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Weihnachtskatalog 2019

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Naomi Wood: Diese goldenen Jahre.<br />

Weimar, 1922: Die Freunde Paul, Walter, Jenö, Irmi und Charlotte<br />

nehmen ihr Studium am neugegründeten Bauhaus auf und sind fest<br />

entschlossen, die beste Zeit ihres Lebens zu haben. Zunächst<br />

scheint dies zu glücken und es folgen Jahre voller Glanz, Ekstase<br />

und dem Rausch der Freiheit. Doch der äußere Schein trügt. Im<br />

Inneren sind die Beziehungen der Fünf durchzogen von Geheimnissen,<br />

Intrigen und unglücklicher Liebe. Als die weltweite Krise<br />

schließlich die Goldenen Zwanziger Jahre beendet, bricht das jahrelang<br />

so sorgsam Verborgene hervor – und reißt die Freunde in<br />

einen tiefen Abgrund.<br />

Atlantik Verlag<br />

22,00 € (D) 22,70 € (A)<br />

77 73 39 87<br />

Leseprobe<br />

© Hayley Madden<br />

Ich denke jeden Tag an Charlotte. Die Erinnerungen an sie sind wie Stromschläge.<br />

Manchmal sitze ich mit dem Pinsel in der Hand vor einer Leinwand, und dann durchzuckt<br />

mich plötzlich ein Schmerz, selbst nach all dieser Zeit. Fast dreißig Jahre<br />

sind seit ihrem Tod vergangen; vierzig, seit wir zusammen in Berlin gelebt haben.<br />

Jetzt besucht sie mich in meinen Träumen, beim Mittagessen oder wenn ich in der<br />

Badewanne liege. Ich sehe sie an ihrem Webstuhl sitzen, in ihren Männerkleidern<br />

durch den Tiergarten schlendern oder wie sie kurz vor der Razzia erklärt, dass sie<br />

Deutschland nicht verlassen wird.<br />

Von mir aus hätte Walter dreimal sterben können, wenn sie dafür verschont geblieben<br />

wäre. Aber was nützen diese Gedanken schon. Ich gebe ihm die Schuld an ihrem Tod.<br />

Er hätte Ernst Steiner bitten können, sie aus dem Lager herauszuholen, er hätte mit<br />

den richtigen Leuten reden können. Es hätte in seiner Macht gestanden. Aber vielleicht<br />

war es sogar sein letzter, krönender Schachzug, sie dort in dem Wald sterben<br />

zu lassen, wo wir sechs im Sommer so oft kampiert hatten, bevor wir mit unseren<br />

Rädern durch das flirrende Helldunkel der Bäume in die Stadt zurückfuhren. Damals<br />

in diesen ersten goldenen Jahren am Bauhaus.<br />

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