SCHMIEDEN 12
Feuer & Eisen MIT DER GLUT DER LEIDENSCHAFT: DER KUNSTSCHMIED FRANZ BOTSCHEK Ein Händedruck sagt viel aus, besonders Politiker wissen das. Darum tut es oft so weh, wenn man ihnen die Hand gibt. Bei Franz Botschek (66) ist der Händedruck auch fest, aber anders fest. Der Mann mit den langen Haaren und dem Stirnband drückt gerade so kräftig zu, dass man weiß: „O mei, da steckt noch ä bissel mehr dahinter.“ Aber warum seine Kraft verschwenden? Die wird ja noch gebraucht. „HIER LEBE ICH!“ Franz Botscheck aus Lauf lebt seit 48 Jahren seine Berufung Schmieden und hat „noch immer Spaß“ daran, wie er mit Stolz verkündet. Sein Reich ist ein kleiner rußgeschwärzter Raum mit einem Amboss in der Mitte. Rund um diesen 200 kg schweren Stahlklotz hat es Feuerstellen, sind Dutzende von Hämmer aufgereiht (für jeden Zweck ein anderer), dazu verschiedene Zangen sowie natürlich ein Haufen Eisen, Nägel, Stahlbürsten, Handschuhe, ein alter Teekessel, ein Stahlhelm. „Ich liebe alles Alte“, sagt Franz Botschek und meint nicht nur seine Sammlerei, sondern auch das Handwerk, das seit jeher gebraucht wird, um Schmuck herzustellen, Pferde zu beschlagen, Pflüge zu schärfen und Schwerter nach Damaszener Art zu schmieden. Frank Botscheks Leidenschaft wurde früh befeuert. Als junger Bursche wollte er Zimmermann werden, aber als er zum ersten Mal in der Berufsschule mit Eisen und Feuer in Berührung kam, spürte er eine Gänsehaut. <strong>Das</strong> war’s! Beim Erzählen streicht er sich über den Arm, als würde er sie wieder spüren. So lernte er Schmied, machte seinen Meister und just als er sich selbstständig machen wollte, kam ein Angebot vom SWF (heute SWR), das er unmöglich ablehnen konnte. Daraufhin baute er in Baden-Baden Kulissen für „Verstehen Sie Spaß?“ und andere Sendungen. Nebenbei verwirklichte er seinen Traum von der eigenen Schmiede und wurde kunstfertig darin, aus einem Stück Eisen die tollsten Dinge zu schmieden, zum Beispiel Schlangen, Stierköpfe, Adler und auch Messer. Aber auch der kräftigste Kerl spürt irgendwann mal das leichte Ziehen des Alters. Mit 60, so der Plan, wollte er sich ein Blockhaus gönnen. Als er 55 war, verstarb ein Schulfreund. Warum noch weitere fünf Jahre warten? Auf Laufs schönstem Hang baute er sich neben seine Schmiede ein Blockhaus, das auch Tom Doniphon alias John Wayne gefallen würde. Dicke Baumstämme, an der Wand hängt ein Long-Horn-Schädel, am Boden liegt ein Kuhfell, an der Wand sind Gewehre aufgereiht (alles Attrappen) und ein paar gemütliche Sitzgelegenheiten hat es auch. Der Blick von Botscheks Holzhaus geht aber nicht über die Prärie, sondern über die Rheinebene bis Straßburg. <strong>Das</strong> ist der Platz, wo er sein „Hier lebe ich!“ singt, wo er feiert und seine „Schüler“ bewirtet. Franz Botschek ist schon lange nicht mehr der Handwerker, der jeden Auftrag annimmt, er ist ja in Rente und die Zeit ist ihm kostbar geworden, aber immer noch glimmt die Glut der Leidenschaft in ihm. Wie jeder Kundige gibt er diese weiter. SCHMIEDEKURSE AUF ANFRAGE: Kunstschmiede Franz Botschek Aspichstraße 7 77886 Lauf Tel. 0171 / 9264520 info@franzbotschek.de www.franzbotschek.de 13