04.10.2019 Aufrufe

Zukunfts Werk Stadt_Das Buch

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

Theater lebt vom Experiment, Undenkbares zu denken, Nichtmachbares zu machen und Unsichtbares sichtbar zu machen.<br />

STADT<br />

WERK<br />

ZUKUNFTS<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste


Deutzer Zentralwerk<br />

der Schönen Künste<br />

Auf dem Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, wo der Verbrennungsmotor<br />

die Dampfmaschine ablöste und dieser Motor bis in die heutige Zeit<br />

den Antrieb für Mobilität maßgeblich bestimmt, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

Auf der letzten in öffentlicher Hand befindlichen Fläche in Köln Mülheim-Süd soll<br />

auf einer fünf Hektar großen Fläche das Otto-&-Langen-Quartier entstehen.<br />

Im Herzen von Köln steht ein aus ideeller und auch baulicher Sicht potenzielles<br />

Weltkulturerbe, ein Zeuge der letzten mehr als 150 Jahre Moderne. An diesem<br />

Ort der Innovation ist in den letzten acht Jahren mit dem Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste ein Freiraum des Denkens und ein gesellschaftlicher Spielraum<br />

entstanden, der uns aus der Kraft der Kunst und Erinnerung für die zukünftigen<br />

Gegenwarten inspiriert und der als Skizze für das im Prozess befindliche Quartier<br />

verstanden werden will. Die bereits jetzt sicht- und spürbare Zukunft des gesamten<br />

Otto-&-Langen-Quartiers wird durch akute bauliche, politische und gesellschaftliche<br />

Ereignisse, Sichtweisen und Expertisen beeinflusst und findet in der Echtzeit-Performance<br />

ihren Ausdruck.<br />

Durch künstlerische Recherchearbeiten am historischen Bezugsort Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

(KHD) werden Spuren und Schichten gestriger Epochen allmählich<br />

freigelegt und in Gegenwarts- und <strong>Zukunfts</strong>szenarien verwoben. Aus dieser<br />

Kraft schöpfend, werden Möglichkeitsräume und konkrete Utopien erprobt. So ist<br />

es folgerichtig, dass raum13 derzeit aktiv an der Neuentwicklung des entstehenden<br />

Otto-&-Langen-Quartiers beteiligt ist, dessen Epizentrum der ehemalige KHD-Weltkonzern<br />

als Wiege des Ottomotors ist. <strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der Schönen<br />

Künste ist keine reine Ortsbezeichnung für Räumlichkeiten im Rechtsrheinischen,<br />

sondern vor allen Dingen ein Ort, an dem Räume erst ausgehandelt und im sozialpolitischen<br />

Sinne produziert werden.<br />

raum13 hat sich zum Ziel gesetzt, eine Auseinandersetzung mit den überlieferten<br />

Ortsgeschichten sowie denkmalgeschützten und -würdigen Räumen zu<br />

suchen, um zu der Erschaffung eines lebenswerten <strong>Stadt</strong>viertels beizutragen, in<br />

dem Kunst den Ausgangspunkt und der Mensch den Maßstab bilden. raum13 ist<br />

dabei Motor für zukunftsweisende Entwicklungen und initiiert Diskussionen zwischen<br />

Kunst, Wirtschaft, <strong>Stadt</strong>entwicklung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.<br />

Ein konkretes Anliegen ist die Schaffung einer Bewusstwerdung für die Notwendigkeit<br />

eines Umdenkens in Sachen <strong>Stadt</strong>planung im öffentlichen Diskurs.<br />

<strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ist ein Gesamtkunstwerk<br />

an der Schnittstelle von <strong>Stadt</strong>geschichte und <strong>Stadt</strong>entwicklung und will<br />

als Skizze für das im Prozess befindliche Quartier verstanden werden.


001<br />

»gestern – heute – morgen«


ZUKUNFTS WERK STADT – RAUM 13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE<br />

Als Akteur im Schnittfeld zwischen Kunst und <strong>Stadt</strong>gesellschaft arbeitet raum13 an der Produktion von Zwischen-Räumen als Begegnungsräume<br />

gestalten. Auf <strong>Stadt</strong> bezogen, bieten Zwischen-Räume Antworten auf die Frage, wie wir gemeinsam leben wollen. Auf dem fünf Hektar großen<br />

Mobilität die Welt eroberte, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT<br />

PROLOG 006 FOYER 021 HOF 039 SCHMIEDE 055 WERKSHALLE 061 SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE 075 WASCHKAUE 085 INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER<br />

DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VER<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


, die nicht nur Schichten der Vergangenheit zum Vorschein bringen, sondern auch eine ebenfalls vielschichtige <strong>Stadt</strong>-Utopie skizzenhaft<br />

Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, dem Otto-&-Langen-Quartier zwischen Deutz und Mülheim, von der aus die motorenbetriebene<br />

003<br />

WERKSTRASSE 101 WEISSES STUDIO 125 VORSTANDSETAGE 139 BETRIEBSRAT 155 KONTEXT 163<br />

GÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1<br />

WASCHKAUE<br />

INNERE WERKSTRASSE<br />

SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE<br />

WERKSHALLE<br />

WEISSES STUDIO<br />

SCHMIEDE<br />

HOF<br />

FOYER<br />

VORSTANDSETAGE<br />

BETRIEBSRAT


005


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Prolog<br />

In unserer Hypermoderne werden Fragestellungen wieder aufgegriffen, die<br />

seit der Geburt der Moderne eine entscheidende Rolle spielten: Beschleunigung<br />

und Mobilität, Industrialisierung von der Proto-Industrie über die Industrie 1.0 und<br />

Kolonialisierung bis zur heutigen Industrie 4.0 und Globalisierung, entstehende<br />

bzw. verfallende Produktions- und Arbeitsformen und damit einhergehende soziale<br />

Institutionen, neue Wohn- und Arbeitsorte, <strong>Stadt</strong> als Zufluchtsort, Hoffnungs- und<br />

Möglichkeitsraum. Heute wie vor mehr als 150 Jahren erfordern diese Fragestellungen<br />

einen neuen Blick und den Mut, Situationen, Experimente und andere Räume<br />

bzw. Landschaften zu erschaffen.<br />

Köln als eine der ältesten und größten Kulturstädte in Deutschland, im<br />

Zentrum Mitteleuropas und in direktem kulturellen und wirtschaftlichen Wettbewerb<br />

mit anderen großen Städten im Rhein-Ruhr Gebiet, in den Benelux-Staaten und<br />

anderswo hat die einzigartige Chance, auf dem Gelände der ersten Gasmotorenfabrik<br />

der Welt ein Reallabor 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> zu entwickeln, das sich aus der<br />

innovativen Erinnerung speist, und mit dem auf uns übertragenen Mut der damaligen<br />

Gründer überregional in Erscheinung tritt und zur kulturellen <strong>Das</strong>einsvorsorge<br />

erheblich beiträgt. Gleichberechtigte Akteure aus Kunst, Design, Architektur, Raumplanung,<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte, Geisteswissenschaften und Zivilgesellschaft sollen eine<br />

entscheidende Frage aus verschiedenen Blickwinkeln offen betrachten: nämlich die<br />

Frage, wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen.<br />

Auf das Bauprojekt Quartier bezogen, soll hierbei bewusst auf gängige<br />

Methoden, Gewohnheiten oder Denk-Einheiten aus dem Bereich <strong>Stadt</strong>planung und<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung verzichtet werden. Auf einer Linie mit dem Fluchtpunkt <strong>Stadt</strong> befindet<br />

sich der Baustein Quartier. Statt Isotopen oder monokultureller (Nicht-)Orte,<br />

die für eindimensionale Persönlichkeiten einprägsam sind, sollen polydimensionale<br />

Räume entstehen, die sowohl ein vielfältiges Zusammenleben als auch verschiedenartige<br />

Antworten auf derzeit brisante stadtgesellschaftliche Fragen ermöglichen.<br />

Die gegenwärtig wichtigsten Aufgaben: Wohnen, Arbeit, Umwelt, Mobilität,<br />

Inklusion, Diversität, Beteiligung und Demokratie.<br />

Allen diesen Aufgaben liegen unsere gemeinsamen Werte zugrunde,<br />

unsere gemeinsame Kultur, auf der alle unsere gesellschaftlichen Verabredungen<br />

basieren, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung, über Generationen erkämpft<br />

und ausgehandelt. So ist es nur folgerichtig, wenn wir diesen universellen<br />

Geist in unsere gesellschaftspolitischen Überlegungen mit einbeziehen.<br />

Wie sähe eine <strong>Stadt</strong> aus, die sich aus der Kraft der Kunst stetig neu<br />

entwickelt und in der das menschliche Miteinander Mittelpunkt und Maßstab<br />

bildet?


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

007<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


009


011


GFD Gasmotoren-Fabrik Deutz


013<br />

Auszug aus dem Gutachten<br />

zum Objekt<br />

Prof. Dr. Walter Buschmann<br />

Geschichte<br />

Die überragende Bedeutung der 1864 von Nikolaus<br />

August Otto und Eugen Langen gegründeten Motorenfabrik<br />

für die Industriegeschichte und mehr noch für die allgemeine<br />

Entwicklung der Menschheitsgeschichte in den letzten<br />

hundert Jahren ist vielfach gewürdigt worden und gipfelt in<br />

Aussagen wie „... von Deutz ist die Motorisierung der Welt<br />

ausgegangen“ oder „Deutz ist die Wiege der Weltmotorisierung“.<br />

Die lebhafte Entwicklung des Unternehmens seit seiner<br />

Gründung spiegelt sich auch wider in seinen zahlreichen<br />

Namensgebungen, von denen der Name Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

einen Höhepunkt der Unternehmensentwicklung<br />

darstellt und viele <strong>Werk</strong>steile auch außerhalb von Köln einschließt.<br />

Da es in diesem Gutachten nur um das 1869 entstandene<br />

<strong>Werk</strong> an der Grenze von Deutz und Mülheim gehen soll,<br />

wird, hier der 1872 entstandene <strong>Werk</strong>sname Gasmotoren-<br />

Fabrik Deutz verwendet.<br />

Bedeutung<br />

Deutschland als „verspätete Nation“ mit einer<br />

gegenüber England und anderen Industrienationen späten<br />

industriellen Entwicklung hat vergleichsweise wenig an<br />

Innovationen zur Ersten Industriellen Revolution beigetragen.<br />

In der Periode der Zweiten Industriellen Revolution mit den<br />

Branchen Chemie, Elektrizität und Autobau ragt die Erfindung<br />

von Nikolaus August Otto deutlich aus den nun dichter<br />

werdenden deutschen Beiträgen weit über die Landesgrenzen<br />

hinaus hervor. Der Motor hat die Welt verändert, und<br />

Köln war Ausgangspunkt dieser Veränderung. Ort der ersten<br />

Produktionsstätte für Motoren war zwar 1864 ein industrieller<br />

Altbau in der Kölner Servasgasse. Die einzig für diesen Zweck<br />

erbaute und vermutlich erste Motorenfabrik der Welt aber<br />

entstand 1869 in Deutz.<br />

Der Kaufmann Nikolaus August Otto beschäftigte<br />

sich, angeregt durch eine Veröffentlichung über den Gasmotor<br />

von J. J. Etienne Lenoir, seit 1861 mit Versuchen zur Herstellung<br />

eines verbesserten, vor allem sparsameren Motors.<br />

Durch die Verbindung mit Eugen Langen entstand 1864 unter<br />

dem Namen „N. A. Otto & Cie.“ die erste Motorenfabrik<br />

der Welt in einer von der Familie Nicolini erbauten Ölmühle<br />

an der Servasstraße hinter dem Hauptbahnhof. Nach einer<br />

Präsentation des damals noch atmosphärischen Ottomotors<br />

auf der Pariser Weltausstellung von 1867 und einer deutlichen<br />

Zunahme der Aufträge wurde mit Eintritt eines weiteren Geschäftspartners<br />

Ludwig August Roosen-Runge die Grundlage<br />

für den Bau einer neuen Fabrik geschaffen. Für 14 000 Taler<br />

wurde 1869 ein 3 ½ Morgen großes Grundstück links von<br />

der alten Straße von Deutz nach Mülheim erstanden. Weit<br />

außerhalb des Festungsbereiches, umgeben von einem Kranz<br />

blühender Gärten und schmucker Landhäuser entstand die<br />

neue Fabrik.


Fassade 1944


015


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Die Ruine<br />

Gedanken nach der Erstbegehung<br />

2011<br />

Ich habe seit Jahren keinen Kalender geführt, ich glaube es ist Sommer<br />

oder Herbst.<br />

Stille ... Die Stille. Die Stille ist wie eine gegossene Form eines Flusses.<br />

Grau, dunkel zieht ein Geruch von feinem Staub vorbei und bedeckt den Boden mit<br />

einer hauchdünnen Schicht. Eine Decke, die alles Leben unter sich erstickt. In alle<br />

Richtungen erstrecken sich leere Mauern. Von den geschwärzten Wänden und Decken<br />

hängen abgerissene Kabel wie schlaffe, alte, ausgedörrte Adern und wimmern<br />

dünn im Wind. Umrisse einer <strong>Stadt</strong>. Kein Ton, keine Regung von Leben. Weiter weg<br />

Reklametafeln, die für Mode werben.<br />

An einer Wand ein <strong>Werk</strong>zeugschrank aus Blech. Gute Schraubendrehereinsätze.<br />

Ein Metallfass voller Abfall. Offene Türen zu Transformatoren, eine Energieschaltzentrale<br />

ausgeweidet. Dichtungen von Motoren fein säuberlich sortiert und<br />

beschriftet in Gitterboxen. Waschkauen und Spinde von Hunderten, ja Tausenden,<br />

die hier einstmals. Ein vermoderter Kittel an einem Bügel und Schuhe, gut schwarze<br />

Schuhe.<br />

Öde, stumm, gottverlassen. Ehemalige an den Wänden, in den Hallen,<br />

in den Räumen hauchen längst Vergessenes. Wie ein Lüftchen schleicht es sich ins<br />

Gemüt, schleicht es sich in alle Knochen, in jeden Winkel des Seins. Überall Ruß<br />

und schwarzer Staub. Ein Schreibtisch aus Holz, eine Registrierkasse. Ein paar alte<br />

Bücher und Ordner, aufgequollen und nass wegen des undichten Dachs. Ein Telefon<br />

mit einer Telefonnummer. Niemand erreichbar. Herausgerissene Schubladen,<br />

Papier und Pappschachteln. Alles Brauchbare bereits vor Jahren geplündert. Auf<br />

dem Boden liegen wie alte Dokumente abgelöste Tapeten. Kalt. Alles zu feucht, um<br />

ein Feuerchen zu machen. Alles riecht nach Feuchtigkeit und Moder. Überreste von<br />

verfaultem Haar. Zerschlagene Scheiben, die wie ein See aus Glas von einer vergangenen<br />

Zeit zeugen. Ein bloßes Skelett, ein Gerippe.<br />

Immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zu viel. Nur in der Nacht<br />

manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer<br />

wieder das Stück zurück, das wir so mühsam gewonnen haben? Es kann sein.<br />

Seit 2011 erwecken Anja Kolacek und Marc Leßle mit ihren Inszenierungen<br />

die alte Industriebrache des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz<br />

zu neuem Leben und machen sie so zu einer der aufregendsten<br />

Kulturstätten Kölns. Die Transformation dieses <strong>Stadt</strong>raums über Generationen<br />

hinweg ist beispielhaft für die Umwälzung unserer Gesellschaft und steht im<br />

Fokus der künstlerischen Arbeiten im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste.<br />

Vom Goethe-Institut auf die Liste der zehn nennenswerten kulturell genutzten<br />

historischen Industrieanlagen gehoben, entstehen hier prozessorientiert<br />

Erinnerungslandschaften ebenso wie Bildungs- und Denklandschaften.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

017<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Fabrikansicht 1886


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

019<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


021


023


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Erstbegehung | Eingangsbereich 2010


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

025<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Die Rolle der Kunst<br />

Die Kunst in unserer pluralistischen Wertegemeinschaft muss ihr Verhältnis<br />

zur Gesellschaft in Zeiten von aufstrebendem Autokratismus, von Fehlinformationen<br />

auf allen Kanälen, der Überforderung von Politik und Verwaltung und nicht zuletzt<br />

der bürgerlichen Mitte neu überdenken.<br />

Wir müssen an der Auflösung des „autonomen“ Territoriums der Kunst<br />

arbeiten. Massenproduktion und -konsum sowie die Massenkommunikation machen<br />

die Egozentrik des modernen Künstlerbildes fragwürdig. Die scheinbar wertfreie<br />

Kunst ist zu einer Kulisse der bürgerlichen und gehobenen Gesellschaft heruntergekommen<br />

und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.<br />

<strong>Das</strong> Theater und die Museen müssen wieder zu den Menschen kommen<br />

und nicht wie in der modernen Kleinteiligkeit und Arbeitsteilung Orte im Zentrum<br />

der <strong>Stadt</strong> besetzen. Die <strong>Stadt</strong> als Kunstwerk und das Urbane als die Begegnung<br />

darin zu begreifen, querzudenken, anders zu denken und die Diversität universell zu<br />

sehen, das wird die Kunst des 21. Jahrhunderts sein.<br />

<strong>Das</strong> Theater wird zum gesellschaftlichen Reallabor <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>:<br />

• als Erinnerungslandschaft/-parcours der Kölner Industriegeschichte und<br />

-gegenwart,<br />

• als Bildungslandschaft, um die daraus aufkommenden Diskussionen und<br />

Debatten aufzunehmen und generationen- und schubladenübergreifend zu<br />

bearbeiten,<br />

• als Spiel- und Zwischenraum in allen Assoziationen,<br />

• als Denklandschaft und Freiraum für inspirierte, mutige Unternehmungen<br />

und Initiativen,<br />

• als Lebensraum in einer ganzheitlichen Wohnlandschaft mit Begegnungs- und<br />

Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Definition von Raum<br />

Ausgangspunkt unserer Beschäftigung mit dem Raum ist die These,<br />

dass Raum sich struktureller oder funktionaler Definitionen entzieht. Raum<br />

ist nicht nur Voraussetzung und Gegenstand leiblicher oder ästhetischer Erfahrung,<br />

sondern entsteht durch gesellschaftliches Miteinander und ist somit<br />

zuvorderst soziales und öffentliches Produkt. Der Raum ist kein Gehäuse, sondern<br />

wird vielmehr als Gestaltungs- und Möglichkeitsraum gesehen. Er passt<br />

sich den Menschen und deren Begegnungen und Prozessen jederzeit an und<br />

nicht umgekehrt.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

027<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


Erstbegehung | Eingangsbereich 2010


029<br />

Erweiterung | Eingangsbereich 2016


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

031<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


Ästhetik der Ruine<br />

im Dialog mit Christof Breidenich<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

CB: Es gibt verschieden Kriterien, wie du solche Sachen einteilst. Und<br />

hier ist halt auch ein ganz neues Kriterium, weil man eben einen ästhetischen Raum<br />

nutzt. Man sagt zwar immer „nutzt“ – aber vielmehr steht man ja auch einfach<br />

nur hier drin. Und wenn man dann so ein bisschen an dem Leben teilhaben kann,<br />

dann ist das so, wie eingeladen zu werden. So zu einer kuriosen Großtante oder zu<br />

irgendjemandem, der irgendwie so ein bisschen schrullig ist.<br />

ML: Und was wolltest du mit der schrulligen Tante – im Garten der schrulligen<br />

Tante?<br />

CB: Ja, „im Garten" ist gut gesagt. Wir haben hier ja einen Garten ohne Garten,<br />

also ohne Erde, es gibt nur Ritzen. Die Menschen sind ja überall so drauf, dass sie<br />

ihre Finger überall reinstecken und versuchen müssen rauszufinden, was denn da ist<br />

und was man hier so fühlen kann: <strong>Das</strong> ist ja hier nun mal besonders gelungen. Hier<br />

muss man die Augen zuhalten und dann teilweise in Löcher reingreifen und dann<br />

kommt da irgendwas raus oder auch nichts. Oder irgendwas stinkt oder modert vor<br />

sich hin. <strong>Das</strong> ist ein ganz altes oder auch extremes Erlebnis, ein ästhetisches Erlebnis,<br />

das natürlich super interessant ist, weil man ja nicht weiß, was morgen wieder<br />

kaputt ist, obwohl über den Grad der Kaputtheit hier so gut wie nichts mehr hinausgehen<br />

kann. Es gibt ja so viel Kaputtes, das kann man ja gar nicht mehr toppen. Ich<br />

weiß nicht, was man jetzt noch kaputt machen könnte? Also, Ihr schützt das ja auch<br />

ein bisschen ... haltet das ein bisschen fest – irgendwie.<br />

ML: Wir verlangsamen den Prozess.<br />

CB: Genau, ihr verlangsamt den Prozess, allein schon durch das Betreten<br />

dieses Ortes. Manchmal wird ja auch geputzt! So an Ecken, habe ich das letzte Mal<br />

gesehen, mit einem Eimer – so mit Wasser. Wie heißt das, Anti-Aging-Shampoo?<br />

ML: Du könntest dir jenseits von Anti-Aging auch was anderes vorstellen?<br />

Oder würdest du das tatsächlich so fortführen?<br />

CB: Na ja, ich würde es abbilden. Ich würde es kommunizieren. Ihr macht<br />

das ja, es ist ja auch eine Galerie, eine Bildergalerie, in der Realität in Kunst transfomiert<br />

wird. <strong>Das</strong> resultiert aus den verschiedenen Levels von Realität und Ausstellung.<br />

Jedesmal dasselbe, das, was da ist, und einmal das, was darübergelegt<br />

wird. Da wird ja jährlich was darübergelegt und wieder was darübergelegt, dann<br />

gibt’s Spuren auf dem Boden oder wo auch immer. Und dann gibt’s da auch noch<br />

die nicht intentionalen Layer, die von alleine dazukommen. Spätestens durch diese<br />

Guerilla-Layer hat man keine Übersicht mehr. <strong>Das</strong> widersetzt sich dann auch jeglicher<br />

Dokumentation. In der Zeit, in der man es dokumentiert, ist ja wieder so viel<br />

passiert, dass man das wieder dokumentieren müsste, und das geht irgendwann<br />

nicht mehr. Was ich vorschlage, ist: Man muss es dokumentieren im Sinne dessen,<br />

dass es den anderen bewusst werden muss, dass es so etwas gibt. <strong>Das</strong> hat man<br />

Jahrhunderte mittels Malerei gemacht.


033


035<br />

Jetzt kommen die neuen Medien, die das nicht mehr können,<br />

weil die neuen Medien eben reproduzierbar und auch<br />

duplizierbar sind. Deswegen sind sie so beliebig, wodurch der<br />

Filter immer wichtiger wird. Wie kann ich aus dieser Beliebigkeit<br />

etwas filtern, was Relevanz hat? Somit müsste man halt<br />

die alten Medien wieder bemühen, so etwas zu dokumentieren.<br />

<strong>Das</strong> kann als klassische museale Dokumentation im Sinne<br />

der Ruinenerhaltung oder im Sinne der Ruine als Bewusstseinsschaffung<br />

geschehen: <strong>Das</strong>, was mal war, war größer als<br />

das, was jetzt ist.<br />

Jeder behauptet immer in der Zeit von Umbrüchen<br />

zu leben. Aktuell befinden wir uns im digitalen Umbruch und<br />

damals war man eben im maschinellen oder industriellen<br />

Umbruch. Man hat sich damals im 19. Jahrhundert auf frühere<br />

Zeitalter berufen, weil man die Zeit unmittelbar davor überwinden<br />

wollte – und das war das Barock. Man hatte keinen<br />

Bock mehr auf die ganzen fürchterlichen Adeligen und Aristokraten<br />

und Kings, Queens, Popes. Dafür brauchte man eine<br />

neue Formensprache und damit eine eine neue Ästhetik. Zu<br />

einem wesentlichen Teil äußerte sich diese neue Ästhetik in<br />

der Fähigkeit der Vergegenwärtigung des Vergangenen in<br />

Form von Ruinen. Man hat Ruinen gebaut, man hat Ruinen<br />

gemalt, man hat Ruinen gesucht. Dabei ist ein verfallenes<br />

Gebäude ja noch lange keine Ruine. Eine Ruine wird erst<br />

dann eine Ruine, wenn sie als Zeugnis einer ehemaligen Vollständigkeit<br />

gelesen und gleichsam als notwendiger Vorläufer<br />

eines aktuellen Selbstverständnisses virulent wird. Die Schafe<br />

und deren Hirten, die im Forum Romanum über Hunderte von<br />

Jahren gegrast haben, haben die Ruinen nie interessiert, das<br />

war einfach nur Stein und Schrott. Und als dann die Engländer<br />

und Franzosen kamen, sozusagen als Ruinenexperten, und<br />

diese Ruinen mit Bedeutung belegten, weil sie eben nicht<br />

mehr diesen Barock haben wollten, erst dann kam die kulturelle<br />

Kompetenz der Thematisierung des Ruinösen.<br />

einspeist. Meine Vorstellung wäre ja ein acht Quadratmeter<br />

großes Ölgemälde fürs Rathaus. So etwas hat immer Wirkung<br />

gehabt. Die Adeligen oder die Aufklärer nach dem Barock,<br />

die haben es so gemacht: Die haben ihre Domizile und ihre<br />

Gärten mit Ruinen ausgestattet. Großartige Beispiele findet<br />

man in Kassel und München und in anderen großen Residenzstädten.<br />

Um sich in die Zukunft zu orientieren, muss eine<br />

nachgewiesene Vergangenheit – inklusive ihres kulturellen<br />

Erfolges und ausgelebter Machtpotenziale – als notwendige<br />

Referenz gegenwärtiges Handeln und Denken legitimieren.<br />

Ansonsten bliebe es bei banalen Versuchen. <strong>Das</strong> versuchen<br />

die Börsen, das versuchen die Wirtschaftswissenschaftler, das<br />

versucht die Politik – und alle fallen ständig auf die Schnauze<br />

mit solchen Dingen.<br />

ML: Also du meinst, wir sollten das jetzt einfach in Öl<br />

malen lassen und das Bild dem Rathaus schenken.<br />

CB: Genau! Aber groß! Mit einem sehr großen Rahmen.<br />

Es muss schon in einer Dimension sein, die aufregt. Die<br />

auch teuer ist. Man könnte vielleicht auch Teile dieser Ruine,<br />

das habt ihr auch schon versucht, woanders aufbauen. Als<br />

portables Arkadien, wie es ja unten in der Maschinenhalle zu<br />

sehen ist: so als Ruine to go.<br />

Bedeutung ist immer nur dann da, wenn wir etwas<br />

Bedeutung beimessen. An sich gibt es keine Bedeutung,<br />

keinen ästhetischen Fakt, der eine bedingungslose Wahrheit<br />

bilden könnte. Bedeutung ist immer ein Kontrafakt. Auch hier<br />

tritt die Bedeutung erst dann zutage, wenn die Mehrheit,<br />

und das heißt dann ja die Mehrheit der <strong>Stadt</strong> Köln und ihrer<br />

Akteure wie Politik, Gesellschaft: Spaßgesellschaft, Mediengesellschaft<br />

und Digitalgesellschaft, auch verstehen, was<br />

hier passiert. Und das kann man eben nur, wenn man diese<br />

Ruine in den kulturellen und allgemeinverständlichen Fluss


037


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

039<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


041


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

043<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT POLIS | DIE KUNST DER TEILHABE


045<br />

Kunst und Grün<br />

im Dialog mit Peter Menke<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

PM: Die Kunst macht ja genauso, was sie will, wie<br />

das Grün. Mich interessiert vor allen Dingen das Stichwort<br />

Freiraum. <strong>Das</strong> ist das verbindende Medium. Es gibt Räume,<br />

die sind nicht fertig gewidmet, die kann man entwickeln oder<br />

sie entwickeln sich auch selbst, und dies gilt eben auch für<br />

Naturräume – die natürlich der Pflege bedürfen, die angelegt<br />

und geplant sein wollen. Aber das gilt ja auch für die Kunst.<br />

Insofern bietet Freiraum tatsächlich die Möglichkeit, etwas<br />

Neues zu schaffen oder auch einfach etwas entstehen zu<br />

lassen, und das ist das Verbindende von Kunst und Grün.<br />

Ich gehe einen Schritt zurück und erinnere an Zeiten,<br />

in denen es hieß: „Betreten der Grünfläche verboten“. Traditionell<br />

war es ja so, dass der öffentliche Freiraum in Städten,<br />

der Grünraum, sehr stark reglementiert war. Die Leute durften<br />

sich nur auf vorgegebenen Wegen bewegen, sie durften<br />

auch alles angucken, aber sie durften nicht auf den Rasen,<br />

sie durften bestimmte Flächen nicht betreten. <strong>Das</strong> haben<br />

wir lange überwunden. Heutzutage muss man ja nur mal an<br />

einem schönen Tag in den Park gehen. Die Menschen nutzen<br />

die Räume und machen da, was immer sie wollen – in Grenzen<br />

versteht sich – aber da wird gefeiert, da wird gearbeitet,<br />

da trifft man sich. <strong>Das</strong> Entscheidende ist, dass man in Grünräumen<br />

frei sein kann und sich ohne Konsumzwang aufhalten<br />

kann.<br />

Freiräume, wie wir sie uns vorstellen – Grünflächen<br />

im öffentlichen Raum –, sind für jeden offen. Und das ist besonders<br />

wichtig für die Menschen, die eben nicht die Möglichkeit<br />

haben, im eigenen Garten zu sitzen, manche haben<br />

nicht einmal einen Balkon, wo sie sich draußen aufhalten<br />

können. Und so ähnlich, könnt ich mir vorstellen, kann man<br />

das auf euer Projekt hier übertragen. Wenn diese Hallen für<br />

Kunstentwicklung offen sind, wenn diese Räume auch für<br />

Kunsterfahrung, insbesondere für die Bürgerschaft offen sind,<br />

dann, glaube ich, ist das sehr vergleichbar mit dem, was wir in<br />

Grünflächen tun. Meine feste Überzeugung ist, dass Menschen<br />

Grün erleben wollen, dass auch jeder ein Recht darauf<br />

hat, Grün zu erleben, und auch da glaube ich, gibt es eine<br />

Parallele zur Kunst. Kunst bedient ein menschliches Bedürfnis,<br />

Kunst will erlebt werden und Kunst entwickelt sich nicht festgegossen<br />

in eine bestimmte Form. Es braucht einen Rahmen,<br />

man könnte auch sagen, es braucht Grenzen, es braucht aber<br />

eben vor allem Freiraum im Wortsinn, und da, glaube ich,<br />

können wir voneinander lernen.<br />

ML: In der Kunst waren es die 1960er und -70er<br />

Jahre, auch hier in Köln, in denen sich weltweit ziemlich viel<br />

bewegt hat – Köln als eine der Hauptstädte der Kunst war<br />

mit der Fluxusbewegung weit vorn, wo sehr viele gesagt<br />

haben, sie wollen raus aus diesen institutionellen Räumen,<br />

Bürgerräumen – das, was du ja auch sagst, dass der Park nicht<br />

betreten werden durfte, sondern nur die Wege, man durfte<br />

nur schauen, so ist man früher ins Museum gegangen. Man<br />

hat genauso einfach nur geguckt! Und dann ist man zurück<br />

in den <strong>Stadt</strong>raum und hat dort unglaubliche, seltsame Dinge<br />

gemacht, z. B. Autos in Beton gegossen oder irgendwelche<br />

andere verrückte Sachen.<br />

PM: Man kann sehen, dass es eine Befreiung gibt in<br />

der Gesellschaft, was die Eroberung des öffentlichen Raums<br />

angeht, da sind ganz viele Barrieren und Hürden gefallen,<br />

die es früher gegeben hat, die in der Gesellschaft einfach<br />

festgezurrt waren. Aber das Entscheidende ist, dass ich davon<br />

ausgehe: Es gibt ein natürliches Bedürfnis, Natur zu erleben,<br />

Natur zu erfahren – die Natur ist in dem Moment erst wirklich<br />

erfahrbar, wenn sie frei ist. Und das ist die Stelle die uns<br />

in Städte treibt, warum wir nicht zufällig Stiftung „Die grüne<br />

<strong>Stadt</strong>“ heißen, weil wir sagen, die Menschen müssen in ihrem<br />

direkten Lebensumfeld Natur erleben können und sie müssen<br />

Weite erleben können. Im Unterschied zur gebauten <strong>Stadt</strong>,<br />

die ja durch Dichte geprägt ist, ermöglicht der Freiraum auch<br />

mal, den Blick mehrere Hundert Meter weit schweifen zu<br />

lassen, das ist eine wichtige Erfahrung. Früher hat man Kunst<br />

beziehungsweise Natur und Kultur tatsächlich als Gegensatz<br />

gesehen; Natur war draußen und Natur war wild und gefährlich,<br />

Kultur dagegen war <strong>Stadt</strong>, und Kultur war kultiviert. <strong>Das</strong><br />

kann man heute nicht mehr so pauschal auseinanderhalten,<br />

ganz im Gegenteil: Natur in der <strong>Stadt</strong>, Kultur, auch draußen,<br />

auch das passiert ja, wir sehen außerhalb von Städten Kunstprojekte,<br />

Kunstobjekte, die in die freie Landschaft gefallen<br />

sind und da als Fremdkörper erlebt werden, aber genau das<br />

ist ja die interessante Erfahrung. Und umgekehrt für die <strong>Stadt</strong>.<br />

Wenn ich jetzt auf euer Projekt hier in Mülheim schaue, hier<br />

geht’s natürlich darum, dass man im direkten Lebensumfeld<br />

der dichten <strong>Stadt</strong> auch einen Raum mit einer neuen Freiheit<br />

erlebbar machen kann. Ich habe den Eindruck, dass genau<br />

das hier passiert. Nicht erst jetzt, sondern ja schon seit Jahren.<br />

<strong>Das</strong>s Kunst sich als mögliches Instrument von <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

eignet, finde ich eine sehr interessante Idee, die hier<br />

erlebbar ist.


gestern<br />

im Dialog mit Hans-Gerd Ervens<br />

ehemaliger Mitarbeiter der KHD<br />

O-Ton<br />

2012<br />

HGE: Wenn ich hier jetzt den Hof sehe, hier war früher pulsierendes Leben,<br />

wenn der <strong>Werk</strong>sverkehr hier durchging. Auf der linken Seite durch die Toreinfahrt<br />

hinter der weißen Bühne, das war die Formerei, da war ein Cousin von mir beschäftigt,<br />

und drüben rechts war die Gießerei und rechts neben der Gießerei da war die<br />

Gussputzerei. Auf der freien Fläche hier lagerten die Gussgestelle, damit sich der<br />

Guss entspannte. Und hinter der Gussputzerei kam der Betrieb 5 mit den Montagestraßen,<br />

im Eingangsbereich dahinter die Montage und das Prüffeld und dahinter<br />

wieder der Versand. Hier war pulsierendes Leben.


047<br />

Revitalisierung | Hof 2011<br />

Erstbegehung | Hof 2010


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

049<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT TECHNE | DIE KUNST DER RELUTION


Die größte kulturelle Aufgabe in einer rasant wachsenden <strong>Stadt</strong> wie<br />

Köln ist es, Freiräume zu schaffen; nicht nur physisch, sondern auch im Geis te.<br />

Gerade hier im rechtsrheinischen Köln, an solch einem historisch und energetisch<br />

aufgeladenen Ort der Er findung und Entwicklung, einem Ort des Denkens<br />

und der Arbeit, ist ein kreativer Ort entstanden, der mit rela tiv wenig<br />

Mitteln in den letzten Jah ren außerordentliche, auch überregi onale Reputation<br />

erlangt hat. Diese Skizze, weitergedacht und in einen kommerziellen Kontext<br />

gestellt, ist bundesweit einzigartig.


051


053


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Zwischenraume<br />

raum13 möchte einen Spalt für gesellschaftliche<br />

Zwischen-Räume aufmachen,<br />

welche als Momente und Orte unwahrscheinlicher<br />

und besonderer Begegnungen,<br />

die durch die Mitwirkung verschiedenster<br />

Akteure zum Beispiel aus<br />

Architektur, Kunst, Raumplanung, Wirtschaft<br />

oder auch Zivilgesellschaft erst<br />

möglich werden. Diese Zwischen-Räume<br />

sollen Orte werden, die gemeinschaftliche<br />

Erlebnisse zulassen und wo Unmögliches<br />

möglich gemacht wird.<br />

Freiräume<br />

Denkräume<br />

Erinnerungsräume<br />

Spielräume


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

055<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


057


059<br />

Integration<br />

im Dialog mit Linda Rennings<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

AK: Hallo Linda, du warst jetzt auch von Anfang an<br />

beim Lab 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> und bei ziemlich vielen<br />

Veranstaltungen dabei. Was hast du für ein Resümee oder<br />

Zwischenergebnis? Wie schätzt du ein, was hier passiert ist,<br />

was hier diskutiert wurde?<br />

LR: Ja, zum einen war interessant, welche Leute<br />

Ihr eingeladen habt, die Initiativen, und mit welchen Ideen<br />

die kamen. Und wie diskutiert wurde, welche Möglichkeiten<br />

eigentlich das Ganze hier noch bietet, was man alles dadraus<br />

machen könnte, wie man es weiterentwickeln kann und auch<br />

wie man es für die Menschen zugänglich machen kann. Besonders<br />

wichtig und spannend finde ich, wie man die Vergangenheit<br />

und die heutige Zeit miteinander verknüpfen kann.<br />

Hier sehe ich sehr viel Potenzial in der Weiterentwicklung der<br />

Konzepte, um auch Finanzierungen zu bekommen und so<br />

weiter.<br />

AK: Du bist gebürtige Mülheimerin. Wie hat sich deines<br />

Erachtens in den letzten Jahren diese <strong>Stadt</strong> oder dieses<br />

Rechtsrheinische entwickelt?<br />

LR: Was nicht verkehrt war, dass das, was altbacken<br />

war oder einherging mit altbackenen Denkstrukturen, weggemacht<br />

wurde. Dafür wurde dann Neues inszeniert. Seien<br />

es Bauten, neue Formen oder neue Konzepte. Was ich nicht<br />

schön finde, ist, wenn verschiedene Gruppierungen nur für<br />

sich sind und es kein wirkliches Miteinander mehr gibt. Heute<br />

muss jedes Einkaufszentrum immer mehr Angebote führen,<br />

und alles ist nur schneller. Ich finde, das Entschleunigte würde<br />

den Menschen guttun. Und ich glaube auch, dass viele sich<br />

das eigentlich wünschen und unter dieser Hektik, diesem<br />

Schnellen und dem Leistungsdruck im Grunde leiden. Es ist<br />

schade, dass dieses Miteinander, dieses Menschliche und dieses<br />

Harmonische so in den Hintergrund getreten ist. In dem<br />

Mülheim, in dem ich aufgewachsen bin, war das anders. Man<br />

kannte die Nachbar*innen, mit denen man in einem Haus<br />

wohnte. Heute kannst du in deiner Wohnung liegen und dann<br />

finden sie dich zehn Tage später und keiner wusste, dass du<br />

da überhaupt gewohnt hast. Früher kannte man sich, grüßte<br />

sich, man sprach miteinander und man war mehr im Miteinander.<br />

Und das macht Menschlichkeit aus. Wenn jeder nur für<br />

sich sein Ding macht und die Ellenbogen gebraucht, bringt<br />

uns das nicht wirklich weiter.<br />

AK: Und wie kann man das, wenn man zum Beispiel<br />

ein neues Quartier entwickelt, befördern, dass so was wieder<br />

mehr ins Bewusstsein kommt?<br />

LR: Die Hallen hier haben Geschichte, das Grundstück<br />

hat Geschichte und man füllt es mit Leben. Man bringt<br />

verschiedene Gruppen oder verschiedene Initiativen mit<br />

rein, die alle einen anderen Fokus haben, was es dann auch<br />

interessant macht für die Bürger*innen in Mülheim, dann da<br />

hinzukommen und zu gucken. Es gibt hier so viele verschiedene<br />

Gruppierungen, und wir haben in Mülheim inzwischen ja<br />

einen kleinen Brennpunkt. Zum Beispiel am Wiener Platz, wo<br />

sich Obdachlose, Alkoholiker*innen und Drogenleute sammeln,<br />

weil sie aus der <strong>Stadt</strong> rausgedrängt wurden. <strong>Das</strong> sind<br />

ja auch Menschen und Bürger*innen. Man müsste Angebote<br />

schaffen, die für so eine Szene wäre, ohne dass die sich übergangen<br />

fühlen und vielleicht ihre Aggressivität ausleben. Und<br />

gleichzeitig gäbe es Angebote für den normalen Bürger. Die<br />

Leute müssen sich in den Angeboten wiederfinden können,<br />

sich angesprochen fühlen und sagen: „Oh, da geh ich hin,<br />

das guck ich mir an.“<br />

AK: Hast du dafür ein Beispiel?<br />

LR: Ja, ein Begegnungscafé mit einem Arbeitsprojekt<br />

für Obdachlose, um die wieder zu integrieren. Zum Beispiel<br />

könnte man in das Café eine Nähwerkstatt für obdachlose<br />

Frauen integrieren, die ja auch wieder ein Angebot für den<br />

normalen Bürger wäre mit tollem Bistroangebot, wo es was<br />

Ausgefallenes zu essen gibt. So was könnte ich mir in der<br />

Kombi vorstellen.<br />

AK: Was ist deine Geschichte, deine Motivation, dich<br />

hier auch aktiv miteinzubringen?<br />

LR: Ich habe selber ein Projekt, das HIK Heimatlos<br />

in Köln. Als ehemalige Obdachlose habe ich einen Betroffenenverein<br />

gegründet, eine Selbstinitiative, auf der mein Fokus<br />

liegt. Ich möchte Betroffenen helfen und ihnen die Möglichkeiten<br />

aufzeigen, in die Gesellschaft zurückzukehren. Meine<br />

Motivation oder mein Wunschgedanke wäre, vielleicht hier so<br />

ein kleines Eckchen zu haben für ein kleines Begegnungscafé<br />

oder Platz für Workshops und Weiterbildung. Arbeitsprojekte,<br />

wo Menschen die Möglichkeit haben, langsam selbst wieder<br />

zurückzufinden, sich Stück für Stück wieder eine Tagesstruktur<br />

erarbeiten zu können, wieder Sinn in ihrem Alltag zu finden


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

061<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


063


Vorbereitungen zur Eröffnung | <strong>Werk</strong>shalle 2011


gestern<br />

065


Eine Bühne ist eine Bühne<br />

ist eine Bühne<br />

im Dialog mit Judith Behmer<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ich finde den Ansatz, das Konzept sehr gut vom jetzigen raum13 und die<br />

Ideen, was daraus entstehen könnte. Nämlich aus dem gesamten Ort etwas Umfassenderes<br />

mit vielen Ebenen zu machen und nicht nur einen Ort, wo man Kunst<br />

zeigt oder Theater spielt. Ich würde es lieber kulturell nennen, es ist ein kultureller<br />

Ort, nicht nur ein Kunst-Ort. Weil bei der Bezeichnung Kunst schrecken viele schon<br />

zusammen und sagen: Da kenn ich mich nicht aus, das ist was Schwieriges, da muss<br />

man ganz viele Fremdwörter können oder studiert haben, das hat mit meinem Alltag<br />

nichts zu tun.<br />

Hier ist ein Gesamtkunstwerk, ein kultureller Ort, Kunst, wie sie hier gedacht<br />

wird, kann viel mehr umfassen als das klassische Verständnis von Kunst. Es<br />

gibt hier die Möglichkeit, die Wirklichkeit in vielfacher Wiese mal anders zu sehen.<br />

Z. B. diese Tür hier hat auch eine historische Bedeutung, wer ist hier durchgegangen,<br />

wie hat derjenige sich gefühlt, eine Mehrdeutigkeit zuzulassen und das ist für<br />

mich viel breiter angelegt. Nicht ein Raum, wo Kunst gezeigt wird, sondern ein Ort,<br />

wo viele Dimensionen spürbar werden und immer schon mitschwingen. Für was<br />

könnte es eine Bühne sein?<br />

Ich sehe mich da oft auch ein bisschen als Vermittlerin, weil ich ja selber<br />

keine Künstlerin bin, und die Bühne, das ist wirklich ein interessantes Wort, weil es<br />

die Bühne ist, die die Künstler bespielen. <strong>Das</strong> ist ja explizit eine Bühne, da steht ja<br />

auch Bühne drunter, und es ist quasi eine Verdoppelung, also sprechen wir immer<br />

von einer Verdoppelung der Wirklichkeit.<br />

Die Kunst sagt ja nur: „hier Bühne“... für die Menschen kann es auch eine<br />

Bühne sein, ohne dass „Bühne“ dransteht. Da stolzieren irgendwelche Leute lang,<br />

„sehen und gesehen werden“ nennt man das ja. Also jeder normale Bürger begibt<br />

sich da in einen sozialen Raum, und jeder soziale Raum ist eine Bühne, brauch<br />

ich noch nicht mal dranzuschreiben. Da beobachtet man sich gegenseitig, sagt:<br />

„Guck mal, der hat aber einen bekloppten Hut auf“ und so weiter. <strong>Das</strong> heißt, die<br />

Bühne hättest du auch schon für normale Bürger. Zum Beispiel hast du in einem<br />

Café auch eine Bühne. Wie verhält man sich hier? Oder es lächelt einer einen auf<br />

einmal an, und dann bist du auch in einem Spiel. Aber die Kunst sagt extra nochmal:<br />

„Achtung! Bühne!“ oder „Achtung! Kunst!“ Und das hat ja zwei Funktionen:<br />

Man kann dadurch mehr machen oder zuspitzen, weil du ja extra sagst, das ist Kunst<br />

oder Theater. Gleichzeitig hast du aber auch eine Entlastungsfunktion – ist ja „nur“<br />

Kunst. Stimmt zwar nicht, aber so kannst du dir selber sagen: „Jaja, aber in Wirklichkeit<br />

ist es ja nicht so schlimm.“


067


069


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

071<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER TRANSFORMATION


073


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

075<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


077


Partizipation und Demokratie –<br />

auf gutes Gelingen!<br />

Resümee LAB 1869<br />

<strong>Zukunfts</strong>werk Köln<br />

Hans-Joachim Gehrke<br />

2018<br />

Gerade heute nehmen wir wahr, nicht nur in unserem Land: Es herrscht<br />

eine große Distanz zwischen den politisch Verantwortlichen und der Gesellschaft<br />

der Bürger*innen. Was „da oben“ geschieht, erfahren viele Menschen als Fremdbestimmung.<br />

Die Rede von der „Alternativlosigkeit“ fördert die Vorstellung, dass man<br />

nur noch Objekt, nicht Subjekt des Geschehens ist.<br />

Demokratie lebt aber in erster Linie davon, dass die Beteiligten von dem<br />

Bewusstsein getragen sind, dass sie die Dinge mindestens mitgestalten und beeinflussen<br />

können. Wollen wir verhindern, dass aus Ohnmachtsgefühlen irrationale<br />

Ängste entstehen und populistisch-nationalistische Bewegungen diese für ihre<br />

Zwecke ausnutzen, müssen wir die Möglichkeiten zur Mitbestimmung erweitern.<br />

Partizipation ist das Gebot der Stunde. Solange diese nicht auf überzeugende Weise<br />

gewährleistet ist, bleibt Demokratie nur ein leeres Wort.<br />

<strong>Das</strong> LAB 1869 – <strong>Zukunfts</strong>werk Köln zeigt exemplarisch, wie Partizipation<br />

erreicht und gefördert werden kann. Hier geht es um einen Raum in der Nähe,<br />

den man zu einem Raum der Nähe umgestalten kann. Dabei sollen und können<br />

möglichst viele mitentscheiden und mitgestalten. Und da es um Gestaltung geht,<br />

kommt in diesem Projekt der Kunst eine besondere Rolle zu, ganz zu Recht: Kunst<br />

setzt Partizipation voraus und fördert sie damit auf besondere Weise.<br />

Alle partizipativen Prozesse sind bekanntlich schwierig. Vieles erscheint<br />

unüberwindbar. In solchen Situationen ist ein Blick in die Vergangenheit besonders<br />

hilfreich. <strong>Das</strong> zeigen große Schritte in der Entwicklung der Demokratie: in der amerikanischen<br />

Unabhängigkeitsbewegung und in der Französischen Revolution beispielsweise.<br />

Die Akteure schöpften damals Inspiration und Mut aus der Geschichte<br />

selbstbestimmter Gemeinschaften, aus der Kultur und Geschichte der Griechen und<br />

Römer, aus deren Demokratie und Republik.<br />

Wir können also aus der Geschichte lernen. Wir werden dort keine Patentrezepte<br />

finden. Aber wir werden sehen, dass das, was wir wollen, in ähnlicher Weise<br />

schon einmal da war, dass es also nicht unmöglich oder utopisch ist, sondern Realität<br />

war und auch wieder Realität werden kann. Und wir lernen auch, unter welchen<br />

Voraussetzungen etwas möglich war.<br />

<strong>Das</strong> zeigt sich gerade bei dem Projekt LAB 1869 mit der Fokussierung auf<br />

Partizipation und Kunst. Als Inspiration verleihendes und Mut machendes Beispiel<br />

kann hier die antike griechische Bürgergemeinschaft dienen, besonders die Demokratie<br />

im alten Athen. Gerade dort war Partizipation die Leitidee: Die Betroffenen<br />

(damals ging es nur um freie Männer, aber das können wir leicht auf alle ausdehnen)<br />

organisierten ihr Leben selbst. Sie waren untereinander politisch gleichberechtigt<br />

und sahen darin ihre Freiheit gewährleistet.<br />

Die Griechen wussten, dass zur Mitbestimmung die Debatte gehört und<br />

sie hielten deshalb in ihren Städten eigens Plätze dafür frei. Jeder Ort hatte eine<br />

Agora, einen „Platz zum Reden“; die Römer sollten das Forum nennen. Natürlich


079


081<br />

waren das damals kleine Staaten mit nur einigen 10 000 Einwohner*innen<br />

und einer direkten Demokratie. Wir mit unseren<br />

Millionenbevölkerungen in großen Ländern sind auf eine<br />

repräsentative Demokratie angewiesen. <strong>Das</strong> trägt zu der erwähnten<br />

Entfremdung bei. Aber auf direkte Beteiligung müssen<br />

wir keineswegs verzichten. Wir haben Grundeinheiten, in<br />

denen sich diese entfalten kann: Dorfgemeinden, Städte und<br />

<strong>Stadt</strong>teile. Und genau darum geht es in Deutz-Mülheim.<br />

Aus historischen Erfahrungen kann man aber auch<br />

lernen, dass es Voraussetzungen für Partizipation und Demokratie<br />

gibt: Bestimmte Kompetenzen, Kenntnisse und Einsichten,<br />

kurzum, ein bestimmter Grad von Bildung und Erfahrung<br />

ist unerlässlich. Hier kommt nun die Kunst ins Spiel: In Athen<br />

war es vor allem das Theater, für das es ebenfalls eigene<br />

Räume gab. Es gab attraktive Schauspiele, an denen das Volk<br />

nicht nur als Zuschauer*innen teilnahm, sondern teilweise<br />

auch als Mitspieler*innen.<br />

Auf der Bühne wurden immer wieder politisch relevante<br />

Konflikte und Entscheidungen (über gerechte Urteile,<br />

Krieg und Frieden, Vergeltung und Versöhnung usw.) künstlerisch-spielerisch,<br />

im Gewand des Mythos (in der Tragödie) und<br />

in tagesaktueller Radikal-Kritik (in der Komödie) durchdekliniert.<br />

Überhaupt wurde der öffentliche Raum auch ästhetisch<br />

ausgestaltet, er war auch ein Raum des Wohlfühlens und des<br />

ästhetischen Reflektierens. Als Tourist*in auf der Agora und<br />

der Akropolis in Athen kann man das heute noch spüren<br />

Was wir also lernen können und was uns Mut macht:<br />

Partizipation ist das Herzstück echter Demokratie. Sie wird<br />

massiv unterstützt, ja eigentlich erst ermöglicht durch Kunst<br />

und Bildung, die auf Handeln und Partizipieren orientiert sind.<br />

<strong>Das</strong> hat funktioniert, in Athen über einen langen Zeitraum<br />

hinweg, und auch sonst schon öfter. Warum nicht auch heute<br />

und morgen im Otto-&-Langen-Quartier?


Vorbereitungen zur Eröffnung | Rolltor 2011


083


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

085<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


087


Revitalisierung | Waschkaue 2015


089


Rückseiten sichtbar machen oder<br />

Kunst kann begeistern<br />

im Dialog mit Gerd Conrads<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

GC: Kunst habe ich am Anfang als Laie oft als schwierig erlebbar empfunden,<br />

weil ich nicht wusste, was dahintersteckt. Mit den Jahren habe ich nicht<br />

nur gelernt, damit umzugehen, sondern auch gelernt, wie wichtig Kunst und Kultur<br />

für eine <strong>Stadt</strong> wie Köln ist. Für mich ist Köln eine Kulturstadt, und ich glaube, dass<br />

Kunst und Kultur ganz wichtig sind für die Erziehung der Kinder.<br />

AK: Du hast dir ja in deiner Zeit im Kulturdezernat viele Gedanken gemacht,<br />

wie man Menschen ansprechen kann, die jetzt normalerweise nicht zu Kunstveranstaltungen<br />

gehen, die zwar sagen, ich bin stolz auf die Museen, aber ich war<br />

schon lange nicht mehr da. Also wie kriegst du die vom Sessel hochgehoben? Hast<br />

du da eine Idee?<br />

GC: Ja, wir haben mit dem ehemaligen Kulturdezernenten Georg Quander<br />

damals ein Projekt entwickelt, „Kulturscouts“. Da haben prominente Kölner<br />

Kinder und Jugendliche mit an die Hand genommen und sind zusammen in eine<br />

Aufführung oder zu einer Ausstellungseröffnung. <strong>Das</strong> Besondere daran war, dass<br />

die Kinder und Jugendlichen dann auch mit den Künstler*innen reden konnten,<br />

und in dem Moment, wenn ich diese Türen öffne, wenn sie die Möglichkeiten für<br />

zusätzliche Informationen bekommen, dann erwecke ich doch erst das Interesse. Ich<br />

kann vor einem Vorhang sitzen, mir ein Stück im Schauspiel angucken und geh da<br />

raus und sage, ja, das hat mich unterhalten oder nicht, aber was dahinter passiert,<br />

das weiß ich überhaupt nicht. Die Faszination dieser verschiedenen Kunstbetriebe<br />

ergibt sich doch erst dadurch, wenn sich die Türen nach hinten öffnen und wir auch<br />

die Rückseiten betrachten dürfen. Wenn ich die Hintergründe erkennen kann und<br />

das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure. Wenn ich sie eben würdigen kann,<br />

auch eure Arbeit, die ihr über Jahre schon geleistet habt. Genauso wie hier andere<br />

Kulturbetriebe oder auch Kulturschaffende, die wahnsinnigen Aufwand und ein Engagement<br />

und Liebe zu dem Projekt reingesteckt haben, wenn das der Betrachter<br />

sehen kann, dann findet der das doppelt und dreifach so beeindruckend, als wenn<br />

er nur eine Aufführung sieht. Es geht doch immer darum, eine Kultur näher kennenlernen<br />

zu dürfen, um sie begreifen und vielleicht auch besser verstehen zu können.<br />

Und dies ist doch für eine <strong>Stadt</strong> wie Köln mit den vielen verschiedenen Nationen<br />

und Kulturen, die hier versammelt sind, eine besondere Aufgabe.<br />

Es gibt noch ein Beispiel, das ich unglaublich toll fand, das waren die<br />

Babykonzerte vom Gürzenich-Orchester. Wenn man das mal gesehen hat, wenn die<br />

Mütter mit den kleinen Babys im Konzertsaal sind, und der Saal ist voller Kindergeschrei.<br />

Und dann bauen die Musiker ihre Instrumente auf und probieren so den ein<br />

oder anderen Ton – dann wird schon ein bisschen Aufmerksamkeit geweckt. Und<br />

in dem Moment, wenn das Orchester spielt – sind die Kinder ruhig. Es wird nicht<br />

mehr geschrien. Und die kriegen klassische Musik mit, ab ihrem Babyalter. Und<br />

ich glaube, dass das ein richtig prägendes Vorbild ist dafür, wie man schon ganz<br />

jung anfangen kann, Kinder in Richtung Kultur zu bewegen. Und wenn man das<br />

kontinuierlich weiterentwickelt, in den Schulen, auf den weiterführenden Schulen,<br />

im Studium, ja, dass man dieses Thema Kultur noch weiter nach vorne bringt, dann<br />

wird die Begeisterung, das Interesse für Kultur viel breiter sein, als es heute ist.


091


093


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

095<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


Vom Konsumenten zum<br />

Produzenten<br />

im Dialog mit Christiane Müller<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ich glaube, das Wichtigste für Kinder und Jugendliche ist, dass es Raum<br />

gibt, den sie gestalten können, der eben noch nicht fertig ist und nicht einem vorgegebenen<br />

Zweck folgt. Der Raum darf eben nicht zweckgebunden sein, sondern<br />

muss frei zu gestalten sein und die Möglichkeit bieten, noch etwas entdecken zu<br />

können. Ich glaube, gerade hier im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ist das<br />

der Fall. In diesem Gebäude gibt es wunderbare unentdeckte Ecken, die nur darauf<br />

warten, mit neuem Leben gefüllt zu werden.<br />

<strong>Das</strong> ganze Gebäude und seine Infrastruktur, alles, was hier seit 1869 entstanden<br />

ist, bietet die Möglichkeit, etwas zu entdecken, das einen großen Reiz auf<br />

Kinder und Jugendliche ausüben kann. Wenn ich die Frage des Lernens und Erlebens<br />

betrachte, dann ist dieser Ort tatsächlich der beste Platz, um Geschichte zu<br />

erleben, Technik zu erleben.<br />

Nicht nur der technologische Fortschritt ist Teil dieses Ortes, sondern auch<br />

Orte der Mitbestimmung wie der Betriebsrat zum Beispiel. Es gibt die Möglichkeit,<br />

die Funktion eines Betriebsrates anhand seiner räumlichen Funktionalität nachzuempfinden.<br />

Wie sieht betriebliche Mitbestimmung aus und warum ist sie wichtig?<br />

Warum brauchte der Betriebsrat eigene Räume? Diese Fragen lassen sich an so<br />

vielen Stellen im Gebäude entdecken und bieten Kindern und Jugendlichen die<br />

Möglichkeit, selbst auf Entdeckungstour zu gehen, zu lernen und zu forschen.<br />

Denn genau diese Möglichkeiten und Räume werden in Zukunft in den Städten<br />

weniger werden, wenn nicht sogar ganz verschwinden. Daher braucht es Orte, an<br />

denen man nachvollziehen kann, wie körperlich schwere Arbeit und Industriearbeit<br />

tatsächlich mal aussah. Damit man die Dimensionen und die Leistung versteht, die<br />

Menschen hier vollbracht haben, bevor es vollautomatische Maschinen gab.<br />

Genau deswegen ist es so wichtig, solche Orte zu erhalten und diese auch<br />

in ihren Grundstrukturen so zu erhalten, dass man nachvollziehen und sehen kann,<br />

wie Arbeit im letzten Jahrhundert funktioniert hat. Man muss diesen Ort mit all<br />

seinen Sinnen wahrnehmen können. Dazu gehört auch, dass man das Gebäude in<br />

seinem ursprünglichen Zustand anfassen und auch riechen kann. Nachbauten nach<br />

einem Modell sind nicht dasselbe und bieten nicht die gleichen Eindrücke wie diese<br />

Räume. <strong>Das</strong> ist vergleichbar mit Nachbauten von anderen historischen Gebäuden<br />

wie zum Beispiel ehemaligen Gefängnissen. Es ist etwas anderes, ob das Gebäude<br />

nachgebaut wurde oder ob es tatsächlich im Originalzustand ist, aus der Zeit, in<br />

der es erbaut wurde. Dieser Zustand von Gebäuden beeinflusst, wie wir die Räume<br />

wahrnehmen. Deswegen finde ich es so wichtig, Teile von den KHD-<strong>Werk</strong>en zu erhalten.<br />

Teile dieser Gebäudestruktur muss man sicherlich transformieren, sie sollten<br />

aber die Möglichkeit bieteten, sie mit neuem Leben zu füllen. Und gerade das ist<br />

es, was Kinder und Jugendliche tun: Sie füllen Räume mit neuem Leben und neuen<br />

Ideen. Dabei kann es dann passieren, wenn sie den ursprünglichen Zweck des Gebäudes<br />

nicht kennen, das sie dann einfach etwas Neues machen. Gerade dafür ist<br />

hier genügend Offenheit vorhanden. Genau dieses Erleben, was früher einmal war<br />

mit der Möglichkeit Zukunft zu gestalten, geht hier Hand in Hand. <strong>Das</strong> ist wichtig,<br />

beides zu haben. Geschichte und Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft.


097


099


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK E WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

101<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


103


105


107


<strong>Das</strong> Otto-&-Langen-Quartier<br />

als Kölner Transformationsort<br />

Uwe Schneidewind<br />

O-Ton Vortrag im Museum für Angewandte<br />

Kunst 11. Juli<br />

2019<br />

Bei den vor uns liegenden großen globalen Herausforderungen geht es<br />

im Kern um einen kulturellen Wandel. Es bedarf einer neuen Form von Zivilisationskultur,<br />

die vorgelebt werden muss. Und wo wäre ein solches Projekt besser aufgehoben<br />

als in einer <strong>Stadt</strong>, die seit 2000 Jahren kultureller Akzentgeber in Deutschland<br />

und in Zentraleuropa ist. Wenn dieses Projekt einer kulturellen Transformation<br />

irgendwo hingehört, dann nach Köln.<br />

Darum ist es so wichtig, in einer <strong>Stadt</strong> wie Köln Räume im Sinne von „Reallaboren"<br />

zu schaffen, in denen eine solche neue Zivilisationskultur spürbar wird.<br />

Hier spielen Initiativen aus der Zivilgesellschaft, oft geprägt aus den künstlerischen<br />

und stadtplanerischen Milieus, eine wichtige Rolle. Sie können das Potenzial und<br />

die Kraft in einer <strong>Stadt</strong> wie Köln spürbar werden lassen, in neuer Form über die<br />

Gestaltung von <strong>Stadt</strong> nachzudenken. Es geht darum, aus dem klassischen kommunalen<br />

Kleinklein herauszutreten, in dem es immer wieder viele Gründe gibt, warum<br />

gerade etwas nicht geht, und zu einer Perspektive zu kommen, die den größeren<br />

Wurf denkt und daraus dann auch seine Kraft zieht.<br />

Dafür braucht es Orte, an denen eine solche Perspektive erfahrbar wird.<br />

<strong>Das</strong> Otto-&-Langen-Quartier zwischen Köln-Mülheim und Deutz ist ein solcher kraftvoller<br />

Ort an einer der letzten innenstadtnahen Entwicklungsflächen in herausragender<br />

Lage direkt am Mülheimer Hafen.<br />

<strong>Das</strong> Projekt raum13 hat in den letzten Jahres das Potenzial dieses Ortes<br />

aufblitzen lassen und vermittelt ein Gefühl dafür, warum ein solcher Ort ein Experimentierraum<br />

und ein prädestiniertes Reallabor für das Nachdenken über die <strong>Stadt</strong><br />

Köln sein kann.<br />

raum13 macht dieses Potenzial an vier Dimensionen deutlich, die sich im<br />

Otto-&-Langen-Quartier durch seine Geschichte und aktuelle Entwicklung in besonderer<br />

Weise manifestieren: (1) Mobilität und Klimawandel, (2) Wandel von Arbeit<br />

und Technik, (3) Migration und Begegnung, (4) Beteiligung und Demokratie.<br />

(1) <strong>Das</strong> Quartier ist der Geburtsort des Ottomotors. Und wenn wir über die<br />

Frage der Zukunft der Mobilität reden und wir sind an der Geburtsstätte der<br />

Mobilitätsentwicklung des 19. Jahrhunderts, dann gibt es ganz viele kraftvolle<br />

historische Anknüpfungspunkte und Brücken, warum die Mobilität gerade in Köln<br />

neu erfunden werden muss.<br />

(2) Wir bewegen uns mit einem solchen Gelände natürlich auch inmitten der Frage<br />

vom Wandel der Arbeit und der Technik, die ja jetzt vor dem Hintergrund der Digitalisierung<br />

eine völlig neue Relevanz bekommt. Wo sind die Orte, an denen eine<br />

solche Frage kraftvoll verhandelt werden kann, wenn nicht an einem solchen Ort?


109


111<br />

(3) Wir haben diese dritte zentrale Herausforderung, das Zusammenleben<br />

in einer multikulturell geprägten Gesellschaft,<br />

die nicht auseinanderfallen soll. Und gerade in diesem Quartier<br />

mit all seiner kulturellen und sozialen Vielfalt und auch mit<br />

dem, was das Gelände im wahrsten Sinne des Wortes immer<br />

wieder erleiden musste, sind wir mittendrin in der Frage, wie<br />

es eigentlich gelingt, so etwas Avantgardistisches in einer<br />

Form umzusetzen, dass wirkliche Teilhabe entsteht, die weit<br />

in die <strong>Stadt</strong>gesellschaft hineinreicht und nicht nur eine ganz<br />

bestimmte Bildungsbürger*innen-Elite erreicht?<br />

(4) Dies hat dann schließlich viel mit Beteiligung und Demokratie<br />

zu tun, das heißt, mit Entwicklungsprozessen, die nach<br />

ganz anderen Logiken und insbesondere nach ganz anderen<br />

Zeitrhythmen funktionieren als eine klassische Immobilienentwicklung.<br />

Die Erprobungsräume für solche demokratischen<br />

Entwicklungsformen werden gerade in den expandierenden<br />

Metropolen immer kleiner. Gerade deswegen kommt dieser<br />

letzten großen Entwicklungsfläche in Köln ein besonderes<br />

Potenzial zu.


113<br />

Warum wir mehr Künstler sein<br />

müssen<br />

im Dialog mit Eva Rusch<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

Zunächst einmal find ich es toll, die Idee aus der<br />

Kunst heraus entwickeln zu wollen, das ist ein neuer Ansatz.<br />

<strong>Das</strong> ist kein sozialpädagogischer oder sozialwissenschaftlicher<br />

Ansatz und kein <strong>Stadt</strong>entwickler, der dahintersteckt oder<br />

solche Dinge, sondern es ist wirklich ein künstlerischer Ansatz.<br />

<strong>Das</strong> ist etwas Neues und wirklich eine andere Sichtweise. Ein<br />

Künstler kann ja gerade das bieten, dass er eben aus dem<br />

System heraustritt und dieses so anschaut, und das, finde ich,<br />

ist eine große Chance, hier etwas zu installieren, das wirklich<br />

Impulse und Ideen bringt, die neuer sind als das Übliche.


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

115<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


117


119


121


Erstbegehung | 2. Etage 2010<br />

123


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

125<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Revitalisierung | Weißes Studio 2011


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

127<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


129


Ein Prozess<br />

im Dialog mit Martin Schmidt<br />

und Sebastian Sonntag<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018<br />

MS: Hallo Marc. Architektur erzählt sehr viel von der Gesellschaft, von unserem<br />

Zusammenleben und ist immer auch ein Spiegel von Werten und Haltungen<br />

einer Gesellschaft. Für mich ist Baukultur, Kultur des Bauens, immer ein Spiegel der<br />

gesellschaftlichen Umstände, und das ist eigentlich mein Interesse, mein persönlichstes<br />

Interesse.<br />

So ist das auch hier, ich glaube, Architektur fällt nicht irgendwie vom Himmel,<br />

ein Baustil oder eine Bauform ist nie gottgegeben oder ist nur die Idee eines<br />

kreativen Architekten, der das jetzt erfunden hat und umsetzt. Auch die Formen von<br />

Corbusier sind beeinflusst durch die technischen Möglichkeiten, die es gab.<br />

<strong>Das</strong> ist das Spannende hier an dem Objekt, dass es ursprünglich ganz<br />

der Funktion gewidmet war, und das ist jetzt das Interessante: Wie kann man das<br />

umnutzen? <strong>Das</strong> wird die Frage sein. Und die Frage, wie eine Gesellschaft mit solchen<br />

Gebäuden umgeht. Natürlich kann man jetzt immer sagen, man muss so was<br />

Historisches erhalten. Aber das ist natürlich auch blöd, wenn wir immer nur Fragmente<br />

aufbewahren, die keiner Nutzung zugeführt werden. Deswegen find ich hier<br />

inspirierend zu sehen, was man aus so einem Bestand oder mit so einer Substanz<br />

machen kann.<br />

<strong>Das</strong> Großartige an eurer Arbeit ist, Ihr habt ja hier schon <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

gemacht, da wusstet Ihr noch gar nicht, dass Ihr <strong>Stadt</strong>entwicklung macht. Ich fand<br />

das so spannend zu sehen, dass Ihr da so reingewachsen seid und dann plötzlich<br />

festgestellt habt, dass ihr mit eurer Arbeit auch einen Impuls für dieses Viertel gebt.<br />

Und ich glaube, das dauerte dann auch einen Moment, bis ihr euch das überhaupt<br />

angenommen habt, und am Anfang auch immer gefragt habt: „Na, ist das überhaupt<br />

das, was wir wollen?“ Ich finde es eben auch wichtig bei allen bisherigen Planungen,<br />

die ich so kenne, dass es die Möglichkeit gibt, hier mal aus einer anderen<br />

Perspektive und eben auch aus der künstlerischen Sicht zu sehen, wie die Zukunft<br />

der <strong>Stadt</strong> aussehen kann.<br />

ML: Ja, die Frage des Investors war ja tatsächlich – als wir hier angekommen<br />

sind hat es einfach leergestanden –, ob wir das beleben wollen. Natürlich<br />

haben wir erst mal Kunst gemacht und was wir erst später festgestellt haben, ist ja,<br />

dass wir hier die Einzigen sind. Hier hat ja 150 Jahre lang niemand gewohnt, hier<br />

wurde nur gearbeitet. Im Vergleich zu anderen Orten, die weiterentwickelt werden,<br />

gibt es hier keinen, der die Verantwortung übernimmt oder gegen oder für irgendwas<br />

sein könnte. Da sind wir die Einzigen. Und das war tatsächlich die Frage, die wir<br />

uns gestellt haben: Tun wir das jetzt? Gehen wir jetzt aus der Kraft der Kunst hinein<br />

in die Quartiersentwicklung, <strong>Stadt</strong>entwicklung. So ein Ort ist auch Kunst, und dementsprechend<br />

fühlen wir uns für diese Transformation auch als Künstler verantwortlich<br />

und wollen uns gesellschaftlich mit reinbegeben. Meinst du das kann ein Mittel<br />

sein?<br />

MS: Also grundsätzlich muss ich sagen, dass Architektur, <strong>Stadt</strong>, Raum<br />

und Orte aus eurer Arbeit nicht wegzudenken sind. Die waren ja immer Basis und


131<br />

Grundstein und Teil eurer Arbeit. Deswegen konntet Ihr euch<br />

dem gar nicht entziehen, wenn ihr euch so intensiv mit einem<br />

Ort hier beschäftigt.<br />

Ihr habt hier eine sehr intensive Bindung aufgebaut,<br />

und die Architekten reden ja immer gern vom Geist des<br />

Ortes. Den habt Ihr ja immer wieder versucht, herauszuarbeiten<br />

und umzudeuten und für euch zu entwickeln, und das<br />

ist ja das Spannende, dass man einfach sagt, es ist nicht nur<br />

die Architektur. <strong>Das</strong> ist ja immer nur die Manifestation von<br />

irgendwas anderem, von einer Geschichte oder von einem<br />

Vorhaben. Und jetzt zu sagen, dass es die Möglichkeit der<br />

Transformation bietet, finde ich, ist ja einfach der spannende<br />

Moment, dass man das auch mal zulässt, weil das ist das Dilemma,<br />

das hier passiert.<br />

Die bisherigen oder sonstigen Planungsverfahren<br />

sind ja so: Da versucht eine <strong>Stadt</strong> letztendlich wieder was zu<br />

revitalisieren und finanziell dabei auch irgendwie gut rüberzukommen,<br />

und dann entstehen solche Wohngebiete, die<br />

letztendlich nicht mehr menschenwürdig sind. Und das ist ja<br />

Teil eurer Arbeit: Raum und Mensch, das muss ja immer alles<br />

zusammengedacht werden. Und deswegen denke ich schon,<br />

ist das eine Form, es ist aber auch ein Prozess. Man kann jetzt<br />

nicht sagen, wir machen hier ein Museum hin. <strong>Das</strong> ist jetzt das<br />

Schwierige an eurer Rolle: Ihr müsst jetzt diese ganzen Menschen<br />

zusammenbringen und schauen, wo es hingeht und<br />

letztendlich muss man sich mit den Entscheidungsträgern, die<br />

ja in der Verwaltung sitzen und in der Politik, dann auch auseinandersetzen.<br />

Die müssen auch mit involviert werden, und<br />

dann glaube ich schon, dass das eine Chance hat.<br />

<strong>Das</strong> ist die große Herausforderung, alte Strukturen<br />

und erst mal auch diese Prozesse der Planung und der Verwaltung<br />

aufzubrechen beziehungsweise denen Angebote zu<br />

machen, dass es auch anders geht. Dem können wir auch<br />

nicht ausweichen, weil letztendlich die Kommunen und Gemeinden,<br />

die in aller Regel Probleme mit ihren finanziellen<br />

Mitteln haben, auf Bürgerengagement angewiesen sind. Sie<br />

haben zwar immer noch große Angst davor, aber ich kenne es<br />

aus meiner täglichen Arbeit, dass das die große Chance ist,<br />

wenn man sich darauf einlässt. Allerdings hat das ganz andere<br />

Planungsstrukturen vor sich.<br />

<strong>Das</strong> ist aber die Chance für die <strong>Stadt</strong>, dass es hier<br />

Menschen gibt, die sich einbringen und versuchen, hier<br />

mal einen anderen Weg einzuschlagen. Eben nicht auf der<br />

Ebene, wo Verwaltungen immer Angst haben, sondern das<br />

ist tatsächlich die Chance, mal einen konstruktiven Weg zu<br />

finden, auch mal was anderes zu machen. Ich fände es toll,<br />

wenn die <strong>Stadt</strong> sich diese Chance nicht entgehen ließe. Weil<br />

ich glaube, dass Ihr ja auch offen seid, Ihr gebt keine Bilder<br />

vor, wie es ist, wo es hingeht. <strong>Das</strong> ist ja immer die Krux an der<br />

Sache, dass viele Leute hierherkommen und direkt ein fertiges<br />

Bild haben von dem, was man hier machen könnte. Nein, das<br />

muss auch mal offen sein und das muss der Prozess auch aushalten.<br />

ML: Und hättest du da eine Strategie?<br />

MS: Ich beschäftige mich mit der Frage, was Kultur<br />

Gutes für die Gesellschaft und die Menschen bringen kann.<br />

Also Strategien? Da gibt’s genug Literatur, wie Bürgerbeteiligung<br />

funktioniert. Aber das ist ja das Tolle an eurer Arbeit:<br />

Über das Probieren und über den Prozess, was da passiert,<br />

und allein über unsere Gespräche, die wir ja auch zu Hause im<br />

Flur haben, entstehen plötzlich neue Ansätze. Ich finde auch,<br />

das darf mal über das Ausprobieren gehen und es darf auch<br />

in Sackgassen laufen. Es muss auch mal was so sein, dass man<br />

sagt, das war jetzt völliger Dreck, das geht überhaupt nicht.<br />

Ihr erlebt ja auch das Problem des Vandalismus. Nur<br />

weil Ihr hier seid, heißt das ja nicht, dass alle in der Gesellschaft<br />

das automatisch toll finden, was ihr macht. Und das ist<br />

eben das Spannende: Wie bekomme ich unterschiedlichste<br />

Menschen zusammen und für eine Idee begeistert? Und das<br />

merkt man in diesen persönlichen Gesprächen hier: Es gibt<br />

viele Menschen, die sich vorher wahrscheinlich noch nie mit<br />

den Hallen hier auseinandergesetzt haben. Und das ist ja der<br />

Trick – erst mal ein Bewusstsein zu schaffen, dass man hier<br />

mitgestalten könnte oder hier auch was bewegen könnte, was<br />

eben nicht auf dem Schreibtisch eines Planers oder Städtebauers<br />

entsteht.<br />

ML: Aber die Schreibtische sind ja ein bisschen das<br />

Problem. Du hast gerade selber gesagt, die Städte haben<br />

klamme Kassen, und das Einfachste ist natürlich, um die voll<br />

zu machen, dieses Gelände hier wieder zurückzukaufen und<br />

mit einem großen Investor zusammen viel Geld zu machen.<br />

Um etwas entwickeln zu lassen und vielleicht auch gegen die<br />

Wand fahren zu lassen. Aber glaubst du, man kriegt da wirklich<br />

die <strong>Stadt</strong> mit an Bord, die dann sagt: „Hey, das ist okay,


133<br />

macht mal.“ Welche Art von Besitzverhältnissen müsste es<br />

geben, damit man das ausprobieren könnte?<br />

MS: Ja, das hört sich natürlich alles sehr anarchisch<br />

an. Aber diese ganzen fertig durchgeplanten Wohngebiete,<br />

da merkt man ja auch, dass es da am Reden mangelt und<br />

dass wir so kleine Schlafstätten bekommen. Aber es ist eben<br />

auch ein Ausdruck unserer Zeit, und das ist die Herausforderung,<br />

und da braucht es eben auch Menschen in der Verwaltung<br />

und in der Politik, die mal sagen: „Nein, die Gesellschaft<br />

ist bunter und vielfältiger, und das müssen wir auch mal<br />

zulassen.“ Und das muss eine Großstadt wie Köln, denke ich,<br />

auch mal aushalten, und ich glaube, es gibt da tatsächlich<br />

Menschen, die das auch unterstützen würden.<br />

Oft wird immer nur gegen die <strong>Stadt</strong> geschimpft. Die<br />

Städte haben alle eigentlich ein großes Verantwortungsbewusstsein,<br />

nicht nur gegenüber den Menschen, sondern sie<br />

wollen auch was für ihre <strong>Stadt</strong> tun. Und das wird immer sehr<br />

schnell weggefegt, weil es dann heißt: Die stehen unter dem<br />

Druck der Politik. <strong>Das</strong> tun die bestimmt auch, und wir können<br />

über unsere Gesellschaftsstrukturen hier stundenlang diskutieren,<br />

aber es gibt in der <strong>Stadt</strong> auch Menschen in der Verwaltung<br />

unter den Planern, die sagen: „Komm, lass uns mal was<br />

Alternatives ausprobieren.“<br />

ML: <strong>Das</strong> finde ich ganz spannend, weil wir die <strong>Stadt</strong>,<br />

gerade auch in den Diskussionen, gerne als „die <strong>Stadt</strong>“ mit<br />

der Verwaltung gesehen haben und auch ein Stück weit überlegt<br />

wurde, wie sprechen wir hier gemeinschaftlich dann auch<br />

eine Sprache, die die <strong>Stadt</strong> versteht. Würdest du den Weg<br />

gar nicht gehen, alles auf ein stadtkompatibles Vokabular<br />

runterzubrechen, sondern wir versuchen es mal mit unseren<br />

eigenen Worten, mit unseren eigenen Ideen und Visionen?<br />

SS: Welche Strategien man da jetzt fährt, um die<br />

Verwaltung oder die Politik mitzunehmen, das machen die<br />

beiden ja schon gut, indem sie eben einzelne Politiker ansprechen<br />

und mitnehmen in ihren Gedanken. Ohne die Politik<br />

kannst du heute nichts mehr machen, weil du dann schnell als<br />

Künstler in eine Ecke gestellt wirst. Und das ist eben das Dilemma,<br />

du musst erst mal dieses Bewusstsein herstellen, was<br />

du hier eigentlich machst, welche Zielsetzung du hast. Und<br />

es ist eine ganz große Herausforderung, dass man eben nicht<br />

sagt, da sind hier so schöngeistige Spinner, die durchs Leben<br />

rauchen. Und das Schlimme ist, wir müssen immer wieder<br />

etwas gegen Vorurteile bauen oder dagegen ankämpfen.<br />

MS: Und das ist das Ziel unserer Arbeit beim<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dass wir erst mal ein<br />

Bewusstsein schaffen. Wir machen das zum Beispiel über<br />

<strong>Stadt</strong>spaziergänge und Baukulturexkursionen und vermitteln<br />

den Leuten erst mal, was sie da sehen. Architektur ist eine<br />

Sprache, die spricht mit einem, und wenn man das versteht,<br />

was da eigentlich erzählt wird, dann geht man mit dem Gebäude<br />

auch ganz anders um. Und das ist das Tolle: Letztendlich<br />

ist Architektur – was ich vorhin schon mal gesagt habe<br />

– immer ein Spiegel von Haltungen und Werten. <strong>Das</strong> ist das<br />

Spannende an Baukultur, und das ist eben die Frage auch<br />

hier: Reißen wir's einfach weg, negieren wir die Geschichte,<br />

finden wir eine andere Nutzung oder was ist uns zukünftig<br />

wichtig?<br />

ML: Ich bin glücklich.<br />

MS: Hm, ich auch<br />

SS: Ja, ich auch<br />

MS: Aber nicht als Gegenmodell, um die <strong>Stadt</strong> zu<br />

brüskieren, sondern ich würde versuchen, der <strong>Stadt</strong> Angebote<br />

zu machen, wie <strong>Stadt</strong>entwicklung auch anders gehen könnte.<br />

Ich glaube, die Verwaltung in Köln hat eine ganz aktive Szene,<br />

was die Architektur und die Baukultur und die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

betrifft.<br />

Es gibt eine große breite Bewegung in dieser Baukulturszene,<br />

die sich bewusst dafür einsetzt, dass die Lebensqualität<br />

in der <strong>Stadt</strong> erhalten bleibt und zum Besseren kommt.


135


137<br />

Bildungslandschaft<br />

im Dialog mit Thea Kuhs<br />

O-Ton LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

Ein positives Ergebnis wäre für mich, wenn man ganz<br />

vielfältige Dinge berücksichtigen könnte. Ich glaube, das sind<br />

die Dinge, die jetzt auch im LAB 1869 zum Ausdruck gekommen<br />

sind. Einmal sowohl aus meinem eigenen Interesse<br />

heraus, diese Region als eine vielfältige Region zu erleben,<br />

die in der Zukunft etwas mit Bildung zu tun hat. Bildung in<br />

Verknüpfung mit Kunst. Denn das, was schon da ist, kann ja<br />

noch ausgebaut werden.<br />

Ein positives Ergebnis wäre, wenn hier sehr viel<br />

Selbstbestimmung passieren könnte. <strong>Das</strong> heißt, es darf kein<br />

Einzelinvestor in diesem Quartier zum Tragen kommen, und<br />

es muss selbst gestaltet und selbst verwaltet werden können,<br />

wie auch immer das machbar ist. Und ich glaube, was auch<br />

wichtig ist, dass es hier Freiräume gibt. Diese Freiräume,<br />

wenn ich mir diese jetzt wirklich als Raum vorstelle, stelle ich<br />

mir auch als Natur vor. Und da weiß ich nicht, ob das nicht<br />

in Kollision steht zu dem Erhalt der Hallen. Ich kann mir im<br />

Moment noch nicht vorstellen, wie man die Natur in den<br />

Hallen unterbringen soll. Aber vielleicht gibt es da ja Kompromisse,<br />

bei denen beides möglich ist. Und es sind ja Experten<br />

am <strong>Werk</strong>, die gute Ideen eingebracht haben im Prozess. Ja,<br />

im 19. Jahrhundert, als das hier entstanden ist, sind ja auch<br />

ganz viele Pflanzenhäuser entstanden – stehen heute teilweise<br />

noch. Also! <strong>Das</strong> funktioniert schon. Es gibt ja auch ganze<br />

Labore, in denen man sich überlegt, wie man auf dem Mars<br />

leben kann. Warum soll man dann nicht auch hier in den Hallen<br />

leben können? Genau.<br />

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man gestalten<br />

kann, ist, dass es nicht zu teuer wird, damit jeder sich<br />

beteiligen kann, das geht auch nur über eine Stiftung oder<br />

über Modelle wie zum Beispiel Erbpacht oder Ähnliches. Im<br />

Moment wird diskutiert, dass, wenn wir Land nehmen, dieses<br />

ja nicht mehr unbegrenzt verkauft werden kann. Wir haben in<br />

Köln nicht mehr sehr viel Land, das der Bevölkerung zur Verfügung<br />

stehen könnte. Und Erbpacht würde bedeuten, dass<br />

niemand der Besitzer ist, aber jeder der Nutzer sein kann. So,<br />

das ist aber auch abstrakt. Es gibt Modelle, das war ja auch<br />

Thema im LAB 1869 und das fand ich sehr anschaulich, in<br />

denen es funktioniert hat.<br />

Ich glaube, das muss man immer wieder den Menschen<br />

gegenüber nach außen darstellen. Es gibt die Chance,<br />

wenn man daran glaubt und wenn Gruppen gemeinsam<br />

etwas tun, etwas wirklich umzusetzen. Und das fand ich auch<br />

sehr praktisch, diese gelungenen Modelle zu sehen, zu sagen,<br />

ja, man muss es einfach anpacken.<br />

Es muss eine Metaidee geben, unter der diejenigen<br />

sich zusammenfinden. Und die Metaidee kann die Kunst und<br />

die Kultur sein. Aber ist es das, was genau diese Menschen,<br />

die hier zusammenkommen, wirklich wollen? Ich glaube,<br />

da gibt’s noch zu tun. Und dieses Bündeln halte ich für das<br />

Schwierigste. <strong>Das</strong> ist schwieriger als das Sammeln.<br />

Wichtig ist für mich auch, dass hier Begegnung stattfinden<br />

kann, hier, in diesen Räumen. Dafür muss aber vieles<br />

öffentlich zugänglich sein. Und dieses Öffentlichzugänglichmachen<br />

heißt, dass es nicht im Besitz von Einzelnen ist, die<br />

die Tore abschließen und Zäune um alles herumbauen und<br />

sagen, das ist jetzt meins, sondern das, was da ist, muss in offenen<br />

Räumen stehen. Wie auch immer die gestaltet werden.<br />

In Köln gibt es ja nicht so viele besonders schöne Plätze oder<br />

Wege, in denen man aufeinander zugehen und sich begegnen<br />

kann. Also, auch das wäre eine Möglichkeit hier. Und das<br />

Ganze kombiniert mit erfahrbarer Kunst, Kunst, die was mit<br />

dem Leben zu tun hat und nicht nur außerhalb oder neben<br />

dem Leben steht. Tja, alles sehr abstrakt.


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

139<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


141


143


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

Walter Buschmann: Mir fällt noch ein positives Beispiel hier aus Köln ein,<br />

und das ist das Carlswerk beziehungsweise das ganze Industriegelände an der<br />

Schanzenstraße in Mülheim Nord. <strong>Das</strong> ist wirklich so eine schrittweise Entwicklung,<br />

auch unter Erhaltung eines industriellen Kerns, das denkmalpflegerisch sehr positiv<br />

zu bewerten ist. Da werden ja nicht nur die denkmalwerten Gebäude erhalten,<br />

sondern eben auch zusätzlich andere historische Bauten. <strong>Das</strong> ist das, was wir hier<br />

auch erreichen wollen. <strong>Das</strong> wird drüben, auf der anderen Seite der Deutz-Mülheimer-Straße,<br />

konterkariert durch den hohen Kaufpreis. Man spricht da von 120 bis<br />

170 Millionen. Da ist also noch eine Spanne von mehreren zehn Millionen Euro drin,<br />

die fällig werden, wenn die Entwickler*innen von der <strong>Stadt</strong> Köln entsprechend positive<br />

Planungsergebnisse bekommen. <strong>Das</strong> ist eine Entwicklung, die darauf hinausläuft,<br />

dass so eine Nutzung, die wir hier in Köln dringend brauchen, wie die Kunst<br />

zum Beispiel, dass die dort nicht mehr stattfinden kann. <strong>Das</strong> fehlt natürlich auch<br />

im Carlswerk. Und das wäre eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit, die ich hier für<br />

dieses Gelände sehe. <strong>Das</strong>s man versucht, in dieses ganze Nutzungsspektrum, das<br />

hier zur Diskussion steht, Wohnen und Büros, Schulen natürlich auch, dass man da<br />

in vernünftiger Weise Kunst integriert.<br />

Wir haben gerade im Nebengespräch darüber gesprochen, dass Köln mal<br />

eine sehr wichtige Kunststadt war in den 1960er Jahren mit Fluxus. Der Beigeordnete<br />

Hackenberg hat hier unglaublich was bewirkt. <strong>Das</strong> alles ist doch sehr stark im<br />

Niedergang begriffen. Und man könnte eben versuchen, mit einem solchen Objekt<br />

hier einen Neustart zu machen und diese Nutzung als Impuls in die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

einzubringen.<br />

Paul Böhm: Ich wollte Ihnen ein klein bisschen widersprechen und doch<br />

mal sagen: Ich glaube nicht, dass die Kunststadt Köln im Niedergang ist. Und mich<br />

dafür bedanken, dass wir heute hier sein können und diese großartige Ausstellung<br />

sehen können, die doch sehr wohl zeigt, dass es in Köln Kunst gibt, die durchaus<br />

nationales oder internationales Niveau hat. Vielen Dank dafür.<br />

(Applaus)<br />

Christian Schaller: Auch für uns, für uns alle, gerade für uns Architekten,<br />

kann ich sagen, ist es ja diese Komplexität an Raum und dieses Erlebnis von Raum,<br />

das durch die Kunst sichtbar gemacht wird. Die Kunst zeigt, was daraus werden<br />

könnte. Was uns immer so stört an vielen neuen städtebaulichen Entwicklungen, ist<br />

eigentlich die Simplizität. Es ist einfach langweilig. Komplexität, das kann man eben<br />

hier wunderbar sehen, entsteht ja, indem man einfach mal was sein lässt, Spielräume<br />

lässt. Und die dann Stück für Stück bearbeitet. Wie das wahrscheinlich jeder<br />

Künstler auch tut. Ein Bildhauer, der nimmt ja auch einen Klotz, guckt sich den erst<br />

mal an und fragt sich, was man daraus machen kann – und dann macht er etwas<br />

daraus. Und so sind ja auch früher unsere Städte, in gewisser Weise, gewachsen.<br />

<strong>Das</strong> ist etwas anderes, als wenn man nach einer abstrakten Geometrie darangeht<br />

und setzt sich an den Schreibtisch oder Computer und sagt: „Hier machen wir da<br />

mal eine Straße und da mal eine Straße, und dann entsteht da ein Block, und dann<br />

rechnen wir die Quadratmeter aus.“ Und dann rechnet man aus, wie sich das rech-


145


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

net. Es muss sich ja schließlich rechnen. Und was man dann gerade marktgängig<br />

am besten für Nutzungen reinbringt. Ich plädiere dafür, dass man es fertigbringt,<br />

diesem Planungsfuror einfach möglichst viel Sand ins Getriebe zu werfen.<br />

Marc Leßle: <strong>Das</strong> Faszinierende ist ja tatsächlich, dass die Gasmotoren-<br />

Fabrik-Deutz vor 150 Jahren entstanden ist und, wie der Walter sagt, dieses Gründungsdatum<br />

1869 an der Architektur gar nicht mehr ablesbar ist. Es wurde ja je<br />

nach den Erfordernissen und dem Geld, das man hatte, immer weitergebaut und<br />

weiterentwickelt. <strong>Das</strong> war ein Prozess. Bei der Gründung 1869 war das ein <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

Motor, ein <strong>Zukunfts</strong>werk Bewegung, ein <strong>Zukunfts</strong>werk Individualverkehr. Für all<br />

das waren die Visionäre Otto und Langen hier, um zu sagen: „Wir wollen das durchsetzen.<br />

Wir wollen diese blöde, viel zu langsame, viel zu schwere Dampfmaschine,<br />

die wollen wir weghaben – wir brauchen etwas anderes.“ Und Daimler war hier und<br />

diese Leute. Jetzt ist man an einem Punkt, wo wir das nicht mehr wollen. Jetzt, glaube<br />

ich, braucht eine <strong>Stadt</strong> immer noch ein <strong>Zukunfts</strong>werk. Man braucht das <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong>. <strong>Das</strong> ist das, was wir hier tatsächlich entwickeln können, weiterentwickeln<br />

können – und dann natürlich auch manche Architektur verändern, manche Architektur<br />

den Anforderungen entsprechend umbauen, weiterentwickeln und so weiter.<br />

<strong>Das</strong> ist ein Reallabor für die <strong>Stadt</strong> Köln, <strong>Zukunfts</strong>stadt, <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>. <strong>Das</strong> ist es<br />

für mich, und das würde ich gerne mit vielen Menschen zusammen entwickeln.<br />

Sebastian Tautkus: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte, aber ich<br />

würde gerne in diese ganze Begeisterung ein paar Fragezeichen streuen. Wenn<br />

wir historisch argumentieren, dann müssen wir uns doch auch die Historie solcher<br />

Orte im Strukturwandel anschauen. Wir sind alle Kinder des Strukturwandels, haben<br />

alle Entwicklungen von Subkultur, Avantgardekultur in Industrieruinen, in Industriebrachen<br />

miterlebt und haben da eine emotionale Bindung zu. Tolle Raves, tolle<br />

Kunstaktionen, tolle was auch immer. <strong>Das</strong> haben wir alle an solchen Orten erlebt.<br />

Und eigentlich ist diese Geschichte schon passiert. Also nicht umsonst stehen wir<br />

jetzt hier und überlegen, was mit diesem Ort passiert, weil diese Orte eben rar<br />

geworden sind. Es gibt natürlich Städte, in denen gibt es die noch, aber da werden<br />

die nicht bespielt. <strong>Das</strong> hier ist eine der letzten Industriejuwelen, die noch rough aussehen<br />

und unsere romantischen Träume von 1990 wiederaufleben lassen. Und da<br />

kann man rückblickend oder rekonstruktiv noch mal über all die Chancen sprechen,<br />

die damit verbunden sind. Aber kann es das wirklich sein? Ich warne davor zu sagen,<br />

dass dieser Ort all diese Chancen noch mal erfüllen kann, sondern der ist jetzt<br />

schon musealisiert, obwohl er noch so rough ist, und kaum begehbar und feuerpolizeilich<br />

eine Katastrophe und so weiter – er jetzt schon musealisiert. Und unter<br />

diesen Voraussetzungen muss man diesen Ort auch diskutieren und dann vielleicht<br />

auch den neuen Strukturwandel in den Blick nehmen. Wir werden leere Kirchen<br />

haben, die entweiht sind, wir werden leere Ladenlokale haben, weil alle über das<br />

Internet bestellen. So viel Kunst kann es gar nicht geben, die ganzen Ladenlokale zu<br />

bespielen. Deswegen muss man sich auch mal andere Nutzungen überlegen. Nicht<br />

nur Kunst, sondern auch mal wieder über die Wiederansiedlung von Produktion<br />

sprechen. Kleine Handwerksbetriebe hier reinzunehmen und so weiter – also nicht<br />

nur ein buntes La La Land, sondern ein Land, in dem Wertgüter produziert werden.


147<br />

Erstbegehung | Vorstandsetage 2010<br />

Revitalisierung | Vorstandsetage 2012


149


151<br />

Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

Ein Beteiligter: Aber so habe ich das auch verstanden.<br />

(zustimmendes Gemurmel) Der Ansatz war doch von<br />

Anfang an, hier eine bunte Mischung reinzubringen und nicht<br />

eine neue Monostruktur Kunst.<br />

Christian Schaller: Man sollte vielleicht auch sehen,<br />

dass diese alten Gebäude ein ökonomischer Faktor sind, so<br />

hohe Decken und so großzügige Räume kann man heute<br />

nicht mehr ohne Weiteres bauen für den Zweck Wohnen. <strong>Das</strong><br />

kannst du nur noch für eine Luxusklasse, aber das kannst du<br />

nicht zu normalen Preisen und für normale Leute machen.<br />

Man kann ja einfach ausrechnen, was es kosten würde, heute<br />

so einen Backsteinbau zu produzieren. Wenn man diesen<br />

ganzen materiellen Wert zum heutigen Marktwert einsetzt, in<br />

die neue Ordnung, muss man es als Vorteil realisieren, dass<br />

die das Ding damals bauen konnten. <strong>Das</strong>s auch andere Leute<br />

ihn nutzen können und nicht einer seinen Reibach damit<br />

macht. Also diese Arbeit mit der Substanz heißt eben auch,<br />

die Substanz wertzuschätzen. Und das sieht man zum Beispiel,<br />

wenn Ihr die Decken in der Vorstandsetage, die abgehängten<br />

Decken abreißt, da kommt ja ein Raum zum Vorschein, der<br />

eine Zeit lang wegen des damaligen Geschmacks oder des<br />

Lebensstils oder durch angebliche Energieeinsparungen verborgen<br />

war und gar nicht entdeckt und genutzt wurde. <strong>Das</strong> ist<br />

ein Prozess, der geht nur im Umwandeln und nicht auf dem<br />

Papier. Ist auch schwierig, das über einen zentralen Investor,<br />

in zentralen Planungen zu machen. Man müsste eine Zielplanung<br />

haben. Man kann es ja nicht machen wie im Mittelalter,<br />

wo man sagte, jetzt bauen wir hier mal ein Häuschen hin und<br />

hier mal eins, sondern es muss natürlich schon irgendwo ein<br />

Rahmenkonzept geben. Aber man muss die Parzellen in einzelne<br />

Hände geben, an einzelne Investor*innen, in einzelne<br />

Gruppen, für einzelne Ziele. Vielleicht bestimmten einfachen<br />

Regeln unterlegen. Also das ist eigentlich das Verfahren, das<br />

ist jetzt so wichtig.<br />

Walter Buschmann: Ja, Christian, ich unterschreibe<br />

alles, was du gesagt hast. (Publikum lacht) Aber ich möchte<br />

gerne noch eine Ergänzung machen. Ich habe ein Berufsleben<br />

lang, mehrere Jahrzehnte, immer versucht meinen Partnern<br />

und meinen Gegnern klarzumachen, dass es sich bei Architektur<br />

auch um Kultur handelt. <strong>Das</strong> ist gar nicht so leicht,<br />

gerade auch bei Leuten, die intensiv mit Kultur zu tun haben.<br />

Manche Museumsleute, die fallen immer auf die Knie, wenn<br />

sie irgendwo einen Topf ausgraben oder ein Glas, aber Architektur<br />

sehen die nicht unbedingt als ein Kulturgut an, das<br />

ebenfalls entsprechend behandelt werden muss. Und da sage<br />

ich immer: Es gibt Leute, die sind farbenblind, das wissen<br />

wir. Es gibt Leute, die sind formenblind, und es gibt tatsächlich<br />

auch Leute, die sind architekturblind. Die können eben<br />

nicht erkennen, dass in dieser Architektur Kultur steckt, dass<br />

in diese Architektur Geschichte eingekernt ist und dass es<br />

darum geht, diese Geschichtsaspekte, diesen Geschichtswert<br />

hervorzuheben, hervorzulocken und diesen Geschichtswert in<br />

die zukünftige Nutzung und in den Umbau einzubringen. <strong>Das</strong><br />

wird ein wesentlicher Aspekt in der Sektion sein, in der ich<br />

ja dann beteiligt bin, über die Kunst der Transformation. Es<br />

geht eben darum, hier eine gute Nutzung zu finden, es geht<br />

darum, ein gutes Konzept zu finden, wie man vorankommt in<br />

dieser Angelegenheit, und es muss gleichzeitig auch darum<br />

gehen, das was hier an Kulturgeschichte, an Architektur übrig<br />

geblieben ist, angemessen zu erhalten.<br />

Friedhelm Terfrüchte: Es gibt wunderbare Beispiele<br />

von interessanten und erfolgreichen Transformationsprojekten,<br />

vielerorts. Erst kürzlich wurde der Deutsche Bauherrenpreis<br />

verliehen, unter anderem für die Nachbarschaft Samtweberei,<br />

eine Umnutzung der ehemaligen Seidenweberfabrik<br />

in Krefeld mit zeitgemäßem Wohnen und Arbeiten in historischen<br />

Gebäuden. Die Stichworte, die ich hier einbringen<br />

möchte, lauten: <strong>Stadt</strong>entwicklung vom Quartier aus denken,<br />

Nachbarschaften anders denken, Mitmachkonzepte entwickeln<br />

und, ganz wichtig, Eigentumsbildung anders denken.<br />

Dazu gehört auch eine hohe Flexibilität in der Nutzungsprogrammierung<br />

und Grundrissgestaltung. Wir reden häufig darüber,<br />

machen's dann aber letztendlich nicht oder wir machen'<br />

s eher konventionell. <strong>Das</strong> Konzept der lokalen Ökonomie bewusst<br />

und anders zu denken, das sind für mich Schlüssel und<br />

Hebel für diesen spannenden Transformationsort. Und Herr<br />

Buschmann hat zu Recht gesagt: Wenn wir über Denkmalschutz<br />

reden, dann müssen wir auch und ganz besonders über<br />

die Nachnutzungskonzepte streiten. Ohne Nachnutzungskonzept<br />

kann Denkmalschutz auf Dauer nicht funktionieren. Sie<br />

müssen robust sein, auch längere Zeiten überdauern können,<br />

und wir müssen sie uns leisten wollen und können. Wir können<br />

uns Zeit dabei lassen, denn wir müssen am Ende belastbare,<br />

das heißt auch bezahlbare Um- und Nachnutzungskonzepte<br />

entwickeln. Wir dürfen und müssen auch Experimente<br />

wagen. Ich fände es wichtig, wenn die <strong>Stadt</strong> Köln es schaffen<br />

könnte, an dieser Stelle ein adress- und identitätsstiftendes<br />

Transformationsprojekt zu starten, weiterzubefördern und Zeit<br />

und Raum für Experimente einzuräumen. Ich oute mich hier


Eröffnungskonferenz<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Paul Böhm, Walter Buschmann,<br />

Marc Leßle, Christian Schaller<br />

Sebastian Tautkus,<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

O-Ton<br />

2018<br />

als Kind der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. <strong>Das</strong> war damals für alle<br />

Beteiligten ein wichtiges Labor für ganz viele neue <strong>Zukunfts</strong>fragen. Wir haben vieles<br />

konzeptionell neu gedacht, Pilotprojekte mit manchmal überraschenden Ergebnissen<br />

gestartet – nicht alles war dann gleich erfolgreich. Man kann da sicher noch<br />

von vielem lernen. Ihr habt jetzt hier in Deutz alle Möglichkeiten, perspektivisch<br />

neue Wege in der Quartiersentwicklung zu beschreiten und ein robustes, vielgestaltiges<br />

<strong>Stadt</strong>quartier mit lebendigen, alters- und sozialgemischten Nachbarschaften<br />

zu entwickeln. Niederschwellige Eigentumsbildung kann hier ein Schlüssel sein!<br />

Warum kann man nicht sagen, wir wollen in diesem Quartier künftig anders wohnen,<br />

zusammenleben und arbeiten, als das in den häufig wenig funktions- und nutzungsgemischten<br />

Neubauquartieren der Fall ist. <strong>Das</strong> muss man wollen. <strong>Das</strong> kann man<br />

formulieren, das kann man dann auch politisch betreiben. <strong>Das</strong>s das dicke Bretter<br />

sind, die da zu bohren sind, sollte nicht abschrecken. Und natürlich sind da andere<br />

Player, die erfahrenen Entwickler*innen, die natürlich wissen, wie man den Markt erfolgreich<br />

bedient. Aber das sind womöglich nicht diejenigen, die diese besonderen<br />

Begabungen dieses Standortes zur Profilierung und Adressbildung nutzen wollen.<br />

Ich würde sagen, es macht viel Sinn, von wirklich Gutem zu lernen, nicht alles noch<br />

mal neu zu erfinden, was andernorts schon die Testphase durchlaufen hat. <strong>Das</strong> betrifft<br />

auch die „Prozessarchitektur". Wir können an so vielen Stellen im Ruhrgebiet<br />

und andernorts Best-Practise-Projekte in Denkmälern vormaliger industriell genutzter<br />

Gebäude finden. Wichtig erscheint mir, die Diskussion über Um- und Nachnutzungspotenziale<br />

auch abseits von konventionellen industrieromantischen Bildern zu<br />

führen und die speziellen örtlichen Begabungen und Atmosphären zu erkennen und<br />

zu nutzen. <strong>Das</strong> LAB 1869 ist eine wunderbare Keimzelle für das <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong>.<br />

Man spürt förmlich diese schöpferische Kraft, die von den kulturellen und künstlerischen<br />

Interventionen ausgeht. Kultur und Kunst als spannender Impulsgeber und<br />

Motor für ein aufregendes Transformationsprojekt. Hier macht Köln etwas anders.<br />

<strong>Das</strong> finde ich spannend.<br />

(Applaus)


153


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK E WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

155<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


157


Inklusion<br />

im Dialog mit Jutta Pöstges<br />

O-Ton LAb 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong><br />

2018/19<br />

AK: Hallo liebe Jutta, du bist ja seit vielen Jahren sehr aktiv in Köln unterwegs<br />

und arbeitest unter dem Label X-SÜD mit dem raumlaborberlin zusammen.<br />

Was treibt euch an, ganz neuartige Räume und Landschaften für Inklusion schaffen<br />

zu wollen?<br />

JP: Mich motiviert auch ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess, und<br />

ich wünsche mir für Köln eine inklusive <strong>Stadt</strong>gesellschaft. Ich komme aus der Kulturarbeit<br />

und bin überzeugt, dass Kunst Veränderungen anstoßen kann.<br />

Neue inklusive Räume sind das Ziel. Wie bilden wir Tandems aus Künstler*innen<br />

mit und ohne Beeinträchtigung. Wir lernen, auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.<br />

<strong>Das</strong> ist ja ein ganz neues Thema. Es gibt eigentlich keine vergleichbaren<br />

Beispiele oder Projekte, die das praktizieren. Menschen mit Lernschwierigkeit oder<br />

sogenannter geistiger Behinderung arbeiten in der Regel in großen Sondereinrichtungen<br />

und sind von gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen. Wir suchen Alternativen<br />

und experimentieren, damit Inklusion gelingen kann.<br />

<strong>Das</strong> kann modellhaft sein für Köln, und dafür brauchen wir einen Platz, ein<br />

Kunsthaus, ein X-SÜD-Kunsthaus. Vor einer Dauernutzung haben wir eine Phase<br />

der Zwischennutzung vorgesehen. Die brauchen wir, um inklusive Arbeitsweisen<br />

und das Projekt partizipativ zu entwickeln. Wir gehen dabei von einem erweiterten<br />

Inklusionsbegriff aus, der alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

und Bedürfnissen einbezieht. Wir kommen aus der klassischen Behindertenhilfe und<br />

haben einen besonderen Fokus auf Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie können<br />

ihre Interessen in der Regel nicht gut selber vertreten, und wir verstehen uns auch<br />

als Stellvertreter*innen und Sprachrohr. Dabei sehen wir das Ganze eingebettet in<br />

einen größeren gesellschaftlichen Kontext.<br />

AK: Diesen Zwischenraum, den ihr da eingeplant habt, finde ich hochspanned<br />

diesen Freiraum des Experimentierens. Schön wäre es natürlich auch, wenn<br />

dieser dann in eine Nachhaltigkeit münden könnte. Wie kann das gelingen? Meinst<br />

du, Häuser zu besetzen ist da ein Mittel?<br />

JP: Wenn man sich Orte anguckt wie das KAT18, wo wir jetzt arbeiten –<br />

das Kunsthaus Rhenania, das Bürgerhaus Stollwerck oder die Alte Feuerwache –,<br />

dann muss man sagen, dass diese Freiräume für Kunst und Kultur in der <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />

letztendlich entstanden sind, weil engagierte Menschen vor etwa 40 Jahren<br />

Häuser okkupiert und gerettet haben.<br />

Ja, ich würde es sehr begrüßen, wenn sich die künstlerischen Projekte, die<br />

jetzt in der Quartiersentwicklung in Köln entstehen, zusammentun und ihre Aktivitäten<br />

bündeln und dann ein stärkeres Auftreten haben. Es ist wichtig, über gemeinschaftliche<br />

Aktionen mit mehr Kraft kulturelle und gesellschaftspolitische Ziele zu<br />

verwirklichen, zusammen mit der Politik und mit den Gremien der <strong>Stadt</strong>verwaltung.


Erstbegehung | 2010<br />

159


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

161<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK E WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

163<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


Perspektivwechsel<br />

im Dialog mit Henrik Schulze Neuhoff<br />

O-Ton<br />

2018/19<br />

Auf dem Dach zu stehen, bedeutet für mich gerade noch mal eine neue<br />

Perspektive ... und dabei ist das hier generell schon ein Ort, der sehr zu Perspektivwechseln<br />

anregt. Da wünsche ich mir, dass es diesen Ort und auch das Drumherum,<br />

das Areal in einer Form weiter gibt, die auch in fünf oder zehn Jahren zu Perspektivwechseln<br />

anregt, wo man Dinge erleben kann, die auf den ersten Blick vielleicht<br />

auch erst mal fordernd sind oder einen gar überfordern, aber aus denen man was<br />

lernen kann. <strong>Das</strong>s es tatsächlich ein Ort ist, der Kunst und Kultur im Herzen tragen<br />

darf und Leute anregt zu Neuem. Also, ich finde, dass man hier viele Nischen besetzt<br />

findet, die es in kleineren Städten gar nicht so gibt.<br />

Ja gut, wegen des Freiraums bin ich, glaube ich, nicht nach Köln gegangen,<br />

den gab‘s irgendwie in der Form schon nicht mehr, als ich hier wirklich<br />

angelangt bin, aber definitiv wegen der kulturellen Dichte und wegen des Angebots.<br />

Und bei der kulturellen Dichte existiert gleichzeitig auch eine gewisse Bandbreite.<br />

Man kann also von A bis Z alles mitnehmen und sich auch beteiligen, und in<br />

der Hinsicht ist dann Köln in meiner Wahrnehmung einfach auch noch ein bisschen<br />

alternativer als vielleicht andere Städte in der Region – es gibt eben Alternativen.


165<br />

spiegeln antriggern provozieren<br />

im Dialog mit Martin Schmittseifer<br />

O-Ton<br />

2018/19<br />

Ihr kommt von der Kunst her und habt euch ja jetzt<br />

hier mit eurem LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> und auch schon<br />

in den Jahren davor sehr intensiv mit diesem Gebäude und<br />

somit natürlich sehr viel mit dem Thema Quartiersentwicklung<br />

auseinandergesetzt. <strong>Das</strong> ist ein Thema, mit dem wir als Jack<br />

in the Box auch seit fünf Jahren in Ehrenfeld beschäftigt sind.<br />

Diese Verbindung, wie Ihr letztendlich Kunst und Gebäude,<br />

Quartier, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft zusammenbringt,<br />

finde ich einzigartig in Köln und auch sehr auffällig<br />

als eine besondere komplexe künstlerische Leistung und eben<br />

darüber hinaus.<br />

Man schaut, welche Elemente man in einem Quartier<br />

hat und wie diese zusammenlaufen: Wie ist die Synergie? Wo<br />

braucht es Abgrenzungen, wo braucht man Zentren, wie ist<br />

das an den Rändern? Und wo treffen sich die Menschen?<br />

Wahrscheinlich ist dies so etwas wie euer Reallabor.<br />

Und ich denke, was dahintersteckt, ist ja wirklich eine Lust auf<br />

die Komplexität, die sich letztendlich dann im gemeinsamen<br />

Zusammenleben irgendwie ergibt.<br />

Und da ist die Kunst – ich bin ja eigentlich ein großer<br />

Freund der Reden von Jonathan Meese, die Diktatur der<br />

Kunst, die er immer proklamiert, einfach, um damit wirklich zu<br />

unterstreichen, dass Kunst unglaublich viel bewirken kann. Um<br />

tatsächlich zu spiegeln, Prozesse anzutriggern, zu provozieren,<br />

zu stören. Und natürlich irgendwie auch, um Freude zu bereiten.


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

167<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

1869 statt 08/15<br />

±±<br />

<strong>Das</strong> derzeit neu entstehende Otto-&-Langen-Quartier<br />

im rechtsrheinischen Köln bietet alles zur gleichen Zeit.<br />

Hier, in der ersten Gasmotorenfabrik der Welt, lässt sich nicht<br />

nur das kulturelle Erbe Europas sichtbar machen, sondern es<br />

können auch mit einer europäischen <strong>Stadt</strong> verbundene Werte<br />

wie Mit- und Selbstbestimmung der Bürger*innen, Entwicklung<br />

aus dem Bestand, Nutzungsmischung, kulturelle Vielfalt,<br />

soziale Integration weitergedacht und erprobt werden und<br />

nicht zuletzt in eine konkrete Umsetzung in einem gemeinwohlorientierten<br />

<strong>Stadt</strong>teil münden. Die Eigentümerin NRW.<br />

Urban will das Gelände verkaufen. Die <strong>Stadt</strong> Köln könnte vom<br />

Vorkaufsrecht Gebrauch machen.


169


EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT<br />

PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE WERKSTRASSE WEISSES STU<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER 173 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE 187 SCHÖNHEIT DE<br />

DAS LAND UTOPIA #1 243 DAS LAND UTOPIA #2 265 DAS LAND UTOPIA #3 277<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


171<br />

DIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

R VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE 205 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT 219<br />

WASCHKAUE REVITALISIERUNG 2015<br />

INNERE WERKSTRASSE REVITALISIERUNG 2018<br />

SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE REVITALISIERUNG 2015<br />

WERKSHALLE REVITALISIERUNG 2011<br />

WEISSES STUDIO REVITALISIERUNG 2011<br />

SCHMIEDE REVITALISIERUNG 2011<br />

HOF REVITALISIERUNG 2011<br />

FOYER REVITALISIERUNG 2011<br />

VORSTANDSETAGE REVITALISIERUNG 2012<br />

BETRIEBSRAT REVITALISIERUNG 2015


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

173<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Tretet ein, denn auch hier<br />

sind Götter<br />

machen – machen – machen<br />

2011/12<br />

„Anja Kolacek und Marc Leßle halten die Kölner auf<br />

Trab. Nach dem Tanzhaus Köln Interim sind die beiden Avantgardisten<br />

schon wieder fündig geworden, diesmal im <strong>Stadt</strong>teil<br />

Deutz-Mülheim." (Arnd Wesemann, Zeitschrift Tanz, 2011)<br />

raum13 wurde 2007 von Anja Kolacek (Regisseurin<br />

und Kulturmanagerin) und Marc Leßle (Bühnen-, Video- und<br />

Lichtgestalter) gegründet. raum13 versteht sich als rhizomatischer<br />

Organismus experimenteller und politischer Kunst, der<br />

die klassischen Grenzen des Theaters sprengen will. Obwohl<br />

der persönliche Werdegang und die beruflichen Erfahrungen<br />

aus dem „klassischen Blackbox-Theater“ stammen, sehen sie<br />

ihre heutige und zukünftige künstlerische Arbeit als Theater<br />

an, wenn auch nicht im klassischen Format.<br />

Am 18. Juni 2011 eröffnen Anja Kolacek und Marc<br />

Leßle das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste mit<br />

einer eigenen Inszenierung und Uraufführung: „Tretet ein,<br />

denn auch hier sind Götter".<br />

Darüber hinaus öffnen sie das Deutzer Zentralwerk<br />

der Schönen Künste für nationale und internationale Theaterund<br />

Kunstproduktionen:<br />

• alles was tanzt #3, Gipfeltreffen der Tanzszene<br />

• alles was tanzt, Residenzen<br />

• zeit dreht sich, Gruppenausstellung<br />

• hier und jetzt, Junge-Szene-Projekt<br />

• es ist hier, Theaterfestival<br />

• eichmann, raum13-Wiederaufnahme<br />

• substanzen, raum13-Uraufführung


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter


175


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter<br />

177


2011 Fotoreihe zu Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


179<br />

Auszüge Interview<br />

Balthasar Busmann im Dialog mit<br />

Anja Kolacek und Marc Leßle<br />

2012<br />

BB: Wie kann ich mir eure Arbeitsweise vorstellen?<br />

ML: Unsere thematische Suche gilt immer sozialen<br />

Phänomenen, die heutige Menschen gleichermaßen bewusst<br />

wie unbewusst bewegen, und nicht der Suche nach klassischen<br />

Interpretationen von Theatertexten. Daher schreiben<br />

wir unsere Stücke selbst. Über umfangreiche Rechercheund<br />

Konzeptionsprozesse mit allen Produktionsbeteiligten<br />

nähern wir uns der jeweiligen Fragestellung an. Dabei wird<br />

anhand einer sozial- und kulturwissenschaftlich orientierten<br />

Materialauswahl in gemeinsamer Lektüre, über Interviews, in<br />

Versuchs- und Improvisationsanordnungen, das Substrat des<br />

anzustrebenden Stückes zusammen mit den Schauspieler*innen,<br />

Performer*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen gewonnen<br />

und anschließend von Dramaturgie und Regie in eine<br />

Form gebracht. Während der Stückentwicklung weiten wir<br />

den Rechercheprozess über Interviews auf das Publikum aus;<br />

Teile des Entstehungsprozesses finden als Performances und<br />

Interventionen im öffentlichen Raum statt und werden filmisch<br />

und fotografisch dokumentiert. Der dabei zustande kommende<br />

Austausch als Prozess kann wiederum Impulse für die<br />

weiteren sich verflechtenden Proben setzen und in die Arbeit<br />

einfließen.<br />

mit raum13 die Möglichkeit der Realisierung von Visionen.<br />

Unser Anliegen ist es, durch den Dialog der Künstler*innen<br />

aus verschiedenen ästhetischen und sozialen Bereichen etwas<br />

Verbindendes, Neues entstehen zu lassen. Dieser Dialog bezieht<br />

das Publikum mit ein, das in den begehbaren Räumen<br />

von raum13 dazu eingeladen wird, zu sehen, zu reden und<br />

sich zu neuen Aktionen inspirieren und mitreißen zu lassen.<br />

BB: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

BB : Welche künstlerischen Mittel verwendet Ihr?<br />

AK: Wir arbeiten als Theatermacher transdisziplinär<br />

an der Schnittstelle von Schauspiel, Tanz, Musik und Bildender<br />

Kunst und ermöglichen dadurch bei der Wahl unserer darstellerischen<br />

Mittel systemreflexive, unabhängige und unkonventionelle<br />

Interaktionsebenen. Dieses Crossover der Künste<br />

ist kein Selbstzweck, sondern erzeugt erst Möglichkeiten,<br />

die Gegenwart immer wieder neu und aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven historisch, politisch und sozial wirkungsmächtig<br />

zu beleuchten. Durch den angebotenen Perspektivenwechsel<br />

können Sichtweisen auf multiple Wirklichkeiten ermöglicht<br />

respektive gesehen und/oder durch individuelle Rezeptionen<br />

sowohl re- als auch dekonstruiert werden. Somit können die<br />

Bedingungen des Theaters ausgetestet – respektive provozierend<br />

ausgereizt – und künstlerisch weiterentwickelt werden.<br />

ML: Über das Bühnengeschehen hinaus initiieren wir<br />

den Austausch zwischen Künstlern und ihren Szenen und provozieren<br />

eine Zusammenarbeit über die disziplinären Trennlinien<br />

hinweg. Wir wirken dabei als organisatorische und künstlerische<br />

Ideengeber oder auch als Ideenbeteiligte und bieten


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2011 Juni | UA Tretet ein, denn auch hier sind Götter!


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

181<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2011 Juni | UA Tretet ein,<br />

denn auch hier sind Götter


2011 September | Premiere alles was tanzt #3<br />

183


185<br />

„Der Beweis ist erbracht, hier kann man Kunst produzieren. Kolacek & Leßle verfügen<br />

über kühnen Unternehmergeist.“ (Thomas Linden, Rundschau, 29. Juni 2011)<br />

2012 Januar | UA Substanzen<br />

2011 September | Premiere alles was tanzt #3<br />

2011 November | Wiederaufnahme Eichmann


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VOSRTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

187<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Arbeiter


189<br />

Schönheit der Vergänglichkeit<br />

#3–1<br />

2012–2015<br />

Ein urbanes Kunstprojekt, das die Räume des einstigen<br />

Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz neu nutzt, seine<br />

traditionsreiche Geschichte aufgreift und sie in Analogie zu<br />

modernen gesellschaftlichen Umbrüchen und Strukturen setzt.<br />

Der <strong>Stadt</strong>raum ist einem stetigen Wandel unterworfen,<br />

was heute modern ist, ist morgen veraltet und uninteressant.<br />

Ein besonderes Beispiel dafür ist die rechtsrheinische<br />

Kölner Industriebrache zwischen Zoo- und Mülheimer Brücke.<br />

In den 1860ern Wiege des Ottomotors und damit Ausgangspunkt<br />

der Weltmotorisierung, stehen heute dort verlassene<br />

<strong>Werk</strong>shallen und Verwaltungsgebäude und warten dornröschenartig<br />

auf ihre weitere Verwendung oder wandeln sich zu<br />

(Sub-)Kulturstätten aller Art. Die Umwandlung dieses <strong>Stadt</strong>raums<br />

über Generationen hinweg ist beispielhaft für die Umwälzung<br />

unserer Gesellschaft und steht im Fokus der künstlerischen<br />

Arbeit von raum13 Kolacek & Leßle.<br />

Diese beeindruckende größte Brachlandschaft in Köln mit<br />

ihren zahlreichen Baudenkmälern erlebt nun in ihrem einstmaligen<br />

Herzstück eine neue Blüte. Die ehemalige Hauptverwaltung<br />

der Klöckner Humboldt-Deutz-<strong>Werk</strong>e transformiert sich<br />

bis auf Weiteres auf Initiative von raum13 Kolacek & Leßle<br />

in das wohl größte urbane Kunstprojekt Kölns und bietet ein<br />

Forum und Arbeitszentrum für junge, zeitgenössische Kunst.<br />

Mit Schönheit der Vergänglichkeit #3–1 reisen<br />

wir durch die Zeit von heute bis in das Gründungsjahr der<br />

Motorenwerke. Hier begann im 19. Jahrhundert die Weltmotorisierung<br />

und damit auch das uns prägende Erdölzeitalter,<br />

heute stehen wir an dessen Ende. In unserer Arbeit lassen wir<br />

Generationen miteinander kommunizieren. Träume, Ängste<br />

und Weltbilder zeigen den Wandel der Zeit. Ehemalige Mitarbeiter*innen<br />

des einstigen Weltkonzerns, die Architektur<br />

der Gebäude, die hinterlassenen Einrichtungsgegenstände<br />

sowie Akten, Briefumschläge, Fotos von Betriebsratswahlen<br />

und vieles mehr sind unsere Zeugen der Zeit.<br />

Mit Schönheit der Vergänglichkeit #3_Wohlstand für<br />

alle, den ersten Teil unserer Reihe, setzten wir einen Schwerpunkt<br />

auf die Jahre 1950 bis heute. Den Mittelpunkt unserer<br />

Arbeit bilden der Ort, die Menschen und ihre Geschichte(n).<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke,<br />

Teil 2 der Trilogie, beschäftigt sich mit dem Thema (Welt-)<br />

Krieg, das die Moderne prägt wie kaum ein anderes. Die<br />

riesige Industriebrache der ehemaligen KHD-<strong>Werk</strong>e gilt dabei<br />

sowohl als Zeuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert<br />

wie zugleich auch als Ausgangspunkt für moderne<br />

Formen der Kriegsführung. KriegsBlicke begibt sich auf die<br />

Spurensuche nach den Voraussetzungen des Krieges sowie<br />

seinen Entstehungsbedingungen und oszilliert dabei permanent<br />

zwischen Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #1_In 80 Tagen um<br />

die Welt, die dritte thematische Setzung in unserer Arbeit,<br />

vervollständigt die Trilogie. In 80 Tagen um die Welt ist eine<br />

spartenübergreifende Theaterinstallation, die die Anfänge<br />

der Industrialisierung, Mobilität und Weltmotorisierung im 19.<br />

Jahrhundert in den Blick nimmt und nach den Ursprüngen unserer<br />

mobilen und international vernetzten Gesellschaft fragt.<br />

Mit dem Slogan „Höher, schneller, weiter“ wird aber nicht nur<br />

das technikbegeisterte 19. Jahrhundert, sondern auch unsere<br />

digitalisierte und auf Leistungs- und Produktivitätssteigerung<br />

setzende heutige Gesellschaft künstlerisch hinterfragt und beleuchtet.<br />

Darüber hinaus öffnen Anja Kolacek und Marc Leßle<br />

das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste für nationale<br />

und internationale Theater- und Kunstproduktionen, die sich<br />

mit dem Thema 150 Jahre Industrialisierung und der damit<br />

einhergehenden Wandlung von gesellschaftlichen Strukturen<br />

beschäftigen. raum13 erstellt so ein künstlerisches Kaleidoskop<br />

gesellschaftlicher Momentaufnahmen: gestern, heute und<br />

morgen.<br />

Thematische Kooperationsprojekte:<br />

2012<br />

FM Einheit + Irmler – Konzert<br />

dreizehnterjanuar aus Wien – working class zero<br />

Benjamin Schad – Träume von Günter Eich_nominiert für den Kölner Theaterpreis 2012<br />

2013<br />

FM Einheit + Saskia von Klitzing + Tim Isfort + Volker Kamp – Konzert KriegsBlicke<br />

Gesine Grundmann – Ausstellung not one thing that you want is upstream<br />

Pola Groß – Lesereihe Im Westen nichts Neues<br />

G Kollektiv – Festivals Jung! Na und!_Europa / Zerbombt<br />

Asasello Quartett – Spielzeiteröffnung<br />

2014<br />

Acht-Brücken-Festival – impuls<br />

Kölner Gesellschaft für Neue Musik – Bad Trip Festival<br />

Martin Kleppe – Medusas Garten<br />

Festival Jung! Na Und!_Metropolis


2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Angestellten


191<br />

2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Vorstände<br />

2012 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Die Spieler


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNER<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


E WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

193<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Mutter Deutz<br />

Dialog mit den Zeitzeugen<br />

Dietmar Voss, Hans-Gerd Ervens,<br />

Hubert Mühlenbach<br />

2012<br />

DV: Ich bin Vertriebener und bin dann damals durch Zufall im Haus eines<br />

technischen Vorstandes der damaligen KHD gelandet, und damit begann eigentlich<br />

schon der erste Kontakt zu diesem Unternehmen. Wir waren in Bergisch-Gladbach<br />

Sand in einem Lager, und meine Mutter hatte, aus welchen Gründen auch immer,<br />

auf der Flucht eine wunderschöne bestickte Tischdecke mitgenommen. Sie hatte<br />

diese Decke auf einem kleinen Tisch ausgebreitet, und zwei Töchter von Herrn Dr.<br />

Flats, das war der technische Vorstand von KHD, gaben dort die Speisung aus. Die<br />

sahen diese Decke und bewunderten die Stickereien, und über diese Decke kam<br />

dann der Kontakt zu meiner Mutter. Und dann stellte sich heraus, dass der<br />

Dr. Flats fünf Kinder hatte, und der jüngste Sohn war neun Jahre alt, ich war damals<br />

acht Jahre, und man fragte, ob ich nicht als Spielgefährte zu seinem Sohn kommen<br />

könnte. Ja, dann hat man mich also abgeholt, und dann begann für mich also eine<br />

komplett neue Zeit, denn die Flucht war schon katastrophal, und dort wurde ich<br />

richtig schön versorgt. 15 Tage später sind wir dann zu den Flats gezogen, wir bekamen<br />

im Dachgeschoss ein kleines Zimmer und hatten endlich mal die Möglichkeit,<br />

eine Türe hinter uns zuzumachen. <strong>Das</strong> Lagerleben war damit beendet.<br />

Der weitere Weg war, dass dann meine Eltern fünf Jahre später Hausmeister<br />

wurden in einem Mehrfamilienhaus von Herrn Dr. Flats. In diesem Haus<br />

wohnten ausschließlich KHD-Leute, Führungsleute, und damit begann eigentlich<br />

auch der Kontakt zu dieser mittleren Führungsebene, obwohl ich 1951 erst 13 Jahre<br />

alt war, aber ich war handwerklich sehr begabt. Und in dem Haus wohnte auch ein<br />

Konstrukteur, und der war von meinen handwerklichen Tätigkeiten derart begeistert,<br />

dass er gesagt hat: Der Junge muss nach KHD. Denn dort suchte man sehr<br />

dringend Nachwuchs, weil durch die Kriegsereignisse viele Männer auf dem Feld<br />

geblieben sind und viele in Gefangenschaft waren, und man versuchte, die Jugend<br />

auszubilden, um sie bei KHD tätig werden zu lassen. Da begann ich also 1953 eine<br />

Maschinenschlosserlehre und habe dann allerdings nach anderthalb Jahren die<br />

Maschinenschlosserlehre aufgegeben aufgrund einer Empfehlung meiner Ausbilder,<br />

die meinten, ich wäre für den Schraubstock zu schade und ich sollte doch<br />

kreativ arbeiten. Und man schlug mir vor, die Ausbildung als technischer Zeichner<br />

zu beenden. <strong>Das</strong> habe ich gemacht und 1956 kam ich dann in die Konstruktion für<br />

luftgekühlte Dieselmotoren, hier in diesem Gebäude, damals auf der zweiten Etage.<br />

<strong>Das</strong> war mein Einstieg in das Unternehmen KHD.<br />

HGE: Ich war in der vierten Generation hier, uns Firma war unsere Identifikation.<br />

Mein Vater war hier, der ist mit 63 in Rente gegangen, zwei Onkel waren<br />

hier, meine Cousins waren hier, mein Großvater ist von Deutz, damals noch bei der<br />

Gasmotoren-Fabrik 1928, der Urgroßvater war auch hier, der war erst mal bei Van<br />

der Zypen, spätere Westwaggon, und ist dann hierhingekommen. Wir waren also<br />

ein Familienunternehmen, man kannte sich nicht nur, man wohnte teilweise zusammen<br />

und dadurch hatte man den Vorteil, wenn irgendwo im Betrieb was klemmte<br />

und man hatte Bekannte in einem anderen Betrieb oder Verwandtschaft, konnte<br />

man dahingehen und pass mal auf, ich habe da ein Problem, kannst nicht mal helfen<br />

oder ein bisschen schneller meinen Auftrag bearbeiten, dadurch fluppte alles,<br />

wie man so schön sagt in Köln. Und wenn es fluppt, dann ist das positiv und geht


RE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

195<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

schnell, und das war auch kein Kölscher Klüngel, denn man<br />

kannte sich, man war verwandt und man half sich gegenseitig,<br />

damit der Laden lief.<br />

Es gab viele Sozialleistungen, wenn die Kinder zur<br />

Kommunion gingen, kriegte man ein Geschenk, wenn man<br />

geheiratet hat, kriegte man ein Geschenk. Wir hatten eine<br />

Krankenschwester, wenn jemand längere Zeit krank war, kam<br />

die einen besuchen, brachte einen Korb mit Früchten, das war<br />

alles Sozialfürsorge, die mit dem Betriebsrat vereinbart wurde.<br />

Man hat sich getroffen, Feste gefeiert, wenn einer 25-jähriges<br />

Jubiläum hatte. <strong>Das</strong> war natürlich eine große Sache, und dann<br />

hat man Witze gemacht, ob wir das auch schaffen oder ob<br />

man uns vorher schon verheizt hat.<br />

<strong>Das</strong> ist schon eine Vergangenheit, besonders wenn<br />

man von der ganzen Familie noch weiß, wo die gearbeitet<br />

haben. <strong>Das</strong> sind ja auch Arbeitsplätze. Die Firma hatte ja auch<br />

Wohnungen, <strong>Werk</strong>swohnungen, es gab sogar Erholungsheime<br />

im Westerwald, wo man hingeschickt wurde, wenn man<br />

eine gewisse körperliche Belastung nicht mehr aushielt durch<br />

die Arbeit. <strong>Das</strong> findet man heute nicht mehr.<br />

HM: Körperlich war das sehr anstrengend, wir hatten<br />

Akkord, wir hatten alle Profile, und die mussten während<br />

dem Anzeichnen gedreht werden, da hatte man Oberflunsch,<br />

Unterflunsch, und was es so all gibt ... und die mussten von<br />

drei Seiten angezeichnet werden, ich will jetzt mal nicht übertreiben,<br />

aber bis 200 Kilo haben wir in der Klaue gehabt und<br />

die mit der Hand gedreht. Was größere Sachen waren, die<br />

wurden natürlich mit dem Kran gedreht. Und da war immer<br />

viel Krach. Und ein Kollege, wenn der lange den Kran festgehalten<br />

hat, kam der andere mit seiner Arbeit nicht weiter<br />

im Akkord. Da flippte man schon mal ein bisschen aus, aber<br />

wir haben uns schnell wieder vertragen. Wenn dann mal was<br />

Schlimmeres war, wurde der Betriebsleiter eingeschaltet und<br />

der hat das im Griff gehabt mit uns.<br />

Weltfirma mit einer ganz großen Palette. Der Schlepperbau,<br />

die Feuerwehr, Busse, LKWs, der Magirus war damals eine<br />

Marke auf dem Bau, oder die ganzen Baumaschinen mit<br />

Deutzmotoren, die werden heute zwar teilweise noch gebaut,<br />

aber wir sind nicht mehr. Oder auf dem Rhein sind wir kaum<br />

noch vertreten mit Deutzmotoren. Früher konnten sie auf dem<br />

Rhein sehen, wo überall dieser rote Wimpel oben am Fahnenmast<br />

hing, da waren Deutzmotoren drin, man stand am Rhein<br />

und sagte: Da kommt einer, ist wieder einer von uns, nee, dat<br />

is keiner von uns, ist aber ne Seltenheit, dass hier mal einer<br />

kommt, der z. B. einen Sulzer drin hatte oder MTU-Motor<br />

oder MAK, wie die Mitbewerber alle hießen.<br />

Wenn man sagte, man ist bei Deutz, dann war das<br />

ungefähr, als wenn man Beamter bei irgendeiner hohen Behörde<br />

war, und wenn man keine goldenen Löffel klaute oder<br />

einen Klüngel mit der Chefsekretärin anfing, dann war man<br />

unkündbar, uns Firma, die Identifikation sehr groß und entsprechend<br />

auch die Motivation. Wir waren ein Weltunternehmen,<br />

aber die Belegschaft lebte wie in einer großen Familie.<br />

DV: Der damalige Fertigungsvorstand, das war ein<br />

absoluter Praktiker, der ging als Vorstand mindestens einmal<br />

in der Woche in die Betriebe, der war bekannt und er<br />

informierte sich über jede Investition. Wenn es also hieß, es<br />

muss eine Maschine ersetzt werden, dann war dieser Vorstand<br />

vor Ort, hat mit dem Arbeiter, der diese Maschinen bediente,<br />

gesprochen und hat gefragt – warum, wieso, weshalb – und<br />

erst wenn er der Meinung war, in Kombination mit den Gesprächen,<br />

hat er den Investitionsauftrag unterzeichnet. Später<br />

hat kein Vorstand mehr so reagiert. Im Gegenteil – und das ist<br />

auch eine lustige Sache: Ein Nachfolger ging mal durch diese<br />

berühmte Halle 100 und wurde dann von jemandem angesprochen:<br />

„Hören sie mal, was machen sie hier?“ Die kannten<br />

ihn überhaupt nicht in der Fertigung!<br />

HGE: Wir haben früher in Mainz-Mombach Omnibusse<br />

gebaut, wir haben in Ulm Feuerwehren gebaut, in Oberursel<br />

haben wir Triebwerke gebaut für die Bundeswehr oder<br />

für die amerikanischen Flieger, in Berlin hatten wir ein großes<br />

Pumpenwerk, in Herschbach und Mündersbach, Herschbach<br />

existiert noch, wie ich gehört habe, wir hatten die Westwaggon<br />

aufgekauft, wir hatten in Förde einen großen Betrieb,<br />

wo die Großmotoren geprüft worden sind ... wir waren eine


197


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2012 August | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle


RE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

199<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2012 August | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle


201<br />

Vernissage 2012 Mai | mit weissem wasser bedeckt<br />

2012 Mai | Vernissage<br />

Mit weißem Wasser bedeckt


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2012 September | Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3_Wohlstand für alle<br />

Konzert FM Einheit & Irmler


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

203<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3WW<br />

2012 Mai | Jung! Na und!<br />

2012 Juni | Köln Premiere<br />

working class zero<br />

dreizehnterjanuar wien


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

205<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #2<br />

KriegsBlicke<br />

2013<br />

Die riesige Industriebrache der ehemaligen<br />

KHD-<strong>Werk</strong>e gilt sowohl als Zeugin der Industriellen Revolution<br />

im 19. Jahrhundert wie zugleich auch als Ausgangspunkt für<br />

moderne Formen der Kriegsführung. Die Industrielle Revolution<br />

brachte nicht nur enorme technische Errungenschaften<br />

mit sich, sondern verursachte auch die rasante Entwicklung<br />

der Verkehrs- und Kommunikationstechnologien. Durch die<br />

Möglichkeit, Massenprodukte und damit auch Waffen und<br />

andere Kriegsgüter schnell herstellen und transportieren zu<br />

können, wurden die Voraussetzungen für die zwei Weltkriege<br />

des 20. Jahrhunderts und ihre vernichtenden Dimensionen<br />

geschaffen.<br />

Aber wie kam es dazu? Sind Technologie und Ideologie<br />

eine „Synergie“ eingegangen? Oder ist der Zusammenhang<br />

von Rationalität und Barbarei, der beide Weltkriege<br />

kennzeichnet, nicht eher Folge einer „Dialektik der Aufklärung",<br />

wie sie schon Adorno und Horkheimer beschreiben?<br />

Angelehnt an Christa Wolfs Bemerkung „Wann Krieg beginnt,<br />

das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg? Falls<br />

es da Regeln gäbe, müsste man sie weitersagen". (Kassandra)<br />

fragt auch dieses Projekt nicht nur nach den Mechanismen<br />

und Bedingungen des Krieges, sondern auch nach seinem<br />

„Vorkrieg“ und schlägt damit eine Brücke in die Gegenwart.<br />

Geht Syrien uns etwas an, oder ziehen wir uns doch lieber in<br />

unsere eigene Friedenswelt zurück? Wohin führt uns der gesellschaftliche<br />

Umbruch des 21. Jahrhunderts?<br />

KriegsBlicke verbindet die Außensicht auf den Krieg<br />

durch dokumentarisches Text-, Bild- und Tonmaterial mit persönlichen<br />

Berichten und Geschichten von Zeitzeugen, die ein<br />

inneres Bild des Krieges entwerfen. Die Spannung zwischen<br />

Außen- und Innensicht, Vergangenheit und Gegenwart, Industriebrache<br />

und digitalen Effekten eröffnet neue Zusammenhänge<br />

und Perspektiven. Bindeglied bleibt jedoch immer die<br />

virulente Frage nach den Voraussetzungen des „Vorkrieges“<br />

und der Möglichkeit, ihn zu erkennen. Bei unserer künstlerischen<br />

Arbeit stehen – ähnlich wie bei einer Diskursanalyse<br />

– weniger konkrete Fakten, sondern vielmehr die unterschiedlichen<br />

Darstellungen und Wahrnehmungen des Krieges und<br />

seiner Vorgeschichte im Fokus.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

2013. Wie zu Zeiten der Industriellen Revolution<br />

verändert sich unser Leben heute rasant. Wir stehen inmitten<br />

der digitalen Revolution. Soziale, kulturelle, wirtschaftliche<br />

und nicht zuletzt politische Umwälzungen finden im Gigahertz-Rhythmus<br />

statt. Genau 100 Jahre nach 1913, dem Vorabend<br />

der beginnenden Katastrophe. KriegsBlicke begibt sich<br />

auf eine Spurensuche nach dem „Vorkrieg“ und bewegt sich<br />

in einem permanenten Spannungsfeld zwischen Gegenwart<br />

und Vergangenheit. War der „Vorkrieg“ 1913 schon spürbar?<br />

Wie standen die Menschen 1913 zum Krieg? Wirkt die damalige<br />

Annahme des Friedensaktivisten David Starr Jordan, dass<br />

es keinen großen Krieg geben werde, da die internationale<br />

Finanz- und Wirtschaftswelt zu eng miteinander verflochten<br />

sei, gerade deshalb so bedrückend, weil die Situation der<br />

heutigen so stark ähnelt? Wie gehen wir heute eigentlich mit<br />

„Krieg“ um? Wähnt sich die „Generation des Friedens“, die<br />

noch nie einen Krieg im eigenen Land erlebt hat, in Sicherheit<br />

vor einem Weltkrieg,. oder vor welchen Herausforderungen<br />

stehen wir? Welche Auswirkungen haben Bundeswehr-Einsätze<br />

auf mentale und gesellschaftliche Strukturen, und wie<br />

stehen wir zu internationalen Einsätzen der NATO?


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2013 Juni | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

207<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2013 Juni | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke<br />

2013 Juni | UA Konzert Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #2_KriegsBlicke


209


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

KriegsBlicke<br />

im Dialog mit Adolf Hellmich<br />

2013<br />

1925 in Ostpreußen geboren.<br />

1942 gemustert<br />

1943 eingezogen<br />

Vorkriegszeit<br />

Ich hab dann 1930 mitgenommen, ganz fest, dass es den Leuten schlecht<br />

ging. Bei uns im Dorf weiß ich, dass die alle keine Arbeit hatten, sofern sie nicht<br />

Bauern waren. Und dass sie politisch sehr aktiv waren. Ich entsinne mich an die<br />

Kommunisten, und mein Vater war Sozialdemokrat, `n aktiver Sozialdemokrat. Der<br />

Kommunist von meinem Vater kam und sagte: Die, das waren die Nazis, die in<br />

der Hauptstadt waren, wollen uns alle umbringen. Und der, der hat das nicht als<br />

dummes Gerede genommen, sondern als echte Drohung, der hatte Angst. Und an<br />

die Machtübernahme kann ich mich sehr gut besinnen. Da marschierten die Nazis<br />

mit ihren Fahnen und Fackeln und sangen. Paar Tage später war bei uns Hausdurchsuchung.<br />

SA und Polizei.<br />

Ja, es gab Arbeit. Mein Vater bekam Arbeit dann bei der Bahn. Es muss<br />

schon ..., ja vermutlich 34, ja 34 wurde schon der erste Mai da doll gefeiert, da war<br />

der Vater schon beschäftigt bei der Bahn. Also auch bei uns auf dem Dorf machte<br />

sich das bemerkbar. Ich weiß, bei uns, da mit den arbeitslosen Arbeitern wurden<br />

die beiden Dorfteiche entschlammt. 34 da waren bei uns Feste, die hat`s im Dorf<br />

gar nicht gegeben. Und ich weiß, dat war `n Fest, da marschierte die SA auf, aber<br />

auch der Pfarrer hat ne Predigt gehalten. Also, es passierte was Neues. Bei den<br />

Bauern kam auch Schwung, Reichsnährstand hieß das da und so was alles. Also,<br />

das war toll. Breites, breites Plus. Bei uns im Dorf war ja die Bauernseite sehr stark.<br />

Da wurde eingeführt: Bauernführer, Ortsbauernführer, Bezirksbauernführer, Reichsnährstand.<br />

Also da war positive Entwicklung. Dann gab`s für die jungen Leute<br />

Ehestandsdarlehen, dass se heiraten, und es wurde Kindergeld eingeführt. Ja, und<br />

dass Arbeiterkinder zur höheren Schule gingen, das hat es bei uns nicht gegeben.<br />

Und ich kam dann 39, ging ich dann auch zur höheren Schule. Mit 14 erst, aber da<br />

hatten die eine Lösung. Aufbauschule, dass die Kinder vom Land mit 14 erst in die<br />

Schule kamen. Weil sie ja zum Teil von Zuhause wegmussten, nich? Ich konnte, nach<br />

Friedland konnte ich fahre. Mit dem Zug und auch mit´m Fahrrad. Also ich glaub<br />

schon, dass ne positive Grundstimmung da war.<br />

In der Schule habe ich in Erinnerung, dass in der Pause auf``m Schulhof,<br />

die großen Jungs, so zwölf bis 14 getrennt saßen, die Arbeiter und die Nazis sozusagen.<br />

Die Nazis waren die Bauern und die Arbeiter waren die Arbeiter. Nur mein<br />

Onkel, der war Schuhmacher, und der wusste immer nicht, wo er hingehörte. Nach<br />

33 waren die auf einmal alle nette Jungs. Da hat´s diese Gruppierungen nicht mehr<br />

gegeben. Mein Onkel hatte im selben Haus, in dem wir wohnten, ne Schuhmacherei.<br />

Und ich bin da als Junge, wenn ´n Kunde zu ihm kam immer reingegangen,<br />

zu der <strong>Werk</strong>statt, und habe zugehört, was die sprachen. Und das war alles positiv.<br />

Aber! Bei der Oma kamen da so Gedanken: Wenn das so weitergeht, gibt es Krieg.<br />

Weißt du, dieser Weg zu Österreich, Sudetenland, das wurde so alles aufgenommen,<br />

aber wenn es so weitergeht, dann gibt es Krieg, und vor Krieg hatten<br />

unsere Leute ja Angst. So ganz trauten sie den Nazis nicht. Aber bei uns wurden<br />

die Jungs Soldat. Militär war ja für die Jungs vom Land die einzige Karrierechance.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

211<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

Vom Nazibeginn und 35, die durften ja nur diese 100 000<br />

Leute haben, aber das nannten sie schwarze Reichswehr. Ich<br />

weiß nicht genau, was das war. Also, jedenfalls spielten die<br />

Soldaten, und ich weiß, das ich in dieser Zeit, da war ich also<br />

noch keine zehn, auch bei uns am Dorf zu ner Veranstaltung<br />

gewesen bin, ob da richtige Soldaten, also ob die Uniformen<br />

haben, da bin ich unsicher. Aber wir haben da, also ich glaub,<br />

wir haben sogar an Maschinengewehren irgendwas da gezeigt<br />

bekommen.<br />

Ja, mein Vater. Der hat ja viel mit uns gesprochen.<br />

Mein Vater hat mit sozialdemokratischen Funktionären gesprochen,<br />

die abgesetzt wurden. Vermutlich waren die Beamte<br />

irgendwo und sind rausgeschmissen worden. Die Nazis<br />

haben ja dann das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums<br />

nach vorne gebracht, dass sie die entlassen<br />

konnten. Aber da hat´s Prozesse gegeben, und da kriegten<br />

die Pension. Und da weiß ich, dass mein Vater mal nach Hause<br />

kam und gesagt hat, er hätte den Sowieso getroffen und<br />

der hat gesagt, das muss vor Kriegsbeginn gewesen sein: Die<br />

würden ihn wieder einstellen, die hätten sich ja alle geläutert.<br />

Und da hat er gesagt: <strong>Das</strong> Schlimmste, was mir passieren<br />

kann, wenn ich wieder arbeiten muss.<br />

Ich glaube 39, da breitete sich das Gefühl aus, das<br />

gibt Krieg. Da gab´s dann schon die Einberufungsbefehle und<br />

so was alles und ich wurde mit 14 Jahren verpflichtet für die<br />

Feuerwehr, das waren ja alles so Vorbereitungen. Die Pferde<br />

wurden gemustert, mit Autos weiß ich nicht, da gab`s zu wenig<br />

bei uns.<br />

Kriegsbeginn<br />

Der erste September war ein Freitag, und der dritte<br />

September war, wo die Engländer uns den Krieg erklärt hatten.<br />

Ich kann mich besinnen, ich war mit meinen kleinen Geschwistern<br />

im Wald und hab Blumen gesucht und wir kamen<br />

nach Hause und da hat die Mutter gehört, dass die Engländer<br />

uns den Krieg erklärt haben und da hat sie geweint und hat<br />

gesagt und den Krieg verlieren wir und dann müssen wir hier<br />

weg, so ungefähr. Aber dieser Marsch nach Polen, den haben<br />

die alle sehr tief begeistert aufgenommen. Weil wir immer<br />

skeptisch den Polen gegenüber waren. Wir kannten ja ganz<br />

wenig Polen.<br />

Euphorie würde ich nicht sagen. Die ist mal bei meinem<br />

Vater ausgebrochen. Der erinnerte sich an die Kämpfe<br />

im Westen im ersten Weltkrieg und der wollte wieder dabei<br />

sein. „Ja, Papa, sei froh, dass du bei der Bahn bist.“ Er ist<br />

später auch in russische Gefangenschaft gekommen. Nein,<br />

Euphorie würde ich nicht sagen. Ja, Polen. Ja, das gönnten<br />

wir denen ungefähr so als Ostpreußen. Und waren vielleicht<br />

auch ein bisschen stolz, dass das alles so schnell gegangen<br />

ist. Aber wir hatten dann auch schon die ersten Toten aus`m<br />

Dorf als Soldaten. Also, da war keine Feindstimmung gegenüber<br />

der Regierung. Ich meine, bei den Frauen, ich weiß von<br />

meiner Großmutter, bei meiner Mutter, die waren im Ersten<br />

Weltkrieg geflüchtet und waren dann wieder zurückgekommen.<br />

Also die Frauen, die waren überzeugt, es gibt den<br />

großen Krieg und den verlieren wir.<br />

Ich war ein guter Soldat. Ich bin ja dann mit 14 zur<br />

Schule gekommen, zur höheren Schule, auf Schule gegangen.<br />

Ich hätte ja bis 20 gebraucht, um Abitur zu machen. Und da<br />

hat ja der Russlandfeldzug begonnen, und da hatte man das<br />

Gefühl, der Krieg dauert noch seine Zeit. Also für mich war<br />

klar, also Abitur kannst du hier nie machen. Die ziehen dich<br />

ein. Und ich bin ja dann mit mittlerer Reife abgegangen. Und<br />

hab ja den Beruf noch angefangen, Baupraktikant. Aber dann<br />

wollt ich ja dann. Jetzt weiß ich nicht. Ja, ich werde am ersten<br />

April den Beruf angefangen haben und im Januar wurde ich<br />

eingezogen. 43.<br />

Verwundung und Lazarett<br />

<strong>Das</strong> mit dem Arm fand ich ja sehr schick. Aber ich<br />

wurde sofort wieder Kriegsverwendungsfähig. Da war ich ja<br />

dann im Lazarett. Da musste ich, weil ich sonst in Ordnung<br />

war, abends das Lazarett bewachen. Bin ich abends mit<br />

diesem kaputten Arm und Gewehr auf Wache gezogen. Sonst<br />

hätten die Sanitäter das machen müssen.<br />

Jetzt nach dieser Verwundung. Vom Lazarett zum<br />

Ersatzgruppental nach Holzminden verschickt. Und ich kam<br />

dort an: Ostersamstag. Da passierte nischt. Ostersamstag,<br />

erster, zweiter Feiertag. Also mussten wir nach Ostern zur Genesungskompanie.<br />

Und da hatten sich so 30 Leute angemeldet,<br />

die alle aus den Lazaretten gekommen waren. Mussten<br />

wir schön antreten, alle nach Dienstgrad: Oberfeldwebel<br />

links, der Letzte und auch Kleinste: der Panzerpionier, A. H.<br />

Jetzt mussten wir zu dem Hauptmann, und dem Hauptmann


mussten wir uns dann melden. Noja, es dauerte, bis ich da rankam. Aber dann hat<br />

mancher den Spruch, den er sagen sollte, auch quer durcheinandergebracht. „Ich,<br />

Grad Panzerpionier Hellmich, erster Panzer P4 von Reservelazarett Tarnung, Kaltlazarett<br />

Schatzkeschule zur Genesungskompanie, erstes Panzerpionierersatzbataillon<br />

19 kommandiert.“<br />

Und ich hatt den Eindruck, so `n Spruch hat er noch nicht gehabt.<br />

„So, Sie waren bei der ersten Kompanie, Panzer P4?“<br />

„Ja.“<br />

„Was waren Sie dort?“<br />

„Ich war Chefmelder, Herr Hauptmann.“<br />

„Bei?“<br />

„Bei Herrn Oberleutnant Tante, Herr Hauptmann.“<br />

„Sie sind Ostpreuße?“<br />

„Ja.“<br />

„Dann haben sie ja weit zu fahren. Dann sagen wir mal 14 Tage Genesungsurlaub.“<br />

Da muss ich ein derartig böses Gesicht gemacht haben, denn da stand drin in<br />

meinem Brief, den ich abgegeben hab, den hatte ich natürlich gelesen, dass ich<br />

14 Tage Genesungsurlaub krieg. Aber ich war ja jetzt schon über ein Jahr nicht zu<br />

Hause gewesen. Also ich hab ein derartig blödes Gesicht gemacht, dass der Herr<br />

Hauptmann den Pionier, der vor ihm steht, fragt:<br />

„Sind Sie zufrieden?“<br />

„Nein, Herr Hauptmann.“<br />

„Dann sagen wir 14 + 14 + 2. Sind Sie zufrieden?“<br />

„Jawoll, Herr Hauptmann.“<br />

„Sind sie vorbestraft?“<br />

„Nein, Herr Hauptmann.“<br />

„Stehen Sie still. Ich befördere Sie zum Gefreiten“<br />

Raus. Vier Wochen nach Hause. Also, war wunderschön.<br />

Und da waren zu Hause noch Friedenszustände (Mitte 44). Da dachte noch keiner,<br />

dass die Russen kamen oder so. Und ich bin ja dann kurz vor Weihnachten wieder<br />

da lang, da waren alles schon Panzergräben ausgehoben und so was alles. Da war<br />

schon Krieg, ja. Die rüsteten. Dachten auch alle schon an fliehen und so. Grausam.<br />

Heimaturlaub<br />

Ich hatte ja den steifen Arm. Und ich dachte, so, ich fahre nach Königsberg.<br />

Da war ja die <strong>Stadt</strong>. Und was machst du? Du gehst ins Kino! Ich meine, ich<br />

muss aber in Zivil gewesen sein. Denn ich war empört, die prüften im Kino, ob ich<br />

18 Jahre alt war. Und ich hab dann immer wieder erzählt, also: „Ich war zweimal<br />

verwundet. <strong>Das</strong> heißt zweimal nicht gestorben." Aber ins Kino, wo se da vielleicht<br />

ma `n Kuss gewechselt haben, da durfte ich nicht. <strong>Das</strong> hab ich immer wieder erzählt<br />

und empörend gefunden. Ja, ich glaub ich hab den Ausweis zeigen müssen oder so<br />

was. Als Soldat konnten sie mich ja nicht kontrollieren. Ich muss ja in Zivil gewesen<br />

sein.


Ich bin abends angekommen. War alles dunkel<br />

schon. Ich bin durch das Dorf gegangen, ohne jemanden zu<br />

treffen. Es muss aber so spät gewesen sein, dass ich nicht zu<br />

meinen Großeltern gegangen bin. Und bin dann nach Hause<br />

gegangen, auf unser Häuschen, hinterm Dorf. Und die hatten,<br />

da war ja alles verdunkelt, nich, war alles dunkel. Und die<br />

hatten Nachrichten gehört. Und da waren Angriffe, Luftangriffe<br />

auf Berlin. Und meine Mutter wusste, dass ich ja auf Urlaub<br />

kommen will. Und dass ich dann über Berlin fahren müsste.<br />

Und hat gesagt: „Wenn man über Berlin kommt, wird denn<br />

dort nichts passiert sein.“ Und dat erzählt se, und in dem Moment<br />

kloppt es gegen das Fenster. Und hat jesacht: „Dat is<br />

da Adolf.“ Und dann kamen die raus. Naja, der Vater sagt so<br />

klein und roh, wie hat er gesagt? ... „Du kleines Krüppelchen.<br />

So`n kleines Krüppelchen, das werden wir schon ernähren.“<br />

Nein, also. Ja wir haben auch nicht in den vier Wochen da<br />

diskutiert, was wirst du machen oder so was. Ich kriegte auch<br />

keine Massage oder so was da. Nich. Ich trug den Arm, bisschen<br />

stolz, so`n bisschen stolz auch hier. Der Adolf Hellmich,<br />

der Adolf, hat auch was mitgekriegt, nich, sagten die im Dorf.<br />

Und die Hand, die hat geschmerzt. Da kamen die Leute und<br />

die gaben mir die Hand. Und ich steckte die Hand in die<br />

Tasche.<br />

213


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2013 März | UA Alice Dinnerarty<br />

2013 Oktober | UA Jung! Na und!<br />

zerbombt


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

215<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2013 März | UA Alice Dinnerarty<br />

2013 Oktober | UA Jung! Na und!<br />

Europa


2014 Juni | UA Romitelli Extended | Jung! Na und!<br />

JUNG? NA UND!


217<br />

2014 Juni | UA Romitelli Extended |<br />

Jung! Na und!<br />

2014 Juni | UA Romitelli


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #1<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

2014/15<br />

In 80 Tagen um die Welt ist eine spartenübergreifende Theaterinstallation,<br />

die die Anfänge der Industrialisierung, der Mobilität und der Weltmotorisierung<br />

im 19. Jahrhundert in den Blick nimmt und nach den Ursprüngen unserer<br />

heutigen mobilen und international vernetzten Gesellschaft fragt. Neben der<br />

literarischen Vorlage von Jules Vernes „Reise um die Erde in 80 Tagen“ von 1873<br />

bildet insbesondere die außergewöhnliche Spielstätte mit den heute leer stehenden<br />

Industriehallen des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz, in denen vor<br />

gut 150 Jahren die Weltmotorisierung begann, den Ausgangspunkt unserer künstlerischen<br />

Arbeit.<br />

In 80 Tagen um die Welt verfolgt daher keine textgetreue Inszenierung der<br />

Abenteuergeschichten rund um Vernes Protagonisten Phileas Fogg, sondern orientiert<br />

sich vielmehr an dem im Roman beschriebenen Zeitgeist und dem Streben<br />

nach Mobilität, Beschleunigung und Fortschritt. In diesem Kontext ist insbesondere<br />

auch der Autor Jules Verne selbst interessant, der, obzwar vom literaturwissenschaftlichen<br />

Kanon lange vernachlässigt, als einer der Begründer der Science-<br />

Fiction-Literatur gilt. Mit seinen zukunftsweisenden Texten wie „Zwanzigtausend<br />

Meilen unter dem Meer“ (1869/70), „Reise um den Mond“ (1870) und „Paris im<br />

20. Jahrhundert“ (1863) hat er die technologischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts<br />

literarisch vorweggenommen und bewegt sich mit seinen Konstellationen<br />

des Möglichen gleichsam in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und<br />

Gegenwart.<br />

Die in Vernes Romanen beschriebene rasante Entwicklung der Verkehrsund<br />

Kommunikationstechnologien findet ihren materialen Ausdruck in unserer<br />

Spielstätte mit ihren industriell-technologischen Wurzeln. Auch der in den literarischen<br />

Vorlagen geschilderte Entdecker- und Erfindergeist lässt sich in personifizierter<br />

Weise auf Nikolaus August Otto, den Erfinder des Otto-Motors, Gründer der<br />

Deutz-<strong>Werk</strong>e und damit Begründer der Weltmotorisierung, übertragen. Die im<br />

19. Jahrhundert einsetzende und immer weiter fortschreitende Entwicklung der<br />

Mobilität, Motorisierung und technischen Produktivität ist jedoch heute keineswegs<br />

abgeschlossen. „Höher, schneller, weiter“ steht als Slogan nicht nur prototypisch für<br />

das technikbegeisterte 19. Jahrhundert, sondern kennzeichnet auch unsere digitalisierte<br />

und auf permanente Leistungs- und Produktivitätssteigerung setzende Gesellschaft.<br />

Sogar das Reisen, bei Verne einst noch neugieriges Entdecken und Erfahren<br />

von fremden Ländern und Kulturen oder aber Möglichkeit des Innehaltens und<br />

Ausruhens, wird heute durch eine regelrechte Freizeitindustrie mit ihren pauschalisierten<br />

Urlaubsangeboten und optimierten Kosten-Nutzen-Rechnungen genormt<br />

und konsumierbar.<br />

In 80 Tagen um die Welt greift diese die damalige und heutige Gesellschaft<br />

kennzeichnenden Momente von Mobilität, Beschleunigung und Fortschrittsglauben<br />

auf und verbindet sie zu einer audiovisuellen Theaterinstallation. Angelehnt<br />

an Vernes Beschreibung seiner Bühnenbearbeitung von „Reise um die Erde in 80<br />

Tagen“ als „Spektakelstück“, setzen auch wir – ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts<br />

– auf ein traditionelle und futuristische Mittel gleichermaßen einbeziehendes Tech-


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

219<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

nikspektakel: Video-, Musik- und Soundeinspielungen werden<br />

aufwendig produziert, indem etwa Geräusche eines Heißluftballons,<br />

des Schienen- und Flugzeugverkehrs aufgenommen<br />

und teils im Vorfeld, teils live mit passendem Bildmaterial zu<br />

einer audiovisuellen Installation gebündelt werden.<br />

Alte Motoren und Maschinen, Projektionen, Videound<br />

Sound-Einspielungen werden an performativen Zwischenstationen<br />

in der ehemaligen <strong>Werk</strong>shalle sowie großflächig im<br />

riesigen, zur Open-Air-Bühne umfunktionierten Innenhof der<br />

Industriebrache präsentiert. So wie die Kunst früher zu den<br />

techne (lat.) zählte, wird hier die Technik als gleichwertiger<br />

künstlerischer Partner der Schauspieler*innen begriffen, die<br />

mal im Einklang mit der Technik, mal in Opposition zu ihr<br />

agieren. <strong>Das</strong> Publikum befindet sich mitten im Geschehen<br />

und kann so ganz eigene Antworten auf die Frage nach der<br />

Bedeutung des Einzelnen in einer gleichermaßen spannend<br />

wie beängstigend durchtechnologisierten Welt finden.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

221<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


2015 Fotoreihe Schönheit der Vergänglichkeit #1<br />

In 80 Tagen um die Welt<br />

Küchen & Arbeit


223


225


2015 Fotoreihe<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Spieler


227


229


2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Angestellten


231<br />

2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Arbeiter<br />

2015 Fotoreihe Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong><br />

Die Vorstände


233


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

235<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

237<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


239


2015 April | UA Schönheit der<br />

Vergänglichkeit #3–1_<strong>Das</strong> <strong>Werk</strong>


241<br />

JUNG? NA UND!<br />

FOYER


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK E<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

243<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


245<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–3<br />

2015–2019<br />

Nach der inhaltlich-theatralen Bestandsaufnahme<br />

Schönheit der Vergänglichkeit #3–1 und der daraus folgenden<br />

künstlerischen Setzung oder vielmehr Produktion des<br />

Raumes in Deutz-Mülheim ist raum13 jetzt an dem Punkt, aus<br />

den immer wieder aufgeworfenen Fragen und den bisherigen<br />

Antworten Visionen zu formulieren, deren Inhalte sich sowohl<br />

an den heute gegebenen als auch weiterhin zu generierenden<br />

gesellschaftlichen Fragen/Aufgaben orientieren, aber sich<br />

auch historisch-politisch reflexiv den zukünftigen Anforderungen<br />

zuwenden.<br />

Kein Raum bleibt leer, entweder er zerfällt oder<br />

er wird neu gestaltet #1 Großstadt<br />

Man könnte auch sagen: raum13, ist ein Raum zwischen<br />

links- und rechtsrheinisch, aus dem heraus Colonia im<br />

mentalitätshistorischen Kampf Kölns, auf der richtigen Seite<br />

stehen zu lernen, neu definiert werden kann. Wir residieren<br />

in einem der fantastischsten Entwicklungsgebiete Kölns,<br />

nirgendwo gibt es in dieser <strong>Stadt</strong> so viel Gestaltungsfreiraum<br />

wie zwischen Deutz und Mülheim. Wie kostbar dieses<br />

Kleinod – der zu gestaltende Raum – ist, wird noch deutlicher,<br />

wenn wir die aktuellen Zeitungsberichte und Studien lesen,<br />

in denen von immer höheren Mietpreisen, der Raumnot in<br />

den Großstädten und dem Kampf um bezahlbaren Wohn-Arbeits-Kreativraum<br />

berichtet wird.<br />

Jetzt wird ausgemacht, wie der soziale Raum von<br />

morgen aussehen kann. Wer gestaltet? Wer entscheidet?<br />

Wie möchten wir leben, arbeiten, alt werden und unsere<br />

Kinder aufwachsen sehen? Sind die gängigen Verfahren<br />

der Bürger*innenbeteiligungen an <strong>Stadt</strong>entwicklungsfragen<br />

adäquat? Wem gehört die <strong>Stadt</strong>? Muss die Kunst, müssen die<br />

Künstler*innen sich einmischen oder sind sie nur immer einer<br />

der ersten Schritte zur Gentrifizierung unseres <strong>Stadt</strong>raums?<br />

Welche Rolle spielt raum13? Gestalten wir nicht schon mit,<br />

indem wir in den entstehenden Raum in Deutz-Mülheim durch<br />

künstlerische Aktionen interaktiv eingreifen? Können wir sichtbar<br />

machen, was im Verborgenen liegt? Was bewirken unsere<br />

reflexiven Impulse? Und was passiert, wenn wir aus diesem<br />

Raum herausgehen? Welche Rolle spielt Theater in unserer<br />

Gesellschaft, und was für ein(en) Ort kann Theater sein und<br />

gestalten? Real-utopisch könnte das Theater doch ein Ort<br />

sein, der alle Freiheit besitzt, die Gesellschaft widerzuspiegeln<br />

und in Frage zu stellen, sofern es sich frei von ökonomischem<br />

Legitimationsdruck artikulieren kann. Es könnte ein Ort sein,<br />

der durchaus eine „reinigende Kraft“ besitzt.<br />

Anforderungen an die (post-)modernen und<br />

(post-)strukturalistischen Communitys im urbanen Raum der<br />

zweiten Moderne: In immer enger werdenden Räumen haben<br />

immer mehr (un-)politisch agierende Subjekte ihre Interessen<br />

zu vereinbaren, ihr freies soziales Atmen auszuhandeln, sich<br />

gegenüber einem explodierenden Verkehr kognitiv antizipierend<br />

verhalten zu lernen und die Vereinbarkeit von Kindern<br />

und Beruf zu erkämpfen. Und das alles, ohne ihre jeweilige<br />

Individualität im (un-)politischen Kollektiv zu verlieren.<br />

<strong>Stadt</strong>, Land, (im) Fluss: Kein Raum bleibt leer, entweder<br />

er zerfällt oder er wird neu gestaltet #2 Europa<br />

„In den Straßen Berlins überfällt einen nicht selten<br />

für Augenblicke die Erkenntnis, das alles platze unversehens<br />

eines Tages entzwei.“ (Siegfried Kracauer Anfang des<br />

20. Jahrunderts)<br />

Der <strong>Stadt</strong>raum hat zugleich aber auch die Chance,<br />

aufgrund seiner sozial-dynamischen Elemente alteritäre Formen<br />

des Zusammenlebens zu entwickeln, um dadurch unsere<br />

freiheitlich-demokratische Grundordnung und den Wert der<br />

Solidarität in unserem Umfeld weiterzuentwickeln: <strong>Stadt</strong>luft<br />

macht frei. Nur, für wen gilt das? Diese Gedanken sind<br />

natürlich auch in einem größerem Kontext sichtbar. Die innere<br />

Struktur Europas, nach innen friedlich, nach außen Festung<br />

(Frontex), ist ein exklusives Moment innerhalb einer Longue<br />

durée der kosmopolitischen Lebensanforderungen an die<br />

Globalgesellschaft.<br />

Wie gehen wir mit den Flüchtlingsströmen heute<br />

und in Zukunft (un-)bewusst nicht um? Dies ist auch in der<br />

Reflexion im Hinblick auf die europäische Kolonialisierung,<br />

der Versklavung ganzer Kontinente zu leisten. Arm und Reich<br />

ist ein Diskurs der im „Kleinen“, in unserer <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />

(un-)sichtbar vorkommt, aber der uns ebenso international zur<br />

Verantwortung zwingt, weil die Krisen unserer und der zukünftigen<br />

Generationen sich aus diesem Gefälle ergeben.<br />

<strong>Stadt</strong>, Land, (im) Fluss: Kein Raum bleibt leer, entweder<br />

er zerfällt oder er wird neu gestaltet #3 Utopia<br />

„Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist,<br />

verdient keinen Blick, denn sie lässt die eine Küste aus, wo


die Menschheit ewig landen wird. Und wenn die Menschheit dort angelangt ist, hält<br />

sie Umschau nach einem besseren Land und richtet ihre Segel dahin. Der Fortschritt<br />

ist die Verwirklichung von Utopien.“ (Oscar Wilde, Ende des 19. Jahrhunderts)<br />

Utopien sind Gedankenexperimente und kritische Spiegelbilder der historischen<br />

Wirklichkeit. Neben der kritischen, manchmal sogar fundamentalkritischen<br />

Analyse ihrer Gegenwart liefern Utopien aber stets auch konstruktive Gegenbilder<br />

und Modelle einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die noch keinen Raum hat.<br />

Wie können wir wieder lernen, dass wir Räume produzieren? Und können uns die<br />

Utopien von Thomas Morus, Karl Marx oder George Orwell ein Schlüssel oder eher<br />

Hilfskonstrukte für die brennenden gesellschaftspolitischen Fragen und Anforderungen<br />

des 21. Jahrhunderts sein? Wie wäre es, wenn die Großstadt als „<strong>Das</strong> Land<br />

Utopia" diskutiert werden würde? Wie wäre es, wenn im rechtsrheinischen Colonia<br />

eine postkoloniale Umkehr von Zentrum und Peripherie sozialen Miteinanders in<br />

Form einer Sozialen Plastik produziert werden würde? Wie wäre es, wenn es dafür<br />

bereits einen Ausgangspunkt geben würde?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

2015<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Roadmovie | seit dem Frühjahr 2015 im öffentlichen Raum<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Auftakt | Theatrale Installation seit Dezember 2015 im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste (DZK)<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Forum Intolleranza | seit Dezember 2015 an wechselnden Orten<br />

2016<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia trifft das Forum Intolleranza | seit Juni 2016 an wechselnden Orten<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Jubiläumsausgabe | seit September 2016 im DZK<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia 16 | seit Dezember 2016 im DZK<br />

2017<br />

Ich bin Ihr in Uganda und Köln | seit April 2017<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Die Bilder hinter den Bildern | Theatrale Installation seit Juni 2017 im DZK<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Timetravellers | Theatrale Installation seit Dezember 2017 im DZK<br />

2018<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Ich bin Ihr in Südostasien und Köln | seit April 2018<br />

Zeitspiralfedern #1 | seit September 2018 im öffentlichen Raum und im DZK<br />

2019<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Ich bin Ihr in Frankreich, Dänemark und Köln<br />

Zeitspiralfedern #2<br />

Darüber hinaus öffnen raum13 Kolacek&Leßle das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste für nationale und internationale<br />

Theater- und Kunstproduktionen, die sich mit dem Thema und dem Wandel von gesellschaftlichen Strukturen<br />

beschäftigen. raum13 erstellt so ein künstlerisches Kaleidoskop gesellschaftlicher Momentaufnahmen: gestern, heute und<br />

morgen.<br />

Thematische Kooperationsprojekte:<br />

2015<br />

Jung! Na und!_Metropolis, Junge Szene Plattform<br />

2016<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Zwischenräume, im Dialog mit Suleika Ulmen und Sabine Bürk<br />

Jung! Na und!_Im Puls der Zeit, Junge Szene Plattform<br />

2017<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Querköpfe öffnen Zwischenräume, im Dialog mit The Nightingales<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia_Zwischenräume, im Dialog mit african peace murel und der kassangula talent school uganda<br />

2018<br />

Formencolonia, im Dialog mit Hans Joachim Irmler, Carl Friedrich Österheld, Ulrike Bleier, Mia Frimmer, Martin Mandler


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen<br />

247


249


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1- 2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


251


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE I<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza<br />

Gründung<br />

2015<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-Themenschwerpunktes<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–3 treffen Vertreter*innen aus Kunst und Politik, Wirtschaft und<br />

Wissenschaft aufeinander, um – visionär und querdenkend – durch den gemeinsamen<br />

Diskurs neue Impulse für künstlerisches Arbeiten und gesellschaftliches Engagement<br />

zu initiieren. <strong>Das</strong> Forum Intolleranza ist prozessorientiert angelegt und wird<br />

sich durch die Akteure immer wieder neu generieren und entwickeln.<br />

Wer bist Du?<br />

Woher kommst Du?<br />

Und warum tust Du das, was Du tust?<br />

Inwiefern hinterfragen wir Normen und deren Auswirkungen innerhalb von<br />

Interaktionen sozialen Zusammenlebens auf als auch durch den gesellschaftlichen<br />

Diskurs? Inwieweit berührt dieses Hinterfragen uns und unser tägliches soziales<br />

Denken und Handeln? Inwiefern re-produzieren wir Normen der Luhmann’schen<br />

2. Beobachtung, wenn wir die/dessen Normen der 1. Beobachtung de-konstruieren?<br />

Wie kann, muss, soll ein Ausbrechen aus diesem Raster der Normen aussehen?<br />

Und warum eigentlich „ausbrechen“? Welche inneren Haltungen treiben uns an,<br />

wenn wir etwas (hinter-)fragen und (um-)gestalten wollen?<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza kann für mich ein Ort werden, an dem ich mein(e)<br />

Verhältnis(se) zu meiner Arbeit/meinem sozialen Denken und Handeln darstellen,<br />

hinterfragen, diskutieren und letztlich reflektieren kann. Ich trete mit einem und<br />

durch einen Gedanken ein und trete mit als auch in einem Gedankengeflecht<br />

wieder heraus. Dieses Gedankengeflecht wird durch das Interagieren rezipierender,<br />

politischer Subjekte generiert worden sein. In ihrem Interagieren konstituiert(e) sich<br />

die Hybridität ihrer Wünsche, Sorgen und Nöte im Diskurs zu meinen und mit meinen<br />

Gedanken. Es entsteht ein „Wir denken“. Ein „Wir denken“, welches uns über<br />

uns selbst hinausführen kann. Hin zu einem Du und Ich. Einem Wir.<br />

Inwiefern erleiden(?) politische Subjekte nicht überwindbare Widerstände,<br />

wenn sie innerhalb und über ihr Tal hinaus aus Grenzen Räume generieren wollen?<br />

Räume für den politischen Diskurs, Räume für die politische Partizipation und dadurch<br />

für die soziale Transformation könnten entstehen. Welche Rolle spielen dabei<br />

die Künste und in welchen soziokulturellen Räumen spielen sie diese? Entstehen sie<br />

in uns? Mit uns? Durch uns?<br />

<strong>Das</strong> Forum Intolleranza entführt uns an einen Ort Utopia. Ein sich aus<br />

politischen, interagierend diskutierenden Subjekten generierender Ort, dessen<br />

Bürger*innen eine Gesellschaft anstreben, die von Gleichheitsgrundsätzen, Arbeitsamkeit<br />

und dem Streben nach Bildung geprägt ist. Ein Ort, der jedoch im Prozess<br />

seines Werdens nie seine ihm zu Grunde liegenden demokratischen Grundzüge verliert;<br />

vielmehr diese Grundzüge durch den Prozess und seine Prozessmomente erfährt.<br />

An diesem republikanischen Ort ist aller Besitz sozialer Beziehungen und ihrer<br />

Ver-Ortungen gemeinschaftlich. Ein Ort, an dem nicht mehr gerechnet, sondern sich<br />

dem Besseren hingewendet wird. Utopisch?


NNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

253<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Es gilt Menschen zu finden oder von eben diesen<br />

gefunden zu werden, in deren Tun eine dem geschilderten<br />

Gedankengang sich annähernde Philosophie sichtbar wurde,<br />

wird, werden wird und geworden sein wird. Wer sind solche<br />

Menschen? Inwiefern sehen oder werden wir sie sehen? Inwieweit<br />

können sie aufgrund ihres Feldes und ihrer Feldpositionen<br />

von uns gesehen werden?<br />

Inwiefern migrieren wir zwischen unseren Welten und<br />

den, in ihren Räumen sich produzierenden Gesellschaften. Inwieweit<br />

hat jede*r von uns einen Migrationshintergrund? Was<br />

sind das für Migrationshintergründe? Politische, kulturelle,<br />

religiöse ...?<br />

Inwieweit wäre es eine Utopie, wenn wir in unserem<br />

sozialen Tun unseren Moment der Migration(en) reflektieren<br />

und diskutieren würden? Inwiefern bewegen (lat. migrare) wir<br />

uns durch und mit diesen Migrationshintergründen zwischen<br />

den Polen Peripherie und Zentrum von sozialer Teilhabe? Inwiefern<br />

ließe sich ein Bewusstmachen von Migrationsprozessen<br />

in all unserem Tun als diskursanalytische Fragestellung(en)<br />

künstlerisch umsetzen? Inwieweit wird uns dies nur(?) bewusst<br />

durch die Spiegelung im und durch das Andere(n) (Edward<br />

Said: Orientalism)? Liegt der Schlüssel einer solch utopischen<br />

Vorstellung in der Interaktion mit und Integration von Flüchtlingen?<br />

Erfordert ein derartiges künstlerisches Vorgehen die<br />

Schaffung eines künstlerischen Raums für Flüchtlinge mit<br />

Flüchtlingen? Wer flüchtet sich eigentlich vor wem, zu wem im<br />

Diskurs über die Auswirkungen von Flüchtlingsbewegungen?<br />

raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste<br />

ist keine reine Ortsbezeichnung für die Räumlichkeiten im<br />

rechtsrheinischen Köln, sondern vor allen Dingen ein Ort,<br />

an dem neue Räume erst geschaffen werden. Inwiefern ist<br />

es also möglich, im Diskurs von Vor-Moderne, Moderne und<br />

Post-Moderne, aus Nichtorten der Sehnsüchte einen gewordenen,<br />

utopischen Raum der Hoffnung zu produzieren, ohne<br />

dabei das eigene historisch-politische Denken dem konventionellem<br />

Diktat der historia magistra vitae (est) monoperspektivisch<br />

zu unterwerfen?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle in Zusammenarbeit<br />

mit Jan Breitenstein<br />

Künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Jetzt ist Zeit! Zeit für ein Wir anstelle eines Die und<br />

Wir. Für ein Sich-Bewegen von einem Raum des Die und<br />

Wir durch einen Pfad in den Räumen der Utopien in eine<br />

gewordene Zukunft des kollektiven Du und Ich. Die Utopie<br />

wird Realität geworden sein, um Freiheit, Brüderlichkeit und<br />

Gleichheit zu globalisieren.<br />

Die öffentliche Gründungsveranstaltung war der<br />

Auftakt zu einem Reigen, der die gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

zum Tanzen bringen wird. Aus diesem Auftakt und den<br />

folgenden Aktivitäten werden weitere Fragen und Themen<br />

generiert. Entstehen können Formate unterschiedlichster Art<br />

wie ein Symposium mit Ausstellung, ein Workshop, ein Chor –<br />

oder gar eine Oper.


2016/17 Fotoreihe<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1–2<br />

Strukturen<br />

gestern – heute – morgen


255


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2015/16 <strong>Das</strong> Land Utopia #1_Roadmovie<br />

Stets auf der Suche nach Glück, sind wir auf den Kölner Brücken unterwegs um mit Kölner*innen<br />

und Nicht-Kölner*innen einen Blick auf die jeweils andere Seite des Rheins zu<br />

werfen. Wie wäre es, wenn im rechtsrheinischen Colonia, eine post-Colonia(le) Umkehr<br />

von Zentrum und Peripherie sozialen Miteinanders in Form einer sozialen Plastik produziert<br />

werden würde?


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

257<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

259<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #1<br />

Die Bilder hinter den Bildern<br />

2017<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-<br />

Themenschwerpunktes <strong>Das</strong> Land Utopia #1 dekonstruiert<br />

sich das urbane Kunstobjekt raum13 Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste, welches die Räume des einstigen Weltkonzerns<br />

Klöckner-Humboldt-Deutz neu nutzt, seine traditionsreiche<br />

Geschichte aufgreift und sie in Analogie zu modernen<br />

gesellschaftlichen Umbrüchen und Strukturen setzt.<br />

raum13 kehrt das Innerste nach außen und begibt<br />

sich auf die Spurensuche nach den Voraussetzungen und<br />

Entstehungsprozessen des Deutzer Zentralwerks der Schönen<br />

Künste. Der Wust an offiziellen Papieren, der dafür nötig<br />

war, das dokumentarisch entstandene und noch nicht veröffentlichte<br />

Foto- und Videomaterial der nicht zugänglichen<br />

Gebäude und Räume, die produzierten Sounds und Bilder<br />

der Kunstproduktionen, die vielen Geschichten der Mitarbeiter*innen<br />

die das raum13 Deutzer Zentralwerk der Schönen<br />

Künste produzieren, die Texte aus den Regiebüchern und die<br />

vielen entstandenen Konzepte, von denen einige realisiert<br />

und andere wiederum nicht realisiert wurden, und vieles mehr<br />

sind unsere Zeugen der Zeit und der Transformation. Künstlerisch<br />

aufbereitet, gewährt diese Produktion einen Blick hinter<br />

die Kulissen, in die Büros, <strong>Werk</strong>stätten und in die Archive.<br />

Die Grenzen zwischen Raum, Kunst, Alltäglichem,<br />

zwischen Künstler*innen und Besucher*innen werden aufgehoben.<br />

Zugleich wird das Geflecht von künstlerischem<br />

Schaffen, <strong>Stadt</strong>gesellschaft, Politik und Verwaltung erfahrbar<br />

gemacht. Die Arbeit thematisiert zentrale Fragestellungen der<br />

Kunstproduktion, das Verhältnis von Kunstwerk und Rezipient*innen<br />

ebenso wie Fragen nach der Autonomie des Kunstwerks<br />

und nach Wertschöpfungsprozessen. Was bedeutet es,<br />

wenn sich das Kunstwerk mit dem einstigen Weltkonzern KHD<br />

verwebt und zu einer neuen Substanz verschmilzt? Welchen<br />

Wert können die Künstler*innen für die Gesellschaft herstellen,<br />

und welche Chancen sind damit verbunden? Kann die<br />

Kunst als Motor für neue wegweisende Gesellschaftsmodelle<br />

verstanden werden und sichtbar machen, was im Verborgenen<br />

liegt? Was kann ein Kunst- und Kulturort heute für eine<br />

<strong>Stadt</strong> sein? Wie könnte so ein Ort aussehen für eine Gesellschaft<br />

des 21. Jahrhunderts und ihre veränderten sozialen<br />

Rituale?<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2017 April | UA Die Bilder hinter den Bildern


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

261<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2017 April | UA Die Bilder hinter den Bildern


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

263<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

265<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #2<br />

ICH BIN IHR<br />

Internationale <strong>Werk</strong>statt und<br />

<strong>Werk</strong>schau der Schönen Künste<br />

2017–2019<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-<br />

Themenschwerpunktes <strong>Das</strong> Land Utopia #2 treffen bei ICH<br />

BIN IHR internationale und regionale Vertreter*innen aus<br />

Kunst, Politik und Wissenschaft in Köln für sechs Wochen<br />

aufeinander, um – visionar und querdenkend – durch den gemeinsamen<br />

Dialog neue Impulse für künstlerisches Arbeiten<br />

und gesellschaftliches Engagement zu initiieren.<br />

ICH BIN IHR bringt Menschen zusammen, die<br />

durch die Einflüsse von europäischer und außereuropäischer<br />

Kolonialisierung/Globalisierung geprägt sind. Zum einen von<br />

Europa, einem der Motoren der Kolonialisierung des<br />

19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, und<br />

der nachfolgenden Neuordnung im sogenannten Kalten Krieg<br />

bis hin zur Gegenwart, in der die Kräfteverhältnisse auf unserem<br />

Globus überall scheinbar neu ausgehandelt werden. Zum<br />

anderen durch die Mimikry der „Zweiten und Dritten Welt“,<br />

die über diese Zeiten ein ambivalentes Bild zur eigenen Identität<br />

entwickelt haben.<br />

Kolonialisierung/Globalisierung aus einer nicht ausschließlich<br />

eurozentrischen Sicht erlebbar wird.<br />

Die „<strong>Werk</strong>statt“ bietet für die Teilnehmer*nnen im<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste zahlreiche Räumlichkeiten<br />

für einen inspirierenden Dialog. Arbeitsräume, Ateliers<br />

und <strong>Werk</strong>stätten bieten die Möglichkeit, die aus diesem Austausch<br />

entstehenden Ideen in gemeinsamen Experimenten in<br />

die Realitat umzusetzen. Diskussionsrunden, Foren, Exkursionen,<br />

Workshops und Symposien geben weitere Impulse für<br />

einen Dialog des Voneinanderlernens und Verstehens.<br />

Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Im Spannungsfeld der Diskussion über die aktuellen<br />

Wanderungsbewegungen der Menschen, dem Wirtschaftsund<br />

Bildungsgefälle auf unserer Welt und der Frage nach<br />

Nationalität und Weltbürgertum wollen wir insbesondere auch<br />

die sogenannten Soft Skills, die Werte, die unterschiedlichen<br />

Selbstverständnisse untersuchen im Hinblick von Peripherie<br />

und Zentrum unseres individuellen und sozialen Bewusstseins,<br />

um künstlerische Wege zur Gestaltung von demokratischen<br />

Räumen interkulturell generieren zu können.<br />

Explizit sollen die Entwicklungen der verschiedenen<br />

Kunst- und Wissenschaftsbereiche der letzten 200 Jahre, in<br />

der Wechselwirkung zwischen Industrialisierung, politischen<br />

Ereignissen und technischem Fortschritt, unter die Lupe<br />

genommen und immer wieder in Bezug zu heutigen und<br />

zukünftigen Entwicklungen gesetzt werden. Dabei steht im<br />

Mittelpunkt die Frage nach den Auslösern, die epochale und<br />

globale Umbrüche evoziert haben, und was wir aus heutiger<br />

Perspektive daraus lernen und entwickeln können. Retroaktivität<br />

zur Erhaltung der Zukunft!<br />

Aus dem gemeinsamen Arbeitsprozess ist ein dreidimensionales<br />

Raumobjekt entstanden, in der sich die bildende<br />

Kunst, das Sprechtheater, die Musik und der Bühnentanz<br />

nicht nur aus sich selbst heraus betrachten, sondern auch<br />

der gesellschaftliche Wandel durch die Industrialisierung/


2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #2 _Zu Hause im Otto-&-Langen-Quartier


267


269


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

271<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

2017 März | ICH BIN IHR<br />

Uganda Köln


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

273<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

2017 Juli | ICH BIN IHR<br />

Köln Uganda


2017 ICH BIN IHR Köln Uganda Berlin


2017 August | ICH BIN IHR Köln Uganda<br />

275


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

2018/2019<br />

Unter Bezugnahme und in Reflexion des raum13-Themenschwerpunktes<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3 treffen Vertreter*innen aus Kunst, Politik, Verwaltung, Wirtschaft,<br />

<strong>Stadt</strong>planung und Wissenschaft in Köln für vier Wochen aufeinander, um<br />

– visionar und querdenkend – durch den gemeinsamen Dialog neue Impulse für<br />

künstlerisches Arbeiten und gesellschaftliches Engagement zu initiieren.<br />

Basierend auf den seit 2011 umgesetzten Projekten und vor dem<br />

Hintergrund der geplanten europaweiten Ausschreibung des Geländes seitens<br />

der Eigentümerin NRW.Urban richtet raum13 mit den künstlerischen Projekten<br />

seit 2018 den Fokus auf einen kollaborativen Planungsprozess zur Entwicklung<br />

eines Quartiers mit menschlichem Maßstab, in dem Kunst und Kultur wie auch<br />

bürgerschaftliche Beteiligung nachhaltig, sprich: von Anfang an statt nachträglich<br />

oder nur symbolisch miteinbezogen werden.<br />

Die Frage „Wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen?“ führte im Rahmen<br />

des Projekts in den Jahren 2018 und 2019 unter Beteiligung von 67 Expert*innen<br />

und mehr als 800 Bürger*innen zu verschiedenartigen konkreten Antworten<br />

und Beispielen mit Vorbildcharakter für die Entwicklung des zukünftigen Otto-&-<br />

Langen-Quartiers. Zu nennen sind hier z. B. Exrotaprint in Berlin, die Samtweberei in<br />

Krefeld, Frizz23 in Berlin, das Genossenschaftsprojekt wagnis in München oder die<br />

Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten e.V., ein Wohnungslosenprojekt in Köln.<br />

So konnten wir mit den beteiligten Architekten Christian Schaller und Bodo<br />

Marciniak, die über umfassende und jahrzehntelange praktische Erfahrungen in der<br />

Umgestaltung bestehender Gebäudekomplexe verfügen, wichtige Informationen für<br />

die weitere Planung und Entwicklung des <strong>Stadt</strong>quartiers gewinnen.<br />

Ebenfalls unter den geladenen Expert*innen war Prof. Dr. Uwe Schneidewind,<br />

Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Barbara Förster,<br />

Leiterin des Kulturamts der <strong>Stadt</strong> Köln, Dr. Winfried Gellner, Kulturamtsreferent der<br />

<strong>Stadt</strong> Köln a. D. sowie Prof. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke, Althistoriker der Universität<br />

Freiburg und ehemaliger Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts,<br />

der als Resümee seiner Beteiligung sagt: „<strong>Das</strong> LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> zeigt<br />

exemplarisch, wie Partizipation erreicht und gefördert werden kann. Hier geht es um<br />

einen Raum in der Nähe, den man zu einem Raum der Nähe umgestalten kann. Und<br />

da es um Gestaltung geht, kommt in diesem Projekt der Kunst eine besondere Rolle<br />

zu, ganz zu Recht: Kunst setzt Partizipation voraus und fördert sie damit auf besondere<br />

Weise.“<br />

Einen wertvollen Beitrag leistete Ralf Leppin, der das Genossenschaftsmodell<br />

der Indianersiedlung in Köln vorstellte – ein Finanzierungsmodell, das in der<br />

Kunst und Kultur ein interessantes Vorbild sein könnte.<br />

Ein vielfältiges Zusammenleben mit polydimensionalen Räumen, die verschiedenartige<br />

Antworten auf derzeit brisante stadtgesellschaftliche Fragen ermög-


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

277<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

lichen, kann unserer Ansicht nach nur erreicht werden, wenn<br />

die unterschiedlichsten Perspektiven an der Quartiersentwicklung<br />

beteiligt werden: aus der Kunst, u. a. vertreten durch<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich, Kommunikationsdesigner, Performer,<br />

Autor und Professor an der Hochschule Macromedia,<br />

Köln, aus der Denkmalpflege, vertreten durch Prof. Dr. Walter<br />

Buschmann, RWTH Aachen, aus der Kreativwirtschaft, vertreten<br />

durch die Projekte der Kölner KulturPaten e.V. und Jack<br />

in the Box e.V., aus soziokultuerellen Projekten, u. a. vertreten<br />

durch Jutta Pöstges, KAT18, oder Linda Rennings, Heimatlos<br />

in Köln e.V., sowie aus der Landesinitiative <strong>Stadt</strong>BauKultur<br />

NRW, vertreten durch Dr. Hanna Hinrichs.<br />

Aufbauend auf dieses wertvolle und erfahrene<br />

Netzwerk aus Expert*innen und Unterstützer*innen und<br />

die letzten acht Jahre inhaltlicher und organisatorischer<br />

Arbeit, ist die raum13 gGmbH bestrebt, mittels Mit- und<br />

Selbstbestimmung der Bürger*innen, Entwicklung aus<br />

dem Bestand, Nutzungsmischung, kultureller Vielfalt und<br />

sozialer Integration weiter an einer konkreten Umsetzung<br />

in einen gemeinwohlorientierten <strong>Stadt</strong>teil zu arbeiten.<br />

Aktivitäten:<br />

Die partizipativen Konferenzen<br />

Vertreter*innen aus den Bereichen <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Denkmalschutz, Kunst, Kultur und Philosophie sowie Bildung<br />

treffen unter der Beteiligung der Bürger*innen aufeinander,<br />

um aus verschiedenen Blickwinkeln die aktuell brennenden<br />

gesellschaftlichen Aufgaben wie Wohnen, Arbeit, Umwelt,<br />

Mobilität, Inklusion, Diversität, Beteiligung und Demokratie zu<br />

beleuchten. Am Anfang einer jeden Konferenz stehen jeweils<br />

zwei Impulsreferate, die einen anregenden Gedankenaustausch<br />

in großer Runde anstoßen sollen. Eine Moderatorin<br />

wird durch die Konferenz geleiten.<br />

Die performativen <strong>Stadt</strong>-Parcours<br />

Performative Rundgänge durch die Historie zur<br />

Erhaltung der Zukunft: Wie kann man die Vergangenheit<br />

als ehemalige Zukunft fassen, um Aussagen über Wahrscheinlichkeiten,<br />

Möglichkeiten und Gestaltung aktueller Zukunft<br />

zu filtern? Warum sind die meisten von Menschen<br />

erhofften und erdachten Zukünfte nicht eingetreten? Im Rahmen<br />

des Zeitspiralfedern Festivals sind Expert*innen aus den<br />

Bereichen <strong>Stadt</strong>entwicklung, Denkmalschutz, Kunst, Kultur<br />

und Philosophie sowie Bildung aufgefordert, diese Fragen aus<br />

ihrer jeweiligen Perspektive zu beleuchten. Die Vertreter*innen<br />

der einzelnen Disziplinen werden in inszenierten <strong>Stadt</strong>spaziergängen<br />

ihren persönlichen Fokus und ihren Blick auf<br />

die <strong>Stadt</strong> von heute und den darunterliegenden Erinnerungen<br />

und Spuren der Vergangenheit und Gegenwart offenlegen.<br />

Durch die individuell und unabhängig voneinander eingeschlagenen<br />

Pfade entstehen Bodenmuster, die den <strong>Stadt</strong>raum<br />

wie Kreise und Zirkel bespielen.<br />

Die inszenierten Führungen<br />

Reisen durch die Zeit von heute über das Gründungsjahr<br />

der Motorenwerke 1869 hin zu seiner sich stetig<br />

verflüssigenden Zukunft. Hier, in der Gasmotoren-Fabrik<br />

Deutz, begann im 19. Jahrhundert mit der Erfindung des<br />

Ottomotors die Weltmotorisierung. In einem persönlichen<br />

Rahmen wird sowohl die Geschichte des faszinierenden Gebäudekomplexes<br />

der ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz-<br />

<strong>Werk</strong>e, als auch die Entwicklung hin zum heutigen raum13<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste durch die Arbeit von<br />

Anja Kolacek und Marc Leßle erlebbar. Schichten der Vergangenheit<br />

werden freigelegt und in ständig neue Bezüge zur<br />

Gegenwart gesetzt.<br />

Die theatralen <strong>Werk</strong>stätten<br />

Gemeinsam von der ersten Gasmotorenfabrik<br />

der Welt zu einem zukünftigen urbanen Quartier! Hier wird<br />

produziert: Zeichentrickfilme, Podcasts, Hörspiele, Vorträge,<br />

Visionen, Finanzierungsmodelle, Architektur, Innenarchitektur,<br />

Bühnenbildmodelle, Wildkräuter, Marmeladen – und was<br />

einem sonst noch einfällt. Ein Quartier produziert sich selbst.<br />

Die <strong>Werk</strong>stattleiter*innen verfügen über ein erstaunliches<br />

Repertoire an Kenntnissen und Erfahrungen und weihen in die<br />

Grundlagen ihres Faches ein.<br />

Die akustischen Rauminstallationen<br />

Musik als Bildhauerei begreifen und das Otto-&-Langen-Quartier<br />

aus der Perspektive fantastischer Ausnahmemusiker*innen<br />

genießen.


279


281


283


2018/19<br />

LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Zeitspiralfedern<br />

285


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Zeitspiralfedern Festival<br />

2018/2019<br />

Die Frage, wie wir in Zukunft gemeinsam leben wollen, wurde 2018 und<br />

2019 im Rahmen des vierwöchigen <strong>Werk</strong>stattformates LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

mit 67 involvierten Expert*innen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Politik,<br />

Verwaltung, Architektur und <strong>Stadt</strong>planung sowie mehr als 800 engagierten und interessierten<br />

Bürger*innen diskutiert und mit künstlerischen Herangehensweisen neu<br />

beleuchtet. Die Prozesse werden gebündelt und dokumentiert. Ziel ist es, sich durch<br />

die Veröffentlichung der einzelnen Arbeitsschritte dieses Laboratoriums aktiv am<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungsprozess zu beteiligen und exemplarisch die Kernfragen der <strong>Stadt</strong><br />

an diesem Quartier sichtbar zu machen.<br />

Für das Festival Zeitspiralfedern werden die transdisziplinären Ergebnisse<br />

künstlerisch transformiert und so zu einem sinnlich erfahrbaren Ereignis. Im Zentrum<br />

des Festivals stehen die Uraufführungen. Um diesen Nukleus der Zeitspiralfedern<br />

werden zahlreiche weitere Formate angeboten, unter anderem inszenierte Führungen,<br />

performative <strong>Stadt</strong>-Parcours, akustische Rauminstallationen und theatrale<br />

<strong>Werk</strong>stätten mit herausragenden Vertreter*innen verschiedenster Disziplinen.<br />

Frage ist, inwiefern sich die Geschichten früherer Generationen in unserem<br />

gegenwärtigen und zukünftigen Handeln wiederholen. Inwieweit ist dieser Prozess<br />

als Wiederholungsschleife, als Loop zu verstehen? Oder verläuft er spiralförmig? Ist<br />

er überhaupt als ein Verlauf zu sehen? Inwiefern spannt sich zwischen gesellschaftlich<br />

und individuell bedeutsamen Ereignissen eine von uns allen (re-)produzierte,<br />

retroaktive Feder auf? Wann zieht sie sich warum zusammen? Wann und wie dehnt<br />

sie sich? Inwieweit können Zeitspiralfedern dazu beitragen, die Gleichzeitigkeit<br />

unserer multiplen, intersubjektiven Gegenwarten ausdrücken zu können, um zu<br />

einem demokratischen Diskurs (zurück) zu finden?<br />

<strong>Das</strong> Bild der dreidimensionalen Zeitspiralfedern entspringt dem geschichts-soziologischen<br />

Gedanken, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

nicht ausschließlich chronologisch zu betrachten sind, sondern die Zeiten aus den<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln in Abhängigkeiten gesetzt sind, die<br />

sich rein linear nicht vollständig begreifen lassen. Diese Abhängigkeiten – Zwischenräume<br />

– werden folglich nur durch den durchlässigen Körper der Spiralfeder<br />

plastisch darstellbar. Die zum Teil irrationale Betrachtung historischer Umbrüche und<br />

Phänomene im Rahmen der Gegenwart kann durch das Bild der Spiralfedern unmittelbar<br />

sichtbar werden.


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

287<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Die Uraufführungen<br />

Auf die Frage, wie dieses Quartier mit menschlichem<br />

und künstlerisch nachhaltigem Maßstab geschaffen werden<br />

kann, zeigen die Uraufführungen eine ästhetische Umsetzung<br />

und eine mögliche Antwort auf. Schöpfend aus einem ausführlichen<br />

Fundus an Recherchen in Literatur, Fotomaterial,<br />

<strong>Stadt</strong>archiv, Industriedokumentationen, ergänzt durch festgehaltene<br />

Interviews mit Zeitzeug*innen und Expert*innen, wird<br />

an der Sichtbarmachung des innewohnenden Potenzials des<br />

Otto-&-Langen-Quartiers gearbeitet. So begegnen zukünftige<br />

Bewohner*innen professionellen Tänzer*innen und Schauspieler*innen,<br />

ehemalige Fabrikarbeiter*innen der KHD-<strong>Werk</strong>e<br />

Wirtschaftswissenschaftler*innen und Historiker*innen, Passant*innen,<br />

Architekt*innen und Kulturwissenschaftler*innen.<br />

Aus diesen Begegnungen entsteht eine produktive Überlieferung<br />

der Kollektivgedächtnisse, aus der eine lebenswerte,<br />

kollektive Zukunft für den <strong>Stadt</strong>teil geschrieben werden kann.


2018/19<br />

LAB1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong><br />

Zeitspiralfedern<br />

289


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK WASCHKAUE IN<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider


NERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

291<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3


2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider<br />

2019 Fotoreihe


293


2019 Fotoreihe <strong>Das</strong> Land Utopia #3<br />

Des Nachbarn neue Kleider


295


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE WERKSTRASSE<br />

WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN<br />

DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL 299 ARBEIT / TECHNIK 307 MIGRATION / BEGEGNUNG 334 DEMOKRATIE / BETEILIGUNG 334


297<br />

MOBILITÄT / KLIMAWAND ANDEL<br />

ARBEIT / TECHNIK<br />

MIGRATION<br />

/ BEGEGNUNG G<br />

DEMOKRATIE / B<br />

E / BETEILIGUNG<br />

G


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

299<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER TRANSFORMATION


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICK<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

§ 1 Die Würde des historischen Ortes ist unantastbar<br />

Auf dem fünf Hektar großen Areal der ersten Gasmotorenfabrik der Welt,<br />

dem Otto-&-Langen-Quartier zwischen Köln-Deutz und Köln-Mülheim, wo der Verbrennungsmotor<br />

die Dampfmaschine ablöste und dieser Motor bis in die heutige<br />

Zeit den Antrieb für Mobilität maßgeblich bestimmt, entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier.<br />

Im Herzen von Köln steht ein aus ideeller und auch baulicher Sicht potenzielles<br />

Weltkulturerbe, ein Zeuge der letzten mehr als 150 Jahre Moderne. An diesem Ort<br />

der Innovation ist mit dem Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste ein Freiraum<br />

des Denkens und ein gesellschaftlicher Spielraum entstanden, der uns aus der Kraft<br />

der Kunst und der Erinnerung für die zukünftigen Gegenwarten inspiriert und als<br />

Skizze für das im Prozess befindliche Quartier verstanden werden will. Durch die<br />

unbewussten Hinterlassenschaften des Konzerns entsteht ein unschuldiger Charme,<br />

durch den künstlerische Prozesse regelrecht provoziert werden. Der Gebäudekomplex<br />

eignet sich aufgrund seiner historischen und gesellschaftlichen Bedeutung in<br />

geradezu einzigartiger Weise als Bühne und Protagonist, um die gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und deren Beziehungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft neu zu entdecken, zu inszenieren und damit auch neu zu verhandeln.<br />

Die Kunst in unserer pluralistischen Wertegemeinschaft muss ihr Verhältnis<br />

zur Gesellschaft in Zeiten von aufstrebendem Autokratismus, von Fehlinformationen<br />

auf allen Kanälen, der Überforderung von Politik und Verwaltung und nicht zuletzt<br />

der bürgerlichen Mitte neu überdenken. Wir müssen an der Auflösung des „autonomen“<br />

Territoriums der Kunst arbeiten. Massenproduktion und -konsum sowie<br />

die Massenkommunikation machen die Egozentrik des modernen Künstlerbildes<br />

fragwürdig. Die scheinbar wertfreie Kunst ist zu einer Kulisse der bürgerlichen und<br />

gehobenen Gesellschaft heruntergekommen und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.<br />

<strong>Das</strong> Theater und die Museen müssen wieder zu den Menschen kommen und<br />

nicht wie in der modernen Kleinteiligkeit und Arbeitsteilung Orte im Zentrum der<br />

<strong>Stadt</strong> besetzen. Die <strong>Stadt</strong> als Kunstwerk und das Urbane als die Begegnung darin zu<br />

begreifen, quer zu denken, anders zu denken und die Diversität universell zu sehen,<br />

das wird die Kunst des 21. Jahrhunderts sein. <strong>Das</strong> Theater wird zum gesellschaftlichen<br />

Reallabor.<br />

§ 2 Der Inhalt bestimmt die Form<br />

Der Gebäudekomplex eignet sich aufgrund seiner historischen und gesellschaftlichen<br />

Bedeutung in einzigartiger Weise als Bühne und Protagonist, um vier<br />

entscheidende Themen inhaltlich zu bearbeiten:<br />

• Mobilität / Klimawandel<br />

• Arbeit / Technik<br />

• Migration / Begegnung<br />

• Demokratie / Beteiligung


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

301<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3W<br />

§ 3 Alles Handeln dient dem Wohle der zukünftigen<br />

Generationen<br />

<strong>Das</strong> Köln des 21. Jahrhunderts wird stark von der<br />

rechtsrheinischen <strong>Stadt</strong>entwicklung geprägt, von den <strong>Stadt</strong>teilen<br />

Kalk, Deutz und Mülheim, vom Messestandort und von<br />

den Konversionen altindustrieller Großstandorte, vor allem<br />

entlang des Rheins. Die Entwicklung der Konversionsflächen<br />

wird aktuell angetrieben von einer hochdynamischen Immobilienentwicklung<br />

privater Investorengruppen.<br />

Die Ergebnisse sind oftmals solche, wie sie derzeit<br />

in allen größeren Metropolen letztlich recht uniform entstehen.<br />

Die fünf Hektar große ehemalige KHD-Fläche an der<br />

Deutz-Mülheimer-Straße ist eines der letzten innenstadtnahen<br />

Quartiere, für dessen Entwicklung die <strong>Stadt</strong> Köln durch<br />

städtebauliche und planungsrechtliche Steuerung noch entscheidende<br />

Weichen stellen kann. <strong>Das</strong> Gelände befindet sich<br />

im Eigentum des Landes NRW. Unsere Initiative aus angesehenen<br />

Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Denkmalpfleger*innen,<br />

Architekt*innen, Projektentwickler*innen und einer<br />

Stiftung möchte hier eine grundlegend andere Entwicklung<br />

anstoßen.<br />

In einem Reallabor soll aus dem Bestand dieses<br />

bedeutenden industriekulturellen Erbes in Schritten ein<br />

ganz anderes Stück Köln entstehen: ein Leuchtturmprojekt<br />

zur kreativen Urbanität des 21. Jahrhunderts. Hierfür<br />

ist jetzt ein gutes Zeitfenster, in dem, zusammen mit<br />

anderen Initiativen, ein neues Bild von <strong>Stadt</strong> im rechtsrheinischen<br />

Köln entstehen könnte.<br />

Ein Quartier<br />

• das (Frei-)Raum lässt für einen Kunststandort, an dem<br />

auch innovative Ideen des städtischen gemeinschaftlichen<br />

Wohnens und Lebens für Künstler*innen, junge<br />

Kreative und kreativwirtschaftliche Initiativen, u. a. aus<br />

den Kölner Hochschulen, umgesetzt werden;<br />

• für Bildungsprozesse ganz unterschiedlicher Art, die, aus<br />

der Kunst heraus entwickelt, dem historischen Erbe dieses<br />

Standorts und zukünftigen Entwicklungen Rechnung<br />

tragen;<br />

• das in einem partizipativen und gemeinwohlorientierten<br />

Prozess eine neue Kultur des Zusammenlebens der unterschiedlichen<br />

Kulturen im rechtsrheinischen Köln schafft.<br />

Die Idee hierzu wurde im „LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk<br />

<strong>Stadt</strong>“ des raum13 in zwei vierwöchigen transdisziplinären<br />

<strong>Zukunfts</strong>werkstätten gemeinsam mit Bürger*innen der <strong>Stadt</strong><br />

Köln entwickelt und im Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft,<br />

Politik und Verwaltung, Architektur und <strong>Stadt</strong>planung<br />

sowie den partizipierenden Bürger*innen und Bewohner*innen<br />

eines neu entstehenden Quartiers lebendig.<br />

Utopie? Ja, aber eine konkrete Utopie! Wie kann<br />

das gelingen?<br />

<strong>Das</strong> Gelände ging Mitte der 1990er Jahre für<br />

1,3 Mio. DM (oder 650 000 €) in den Grundstücksfond NRW<br />

über, der von NRW.Urban verwaltet wird. Lange lag der<br />

größte Teil der Immobilie brach. Seit 2011 nutzt die raum13<br />

gGmbH einen Teil der Immobilie. Sie hat einen Nutzungsvertrag<br />

mit dem Eigentümer der ehemaligen Hauptverwaltung.<br />

Mit Unterstützung des Kölner Kulturamtes, der RheinEnergieStiftung<br />

Kultur, des Landschaftsverbands Rheinland und<br />

vieler anderer wird hier ein hoch produktiver und kreativer<br />

<strong>Stadt</strong>kulturort sehr erfolgreich betrieben (als gemeinnützige<br />

GmbH mit einem Jahresumsatz von etwa 150 000 €). Hier ist<br />

der Nukleus gewachsen, aus dem die oben skizzierte Idee<br />

entstand.<br />

Jetzt steht die Frage an, welchen besonderen Beitrag<br />

das Gelände zur <strong>Stadt</strong>entwicklung des 21. Jahrhunderts<br />

in Köln leisten kann. In den Jahren 2013 und 2014 wurde ein<br />

städtebauliches <strong>Werk</strong>stattverfahren („Mülheim Süd“) durchgeführt.<br />

Daraus wurden erste städtebauliche Ideen zur grundlegenden<br />

Neustrukturierung mit weitgehendem Abriss und Vermarktung<br />

von Einzelgrundstücken entwickelt. <strong>Das</strong> Areal, um<br />

das es hier geht, wurde aber noch nicht final überplant und<br />

noch nicht abschließend und unwiderruflich planungsrechtlich<br />

fixiert. Es gibt also weiterhin Möglichkeiten der Gestaltung.<br />

Aktuell gibt es kommunalpolitische Bestrebungen,<br />

dass die <strong>Stadt</strong> Köln die Grundstücksentwicklung stärker in die<br />

eigenen Hände nehmen will (Wahrnehmung des kommunalen<br />

Vorkaufsrechts). Eine Option ist der Ankauf und die Entwicklung<br />

durch die kommunale Kölner <strong>Stadt</strong>entwicklungsgesellschaft<br />

„moderne stadt GmbH“.


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR FÜR ALLE ALLE SCHÖNHEIT DER DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

Daraus leitet sich folgender Vorschlag ab:<br />

(1) Im Einvernehmen mit der <strong>Stadt</strong> Köln wird einer Projektinitiative um<br />

raum13 gGmbH ein Moratorium gewährt zur Entwicklung des Otto-&-Langen-<br />

Quartiers als Leuchtturmprojekt zur kreativen Urbanität des 21. Jahrhunderts, das<br />

Gegenbilder entstehen lässt zur überall stattfindenden Produktion von neu gebauter<br />

Investoren-<strong>Stadt</strong>. Dies geschieht in einem Spannungsbogen von industriegeschichtlichem<br />

Erbe und perspektivischer <strong>Stadt</strong>entwicklungsinnovation.<br />

(2) In partizipativen Prozessen wird innerhalb von zwei Jahren eine weitgehend<br />

gemeinwohlorientierte inhaltliche Konzeption weiterentwickelt und städtebaulich-planungsrechtlich<br />

mit allen Beteiligten und Entscheidungsträgern abgestimmt.<br />

Diese bildet dann den Rahmen für eine Anhandgabe des Geländes an die Projektinitiative.<br />

(3) Eine Projektentwicklungsgesellschaft aus den Projektträgern setzt in den<br />

folgenden Jahren die Einzelprojekte um, wirbt weitere Partner aus der Zivilgesellschaft<br />

und arbeitet mit Kreativwirtschaft, Architekt*innen und Projektentwickler*innen<br />

zusammen. Für mögliche Teilprojekte können auch Partner*innen des Landes<br />

NRW wie das Landesprogramm „Initiative ergreifen“ zur Mitarbeit angesprochen<br />

werden. Im Sinne der Idee einer „urbanen Internationalen Bauausstellung des<br />

21. Jahrhunderts“ ist es auch denkbar, die <strong>Stadt</strong> Köln und verschiedene Ministerien<br />

des Landes (Städtebau, Wohnungsbau, Kultur, Wissenschaft/Bildung, Wirtschaft)<br />

stärker einzubinden.<br />

(4) Aufgabe der Projektentwicklungsgesellschaft ist es, einen großen kooperativen<br />

Quartiersentwicklungspozess in Gang zu setzen, Umnutzungsoptionen<br />

für Teilräume zu erarbeiten sowie Schritt für Schritt, wo immer es geht, zu testen<br />

und räumlich, wirtschaftlich und vertraglich umzusetzen. Für diese Aufgabe wird<br />

zunächst ein zehnjähriger Zeitraum in den Blick genommen, der als gesellschaftspolitisches<br />

Reallabor verstanden wird.


INNERE WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

303<br />

SCHÖNHEIT SCHÖNHEIT DER DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 #1_IN TAGEN 80 TAGEN UM DIE UM WELT DIE WELT DAS LAND DAS UTOPIA LAND UTOPIA #1 #1 DAS LAND DAS UTOPIA LAND #2 UTOPIA #2 DAS LAND DAS UTOPIA LAND #3W UTOPIA #3


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Transformation<br />

Die Themen Klimawandel und Mobilität prägen unsere Welt und den<br />

öffentlichen Diskurs derzeit wie kaum ein anderes Thema. Diesem Diskurs mit all<br />

seinen Akteuren, Szenarien und Spannungsfeldern eine Bühne zu geben, ist das<br />

Ziel. Die Bühne könnte angemessener nicht sein: <strong>Das</strong> fünf Hektar große Areal der<br />

ersten Gasmotorenfabrik ist der Ort, an dem durch die industrielle Fertigung des<br />

Viertakt-Verbrennungsmotors die Weltmotorisierung ihren Ausgang nahm; als Industriebrache<br />

erinnert es gleichermaßen an die Möglichkeiten und die vernichtende<br />

Dimension von Massenproduktion und Konsum. Rund um diesen symbol- und<br />

geschichtsträchtigen Ort entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier. Die Fragen nach einem<br />

zukunftsgerichteten Verkehrs- und Umweltkonzept, nach Mobilität und Energieversorgung<br />

sowie nach einer klimafreundlichen Gestaltung des Quartiers stellen<br />

sich demnach nicht rein abstrakt, vielmehr ist der Ort wesentlicher Bestandteil der<br />

Debatte.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

305<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT ERDA | DIE KUNST DER REVOLUTION


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Revolution<br />

Die rasche Veränderung der Arbeitswelt und die Vergänglichkeit von<br />

vermeintlich unerschütterlicher Technologie wird in den Räumen und Hallen der<br />

ehemaligen Gasmotoren-Fabrik Deutz besonders unmittelbar und eindrücklich erfahrbar.<br />

Die Erfindung des Fließbands und die damit verbundene Möglichkeit der<br />

Massenproduktion über Bänder, an deren Seiten sich die Arbeiter*innen reihten,<br />

führte ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts zunächst in Amerika, schließlich<br />

aber auch in Europa zu einer massiven Veränderung der Arbeit, der Arbeitswelt und<br />

nicht zuletzt auch der Lebenswelten in einer bis dahin unvergleichlichen Geschwindigkeit,<br />

in einem Sprung, einer Revolution. Mit diesem Verfahren änderten sich<br />

nicht nur die Zeitverhältnisse, sondern auch die Wahrnehmung kausaler Zusammenhänge.<br />

Der Fertigungsprozess war nicht mehr ein in sich geschlossener, die Zusammenhänge<br />

der verschiedenen Tätigkeiten der Menschen am Band waren für den<br />

Einzelnen nicht mehr nachvollziehbar. <strong>Das</strong> große Ganze musste nicht mehr verstanden<br />

werden, um die jeweiligen Aufgaben erfüllen zu können. Diese Idee wurde mit<br />

Einführung der elektronischen Datenverarbeitung nicht nur für den Industriebetrieb<br />

weiterentwickelt, sondern nahm ab da auch revolutionären Einfluss auf Verwaltung<br />

und Dienstleistungsbetriebe in den 1970ern. Mit der vollständigen Digitalisierung<br />

unserer Lebenswelten ab dem Ende der 1980er Jahre und mit der Freigabe und<br />

Kommerzialisierung des Internets sind dem weiteren Wandel der Arbeitswelt scheinbar<br />

keine Grenzen mehr gesetzt. Die Entwicklungen führten und führen nicht nur zu<br />

Umwälzungen in der Art und Weise der Arbeit, sondern ließen auch Branchen entstehen<br />

und nicht zuletzt vergehen und damit die scheinbar so sicheren Arbeitsplätze<br />

verschwinden. Wie ein Mahnmal stehen dafür die vom Verfall bedrohten, einst so<br />

stolzen Industriegemäuer.<br />

Der Algorithmus ist zum Fließband unserer Zeit geworden – von der Industrie<br />

1.0 zur Industrie 4.0. Müssen wir davor Angst haben? Können wir den Geist<br />

für die Entwicklung unseres humanistischen Weltbildes zähmen? Welche Chancen<br />

können diese Entwicklungen auch bringen? Verändert sich das menschliche Sein,<br />

die menschliche Geisteshaltung ebenso rasant wie am Anfang der Moderne? Und<br />

wie sieht die Industrie 5.0 aus? Diese Fragen sind in den Zeitringen eines Baumes<br />

in der ersten Gasmotorenfabrik der Welt von 1869 ablesbar. Arbeiterbewegung,<br />

Gleichberechtigung, Sozialversicherung, Neues Wohnen, Charlie Chaplin und die<br />

Modern Times aber auch plötzliche Erwerbslosigkeit und damit Hoffnungslosigkeit –<br />

das sind nur einige Assoziationen, die einem dazu einfallen.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

307<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT TECHNE | DIE KUNST DER REVOLUTION


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Begegnung<br />

Migration, die Veränderung von demografischen Strukturen und der Umgang<br />

mit Herausforderungen und Chancen einer heterogenen Gesellschaft sind im<br />

industrialisierten Europa nicht erst seit 2015 Teil der Geschichte und Identität von<br />

Metropolen wie Köln. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn<br />

des Ersten Weltkriegs entwickelte sich Deutschland rasant zu einer modernen Industriegesellschaft,<br />

die Landwirtschaft wurde als Erwerbszweig durch die stetig größer<br />

werdende Rolle von Industrie, Gewerbe und Handel immer mehr in den Hintergrund<br />

gedrängt – dies führte schließlich zu einer starken Bewegung vom Land in die<br />

Städte. Hatte Köln zur Grundsteinlegung der ersten Gasmotorenfabrik 1869 noch<br />

ca. 125 000 Einwohner*innen, wuchs die Einwohnerzahl bis 1914 auf über 600 000<br />

an. Die Menschen suchten in den Städten nicht nur nach Arbeit, sie hofften auch auf<br />

sozialen Aufstieg und auf neue Chancen. In der Zwischenkriegszeit und vor allem in<br />

der dunkelsten Zeit bis 1945 waren Vertreibung, Umsiedelungen, der Einsatz von<br />

Zwangsarbeiter*innen und die unfassbare Vernichtung ganzer Volksgruppen prägend.<br />

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu weiteren Fluchtbewegungen<br />

wie beispielsweise aus Pommern und dem ehemaligen Ostpreußen. Der mühevolle<br />

Weg in den Westen versprach Zuflucht und Sicherheit, die Integration war aber<br />

ebenfalls mühevoll. Der Wiederaufbau Deutschlands und das folgende „Wirtschaftswunder“<br />

führten schließlich aus Mangel an Arbeitskräften in den Fabriken<br />

zu gezielter Anwerbung von sogenannten Fremdarbeitern aus Südeuropa und der<br />

Türkei, die später auch als Gastarbeiter eingeladen wurden. Die Menschen verließen<br />

ihre Heimat, um ihren Familien in den wirtschaftlich aufstrebenden Städten Deutschlands<br />

ein sicheres Einkommen zu bieten. Vor allem die industriell induzierten Wanderbewegungen<br />

sind bis heute in der Bevölkerungsstruktur Kölns gut sichtbar. <strong>Das</strong><br />

industriell geprägte rechtsrheinische Köln hat heute einen „Ausländeranteil“ von<br />

über 20 %, weit mehr als auf der linksrheinischen Domseite.<br />

Die Themen Migration, Begegnung, Diversität und Inklusion sind unmittelbar<br />

mit der Geschichte der Gasmotoren-Fabrik Deutz als Ort der Hoffnung,<br />

der Versprechungen, aber auch des Leidens und des Krieges verbunden. Sind<br />

Städte immer noch Hoffnungs- und Möglichkeitsorte und wenn ja, für wen? Welche<br />

Ursachen von Flucht und Migrationsbewegungen gibt es heute, und wie beeinflusst<br />

unser Handeln die Lebensbedingungen von Menschen in anderen Teilen der Welt?<br />

Ist Migration und Wanderung das Anormale und die Sesshaftigkeit der Menschen<br />

wirklich die Norm? Wie kann Integration gelingen, und wie kann Minoritäten im Allgemeinen<br />

respektvoll begegnet werden?<br />

Im Otto-&-Langen-Quartier ist hier auch vor allem das Zusammenbringen<br />

von verschiedenen Erfahrungsperspektiven und Generationen zentral. Es soll ein<br />

Ort der Begegnung geschaffen werden und nicht über sondern mit einer pluralen<br />

Gesellschaft konzeptionell gearbeitet werden.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

309<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG<br />

<strong>Das</strong> Theater wird ein gesellschaftliches<br />

Reallabor<br />

Die vier innewohnenden Themen<br />

Die Kunst der Teilhabe<br />

Der Austausch zwischen den Bürger*innen und den politisch Verantwortlichen<br />

ist in der allgemeinen Wahrnehmung in den letzten Jahren zunehmend<br />

schwieriger geworden. Es herrscht eine große Distanz zwischen dem, was „da<br />

oben“ geschieht, und der Lebensrealität vieler Menschen. <strong>Das</strong> daraus entstehende<br />

Ohnmachtsgefühl, verbunden mit irrationale Ängsten, haben die politische Landschaft<br />

in den letzten Jahren in vielen Demokratien in Europa und der ganzen Welt<br />

geradezu fundamental verändert. Die Echokammern der neuen Medien reduzieren<br />

die Debatten nicht selten auf Bestätigung der eigenen Ansichten und Ängste und<br />

stehen einem offenen Austausch hemmend gegenüber.<br />

Kann hier also das Theater und ein künstlerischer (Frei-)Raum Beteiligung<br />

im demokratischen Prozess mitgestalten? In der antiken demokratischen <strong>Stadt</strong> gab<br />

es drei wichtige gesellschaftliche Plätze: die Agora, in römischen Städten Forum,<br />

der Platz des freien Redens, der Verhandlung, der Debatte, des Gerichts, den<br />

spirituell-politischen Tempel, in dem die Gesetzgebung ausgehandelt wurde, und<br />

schließlich das Theater als Raum der gesellschaftlichen partizipativen Auseinandersetzung,<br />

der Erprobung ohne Reue. <strong>Das</strong> Theater war also ein Versuchslabor, ein<br />

Spielraum.<br />

Angelehnt an das Vorbild der demokratischen antiken <strong>Stadt</strong>, in der für die<br />

politische Debatte, für den Austausch zwischen Bürger*innen und Entscheidungsträger*innen<br />

eigens Platz und Raum frei gehalten wurde, führen Beteiligung und<br />

Demokratie die Idee der Kunst als aktiven Teil der Partizipation im demokratischen<br />

Prozess fort. Auf der Bühne wurden immer wieder politisch relevante Konflikte und<br />

Entscheidungen (über gerechte Urteile, Krieg und Frieden, Vergeltung und Versöhnung<br />

usw.) künstlerisch-spielerisch, im Gewand des Mythos (in der Tragödie) und<br />

in tagesaktueller Radikal-Kritik (in der Komödie) durchdekliniert. Überhaupt wurde<br />

der öffentliche Raum auch ästhetisch ausgestaltet, er war auch ein Raum des Wohlfühlens<br />

und des ästhetischen Reflektierens. Die Umsetzung dieses partizipativen<br />

Modells soll auf Quartiersebene im potenziellen Weltkulturerbe der ersten Gasmotorenfabrik<br />

erprobt und erfahrbar werden.


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

311<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT POLIS | DIE KUNST DER TEILHABE


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

313<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

OBJEKT SPIELKÜCHE | DIE KUNST DER BEGEGNUNG


2011/12–2014/15<br />

THEATER URAUFFÜHRUNGEN | KONZERTE | AUSSTELLUNGEN | FESTIVALREIHEN<br />

BESETZUNG<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER URAUFFÜHRUNG 18. JUNI 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung Gesamtkonzept: Anja<br />

Kolacek Bühne | Licht | Video | Foto: Marc Leßle Assistenz: Balthasar Busmann mit: Ella Asderban, Sara Blasco, Bibiana Jimenez, Photini Meletiadis, Reut Shemesh, Kathrin Wankelmuth, Ruben<br />

Reniers, Arthur Schopa, Antonino Stella Musik: Nico Stallmann, Frank Brempel Kostüm: Annett Lausberg ALLES WAS TANZT GIPFEL #3 PREMIERE 17. SEPTEMBER 2011 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung Gesamtkonzept: Anja Kolacek Bühne | Licht | Video | Foto: Marc Leßle Moderation: Anja Herden, Renato Schuch, Henning<br />

Brandt Musikalische Leitung: Nico Stallmann Produktion: raum13 Projekte & Choreografien von: Brigitte Breternitz (Madcity / Köln) // Tim Behren & Florian Patschovsky (Kompanie<br />

HeadFeedHands / Freiburg, Köln) // Sara Blasco Gutiérrez & Photini Melitiadis (Köln, Valenzia, Thessaloniki) // Nati Blanco (Köln, Valenzia) // Morgan de Touf & Dominik Breuer (Brachland -<br />

Ensemble / Deutschland) // Isabelle Casel (Köln) // Esther & Bernd Chrischilles (Hop Spot / Köln) // Lamine Diangne (Köln, Bonn, Senegal) // Sarah Edgar (thepunksdelight / Köln, USA) //<br />

Beate Fröchte & Abdel Essabri (La Danza, Köln, Essen, Marokko) // Céline Shabba Le Gal (Poledance / Köln) // Armen Hakobyan & Swetlana Schenk (Kompanie ohne Namen / Essen, Köln,<br />

Armenien) // Rüdiger Honert & Javad (Köln, Iran) // Bibiana Jimenez & Mack Kubicki (Choreografisches Theater MB / Köln, Bonn, Polen, Kolumbien) // Anja Kolacek & Marc Leßle (raum13) //<br />

Violetta Lindig (lindig.art / Köln) // Friederieke Maak (Musikschule Euskirchen) // Gabriela Madeira (Köln, Argentinien) // Melanie Müller & Arielle Chauvel-Levy (nous2 / Köln, Berlin, Frankreich)<br />

// Pia Neises (Köln) // Daniel Perusin (Tangonauten / Köln, Argentinien) // Safak Saheré Pedük (Köln, Istanbul) // Friederieke Plafki (Köln, Berlin) // Roman Podeszwa (Köln) // Ruben Reniers<br />

(Köln, Berlin, Niederlande) // Marlen Schuhmann & Jana Rath (Compagnie mintrot und schwarz / Köln, Leipzig) // Reut Shemsh (Köln, Niederlande, Israel) // Nico Stallmann (Köln, Niederlande,<br />

Frankreich) // Antonino Stella (Köln, Düsseldorf, Italien) // Kathrin Wankelmuth (Köln, Niederlande) // Tomás Zybura (Contratiempo / Köln) // La société du spectacle // raum13 Tänzerinnen<br />

& Tänzer: Ella Asderban, Sara Blasco, Bibiana Jimenez, Photini Meletiadis, Reut Shemesh, Kathrin Wankelmuth, Ruben Reniers, Arthur Schopa, Antonino Stella HIER UND JETZT (NACH<br />

MARCEL PROUST „EINE LIEBE VON SWANN“) PREMIERE 1. OKTOBER 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Inszenierung: Anja Kolacek Bühne | Licht |<br />

Video | Foto: Marc Leßle Mit: Julian Cornelißen, Johannes Just, Helena Aljona Kühn, Patrick Kohn, Hanno Mühlenbach, Ise Papendor, Cecilia Spürkel, Josefine Spürkel, Kathrin Wankelmuth<br />

und Katja Weber Produktion: raum13 KÖLNER THEATRNACHT SEIT 2011 jährlich wechselnde Besetzung MUSEUMSNACHT KÖLN SEIT 2011 ZEIT DREHT SICH AUSSTELLUNGSER-<br />

ÖFFNUNG: 05. NOVEMBER 2011 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Realisierung: Anja Kolacek & Marc Leßle & Michael Zöllner Arbeiten von: Inna Poltorychin,<br />

Maurice Braun und Thomas Orr, Lukas Truniger, Gerriet Kress, David Pollmann, raum13 Kolacek & Leßle EICHMANN WIEDERAUFNAHME 18. NOVEMBER 2011 Konzept und Text: raum13<br />

Kolacek & Leßle, Mit: Florian Lenz, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne u. Licht: Marc Leßle ES IST HIER GASTSPIELREIHE 16. DEZEMBER 2011–4. FEBRUAR 2012 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Projekte von: dreizehnter januar wien, Schauspielhaus Hamburg in Kooperation mit Wenzel & Zybowski, raum13 Kolacek & Leßle, breuer &<br />

Hofmann Produktion: raum13 SUBSTANZEN URAUFFÜHRUNG 26. JANUAR 2012 Von: raum13 Kolacek & Leßle mit: Florian Lenz und Kathrin Wankelmuth Inszenierung: Anja Kolacek<br />

Bühne / Licht: Marc Leßle Textfassung / Dramaturgie: raum13 Kolacek & Leßle, Ton: Michael Zöllner Musikauswahl: Marc Leßle Kostüm: Anja Kolacek Bühnenbildassistenz: Verena Bildhauer<br />

MIT WEISSEM WASSER BEDECKT VERNISSAGE 19. MAI 2012 Arbeiten von Gesine Grundmann und Heiko Räpple Kuration: Dominik Mülhaupt JUNG! NA UND! VON DER<br />

UNENDLICHKEIT DER ENDLICHKEIT URAUFFÜHRUNG UA 05. MAI 2012 Projekt von und mit: Helena Aljona Kühn und AndréFängler Fotos: Allessandro de Matteis und Evi Blink<br />

Konzept | Idee | künstlerische Gesamtleitung: raum13 Kolacek & Leßle WORKING CLASS ZERO VORSTELLUNGEN 22. JUNI 2012 / 23. JUNI 2012 Mit: Katrin Grumeth, Johanna<br />

Orsini-Rosenberg, Horst Heiss, Johannes Schüchner. Inszenierung: Fanny Brunner / Dramaturgie: Hans-Jürgen Hauptmann / Produktion: dreizehnterjanuar TRÄUME PREMIERE 28. JUNI<br />

2012 Mit: Dominik Breuer, Stefanie Philipps, Anne Sauvageot, Leoni Schulz, Serkan Temel, Inszenierung Benjamin Schad, Ausstattung: Annett Lausberg, Licht: Marc Leßle, Produktionsleitung:<br />

raum13 FM EINHEIT + IRMLER 1. SEPTEMBER 2012 SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3 WOHLSTAND FÜR ALLE URAUFFÜHRUNG 8. SEPTEMBER 2012 Konzept u. Idee:<br />

raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Raum/Fotos: Marc Leßle, Soundwelten: FM Einheit, Videos: Anja Kolacek Videoschnitt: Bastian Kleppe Skulpturen: raum13 Kolacek&Leßle,<br />

Martin Kleppe, Kostüm: Moni Wallberg Mit: Florian Lenz, Begleitet von: Anja Kolacek, Johan Kolacek, Jakob Kolacek, Maximilian Märtirer Zeitzeugen: Hans-Gerd Ervens, Helmut Müller,<br />

Hubert Mühlenbach, Dietmar Voß Technische Leitung: Marc Leßle // Bühnenbild Assistenz: André Fängler // Presse- /Öffentlichkeitsarbeit: Christine Beckmann und Anja Kolacek Dank an:<br />

Deutz Automobile Canli, SF Custom Parts, Tim Abramczyk, Barbara Bechtloff, Jasmin Bolten, Wolfram Burgtorf, Christoph AP Cambeis, SF Custom Parts, Volker Eulitz, Nicole Hungsberg,<br />

Katharina Jukowski, Amanda König, Elisabeth Neuendorfer, Niklas Wandt, Katja Weber, Christopher Pott, Xaver Römer, Jan Seithe, Jeong-Il Sin, Lisa Spielmann, Georg Stein HALBZEIT 17.<br />

DEZEMBER 2012 Ensemble: Ensemble Garage & Gäste (15 Musiker) Dirigent: Mariano Chiacchiarini Schauspieler: Thomas Hupfer (Frankfurt), Konstanze Passin (Göttingen) Sänger: Katharina<br />

Schwarz, Fabian Hemmelmann Regisseur: Thierry Bruehl (Berlin) Technik: Benjamin Kropp <strong>Werk</strong>e von: Simon Steen Andersen, Georges Aperghis, Michael Beil, Gérard Grisey, Brigitta<br />

Muntendorf, Manos Tsangaris Künstlerische Leitung / Organisation: Brigitta Muntendorf CITYLEAKS INTERACTING DAY 2013 raum13 Kolacek & Leßle kuratieren den CityLeaks Interacting<br />

Day Anandam Dancetheatre: Glaciology – subway stations Venloer Straße/Gürtel, Leyendecker Straße, Äussere Kanalstraße + Butoh<strong>Werk</strong>statt Köln: running bags – reisende Traglast – Barthonia<br />

Forum / Venloer Straße 245 Kathrin Sohlbach: in other spaces – Hans-Böckler-Platz + Paula Pabel: onLine – Festival Centre / Marienstraße 73 + katze und krieg: How to be a Superherogangster<br />

– Start: Kölner Künstler Theater / Stammstraße 8, Crystal Tits: Birds of a Feather – Südstadt, Rheinauhafen + Marguerite Apostolidis: momocity – Chlodwigplatz Deborah &Tim<br />

Stadie: The Colorful Sound and Movement Travelflirt – Rathenauplatz, <strong>Das</strong>selstraße, Greatlive Store / Luxemburger Straße 41–43 + Künstlerkollektiv.Innen – Neusser Straße ALICE´S<br />

DINNERPARTY PREMIERE 15. MÄRZ 2013 Von: raum13 Kolacek & Leßle, Nach: Lewis Carroll, , Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne / Licht: Marc Leßle, Kostüm: Moni Wallberg, Von und mit:<br />

Lisa-Gwendolin Eichberger, Klangbearbeitung: Andreas Schmid, Ton-Aufnahmen: Faust Studios Musikalische Gäste: Hans Joachim Irmler, Led , Fm Einheit, Dj Hans Nieswandt, Dj<br />

Marcelle, Fangkiebassbeton, Wolfgang Zamastil, Cityleaks-Festival, Vimes, Alice Rose, Turm Der Liebe KONZERT KRIEGSBLICKE URAUFFÜHRUNG 15. MAI 2013 FM Einheit, Saskia von<br />

Klitzing, Tim Isfort, Volker Kamp, Florian Lenz ASASELLO QUARTETT 15. SEPTEMBER 2013 Rostislav Kozhevnikov, Barbara Kuster, Justyna Śliwa, Wolfgang Zamastil NOT ONE THING<br />

THAT YOU WANT IS UPSTREAM AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: 08 NOVEMBER 2013 Sonderausstellung von Gesine Grundmann in Zusammenarbeit mit raum13 JUNG! NA UND!<br />

ZERBOMBT / EUROPA 25. – 27. OKTOBER 2013 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Projektleitung: Verena Bildhauer, Pola Groß, Florian Lenz Projekte:<br />

Zwillingskriege // Von und mit: Maëlle Giovanetti und Sindy Tscherrig – Ian und Cate // Von: Karl Wokalek und Wiebke Bachmann, von und mit: Stefanie Schwimmbeck und Nikos Konstantakis,<br />

Choreographie/ Dramaturgie: Karl Wokalek, Bühne/ Kostüm/ Licht: Wiebke Bachmann - cate (s) krieg(t) // Von und mit: Rebecca-Madita Hundt – Die sieben Todsünden // Von: Saskia<br />

Clemens Projekte: Europe: A place of fantasy and make-believe // Von und mit: Thomas Bartling und Henning Bekermann - Sindy und Roman: Zuhause in Europa // Von und mit: René<br />

Kalauch und Sabrina Tannen, Musik: Bastian Essinger, Jens Kilz- Bonus Ende // Text & Produktion: Clara Sofia Fernández in Kooperation mit Victoria Tarak // Bonus: Aischa-Lina Löbbert // Video:<br />

Eva Pisana // Musik: Sascha Hohn- Wir in Europa // Dramaturgie und Inszenierung: Ann-Kathrin Auditor und Indre Bogdan Fotos: Günter Krämmer IM WESTEN NICHTS NEUES<br />

LESEREIHE TERMINE: 16. MAI, 5. JUNI, 14. AUGUST, 20. SEPTEMBER, 5. OKTOBER 2013 Konzept / Idee / Textfassung: raum13 Kolacek & Leßle, Pola Groß Lesende 1. Lesung:<br />

Nikolaus Benda, Anne Düe, Florian Lenz, Maxwell Richter, Ralf Richter, Wolfgang SchefußLesende 2. Lesung: Stefan Bitterle, Anne Düe, Florian Lenz und Marc LeßleLesende 3. Lesung:<br />

Christine Achternkamp, Mareike Blick, Monika Deth, Sofia Fink, Sabrina Glas, Sindy Goretzki, Anja Heitkamp, Ulrike Holler, Dorothea Koslowski, Murielle Mundt, Tanja Odenthal, Tatjana<br />

Papendorf Lesende 4. Lesung: Wolfgang Schefuß Lesende 5. Lesung: Stefan Bitterle, Felix Hoyer Distel, Wolfgang Schefuß SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2 KRIEGSBLICKE<br />

URAUFFÜHRUNG 14. JUNI 2013 Von: raum13 Kolacek & Leßle, Inszenierung: Anja Kolacek, Bühne / Licht: Marc Leßle, Textfassung / Dramaturgie: raum13 Kolacek & Leßle und Pola Groß,<br />

Bühnenmusik: FM Einheit, Kostüm: Moni Wallberg, von und mit: Nikolaus Benda, Anne Düe und Florian Lenz, Bühnenbildassistenz: Verena Bildhauer DIE BIBEL (AT) FAST EINE LESUNG 19.<br />

APRIL 2014 Von und mit: Marc Günther IM PULS 30. APRIL 2014 RAUM13 MIT ON@ACHT BRÜCKEN Projekte von: raum13 Kolacek & Leßle | Niklas Seidl & Paul Hübner | e(k)lektrik<br />

Interaktive: Ferdinand Grätz, Tobias Hartmann, Sergej Maingardt | Ensemble gamut inc: Marion Wörle & Maciej Sledziecki | Hayden Chrisholm & Fo(u)r alto WEIL WIR LIEBEN WAS WIR<br />

TUN MODE INSZENIERT 10. MAI 2014 Von: raum13 Kolacek & Leßle und Blauer Montag Hempel & Wallberg Dj`s: Fangkiebassbeton, DJ himself, Hans Nieswandt Fotos: Thomas Schäkel<br />

BAD TRIP FESTIVAL 27. JUNI 2014 Trip #1 Romitelli Extended – Plattform Für Nachwuchskünstler Kuratiert von raum13 Kolacek & Leßle Projekte Von Und mit: Implied - Aischa-Lina<br />

Löbbert & Clara Sofia Fernández & Block Barley, Yasha Wang, Sindy Tscherrig & Fabian Jung, Elektronisches Teil – Florian Lenz & Jonas Siepmann Trip #2 Blood | Tra I Tempi & Claudia<br />

Lichtblau Trip #3 | Hand <strong>Werk</strong> & Rochus Aust Trip #4 Professor Bad Trip | Ensemble Garage & Leda Eine Veranstaltung Der Kgnm In Kooperation mit Raum13 Fotos: Günter Krämmer NEW<br />

LEVEL 13.–15. AUGUST 2014 raum13 mit der gamescom Literatur und Spiele 13. August: New Level – mit Mario Giordano (Autor), Katharina Tillmanns (Cologne Game Lab), Jörg Burbach<br />

(Lübbe Verlag), Jan Müller-Michaelis (Spieleentwickler, Daedalic Entertainment) 14. August 2014 – 19 Uhr mit Christian Schiffer, Robert Glashüttner, Christian Huberts, Jan Boraryn u. a.15.<br />

August 2014: Moderation: Jan Drees MEDUSAS GARTEN AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 13. SEPTEMBER 2014 Skulpturen: Martin Kleppe, Raum/Licht: raum13 Kolacek & Leßle TAG DES<br />

OFFENEN DENKMALS JÄHRLICH SEIT 2014 Prof. Dr. Walter Buschmann, Anja Kolacek und Marc Leßle JUNG! NA UND! METROPOLIS 24.–26. OKTOBER 2014 Konzept | Idee |<br />

künstlerische Gesamtleitung: raum13 Kolacek & Leßle Projekte von: Yasha Wang, Dany Handschuh, Levin Handschuh, Marion Schindler, Samuel Penderbayne und Katharina S. Müller, Graf<br />

Hartwig zu Frei: Leonie Graf, Benj Hartwig, Nicole Frei und Nuria Höyng | Asuka Riedl Mentoren: Katja Gehrke, Bühnenbild | Jan Glisman, Video | Gesine Grundmann, Bildende Kunst | Anja<br />

Kolacek, Regie / Choreografie SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3–1 DAS WERK URAUFFÜHRUNG 30. APRIL 2015 Von: raum13 Kolacek & Leßle // Inszenierung: Anja Kolacek<br />

und Marc Leßle In Zusammenarbeit mit: Jonas Anders, Verena Bildhauer, Kathrin Blume Wankelmuth, Volker Eulitz, Katja Gehrke, Karl Hilmes, Nicol Hungsberg, Martina Kock, Ellen Müller,<br />

Josefine Patzelt, Inna Poltorychin, Oliver Schell, Andreas Schmid, Ilaa Tietz, Elsa Weiland Dank an: Marita und Michael Cramer


315<br />

2015/16–2018/19<br />

THEATER URAUFFÜHRUNGEN | INTERVENTIONEN | PERFORMANCES | STADT-PARCOURS | INSZENIERTE FÜH-<br />

RUNGEN | AKUSTISCHE RAUMINSTALLATIONEN | THEATRALE WERKSTÄTTEN | PARTIZIPATIVE KONFERENZEN<br />

BETEILIGTE<br />

DAS LAND UTOPIA ROADMOVIE START 4. MAI 2015 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle von und mit Verena Bildhauer und Bürger*innen DAS LAND UTOPIA<br />

AUFTAKT URAUFFÜHRUNG 12. & 13. DEZEMBER 2015 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle DAS FORUM INTOLLERANZA AUFTAKT: 19. & 20. DEZEMBER<br />

2015 Konzept | Idee: raum13 Kolacek & Leßle in Zusammenarbeit mit Jan Breitenstein DAS LAND UTOPIA ZWISCHENRÄUME 2016 AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 20. MAI 2016 Von<br />

und mit: raum13 Kolacek&Leßle, Suleika Ulmen & Sabine Bürk DAS LAND UTOPIA TRIFFT DAS FORUM INTOLLERANZA UA 17. JUNI 2016 Konzept | Idee | künstlerische Leitung:<br />

raum13 Kolacek & Leßle DAS LAND UTOPIA JUBILÄUMSAUSGABE AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG 17. SEPTEMBER 2016 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle<br />

in Zusammenarbeit mit: Katja Gehrke Ausstellung Dokumentation der Kunstproduktionen und Jubuläumszeitung – Fotos Dokumentation: Heike Fischer, Günter Krämmer, Klaus Lefevre, Marc<br />

Leßle, Wolfgang Weimar RAUM13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE FÜHRUNGEN SEIT 18. SEPTEMBER 2016 Anja Kolacek, Marc Leßle, Walter Buschmann, Christof<br />

Breidenich DAS LAND UTOPIA 16 URAUFFÜHRUNG 10. DEZEMBER 2016 Von und mit: Max Bunder, Katja Gehrke, Karl Hilmes, Martina Kock, Anja Kolacek, Marc Leßle, Andreas Pocke,<br />

Sandra Queller DAS LAND UTOPIA QUERKÖPFE ÖFFNEN ZWISCHENRÄUME 16. MÄRZ 2017 Von und mit: Hans Joachim Irmler, Nightingales, raum13 Kolacek & Leßle DIE BILDER<br />

HINTER DEN BILDERN URAUFFÜHRUNG 24. JUNI 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle mit Katja Gehrke, Brigitte Breidenich, Martina Kock, Karl Hilmes,<br />

Jochen Kuhs, Alex El Salib ICH BIN IHR 2017 INTERNATIONALE WERKSTATT 17. JULI–20. AUGUST 2017 Konzept und Künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle Impulsgeber und<br />

Spezialisten im August und September: Aude Bertrand, Anne-Katrin Bicher, Georg Blokus, Brigitte Breidenich, Christof Breidenich, Jan Breitenstein, Walter Buschmann, Reigina Erl, Pia Gaul,<br />

Winfried Gellner, Ruth Gilberger, Maria Gorius, Teresa Grünhage, Julia Hahn, Ingrid Hack, Karl Hilmes, Nicol Hungsberg, Johannes Just, Martina Kock, Jennifer-Aaliyah Koch, Andrew Kikulwe ,<br />

Anja Kolacek, Thea Kuhs, Jochen Kuhs, Marc Leßle, Max Maehl, Christoph Meier, Maria Ntale, Anja Plemper, Benjamin Schad, Rolf Scheyer, Ruth Sembiro, Mike Sembiro, Jessy Sserwadda,<br />

Maria Wagner, Jutta Pöstges ICH BIN IHR SPEZIAL 2. SEPTEMBER 2017 Mike Ssembiro, Ruth Sembiro, Andrew Kikulwe, Marie Ntale, Jessy Sserwadda ICH BIN IHR STILLE THEATRALE<br />

FÜHRUNG URAUFFÜHRUNG 28. OKTOBER 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle DAS LAND UTOPIA TIME TRAVELLERS URAUFFÜHRUNG 2.<br />

DEZEMBER 2017 Konzept | Idee | künstlerische Leitung: raum13 Kolacek & Leßle LAB 1869 ZUKUNFTSWERK STADT #1 5. MAI–3. JUNI 2018 Konzept: raum13 Kolacek & Leßle<br />

Spezialist*innen: Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast // Judith Behmer - Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Silvia Beuchert – Initiatorin<br />

Mülheimer Nacht // Aude Bertrand – Kulturmanagerin // Claudia Bleier & Gerd Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen // Prof. Dr. Christof Breidenich<br />

– Macromedia, HdK Berlin // Georg Dietzer – KünstlerKurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte // Britta Eschmann – Die essbare <strong>Stadt</strong> // Barbara Förster – Kulturamtsleitung // Prof.<br />

Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin u. Innenarchitektin // Dr. Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner<br />

Ehrentheaterpreis // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor, Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur NRW<br />

// Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin Berufskolleg Opladen // Ralf Leppin – Vorstand der Mietergenossenschaft<br />

Kalscheurer Weg eG // Thomas Luczak – Luczak Architekten // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik Schulze Neuhoff – Projektleitung<br />

Museumsnacht // Peter Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc<br />

Müller –Labor am Ebertplatz // Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Norbert Rüther – Psychiater Mitglied des Landtages NRW a.D., Mitglied des Rates der <strong>Stadt</strong> Köln a.D. // Eva Rusch – icon,<br />

Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr. Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv // Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen //<br />

Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Friedhelm Terfrüchte – Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv Fotoausstellung:<br />

Alexander Calvelli, Martina Goyert, Max Grönert, Thea Kuhs, Christoph Kraneburg, Arton Krasniqi, Günter Krämmer, raum13 Kolacek& Leßle, Sebastian Linnerz DAS LAND UTOPIA<br />

FORMENCOLONIA 16. JUNI 2018 Ein Projekt von und mit: Ulrike Anna Bleier, Hans Joachim Irmler, Mia Frimmer, Anja Kolacek, Marc Leßle, Martin Mandler, Marie T. Martin, Mathis Mayr,<br />

Carl Friedrich Oesterhelt, Salewski ICH BIN IHR INTERNATIONALE WERKSTATT UND WERKSCHAU 2018 16. JULI–20 AUGUST 2018 Künstlerische Leitung & Umsetzung: raum13<br />

Kolacek&Leßle in Kooperation mit: Prof. Dr. Christof Breidenich - Hochschule Macromedia Köln u. Universität der Künste Berlin, Mediendesign und Designmanagement, Prof. Dr. Walter<br />

Buschmann - Rheinische Industriekultur e.V., Kunsthistoriker, Katja Gehrke - Bühnenbild Innenarchitektur Mainz, Mike Ssembiro – Ministerium Uganda / Leiter African Peace Murals – Uganda,<br />

Ruth Ssembiro Namakula – Kasangula Talent School – Uganda, Andrew Kikulwe – Kasangula Talent School – Uganda, Mary Ntale – Leiterin Projekt Youth Creativity@Hand – Uganda, Nguyn<br />

Ho Dũng – Rolomostudio – Vietnam, Nguyen Lan, Charles Francois, Carl Friedrich Oesterhelt, Hans Joachim Irmler, Mia Frimmer, Mathis Mayr, Salewski ZEITSPIRALFEDERN FESTIVAL #1<br />

DIE URAUFFÜHRUNG URAUFFÜHRUNG 22. SEPTEMBER 2018 Die Initiatoren und Inszenatoren: Anja Kolacek, Marc Leßle Die Autoren: Mia Frimmer, Anja Kolacek, Marc Leßle, Carl<br />

Friedrich Österhelt Die Musiker & Komponisten: Hans Joachim Irmler, Matthis Mayr, Karl Friedrich Österhelt, Salewski Die Modellbauer: Martina Kock Die Konstrukteure: Jochen<br />

Kuhs Die Techniker: Karl Hilmes Die Architekten: Prof. Dr. Walter Buschmann, Bodo Marchiniak Die Innenarchitekten: Katja Gehrke Die Designer: Prof. Dr. Christof Breidenich Die Handwerker:<br />

Manfred Adams Die Übersetzer: Thea Kuhs, Benjamin Schad Die Götterboten: Thomas Gerstenberg, Martina Kock, Sabine Hermes, Christiane Müller, Toni Kelter, Uschi Leßle Die Ideengeber<br />

& Berater: Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast // Judith Behmer - Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Claudia Bleier & Gerd<br />

Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen // Prof. Dr. Christof Breidenich – Macromedia, HdK Berlin // Georg Dietzer –KünstlerKurator, Netzwerker und<br />

Berater für Kulturprojekte // Barbara Förster – Kulturamtsleitung // Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin u. Innenarchitektin // Dr.<br />

Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner Ehrentheaterpreis // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor,<br />

Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur NRW // Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin<br />

Berufskolleg Opladen // Ralf Leppin – Vorstand der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik<br />

Schulze-Neuhoff – Projektleitung Museumsnacht // Peter Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller<br />

Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc Müller –Labor am Ebertplatz // Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Eva Rusch – icon, Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr.<br />

Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv // Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen // Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Friedhelm<br />

Terfrüchte – Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv LAB 1869 ZUKUNFTSWERK STADT #2 04.–25. MAI 2019 Idee/Konzept/<br />

künstlerische Leitung: raum13 Anja Kolacek und Marc Leßle Expertinnen /Spezialistinnen/Künstlerinnen: Dr. Heike Baare – Ungers Archiv // Christine Beckmann & Sebastian Sonntag – podcast<br />

// Judith Behmer – Dipl. Psychologin, Medien- und Kulturforschung, Labor Projektgalerie // Claudia Bleier & Gerd Conrads – Kölner KulturPaten // Prof. Dr. Walter Buschmann – RWTH Aachen<br />

// Prof. Dr. Christof Breidenich – Macromedia, HdK Berlin // Drums Off Chaos // Georg Dietzler – KünstlerKurator, Netzwerker und Berater für Kulturprojekte // Barbara Förster – Kulturamtsleitung<br />

// Mica Frangenberg – wildkräuterei // Helmut Frangenberg – Journalist // Hans Joachim Irmler // Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Gehrke – Universität Freiburg // Katja Gehrke – Bühnenbildnerin<br />

u. Innenarchitektin // Dr. Winfried Gellner – Kulturamtsreferent 2005 bis 2013, Preisträger Kölner Ehrentheaterpreis // Rut Maria Gollan – wagnis München // Matthew Griffin &<br />

Britta Jürgens – Frizz 23 Berlin // Anna Mareen Henke & Georg Blokus – Schule der politischen Hoffnung // Martin Herrndorf – colabor, Tag des guten Lebens // Dr. Hanna Hinrichs – <strong>Stadt</strong>baukultur<br />

NRW // Lisa Hugger – Stiftung Trias // Dirk Kolacek – <strong>Stadt</strong> Grün RUHR– Urbane Freiraumentwicklung // Thea Kuhs – Schulleiterin Berufskolleg Opladen a.d. // Ralf Leppin – Vorstand<br />

der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG // Bodo Marciniak – Marciniak Architekten GmbH // Katharina Mrugalla & Henrik Schulze Neuhoff – Projektleitung Museumsnacht // Peter<br />

Menke – Stiftung Die Grüne <strong>Stadt</strong> // Christiane Müller – Deutsche Kinder und Jugend Stiftung // Christian Schaller – Schaller Architekten <strong>Stadt</strong>planer BDA // Marc Müller –Labor am Ebertplatz<br />

// Odo Rumpf – Freistaat Odonien // Eva Rusch – icon, Herausgeberin der Mülheimia und des Blogs Mülheimer Hafen // Dr. Bettina Schmidt-Czaia – Leitung Historisches <strong>Stadt</strong> Archiv //<br />

Andreas Schmitz – Geschäftsführer Quartier am Hafen // Martin Schmittseifer – Geschäftsführer Jack in the Box // Prof. Dr. Schneidewind Wuppertal Institut //Friedhelm Terfrüchte – Planungsbüro<br />

DTP Landschaftsarchitekten GmbH // Thomas Thorausch – Deutsches Tanzarchiv


DAS KUNST- UND STADTENTWICKLUNGSPROJEKT RAUM13 DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE<br />

IN ZAHLEN:<br />

Eigenmittel 25 %<br />

Gegründet 2011 mit Eigenmitteln Kolacek & Leßle ca. 150 000 €<br />

Eintrittsgelder seit 2011 ca. 60 000 €<br />

Einnahmen Dienstleistungen ca. 25 000 €<br />

Einnahmen Vermietungen ca. 200 000 €<br />

Öffentliche Förderung 41 %<br />

Institutionelle und Projektförderung der <strong>Stadt</strong> Köln seit 2011 ca. 535 000 €<br />

Förderung Ensemblegründung des LVR 2011 35 000 €<br />

Investitionsförderung 2012 des LVR für technische Anschaffungen 40 000 €<br />

Projektgelder des Landes NRW seit 2011 ca. 80 000 €<br />

Dauerleihgabe von tech. Equipment, Technikpool der <strong>Stadt</strong> Köln im Wert von ca. 25 000 €<br />

Private Förderung 34 %<br />

Erstförderer RheinenergieStiftungKultur, Gesamtförderung seit 2011 105 000 €<br />

Fond Soziokultur 2019 20 000 €<br />

Geldspenden seit 2011 ca. 60 000 €<br />

Sachspenden seit 2011 ca. 120 000 €<br />

ca. 19 000 unentgeltliche Arbeitsstunden á 15 € bürgerliches Engagement ca. 285 000 €<br />

Gesamtumsatz ca. 1 740 000 €<br />

Revitalisierte Fläche seit 2011<br />

Partizipierende Bürgerschaft/Besucher*innen seit 2011<br />

ca. 10 000 qm<br />

ca. 53 000 Pers.<br />

GEFÖRDERT DURCH:<br />

Kulturamt der <strong>Stadt</strong> Köln<br />

Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

RheinEnergie Stiftung Kultur<br />

Landschaftsverband Rheinland<br />

Fonds Soziokultur<br />

<strong>Stadt</strong>BauKultur NRW<br />

AUSWAHL AUSZEICHNUNGEN:<br />

2011 Herausragende Leistung zur aktuellen Entwicklung des Tanzes – Deutsche Bühne<br />

2013 Auszeichnung Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater<br />

2013 Nominierung Kölner Theaterpreis<br />

2014 <strong>Das</strong> renommierte Goethe-Institut hebt raum13 auf die Liste der zehn wichtigsten Projekte in der BRD, die sich erfolgreich<br />

mit der kulturellen Nutzung von historischen Industrieanlagen beschäftigen. Auf dieser Liste sind noch u. a. so bekannte<br />

Institutionen wie das Muffatwerk München, das Radialsystem V Berlin, die Kulturbrauerei Berlin und die Zeche Carl Essen.<br />

2015 Nominierung Kurt-Hackenberg-Preis<br />

2018 Nominierung Kurt-Hackenberg-Preis<br />

2018 Nominierung Kölner Kulturrat als zukunftsweisende junge Initiative


317<br />

DANKSAGUNGEN:<br />

Wir bedanken uns herzlich für die O-Töne von:<br />

Judith Behmer<br />

Kulturpsychologin/Labor am Ebertplatz<br />

Prof. Paul Böhm<br />

TH Köln Fakultät für Architektur<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich<br />

Studio Breidenich/Hochschule Macromedia<br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann<br />

RWTH Aachen Denkmalpflege<br />

Gerd Conrads<br />

Vorstand Kölner Kulturpaten e.V.<br />

Hans-Gerd Ervens<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD<br />

Prof. Dr. Dr. hc. Hans Joachim Gehrke<br />

Althistoriker der Universität Freiburg<br />

Adolf Hellmich<br />

Zeitzeuge KriegsBlicke<br />

Thea Kuhs Schulleiterin Berufskolleg Opladen a. D.<br />

Peter Menke<br />

Vorstand Stiftung Grüne <strong>Stadt</strong><br />

Hubert Mühlenbach<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD<br />

Christiane Müller<br />

Politikwissenschaftlerin<br />

Jutta Pöstges<br />

Kubist e.V., X-SÜD<br />

Linda Rennings<br />

Gründerin HIK Heimatlos in Köln<br />

Eva Rusch<br />

icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft<br />

Christian Schaller<br />

Dipl.-Ing. Architekt<br />

Martin Schmidt<br />

Architekt, Landschaftsverband Westfalen-Lippe Baukultur<br />

Martin Schmittseifer<br />

Vorstand Jack in the Box<br />

Prof. Dr. Uwe Schneidewind<br />

Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Institut<br />

Henrick Schulze Neuhoff<br />

Projektleitung Museumsnacht<br />

Sebastian Sonntag<br />

Radiomoderator WDR5<br />

Sebastian Tautkus<br />

Hauptschullehrer<br />

Friedhelm Terfrüchte<br />

Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt<br />

Dietmar Voss<br />

Zeitzeuge ehemaliger Mitarbeiter KHD, Dipl.-Ing. Maschinenbau<br />

Weiteren herzlichen Dank für die tatkräftige Unterstützung bei der Konzeption, Gestaltung und Produktion dieses Katalogs<br />

durch:<br />

Prof. Dr. Christof Breidenich, Dirk Behrendt, Katja Gehrke, Dr. Winfried Gellner, Mark Naujokat, Eva Rusch, Anne Winterling<br />

Vielen lieben Dank an unsere engagierten und zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützer*innen, allen voran Ursula Leßle<br />

(Mutsch), Ingrid Hack, Thea und Jochen Kuhs für die langjährige Treue zum Projekt.<br />

Unserem Vermieter ein ganz kräftiges Dankeschön für sein Vertrauen und liebevolles Auge auf unsere Unternehmung.<br />

Für die ideelle und strategische Unterstützung bedanken wir uns bei der Stiftung Trias, Marciniak Architekten,<br />

startklar a und b GmbH und Dr. Winfried Gellner.<br />

Dank an Jonas Anders für das entgegenbrachte Vertrauen und die tolle langjährige Unterstützung im technischen Bereich.<br />

Last, not least geht unser Dank an: die Kulturamtsleitung und die kulturpolitischen Sprecher*innen der einzelen Fraktionen,<br />

die vielen Referent*innen und Verwaltungsangestellte, die Politiker*innen, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen, die ein<br />

solch unvergleichliches Projekt nicht in den Unmöglichkeitstopf stecken, sondern die Unmögliches möglich machen.<br />

RAUM13 KUNST- UND WISSENSCHAFTSBEIRAT:<br />

Judith Behmer Kulturpsychologin, Mitglied der Geschäftsleitung Rheingold Institut | Prof. Paul Böhm TH Köln Fakultät für<br />

Architektur | Prof. Dr. Christof Breidenich Studio Breidenich, Hochschule Macromedia | Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann RWTH<br />

Aachen Denkmalpflege | Prof. Dr. Dr. hc. Hans Joachim Gehrke Althistoriker der Universität Freiburg und ehemaliger Präsident<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts | Dr. Winfried Gellner ehemaliger Referent im Kulturamt der <strong>Stadt</strong> Köln, Kölner<br />

Ehrentheaterpreisträger 2017 | Anke von Heyl Kunsthistorikerin, Museumspädagogin und Autorin | Prof. Dr. Uwe Schneidewind<br />

Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie | Dr. Ulrich Soénius<br />

Historiker, Archivar und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer Köln


FOTOS:<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT:<br />

Seite 006–169 raum13 Kolacek&Leßle | Ausnahmen: Seite 15, 17, 65 – Rheinisch-Westfälisches-Wirtschaftsarchiv, Seite 55,<br />

59, 61, 73 – Thea Kuhs, Seite 85,127, 147 – Günter Krämmer<br />

EINE REISE DURCH RAUM UND ZEIT:<br />

Tretet ein, denn auch hier sind Götter Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle und Inna Poltorychin Dokumentation: Wolfgang<br />

Weimer | Alleswastanzt Gipfel #3 Dokumentation: Günter Krämmer | Hier und jetzt Dokumentation: Marc Leßle | Eichmann<br />

Dokumentation: Marc Leßle | Substanzen Dokumentation: Günter Krämmer | Mit weißem Wasser bedeckt Dokumentation:<br />

Marc Leßle | Jung! Na und! Von der Unendlichkeit der Endlichkeit Dokumentation: Marc Leßle | Working Class Zero Dokumentation:<br />

Marc Leßle | Träume Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle | FM Einheit + Irmler Dokumentation: Marc Leßle | Schönheit<br />

der Vergänglichkeit #3 Wohlstand für Alle Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle Dokumentation: Günter Krämmer | Alice´s<br />

Dinnerparty Dokumentation: Günter Krämmer, Thomas Schäkel | Konzert Kriegsblicke Dokumentation: Marc Leßle | Schönheit<br />

der Vergänglichkeit #2 KriegsBlicke Dokumentation: Günter Krämmer, Thomas Schäkel | Bad Trip Dokumentation: Günter<br />

Krämmer, Marc Leßle | Medusas Garten Dokumentation: Marc Leßle | Jung! Na und! Metropolis Dokumentation: Günter<br />

Krämmer | Schönheit der Vergänglichkeit #3 – 1 <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle Dokumentation: Heike Fischer,<br />

Günter Krämmer | <strong>Das</strong> Land Utopia Roadmovie Dokumentation: Verena Bildhauer | <strong>Das</strong> Land Utopia Jubiläumsausgabe<br />

Dokumentation: Marc Leßle | <strong>Das</strong> Land Utopia Querköpfe öffnen Zwischenräume Dokumentation: Marc Leßle | Die Bilder<br />

hinter den Bildern Dokumentation: Katja Gehrke Marc Leßle | Ich bin Ihr 2017 <strong>Werk</strong>statt Fotoreihe: raum13 Kolacek&Leßle<br />

Dokumentation: Mike Sembiro, Marc Leßle | LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> #1 Dokumentation: Thea Kuhs | <strong>Das</strong> Land Utopia<br />

Formencolonia Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | Ich bin Ihr 2018 Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | Zeitspiralfedern<br />

Festival #1 Dokumentation: Thea Kuhs, Marc Leßle | LAB 1869 <strong>Zukunfts</strong>werk <strong>Stadt</strong> #2 Dokumentation: Thea Kuhs,<br />

Armin August Alexander<br />

VIER THEMEN:<br />

raum13 Kolacek&Leßle<br />

ILLUSTRATIONEN:<br />

Dipl.-Des. Alexander Franke, Architek M. A. Architektur Oliver Plamper


319


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLK E WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

321<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

<strong>Das</strong> Deutzer Zentralwerk der<br />

Schönen Künste ist ein<br />

Gesamtkunstwerk an der<br />

Schnittstelle von <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

und <strong>Stadt</strong>entwicklung und will als<br />

Skizze für das im Prozess befindliche<br />

Quartier verstanden werden.<br />

Diese Skizze weitergedacht ....<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

323<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


PROLOG FOYER HOF SCHMIEDE WERKSHALLE SALON DEM DEUTSCHEN VOLKE WASCHKAUE INNERE<br />

TRETET EIN, DENN AUCH HIER SIND GÖTTER SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #3_WOHLSTAND FÜR ALLE SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #2_KRIEGSBLICKE<br />

MOBILITÄT / KLIMAWANDEL ARBEIT / TECHNIK MIGRATION / BEGEGNUNG DEMOKRATIE / BETEILIGUNG


WERKSTRASSE WEISSES STUDIO VORSTANDSETAGE BETRIEBSRAT KONTEXT<br />

325<br />

SCHÖNHEIT DER VERGÄNGLICHKEIT #1_IN 80 TAGEN UM DIE WELT DAS LAND UTOPIA #1 DAS LAND UTOPIA #2 DAS LAND UTOPIA #3<br />

Freiraum für Skizzen, Texte, Entwürfe


IMPRESSUM:<br />

Erstauflage September 2019<br />

Selbstverlag:<br />

raum13 gGmbH, Haselbergstraße 15, 50931 Köln<br />

Anja Kolacek, Marc Leßle<br />

Redaktion, Konzeption, Satz und Gestaltung:<br />

Anja Kolacek, Marc Leßle<br />

Gedruckt von:<br />

druckpartner<br />

Druck- und Medienhaus GmbH<br />

Am Luftschacht 12<br />

45307 Essen<br />

Auf: 120gr X-PER FEDRIGONI S.p:A<br />

Gesetzt in: Avenir<br />

Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste


327


Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!