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EVENT JOURNAL 3 - 2019

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event journal<br />

Potenzial. Wir haben damals<br />

bei diesen 12 000 Wohneinheiten<br />

ausschließlich Nachverdichtungen<br />

auf kleinem Raum<br />

und Hochhäuser in zweiter<br />

Reihe betrachtet und es sind<br />

dann relativ viele unter dem<br />

Druck und auch angesichts der<br />

Gewinnerwartung der Beteiligten<br />

verwirklicht worden.<br />

EJ: Lassen Sie uns im Lebensraum<br />

Stadt bleiben. Die<br />

Städte werden in Zukunft von<br />

der Klimakrise stärker betroffen<br />

sein als ländliche Räume.<br />

Sehen Sie einen Aspekt, der<br />

das Wohnen in Mini-Häusern<br />

in Bezug auf die Klimaerwärmung<br />

erträglicher machen<br />

könnte?<br />

HD: Ich glaube, jetzt geht es<br />

darum, das Große Ganze zu<br />

betrachten. Natürlich bedeutet<br />

mehr Bebauung weniger Belüftung<br />

der Städte. Aber wir müssen<br />

immer überlegen, welche<br />

Alternativen es gibt. Wenn ich<br />

jetzt anfange, mehr landwirtschaftliche<br />

Flächen und Naturräume<br />

um die Städte herum<br />

plattzumachen und zu bebauen,<br />

ist der Schaden wesentlich<br />

größer, als mit Nachverdichtungen<br />

in das bestehende Gefüge<br />

einzugreifen. Das ist unsere<br />

Argumentation, die wir mit<br />

diesen Mini-Häusen und unserer<br />

Studie aufmachen. Wir<br />

können nicht sagen, dass nicht<br />

mehr gebaut werden darf, was<br />

für das Klima natürlich am besten<br />

wäre, denn der Bedarf der<br />

Menschen ist ja vorhanden.<br />

Wenn allerdings gebaut wird,<br />

ist es auf jeden Fall ökologisch<br />

sinnvoller, dies in den Städten<br />

zu tun und nicht neue Siedlungsgebiete<br />

zu erschließen.<br />

EJ: Ein wesentlicher<br />

Schwerpunkt für die gute Öko-<br />

Bilanz der Mini Houses ist<br />

auch die Wahl des Materials.<br />

HD: Wir haben uns aus diesem<br />

Grund auch in der Regel<br />

für Holz entschieden, aber es<br />

gibt vieles, was für diesen<br />

wunderbaren Baustoff spricht.<br />

Es ist nicht zwingend für den<br />

Architekten, sich für Holz zu<br />

entscheiden, aber es gibt wie<br />

gesagt wirklich viele gute<br />

Gründe dafür. Wir denken<br />

grundsätzlich, dass es unter<br />

ökologischen Gesichtspunkten<br />

INTERVIEW<br />

die überlegene Bauweise ist,<br />

weil im Holz CO2 eingelagert<br />

ist und für die Zeit, in der das<br />

Gebäude steht, die Atmosphäre<br />

so entlastet wird. In<br />

Deutschland wird das Holz<br />

auch zertifiziert nachhaltig produziert.<br />

Man sollte nicht auf<br />

ausländische Ressourcen zurückgreifen<br />

wie z. B. aus Sibirien,<br />

da hier keine vergleichbaren<br />

Vorschriften zur Wiederaufforstung<br />

bestehen. Ferner<br />

haben sie durch Holz auch<br />

bauliche Vorteile. Stellen Sie<br />

sich vor, sie arbeiten auf<br />

schwierigen, schwer zugänglichen<br />

Baustellen oder im Bereich<br />

der Aufstockung. Man hat<br />

einen hohen Vorfertigungsgrad<br />

und weniger Lärm und Dreck<br />

auf der Baustelle, bringt geringere<br />

Gewichte auf. Der letzte<br />

Punkt ist essentiell, wenn ich z.<br />

B. auf bestehende Strukturen<br />

aufsetzen will. Wir haben zum<br />

Beispiel in Frankfurt Bocken-<br />

Das aus der Gründerzeit stammende Objekt in der Mechenstraße in<br />

Bonn wurde umfangreichen Umbaumaßnahmen unterzogen und sowohl<br />

in energetischer, funktionaler als auch gestalterischer Sicht auf<br />

den neuesten Stand gebracht. Hofseitig wird die Wohnfläche mit einem<br />

Holzbau erweitert und den Innenräumen ein großzügiges, modernes<br />

Ambiente verliehen. Die Struktur des Gebäudes wurde einer<br />

neuen Nutzung angepasst: Aus den kleinteiligen, abgeschlossenen<br />

Räumen wurden ein großzügiger fließender Wohnraum, der heutigen<br />

Ansprüchen entspricht und langfristig für zukünftige Wohnformen genutzt<br />

werden kann. Projektzeitraum: 2010 – 2012 ǀ Fläche: 300 m² ǀ<br />

Bauherr: privat ǀ Preise: Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung ǀ<br />

FAZ Preis: Neue Häuser 2012<br />

Bilder: DGJ Architektur<br />

heim auf einen Kiosk aus den<br />

40-er Jahren noch vier Geschoße<br />

aufgesetzt und mit<br />

Holz war das möglich, mit allem<br />

anderen wäre das viel<br />

schwieriger. Von daher sehen<br />

wir die Holzbauweise als ideal<br />

für Mini-Häuser an, aber wir<br />

sehen das trotz allem nicht als<br />

dogmatisch eins zu eins miteinander<br />

verknüpft an. Es kann<br />

durchaus sein, dass man unter<br />

gegebenen Umständen zu eieiner<br />

anderen Lösung kommt,<br />

aber für uns war das eben bisher<br />

die beste Lösung.<br />

EJ: Erlauben Sie mir einen<br />

kleinen Einwurf zur Nachhaltigkeit.<br />

Es dauert doch wirklich<br />

viele Jahre, bis ein Baum endlich<br />

eine gewissen Größe hat<br />

und als Baumaterial zur Verfügung<br />

steht. Ich kann mir nicht<br />

vorstellen, dass es tatsächlich<br />

möglich ist, die Masse an<br />

Bäumen, die ständig gefällt<br />

wird, wieder durch Pflanzungen<br />

auszugleichen.<br />

HD: Forstwirtschaft ist natürlich<br />

ein sehr langwieriges Geschäft.<br />

Nadelbäume werden<br />

nach ungefähr 40, Laubbäume<br />

nach 60 bis 80 Jahren geerntet.<br />

Aber so es funktioniert tatsächlich<br />

seit 1614 in Deutschland,<br />

das ist die in Deutschland<br />

wirklich sehr gut eingeführte<br />

nachhaltige Forstwirtschaft.<br />

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