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Zukunfts Werk Stadt_Das Buch

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Theater lebt vom Experiment, Undenkbares zu denken, Nichtmachbares zu machen und Unsichtbares sichtbar zu machen.<br />

STADT<br />

WERK<br />

ZUKUNFTS<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste


Deutzer Zentralwerk<br />

der Schönen Künste<br />

Auf dem Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, wo der Verbrennungsmotor<br />

die Dampfmaschine ablöste und dieser Motor bis in die heutige Zeit<br />

den Antrieb für Mobilität maßgeblich bestimmt, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

Auf der letzten in öffentlicher Hand befindlichen Fläche in Köln Mülheim-Süd soll<br />

auf einer fünf Hektar großen Fläche das Otto-&-Langen-Quartier entstehen.<br />

Im Herzen von Köln steht ein aus ideeller und auch baulicher Sicht potenzielles<br />

Weltkulturerbe, ein Zeuge der letzten mehr als 150 Jahre Moderne. An diesem<br />

Ort der Innovation ist in den letzten acht Jahren mit dem Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste ein Freiraum des Denkens und ein gesellschaftlicher Spielraum<br />

entstanden, der uns aus der Kraft der Kunst und Erinnerung für die zukünftigen<br />

Gegenwarten inspiriert und der als Skizze für das im Prozess befindliche Quartier<br />

verstanden werden will. Die bereits jetzt sicht- und spürbare Zukunft des gesamten<br />

Otto-&-Langen-Quartiers wird durch akute bauliche, politische und gesellschaftliche<br />

Ereignisse, Sichtweisen und Expertisen beeinflusst und findet in der Echtzeit-Performance<br />

ihren Ausdruck.<br />

Durch künstlerische Recherchearbeiten am historischen Bezugsort Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

(KHD) werden Spuren und Schichten gestriger Epochen allmählich<br />

freigelegt und in Gegenwarts- und <strong>Zukunfts</strong>szenarien verwoben. Aus dieser<br />

Kraft schöpfend, werden Möglichkeitsräume und konkrete Utopien erprobt. So ist<br />

es folgerichtig, dass raum13 derzeit aktiv an der Neuentwicklung des entstehenden<br />

Otto-&-Langen-Quartiers beteiligt ist, dessen Epizentrum der ehemalige KHD-Weltkonzern<br />

als Wiege des Ottomotors ist. <strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der Schönen<br />

Künste ist keine reine Ortsbezeichnung für Räumlichkeiten im Rechtsrheinischen,<br />

sondern vor allen Dingen ein Ort, an dem Räume erst ausgehandelt und im sozialpolitischen<br />

Sinne produziert werden.<br />

raum13 hat sich zum Ziel gesetzt, eine Auseinandersetzung mit den überlieferten<br />

Ortsgeschichten sowie denkmalgeschützten und -würdigen Räumen zu<br />

suchen, um zu der Erschaffung eines lebenswerten <strong>Stadt</strong>viertels beizutragen, in<br />

dem Kunst den Ausgangspunkt und der Mensch den Maßstab bilden. raum13 ist<br />

dabei Motor für zukunftsweisende Entwicklungen und initiiert Diskussionen zwischen<br />

Kunst, Wirtschaft, <strong>Stadt</strong>entwicklung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.<br />

Ein konkretes Anliegen ist die Schaffung einer Bewusstwerdung für die Notwendigkeit<br />

eines Umdenkens in Sachen <strong>Stadt</strong>planung im öffentlichen Diskurs.<br />

<strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ist ein Gesamtkunstwerk<br />

an der Schnittstelle von <strong>Stadt</strong>geschichte und <strong>Stadt</strong>entwicklung und will<br />

als Skizze für das im Prozess befindliche Quartier verstanden werden.


001<br />

»gestern – heute – morgen«


ZUKUNFTS WERK STADT – RAUM 13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE<br />

Als Akteur im Schnittfeld zwischen Kunst und <strong>Stadt</strong>gesellschaft arbeitet raum13 an der Produktion von Zwischen-Räumen als Begegnungsräume<br />

gestalten. Auf <strong>Stadt</strong> bezogen, bieten Zwischen-Räume Antworten auf die Frage, wie wir gemeinsam leben wollen. Auf dem fünf Hektar großen<br />

Mobilität die Welt eroberte, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT<br />

PROLOG 006 FOYER 021 HOF 039 SCHMIEDE 055 WERKSHALLE 061 SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE 075 WASCHKAUE 085 INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER<br />

DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VER<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


, die nicht nur Schichten der Vergangenheit zum Vorschein bringen, sondern auch eine ebenfalls vielschichtige <strong>Stadt</strong>-Utopie skizzenhaft<br />

Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, dem Otto-&-Langen-Quartier zwischen Deutz und Mülheim, von der aus die motorenbetriebene<br />

003<br />

WERKSTRASSE 101 WEISSES STUDIO 125 VORSTANDSETAGE 139 BETRIEBSRAT 155 KONTEXT 163<br />

GÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1<br />

WASCHKAUE<br />

INNERE WERKSTRASSE<br />

SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE<br />

WERKSHALLE<br />

WEISSES STUDIO<br />

SCHMIEDE<br />

HOF<br />

FOYER<br />

VORSTANDSETAGE<br />

BETRIEBSRAT


005


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Prolog<br />

In unserer Hypermoderne werden Fragestellungen wieder aufgegriffen, die<br />

seit der Geburt der Moderne eine entscheidende Rolle spielten: Beschleunigung<br />

und Mobilität, Industrialisierung von der Proto-Industrie über die Industrie 1.0 und<br />

Kolonialisierung bis zur heutigen Industrie 4.0 und Globalisierung, entstehende<br />

bzw. verfallende Produktions- und Arbeitsformen und damit einhergehende soziale<br />

Institutionen, neue Wohn- und Arbeitsorte, <strong>Stadt</strong> als Zufluchtsort, Hoffnungs- und<br />

Möglichkeitsraum. Heute wie vor mehr als 150 Jahren erfordern diese Fragestellungen<br />

einen neuen Blick und den Mut, Situationen, Experimente und andere Räume<br />

bzw. Landschaften zu erschaffen.<br />

Köln als eine der ältesten und größten Kulturstädte in Deutschland, im<br />

Zentrum Mitteleuropas und in direktem kulturellen und wirtschaftlichen Wettbewerb<br />

mit anderen großen Städten im Rhein-Ruhr Gebiet, in den Benelux-Staaten und<br />

anderswo hat die einzigartige Chance, auf dem Gelände der ersten Gasmotorenfabrik<br />

der Welt ein Reallabor 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> zu entwickeln, das sich aus der<br />

innovativen Erinnerung speist, und mit dem auf uns übertragenen Mut der damaligen<br />

Gründer überregional in Erscheinung tritt und zur kulturellen <strong>Das</strong>einsvorsorge<br />

erheblich beiträgt. Gleichberechtigte Akteure aus Kunst, Design, Architektur, Raumplanung,<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte, Geisteswissenschaften und Zivilgesellschaft sollen eine<br />

entscheidende Frage aus verschiedenen Blickwinkeln offen betrachten: nämlich die<br />

Frage, wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen.<br />

Auf das Bauprojekt Quartier bezogen, soll hierbei bewusst auf gängige<br />

Methoden, Gewohnheiten oder Denk-Einheiten aus dem Bereich <strong>Stadt</strong>planung und<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung verzichtet werden. Auf einer Linie mit dem Fluchtpunkt <strong>Stadt</strong> befindet<br />

sich der Baustein Quartier. Statt Isotopen oder monokultureller (Nicht-)Orte,<br />

die für eindimensionale Persönlichkeiten einprägsam sind, sollen polydimensionale<br />

Räume entstehen, die sowohl ein vielfältiges Zusammenleben als auch verschiedenartige<br />

Antworten auf derzeit brisante stadtgesellschaftliche Fragen ermöglichen.<br />

Die gegenwärtig wichtigsten Aufgaben: Wohnen, Arbeit, Umwelt, Mobilität,<br />

Inklusion, Diversität, Beteiligung und Demokratie.<br />

Allen diesen Aufgaben liegen unsere gemeinsamen Werte zugrunde,<br />

unsere gemeinsame Kultur, auf der alle unsere gesellschaftlichen Verabredungen<br />

basieren, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung, über Generationen erkämpft<br />

und ausgehandelt. So ist es nur folgerichtig, wenn wir diesen universellen<br />

Geist in unsere gesellschaftspolitischen Überlegungen mit einbeziehen.<br />

Wie sähe eine <strong>Stadt</strong> aus, die sich aus der Kraft der Kunst stetig neu<br />

entwickelt und in der das menschliche Miteinander Mittelpunkt und Maßstab<br />

bildet?


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

007<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


009


011


GFD Gasmotoren-Fabrik Deutz


013<br />

Auszug aus dem Gutachten<br />

zum Objekt<br />

Prof. Dr. Walter Buschmann<br />

Geschichte<br />

Die überragende Bedeutung der 1864 von Nikolaus<br />

August Otto und Eugen Langen gegründeten Motorenfabrik<br />

für die Industriegeschichte und mehr noch für die allgemeine<br />

Entwicklung der Menschheitsgeschichte in den letzten<br />

hundert Jahren ist vielfach gewürdigt worden und gipfelt in<br />

Aussagen wie „... von Deutz ist die Motorisierung der Welt<br />

ausgegangen“ oder „Deutz ist die Wiege der Weltmotorisierung“.<br />

Die lebhafte Entwicklung des Unternehmens seit seiner<br />

Gründung spiegelt sich auch wider in seinen zahlreichen<br />

Namensgebungen, von denen der Name Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

einen Höhepunkt der Unternehmensentwicklung<br />

darstellt und viele <strong>Werk</strong>steile auch außerhalb von Köln einschließt.<br />

Da es in diesem Gutachten nur um das 1869 entstandene<br />

<strong>Werk</strong> an der Grenze von Deutz und Mülheim gehen soll,<br />

wird, hier der 1872 entstandene <strong>Werk</strong>sname Gasmotoren-<br />

Fabrik Deutz verwendet.<br />

Bedeutung<br />

Deutschland als „verspätete Nation“ mit einer<br />

gegenüber England und anderen Industrienationen späten<br />

industriellen Entwicklung hat vergleichsweise wenig an<br />

Innovationen zur Ersten Industriellen Revolution beigetragen.<br />

In der Periode der Zweiten Industriellen Revolution mit den<br />

Branchen Chemie, Elektrizität und Autobau ragt die Erfindung<br />

von Nikolaus August Otto deutlich aus den nun dichter<br />

werdenden deutschen Beiträgen weit über die Landesgrenzen<br />

hinaus hervor. Der Motor hat die Welt verändert, und<br />

Köln war Ausgangspunkt dieser Veränderung. Ort der ersten<br />

Produktionsstätte für Motoren war zwar 1864 ein industrieller<br />

Altbau in der Kölner Servasgasse. Die einzig für diesen Zweck<br />

erbaute und vermutlich erste Motorenfabrik der Welt aber<br />

entstand 1869 in Deutz.<br />

Der Kaufmann Nikolaus August Otto beschäftigte<br />

sich, angeregt durch eine Veröffentlichung über den Gasmotor<br />

von J. J. Etienne Lenoir, seit 1861 mit Versuchen zur Herstellung<br />

eines verbesserten, vor allem sparsameren Motors.<br />

Durch die Verbindung mit Eugen Langen entstand 1864 unter<br />

dem Namen „N. A. Otto & Cie.“ die erste Motorenfabrik<br />

der Welt in einer von der Familie Nicolini erbauten Ölmühle<br />

an der Servasstraße hinter dem Hauptbahnhof. Nach einer<br />

Präsentation des damals noch atmosphärischen Ottomotors<br />

auf der Pariser Weltausstellung von 1867 und einer deutlichen<br />

Zunahme der Aufträge wurde mit Eintritt eines weiteren Geschäftspartners<br />

Ludwig August Roosen-Runge die Grundlage<br />

für den Bau einer neuen Fabrik geschaffen. Für 14 000 Taler<br />

wurde 1869 ein 3 ½ Morgen großes Grundstück links von<br />

der alten Straße von Deutz nach Mülheim erstanden. Weit<br />

außerhalb des Festungsbereiches, umgeben von einem Kranz<br />

blühender Gärten und schmucker Landhäuser entstand die<br />

neue Fabrik.


Fassade 1944


015


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Die Ruine<br />

Gedanken nach der Erstbegehung<br />

2011<br />

Ich habe seit Jahren keinen Kalender geführt, ich glaube es ist Sommer<br />

oder Herbst.<br />

Stille ... Die Stille. Die Stille ist wie eine gegossene Form eines Flusses.<br />

Grau, dunkel zieht ein Geruch von feinem Staub vorbei und bedeckt den Boden mit<br />

einer hauchdünnen Schicht. Eine Decke, die alles Leben unter sich erstickt. In alle<br />

Richtungen erstrecken sich leere Mauern. Von den geschwärzten Wänden und Decken<br />

hängen abgerissene Kabel wie schlaffe, alte, ausgedörrte Adern und wimmern<br />

dünn im Wind. Umrisse einer <strong>Stadt</strong>. Kein Ton, keine Regung von Leben. Weiter weg<br />

Reklametafeln, die für Mode werben.<br />

An einer Wand ein <strong>Werk</strong>zeugschrank aus Blech. Gute Schraubendrehereinsätze.<br />

Ein Metallfass voller Abfall. Offene Türen zu Transformatoren, eine Energieschaltzentrale<br />

ausgeweidet. Dichtungen von Motoren fein säuberlich sortiert und<br />

beschriftet in Gitterboxen. Waschkauen und Spinde von Hunderten, ja Tausenden,<br />

die hier einstmals. Ein vermoderter Kittel an einem Bügel und Schuhe, gut schwarze<br />

Schuhe.<br />

Öde, stumm, gottverlassen. Ehemalige an den Wänden, in den Hallen,<br />

in den Räumen hauchen längst Vergessenes. Wie ein Lüftchen schleicht es sich ins<br />

Gemüt, schleicht es sich in alle Knochen, in jeden Winkel des Seins. Überall Ruß<br />

und schwarzer Staub. Ein Schreibtisch aus Holz, eine Registrierkasse. Ein paar alte<br />

Bücher und Ordner, aufgequollen und nass wegen des undichten Dachs. Ein Telefon<br />

mit einer Telefonnummer. Niemand erreichbar. Herausgerissene Schubladen,<br />

Papier und Pappschachteln. Alles Brauchbare bereits vor Jahren geplündert. Auf<br />

dem Boden liegen wie alte Dokumente abgelöste Tapeten. Kalt. Alles zu feucht, um<br />

ein Feuerchen zu machen. Alles riecht nach Feuchtigkeit und Moder. Überreste von<br />

verfaultem Haar. Zerschlagene Scheiben, die wie ein See aus Glas von einer vergangenen<br />

Zeit zeugen. Ein bloßes Skelett, ein Gerippe.<br />

Immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zu viel. Nur in der Nacht<br />

manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer<br />

wieder das Stück zurück, das wir so mühsam gewonnen haben? Es kann sein.<br />

Seit 2011 erwecken Anja Kolacek und Marc Leßle mit ihren Inszenierungen<br />

die alte Industriebrache des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

zu neuem Leben und machen sie so zu einer der aufregendsten<br />

Kulturstätten Kölns. Die Transformation dieses <strong>Stadt</strong>raums über Generationen<br />

hinweg ist beispielhaft für die Umwälzung unserer Gesellschaft und steht im<br />

Fokus der künstlerischen Arbeiten im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste.<br />

Vom Goethe-Institut auf die Liste der zehn nennenswerten kulturell genutzten<br />

historischen Industrieanlagen gehoben, entstehen hier prozessorientiert<br />

Erinnerungslandschaften ebenso wie Bildungs- und Denklandschaften.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

017<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Fabrikansicht 1886


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

019<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


021


023


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Erstbegehung | Eingangsbereich 2010


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Die Rolle der Kunst<br />

Die Kunst in unserer pluralistischen Wertegemeinschaft muss ihr Verhältnis<br />

zur Gesellschaft in Zeiten von aufstrebendem Autokratismus, von Fehlinformationen<br />

auf allen Kanälen, der Überforderung von Politik und Verwaltung und nicht zuletzt<br />

der bürgerlichen Mitte neu überdenken.<br />

Wir müssen an der Auflösung des „autonomen“ Territoriums der Kunst<br />

arbeiten. Massenproduktion und -konsum sowie die Massenkommunikation machen<br />

die Egozentrik des modernen Künstlerbildes fragwürdig. Die scheinbar wertfreie<br />

Kunst ist zu einer Kulisse der bürgerlichen und gehobenen Gesellschaft heruntergekommen<br />

und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.<br />

<strong>Das</strong> Theater und die Museen müssen wieder zu den Menschen kommen<br />

und nicht wie in der modernen Kleinteiligkeit und Arbeitsteilung Orte im Zentrum<br />

der <strong>Stadt</strong> besetzen. Die <strong>Stadt</strong> als Kunstwerk und das Urbane als die Begegnung<br />

darin zu begreifen, querzudenken, anders zu denken und die Diversität universell zu<br />

sehen, das wird die Kunst des 21. Jahrhunderts sein.<br />

<strong>Das</strong> Theater wird zum gesellschaftlichen Reallabor <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>:<br />

• als Erinnerungslandschaft/-parcours der Kölner Industriegeschichte und<br />

-gegenwart,<br />

• als Bildungslandschaft, um die daraus aufkommenden Diskussionen und<br />

Debatten aufzunehmen und generationen- und schubladenübergreifend zu<br />

bearbeiten,<br />

• als Spiel- und Zwischenraum in allen Assoziationen,<br />

• als Denklandschaft und Freiraum für inspirierte, mutige Unternehmungen<br />

und Initiativen,<br />

• als Lebensraum in einer ganzheitlichen Wohnlandschaft mit Begegnungs- und<br />

Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Definition von Raum<br />

Ausgangspunkt unserer Beschäftigung mit dem Raum ist die These,<br />

dass Raum sich struktureller oder funktionaler Definitionen entzieht. Raum<br />

ist nicht nur Voraussetzung und Gegenstand leiblicher oder ästhetischer Erfahrung,<br />

sondern entsteht durch gesellschaftliches Miteinander und ist somit<br />

zuvorderst soziales und öffentliches Produkt. Der Raum ist kein Gehäuse, sondern<br />

wird vielmehr als Gestaltungs- und Möglichkeitsraum gesehen. Er passt<br />

sich den Menschen und deren Begegnungen und Prozessen jederzeit an und<br />

nicht umgekehrt.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

027<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


Erstbegehung | Eingangsbereich 2010


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Erweiterung | Eingangsbereich 2016


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


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031<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


Ästhetik der Ruine<br />

im Dialog mit Christof Breidenich<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

CB: Es gibt verschieden Kriterien, wie du solche Sachen einteilst. Und<br />

hier ist halt auch ein ganz neues Kriterium, weil man eben einen ästhetischen Raum<br />

nutzt. Man sagt zwar immer „nutzt“ – aber vielmehr steht man ja auch einfach<br />

nur hier drin. Und wenn man dann so ein bisschen an dem Leben teilhaben kann,<br />

dann ist das so, wie eingeladen zu werden. So zu einer kuriosen Großtante oder zu<br />

irgendjemandem, der irgendwie so ein bisschen schrullig ist.<br />

ML: Und was wolltest du mit der schrulligen Tante – im Garten der schrulligen<br />

Tante?<br />

CB: Ja, „im Garten" ist gut gesagt. Wir haben hier ja einen Garten ohne Garten,<br />

also ohne Erde, es gibt nur Ritzen. Die Menschen sind ja überall so drauf, dass sie<br />

ihre Finger überall reinstecken und versuchen müssen rauszufinden, was denn da ist<br />

und was man hier so fühlen kann: <strong>Das</strong> ist ja hier nun mal besonders gelungen. Hier<br />

muss man die Augen zuhalten und dann teilweise in Löcher reingreifen und dann<br />

kommt da irgendwas raus oder auch nichts. Oder irgendwas stinkt oder modert vor<br />

sich hin. <strong>Das</strong> ist ein ganz altes oder auch extremes Erlebnis, ein ästhetisches Erlebnis,<br />

das natürlich super interessant ist, weil man ja nicht weiß, was morgen wieder<br />

kaputt ist, obwohl über den Grad der Kaputtheit hier so gut wie nichts mehr hinausgehen<br />

kann. Es gibt ja so viel Kaputtes, das kann man ja gar nicht mehr toppen. Ich<br />

weiß nicht, was man jetzt noch kaputt machen könnte? Also, Ihr schützt das ja auch<br />

ein bisschen ... haltet das ein bisschen fest – irgendwie.<br />

ML: Wir verlangsamen den Prozess.<br />

CB: Genau, ihr verlangsamt den Prozess, allein schon durch das Betreten<br />

dieses Ortes. Manchmal wird ja auch geputzt! So an Ecken, habe ich das letzte Mal<br />

gesehen, mit einem Eimer – so mit Wasser. Wie heißt das, Anti-Aging-Shampoo?<br />

ML: Du könntest dir jenseits von Anti-Aging auch was anderes vorstellen?<br />

Oder würdest du das tatsächlich so fortführen?<br />

CB: Na ja, ich würde es abbilden. Ich würde es kommunizieren. Ihr macht<br />

das ja, es ist ja auch eine Galerie, eine Bildergalerie, in der Realität in Kunst transfomiert<br />

wird. <strong>Das</strong> resultiert aus den verschiedenen Levels von Realität und Ausstellung.<br />

Jedesmal dasselbe, das, was da ist, und einmal das, was darübergelegt<br />

wird. Da wird ja jährlich was darübergelegt und wieder was darübergelegt, dann<br />

gibt’s Spuren auf dem Boden oder wo auch immer. Und dann gibt’s da auch noch<br />

die nicht intentionalen Layer, die von alleine dazukommen. Spätestens durch diese<br />

Guerilla-Layer hat man keine Übersicht mehr. <strong>Das</strong> widersetzt sich dann auch jeglicher<br />

Dokumentation. In der Zeit, in der man es dokumentiert, ist ja wieder so viel<br />

passiert, dass man das wieder dokumentieren müsste, und das geht irgendwann<br />

nicht mehr. Was ich vorschlage, ist: Man muss es dokumentieren im Sinne dessen,<br />

dass es den anderen bewusst werden muss, dass es so etwas gibt. <strong>Das</strong> hat man<br />

Jahrhunderte mittels Malerei gemacht.


033


035<br />

Jetzt kommen die neuen Medien, die das nicht mehr können,<br />

weil die neuen Medien eben reproduzierbar und auch<br />

duplizierbar sind. Deswegen sind sie so beliebig, wodurch der<br />

Filter immer wichtiger wird. Wie kann ich aus dieser Beliebigkeit<br />

etwas filtern, was Relevanz hat? Somit müsste man halt<br />

die alten Medien wieder bemühen, so etwas zu dokumentieren.<br />

<strong>Das</strong> kann als klassische museale Dokumentation im Sinne<br />

der Ruinenerhaltung oder im Sinne der Ruine als Bewusstseinsschaffung<br />

geschehen: <strong>Das</strong>, was mal war, war größer als<br />

das, was jetzt ist.<br />

Jeder behauptet immer in der Zeit von Umbrüchen<br />

zu leben. Aktuell befinden wir uns im digitalen Umbruch und<br />

damals war man eben im maschinellen oder industriellen<br />

Umbruch. Man hat sich damals im 19. Jahrhundert auf frühere<br />

Zeitalter berufen, weil man die Zeit unmittelbar davor überwinden<br />

wollte – und das war das Barock. Man hatte keinen<br />

Bock mehr auf die ganzen fürchterlichen Adeligen und Aristokraten<br />

und Kings, Queens, Popes. Dafür brauchte man eine<br />

neue Formensprache und damit eine eine neue Ästhetik. Zu<br />

einem wesentlichen Teil äußerte sich diese neue Ästhetik in<br />

der Fähigkeit der Vergegenwärtigung des Vergangenen in<br />

Form von Ruinen. Man hat Ruinen gebaut, man hat Ruinen<br />

gemalt, man hat Ruinen gesucht. Dabei ist ein verfallenes<br />

Gebäude ja noch lange keine Ruine. Eine Ruine wird erst<br />

dann eine Ruine, wenn sie als Zeugnis einer ehemaligen Vollständigkeit<br />

gelesen und gleichsam als notwendiger Vorläufer<br />

eines aktuellen Selbstverständnisses virulent wird. Die Schafe<br />

und deren Hirten, die im Forum Romanum über Hunderte von<br />

Jahren gegrast haben, haben die Ruinen nie interessiert, das<br />

war einfach nur Stein und Schrott. Und als dann die Engländer<br />

und Franzosen kamen, sozusagen als Ruinenexperten, und<br />

diese Ruinen mit Bedeutung belegten, weil sie eben nicht<br />

mehr diesen Barock haben wollten, erst dann kam die kulturelle<br />

Kompetenz der Thematisierung des Ruinösen.<br />

einspeist. Meine Vorstellung wäre ja ein acht Quadratmeter<br />

großes Ölgemälde fürs Rathaus. So etwas hat immer Wirkung<br />

gehabt. Die Adeligen oder die Aufklärer nach dem Barock,<br />

die haben es so gemacht: Die haben ihre Domizile und ihre<br />

Gärten mit Ruinen ausgestattet. Großartige Beispiele findet<br />

man in Kassel und München und in anderen großen Residenzstädten.<br />

Um sich in die Zukunft zu orientieren, muss eine<br />

nachgewiesene Vergangenheit – inklusive ihres kulturellen<br />

Erfolges und ausgelebter Machtpotenziale – als notwendige<br />

Referenz gegenwärtiges Handeln und Denken legitimieren.<br />

Ansonsten bliebe es bei banalen Versuchen. <strong>Das</strong> versuchen<br />

die Börsen, das versuchen die Wirtschaftswissenschaftler, das<br />

versucht die Politik – und alle fallen ständig auf die Schnauze<br />

mit solchen Dingen.<br />

ML: Also du meinst, wir sollten das jetzt einfach in Öl<br />

malen lassen und das Bild dem Rathaus schenken.<br />

CB: Genau! Aber groß! Mit einem sehr großen Rahmen.<br />

Es muss schon in einer Dimension sein, die aufregt. Die<br />

auch teuer ist. Man könnte vielleicht auch Teile dieser Ruine,<br />

das habt ihr auch schon versucht, woanders aufbauen. Als<br />

portables Arkadien, wie es ja unten in der Maschinenhalle zu<br />

sehen ist: so als Ruine to go.<br />

Bedeutung ist immer nur dann da, wenn wir etwas<br />

Bedeutung beimessen. An sich gibt es keine Bedeutung,<br />

keinen ästhetischen Fakt, der eine bedingungslose Wahrheit<br />

bilden könnte. Bedeutung ist immer ein Kontrafakt. Auch hier<br />

tritt die Bedeutung erst dann zutage, wenn die Mehrheit,<br />

und das heißt dann ja die Mehrheit der <strong>Stadt</strong> Köln und ihrer<br />

Akteure wie Politik, Gesellschaft: Spaßgesellschaft, Mediengesellschaft<br />

und Digitalgesellschaft, auch verstehen, was<br />

hier passiert. Und das kann man eben nur, wenn man diese<br />

Ruine in den kulturellen und allgemeinverständlichen Fluss


037


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

039<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


041


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


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043<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT POLIS | DIE KUNST DER TEILHABE


045<br />

Kunst und Grün<br />

im Dialog mit Peter Menke<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

PM: Die Kunst macht ja genauso, was sie will, wie<br />

das Grün. Mich interessiert vor allen Dingen das Stichwort<br />

Freiraum. <strong>Das</strong> ist das verbindende Medium. Es gibt Räume,<br />

die sind nicht fertig gewidmet, die kann man entwickeln oder<br />

sie entwickeln sich auch selbst, und dies gilt eben auch für<br />

Naturräume – die natürlich der Pflege bedürfen, die angelegt<br />

und geplant sein wollen. Aber das gilt ja auch für die Kunst.<br />

Insofern bietet Freiraum tatsächlich die Möglichkeit, etwas<br />

Neues zu schaffen oder auch einfach etwas entstehen zu<br />

lassen, und das ist das Verbindende von Kunst und Grün.<br />

Ich gehe einen Schritt zurück und erinnere an Zeiten,<br />

in denen es hieß: „Betreten der Grünfläche verboten“. Traditionell<br />

war es ja so, dass der öffentliche Freiraum in Städten,<br />

der Grünraum, sehr stark reglementiert war. Die Leute durften<br />

sich nur auf vorgegebenen Wegen bewegen, sie durften<br />

auch alles angucken, aber sie durften nicht auf den Rasen,<br />

sie durften bestimmte Flächen nicht betreten. <strong>Das</strong> haben<br />

wir lange überwunden. Heutzutage muss man ja nur mal an<br />

einem schönen Tag in den Park gehen. Die Menschen nutzen<br />

die Räume und machen da, was immer sie wollen – in Grenzen<br />

versteht sich – aber da wird gefeiert, da wird gearbeitet,<br />

da trifft man sich. <strong>Das</strong> Entscheidende ist, dass man in Grünräumen<br />

frei sein kann und sich ohne Konsumzwang aufhalten<br />

kann.<br />

Freiräume, wie wir sie uns vorstellen – Grünflächen<br />

im öffentlichen Raum –, sind für jeden offen. Und das ist besonders<br />

wichtig für die Menschen, die eben nicht die Möglichkeit<br />

haben, im eigenen Garten zu sitzen, manche haben<br />

nicht einmal einen Balkon, wo sie sich draußen aufhalten<br />

können. Und so ähnlich, könnt ich mir vorstellen, kann man<br />

das auf euer Projekt hier übertragen. Wenn diese Hallen für<br />

Kunstentwicklung offen sind, wenn diese Räume auch für<br />

Kunsterfahrung, insbesondere für die Bürgerschaft offen sind,<br />

dann, glaube ich, ist das sehr vergleichbar mit dem, was wir in<br />

Grünflächen tun. Meine feste Überzeugung ist, dass Menschen<br />

Grün erleben wollen, dass auch jeder ein Recht darauf<br />

hat, Grün zu erleben, und auch da glaube ich, gibt es eine<br />

Parallele zur Kunst. Kunst bedient ein menschliches Bedürfnis,<br />

Kunst will erlebt werden und Kunst entwickelt sich nicht festgegossen<br />

in eine bestimmte Form. Es braucht einen Rahmen,<br />

man könnte auch sagen, es braucht Grenzen, es braucht aber<br />

eben vor allem Freiraum im Wortsinn, und da, glaube ich,<br />

können wir voneinander lernen.<br />

ML: In der Kunst waren es die 1960er und -70er<br />

Jahre, auch hier in Köln, in denen sich weltweit ziemlich viel<br />

bewegt hat – Köln als eine der Hauptstädte der Kunst war<br />

mit der Fluxusbewegung weit vorn, wo sehr viele gesagt<br />

haben, sie wollen raus aus diesen institutionellen Räumen,<br />

Bürgerräumen – das, was du ja auch sagst, dass der Park nicht<br />

betreten werden durfte, sondern nur die Wege, man durfte<br />

nur schauen, so ist man früher ins Museum gegangen. Man<br />

hat genauso einfach nur geguckt! Und dann ist man zurück<br />

in den <strong>Stadt</strong>raum und hat dort unglaubliche, seltsame Dinge<br />

gemacht, z. B. Autos in Beton gegossen oder irgendwelche<br />

andere verrückte Sachen.<br />

PM: Man kann sehen, dass es eine Befreiung gibt in<br />

der Gesellschaft, was die Eroberung des öffentlichen Raums<br />

angeht, da sind ganz viele Barrieren und Hürden gefallen,<br />

die es früher gegeben hat, die in der Gesellschaft einfach<br />

festgezurrt waren. Aber das Entscheidende ist, dass ich davon<br />

ausgehe: Es gibt ein natürliches Bedürfnis, Natur zu erleben,<br />

Natur zu erfahren – die Natur ist in dem Moment erst wirklich<br />

erfahrbar, wenn sie frei ist. Und das ist die Stelle die uns<br />

in Städte treibt, warum wir nicht zufällig Stiftung „Die grüne<br />

<strong>Stadt</strong>“ heißen, weil wir sagen, die Menschen müssen in ihrem<br />

direkten Lebensumfeld Natur erleben können und sie müssen<br />

Weite erleben können. Im Unterschied zur gebauten <strong>Stadt</strong>,<br />

die ja durch Dichte geprägt ist, ermöglicht der Freiraum auch<br />

mal, den Blick mehrere Hundert Meter weit schweifen zu<br />

lassen, das ist eine wichtige Erfahrung. Früher hat man Kunst<br />

beziehungsweise Natur und Kultur tatsächlich als Gegensatz<br />

gesehen; Natur war draußen und Natur war wild und gefährlich,<br />

Kultur dagegen war <strong>Stadt</strong>, und Kultur war kultiviert. <strong>Das</strong><br />

kann man heute nicht mehr so pauschal auseinanderhalten,<br />

ganz im Gegenteil: Natur in der <strong>Stadt</strong>, Kultur, auch draußen,<br />

auch das passiert ja, wir sehen außerhalb von Städten Kunstprojekte,<br />

Kunstobjekte, die in die freie Landschaft gefallen<br />

sind und da als Fremdkörper erlebt werden, aber genau das<br />

ist ja die interessante Erfahrung. Und umgekehrt für die <strong>Stadt</strong>.<br />

Wenn ich jetzt auf euer Projekt hier in Mülheim schaue, hier<br />

geht’s natürlich darum, dass man im direkten Lebensumfeld<br />

der dichten <strong>Stadt</strong> auch einen Raum mit einer neuen Freiheit<br />

erlebbar machen kann. Ich habe den Eindruck, dass genau<br />

das hier passiert. Nicht erst jetzt, sondern ja schon seit Jahren.<br />

<strong>Das</strong>s Kunst sich als mögliches Instrument von <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

eignet, finde ich eine sehr interessante Idee, die hier<br />

erlebbar ist.


gestern<br />

im Dialog mit Hans-Gerd Ervens<br />

ehemaliger Mitarbeiter der KHD<br />

O-Ton<br />

2012<br />

HGE: Wenn ich hier jetzt den Hof sehe, hier war früher pulsierendes Leben,<br />

wenn der <strong>Werk</strong>sverkehr hier durchging. Auf der linken Seite durch die Toreinfahrt<br />

hinter der weißen Bühne, das war die Formerei, da war ein Cousin von mir beschäftigt,<br />

und drüben rechts war die Gießerei und rechts neben der Gießerei da war die<br />

Gussputzerei. Auf der freien Fläche hier lagerten die Gussgestelle, damit sich der<br />

Guss entspannte. Und hinter der Gussputzerei kam der Betrieb 5 mit den Montagestraßen,<br />

im Eingangsbereich dahinter die Montage und das Prüffeld und dahinter<br />

wieder der Versand. Hier war pulsierendes Leben.


047<br />

Revitalisierung | Hof 2011<br />

Erstbegehung | Hof 2010


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049<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT TECHNE | DIE KUNST DER RELUTION


Die größte kulturelle Aufgabe in einer rasant wachsenden <strong>Stadt</strong> wie<br />

Köln ist es, Freiräume zu schaffen; nicht nur physisch, sondern auch im Geis te.<br />

Gerade hier im rechtsrheinischen Köln, an solch einem historisch und energetisch<br />

aufgeladenen Ort der Er findung und Entwicklung, einem Ort des Denkens<br />

und der Arbeit, ist ein kreativer Ort entstanden, der mit rela tiv wenig<br />

Mitteln in den letzten Jah ren außerordentliche, auch überregi onale Reputation<br />

erlangt hat. Diese Skizze, weitergedacht und in einen kommerziellen Kontext<br />

gestellt, ist bundesweit einzigartig.


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053


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Zwischenraume<br />

raum13 möchte einen Spalt für gesellschaftliche<br />

Zwischen-Räume aufmachen,<br />

welche als Momente und Orte unwahrscheinlicher<br />

und besonderer Begegnungen,<br />

die durch die Mitwirkung verschiedenster<br />

Akteure zum Beispiel aus<br />

Architektur, Kunst, Raumplanung, Wirtschaft<br />

oder auch Zivilgesellschaft erst<br />

möglich werden. Diese Zwischen-Räume<br />

sollen Orte werden, die gemeinschaftliche<br />

Erlebnisse zulassen und wo Unmögliches<br />

möglich gemacht wird.<br />

Freiräume<br />

Denkräume<br />

Erinnerungsräume<br />

Spielräume


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


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059<br />

Integration<br />

im Dialog mit Linda Rennings<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

AK: Hallo Linda, du warst jetzt auch von Anfang an<br />

beim Lab 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> und bei ziemlich vielen<br />

Veranstaltungen dabei. Was hast du für ein Resümee oder<br />

Zwischenergebnis? Wie schätzt du ein, was hier passiert ist,<br />

was hier diskutiert wurde?<br />

LR: Ja, zum einen war interessant, welche Leute<br />

Ihr eingeladen habt, die Initiativen, und mit welchen Ideen<br />

die kamen. Und wie diskutiert wurde, welche Möglichkeiten<br />

eigentlich das Ganze hier noch bietet, was man alles dadraus<br />

machen könnte, wie man es weiterentwickeln kann und auch<br />

wie man es für die Menschen zugänglich machen kann. Besonders<br />

wichtig und spannend finde ich, wie man die Vergangenheit<br />

und die heutige Zeit miteinander verknüpfen kann.<br />

Hier sehe ich sehr viel Potenzial in der Weiterentwicklung der<br />

Konzepte, um auch Finanzierungen zu bekommen und so<br />

weiter.<br />

AK: Du bist gebürtige Mülheimerin. Wie hat sich deines<br />

Erachtens in den letzten Jahren diese <strong>Stadt</strong> oder dieses<br />

Rechtsrheinische entwickelt?<br />

LR: Was nicht verkehrt war, dass das, was altbacken<br />

war oder einherging mit altbackenen Denkstrukturen, weggemacht<br />

wurde. Dafür wurde dann Neues inszeniert. Seien<br />

es Bauten, neue Formen oder neue Konzepte. Was ich nicht<br />

schön finde, ist, wenn verschiedene Gruppierungen nur für<br />

sich sind und es kein wirkliches Miteinander mehr gibt. Heute<br />

muss jedes Einkaufszentrum immer mehr Angebote führen,<br />

und alles ist nur schneller. Ich finde, das Entschleunigte würde<br />

den Menschen guttun. Und ich glaube auch, dass viele sich<br />

das eigentlich wünschen und unter dieser Hektik, diesem<br />

Schnellen und dem Leistungsdruck im Grunde leiden. Es ist<br />

schade, dass dieses Miteinander, dieses Menschliche und dieses<br />

Harmonische so in den Hintergrund getreten ist. In dem<br />

Mülheim, in dem ich aufgewachsen bin, war das anders. Man<br />

kannte die Nachbar*innen, mit denen man in einem Haus<br />

wohnte. Heute kannst du in deiner Wohnung liegen und dann<br />

finden sie dich zehn Tage später und keiner wusste, dass du<br />

da überhaupt gewohnt hast. Früher kannte man sich, grüßte<br />

sich, man sprach miteinander und man war mehr im Miteinander.<br />

Und das macht Menschlichkeit aus. Wenn jeder nur für<br />

sich sein Ding macht und die Ellenbogen gebraucht, bringt<br />

uns das nicht wirklich weiter.<br />

AK: Und wie kann man das, wenn man zum Beispiel<br />

ein neues Quartier entwickelt, befördern, dass so was wieder<br />

mehr ins Bewusstsein kommt?<br />

LR: Die Hallen hier haben Geschichte, das Grundstück<br />

hat Geschichte und man füllt es mit Leben. Man bringt<br />

verschiedene Gruppen oder verschiedene Initiativen mit<br />

rein, die alle einen anderen Fokus haben, was es dann auch<br />

interessant macht für die Bürger*innen in Mülheim, dann da<br />

hinzukommen und zu gucken. Es gibt hier so viele verschiedene<br />

Gruppierungen, und wir haben in Mülheim inzwischen ja<br />

einen kleinen Brennpunkt. Zum Beispiel am Wiener Platz, wo<br />

sich Obdachlose, Alkoholiker*innen und Drogenleute sammeln,<br />

weil sie aus der <strong>Stadt</strong> rausgedrängt wurden. <strong>Das</strong> sind<br />

ja auch Menschen und Bürger*innen. Man müsste Angebote<br />

schaffen, die für so eine Szene wäre, ohne dass die sich übergangen<br />

fühlen und vielleicht ihre Aggressivität ausleben. Und<br />

gleichzeitig gäbe es Angebote für den normalen Bürger. Die<br />

Leute müssen sich in den Angeboten wiederfinden können,<br />

sich angesprochen fühlen und sagen: „Oh, da geh ich hin,<br />

das guck ich mir an.“<br />

AK: Hast du dafür ein Beispiel?<br />

LR: Ja, ein Begegnungscafé mit einem Arbeitsprojekt<br />

für Obdachlose, um die wieder zu integrieren. Zum Beispiel<br />

könnte man in das Café eine Nähwerkstatt für obdachlose<br />

Frauen integrieren, die ja auch wieder ein Angebot für den<br />

normalen Bürger wäre mit tollem Bistroangebot, wo es was<br />

Ausgefallenes zu essen gibt. So was könnte ich mir in der<br />

Kombi vorstellen.<br />

AK: Was ist deine Geschichte, deine Motivation, dich<br />

hier auch aktiv miteinzubringen?<br />

LR: Ich habe selber ein Projekt, das HIK Heimatlos<br />

in Köln. Als ehemalige Obdachlose habe ich einen Betroffenenverein<br />

gegründet, eine Selbstinitiative, auf der mein Fokus<br />

liegt. Ich möchte Betroffenen helfen und ihnen die Möglichkeiten<br />

aufzeigen, in die Gesellschaft zurückzukehren. Meine<br />

Motivation oder mein Wunschgedanke wäre, vielleicht hier so<br />

ein kleines Eckchen zu haben für ein kleines Begegnungscafé<br />

oder Platz für Workshops und Weiterbildung. Arbeitsprojekte,<br />

wo Menschen die Möglichkeit haben, langsam selbst wieder<br />

zurückzufinden, sich Stück für Stück wieder eine Tagesstruktur<br />

erarbeiten zu können, wieder Sinn in ihrem Alltag zu finden


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Vorbereitungen zur Eröffnung | <strong>Werk</strong>shalle 2011


gestern<br />

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Eine Bühne ist eine Bühne<br />

ist eine Bühne<br />

im Dialog mit Judith Behmer<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ich finde den Ansatz, das Konzept sehr gut vom jetzigen raum13 und die<br />

Ideen, was daraus entstehen könnte. Nämlich aus dem gesamten Ort etwas Umfassenderes<br />

mit vielen Ebenen zu machen und nicht nur einen Ort, wo man Kunst<br />

zeigt oder Theater spielt. Ich würde es lieber kulturell nennen, es ist ein kultureller<br />

Ort, nicht nur ein Kunst-Ort. Weil bei der Bezeichnung Kunst schrecken viele schon<br />

zusammen und sagen: Da kenn ich mich nicht aus, das ist was Schwieriges, da muss<br />

man ganz viele Fremdwörter können oder studiert haben, das hat mit meinem Alltag<br />

nichts zu tun.<br />

Hier ist ein Gesamtkunstwerk, ein kultureller Ort, Kunst, wie sie hier gedacht<br />

wird, kann viel mehr umfassen als das klassische Verständnis von Kunst. Es<br />

gibt hier die Möglichkeit, die Wirklichkeit in vielfacher Wiese mal anders zu sehen.<br />

Z. B. diese Tür hier hat auch eine historische Bedeutung, wer ist hier durchgegangen,<br />

wie hat derjenige sich gefühlt, eine Mehrdeutigkeit zuzulassen und das ist für<br />

mich viel breiter angelegt. Nicht ein Raum, wo Kunst gezeigt wird, sondern ein Ort,<br />

wo viele Dimensionen spürbar werden und immer schon mitschwingen. Für was<br />

könnte es eine Bühne sein?<br />

Ich sehe mich da oft auch ein bisschen als Vermittlerin, weil ich ja selber<br />

keine Künstlerin bin, und die Bühne, das ist wirklich ein interessantes Wort, weil es<br />

die Bühne ist, die die Künstler bespielen. <strong>Das</strong> ist ja explizit eine Bühne, da steht ja<br />

auch Bühne drunter, und es ist quasi eine Verdoppelung, also sprechen wir immer<br />

von einer Verdoppelung der Wirklichkeit.<br />

Die Kunst sagt ja nur: „hier Bühne“... für die Menschen kann es auch eine<br />

Bühne sein, ohne dass „Bühne“ dransteht. Da stolzieren irgendwelche Leute lang,<br />

„sehen und gesehen werden“ nennt man das ja. Also jeder normale Bürger begibt<br />

sich da in einen sozialen Raum, und jeder soziale Raum ist eine Bühne, brauch<br />

ich noch nicht mal dranzuschreiben. Da beobachtet man sich gegenseitig, sagt:<br />

„Guck mal, der hat aber einen bekloppten Hut auf“ und so weiter. <strong>Das</strong> heißt, die<br />

Bühne hättest du auch schon für normale Bürger. Zum Beispiel hast du in einem<br />

Café auch eine Bühne. Wie verhält man sich hier? Oder es lächelt einer einen auf<br />

einmal an, und dann bist du auch in einem Spiel. Aber die Kunst sagt extra nochmal:<br />

„Achtung! Bühne!“ oder „Achtung! Kunst!“ Und das hat ja zwei Funktionen:<br />

Man kann dadurch mehr machen oder zuspitzen, weil du ja extra sagst, das ist Kunst<br />

oder Theater. Gleichzeitig hast du aber auch eine Entlastungsfunktion – ist ja „nur“<br />

Kunst. Stimmt zwar nicht, aber so kannst du dir selber sagen: „Jaja, aber in Wirklichkeit<br />

ist es ja nicht so schlimm.“


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER TRANSFORMATION


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Partizipation und Demokratie –<br />

auf gutes Gelingen!<br />

Resümee LAB 1869<br />

<strong>Zukunfts</strong>werk Köln<br />

Hans-Joachim Gehrke<br />

2018<br />

Gerade heute nehmen wir wahr, nicht nur in unserem Land: Es herrscht<br />

eine große Distanz zwischen den politisch Verantwortlichen und der Gesellschaft<br />

der Bürger*innen. Was „da oben“ geschieht, erfahren viele Menschen als Fremdbestimmung.<br />

Die Rede von der „Alternativlosigkeit“ fördert die Vorstellung, dass man<br />

nur noch Objekt, nicht Subjekt des Geschehens ist.<br />

Demokratie lebt aber in erster Linie davon, dass die Beteiligten von dem<br />

Bewusstsein getragen sind, dass sie die Dinge mindestens mitgestalten und beeinflussen<br />

können. Wollen wir verhindern, dass aus Ohnmachtsgefühlen irrationale<br />

Ängste entstehen und populistisch-nationalistische Bewegungen diese für ihre<br />

Zwecke ausnutzen, müssen wir die Möglichkeiten zur Mitbestimmung erweitern.<br />

Partizipation ist das Gebot der Stunde. Solange diese nicht auf überzeugende Weise<br />

gewährleistet ist, bleibt Demokratie nur ein leeres Wort.<br />

<strong>Das</strong> LAB 1869 – <strong>Zukunfts</strong>werk Köln zeigt exemplarisch, wie Partizipation<br />

erreicht und gefördert werden kann. Hier geht es um einen Raum in der Nähe,<br />

den man zu einem Raum der Nähe umgestalten kann. Dabei sollen und können<br />

möglichst viele mitentscheiden und mitgestalten. Und da es um Gestaltung geht,<br />

kommt in diesem Projekt der Kunst eine besondere Rolle zu, ganz zu Recht: Kunst<br />

setzt Partizipation voraus und fördert sie damit auf besondere Weise.<br />

Alle partizipativen Prozesse sind bekanntlich schwierig. Vieles erscheint<br />

unüberwindbar. In solchen Situationen ist ein Blick in die Vergangenheit besonders<br />

hilfreich. <strong>Das</strong> zeigen große Schritte in der Entwicklung der Demokratie: in der amerikanischen<br />

Unabhängigkeitsbewegung und in der Französischen Revolution beispielsweise.<br />

Die Akteure schöpften damals Inspiration und Mut aus der Geschichte<br />

selbstbestimmter Gemeinschaften, aus der Kultur und Geschichte der Griechen und<br />

Römer, aus deren Demokratie und Republik.<br />

Wir können also aus der Geschichte lernen. Wir werden dort keine Patentrezepte<br />

finden. Aber wir werden sehen, dass das, was wir wollen, in ähnlicher Weise<br />

schon einmal da war, dass es also nicht unmöglich oder utopisch ist, sondern Realität<br />

war und auch wieder Realität werden kann. Und wir lernen auch, unter welchen<br />

Voraussetzungen etwas möglich war.<br />

<strong>Das</strong> zeigt sich gerade bei dem Projekt LAB 1869 mit der Fokussierung auf<br />

Partizipation und Kunst. Als Inspiration verleihendes und Mut machendes Beispiel<br />

kann hier die antike griechische Bürgergemeinschaft dienen, besonders die Demokratie<br />

im alten Athen. Gerade dort war Partizipation die Leitidee: Die Betroffenen<br />

(damals ging es nur um freie Männer, aber das können wir leicht auf alle ausdehnen)<br />

organisierten ihr Leben selbst. Sie waren untereinander politisch gleichberechtigt<br />

und sahen darin ihre Freiheit gewährleistet.<br />

Die Griechen wussten, dass zur Mitbestimmung die Debatte gehört und<br />

sie hielten deshalb in ihren Städten eigens Plätze dafür frei. Jeder Ort hatte eine<br />

Agora, einen „Platz zum Reden“; die Römer sollten das Forum nennen. Natürlich


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081<br />

waren das damals kleine Staaten mit nur einigen 10 000 Einwohner*innen<br />

und einer direkten Demokratie. Wir mit unseren<br />

Millionenbevölkerungen in großen Ländern sind auf eine<br />

repräsentative Demokratie angewiesen. <strong>Das</strong> trägt zu der erwähnten<br />

Entfremdung bei. Aber auf direkte Beteiligung müssen<br />

wir keineswegs verzichten. Wir haben Grundeinheiten, in<br />

denen sich diese entfalten kann: Dorfgemeinden, Städte und<br />

<strong>Stadt</strong>teile. Und genau darum geht es in Deutz-Mülheim.<br />

Aus historischen Erfahrungen kann man aber auch<br />

lernen, dass es Voraussetzungen für Partizipation und Demokratie<br />

gibt: Bestimmte Kompetenzen, Kenntnisse und Einsichten,<br />

kurzum, ein bestimmter Grad von Bildung und Erfahrung<br />

ist unerlässlich. Hier kommt nun die Kunst ins Spiel: In Athen<br />

war es vor allem das Theater, für das es ebenfalls eigene<br />

Räume gab. Es gab attraktive Schauspiele, an denen das Volk<br />

nicht nur als Zuschauer*innen teilnahm, sondern teilweise<br />

auch als Mitspieler*innen.<br />

Auf der Bühne wurden immer wieder politisch relevante<br />

Konflikte und Entscheidungen (über gerechte Urteile,<br />

Krieg und Frieden, Vergeltung und Versöhnung usw.) künstlerisch-spielerisch,<br />

im Gewand des Mythos (in der Tragödie) und<br />

in tagesaktueller Radikal-Kritik (in der Komödie) durchdekliniert.<br />

Überhaupt wurde der öffentliche Raum auch ästhetisch<br />

ausgestaltet, er war auch ein Raum des Wohlfühlens und des<br />

ästhetischen Reflektierens. Als Tourist*in auf der Agora und<br />

der Akropolis in Athen kann man das heute noch spüren<br />

Was wir also lernen können und was uns Mut macht:<br />

Partizipation ist das Herzstück echter Demokratie. Sie wird<br />

massiv unterstützt, ja eigentlich erst ermöglicht durch Kunst<br />

und Bildung, die auf Handeln und Partizipieren orientiert sind.<br />

<strong>Das</strong> hat funktioniert, in Athen über einen langen Zeitraum<br />

hinweg, und auch sonst schon öfter. Warum nicht auch heute<br />

und morgen im Otto-&-Langen-Quartier?


Vorbereitungen zur Eröffnung | Rolltor 2011


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Revitalisierung | Waschkaue 2015


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Rückseiten sichtbar machen oder<br />

Kunst kann begeistern<br />

im Dialog mit Gerd Conrads<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

GC: Kunst habe ich am Anfang als Laie oft als schwierig erlebbar empfunden,<br />

weil ich nicht wusste, was dahintersteckt. Mit den Jahren habe ich nicht<br />

nur gelernt, damit umzugehen, sondern auch gelernt, wie wichtig Kunst und Kultur<br />

für eine <strong>Stadt</strong> wie Köln ist. Für mich ist Köln eine Kulturstadt, und ich glaube, dass<br />

Kunst und Kultur ganz wichtig sind für die Erziehung der Kinder.<br />

AK: Du hast dir ja in deiner Zeit im Kulturdezernat viele Gedanken gemacht,<br />

wie man Menschen ansprechen kann, die jetzt normalerweise nicht zu Kunstveranstaltungen<br />

gehen, die zwar sagen, ich bin stolz auf die Museen, aber ich war<br />

schon lange nicht mehr da. Also wie kriegst du die vom Sessel hochgehoben? Hast<br />

du da eine Idee?<br />

GC: Ja, wir haben mit dem ehemaligen Kulturdezernenten Georg Quander<br />

damals ein Projekt entwickelt, „Kulturscouts“. Da haben prominente Kölner<br />

Kinder und Jugendliche mit an die Hand genommen und sind zusammen in eine<br />

Aufführung oder zu einer Ausstellungseröffnung. <strong>Das</strong> Besondere daran war, dass<br />

die Kinder und Jugendlichen dann auch mit den Künstler*innen reden konnten,<br />

und in dem Moment, wenn ich diese Türen öffne, wenn sie die Möglichkeiten für<br />

zusätzliche Informationen bekommen, dann erwecke ich doch erst das Interesse. Ich<br />

kann vor einem Vorhang sitzen, mir ein Stück im Schauspiel angucken und geh da<br />

raus und sage, ja, das hat mich unterhalten oder nicht, aber was dahinter passiert,<br />

das weiß ich überhaupt nicht. Die Faszination dieser verschiedenen Kunstbetriebe<br />

ergibt sich doch erst dadurch, wenn sich die Türen nach hinten öffnen und wir auch<br />

die Rückseiten betrachten dürfen. Wenn ich die Hintergründe erkennen kann und<br />

das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure. Wenn ich sie eben würdigen kann,<br />

auch eure Arbeit, die ihr über Jahre schon geleistet habt. Genauso wie hier andere<br />

Kulturbetriebe oder auch Kulturschaffende, die wahnsinnigen Aufwand und ein Engagement<br />

und Liebe zu dem Projekt reingesteckt haben, wenn das der Betrachter<br />

sehen kann, dann findet der das doppelt und dreifach so beeindruckend, als wenn<br />

er nur eine Aufführung sieht. Es geht doch immer darum, eine Kultur näher kennenlernen<br />

zu dürfen, um sie begreifen und vielleicht auch besser verstehen zu können.<br />

Und dies ist doch für eine <strong>Stadt</strong> wie Köln mit den vielen verschiedenen Nationen<br />

und Kulturen, die hier versammelt sind, eine besondere Aufgabe.<br />

Es gibt noch ein Beispiel, das ich unglaublich toll fand, das waren die<br />

Babykonzerte vom Gürzenich-Orchester. Wenn man das mal gesehen hat, wenn die<br />

Mütter mit den kleinen Babys im Konzertsaal sind, und der Saal ist voller Kindergeschrei.<br />

Und dann bauen die Musiker ihre Instrumente auf und probieren so den ein<br />

oder anderen Ton – dann wird schon ein bisschen Aufmerksamkeit geweckt. Und<br />

in dem Moment, wenn das Orchester spielt – sind die Kinder ruhig. Es wird nicht<br />

mehr geschrien. Und die kriegen klassische Musik mit, ab ihrem Babyalter. Und<br />

ich glaube, dass das ein richtig prägendes Vorbild ist dafür, wie man schon ganz<br />

jung anfangen kann, Kinder in Richtung Kultur zu bewegen. Und wenn man das<br />

kontinuierlich weiterentwickelt, in den Schulen, auf den weiterführenden Schulen,<br />

im Studium, ja, dass man dieses Thema Kultur noch weiter nach vorne bringt, dann<br />

wird die Begeisterung, das Interesse für Kultur viel breiter sein, als es heute ist.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


Vom Konsumenten zum<br />

Produzenten<br />

im Dialog mit Christiane Müller<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ich glaube, das Wichtigste für Kinder und Jugendliche ist, dass es Raum<br />

gibt, den sie gestalten können, der eben noch nicht fertig ist und nicht einem vorgegebenen<br />

Zweck folgt. Der Raum darf eben nicht zweckgebunden sein, sondern<br />

muss frei zu gestalten sein und die Möglichkeit bieten, noch etwas entdecken zu<br />

können. Ich glaube, gerade hier im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ist das<br />

der Fall. In diesem Gebäude gibt es wunderbare unentdeckte Ecken, die nur darauf<br />

warten, mit neuem Leben gefüllt zu werden.<br />

<strong>Das</strong> ganze Gebäude und seine Infrastruktur, alles, was hier seit 1869 entstanden<br />

ist, bietet die Möglichkeit, etwas zu entdecken, das einen großen Reiz auf<br />

Kinder und Jugendliche ausüben kann. Wenn ich die Frage des Lernens und Erlebens<br />

betrachte, dann ist dieser Ort tatsächlich der beste Platz, um Geschichte zu<br />

erleben, Technik zu erleben.<br />

Nicht nur der technologische Fortschritt ist Teil dieses Ortes, sondern auch<br />

Orte der Mitbestimmung wie der Betriebsrat zum Beispiel. Es gibt die Möglichkeit,<br />

die Funktion eines Betriebsrates anhand seiner räumlichen Funktionalität nachzuempfinden.<br />

Wie sieht betriebliche Mitbestimmung aus und warum ist sie wichtig?<br />

Warum brauchte der Betriebsrat eigene Räume? Diese Fragen lassen sich an so<br />

vielen Stellen im Gebäude entdecken und bieten Kindern und Jugendlichen die<br />

Möglichkeit, selbst auf Entdeckungstour zu gehen, zu lernen und zu forschen.<br />

Denn genau diese Möglichkeiten und Räume werden in Zukunft in den Städten<br />

weniger werden, wenn nicht sogar ganz verschwinden. Daher braucht es Orte, an<br />

denen man nachvollziehen kann, wie körperlich schwere Arbeit und Industriearbeit<br />

tatsächlich mal aussah. Damit man die Dimensionen und die Leistung versteht, die<br />

Menschen hier vollbracht haben, bevor es vollautomatische Maschinen gab.<br />

Genau deswegen ist es so wichtig, solche Orte zu erhalten und diese auch<br />

in ihren Grundstrukturen so zu erhalten, dass man nachvollziehen und sehen kann,<br />

wie Arbeit im letzten Jahrhundert funktioniert hat. Man muss diesen Ort mit all<br />

seinen Sinnen wahrnehmen können. Dazu gehört auch, dass man das Gebäude in<br />

seinem ursprünglichen Zustand anfassen und auch riechen kann. Nachbauten nach<br />

einem Modell sind nicht dasselbe und bieten nicht die gleichen Eindrücke wie diese<br />

Räume. <strong>Das</strong> ist vergleichbar mit Nachbauten von anderen historischen Gebäuden<br />

wie zum Beispiel ehemaligen Gefängnissen. Es ist etwas anderes, ob das Gebäude<br />

nachgebaut wurde oder ob es tatsächlich im Originalzustand ist, aus der Zeit, in<br />

der es erbaut wurde. Dieser Zustand von Gebäuden beeinflusst, wie wir die Räume<br />

wahrnehmen. Deswegen finde ich es so wichtig, Teile von den KHD-<strong>Werk</strong>en zu erhalten.<br />

Teile dieser Gebäudestruktur muss man sicherlich transformieren, sie sollten<br />

aber die Möglichkeit bieteten, sie mit neuem Leben zu füllen. Und gerade das ist<br />

es, was Kinder und Jugendliche tun: Sie füllen Räume mit neuem Leben und neuen<br />

Ideen. Dabei kann es dann passieren, wenn sie den ursprünglichen Zweck des Gebäudes<br />

nicht kennen, das sie dann einfach etwas Neues machen. Gerade dafür ist<br />

hier genügend Offenheit vorhanden. Genau dieses Erleben, was früher einmal war<br />

mit der Möglichkeit Zukunft zu gestalten, geht hier Hand in Hand. <strong>Das</strong> ist wichtig,<br />

beides zu haben. Geschichte und Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


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<strong>Das</strong> Otto-&-Langen-Quartier<br />

als Kölner Transformationsort<br />

Uwe Schneidewind<br />

O-Ton Vortrag im Museum für Angewandte<br />

Kunst 11. Juli<br />

2019<br />

Bei den vor uns liegenden großen globalen Herausforderungen geht es<br />

im Kern um einen kulturellen Wandel. Es bedarf einer neuen Form von Zivilisationskultur,<br />

die vorgelebt werden muss. Und wo wäre ein solches Projekt besser aufgehoben<br />

als in einer <strong>Stadt</strong>, die seit 2000 Jahren kultureller Akzentgeber in Deutschland<br />

und in Zentraleuropa ist. Wenn dieses Projekt einer kulturellen Transformation<br />

irgendwo hingehört, dann nach Köln.<br />

Darum ist es so wichtig, in einer <strong>Stadt</strong> wie Köln Räume im Sinne von „Reallaboren"<br />

zu schaffen, in denen eine solche neue Zivilisationskultur spürbar wird.<br />

Hier spielen Initiativen aus der Zivilgesellschaft, oft geprägt aus den künstlerischen<br />

und stadtplanerischen Milieus, eine wichtige Rolle. Sie können das Potenzial und<br />

die Kraft in einer <strong>Stadt</strong> wie Köln spürbar werden lassen, in neuer Form über die<br />

Gestaltung von <strong>Stadt</strong> nachzudenken. Es geht darum, aus dem klassischen kommunalen<br />

Kleinklein herauszutreten, in dem es immer wieder viele Gründe gibt, warum<br />

gerade etwas nicht geht, und zu einer Perspektive zu kommen, die den größeren<br />

Wurf denkt und daraus dann auch seine Kraft zieht.<br />

Dafür braucht es Orte, an denen eine solche Perspektive erfahrbar wird.<br />

<strong>Das</strong> Otto-&-Langen-Quartier zwischen Köln-Mülheim und Deutz ist ein solcher kraftvoller<br />

Ort an einer der letzten innenstadtnahen Entwicklungsflächen in herausragender<br />

Lage direkt am Mülheimer Hafen.<br />

<strong>Das</strong> Projekt raum13 hat in den letzten Jahres das Potenzial dieses Ortes<br />

aufblitzen lassen und vermittelt ein Gefühl dafür, warum ein solcher Ort ein Experimentierraum<br />

und ein prädestiniertes Reallabor für das Nachdenken über die <strong>Stadt</strong><br />

Köln sein kann.<br />

raum13 macht dieses Potenzial an vier Dimensionen deutlich, die sich im<br />

Otto-&-Langen-Quartier durch seine Geschichte und aktuelle Entwicklung in besonderer<br />

Weise manifestieren: (1) Mobilität und Klimawandel, (2) Wandel von Arbeit<br />

und Technik, (3) Migration und Begegnung, (4) Beteiligung und Demokratie.<br />

(1) <strong>Das</strong> Quartier ist der Geburtsort des Ottomotors. Und wenn wir über die<br />

Frage der Zukunft der Mobilität reden und wir sind an der Geburtsstätte der<br />

Mobilitätsentwicklung des 19. Jahrhunderts, dann gibt es ganz viele kraftvolle<br />

historische Anknüpfungspunkte und Brücken, warum die Mobilität gerade in Köln<br />

neu erfunden werden muss.<br />

(2) Wir bewegen uns mit einem solchen Gelände natürlich auch inmitten der Frage<br />

vom Wandel der Arbeit und der Technik, die ja jetzt vor dem Hintergrund der Digitalisierung<br />

eine völlig neue Relevanz bekommt. Wo sind die Orte, an denen eine<br />

solche Frage kraftvoll verhandelt werden kann, wenn nicht an einem solchen Ort?


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111<br />

(3) Wir haben diese dritte zentrale Herausforderung, das Zusammenleben<br />

in einer multikulturell geprägten Gesellschaft,<br />

die nicht auseinanderfallen soll. Und gerade in diesem Quartier<br />

mit all seiner kulturellen und sozialen Vielfalt und auch mit<br />

dem, was das Gelände im wahrsten Sinne des Wortes immer<br />

wieder erleiden musste, sind wir mittendrin in der Frage, wie<br />

es eigentlich gelingt, so etwas Avantgardistisches in einer<br />

Form umzusetzen, dass wirkliche Teilhabe entsteht, die weit<br />

in die <strong>Stadt</strong>gesellschaft hineinreicht und nicht nur eine ganz<br />

bestimmte Bildungsbürger*innen-Elite erreicht?<br />

(4) Dies hat dann schließlich viel mit Beteiligung und Demokratie<br />

zu tun, das heißt, mit Entwicklungsprozessen, die nach<br />

ganz anderen Logiken und insbesondere nach ganz anderen<br />

Zeitrhythmen funktionieren als eine klassische Immobilienentwicklung.<br />

Die Erprobungsräume für solche demokratischen<br />

Entwicklungsformen werden gerade in den expandierenden<br />

Metropolen immer kleiner. Gerade deswegen kommt dieser<br />

letzten großen Entwicklungsfläche in Köln ein besonderes<br />

Potenzial zu.


113<br />

Warum wir mehr Künstler sein<br />

müssen<br />

im Dialog mit Eva Rusch<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

Zunächst einmal find ich es toll, die Idee aus der<br />

Kunst heraus entwickeln zu wollen, das ist ein neuer Ansatz.<br />

<strong>Das</strong> ist kein sozialpädagogischer oder sozialwissenschaftlicher<br />

Ansatz und kein <strong>Stadt</strong>entwickler, der dahintersteckt oder<br />

solche Dinge, sondern es ist wirklich ein künstlerischer Ansatz.<br />

<strong>Das</strong> ist etwas Neues und wirklich eine andere Sichtweise. Ein<br />

Künstler kann ja gerade das bieten, dass er eben aus dem<br />

System heraustritt und dieses so anschaut, und das, finde ich,<br />

ist eine große Chance, hier etwas zu installieren, das wirklich<br />

Impulse und Ideen bringt, die neuer sind als das Übliche.


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Erstbegehung | 2. Etage 2010<br />

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Revitalisierung | Weißes Studio 2011


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Ein Prozess<br />

im Dialog mit Martin Schmidt<br />

und Sebastian Sonntag<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

MS: Hallo Marc. Architektur erzählt sehr viel von der Gesellschaft, von unserem<br />

Zusammenleben und ist immer auch ein Spiegel von Werten und Haltungen<br />

einer Gesellschaft. Für mich ist Baukultur, Kultur des Bauens, immer ein Spiegel der<br />

gesellschaftlichen Umstände, und das ist eigentlich mein Interesse, mein persönlichstes<br />

Interesse.<br />

So ist das auch hier, ich glaube, Architektur fällt nicht irgendwie vom Himmel,<br />

ein Baustil oder eine Bauform ist nie gottgegeben oder ist nur die Idee eines<br />

kreativen Architekten, der das jetzt erfunden hat und umsetzt. Auch die Formen von<br />

Corbusier sind beeinflusst durch die technischen Möglichkeiten, die es gab.<br />

<strong>Das</strong> ist das Spannende hier an dem Objekt, dass es ursprünglich ganz<br />

der Funktion gewidmet war, und das ist jetzt das Interessante: Wie kann man das<br />

umnutzen? <strong>Das</strong> wird die Frage sein. Und die Frage, wie eine Gesellschaft mit solchen<br />

Gebäuden umgeht. Natürlich kann man jetzt immer sagen, man muss so was<br />

Historisches erhalten. Aber das ist natürlich auch blöd, wenn wir immer nur Fragmente<br />

aufbewahren, die keiner Nutzung zugeführt werden. Deswegen find ich hier<br />

inspirierend zu sehen, was man aus so einem Bestand oder mit so einer Substanz<br />

machen kann.<br />

<strong>Das</strong> Großartige an eurer Arbeit ist, Ihr habt ja hier schon <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

gemacht, da wusstet Ihr noch gar nicht, dass Ihr <strong>Stadt</strong>entwicklung macht. Ich fand<br />

das so spannend zu sehen, dass Ihr da so reingewachsen seid und dann plötzlich<br />

festgestellt habt, dass ihr mit eurer Arbeit auch einen Impuls für dieses Viertel gebt.<br />

Und ich glaube, das dauerte dann auch einen Moment, bis ihr euch das überhaupt<br />

angenommen habt, und am Anfang auch immer gefragt habt: „Na, ist das überhaupt<br />

das, was wir wollen?“ Ich finde es eben auch wichtig bei allen bisherigen Planungen,<br />

die ich so kenne, dass es die Möglichkeit gibt, hier mal aus einer anderen<br />

Perspektive und eben auch aus der künstlerischen Sicht zu sehen, wie die Zukunft<br />

der <strong>Stadt</strong> aussehen kann.<br />

ML: Ja, die Frage des Investors war ja tatsächlich – als wir hier angekommen<br />

sind hat es einfach leergestanden –, ob wir das beleben wollen. Natürlich<br />

haben wir erst mal Kunst gemacht und was wir erst später festgestellt haben, ist ja,<br />

dass wir hier die Einzigen sind. Hier hat ja 150 Jahre lang niemand gewohnt, hier<br />

wurde nur gearbeitet. Im Vergleich zu anderen Orten, die weiterentwickelt werden,<br />

gibt es hier keinen, der die Verantwortung übernimmt oder gegen oder für irgendwas<br />

sein könnte. Da sind wir die Einzigen. Und das war tatsächlich die Frage, die wir<br />

uns gestellt haben: Tun wir das jetzt? Gehen wir jetzt aus der Kraft der Kunst hinein<br />

in die Quartiersentwicklung, <strong>Stadt</strong>entwicklung. So ein Ort ist auch Kunst, und dementsprechend<br />

fühlen wir uns für diese Transformation auch als Künstler verantwortlich<br />

und wollen uns gesellschaftlich mit reinbegeben. Meinst du das kann ein Mittel<br />

sein?<br />

MS: Also grundsätzlich muss ich sagen, dass Architektur, <strong>Stadt</strong>, Raum<br />

und Orte aus eurer Arbeit nicht wegzudenken sind. Die waren ja immer Basis und


131<br />

Grundstein und Teil eurer Arbeit. Deswegen konntet Ihr euch<br />

dem gar nicht entziehen, wenn ihr euch so intensiv mit einem<br />

Ort hier beschäftigt.<br />

Ihr habt hier eine sehr intensive Bindung aufgebaut,<br />

und die Architekten reden ja immer gern vom Geist des<br />

Ortes. Den habt Ihr ja immer wieder versucht, herauszuarbeiten<br />

und umzudeuten und für euch zu entwickeln, und das<br />

ist ja das Spannende, dass man einfach sagt, es ist nicht nur<br />

die Architektur. <strong>Das</strong> ist ja immer nur die Manifestation von<br />

irgendwas anderem, von einer Geschichte oder von einem<br />

Vorhaben. Und jetzt zu sagen, dass es die Möglichkeit der<br />

Transformation bietet, finde ich, ist ja einfach der spannende<br />

Moment, dass man das auch mal zulässt, weil das ist das Dilemma,<br />

das hier passiert.<br />

Die bisherigen oder sonstigen Planungsverfahren<br />

sind ja so: Da versucht eine <strong>Stadt</strong> letztendlich wieder was zu<br />

revitalisieren und finanziell dabei auch irgendwie gut rüberzukommen,<br />

und dann entstehen solche Wohngebiete, die<br />

letztendlich nicht mehr menschenwürdig sind. Und das ist ja<br />

Teil eurer Arbeit: Raum und Mensch, das muss ja immer alles<br />

zusammengedacht werden. Und deswegen denke ich schon,<br />

ist das eine Form, es ist aber auch ein Prozess. Man kann jetzt<br />

nicht sagen, wir machen hier ein Museum hin. <strong>Das</strong> ist jetzt das<br />

Schwierige an eurer Rolle: Ihr müsst jetzt diese ganzen Menschen<br />

zusammenbringen und schauen, wo es hingeht und<br />

letztendlich muss man sich mit den Entscheidungsträgern, die<br />

ja in der Verwaltung sitzen und in der Politik, dann auch auseinandersetzen.<br />

Die müssen auch mit involviert werden, und<br />

dann glaube ich schon, dass das eine Chance hat.<br />

<strong>Das</strong> ist die große Herausforderung, alte Strukturen<br />

und erst mal auch diese Prozesse der Planung und der Verwaltung<br />

aufzubrechen beziehungsweise denen Angebote zu<br />

machen, dass es auch anders geht. Dem können wir auch<br />

nicht ausweichen, weil letztendlich die Kommunen und Gemeinden,<br />

die in aller Regel Probleme mit ihren finanziellen<br />

Mitteln haben, auf Bürgerengagement angewiesen sind. Sie<br />

haben zwar immer noch große Angst davor, aber ich kenne es<br />

aus meiner täglichen Arbeit, dass das die große Chance ist,<br />

wenn man sich darauf einlässt. Allerdings hat das ganz andere<br />

Planungsstrukturen vor sich.<br />

<strong>Das</strong> ist aber die Chance für die <strong>Stadt</strong>, dass es hier<br />

Menschen gibt, die sich einbringen und versuchen, hier<br />

mal einen anderen Weg einzuschlagen. Eben nicht auf der<br />

Ebene, wo Verwaltungen immer Angst haben, sondern das<br />

ist tatsächlich die Chance, mal einen konstruktiven Weg zu<br />

finden, auch mal was anderes zu machen. Ich fände es toll,<br />

wenn die <strong>Stadt</strong> sich diese Chance nicht entgehen ließe. Weil<br />

ich glaube, dass Ihr ja auch offen seid, Ihr gebt keine Bilder<br />

vor, wie es ist, wo es hingeht. <strong>Das</strong> ist ja immer die Krux an der<br />

Sache, dass viele Leute hierherkommen und direkt ein fertiges<br />

Bild haben von dem, was man hier machen könnte. Nein, das<br />

muss auch mal offen sein und das muss der Prozess auch aushalten.<br />

ML: Und hättest du da eine Strategie?<br />

MS: Ich beschäftige mich mit der Frage, was Kultur<br />

Gutes für die Gesellschaft und die Menschen bringen kann.<br />

Also Strategien? Da gibt’s genug Literatur, wie Bürgerbeteiligung<br />

funktioniert. Aber das ist ja das Tolle an eurer Arbeit:<br />

Über das Probieren und über den Prozess, was da passiert,<br />

und allein über unsere Gespräche, die wir ja auch zu Hause im<br />

Flur haben, entstehen plötzlich neue Ansätze. Ich finde auch,<br />

das darf mal über das Ausprobieren gehen und es darf auch<br />

in Sackgassen laufen. Es muss auch mal was so sein, dass man<br />

sagt, das war jetzt völliger Dreck, das geht überhaupt nicht.<br />

Ihr erlebt ja auch das Problem des Vandalismus. Nur<br />

weil Ihr hier seid, heißt das ja nicht, dass alle in der Gesellschaft<br />

das automatisch toll finden, was ihr macht. Und das ist<br />

eben das Spannende: Wie bekomme ich unterschiedlichste<br />

Menschen zusammen und für eine Idee begeistert? Und das<br />

merkt man in diesen persönlichen Gesprächen hier: Es gibt<br />

viele Menschen, die sich vorher wahrscheinlich noch nie mit<br />

den Hallen hier auseinandergesetzt haben. Und das ist ja der<br />

Trick – erst mal ein Bewusstsein zu schaffen, dass man hier<br />

mitgestalten könnte oder hier auch was bewegen könnte, was<br />

eben nicht auf dem Schreibtisch eines Planers oder Städtebauers<br />

entsteht.<br />

ML: Aber die Schreibtische sind ja ein bisschen das<br />

Problem. Du hast gerade selber gesagt, die Städte haben<br />

klamme Kassen, und das Einfachste ist natürlich, um die voll<br />

zu machen, dieses Gelände hier wieder zurückzukaufen und<br />

mit einem großen Investor zusammen viel Geld zu machen.<br />

Um etwas entwickeln zu lassen und vielleicht auch gegen die<br />

Wand fahren zu lassen. Aber glaubst du, man kriegt da wirklich<br />

die <strong>Stadt</strong> mit an Bord, die dann sagt: „Hey, das ist okay,


133<br />

macht mal.“ Welche Art von Besitzverhältnissen müsste es<br />

geben, damit man das ausprobieren könnte?<br />

MS: Ja, das hört sich natürlich alles sehr anarchisch<br />

an. Aber diese ganzen fertig durchgeplanten Wohngebiete,<br />

da merkt man ja auch, dass es da am Reden mangelt und<br />

dass wir so kleine Schlafstätten bekommen. Aber es ist eben<br />

auch ein Ausdruck unserer Zeit, und das ist die Herausforderung,<br />

und da braucht es eben auch Menschen in der Verwaltung<br />

und in der Politik, die mal sagen: „Nein, die Gesellschaft<br />

ist bunter und vielfältiger, und das müssen wir auch mal<br />

zulassen.“ Und das muss eine Großstadt wie Köln, denke ich,<br />

auch mal aushalten, und ich glaube, es gibt da tatsächlich<br />

Menschen, die das auch unterstützen würden.<br />

Oft wird immer nur gegen die <strong>Stadt</strong> geschimpft. Die<br />

Städte haben alle eigentlich ein großes Verantwortungsbewusstsein,<br />

nicht nur gegenüber den Menschen, sondern sie<br />

wollen auch was für ihre <strong>Stadt</strong> tun. Und das wird immer sehr<br />

schnell weggefegt, weil es dann heißt: Die stehen unter dem<br />

Druck der Politik. <strong>Das</strong> tun die bestimmt auch, und wir können<br />

über unsere Gesellschaftsstrukturen hier stundenlang diskutieren,<br />

aber es gibt in der <strong>Stadt</strong> auch Menschen in der Verwaltung<br />

unter den Planern, die sagen: „Komm, lass uns mal was<br />

Alternatives ausprobieren.“<br />

ML: <strong>Das</strong> finde ich ganz spannend, weil wir die <strong>Stadt</strong>,<br />

gerade auch in den Diskussionen, gerne als „die <strong>Stadt</strong>“ mit<br />

der Verwaltung gesehen haben und auch ein Stück weit überlegt<br />

wurde, wie sprechen wir hier gemeinschaftlich dann auch<br />

eine Sprache, die die <strong>Stadt</strong> versteht. Würdest du den Weg<br />

gar nicht gehen, alles auf ein stadtkompatibles Vokabular<br />

runterzubrechen, sondern wir versuchen es mal mit unseren<br />

eigenen Worten, mit unseren eigenen Ideen und Visionen?<br />

SS: Welche Strategien man da jetzt fährt, um die<br />

Verwaltung oder die Politik mitzunehmen, das machen die<br />

beiden ja schon gut, indem sie eben einzelne Politiker ansprechen<br />

und mitnehmen in ihren Gedanken. Ohne die Politik<br />

kannst du heute nichts mehr machen, weil du dann schnell als<br />

Künstler in eine Ecke gestellt wirst. Und das ist eben das Dilemma,<br />

du musst erst mal dieses Bewusstsein herstellen, was<br />

du hier eigentlich machst, welche Zielsetzung du hast. Und<br />

es ist eine ganz große Herausforderung, dass man eben nicht<br />

sagt, da sind hier so schöngeistige Spinner, die durchs Leben<br />

rauchen. Und das Schlimme ist, wir müssen immer wieder<br />

etwas gegen Vorurteile bauen oder dagegen ankämpfen.<br />

MS: Und das ist das Ziel unserer Arbeit beim<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dass wir erst mal ein<br />

Bewusstsein schaffen. Wir machen das zum Beispiel über<br />

<strong>Stadt</strong>spaziergänge und Baukulturexkursionen und vermitteln<br />

den Leuten erst mal, was sie da sehen. Architektur ist eine<br />

Sprache, die spricht mit einem, und wenn man das versteht,<br />

was da eigentlich erzählt wird, dann geht man mit dem Gebäude<br />

auch ganz anders um. Und das ist das Tolle: Letztendlich<br />

ist Architektur – was ich vorhin schon mal gesagt habe<br />

– immer ein Spiegel von Haltungen und Werten. <strong>Das</strong> ist das<br />

Spannende an Baukultur, und das ist eben die Frage auch<br />

hier: Reißen wir's einfach weg, negieren wir die Geschichte,<br />

finden wir eine andere Nutzung oder was ist uns zukünftig<br />

wichtig?<br />

ML: Ich bin glücklich.<br />

MS: Hm, ich auch<br />

SS: Ja, ich auch<br />

MS: Aber nicht als Gegenmodell, um die <strong>Stadt</strong> zu<br />

brüskieren, sondern ich würde versuchen, der <strong>Stadt</strong> Angebote<br />

zu machen, wie <strong>Stadt</strong>entwicklung auch anders gehen könnte.<br />

Ich glaube, die Verwaltung in Köln hat eine ganz aktive Szene,<br />

was die Architektur und die Baukultur und die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

betrifft.<br />

Es gibt eine große breite Bewegung in dieser Baukulturszene,<br />

die sich bewusst dafür einsetzt, dass die Lebensqualität<br />

in der <strong>Stadt</strong> erhalten bleibt und zum Besseren kommt.


135


137<br />

Bildungslandschaft<br />

im Dialog mit Thea Kuhs<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ein positives Ergebnis wäre für mich, wenn man ganz<br />

vielfältige Dinge berücksichtigen könnte. Ich glaube, das sind<br />

die Dinge, die jetzt auch im LAB 1869 zum Ausdruck gekommen<br />

sind. Einmal sowohl aus meinem eigenen Interesse<br />

heraus, diese Region als eine vielfältige Region zu erleben,<br />

die in der Zukunft etwas mit Bildung zu tun hat. Bildung in<br />

Verknüpfung mit Kunst. Denn das, was schon da ist, kann ja<br />

noch ausgebaut werden.<br />

Ein positives Ergebnis wäre, wenn hier sehr viel<br />

Selbstbestimmung passieren könnte. <strong>Das</strong> heißt, es darf kein<br />

Einzelinvestor in diesem Quartier zum Tragen kommen, und<br />

es muss selbst gestaltet und selbst verwaltet werden können,<br />

wie auch immer das machbar ist. Und ich glaube, was auch<br />

wichtig ist, dass es hier Freiräume gibt. Diese Freiräume,<br />

wenn ich mir diese jetzt wirklich als Raum vorstelle, stelle ich<br />

mir auch als Natur vor. Und da weiß ich nicht, ob das nicht<br />

in Kollision steht zu dem Erhalt der Hallen. Ich kann mir im<br />

Moment noch nicht vorstellen, wie man die Natur in den<br />

Hallen unterbringen soll. Aber vielleicht gibt es da ja Kompromisse,<br />

bei denen beides möglich ist. Und es sind ja Experten<br />

am <strong>Werk</strong>, die gute Ideen eingebracht haben im Prozess. Ja,<br />

im 19. Jahrhundert, als das hier entstanden ist, sind ja auch<br />

ganz viele Pflanzenhäuser entstanden – stehen heute teilweise<br />

noch. Also! <strong>Das</strong> funktioniert schon. Es gibt ja auch ganze<br />

Labore, in denen man sich überlegt, wie man auf dem Mars<br />

leben kann. Warum soll man dann nicht auch hier in den Hallen<br />

leben können? Genau.<br />

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man gestalten<br />

kann, ist, dass es nicht zu teuer wird, damit jeder sich<br />

beteiligen kann, das geht auch nur über eine Stiftung oder<br />

über Modelle wie zum Beispiel Erbpacht oder Ähnliches. Im<br />

Moment wird diskutiert, dass, wenn wir Land nehmen, dieses<br />

ja nicht mehr unbegrenzt verkauft werden kann. Wir haben in<br />

Köln nicht mehr sehr viel Land, das der Bevölkerung zur Verfügung<br />

stehen könnte. Und Erbpacht würde bedeuten, dass<br />

niemand der Besitzer ist, aber jeder der Nutzer sein kann. So,<br />

das ist aber auch abstrakt. Es gibt Modelle, das war ja auch<br />

Thema im LAB 1869 und das fand ich sehr anschaulich, in<br />

denen es funktioniert hat.<br />

Ich glaube, das muss man immer wieder den Menschen<br />

gegenüber nach außen darstellen. Es gibt die Chance,<br />

wenn man daran glaubt und wenn Gruppen gemeinsam<br />

etwas tun, etwas wirklich umzusetzen. Und das fand ich auch<br />

sehr praktisch, diese gelungenen Modelle zu sehen, zu sagen,<br />

ja, man muss es einfach anpacken.<br />

Es muss eine Metaidee geben, unter der diejenigen<br />

sich zusammenfinden. Und die Metaidee kann die Kunst und<br />

die Kultur sein. Aber ist es das, was genau diese Menschen,<br />

die hier zusammenkommen, wirklich wollen? Ich glaube,<br />

da gibt’s noch zu tun. Und dieses Bündeln halte ich für das<br />

Schwierigste. <strong>Das</strong> ist schwieriger als das Sammeln.<br />

Wichtig ist für mich auch, dass hier Begegnung stattfinden<br />

kann, hier, in diesen Räumen. Dafür muss aber vieles<br />

öffentlich zugänglich sein. Und dieses Öffentlichzugänglichmachen<br />

heißt, dass es nicht im Besitz von Einzelnen ist, die<br />

die Tore abschließen und Zäune um alles herumbauen und<br />

sagen, das ist jetzt meins, sondern das, was da ist, muss in offenen<br />

Räumen stehen. Wie auch immer die gestaltet werden.<br />

In Köln gibt es ja nicht so viele besonders schöne Plätze oder<br />

Wege, in denen man aufeinander zugehen und sich begegnen<br />

kann. Also, auch das wäre eine Möglichkeit hier. Und das<br />

Ganze kombiniert mit erfahrbarer Kunst, Kunst, die was mit<br />

dem Leben zu tun hat und nicht nur außerhalb oder neben<br />

dem Leben steht. Tja, alles sehr abstrakt.


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

139<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


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143


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

Walter Buschmann: Mir fällt noch ein positives Beispiel hier aus Köln ein,<br />

und das ist das Carlswerk beziehungsweise das ganze Industriegelände an der<br />

Schanzenstraße in Mülheim Nord. <strong>Das</strong> ist wirklich so eine schrittweise Entwicklung,<br />

auch unter Erhaltung eines industriellen Kerns, das denkmalpflegerisch sehr positiv<br />

zu bewerten ist. Da werden ja nicht nur die denkmalwerten Gebäude erhalten,<br />

sondern eben auch zusätzlich andere historische Bauten. <strong>Das</strong> ist das, was wir hier<br />

auch erreichen wollen. <strong>Das</strong> wird drüben, auf der anderen Seite der Deutz-Mülheimer-Straße,<br />

konterkariert durch den hohen Kaufpreis. Man spricht da von 120 bis<br />

170 Millionen. Da ist also noch eine Spanne von mehreren zehn Millionen Euro drin,<br />

die fällig werden, wenn die Entwickler*innen von der <strong>Stadt</strong> Köln entsprechend positive<br />

Planungsergebnisse bekommen. <strong>Das</strong> ist eine Entwicklung, die darauf hinausläuft,<br />

dass so eine Nutzung, die wir hier in Köln dringend brauchen, wie die Kunst<br />

zum Beispiel, dass die dort nicht mehr stattfinden kann. <strong>Das</strong> fehlt natürlich auch<br />

im Carlswerk. Und das wäre eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit, die ich hier für<br />

dieses Gelände sehe. <strong>Das</strong>s man versucht, in dieses ganze Nutzungsspektrum, das<br />

hier zur Diskussion steht, Wohnen und Büros, Schulen natürlich auch, dass man da<br />

in vernünftiger Weise Kunst integriert.<br />

Wir haben gerade im Nebengespräch darüber gesprochen, dass Köln mal<br />

eine sehr wichtige Kunststadt war in den 1960er Jahren mit Fluxus. Der Beigeordnete<br />

Hackenberg hat hier unglaublich was bewirkt. <strong>Das</strong> alles ist doch sehr stark im<br />

Niedergang begriffen. Und man könnte eben versuchen, mit einem solchen Objekt<br />

hier einen Neustart zu machen und diese Nutzung als Impuls in die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

einzubringen.<br />

Paul Böhm: Ich wollte Ihnen ein klein bisschen widersprechen und doch<br />

mal sagen: Ich glaube nicht, dass die Kunststadt Köln im Niedergang ist. Und mich<br />

dafür bedanken, dass wir heute hier sein können und diese großartige Ausstellung<br />

sehen können, die doch sehr wohl zeigt, dass es in Köln Kunst gibt, die durchaus<br />

nationales oder internationales Niveau hat. Vielen Dank dafür.<br />

(Applaus)<br />

Christian Schaller: Auch für uns, für uns alle, gerade für uns Architekten,<br />

kann ich sagen, ist es ja diese Komplexität an Raum und dieses Erlebnis von Raum,<br />

das durch die Kunst sichtbar gemacht wird. Die Kunst zeigt, was daraus werden<br />

könnte. Was uns immer so stört an vielen neuen städtebaulichen Entwicklungen, ist<br />

eigentlich die Simplizität. Es ist einfach langweilig. Komplexität, das kann man eben<br />

hier wunderbar sehen, entsteht ja, indem man einfach mal was sein lässt, Spielräume<br />

lässt. Und die dann Stück für Stück bearbeitet. Wie das wahrscheinlich jeder<br />

Künstler auch tut. Ein Bildhauer, der nimmt ja auch einen Klotz, guckt sich den erst<br />

mal an und fragt sich, was man daraus machen kann – und dann macht er etwas<br />

daraus. Und so sind ja auch früher unsere Städte, in gewisser Weise, gewachsen.<br />

<strong>Das</strong> ist etwas anderes, als wenn man nach einer abstrakten Geometrie darangeht<br />

und setzt sich an den Schreibtisch oder Computer und sagt: „Hier machen wir da<br />

mal eine Straße und da mal eine Straße, und dann entsteht da ein Block, und dann<br />

rechnen wir die Quadratmeter aus.“ Und dann rechnet man aus, wie sich das rech-


145


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

net. Es muss sich ja schließlich rechnen. Und was man dann gerade marktgängig<br />

am besten für Nutzungen reinbringt. Ich plädiere dafür, dass man es fertigbringt,<br />

diesem Planungsfuror einfach möglichst viel Sand ins Getriebe zu werfen.<br />

Marc Leßle: <strong>Das</strong> Faszinierende ist ja tatsächlich, dass die Gasmotoren-<br />

Fabrik-Deutz vor 150 Jahren entstanden ist und, wie der Walter sagt, dieses Gründungsdatum<br />

1869 an der Architektur gar nicht mehr ablesbar ist. Es wurde ja je<br />

nach den Erfordernissen und dem Geld, das man hatte, immer weitergebaut und<br />

weiterentwickelt. <strong>Das</strong> war ein Prozess. Bei der Gründung 1869 war das ein <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

Motor, ein <strong>Zukunfts</strong>werk Bewegung, ein <strong>Zukunfts</strong>werk Individualverkehr. Für all<br />

das waren die Visionäre Otto und Langen hier, um zu sagen: „Wir wollen das durchsetzen.<br />

Wir wollen diese blöde, viel zu langsame, viel zu schwere Dampfmaschine,<br />

die wollen wir weghaben – wir brauchen etwas anderes.“ Und Daimler war hier und<br />

diese Leute. Jetzt ist man an einem Punkt, wo wir das nicht mehr wollen. Jetzt, glaube<br />

ich, braucht eine <strong>Stadt</strong> immer noch ein <strong>Zukunfts</strong>werk. Man braucht das <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong>. <strong>Das</strong> ist das, was wir hier tatsächlich entwickeln können, weiterentwickeln<br />

können – und dann natürlich auch manche Architektur verändern, manche Architektur<br />

den Anforderungen entsprechend umbauen, weiterentwickeln und so weiter.<br />

<strong>Das</strong> ist ein Reallabor für die <strong>Stadt</strong> Köln, <strong>Zukunfts</strong>stadt, <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>. <strong>Das</strong> ist es<br />

für mich, und das würde ich gerne mit vielen Menschen zusammen entwickeln.<br />

Sebastian Tautkus: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte, aber ich<br />

würde gerne in diese ganze Begeisterung ein paar Fragezeichen streuen. Wenn<br />

wir historisch argumentieren, dann müssen wir uns doch auch die Historie solcher<br />

Orte im Strukturwandel anschauen. Wir sind alle Kinder des Strukturwandels, haben<br />

alle Entwicklungen von Subkultur, Avantgardekultur in Industrieruinen, in Industriebrachen<br />

miterlebt und haben da eine emotionale Bindung zu. Tolle Raves, tolle<br />

Kunstaktionen, tolle was auch immer. <strong>Das</strong> haben wir alle an solchen Orten erlebt.<br />

Und eigentlich ist diese Geschichte schon passiert. Also nicht umsonst stehen wir<br />

jetzt hier und überlegen, was mit diesem Ort passiert, weil diese Orte eben rar<br />

geworden sind. Es gibt natürlich Städte, in denen gibt es die noch, aber da werden<br />

die nicht bespielt. <strong>Das</strong> hier ist eine der letzten Industriejuwelen, die noch rough aussehen<br />

und unsere romantischen Träume von 1990 wiederaufleben lassen. Und da<br />

kann man rückblickend oder rekonstruktiv noch mal über all die Chancen sprechen,<br />

die damit verbunden sind. Aber kann es das wirklich sein? Ich warne davor zu sagen,<br />

dass dieser Ort all diese Chancen noch mal erfüllen kann, sondern der ist jetzt<br />

schon musealisiert, obwohl er noch so rough ist, und kaum begehbar und feuerpolizeilich<br />

eine Katastrophe und so weiter – er jetzt schon musealisiert. Und unter<br />

diesen Voraussetzungen muss man diesen Ort auch diskutieren und dann vielleicht<br />

auch den neuen Strukturwandel in den Blick nehmen. Wir werden leere Kirchen<br />

haben, die entweiht sind, wir werden leere Ladenlokale haben, weil alle über das<br />

Internet bestellen. So viel Kunst kann es gar nicht geben, die ganzen Ladenlokale zu<br />

bespielen. Deswegen muss man sich auch mal andere Nutzungen überlegen. Nicht<br />

nur Kunst, sondern auch mal wieder über die Wiederansiedlung von Produktion<br />

sprechen. Kleine Handwerksbetriebe hier reinzunehmen und so weiter – also nicht<br />

nur ein buntes La La Land, sondern ein Land, in dem Wertgüter produziert werden.


147<br />

Erstbegehung | Vorstandsetage 2010<br />

Revitalisierung | Vorstandsetage 2012


149


151<br />

Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

Ein Beteiligter: Aber so habe ich das auch verstanden.<br />

(zustimmendes Gemurmel) Der Ansatz war doch von<br />

Anfang an, hier eine bunte Mischung reinzubringen und nicht<br />

eine neue Monostruktur Kunst.<br />

Christian Schaller: Man sollte vielleicht auch sehen,<br />

dass diese alten Gebäude ein ökonomischer Faktor sind, so<br />

hohe Decken und so großzügige Räume kann man heute<br />

nicht mehr ohne Weiteres bauen für den Zweck Wohnen. <strong>Das</strong><br />

kannst du nur noch für eine Luxusklasse, aber das kannst du<br />

nicht zu normalen Preisen und für normale Leute machen.<br />

Man kann ja einfach ausrechnen, was es kosten würde, heute<br />

so einen Backsteinbau zu produzieren. Wenn man diesen<br />

ganzen materiellen Wert zum heutigen Marktwert einsetzt, in<br />

die neue Ordnung, muss man es als Vorteil realisieren, dass<br />

die das Ding damals bauen konnten. <strong>Das</strong>s auch andere Leute<br />

ihn nutzen können und nicht einer seinen Reibach damit<br />

macht. Also diese Arbeit mit der Substanz heißt eben auch,<br />

die Substanz wertzuschätzen. Und das sieht man zum Beispiel,<br />

wenn Ihr die Decken in der Vorstandsetage, die abgehängten<br />

Decken abreißt, da kommt ja ein Raum zum Vorschein, der<br />

eine Zeit lang wegen des damaligen Geschmacks oder des<br />

Lebensstils oder durch angebliche Energieeinsparungen verborgen<br />

war und gar nicht entdeckt und genutzt wurde. <strong>Das</strong> ist<br />

ein Prozess, der geht nur im Umwandeln und nicht auf dem<br />

Papier. Ist auch schwierig, das über einen zentralen Investor,<br />

in zentralen Planungen zu machen. Man müsste eine Zielplanung<br />

haben. Man kann es ja nicht machen wie im Mittelalter,<br />

wo man sagte, jetzt bauen wir hier mal ein Häuschen hin und<br />

hier mal eins, sondern es muss natürlich schon irgendwo ein<br />

Rahmenkonzept geben. Aber man muss die Parzellen in einzelne<br />

Hände geben, an einzelne Investor*innen, in einzelne<br />

Gruppen, für einzelne Ziele. Vielleicht bestimmten einfachen<br />

Regeln unterlegen. Also das ist eigentlich das Verfahren, das<br />

ist jetzt so wichtig.<br />

Walter Buschmann: Ja, Christian, ich unterschreibe<br />

alles, was du gesagt hast. (Publikum lacht) Aber ich möchte<br />

gerne noch eine Ergänzung machen. Ich habe ein Berufsleben<br />

lang, mehrere Jahrzehnte, immer versucht meinen Partnern<br />

und meinen Gegnern klarzumachen, dass es sich bei Architektur<br />

auch um Kultur handelt. <strong>Das</strong> ist gar nicht so leicht,<br />

gerade auch bei Leuten, die intensiv mit Kultur zu tun haben.<br />

Manche Museumsleute, die fallen immer auf die Knie, wenn<br />

sie irgendwo einen Topf ausgraben oder ein Glas, aber Architektur<br />

sehen die nicht unbedingt als ein Kulturgut an, das<br />

ebenfalls entsprechend behandelt werden muss. Und da sage<br />

ich immer: Es gibt Leute, die sind farbenblind, das wissen<br />

wir. Es gibt Leute, die sind formenblind, und es gibt tatsächlich<br />

auch Leute, die sind architekturblind. Die können eben<br />

nicht erkennen, dass in dieser Architektur Kultur steckt, dass<br />

in diese Architektur Geschichte eingekernt ist und dass es<br />

darum geht, diese Geschichtsaspekte, diesen Geschichtswert<br />

hervorzuheben, hervorzulocken und diesen Geschichtswert in<br />

die zukünftige Nutzung und in den Umbau einzubringen. <strong>Das</strong><br />

wird ein wesentlicher Aspekt in der Sektion sein, in der ich<br />

ja dann beteiligt bin, über die Kunst der Transformation. Es<br />

geht eben darum, hier eine gute Nutzung zu finden, es geht<br />

darum, ein gutes Konzept zu finden, wie man vorankommt in<br />

dieser Angelegenheit, und es muss gleichzeitig auch darum<br />

gehen, das was hier an Kulturgeschichte, an Architektur übrig<br />

geblieben ist, angemessen zu erhalten.<br />

Friedhelm Terfrüchte: Es gibt wunderbare Beispiele<br />

von interessanten und erfolgreichen Transformationsprojekten,<br />

vielerorts. Erst kürzlich wurde der Deutsche Bauherrenpreis<br />

verliehen, unter anderem für die Nachbarschaft Samtweberei,<br />

eine Umnutzung der ehemaligen Seidenweberfabrik<br />

in Krefeld mit zeitgemäßem Wohnen und Arbeiten in historischen<br />

Gebäuden. Die Stichworte, die ich hier einbringen<br />

möchte, lauten: <strong>Stadt</strong>entwicklung vom Quartier aus denken,<br />

Nachbarschaften anders denken, Mitmachkonzepte entwickeln<br />

und, ganz wichtig, Eigentumsbildung anders denken.<br />

Dazu gehört auch eine hohe Flexibilität in der Nutzungsprogrammierung<br />

und Grundrissgestaltung. Wir reden häufig darüber,<br />

machen's dann aber letztendlich nicht oder wir machen'<br />

s eher konventionell. <strong>Das</strong> Konzept der lokalen Ökonomie bewusst<br />

und anders zu denken, das sind für mich Schlüssel und<br />

Hebel für diesen spannenden Transformationsort. Und Herr<br />

Buschmann hat zu Recht gesagt: Wenn wir über Denkmalschutz<br />

reden, dann müssen wir auch und ganz besonders über<br />

die Nachnutzungskonzepte streiten. Ohne Nachnutzungskonzept<br />

kann Denkmalschutz auf Dauer nicht funktionieren. Sie<br />

müssen robust sein, auch längere Zeiten überdauern können,<br />

und wir müssen sie uns leisten wollen und können. Wir können<br />

uns Zeit dabei lassen, denn wir müssen am Ende belastbare,<br />

das heißt auch bezahlbare Um- und Nachnutzungskonzepte<br />

entwickeln. Wir dürfen und müssen auch Experimente<br />

wagen. Ich fände es wichtig, wenn die <strong>Stadt</strong> Köln es schaffen<br />

könnte, an dieser Stelle ein adress- und identitätsstiftendes<br />

Transformationsprojekt zu starten, weiterzubefördern und Zeit<br />

und Raum für Experimente einzuräumen. Ich oute mich hier


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

als Kind der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. <strong>Das</strong> war damals für alle<br />

Beteiligten ein wichtiges Labor für ganz viele neue <strong>Zukunfts</strong>fragen. Wir haben vieles<br />

konzeptionell neu gedacht, Pilotprojekte mit manchmal überraschenden Ergebnissen<br />

gestartet – nicht alles war dann gleich erfolgreich. Man kann da sicher noch<br />

von vielem lernen. Ihr habt jetzt hier in Deutz alle Möglichkeiten, perspektivisch<br />

neue Wege in der Quartiersentwicklung zu beschreiten und ein robustes, vielgestaltiges<br />

<strong>Stadt</strong>quartier mit lebendigen, alters- und sozialgemischten Nachbarschaften<br />

zu entwickeln. Niederschwellige Eigentumsbildung kann hier ein Schlüssel sein!<br />

Warum kann man nicht sagen, wir wollen in diesem Quartier künftig anders wohnen,<br />

zusammenleben und arbeiten, als das in den häufig wenig funktions- und nutzungsgemischten<br />

Neubauquartieren der Fall ist. <strong>Das</strong> muss man wollen. <strong>Das</strong> kann man<br />

formulieren, das kann man dann auch politisch betreiben. <strong>Das</strong>s das dicke Bretter<br />

sind, die da zu bohren sind, sollte nicht abschrecken. Und natürlich sind da andere<br />

Player, die erfahrenen Entwickler*innen, die natürlich wissen, wie man den Markt erfolgreich<br />

bedient. Aber das sind womöglich nicht diejenigen, die diese besonderen<br />

Begabungen dieses Standortes zur Profilierung und Adressbildung nutzen wollen.<br />

Ich würde sagen, es macht viel Sinn, von wirklich Gutem zu lernen, nicht alles noch<br />

mal neu zu erfinden, was andernorts schon die Testphase durchlaufen hat. <strong>Das</strong> betrifft<br />

auch die „Prozessarchitektur". Wir können an so vielen Stellen im Ruhrgebiet<br />

und andernorts Best-Practise-Projekte in Denkmälern vormaliger industriell genutzter<br />

Gebäude finden. Wichtig erscheint mir, die Diskussion über Um- und Nachnutzungspotenziale<br />

auch abseits von konventionellen industrieromantischen Bildern zu<br />

führen und die speziellen örtlichen Begabungen und Atmosphären zu erkennen und<br />

zu nutzen. <strong>Das</strong> LAB 1869 ist eine wunderbare Keimzelle für das <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>.<br />

Man spürt förmlich diese schöpferische Kraft, die von den kulturellen und künstlerischen<br />

Interventionen ausgeht. Kultur und Kunst als spannender Impulsgeber und<br />

Motor für ein aufregendes Transformationsprojekt. Hier macht Köln etwas anders.<br />

<strong>Das</strong> finde ich spannend.<br />

(Applaus)


153


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155<br />

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Inklusion<br />

im Dialog mit Jutta Pöstges<br />

O-Ton LAb 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

AK: Hallo liebe Jutta, du bist ja seit vielen Jahren sehr aktiv in Köln unterwegs<br />

und arbeitest unter dem Label X-SÜD mit dem raumlaborberlin zusammen.<br />

Was treibt euch an, ganz neuartige Räume und Landschaften für Inklusion schaffen<br />

zu wollen?<br />

JP: Mich motiviert auch ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess, und<br />

ich wünsche mir für Köln eine inklusive <strong>Stadt</strong>gesellschaft. Ich komme aus der Kulturarbeit<br />

und bin überzeugt, dass Kunst Veränderungen anstoßen kann.<br />

Neue inklusive Räume sind das Ziel. Wie bilden wir Tandems aus Künstler*innen<br />

mit und ohne Beeinträchtigung. Wir lernen, auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.<br />

<strong>Das</strong> ist ja ein ganz neues Thema. Es gibt eigentlich keine vergleichbaren<br />

Beispiele oder Projekte, die das praktizieren. Menschen mit Lernschwierigkeit oder<br />

sogenannter geistiger Behinderung arbeiten in der Regel in großen Sondereinrichtungen<br />

und sind von gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen. Wir suchen Alternativen<br />

und experimentieren, damit Inklusion gelingen kann.<br />

<strong>Das</strong> kann modellhaft sein für Köln, und dafür brauchen wir einen Platz, ein<br />

Kunsthaus, ein X-SÜD-Kunsthaus. Vor einer Dauernutzung haben wir eine Phase<br />

der Zwischennutzung vorgesehen. Die brauchen wir, um inklusive Arbeitsweisen<br />

und das Projekt partizipativ zu entwickeln. Wir gehen dabei von einem erweiterten<br />

Inklusionsbegriff aus, der alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

und Bedürfnissen einbezieht. Wir kommen aus der klassischen Behindertenhilfe und<br />

haben einen besonderen Fokus auf Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie können<br />

ihre Interessen in der Regel nicht gut selber vertreten, und wir verstehen uns auch<br />

als Stellvertreter*innen und Sprachrohr. Dabei sehen wir das Ganze eingebettet in<br />

einen größeren gesellschaftlichen Kontext.<br />

AK: Diesen Zwischenraum, den ihr da eingeplant habt, finde ich hochspanned<br />

diesen Freiraum des Experimentierens. Schön wäre es natürlich auch, wenn<br />

dieser dann in eine Nachhaltigkeit münden könnte. Wie kann das gelingen? Meinst<br />

du, Häuser zu besetzen ist da ein Mittel?<br />

JP: Wenn man sich Orte anguckt wie das KAT18, wo wir jetzt arbeiten –<br />

das Kunsthaus Rhenania, das Bürgerhaus Stollwerck oder die Alte Feuerwache –,<br />

dann muss man sagen, dass diese Freiräume für Kunst und Kultur in der <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />

letztendlich entstanden sind, weil engagierte Menschen vor etwa 40 Jahren<br />

Häuser okkupiert und gerettet haben.<br />

Ja, ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die künstlerischen Projekte, die<br />

jetzt in der Quartiersentwicklung in Köln entstehen, zusammentun und ihre Aktivitäten<br />

bündeln und dann ein stärkeres Auftreten haben. Es ist wichtig, über gemeinschaftliche<br />

Aktionen mit mehr Kraft kulturelle und gesellschaftspolitische Ziele zu<br />

verwirklichen, zusammen mit der Politik und mit den Gremien der <strong>Stadt</strong>verwaltung.


Erstbegehung | 2010<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


Perspektivwechsel<br />

im Dialog mit Henrik Schulze Neuhoff<br />

O-Ton<br />

2018/19<br />

Auf dem Dach zu stehen, bedeutet für mich gerade noch mal eine neue<br />

Perspektive ... und dabei ist das hier generell schon ein Ort, der sehr zu Perspektivwechseln<br />

anregt. Da wünsche ich mir, dass es diesen Ort und auch das Drumherum,<br />

das Areal in einer Form weiter gibt, die auch in fünf oder zehn Jahren zu Perspektivwechseln<br />

anregt, wo man Dinge erleben kann, die auf den ersten Blick vielleicht<br />

auch erst mal fordernd sind oder einen gar überfordern, aber aus denen man was<br />

lernen kann. <strong>Das</strong>s es tatsächlich ein Ort ist, der Kunst und Kultur im Herzen tragen<br />

darf und Leute anregt zu Neuem. Also, ich finde, dass man hier viele Nischen besetzt<br />

findet, die es in kleineren Städten gar nicht so gibt.<br />

Ja gut, wegen des Freiraums bin ich, glaube ich, nicht nach Köln gegangen,<br />

den gab‘s irgendwie in der Form schon nicht mehr, als ich hier wirklich<br />

angelangt bin, aber definitiv wegen der kulturellen Dichte und wegen des Angebots.<br />

Und bei der kulturellen Dichte existiert gleichzeitig auch eine gewisse Bandbreite.<br />

Man kann also von A bis Z alles mitnehmen und sich auch beteiligen, und in<br />

der Hinsicht ist dann Köln in meiner Wahrnehmung einfach auch noch ein bisschen<br />

alternativer als vielleicht andere Städte in der Region – es gibt eben Alternativen.


165<br />

spiegeln antriggern provozieren<br />

im Dialog mit Martin Schmittseifer<br />

O-Ton<br />

2018/19<br />

Ihr kommt von der Kunst her und habt euch ja jetzt<br />

hier mit eurem LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> und auch schon<br />

in den Jahren davor sehr intensiv mit diesem Gebäude und<br />

somit natürlich sehr viel mit dem Thema Quartiersentwicklung<br />

auseinandergesetzt. <strong>Das</strong> ist ein Thema, mit dem wir als Jack<br />

in the Box auch seit fünf Jahren in Ehrenfeld beschäftigt sind.<br />

Diese Verbindung, wie Ihr letztendlich Kunst und Gebäude,<br />

Quartier, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft zusammenbringt,<br />

finde ich einzigartig in Köln und auch sehr auffällig<br />

als eine besondere komplexe künstlerische Leistung und eben<br />

darüber hinaus.<br />

Man schaut, welche Elemente man in einem Quartier<br />

hat und wie diese zusammenlaufen: Wie ist die Synergie? Wo<br />

braucht es Abgrenzungen, wo braucht man Zentren, wie ist<br />

das an den Rändern? Und wo treffen sich die Menschen?<br />

Wahrscheinlich ist dies so etwas wie euer Reallabor.<br />

Und ich denke, was dahintersteckt, ist ja wirklich eine Lust auf<br />

die Komplexität, die sich letztendlich dann im gemeinsamen<br />

Zusammenleben irgendwie ergibt.<br />

Und da ist die Kunst – ich bin ja eigentlich ein großer<br />

Freund der Reden von Jonathan Meese, die Diktatur der<br />

Kunst, die er immer proklamiert, einfach, um damit wirklich zu<br />

unterstreichen, dass Kunst unglaublich viel bewirken kann. Um<br />

tatsächlich zu spiegeln, Prozesse anzutriggern, zu provozieren,<br />

zu stören. Und natürlich irgendwie auch, um Freude zu bereiten.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

1869 statt 08/15<br />

±±<br />

<strong>Das</strong> derzeit neu entstehende Otto-&-Langen-Quartier<br />

im rechtsrheinischen Köln bietet alles zur gleichen Zeit.<br />

Hier, in der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, lässt sich nicht<br />

nur das kulturelle Erbe Europas sichtbar machen, sondern es<br />

können auch mit einer europäischen <strong>Stadt</strong> verbundene Werte<br />

wie Mit- und Selbstbestimmung der Bürger*innen, Entwicklung<br />

aus dem Bestand, Nutzungsmischung, kulturelle Vielfalt,<br />

soziale Integration weitergedacht und erprobt werden und<br />

nicht zuletzt in eine konkrete Umsetzung in einem gemeinwohlorientierten<br />

<strong>Stadt</strong>teil münden. Die Eigentümerin NRW.<br />

Urban will das Gelände verkaufen. Die <strong>Stadt</strong> Köln könnte vom<br />

Vorkaufsrecht Gebrauch machen.


169


EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT<br />

PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE WERKSTRASSE WEISSES STU<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER 173 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE 187 SCHÖNHEIT DE<br />

DAS LAND UTOPIA #1 243 DAS LAND UTOPIA #2 265 DAS LAND UTOPIA #3 277<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


171<br />

DIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

R VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE 205 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT 219<br />

WASCHKAUE REVITALISIERUNG 2015<br />

INNERE WERKSTRASSE REVITALISIERUNG 2018<br />

SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE REVITALISIERUNG 2015<br />

WERKSHALLE REVITALISIERUNG 2011<br />

WEISSES STUDIO REVITALISIERUNG 2011<br />

SCHMIEDE REVITALISIERUNG 2011<br />

HOF REVITALISIERUNG 2011<br />

FOYER REVITALISIERUNG 2011<br />

VORSTANDSETAGE REVITALISIERUNG 2012<br />

BETRIEBSRAT REVITALISIERUNG 2015


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

173<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Tretet ein, denn auch hier<br />

sind Götter<br />

machen – machen – machen<br />

2011/12<br />

„Anja Kolacek und Marc Leßle halten die Kölner auf<br />

Trab. Nach dem Tanzhaus Köln Interim sind die beiden Avantgardisten<br />

schon wieder fündig geworden, diesmal im <strong>Stadt</strong>teil<br />

Deutz-Mülheim." (Arnd Wesemann, Zeitschrift Tanz, 2011)<br />

raum13 wurde 2007 von Anja Kolacek (Regisseurin<br />

und Kulturmanagerin) und Marc Leßle (Bühnen-, Video- und<br />

Lichtgestalter) gegründet. raum13 versteht sich als rhizomatischer<br />

Organismus experimenteller und politischer Kunst, der<br />

die klassischen Grenzen des Theaters sprengen will. Obwohl<br />

der persönliche Werdegang und die beruflichen Erfahrungen<br />

aus dem „klassischen Blackbox-Theater“ stammen, sehen sie<br />

ihre heutige und zukünftige künstlerische Arbeit als Theater<br />

an, wenn auch nicht im klassischen Format.<br />

Am 18. Juni 2011 eröffnen Anja Kolacek und Marc<br />

Leßle das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste mit<br />

einer eigenen Inszenierung und Uraufführung: „Tretet ein,<br />

denn auch hier sind Götter".<br />

Darüber hinaus öffnen sie das Deutzer Zentralwerk<br />

der Schönen Künste für nationale und internationale Theaterund<br />

Kunstproduktionen:<br />

• alles was tanzt #3, Gipfeltreffen der Tanzszene<br />

• alles was tanzt, Residenzen<br />

• zeit dreht sich, Gruppenausstellung<br />

• hier und jetzt, Junge-Szene-Projekt<br />

• es ist hier, Theaterfestival<br />

• eichmann, raum13-Wiederaufnahme<br />

• substanzen, raum13-Uraufführung


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter


175


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter<br />

177


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


179<br />

Auszüge Interview<br />

Balthasar Busmann im Dialog mit<br />

Anja Kolacek und Marc Leßle<br />

2012<br />

BB: Wie kann ich mir eure Arbeitsweise vorstellen?<br />

ML: Unsere thematische Suche gilt immer sozialen<br />

Phänomenen, die heutige Menschen gleichermaßen bewusst<br />

wie unbewusst bewegen, und nicht der Suche nach klassischen<br />

Interpretationen von Theatertexten. Daher schreiben<br />

wir unsere Stücke selbst. Über umfangreiche Rechercheund<br />

Konzeptionsprozesse mit allen Produktionsbeteiligten<br />

nähern wir uns der jeweiligen Fragestellung an. Dabei wird<br />

anhand einer sozial- und kulturwissenschaftlich orientierten<br />

Materialauswahl in gemeinsamer Lektüre, über Interviews, in<br />

Versuchs- und Improvisationsanordnungen, das Substrat des<br />

anzustrebenden Stückes zusammen mit den Schauspieler*innen,<br />

Performer*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen gewonnen<br />

und anschließend von Dramaturgie und Regie in eine<br />

Form gebracht. Während der Stückentwicklung weiten wir<br />

den Rechercheprozess über Interviews auf das Publikum aus;<br />

Teile des Entstehungsprozesses finden als Performances und<br />

Interventionen im öffentlichen Raum statt und werden filmisch<br />

und fotografisch dokumentiert. Der dabei zustande kommende<br />

Austausch als Prozess kann wiederum Impulse für die<br />

weiteren sich verflechtenden Proben setzen und in die Arbeit<br />

einfließen.<br />

mit raum13 die Möglichkeit der Realisierung von Visionen.<br />

Unser Anliegen ist es, durch den Dialog der Künstler*innen<br />

aus verschiedenen ästhetischen und sozialen Bereichen etwas<br />

Verbindendes, Neues entstehen zu lassen. Dieser Dialog bezieht<br />

das Publikum mit ein, das in den begehbaren Räumen<br />

von raum13 dazu eingeladen wird, zu sehen, zu reden und<br />

sich zu neuen Aktionen inspirieren und mitreißen zu lassen.<br />

BB: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

BB : Welche künstlerischen Mittel verwendet Ihr?<br />

AK: Wir arbeiten als Theatermacher transdisziplinär<br />

an der Schnittstelle von Schauspiel, Tanz, Musik und Bildender<br />

Kunst und ermöglichen dadurch bei der Wahl unserer darstellerischen<br />

Mittel systemreflexive, unabhängige und unkonventionelle<br />

Interaktionsebenen. Dieses Crossover der Künste<br />

ist kein Selbstzweck, sondern erzeugt erst Möglichkeiten,<br />

die Gegenwart immer wieder neu und aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven historisch, politisch und sozial wirkungsmächtig<br />

zu beleuchten. Durch den angebotenen Perspektivenwechsel<br />

können Sichtweisen auf multiple Wirklichkeiten ermöglicht<br />

respektive gesehen und/oder durch individuelle Rezeptionen<br />

sowohl re- als auch dekonstruiert werden. Somit können die<br />

Bedingungen des Theaters ausgetestet – respektive provozierend<br />

ausgereizt – und künstlerisch weiterentwickelt werden.<br />

ML: Über das Bühnengeschehen hinaus initiieren wir<br />

den Austausch zwischen Künstlern und ihren Szenen und provozieren<br />

eine Zusammenarbeit über die disziplinären Trennlinien<br />

hinweg. Wir wirken dabei als organisatorische und künstlerische<br />

Ideengeber oder auch als Ideenbeteiligte und bieten


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2011 Juni | UA Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

181<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2011 Juni | UA Tretet ein,<br />

denn auch hier sind Götter


2011 September | Premiere alles was tanzt #3<br />

183


185<br />

„Der Beweis ist erbracht, hier kann man Kunst produzieren. Kolacek & Leßle verfügen<br />

über kühnen Unternehmergeist.“ (Thomas Linden, Rundschau, 29. Juni 2011)<br />

2012 Januar | UA Substanzen<br />

2011 September | Premiere alles was tanzt #3<br />

2011 November | Wiederaufnahme Eichmann


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VOSRTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

187<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Arbeiter


189<br />

Schönheit der Vergänglichkeit<br />

#3–1<br />

2012–2015<br />

Ein urbanes Kunstprojekt, das die Räume des einstigen<br />

Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz neu nutzt, seine<br />

traditionsreiche Geschichte aufgreift und sie in Analogie zu<br />

modernen gesellschaftlichen Umbrüchen und Strukturen setzt.<br />

Der <strong>Stadt</strong>raum ist einem stetigen Wandel unterworfen,<br />

was heute modern ist, ist morgen veraltet und uninteressant.<br />

Ein besonderes Beispiel dafür ist die rechtsrheinische<br />

Kölner Industriebrache zwischen Zoo- und Mülheimer Brücke.<br />

In den 1860ern Wiege des Ottomotors und damit Ausgangspunkt<br />

der Weltmotorisierung, stehen heute dort verlassene<br />

<strong>Werk</strong>shallen und Verwaltungsgebäude und warten dornröschenartig<br />

auf ihre weitere Verwendung oder wandeln sich zu<br />

(Sub-)Kulturstätten aller Art. Die Umwandlung dieses <strong>Stadt</strong>raums<br />

über Generationen hinweg ist beispielhaft für die Umwälzung<br />

unserer Gesellschaft und steht im Fokus der künstlerischen<br />

Arbeit von raum13 Kolacek & Leßle.<br />

Diese beeindruckende größte Brachlandschaft in Köln mit<br />

ihren zahlreichen Baudenkmälern erlebt nun in ihrem einstmaligen<br />

Herzstück eine neue Blüte. Die ehemalige Hauptverwaltung<br />

der Klöckner Humboldt-Deutz-<strong>Werk</strong>e transformiert sich<br />

bis auf Weiteres auf Initiative von raum13 Kolacek & Leßle<br />

in das wohl größte urbane Kunstprojekt Kölns und bietet ein<br />

Forum und Arbeitszentrum für junge, zeitgenössische Kunst.<br />

Mit Schönheit der Vergänglichkeit #3–1 reisen<br />

wir durch die Zeit von heute bis in das Gründungsjahr der<br />

Motorenwerke. Hier begann im 19. Jahrhundert die Weltmotorisierung<br />

und damit auch das uns prägende Erdölzeitalter,<br />

heute stehen wir an dessen Ende. In unserer Arbeit lassen wir<br />

Generationen miteinander kommunizieren. Träume, Ängste<br />

und Weltbilder zeigen den Wandel der Zeit. Ehemalige Mitarbeiter*innen<br />

des einstigen Weltkonzerns, die Architektur<br />

der Gebäude, die hinterlassenen Einrichtungsgegenstände<br />

sowie Akten, Briefumschläge, Fotos von Betriebsratswahlen<br />

und vieles mehr sind unsere Zeugen der Zeit.<br />

Mit Schönheit der Vergänglichkeit #3_Wohlstand für<br />

alle, den ersten Teil unserer Reihe, setzten wir einen Schwerpunkt<br />

auf die Jahre 1950 bis heute. Den Mittelpunkt unserer<br />

Arbeit bilden der Ort, die Menschen und ihre Geschichte(n).<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke,<br />

Teil 2 der Trilogie, beschäftigt sich mit dem Thema (Welt-)<br />

Krieg, das die Moderne prägt wie kaum ein anderes. Die<br />

riesige Industriebrache der ehemaligen KHD-<strong>Werk</strong>e gilt dabei<br />

sowohl als Zeuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert<br />

wie zugleich auch als Ausgangspunkt für moderne<br />

Formen der Kriegsführung. KriegsBlicke begibt sich auf die<br />

Spurensuche nach den Voraussetzungen des Krieges sowie<br />

seinen Entstehungsbedingungen und oszilliert dabei permanent<br />

zwischen Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #1_In 80 Tagen um<br />

die Welt, die dritte thematische Setzung in unserer Arbeit,<br />

vervollständigt die Trilogie. In 80 Tagen um die Welt ist eine<br />

spartenübergreifende Theaterinstallation, die die Anfänge<br />

der Industrialisierung, Mobilität und Weltmotorisierung im 19.<br />

Jahrhundert in den Blick nimmt und nach den Ursprüngen unserer<br />

mobilen und international vernetzten Gesellschaft fragt.<br />

Mit dem Slogan „Höher, schneller, weiter“ wird aber nicht nur<br />

das technikbegeisterte 19. Jahrhundert, sondern auch unsere<br />

digitalisierte und auf Leistungs- und Produktivitätssteigerung<br />

setzende heutige Gesellschaft künstlerisch hinterfragt und beleuchtet.<br />

Darüber hinaus öffnen Anja Kolacek und Marc Leßle<br />

das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste für nationale<br />

und internationale Theater- und Kunstproduktionen, die sich<br />

mit dem Thema 150 Jahre Industrialisierung und der damit<br />

einhergehenden Wandlung von gesellschaftlichen Strukturen<br />

beschäftigen. raum13 erstellt so ein künstlerisches Kaleidoskop<br />

gesellschaftlicher Momentaufnahmen: gestern, heute und<br />

morgen.<br />

Thematische Kooperationsprojekte:<br />

2012<br />

FM Einheit + Irmler – Konzert<br />

dreizehnterjanuar aus Wien – working class zero<br />

Benjamin Schad – Träume von Günter Eich_nominiert für den Kölner Theaterpreis 2012<br />

2013<br />

FM Einheit + Saskia von Klitzing + Tim Isfort + Volker Kamp – Konzert KriegsBlicke<br />

Gesine Grundmann – Ausstellung not one thing that you want is upstream<br />

Pola Groß – Lesereihe Im Westen nichts Neues<br />

G Kollektiv – Festivals Jung! Na und!_Europa / Zerbombt<br />

Asasello Quartett – Spielzeiteröffnung<br />

2014<br />

Acht-Brücken-Festival – impuls<br />

Kölner Gesellschaft für Neue Musik – Bad Trip Festival<br />

Martin Kleppe – Medusas Garten<br />

Festival Jung! Na Und!_Metropolis


2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Angestellten


191<br />

2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Vorstände<br />

2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Spieler


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNER<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


E WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

193<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Mutter Deutz<br />

Dialog mit den Zeitzeugen<br />

Dietmar Voss, Hans-Gerd Ervens,<br />

Hubert Mühlenbach<br />

2012<br />

DV: Ich bin Vertriebener und bin dann damals durch Zufall im Haus eines<br />

technischen Vorstandes der damaligen KHD gelandet, und damit begann eigentlich<br />

schon der erste Kontakt zu diesem Unternehmen. Wir waren in Bergisch-Gladbach<br />

Sand in einem Lager, und meine Mutter hatte, aus welchen Gründen auch immer,<br />

auf der Flucht eine wunderschöne bestickte Tischdecke mitgenommen. Sie hatte<br />

diese Decke auf einem kleinen Tisch ausgebreitet, und zwei Töchter von Herrn Dr.<br />

Flats, das war der technische Vorstand von KHD, gaben dort die Speisung aus. Die<br />

sahen diese Decke und bewunderten die Stickereien, und über diese Decke kam<br />

dann der Kontakt zu meiner Mutter. Und dann stellte sich heraus, dass der<br />

Dr. Flats fünf Kinder hatte, und der jüngste Sohn war neun Jahre alt, ich war damals<br />

acht Jahre, und man fragte, ob ich nicht als Spielgefährte zu seinem Sohn kommen<br />

könnte. Ja, dann hat man mich also abgeholt, und dann begann für mich also eine<br />

komplett neue Zeit, denn die Flucht war schon katastrophal, und dort wurde ich<br />

richtig schön versorgt. 15 Tage später sind wir dann zu den Flats gezogen, wir bekamen<br />

im Dachgeschoss ein kleines Zimmer und hatten endlich mal die Möglichkeit,<br />

eine Türe hinter uns zuzumachen. <strong>Das</strong> Lagerleben war damit beendet.<br />

Der weitere Weg war, dass dann meine Eltern fünf Jahre später Hausmeister<br />

wurden in einem Mehrfamilienhaus von Herrn Dr. Flats. In diesem Haus<br />

wohnten ausschließlich KHD-Leute, Führungsleute, und damit begann eigentlich<br />

auch der Kontakt zu dieser mittleren Führungsebene, obwohl ich 1951 erst 13 Jahre<br />

alt war, aber ich war handwerklich sehr begabt. Und in dem Haus wohnte auch ein<br />

Konstrukteur, und der war von meinen handwerklichen Tätigkeiten derart begeistert,<br />

dass er gesagt hat: Der Junge muss nach KHD. Denn dort suchte man sehr<br />

dringend Nachwuchs, weil durch die Kriegsereignisse viele Männer auf dem Feld<br />

geblieben sind und viele in Gefangenschaft waren, und man versuchte, die Jugend<br />

auszubilden, um sie bei KHD tätig werden zu lassen. Da begann ich also 1953 eine<br />

Maschinenschlosserlehre und habe dann allerdings nach anderthalb Jahren die<br />

Maschinenschlosserlehre aufgegeben aufgrund einer Empfehlung meiner Ausbilder,<br />

die meinten, ich wäre für den Schraubstock zu schade und ich sollte doch<br />

kreativ arbeiten. Und man schlug mir vor, die Ausbildung als technischer Zeichner<br />

zu beenden. <strong>Das</strong> habe ich gemacht und 1956 kam ich dann in die Konstruktion für<br />

luftgekühlte Dieselmotoren, hier in diesem Gebäude, damals auf der zweiten Etage.<br />

<strong>Das</strong> war mein Einstieg in das Unternehmen KHD.<br />

HGE: Ich war in der vierten Generation hier, uns Firma war unsere Identifikation.<br />

Mein Vater war hier, der ist mit 63 in Rente gegangen, zwei Onkel waren<br />

hier, meine Cousins waren hier, mein Großvater ist von Deutz, damals noch bei der<br />

Gasmotoren-Fabrik 1928, der Urgroßvater war auch hier, der war erst mal bei Van<br />

der Zypen, spätere Westwaggon, und ist dann hierhingekommen. Wir waren also<br />

ein Familienunternehmen, man kannte sich nicht nur, man wohnte teilweise zusammen<br />

und dadurch hatte man den Vorteil, wenn irgendwo im Betrieb was klemmte<br />

und man hatte Bekannte in einem anderen Betrieb oder Verwandtschaft, konnte<br />

man dahingehen und pass mal auf, ich habe da ein Problem, kannst nicht mal helfen<br />

oder ein bisschen schneller meinen Auftrag bearbeiten, dadurch fluppte alles,<br />

wie man so schön sagt in Köln. Und wenn es fluppt, dann ist das positiv und geht


RE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

195<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

schnell, und das war auch kein Kölscher Klüngel, denn man<br />

kannte sich, man war verwandt und man half sich gegenseitig,<br />

damit der Laden lief.<br />

Es gab viele Sozialleistungen, wenn die Kinder zur<br />

Kommunion gingen, kriegte man ein Geschenk, wenn man<br />

geheiratet hat, kriegte man ein Geschenk. Wir hatten eine<br />

Krankenschwester, wenn jemand längere Zeit krank war, kam<br />

die einen besuchen, brachte einen Korb mit Früchten, das war<br />

alles Sozialfürsorge, die mit dem Betriebsrat vereinbart wurde.<br />

Man hat sich getroffen, Feste gefeiert, wenn einer 25-jähriges<br />

Jubiläum hatte. <strong>Das</strong> war natürlich eine große Sache, und dann<br />

hat man Witze gemacht, ob wir das auch schaffen oder ob<br />

man uns vorher schon verheizt hat.<br />

<strong>Das</strong> ist schon eine Vergangenheit, besonders wenn<br />

man von der ganzen Familie noch weiß, wo die gearbeitet<br />

haben. <strong>Das</strong> sind ja auch Arbeitsplätze. Die Firma hatte ja auch<br />

Wohnungen, <strong>Werk</strong>swohnungen, es gab sogar Erholungsheime<br />

im Westerwald, wo man hingeschickt wurde, wenn man<br />

eine gewisse körperliche Belastung nicht mehr aushielt durch<br />

die Arbeit. <strong>Das</strong> findet man heute nicht mehr.<br />

HM: Körperlich war das sehr anstrengend, wir hatten<br />

Akkord, wir hatten alle Profile, und die mussten während<br />

dem Anzeichnen gedreht werden, da hatte man Oberflunsch,<br />

Unterflunsch, und was es so all gibt ... und die mussten von<br />

drei Seiten angezeichnet werden, ich will jetzt mal nicht übertreiben,<br />

aber bis 200 Kilo haben wir in der Klaue gehabt und<br />

die mit der Hand gedreht. Was größere Sachen waren, die<br />

wurden natürlich mit dem Kran gedreht. Und da war immer<br />

viel Krach. Und ein Kollege, wenn der lange den Kran festgehalten<br />

hat, kam der andere mit seiner Arbeit nicht weiter<br />

im Akkord. Da flippte man schon mal ein bisschen aus, aber<br />

wir haben uns schnell wieder vertragen. Wenn dann mal was<br />

Schlimmeres war, wurde der Betriebsleiter eingeschaltet und<br />

der hat das im Griff gehabt mit uns.<br />

Weltfirma mit einer ganz großen Palette. Der Schlepperbau,<br />

die Feuerwehr, Busse, LKWs, der Magirus war damals eine<br />

Marke auf dem Bau, oder die ganzen Baumaschinen mit<br />

Deutzmotoren, die werden heute zwar teilweise noch gebaut,<br />

aber wir sind nicht mehr. Oder auf dem Rhein sind wir kaum<br />

noch vertreten mit Deutzmotoren. Früher konnten sie auf dem<br />

Rhein sehen, wo überall dieser rote Wimpel oben am Fahnenmast<br />

hing, da waren Deutzmotoren drin, man stand am Rhein<br />

und sagte: Da kommt einer, ist wieder einer von uns, nee, dat<br />

is keiner von uns, ist aber ne Seltenheit, dass hier mal einer<br />

kommt, der z. B. einen Sulzer drin hatte oder MTU-Motor<br />

oder MAK, wie die Mitbewerber alle hießen.<br />

Wenn man sagte, man ist bei Deutz, dann war das<br />

ungefähr, als wenn man Beamter bei irgendeiner hohen Behörde<br />

war, und wenn man keine goldenen Löffel klaute oder<br />

einen Klüngel mit der Chefsekretärin anfing, dann war man<br />

unkündbar, uns Firma, die Identifikation sehr groß und entsprechend<br />

auch die Motivation. Wir waren ein Weltunternehmen,<br />

aber die Belegschaft lebte wie in einer großen Familie.<br />

DV: Der damalige Fertigungsvorstand, das war ein<br />

absoluter Praktiker, der ging als Vorstand mindestens einmal<br />

in der Woche in die Betriebe, der war bekannt und er<br />

informierte sich über jede Investition. Wenn es also hieß, es<br />

muss eine Maschine ersetzt werden, dann war dieser Vorstand<br />

vor Ort, hat mit dem Arbeiter, der diese Maschinen bediente,<br />

gesprochen und hat gefragt – warum, wieso, weshalb – und<br />

erst wenn er der Meinung war, in Kombination mit den Gesprächen,<br />

hat er den Investitionsauftrag unterzeichnet. Später<br />

hat kein Vorstand mehr so reagiert. Im Gegenteil – und das ist<br />

auch eine lustige Sache: Ein Nachfolger ging mal durch diese<br />

berühmte Halle 100 und wurde dann von jemandem angesprochen:<br />

„Hören sie mal, was machen sie hier?“ Die kannten<br />

ihn überhaupt nicht in der Fertigung!<br />

HGE: Wir haben früher in Mainz-Mombach Omnibusse<br />

gebaut, wir haben in Ulm Feuerwehren gebaut, in Oberursel<br />

haben wir Triebwerke gebaut für die Bundeswehr oder<br />

für die amerikanischen Flieger, in Berlin hatten wir ein großes<br />

Pumpenwerk, in Herschbach und Mündersbach, Herschbach<br />

existiert noch, wie ich gehört habe, wir hatten die Westwaggon<br />

aufgekauft, wir hatten in Förde einen großen Betrieb,<br />

wo die Großmotoren geprüft worden sind ... wir waren eine


197


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2012 August | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle


RE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

199<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2012 August | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle


201<br />

Vernissage 2012 Mai | mit weissem wasser bedeckt<br />

2012 Mai | Vernissage<br />

Mit weißem Wasser bedeckt


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2012 September | Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Konzert FM Einheit & Irmler


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

203<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3WW<br />

2012 Mai | Jung! Na und!<br />

2012 Juni | Köln Premiere<br />

working class zero<br />

dreizehnterjanuar wien


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

205<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #2<br />

KriegsBlicke<br />

2013<br />

Die riesige Industriebrache der ehemaligen<br />

KHD-<strong>Werk</strong>e gilt sowohl als Zeugin der Industriellen Revolution<br />

im 19. Jahrhundert wie zugleich auch als Ausgangspunkt für<br />

moderne Formen der Kriegsführung. Die Industrielle Revolution<br />

brachte nicht nur enorme technische Errungenschaften<br />

mit sich, sondern verursachte auch die rasante Entwicklung<br />

der Verkehrs- und Kommunikationstechnologien. Durch die<br />

Möglichkeit, Massenprodukte und damit auch Waffen und<br />

andere Kriegsgüter schnell herstellen und transportieren zu<br />

können, wurden die Voraussetzungen für die zwei Weltkriege<br />

des 20. Jahrhunderts und ihre vernichtenden Dimensionen<br />

geschaffen.<br />

Aber wie kam es dazu? Sind Technologie und Ideologie<br />

eine „Synergie“ eingegangen? Oder ist der Zusammenhang<br />

von Rationalität und Barbarei, der beide Weltkriege<br />

kennzeichnet, nicht eher Folge einer „Dialektik der Aufklärung",<br />

wie sie schon Adorno und Horkheimer beschreiben?<br />

Angelehnt an Christa Wolfs Bemerkung „Wann Krieg beginnt,<br />

das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg? Falls<br />

es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen". (Kassandra)<br />

fragt auch dieses Projekt nicht nur nach den Mechanismen<br />

und Bedingungen des Krieges, sondern auch nach seinem<br />

„Vorkrieg“ und schlägt damit eine Brücke in die Gegenwart.<br />

Geht Syrien uns etwas an, oder ziehen wir uns doch lieber in<br />

unsere eigene Friedenswelt zurück? Wohin führt uns der gesellschaftliche<br />

Umbruch des 21. Jahrhunderts?<br />

KriegsBlicke verbindet die Außensicht auf den Krieg<br />

durch dokumentarisches Text-, Bild- und Tonmaterial mit persönlichen<br />

Berichten und Geschichten von Zeitzeugen, die ein<br />

inneres Bild des Krieges entwerfen. Die Spannung zwischen<br />

Außen- und Innensicht, Vergangenheit und Gegenwart, Industriebrache<br />

und digitalen Effekten eröffnet neue Zusammenhänge<br />

und Perspektiven. Bindeglied bleibt jedoch immer die<br />

virulente Frage nach den Voraussetzungen des „Vorkrieges“<br />

und der Möglichkeit, ihn zu erkennen. Bei unserer künstlerischen<br />

Arbeit stehen – ähnlich wie bei einer Diskursanalyse<br />

– weniger konkrete Fakten, sondern vielmehr die unterschiedlichen<br />

Darstellungen und Wahrnehmungen des Krieges und<br />

seiner Vorgeschichte im Fokus.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

2013. Wie zu Zeiten der Industriellen Revolution<br />

verändert sich unser Leben heute rasant. Wir stehen inmitten<br />

der digitalen Revolution. Soziale, kulturelle, wirtschaftliche<br />

und nicht zuletzt politische Umwälzungen finden im Gigahertz-Rhythmus<br />

statt. Genau 100 Jahre nach 1913, dem Vorabend<br />

der beginnenden Katastrophe. KriegsBlicke begibt sich<br />

auf eine Spurensuche nach dem „Vorkrieg“ und bewegt sich<br />

in einem permanenten Spannungsfeld zwischen Gegenwart<br />

und Vergangenheit. War der „Vorkrieg“ 1913 schon spürbar?<br />

Wie standen die Menschen 1913 zum Krieg? Wirkt die damalige<br />

Annahme des Friedensaktivisten David Starr Jordan, dass<br />

es keinen großen Krieg geben werde, da die internationale<br />

Finanz- und Wirtschaftswelt zu eng miteinander verflochten<br />

sei, gerade deshalb so bedrückend, weil die Situation der<br />

heutigen so stark ähnelt? Wie gehen wir heute eigentlich mit<br />

„Krieg“ um? Wähnt sich die „Generation des Friedens“, die<br />

noch nie einen Krieg im eigenen Land erlebt hat, in Sicherheit<br />

vor einem Weltkrieg,. oder vor welchen Herausforderungen<br />

stehen wir? Welche Auswirkungen haben Bundeswehr-Einsätze<br />

auf mentale und gesellschaftliche Strukturen, und wie<br />

stehen wir zu internationalen Einsätzen der NATO?


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2013 Juni | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke


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207<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2013 Juni | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke<br />

2013 Juni | UA Konzert Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke


209


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

KriegsBlicke<br />

im Dialog mit Adolf Hellmich<br />

2013<br />

1925 in Ostpreußen geboren.<br />

1942 gemustert<br />

1943 eingezogen<br />

Vorkriegszeit<br />

Ich hab dann 1930 mitgenommen, ganz fest, dass es den Leuten schlecht<br />

ging. Bei uns im Dorf weiß ich, dass die alle keine Arbeit hatten, sofern sie nicht<br />

Bauern waren. Und dass sie politisch sehr aktiv waren. Ich entsinne mich an die<br />

Kommunisten, und mein Vater war Sozialdemokrat, `n aktiver Sozialdemokrat. Der<br />

Kommunist von meinem Vater kam und sagte: Die, das waren die Nazis, die in<br />

der Hauptstadt waren, wollen uns alle umbringen. Und der, der hat das nicht als<br />

dummes Gerede genommen, sondern als echte Drohung, der hatte Angst. Und an<br />

die Machtübernahme kann ich mich sehr gut besinnen. Da marschierten die Nazis<br />

mit ihren Fahnen und Fackeln und sangen. Paar Tage später war bei uns Hausdurchsuchung.<br />

SA und Polizei.<br />

Ja, es gab Arbeit. Mein Vater bekam Arbeit dann bei der Bahn. Es muss<br />

schon ..., ja vermutlich 34, ja 34 wurde schon der erste Mai da doll gefeiert, da war<br />

der Vater schon beschäftigt bei der Bahn. Also auch bei uns auf dem Dorf machte<br />

sich das bemerkbar. Ich weiß, bei uns, da mit den arbeitslosen Arbeitern wurden<br />

die beiden Dorfteiche entschlammt. 34 da waren bei uns Feste, die hat`s im Dorf<br />

gar nicht gegeben. Und ich weiß, dat war `n Fest, da marschierte die SA auf, aber<br />

auch der Pfarrer hat ne Predigt gehalten. Also, es passierte was Neues. Bei den<br />

Bauern kam auch Schwung, Reichsnährstand hieß das da und so was alles. Also,<br />

das war toll. Breites, breites Plus. Bei uns im Dorf war ja die Bauernseite sehr stark.<br />

Da wurde eingeführt: Bauernführer, Ortsbauernführer, Bezirksbauernführer, Reichsnährstand.<br />

Also da war positive Entwicklung. Dann gab`s für die jungen Leute<br />

Ehestandsdarlehen, dass se heiraten, und es wurde Kindergeld eingeführt. Ja, und<br />

dass Arbeiterkinder zur höheren Schule gingen, das hat es bei uns nicht gegeben.<br />

Und ich kam dann 39, ging ich dann auch zur höheren Schule. Mit 14 erst, aber da<br />

hatten die eine Lösung. Aufbauschule, dass die Kinder vom Land mit 14 erst in die<br />

Schule kamen. Weil sie ja zum Teil von Zuhause wegmussten, nich? Ich konnte, nach<br />

Friedland konnte ich fahre. Mit dem Zug und auch mit´m Fahrrad. Also ich glaub<br />

schon, dass ne positive Grundstimmung da war.<br />

In der Schule habe ich in Erinnerung, dass in der Pause auf``m Schulhof,<br />

die großen Jungs, so zwölf bis 14 getrennt saßen, die Arbeiter und die Nazis sozusagen.<br />

Die Nazis waren die Bauern und die Arbeiter waren die Arbeiter. Nur mein<br />

Onkel, der war Schuhmacher, und der wusste immer nicht, wo er hingehörte. Nach<br />

33 waren die auf einmal alle nette Jungs. Da hat´s diese Gruppierungen nicht mehr<br />

gegeben. Mein Onkel hatte im selben Haus, in dem wir wohnten, ne Schuhmacherei.<br />

Und ich bin da als Junge, wenn ´n Kunde zu ihm kam immer reingegangen,<br />

zu der <strong>Werk</strong>statt, und habe zugehört, was die sprachen. Und das war alles positiv.<br />

Aber! Bei der Oma kamen da so Gedanken: Wenn das so weitergeht, gibt es Krieg.<br />

Weißt du, dieser Weg zu Österreich, Sudetenland, das wurde so alles aufgenommen,<br />

aber wenn es so weitergeht, dann gibt es Krieg, und vor Krieg hatten<br />

unsere Leute ja Angst. So ganz trauten sie den Nazis nicht. Aber bei uns wurden<br />

die Jungs Soldat. Militär war ja für die Jungs vom Land die einzige Karrierechance.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

211<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

Vom Nazibeginn und 35, die durften ja nur diese 100 000<br />

Leute haben, aber das nannten sie schwarze Reichswehr. Ich<br />

weiß nicht genau, was das war. Also, jedenfalls spielten die<br />

Soldaten, und ich weiß, das ich in dieser Zeit, da war ich also<br />

noch keine zehn, auch bei uns am Dorf zu ner Veranstaltung<br />

gewesen bin, ob da richtige Soldaten, also ob die Uniformen<br />

haben, da bin ich unsicher. Aber wir haben da, also ich glaub,<br />

wir haben sogar an Maschinengewehren irgendwas da gezeigt<br />

bekommen.<br />

Ja, mein Vater. Der hat ja viel mit uns gesprochen.<br />

Mein Vater hat mit sozialdemokratischen Funktionären gesprochen,<br />

die abgesetzt wurden. Vermutlich waren die Beamte<br />

irgendwo und sind rausgeschmissen worden. Die Nazis<br />

haben ja dann das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums<br />

nach vorne gebracht, dass sie die entlassen<br />

konnten. Aber da hat´s Prozesse gegeben, und da kriegten<br />

die Pension. Und da weiß ich, dass mein Vater mal nach Hause<br />

kam und gesagt hat, er hätte den Sowieso getroffen und<br />

der hat gesagt, das muss vor Kriegsbeginn gewesen sein: Die<br />

würden ihn wieder einstellen, die hätten sich ja alle geläutert.<br />

Und da hat er gesagt: <strong>Das</strong> Schlimmste, was mir passieren<br />

kann, wenn ich wieder arbeiten muss.<br />

Ich glaube 39, da breitete sich das Gefühl aus, das<br />

gibt Krieg. Da gab´s dann schon die Einberufungsbefehle und<br />

so was alles und ich wurde mit 14 Jahren verpflichtet für die<br />

Feuerwehr, das waren ja alles so Vorbereitungen. Die Pferde<br />

wurden gemustert, mit Autos weiß ich nicht, da gab`s zu wenig<br />

bei uns.<br />

Kriegsbeginn<br />

Der erste September war ein Freitag, und der dritte<br />

September war, wo die Engländer uns den Krieg erklärt hatten.<br />

Ich kann mich besinnen, ich war mit meinen kleinen Geschwistern<br />

im Wald und hab Blumen gesucht und wir kamen<br />

nach Hause und da hat die Mutter gehört, dass die Engländer<br />

uns den Krieg erklärt haben und da hat sie geweint und hat<br />

gesagt und den Krieg verlieren wir und dann müssen wir hier<br />

weg, so ungefähr. Aber dieser Marsch nach Polen, den haben<br />

die alle sehr tief begeistert aufgenommen. Weil wir immer<br />

skeptisch den Polen gegenüber waren. Wir kannten ja ganz<br />

wenig Polen.<br />

Euphorie würde ich nicht sagen. Die ist mal bei meinem<br />

Vater ausgebrochen. Der erinnerte sich an die Kämpfe<br />

im Westen im ersten Weltkrieg und der wollte wieder dabei<br />

sein. „Ja, Papa, sei froh, dass du bei der Bahn bist.“ Er ist<br />

später auch in russische Gefangenschaft gekommen. Nein,<br />

Euphorie würde ich nicht sagen. Ja, Polen. Ja, das gönnten<br />

wir denen ungefähr so als Ostpreußen. Und waren vielleicht<br />

auch ein bisschen stolz, dass das alles so schnell gegangen<br />

ist. Aber wir hatten dann auch schon die ersten Toten aus`m<br />

Dorf als Soldaten. Also, da war keine Feindstimmung gegenüber<br />

der Regierung. Ich meine, bei den Frauen, ich weiß von<br />

meiner Großmutter, bei meiner Mutter, die waren im Ersten<br />

Weltkrieg geflüchtet und waren dann wieder zurückgekommen.<br />

Also die Frauen, die waren überzeugt, es gibt den<br />

großen Krieg und den verlieren wir.<br />

Ich war ein guter Soldat. Ich bin ja dann mit 14 zur<br />

Schule gekommen, zur höheren Schule, auf Schule gegangen.<br />

Ich hätte ja bis 20 gebraucht, um Abitur zu machen. Und da<br />

hat ja der Russlandfeldzug begonnen, und da hatte man das<br />

Gefühl, der Krieg dauert noch seine Zeit. Also für mich war<br />

klar, also Abitur kannst du hier nie machen. Die ziehen dich<br />

ein. Und ich bin ja dann mit mittlerer Reife abgegangen. Und<br />

hab ja den Beruf noch angefangen, Baupraktikant. Aber dann<br />

wollt ich ja dann. Jetzt weiß ich nicht. Ja, ich werde am ersten<br />

April den Beruf angefangen haben und im Januar wurde ich<br />

eingezogen. 43.<br />

Verwundung und Lazarett<br />

<strong>Das</strong> mit dem Arm fand ich ja sehr schick. Aber ich<br />

wurde sofort wieder Kriegsverwendungsfähig. Da war ich ja<br />

dann im Lazarett. Da musste ich, weil ich sonst in Ordnung<br />

war, abends das Lazarett bewachen. Bin ich abends mit<br />

diesem kaputten Arm und Gewehr auf Wache gezogen. Sonst<br />

hätten die Sanitäter das machen müssen.<br />

Jetzt nach dieser Verwundung. Vom Lazarett zum<br />

Ersatzgruppental nach Holzminden verschickt. Und ich kam<br />

dort an: Ostersamstag. Da passierte nischt. Ostersamstag,<br />

erster, zweiter Feiertag. Also mussten wir nach Ostern zur Genesungskompanie.<br />

Und da hatten sich so 30 Leute angemeldet,<br />

die alle aus den Lazaretten gekommen waren. Mussten<br />

wir schön antreten, alle nach Dienstgrad: Oberfeldwebel<br />

links, der Letzte und auch Kleinste: der Panzerpionier, A. H.<br />

Jetzt mussten wir zu dem Hauptmann, und dem Hauptmann


mussten wir uns dann melden. Noja, es dauerte, bis ich da rankam. Aber dann hat<br />

mancher den Spruch, den er sagen sollte, auch quer durcheinandergebracht. „Ich,<br />

Grad Panzerpionier Hellmich, erster Panzer P4 von Reservelazarett Tarnung, Kaltlazarett<br />

Schatzkeschule zur Genesungskompanie, erstes Panzerpionierersatzbataillon<br />

19 kommandiert.“<br />

Und ich hatt den Eindruck, so `n Spruch hat er noch nicht gehabt.<br />

„So, Sie waren bei der ersten Kompanie, Panzer P4?“<br />

„Ja.“<br />

„Was waren Sie dort?“<br />

„Ich war Chefmelder, Herr Hauptmann.“<br />

„Bei?“<br />

„Bei Herrn Oberleutnant Tante, Herr Hauptmann.“<br />

„Sie sind Ostpreuße?“<br />

„Ja.“<br />

„Dann haben sie ja weit zu fahren. Dann sagen wir mal 14 Tage Genesungsurlaub.“<br />

Da muss ich ein derartig böses Gesicht gemacht haben, denn da stand drin in<br />

meinem Brief, den ich abgegeben hab, den hatte ich natürlich gelesen, dass ich<br />

14 Tage Genesungsurlaub krieg. Aber ich war ja jetzt schon über ein Jahr nicht zu<br />

Hause gewesen. Also ich hab ein derartig blödes Gesicht gemacht, dass der Herr<br />

Hauptmann den Pionier, der vor ihm steht, fragt:<br />

„Sind Sie zufrieden?“<br />

„Nein, Herr Hauptmann.“<br />

„Dann sagen wir 14 + 14 + 2. Sind Sie zufrieden?“<br />

„Jawoll, Herr Hauptmann.“<br />

„Sind sie vorbestraft?“<br />

„Nein, Herr Hauptmann.“<br />

„Stehen Sie still. Ich befördere Sie zum Gefreiten“<br />

Raus. Vier Wochen nach Hause. Also, war wunderschön.<br />

Und da waren zu Hause noch Friedenszustände (Mitte 44). Da dachte noch keiner,<br />

dass die Russen kamen oder so. Und ich bin ja dann kurz vor Weihnachten wieder<br />

da lang, da waren alles schon Panzergräben ausgehoben und so was alles. Da war<br />

schon Krieg, ja. Die rüsteten. Dachten auch alle schon an fliehen und so. Grausam.<br />

Heimaturlaub<br />

Ich hatte ja den steifen Arm. Und ich dachte, so, ich fahre nach Königsberg.<br />

Da war ja die <strong>Stadt</strong>. Und was machst du? Du gehst ins Kino! Ich meine, ich<br />

muss aber in Zivil gewesen sein. Denn ich war empört, die prüften im Kino, ob ich<br />

18 Jahre alt war. Und ich hab dann immer wieder erzählt, also: „Ich war zweimal<br />

verwundet. <strong>Das</strong> heißt zweimal nicht gestorben." Aber ins Kino, wo se da vielleicht<br />

ma `n Kuss gewechselt haben, da durfte ich nicht. <strong>Das</strong> hab ich immer wieder erzählt<br />

und empörend gefunden. Ja, ich glaub ich hab den Ausweis zeigen müssen oder so<br />

was. Als Soldat konnten sie mich ja nicht kontrollieren. Ich muss ja in Zivil gewesen<br />

sein.


Ich bin abends angekommen. War alles dunkel<br />

schon. Ich bin durch das Dorf gegangen, ohne jemanden zu<br />

treffen. Es muss aber so spät gewesen sein, dass ich nicht zu<br />

meinen Großeltern gegangen bin. Und bin dann nach Hause<br />

gegangen, auf unser Häuschen, hinterm Dorf. Und die hatten,<br />

da war ja alles verdunkelt, nich, war alles dunkel. Und die<br />

hatten Nachrichten gehört. Und da waren Angriffe, Luftangriffe<br />

auf Berlin. Und meine Mutter wusste, dass ich ja auf Urlaub<br />

kommen will. Und dass ich dann über Berlin fahren müsste.<br />

Und hat gesagt: „Wenn man über Berlin kommt, wird denn<br />

dort nichts passiert sein.“ Und dat erzählt se, und in dem Moment<br />

kloppt es gegen das Fenster. Und hat jesacht: „Dat is<br />

da Adolf.“ Und dann kamen die raus. Naja, der Vater sagt so<br />

klein und roh, wie hat er gesagt? ... „Du kleines Krüppelchen.<br />

So`n kleines Krüppelchen, das werden wir schon ernähren.“<br />

Nein, also. Ja wir haben auch nicht in den vier Wochen da<br />

diskutiert, was wirst du machen oder so was. Ich kriegte auch<br />

keine Massage oder so was da. Nich. Ich trug den Arm, bisschen<br />

stolz, so`n bisschen stolz auch hier. Der Adolf Hellmich,<br />

der Adolf, hat auch was mitgekriegt, nich, sagten die im Dorf.<br />

Und die Hand, die hat geschmerzt. Da kamen die Leute und<br />

die gaben mir die Hand. Und ich steckte die Hand in die<br />

Tasche.<br />

213


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2013 März | UA Alice Dinnerarty<br />

2013 Oktober | UA Jung! Na und!<br />

zerbombt


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215<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2013 März | UA Alice Dinnerarty<br />

2013 Oktober | UA Jung! Na und!<br />

Europa


2014 Juni | UA Romitelli Extended | Jung! Na und!<br />

JUNG? NA UND!


217<br />

2014 Juni | UA Romitelli Extended |<br />

Jung! Na und!<br />

2014 Juni | UA Romitelli


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Schönheit der Vergänglichkeit #1<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

2014/15<br />

In 80 Tagen um die Welt ist eine spartenübergreifende Theaterinstallation,<br />

die die Anfänge der Industrialisierung, der Mobilität und der Weltmotorisierung<br />

im 19. Jahrhundert in den Blick nimmt und nach den Ursprüngen unserer<br />

heutigen mobilen und international vernetzten Gesellschaft fragt. Neben der<br />

literarischen Vorlage von Jules Vernes „Reise um die Erde in 80 Tagen“ von 1873<br />

bildet insbesondere die außergewöhnliche Spielstätte mit den heute leer stehenden<br />

Industriehallen des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz, in denen vor<br />

gut 150 Jahren die Weltmotorisierung begann, den Ausgangspunkt unserer künstlerischen<br />

Arbeit.<br />

In 80 Tagen um die Welt verfolgt daher keine textgetreue Inszenierung der<br />

Abenteuergeschichten rund um Vernes Protagonisten Phileas Fogg, sondern orientiert<br />

sich vielmehr an dem im Roman beschriebenen Zeitgeist und dem Streben<br />

nach Mobilität, Beschleunigung und Fortschritt. In diesem Kontext ist insbesondere<br />

auch der Autor Jules Verne selbst interessant, der, obzwar vom literaturwissenschaftlichen<br />

Kanon lange vernachlässigt, als einer der Begründer der Science-<br />

Fiction-Literatur gilt. Mit seinen zukunftsweisenden Texten wie „Zwanzigtausend<br />

Meilen unter dem Meer“ (1869/70), „Reise um den Mond“ (1870) und „Paris im<br />

20. Jahrhundert“ (1863) hat er die technologischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts<br />

literarisch vorweggenommen und bewegt sich mit seinen Konstellationen<br />

des Möglichen gleichsam in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und<br />

Gegenwart.<br />

Die in Vernes Romanen beschriebene rasante Entwicklung der Verkehrsund<br />

Kommunikationstechnologien findet ihren materialen Ausdruck in unserer<br />

Spielstätte mit ihren industriell-technologischen Wurzeln. Auch der in den literarischen<br />

Vorlagen geschilderte Entdecker- und Erfindergeist lässt sich in personifizierter<br />

Weise auf Nikolaus August Otto, den Erfinder des Otto-Motors, Gründer der<br />

Deutz-<strong>Werk</strong>e und damit Begründer der Weltmotorisierung, übertragen. Die im<br />

19. Jahrhundert einsetzende und immer weiter fortschreitende Entwicklung der<br />

Mobilität, Motorisierung und technischen Produktivität ist jedoch heute keineswegs<br />

abgeschlossen. „Höher, schneller, weiter“ steht als Slogan nicht nur prototypisch für<br />

das technikbegeisterte 19. Jahrhundert, sondern kennzeichnet auch unsere digitalisierte<br />

und auf permanente Leistungs- und Produktivitätssteigerung setzende Gesellschaft.<br />

Sogar das Reisen, bei Verne einst noch neugieriges Entdecken und Erfahren<br />

von fremden Ländern und Kulturen oder aber Möglichkeit des Innehaltens und<br />

Ausruhens, wird heute durch eine regelrechte Freizeitindustrie mit ihren pauschalisierten<br />

Urlaubsangeboten und optimierten Kosten-Nutzen-Rechnungen genormt<br />

und konsumierbar.<br />

In 80 Tagen um die Welt greift diese die damalige und heutige Gesellschaft<br />

kennzeichnenden Momente von Mobilität, Beschleunigung und Fortschrittsglauben<br />

auf und verbindet sie zu einer audiovisuellen Theaterinstallation. Angelehnt<br />

an Vernes Beschreibung seiner Bühnenbearbeitung von „Reise um die Erde in 80<br />

Tagen“ als „Spektakelstück“, setzen auch wir – ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts<br />

– auf ein traditionelle und futuristische Mittel gleichermaßen einbeziehendes Tech-


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219<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

nikspektakel: Video-, Musik- und Soundeinspielungen werden<br />

aufwendig produziert, indem etwa Geräusche eines Heißluftballons,<br />

des Schienen- und Flugzeugverkehrs aufgenommen<br />

und teils im Vorfeld, teils live mit passendem Bildmaterial zu<br />

einer audiovisuellen Installation gebündelt werden.<br />

Alte Motoren und Maschinen, Projektionen, Videound<br />

Sound-Einspielungen werden an performativen Zwischenstationen<br />

in der ehemaligen <strong>Werk</strong>shalle sowie großflächig im<br />

riesigen, zur Open-Air-Bühne umfunktionierten Innenhof der<br />

Industriebrache präsentiert. So wie die Kunst früher zu den<br />

techne (lat.) zählte, wird hier die Technik als gleichwertiger<br />

künstlerischer Partner der Schauspieler*innen begriffen, die<br />

mal im Einklang mit der Technik, mal in Opposition zu ihr<br />

agieren. <strong>Das</strong> Publikum befindet sich mitten im Geschehen<br />

und kann so ganz eigene Antworten auf die Frage nach der<br />

Bedeutung des Einzelnen in einer gleichermaßen spannend<br />

wie beängstigend durchtechnologisierten Welt finden.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle


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221<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2015 Fotoreihe Schönheit der Vergänglichkeit #1<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

Küchen & Arbeit


223


225


2015 Fotoreihe<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Spieler


227


229


2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Angestellten


231<br />

2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Arbeiter<br />

2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Vorstände


233


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235<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


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237<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


239


2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


241<br />

JUNG? NA UND!<br />

FOYER


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

243<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


245<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–3<br />

2015–2019<br />

Nach der inhaltlich-theatralen Bestandsaufnahme<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #3–1 und der daraus folgenden<br />

künstlerischen Setzung oder vielmehr Produktion des<br />

Raumes in Deutz-Mülheim ist raum13 jetzt an dem Punkt, aus<br />

den immer wieder aufgeworfenen Fragen und den bisherigen<br />

Antworten Visionen zu formulieren, deren Inhalte sich sowohl<br />

an den heute gegebenen als auch weiterhin zu generierenden<br />

gesellschaftlichen Fragen/Aufgaben orientieren, aber sich<br />

auch historisch-politisch reflexiv den zukünftigen Anforderungen<br />

zuwenden.<br />

Kein Raum bleibt leer, entweder er zerfällt oder<br />

er wird neu gestaltet #1 Großstadt<br />

Man könnte auch sagen: raum13, ist ein Raum zwischen<br />

links- und rechtsrheinisch, aus dem heraus Colonia im<br />

mentalitätshistorischen Kampf Kölns, auf der richtigen Seite<br />

stehen zu lernen, neu definiert werden kann. Wir residieren<br />

in einem der fantastischsten Entwicklungsgebiete Kölns,<br />

nirgendwo gibt es in dieser <strong>Stadt</strong> so viel Gestaltungsfreiraum<br />

wie zwischen Deutz und Mülheim. Wie kostbar dieses<br />

Kleinod – der zu gestaltende Raum – ist, wird noch deutlicher,<br />

wenn wir die aktuellen Zeitungsberichte und Studien lesen,<br />

in denen von immer höheren Mietpreisen, der Raumnot in<br />

den Großstädten und dem Kampf um bezahlbaren Wohn-Arbeits-Kreativraum<br />

berichtet wird.<br />

Jetzt wird ausgemacht, wie der soziale Raum von<br />

morgen aussehen kann. Wer gestaltet? Wer entscheidet?<br />

Wie möchten wir leben, arbeiten, alt werden und unsere<br />

Kinder aufwachsen sehen? Sind die gängigen Verfahren<br />

der Bürger*innenbeteiligungen an <strong>Stadt</strong>entwicklungsfragen<br />

adäquat? Wem gehört die <strong>Stadt</strong>? Muss die Kunst, müssen die<br />

Künstler*innen sich einmischen oder sind sie nur immer einer<br />

der ersten Schritte zur Gentrifizierung unseres <strong>Stadt</strong>raums?<br />

Welche Rolle spielt raum13? Gestalten wir nicht schon mit,<br />

indem wir in den entstehenden Raum in Deutz-Mülheim durch<br />

künstlerische Aktionen interaktiv eingreifen? Können wir sichtbar<br />

machen, was im Verborgenen liegt? Was bewirken unsere<br />

reflexiven Impulse? Und was passiert, wenn wir aus diesem<br />

Raum herausgehen? Welche Rolle spielt Theater in unserer<br />

Gesellschaft, und was für ein(en) Ort kann Theater sein und<br />

gestalten? Real-utopisch könnte das Theater doch ein Ort<br />

sein, der alle Freiheit besitzt, die Gesellschaft widerzuspiegeln<br />

und in Frage zu stellen, sofern es sich frei von ökonomischem<br />

Legitimationsdruck artikulieren kann. Es könnte ein Ort sein,<br />

der durchaus eine „reinigende Kraft“ besitzt.<br />

Anforderungen an die (post-)modernen und<br />

(post-)strukturalistischen Communitys im urbanen Raum der<br />

zweiten Moderne: In immer enger werdenden Räumen haben<br />

immer mehr (un-)politisch agierende Subjekte ihre Interessen<br />

zu vereinbaren, ihr freies soziales Atmen auszuhandeln, sich<br />

gegenüber einem explodierenden Verkehr kognitiv antizipierend<br />

verhalten zu lernen und die Vereinbarkeit von Kindern<br />

und Beruf zu erkämpfen. Und das alles, ohne ihre jeweilige<br />

Individualität im (un-)politischen Kollektiv zu verlieren.<br />

<strong>Stadt</strong>, Land, (im) Fluss: Kein Raum bleibt leer, entweder<br />

er zerfällt oder er wird neu gestaltet #2 Europa<br />

„In den Straßen Berlins überfällt einen nicht selten<br />

für Augenblicke die Erkenntnis, das alles platze unversehens<br />

eines Tages entzwei.“ (Siegfried Kracauer Anfang des<br />

20. Jahrunderts)<br />

Der <strong>Stadt</strong>raum hat zugleich aber auch die Chance,<br />

aufgrund seiner sozial-dynamischen Elemente alteritäre Formen<br />

des Zusammenlebens zu entwickeln, um dadurch unsere<br />

freiheitlich-demokratische Grundordnung und den Wert der<br />

Solidarität in unserem Umfeld weiterzuentwickeln: <strong>Stadt</strong>luft<br />

macht frei. Nur, für wen gilt das? Diese Gedanken sind<br />

natürlich auch in einem größerem Kontext sichtbar. Die innere<br />

Struktur Europas, nach innen friedlich, nach außen Festung<br />

(Frontex), ist ein exklusives Moment innerhalb einer Longue<br />

durée der kosmopolitischen Lebensanforderungen an die<br />

Globalgesellschaft.<br />

Wie gehen wir mit den Flüchtlingsströmen heute<br />

und in Zukunft (un-)bewusst nicht um? Dies ist auch in der<br />

Reflexion im Hinblick auf die europäische Kolonialisierung,<br />

der Versklavung ganzer Kontinente zu leisten. Arm und Reich<br />

ist ein Diskurs der im „Kleinen“, in unserer <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />

(un-)sichtbar vorkommt, aber der uns ebenso international zur<br />

Verantwortung zwingt, weil die Krisen unserer und der zukünftigen<br />

Generationen sich aus diesem Gefälle ergeben.<br />

<strong>Stadt</strong>, Land, (im) Fluss: Kein Raum bleibt leer, entweder<br />

er zerfällt oder er wird neu gestaltet #3 Utopia<br />

„Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist,<br />

verdient keinen Blick, denn sie lässt die eine Küste aus, wo


die Menschheit ewig landen wird. Und wenn die Menschheit dort angelangt ist, hält<br />

sie Umschau nach einem besseren Land und richtet ihre Segel dahin. Der Fortschritt<br />

ist die Verwirklichung von Utopien.“ (Oscar Wilde, Ende des 19. Jahrhunderts)<br />

Utopien sind Gedankenexperimente und kritische Spiegelbilder der historischen<br />

Wirklichkeit. Neben der kritischen, manchmal sogar fundamentalkritischen<br />

Analyse ihrer Gegenwart liefern Utopien aber stets auch konstruktive Gegenbilder<br />

und Modelle einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die noch keinen Raum hat.<br />

Wie können wir wieder lernen, dass wir Räume produzieren? Und können uns die<br />

Utopien von Thomas Morus, Karl Marx oder George Orwell ein Schlüssel oder eher<br />

Hilfskonstrukte für die brennenden gesellschaftspolitischen Fragen und Anforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts sein? Wie wäre es, wenn die Großstadt als „<strong>Das</strong> Land<br />

Utopia" diskutiert werden würde? Wie wäre es, wenn im rechtsrheinischen Colonia<br />

eine postkoloniale Umkehr von Zentrum und Peripherie sozialen Miteinanders in<br />

Form einer Sozialen Plastik produziert werden würde? Wie wäre es, wenn es dafür<br />

bereits einen Ausgangspunkt geben würde?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

2015<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Roadmovie | seit dem Frühjahr 2015 im öffentlichen Raum<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Auftakt | Theatrale Installation seit Dezember 2015 im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste (DZK)<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Forum Intolleranza | seit Dezember 2015 an wechselnden Orten<br />

2016<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia trifft das Forum Intolleranza | seit Juni 2016 an wechselnden Orten<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Jubiläumsausgabe | seit September 2016 im DZK<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia 16 | seit Dezember 2016 im DZK<br />

2017<br />

Ich bin Ihr in Uganda und Köln | seit April 2017<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Die Bilder hinter den Bildern | Theatrale Installation seit Juni 2017 im DZK<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Timetravellers | Theatrale Installation seit Dezember 2017 im DZK<br />

2018<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Ich bin Ihr in Südostasien und Köln | seit April 2018<br />

Zeitspiralfedern #1 | seit September 2018 im öffentlichen Raum und im DZK<br />

2019<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Ich bin Ihr in Frankreich, Dänemark und Köln<br />

Zeitspiralfedern #2<br />

Darüber hinaus öffnen raum13 Kolacek&Leßle das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste für nationale und internationale<br />

Theater- und Kunstproduktionen, die sich mit dem Thema und dem Wandel von gesellschaftlichen Strukturen<br />

beschäftigen. raum13 erstellt so ein künstlerisches Kaleidoskop gesellschaftlicher Momentaufnahmen: gestern, heute und<br />

morgen.<br />

Thematische Kooperationsprojekte:<br />

2015<br />

Jung! Na und!_Metropolis, Junge Szene Plattform<br />

2016<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Zwischenräume, im Dialog mit Suleika Ulmen und Sabine Bürk<br />

Jung! Na und!_Im Puls der Zeit, Junge Szene Plattform<br />

2017<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Querköpfe öffnen Zwischenräume, im Dialog mit The Nightingales<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Zwischenräume, im Dialog mit african peace murel und der kassangula talent school uganda<br />

2018<br />

Formencolonia, im Dialog mit Hans Joachim Irmler, Carl Friedrich Österheld, Ulrike Bleier, Mia Frimmer, Martin Mandler


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen<br />

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2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1- 2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


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PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE I<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza<br />

Gründung<br />

2015<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-Themenschwerpunktes<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–3 treffen Vertreter*innen aus Kunst und Politik, Wirtschaft und<br />

Wissenschaft aufeinander, um – visionär und querdenkend – durch den gemeinsamen<br />

Diskurs neue Impulse für künstlerisches Arbeiten und gesellschaftliches Engagement<br />

zu initiieren. <strong>Das</strong> Forum Intolleranza ist prozessorientiert angelegt und wird<br />

sich durch die Akteure immer wieder neu generieren und entwickeln.<br />

Wer bist Du?<br />

Woher kommst Du?<br />

Und warum tust Du das, was Du tust?<br />

Inwiefern hinterfragen wir Normen und deren Auswirkungen innerhalb von<br />

Interaktionen sozialen Zusammenlebens auf als auch durch den gesellschaftlichen<br />

Diskurs? Inwieweit berührt dieses Hinterfragen uns und unser tägliches soziales<br />

Denken und Handeln? Inwiefern re-produzieren wir Normen der Luhmann’schen<br />

2. Beobachtung, wenn wir die/dessen Normen der 1. Beobachtung de-konstruieren?<br />

Wie kann, muss, soll ein Ausbrechen aus diesem Raster der Normen aussehen?<br />

Und warum eigentlich „ausbrechen“? Welche inneren Haltungen treiben uns an,<br />

wenn wir etwas (hinter-)fragen und (um-)gestalten wollen?<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza kann für mich ein Ort werden, an dem ich mein(e)<br />

Verhältnis(se) zu meiner Arbeit/meinem sozialen Denken und Handeln darstellen,<br />

hinterfragen, diskutieren und letztlich reflektieren kann. Ich trete mit einem und<br />

durch einen Gedanken ein und trete mit als auch in einem Gedankengeflecht<br />

wieder heraus. Dieses Gedankengeflecht wird durch das Interagieren rezipierender,<br />

politischer Subjekte generiert worden sein. In ihrem Interagieren konstituiert(e) sich<br />

die Hybridität ihrer Wünsche, Sorgen und Nöte im Diskurs zu meinen und mit meinen<br />

Gedanken. Es entsteht ein „Wir denken“. Ein „Wir denken“, welches uns über<br />

uns selbst hinausführen kann. Hin zu einem Du und Ich. Einem Wir.<br />

Inwiefern erleiden(?) politische Subjekte nicht überwindbare Widerstände,<br />

wenn sie innerhalb und über ihr Tal hinaus aus Grenzen Räume generieren wollen?<br />

Räume für den politischen Diskurs, Räume für die politische Partizipation und dadurch<br />

für die soziale Transformation könnten entstehen. Welche Rolle spielen dabei<br />

die Künste und in welchen soziokulturellen Räumen spielen sie diese? Entstehen sie<br />

in uns? Mit uns? Durch uns?<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza entführt uns an einen Ort Utopia. Ein sich aus<br />

politischen, interagierend diskutierenden Subjekten generierender Ort, dessen<br />

Bürger*innen eine Gesellschaft anstreben, die von Gleichheitsgrundsätzen, Arbeitsamkeit<br />

und dem Streben nach Bildung geprägt ist. Ein Ort, der jedoch im Prozess<br />

seines Werdens nie seine ihm zu Grunde liegenden demokratischen Grundzüge verliert;<br />

vielmehr diese Grundzüge durch den Prozess und seine Prozessmomente erfährt.<br />

An diesem republikanischen Ort ist aller Besitz sozialer Beziehungen und ihrer<br />

Ver-Ortungen gemeinschaftlich. Ein Ort, an dem nicht mehr gerechnet, sondern sich<br />

dem Besseren hingewendet wird. Utopisch?


NNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Es gilt Menschen zu finden oder von eben diesen<br />

gefunden zu werden, in deren Tun eine dem geschilderten<br />

Gedankengang sich annähernde Philosophie sichtbar wurde,<br />

wird, werden wird und geworden sein wird. Wer sind solche<br />

Menschen? Inwiefern sehen oder werden wir sie sehen? Inwieweit<br />

können sie aufgrund ihres Feldes und ihrer Feldpositionen<br />

von uns gesehen werden?<br />

Inwiefern migrieren wir zwischen unseren Welten und<br />

den, in ihren Räumen sich produzierenden Gesellschaften. Inwieweit<br />

hat jede*r von uns einen Migrationshintergrund? Was<br />

sind das für Migrationshintergründe? Politische, kulturelle,<br />

religiöse ...?<br />

Inwieweit wäre es eine Utopie, wenn wir in unserem<br />

sozialen Tun unseren Moment der Migration(en) reflektieren<br />

und diskutieren würden? Inwiefern bewegen (lat. migrare) wir<br />

uns durch und mit diesen Migrationshintergründen zwischen<br />

den Polen Peripherie und Zentrum von sozialer Teilhabe? Inwiefern<br />

ließe sich ein Bewusstmachen von Migrationsprozessen<br />

in all unserem Tun als diskursanalytische Fragestellung(en)<br />

künstlerisch umsetzen? Inwieweit wird uns dies nur(?) bewusst<br />

durch die Spiegelung im und durch das Andere(n) (Edward<br />

Said: Orientalism)? Liegt der Schlüssel einer solch utopischen<br />

Vorstellung in der Interaktion mit und Integration von Flüchtlingen?<br />

Erfordert ein derartiges künstlerisches Vorgehen die<br />

Schaffung eines künstlerischen Raums für Flüchtlinge mit<br />

Flüchtlingen? Wer flüchtet sich eigentlich vor wem, zu wem im<br />

Diskurs über die Auswirkungen von Flüchtlingsbewegungen?<br />

raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste<br />

ist keine reine Ortsbezeichnung für die Räumlichkeiten im<br />

rechtsrheinischen Köln, sondern vor allen Dingen ein Ort,<br />

an dem neue Räume erst geschaffen werden. Inwiefern ist<br />

es also möglich, im Diskurs von Vor-Moderne, Moderne und<br />

Post-Moderne, aus Nichtorten der Sehnsüchte einen gewordenen,<br />

utopischen Raum der Hoffnung zu produzieren, ohne<br />

dabei das eigene historisch-politische Denken dem konventionellem<br />

Diktat der historia magistra vitae (est) monoperspektivisch<br />

zu unterwerfen?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle in Zusammenarbeit<br />

mit Jan Breitenstein<br />

Künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Jetzt ist Zeit! Zeit für ein Wir anstelle eines Die und<br />

Wir. Für ein Sich-Bewegen von einem Raum des Die und<br />

Wir durch einen Pfad in den Räumen der Utopien in eine<br />

gewordene Zukunft des kollektiven Du und Ich. Die Utopie<br />

wird Realität geworden sein, um Freiheit, Brüderlichkeit und<br />

Gleichheit zu globalisieren.<br />

Die öffentliche Gründungsveranstaltung war der<br />

Auftakt zu einem Reigen, der die gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

zum Tanzen bringen wird. Aus diesem Auftakt und den<br />

folgenden Aktivitäten werden weitere Fragen und Themen<br />

generiert. Entstehen können Formate unterschiedlichster Art<br />

wie ein Symposium mit Ausstellung, ein Workshop, ein Chor –<br />

oder gar eine Oper.


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


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PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2015/16 <strong>Das</strong> Land Utopia #1_Roadmovie<br />

Stets auf der Suche nach Glück, sind wir auf den Kölner Brücken unterwegs um mit Kölner*innen<br />

und Nicht-Kölner*innen einen Blick auf die jeweils andere Seite des Rheins zu<br />

werfen. Wie wäre es, wenn im rechtsrheinischen Colonia, eine post-Colonia(le) Umkehr<br />

von Zentrum und Peripherie sozialen Miteinanders in Form einer sozialen Plastik produziert<br />

werden würde?


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1<br />

Die Bilder hinter den Bildern<br />

2017<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-<br />

Themenschwerpunktes <strong>Das</strong> Land Utopia #1 dekonstruiert<br />

sich das urbane Kunstobjekt raum13 Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste, welches die Räume des einstigen Weltkonzerns<br />

Klöckner-Humboldt-Deutz neu nutzt, seine traditionsreiche<br />

Geschichte aufgreift und sie in Analogie zu modernen<br />

gesellschaftlichen Umbrüchen und Strukturen setzt.<br />

raum13 kehrt das Innerste nach außen und begibt<br />

sich auf die Spurensuche nach den Voraussetzungen und<br />

Entstehungsprozessen des Deutzer Zentralwerks der Schönen<br />

Künste. Der Wust an offiziellen Papieren, der dafür nötig<br />

war, das dokumentarisch entstandene und noch nicht veröffentlichte<br />

Foto- und Videomaterial der nicht zugänglichen<br />

Gebäude und Räume, die produzierten Sounds und Bilder<br />

der Kunstproduktionen, die vielen Geschichten der Mitarbeiter*innen<br />

die das raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen<br />

Künste produzieren, die Texte aus den Regiebüchern und die<br />

vielen entstandenen Konzepte, von denen einige realisiert<br />

und andere wiederum nicht realisiert wurden, und vieles mehr<br />

sind unsere Zeugen der Zeit und der Transformation. Künstlerisch<br />

aufbereitet, gewährt diese Produktion einen Blick hinter<br />

die Kulissen, in die Büros, <strong>Werk</strong>stätten und in die Archive.<br />

Die Grenzen zwischen Raum, Kunst, Alltäglichem,<br />

zwischen Künstler*innen und Besucher*innen werden aufgehoben.<br />

Zugleich wird das Geflecht von künstlerischem<br />

Schaffen, <strong>Stadt</strong>gesellschaft, Politik und Verwaltung erfahrbar<br />

gemacht. Die Arbeit thematisiert zentrale Fragestellungen der<br />

Kunstproduktion, das Verhältnis von Kunstwerk und Rezipient*innen<br />

ebenso wie Fragen nach der Autonomie des Kunstwerks<br />

und nach Wertschöpfungsprozessen. Was bedeutet es,<br />

wenn sich das Kunstwerk mit dem einstigen Weltkonzern KHD<br />

verwebt und zu einer neuen Substanz verschmilzt? Welchen<br />

Wert können die Künstler*innen für die Gesellschaft herstellen,<br />

und welche Chancen sind damit verbunden? Kann die<br />

Kunst als Motor für neue wegweisende Gesellschaftsmodelle<br />

verstanden werden und sichtbar machen, was im Verborgenen<br />

liegt? Was kann ein Kunst- und Kulturort heute für eine<br />

<strong>Stadt</strong> sein? Wie könnte so ein Ort aussehen für eine Gesellschaft<br />

des 21. Jahrhunderts und ihre veränderten sozialen<br />

Rituale?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2017 April | UA Die Bilder hinter den Bildern


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2017 April | UA Die Bilder hinter den Bildern


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

263<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #2<br />

ICH BIN IHR<br />

Internationale <strong>Werk</strong>statt und<br />

<strong>Werk</strong>schau der Schönen Künste<br />

2017–2019<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-<br />

Themenschwerpunktes <strong>Das</strong> Land Utopia #2 treffen bei ICH<br />

BIN IHR internationale und regionale Vertreter*innen aus<br />

Kunst, Politik und Wissenschaft in Köln für sechs Wochen<br />

aufeinander, um – visionar und querdenkend – durch den gemeinsamen<br />

Dialog neue Impulse für künstlerisches Arbeiten<br />

und gesellschaftliches Engagement zu initiieren.<br />

ICH BIN IHR bringt Menschen zusammen, die<br />

durch die Einflüsse von europäischer und außereuropäischer<br />

Kolonialisierung/Globalisierung geprägt sind. Zum einen von<br />

Europa, einem der Motoren der Kolonialisierung des<br />

19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, und<br />

der nachfolgenden Neuordnung im sogenannten Kalten Krieg<br />

bis hin zur Gegenwart, in der die Kräfteverhältnisse auf unserem<br />

Globus überall scheinbar neu ausgehandelt werden. Zum<br />

anderen durch die Mimikry der „Zweiten und Dritten Welt“,<br />

die über diese Zeiten ein ambivalentes Bild zur eigenen Identität<br />

entwickelt haben.<br />

Kolonialisierung/Globalisierung aus einer nicht ausschließlich<br />

eurozentrischen Sicht erlebbar wird.<br />

Die „<strong>Werk</strong>statt“ bietet für die Teilnehmer*nnen im<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste zahlreiche Räumlichkeiten<br />

für einen inspirierenden Dialog. Arbeitsräume, Ateliers<br />

und <strong>Werk</strong>stätten bieten die Möglichkeit, die aus diesem Austausch<br />

entstehenden Ideen in gemeinsamen Experimenten in<br />

die Realitat umzusetzen. Diskussionsrunden, Foren, Exkursionen,<br />

Workshops und Symposien geben weitere Impulse für<br />

einen Dialog des Voneinanderlernens und Verstehens.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Im Spannungsfeld der Diskussion über die aktuellen<br />

Wanderungsbewegungen der Menschen, dem Wirtschaftsund<br />

Bildungsgefälle auf unserer Welt und der Frage nach<br />

Nationalität und Weltbürgertum wollen wir insbesondere auch<br />

die sogenannten Soft Skills, die Werte, die unterschiedlichen<br />

Selbstverständnisse untersuchen im Hinblick von Peripherie<br />

und Zentrum unseres individuellen und sozialen Bewusstseins,<br />

um künstlerische Wege zur Gestaltung von demokratischen<br />

Räumen interkulturell generieren zu können.<br />

Explizit sollen die Entwicklungen der verschiedenen<br />

Kunst- und Wissenschaftsbereiche der letzten 200 Jahre, in<br />

der Wechselwirkung zwischen Industrialisierung, politischen<br />

Ereignissen und technischem Fortschritt, unter die Lupe<br />

genommen und immer wieder in Bezug zu heutigen und<br />

zukünftigen Entwicklungen gesetzt werden. Dabei steht im<br />

Mittelpunkt die Frage nach den Auslösern, die epochale und<br />

globale Umbrüche evoziert haben, und was wir aus heutiger<br />

Perspektive daraus lernen und entwickeln können. Retroaktivität<br />

zur Erhaltung der Zukunft!<br />

Aus dem gemeinsamen Arbeitsprozess ist ein dreidimensionales<br />

Raumobjekt entstanden, in der sich die bildende<br />

Kunst, das Sprechtheater, die Musik und der Bühnentanz<br />

nicht nur aus sich selbst heraus betrachten, sondern auch<br />

der gesellschaftliche Wandel durch die Industrialisierung/


2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #2 _Zu Hause im Otto-&-Langen-Quartier


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

2017 März | ICH BIN IHR<br />

Uganda Köln


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2017 Juli | ICH BIN IHR<br />

Köln Uganda


2017 ICH BIN IHR Köln Uganda Berlin


2017 August | ICH BIN IHR Köln Uganda<br />

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PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

2018/2019<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-Themenschwerpunktes<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3 treffen Vertreter*innen aus Kunst, Politik, Verwaltung, Wirtschaft,<br />

<strong>Stadt</strong>planung und Wissenschaft in Köln für vier Wochen aufeinander, um<br />

– visionar und querdenkend – durch den gemeinsamen Dialog neue Impulse für<br />

künstlerisches Arbeiten und gesellschaftliches Engagement zu initiieren.<br />

Basierend auf den seit 2011 umgesetzten Projekten und vor dem<br />

Hintergrund der geplanten europaweiten Ausschreibung des Geländes seitens<br />

der Eigentümerin NRW.Urban richtet raum13 mit den künstlerischen Projekten<br />

seit 2018 den Fokus auf einen kollaborativen Planungsprozess zur Entwicklung<br />

eines Quartiers mit menschlichem Maßstab, in dem Kunst und Kultur wie auch<br />

bürgerschaftliche Beteiligung nachhaltig, sprich: von Anfang an statt nachträglich<br />

oder nur symbolisch miteinbezogen werden.<br />

Die Frage „Wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen?“ führte im Rahmen<br />

des Projekts in den Jahren 2018 und 2019 unter Beteiligung von 67 Expert*innen<br />

und mehr als 800 Bürger*innen zu verschiedenartigen konkreten Antworten<br />

und Beispielen mit Vorbildcharakter für die Entwicklung des zukünftigen Otto-&-<br />

Langen-Quartiers. Zu nennen sind hier z. B. Exrotaprint in Berlin, die Samtweberei in<br />

Krefeld, Frizz23 in Berlin, das Genossenschaftsprojekt wagnis in München oder die<br />

Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten e.V., ein Wohnungslosenprojekt in Köln.<br />

So konnten wir mit den beteiligten Architekten Christian Schaller und Bodo<br />

Marciniak, die über umfassende und jahrzehntelange praktische Erfahrungen in der<br />

Umgestaltung bestehender Gebäudekomplexe verfügen, wichtige Informationen für<br />

die weitere Planung und Entwicklung des <strong>Stadt</strong>quartiers gewinnen.<br />

Ebenfalls unter den geladenen Expert*innen war Prof. Dr. Uwe Schneidewind,<br />

Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Barbara Förster,<br />

Leiterin des Kulturamts der <strong>Stadt</strong> Köln, Dr. Winfried Gellner, Kulturamtsreferent der<br />

<strong>Stadt</strong> Köln a. D. sowie Prof. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke, Althistoriker der Universität<br />

Freiburg und ehemaliger Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts,<br />

der als Resümee seiner Beteiligung sagt: „<strong>Das</strong> LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> zeigt<br />

exemplarisch, wie Partizipation erreicht und gefördert werden kann. Hier geht es um<br />

einen Raum in der Nähe, den man zu einem Raum der Nähe umgestalten kann. Und<br />

da es um Gestaltung geht, kommt in diesem Projekt der Kunst eine besondere Rolle<br />

zu, ganz zu Recht: Kunst setzt Partizipation voraus und fördert sie damit auf besondere<br />

Weise.“<br />

Einen wertvollen Beitrag leistete Ralf Leppin, der das Genossenschaftsmodell<br />

der Indianersiedlung in Köln vorstellte – ein Finanzierungsmodell, das in der<br />

Kunst und Kultur ein interessantes Vorbild sein könnte.<br />

Ein vielfältiges Zusammenleben mit polydimensionalen Räumen, die verschiedenartige<br />

Antworten auf derzeit brisante stadtgesellschaftliche Fragen ermög-


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

277<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

lichen, kann unserer Ansicht nach nur erreicht werden, wenn<br />

die unterschiedlichsten Perspektiven an der Quartiersentwicklung<br />

beteiligt werden: aus der Kunst, u. a. vertreten durch<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich, Kommunikationsdesigner, Performer,<br />

Autor und Professor an der Hochschule Macromedia,<br />

Köln, aus der Denkmalpflege, vertreten durch Prof. Dr. Walter<br />

Buschmann, RWTH Aachen, aus der Kreativwirtschaft, vertreten<br />

durch die Projekte der Kölner KulturPaten e.V. und Jack<br />

in the Box e.V., aus soziokultuerellen Projekten, u. a. vertreten<br />

durch Jutta Pöstges, KAT18, oder Linda Rennings, Heimatlos<br />

in Köln e.V., sowie aus der Landesinitiative <strong>Stadt</strong>BauKultur<br />

NRW, vertreten durch Dr. Hanna Hinrichs.<br />

Aufbauend auf dieses wertvolle und erfahrene<br />

Netzwerk aus Expert*innen und Unterstützer*innen und<br />

die letzten acht Jahre inhaltlicher und organisatorischer<br />

Arbeit, ist die raum13 gGmbH bestrebt, mittels Mit- und<br />

Selbstbestimmung der Bürger*innen, Entwicklung aus<br />

dem Bestand, Nutzungsmischung, kultureller Vielfalt und<br />

sozialer Integration weiter an einer konkreten Umsetzung<br />

in einen gemeinwohlorientierten <strong>Stadt</strong>teil zu arbeiten.<br />

Aktivitäten:<br />

Die partizipativen Konferenzen<br />

Vertreter*innen aus den Bereichen <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Denkmalschutz, Kunst, Kultur und Philosophie sowie Bildung<br />

treffen unter der Beteiligung der Bürger*innen aufeinander,<br />

um aus verschiedenen Blickwinkeln die aktuell brennenden<br />

gesellschaftlichen Aufgaben wie Wohnen, Arbeit, Umwelt,<br />

Mobilität, Inklusion, Diversität, Beteiligung und Demokratie zu<br />

beleuchten. Am Anfang einer jeden Konferenz stehen jeweils<br />

zwei Impulsreferate, die einen anregenden Gedankenaustausch<br />

in großer Runde anstoßen sollen. Eine Moderatorin<br />

wird durch die Konferenz geleiten.<br />

Die performativen <strong>Stadt</strong>-Parcours<br />

Performative Rundgänge durch die Historie zur<br />

Erhaltung der Zukunft: Wie kann man die Vergangenheit<br />

als ehemalige Zukunft fassen, um Aussagen über Wahrscheinlichkeiten,<br />

Möglichkeiten und Gestaltung aktueller Zukunft<br />

zu filtern? Warum sind die meisten von Menschen<br />

erhofften und erdachten Zukünfte nicht eingetreten? Im Rahmen<br />

des Zeitspiralfedern Festivals sind Expert*innen aus den<br />

Bereichen <strong>Stadt</strong>entwicklung, Denkmalschutz, Kunst, Kultur<br />

und Philosophie sowie Bildung aufgefordert, diese Fragen aus<br />

ihrer jeweiligen Perspektive zu beleuchten. Die Vertreter*innen<br />

der einzelnen Disziplinen werden in inszenierten <strong>Stadt</strong>spaziergängen<br />

ihren persönlichen Fokus und ihren Blick auf<br />

die <strong>Stadt</strong> von heute und den darunterliegenden Erinnerungen<br />

und Spuren der Vergangenheit und Gegenwart offenlegen.<br />

Durch die individuell und unabhängig voneinander eingeschlagenen<br />

Pfade entstehen Bodenmuster, die den <strong>Stadt</strong>raum<br />

wie Kreise und Zirkel bespielen.<br />

Die inszenierten Führungen<br />

Reisen durch die Zeit von heute über das Gründungsjahr<br />

der Motorenwerke 1869 hin zu seiner sich stetig<br />

verflüssigenden Zukunft. Hier, in der Gasmotoren-Fabrik<br />

Deutz, begann im 19. Jahrhundert mit der Erfindung des<br />

Ottomotors die Weltmotorisierung. In einem persönlichen<br />

Rahmen wird sowohl die Geschichte des faszinierenden Gebäudekomplexes<br />

der ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz-<br />

<strong>Werk</strong>e, als auch die Entwicklung hin zum heutigen raum13<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste durch die Arbeit von<br />

Anja Kolacek und Marc Leßle erlebbar. Schichten der Vergangenheit<br />

werden freigelegt und in ständig neue Bezüge zur<br />

Gegenwart gesetzt.<br />

Die theatralen <strong>Werk</strong>stätten<br />

Gemeinsam von der ersten Gasmotorenfabrik<br />

der Welt zu einem zukünftigen urbanen Quartier! Hier wird<br />

produziert: Zeichentrickfilme, Podcasts, Hörspiele, Vorträge,<br />

Visionen, Finanzierungsmodelle, Architektur, Innenarchitektur,<br />

Bühnenbildmodelle, Wildkräuter, Marmeladen – und was<br />

einem sonst noch einfällt. Ein Quartier produziert sich selbst.<br />

Die <strong>Werk</strong>stattleiter*innen verfügen über ein erstaunliches<br />

Repertoire an Kenntnissen und Erfahrungen und weihen in die<br />

Grundlagen ihres Faches ein.<br />

Die akustischen Rauminstallationen<br />

Musik als Bildhauerei begreifen und das Otto-&-Langen-Quartier<br />

aus der Perspektive fantastischer Ausnahmemusiker*innen<br />

genießen.


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2018/19<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Zeitspiralfedern<br />

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PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Zeitspiralfedern Festival<br />

2018/2019<br />

Die Frage, wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen, wurde 2018 und<br />

2019 im Rahmen des vierwöchigen <strong>Werk</strong>stattformates LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

mit 67 involvierten Expert*innen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Politik,<br />

Verwaltung, Architektur und <strong>Stadt</strong>planung sowie mehr als 800 engagierten und interessierten<br />

Bürger*innen diskutiert und mit künstlerischen Herangehensweisen neu<br />

beleuchtet. Die Prozesse werden gebündelt und dokumentiert. Ziel ist es, sich durch<br />

die Veröffentlichung der einzelnen Arbeitsschritte dieses Laboratoriums aktiv am<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungsprozess zu beteiligen und exemplarisch die Kernfragen der <strong>Stadt</strong><br />

an diesem Quartier sichtbar zu machen.<br />

Für das Festival Zeitspiralfedern werden die transdisziplinären Ergebnisse<br />

künstlerisch transformiert und so zu einem sinnlich erfahrbaren Ereignis. Im Zentrum<br />

des Festivals stehen die Uraufführungen. Um diesen Nukleus der Zeitspiralfedern<br />

werden zahlreiche weitere Formate angeboten, unter anderem inszenierte Führungen,<br />

performative <strong>Stadt</strong>-Parcours, akustische Rauminstallationen und theatrale<br />

<strong>Werk</strong>stätten mit herausragenden Vertreter*innen verschiedenster Disziplinen.<br />

Frage ist, inwiefern sich die Geschichten früherer Generationen in unserem<br />

gegenwärtigen und zukünftigen Handeln wiederholen. Inwieweit ist dieser Prozess<br />

als Wiederholungsschleife, als Loop zu verstehen? Oder verläuft er spiralförmig? Ist<br />

er überhaupt als ein Verlauf zu sehen? Inwiefern spannt sich zwischen gesellschaftlich<br />

und individuell bedeutsamen Ereignissen eine von uns allen (re-)produzierte,<br />

retroaktive Feder auf? Wann zieht sie sich warum zusammen? Wann und wie dehnt<br />

sie sich? Inwieweit können Zeitspiralfedern dazu beitragen, die Gleichzeitigkeit<br />

unserer multiplen, intersubjektiven Gegenwarten ausdrücken zu können, um zu<br />

einem demokratischen Diskurs (zurück) zu finden?<br />

<strong>Das</strong> Bild der dreidimensionalen Zeitspiralfedern entspringt dem geschichts-soziologischen<br />

Gedanken, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

nicht ausschließlich chronologisch zu betrachten sind, sondern die Zeiten aus den<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln in Abhängigkeiten gesetzt sind, die<br />

sich rein linear nicht vollständig begreifen lassen. Diese Abhängigkeiten – Zwischenräume<br />

– werden folglich nur durch den durchlässigen Körper der Spiralfeder<br />

plastisch darstellbar. Die zum Teil irrationale Betrachtung historischer Umbrüche und<br />

Phänomene im Rahmen der Gegenwart kann durch das Bild der Spiralfedern unmittelbar<br />

sichtbar werden.


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

287<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Die Uraufführungen<br />

Auf die Frage, wie dieses Quartier mit menschlichem<br />

und künstlerisch nachhaltigem Maßstab geschaffen werden<br />

kann, zeigen die Uraufführungen eine ästhetische Umsetzung<br />

und eine mögliche Antwort auf. Schöpfend aus einem ausführlichen<br />

Fundus an Recherchen in Literatur, Fotomaterial,<br />

<strong>Stadt</strong>archiv, Industriedokumentationen, ergänzt durch festgehaltene<br />

Interviews mit Zeitzeug*innen und Expert*innen, wird<br />

an der Sichtbarmachung des innewohnenden Potenzials des<br />

Otto-&-Langen-Quartiers gearbeitet. So begegnen zukünftige<br />

Bewohner*innen professionellen Tänzer*innen und Schauspieler*innen,<br />

ehemalige Fabrikarbeiter*innen der KHD-<strong>Werk</strong>e<br />

Wirtschaftswissenschaftler*innen und Historiker*innen, Passant*innen,<br />

Architekt*innen und Kulturwissenschaftler*innen.<br />

Aus diesen Begegnungen entsteht eine produktive Überlieferung<br />

der Kollektivgedächtnisse, aus der eine lebenswerte,<br />

kollektive Zukunft für den <strong>Stadt</strong>teil geschrieben werden kann.


2018/19<br />

LAB1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Zeitspiralfedern<br />

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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider


NERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

291<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider<br />

2019 Fotoreihe


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2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider


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WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN<br />

DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL 299 ARBEIT / TECHNIK 307 MIGRATION / BEGEGNUNG 334 DEMOKRATIE / BETEILIGUNG 334


297<br />

MOBILITÄT / KLIMAWAND ANDEL<br />

ARBEIT / TECHNIK<br />

MIGRATION<br />

/ BEGEGNUNG G<br />

DEMOKRATIE / B<br />

E / BETEILIGUNG<br />

G


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

299<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER TRANSFORMATION


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

§ 1 Die Würde des historischen Ortes ist unantastbar<br />

Auf dem fünf Hektar großen Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt,<br />

dem Otto-&-Langen-Quartier zwischen Köln-Deutz und Köln-Mülheim, wo der Verbrennungsmotor<br />

die Dampfmaschine ablöste und dieser Motor bis in die heutige<br />

Zeit den Antrieb für Mobilität maßgeblich bestimmt, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

Im Herzen von Köln steht ein aus ideeller und auch baulicher Sicht potenzielles<br />

Weltkulturerbe, ein Zeuge der letzten mehr als 150 Jahre Moderne. An diesem Ort<br />

der Innovation ist mit dem Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ein Freiraum<br />

des Denkens und ein gesellschaftlicher Spielraum entstanden, der uns aus der Kraft<br />

der Kunst und der Erinnerung für die zukünftigen Gegenwarten inspiriert und als<br />

Skizze für das im Prozess befindliche Quartier verstanden werden will. Durch die<br />

unbewussten Hinterlassenschaften des Konzerns entsteht ein unschuldiger Charme,<br />

durch den künstlerische Prozesse regelrecht provoziert werden. Der Gebäudekomplex<br />

eignet sich aufgrund seiner historischen und gesellschaftlichen Bedeutung in<br />

geradezu einzigartiger Weise als Bühne und Protagonist, um die gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und deren Beziehungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft neu zu entdecken, zu inszenieren und damit auch neu zu verhandeln.<br />

Die Kunst in unserer pluralistischen Wertegemeinschaft muss ihr Verhältnis<br />

zur Gesellschaft in Zeiten von aufstrebendem Autokratismus, von Fehlinformationen<br />

auf allen Kanälen, der Überforderung von Politik und Verwaltung und nicht zuletzt<br />

der bürgerlichen Mitte neu überdenken. Wir müssen an der Auflösung des „autonomen“<br />

Territoriums der Kunst arbeiten. Massenproduktion und -konsum sowie<br />

die Massenkommunikation machen die Egozentrik des modernen Künstlerbildes<br />

fragwürdig. Die scheinbar wertfreie Kunst ist zu einer Kulisse der bürgerlichen und<br />

gehobenen Gesellschaft heruntergekommen und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.<br />

<strong>Das</strong> Theater und die Museen müssen wieder zu den Menschen kommen und<br />

nicht wie in der modernen Kleinteiligkeit und Arbeitsteilung Orte im Zentrum der<br />

<strong>Stadt</strong> besetzen. Die <strong>Stadt</strong> als Kunstwerk und das Urbane als die Begegnung darin zu<br />

begreifen, quer zu denken, anders zu denken und die Diversität universell zu sehen,<br />

das wird die Kunst des 21. Jahrhunderts sein. <strong>Das</strong> Theater wird zum gesellschaftlichen<br />

Reallabor.<br />

§ 2 Der Inhalt bestimmt die Form<br />

Der Gebäudekomplex eignet sich aufgrund seiner historischen und gesellschaftlichen<br />

Bedeutung in einzigartiger Weise als Bühne und Protagonist, um vier<br />

entscheidende Themen inhaltlich zu bearbeiten:<br />

• Mobilität / Klimawandel<br />

• Arbeit / Technik<br />

• Migration / Begegnung<br />

• Demokratie / Beteiligung


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

301<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

§ 3 Alles Handeln dient dem Wohle der zukünftigen<br />

Generationen<br />

<strong>Das</strong> Köln des 21. Jahrhunderts wird stark von der<br />

rechtsrheinischen <strong>Stadt</strong>entwicklung geprägt, von den <strong>Stadt</strong>teilen<br />

Kalk, Deutz und Mülheim, vom Messestandort und von<br />

den Konversionen altindustrieller Großstandorte, vor allem<br />

entlang des Rheins. Die Entwicklung der Konversionsflächen<br />

wird aktuell angetrieben von einer hochdynamischen Immobilienentwicklung<br />

privater Investorengruppen.<br />

Die Ergebnisse sind oftmals solche, wie sie derzeit<br />

in allen größeren Metropolen letztlich recht uniform entstehen.<br />

Die fünf Hektar große ehemalige KHD-Fläche an der<br />

Deutz-Mülheimer-Straße ist eines der letzten innenstadtnahen<br />

Quartiere, für dessen Entwicklung die <strong>Stadt</strong> Köln durch<br />

städtebauliche und planungsrechtliche Steuerung noch entscheidende<br />

Weichen stellen kann. <strong>Das</strong> Gelände befindet sich<br />

im Eigentum des Landes NRW. Unsere Initiative aus angesehenen<br />

Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Denkmalpfleger*innen,<br />

Architekt*innen, Projektentwickler*innen und einer<br />

Stiftung möchte hier eine grundlegend andere Entwicklung<br />

anstoßen.<br />

In einem Reallabor soll aus dem Bestand dieses<br />

bedeutenden industriekulturellen Erbes in Schritten ein<br />

ganz anderes Stück Köln entstehen: ein Leuchtturmprojekt<br />

zur kreativen Urbanität des 21. Jahrhunderts. Hierfür<br />

ist jetzt ein gutes Zeitfenster, in dem, zusammen mit<br />

anderen Initiativen, ein neues Bild von <strong>Stadt</strong> im rechtsrheinischen<br />

Köln entstehen könnte.<br />

Ein Quartier<br />

• das (Frei-)Raum lässt für einen Kunststandort, an dem<br />

auch innovative Ideen des städtischen gemeinschaftlichen<br />

Wohnens und Lebens für Künstler*innen, junge<br />

Kreative und kreativwirtschaftliche Initiativen, u. a. aus<br />

den Kölner Hochschulen, umgesetzt werden;<br />

• für Bildungsprozesse ganz unterschiedlicher Art, die, aus<br />

der Kunst heraus entwickelt, dem historischen Erbe dieses<br />

Standorts und zukünftigen Entwicklungen Rechnung<br />

tragen;<br />

• das in einem partizipativen und gemeinwohlorientierten<br />

Prozess eine neue Kultur des Zusammenlebens der unterschiedlichen<br />

Kulturen im rechtsrheinischen Köln schafft.<br />

Die Idee hierzu wurde im „LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong>“ des raum13 in zwei vierwöchigen transdisziplinären<br />

<strong>Zukunfts</strong>werkstätten gemeinsam mit Bürger*innen der <strong>Stadt</strong><br />

Köln entwickelt und im Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft,<br />

Politik und Verwaltung, Architektur und <strong>Stadt</strong>planung<br />

sowie den partizipierenden Bürger*innen und Bewohner*innen<br />

eines neu entstehenden Quartiers lebendig.<br />

Utopie? Ja, aber eine konkrete Utopie! Wie kann<br />

das gelingen?<br />

<strong>Das</strong> Gelände ging Mitte der 1990er Jahre für<br />

1,3 Mio. DM (oder 650 000 €) in den Grundstücksfond NRW<br />

über, der von NRW.Urban verwaltet wird. Lange lag der<br />

größte Teil der Immobilie brach. Seit 2011 nutzt die raum13<br />

gGmbH einen Teil der Immobilie. Sie hat einen Nutzungsvertrag<br />

mit dem Eigentümer der ehemaligen Hauptverwaltung.<br />

Mit Unterstützung des Kölner Kulturamtes, der RheinEnergieStiftung<br />

Kultur, des Landschaftsverbands Rheinland und<br />

vieler anderer wird hier ein hoch produktiver und kreativer<br />

<strong>Stadt</strong>kulturort sehr erfolgreich betrieben (als gemeinnützige<br />

GmbH mit einem Jahresumsatz von etwa 150 000 €). Hier ist<br />

der Nukleus gewachsen, aus dem die oben skizzierte Idee<br />

entstand.<br />

Jetzt steht die Frage an, welchen besonderen Beitrag<br />

das Gelände zur <strong>Stadt</strong>entwicklung des 21. Jahrhunderts<br />

in Köln leisten kann. In den Jahren 2013 und 2014 wurde ein<br />

städtebauliches <strong>Werk</strong>stattverfahren („Mülheim Süd“) durchgeführt.<br />

Daraus wurden erste städtebauliche Ideen zur grundlegenden<br />

Neustrukturierung mit weitgehendem Abriss und Vermarktung<br />

von Einzelgrundstücken entwickelt. <strong>Das</strong> Areal, um<br />

das es hier geht, wurde aber noch nicht final überplant und<br />

noch nicht abschließend und unwiderruflich planungsrechtlich<br />

fixiert. Es gibt also weiterhin Möglichkeiten der Gestaltung.<br />

Aktuell gibt es kommunalpolitische Bestrebungen,<br />

dass die <strong>Stadt</strong> Köln die Grundstücksentwicklung stärker in die<br />

eigenen Hände nehmen will (Wahrnehmung des kommunalen<br />

Vorkaufsrechts). Eine Option ist der Ankauf und die Entwicklung<br />

durch die kommunale Kölner <strong>Stadt</strong>entwicklungsgesellschaft<br />

„moderne stadt GmbH“.


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR FÜR ALLE ALLE SCHÖNHEIT DER DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Daraus leitet sich folgender Vorschlag ab:<br />

(1) Im Einvernehmen mit der <strong>Stadt</strong> Köln wird einer Projektinitiative um<br />

raum13 gGmbH ein Moratorium gewährt zur Entwicklung des Otto-&-Langen-<br />

Quartiers als Leuchtturmprojekt zur kreativen Urbanität des 21. Jahrhunderts, das<br />

Gegenbilder entstehen lässt zur überall stattfindenden Produktion von neu gebauter<br />

Investoren-<strong>Stadt</strong>. Dies geschieht in einem Spannungsbogen von industriegeschichtlichem<br />

Erbe und perspektivischer <strong>Stadt</strong>entwicklungsinnovation.<br />

(2) In partizipativen Prozessen wird innerhalb von zwei Jahren eine weitgehend<br />

gemeinwohlorientierte inhaltliche Konzeption weiterentwickelt und städtebaulich-planungsrechtlich<br />

mit allen Beteiligten und Entscheidungsträgern abgestimmt.<br />

Diese bildet dann den Rahmen für eine Anhandgabe des Geländes an die Projektinitiative.<br />

(3) Eine Projektentwicklungsgesellschaft aus den Projektträgern setzt in den<br />

folgenden Jahren die Einzelprojekte um, wirbt weitere Partner aus der Zivilgesellschaft<br />

und arbeitet mit Kreativwirtschaft, Architekt*innen und Projektentwickler*innen<br />

zusammen. Für mögliche Teilprojekte können auch Partner*innen des Landes<br />

NRW wie das Landesprogramm „Initiative ergreifen“ zur Mitarbeit angesprochen<br />

werden. Im Sinne der Idee einer „urbanen Internationalen Bauausstellung des<br />

21. Jahrhunderts“ ist es auch denkbar, die <strong>Stadt</strong> Köln und verschiedene Ministerien<br />

des Landes (Städtebau, Wohnungsbau, Kultur, Wissenschaft/Bildung, Wirtschaft)<br />

stärker einzubinden.<br />

(4) Aufgabe der Projektentwicklungsgesellschaft ist es, einen großen kooperativen<br />

Quartiersentwicklungspozess in Gang zu setzen, Umnutzungsoptionen<br />

für Teilräume zu erarbeiten sowie Schritt für Schritt, wo immer es geht, zu testen<br />

und räumlich, wirtschaftlich und vertraglich umzusetzen. Für diese Aufgabe wird<br />

zunächst ein zehnjähriger Zeitraum in den Blick genommen, der als gesellschaftspolitisches<br />

Reallabor verstanden wird.


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

303<br />

SCHÖNHEIT SCHÖNHEIT DER DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 #1_IN TAGEN 80 TAGEN UM DIE UM WELT DIE WELT DAS LAND DAS UTOPIA LAND UTOPIA #1 #1 DAS LAND DAS UTOPIA LAND #2 UTOPIA #2 DAS LAND DAS UTOPIA LAND #3W UTOPIA #3


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Transformation<br />

Die Themen Klimawandel und Mobilität prägen unsere Welt und den<br />

öffentlichen Diskurs derzeit wie kaum ein anderes Thema. Diesem Diskurs mit all<br />

seinen Akteuren, Szenarien und Spannungsfeldern eine Bühne zu geben, ist das<br />

Ziel. Die Bühne könnte angemessener nicht sein: <strong>Das</strong> fünf Hektar große Areal der<br />

ersten Gasmotorenfabrik ist der Ort, an dem durch die industrielle Fertigung des<br />

Viertakt-Verbrennungsmotors die Weltmotorisierung ihren Ausgang nahm; als Industriebrache<br />

erinnert es gleichermaßen an die Möglichkeiten und die vernichtende<br />

Dimension von Massenproduktion und Konsum. Rund um diesen symbol- und<br />

geschichtsträchtigen Ort entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier. Die Fragen nach einem<br />

zukunftsgerichteten Verkehrs- und Umweltkonzept, nach Mobilität und Energieversorgung<br />

sowie nach einer klimafreundlichen Gestaltung des Quartiers stellen<br />

sich demnach nicht rein abstrakt, vielmehr ist der Ort wesentlicher Bestandteil der<br />

Debatte.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

305<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER REVOLUTION


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Revolution<br />

Die rasche Veränderung der Arbeitswelt und die Vergänglichkeit von<br />

vermeintlich unerschütterlicher Technologie wird in den Räumen und Hallen der<br />

ehemaligen Gasmotoren-Fabrik Deutz besonders unmittelbar und eindrücklich erfahrbar.<br />

Die Erfindung des Fließbands und die damit verbundene Möglichkeit der<br />

Massenproduktion über Bänder, an deren Seiten sich die Arbeiter*innen reihten,<br />

führte ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts zunächst in Amerika, schließlich<br />

aber auch in Europa zu einer massiven Veränderung der Arbeit, der Arbeitswelt und<br />

nicht zuletzt auch der Lebenswelten in einer bis dahin unvergleichlichen Geschwindigkeit,<br />

in einem Sprung, einer Revolution. Mit diesem Verfahren änderten sich<br />

nicht nur die Zeitverhältnisse, sondern auch die Wahrnehmung kausaler Zusammenhänge.<br />

Der Fertigungsprozess war nicht mehr ein in sich geschlossener, die Zusammenhänge<br />

der verschiedenen Tätigkeiten der Menschen am Band waren für den<br />

Einzelnen nicht mehr nachvollziehbar. <strong>Das</strong> große Ganze musste nicht mehr verstanden<br />

werden, um die jeweiligen Aufgaben erfüllen zu können. Diese Idee wurde mit<br />

Einführung der elektronischen Datenverarbeitung nicht nur für den Industriebetrieb<br />

weiterentwickelt, sondern nahm ab da auch revolutionären Einfluss auf Verwaltung<br />

und Dienstleistungsbetriebe in den 1970ern. Mit der vollständigen Digitalisierung<br />

unserer Lebenswelten ab dem Ende der 1980er Jahre und mit der Freigabe und<br />

Kommerzialisierung des Internets sind dem weiteren Wandel der Arbeitswelt scheinbar<br />

keine Grenzen mehr gesetzt. Die Entwicklungen führten und führen nicht nur zu<br />

Umwälzungen in der Art und Weise der Arbeit, sondern ließen auch Branchen entstehen<br />

und nicht zuletzt vergehen und damit die scheinbar so sicheren Arbeitsplätze<br />

verschwinden. Wie ein Mahnmal stehen dafür die vom Verfall bedrohten, einst so<br />

stolzen Industriegemäuer.<br />

Der Algorithmus ist zum Fließband unserer Zeit geworden – von der Industrie<br />

1.0 zur Industrie 4.0. Müssen wir davor Angst haben? Können wir den Geist<br />

für die Entwicklung unseres humanistischen Weltbildes zähmen? Welche Chancen<br />

können diese Entwicklungen auch bringen? Verändert sich das menschliche Sein,<br />

die menschliche Geisteshaltung ebenso rasant wie am Anfang der Moderne? Und<br />

wie sieht die Industrie 5.0 aus? Diese Fragen sind in den Zeitringen eines Baumes<br />

in der ersten Gasmotorenfabrik der Welt von 1869 ablesbar. Arbeiterbewegung,<br />

Gleichberechtigung, Sozialversicherung, Neues Wohnen, Charlie Chaplin und die<br />

Modern Times aber auch plötzliche Erwerbslosigkeit und damit Hoffnungslosigkeit –<br />

das sind nur einige Assoziationen, die einem dazu einfallen.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT TECHNE | DIE KUNST DER REVOLUTION


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TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Begegnung<br />

Migration, die Veränderung von demografischen Strukturen und der Umgang<br />

mit Herausforderungen und Chancen einer heterogenen Gesellschaft sind im<br />

industrialisierten Europa nicht erst seit 2015 Teil der Geschichte und Identität von<br />

Metropolen wie Köln. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn<br />

des Ersten Weltkriegs entwickelte sich Deutschland rasant zu einer modernen Industriegesellschaft,<br />

die Landwirtschaft wurde als Erwerbszweig durch die stetig größer<br />

werdende Rolle von Industrie, Gewerbe und Handel immer mehr in den Hintergrund<br />

gedrängt – dies führte schließlich zu einer starken Bewegung vom Land in die<br />

Städte. Hatte Köln zur Grundsteinlegung der ersten Gasmotorenfabrik 1869 noch<br />

ca. 125 000 Einwohner*innen, wuchs die Einwohnerzahl bis 1914 auf über 600 000<br />

an. Die Menschen suchten in den Städten nicht nur nach Arbeit, sie hofften auch auf<br />

sozialen Aufstieg und auf neue Chancen. In der Zwischenkriegszeit und vor allem in<br />

der dunkelsten Zeit bis 1945 waren Vertreibung, Umsiedelungen, der Einsatz von<br />

Zwangsarbeiter*innen und die unfassbare Vernichtung ganzer Volksgruppen prägend.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu weiteren Fluchtbewegungen<br />

wie beispielsweise aus Pommern und dem ehemaligen Ostpreußen. Der mühevolle<br />

Weg in den Westen versprach Zuflucht und Sicherheit, die Integration war aber<br />

ebenfalls mühevoll. Der Wiederaufbau Deutschlands und das folgende „Wirtschaftswunder“<br />

führten schließlich aus Mangel an Arbeitskräften in den Fabriken<br />

zu gezielter Anwerbung von sogenannten Fremdarbeitern aus Südeuropa und der<br />

Türkei, die später auch als Gastarbeiter eingeladen wurden. Die Menschen verließen<br />

ihre Heimat, um ihren Familien in den wirtschaftlich aufstrebenden Städten Deutschlands<br />

ein sicheres Einkommen zu bieten. Vor allem die industriell induzierten Wanderbewegungen<br />

sind bis heute in der Bevölkerungsstruktur Kölns gut sichtbar. <strong>Das</strong><br />

industriell geprägte rechtsrheinische Köln hat heute einen „Ausländeranteil“ von<br />

über 20 %, weit mehr als auf der linksrheinischen Domseite.<br />

Die Themen Migration, Begegnung, Diversität und Inklusion sind unmittelbar<br />

mit der Geschichte der Gasmotoren-Fabrik Deutz als Ort der Hoffnung,<br />

der Versprechungen, aber auch des Leidens und des Krieges verbunden. Sind<br />

Städte immer noch Hoffnungs- und Möglichkeitsorte und wenn ja, für wen? Welche<br />

Ursachen von Flucht und Migrationsbewegungen gibt es heute, und wie beeinflusst<br />

unser Handeln die Lebensbedingungen von Menschen in anderen Teilen der Welt?<br />

Ist Migration und Wanderung das Anormale und die Sesshaftigkeit der Menschen<br />

wirklich die Norm? Wie kann Integration gelingen, und wie kann Minoritäten im Allgemeinen<br />

respektvoll begegnet werden?<br />

Im Otto-&-Langen-Quartier ist hier auch vor allem das Zusammenbringen<br />

von verschiedenen Erfahrungsperspektiven und Generationen zentral. Es soll ein<br />

Ort der Begegnung geschaffen werden und nicht über sondern mit einer pluralen<br />

Gesellschaft konzeptionell gearbeitet werden.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Teilhabe<br />

Der Austausch zwischen den Bürger*innen und den politisch Verantwortlichen<br />

ist in der allgemeinen Wahrnehmung in den letzten Jahren zunehmend<br />

schwieriger geworden. Es herrscht eine große Distanz zwischen dem, was „da<br />

oben“ geschieht, und der Lebensrealität vieler Menschen. <strong>Das</strong> daraus entstehende<br />

Ohnmachtsgefühl, verbunden mit irrationale Ängsten, haben die politische Landschaft<br />

in den letzten Jahren in vielen Demokratien in Europa und der ganzen Welt<br />

geradezu fundamental verändert. Die Echokammern der neuen Medien reduzieren<br />

die Debatten nicht selten auf Bestätigung der eigenen Ansichten und Ängste und<br />

stehen einem offenen Austausch hemmend gegenüber.<br />

Kann hier also das Theater und ein künstlerischer (Frei-)Raum Beteiligung<br />

im demokratischen Prozess mitgestalten? In der antiken demokratischen <strong>Stadt</strong> gab<br />

es drei wichtige gesellschaftliche Plätze: die Agora, in römischen Städten Forum,<br />

der Platz des freien Redens, der Verhandlung, der Debatte, des Gerichts, den<br />

spirituell-politischen Tempel, in dem die Gesetzgebung ausgehandelt wurde, und<br />

schließlich das Theater als Raum der gesellschaftlichen partizipativen Auseinandersetzung,<br />

der Erprobung ohne Reue. <strong>Das</strong> Theater war also ein Versuchslabor, ein<br />

Spielraum.<br />

Angelehnt an das Vorbild der demokratischen antiken <strong>Stadt</strong>, in der für die<br />

politische Debatte, für den Austausch zwischen Bürger*innen und Entscheidungsträger*innen<br />

eigens Platz und Raum frei gehalten wurde, führen Beteiligung und<br />

Demokratie die Idee der Kunst als aktiven Teil der Partizipation im demokratischen<br />

Prozess fort. Auf der Bühne wurden immer wieder politisch relevante Konflikte und<br />

Entscheidungen (über gerechte Urteile, Krieg und Frieden, Vergeltung und Versöhnung<br />

usw.) künstlerisch-spielerisch, im Gewand des Mythos (in der Tragödie) und<br />

in tagesaktueller Radikal-Kritik (in der Komödie) durchdekliniert. Überhaupt wurde<br />

der öffentliche Raum auch ästhetisch ausgestaltet, er war auch ein Raum des Wohlfühlens<br />

und des ästhetischen Reflektierens. Die Umsetzung dieses partizipativen<br />

Modells soll auf Quartiersebene im potenziellen Weltkulturerbe der ersten Gasmotorenfabrik<br />

erprobt und erfahrbar werden.


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT POLIS | DIE KUNST DER TEILHABE


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MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


2011/12–2014/15<br />

THEATER URAUFFÜHRUNGEN | KONZERTE | AUSSTELLUNGEN | FESTIVALREIHEN<br />

BESETZUNG<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER URAUFFÜHRUNG 18. JUNI 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung Gesamtkonzept: Anja<br />

Kolacek Bühne | Licht | Video | Foto: Marc Leßle Assistenz: Balthasar Busmann mit: Ella Asderban, Sara Blasco, Bibiana Jimenez, Photini Meletiadis, Reut Shemesh, Kathrin Wankelmuth, Ruben<br />

Reniers, Arthur Schopa, Antonino Stella Musik: Nico Stallmann, Frank Brempel Kostüm: Annett Lausberg ALLES WAS TANZT GIPFEL #3 PREMIERE 17. SEPTEMBER 2011 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung Gesamtkonzept: Anja Kolacek Bühne | Licht | Video | Foto: Marc Leßle Moderation: Anja Herden, Renato Schuch, Henning<br />

Brandt Musikalische Leitung: Nico Stallmann Produktion: raum13 Projekte & Choreografien von: Brigitte Breternitz (Madcity / Köln) // Tim Behren & Florian Patschovsky (Kompanie<br />

HeadFeedHands / Freiburg, Köln) // Sara Blasco Gutiérrez & Photini Melitiadis (Köln, Valenzia, Thessaloniki) // Nati Blanco (Köln, Valenzia) // Morgan de Touf & Dominik Breuer (Brachland -<br />

Ensemble / Deutschland) // Isabelle Casel (Köln) // Esther & Bernd Chrischilles (Hop Spot / Köln) // Lamine Diangne (Köln, Bonn, Senegal) // Sarah Edgar (thepunksdelight / Köln, USA) //<br />

Beate Fröchte & Abdel Essabri (La Danza, Köln, Essen, Marokko) // Céline Shabba Le Gal (Poledance / Köln) // Armen Hakobyan & Swetlana Schenk (Kompanie ohne Namen / Essen, Köln,<br />

Armenien) // Rüdiger Honert & Javad (Köln, Iran) // Bibiana Jimenez & Mack Kubicki (Choreografisches Theater MB / Köln, Bonn, Polen, Kolumbien) // Anja Kolacek & Marc Leßle (raum13) //<br />

Violetta Lindig (lindig.art / Köln) // Friederieke Maak (Musikschule Euskirchen) // Gabriela Madeira (Köln, Argentinien) // Melanie Müller & Arielle Chauvel-Levy (nous2 / Köln, Berlin, Frankreich)<br />

// Pia Neises (Köln) // Daniel Perusin (Tangonauten / Köln, Argentinien) // Safak Saheré Pedük (Köln, Istanbul) // Friederieke Plafki (Köln, Berlin) // Roman Podeszwa (Köln) // Ruben Reniers<br />

(Köln, Berlin, Niederlande) // Marlen Schuhmann & Jana Rath (Compagnie mintrot und schwarz / Köln, Leipzig) // Reut Shemsh (Köln, Niederlande, Israel) // Nico Stallmann (Köln, Niederlande,<br />

Frankreich) // Antonino Stella (Köln, Düsseldorf, Italien) // Kathrin Wankelmuth (Köln, Niederlande) // Tomás Zybura (Contratiempo / Köln) // La société du spectacle // raum13 Tänzerinnen<br />

& Tänzer: Ella Asderban, Sara Blasco, Bibiana Jimenez, Photini Meletiadis, Reut Shemesh, Kathrin Wankelmuth, Ruben Reniers, Arthur Schopa, Antonino Stella HIER UND JETZT (NACH<br />

MARCEL PROUST „EINE LIEBE VON SWANN“) PREMIERE 1. OKTOBER 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung: Anja Kolacek Bühne | Licht |<br />

Video | Foto: Marc Leßle Mit: Julian Cornelißen, Johannes Just, Helena Aljona Kühn, Patrick Kohn, Hanno Mühlenbach, Ise Papendor, Cecilia Spürkel, Josefine Spürkel, Kathrin Wankelmuth<br />

und Katja Weber Produktion: raum13 KÖLNER THEATRNACHT SEIT 2011 jährlich wechselnde Besetzung MUSEUMSNACHT KÖLN SEIT 2011 ZEIT DREHT SICH AUSSTELLUNGSER-<br />

ÖFFNUNG: 05. NOVEMBER 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Realisierung: Anja Kolacek & Marc Leßle & Michael Zöllner Arbeiten von: Inna Poltorychin,<br />

Maurice Braun und Thomas Orr, Lukas Truniger, Gerriet Kress, David Pollmann, raum13 Kolacek & Leßle EICHMANN WIEDERAUFNAHME 18. NOVEMBER 2011 Konzept und Text: raum13<br />

Kolacek & Leßle, Mit: Florian Lenz, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne u. Licht: Marc Leßle ES IST HIER GASTSPIELREIHE 16. DEZEMBER 2011–4. FEBRUAR 2012 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Projekte von: dreizehnter januar wien, Schauspielhaus Hamburg in Kooperation mit Wenzel & Zybowski, raum13 Kolacek & Leßle, breuer &<br />

Hofmann Produktion: raum13 SUBSTANZEN URAUFFÜHRUNG 26. JANUAR 2012 Von: raum13 Kolacek & Leßle mit: Florian Lenz und Kathrin Wankelmuth Inszenierung: Anja Kolacek<br />

Bühne / Licht: Marc Leßle Textfassung / Dramaturgie: raum13 Kolacek & Leßle, Ton: Michael Zöllner Musikauswahl: Marc Leßle Kostüm: Anja Kolacek Bühnenbildassistenz: Verena Bildhauer<br />

MIT WEISSEM WASSER BEDECKT VERNISSAGE 19. MAI 2012 Arbeiten von Gesine Grundmann und Heiko Räpple Kuration: Dominik Mülhaupt JUNG! NA UND! VON DER<br />

UNENDLICHKEIT DER ENDLICHKEIT URAUFFÜHRUNG UA 05. MAI 2012 Projekt von und mit: Helena Aljona Kühn und AndréFängler Fotos: Allessandro de Matteis und Evi Blink<br />

Konzept | Idee | künstlerische Gesamtleitung: raum13 Kolacek & Leßle WORKING CLASS ZERO VORSTELLUNGEN 22. JUNI 2012 / 23. JUNI 2012 Mit: Katrin Grumeth, Johanna<br />

Orsini-Rosenberg, Horst Heiss, Johannes Schüchner. Inszenierung: Fanny Brunner / Dramaturgie: Hans-Jürgen Hauptmann / Produktion: dreizehnterjanuar TRÄUME PREMIERE 28. JUNI<br />

2012 Mit: Dominik Breuer, Stefanie Philipps, Anne Sauvageot, Leoni Schulz, Serkan Temel, Inszenierung Benjamin Schad, Ausstattung: Annett Lausberg, Licht: Marc Leßle, Produktionsleitung:<br />

raum13 FM EINHEIT + IRMLER 1. SEPTEMBER 2012 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3 WOHLSTAND FÜR ALLE URAUFFÜHRUNG 8. SEPTEMBER 2012 Konzept u. Idee:<br />

raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Raum/Fotos: Marc Leßle, Soundwelten: FM Einheit, Videos: Anja Kolacek Videoschnitt: Bastian Kleppe Skulpturen: raum13 Kolacek&Leßle,<br />

Martin Kleppe, Kostüm: Moni Wallberg Mit: Florian Lenz, Begleitet von: Anja Kolacek, Johan Kolacek, Jakob Kolacek, Maximilian Märtirer Zeitzeugen: Hans-Gerd Ervens, Helmut Müller,<br />

Hubert Mühlenbach, Dietmar Voß Technische Leitung: Marc Leßle // Bühnenbild Assistenz: André Fängler // Presse- /Öffentlichkeitsarbeit: Christine Beckmann und Anja Kolacek Dank an:<br />

Deutz Automobile Canli, SF Custom Parts, Tim Abramczyk, Barbara Bechtloff, Jasmin Bolten, Wolfram Burgtorf, Christoph AP Cambeis, SF Custom Parts, Volker Eulitz, Nicole Hungsberg,<br />

Katharina Jukowski, Amanda König, Elisabeth Neuendorfer, Niklas Wandt, Katja Weber, Christopher Pott, Xaver Römer, Jan Seithe, Jeong-Il Sin, Lisa Spielmann, Georg Stein HALBZEIT 17.<br />

DEZEMBER 2012 Ensemble: Ensemble Garage & Gäste (15 Musiker) Dirigent: Mariano Chiacchiarini Schauspieler: Thomas Hupfer (Frankfurt), Konstanze Passin (Göttingen) Sänger: Katharina<br />

Schwarz, Fabian Hemmelmann Regisseur: Thierry Bruehl (Berlin) Technik: Benjamin Kropp <strong>Werk</strong>e von: Simon Steen Andersen, Georges Aperghis, Michael Beil, Gérard Grisey, Brigitta<br />

Muntendorf, Manos Tsangaris Künstlerische Leitung / Organisation: Brigitta Muntendorf CITYLEAKS INTERACTING DAY 2013 raum13 Kolacek & Leßle kuratieren den CityLeaks Interacting<br />

Day Anandam Dancetheatre: Glaciology – subway stations Venloer Straße/Gürtel, Leyendecker Straße, Äussere Kanalstraße + Butoh<strong>Werk</strong>statt Köln: running bags – reisende Traglast – Barthonia<br />

Forum / Venloer Straße 245 Kathrin Sohlbach: in other spaces – Hans-Böckler-Platz + Paula Pabel: onLine – Festival Centre / Marienstraße 73 + katze und krieg: How to be a Superherogangster<br />

– Start: Kölner Künstler Theater / Stammstraße 8, Crystal Tits: Birds of a Feather – Südstadt, Rheinauhafen + Marguerite Apostolidis: momocity – Chlodwigplatz Deborah &Tim<br />

Stadie: The Colorful Sound and Movement Travelflirt – Rathenauplatz, <strong>Das</strong>selstraße, Greatlive Store / Luxemburger Straße 41–43 + Künstlerkollektiv.Innen – Neusser Straße ALICE´S<br />

DINNERPARTY PREMIERE 15. MÄRZ 2013 Von: raum13 Kolacek & Leßle, Nach: Lewis Carroll, , Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne / Licht: Marc Leßle, Kostüm: Moni Wallberg, Von und mit:<br />

Lisa-Gwendolin Eichberger, Klangbearbeitung: Andreas Schmid, Ton-Aufnahmen: Faust Studios Musikalische Gäste: Hans Joachim Irmler, Led , Fm Einheit, Dj Hans Nieswandt, Dj<br />

Marcelle, Fangkiebassbeton, Wolfgang Zamastil, Cityleaks-Festival, Vimes, Alice Rose, Turm Der Liebe KONZERT KRIEGSBLICKE URAUFFÜHRUNG 15. MAI 2013 FM Einheit, Saskia von<br />

Klitzing, Tim Isfort, Volker Kamp, Florian Lenz ASASELLO QUARTETT 15. SEPTEMBER 2013 Rostislav Kozhevnikov, Barbara Kuster, Justyna Śliwa, Wolfgang Zamastil NOT ONE THING<br />

THAT YOU WANT IS UPSTREAM AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: 08 NOVEMBER 2013 Sonderausstellung von Gesine Grundmann in Zusammenarbeit mit raum13 JUNG! NA UND!<br />

ZERBOMBT / EUROPA 25. – 27. OKTOBER 2013 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Projektleitung: Verena Bildhauer, Pola Groß, Florian Lenz Projekte:<br />

Zwillingskriege // Von und mit: Maëlle Giovanetti und Sindy Tscherrig – Ian und Cate // Von: Karl Wokalek und Wiebke Bachmann, von und mit: Stefanie Schwimmbeck und Nikos Konstantakis,<br />

Choreographie/ Dramaturgie: Karl Wokalek, Bühne/ Kostüm/ Licht: Wiebke Bachmann - cate (s) krieg(t) // Von und mit: Rebecca-Madita Hundt – Die sieben Todsünden // Von: Saskia<br />

Clemens Projekte: Europe: A place of fantasy and make-believe // Von und mit: Thomas Bartling und Henning Bekermann - Sindy und Roman: Zuhause in Europa // Von und mit: René<br />

Kalauch und Sabrina Tannen, Musik: Bastian Essinger, Jens Kilz- Bonus Ende // Text & Produktion: Clara Sofia Fernández in Kooperation mit Victoria Tarak // Bonus: Aischa-Lina Löbbert // Video:<br />

Eva Pisana // Musik: Sascha Hohn- Wir in Europa // Dramaturgie und Inszenierung: Ann-Kathrin Auditor und Indre Bogdan Fotos: Günter Krämmer IM WESTEN NICHTS NEUES<br />

LESEREIHE TERMINE: 16. MAI, 5. JUNI, 14. AUGUST, 20. SEPTEMBER, 5. OKTOBER 2013 Konzept / Idee / Textfassung: raum13 Kolacek & Leßle, Pola Groß Lesende 1. Lesung:<br />

Nikolaus Benda, Anne Düe, Florian Lenz, Maxwell Richter, Ralf Richter, Wolfgang SchefußLesende 2. Lesung: Stefan Bitterle, Anne Düe, Florian Lenz und Marc LeßleLesende 3. Lesung:<br />

Christine Achternkamp, Mareike Blick, Monika Deth, Sofia Fink, Sabrina Glas, Sindy Goretzki, Anja Heitkamp, Ulrike Holler, Dorothea Koslowski, Murielle Mundt, Tanja Odenthal, Tatjana<br />

Papendorf Lesende 4. Lesung: Wolfgang Schefuß Lesende 5. Lesung: Stefan Bitterle, Felix Hoyer Distel, Wolfgang Schefuß SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2 KRIEGSBLICKE<br />

URAUFFÜHRUNG 14. JUNI 2013 Von: raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne / Licht: Marc Leßle, Textfassung / Dramaturgie: raum13 Kolacek & Leßle und Pola Groß,<br />

Bühnenmusik: FM Einheit, Kostüm: Moni Wallberg, von und mit: Nikolaus Benda, Anne Düe und Florian Lenz, Bühnenbildassistenz: Verena Bildhauer DIE BIBEL (AT) FAST EINE LESUNG 19.<br />

APRIL 2014 Von und mit: Marc Günther IM PULS 30. APRIL 2014 RAUM13 MIT ON@ACHT BRÜCKEN Projekte von: raum13 Kolacek & Leßle | Niklas Seidl & Paul Hübner | e(k)lektrik<br />

Interaktive: Ferdinand Grätz, Tobias Hartmann, Sergej Maingardt | Ensemble gamut inc: Marion Wörle & Maciej Sledziecki | Hayden Chrisholm & Fo(u)r alto WEIL WIR LIEBEN WAS WIR<br />

TUN MODE INSZENIERT 10. MAI 2014 Von: raum13 Kolacek & Leßle und Blauer Montag Hempel & Wallberg Dj`s: Fangkiebassbeton, DJ himself, Hans Nieswandt Fotos: Thomas Schäkel<br />

BAD TRIP FESTIVAL 27. JUNI 2014 Trip #1 Romitelli Extended – Plattform Für Nachwuchskünstler Kuratiert von raum13 Kolacek & Leßle Projekte Von Und mit: Implied - Aischa-Lina<br />

Löbbert & Clara Sofia Fernández & Block Barley, Yasha Wang, Sindy Tscherrig & Fabian Jung, Elektronisches Teil – Florian Lenz & Jonas Siepmann Trip #2 Blood | Tra I Tempi & Claudia<br />

Lichtblau Trip #3 | Hand <strong>Werk</strong> & Rochus Aust Trip #4 Professor Bad Trip | Ensemble Garage & Leda Eine Veranstaltung Der Kgnm In Kooperation mit Raum13 Fotos: Günter Krämmer NEW<br />

LEVEL 13.–15. AUGUST 2014 raum13 mit der gamescom Literatur und Spiele 13. August: New Level – mit Mario Giordano (Autor), Katharina Tillmanns (Cologne Game Lab), Jörg Burbach<br />

(Lübbe Verlag), Jan Müller-Michaelis (Spieleentwickler, Daedalic Entertainment) 14. August 2014 – 19 Uhr mit Christian Schiffer, Robert Glashüttner, Christian Huberts, Jan Boraryn u. a.15.<br />

August 2014: Moderation: Jan Drees MEDUSAS GARTEN AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 13. SEPTEMBER 2014 Skulpturen: Martin Kleppe, Raum/Licht: raum13 Kolacek & Leßle TAG DES<br />

OFFENEN DENKMALS JÄHRLICH SEIT 2014 Prof. Dr. Walter Buschmann, Anja Kolacek und Marc Leßle JUNG! NA UND! METROPOLIS 24.–26. OKTOBER 2014 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Gesamtleitung: raum13 Kolacek & Leßle Projekte von: Yasha Wang, Dany Handschuh, Levin Handschuh, Marion Schindler, Samuel Penderbayne und Katharina S. Müller, Graf<br />

Hartwig zu Frei: Leonie Graf, Benj Hartwig, Nicole Frei und Nuria Höyng | Asuka Riedl Mentoren: Katja Gehrke, Bühnenbild | Jan Glisman, Video | Gesine Grundmann, Bildende Kunst | Anja<br />

Kolacek, Regie / Choreografie SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3–1 DAS WERK URAUFFÜHRUNG 30. APRIL 2015 Von: raum13 Kolacek & Leßle // Inszenierung: Anja Kolacek<br />

und Marc Leßle In Zusammenarbeit mit: Jonas Anders, Verena Bildhauer, Kathrin Blume Wankelmuth, Volker Eulitz, Katja Gehrke, Karl Hilmes, Nicol Hungsberg, Martina Kock, Ellen Müller,<br />

Josefine Patzelt, Inna Poltorychin, Oliver Schell, Andreas Schmid, Ilaa Tietz, Elsa Weiland Dank an: Marita und Michael Cramer


315<br />

2015/16–2018/19<br />

THEATER URAUFFÜHRUNGEN | INTERVENTIONEN | PERFORMANCES | STADT-PARCOURS | INSZENIERTE FÜH-<br />

RUNGEN | AKUSTISCHE RAUMINSTALLATIONEN | THEATRALE WERKSTÄTTEN | PARTIZIPATIVE KONFERENZEN<br />

BETEILIGTE<br />

DAS LAND UTOPIA ROADMOVIE START 4. MAI 2015 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle von und mit Verena Bildhauer und Bürger*innen DAS LAND UTOPIA<br />

AUFTAKT URAUFFÜHRUNG 12. & 13. DEZEMBER 2015 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle DAS FORUM INTOLLERANZA AUFTAKT: 19. & 20. DEZEMBER<br />

2015 Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle in Zusammenarbeit mit Jan Breitenstein DAS LAND UTOPIA ZWISCHENRÄUME 2016 AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 20. MAI 2016 Von<br />

und mit: raum13 Kolacek&Leßle, Suleika Ulmen & Sabine Bürk DAS LAND UTOPIA TRIFFT DAS FORUM INTOLLERANZA UA 17. JUNI 2016 Konzept | Idee | künstlerische Leitung:<br />

raum13 Kolacek & Leßle DAS LAND UTOPIA JUBILÄUMSAUSGABE AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 17. SEPTEMBER 2016 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle<br />

in Zusammenarbeit mit: Katja Gehrke Ausstellung Dokumentation der Kunstproduktionen und Jubuläumszeitung – Fotos Dokumentation: Heike Fischer, Günter Krämmer, Klaus Lefevre, Marc<br />

Leßle, Wolfgang Weimar RAUM13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE FÜHRUNGEN SEIT 18. SEPTEMBER 2016 Anja Kolacek, Marc Leßle, Walter Buschmann, Christof<br />

Breidenich DAS LAND UTOPIA 16 URAUFFÜHRUNG 10. DEZEMBER 2016 Von und mit: Max Bunder, Katja Gehrke, Karl Hilmes, Martina Kock, Anja Kolacek, Marc Leßle, Andreas Pocke,<br />

Sandra Queller DAS LAND UTOPIA QUERKÖPFE ÖFFNEN ZWISCHENRÄUME 16. MÄRZ 2017 Von und mit: Hans Joachim Irmler, Nightingales, raum13 Kolacek & Leßle DIE BILDER<br />

HINTER DEN BILDERN URAUFFÜHRUNG 24. JUNI 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle mit Katja Gehrke, Brigitte Breidenich, Martina Kock, Karl Hilmes,<br />

Jochen Kuhs, Alex El Salib ICH BIN IHR 2017 INTERNATIONALE WERKSTATT 17. JULI–20. AUGUST 2017 Konzept und Künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Impulsgeber und<br />

Spezialisten im August und September: Aude Bertrand, Anne-Katrin Bicher, Georg Blokus, Brigitte Breidenich, Christof Breidenich, Jan Breitenstein, Walter Buschmann, Reigina Erl, Pia Gaul,<br />

Winfried Gellner, Ruth Gilberger, Maria Gorius, Teresa Grünhage, Julia Hahn, Ingrid Hack, Karl Hilmes, Nicol Hungsberg, Johannes Just, Martina Kock, Jennifer-Aaliyah Koch, Andrew Kikulwe ,<br />

Anja Kolacek, Thea Kuhs, Jochen Kuhs, Marc Leßle, Max Maehl, Christoph Meier, Maria Ntale, Anja Plemper, Benjamin Schad, Rolf Scheyer, Ruth Sembiro, Mike Sembiro, Jessy Sserwadda,<br />

Maria Wagner, Jutta Pöstges ICH BIN IHR SPEZIAL 2. SEPTEMBER 2017 Mike Ssembiro, Ruth Sembiro, Andrew Kikulwe, Marie Ntale, Jessy Sserwadda ICH BIN IHR STILLE THEATRALE<br />

FÜHRUNG URAUFFÜHRUNG 28. OKTOBER 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle DAS LAND UTOPIA TIME TRAVELLERS URAUFFÜHRUNG 2.<br />

DEZEMBER 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle LAB 1869 ZUKUNFTSWERK STADT #1 5. MAI–3. JUNI 2018 Konzept: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Spezialist*innen: Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast // Judith Behmer - Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Silvia Beuchert – Initiatorin<br />

Mülheimer Nacht // Aude Bertrand – Kulturmanagerin // Claudia Bleier & Gerd Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen // Prof. Dr. Christof Breidenich<br />

– Macromedia, HdK Berlin // Georg Dietzer – KünstlerKurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte // Britta Eschmann – Die essbare <strong>Stadt</strong> // Barbara Förster – Kulturamtsleitung // Prof.<br />

Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin u. Innenarchitektin // Dr. Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner<br />

Ehrentheaterpreis // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor, Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur NRW<br />

// Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin Berufskolleg Opladen // Ralf Leppin – Vorstand der Mietergenossenschaft<br />

Kalscheurer Weg eG // Thomas Luczak – Luczak Architekten // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik Schulze Neuhoff – Projektleitung<br />

Museumsnacht // Peter Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc<br />

Müller –Labor am Ebertplatz // Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Norbert Rüther – Psychiater Mitglied des Landtages NRW a.D., Mitglied des Rates der <strong>Stadt</strong> Köln a.D. // Eva Rusch – icon,<br />

Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr. Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv // Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen //<br />

Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Friedhelm Terfrüchte – Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv Fotoausstellung:<br />

Alexander Calvelli, Martina Goyert, Max Grönert, Thea Kuhs, Christoph Kraneburg, Arton Krasniqi, Günter Krämmer, raum13 Kolacek& Leßle, Sebastian Linnerz DAS LAND UTOPIA<br />

FORMENCOLONIA 16. JUNI 2018 Ein Projekt von und mit: Ulrike Anna Bleier, Hans Joachim Irmler, Mia Frimmer, Anja Kolacek, Marc Leßle, Martin Mandler, Marie T. Martin, Mathis Mayr,<br />

Carl Friedrich Oesterhelt, Salewski ICH BIN IHR INTERNATIONALE WERKSTATT UND WERKSCHAU 2018 16. JULI–20 AUGUST 2018 Künstlerische Leitung & Umsetzung: raum13<br />

Kolacek&Leßle in Kooperation mit: Prof. Dr. Christof Breidenich - Hochschule Macromedia Köln u. Universität der Künste Berlin, Mediendesign und Designmanagement, Prof. Dr. Walter<br />

Buschmann - Rheinische Industriekultur e.V., Kunsthistoriker, Katja Gehrke - Bühnenbild Innenarchitektur Mainz, Mike Ssembiro – Ministerium Uganda / Leiter African Peace Murals – Uganda,<br />

Ruth Ssembiro Namakula – Kasangula Talent School – Uganda, Andrew Kikulwe – Kasangula Talent School – Uganda, Mary Ntale – Leiterin Projekt Youth Creativity@Hand – Uganda, Nguyn<br />

Ho Dũng – Rolomostudio – Vietnam, Nguyen Lan, Charles Francois, Carl Friedrich Oesterhelt, Hans Joachim Irmler, Mia Frimmer, Mathis Mayr, Salewski ZEITSPIRALFEDERN FESTIVAL #1<br />

DIE URAUFFÜHRUNG URAUFFÜHRUNG 22. SEPTEMBER 2018 Die Initiatoren und Inszenatoren: Anja Kolacek, Marc Leßle Die Autoren: Mia Frimmer, Anja Kolacek, Marc Leßle, Carl<br />

Friedrich Österhelt Die Musiker & Komponisten: Hans Joachim Irmler, Matthis Mayr, Karl Friedrich Österhelt, Salewski Die Modellbauer: Martina Kock Die Konstrukteure: Jochen<br />

Kuhs Die Techniker: Karl Hilmes Die Architekten: Prof. Dr. Walter Buschmann, Bodo Marchiniak Die Innenarchitekten: Katja Gehrke Die Designer: Prof. Dr. Christof Breidenich Die Handwerker:<br />

Manfred Adams Die Übersetzer: Thea Kuhs, Benjamin Schad Die Götterboten: Thomas Gerstenberg, Martina Kock, Sabine Hermes, Christiane Müller, Toni Kelter, Uschi Leßle Die Ideengeber<br />

& Berater: Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast // Judith Behmer - Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Claudia Bleier & Gerd<br />

Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen // Prof. Dr. Christof Breidenich – Macromedia, HdK Berlin // Georg Dietzer –KünstlerKurator, Netzwerker und<br />

Berater für Kulturprojekte // Barbara Förster – Kulturamtsleitung // Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin u. Innenarchitektin // Dr.<br />

Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner Ehrentheaterpreis // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor,<br />

Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur NRW // Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin<br />

Berufskolleg Opladen // Ralf Leppin – Vorstand der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik<br />

Schulze-Neuhoff – Projektleitung Museumsnacht // Peter Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller<br />

Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc Müller –Labor am Ebertplatz // Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Eva Rusch – icon, Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr.<br />

Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv // Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen // Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Friedhelm<br />

Terfrüchte – Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv LAB 1869 ZUKUNFTSWERK STADT #2 04.–25. MAI 2019 Idee/Konzept/<br />

künstlerische Leitung: raum13 Anja Kolacek und Marc Leßle Expertinnen /Spezialistinnen/Künstlerinnen: Dr. Heike Baare – Ungers Archiv // Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast<br />

// Judith Behmer – Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Claudia Bleier & Gerd Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen<br />

// Prof. Dr. Christof Breidenich – Macromedia, HdK Berlin // Drums Off Chaos // Georg Dietzler – KünstlerKurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte // Barbara Förster – Kulturamtsleitung<br />

// Mica Frangenberg – wildkräuterei // Helmut Frangenberg – Journalist // Hans Joachim Irmler // Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin<br />

u. Innenarchitektin // Dr. Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner Ehrentheaterpreis // Rut Maria Gollan – wagnis München // Matthew Griffin &<br />

Britta Jürgens – Frizz 23 Berlin // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor, Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur<br />

NRW // Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin Berufskolleg Opladen a.d. // Ralf Leppin – Vorstand<br />

der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik Schulze Neuhoff – Projektleitung Museumsnacht // Peter<br />

Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc Müller –Labor am Ebertplatz<br />

// Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Eva Rusch – icon, Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr. Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv //<br />

Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen // Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Prof. Dr. Schneidewind Wuppertal Institut //Friedhelm Terfrüchte – Planungsbüro<br />

DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv


DAS KUNST- UND STADTENTWICKLUNGSPROJEKT RAUM13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE<br />

IN ZAHLEN:<br />

Eigenmittel 25 %<br />

Gegründet 2011 mit Eigenmitteln Kolacek & Leßle ca. 150 000 €<br />

Eintrittsgelder seit 2011 ca. 60 000 €<br />

Einnahmen Dienstleistungen ca. 25 000 €<br />

Einnahmen Vermietungen ca. 200 000 €<br />

Öffentliche Förderung 41 %<br />

Institutionelle und Projektförderung der <strong>Stadt</strong> Köln seit 2011 ca. 535 000 €<br />

Förderung Ensemblegründung des LVR 2011 35 000 €<br />

Investitionsförderung 2012 des LVR für technische Anschaffungen 40 000 €<br />

Projektgelder des Landes NRW seit 2011 ca. 80 000 €<br />

Dauerleihgabe von tech. Equipment, Technikpool der <strong>Stadt</strong> Köln im Wert von ca. 25 000 €<br />

Private Förderung 34 %<br />

Erstförderer RheinenergieStiftungKultur, Gesamtförderung seit 2011 105 000 €<br />

Fond Soziokultur 2019 20 000 €<br />

Geldspenden seit 2011 ca. 60 000 €<br />

Sachspenden seit 2011 ca. 120 000 €<br />

ca. 19 000 unentgeltliche Arbeitsstunden á 15 € bürgerliches Engagement ca. 285 000 €<br />

Gesamtumsatz ca. 1 740 000 €<br />

Revitalisierte Fläche seit 2011<br />

Partizipierende Bürgerschaft/Besucher*innen seit 2011<br />

ca. 10 000 qm<br />

ca. 53 000 Pers.<br />

GEFÖRDERT DURCH:<br />

Kulturamt der <strong>Stadt</strong> Köln<br />

Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

RheinEnergie Stiftung Kultur<br />

Landschaftsverband Rheinland<br />

Fonds Soziokultur<br />

<strong>Stadt</strong>BauKultur NRW<br />

AUSWAHL AUSZEICHNUNGEN:<br />

2011 Herausragende Leistung zur aktuellen Entwicklung des Tanzes – Deutsche Bühne<br />

2013 Auszeichnung Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater<br />

2013 Nominierung Kölner Theaterpreis<br />

2014 <strong>Das</strong> renommierte Goethe-Institut hebt raum13 auf die Liste der zehn wichtigsten Projekte in der BRD, die sich erfolgreich<br />

mit der kulturellen Nutzung von historischen Industrieanlagen beschäftigen. Auf dieser Liste sind noch u. a. so bekannte<br />

Institutionen wie das Muffatwerk München, das Radialsystem V Berlin, die Kulturbrauerei Berlin und die Zeche Carl Essen.<br />

2015 Nominierung Kurt-Hackenberg-Preis<br />

2018 Nominierung Kurt-Hackenberg-Preis<br />

2018 Nominierung Kölner Kulturrat als zukunftsweisende junge Initiative


317<br />

DANKSAGUNGEN:<br />

Wir bedanken uns herzlich für die O-Töne von:<br />

Judith Behmer<br />

Kulturpsychologin/Labor am Ebertplatz<br />

Prof. Paul Böhm<br />

TH Köln Fakultät für Architektur<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich<br />

Studio Breidenich/Hochschule Macromedia<br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann<br />

RWTH Aachen Denkmalpflege<br />

Gerd Conrads<br />

Vorstand Kölner Kulturpaten e.V.<br />

Hans-Gerd Ervens<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD<br />

Prof. Dr. Dr. hc. Hans Joachim Gehrke<br />

Althistoriker der Universität Freiburg<br />

Adolf Hellmich<br />

Zeitzeuge KriegsBlicke<br />

Thea Kuhs Schulleiterin Berufskolleg Opladen a. D.<br />

Peter Menke<br />

Vorstand Stiftung Grüne <strong>Stadt</strong><br />

Hubert Mühlenbach<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD<br />

Christiane Müller<br />

Politikwissenschaftlerin<br />

Jutta Pöstges<br />

Kubist e.V., X-SÜD<br />

Linda Rennings<br />

Gründerin HIK Heimatlos in Köln<br />

Eva Rusch<br />

icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft<br />

Christian Schaller<br />

Dipl.-Ing. Architekt<br />

Martin Schmidt<br />

Architekt, Landschaftsverband Westfalen-Lippe Baukultur<br />

Martin Schmittseifer<br />

Vorstand Jack in the Box<br />

Prof. Dr. Uwe Schneidewind<br />

Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Institut<br />

Henrick Schulze Neuhoff<br />

Projektleitung Museumsnacht<br />

Sebastian Sonntag<br />

Radiomoderator WDR5<br />

Sebastian Tautkus<br />

Hauptschullehrer<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt<br />

Dietmar Voss<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD, Dipl.-Ing. Maschinenbau<br />

Weiteren herzlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung bei der Konzeption, Gestaltung und Produktion dieses Katalogs<br />

durch:<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich, Dirk Behrendt, Katja Gehrke, Dr. Winfried Gellner, Mark Naujokat, Eva Rusch, Anne Winterling<br />

Vielen lieben Dank an unsere engagierten und zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützer*innen, allen voran Ursula Leßle<br />

(Mutsch), Ingrid Hack, Thea und Jochen Kuhs für die langjährige Treue zum Projekt.<br />

Unserem Vermieter ein ganz kräftiges Dankeschön für sein Vertrauen und liebevolles Auge auf unsere Unternehmung.<br />

Für die ideelle und strategische Unterstützung bedanken wir uns bei der Stiftung Trias, Marciniak Architekten,<br />

startklar a und b GmbH und Dr. Winfried Gellner.<br />

Dank an Jonas Anders für das entgegenbrachte Vertrauen und die tolle langjährige Unterstützung im technischen Bereich.<br />

Last, not least geht unser Dank an: die Kulturamtsleitung und die kulturpolitischen Sprecher*innen der einzelen Fraktionen,<br />

die vielen Referent*innen und Verwaltungsangestellte, die Politiker*innen, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen, die ein<br />

solch unvergleichliches Projekt nicht in den Unmöglichkeitstopf stecken, sondern die Unmögliches möglich machen.<br />

RAUM13 KUNST- UND WISSENSCHAFTSBEIRAT:<br />

Judith Behmer Kulturpsychologin, Mitglied der Geschäftsleitung Rheingold Institut | Prof. Paul Böhm TH Köln Fakultät für<br />

Architektur | Prof. Dr. Christof Breidenich Studio Breidenich, Hochschule Macromedia | Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann RWTH<br />

Aachen Denkmalpflege | Prof. Dr. Dr. hc. Hans Joachim Gehrke Althistoriker der Universität Freiburg und ehemaliger Präsident<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts | Dr. Winfried Gellner ehemaliger Referent im Kulturamt der <strong>Stadt</strong> Köln, Kölner<br />

Ehrentheaterpreisträger 2017 | Anke von Heyl Kunsthistorikerin, Museumspädagogin und Autorin | Prof. Dr. Uwe Schneidewind<br />

Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie | Dr. Ulrich Soénius<br />

Historiker, Archivar und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer Köln


FOTOS:<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT:<br />

Seite 006–169 raum13 Kolacek&Leßle | Ausnahmen: Seite 15, 17, 65 – Rheinisch-Westfälisches-Wirtschaftsarchiv, Seite 55,<br />

59, 61, 73 – Thea Kuhs, Seite 85,127, 147 – Günter Krämmer<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT:<br />

Tretet ein, denn auch hier sind Götter Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle und Inna Poltorychin Dokumentation: Wolfgang<br />

Weimer | Alleswastanzt Gipfel #3 Dokumentation: Günter Krämmer | Hier und jetzt Dokumentation: Marc Leßle | Eichmann<br />

Dokumentation: Marc Leßle | Substanzen Dokumentation: Günter Krämmer | Mit weißem Wasser bedeckt Dokumentation:<br />

Marc Leßle | Jung! Na und! Von der Unendlichkeit der Endlichkeit Dokumentation: Marc Leßle | Working Class Zero Dokumentation:<br />

Marc Leßle | Träume Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle | FM Einheit + Irmler Dokumentation: Marc Leßle | Schönheit<br />

der Vergänglichkeit #3 Wohlstand für Alle Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle Dokumentation: Günter Krämmer | Alice´s<br />

Dinnerparty Dokumentation: Günter Krämmer, Thomas Schäkel | Konzert Kriegsblicke Dokumentation: Marc Leßle | Schönheit<br />

der Vergänglichkeit #2 KriegsBlicke Dokumentation: Günter Krämmer, Thomas Schäkel | Bad Trip Dokumentation: Günter<br />

Krämmer, Marc Leßle | Medusas Garten Dokumentation: Marc Leßle | Jung! Na und! Metropolis Dokumentation: Günter<br />

Krämmer | Schönheit der Vergänglichkeit #3 – 1 <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle Dokumentation: Heike Fischer,<br />

Günter Krämmer | <strong>Das</strong> Land Utopia Roadmovie Dokumentation: Verena Bildhauer | <strong>Das</strong> Land Utopia Jubiläumsausgabe<br />

Dokumentation: Marc Leßle | <strong>Das</strong> Land Utopia Querköpfe öffnen Zwischenräume Dokumentation: Marc Leßle | Die Bilder<br />

hinter den Bildern Dokumentation: Katja Gehrke Marc Leßle | Ich bin Ihr 2017 <strong>Werk</strong>statt Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle<br />

Dokumentation: Mike Sembiro, Marc Leßle | LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> #1 Dokumentation: Thea Kuhs | <strong>Das</strong> Land Utopia<br />

Formencolonia Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | Ich bin Ihr 2018 Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | Zeitspiralfedern<br />

Festival #1 Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> #2 Dokumentation: Thea Kuhs,<br />

Armin August Alexander<br />

VIER THEMEN:<br />

raum13 Kolacek&Leßle<br />

ILLUSTRATIONEN:<br />

Dipl.-Des. Alexander Franke, Architek M. A. Architektur Oliver Plamper


319


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK E WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

321<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

<strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste ist ein<br />

Gesamtkunstwerk an der<br />

Schnittstelle von <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

und <strong>Stadt</strong>entwicklung und will als<br />

Skizze für das im Prozess befindliche<br />

Quartier verstanden werden.<br />

Diese Skizze weitergedacht ....<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

323<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

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SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


IMPRESSUM:<br />

Erstauflage September 2019<br />

Selbstverlag:<br />

raum13 gGmbH, Haselbergstraße 15, 50931 Köln<br />

Anja Kolacek, Marc Leßle<br />

Redaktion, Konzeption, Satz und Gestaltung:<br />

Anja Kolacek, Marc Leßle<br />

Gedruckt von:<br />

druckpartner<br />

Druck- und Medienhaus GmbH<br />

Am Luftschacht 12<br />

45307 Essen<br />

Auf: 120gr X-PER FEDRIGONI S.p:A<br />

Gesetzt in: Avenir<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste


327


Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste

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