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Robert Gernhardt – Die Texte des Abends Was weiß das ...

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Erlebnis auf einer Rheinreise<br />

Fuhr durchs Rheinland, kam nach Kaub<br />

Sah dort einen sitzen,<br />

Weinte der, fragt ich: Warum?<br />

Sagt er: Um sein Mützen!<br />

Hat er gar kein Mützen auf.<br />

Fragte ich: Wie <strong>das</strong> denn?<br />

Sagt er: Grad kam ein Pferd,<br />

Sah mein Mützen fraß den.<br />

Sagt ich. Hier, nimm meinen Hut.<br />

Sagt er: Tut nichts nützen.<br />

Hilft mir doch kein Hut der Welt,<br />

Hilft mir nur mein Mützen!<br />

Fragt ich, ob ichs glauben sollt!<br />

Schrie er: Aber sicher!<br />

Bist ja bloß Napoleon!<br />

Doch ich bin Marschall Blücher!<br />

<strong>Die</strong> Kaiserliche Botschaft<br />

So hört mich an, o meine Knappen:<br />

Ab jetzt sind alle Schimmel Rappen.<br />

Und alle Rappen heißen Bären,<br />

Womit wir schon beim Thema wären.<br />

Den Bären ist ab heut verboten<br />

Bei Tag zu mähen und zu schroten,<br />

Sowie <strong>das</strong> Schroten und <strong>das</strong> Mähen<br />

Bei Nacht, weil sie dann eh nichts sähen.<br />

Befehl ist auch, <strong>das</strong>s sie ab nun<br />

Nicht <strong>das</strong>, was ich befehle tun,<br />

Denn die Befehle gelten nur<br />

Von kurz vor zwölf bis tausend Uhr<br />

Und sollen zu nichts weiter führen,<br />

Als an den Schlaf der Welt zu rühren.<br />

Doch sollte dieser Plan nicht klappen,<br />

Sind alle Bären wieder Rappen<br />

Und alle Rappen wieder Schimmel,<br />

Das gilt auf Erden wie im Himmel,<br />

Im Jenseits und in dieser Welt<br />

Und ganz speziell für Bielefeld.<br />

So. Mach <strong>das</strong> Radio etwas leiser,<br />

Ich will jetzt schlafen. Euer Kaiser<br />

Groß sind die Ernsten. Auf hohen Kothurnen<br />

Schreiten sie streng. Doch es ehrt sie die Menschheit,<br />

Weil sie so streng sind. Denn nur ernstestes Schreiten<br />

Leitet den Menschen zum höchsten der Ziele,<br />

Zum Sinn. Rattenhaft aber folgen die Spaßer<br />

Und hurtig dem Zug, denn sie wittern begierig,<br />

Das, was seit alters bei jeglicher Suche<br />

Nach Sinn für sie abfällt: Den Unsinn.<br />

Schöne Fraun<br />

Schöne Fraun, die haben immer recht.<br />

Sie mögen zwar böse sein, doch sie sind nie schlecht.<br />

(Schöne Fraun und schlecht <strong>–</strong><br />

<strong>das</strong> wäre ja noch schöner!)<br />

Schöne Fraun, die tun nicht immer gut.<br />

Jedoch allein ihr Anblick! Wie gut der tut!<br />

(Es gibt nichts Schöneres<br />

als den Anblick schöner Fraun!)<br />

Schöne Fraun, die sind <strong>das</strong> Schönste auf der Welt.<br />

Und wir Männer sind der Mond, der den Hund anbellt.<br />

(Dass sie uns auch noch den allerletzten Reste<br />

Verstand<br />

Rauben, <strong>das</strong> ist <strong>das</strong> Allerschönste an schönen Fraun!)<br />

Schöne Fraun! Wer möchte sie nicht immer sehn!<br />

Doch bleiben schöne Fraun gottlob nicht immer schön.<br />

(Dann wird man endlich auch drei, vier Worte über<br />

Den Charakter dieser Biester verlieren dürfen.<br />

Bis dahin aber heißt es: )<br />

Schöne Fraun . . .<br />

Wenn ich vom Abendlärm der Städte,<br />

Getrieben in die Schenke trete,<br />

Um erst mit innigstem Behagen<br />

So ein, zwei Klare einzujagen,<br />

Um dann mit freudigstem Begreifen<br />

Diverse Bierchen einzupfeifen,<br />

Um drauf mit hol<strong>des</strong>tem Entzücken<br />

Drei Frikadellen zu verdrücken,<br />

Um noch mit dankbarstem Verstehen<br />

Verschiedne Weine einzudrehen.<br />

Dann pfleg ich mit gespieltem Klagen:<br />

Ach, ach und auch doch, doch zu sagen<br />

Vom Leben<br />

Dein Leben ist dir nur geliehn,<br />

Du sollst nicht daraus Vorteil ziehn.<br />

Du sollst es ganz dem andern weihn.<br />

Und der kannst nicht du selber sein.<br />

Der andere, <strong>das</strong> bin ich mein Lieber,<br />

Nun komm schon mit den Kohlen rüber.<br />

Du bist so fahrig und wärst gerne<br />

Ganz ruhig, guter Freund? Dann lerne:<br />

Den Bereich der Dunkelheiten<br />

Immer heiter zu durchschreiten,<br />

Das Erinnern, <strong>das</strong> Vergessen<br />

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