung noch<br />
das klassische Spülen mit Wasser-/Luft-<br />
Gemischen ausreichend sind. Lediglich<br />
das Comprex-Verfahren ist geeignet, die<br />
Modellverunreinigungen zu mobilisieren<br />
und auszutragen. Grundsätzlich bestätigte<br />
sich die bisherige Spülreihenfolge stockwerksweise<br />
von unten nach oben. Allerdings<br />
ist es bei Ringleitungen im Stockwerk<br />
notwendig, immer nur einen Ring zu<br />
reinigen, während die anderen Ringe geschlossen<br />
sind. Dabei ist immer in Fließrichtung<br />
zu spülen und das Zirkulieren<br />
des Wassers in den Ringleitungen zu unterbinden.<br />
Diese Maßnahmen sind nötig,<br />
um das Rückspülen von Partikeln in bereits<br />
gereinigte Abschnitte zu verhindern.<br />
Hydrozyklon mit Filter für WC.<br />
Reinigung großer Rohrleitungen<br />
Interessant war auch die Anfrage von Installateuren<br />
zur Reinigung großer Rohrleitungen<br />
(DN > 80) in Gebäuden, die mit den<br />
üblichen Möglichkeiten nicht zu reinigen<br />
sind. Genau diese Anforderungen erfüllt<br />
das Comprex-Verfahren durch seine Skalierbarkeit.<br />
Es ist sowohl für Rohrleitungen<br />
der Trinkwasser-Installation (DVGW W<br />
557) als auch für solche in Wasserverteilungsanlagen<br />
(DVGW W 291) geeignet.<br />
Literatur:<br />
[1] Hammann, H.-G. und Birnbaum, K.; Alte<br />
Trinkwasser-Installationen ohne Rostwasser<br />
betreiben: energie | wasser-praxis 4/2010 S.<br />
12 – 15<br />
[2] http://comprex.de/trinkwasser-installation<br />
[3] http://comprex.de/grosse-leitungen-solltenexperten-spuelen<br />
[4] DVGW W 557 (A): Reinigung und Desinfektion<br />
von Trinkwasser-Installationen<br />
[5] DVGW W 291 (A): Reinigung und Desinfektion<br />
von Wasserverteilungsanlagen<br />
Autor: Dr. Norbert Klein, Hammann GmbH<br />
Bilder: Hammann GmbH, Annweiler am Trifels<br />
http://comprex.de/<br />
www.hammann-gmbh.de<br />
Hydrozyklon mit Filter für Duschtasse.<br />
62 IKZ-HAUSTECHNIK Sonderheft Trinkwasserhygiene 2017
64<br />
SANITÄR - - - Trinkwasserhygiene<br />
Fachgerecht sanieren<br />
Bekämpfung von Legionellen-Kontamination ▪ Ist eine Kontamination in einer Trinkwasser-<br />
Installation vorhanden, soll eine Gefährdungsanalyse alle Mängel aufdecken und bewerten,<br />
Möglichkeiten für eine sinnvolle Sanierung aufzeigen und als Grundlage für einen Instandhaltungsplan<br />
dienen. In der Praxis werden – wenn es um die Sanierung von Trinkwasser-Installationen<br />
geht – vielfach jedoch nur unkoordinierte Einzel-Maßnahmen ergriffen, die mit einem<br />
sach- und fachgerechten Sanierungsplan nichts zu tun haben und die unter Umständen die<br />
Schäden und Risiken für die Nutzer sogar noch vergrößern können. → Arnd Bürschgens<br />
Ein Mangel in einer Trinkwasser-Installation<br />
kann auf verschiedenen Wegen erkannt<br />
werden. Beispielsweise durch einen<br />
positiven Untersuchungsbefund oder durch<br />
eine systemorientierte Inspektion der Anlage.<br />
Aber auch Beschwerden der Nutzer oder im<br />
schlimmsten Fall Erkrankungsfälle, die mit<br />
dem Gebrauch von Trinkwasser im Zusammenhang<br />
stehen könnten, bringen die Mängel<br />
ans Licht. Unabhängig von rechtlichen<br />
Verpflichtungen zur Gefährdungsanalyse, besteht<br />
grundsätzlich die Möglichkeit, durch eine<br />
präventiv veranlasste („systemorientierte“)<br />
Gefährdungsanalyse, bestehende<br />
Schwachstellen einer Trinkwasser-Installation<br />
frühzeitig zu erkennen. Insbesondere bei der<br />
Übernahme oder der Bewertung von Immobilien<br />
kann eine systemorientierte Gefährdungsanalyse<br />
sinnvoll sein. Dabei hilft eine<br />
Gefährdungsanalyse nicht nur, Gesundheitsgefährdungen<br />
und unnötige Haftungsrisiken<br />
zu vermeiden, sondern trägt zu kalkulierbaren<br />
Budgets zum Betrieb und zur Instandhaltung<br />
einer Anlage bei, damit Mängel frühzeitig<br />
behoben werden können oder gar nicht<br />
erst entstehen. In diesem Sinne sollte jede<br />
Anlage über einen vollständigen Instandhaltungsplan<br />
nach VDI/DVGW 6023 verfügen.<br />
Ein Mangel kann in der Nichteinhaltung<br />
der Anforderungen der Trinkwasserverordnung<br />
bestehen, kann aber auch eine ästhetische<br />
Veränderung des Trinkwassers sein (z. B.<br />
schwarze Biofilme, Änderungen in Geruch<br />
und Geschmack, Rost, Kleinlebewesen etc.<br />
(Bild 1). In bestehenden Trinkwasser-Installationen<br />
mit verzinkten Stahlleitungen im<br />
Schwarze, schleimige Beläge an<br />
Entnahmestellen stammen oft von<br />
harmlosen Hefepilzen, stellen jedoch<br />
einen ästhetischen Mangel dar.<br />
1<br />
SBZ 06/17
65<br />
Warmwasserbereich kann es beispielsweise<br />
durch Korrosion bereits nach kurzen Stagnationszeiten<br />
zu einer Verfärbung des Trinkwassers<br />
kommen (Bild 2).<br />
Regelwerke als<br />
Handlungs leitfaden<br />
Wie eine mikrobiologische Kontamination<br />
durch z. B. Legionellen oder Pseudomonas<br />
aeruginosa, beseitigt werden kann, wird im<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 556 beschrieben.<br />
Wichtige Hinweise zur Sanierung einer Anlage<br />
bei einer Kontamination mit Legionellen<br />
sind aber auch dem DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 551 zu entnehmen. Zur Instandsetzung<br />
von Trinkwasser-Installationen, die durch<br />
Korrosion oder Steinbildung geschädigt sind,<br />
liegt aktuell der Entwurf des neuen DVGW-<br />
Arbeitsblatts W 558 vor und generelle Vorgaben<br />
zu Reinigung und Desinfektion von<br />
Trinkwasser-Installationen bei mikrobiologischen<br />
oder chemischen Verunreinigungen<br />
sind dem DVGW-Arbeitsblatt W 557 zu entnehmen.<br />
Diese Regelwerke zeigen praxistauglich<br />
auf, welche Maßnahmen jeweils geeignet<br />
sind, um die Mängel zu beseitigen,<br />
welche Voraussetzungen hierfür vorliegen<br />
müssen und welche Maßnahmen entsprechend<br />
nicht geeignet sind. So wird im DVGW<br />
W 556 (A) klar definiert, dass z. B. eine Ozon-<br />
Desinfektion in Trinkwasser-Installationen<br />
nicht geeignet ist.<br />
Allerdings sind diese Regelwerke nicht immer<br />
ganz widerspruchsfrei: Im DVGW W 551<br />
(A) wird beispielsweise unter den Sofortmaßnahmen<br />
bei einer Legionellen-Kontamination<br />
von > 10 000 KBE/100 ml noch immer<br />
die thermische Desinfektion aufgeführt.<br />
W 556 und W 557 machen jedoch andere<br />
Aussagen: Desinfektionsmaßnahmen – egal<br />
ob chemisch oder thermisch – zählen laut<br />
W 556 (A) nicht zu den möglichen Sofortmaßnahmen,<br />
da eine Desinfektion immer gewisse<br />
Informationen voraussetzt, wie detaillierte<br />
Kenntnisse über die verbauten Materialien,<br />
über das Vorhandensein von Stagnationsbereichen<br />
und über Vorschädigungen. In<br />
der Regel kann eine Desinfektion nur mit einigem<br />
technischem und organisatorischem<br />
Aufwand durchgeführt werden, der eine gewisse<br />
Zeit an Vorplanung nötig macht und<br />
einen sofort greifenden Schutz der Verbraucher<br />
ausschließt. Bei einer solchen Desinfektionsmaßnahme<br />
kann es sich also, wenn<br />
überhaupt, nur um eine „betriebserhaltende“<br />
Maßnahme im Rahmen einer Sanierung<br />
handeln. Maßnahmen, die einen sofortigen<br />
Schutz der Nutzer gewährleisten, sind ausschließlich<br />
Nutzungseinschränkungen<br />
(Duschverbot) und die Absicherung von Entnahmestellen<br />
durch endständige Sterilfilter.<br />
Keine Einzelmaßnahmen<br />
2<br />
Korrosion in<br />
Leitungen aus<br />
schmelztauchverzinkten<br />
Stahlleitungen<br />
führt oft nach<br />
thermischen<br />
Desinfektionen<br />
zu erheblicher<br />
Braunfärbung<br />
des Trinkwassers.<br />
Im DVGW-Arbeitsblatt W 556 heißt es einleitend:<br />
„Auf der Grundlage der Gefährdungsanalyse<br />
hat der Betreiber Maßnahmen zur<br />
hygienisch-technischen Sanierung der Trinkwasser-Installation<br />
einzuleiten. Dabei sind sowohl<br />
technische Aspekte der Trinkwasser-Installation<br />
als auch gesundheitliche Aspekte<br />
der Nutzer sowie mögliche Übertragungswege<br />
zu berücksichtigen.“ Der Begriff der Sanierung<br />
ist jedoch nach W 557 klar definiert als<br />
die Gesamtheit der „Betriebs- und bautechnischen<br />
Maßnahmen zur Wiederherstellung<br />
des bestimmungsgemäßen Betriebs einer<br />
Trinkwasser-Installation im Sinne der Trinkwasserverordnung,<br />
die über eine Reinigung<br />
und/oder Desinfektion hinausgehen, wobei<br />
Reinigung und Desinfektion Bestandteile einer<br />
Sanierung sein können“.<br />
Bereits durch diese Definition ist klargestellt,<br />
dass eine „Heißspülung“, die Installation<br />
einer Desinfektionsanlage, eine thermische<br />
oder ein chemische Trinkwasser-Desinfektion<br />
keine Sanierung einer kontaminierten<br />
Trinkwasser-Installation darstellen.<br />
Bestimmungsgemäßen Betrieb<br />
wiederherstellen<br />
Das Ziel eines Sanierungsplans, basierend auf<br />
einer fundierten Ursachenermittlung, muss<br />
immer die dauerhafte Wiederherstellung der<br />
Gebrauchstauglichkeit sein, das heißt eine<br />
Trinkwasser-Installation so instand zu setzen,<br />
dass hinterher ein bestimmungsgemäßer Betrieb<br />
nach den Anforderungen der Trinkwasserverordnung<br />
möglich ist.<br />
Eine regelmäßige, fachgerechte Instandhaltung<br />
ist dabei die Voraussetzung für einen<br />
hygienisch unbedenklichen, bestimmungsgemäßen<br />
Betrieb einer Trinkwasser-Installation.<br />
Ein bestimmungsgemäßer Betrieb liegt<br />
nach W 557 (A) dann vor, wenn<br />
▪ die Trinkwasser-Installation, wie bei der<br />
Planung zugrunde gelegt, betrieben wird,<br />
▪ bedenkliche Stagnation in der gesamten<br />
Trinkwasser-Installation vermieden wird<br />
(u. a. regelmäßige Wasserentnahme),<br />
▪ die Temperaturen für kaltes und erwärmtes<br />
Trinkwasser eingehalten werden<br />
▪ die Maßnahmen zum Schutz des Trinkwassers<br />
nach DIN EN 806-5, DIN EN<br />
1717 und DIN 1988-100<br />
▪ sowie die Instandhaltungsintervalle, insbesondere<br />
die Wartungsintervalle, eingehalten<br />
werden.<br />
Unabhängig von der Größe der Trinkwasser-<br />
Installation sollte vor Beginn einer Sanierung<br />
geprüft werden, ob tatsächlich eine umfangreiche<br />
Sanierung oder vielleicht doch eher eine<br />
Neuinstallation sinnvoll ist. In jedem Fall<br />
sind jedoch die Meldepflichten nach TrinkwV<br />
2001 zu beachten! Bei einer lokalen Kontamination<br />
durch Stagnation, weil vielleicht ein<br />
Mieter nicht alle seine Entnahmestellen in der<br />
Wohnung nutzt, ist allerdings keine umfangreiche<br />
Sanierung oder Neuinstallation nötig<br />
(Bild 3).<br />
Bei jeder beabsichtigten Maßnahme sollte<br />
vorher immer die Auswirkung auf das Gesamtsystem<br />
bedacht werden. Wird z. B. als<br />
betriebstechnische Maßnahme die bisherige<br />
„Energiespar“-Temperatur des Trinkwassererwärmers<br />
von bislang 48 °C auf die notwendigen<br />
60 °C angehoben, könnte das zum einen<br />
zu einer unbeabsichtigten Erwärmung<br />
des Kaltwassers in den Schächten der Steigleitungen<br />
führen, beispielsweise durch unzureichende<br />
Dämmung oder mangelnden Wasseraustausch.<br />
Zum anderen könnte die Erhöhung<br />
der Temperatur im Speicher auch zu<br />
einem reduzierten Wasserwechsel führen, da<br />
die Bewohner immer mit der gleichen Temperatur<br />
duschen. Höhere Temperaturen im<br />
Speicher führen dann dazu, dass zur Tempe-<br />
www.sbz-online.de
66<br />
SANITÄR - - - Trinkwasserhygiene<br />
Bild: Fa. Otto Kamp GmbH<br />
3<br />
Bei einer lokalen Kontamination als Ursache für einen Mangel hilft es auch manchmal,<br />
wenn man dem Nutzer die Verantwortung durch automatische Armaturen abnimmt.<br />
ratureinstellung eben weniger Warmwasser<br />
genutzt wird und damit plötzlich der Speicher<br />
überdimensioniert ist.<br />
Mikrobiologische Kontamination<br />
Der Einsatz bakteriendichter Filter („Hygienefilter“,<br />
Ultrafilter, „Sterilfilter“ u.ä.) kann nach<br />
W 556 nur übergangsweise den Weiterbetrieb<br />
an ausgewählten endständigen Entnahmestellen<br />
während des Sanierungszeitraumes<br />
ermöglichen. Mit Ausnahme von Hochrisikobereichen<br />
in Krankenhäusern sollten<br />
bakteriendichte Filter nur vorübergehend bis<br />
zur Wiederherstellung mikrobiell einwandfreier<br />
Verhältnisse installiert werden (Bild 4).<br />
Aus Gründen des unmittelbaren Gesundheitsschutzes,<br />
wenn beispielsweise eine Anlage<br />
weiter betrieben werden muss, ein teilweises<br />
Duschverbot nicht möglich ist und Entnahmestellen<br />
auch nicht mit Sterilfiltern gesichert<br />
werden können, kann es notwendig<br />
sein, vor und/oder während einer technischen<br />
Sanierung eine zeitlich befristete kontinuierliche<br />
Desinfektion des Trinkwassers<br />
vorzunehmen. Es ist dabei aber nicht auszuschließen,<br />
dass es durch eine Trinkwasserdesinfektion<br />
zu potenziellen Schädigungen<br />
der nachgeschalteten Rohrleitungen und<br />
Bauteile kommen kann. In keinem Fall ersetzt<br />
jedoch eine Desinfektion die Sanierung einer<br />
Trinkwasser-Installation. Auch ist der Einsatz<br />
einer permanenten Trinkwasser-Desinfektion<br />
zur Energieeinsparung (Absenkung der Temperatur<br />
im Warmwasser aufgrund vermeintlicher<br />
Sicherheit durch Desinfektionsmittel)<br />
nach den allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik nicht zulässig und damit ein klarer<br />
Verstoß gegen die TrinkwV 2001.<br />
Ablauf der Sanierung<br />
Der Ablauf einer Sanierung gliedert sich sinnvoller<br />
Weise wie folgt:<br />
4<br />
Bakteriendichte Filter<br />
dürfen (außer<br />
in Hochrisikobereichen<br />
von Krankenhäusern)<br />
niemals<br />
präventiv oder dauerhaft<br />
eingesetzt<br />
werden, sondern<br />
ausschließlich zeitlich<br />
befristet für die<br />
Dauer der Sanierung.<br />
1. Identifizierung von Kontaminationsquellen<br />
und -ursachen, z. B. im Rahmen der<br />
weitergehenden Untersuchung und der<br />
Gefährdungsanalyse<br />
2. Erforderliche bauliche Maßnahmen<br />
(Rückbau von Tot- und Stagnationsstrecken,<br />
Austausch oder Instandsetzung von<br />
Bauteilen oder Apparaten)<br />
3. Reinigung des Systems und Austrag aller<br />
mobilisierbarer Ablagerungen (Sediment,<br />
Biofilm) und gegebenenfalls einmalige<br />
Anlagen-Desinfektion des Systems/der<br />
betroffenen Bereiche<br />
4. Nachhaltige Beseitigung der Kontaminationsursachen<br />
(systemisch/lokal) durch<br />
die Umsetzung eines Sanierungskonzepts<br />
auf Grundlage der Gefährdungsanalyse<br />
5. Sicherstellung eines dauerhaft bestimmungsgemäßen<br />
Betriebs<br />
6. Wiederkehrende Überprüfung der Wirksamkeit<br />
der ergriffenen Maßnahmen<br />
(Nachuntersuchungen nach DVGW<br />
W 551 (A)) (Bild 5).<br />
Eine Reinigung zu Beginn einer Sanierung<br />
durchzuführen, kann bei höheren Kontaminationen<br />
auch eine kurzfristige Verbesserung<br />
der Beprobungsergebnisse bringen, was für<br />
die eigentliche Sanierung ein Zeitgewinn sein<br />
kann. Reinigung und/oder Desinfektion sind<br />
aber als eigentliche Maßnahme im Rahmen<br />
der Sanierung nur nachhaltig wirksam, wenn<br />
die Maßnahmen jeden Bereich und Abschnitt<br />
einer Trinkwasser-Installation erreichen können.<br />
Bevor Maßnahmen zur Reinigung und<br />
Desinfektion in Angriff genommen werden<br />
können, müssen also sämtliche Stagnationsund<br />
Totleitungen entfernt werden.<br />
DVGW W 551 (A) unterscheidet bei den<br />
Maßnahmen zur Sanierung die betriebstechnischen,<br />
bautechnischen und verfahrenstechnischen<br />
Maßnahmen, wobei heute auch<br />
noch die organisatorischen Maßnahmen<br />
(Probenahmeschema, Spül-, Instandhaltungs-<br />
oder Hygienepläne) dazugehören.<br />
Unter den betriebstechnischen Maßnahmen<br />
werden alle Stell-, Steuer- und Regelvorgänge<br />
an Komponenten und Einrichtungen<br />
des Systems mit dem Ziel der Anlagenoptimierung<br />
zusammengefasst. Hierzu zählen<br />
u. a. die Erhöhung der Sollwert-Einstellung an<br />
Trinkwassererwärmungsanlagen oder die<br />
Optimierung von Pumpenlaufzeiten in der<br />
Zirkulation). Die betriebstechnischen Maßnahmen<br />
können am einfachsten und schnellsten<br />
durchgeführt werden, da hierzu gewöhnlich<br />
keine Eingriffe in das System notwendig<br />
sind.<br />
Mit bautechnischen Maßnahmen sind alle<br />
technischen Eingriffe in das gesamte System<br />
oder einzelne Anlagenteile bezeichnet, um<br />
die Trinkwasser-Installation den aktuell geltenden<br />
allgemein anerkannten Regeln der<br />
SBZ 06/17
67<br />
5<br />
Grundsätzliches Vorgehen beim Auftreten von Auffälligkeiten<br />
in einer Trinkwasser-Installation.<br />
Technik anzupassen. Zu den bautechnischen<br />
Maßnahmen kann die Reduzierung des Speicherwasser-Volumens<br />
gehören, die Erhöhung<br />
der Dämmstärke, die Nachrüstung<br />
geeigneter Regelventile zum hydraulischen<br />
Abgleich in der Zirkulation, Rückbau stagnierender<br />
Leitungen (und die entsprechende<br />
Neuberechnung der verbleibenden Verteilleitungen)<br />
usw.<br />
Nach DVGW W 551 müssen Altanlagen<br />
im Bestand nach der Optimierung durch<br />
bau- und betriebstechnische Maßnahmen<br />
hinsichtlich der Betriebsbedingungen wie eine<br />
Neuanlage betrieben werden (Mindesttemperatur<br />
am Austritt des Trinkwassererwärmers<br />
60 °C, maximal 5 K Auskühlung bis<br />
zum Wiedereintritt der Zirkulation, das heißt<br />
Mindesttemperatur von 55 °C an jeder Stelle<br />
des Trinkwassersystems, Pumpenlaufzeiten,…).<br />
Das kann in den meisten Fällen nur<br />
erreicht werden, wenn auch in Bestandsgebäuden<br />
ein korrekter hydraulischer Abgleich<br />
gewährleistet und gegebenenfalls nachträglich<br />
realisiert ist.<br />
Als verfahrenstechnische Maßnahme ist<br />
die Anlagendesinfektion eine einmalige Maßnahme,<br />
die eine Trinkwasser-Installation insgesamt<br />
bis zur Entnahmestelle des Verbrauchers<br />
erfasst. Eine wesentliche Voraussetzung<br />
für die Wirkung eines Desinfektionsmittels ist,<br />
dass es in ausreichender Konzentration in<br />
ausnahmslos alle kontaminierten Bereiche<br />
der Trinkwasser-Installation gelangt. Vor Beginn<br />
einer Desinfektion sollte deshalb geprüft<br />
werden, ob oder gegebenenfalls durch welche<br />
Maßnahmen dies gesichert werden<br />
kann. Eine Dosierung bestimmter Desinfektionsmittel,<br />
wie Natriumhypochlorit, ist beispielsweise<br />
nur dann überhaupt sinnvoll,<br />
wenn die Temperatur im Trinkwasser (warm)<br />
nicht den allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik entspricht und auch kurzfristig nicht<br />
erhöht werden kann (z. B. bei unzureichender<br />
Leistung des Trinkwassererwärmers oder<br />
bei unzureichender Dämmung). Bei einer<br />
Temperatur von > 30 °C muss mit einem täglichen<br />
Verlust an wirksamem Chlor einer Natriumhypochloritlösung<br />
von bis zu 5,6 g/l<br />
freiem Chlor gerechnet werden. Zu den verfahrenstechnischen<br />
Maßnahmen gehört jedoch<br />
auch die Reinigung eines Systems oder<br />
die thermische Desinfektion.<br />
Tatsache ist, dass niemals eine einzelne<br />
Maßnahme alleine zielführend sein kann. Ein<br />
Sanierungserfolg benötigt immer die sinnvolle,<br />
individuelle Kombination verschiedener<br />
Sanierungsmaßnahmen.<br />
Reinigung des Systems<br />
Nachdem Stagnationsbereiche entfernt wurden,<br />
soll nach W 556 und [E] W 558 ein erster<br />
vorbereitender Schritt bei Sanierungen<br />
die Reinigung, insbesondere die Spülung der<br />
auffälligen Bereiche einer Trinkwasser-Installation<br />
sein. Eine thermische oder chemische<br />
Anlagendesinfektion kann als abschließende<br />
Maßnahme erforderlich werden. Hierbei ist<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt W 557 vorzugehen.<br />
Die Reinigung ist nur eine vorbereitende<br />
Maßnahme, um die Wirksamkeit von thermischer<br />
oder chemischer Desinfektion zu erhöhen<br />
bzw. sicherzustellen. Ohne Ablagerungen<br />
oder Biofilm zu entfernen, würde bei einer<br />
thermischen Desinfektion ein idealer<br />
Nährboden für nachströmende Bakterien in<br />
der Rohrleitung verbleiben, was schnell zu einem<br />
erneuten Aufkeimen führen kann. Ein<br />
chemisches Desinfektions- oder Oxidationsmittel<br />
würde sich zunächst an der Oberfläche<br />
des Biofilms abreagieren; die Desinfektionsmittel<br />
würden aufgezehrt, Konzentration an<br />
Reaktionsstoffen würde ansteigen und in<br />
endständigen Bereichen der Installation wäre<br />
eventuell gar kein wirksames Desinfektionsmittel<br />
mehr verfügbar.<br />
Reinigungsverfahren werden nach [E]<br />
W 558 auch zur Instandsetzung von Trinkwasser-Installationen<br />
eingesetzt, die durch<br />
Beläge verengt und/oder durch Innenkorrosion<br />
angegriffen sind. Die Korrosionsprodukte<br />
und Beläge in den betroffenen Rohrleitungen<br />
werden mechanisch und/oder chemisch entfernt.<br />
Doch jedes Verfahren hat seine spezifischen<br />
Vor- und Nachteile: An vorgeschädigten<br />
Bereichen können durch eine Reinigung<br />
Durchbrüche der Rohrwandung freigelegt<br />
www.sbz-online.de
68<br />
SANITÄR - - - Trinkwasserhygiene<br />
Die Abbildung zeigt die<br />
möglichen mechanischen<br />
Reinigungsverfahren nach<br />
DVGW W 557 (A), deren Anwendungsbereich<br />
und die<br />
jeweiligen Anforderungen.<br />
6<br />
Bild: Fa. Hamann GmbH<br />
7<br />
oder erst hervorgerufen werden und je nach<br />
Werkstoff können ohne weitere Korrosionsschutzmaßnahmen<br />
nach Entfernen der Beläge<br />
Korrosionsschäden auftreten, da schützende<br />
Deckschichten je nach Verfahren<br />
ebenfalls entfernt werden (Bild 6).<br />
Bei einer chemischen Reinigung der Rohrleitungen<br />
sollten niemals organische Säuren<br />
(z. B. Zitronen-, Peressig- oder Essigsäure) für<br />
die Reinigung eingesetzt werden, da in der<br />
Trinkwasser-Installation verbleibende Reste<br />
zu einer Aufkeimung führen können.<br />
Um in bestehenden Rohrleitungen Inkrustationen,<br />
Ablagerungen oder Biofilme zu<br />
entfernen, ist ein Spülen mit Wasser und Luft<br />
erforderlich, damit eine erhöhte Reinigungsleistung<br />
erzielt wird. Die raumdeckende turbulente<br />
Strömung bewirkt örtlich hohe, abrasive<br />
Kräfte zum Mobilisieren von Ablagerungen.<br />
Gegenüber dem einfachen Spülen<br />
mit Wasser reduziert sich der Wasserbedarf<br />
erheblich. Das Verfahren basiert dabei auf einer<br />
kontrollierten, impulsartigen Zugabe<br />
komprimierter, technisch reiner Luft innerhalb<br />
eines definierten Reinigungsabschnitts,<br />
um über Scher- und Schleppkräfte mit hohen<br />
Geschwindigkeiten von 10–20 m/s auch<br />
anhaftende Verunreinigungen und Biofilm<br />
zu mobilisieren und auszutragen. Im Gegensatz<br />
zum Spülen mit Wasser stellen diese Arbeiten<br />
hohe verfahrens- und sicherheitstechnische<br />
Anforderungen und müssen daher<br />
von geschulten Fachfirmen ausgeführt werden<br />
(Bild 7).<br />
Die Anforderungen an Vorbereitung und spezielles Equipment erfordern,<br />
dass mechanische Reinigungen nur von geschulten Fachunternehmen<br />
durchgeführt werden sollten.<br />
Verfahrenstechnische<br />
Maßnahmen<br />
Nach den betriebs- und bautechnischen<br />
Maßnahmen und nachdem die Installation<br />
durch eine geeignete Reinigung vorbereitet<br />
wurde, kann gegebenenfalls eine einmalige<br />
Anlagendesinfektion die abschließende Maßnahme<br />
einer Sanierung bilden. Ziel einer Anlagendesinfektion<br />
ist es, die Trinkwasser-Installation<br />
nach einer technischen Sanierung in<br />
einen hygienisch einwandfreien Zustand zu<br />
versetzen, der dann einen bestimmungsgemäßen<br />
Gebrauch ermöglicht.<br />
Prinzipiell ist bei der Desinfektion aber zu<br />
unterscheiden zwischen der Anlagendesinfektion<br />
und der Trinkwasserdesinfektion: Die<br />
Anlagendesinfektion ist im Gegensatz zur<br />
Trinkwasserdesinfektion eine diskontinuierliche<br />
(einmalige) Maßnahme, die eine Trinkwasser-Installation<br />
insgesamt oder einen<br />
kontaminierten Bereich bis zur Entnahmestelle<br />
des Verbrauchers erfasst. Eine Trinkwasserdesinfektion<br />
ist dagegen eine kontinuierliche<br />
(länger andauernde) Maßnahme, bei der lediglich<br />
die im Trinkwasser vorhandenen Mikroorganismen<br />
reduziert werden sollen und<br />
hat kaum bis gar keine Auswirkungen auf die<br />
Installation selbst. Eine Anlagendesinfektion<br />
ist nur nachhaltig, wenn die Ursachen der<br />
Kontamination beseitigt sind. Eine Anlagendesinfektion<br />
kann sowohl chemisch als auch<br />
thermisch erfolgen, abhängig vom jeweiligen<br />
System, der Art der Kontamination, den<br />
verbauten Materialien usw. Die UV-Desinfektion<br />
ist zwar ebenfalls ein zugelassenes Desinfektionsverfahren,<br />
da es der Reduzierung<br />
bzw. Abtötung und Inaktivierung von Mikro-<br />
SBZ 06/17
69<br />
Übersicht über Anwendungsbereiche<br />
sowie Anwendungskonzentrationen<br />
und Einwirkzeiten geeigneter<br />
Desinfektionsmittel.<br />
8<br />
organismen dient, jedoch kann eine UV-Desinfektion<br />
alleine nicht als Sanierungsmaßnahme<br />
angewandt werden, sondern ist im Sanierungsfall<br />
nur in Kombination mit einem weiteren<br />
Desinfektionsverfahren geeignet<br />
(„Aachener Konzept“). Nach einer thermischen<br />
bzw. chemischen Desinfektion kann eine<br />
z. B. permanente UV-Bestrahlung zur Legionellenverminderung<br />
bzw. zur Verlängerung<br />
notwendiger Desinfektionsintervalle eingesetzt<br />
werden.<br />
Thermische Desinfektion<br />
Sobald nach der Aufheizphase eine Temperatur<br />
von ≥ 70 °C am Wiedereintritt der Zirkulation<br />
am Trinkwassererwärmer erreicht ist,<br />
muss aus jeder einzelnen Entnahmestelle<br />
mindestens 70 °C heißes Wasser über länger<br />
als drei Minuten auslaufen. Gegebenenfalls<br />
müssen zur Temperaturhaltung die Entnahmestellen<br />
nacheinander geöffnet und einzeln<br />
thermisch desinfiziert werden. Dabei sind die<br />
Wassertemperaturen während der Entnahme<br />
zu überwachen. Temperatur und Zeitdauer<br />
sind unbedingt einzuhalten. Wird die Temperatur<br />
von 70 °C an einer Entnahmestelle unterschritten,<br />
ist die Maßnahme an dieser Stelle<br />
abzubrechen. Nach dem erneuten Aufheizen<br />
des gesamten Systems und Wiedererreichen<br />
der geforderten Temperatur ist die<br />
Maßnahme für den betreffenden Abschnitt<br />
insgesamt zu wiederholen.<br />
Häufig ist leider festzustellen, dass durchgeführte<br />
„thermische Desinfektionen“ gar<br />
nicht erst den Vorgaben der einschlägigen<br />
Regelwerke entsprechen. Sie haben eher den<br />
Charakter einer „Heißspülung“, da oftmals<br />
lediglich die Solltemperatur des Trinkwassererwärmers<br />
erhöht wird und die Zapfstellen<br />
gespült werden. Werden dann diese erhöhten<br />
Temperaturen über einen längeren Zeitraum<br />
beibehalten, kann das beispielsweise in<br />
Installationen aus verzinkten Eisenwerkstoffen<br />
zu erheblichen Korrosionsschäden und<br />
damit zu einem wirtschaftlichen Totalschaden<br />
der gesamten Trinkwasseranlage führen.<br />
Bei einer periodischen, temporären Temperaturerhöhung<br />
im Trinkwassererwärmer<br />
mit oder ohne Zirkulationssystem (z. B. „Legionellenschaltung“<br />
oder „Legionellenschleuse“)<br />
handelt es sich gemäß DVGW W 551<br />
und W 557 (A) nicht um eine thermische Desinfektion,<br />
da nicht alle Anlagenteile erfasst<br />
werden (z. B. Entnahmearmaturen). Werden<br />
nicht alle Anlagenteile für mindestens drei Minuten<br />
mit 70 °C beaufschlagt, kann es nach<br />
Abschluss der Maßnahme sehr schnell zu einer<br />
Wiederverkeimung aus den nicht-desinfizierten<br />
Bereichen kommen. Eine solche Maßnahme<br />
ist daher nicht zielführend.<br />
Voraussetzungen für eine<br />
erfolgreiche Desinfektion<br />
Während einer Desinfektion der Anlage steht<br />
dem Verbraucher kein Trinkwasser aus der<br />
Trinkwasser-Installation zur Verfügung, da<br />
das durchfließende Wasser entweder mit<br />
Desinfektionschemikalien versetzt ist oder eine<br />
extrem hohe Temperatur mit dem Risiko<br />
von Verbrühungen aufweist. Durch geeignete<br />
Vorkehrungen (organisatorisch oder technisch)<br />
muss sichergestellt sein, dass aus der<br />
behandelten Anlage kein Wasser als Trinkwasser<br />
entnommen werden kann. Gegebenenfalls<br />
muss Trinkwasser anderweitig bereitgestellt<br />
werden.<br />
Bei der chemischen Anlagendesinfektion<br />
ist zudem eine geeignete Sicherungseinrichtung<br />
nach DIN EN 1717 und DIN 1988-100<br />
gegenüber der öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />
einzubauen. Für die Durchführung<br />
einer Anlagendesinfektion muss zudem ausreichend<br />
Personal eingeplant werden, das<br />
entsprechend einzuweisen ist und für das gegebenenfalls<br />
geeignete Arbeitsschutzmittel<br />
bereitzustellen sind.<br />
Jede Anlagendesinfektion belastet dabei<br />
die Werkstoffe und Bauteile der Trinkwasser-<br />
Installation, sodass es zu einer vorzeitigen Alterung<br />
der Materialien oder unmittelbaren<br />
Schädigungen der Trinkwasser-Installation<br />
kommen kann. Eine regelmäßige, präventive<br />
Wiederholung der Anlagendesinfektion zur<br />
Verhinderung von Kontaminationen ist daher<br />
auf keinen Fall zu empfehlen.<br />
Die jeweilige Reinigungs- oder Desinfektionsmaßnahme<br />
ist mit allen relevanten Begleitumständen<br />
vollständig zu dokumentieren.<br />
Entsprechende Formblätter sind im Anhang<br />
zum DVGW W 557 (A) verfügbar und<br />
sollten – vollständig ausgefüllt und durch den<br />
Fachbetrieb unterschrieben – dem Auftraggeber<br />
nach Abschluss der Arbeiten übergeben<br />
werden. Nach einer Anlagendesinfektion<br />
ist die mikrobiologische Beschaffenheit des<br />
Wassers durch eine Untersuchungsstelle nach<br />
Trinkwasserverordnung zu überprüfen. Auch<br />
diese Untersuchungsergebnisse zur Dokumentation<br />
des Erfolgs der Maßnahme sind<br />
dem Auftraggeber zur Ablage im Betriebsbuch<br />
zu übergeben.<br />
www.sbz-online.de
70<br />
SANITÄR - - - Trinkwasserhygiene<br />
Chemische Desinfektion<br />
Die für eine Desinfektion des Trinkwassers zugelassenen<br />
Desinfektionsmittel und -verfahren<br />
sind in der Liste der Aufbereitungsstoffe<br />
und Desinfektionsverfahren gemäß § 11<br />
TrinkwV 2001 aufgeführt. Die in dieser Liste<br />
aufgeführten Bedingungen (u. a. zulässige<br />
minimale und maximale Konzentrationen<br />
von Desinfektionsmitteln, Untersuchungsumfang,<br />
Untersuchungshäufigkeit, Nebenproduktkonzentrationen)<br />
müssen entsprechend<br />
der Trinkwasserverordnung an jeder<br />
Entnahmestelle der Trinkwasser-Installation<br />
eingehalten werden. Die Messungen hierzu<br />
müssen mindestens täglich erfolgen; die Ergebnisse<br />
sind zu protokollieren. Ein Verstoß<br />
gegen die Vorgaben des § 11 und der damit<br />
verbundenen Liste des Umweltbundesamts<br />
ist einer der wenigen unmittelbaren Straftatbestände<br />
nach Trinkwasserverordnung<br />
(Bild 8). Am Ende der Einwirkzeit muss die<br />
eingesetzte Desinfektionschemikalie noch<br />
nachweisbar sein.<br />
Unzulässige Maßnahmen<br />
Einige technische Maßnahmen gehören entschieden<br />
nicht zu den Sanierungsmaßnahmen,<br />
da die Anwendung verschiedener Bauteile<br />
und Verfahren, die mitunter aggressiv<br />
am Markt beworben werden, nach den allgemein<br />
anerkannten Regeln der Technik gar<br />
nicht zulässig ist. Ein solches Verfahren, das<br />
teilweise kontrovers diskutiert wird, ist die<br />
9<br />
Austrag einer abgelösten Epoxidharz-Schicht<br />
aus einer Trinkwasser-Installation:<br />
Die vollständige<br />
Neuinstallation des Leitungssystems<br />
ist hier alternativlos.<br />
Rohrinnenbeschichtung in Trinkwasser-Installationen.<br />
Dass die Innenbeschichtung von<br />
Trinkwasser-Rohrleitungen mit Epoxidharz<br />
oder mit keramischen Stoffen auf Epoxidharz-Basis<br />
weder eine regelkonforme Lösung<br />
zur Sanierung, noch zur Schadensprävention<br />
darstellt, darin herrscht in Sachverständigenkreisen<br />
Übereinstimmung. Gleichwohl rühren<br />
die Hersteller dieser Verfahren weiterhin<br />
kräftig die Werbetrommel. So argumentieren<br />
die Hersteller dieser Beschichtungsverfahren<br />
nicht nur mit Sanierungskosten „weit über<br />
50 % günstiger“. Auch sei das „alte Rohr wie<br />
von einem Metallpanzer geschützt“. Das Beschichtungsmaterial<br />
sei „gesundheitlich vollkommen<br />
unbedenklich, die meisten Konservendosen<br />
seien mit diesem Material beschichtet“.<br />
Nicht zuletzt seien die sanierten<br />
Rohrleitungen angeblich „so dauerhaft wie<br />
die heutigen Kunststoff-Rohre“ (Bild 9).<br />
Mehrere aktuelle Gerichtsurteile kommen<br />
allerdings zu dem Schluss, dass die Innenbeschichtung<br />
mit Epoxidharz im Trinkwasserbereich<br />
nicht den anerkannten Regeln der Technik<br />
entspricht. So heißt es unter anderem in<br />
der Urteilsbegründung des Landgerichts<br />
Mannheim (Urteil vom 23.10.2014 Az.: 3 O<br />
17/14): „In den vergangenen Jahren ist es zu<br />
einer intensiven Diskussion über die Eignung<br />
des Harzes aus hygienischer Sicht gekommen.<br />
Im Rahmen der Diskussion wurde geltend gemacht,<br />
dass Epoxidharz-Komponenten, wie<br />
die Stoffe Bisphenol A (BPA) und Epichlorhydrin,<br />
gesundheitsschädlich sind und bei der Benutzung<br />
von Trinkwasserleitungen freigesetzt<br />
werden können“. Nicht nur das bei dieser Methode<br />
eingesetzte Material ist kritisch zu betrachten.<br />
Auch das Verfahren an sich ist fragwürdig,<br />
da gültige Richtlinien zur Umsetzung,<br />
Prüfung und Qualifizierung fehlen.<br />
Zum Abschluss<br />
LITERATUR<br />
▪ Verordnung über die Qualität von<br />
Wasser für den menschlichen Gebrauch<br />
(Trinkwasserverordnung –<br />
TrinkwV 2001) in der Neufassung<br />
der Trinkwasserverordnung vom<br />
10. März 2016<br />
▪ Arnd Bürschgens: Legionellen in<br />
Trinkwasser-Installationen, Gefährdungsanalyse<br />
und Sanierung,<br />
Beuth Verlag, Januar 2016<br />
▪ DVGW-Arbeitsblatt W 551 Trinkwassererwärmungs-<br />
und Trinkwasserleitungsanlagen;<br />
Technische<br />
Maßnahmen zur Verminderung<br />
des Legionellenwachstums; Planung,<br />
Errichtung, Betrieb und Sanierung<br />
von Trinkwasser-Installationen<br />
▪ DVGW-Arbeitsblatt W 556 Hygienisch-mikrobielle<br />
Auffälligkeiten in<br />
Trinkwasser-Installationen; Methodik<br />
und Maßnahmen zu deren Behebung<br />
▪ DVGW-Arbeitsblatt W 557 Reinigung<br />
und Desinfektion von Trinkwasser-Installationen<br />
▪ DVGW-Arbeitsblatt W 558 (Entwurf)<br />
Instandsetzung von Trinkwasser-Installationen<br />
Sowohl nach Reinigungs- als auch nach Desinfektionsmaßnahmen<br />
sind zum Nachweis<br />
des Erfolgs der Maßnahme und entsprechend<br />
zur Dokumentation einer mikrobiologisch<br />
einwandfreien Trinkwasserbeschaffenheit<br />
an repräsentativen Entnahmestellen Untersuchungen<br />
erforderlich. Wurde eine chemische<br />
Anlagendesinfektion durchgeführt,<br />
ist durch Messungen vor der mikrobiologischen<br />
Probennahme zu belegen, dass die<br />
Desinfektionslösung aus der Trinkwasser-Installation<br />
vollständig ausgespült wurde und<br />
die Beprobung unter „realen Bedingungen“<br />
erfolgt. Nach einer thermischen Desinfektion<br />
ist die Betriebstemperatur durch Messung an<br />
repräsentativen Entnahmestellen nachzuweisen<br />
und zu dokumentieren (auch im Trinkwasser<br />
(kalt)!).<br />
Werden bei den drei notwendigen Nachuntersuchungen<br />
nach 1 Woche, nach 3 Monaten<br />
und nach 6 Monaten die Grenzwerte,<br />
Anforderungen und der technische Maßnahmenwert<br />
der Trinkwasserverordnung eingehalten,<br />
kann die sanierte Trinkwasser-Installation<br />
wieder in bestimmungsgemäßen Betrieb<br />
genommen werden. Ein Sanierungserfolg<br />
kann also erst nach Vorlage der einwandfreien<br />
Nachuntersuchungsergebnisse festgestellt<br />
werden.<br />
AUTOR<br />
Arnd Bürschgens<br />
ist Sachverständiger<br />
für Trinkwasserhygiene,<br />
Referent nach<br />
VDI/DVGW 6023/D<br />
und beteiligt sich aktiv an der Regelwerksarbeit<br />
des DIN, VDI und DVGW.<br />
Zudem ist er Vorsitzender im Richtlinien-Ausschuss<br />
VDI 3810 Blatt 2 und<br />
Mitglied im DIN-Normenausschuss<br />
Trinkwasser-Installation.<br />
E-Mail: buerschgens@wissen-fuerwasser.de<br />
SBZ 06/17
Produktbericht Sanitärtechnik<br />
Verfahren zur inneren Rohrreinigung bei<br />
biologischen Kontaminationen<br />
Ablagerungen einschließlich Biofilmen<br />
in den Trinkwasserinstallationen<br />
sind neben Nährboden<br />
und Rückzugsgebiet von Legionellen<br />
und anderen trinkwasserrelevanten<br />
Bakterien auch oft<br />
Ursache von Trübungserscheinungen<br />
im Trinkwasser. Das im<br />
Folgenden vorgestellte Comprex-<br />
Verfahren ermöglicht deren Beseitigung.<br />
Weiterhin ist es eine<br />
gute Methode, neuinstallierte<br />
Leitungen vor deren Inbetriebnahme<br />
zu reinigen.<br />
Wie jedes Lebensmittel bleibt Wasser<br />
nur eine begrenzte Zeit frisch<br />
und genießbar. Bei längerer Stagnation,<br />
z. B. aufgrund geringeren Wasserverbrauchs,<br />
zu groß dimensionierten<br />
Rohrleitungen und Warmwasserbereitern,<br />
stillgelegter Zapfstellen, Totleitungen<br />
etc. kann die Wasserqualität durch<br />
die Vermehrung von Bakterien beeinträchtigt<br />
werden. Gerade bei Verwendung<br />
verzinkter Stahlleitungen entstehen<br />
durch Korrosionsvorgänge zudem<br />
Trübungen und rotbraune Verfärbungen<br />
des Trinkwassers.<br />
Autor<br />
Bild 1<br />
Austrag von Ablagerungen während des Reinigungsprozesses aus einer Spültischarmatur<br />
Mikrobiologische Kontamination<br />
Positive Ergebnisse von mikrobiologischen<br />
Beprobungen der Trinkwasserinstallation<br />
treffen die Betreiber von<br />
haustechnischen Anlagen in der Regel<br />
vollkommen unerwartet und zum falschen<br />
Zeitpunkt. Sie sind mit der Situation<br />
überfordert, wollen aber eine<br />
schnelle Lösung, damit die Trinkwasseranlage<br />
weiter betrieben werden kann<br />
und nicht gesperrt werden muss.<br />
Die Ursachen der mikrobiologischen<br />
Kontamination sind zumeist in bau-,<br />
betriebs- und verfahrenstechnischen<br />
Mängeln zu suchen. Es kommt darauf<br />
an, diese zu erkennen und zu beheben.<br />
Das erfordert jedoch viel Zeit. Zeit, in<br />
der die Anlage, bei Sperrung durch das<br />
Gesundheitsamt, nicht genutzt werden<br />
kann. Für Eigentümer von z. B. Hotels,<br />
Produktionsbetrieben, Altenheimen,<br />
Krankenhäusern, Schwimmbädern ein<br />
inakzeptabler Zustand.<br />
Die Konzentration an Mikroorganismen<br />
des vom Wasserwerk kommenden<br />
Wassers ist zwar absolut unbedenklich,<br />
jedoch ist das Wasser natürlich nicht<br />
steril. Die enthaltenen Bakterien können<br />
sich durch die für sie günstigen<br />
Umgebungsbedingungen vermehren<br />
und werden sich an geeigneten Oberflächen<br />
anhaften. Ablagerungen, z. B.<br />
durch Korrosion begünstigen diesen<br />
Vorgang. Die Anhaftungen wachsen<br />
und bilden Biofilme, die sich wiederum<br />
aufbauen und durch den Wasserstrom<br />
teilweise angerissen werden. Somit können<br />
hohen Konzentrationen an Bakterien<br />
direkt in das Trinkwasser gelangen.<br />
Zu bedenken gilt immer, dass sich ca.<br />
95 % der im Trinkwassersystem vorkommenden<br />
Bakterien im Biofilm befinden.<br />
Viele Betreiber vertrauen im Problemfall<br />
auf die thermische oder chemische<br />
Desinfektion. Die Bakterien werden<br />
durch diese Maßnahmen zwar größtenteils<br />
abgetötet, aber nicht entfernt. Der<br />
Biofilm selbst wird nur unzureichend<br />
angegriffen und, was sehr entscheidend<br />
ist, nicht herausgespült. Mit diesen Methoden<br />
wird daher das Problem nur<br />
temporär gelöst. Eine schnelle Wiederverkeimung<br />
ist zu erwarten.<br />
Dipl.-Ing. Hans-Gerd Hammann, Jahrgang<br />
1962, ist geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Hammann GmbH, Annweiler am Trifels.<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Bw. (FH) Kai Birnbaum,<br />
Jahrgang 1971, ist Bereichsleiter Trinkwasserinstallation<br />
bei der Hammann GmbH.<br />
Trübungen in der Trinkwasserinstallation<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Wasserqualität<br />
ist Korrosion das Problem, mit<br />
welchem Nutzer und Betreiber von<br />
Trinkwasserinstallationen in der Hausinstallation<br />
am häufigsten konfrontiert<br />
werden. Dies liegt daran, dass die Trink-<br />
HLH Bd. 66 (2015) Nr. 9-September 33
Sanitärtechnik Produktbericht<br />
wasserleitungen in Altbauten im hohen<br />
Maße aus feuerverzinkten Rohren bestehen.<br />
Das sichtbare Ergebnis sind Trübungen<br />
und rotbraune Verfärbungen<br />
des Trinkwassers (Bild 1). Weitere Probleme<br />
zeigen sich dadurch, dass sich<br />
Filter, Siebe, Strahlregler oder Eckventile<br />
zusetzen und dadurch der Durchfluss<br />
verringert wird.<br />
Auch der Querschnitt von Zirkulationsleitungen<br />
nimmt ab, es kommt zu<br />
Stagnation und letztlich bilden sich in<br />
diesen Leitungsabschnitten ideale Bedingungen<br />
für die Vermehrung von<br />
Bakterien wie z. B. die legionella pneumophila.<br />
Durch die Verbindung Zirkulationsleitung,<br />
Warmwasserbereiter,<br />
Warmwassersystem verbreitet sich die<br />
Kontamination zügig über das gesamte<br />
System.<br />
Saubere Neuinstallationen<br />
vor Inbetriebnahme<br />
Nach DIN EN 806–4 [1] müssen Trinkwasserinstallationen<br />
zeitnah nach der<br />
Installation und Druckprüfung sowie<br />
unmittelbar vor der Inbetriebnahme gespült<br />
werden, um sämtlich Fremdstoffe<br />
auszutragen. Auch Heizungs-, Kälteund<br />
Feuerlöschsystem sollen gereinigt<br />
werden.<br />
Zweck der Reinigung ist die<br />
? Sicherung der Trinkwassergüte<br />
? Sicherstellung der Funktion, besonders<br />
bei Feuerlöschsystemen<br />
? Vermeidung von Korrosionsschäden<br />
? Vermeidung von Funktionsstörungen<br />
an Apparaten und Armaturen<br />
Während Leitungen mit geringen<br />
Durchmessern durchaus mit dem althergebrachten<br />
Luft/Wasser-Gemisch<br />
gespült werden können, gestaltet sich<br />
die Reinigung größerer DN als schwieriger.<br />
Der Reinigungseffekt der klassi-<br />
schen Luft/Wasser-Spülung reicht hier<br />
nicht mehr aus, um den Zweck dieser<br />
Spülungen zu erreichen.<br />
Bild 3<br />
Prinzip des Comprex-Verfahrens<br />
Bild 2<br />
Anschluss der<br />
Impuls-Spülbox<br />
an eine<br />
Steigleitung<br />
Mechanische Reinigung als<br />
wichtiges Lösungskonzept<br />
Biofilme und Ablagerungen im Trinkwasser-<br />
bzw. Nichttrinkwassersystem<br />
lassen sich nur auf mechanische Art ablösen<br />
und aus dem System austragen.<br />
Normale Wasserspülungen oder Luft-<br />
Wasser-Spülungen erreichen allerdings<br />
nur eine sehr geringe Reinigungsleistung.<br />
Seit 1998 steht mit dem Impuls-<br />
Spül-Verfahren Comprex der Hammann<br />
GmbH ein mechanisches Reinigungsverfahren<br />
zur Verfügung, welches<br />
eine außerordentlich hohe Reinigungsleistung<br />
auch bei sehr großen Nennweiten<br />
(bis DN 1200) aufweist. Es wird seit<br />
2005 auch in der Hausinstallation eingesetzt<br />
(Bild 2).<br />
Beschreibung und Weiterentwicklung<br />
zum patentierten Verfahren<br />
Das Reinigungsverfahren ist eine Weiterentwicklung<br />
der klassischen Luft-<br />
Wasser-Spülung. Luftblöcke, welche in<br />
den Wasserstrom eingebracht werden,<br />
füllen den gesamten Querschnitt der<br />
Rohrleitung aus uns wandern abwechselnd<br />
mit Wasser durch die Leitungen<br />
und erzeugen so an den Grenzflächen<br />
zur Rohrwand Kavitationserscheinungen<br />
und Verwirbelungen bis zu einer<br />
Geschwindigkeit von 20 m/s (Bild 3).<br />
Die hohen Fließgeschwindigkeiten liegen<br />
also genau da an, wo sie notwendig<br />
sind: an der Rohrinnenwand.<br />
Alle mobilisierbaren Ablagerungen<br />
werden, ohne die Zerstörung der harten<br />
Deckschicht, abrasiert und ausgespült.<br />
Da die Zugabe der Luft innerhalb eines<br />
druckreduzierten Spülabschnittes impulsartig<br />
erfolgt, spricht man vom Impuls-Spül-Verfahren.<br />
34<br />
HLH Bd. 66 (2015) Nr. 9-September
Produktbericht Sanitärtechnik<br />
© Springer-VDI-Verlag GmbH & Co. KG, Düsseldorf 2015<br />
Bild 4<br />
Austräge aus Trinkwasserinstallationen in Gebäuden<br />
Das Impuls-Spül-Verfahren Comprex<br />
wurde inzwischen weiterentwickelt.<br />
Die Luftimpulse und die Impulssequenzen<br />
werden nun computergesteuert<br />
moduliert und an die jeweilige Rohrcharakteristik<br />
optimal angepasst. Auf<br />
diese Verbesserungen wurde der Hammann<br />
GmbH im Sommer 2014 ein Patent<br />
erteilt. Dadurch änderte sich auch<br />
der Verfahrensname von „Impuls-Spül-<br />
Verfahren Comprex“ zu „patentiertes<br />
Comprex-Verfahren“.<br />
Mechanische Reinigung als anerkannte<br />
Regel der Technik<br />
Im Oktober 2012 ist das neue DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 557 [2] „Reinigung und<br />
Desinfektion von Trinkwasser-Installationen“<br />
erschienen. Unter „Grundlagen“<br />
wird auf Seite 12 nun explizit darauf<br />
hingewiesen: „Der erste Schritt zur<br />
Beseitigung einer Verunreinigung ist in<br />
jedem Fall die Reinigung. Dies gilt auch<br />
bei mikrobiellen Kontaminationen.“<br />
Weiter heißt es: „ Zudem begünstigen<br />
Ablagerungen die Vermehrung von Mikroorganismen,<br />
wodurch es zu mikrobiellen<br />
Beeinträchtigungen kommen<br />
kann. Um dies zu verhindern, ist bei<br />
dem Vorhandensein von Ablagerungen<br />
eine Reinigung erforderlich.“<br />
Vorteile des patentierten<br />
Comprex-Verfahrens<br />
1. Schnelle Wiederinbetriebnahme nach<br />
Duschverbot:<br />
Durch den schnellen Einsatz der Reinigung<br />
mit optionaler Desinfektion<br />
werden die Ablagerungen/Biofilme beseitigt.<br />
Im Anschluss an die Nachbeprobung<br />
stehen dann die Zapfstellen in<br />
den allermeisten Fällen wieder zur Verfügung.<br />
Die Basis der Hygiene ist gelegt.<br />
Die nachhaltige Beseitigung der Systemmängel<br />
sollte zeitnah erfolgen.<br />
2. Höherer Komfort:<br />
Das Beseitigen der Ablagerungen führt<br />
im Allgemeinen, je nach Stärke dieser<br />
Ablagerungen, zu erhöhtem Volumenstrom<br />
und zu höheren Temperaturen<br />
im Warm- und Zirkulationssystem.<br />
Durch die bessere Durchströmung<br />
der Zirkulationsleitungen liegt auch<br />
schneller warmes Wasser an den Zapfstellen<br />
an.<br />
3. Hygienischer Nutzen:<br />
Die Trübungsprobleme sind beseitigt.<br />
Um dies langfristig zu gewährleisten<br />
wird der anschließende Einbau einer<br />
Phosphatier-/Silikatanlage empfohlen.<br />
Durch den Austrag von Ablagerungen<br />
und Biofilme (Bild 4) wurden auch die<br />
Rückzugsgebiete und Nahrungsquellen<br />
für Bakterien beseitigt. Im Falle einer<br />
eingebauten permanenten Desinfektionsanlage<br />
wird deren Wirkung vergrößert,<br />
da es nach der Reinigung zu einer<br />
geringeren Zehrung des Desinfektionsmittels<br />
kommt.<br />
4. Qualitativ höherwertiges System:<br />
Während der Reinigung werden sämtliche<br />
Absperrventile im System betätigt,<br />
deren Funktion überprüft und, soweit<br />
möglich, wieder gängig gemacht, oder<br />
die Oberteile werden ausgetauscht. Dadurch<br />
ist eine ordnungsgemäße Funktion<br />
und sichere Absperrung von Teilbereichen<br />
im Bedarfsfall gewährleistet.<br />
5. Ökonomischer Nutzen:<br />
Durch die Reinigung der Anlage kann<br />
sich die Laufzeit der Anlage erhöhen<br />
bzw. das Zeitfenster zu einer umfangreichend<br />
Sanierung kann sich erweitern.<br />
Durch die Verringerung der Strömungswiderstände<br />
in den Leitungen nach der<br />
Reinigung kann auf den Einsatz einer<br />
sonst möglicherweise stärkeren Zirkulationspumpe<br />
verzichtet werden.<br />
Fazit<br />
Eine mechanische Reinigung von<br />
Hausinstallationen ist mittlerweile<br />
Stand der Technik. Das hier vorgestellte<br />
patentierte Comprex-Verfahren beseitigt<br />
die mobilisierbaren Ablagerungen<br />
und Biofilme. Nutzt man dieses Potential<br />
zusammen mit einer chemischen<br />
Desinfektion, sind die besten Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen, dass es nach<br />
einer Kontamination nicht zu einer<br />
schnellen Wiederverkeimung kommt.<br />
Bautechnische, betriebstechnische und<br />
verfahrenstechnische Maßnahmen<br />
dürfen jedoch nicht außer Acht gelassen<br />
werden, damit das Ergebnis auch<br />
nachhaltig ist. Insgesamt betrachtet ist<br />
die Reinigung mit dem patentierten<br />
Comprex-Verfahren ein entscheidender<br />
Baustein für einen zielführenden Sanierungserfolg.<br />
Literatur<br />
[1] DIN 806–4: Beuth-Verlag GmbH, 2012.<br />
[2] DVGW W 557, Technische Regeln, 2012.<br />
HLH Bd. 66 (2015) Nr. 9-September
Dem Biofilm an den Kragen gehen – Verfahren zur inneren Rohrreinigung<br />
14.05.2012<br />
Vorfälle von Legionellen oder anderen biologischen Erregern in der Trinkwasserinstallation können mitunter durch Ablagerungen in den<br />
Rohren, durch Totleitungen oder Fehleinstellungen in einer Anlage verursacht werden. Doch wie kann ein System effektiv und nachhaltig<br />
gereinigt und saniert werden?<br />
Mithilfe einer Computersteuerung erfolgen<br />
die einzelnen Impuls-Spülungen, um den<br />
Biofilm zu entfernen.<br />
Die Wirkungsweise des Verfahrens:<br />
Luftblöcke, die den gesamten<br />
Querschnitt der Leitung ausfüllen,<br />
und Wasser durchströmen<br />
abwechselnd die Leitungen.<br />
Aus Sicht der Trinkwasserhygiene ist die Verkeimung eines Systems ein schwerwiegendes Problem. Die Erfahrungen in diesem Bereich zeigen, dass vor allem<br />
nachhaltige Lösungen vonseiten der Betreiber notwendig sind, um langfristig vorzubeugen und einer erneuten Kontamination entgegenzuwirken. Kommt es<br />
zu Vorfällen nachweislicher Verunreinigungen, so ist vonseiten der Betreiber die thermische oder chemische Desinfektion der Anlage meist der erste Schritt.<br />
Die chemische Desinfektion wie z.B. Chlorung tötet die Bakterien und Erreger zwar ab, beseitigt diese jedoch nicht. Daher bietet diese Vorgehensweise nur<br />
eine temporäre Lösung des Problems. Zudem ist der Einsatz von Chlor oder Chlordioxid nachweislich mit Risiken belegt. Aus diesem Grund ist es dem<br />
Deutschen Fachverband für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW) ein besonderes Anliegen, in seinen Foren und Schulungen über Alternativen aufzuklären und<br />
die Wirkungsweise der Methoden anschaulich dar- bzw. vorzustellen. So auch das Impuls-Spül-Verfahren der Hammann GmbH.<br />
Neue Technik mit altem Prinzip<br />
Bereits seit 13 Jahren reinigt das Unternehmen Rohrnetzleitungen und hat sein Verfahren weiterentwickelt, sodass es ihnen seit 2005 möglich ist, auch<br />
Hausinstallationen zu reinigen. Das Spülverfahren ist eine Weiterentwicklung des klassischen Luft-Wasser-Spülverfahrens. Luftblöcke – die den gesamten<br />
Querschnitt der Leitung ausfüllen – und Wasser wandern im Wechsel durch die Leitungen und erzeugen so an den Grenzflächen zur Rohrwand<br />
Kavitationserscheinungen und Verwirbelungen, welche eine Geschwindigkeit von bis zu 15?m/s haben. So werden die mobilisierbaren Ablagerungen ohne<br />
Angriff der schützenden Deckschichten abgelöst. Da die Zugabe der Luft innerhalb eines druckreduzierten Spülabschnitts impulsartig mithilfe einer<br />
Computersteuerung erfolgt, spricht man vom Impuls-Spül-Verfahren. Dass dabei der Biofilm fast vollständig entfernt wird, wurde durch Prof. Dr. med. Martin<br />
Exner von der Universität in Bonn gutachterlich belegt.<br />
„Das Gutachten belegt unsere eigenen Erfahrungen“, erklärt Dipl.-Ing. (FH) Kai Birnbaum, Bereichsleiter Gebäudetechnik der Hammann GmbH. „Die<br />
Ergebnisse, die wir mit unserem Impuls-Spül-Verfahren erzeugen, lassen unsere Kunden immer wieder staunen. Vor allem sind sie überrascht und häufig<br />
sogar erschrocken über die Trübung des ausgespülten Wassers und der darin enthaltenen Feststoffe.“ Doch das Reinigen der Leitungen ist nur einer von vielen<br />
Mosaiksteinen, um die Trinkwasserqualität in einer Anlage dauerhaft zu gewährleisten. Daher ist es wichtig, dass der Betreiber weitere Maßnahmen einleitet,<br />
um eventuelle Mängel zu beseitigen. Hierüber wird der Kunde von dem Annweiler Unternehmen informiert und auf Wunsch an sachkundige Ingenieurbüros<br />
verwiesen.<br />
Kundenberatung ist hier ein wichtiges Thema<br />
„Uns ist es wichtig, die Kunden umfassend zu beraten, auf Schwachstellen aufmerksam zu machen und über die Risiken der bestehenden Mängel zu<br />
informieren. Eigentlich sollten die Betreiber regelmäßig Reinigungen in ihren Trinkwassersystemen vornehmen. Doch die Erfahrung zeigt, dass prophylaktische<br />
Maßnahmen viel zu selten durchgeführt werden“, erklärt der Bereichsleiter. In der Regel besteht bereits eine Kontamination, bevor sich die Kunden über die<br />
Möglichkeiten einer fachgerechten Spülung informieren. Die Verantwortlichen beginnen meist umgehend mit Umbaumaßnahmen oder spülen die Leitungen<br />
eigenständig. Doch mit herkömmlichen Spülverfahren oder durch reine Desinfektionen können solche Ablagerungen nicht entfernt werden. Eine gute<br />
Recherche und umfassende Beratung kann daher hilfreich sein, um die Kontamination in den Griff zu bekommen. Nach einer gemeinsamen Begehung vor Ort,<br />
in der auch auf bestehende Schwachstellen in der Anlage hingewiesen wird, und einem Beratungsgespräch durch die Hammann GmbH erfolgt die<br />
Angebotserstellung. Gemeinsam mit dem Kunden wird ein Projektplan erstellt. „Dabei achten wir genau auf die Nutzungszeiten der Anlage“, merkt Birnbaum<br />
an. „Handelt es sich beispielsweise um eine öffentliche Einrichtung wie eine Schule, dann nehmen wir die Spülungen am Wochenende oder während der Ferien<br />
vor. Bei einem Krankenhaus oder einem Altenzentrum ist dies natürlich nicht möglich. Hier legen wir dann gemeinsam mit dem Kunden die Spül-Abschnitte<br />
und Zeiträume fest, um einen sicheren und reibungslosen Betrieb der Anlage zu gewährleisten.“<br />
Säuberung der Trinkwasserleitung<br />
Bei der Reinigung wird dann, je nach Grad der Verschmutzung, eine reine Impuls-Spülung oder die Kombination mit einer kurzfristig stagnierenden<br />
Desinfektion durchgeführt. Durch die Kombination mit verschiedenen Desinfektionsmitteln wie beispielsweise Chlordioxid und Wasserstoffperoxid kann die<br />
Reinigungswirkung verbessert werden. Dies belegen wissenschaftliche Studien des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten<br />
Verbundprojektes „Vermeidung und Sanierung von Trinkwasser-Kontaminationen durch hygienisch relevante Mikroorganismen aus Biofilmen der<br />
Hausinstallation“. Im Verlauf der Spülung werden dann alle weichen und mobilisierbaren Ablagerungen mitsamt ihrem Bewuchs ausgetragen, so wird den<br />
Mikroorganismen der Nährboden entzogen. Dies kann über die Armaturen erfolgen, an denen spezielle Hand-Zyklonabscheider befestigt sind. Ist dies nicht<br />
möglich, wird das Wasser über Schläuche von der Zapfstelle an einen WC-Zyklonabscheider abgeleitet.<br />
Die Nachhaltigkeit der Reinigung hängt jedoch stark von den installationstechnischen Gegebenheiten ab. Darauf weist auch Kai Birnbaum innerhalb seiner<br />
Vorträge ausdrücklich hin. Nur durch die Beseitigung der Mängel und unter Berücksichtigung der anerkannten Regeln der Technik kann eine dauerhafte<br />
Problemlösung geboten werden. Eine mechanische Reinigung ist ein wesentlicher Schritt, jedoch nur einer von vielen Bausteinen in einem
Gesamtsanierungskonzept. Denn nur aus sauberen Leitungen kann auch sauberes Wasser kommen.<br />
Nachgefragt<br />
IKZ-Haustechnik: Herr Birnbaum, es wird beschrieben, dass Ihr System mittels Kavitationserscheinungen und Verwirbelungen an der Rohrwand den Biofilm<br />
abträgt, ohne die schützenden Deckschichten zu verletzen. Was macht Sie so sicher, dass dies nicht der Fall ist?<br />
Kai Birnbaum: Unser Impuls-Spül-Verfahren arbeitet mithilfe von sogenannten Luftmolchen, die aufgrund ihrer fluiden Beschaffenheit gar keine festen<br />
Ablagerungen lösen können. Deckschichten sind jedoch immer harte Ablagerungen, sonst wären es keine Deckschichten. Zudem arbeiten wir immer unter<br />
dem normalen Netzbetriebsdruck, sodass das Rohrsystem nicht zusätzlich belastet wird.<br />
IKZ-Haustechnik: Gerade große Trinkwasseranlagen weisen eine Vielzahl von selten bis gar nicht genutzten Rohrabschnitten auf. Mitunter sogar Totstränge<br />
aufgrund von baulichen Veränderungen. Macht eine Spülung hier Sinn, müsste nicht erst die Wurzel des Übels saniert werden?<br />
Kai Birnbaum: Sie haben recht: Das macht wenig Sinn. Deswegen weise ich den Betreiber der Anlage auch immer auf solche Mängel hin und empfehle<br />
dringend, die bestehenden Totleitungen zurückzubauen. Selten bis gar nicht genutzte Rohrabschnitte sollten nach Absprache mit den Nutzern eventuell auch<br />
zurückgebaut werden, oder es muss regelmäßig, z.B. durch den Hausmeister, eine Spülung erfolgen. Auch die Installation einer selbsttätig arbeitenden<br />
Spülarmatur ist möglich.<br />
IKZ-Haustechnik: Betreiber sollten eine regelmäßige Reinigung der Trinkwasserleitungen vornehmen, so Ihre Empfehlung. Gibt es Ihrerseits bestimmte<br />
Vorgaben oder Erfahrungswerte, in welchen Abständen eine solche Reinigung erfolgen sollte?<br />
Kai Birnbaum: Bestimmte Vorgaben gibt es nicht. Das hängt immer vom Einzelfall ab. Ich kann nur bestimmte Empfehlungen aussprechen, je nachdem, um<br />
welchen Werkstoff es sich handelt. Da verzinkte Stahlleitungen zu erhöhter Korrosionsbildung neigen, sollte hier eine Reinigung generell öfter erfolgen als z.B.<br />
bei Edelstahlleitungen. Das hängt natürlich auch immer von der Wasserbeschaffenheit und dem Nutzungsverhalten ab. Zwischen 5 Jahren und 10 Jahren ist ein<br />
mittlerer Richtwert.<br />
IKZ-Haustechnik: Ist eine Anlage erst einmal kontaminiert, so ist die Spülung nur ein erster Schritt in einem Sanierungs-Gesamtkonzept. In wieweit<br />
begleiten Sie Ihre Kunden bei weiteren erforderlichen Schritten?<br />
Kai Birnbaum: Wir arbeiten mit sachkundigen Ingenieurbüros zusammen, die das installationstechnische System dokumentieren, Mängel aufzeigen,<br />
Lösungen unterbreiten und auch den Erfolg der Maßnahmen kontrollieren. Sind installationstechnische Mängel vorhanden, müssen diese in jedem Fall<br />
abgestellt werden. Auch die bestimmungsgemäße Nutzung muss gewährleistet sein, d.h. Wasser muss fließen. In jedem Fall ist die Reinigung des<br />
Trinkwassersystems notwendig, um die Leitungen von Biofilm und Ablagerungen zu befreien.<br />
Autor: Deutscher Fachverband für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW)<br />
Bilder: Hammann GmbH<br />
www.dflw.info<br />
An den Armaturen werden<br />
Hand-Zyklonabscheider befestigt,<br />
über die die Luft und die im Wasser<br />
gelösten Ablagerungen austreten<br />
können.<br />
Kai Birnbaum
| TECHNIK<br />
Quelle: © Ingo Wiederoder – Fotolia.com<br />
Alte Trinkwasser-Installationen ohne<br />
Rostwasser betreiben<br />
Obwohl heute nicht mehr Stand der Technik, bestehen viele alte Warmwasserleitungen noch aus<br />
Stahl. Das Austauschen der alten Stahlrohrleitungen ist in vielen Gebäuden häufig nicht zeitnah<br />
realisierbar. Um die Probleme dennoch in den Griff zu bekommen, empfiehlt sich eine Kombination<br />
aus mechanischer Reinigung mittels Comprex-Verfahren und nachträglicher Dosierung von<br />
Korrosionsinhibitoren. Damit kann die Nutzungsdauer der Trinkwasser-Installation bis zu einem<br />
späteren Austausch entscheidend verlängert werden.<br />
In der Trinkwasser-Installation vieler Altbauten<br />
sind verzinkte Stahlrohre eingebaut.<br />
Dies entsprach in der damaligen Bauzeit<br />
den allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik. Rohre und Formstücke waren in<br />
den benötigten Größen verfügbar. Fachbetriebe<br />
verarbeiteten und bauten die Bauteile<br />
dem Regelwerk entsprechend ein. Probleme<br />
traten allerdings häufig nach einer<br />
gewissen Betriebszeit vor allem in Warmwasserleitungen<br />
auf. Sichtbar waren Trübungen<br />
und rotbraune Verfärbungen des<br />
Wassers. Weitere Probleme zeigten sich,<br />
wenn sich Filter, Siebe, Armaturen oder Eckventile<br />
zusetzten und Inkrustationen den<br />
Durchfluss beeinträchtigten. Schließlich wiesen<br />
Durchbrüche auf die Dringlichkeit einer<br />
Sanierung hin.<br />
12<br />
Heute ist bekannt, dass jeder Werkstoff seine<br />
Anwendungsbereiche hat. Werkstoffe für<br />
neue Installationssysteme müssen grundsätzlich<br />
so ausgewählt werden, dass<br />
Schutzmaßnahmen nicht erforderlich sind.<br />
Sind als Folge einer nicht normgerechten<br />
Werkstoffauswahl Schäden zu erwarten,<br />
können Schutzmaßnahmen jedoch dazu<br />
beitragen, diese zu vermeiden. Die Information<br />
des DVGW zur Trinkwasser-Installation<br />
– TWIN „Werkstoffe in der Trinkwasserinstallation“<br />
– gibt Auskunft über die technischen<br />
Regeln für Rohre und Rohrverbindungen<br />
der infrage kommenden Werkstofenergie<br />
| wasser-praxis 4/2010
fe und die Auswahl der Werkstoffe basierend<br />
auf DIN 50 930-6. Danach ist von der<br />
Verwendung schmelztauchverzinkter Eisenwerkstoffe<br />
im Warmwasserbereich abzuraten.<br />
Der DVGW empfiehlt für neue Trinkwasser-Installationen<br />
nur Werkstoffe, die<br />
den anerkannten Regeln der Technik wie<br />
DIN 1988-7 entsprechen und keine zusätzlichen<br />
Korrosionsschutzmaßnahmen benötigen.<br />
Der Einsatz im Kaltwasserbereich erfordert<br />
über die Trinkwasserverordnung hinaus<br />
folgende Bedingungen: K B8,2 0,5<br />
mol/m 3 und K S4,3 1,0 mol/m 3 . Diese Bedingungen<br />
lassen sich bei neuen Installation<br />
berücksichtigen, nicht aber bei bestehenden<br />
Installationen. Das Austauschen der alten<br />
Stahlrohrleitungen ist in vielen Gebäuden<br />
nicht möglich oder finanziell nicht realisierbar.<br />
Andere Lösungen sind erforderlich.<br />
Hier setzen die Überlegungen an, alte Stahlrohrleitungen<br />
zu ertüchtigen.<br />
1. kurative Maßnahme: störende Korrosionsprodukte<br />
durch möglichst wenig<br />
Aufwand aus Rohrleitungen entfernen<br />
2. präventive Maßnahme: Korrosion durch<br />
Wasserbehandlung bis zu einer vertretbaren<br />
Geschwindigkeit verlangsamen<br />
Beide Maßnahmen sollen die Funktion der<br />
Trinkwasser-Installation für die erweiterte<br />
Nutzungsdauer sicherstellen.<br />
3 2 1<br />
Wasser und Luft arbeiten zusammen: turbulent, aber kontrolliert<br />
Abb. 1: Funktionsprinzip des Impuls-Spül-Verfahrens Comprex<br />
Tabelle 1: Ursachen für Korrosion<br />
ungünstige<br />
Wasserbeschaffenheit<br />
falsche Betriebsbedingungen<br />
fehlerhafte Installationen<br />
Reinigung mittels Comprex-<br />
Verfahren<br />
Das Impulsspülverfahren Comprex bietet<br />
sich zunächst an, um lose und wenig haftende<br />
Ablagerungen auszutragen und damit<br />
das Trübungs- und Verstopfungsproblem<br />
zu beseitigen. Nach Austrag dieser<br />
Ablagerungen lässt sich die Wirksamkeit<br />
so weit steigern, dass in Inkrustationen anhaftende<br />
Korrosionsprodukte mobilisiert<br />
und ausgetragen werden können. Auf<br />
Grund des wiederhergestellten Durchflusses<br />
lässt sich die Installation hydraulisch<br />
abgleichen, was vor allem bei Zirkulationsleitungen<br />
unabdingbar ist.<br />
Das Impulsspülverfahren eignet sich vor allem<br />
zur Reinigung bestehender Installationen.<br />
Es beruht auf einer kontrollierten, impulsartigen<br />
Zugabe komprimierter, reiner<br />
Luft innerhalb eines definierten Spülabschnitts<br />
(Abb. 1 + 2). Wichtig hierbei ist,<br />
dass genau dosierte Luftblöcke in den abgedrosselten<br />
Wasserstrom gesetzt werden.<br />
Sie durchströmen, dem Durchmesser<br />
• freie Kohlensäure<br />
• Leitfähigkeit<br />
• Salze<br />
• Karbonathärte<br />
• pH-Wert<br />
• geringer Wasserverbrauch<br />
• Stagnation<br />
• fehlende Wartung<br />
• verbrauchte Wasserfilter<br />
• falsche Leitungsdimensionierung<br />
• falsche Temperaturen<br />
• kein Trinkwasserfilter vorhanden<br />
• kein Spülen des Leitungssystems nach der<br />
Installation (dadurch verbleiben Sande, Schmutz,<br />
Hanfreste, welche die Korrosion fördern)<br />
• Stagnation des Trinkwassers im Zeitraum zwischen<br />
Druckprüfung der Anlage und Inbetriebnahme<br />
angepasst, die Rohrleitung wie Luftmolche.<br />
Um sie herum entstehen sehr starke<br />
turbulente Strömungen von ca. 10 bis 15<br />
m/s, welche in der Lage sind, die laminare<br />
Unterschicht der Wasserströmung zu zerstören.<br />
Im Zusammenspiel mit Kavitationserscheinungen,<br />
Scher- und Schleppkräften<br />
bewirken sie eine Ablösung aller mobilisierbaren<br />
Ablagerungen von den Rohrinnenwänden.<br />
An den Zapfstellen trennen<br />
Zyklonabscheider die ausgeleiteten Luftmolche<br />
von Wasser und Ablagerungen.<br />
Die entspannte Luft wird, falls notwen-<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
3<br />
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Photovoltaik, Lüftung, und Kraft-Wärme-Kopplung. Lesen Sie darüber hinaus u.a. mehr<br />
zu den Themen:<br />
• Reportage<br />
Außen historisch – innen topmodern<br />
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Mit Osmose auf der sicheren Seite<br />
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energie | wasser-praxis 4/2010 13
| TECHNIK<br />
Abb. 2: Die<br />
Lufteinspeisung<br />
erfolgt<br />
über die<br />
Verteilbatterie<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
Abb. 3: Starker<br />
Austrag im<br />
Wohngebäude<br />
Bad Bergzabern<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
dig, über Filter abgeleitet. Feste Deckschichten<br />
werden nicht angegriffen und<br />
verbleiben im System. Um Beschädigungen<br />
an zum Teil recht alten Rohrsystemen<br />
zu vermeiden, bleibt der Impulsdruck immer<br />
unter dem Rohrnetzruhedruck.<br />
Das Comprex-Verfahren konnte bereits in<br />
zahlreichen Fällen der Legionellenkontamination<br />
in Trinkwasser-Installationen seine<br />
Wirksamkeit unter Beweis stellen. Denn es<br />
ist hervorragend geeignet, um Biofilme aus<br />
dem System zu entfernen. In Kombination<br />
mit weiteren, auf die jeweilige Installation<br />
abgestimmten Maßnahmen leistet es einen<br />
unverzichtbaren Beitrag, die Nutzungsdauer<br />
der Trinkwasser-Installation<br />
zuverlässig zu verlängern.<br />
Behandeln des Wassers<br />
mit Korrosionsinhibitoren<br />
Nach dem heutigen Regelwerk eignen sich<br />
Stahlrohre infolge der Wasserparameter einiger<br />
Versorgungsgebiete nicht zum Transport<br />
des Trinkwassers. Durch Behandlung<br />
des Wassers lassen sich die Wasserparameter<br />
allerdings anpassen. Weiterhin ermöglicht<br />
das Dosieren von Korrosionsinhibitoren,<br />
die Korrosion bis zu einer vertretbaren<br />
Geschwindigkeit zu verlangsamen. Fachfirmen<br />
liefern Produkte und Geräte für die Behandlung<br />
entsprechend den allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik. Eine Veränderung<br />
der Trinkwasserbeschaffenheit darf<br />
nur mit den in der Trinkwasserverordnung (§<br />
11-Liste) aufgeführten Zusatzstoffen erfolgen.<br />
Die in der Trinkwasserverordnung angegebenen<br />
Parameterwerte dürfen nicht<br />
überschritten werden.<br />
Die Dosierung von Korrosionsinhibitoren an<br />
der Übergabestation hat das Ziel, auf der<br />
gereinigten Rohrleitungsinnenfläche Deckschichten<br />
zu bilden. Zur Anwendung kommen<br />
Phosphate oder Silikatmischungen.<br />
Fachfirmen empfehlen der Wasserbeschaffenheit<br />
entsprechende Mittel und ihre Dosierung.<br />
Die anfangs benötigten Konzentrationen<br />
an Korrosionsinhibitoren lassen sich<br />
normalerweise mit der Zeit zurückfahren,<br />
sodass nach Bildung der Deckschichten<br />
nur noch geringe Konzentrationen notwendig<br />
sind. Voraussetzung dafür sind geeignete<br />
Betriebsbedingungen, d. h. ausreichende<br />
Strömungsgeschwindigkeit und Vermeiden<br />
von langen Stagnationsphasen. Kontrollen<br />
auf Wasserparameter wie Wirkstoffgehalt<br />
und Konzentration an Korrosionsprodukten<br />
sind erforderlich, um die Zehrung und die<br />
Deckschichtbildung zu überwachen.<br />
Beispielfall: Wohngebäude<br />
in Bad Bergzabern<br />
In einem Wohngebäude mit zwölf Wohnungen<br />
in Bad Bergzabern kam es seitens<br />
der Bewohner immer wieder zu Beschwerden<br />
auf Grund von Trinkwassertrübungen<br />
im Kaltwasserbereich. Das Warmwasser-<br />
/Zirkulationssystem war nicht betroffen, da<br />
es kürzlich komplett mit Kupferrohren saniert<br />
worden war. Die zuständige Hausverwaltung<br />
wandte sich an Hammann. Es<br />
wurde ein Ortstermin organisiert, bei dem<br />
eine Bestandsaufnahme der Kaltwasserinstallation<br />
inklusive aller dazugehörigen<br />
Zapfstellen vorgenommen wurde. Diese<br />
Angaben sind für eine Abschätzung der<br />
Reinigungsdauer und ein entsprechendes<br />
Kostenangebot unverzichtbar.<br />
In den einzelnen Wohnungen waren Wasserzähler<br />
installiert. Da die Reinigung der<br />
Trinkwasserleitungen bei eingebauten Zählern<br />
zu deren Zerstörung führen würde,<br />
wurden diese vor der Reinigung ausgebaut<br />
und später wieder eingebaut. Während der<br />
Reinigung waren die Zählergehäuse mit<br />
Blindkappen verschlossen. Das Gebäude<br />
war in zwei Blöcke untergliedert. Diese<br />
wurden nacheinander gereinigt. Es galt mit<br />
einem 3-Mann-Team innerhalb von zwei<br />
Arbeitstagen 71 Zapfstellen mit den dazugehörigen<br />
Leitungen zu reinigen. Diese Zeit<br />
war notwendig, da es bei der Reinigung zu<br />
sehr starken Austrägen an Korrosionsprodukten<br />
von bis zu 3 Millimeter über mehrere<br />
Stunden einhergehend mit starken, sehr<br />
lang anhaltenden Trübungen kam (Abb. 3<br />
+ 4). Um eine möglichst hohe Reinigungsleistung<br />
zu erzielen, wurden alle Zapfstellen<br />
mit einem Abstand von mehreren Stunden<br />
mehrmals gereinigt.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten veranlasste<br />
die zuständige Hausverwaltung den Einbau<br />
einer Anlage für die Dosierung von Silikaten/Phosphaten.<br />
Dieser Schritt soll den<br />
langfristigen Erfolg der Reinigungsmaßnahme<br />
garantieren. Viele Menschen haben<br />
Bedenken in Bezug auf die Zudosierung<br />
von Mineralien. Doch der Genuss des behandelten<br />
Wassers ist gesundheitlich vollkommen<br />
unbedenklich. Laut Trinkwasserverordnung<br />
dürfen maximal 5 mg Phosphat<br />
pro Liter Trinkwasser zudosiert werden.<br />
Zum Vergleich: Der durchschnittliche<br />
Mensch nimmt pro Tag ca. 6.000 mg<br />
Phosphate zu sich. Für eine exakte Dosierung<br />
sorgt die elektronisch gesteuerte Do-<br />
14<br />
energie | wasser-praxis 4/2010
Abb. 5: Wegen massiver Austräge<br />
mussten viele Badewannenarmaturen<br />
abgebaut und durch Spülarmaturen<br />
ersetzt werden.<br />
Abb. 4: Mit Korrosionsprodukten<br />
zugesetztes Eckventil<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
Quelle: Hammann GmbH<br />
sieranlage, welche mit eigenem Wasserzähler<br />
den genauen Wasserdurchfluss<br />
misst und somit exakt die benötigte Menge<br />
an Mineralstoffen zugeben kann.<br />
Durch die Reinigung mittels Impuls-Spül-<br />
Verfahren Comprex und dem Einsatz der<br />
Dosieranlage treten seitdem (mittlerweile<br />
mehr als 1 Jahr) keinerlei Trübungsprobleme<br />
mehr auf. Erst das gründliche Entfernen<br />
der weichen, leicht bis mittelstark anhaftenden<br />
Rostschicht machte eine<br />
schnelle Wirkung der Phosphatinhibitation<br />
möglich.<br />
Beispielfall: Wohnblock<br />
in Friedrichsdorf<br />
Bei diesem Objekt handelte es sich um ein<br />
mehrgeschossiges Wohnhaus mit 32<br />
Wohnungen. Die Installation aus verzinktem<br />
Stahl wurde 1976 errichtet. Auch hier<br />
kam es zu Trübungen. Neben den Kaltwasserleitungen<br />
waren auch die Warmwasser-<br />
und Zirkulationsleitungen betroffen.<br />
Die Rohre sind auf Grund der Korrosion<br />
in den letzten Jahren immer weiter<br />
zugewachsen. Bis zum Zeitpunkt der Reinigung<br />
gab es aber noch genügend Durchfluss.<br />
Wären keine Gegenmaßnahmen getroffen<br />
worden, hätte sich die Lage verschärft<br />
und es wäre zu deutlichen Wasserdurchflussverringerungen<br />
gekommen.<br />
Die Eigentümergemeinschaft suchte nach<br />
einer Lösung, die Korrosion möglichst zu<br />
stoppen. Ziel war es, die Leitungen weitere<br />
zehn Jahre zu betreiben, ohne dass es<br />
zu merklichem Durchsatzverlust bzw.<br />
Rohrbrüchen kommt. Die Ortsbesichtigung<br />
ergab einen Arbeitsaufwand mit einem<br />
3-Mann-Team von ca. zwei Arbeitswochen.<br />
Dies folgerte aus der Anzahl der<br />
Sanitärgegenstände mit insgesamt 217<br />
Kaltwasser-/120 Warmwasserzapfstellen<br />
und dem zu erwartenden hohen Austrag<br />
an Korrosionsprodukten und Trübungen.<br />
Die Reinigung stellte sich auf Grund der<br />
bereits stark fortgeschrittenen Korrosion<br />
als äußerst aufwändig dar. Es kam zu massiven<br />
Austrägen von Rost bis zu einer Größe<br />
von 8 Millimeter. Es mussten viele Armaturen<br />
abgebaut und durch Spülarmaturen<br />
ersetzt werden (Abb. 5).<br />
Den Erfolg der Reinigungsmaßnahme konnten<br />
die Bewohner sofort im Anschluss bestätigen:<br />
keine Trübungen mehr und merklich<br />
verbesserter Wasserdurchsatz in allen<br />
Rohrsystemen. Um den Erfolg langfristig<br />
sicherzustellen, wurde auch hier eine Anlage<br />
zur Dosierung von Korrosionsinhibitoren<br />
installiert.<br />
Fazit<br />
Korrosion an verzinkten Stahlleitungen<br />
und deren negative Wirkungen sind heute<br />
in den meisten älteren Gebäuden in<br />
Deutschland ein Problem. Doch der Austausch<br />
der Leitungen ist aus unterschiedlichen<br />
Gründen oft nicht zeitnah realisierbar.<br />
Eine mechanische Reinigung mit dem<br />
Impuls-Spül-Verfahren Comprex ist eine<br />
effiziente Möglichkeit, die losen, leicht bis<br />
mittel anhaftenden Korrosionsprodukte<br />
abzulösen und aus dem System auszutragen.<br />
Dies schafft die entscheidende<br />
Voraussetzung für den Einsatz und die<br />
Wirksamkeit einer Wasseraufbereitungsanlage<br />
zur Dosierung von Korrosionsinhibitoren.<br />
Das Zeitfenster bis zu einem späteren<br />
Austausch der Trinkwasserinstallation<br />
lässt sich dadurch entscheidend erweitern.<br />
Autoren:<br />
Dipl.-Ing. Hans-Gerd Hammann<br />
Hammann GmbH<br />
Zweibrücker Str. 13<br />
76855 Annweiler am Trifels<br />
Tel.: 06346 3004-0<br />
Fax: 06346 3004-56<br />
Email: info@hammann-gmbh.de<br />
Internet: www.hammann-gmbh.de<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Bw. (FH) Kai Birnbaum<br />
Hammann GmbH<br />
Zweibrücker Str. 13<br />
76855 Annweiler am Trifels<br />
Tel.: 06346 3004-0<br />
Fax: 06346 3004-56<br />
Email: info@hammann-gmbh.de<br />
Internet: www.hammann-gmbh.de n<br />
Trink-, Kühl- und<br />
Kesselwasserbehandlung<br />
Grasstraße 11 · 45356 Essen<br />
Telefon (0201) 861 48-0<br />
Telefax (0201) 861 48-48<br />
E-Mail info@aquametasil.de<br />
energie | wasser-praxis 4/2010 15
Sanitärtechnik<br />
Trinkwasserhygiene<br />
Reinigung der Hausinstallation<br />
optimiert permanente Desinfektion<br />
Hans-Gerd Hammann,<br />
Kai Birnbaum, Annweiler<br />
Wurde eine Trinkwasserinstallation<br />
nach den anerkannten<br />
Regeln der Technik errichtet<br />
und wird diese auch heute noch nach<br />
diesen Regeln betrieben, kann davon<br />
ausgegangen werden, dass keinerlei mikrobiologische<br />
Probleme auftreten. Ist<br />
dies nicht der Fall, und das ist eher die<br />
Regel als die Ausnahme, steigt das Risiko<br />
einer Legionellenkontamination. Die Ursachen<br />
sind vielfältig (siehe Kasten):<br />
Stagnation, falsche Betriebstemperaturen<br />
und fehlende Wartung sind allerdings<br />
an erster Stelle zu nennen. Ab<br />
20 °C Wassertemperatur steigt die Vermehrungsrate<br />
der Legionellen leicht an,<br />
erreicht im Bereich von 30 °C bis 45 °C<br />
ihren Höhepunkt und sinkt bis 55 °C<br />
wieder ab. Ab dieser Temperatur kommt<br />
es kaum noch zur Vermehrung. Eine sichere<br />
Abtötung findet erst weit oberhalb<br />
von 60 °C statt. Es ist daher dringend anzuraten,<br />
die Warmwassertemperatur<br />
des Boilers auf 60 °C einzustellen und<br />
diese nicht aus Gründen von vermeintlichen<br />
Energieeinspareffekten auf einen<br />
geringeren Wert zu regeln. Vermehrungsorte<br />
der Legionellen sind Biofilme<br />
und Korrosionsprodukte. Stagnation fördert<br />
noch die Zunahme der Bakterien.<br />
In der Praxis lassen sich die oben genannten<br />
bau- und betriebstechnischen<br />
Mängel oft nicht vollständig abstellen.<br />
Hier spielen bautechnische Beschränkungen<br />
und finanzielle Möglichkeiten<br />
eine wichtige Rolle. Um die mikrobiologische<br />
Kontamination zu beseitigen,<br />
werden daher oft zuerst schnelle und<br />
vermeintlich preiswerte Gegenmaßnahmen<br />
getroffen wie die chemische bzw.<br />
die thermische Desinfektion.<br />
Legionellen sind ein ernstzunehmendes Problem, mit dem die Betreiber<br />
von mittleren bis großen Trinkwasser-Hausinstallationen immer öfter<br />
konfrontiert werden. Besteht eine Legionellenkontamination, ist es häufig<br />
äußerst schwierig und finanziell aufwändig, diese wieder zu entfernen.<br />
Eine schnelle und eher preiswerte Möglichkeit der Problemlösung<br />
besteht in einer thermischen oder chemischen Desinfektion. Jedoch ist<br />
ein dauerhafter Erfolg oftmals nicht gesichert. In vielen Fällen führt erst<br />
eine gründliche mechanische Reinigung des Trinkwassersystems zum Erfolg<br />
einer permanenten chemischen Desinfektion.<br />
Ursachen von Legionellenkontaminationen<br />
? stagnierende Wässer durch zu groß<br />
dimensionierte Leitungen und/oder zu<br />
viele ungenutzte Zapfstellen, oft am<br />
Ende langer Endstränge<br />
? Totstränge<br />
? stagnierende Zirkulationsleitungen<br />
durch nicht vorhandenen hydraulischen<br />
Abgleich<br />
? kein Erreichen der nach DVGW 551<br />
geforderten 55 °C am Eintritt der<br />
Zirkulationsleitung in den Warmwasserbereiter<br />
? < 60 °C eingestellte Warmwassertemperatur<br />
Bakterien abgetötet werden. Doch in der<br />
Praxis gelingt dies aus mehreren Gründen<br />
oft nicht: Als erstes kann besonders<br />
in weit verzweigten Leitungen nicht sichergestellt<br />
werden, dass alle Zapfstellen<br />
auf 70 °C erwärmt werden, da das<br />
Autoren<br />
? Mischeinrichtung (Verbrühungsschutz),<br />
die aber nur 42 °C an das<br />
Warmwasserverteilsystem abgibt<br />
? kein ausreichender Durchfluss<br />
des Trinkwassermembranausdehnungsgefäßes<br />
? zeitlicher Abstand der Reinigung<br />
von Warmwasserbereitern und Filtern<br />
zu groß<br />
? kein regelmäßiger Austausch (alle 2–3<br />
Jahre) der Brauseschläuche und Duschköpfe<br />
Wasser auf seinem Weg zu stark abkühlt<br />
und der Warmwasserbereiter nicht für<br />
die Erwärmung der notwendigen Wassermenge<br />
ausgelegt ist. Zweitens befindet<br />
sich bei einem hohen Legionellenbefall<br />
auch immer Biofilm im System. Das<br />
Thermische und chemische<br />
Desinfektionen sind oft keine<br />
optimale Lösung<br />
Ziel der thermischen Desinfektion ist<br />
es, mit ca. 70 °C heißem Wasser alle Leitungen<br />
und Armaturen mindestens<br />
3 min so zu beaufschlagen, dass alle<br />
Dipl.-Ing. Hans-Gerd Hammann,<br />
ist Geschäftsführer der Hamann<br />
GmbH, Annweiler.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Bw. (FH)<br />
Kai Birnbaum, ist Bereichsleiter<br />
Gebäudetechnik bei der Hammann<br />
GmbH, Annweiler.<br />
HLH Bd. 61 (2010) Nr. 1 - Januar<br />
57
Sanitärtechnik<br />
Bild 1<br />
Funktionsprinzip des Impuls-<br />
Spül-Verfahrens Comprex<br />
heiße Wasser kann jedoch nur obere<br />
Schichten dieser Schleimschicht schädigen,<br />
aber niemals diesen komplett beseitigen.<br />
Nach der Erwärmung wird der<br />
Biofilm wieder Legionellen ausstoßen.<br />
Die thermische Desinfektion vermag nur<br />
die Legionellen abzutöten, welche unmittelbar<br />
im Leitungssystem mit dem<br />
heißen Wasser lange genug in Berührung<br />
kommen. Doch dies ist für einen<br />
langfristigen Erfolg zu wenig. Ein oft vergessener<br />
Nachteil dieser Desinfektionsart<br />
ist der beschleunigte Korrosionsvorgang<br />
in verzinkten Leitungen und das<br />
mögliche Erwärmen der nahe liegenden<br />
Kaltwasserleitungen. Auch die hohen<br />
Betriebskosten sollten nicht unberücksichtigt<br />
bleiben.<br />
Bei der chemischen Desinfektion wird<br />
zwischen der permanenten und der<br />
Stoßdesinfektion unterschieden. Bei der<br />
permanenten Desinfektion, also der ununterbrochenen<br />
Hinzugabe von Desinfektionsmittel<br />
(z.B. Chlordioxid) mittels<br />
stationärer Dosieranlage, wird eine<br />
max. Konzentration von 0,2 mg ClO 2 /l in<br />
den Wasserstrom eingeimpft. Diese<br />
Menge ist ausreichend, um freie Legionellen<br />
im Wasser abzutöten, vorausgesetzt,<br />
das Dosiermittel wird auf dem<br />
Weg zu den Zapfstellen nicht aufgezehrt.<br />
Ursache der Zehrung sind Biofilme<br />
und Ablagerungen aus Korrosionsprodukten.<br />
Sind diese entsprechend<br />
ausgebildet, wird kein Chlordioxid an<br />
den mittel- bis weitentfernten Entnahmearmaturen<br />
feststellbar sein. Jedoch<br />
befinden sich ca. 95 % der im Wasserverteilnetz<br />
befindlichen Bakterien im Biofilm.<br />
Darin sind sie weitgehend vor dem<br />
Angriff der schwach dosierten Desinfektionslösung<br />
geschützt. So können die Legionellen<br />
wieder in das vorbeiströmende<br />
Wasser übertreten und es immer wieder<br />
infizieren. Weiter sollte bedacht werden,<br />
dass Legionellen sich bevorzugt in Amöben<br />
vermehren. Diese Einzeller haben<br />
eine ausgeprägt starke Hülle. Erst Chlordioxid<br />
mit einer Konzentration von mindestens<br />
3 mg/l wird diese Wechseltierchen<br />
abtöten. Eine Stoßdesinfektion ist<br />
zwar aufgrund der höheren Konzentration<br />
in der Lage, dies zu bewerkstelligen,<br />
den Biofilm kann aber auch sie nicht<br />
komplett beseitigen.<br />
Weder die chemische noch die thermische<br />
Desinfektion sind in der Lage, auch<br />
bei längerer Einwirkzeit, den Biofilm<br />
Vorschau 2/2010<br />
Lüftung und Brandschutz<br />
Lüftungskanäle trotzen Feuer und Feuchte<br />
Bedarfsgerechte Lüftung von Klassenräumen<br />
Brandschutz in der Befestigungstechnik<br />
Heiztechnik<br />
Lüftungsleitungen müssen oft nicht nur hohe Brandschutzanforderungen<br />
erfüllen, sondern auch spezifischen<br />
Materialansprüchen wie Feuchte- und Frostbeständigkeit<br />
genügen. Ein Beispiel für besonders<br />
wasser- und frostresistente Leitungen ist die Be- und<br />
Entlüftung des wieder aufgebauten Neuen Museum<br />
in Berlin.<br />
Energieeffizientes Flächenheizsystem für<br />
Schulgebäude<br />
Biomasse-Verbrennung - Einflüsse auf die<br />
Partikelbildung und Abscheideleistung der<br />
Wäscher<br />
Sanitärtechnik<br />
Anschluss von Sprinkleranlagen an das<br />
öffentliche Trinkwassernetz<br />
Abwasser und Fett: Wir lassen uns scheiden!<br />
58 HLH Bd. 61 (2010) Nr. 1 - Januar
Sanitärtechnik<br />
Bild 2<br />
Die Luftimpulse werden über<br />
die Verteilbatterie in die Hausinstallation<br />
eingespeist<br />
vollständig abzulösen. Resultat ist die<br />
schnelle Wiederverkeimung, da sich der<br />
Biofilm wieder aufbauen (regenerieren)<br />
wird.<br />
Biofilm ist demnach die direkte Ursache<br />
des Legionellenproblems. Das Biofilmwachstum<br />
wird wiederum durch eine<br />
fehlerhafte Installation bzw. eine falsche<br />
Betriebsweise gefördert. Priorität<br />
sollte somit immer die Beseitigung aller<br />
Mängel sein. Im Sanierungsplan wird<br />
aber allzu oft eine wichtige Maßnahme<br />
vergessen. Die Installation wird zwar geändert,<br />
die Betriebsweise verbessert, es<br />
wird für ausreichend Wasserdurchfluss<br />
gesorgt, Zirkulationsleitungen werden<br />
so gut es geht wieder hydraulisch eingeregelt,<br />
Warmwassertemperaturen werden<br />
korrekt eingestellt usw., aber an das<br />
Innere der Leitungen denkt kaum jemand.<br />
Es ist außerordentlich wichtig,<br />
dass die Trinkwasserleitungen von allen<br />
Biofilmen und Korrosionsrückständen<br />
mechanisch befreit werden.<br />
Oft lassen sich nur Teile der aufgeführten<br />
Mängel beheben. Es ist daher<br />
durchaus legitim, die verbleibenden Unzugänglichkeiten<br />
mittels stationärer<br />
Desinfektionsanlage zu kompensieren.<br />
Grundvoraussetzung für deren Erfolg ist<br />
die mechanische Reinigung des Trinkwassersystems.<br />
Hierzu bietet sich das<br />
Impuls-Spül-Verfahren Comprex an.<br />
Gründliche mechanische<br />
Reinigung mittels Comprex<br />
Das Impuls-Spül-Verfahren Comprex<br />
beruht auf einer kontrollierten, impulsartigen<br />
Zugabe komprimierter, reiner<br />
Luft innerhalb eines definierten Spülabschnitts<br />
(Bild 1). Wichtig hierbei ist,<br />
dass genau dosierte Luftblöcke in den<br />
abgedrosselten Wasserstrom gepresst<br />
werden. Diese entsprechen dem Durchmesser<br />
der Rohrleitung. Um sie herum<br />
entstehen sehr starke turbulente Strömungen<br />
von ca. 10–15 m/s, welche in<br />
der Lage sind, die laminare Unterschicht<br />
der Wasserströmung zu zerstören. Im<br />
Zusammenspiel mit Kavitationserscheinungen,<br />
Scher- und Schleppkräften bewirken<br />
sie eine Ablösung aller mobilisierbarer<br />
Ablagerungen von den Rohrinnenwänden.<br />
Die durch die Zapfstellen<br />
ausgeleiteten Luftmolche, das Wasser<br />
und die Ablagerungen werden durch Zyklonabscheider<br />
entspannt und abgeleitet.<br />
Feste Deckschichten werden nicht<br />
angegriffen und verbleiben im System.<br />
Um Beschädigungen an zum Teil recht<br />
alten Rohrsystemen zu vermeiden,<br />
bleibt der Impulsdruck immer unter<br />
dem Rohrnetzruhedruck.<br />
Ein Praxisfall soll verdeutlichen, dass<br />
erst die Reinigung der Installation den<br />
gewünschten Erfolg der stationären<br />
Desinfektionsanlage ermöglichte.<br />
Hotel im Großraum<br />
Frankfurt/Main<br />
In einem 4-Sterne Hotel im Großraum<br />
Frankfurt/Main stellte das örtliche Gesundheitsamt<br />
bei einer Routineuntersuchung<br />
Legionellen in der Größenordnung<br />
von 5 000 KBE/100 ml fest. Diese<br />
sind auf schon länger bekannte Mängel<br />
zurückzuführen. Hierzu zählen die allgemein<br />
weitverzweigte Installation, ein<br />
nicht korrekt funktionierendes Zirkulationssystem,<br />
aufgrund von jahreszeitlich<br />
bedingter schwacher Bettenauslastung<br />
auftretende Stagnation, im Kaltwassersystem<br />
eingebundene Feuerlöschleitung,<br />
eine abgeschaltete, aber<br />
weiter im System eingebundene Druckerhöhungsanlage<br />
u.a. Es wurde bereits<br />
vor geraumer Zeit ein Ingenieurbüro beauftragt,<br />
die Trinkwasserinstallation auf<br />
den neuesten Stand der Technik zu bringen.<br />
Im Zuge des Sanierungsplanes sind<br />
so z.B. die Warmwasserbereitung und<br />
die direkte Anbindung an das Netz erneuert<br />
worden. Das Ingenieurbüro empfahl<br />
den Verantwortlichen des Hotels als<br />
weitere wichtige Maßnahme eine gründliche<br />
Reinigung mittels Comprex.<br />
Eine Ortsbesichtigung durch einen Ingenieur<br />
von Hammann ergab einen Arbeitsaufwand<br />
von ca. 70 Stunden einschließlich<br />
einer Stoßdesinfektion. Das<br />
HLH Bd. 61 (2010) Nr. 1 - Januar<br />
59
Sanitärtechnik<br />
Bild 3<br />
Beim Spülen konnte eine lang<br />
anhaltende Trübung beobachtet<br />
werden<br />
Hotel verfügt über rund 80 Zimmer, eine<br />
Küche mit eigener Warmwasserversorgung,<br />
ein Restaurant mit Sanitärräumen,<br />
Büroräume und ein Schwimmbad<br />
mit entsprechenden Zapfstellen. Es<br />
mussten insgesamt 374 Kaltwasser- und<br />
224 Warmwasserzapfstellen einschließlich<br />
aller Leitungen, auch die Feuerlöschleitung,<br />
gereinigt und desinfiziert<br />
werden. Die sanitärtechnische Installation<br />
ermöglichte es nicht, abschnittsweise<br />
zu reinigen. Das aber hätte bedeutet,<br />
dass an keiner Zapfstelle Wasser entnommen<br />
werden darf. Dies ist natürlich<br />
gerade in einem Hotelbetrieb kaum zu<br />
realisieren. Als Ausführungstermin für<br />
die Reinigungs- und Desinfizierungsarbeiten<br />
boten sich aber die Betriebsferien<br />
zum Jahreswechsel an. Um den Hotelbetrieb<br />
bis zu diesem Zeitpunkt aufrechtzuerhalten,<br />
wurde eine permanente<br />
Desinfektionsanlage eingebaut, um die<br />
Legionellenkonzentration im Trinkwasser<br />
deutlich zu reduzieren. Beprobungen<br />
ergaben, dass die Legionellenwerte zwar<br />
leicht gesunken sind, von einer Keimfreiheit<br />
aber keine Rede sein konnte. Gerade<br />
an weit entfernten Zapfstellen wurden<br />
hohe Werte beprobt. Dies ließ auf eine<br />
hohe Zehrung des Desinfektionsmittels<br />
schließen. Eine gründliche Reinigung<br />
war umso notwendiger.<br />
Die Arbeiten zum Reinigen des Trinkwassersystems<br />
begannen planmäßig<br />
nach Weihnachten. Vor der eigentlichen<br />
Spülmaßnahme war es notwendig, verschiedene<br />
Umbaumaßnahmen durchzuführen,<br />
vor allem aber die beiden<br />
Kaltwasserverteiler zum Einspeisen der<br />
Luft vorzubereiten (Bild 2). Zudem<br />
musste am Küchenstrang der vorhande-<br />
Bild 4<br />
Zugesetzte Hahnverlängerung. Die<br />
Partikel, die ausgetragen wurden,<br />
waren bis zu 2 mm groß<br />
ne Druckminderer und der Wasserzähler<br />
ausgebaut werden. Für die Reinigung<br />
der Zirkulationsleitungen ist es immer<br />
erforderlich, die Zirkulationspumpe(n)<br />
auszubauen und an deren Stelle Ablaufschläuche<br />
zu installieren. Diese leiten<br />
das Spülwasser zunächst in ein Schauglas,<br />
mit dem es möglich ist, die Trübung<br />
zu kontrollieren, weiter, um es dann im<br />
Zyklonabscheider zu entspannen. Die<br />
Wasserverteilung des Hotels ist in sehr<br />
viele Stränge unterteilt, von denen jeder<br />
einen Strangbelüfter besaß. Um eine<br />
hervorragende Spülhydraulik zu erzielen,<br />
wurden alle 36 Belüfter durch Spülarmaturen<br />
ersetzt.<br />
Nach Beendigung der Vorbereitungsarbeiten<br />
konnte mit der eigentlichen<br />
Reinigung begonnen werden. Es wird immer<br />
systematisch vorgegangen. Im vorliegenden<br />
Beispiel wurden die Zapfstellen<br />
und Leitungen von der oberen Etage<br />
zum Untergeschoss hin gereinigt. Die<br />
Spülarmaturen an den Endsträngen<br />
dienten jetzt dazu, alle Ablagerungen<br />
und Biofilme der Kellerverteilungen und<br />
Steigstränge, welche durch das Comprex-Verfahren<br />
entfernt wurden, aus<br />
dem System zu leiten. Dies wurde sowohl<br />
im Kaltwasser- wie auch im Warmwassersystem<br />
durchgeführt. Beim Spülen<br />
konnte eine lang anhaltende Trübung<br />
in Verbindung mit dem Austrag<br />
von bis zu 2 mm großen Partikeln beobachtet<br />
werden (Bild 3 und 4).<br />
Ist das Hauptwasserverteilsystem<br />
sauber, kann mit dem Reinigen der Einzelzuleitungen<br />
zu den jeweiligen Zapfstellen<br />
begonnen werden. Hierzu werden<br />
Handzyklonabscheider an jede Auslaufstelle<br />
installiert. Auch hier kam es<br />
zu starken Trübungen. Eine anschließende<br />
Stoßdesinfektion der gesamten<br />
Trinkwasseranlage schloss die Reinigungsarbeiten<br />
ab. Während der Durchführung<br />
des Projektes wurde besonders<br />
großer Wert auf absolute Hygiene gelegt.<br />
Die Trinkwasserinstallation, alle sanitären<br />
Einrichtungen und die Hotelzimmer<br />
wurden dem Hotel wieder in einwandfreien<br />
Zustand übergeben. Schon am Tag<br />
nach Beendigung der Reinigungsarbeiten<br />
konnte der normale Hotelbetrieb<br />
wieder aufgenommen werden.<br />
Nachfolgende Untersuchungen ergaben<br />
an den meisten Beprobungsstellen<br />
Legionellenwerte von 0 KBE/100 ml. An<br />
sehr wenigen Zapfstellen Werte unter 50<br />
KBE/100 ml. Gerade an den weit entfernten<br />
Zapfstellen (obere Etagen) trat eine<br />
erhebliche Verbesserung ein. Hier kann<br />
von Keimfreiheit gesprochen werden.<br />
Dies zeigt deutlich, dass es dem Comprex-Verfahren<br />
gelungen ist, die Leitungen<br />
von Ablagerungen zu befreien.<br />
Chlormessungen haben ergeben, dass<br />
dieses jetzt ohne aufgezehrt zu werden,<br />
auch an den letzten Zapfstellen nachgewiesen<br />
wird.<br />
Wichtig ist nun die weitere Sanierung<br />
der Trinkwasserinstallation. So kann in<br />
deren Zuge die Konzentration des Chlordioxids<br />
gedrosselt werden.<br />
Fazit: Reinigung für<br />
Hygiene unverzichtbar<br />
Hygienisch einwandfreies Wasser<br />
kann nur aus sauberen Leitungen kommen.<br />
Dies setzt jedoch ein den Regeln<br />
der Technik erstelltes und betriebenes<br />
Trinkwassernetz voraus. In der Praxis ist<br />
dieser Idealfall leider viel zu selten anzutreffen.<br />
Ergebnis sind in vielen Fällen<br />
Legionellenwerte weit jenseits der 100<br />
KBE/100 ml. Übereilte, vermeintlich<br />
preiswerte Lösungen führen nur in den<br />
seltensten Fällen zu Erfolg, und wenn<br />
dann nur kurzfristig. Eine Sanierung der<br />
Trinkwasseranlage ist bei Kenntnis von<br />
Mängeln immer anzuraten. Lässt sich<br />
diese nicht zeitnah durchführen, ist der<br />
Einsatz einer permanenten Desinfektionsanlage<br />
durchaus sinnvoll. Oben angeführtes<br />
Beispiel zeigt allerdings, dass<br />
der alleinige Einsatz solch einer Dosierung<br />
nicht 100 %ig zum Erfolg führt. Da<br />
in mangelhaften Leitungen immer Ablagerungen<br />
und auch Biofilme zu finden<br />
sind, ist die Zehrung des Desinfektionsmittels<br />
zu hoch. Hier schafft nur eine<br />
konsequente und gründliche Reinigung<br />
des Systems mittels Comprex Abhilfe.<br />
60 HLH Bd. 61 (2010) Nr. 1 - Januar
ISSN 0172-3790 D 4535 42.Jahrgang<br />
3<br />
2017<br />
HYGIENE&MEDIZIN<br />
Infection Control and Healthcare<br />
Jürgen Gebel*, Anja Jacobshagen, Hans-Gerd<br />
Hammann, Norbert Klein, Marléne Steichen, Sylvia<br />
Koch, Stefanie Gemein, Martin Exner<br />
Aufbereitung von Endoskopkanälen<br />
– Substitution der<br />
manuellen Vorreinigung durch<br />
das Impuls-Spülverfahren<br />
Comprex®<br />
HygMed 2017; 42 [3]: D48–D54<br />
Offizielles Mitteilungsorgan<br />
Arbeitskreis Krankenhaus- und Praxishygiene der AWMF<br />
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH)<br />
Verbund für Angewandte Hygiene e.V. (VAH)<br />
Ständige Arbeitsgemeinschaft Allgemeine und Krankenhaushygiene und<br />
Fachgruppe Infektionsprävention und Antibiotikaresistenz in der Krankenhaushygiene<br />
der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V. (DGHM)
| Manuskripte<br />
*Korrespondierender Autor<br />
Dr. Jürgen Gebel<br />
Universitätsklinikum Bonn<br />
Institut für Hygiene und Öffentliche<br />
Gesundheit<br />
Sigmund-Freud-Straße 25<br />
53105 Bonn<br />
E-Mail:<br />
juergen.gebel@ukb.uni-bonn.de<br />
Interessenkonflikt<br />
Die Studie wurde im Rahmen einer<br />
Dissertation von Frau Marléne<br />
Steichen durchgeführt. Die Firma<br />
Hammann GmbH, Zweibrücker<br />
Straße 13, 76855 Annweiler am<br />
Trifels, hat hierfür einen Technischen<br />
Versuchsstand zur Verfügung<br />
gestellt und war beim Betrieb<br />
behilflich.<br />
In die Interpretation der Studienergebnisse<br />
hat die Hammann GmbH<br />
keinen Einfluss genommen.<br />
Zitierweise<br />
Gebel J., Jacobshagen A., Hammann<br />
H.-G., Klein N., Steichen<br />
M., Koch S., Gemein S., Exner M.<br />
Aufbereitung von Endoskopkanälen<br />
– Substitution der manuellen<br />
Vorreinigung durch das<br />
Impuls-Spülverfahren Comprex ® .<br />
Hyg Med 2017; 42(3): D48–D54.<br />
*Korrespondierender Autor:<br />
Manuskriptdaten<br />
Eingereicht: 25.11.2016<br />
x<br />
revidierte Fassung<br />
angenommen: 03.03.2017<br />
x<br />
Originalarbeit<br />
Jürgen Gebel 1 , Anja Jacobshagen 1 , Hans-Gerd Hammann 2 , Norbert<br />
Klein 2 , Marléne Steichen 1 , Sylvia Koch 1 , Stefanie Gemein 1 , Martin<br />
Exner 1<br />
1<br />
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universitätskliniken Bonn, Deutschland<br />
2<br />
Hammann GmbH, Zweibrücker Straße 13, 76855 Annweiler am Trifels<br />
Aufbereitung von Endoskopkanälen<br />
– Substitution der<br />
manuellen Vorreinigung<br />
durch das Impuls-Spülverfahren<br />
Comprex ®<br />
Zusammenfassung<br />
Einleitung<br />
Die manuelle Vorreinigung von Endoskopen birgt für das Personal und die Umgebung erhebliche<br />
Kontaminationsrisiken. Im Rahmen dieser Studie wurde das Impuls-Spülverfahren<br />
Comprex ® als alternative Methode zum manuellen Vorreinigungsschritt für Endoskope untersucht.<br />
Material und Methode<br />
Für die Untersuchungen stellte die Firma Hammann dem Institut für Hygiene und Öffentliche<br />
Gesundheit der Universität Bonn einen Prototypen zur Testung des Comprex ® -Verfahrens<br />
an Endoskopschläuchen zur Verfügung. Als Testorganismus wurde Enterococcus faecium<br />
(ATCC 6057) verwendet. Die Prüfkörper wurden in Anlehnung an die Leitlinie zur Validierung<br />
maschineller Reinigungs-Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung thermolabiler Endoskope<br />
(DGKH, DEGEA, DGSV, DGVS, AKI 2011) mit E. faecium kontaminiert. Um den Einfluss von<br />
Wasser, Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel zu untersuchen, wurden verschiedene<br />
Versuchsdurchläufe durchgeführt.<br />
Ergebnisse<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass das Impuls-Spülverfahren in isolierter Anwendung mit Wasser<br />
und in verschiedenen Kombinationen mit Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel zu einer<br />
deutlichen Reduktion des Testkeimes führen kann.<br />
Diskussion<br />
Das Impuls-Spülverfahren Comprex ® kann als alternatives Verfahren zur manuellen Vorreinigung<br />
von Endoskopen in Betracht gezogen werden.<br />
Schlüsselwörter: Comprex ® · Endoskope · RDG-E · Reinigung<br />
Summary<br />
Introduction<br />
The manual pre-cleaning step of endoscopes involves considerable contamination risks for<br />
the staff and the environment. In this study, the Comprex ® impulse-flushing method was<br />
tested as an alternative method to the manual pre-cleaning step for endoscopes.<br />
Material and method<br />
For the examinations, the company Hammann provided the Institute for Hygiene and Public<br />
Health of the university Bonn with a prototype for the testing of the Comprex ® process on<br />
endoscope tubes. The test organism used was Enterococcus faecium (ATCC 6057). The test<br />
D 48<br />
Hyg Med 2015; 2017; 40 42 – 1/2 3
Manuskripte |<br />
specimens were contaminated with E. faecium in accordance with the guideline for the validation<br />
of machine cleaning and disinfection processes for the preparation of thermolabile<br />
endoscopes (DGKH, DEGEA, DGSV, DGVS, AKI 2011). In order to investigate the influence of<br />
water, detergents and disinfectants, various test runs were carried out.<br />
Results<br />
The results show that the impulse-flushing-method in isolated application with water and<br />
in various combinations with detergent and disinfectant can lead to a clear reduction of the<br />
test organism.<br />
Discussion<br />
The Comprex ® impulse-flushing-procedure can be considered as an alternative method for<br />
the manual pre-cleaning-step of endoscopes.<br />
Keywords: Comprex ® · endoscopes · endoscope WD · cleaning<br />
Einleitung<br />
puls-Spülverfahren COMPREX ® in Frage<br />
kommen [8]. Dieses Verfahren wurde ursprünglich<br />
entwickelt, um Rohrleitungssysteme<br />
in der kommunalen Wasserversorgung<br />
oder häuslichen Trinkwasserinstallation<br />
zu reinigen.<br />
Prinzip dieser Methode ist es, den<br />
Druck im Reinigungsabschnitt abzusenken<br />
und dem langsam einfließenden Wasser<br />
impulsartig Druckluft zuzugeben. Es entstehen<br />
Luft- und Wasserblöcke definierter<br />
Größe, die sich mit hoher Geschwindigkeit<br />
durch verschmutzte oder kontaminierte<br />
Rohrleitungsabschnitte bewegen. Dadurch<br />
werden Ablagerungen abgelöst. Hinter jedem<br />
Luftblock sorgt ein Wasserblock für<br />
den Abtransport des abgelösten Schmutzes<br />
(Abb. 1). Zum Reinigen von Anlagen<br />
werden die Drücke von Wasser und Luft<br />
der Anwendung entsprechend eingestellt<br />
und kontrolliert. Sie liegen immer unterhalb<br />
des zulässigen Betriebsdruckes der zu<br />
reinigenden Anlagen.<br />
Der für diese Untersuchungen vorgegebene<br />
Druck im Comprex-Verfahren lag<br />
bei 2 bar. Dies lag innerhalb des zulässigen<br />
Höchstdrucks für Endoskop-Kanäle, die bei<br />
Abb. 1: Das Impuls-Spülverfahren COMPREX ® . Mobilisierung von Rückständen (braun) an<br />
der Grenzfläche von Luft (weiß), Wasser (blau) und Leitungswand (schwarz). Der Pfeil zeigt<br />
die Strömungsrichtung.<br />
Endoskopische Untersuchungen werden<br />
in Körperöffnungen durchgeführt, die mit<br />
Mikroorganismen besiedelt sind. Somit<br />
können Endoskope während der Anwendung<br />
kontaminiert werden und ein Infektionsreservoir<br />
für Patienten darstellen [1].<br />
Berichte über Infektionen aufgrund des<br />
Einsatzes kontaminierter Endoskope sind<br />
in der Literatur ein immer wiederkehrendes<br />
Thema und seit über 50 Jahren bekannt<br />
[2–4]. Empfehlungen zur Aufbereitung von<br />
Endoskopen sind beschrieben und veröffentlicht<br />
[5]. Dabei kommt dem Vorreinigungsschritt<br />
sowie den dabei zu verwendenden<br />
Reinigern und Desinfektionsmitteln<br />
eine besondere Bedeutung zu [6]. Über die<br />
Frage, welches Reinigungsmittel zu verwenden<br />
ist, wird in der Literatur viel diskutiert<br />
[7].<br />
Die manuelle Vorreinigung von Endoskopen<br />
wird derzeit mit nichtschäumenden<br />
Reinigern und speziellen Bürsten durchgeführt.<br />
Als alternative Methode, die rein mechanisch<br />
funktioniert und ohne Detergenzien<br />
auskommt, könnte das patentierte Imhandelsüblichen<br />
Gastroskopen bei 5 bar<br />
und bei Bronchoskopen bei 2 bar liegen.<br />
Auch während des Reinigens bleibt der<br />
Druck im Endoskop immer unterhalb des<br />
eingestellten Wertes, weil die Ausspeisestelle<br />
einen freien Auslauf hat und die Luft<br />
in den Luftblöcken komprimierbar ist.<br />
Das Prinzip, bakterielle Kontamination<br />
von Oberflächen im Dentalbereich mittels<br />
Luftbläschen zu entfernen, ist in der Literatur<br />
schon länger beschrieben [9].<br />
Es ist grundsätzlich denkbar, das Comprex-Verfahren<br />
z.B. für den Teilprozess<br />
„Vorreinigung“ bei der Aufbereitung von<br />
Endoskopen einsetzen zu können [10]. Ziel<br />
der Untersuchungen war es daher festzustellen,<br />
ob das Comprex-Verfahren geeignet<br />
ist, vorherrschende Verunreinigungen<br />
effektiv aus Prüfkörpern für Endoskope zu<br />
entfernen – sowohl als alleiniges rein mechanisches<br />
Verfahren, als auch in Kombination<br />
mit einem Reinigungsmittel und einem<br />
Desinfektionsmittel. Als Prüfkörper<br />
wurden PTFE-Schläuche verwendet, die in<br />
Anlehnung der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Krankenhaushygiene (DGKH)<br />
zur Validierung maschineller Reinigungsund<br />
Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung<br />
thermolabiler Endoskope mit E. faecium<br />
kontaminiert worden waren [11]. In<br />
diesen Untersuchungen wurde als Prüfgröße<br />
nicht die Proteinreduktion, sondern die<br />
Anzahl der überlebenden Prüforganismen<br />
in Anlehnung der Anlage 9 der oben genannten<br />
Leitlinie ermittelt [12].<br />
Damit ist eine Aussage dahingehend<br />
möglich, wie viele Mikroorganismen während<br />
des Reinigungsschrittes entfernt werden<br />
können, um eine Kreuzkontamination<br />
des gereinigten Endoskopes mit der Umgebung<br />
zu reduzieren. Die reine Reinigungsleistung<br />
konnte jedoch nicht beurteilt<br />
werden, weil dazu der Grad der Proteinentfernung<br />
hätte ermittelt werden müssen<br />
(siehe Anlage 8 der Leitlinie) [13].<br />
Material und Methoden<br />
Wasser<br />
Zum Spülen wurde Trinkwasser aus dem<br />
Verteilungssystem des Institutes für Hygiene<br />
und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken<br />
Bonn verwendet. Es handelt<br />
sich um ein Mischwasser aus Grundund<br />
Oberflächenwasser. Die Temperatur<br />
lag im Mittel bei 11,4 ± 1,3 °C, der pH (bei<br />
11 °C) bei 8,3 ± 0,1, die elektrische Leitfähigkeit<br />
(bei 25 °C) bei 29 ± 3,0 mS/m und<br />
die Wasserhärte bei 6,5 ± 0,9.<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3 D 49
| Manuskripte<br />
Reiniger<br />
Bei dem verwendeten Reiniger handelte es<br />
sich um einen mildalkalischen Reiniger.<br />
Der Hersteller empfiehlt eine Konzentration<br />
in Abhängigkeit vom Verschmutzungsgrad<br />
und Wasserhärte von 2 – 3 ml/l ohne<br />
Angabe einer Einwirkzeit.<br />
Desinfektionsmittel<br />
Bei dem verwendeten Desinfektionsmittel<br />
handelte es sich um eine in der Desinfektionsmittelliste<br />
des VAH gelistete quaternäre<br />
Ammoniumverbindung [12]. In Gegenwart<br />
von hoher organischer Belastung<br />
empfiehlt der VAH eine Konzentration von<br />
2% und eine Einwirkzeit von 5 Minuten.<br />
Für diese Untersuchung wurden Konzentrationen<br />
von 1 und 2% sowie Einwirkzeiten<br />
von 5 und 15 Minuten gewählt.<br />
Neutralisationsmittel<br />
Die Neutralisation wurde mit folgender<br />
Kombination durchgeführt:<br />
– 3% Tween 80<br />
– 3% Saponin<br />
– 0,1% Histidin<br />
– 0,1% L-Cystein<br />
– 1 g Trypton (Pepton aus Casein, tryptisch<br />
verdaut)<br />
– 8,5 g NaCl<br />
ad 100 ml A. dest<br />
Testorganismus und Anreicherung<br />
des Testorganismus<br />
Für die Untersuchung wurde Enterococcus<br />
faecium (ATCC 6057) verwendet, der gemäß<br />
der Leitlinie der DGKH „Methode zur<br />
Überprüfung der Reinigungsleistung von<br />
Reinigungs-Desinfektionsgeräten für flexible<br />
Endoskope“ kultiviert wurde [11]. Die<br />
Ausgangskonzentration für E. faecium lag<br />
bei > 9 lg/Prüfkörper.<br />
Abb. 2: Vorbereitung der Prüfkörper<br />
(Quelle: Dissertation M. Steichen 2014)<br />
Herstellung der Prüfanschmutzung<br />
Die Prüfanschmutzung wurde in Anlehnung<br />
an die Leitlinie der DGKH „Methode<br />
zur Überprüfung der Reinigungsleistung<br />
von Reinigungs-Desinfektionsgeräten für<br />
flexible Endoskope“ durchgeführt [11].<br />
Für eine Probe wurden 0,7 ml E. faecium-Suspension,<br />
19,1 ml heparinisiertes<br />
Schafblut und 0,2 ml Protamin miteinander<br />
vermischt, wobei das Protamin erst kurz<br />
vor Versuchsbeginn dazugegeben wurde.<br />
Zur Ermittlung der Ausgangskonzentration<br />
des Prüfkeims wurde vor Zugabe des<br />
Protamins eine Verdünnungsreihe bis Verdünnungsstufe<br />
10 -5 hergestellt. Die Bakterienanzahl<br />
(Anzahl KBE/ml Zellsuspension)<br />
wurde mittels Ausplattierung auf<br />
Trypton-Sojabohnen-Agar quantifiziert und<br />
nach Inkubation für 48 Stunden bei 37 °C<br />
ausgezählt.<br />
Anschmutzung der Prüfkörper<br />
Als Prüfkörper dienten 800 mm lange<br />
PTFE-Schläuche (Polytetrafluorethylen) mit<br />
einem Innendurchmesser von 2 mm und<br />
einem Außendurchmesser von 3 mm. Die<br />
Anschmutzung erfolgte in Anlehnung an<br />
DIN EN ISO 15883-5 und in Anlehnung an<br />
die Leitlinie der DGKH „Methode zur Überprüfung<br />
der Reinigungsleistung von Reinigungs-Desinfektionsgeräten<br />
für flexible<br />
Endoskope“ [11, 15]. Zum Einbringen von<br />
10 ml Prüfanschmutzung wurde das Ende<br />
eines PTFE-Schlauches (Prüfkörper), der<br />
auf einem Tisch mit Klebstreifen fixiert war,<br />
mit der Spritze durch einen Silikonschlauch<br />
verbunden (Abb. 2 und 3). Nach der Injektion<br />
der Prüfanschmutzung wurden die<br />
Prüfkörper 30 Sekunden bei Raumtemperatur<br />
inkubiert. Danach wurden 2 × 5 ml<br />
Luft mit einer Spritze in die Prüfkörper injiziert,<br />
um die Kontamination zu verteilen<br />
Abb. 3: Beimpfung der Prüfkörper<br />
(Quelle: Dissertation M. Steichen 2014)<br />
Tab.1: Standardeinstellungen<br />
Impulsdruck<br />
Wasserdruck<br />
Impulsdauer<br />
Pausendauer<br />
2 bar<br />
1 bar<br />
5 s<br />
1 s<br />
und eine bessere Luftdurchgängigkeit der<br />
Schläuche zu erwirken. Die Prüfkörper<br />
wurden im Anschluss 1 Stunde lang bei<br />
Raumtemperatur inkubiert, um das Blut<br />
koagulieren zu lassen.<br />
Bestimmung der KBE/ml bei unbehandelten<br />
und behandelten Prüfkörpern<br />
Als behandelt galten diejenigen Prüfkörper,<br />
die eine oder mehrere Prozeduren (Wasser,<br />
Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel in<br />
Kombination mit/oder nur Comprex-Verfahren)<br />
durchlaufen hatten – als unbehandelt<br />
solche ohne Prozedur. Zunächst ist es<br />
notwendig, die Ausgangsbelastung eines<br />
unbehandelten Prüfkörpers zu kennen.<br />
Deshalb wurde zuerst die Ausgangsbelastung<br />
von E. faecium nach Rückgewinnung<br />
der Prüfanschmutzung ermittelt.<br />
Der prozedural bedingte Verlust von<br />
E. faecium ergibt sich aus der Differenz der<br />
Anzahl der rückgewonnenen KBE der unbehandelten<br />
Prüfkörper und derjenigen der<br />
behandelten Prüfkörper.<br />
Um die Konzentration von E. faecium<br />
in den behandelten und unbehandelten<br />
PTFE-Prüfkörpern zu bestimmen, wurden<br />
die Anschmutzungen mit 20 ml einer<br />
0,9%igen NaCl-Lösung mittels einer Spritze<br />
ausgespült und in einem Becherglas<br />
aufgefangen. Bei den Prüfkörpern, die mit<br />
Desinfektions- und/oder Reinigungsmittel<br />
behandelt wurden, diente statt der reinen<br />
NaCl-Lösung eine 0,9%igen Trypton-<br />
NaCl-Lösung zur Rückgewinnung. Diese<br />
wurde anschließend mit TSHC versetzt.<br />
Die aufgefangenen Suspensionen wurden<br />
nach entsprechender Verdünnung in<br />
0,9%iger NaCl bzw. 0,9% Trypton-NaCl-<br />
TSHC auf TSA-Agar bei 37 °C für 48 Stunden<br />
bebrütet.<br />
Versuchsaufbau<br />
Für die Untersuchungen stellte die Firma<br />
Hammann dem Institut für Hygiene und Öffentliche<br />
Gesundheit einen Prototypen zur<br />
Testung des Comprex-Verfahrens an Endoskopschläuchen<br />
zur Verfügung (Abb. 4).<br />
D 50<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3
Manuskripte |<br />
Die Einstellungen zu Impuls- und Wasserdruck,<br />
sowie Impuls- und Pausendauer sind<br />
der Tabelle 1 zu entnehmen:<br />
Alle Untersuchungen wurden bei<br />
Raumtemperatur durchgeführt. Jeder Versuchsansatz<br />
wurde dreimal mit je einem<br />
PTFE-Prüfkörper wiederholt. Die verschiedenen<br />
Versuchsansätze sind aus Tabelle 2<br />
zu entnehmen.<br />
Versuch 1: Comprex-Verfahren<br />
ohne Einfluss von Reinigungsoder<br />
Desinfektionsmittel<br />
In diesem Experiment wurden die Prüfkörper<br />
zunächst nur mit dem Comprex-Verfahren<br />
ohne Einfluss von chemischen Zusätzen<br />
behandelt. Um den Einfluss der Anzahl<br />
der Impulse auf den Reduktionserfolg<br />
der E. faecium-Testorganismen zu ermitteln,<br />
wurden vier verschiedene Versuchsdurchläufe<br />
durchgeführt (Durchgang A in<br />
Tabelle 3). Als Referenz dienen die entsprechenden<br />
Versuche ohne Impulse nur mit<br />
Wasserspülung (Durchgang B in Tabelle<br />
3).<br />
Versuch 2: Behandlung der Prüfkörper<br />
nur mit Desinfektionsmittel<br />
Um die alleinige Reduktionswirkung des<br />
Desinfektionsmittels auf den Testorganismus<br />
festzustellen, wurden die Prüfkörper<br />
mit dem Desinfektionsmittel gefüllt. Für<br />
diesen Versuch wurden folgende Konzentrations-Zeit-Relationen<br />
gewählt: Desinfektionsmittelkonzentration<br />
von 1% mit Einwirkzeiten<br />
von 5 und 15 Minuten, sowie<br />
Desinfektionsmittelkonzentration von 2%<br />
mit Einwirkzeiten von 5 und 15 Minuten.<br />
Versuch 3: Das Comprex-Verfahren<br />
in Kombination mit Desinfektionsmittel<br />
Für diesen Versuch wurden in die Prüfkörper<br />
nach Behandlung mit dem Comprex-<br />
Verfahren mit verschiedener Impulsanzahl<br />
eine 1%ige Desinfektionsmittellösung gegeben<br />
und für 5 oder 15 Minuten einwirken<br />
lassen. Ziel des Versuchs war es, zu untersuchen,<br />
ob die Kombination der Comprex-<br />
Reinigung mit dem Desinfektionsmittel die<br />
Wirksamkeit verbessert und zu höheren<br />
Reduktionsraten von E. faecium führt.<br />
Versuch 4: Das Comprex-Verfahren<br />
in Kombination mit Wasserspülung,<br />
Desinfektionsmittel und<br />
Reiniger<br />
In diesem Versuchsansatz wurden verschiedene<br />
Kombinationen aus Comprex-<br />
Behandlung, Spülung mit Wasser, Desinfektionsmittel<br />
und Reiniger gewählt. Die<br />
verschiedenen Versuchsdurchläufe sind in<br />
Tabelle 4 aufgelistet.<br />
Ergebnisse<br />
Die Abbildungen 5 bis 8 enthalten jeweils<br />
zwei Diagramme. Die Anzahl der vor oder<br />
nach der Behandlung gefundenen Bakterien<br />
E. faecium ist als Liniendiagramm dargestellt.<br />
Das Balkendiagramm gibt die Reduktion<br />
der Testorganismen nach der Behandlung<br />
wieder, um die Effizienz der Behandlung<br />
zu zeigen.<br />
Tabelle 2: Überblick der Versuchsansätze<br />
Nr.<br />
Comprex-<br />
Verfahren<br />
Spülung mit<br />
Wasser<br />
1 X X<br />
Abb. 4: Prototyp zur Testung des Comprex ® -<br />
Verfahrens an Endoskopschläuchen (Quelle:<br />
Dissertation M. Steichen 2014)<br />
Versuchsansatz<br />
Behandlung mit<br />
Desinfektionsmittel<br />
2 X<br />
3 X X<br />
Behandlung mit<br />
Reiniger<br />
4 X X X X<br />
Tabelle 3: Impulsanzahl und jeweils benötigte Zeit beim Comprex ® -Verfahren und entsprechender<br />
Wasserspülung<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Durchgang<br />
A<br />
Impulse<br />
Zeit (min)<br />
Durchgang<br />
B<br />
Impulse<br />
Zeit (min)<br />
1 100 03:55 1 0 3:55<br />
2 200 07:10 2 0 7:20<br />
3 400 14:10 3 0 14:20<br />
4 600 21:30 4 0 21:30<br />
Comprex: Anzahl Impulse<br />
lg KBE/ml<br />
Abb. 5: Vergleich der Reduktion von E. faecium durch Comprex ® -Verfahren (A) und durch<br />
reine Wasserspülung (B) in PTFE-Schläuchen. Das Comprex ® -Verfahren ist effektiver als<br />
die reine Wasserspülung. Die aufgeführten Daten sind Mittelwerte aus drei getesteten<br />
PTFE-Schläuchen pro Versuchsansatz (± 1 x Standardabweichung).<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Spüldauer [Minuten]<br />
lg KBE/ml<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3 D 51
| Manuskripte<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Abbildung 6: Einfluss des Desinfektionsmittels auf die Reduktion der Zellzahlen von E.<br />
faecium in PTFE-Schläuchen. Die Verwendung des Desinfektionsmittels allein führte nicht<br />
zu einer vollständigen Entfernung von E. faecium. Die gezeigten Daten sind Mittelwerte<br />
aus drei getesteten PTFE-Schläuchen bei einem Experiment (± 1x Standardabweichung).<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Einwirkzeit [Minuten]<br />
Abbildung 7: Der Einfluss von Comprex ® -Verfahren in Kombination mit anschließender<br />
Desinfektionsmittelanwendung (1%) für 5 (A) und 15 (B) min auf die Reduktion der Zellzahlen<br />
von E. faecium in PTFE-Schläuchen. Die aufgeführten Daten sind Mittelwerte aus<br />
drei getesteten PTFE-Schläuchen bei einem Experiment (± 1x Standardabweichung).<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Comprex / Impulse + Desinfektion (5 min)<br />
lg KBE/ml<br />
Abbildung 8: Der Einfluss von Comprex ® -Verfahren in Kombination mit Spülwasser,<br />
Desinfektionsmittel und Reiniger auf die Reduktion der Zellzahlen von E. faecium in<br />
PTFE-Schläuchen. Die Varianten der Testläufe A-G sowie die dazugehörigen Ergebnisse<br />
sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Die aufgeführten Daten sind Mittelwerte aus drei<br />
Versuchsdurchgängen (± 1x Standardabweichung).<br />
lg Reduktion von E. faecium<br />
Impulse + Spülung oder Desinfektion oder Reinigung +<br />
Impulse + Spülung oder Desinfektion<br />
Comprex / Impulse + Desinfektion (15 min)<br />
lg KBE/ml<br />
lg KBE/ml<br />
lg KBE/ml<br />
Versuch 1: Comprex-Verfahren<br />
ohne Einfluss von Reinigungs- oder<br />
Desinfektionsmittel im Vergleich<br />
zur Spülung der Prüfkörper nur mit<br />
Wasser<br />
Die alleinige Anwendung des Comprex-<br />
Verfahrens ist ein rein mechanisches Verfahren.<br />
Abbildungen 5A und 5B zeigen die<br />
höhere Reinigungswirkung des Comprex-<br />
Verfahrens im Vergleich zur alleinigen Spülung<br />
mit Wasser. Wie aus Abb. 5A ersichtlich,<br />
führt eine höhere Anzahl von Impulsen<br />
auch zu einer erhöhten Reduktion von<br />
E. faecium. Bei 600 Impulsen erlangte die<br />
Reduktion des Prüfkeimes 3,55 lg-Stufen.<br />
Aus Abbildung 5B geht hervor, dass mit<br />
einer reinen Wasserspülung Reduktionen<br />
bis 2,06 lg-Stufen erreicht werden konnten.<br />
Dabei korrelierte die Dauer der Spülung<br />
nicht mit der Reduktion von E. faecium. Bei<br />
3:55 Minuten Wasserdurchfluss war die<br />
höchste Reinigungsleistung zu verzeichnen.<br />
Noch längere Spüldauern führten zu<br />
keiner weiteren Verbesserung.<br />
Versuch 2: Behandlung der Prüfkörper<br />
nur mit Desinfektionsmittel<br />
Der VAH empfiehlt für das eingesetzte Desinfektionsmittel<br />
eine Konzentration von 2%<br />
und eine Kontaktzeit von 15 Minuten bei<br />
hoher organischer Belastung [10]. Um den<br />
Einfluss von Desinfektionsmittelkonzentration<br />
und Einwirkungszeit zu ermitteln,<br />
wurde das Desinfektionsmittel auch bei einer<br />
geringeren Konzentration von 1% und<br />
einer verkürzten Einwirkzeit von 5 Minuten<br />
geprüft. Es zeigte sich, dass in diesem Szenario<br />
die Wirksamkeit von der Desinfektionsmittel-Konzentration,<br />
aber nicht von der<br />
Einwirkzeit abhängt.<br />
Versuch 3: Das Comprex-Verfahren<br />
in Kombination mit Desinfektionsmittel<br />
Die Desinfektion nach der Comprex-Behandlung<br />
steigert die Wirksamkeit (Abbildung<br />
7). Eine Erhöhung der Anzahl der Impulse<br />
bei gleichbleibender Einwirkzeit zeigte<br />
keine weitere Wirkung.<br />
Die Erhöhung der Einwirkzeit des Desinfektionsmittels<br />
auf 15 min nach Comprex-<br />
Behandlung hingegen führte zu einer zusätzlichen<br />
Reduktion von E. faecium. Bei<br />
100 Impulsen ließ sich die Reduktion von<br />
ca. 3 lg-Stufen auf 4,14 lg-Stufen steigern.<br />
Eine Erhöhung der Anzahl auf 400 Impulse<br />
führte jedoch nur noch zu einem<br />
leichten Anstieg der Reduktion auf 4,61 lg-<br />
Stufen.<br />
D 52<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3
Manuskripte |<br />
Tab. 4: Einfluss von Comprex ® -Verfahren in Kombination mit Spülwasser, Reiniger und Desinfektionsmittel auf die Reduktion von<br />
E. faecium<br />
Lauf<br />
Comprex Spülung Reiniger Comprex Desinfektion Comprex Spülung<br />
Impulse<br />
(Anzahl)<br />
Dauer<br />
(min)<br />
Dauer<br />
(min)<br />
Impulse<br />
(Anzahl)<br />
Dauer<br />
(min)<br />
Impulse<br />
(Anzahl)<br />
Dauer<br />
(min)<br />
Reduktion<br />
E. faecium<br />
log Reduktion<br />
Standard-<br />
Abweichung<br />
A – – – – – – – 0 0<br />
B 100 15 – 100 – – 15 3,16 0,207<br />
C 100 – – – 15 100 15 4,37 0,336<br />
D 100 – 15 100 – – 15 3,99 0,049<br />
E 30 – 15 30 15 – – 5,44 0,522<br />
F 50 – 15 50 15 – – 6,07 0,352<br />
G 100 – 15 100 15 – – 8,89 0,000<br />
Versuch 4: Das Comprex-Verfahren<br />
in Kombination mit Spülwasser,<br />
Desinfektionsmittel und Reiniger<br />
Die Ergebnisse der Versuchsvarianten mit<br />
Lauf A – G aus Tabelle 4 sind in Abbildung<br />
8 dargestellt. Daraus geht hervor, dass eine<br />
rein mechanische Behandlung (15-minütige<br />
Spülung mit Wasser) zwischen zwei Impuls-Behandlungen<br />
von 100 Impulsen zu<br />
einer Reduktion des Prüfkeims von 3,16 lg-<br />
Stufen führte.<br />
Die Verwendung von Reiniger statt<br />
Wasser führte nur zu einer geringfügigen<br />
Verbesserung, d.h. einer Reduktion von<br />
3,99 lg-Stufen. Eine noch höhere Reduktion<br />
von 4,37 lg-Stufen konnte erreicht werden,<br />
indem die erste Wasserspülung durch<br />
eine Desinfektionsmittelbehandlung ersetzt<br />
wurde. Der Reiniger zeigte sich somit effektiver<br />
als Wasser, jedoch nicht so effektiv<br />
wie das Desinfektionsmittel.<br />
Die kombinierte Anwendung von Comprex<br />
mit Reiniger und Desinfektionsmittel<br />
verbessert das Ergebnis wesentlich. Es zeigte<br />
sich, dass sich die Wirksamkeit mit der<br />
Anzahl an Impulsen noch weiter steigern<br />
ließ: Reduktion von 5,44 lg-Stufen nach 20<br />
Impulsen auf 6,07 lg nach 50 Impulsen.<br />
Die Behandlung von 100 Impulsen mit<br />
anschließender Anwendung von Reiniger<br />
und Desinfektionsmittel führte schließlich<br />
zum vollständigen Austrag der Testorganismen<br />
(Reduktion von 8,89 lg-Stufen).<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Flexible Endoskope stellen designbedingt<br />
sehr hohe Anforderungen an den Aufbereitungsprozess.<br />
Der Teilprozess „Manuelle<br />
Vorreinigung“ zählt dabei zu den problematischen<br />
Arbeitsgängen. Unzureichende<br />
Reinigung kann zur Rekontamination des<br />
Instrumentes führen [17]. Gleichzeitig ist<br />
eine effektive Reinigung des Instruments<br />
Voraussetzung für die anschließende Desinfektion<br />
[18]. Die manuelle Vorreinigung<br />
birgt ein hohes Kontaminationsrisiko für<br />
die Umgebung und das Personal, da dieser<br />
Schritt in einer separaten Wanne durchgeführt<br />
wird [3, 19]. Dies kann durch den Einsatz<br />
von persönlicher Schutzausrüstung<br />
und desinfizierenden Reinigern nur eingeschränkt<br />
reduziert werden.<br />
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die<br />
Verwendung von Bürsten bei diesem Arbeitsschritt.<br />
Wenn die Bürste nicht intakt<br />
ist und dazu auch noch mehrfach verwendet<br />
wird, besteht die Gefahr der Beschädigung<br />
und Kontamination des Instruments.<br />
Dies hätte die Bildung von Infektionsreservoiren<br />
und Funktionsstörungen im Innern<br />
des Endoskops zur Folge.<br />
Schließlich handelt es sich um eine manuelle<br />
Arbeit, die in Bezug auf die Reproduzierbarkeit<br />
häufig als unsicher eingestuft<br />
wird und hinsichtlich der Validierung mit<br />
hohem Aufwand verbunden ist.<br />
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung<br />
zeigen neue Möglichkeiten für<br />
den Teilprozess „Manuelle Vorreinigung“<br />
auf, dem im Gesamtprozess der Aufbereitung<br />
von Endoskopen eine besondere Bedeutung<br />
zukommt [18].<br />
In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Krankenhaushygiene (DGKH) zur<br />
Validierung maschineller Reinigungs- und<br />
Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung<br />
thermolabiler Endoskope wird als Richtwert<br />
eine Reduktion der Prüfkeime von<br />
≤ 9 lg/Prüfkörper Überprüfung der Gesamtprozessleistung<br />
angegeben [11]. Da sich<br />
dieser Wert auf den Gesamtprozess bezieht<br />
und in dieser Untersuchung nur ein Teilprozess<br />
betrachtet wurde, sind die Ergebnisse<br />
vor diesem Hintergrund zu betrachten.<br />
Für den Teilprozess Vorreinigung kann<br />
aufgrund von laborinternen Versuchen eine<br />
Reduktion von 3 lg-Stufen angenommen<br />
werden.<br />
Mit dem Comprex-Verfahren allein ist<br />
eine deutliche Reduktion der eingesetzten<br />
E. faecium-Kontaminationen in PTFE-Prüfschläuchen<br />
zu erreichen (3,16 lg-Stufen).<br />
Der Zusatz von Reinigern erhöht die<br />
Reduktion der Testorganismen auf 3,99 lg-<br />
Stufen.<br />
Mit der isolierten Anwendung eines<br />
Desinfektionsmittels kann eine Reduktion<br />
der Prüfkeime um 4,37 lg-Stufen erreicht<br />
werden.<br />
Die kombinierte Verwendung von Comprex,<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmittel<br />
führt zu Reduktionsraten von über 5 lg-Stufen.<br />
Bei geeigneter Konzentration und Einwirkdauer<br />
können die Testorganismen sogar<br />
vollständig ausgetragen werden (Tabelle<br />
4 und Abbildung 8). Die vorliegenden<br />
Ergebnisse lassen jedoch keine Unterscheidung<br />
zu, ob es sich hierbei um eine Abreicherung<br />
oder im Falles des eingesetzten<br />
Desinfektionsmittels um eine Inaktivierung<br />
der Testorganismen handelt.<br />
Die Untersuchungen zeigen, dass die<br />
Kombination von Reinigung (mechanisch<br />
und chemisch) und Desinfektion zu einer<br />
wirkungsvollen Eliminierung von Mikroorganismen<br />
führt. Damit könnte das Risiko<br />
einer Kreuzkontamination verhindert und<br />
zugleich ein positiver Beitrag zum Personalschutz<br />
geleistet werden.<br />
Die alleinige Behandlung der Prüfkörper<br />
mit einem Desinfektionsmittel und anschließender<br />
Wasserspülung während 30<br />
Sekunden gemäß Herstellerempfehlung<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3 D 53
| Manuskripte<br />
reichte hingegen nicht aus, um E. faecium<br />
wirkungsvoll zu reduzieren.<br />
Die Versuche bestätigen ferner, dass<br />
eine alleinige Spülung der Prüfkörper mit<br />
Wasser zur Keimreduktion von etwa 2 lg-<br />
Stufen führen kann.<br />
Als Mittel zur Reduktion von Kontaminationen<br />
wird die isolierte Spülung mit<br />
Wasser auch in anderen Bereichen angewendet.<br />
Beispielsweise sind in der Empfehlung<br />
des Robert Koch-Instituts zur Anforderung<br />
an die Hygiene in der Zahnheilkunde<br />
wasserführende Systeme zur Infektionsprävention<br />
an allen Entnahmestellen<br />
für etwa zwei Minuten mit Wasser zu<br />
durchspülen [16].<br />
Das neue Aufbereitungsverfahren wurde<br />
an einem Testmodell geprüft. Die Ergebnisse<br />
legen nahe, die Kombination von<br />
Comprex-Verfahren, Reinigungs- und Desinfektionsmittel<br />
für die Aufbereitung von<br />
flexiblen Endoskopen zu verwenden. Denkbar<br />
wäre es, mit diesem Verfahren den kritischen<br />
Bürstenreinigungsschritt während<br />
der manuellen Vorreinigung zu ersetzen.<br />
Mit einer derartigen halb-maschinellen<br />
bürstenlosen Reinigung der Endoskopkanäle<br />
ließen sich die Forderungen „Reproduzierbarkeit<br />
des Aufbereitungsergebnisses,<br />
Personalschutz, Verminderung des Risikos<br />
einer Kreuzkontamination über die<br />
Flotte und Materialschonung“ weitgehend<br />
erfüllen.<br />
Das neue Aufbereitungsverfahren wäre<br />
anpassungsfähig. Das Comprex-Verfahren<br />
erlaubt die Parameter Impulsanzahl, Wasser-<br />
und Luftdruck optimal zu verändern.<br />
Somit wäre es möglich, die Einwirkzeiten<br />
von Reiniger und Desinfektionsmittel zu<br />
minimieren. Dies wäre sowohl für Patienten,<br />
professionelle Anwender und die Umwelt<br />
von Vorteil.<br />
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Verlag und Copyright:<br />
© 2017 by<br />
mhp Verlag GmbH<br />
Kreuzberger Ring 46<br />
65205 Wiesbaden<br />
ISSN 0172-3790<br />
Nachdruck nur mit<br />
Genehmigung des Verlags.<br />
D 54<br />
Hyg Med 2017; 42 – 3
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