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Dem Biofilm an den Kragen gehen – Verfahren zur inneren Rohrreinigung<br />

14.05.2012<br />

Vorfälle von Legionellen oder anderen biologischen Erregern in der Trinkwasserinstallation können mitunter durch Ablagerungen in den<br />

Rohren, durch Totleitungen oder Fehleinstellungen in einer Anlage verursacht werden. Doch wie kann ein System effektiv und nachhaltig<br />

gereinigt und saniert werden?<br />

Mithilfe einer Computersteuerung erfolgen<br />

die einzelnen Impuls-Spülungen, um den<br />

Biofilm zu entfernen.<br />

Die Wirkungsweise des Verfahrens:<br />

Luftblöcke, die den gesamten<br />

Querschnitt der Leitung ausfüllen,<br />

und Wasser durchströmen<br />

abwechselnd die Leitungen.<br />

Aus Sicht der Trinkwasserhygiene ist die Verkeimung eines Systems ein schwerwiegendes Problem. Die Erfahrungen in diesem Bereich zeigen, dass vor allem<br />

nachhaltige Lösungen vonseiten der Betreiber notwendig sind, um langfristig vorzubeugen und einer erneuten Kontamination entgegenzuwirken. Kommt es<br />

zu Vorfällen nachweislicher Verunreinigungen, so ist vonseiten der Betreiber die thermische oder chemische Desinfektion der Anlage meist der erste Schritt.<br />

Die chemische Desinfektion wie z.B. Chlorung tötet die Bakterien und Erreger zwar ab, beseitigt diese jedoch nicht. Daher bietet diese Vorgehensweise nur<br />

eine temporäre Lösung des Problems. Zudem ist der Einsatz von Chlor oder Chlordioxid nachweislich mit Risiken belegt. Aus diesem Grund ist es dem<br />

Deutschen Fachverband für Luft- und Wasserhygiene e.V. (DFLW) ein besonderes Anliegen, in seinen Foren und Schulungen über Alternativen aufzuklären und<br />

die Wirkungsweise der Methoden anschaulich dar- bzw. vorzustellen. So auch das Impuls-Spül-Verfahren der Hammann GmbH.<br />

Neue Technik mit altem Prinzip<br />

Bereits seit 13 Jahren reinigt das Unternehmen Rohrnetzleitungen und hat sein Verfahren weiterentwickelt, sodass es ihnen seit 2005 möglich ist, auch<br />

Hausinstallationen zu reinigen. Das Spülverfahren ist eine Weiterentwicklung des klassischen Luft-Wasser-Spülverfahrens. Luftblöcke – die den gesamten<br />

Querschnitt der Leitung ausfüllen – und Wasser wandern im Wechsel durch die Leitungen und erzeugen so an den Grenzflächen zur Rohrwand<br />

Kavitationserscheinungen und Verwirbelungen, welche eine Geschwindigkeit von bis zu 15?m/s haben. So werden die mobilisierbaren Ablagerungen ohne<br />

Angriff der schützenden Deckschichten abgelöst. Da die Zugabe der Luft innerhalb eines druckreduzierten Spülabschnitts impulsartig mithilfe einer<br />

Computersteuerung erfolgt, spricht man vom Impuls-Spül-Verfahren. Dass dabei der Biofilm fast vollständig entfernt wird, wurde durch Prof. Dr. med. Martin<br />

Exner von der Universität in Bonn gutachterlich belegt.<br />

„Das Gutachten belegt unsere eigenen Erfahrungen“, erklärt Dipl.-Ing. (FH) Kai Birnbaum, Bereichsleiter Gebäudetechnik der Hammann GmbH. „Die<br />

Ergebnisse, die wir mit unserem Impuls-Spül-Verfahren erzeugen, lassen unsere Kunden immer wieder staunen. Vor allem sind sie überrascht und häufig<br />

sogar erschrocken über die Trübung des ausgespülten Wassers und der darin enthaltenen Feststoffe.“ Doch das Reinigen der Leitungen ist nur einer von vielen<br />

Mosaiksteinen, um die Trinkwasserqualität in einer Anlage dauerhaft zu gewährleisten. Daher ist es wichtig, dass der Betreiber weitere Maßnahmen einleitet,<br />

um eventuelle Mängel zu beseitigen. Hierüber wird der Kunde von dem Annweiler Unternehmen informiert und auf Wunsch an sachkundige Ingenieurbüros<br />

verwiesen.<br />

Kundenberatung ist hier ein wichtiges Thema<br />

„Uns ist es wichtig, die Kunden umfassend zu beraten, auf Schwachstellen aufmerksam zu machen und über die Risiken der bestehenden Mängel zu<br />

informieren. Eigentlich sollten die Betreiber regelmäßig Reinigungen in ihren Trinkwassersystemen vornehmen. Doch die Erfahrung zeigt, dass prophylaktische<br />

Maßnahmen viel zu selten durchgeführt werden“, erklärt der Bereichsleiter. In der Regel besteht bereits eine Kontamination, bevor sich die Kunden über die<br />

Möglichkeiten einer fachgerechten Spülung informieren. Die Verantwortlichen beginnen meist umgehend mit Umbaumaßnahmen oder spülen die Leitungen<br />

eigenständig. Doch mit herkömmlichen Spülverfahren oder durch reine Desinfektionen können solche Ablagerungen nicht entfernt werden. Eine gute<br />

Recherche und umfassende Beratung kann daher hilfreich sein, um die Kontamination in den Griff zu bekommen. Nach einer gemeinsamen Begehung vor Ort,<br />

in der auch auf bestehende Schwachstellen in der Anlage hingewiesen wird, und einem Beratungsgespräch durch die Hammann GmbH erfolgt die<br />

Angebotserstellung. Gemeinsam mit dem Kunden wird ein Projektplan erstellt. „Dabei achten wir genau auf die Nutzungszeiten der Anlage“, merkt Birnbaum<br />

an. „Handelt es sich beispielsweise um eine öffentliche Einrichtung wie eine Schule, dann nehmen wir die Spülungen am Wochenende oder während der Ferien<br />

vor. Bei einem Krankenhaus oder einem Altenzentrum ist dies natürlich nicht möglich. Hier legen wir dann gemeinsam mit dem Kunden die Spül-Abschnitte<br />

und Zeiträume fest, um einen sicheren und reibungslosen Betrieb der Anlage zu gewährleisten.“<br />

Säuberung der Trinkwasserleitung<br />

Bei der Reinigung wird dann, je nach Grad der Verschmutzung, eine reine Impuls-Spülung oder die Kombination mit einer kurzfristig stagnierenden<br />

Desinfektion durchgeführt. Durch die Kombination mit verschiedenen Desinfektionsmitteln wie beispielsweise Chlordioxid und Wasserstoffperoxid kann die<br />

Reinigungswirkung verbessert werden. Dies belegen wissenschaftliche Studien des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten<br />

Verbundprojektes „Vermeidung und Sanierung von Trinkwasser-Kontaminationen durch hygienisch relevante Mikroorganismen aus Biofilmen der<br />

Hausinstallation“. Im Verlauf der Spülung werden dann alle weichen und mobilisierbaren Ablagerungen mitsamt ihrem Bewuchs ausgetragen, so wird den<br />

Mikroorganismen der Nährboden entzogen. Dies kann über die Armaturen erfolgen, an denen spezielle Hand-Zyklonabscheider befestigt sind. Ist dies nicht<br />

möglich, wird das Wasser über Schläuche von der Zapfstelle an einen WC-Zyklonabscheider abgeleitet.<br />

Die Nachhaltigkeit der Reinigung hängt jedoch stark von den installationstechnischen Gegebenheiten ab. Darauf weist auch Kai Birnbaum innerhalb seiner<br />

Vorträge ausdrücklich hin. Nur durch die Beseitigung der Mängel und unter Berücksichtigung der anerkannten Regeln der Technik kann eine dauerhafte<br />

Problemlösung geboten werden. Eine mechanische Reinigung ist ein wesentlicher Schritt, jedoch nur einer von vielen Bausteinen in einem

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