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POPSCENE November 11/2019

Das total umsonste Popkulturmagazin.

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#gesundesexualität<br />

53<br />

KARMA // ANZEIGE<br />

lein für sich stand. Heute ist Petting mehr<br />

eine Vorstufe zum Geschlechtsverkehr,<br />

dient als Vorspiel oder als mal schnelles<br />

Intermezzo wie zum Beispiel bei einem kurzen<br />

Blowjob. Sich stundenlang dem Petting<br />

hinzugeben, ohne dass es dann weiter gehen<br />

muss oder spätestens morgen dann aber<br />

„richtiger Sex“ vollzogen wird, ist eher die<br />

Seltenheit geworden.<br />

Eine Sexualforscherin – die ich hier nicht explizit<br />

erwähnen möchte – beklagte in einem<br />

kürzlich erschienenem Artikel eine Art sexuelle<br />

Verrohung in der Gesellschaft mit<br />

der Aussage „Was früher Hardcore war ist<br />

heute Blümchensex“. Soweit würde ich nicht<br />

gehen und es steckt auch eine sehr deutliche<br />

Wertung in der Haltung, wenn ein gewisser<br />

Sittenverlust beklagt wird. Es ist aber nicht<br />

von der Hand zu weisen, dass über Porno<br />

und auch explizites Vokabular schon früh im<br />

Jugendalter bzw. bereits in der Kindheit Einblicke<br />

in Möglichkeiten des Auslebens von<br />

Sexualität gegeben sind, welche auf eine<br />

gewisse Art entzaubern und ein scheinbares<br />

Wissen vermitteln, wobei aber das Erleben<br />

der feinen Stufen und Unterschiede verschiedener<br />

Praktiken darunter leiden.<br />

Das wiederum führt aus psychologischer und<br />

vor allem aus körpertherapeutischer Sicht<br />

zu einem Trennungsgefühl zwischen dem<br />

Erleben sexueller Reize und dem, was mein<br />

Körper und mein Bedürfnis eigentlich wollte.<br />

Ein wesentlicher Aspekt in einer Kultur also,<br />

in der sexuelle Dysfunktionen und ein Verlust<br />

des Spürens der eigenen Grenzen und Wünsche<br />

auf dramatische Weise bereits immer<br />

früher im Leben der Menschen auftauchen.<br />

Hier also mein Appell für Petting!<br />

Petting ist nicht nur ein öder Ersatz für<br />

Geschlechtsverkehr oder dient seiner<br />

Vorbereitung. Petting kann eine wahre<br />

Offenbarung bei eingefahrenen Sexgewohnheiten<br />

oder bei mentalen sowie psychosomatischen<br />

Problemen während des<br />

Geschlechtsverkehrs sein. Finde gemeinsam<br />

mit deinem Partner oder deiner Partnerin<br />

(wieder) ein spielerisches Interesse<br />

daran, euch lange und kreativ miteinander<br />

in die Lust zu steigern. So schaltest du dann<br />

auch Leistungsdruck und anderes Störende<br />

im Kopf aus und lernst dich hinzugeben, zu<br />

spüren, einzulassen und machst so den Weg<br />

frei für noch höhere Erregungszustände<br />

und ein Verbundenheitsgefühl, welches bei<br />

zu vorschnell durchgeführtem Geschlechtsverkehr<br />

häufig zu kurz kommt.<br />

Über den Autor Dr. Rouven Gehr<br />

ist Paartherapeut sowie Sexological Bodyworker und arbeitet u.a.<br />

als Sexualcoach in seinem „Atelier für Beziehungsentfaltung“ in<br />

Saarbrücken für das Finden und Begleiten von Wegen zu erfüllten<br />

Beziehungen in Partnerschaft, Sexualität und Persönlichkeit.<br />

www.beziehungs-entfaltung.de<br />

www.facebook.com/beziehungsentfaltung

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