Vitalheide Winter 2019
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Magazin<br />
Ausgabe 13 • <strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
Kostenlos zum Mitnehmen<br />
Wertvolle Relikte<br />
der Vergangenheit<br />
Die Wächter über der Heide<br />
Wie Tiere<br />
überwintern<br />
Kluge Strategien<br />
für kalte Zeiten<br />
Salz − Stoff des Lebens<br />
Kleines Körnchen,<br />
große Wirkung<br />
Coole Kumpel<br />
Rückepferde im<br />
Uelzener Stadtforst
Im Leistungszentrum von RB Leipzig schulte das Trainerteam<br />
die Kicker des Vereins.<br />
TRAINING FÜR DIE AUGEN<br />
Visual Training schult das Stereosehen für den optimalen Durchblick<br />
Dass Fußballer ihre Fitness, Schnelligkeit und Muskeln trainieren<br />
müssen, ist jedem klar – aber die Augen? Ja! Denn<br />
auch die Augen werden bei den Spielern ordentlich gefordert,<br />
zum Beispiel bei der Visualisierung möglicher Spielsituationen.<br />
Fußballer müssen auf jeder Position den Spielverlauf im Blick<br />
haben – je eher sie Situationen antizipieren, desto schneller<br />
können sie reagieren.<br />
Training für die Augen – das sogenannte Visual Training –<br />
haben die Kicker des Bundesligisten RB Leipzig für sich entdeckt,<br />
um ihre Sehfähigkeit zu optimieren. Das Team zertifizierter<br />
Visualtrainer mit Beteiligung von Augenoptik Oppermann<br />
hat die Augen der Kicker von RB genau unter die Lupe genommen.<br />
Stereosehen meint die Basisfähigkeit, mit beiden Augen<br />
zu sehen. Nur so können Bewegungen und Entfernungen richtig<br />
eingeschätzt werden. Durch das Visual Training werden die<br />
Fähigkeiten mit täglichen Übungen verbessert.<br />
Zu Beginn ihres speziellen Trainings für die Augen wurden<br />
von den Augenoptik-Spezialisten verschiedene Tests durchgeführt,<br />
um beispielsweise das Blickfeld und die Blickbewegungen<br />
der einzelnen Spieler festzustellen. Um Balance und Koordination<br />
zu überprüfen, ging es vor- und rückwärts über eine<br />
Alu-Schiene. Dabei überprüfen die Augen die Möglichkeiten,<br />
wie man sich sicher auf der Alu-Schiene bewegen kann. Eine<br />
weitere Übung: Aus einem Buchstabensalat auf einer Tafel soll<br />
ein bestimmtes Wort herausgefiltert werden. Zusätzlich gab<br />
es am Computer eine Vielzahl von Aufgaben, durch die das<br />
Stereosehen geschult werden soll. Auf der Basis der Analysen<br />
wurde ein spezielles „Augentraining“ für jeden Spieler ausgearbeitet,<br />
das täglich absolviert werden musste. Dazu wurden<br />
Die Mitarbeiter als zertifizierte Visualtrainer der beteiligten<br />
Optiker bereiten eine spezielle Übung für die Fußballspieler<br />
von RB Leipzig vor.<br />
BRILLE GLEITSICHTBRILLE LESEBRIL<br />
ICHTBRILLE LESEBRILLE SEHTEST LUPE<br />
EN SONNENBRILLE MONOKEL<br />
die Fortschritte regelmäßig kontrolliert und die Übungen angepasst.<br />
In durchschnittlich sechs Monaten konnten die Spieler<br />
so ihre Sehwerte signifikant verbessern.<br />
Aber nicht nur im Hochleistungssport sind die Augen Belastungen<br />
ausgesetzt: Die heutige Welt mit Computer und Bildschirmen<br />
stellt höhere Anforderungen an die Sehfähigkeiten.<br />
Bildschirmarbeit ist purer Stress für die Augen. Die Folgen sind<br />
zum Beispiel müde und tränende Augen, eine verschwommene<br />
Sicht beim Lesen, Kopfschmerzen oder unscharfes Sehen<br />
in der Nähe. Die Überanstrengung der Augen verschlechtert<br />
die Sehkraft und zwingt so die Augen, sich noch mehr anzustrengen.<br />
Aber auch Kinder, Jugendliche und Studenten, die viel<br />
lesen müssen oder Lern- und Wahrnehmungsstörungen haben<br />
sowie Schlaganfall-Patienten, profitieren von diesem speziellen<br />
Training.<br />
Die Lösung für diese Probleme: Visual Training, das dynamische<br />
Training des Augenpaares. Voraussetzung für einen bleibenden<br />
Erfolg ist das tägliche Training von 15 bis 20 Minuten.<br />
Denn erst wenn die Augen die neuen Fähigkeiten erlernt haben,<br />
können sie lebenslang abgerufen werden, deshalb dauert das<br />
gesamte Training sechs Monate. In dieser Zeit werden die Trainierenden<br />
von Bernd Friedrich, Kirsten Meier und Kirsten Zelfel<br />
eng betreut und kontrolliert, um die Übungen dem Fortschritt<br />
entsprechend anzupassen<br />
Augenoptik Oppermann gehört zu den rund 15 Optikern in<br />
Deutschland, die das spezielle Training anbieten. Entwickelt<br />
wurde das Visual Training von der dänischen Firma „Trainyoureyes“,<br />
die sich auf das Visual Training mit Vereinen und Sportlern<br />
aus dem Profibereich spezialisiert haben.<br />
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Inh. Augenoptikermeister Bernd Friedrich e.K. • Telefon: 0581 74103 • Fax: 0581 18693<br />
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Veerßer Str. 31 • 29525 Uelzen<br />
2 <strong>Vitalheide</strong> Magazin<br />
3
Liebe Leserinnen und Leser !<br />
In der Heideregion rund um Uelzen und Bad Bevensen<br />
ploppen immer wieder liebenswürdige Begebenheiten<br />
auf. Zum Beispiel Menschen und Tiere, die ungewöhnliche<br />
„Jobs“ verrichten oder ihre eigenen Strategien<br />
haben, um durch den <strong>Winter</strong> oder das Leben allgemein<br />
zu kommen. War Ihnen vielleicht wie mir neu, dass es<br />
im Landkreis Uelzen „Rückepferde“ gibt, die demnächst<br />
in Rente gehen? Oder dass Menschen alte Landschlösschen,<br />
auch ‚Rübenburgen‘ genannt, in wunderbare<br />
Orte für Kinder verwandeln?<br />
Solche Menschen, Tiere und Einrichtungen stellen wir in<br />
der diesjährigen <strong>Winter</strong>ausgabe des <strong>Vitalheide</strong>magazins<br />
vor. Und sie haben alle eines gemeinsam: Sie erfinden<br />
das Rad nicht immer neu, sondern nutzen Vorhandenes,<br />
führen Altes neuer Bestimmung zu. Ist das die viel zitierte Nachhaltigkeit?<br />
Vielleicht ist es nur eine Umschreibung für Traditionspflege, über die eine<br />
unserer Autorinnen sinniert: „Immerhin bedeutet Traditionspflege ja auch<br />
genau das: Etwas, das bereits in früheren Zeiten Bedeutung hatte, mit Blick<br />
auf die Zukunft fortzuschreiben und zu aktualisieren.“<br />
Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und<br />
einen anregenden wie auch geruhsamen Herbst und <strong>Winter</strong>!<br />
Kontakt zur<br />
Redaktion<br />
Sie haben Fragen zum Heft,<br />
weitere Themenvorschläge<br />
oder suchen weitere<br />
Ausflugstipps?<br />
Tel.: 0 58 21 / 9 76 83-41<br />
ines.utecht@bad-bevensen.de<br />
Ines Utecht, Chefredakteurin<br />
Spitzenmedizin<br />
auf höchstem Niveau<br />
Akut- und Rehabilitationsmedizin<br />
aus einer Hand<br />
modernste medizinische<br />
Verfahren<br />
intensive Fürsorge<br />
und Pflege<br />
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Römstedter Straße 25 | 29549 Bad Bevensen | Tel.: 05821 82-0<br />
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<strong>Winter</strong> 2018/<strong>2019</strong><br />
3
Niendorf<br />
Brockhöfe<br />
Inhalt<br />
Wertvolle Relikte der<br />
Vergangenheit......................07<br />
Eine Kita in der<br />
„Rübenburg“........................... 15<br />
Wie Tiere überwintern.........21<br />
Die Wächter über der Heide<br />
Junges Leben im alten<br />
Landschlösschen<br />
Kluge Strategien für kalte Zeiten<br />
Aus dem Leben einer<br />
Konventualin.........................11<br />
Das Uelzische Armenessen ist<br />
einmalig auf der Welt..........19<br />
Heideschnipsel.........................26<br />
Zu Hause im Kloster Medingen<br />
Karitative Kulinarik<br />
Dütt & Dat in und aus der Heide<br />
4<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Lesen und lesen lassen im<br />
Griepehaus Bad Bevensen...28<br />
Ihre Ansprechpartner in der Region<br />
Informationen für Ihre Urlaubs- und Freizeitplanung<br />
Bad Bevensen<br />
Bad Bevensen Marketing GmbH,<br />
Kurhaus, Dahlenburger Str. 1,<br />
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Tel. (0 58 21) 9 76 83-0,<br />
www.bad-bevensen.de<br />
Eine Art Buch-Club!<br />
Salz − Stoff des Lebens.......31<br />
Bad Bodenteich<br />
Kurverwaltung Bad Bodenteich,<br />
Burgstr. 8, 29389 Bad Bodenteich,<br />
Tel. (0 58 24 ) 35 39,<br />
www.samtgemeinde-aue.de<br />
Kleines Körnchen, große Wirkung<br />
Lost Places<br />
in der Heide...........................37<br />
In die Zentren des Abgelegenen<br />
Coole Kumpel........................41<br />
Bienenbüttel<br />
Gemeinde Bienenbüttel,<br />
Marktplatz 1, 29553 Bienenbüttel,<br />
Tel. (05823) 9800-0,<br />
www.bienenbüttel.de<br />
Hansestadt Uelzen<br />
Stadt- und Touristinformation Uelzen,<br />
Rathaus, Herzogenplatz 2,<br />
29525 Uelzen,<br />
Tel. (05 81) 800-61 72,<br />
www.uelzen-tourismus.de<br />
Urlaubsregion Ebstorf<br />
Tourist-Information,<br />
Winkelplatz 4a, 29574 Ebstorf,<br />
Tel. (0 58 22) 29 96,<br />
www.urlaubsregion-ebstorf.de<br />
Suderburger Land<br />
Touristinformation, Haus des Gastes,<br />
Räberweg 4, 29556 Hösseringen,<br />
Tel. (0 58 26) 16 16,<br />
www.suderburgerland.de<br />
Suhlendorf<br />
Handwerksmuseum,<br />
Mühlenweg 15, 29562 Suhlendorf,<br />
Tel. (0 58 20) 3 70,<br />
www.museum.suhlendorf.de<br />
Wipperauniederung<br />
Verkehrsverein Wipperau e.V.,<br />
Lüchower Str. 15, 29571 Rosche,<br />
Tel. (0 58 03) 96 00,<br />
www.samtgemeinde-rosche.de<br />
HeideRegion Uelzen e.V.<br />
Herzogenplatz 2, 29525 Uelzen,<br />
Tel. (05 81) 7 30 40,<br />
www.heideregion-uelzen.de<br />
Rückepferde im Uelzener<br />
Stadtforst<br />
Geschichte der westlichen<br />
Altmark im Danneil-Museum...45<br />
Kirchenkunst, Baumkuchen und<br />
Brauereien<br />
Das OPEN R-Festival............50<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Bad Bevensen Marketing GmbH<br />
Dahlenburger Str. 1, 29549 Bad Bevensen<br />
www.bad-bevensen.de<br />
und<br />
Verlag Jens Büttler GmbH & Co. KG<br />
Autorinnen dieser Ausgabe:<br />
Kathrin Marie Arlt, Janina Fuge,<br />
Angela Geschonke, Christine Kohnke-Löbert,<br />
Nicole Lütke, Cornelia Meutzner, Ines Utecht,<br />
Chefredaktion: Ines Utecht<br />
Druck:<br />
ColorDruck Solutions GmbH, Leimen<br />
www.vitalheide-magazin.de<br />
Fotos:<br />
Bad Bevensen Marketing GmbH,<br />
HeideRegion Uelzen e.V., Markus Tiemann,<br />
Ekkehard Hennes, Autoren und Tourist-<br />
Informationen, ØLZN Brauerei, Stadt Bad<br />
Bevensen, Förderverein Griepe-Haus,<br />
Hansestadt Lüneburg, Deutsches Salzmuseum,<br />
Titel: Theo Grüntjens<br />
Layout, Satz, Anzeigen und<br />
Gesamtherstellung:<br />
© Verlag Jens Büttler GmbH & Co. KG<br />
Herzogenplatz 3, 29525 Uelzen<br />
Tel. (05 81) 97 44-0, Fax (05 81) 97 44-20<br />
info@verlag-jens-buettler.de<br />
www.verlag-jens-buettler.de<br />
Auflage: 13.000<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
5
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Kulturverein Gifhorn<br />
Dienstag, 23. Dezember um 20.00 Uhr im Schloss Gifhorn (Rittersaal)<br />
Weihnachtskonzert: „Kyrie eleison“ - vocaldente<br />
2004 aus der Hochschule für Musik und Theater und dem Knabenchor Hannover hervorgegangen,<br />
haben sich vocaldente in wenigen Jahren zu einem<br />
international gefragten Vokal-Akt entwickelt. Über 100 Konzerte<br />
und Auftritte jährlich führen das Quintett durch die gesamte<br />
Bundesrepublik, das europäische Ausland und auf<br />
mehrwöchige Tourneen wiederholt in die USA sowie nach<br />
Hongkong, Singapur, Südkorea, Japan und Taiwan.<br />
Konzerte von vocaldente sind etwas ganz Besonderes. Denn das Ensemble pflegt eine fast<br />
2004 aus der Hochschule für Musik und Theater und dem Knabenchor Hannover hervorge-<br />
verloren gegangene Kunst: A-Cappella ohne Mikrofone, das vokale Erlebnis ohne technische<br />
Hilfsmittel, unverstärkt, unverfälscht und unmittelbar.<br />
Mit vocaldente begibt sich das Publikum auf eine Zeitreise durch die Jahrzehnte: von Evergreens<br />
zu musikalischen Geheimtipps, von lustig bis nachdenklich, von gestern bis heute.<br />
Kulturverein Gifhorn<br />
Das Wohl unserer Dienstag, Bewohner 23. Dezember liegt um uns 20.00 am Uhr Herzen! im Schloss Gifhorn (Rittersaal)<br />
• Vollstationäre Pflege • Weihnachtskonzert: Einzelbetreuung „Kyrie eleison“ - vocaldente<br />
Kulturverein Gifhorn<br />
• Palliativversorgung<br />
2004 aus der Hochschule • Gruppenaktivitäten<br />
für Musik und Theater und dem Knabenchor Hannover hervorgegangen,<br />
haben sich • Probewohnen<br />
vocaldente in wenigen Jahren zu einem<br />
Dienstag, 23. Dezember um 20.00 Uhr im Schloss Gifhorn (Rittersaal)<br />
• Kurzzeitpflege<br />
Weihnachtskonzert: „Kyrie eleison“ - vocaldente<br />
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„Der Menschheit Würde ist<br />
in eure Hand gegeben.<br />
Bewahret sie! Sie sinkt mit euch!<br />
Mit euch wird sie sich heben!“<br />
(Friedrich Schiller)<br />
Konzerte von vocaldente sind etwas ganz Besonderes. Denn das Ensemble pflegt eine fast<br />
verloren gegangene Kunst: A-Cappella ohne Mikrofone, das vokale Erlebnis ohne technische<br />
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6 <strong>Vitalheide</strong> Magazin<br />
Festliche Weihnachtlieder singen mit Begleitung, Gedichte & Geschichten<br />
hören, Glühwein mit & ohne Schuss (Glühweinbecher
Die Wächter über der Heide<br />
Wertvolle Relikte der<br />
Vergangenheit<br />
Von Cornelia Meutzner<br />
Wacholder gehören zum typischen Bild der Heidegebiete. Sie sind Überlebende und Zeitzeugen einer uralten<br />
Kulturlandschaft. Nicht nur ihr Anblick lässt staunen. Sie haben auch einiges mehr zu bieten.<br />
In der botanischen Systematik werden Wacholder den<br />
Zypressengewächsen zugeordnet. Mammutbäume,<br />
Thujas und Lebensbäume sind bekannte Verwandte der<br />
Gehölze in heimischen Parks und Gärten. Die hiesigen<br />
Wacholder gehören zur Art der „Gemeinen Wacholder“,<br />
lateinisch Juniperus communis. Auch wenn sie bei<br />
uns nur noch selten vorkommen, sind sie doch das am<br />
meisten verbreitete Nadelgehölz der Welt. Man findet<br />
sie sogar noch in luftigen Höhen von 4.000 Metern, wo<br />
die meisten größeren Pflanzen längst aufgegeben haben.<br />
Was alle Wacholder unbedingt brauchen, ist Licht.<br />
Mit trockenem, steinigen oder sandigen Grund können<br />
sie gut umgehen.<br />
Uralte Mythen und Riten<br />
Wacholdern haben quasi seit Menschengedenken eine<br />
Bedeutung. Ihr Name leitet sich aus dem althochdeutschen<br />
„wechalter“ ab, was am besten mit frischmachendem,<br />
immergrünem Gehölz übersetzt werden<br />
kann. Vielfältig bildeten sich umgangssprachliche<br />
Bezeichnungen heraus: Feuerbaum, Machandel, Krammetsbaum,<br />
Kranewittbaum, Reckholder sind nur einige<br />
davon. Die lateinische Bezeichnung geht auf die Römerzeit<br />
zurück. Sie nannten die Sträucher Juniperus, weil<br />
die Göttin Juno angeblich Wacholderbeeren mochte.<br />
Schon bei den alten Ägyptern nutzte man die Zweige<br />
für Rauchopfer und die Beeren zum Einbalsamieren von<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
7
Verstorbenen. Die Germanen verehrten Wacholder einerseits<br />
als Baum des ewigen Lebens und Zeichen von<br />
Fruchtbarkeit, andererseits aber auch als Todesbaum,<br />
in dem sich die Seelen Verstorbener verbergen, um auf<br />
Wiedererweckung zu warten. Im Mittelalter glaubte<br />
man, dass das Verbrennen von Wacholder gegen den<br />
Teufel, Hexen und die Pest hilft. Auch sollen Wacholderzweige,<br />
an Häuser geheftet oder in Fundamenten<br />
eingebaut, böse Geister fernhalten.<br />
In bester Gesellschaft<br />
Heide und Wacholder passen hervorragend zusammen.<br />
Eine Liaison, deren Grundstein in Norddeutschland vor<br />
etwa 6.000 Jahren gelegt wurde, als die ersten Menschen<br />
die einsame Gegend besiedelten. Diese brauchten<br />
Brenn- und Bauholz sowie Weideflächen für ihre Tiere.<br />
So wurden sukzessive riesige Flächen gerodet. Zurück<br />
blieb nur der nährstoffarme Sandboden, auf dem sich<br />
nun Heidekraut und Wacholder mehr und mehr ausbreiten<br />
konnten. Heutzutage ist das kaum noch vorstellbar,<br />
aber noch vor 100 Jahren erstreckten sich unendlich<br />
weite Wacholderheidegebiete im norddeutschen Raum.<br />
Der Fortschritt forderte seinen Tribut<br />
Anfang des 20sten Jahrhunderts hielt der Fortschritt<br />
auch in der Heideregion Einzug und mit ihm die intensive<br />
Land- und Forstwirtschaft. Eine erneute Wandlung<br />
der Landschaft begann. Ehemalige Heidegebiete wurden<br />
großflächig zu Wäldern aufgeforstet oder zu Feldflächen<br />
umgewandelt. In den hiesigen Waldgebieten<br />
lässt sich manchmal noch erahnen, wo einst die Heide<br />
blühte. Vereinzelt finden sich noch kümmernde Wacholder<br />
und restliche Heidepflanzen am Wegesrand.<br />
Wichtige Pflege-Helfer<br />
Großflächige Wacholderbestände sind in der Heideregion<br />
sehr selten geworden. Nicht zuletzt wegen<br />
des hohen Pflegeaufwands. Die Zypressengewächse<br />
brauchen stetigen manuelle oder tierische Eingriffe in<br />
ihrer Umgebung, um genügend Licht und Luft zu bekommen.<br />
Andernfalls würden sie von anderen Bäumen<br />
überwuchert. Die Lieblingsgärtner der Heiden sind Heidschnucken<br />
und Ziegen, vor deren Appetit Wacholder<br />
durch die äußerst spitzen Nadeln geschützt ist. Selbst<br />
die hartgesottenen Ziegen, die sonst auch vor einer Distel<br />
nicht Halt machen, meiden das stachelige Grün.<br />
Vielfältige Formen und wichtige Lebensräume<br />
Viele Wacholder ragen wie Solitäre hoch in der Landschaft<br />
auf und wirken, als wachten sie über die Heide.<br />
Die ältesten Exemplare können bis zu 600 Jahre auf<br />
ihrem stacheligen Buckel haben. Wie bei keiner anderen<br />
Pflanze, ist die Form ihres Wachstums unglaublich<br />
variabel. Kein Wacholder gleicht dem anderen. Manche<br />
wachsen flach auf dem Boden liegend, andere verzweigen<br />
sich wild in alle Richtungen, manche formen sich<br />
zu dicken Büschen oder streben baumartig bis zu 15<br />
Metern nach oben. Warum das so ist, weiß die Wissenschaft<br />
bis heute nicht. Fakt ist aber, dass Wacholder für<br />
die Natur von großer Bedeutung sind. Viele Insektenund<br />
Vogelarten wie zum Beispiel Wacholderprachtkäfer<br />
oder Wacholderdrosseln, leben bevorzugt im Umkreis<br />
der immergrünen Gewächse.<br />
Wertvoll nicht nur in der Küche<br />
Für Menschen, die gerne mit Holz arbeiten, ist Wacholder<br />
bis heute ein besonderer Werkstoff. Wegen seiner<br />
natürlichen Trockenheit lässt er sich gut verarbeiten,<br />
zeigt schöne Farbschattierungen und verströmt zudem<br />
noch einen herrlich würzigen Duft.<br />
Seit dem Mittelalter gehören Wacholder zu den wichtigen<br />
Pflanzen in der Heilkunde. Besonders durch die<br />
8 <strong>Vitalheide</strong> Magazin
anregende Wirkung der Beeren auf die Verdauungstätigkeit.<br />
Gegen Muskelverspannungen und rheumatische<br />
Beschwerden helfen Wacholderöle und Ölbäder, die es<br />
in Reformhäusern zu kaufen gibt.<br />
Die Wacholderzweige fanden früher zum Räuchern von<br />
Schinken und Würsten Verwendung. Hauptsächlich und<br />
sehr vielfältig werden aber die Beeren verarbeitet, die<br />
eigentlich gar keine Beeren sind. Als Früchte von Nadelgehölzen<br />
wäre die Bezeichnung Beerenzapfen oder<br />
Samen wissenschaftlich korrekter. Sei´s drum.<br />
Bis zu drei Jahre dauert es, bis die vorerst noch grünen<br />
Samen, zu den aromatischen blauschwarzen Perlen<br />
ausreifen. In getrockneter Form stehen sie in jedem<br />
Gewürzregal im Supermarkt. Frisch gesammelt, ist ihr<br />
Aroma noch viel intensiver. Was man allerdings wissen<br />
sollte: Nadeln und Samen der Wacholder sind leicht giftig.<br />
Der Verzehr großer Mengen kann zu Übelkeit führen.<br />
Die Dosis macht also das Gift. Die bitterlich süßen<br />
Wacholderbeeren veredeln Wildgerichte, Sauerkraut<br />
und Sauerbraten, wo sie gleichzeitig als Verdauungshilfe<br />
ihre Wirkung entfalten. Auch aromatisieren sie<br />
Hochprozentiges wie Kräuterliköre und den momentan<br />
wieder sehr in Mode gekommenen Gin. Aber auch zu<br />
Fisch kann Wacholder sehr gut passen. Mutige Köche<br />
experimentieren sogar in Gebäck und Süßspeisen mit<br />
den Beeren.<br />
Der Zauber von Wacholderheiden<br />
Ein ausgezeichnetes Mittel zur Entspannung, völlig ohne<br />
Nebenwirkungen, ist der Spaziergang durch ein Wacholderheidegebiet.<br />
Nicht nur im hellen Sonnenschein,<br />
sondern besonders an kalten oder nebligen Tagen oder<br />
bei den regelmäßig stattfindenden Mondscheinwanderungen,<br />
lassen sich eindrucksvolle Momente erleben.<br />
Die schönsten Ausflugsziele im Umkreis finden Sie unter<br />
www.lueneburger-heide.de.<br />
Wacholder passt nicht nur zu Wild<br />
Gebeizter Lachs mit Wacholder und Orange<br />
Zutaten für 2 Personen<br />
500g Lachsfilet ohne Gräten<br />
2 EL grobes Meersalz<br />
2 EL brauner Zucker<br />
2 Bio-Orangen<br />
10 Wacholderbeeren<br />
3 Pfefferkörner<br />
Die Wacholderbeeren und Pfefferkörner leicht in einem<br />
Mörser zerdrücken. Orangen gut waschen und Zesten<br />
von der Schale abhobeln. Gewürze, Zesten, Zucker und<br />
Salz mischen und mit dem Saft einer halben Orange<br />
zu einer Beize verrühren. Den Lachs waschen, gut trockentupfen,<br />
von beiden Seiten mit der Beize einreiben<br />
und im Kühlschrank ziehen lassen. Nach 18-24 Stunden<br />
die Beize abspülen, den Lachs wieder trockentupfen, in<br />
feine Streifen schneiden und mit Salat, Baguette und<br />
etwas Meerrettich, Wasabi oder Senfsauce anrichten.<br />
Auf die gleiche Weise lässt sich übrigens auch rohes<br />
Rehrückenfilet oder Entenbrust verarbeiten.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
9
Genusspunkt der N3-Nordtour !<br />
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10 <strong>Vitalheide</strong> Magazin
Zuhause im Kloster Medingen<br />
Aus dem Leben einer<br />
Konventualin<br />
Von Angela Geschonke<br />
Heidelinde Borcherding ist Konventualin im Kloster Medingen. Vor 15 Jahren zog die heute 76jährige dort ein.<br />
Wie kam es dazu? Was faszinierte sie an dem Gedanken, nach dem Eintritt in den Ruhestand in ein evangelisches<br />
Kloster zu gehen? Die Lebhaftigkeit eines gesellschaftlichen Lebens einzutauschen gegen die Stille<br />
eines Konvents?<br />
Heidelinde Borcherding wurde in Alfeld an der Leine<br />
wurde geboren. Dort ging sie zur Schule, machte ihre<br />
Ausbildung, heiratete und bekam zwei Kinder. Die Ehe<br />
wurde später geschieden. Sie arbeitete mit Leib und<br />
Seele in der Altenpflege und war in ihrem Heimatort immer<br />
sehr aktiv, spielte mehrmals die Woche Prellball im<br />
Verein und tanzte in einer Squaredance-Gruppe. „Was<br />
nun?“, war ihre Überlegung, als das Ende des Berufslebens<br />
bevorstand. Ihre Schwägerin lebte in dem Ort<br />
Mariensee, und das Kloster dort hatte Heidelinde Borcherding<br />
schon immer fasziniert. Und so ging sie auf die<br />
Suche nach einem ähnlichen, für sie passenden Ort. Von<br />
Seminaren im Gustav-Stresemann-Institut kannte sie das<br />
Kloster Medingen und hörte von den anderen Lüneburger<br />
Klöstern und deren Lebensformen. Das konnte sie<br />
sich gut vorstellen: Mitglied einer christlichen Gemeinschaft<br />
sein, Aufgaben übernehmen und sich engagieren<br />
für den Erhalt eines besonderen Ortes. Sie schaute sich<br />
alle sechs Lüneburger Klöster an und führte Gespräche<br />
mit den Äbtissinnen, die den Klösterkonventen vorstehen.<br />
Familie und Freunde waren aber dann doch überrascht,<br />
als sie verkündete: „Ich gehe als Konventualin in<br />
ein Lüneburger Kloster.“<br />
Der Umzug<br />
Das Kloster Medingen hatte sie am meisten in den Bann<br />
gezogen. Dort wollte sie gern leben, auch wenn, wie sie<br />
schmunzelt anmerkt, dort das „Röcke tragen“ angesagt<br />
war - eine Sitte, die Heidelinde Borcherding manches<br />
Mal erfolgreich umging. Von der Entscheidung bis zum<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
11
tatsächlichen Einzug dauerte es noch einige Monate, da<br />
der Konvent in Medingen zu der Zeit belegt war. Sechs<br />
Monate Probewohnen, wie es heute üblich ist, gab es<br />
damals dort noch nicht.<br />
Und so wurde Heidelinde Borcherding im September<br />
2004 feierlich in den Konvent des Kloster Medingen<br />
aufgenommen, in einer besonderen Klostertracht, zu<br />
der Haube mit Spitzenbesatz, Schürze und Fichu, ein<br />
Schultertuch, gehören, die von nun an zu feierlichen<br />
Anlässen getragen werden sollte.<br />
„Es war dann doch zuerst etwas befremdlich. Ich hatte<br />
das Gefühl, ausgeschlossen zu sein von allem Weltlichen.<br />
Damit hatte ich nicht gerechnet. Außerdem macht man<br />
natürlich am Anfang auch Fehler. Das war nicht einfach,<br />
kam ich doch in eine Gemeinschaft von Frauen, die sich<br />
gut kannten und zusammengefunden hatten. Aber ich<br />
war ja einiges gewöhnt aus dem Berufsleben und voll<br />
motiviert.“<br />
Und so dauerte das Einleben nicht lange. Gerade angekommen,<br />
bekam sie gleich von der damaligen Äbtissin<br />
Monika von Kleist die Aufgaben einer Kaplanin übertragen.<br />
Ab sofort war sie zuständig für alles, was zur<br />
Gebäudeunterhaltung im Kloster gehörte. Sie musste<br />
Handwerker beaufsichtigen, sofort zur Stelle sein, wenn<br />
Feueralarm ausgelöst wurde oder nach einem Unwetter<br />
dafür sorgen, dass Schäden behoben wurde. „Das hat<br />
viel Spaß gemacht“, sagt die Konventualin, „und ich<br />
habe die Handwerker immer gern mit Kaffee und Kuchen<br />
verwöhnt, wenn sie im Haus waren.“ Außerdem<br />
hatte sie regelmäßigen Kontakt zur Klosterkammer. Mit<br />
deren Unterstützung konnte sie die Restaurierung der<br />
alten Küche durchführen lassen, auf die sie besonders<br />
stolz ist. „Es war eine verantwortungsvolle Aufgabe.<br />
Heute könnte ich das körperlich leider nicht mehr“, resümiert<br />
sie, „aber derzeit wird diese Funktion auch nicht<br />
mehr von einer Konventualin ausgeführt.“<br />
Wechselnde Aufgaben im Kloster<br />
Nun hilft sie in der Kirche beim Blumenschmuck und<br />
macht sehr gerne Führungen für Gäste und Besucher<br />
des Klosters. Diese gehören auch zu den Hauptaufgaben<br />
einer Konventualin. Die machen ihr immer noch<br />
viel Spaß. Der Kontakt mit den Menschen ist ihr ganz<br />
wichtig, denn sie erzählt gern von ihrem Leben im<br />
Kloster Medingen. Freitags trifft sich der Konvent zur<br />
Wochenendandacht. Der Rahmen ist vorgegeben, nur<br />
Lieder, Gebete und Text bereitet immer eine andere<br />
Konventualin vor.<br />
„Das Leben im Kloster hat einen besonderen Rhythmus.<br />
Wir sind sehr häufig nicht nur während der Woche, sondern<br />
auch am Wochenende eingespannt.“ Aber auch<br />
Familie ist wichtig. Dreimal im Jahr fährt sie nach Alfeld,<br />
trifft sich mit der Familie und ihren alten Freundinnen.<br />
„Dann geht das Geschnatter wie in alten Zeiten sofort<br />
wieder los“, schmunzelt sie.<br />
In den Konventen der Lüneburger Klöster ist es selbstverständlich,<br />
dass Familien oder Freunde zu Besuch<br />
12 <strong>Vitalheide</strong> Magazin
kommen und auch übernachten dürfen. Und so machen<br />
sich auch ihre Lieben oft auf den Weg zu ihr nach Medingen.<br />
Ihr Enkel kam in seiner Schulzeit besonders gern<br />
in den Ferien. Er wurde oft von den Damen im Kloster<br />
eingeladen und erzählt zuhause stolz von seiner „besonderen<br />
Oma“.<br />
„Man braucht seine Zeit, um sich hier einen Platz zu<br />
erobern“, so Heidelinde Borcherding, aber inzwischen<br />
ist ihr die Gemeinschaft im Konvent wichtig geworden.<br />
„Und wenn ich allein sein möchte, kann ich mich ja jederzeit<br />
zurückziehen.“<br />
Lieblingsplätze und Wünsche für die Zukunft<br />
Die meisten Konventualinnen haben einen eigenen Garten.<br />
Heidelinde Borcherding pflegt ihren mit Hingabe. Er<br />
ist besonders groß und schön und mit einem Hochbeet<br />
angelegt, das ihre Tochter gebaut hat. Die reichhaltige<br />
Ernte verteilt sie gern im Konvent.<br />
Heidelinde Borcherding ist längst angekommen im Kloster<br />
Medingen, in ihrer gemütlichen Wohnung mit Blick<br />
gen Süden, in ihrem Garten, in dem die Blumen sprießen,<br />
mit dem Baum in der Mitte und dem kleinen blauen<br />
Gartenhaus mit Terrasse, ihrem Lieblingsplatz. Sie hat<br />
die Entscheidung nie bereut, wie sie selbst sagt.<br />
„Und wenn es vielleicht irgendwann nicht mehr gehen<br />
sollte mit dem Alleinleben hier im Kloster Medingen,“<br />
so die Konventualin bestimmt, „dann gehe ich ins Kloster<br />
Marienwerder bei Hannover. Das ist das Pflegeheim<br />
für Konventualinnen aus den Klöstern. Ich könnte zwar<br />
auch in das Altersheim hier nebenan gehen, aber das<br />
möchte ich nicht. Genauso wünsche ich mir, hier auf<br />
dem klostereigenen Friedhof beerdigt zu werden.“<br />
Ein schöner Gedanke, nahe dem Ort zu sein, an dem<br />
man lange gelebt hat. Diese Situation sollte aber noch<br />
in weiter Ferne sein für die sympathische und freundliche<br />
Konventualin des Klosters Medingen.<br />
Führungen<br />
Das Kloster schließt für den öffentlichen Besuch ab Mitte<br />
Oktober und öffnet seine Pforten wieder im April.<br />
Einzel- und Gruppenführungen sind jedoch nach vorheriger<br />
Anmeldung außerhalb der Saison- und Führungszeiten<br />
möglich.<br />
Zwischen Weihnachten und Neujahr gibt es am<br />
26., 27., 28., 29.und 30. Dezember eine jeweils<br />
90minütige Führung um 14 Uhr.<br />
Gottesdienste<br />
Sonntags<br />
November – März 11 Uhr<br />
April – Oktober 9 Uhr 30<br />
Konzerte<br />
26. Oktober, 19 Uhr 30<br />
Konzert für Trompete, Violine und Orgel<br />
Michael und Carolin Ohnimus präsentieren mit Rudolf<br />
Kleber Werke von J. S. Bach, J. Stanley, O. Lindberg,<br />
G. Gershwin u.a.<br />
30. November, 17 Uhr<br />
Madrigal Voices<br />
Sieben professionell ausgebildete Sängerinnen<br />
aus der Ukraine singen weltliche Musik in Kammermusik-Manier.<br />
22. Dezember, 17 Uhr<br />
Gregorianika<br />
Klassisch-gregorianische Klänge und moderne<br />
Arrangements stimmkräftig präsentiert.<br />
Ab Januar 2020 beginnt wieder die Konzertreihe<br />
„Junge Pianisten im Kloster Medingen.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
13
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14<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Junges Leben im alten Landschlösschen<br />
Eine Kita in der „Rübenburg“<br />
Von Christiane Kohnke-Löbert<br />
Der Ausdruck „Rübenburg“ ist mittlerweile vielen Ortsansässigen nicht mehr geläufig. Wer ihn zum ersten Mal<br />
hört, kann sich oftmals ein Schmunzeln nicht verkneifen – zu Recht, denn als um 1900 die Bezeichnung für die<br />
großen, villenartigen Gebäude entstand, war sie eher ein wenig lästerlich gemeint. Was allerdings eine gewisse<br />
Bewunderung ebenso wenig ausschloss wie den einen oder anderen Anflug von Neid.<br />
„Burg“ statt Niedersachsenhaus<br />
Es war die Zeit großer Veränderungen in der Landwirtschaft:<br />
Die Dampfkraft hielt ebenso Einzug auf Äckern<br />
und Höfen wie der mineralische Dünger. Nun waren auf<br />
den leichten Heideböden viel bessere Erträge zu erzielen<br />
und neue Feldfrüchte gewannen an Bedeutung. Vor<br />
allem Kartoffeln und Zuckerrüben traten den Siegeszug<br />
auf den Feldern an. Im Jahr 1882 wurde die Uelzener<br />
Zuckerfabrik, an der viele Rübenbauern der Region Anteile<br />
hielten – und halten – gegründet. Die beteiligten<br />
Bauern hatten hier also nicht nur die Produktion in der<br />
Hand, sondern gestalteten gemeinsam auch die Verarbeitung<br />
ihrer Produkte. Der Rübenanbau war ein lohnendes<br />
Geschäft, der einen gewissen Wohlstand in die<br />
Region brachte.<br />
Viele Familien nahmen diesen Geldsegen gerne für<br />
den Bau eines neuen Wohnhauses nach städtischem<br />
Vorbild zum Anlass – die sogenannten Rübenburgen<br />
entstanden. Sie lösten die bis dahin seit Jahrhunderten<br />
vorherrschenden niederdeutschen Hallenhäuser teilweise<br />
ab und vereinigten oftmals Elemente mehrerer<br />
Stilrichtungen zu eindrucksvollen Gesamtbildern. So<br />
wurden Fachwerkgiebel mit Backsteinfassaden verbunden<br />
und verspielte Krüppelwalme mit den altüberlieferten<br />
Pferdeköpfen kombiniert. Elemente des Heimatstils<br />
gingen spannende Beziehungen zum Jugendstil ein<br />
und großzügige Freitreppen verliehen Bauernhäusern<br />
einen schlossartigen Charakter. Die ländliche Architektur<br />
zum Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich radikal<br />
– ein Zeichen für den gewaltigen Umbruch in den<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
15
Lebensverhältnissen der Menschen. Hausformen und<br />
Wohnvorstellungen orientierten sich nun am städtischen<br />
Bürgertum, und dennoch ist das Formenrepertoire der<br />
Bauernhäuser ausgesprochen vielfältig.<br />
Rübenburgen sind besonders im Landkreis Uelzen häufiger<br />
anzutreffen – gebaut wurden sie allerdings nur<br />
innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes. Bereits ab der<br />
Zeit um 1920 lösten neue architektonische Strömungen<br />
die von der Heimatbewegung beeinflussten Bauformen<br />
ab. Die Wohnqualität dieser großzügigen Gebäude<br />
dankt den Erhaltungsaufwand jedoch bis heute.<br />
Lebendiger Denkmalschutz<br />
In einer dieser Rübenburgen ist heute eine „Kultur- und<br />
Kindertagesstätte“ untergebracht. Das denkmalgeschützte<br />
Haupthaus ist im Jahr 1903 im Jugendstil errichtet<br />
worden. Roter Backstein ist mit blendend weißen<br />
Fenster- und Türeinfassungen kombiniert, über eine<br />
elegante Doppeltreppe gelangt man zur erhöht angelegten<br />
Eingangstür des Erdgeschosses. Die Decken der<br />
großzügigen hohen Innenräume sind stuckverziert, die<br />
Wände teilweise mit den typischen elegant-dekorativen<br />
Malereien verziert. Doch man blieb bodenständig: Die<br />
ätherischen floralen Ornamente bergen – fast wie aufgemalte<br />
Bilderrahmen – ländliche Motive wie eine Wiesenlandschaft<br />
mit Bauernhof nebst Bauer und den See<br />
mit Hirschkuh und Kälbchen.<br />
Bis zum Jahr 2012 gehörte das Gebäude Bauer<br />
Hans-Jürgen Hinrichs. Ihm war die Rübenburg irgendwann<br />
zu groß geworden, und da verkaufte er sie in Absprache<br />
mit seinen Kindern und zog sich in das Altenteilerhäuschen<br />
des benachbarten Hofes zurück. „Ich bin<br />
froh, dass es so gekommen ist“, sagt er und freut sich<br />
über das herüberschallende Kinderlachen, das seit der<br />
Gründung der „Kultur- und Kindertagesstätte“ im Jahr<br />
2013 regelmäßig den ehemaligen Bauernhof erfüllt.<br />
Verliebt in eine Rübenburg<br />
Dass dies möglich wurde, lag, wie meist im Leben, an<br />
einer Verkettung von unvorhergesehenen Umständen.<br />
Im Jahr 2012 war Familie Rosenfeld, die damals<br />
in der Schweiz lebte, auf der Suche nach einem Haus<br />
für die große Familie mit fünf Kindern. „Wir haben<br />
uns damals in ganz Deutschland umgeschaut“, erzählt<br />
Uta Rosenfeld. Die gebürtige Hamburgerin hatte ihre<br />
Kontakte nach Norddeutschland und in die Lüneburger<br />
Heide immer gepflegt, und diese gaben schließlich den<br />
Ausschlag: Während eines Besuches bei Bekannten im<br />
Landkreis Uelzen lernte sie deren Zuhause – eine typische<br />
Rübenburg – kennen. Das große Anwesen gefiel<br />
ihnen gut, und so fassten sie den Entschluss, sich in der<br />
Südheide umzusehen. Bei Bauer Hinrichs in Stöcken<br />
wurde die Familie schließlich fündig. Die Entscheidung<br />
für die eindrucksvolle große Landvilla fiel nicht nur wegen<br />
des großzügigen Gebäudes mit Nebengebäuden<br />
und schöner Hofanlage, sondern auch wegen der guten<br />
Verkehrsanbindung in die norddeutschen Metropolen.<br />
16<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Eine Kita in der Rübenburg<br />
Uta Rosenfeld, selbstständig im Bereich Mediendokumentation<br />
und Redaktion, plante für „ihre“ Rübenburg<br />
ein besonderes Betreuungsangebot für Kinder<br />
verschiedener Altersgruppen. Sie schrieb das Konzept,<br />
das zunächst als Zusammenschluss von Tagesmüttern<br />
gedacht war. „Aber die Tagespflege mündet für viele in<br />
Selbstausbeutung“, so Uta Rosenfeld. So wollte sie nicht<br />
arbeiten. Um Pädagogen und Tagespflegepersonen fest<br />
anstellen zu können, gründete sie eine gemeinnützige<br />
GmbH. Inzwischen sind an der Rübenburg vier feste<br />
Mitarbeiter, zwei „Bufdis“, eine Praktikantin und vier<br />
Aushilfskräfte beschäftigt, für ein täglich stattfindendes<br />
Kursangebot kommen honorierte Kursleitende hinzu.<br />
Betreuungsangebote individuell gestalten<br />
„Unsere beiden Kindergroßtagespflegestellen sind als<br />
Ergänzung zu dem vorhandenen Angebot an Kindertagesstätten<br />
im Landkreis Uelzen konzipiert“, erläutert<br />
Uta Rosenfeld die Philosophie der Rübenburg. Während<br />
die Krippenkinder von einem bis drei Jahren in der Regel<br />
vormittags Leben in die liebevoll restaurierten Gemäuer<br />
bringen, sind es am Nachmittag altersübergreifend die<br />
Schulkinder zwischen 1. und 7. Klasse, für die auch<br />
Hausaufgabenbegleitung angeboten wird. Und: wenn<br />
die „Nachmittagskinder“ mit dem Fahrdienst in der Rübenburg<br />
ankommen, wartet schon ein frisch gekochtes<br />
Mittagessen auf sie. Die Betreuungszeiten sind flexibel<br />
und werden mit den Eltern individuell abgesprochen.<br />
„Wir haben das ganze Jahr über offene Türen“, erzählt<br />
Uta Rosenfeld, denn gerade in den Ferien sei es für viele<br />
Familien schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut<br />
zu bekommen. „Viele Eltern sind einfach dankbar, dass<br />
sie hier je nach ihrer persönlichen Situation passende<br />
Absprachen zur Betreuung ihrer Kinder treffen können.“<br />
Museum in der Rübenburg<br />
Zusätzlich zu den vorhandenen Angeboten planen Uta<br />
Rosenfeld und ihr Team, in der alten Scheune ein Museum<br />
einzurichten. Anders als in einem herkömmlichen<br />
Heimatmuseum soll hier die lokale Geschichte in einen<br />
globalen Kontext eingebunden werden. Man darf also<br />
gespannt sein, welche kulturellen Aspekte diese Rübenburg<br />
demnächst präsentieren wird.<br />
Kultur- und Kindertagesstätte Rübenburg<br />
Mühlenweg 2, 29588 Stöcken<br />
Tel. 05805 9719797<br />
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In einer Rübenburg kann man übrigens auch sehr gut<br />
Urlaub machen. Zum Beispiel im schönen Gerdautal,<br />
wo eine typische Rübenburg zu Ferienwohnungen ausgebaut<br />
worden ist:<br />
Die Rübenburg<br />
Eichenstr.1, 29581 Gerdau OT Barnsen<br />
Telefon: 05808 980842, Mobil: 0176 24903348<br />
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18<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Karitative Kulinarik<br />
Das Uelzische Armenessen<br />
ist einmalig auf der Welt<br />
Von Janina Fuge<br />
Kartoffeln, Mohrrüben, Zwiebeln – und eine große Portion Hammelfleisch: Das sind die Haupt-Ingredienzien<br />
des Eintopfes, der im Mittelpunkt des „Uelzischen Armenessen“ steht. Inzwischen kann das traditionelle Mahl<br />
aber auch in der vegetarischen Variante gewählt werden, schließlich geht man mit der Zeit. Immerhin bedeutet<br />
Traditionspflege ja auch genau das: Etwas, das bereits in früheren Zeiten Bedeutung hatte, mit Blick auf<br />
die Zukunft fortzuschreiben und zu aktualisieren.<br />
Seit vermutlich 1397 gibt es das Uelzische Armenessen,<br />
dem Wikipedia das wohlklingende Etikett einer „der ältesten<br />
karitativen Veranstaltungen der Welt“ zuschreibt.<br />
Und auch Dr. Jan König, Vorsitzender des Vereins Historisches<br />
Uelzen e.V. und Germanist mit Faible fürs Historische,<br />
attestiert dem jährlichen Vereinshöhepunkt genau<br />
das: „Das Armenessen gibt es kein zweites Mal auf der<br />
Welt“, sagt er und betont den Kern der Veranstaltung:<br />
„An etwas Uraltes anknüpfen – und Gutes tun“.<br />
Der historische Bezug des Abendmahls ist eingebettet<br />
in die komplexen Wirren des Lüneburger Satekrieges,<br />
in dem es um die Herrschaft im Fürstentum ging. Uelzen<br />
fand sich unvermittelt besetzt, sorgte dann alsbald<br />
jedoch selbst wieder für seine Befreiung. In alten Abschriften<br />
der Originalquellen heißt es, so König: „Das<br />
Uelzische Armenessen wurde damals eingerichtet, um<br />
die wiedergewonnene Freiheit zu feiern und gleichzeitig<br />
an die Ärmsten der Armen zu denken“.<br />
Es wurde zu einer jährlich gepflegten Tradition, die im<br />
19. Jahrhundert vorübergehend pausierte – und Ende<br />
der 1990er Jahre endgültig wiederbelebt wurde: Ludwig<br />
König, vor drei Jahren verstorbener Uelzener Kaufmann<br />
und Speditionsunternehmer, initiierte 1996 für den Verein<br />
Historisches Uelzen das erste Armenessen der neuen<br />
Zeitrechnung, mit dessen Hilfe insbesondere der „Tagestreff<br />
für alleinlebende Wohnungslose“ unterstützt wird.<br />
Königs Sohn Jan – eben der heutige Vereinsvorsitzende<br />
– engagiert sich für die Ur-hanseatische Traditionspflege.<br />
Ganz klar sei das für ihn als Bürger dieser Stadt. Seine<br />
Devise: „Je mehr Menschen und Organisationen wir<br />
unterstützen können, desto besser“.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
19
DEUTSCH-SPANISCHE KÜCHE<br />
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Termine<br />
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auf Burg Bodenteich:<br />
Sa., 07.12.<strong>2019</strong> von 17.00 - 21.00 Uhr<br />
„WeihNachtsBasar“<br />
So., 08.12.<strong>2019</strong>, von 11.00 -18.00 Uhr,<br />
“FamilienWeihnachtsMarkt”<br />
24. Burgspektakel<br />
auf Burg Bodenteich<br />
Do. 30.04. - So. 03.05.2020<br />
• Tapas • Paella<br />
• Fischspezialitäten<br />
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• Regionale Küche<br />
• Kaffee / Kuchen<br />
• Vegan / Vegetarisch<br />
• Gemütlicher Biergarten<br />
• Familienfeiern<br />
Mo. - Sa. 11.00 - 14.00 Uhr und 17.00 - 21.30 Uhr<br />
So. und Feiertag 11.30 - 21.30 Uhr · Dienstag Ruhetag<br />
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im Hotel Braunschweiger Hof ∙ Inh. Milko Jovicic<br />
Neustädter Str. 2 ∙ 29389 Bad Bodenteich ∙ Tel. (05824) 985 89 85<br />
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29394 Lüder<br />
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Tel. (05824) 96500<br />
Fax (05824) 9650-50<br />
www.hof-mielmann.de<br />
info@hof-mielmann.de<br />
Dienstags<br />
Ruhetag<br />
Bauerncafé<br />
täglich ab 14.00 Uhr geöffnet<br />
Selbstgebackene Torten und Kuchen<br />
Kaffee-, Tee- und Eisspezialitäten<br />
Gutbürgerliche, regionale Küche<br />
Essen für Gruppen<br />
ab 20 Personen nach Anmeldung<br />
Außerdem bieten wir Ihnen<br />
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aller Art bis 150 Personen<br />
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(bis zu 150 Personen)<br />
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Freizeitangebot.<br />
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E-mail: CampingplatzBadBodenteich@t-online.de<br />
20<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Kluge Strategien für kalte Zeiten<br />
Wie Tiere überwintern<br />
Von Cornelia Meutzner<br />
Was machen die Tiere in der kalten Jahreszeit? Welche Tiere halten <strong>Winter</strong>schlaf? Welche Überlebensstrategien<br />
haben die, die wach bleiben? Wir werfen einen Blick in die <strong>Winter</strong>quartiere unserer heimischen Fauna.<br />
Sobald die Tage im Herbst kürzer werden, wird es ruhig<br />
in der Natur. Eine innere „Jahreszeitenuhr“ aktiviert nun<br />
die Umstellung auf ein biologisches <strong>Winter</strong>programm.<br />
Sie tickt, genetisch bedingt, in jedem Organismus außerhalb<br />
der Tropen. Was sie bewirkt, ist allerdings sehr<br />
unterschiedlich.<br />
Gehen oder bleiben?<br />
Für Zugvögel heißt es nun Abschied zu nehmen. Durch<br />
kürzere Tage und sinkende Temperaturen wissen sie,<br />
wann es Zeit wird, den Abflug zu machen. Doch wegen<br />
der sehr milden <strong>Winter</strong> in den letzten Jahren sparen sich<br />
einige, wie Kraniche, Feldlerchen und Stare, oft die beschwerliche<br />
Reise und bleiben einfach hier. Bei starken<br />
Frösten helfen sich alle standorttreuen Vögel, indem<br />
sie ihr Gefieder wie eine natürliche Daunenjacke dick<br />
aufplustern. Die nackten Beine und Füße bewahrt ein<br />
ausgeklügeltes Wärmetauschprinzip vor dem Absterben<br />
oder Festfrieren.<br />
Unbedingt benötigen die Tiere nun energie- und fettreiche<br />
Nahrung. Greifvögel machen unvermindert Jagd auf<br />
fleischliche Beute. Eichelhäher und Kleiber legen sich<br />
im Herbst einen eigenen Futtervorrat an, nutzen aber<br />
wie ihre Artgenossen auch die verbliebenen Sämereien<br />
und Früchte des Sommers. Sehr geschätzt wird natürlich<br />
auch das Angebot in einem Futterhäuschen. Wasservögel<br />
brauchen eisfreie Gewässer, um Nahrung zu finden.<br />
Bei längeren Frostperioden ziehen sie daher zu offenen<br />
Seen und Teichen um.<br />
Energiesparend durch den <strong>Winter</strong><br />
Wer nicht einfach davonfliegen kann, muss für die<br />
nahrungsarme Zeit vorsorgen. Die Evolution hat dafür<br />
intelligente Methoden herausgebildet. So legen sich<br />
Säugetiere vorsorglich ein dickes Fell zu, das zur besseren<br />
Tarnung oft auch in der Farbe variiert. Idealerweise<br />
konnten sich die Tiere auch genügend <strong>Winter</strong>speck<br />
anfuttern, der ebenfalls vor Kälte schützt und gleich-<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
21
Stieglitz im Schnee<br />
zeitig ein wertvolles Energiedepot darstellt, mit dem es<br />
nun gut zu haushalten gilt. Rehe und Hirsche sind zwar<br />
den ganzen <strong>Winter</strong> über aktiv, schalten aber im <strong>Winter</strong><br />
deutlich „einen Gang runter“. Ihr Stoffwechsel läuft<br />
jetzt auf Sparflamme, so dass sie im Vergleich zu den<br />
Sommermonaten bis zu 50 Prozent weniger Energie<br />
verbrennen. Was die Tiere daher unbedingt brauchen,<br />
ist Ruhe in ihren Revieren. Werden sie aufgescheucht,<br />
bedeutet das für ihren Kreislauf eine starke Belastung.<br />
Starr vor Kälte<br />
Amphibien, Fische und viele Insekten können ihren Wärmehaushalt<br />
nicht selbständig regulieren. Ihre Körpertemperatur<br />
entspricht weitestgehend der Außentemperatur.<br />
Je wärmer es ist, umso aktiver sind sie, je kälter es<br />
wird, umso unbeweglicher werden sie. Bereits zu Beginn<br />
der kalten Jahreszeit haben sich Schnecken, Fische, Frösche,<br />
Lurche und Schlangen vorsorglich tief in der Erde<br />
oder im Schlamm von Gewässern eingegraben, wo es<br />
nur selten gefriert. Insekten verstecken sich in Gehölzen<br />
oder nutzen Ritzen in menschlichen Behausungen als<br />
schützenden Unterschlupf.<br />
Fällt die Temperatur unter ein bestimmtes Minimum,<br />
spätestens bei Frost, erstarren sie wie tot. Oft auch mit<br />
offenen Augen. Alle Vitalfunktionen, wie Atmung und<br />
Herzschlag, werden dann auf ein notwendiges Minimum<br />
reduziert und nahezu auf null gefahren. Aber<br />
eben nur nahezu. Ihre Körper produzieren nun ein natürliches<br />
Frostschutzmittel, das das Einfrieren der Körperflüssigkeiten<br />
und somit den Kältetod verhindert.<br />
Voll verpennt<br />
Einige der hiesigen Lebewesen haben die Strategie,<br />
die kalte Jahreszeit schlichtweg zu verschlafen. Zu den<br />
<strong>Winter</strong>schläfer hierzulande zählen Igel, Hamster, Siebenschläfer<br />
und Fledermäuse. Was den Impuls auslöst,<br />
sich schlafen zu legen, ist wissenschaftlich noch nicht<br />
eindeutig geklärt. Wahrscheinlich spielen auch hier die<br />
innere Uhr und eine hormonelle Umstellung aufgrund<br />
kürzerer Tageszeiten eine Rolle.<br />
Im Prinzip ist die Dauerruhe eine kluge Strategie, um<br />
strenger Witterung und drohender Nahrungsknappheit<br />
zu entgehen. Sie braucht allerdings einiges an Vorbereitung.<br />
Äußerst wichtig ist es, ausreichende Fettreserven<br />
anzulegen. Fledermäuse legen bis zum Herbst ein Drittel<br />
an Gewicht zu. Sie suchen sich Überwinterungshöhlen,<br />
die weitestgehend frostfrei bleiben. Dort hängen<br />
sie sich kopfüber auf und umhüllen sich schützend mit<br />
ihren hautbespannten Schwingen. Im <strong>Winter</strong>schlafmodus<br />
ist ihre Körpertemperatur deutlich verringert. Aber<br />
auch während dieser Phasen weiß ihr Körper, was im<br />
Notfall zu tun ist. Kühlt der Körper zu stark ab, wird aus<br />
den Fettdepots nachgeheizt.<br />
Auch Igel haben sich eine Speckschicht angefressen,<br />
bevor sie sich einen großen Laubhaufen als Nest für<br />
den <strong>Winter</strong>schlaf suchen. Dort igeln sie sich von November<br />
bis zum Frühling ein und verlieren bis zu 30<br />
Prozent ihres Körpergewichts im Schlaf. Ihr Herz schlägt<br />
dann statt vorher rund 200mal nur noch 5mal pro Minute.<br />
Siebenschläfer tragen ihre Lieblingsbeschäftigung<br />
im Namen. Sie verpennen sieben Monate des Jahres,<br />
manchmal auch mehr, in Baumhöhlen, Nistkästen oder<br />
Nischen menschlicher Bauten.<br />
Für all die tierischen Schnarchnasen kann, aufgrund der<br />
stark reduzierten Vitalfunktionen, eine Störung tödlich<br />
sein. Zum Beispiel passiert es häufig, dass beim Frühjahrsputz<br />
im Garten ausversehen ein ruhender Igel freigelegt<br />
wird. Der sollte unbedingt wieder gut mit Laub<br />
zugedeckt und in Ruhe gelassen werden. Sein Körper<br />
wird irgendwann von selbst die langsame Aufwachphase<br />
einleiten.<br />
22<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Teilzeitschläfer<br />
Einige Säugetiere wie Dachse, Eichhörnchen, Waschbären<br />
und Marderhunde halten <strong>Winter</strong>ruhe. Im Unterschied<br />
zu den Dauerschläfern wachen sie ab und an<br />
zwischendurch auf. Auch behalten die Tiere während<br />
der Schlafphasen ihre normale Körpertemperatur. Werden<br />
sie munter, begeben sie sich gelegentlich auch auf<br />
Nahrungssuche. Eichhörnchen haben im Herbst eine<br />
Vorratswirtschaft betrieben und kleine Lager mit Nüssen<br />
angelegt, die sie nun plündern. Aber auch an einer Vogelfutterstelle<br />
sind sie gerne zu Gast.<br />
<strong>Winter</strong>-Kinderstube<br />
Wildschweine kennen, besonders in der letzten Zeit,<br />
keine Not im <strong>Winter</strong>. Ganzjährig ist für sie der Tisch<br />
mit Baum- und Feldfrüchten reich gedeckt. Sie hatten<br />
wahrhaft fette Jahre und haben sich stark vermehrt. Ihre<br />
Jungen bringen die Borstentiere oft schon Mitte Januar<br />
zur Welt. Die Kinderstube besteht aus einem dicken<br />
Haufen aus Reisig und Laub und wird Kessel genannt.<br />
Wie der Name vermuten lässt, ist es warm in seinem<br />
Inneren. Selbst wenn die Außentemperaturen deutlich<br />
im Minusbereich liegen, haben es Bache und Frischlinge<br />
bei bis zu 20 Grad plus sehr gemütlich.<br />
Auch Feldhasen können bereits im Januar Junge bekommen.<br />
Die winzigen Häschen sind durch ihr dichtes<br />
Fell gut vor Kälte geschützt. Für sie, wie auch für die<br />
Frischlinge, sind nicht Frost und Schnee, sondern langanhaltende<br />
kalte und nasse Tage gefährlich.<br />
Frühlingserwachen<br />
Kaum werden die Tage wieder länger und die Sonnenstrahlen<br />
wärmer, sendet die biologische Uhr ein Wecksignal<br />
an alle Lebewesen. Während alle, die „durchgemacht“<br />
haben, oft schon ihre ersten Frühlingsgefühle<br />
ausleben, werden <strong>Winter</strong>schläfer ganz langsam wach.<br />
Auch Amphibien tauen jetzt vorsichtig wieder auf. Der<br />
Ruf der Natur reicht sogar bis nach Afrika, wo sich die<br />
Zugvögel zum Rückflug die Heimat aufmachen. Auch<br />
für viele Menschen bedeutet das Frühlingserwachen<br />
einen Neustart im ewigen Kreislauf der Natur. Bis es<br />
soweit ist, wünsche ich allen Lesern eine geruhsame<br />
<strong>Winter</strong>zeit.<br />
Rehwild im Schnee<br />
Kranich<br />
Kraniche<br />
Junghase<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
23
Uelzener Weihnachtszauber <strong>2019</strong><br />
29.11. bis 23.12.<br />
www.uelzener-weihnachtszauber.de<br />
Fensteröffnung<br />
am Adventskalender<br />
täglich ab 18.00 Uhr<br />
Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz,<br />
Mo. - Sa. 11 bis 20 Uhr,<br />
So. 12 bis 20 Uhr<br />
Tägliche Geschichten über<br />
„Weihnachten früher und heute“<br />
Neue Bildmotive am Kalender<br />
zur Stadtgeschichte Uelzens<br />
Die Uelzener Weihnachtstombola<br />
lockt mit schönen, hochwertigen<br />
Gewinnen<br />
Eisbahn auf dem Herzogenplatz<br />
www.mycity-on-ice.de<br />
Herzlich willkommen zum<br />
Uelzener Weihnachtszauber<br />
Gruppenangebot:<br />
Führung durch die historische Innenstadt,<br />
Zeitpunkt frei wählbar /<br />
ab 17.15 Uhr kleines Konzert in der<br />
St.-Marien-Kirche / 18.00 Uhr :<br />
„Fenster öffnen“ am Adventskalender /<br />
1 Glühwein oder Früchtepunsch.<br />
Preis: 6,90 E p. P. (ab 10 Pers.)<br />
Weihnachtsbaumversteigerung<br />
für<br />
guten Zweck nach der<br />
Fensteröffnung am 22.12.<br />
Kleine Konzerte mit Offenem<br />
Singen in der St.-Marien-Kirche,<br />
täglich 17.15 bis 17.45 Uhr<br />
„Gute Bude“ auf dem Weihnachtsmarkt<br />
Fotos: O. Huchthausen<br />
Halt der Coca-Cola-Weihnachtstruck-Tour am 13.12.<br />
24<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Stadtjubiläum:<br />
750 Jahre Uelzen<br />
Die Hansestadt hat im Jahr 2020<br />
Grund zum Feiern<br />
Foto: Janin Thies Foto: Jochen Quast<br />
Das Jubiläums-Programmheft ist<br />
ab dem 2. Dezember erhältlich.<br />
Alle Informationen bietet ab diesem<br />
Zeitpunkt auch www.uelzen2020.de<br />
Im Jahr 1270 wurden Uelzen die Stadtrechte verliehen. In der Hansestadt wird dies<br />
natürlich gefeiert. Bürgermeister Jürgen Markwardt gibt im <strong>Vitalheide</strong>-Interview bereits<br />
einen ersten Ausblick, was geplant ist und spricht über die damit verbundene<br />
Chance seiner Stadt.<br />
Was erwartet die Uelzener und ihre Gäste?<br />
Wie soll das Stadtjubiläum gefeiert werden?<br />
Die Hansestadt feiert ihren Geburtstag verteilt über das ganze Jahr 2020. Über 60<br />
kleine und große Veranstaltungen sowie Aktionen bieten ein tolles Programm. Zu<br />
den Höhepunkten im Festjahr gehören sicherlich das Hansefest mit einer Vereinsmeile,<br />
das gemeinsame Schützenfest aller fünf Uelzener Vereine und Gilden<br />
mit großem Festumzug, das Stadtfest, das Open R Festival und der offizielle<br />
Jubiläumsfestakt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass der bunte Strauß der Angebote<br />
besonders durch das Engagement unserer Vereine, Institutionen, Verbände,<br />
interessierten Bürger und der Kirche entstanden ist. Auch der Einzelhandel und die<br />
Gastronomie beteiligen sich mit speziellen Aktionen.<br />
Wie ist das gelungen?<br />
Wann hat die Stadt begonnen, das Jubiläum vorzubereiten?<br />
Bereits rund zwei Jahre arbeiten Verwaltung, Uelzener Vereine und Organisationen<br />
sowie interessierte Bürger an dem Programm. Ich bin sehr stolz darauf, wie die<br />
unterschiedlichen Akteure an einem Strang ziehen und so viel auf die Beine stellen.<br />
Welche Impulse wünschen Sie sich?<br />
Ein Stadtjubiläum ist eine große Chance für eine Stadt, um die Identität zu stärken.<br />
Ich wünsche mir, dass viele Bürgerinnen und Bürger mitmachen, das Jubiläum zu<br />
feiern und mit Freude auf ihre Heimatstadt blicken. Auch auf die zahlreichen Gäste<br />
freue ich mich.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
25
Heideschnipsel<br />
Dütt & Dat in und aus der Heide<br />
Weihnachts- u. Adventsmärkte <strong>2019</strong><br />
Weihnachten ist die Zeit, in der wir davon träumen, dass Wünsche in Erfüllung<br />
gehen, in der wir nach einem Moment Ruhe und Frieden inmitten unseres oft<br />
hektischen Alltags streben. Doch manchmal ist es gar nicht so einfach, abzuschalten<br />
und in Festtagsstimmung zu kommen. Damit das gelingt, sollten Sie sich<br />
bewusst eine Auszeit nehmen. Spazieren Sie gemütlich durch die Natur, erfreuen<br />
Sie sich an den bunten Lichtern in den Straßen. Riechen Sie den Duft der<br />
Weihnachtsbäume, lauschen Sie den weihnachtlichen Klängen in den Kirchen,<br />
stimmen Sie mit ein in die Musik und genießen Sie das Treiben auf einem der<br />
beschaulichen Weihnachtsmärkte.<br />
750 Jahre<br />
Stadtjubiläum in<br />
Uelzen<br />
Bad Bevensen<br />
13.12.-22.12.<strong>2019</strong>, Innenstadt,<br />
Kirchplatz, vor der Kirche<br />
Bad Bodenteich<br />
07.12.-08.12.<strong>2019</strong>,<br />
Burg Bodenteich<br />
Bienenbüttel<br />
07.12.-08.12.<strong>2019</strong>,<br />
Marktplatz vor dem Rathaus<br />
Dreilingen<br />
14.12.<strong>2019</strong>, Dorfmitte,<br />
Hof Anita u. Winfried Schwieger<br />
Ebstorf<br />
30.11.-01.12.<strong>2019</strong>,<br />
Klostervorplatz<br />
Holdenstedt<br />
30.11.<strong>2019</strong>,<br />
Am und im Pfarrhaus (Pro)<br />
Jastorf<br />
30.11.<strong>2019</strong>, Feuerwehr/Sportplatz,<br />
Am Schuppen 13<br />
Suderburg<br />
08.12.<strong>2019</strong>, Hof Beplate-Haarstrich<br />
Uelzen<br />
29.11.-23.12.<strong>2019</strong>,<br />
Um die St.-Marien-Kirche,<br />
Herzogenplatz<br />
Wrestedt<br />
07.12.<strong>2019</strong>, Rathausplatz,<br />
Bahnhofstraße<br />
Neues Radportal in der<br />
Heideregion Uelzen<br />
Ein neues Radportal macht Lust auf das<br />
Rad fahren in der HeideRegion Uelzen.<br />
Unter www.radregion-uelzen.de sind<br />
verschiedenste Touren durch die ADFCzertifizierte<br />
Radreiseregion beschrieben.<br />
Von der Sterntour, 36 Stück an<br />
der Zahl, über Themen-Radtouren bis<br />
hin zu speziell für Rennradfahrer oder<br />
E-Bike-Fahrer geeigneten Routen reicht<br />
die Auflistung. Sehenswürdigkeiten,<br />
ein Veranstaltungskalender, Reparaturund<br />
Verleihservice entlang der Strecken<br />
– dies und vieles mehr steckt in dem<br />
Portal.<br />
„Uelzener Geschichte(n) erleben“<br />
ist das Motto der Hansestadt<br />
Uelzen im Jahr 2020: Die<br />
Stadt wird 750 Jahre alt und<br />
dieser Anlass wird das ganze<br />
Jahr über gefeiert. Ob „750<br />
Minuten Musik – nonstop“, Sonderführungen<br />
durch die Stadt,<br />
gemeinsame Auftritte aller fünf<br />
Uelzener Schützenvereine oder<br />
Kunstprojekte zum Mitmachen<br />
– es wird bunt und vielfältig.<br />
Die großen Feste wie Hansefest,<br />
Stadtfest oder OpenR werden<br />
in das Programm integriert.<br />
Das gibt es vollständig ab dem<br />
30. November unter www.uelzen2020.de<br />
oder in gedruckter<br />
Form im Rathaus und an weiteren<br />
Orten in der Innenstadt.<br />
26<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Da braut sich was zusammen!<br />
Live-Musik vom Feinsten<br />
PRESSEINFORMATION<br />
In Uelzen nämlich, wo sich drei Freunde zusammen<br />
gefunden haben mit dem Ziel, der Hansestadt gutes<br />
Bier und Brauhandwerk zurückzugeben. Seit mehr als<br />
50 Jahren gibt es in der Hansestadt keine Brauerei.<br />
Helge Neidhardt, Enno Warnecke und Felix Brinckmann<br />
werden das ändern: Die Verfechter kreativer<br />
Bierkultur eröffnen Anfang 2020 ihren Schankraum<br />
in der Luisenstraße 17. Ihre Marke ØLZN verspricht<br />
durch hochwertige Rohstoffe einen echten und vielfältigen<br />
Biergenuss. Derzeit braut noch eine Berliner<br />
Brauerei nach der Rezeptur der ØLZN, die ersten lokal<br />
gebrauten Biere soll es im Laufe des nächsten Jahres<br />
in Uelzen geben. Na dann, Prost!<br />
3 Seiten<br />
Veranstaltung:<br />
Datum:<br />
Ort:<br />
Einmal bezahlen und in Kneipen, Bars und anderen<br />
öffentlichen Gebäuden Live-Musik erleben – das ist<br />
das Motto der Honky Tonk® Kneipenfestivals. In<br />
Uelzen feiert das Festival am 16. November Premiere.<br />
Dann verwandeln sich dreizehn Kneipen zu Musikbühnen,<br />
auf denen Bands von HipHop und Soul über<br />
Jamstreet und Rock so ziemlich alles spielen, was das<br />
Musik-Herz begehrt. Musikfans bezahlen einmal 14<br />
Euro im Vorverkauf und erhalten dafür ein Bändchen<br />
fürs Handgelenk, das ihnen Zutritt zu allen dreizehn<br />
Kneipen verschafft. An der Abendkasse kostet es<br />
dann 17 Euro. Musikbeginn ist ab 20 Uhr, und dann<br />
heißt es: Musik genießen, tanzen und abrocken, bis<br />
der Arzt kommt. Infos und Tickets gibt es bei der Touristinfo<br />
am Herzogenplatz 2.<br />
Honky Tonk® Kneipenfestival Uelzen<br />
16.11.<strong>2019</strong><br />
Uelzen<br />
Allgemeine Festival-Informationen<br />
Veranstaltungsart:<br />
Eintritt: Apothekenführungen VVK: in Ebstorf 14 EUR, AK: 17 EUR<br />
VVK-Start:<br />
VVK-Stellen:<br />
Möbel aus Mahagoni-Holz, Schubkästen mit Porzellanschildern,<br />
alte Tiegel und Arzneibücher, eine<br />
Tinkturenpresse und eine Kräuterkammer - eine<br />
vollständig erhaltene Apotheke im Biedermeierstil<br />
aus dem Jahr 1822 zeigt sich dem Besucher des<br />
Apothekenmuseums in Ebstorf. Apotheker Hans-<br />
Helmut <strong>Winter</strong> und seine Frau Helga haben das<br />
Museum in liebevoller Arbeit in ihrem Wohnhaus<br />
aufgebaut, einem historischen „Halle´schen“ Biedermeier-Fachwerkhaus.<br />
Das Museum zeigt eindrucksvoll<br />
die Entwicklung der abendländischen Medizin<br />
und Pharmazie seit der griechischen Antike bis heute.<br />
<strong>2019</strong> wurden erstmals Führungen durch das Apothekenmuseum<br />
angeboten, die so gut bei den Gästen<br />
ankamen, dass es in 2020 eine Fortsetzung geben<br />
wird. Termine für 2020 finden Sie unter<br />
www.urlaubsregion-ebstorf.de.<br />
Einlass: Beginn: Ende:<br />
Musikgenres:<br />
Bands (Auswahl):<br />
Festival-Hotline:<br />
Infos im Internet:<br />
Kneipenfestival<br />
21.10.<strong>2019</strong> beteiligte Lokale, alle bekannten VVK-Stellen und Stadt- und<br />
Touristinformation (Herzogenplatz 2),<br />
ab 19 Uhr ab 20 Uhr 2 Uhr<br />
Rock, Soul, Blues, Pop, sowie Funk bis Country<br />
diverse, siehe Text<br />
0341-3037300<br />
www.honky-tonk.de<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
27
Eine Art Buch-Club<br />
Lesen und lesen lassen im<br />
Griepehaus Bad Bevensen<br />
Von Ines Utecht<br />
Herbst, <strong>Winter</strong> – die perfekte Jahreszeit, um es sich beim Krimi, Roman und anderen dicken oder dünnen Wälzern<br />
gemütlich zu machen. Zuhause auf dem Sofa geht das natürlich besonders gut. Aber auch in der Bibliothek<br />
im Griepe-Haus können sich Besucher bequem zum Schmökern niederlassen. Und eine ganze Reihe interessanter<br />
Veranstaltungen machen zusätzlich Lust aufs Lesen, auf Neuerscheinungen und auf Lesestoff aus<br />
der Region.<br />
Verantwortlich für den Veranstaltungsreigen im Griepehaus<br />
sind die Mitarbeiterinnen der Bibliothek und deren<br />
Förderverein. In dem Verein weht ein frischer Wind:<br />
1997 wurde er gegründet, und im Mai 2018 zog der<br />
damalige Vorstand neue Mitglieder an die Spitze der<br />
Vereinsarbeit. Die rührigen Vorständler sind seitdem mit<br />
Schwung dabei, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen<br />
der Bücherei spannende und unterhaltsame Veranstaltungen<br />
rund ums Buch zu organisieren. Neu darunter<br />
ist „Mein Lieblingsbuch“: Einwohner aus Bad Bevensen<br />
stellen den Gästen des Griepehauses ihre Buchfavoriten<br />
vor, lesen Passagen daraus vor und vermitteln so Tipps<br />
für Lesestoff. Die Veranstaltung fand bislang zweimal<br />
statt, lockte aber gleich beim ersten Termin interessierte<br />
Bücherwürmer an. Alle acht Wochen können sich Jung<br />
und Alt künftig bei „Mein Lieblingsbuch“ treffen und in<br />
lockerer Runde über die vorgestellten Bücher diskutieren.<br />
Bühne frei für Autoren der Region<br />
Auch Lesungen bekannter Autoren werden auf die<br />
Beine gestellt – diese sind zwar nicht neu, haben unter<br />
dem neuen Vereinsvorstand jedoch an Fahrt aufgenommen.<br />
Es sind nach Möglichkeit Autoren aus der<br />
Region, die der Verein gewinnen will. Zum einen sind<br />
28<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
sie zahlreich im Kreis Uelzen und Umgebung vertreten,<br />
zum anderen können durch geringere Aufwendungen<br />
für Anfahrt und Übernachtungen die Kosten insgesamt<br />
niedriger gehalten werden. Angenehm für die Besucher,<br />
die die Lesungen entweder kostenlos, gegen einen geringen<br />
Eintritt oder eine Spende genießen können.<br />
Kinder fürs Lesen begeistern<br />
Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit liegt auf der Förderung<br />
der Leselust von Kindern. „Wir wollen Kinder und<br />
Jugendliche ans Buch bringen“, so bringt es Corina<br />
Großmann vom Vereinsvorstand auf den Punkt. Daher<br />
gibt es unter anderem Lesungen von Kinder- und Jugendbuchautoren<br />
sowie Puppentheater-Vorstellungen<br />
für die Jüngsten. „Wir springen auch finanziell ein und<br />
haben zum Beispiel gemütliche Sitzkissen oder einen<br />
Teddy für die Leseecke gespendet“, sagt Großmann.<br />
Ihre Mitstreiter und sie erwerben außerdem Bücher bei<br />
örtlichen Buchläden und geben sie als Spenden an das<br />
Griepe-Haus weiter. Der Verein unterstützt außerdem<br />
auch die Bücherei der Waldschule.<br />
Am bundesweiten Vorlesetag im November hat der rührige<br />
Verein gleich drei Veranstaltungen auf die Beine gestellt.<br />
„Es gibt ein ‚Bilderbuchkino‘ für die Schülerinnen<br />
und Schüler in der Bibliothek der Waldschule“, berichtet<br />
Corina Großmann, „und am Nachmittag finden Lesungen<br />
im Gemeindehaus der Dreikönigskirche und abends<br />
im Griepe-Haus statt.“<br />
Frischer Wind im Griepe-Haus<br />
Die jugendlich-frischen Veranstaltungen stehen dem<br />
historischen Griepehaus gut zu Gesicht: Unter dem alten<br />
Fachwerk und in den gemütlichen Nischen zwischen<br />
den Buchreihen lässt es sich bequem den lustigen oder<br />
spannenden Geschichten lauschen, die dort vorgelesen<br />
werden. Noch in den 1980er Jahren stand das Gebäude<br />
vor dem Abriss. Mit finanzieller Unterstützung des Landes<br />
Niedersachsen und des Landkreises Uelzen konnte<br />
es dann doch aufwändig restauriert werden und wurde<br />
unter Denkmalschutz gestellt. Seinen Namen verdankt<br />
das Haus dem Amtsmaurermeister Johann Jürgen Heinrich<br />
Griepe, der es ab 1857 innerhalb von zwei Jahren<br />
errichtete.<br />
Heute umfasst die Bibliothek rund 16.000 Bücher für<br />
Erwachsene, Kinder und Jugendliche, 29 Zeitschriftenabos,<br />
2.000 CDs (Musik und Hörbücher) sowie E-Books<br />
und E-Papers mit Lesegeräten zum Ausprobieren. Fast<br />
1000 Filme auf DVD können entliehen werden, und es<br />
gibt 140 Gesellschaftsspiele. Auch interaktive Bücher<br />
wie Tiptoi-Bücher sowie diverse Tonies haben Einzug in<br />
die Bibliothek gehalten. Tonies sind lustige Spielfiguren,<br />
die Audioinhalte wie Musik oder Hörspiele auf den Geräten<br />
aktivieren. Und es lässt sich auch gut arbeiten im<br />
Griepe-Haus: Zwei Notebooks und ein Drucker stehen<br />
zur Nutzung bereit, und im Gebäude haben die Gäste<br />
ein freies WLAN-Netz.<br />
Bibliothek im Griepe-Haus<br />
Medinger Str. 2, 29549 Bad Bevensen<br />
Telefon (05821) 89181<br />
griepe-haus@bevensen-ebstorf.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo.: geschlossen<br />
Di., Do., Fr.: 10-13 und 15-18Uhr<br />
Mi.: 10-13 Uhr, Sa.: 10-12 Uhr<br />
Lesung mit Carsten Schmidt<br />
Veranstaltungen im Griepehaus:<br />
15. November <strong>2019</strong><br />
Bundesweiter Vorlesetag, Lesungen im<br />
Gemeindehaus der Dreikönigskirche (15 Uhr) und im<br />
Griepe-Haus (19 Uhr). Der Eintritt ist frei.<br />
26. November <strong>2019</strong>, 15 Uhr 30<br />
Mein Lieblingsbuch<br />
Gesprächsrunde mit Lesern, die ihren persönlichen<br />
Buchfavoriten vorstellen<br />
20. Februar 2020, 15 Uhr 30<br />
Bruckis Puppentheater für Kinder, von und mit<br />
Martin Bruck-Peters<br />
Eintritt frei – „Hut geht rum“<br />
23. April 2020<br />
Welttag des Buches<br />
Das Programm stand bei Redaktionsschluss noch<br />
nicht fest.<br />
Der Förderverein hat derzeit 70 Mitglieder, weitere<br />
Interessierte sind herzlich willkommen. Der<br />
Mitgliedsbeitrag beginnt bei 13,00 Euro pro Jahr.<br />
Kontakt: Förderverein „Bibliothek im Griepe-Haus“<br />
zu Bad Bevensen e.V.<br />
E-Mail: foerderverein-bibliotheken@web.de<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
29
seit 1996<br />
Wohnen & Pflege seit 1996<br />
Wohnen & Pflege<br />
das komplette Angebot individueller Seniorenbetreuung aus einer Hand<br />
Service-Wohnen mit viel Komfort in 1, 1 1/2 und 2-Zimmer-Wohnungen von 30-92qm mit Balkon oder Terrasse<br />
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ambulante Pflege in den Wohnungen der Residenz<br />
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Residenz Dahlke Bad Bevensen GmbH · Amselstieg 17-23 · Tel. 05821/504-0 · www.residenz-dahlke.de<br />
30<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin<br />
Residenz Dahlke Bad Bevensen GmbH · Amselstieg 17-23 · Tel. 05821/504-0 · www.residenz-d
Kleines Körnchen, große Wirkung<br />
Salz −<br />
Stoff des Lebens<br />
Von Ines Utecht<br />
Das Salz in der Suppe, das Salz der Erde – das unscheinbare weiße Körnchen spielt in unserer Welt eine wichtige<br />
Rolle. Ohne Salz gäbe es kein Leben. Neben Sauerstoff und Wasser gehört es zu den überlebensnotwendigen<br />
Stoffen. In Bad Bevensen ist das Salz noch in anderer Hinsicht wichtig: Es sprudelt, in Verbindung mit Jod,<br />
in der Therme und verwöhnt Körper und Seele. Was genau aber macht das Salz mit uns, ob nun beim Essen<br />
oder beim Baden?<br />
Salz besteht aus den Mineralien Natrium und Chlor. Oft<br />
es ist mit Jod angereichert, was wiederum die Schilddrüse<br />
benötigt, um lebenswichtige Hormone zu produzieren.<br />
Salz reguliert den Wasserhaushalt im menschlichen<br />
Körper und leitet Reize weiter. Der Körper kann den<br />
Mineralstoff nicht allein herstellen, also muss dieser<br />
durch Nahrung zugeführt werden. Über die Nieren und<br />
durchs Schwitzen wird er wieder ausgeschieden. Zuviel<br />
Salz macht jedoch krank. Es steht im Verdacht, Magenkrebs,<br />
Osteoporose und Nierensteine zu begünstigen.<br />
Aber auch zu wenig Salz kann gefährlich werden. Wer<br />
stark oder oft schwitzt, bei dem kann der Salzgehalt im<br />
Körper stark abfallen. Kopfschmerzen und Leistungsab-<br />
fall, sogar Ohnmachten können die Folge sein. Wer zu<br />
wenig Kochsalz zu sich nimmt, riskiert außerdem, dass<br />
Adrenalin und Cholesterinspiegel steigen – ein Risiko für<br />
Herz und Gefäße.<br />
Salzgehalt in der Nahrung<br />
Was also tun? Gefragt ist eine ausgewogene Salzzufuhr.<br />
Abhängig davon, wie schwer wir arbeiten oder uns<br />
körperlich betätigen, gelten durchschnittlich 6 Gramm<br />
Salz am Tag als ausreichend. Für die meisten Menschen<br />
schwer einzuhalten. Zuviel Salz ist in Lebensmitteln versteckt,<br />
nicht nur in Chips und Pommes, sondern schon<br />
in Brot, Wurst und Käse. Wer sich bei der Arbeit körper-<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
31
„Schwangeres Haus“ in Lüneburg - die Ausdehnungen entstanden nicht durch Salz, sondern durch Gips.<br />
lich nur wenig anstrengen muss, für den reicht sogar ein<br />
Gramm. Dennoch nimmt ein Deutscher im Durchschnitt<br />
täglich 8 Gramm Salz zu sich. Eine Möglichkeit ist, sparsam<br />
zu salzen und stattdessen mit frischen Kräutern<br />
zu würzen. Dabei gilt Meersalz im Vergleich zum raffinierten<br />
Speisesalz als gesünder. Auch der Verzicht auf<br />
Fertiggerichte und -produkte hilft, weniger Salz zu sich<br />
zu nehmen. Wer in heißen Regionen lebt oder viel Sport<br />
treibt und schwitzt, darf den Salzstreuer auch etwas<br />
häufiger benutzen.<br />
Sole in der Lüneburger Heide<br />
Salz bzw. Sole hat einen Teil der Lüneburger Heide gewissermaßen<br />
geprägt.<br />
In der alten Salzstadt Lüneburg wurde vor mehr als tausend<br />
Jahren damit begonnen, Sole aus dem Lüneburger<br />
Untergrundes ans Tageslicht zu befördern. In der Saline<br />
wurde die Sole solange in riesigen Bleipfannen gekocht,<br />
bis das reine Salz übrigblieb. Die Lüneburger nutzten es,<br />
um zum Beispiel Fisch haltbar zu machen, den sie, wie<br />
das reine Salz in Fässern, bis in den Ostseeraum transportierten.<br />
Durch den Handel mit dem kostbaren Gut<br />
wurde Lüneburg reich und mächtig. Erst im 18. Jahrhundert<br />
verlor Lüneburg seine salzige Vormachtstellung<br />
durch zunehmende Konkurrenz der Mittelmeerländer.<br />
Die Spuren des Salzes zeigen sich überall in der Stadt, in<br />
der reichen Architektur der Giebel- und Patrizierhäuser,<br />
im Salzmuseum auf dem ehemaligen Salinengelände<br />
und in der Salztherme. Immer wieder waren – und sind<br />
– Gebäude einsturzgefährdet, weil der ausgehöhlte salzige<br />
Untergrund nachgab. Krumme und schiefe Häuser<br />
zeugen noch heute davon. Die Geschichte und Bedeutung<br />
des Salzes für Lüneburg und global lässt sich ganz<br />
hervorragend im Salzmuseum nachvollziehen.<br />
Keine 30 km südlich von Lüneburg stieß man in der<br />
Nähe Bevensens beim Bohren nach Erdgas im Jahr 1964<br />
eher zufällig auf eine stark eisen- und jodhaltige Sole-<br />
32<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
quelle. Der Solegehalt betrug sensationelle 30%. Zum<br />
Vergleich: Das tote Meer hat einen Salzgehalt von 33%.<br />
Eine weitere Bohrung direkt in Bevensen erschloss eine<br />
weitere Quelle. Die Stadtvorderen reagierten flugs, denn<br />
es war bekannt, dass derartige Quellen sich besonders<br />
für medizinische Badeeinrichtungen eigneten. 1968<br />
wurde sie als Thermal-Sole-Quelle erschlossen, im gleichen<br />
Jahr wurde mit dem Bau des Kurzentrums begonnen.<br />
Der Aufstieg Bevensens, ab 1975 Bad Bevensen,<br />
als touristischer Kurort begann.<br />
Sole in den Thermen der Lüneburger Heide<br />
Die Jod-Sole-Therme, wie sie heute genannt wird, ist in<br />
den vergangenen Jahrzehnten stets erweitert und modernisiert<br />
worden. Das Thermalwasser sprudelt nach wie<br />
vor in hoher Konzentration, gespeist aus den zwei Quellen,<br />
auf die man in den 1960er Jahren gestoßen war.<br />
11,7 % und 10,3 % - so hoch ist der Sole-Gehalt der<br />
Quellen. Bereinigt von Mangan und Eisen, beträgt der<br />
Solegehalt immer noch zwischen 3 und 5% im Wasser<br />
der Innen- und Außenbecken - wie auf Wolke Sieben<br />
schwebt es sich darin.<br />
In der Salztherme Lüneburg enthielt das Wasser zwischen<br />
2 und 4% Sole. Aktuell ist die Badelandschaft<br />
wegen Umbauarbeiten geschlossen, man darf aber<br />
davon ausgehen, dass bei der Wiedereröffnung des Bades<br />
auch weiterhin solehaltiges Wasser in den Becken<br />
fließen wird.<br />
In beiden Orten tröpfelt die Sole außerdem von Gradierwerken<br />
und versprüht feinen salzigen Nebel – Labsal für<br />
Lunge und Bronchien und entspannend obendrein. In<br />
Lüneburg sind Bänke vor dem Gradierwerk im Kurpark<br />
aufgestellt; hier lässt sich die Sole gemütlich inhalieren.<br />
In Bad Bevensen sind zwei Gradierwerke in die Therme<br />
integriert, eins drinnen in den Erlebnisräumen der ‚Sole-Welt‘<br />
und eins draußen im Saunagarten.<br />
Prickelndes Salz auf der Haut<br />
Es kribbelt herrlich auf der Haut, wenn man ins wohligwarme<br />
salzhaltige Wasser der Jod-Sole-Therme steigt. Ist<br />
das der „osmotische Reiz“, mit dem die Kurgesellschaft<br />
die Wirkung des Minerals auf den Körper umschreibt?<br />
Tatsächlich entzieht Salz dem Körper Wasser und führt<br />
es ihm wieder zu – die Wechselwirkung bezeichnet man<br />
als Osmose. Spezielle Rezeptoren der Haut nehmen diese<br />
Reize wahr und leiten sie weiter ans Gehirn – perfekt<br />
ist das wohlige Sole-Entspannungsgefühl.<br />
Gesundheitliche Indikationen der Jod-Sole<br />
Eine ganze Reihe gesundheitlicher Wohltaten werden<br />
der Jod-Sole zugeschrieben – es hilft gegen Rheuma,<br />
bei Knochen- und Gelenkbeschwerden sowie Herz-,<br />
Gefäß- und Kreislauferkrankungen, es unterstützt Bronchial-<br />
und Lungenfunktionen und lindert auch noch<br />
Stress-Symptome. Erstaunlich, was das kleine weiße<br />
Körnchen alles vermag.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
33
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Telefon: 05821 5779<br />
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34<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Jod-Sole-Therme Bad Bevensen<br />
Geruhsam schwimmen, saunieren mit Salzaufgüssen<br />
und diverse Massagen und Anwendungen genießen<br />
kann man in der Jod-Sole-Therme in Bad Bevensen,<br />
Dahlenburger Str. 1.<br />
www.jod-sole-therme.eu oder www.bad-bevensen.de.<br />
Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. 9 bis 22 Uhr,<br />
Sonn- und Feiertage bis 20 Uhr.<br />
Das solehaltige Wasser eignet sich für Menschen ab 5<br />
Jahren.<br />
Die Saunalandschaft öffnet ab 9 Uhr 30. Anmeldungen<br />
für Massagen und Anwendungen unter Tel. 05821 5776<br />
Salztherme Lüneburg<br />
Wegen Umbauarbeiten ist die Badewelt ‚Salü‘ voraussichtlich<br />
noch bis zum Sommer 2020 geschlossen.<br />
Die Saunalandschaft kann aber nach wie vor genossen<br />
werden. Uelzener Str. 1-5, 21335 Lüneburg,<br />
Tel. (04131) 723 -0, www.salue.info<br />
Öffnungszeiten: Saunawelt und separate kleine Sauna<br />
Mo. bis Sa. 10 bis 23 Uhr, Sonn- und Feiertage 8 bis 21<br />
Uhr, Mo. und Di. Damentag in der Kleinen Sauna.<br />
Salzgrotten Bad Bevensen<br />
Ohne Jod, aber reich an Mineralien ist die reine, salzhaltige<br />
Luft in den Salzgrotten im Kurzentrum von Bad Bevensen,<br />
Wandelgang (Eingang bei der Jod-Sole-Therme).<br />
Die Räume sind mit Kristallsalzsteinen ausgekleidet, und<br />
man atmet ca. 20 Minuten lang die Luft bei 50%iger<br />
Luftfeuchtigkeit ein.<br />
Öffnungszeiten: Mo. bis So. von 9 Uhr 45 bis 13 Uhr<br />
und 13 Uhr 45 bis 18 Uhr, die Sitzungen starten immer<br />
zur vollen Stunde (letzte Sitzung um 17 Uhr 15).<br />
Anmeldung empfehlenswert, Tel. (05821) 976 60 66,<br />
www.salzgrotte.de<br />
Deutsches Salzmuseum<br />
Geschichte rund um den Salzabbau in Lüneburg und die<br />
Bedeutung des Salzes – damals wie heute. Führungen,<br />
Salz-Schausieden uvm.<br />
Sülztorstr.1, 21335 Lüneburg, Tel. (04131) 720 65 13,<br />
www.salzmuseum.de.<br />
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 17 Uhr.<br />
Salzsieden im Deutschen Salzmuseum in<br />
Lüneburg<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
35
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36 <strong>Vitalheide</strong> Magazin
In die Zentren des Abgelegenen<br />
Lost Places in der Heide<br />
Von Janina Fuge<br />
Vergessenes und Verfallenes zu suchen, ist meistens ziemlich abwegig. Und zwar im wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Der Weg, der zu „Lost Places“ führt, ist meist wenig belebt. Mal geht es durch Wälder, mal müssen Hindernisse<br />
– morsche Zäune, brüchige Mauern – überwunden werden, bis man angekommen ist: In den Zentren<br />
des Abgelegenen, in denen marode Bauten als Fotomotive oder Abenteuerspielplätze für die Fantasie auf ihre<br />
neugierigen Besucher warten.<br />
Die Szene der Geheimnissucher<br />
„Lost Places“ als generelles Phänomen sind längst kein<br />
Geheim-Tipp mehr, sondern eher zu einer Art Breitensport<br />
geworden: Google wirft 2.760.000.000 (in<br />
Worten: 2,76 Milliarden) Treffer bei der Suche nach<br />
„Lost Places“ aus. Meist sind es Industrie-Ruinen, nicht<br />
mehr genutzte militärische Anlagen oder sogar imposante<br />
Privathäuser, die allesamt verlassen und dem<br />
Verfall preisgegeben sind. Ihre Faszination besteht<br />
darin, dass die Besucher sich selbst auf eine (mitunter<br />
waghalsige) Entdeckungstour inmitten morscher Balken<br />
machen können und mit dem ungewiss-Geheimnisvollen<br />
locken. Die Hobby-Ruinen-Forscher bewegen sich<br />
dabei in rechtlicher Grauzone: Die Liegenschaften sind<br />
oft im Privatbesitz, der Besuch eigentlich nie wirklich<br />
gestattet, wenn auch mitunter geduldet. Zurückhaltung<br />
ist deshalb stets angesagt – einerseits beim Veröffentlichen<br />
von Bildern, aber auch beim Weitergeben von<br />
Orten. Verpönt ist das in der Szene, immerhin leiden die<br />
meisten der auch legendären „lost places“ unter gehörigem<br />
Vandalismus. Ehernes Gebot daher für alle, die es<br />
ernsthaft betreiben: Nimm nichts mit außer Fotografien<br />
– hinterlasse nichts außer Fußspuren…<br />
Klassiker des Verlorenen<br />
Es gibt dabei einige Klassiker der so genannten „Urbex-Szene“.<br />
„Urbex“ ist dabei die Abkürzung für<br />
„Urban Exploration“ und meint die Ruinen-Erkundung<br />
in städtischen Räumen: Die Heilstätten in Beelitz beispielsweise,<br />
ein riesengroßes Klinik-Gelände in der Nähe<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
37
Berlins, das heute sogar anteilig baulich erneuert wird.<br />
Oder: Das neugotische, bizarr verfallsschöne Schloss<br />
Noisy nahe der belgischen Stadt Celles, das inzwischen<br />
allerdings leider abgerissen ist. Die „Urologenvilla Dr.<br />
Anna L.“, der Berliner Spreepark, die Abhöranlage am<br />
Berliner Teufelsberg, die Villa Kolbe in Radebeul – und<br />
und und. Die Liste ist lang – und jeder einzelne Ort kann<br />
Geschichte und Geschichten erzählen.<br />
„Lost Places“ in der Lüneburger Heide<br />
Auch in der Lüneburger Heide wird fündig, wer nach<br />
Vergessenem sucht. Manche Orte sind dabei sogar<br />
ohne die Gefahr, einen Hausfriedensbruch zu begehen,<br />
zugänglich. Lopau zum Beispiel. Eigentlich ein kleines<br />
Heide-Dorf, das schon im 13. Jahrhundert erwähnt wurde,<br />
ist Lopau heute für die Öffentlichkeit weitgehend<br />
gesperrt. Anfang der 1980er Jahre wurde der Truppenübungsplatz<br />
Munster erweitert, Lopau fiel in den Sicherheitsbereich<br />
– und die Bewohner wurden nach langem<br />
Streit um den Erhalt des Ortes und des unberührten<br />
Lopautals umgesiedelt. Seitdem stehen die Häuser verriegelt<br />
leer, der Ort ist nur sporadisch zugänglich – über<br />
Wulfsode oder, auf unbefestigten Wegen, über Ehlbeck.<br />
Betreten werden darf das verlassene Dorf nur, wenn die<br />
Schranken zum Truppenübungsplatz geöffnet sind.<br />
Auch rund um Eschede finden sich schnell Spuren der<br />
Vergangenheit. Gar nicht wirklich „lost“, aber doch<br />
nur zu finden für die, die um seine Existenz wissen,<br />
ist das „Pelikan Mausoleum“ in einem kleinen Wald<br />
bei Gut Auermühle, dem ehemaligen Sitz der Pelikan<br />
AG-Inhaberfamilie Beindorff in der Gemeinde Steinhorst<br />
(Landkreis Gifhorn). Mitten in einem kleinen Waldgebiet<br />
ist hier der Beindorffsche Familienfriedhof angelegt.<br />
Mächtige, steinerne Pelikane wachen über die imposante<br />
Granit-Anlage.<br />
Nur wenige Menschen der Region wissen, dass die IG<br />
Farben – der Vorgänger des Chemieriesens Bayer – ab<br />
1888 ein Produktionsgelände für Sulfonal- und Mercaptanproduktion<br />
im Wald bei Schelploh hatte. Jede<br />
Menge Schadstoffe wurden freigesetzt, die Bevölkerung<br />
empörte sich jedoch vielmehr noch ob des Gestanks,<br />
den die schwefelhaltige Produktion verursachte. Ein<br />
Brand bedeutete dann jedoch das Ende. Heute sind<br />
von der 1907 abgerissenen Fabrik noch immer Grundmauern<br />
im Wald zu sehen – und eine Reihe von bunten<br />
Skulpturen – Chemiefässern – erinnert an die durchaus<br />
auch schwierige Vergangenheit des Platzes.<br />
Ruinen, die von Vergangenem berichten, gibt es auch<br />
noch an zwei weiteren Orten: In der Nähe des Elbe-Seiten-Kanals<br />
in Bevensen, Richtung Groß Hesebeck, liegt<br />
das 14 Hektar große Gelände des ehemaligen Hamburgischen<br />
Krankenhauses. Seit knapp zehn Jahren ist<br />
das in Kriegszeiten für die Hamburgische Bevölkerung<br />
gebaute Ausweichkrankenhaus mittlerweile Geschichte.<br />
Auf dem 14 Hektar großen Areal zwischen Elbe-Seiten-Kanal<br />
und klein Bünstorfer Heide wuchert das Gras,<br />
Büsche und kleine Bäume sprießen wild. Über den ehe-<br />
38<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
maligen Eingang – dort, wo noch die Reste des ehemaligen<br />
Pförtnerhäuschens zu sehen sind – lässt sich das<br />
Gelände betreten. Und noch immer finden sich Reste<br />
von Fundamenten, die berichten von dem, was hier einmal<br />
war.<br />
Genau wie in Suderburg: Auf dem blauen Berg, der<br />
„höchsten Erhebung“ im Raum Suderburg, liegen versteckt<br />
im Wald die Reste einer Segelflughalle aus dem<br />
Jahr 1936. Leicht ist an ihnen vorbei zu laufen – aber<br />
wer es weiß, erkennt die flache Grundfläche einer<br />
großen Halle des einstigen Flugplatzes für Segelflugfreunde,<br />
die am Hang des Berges gute Startbedingen<br />
vorfanden.<br />
Mit Sicherheit gibt es noch andere „vergessene Orte“<br />
der Region, deren Besuch weniger unkompliziert möglich<br />
ist. Wer die jedoch finden will, sollte tun, was wahre<br />
Urbexer tun: Die Orte selbst herausfinden. Google<br />
befragen, mit google maps nach entsprechenden Liegenschaften<br />
suchen, Einheimische befragen, selbst die<br />
Augen offenhalten, die Landschaft lesen lernen. Und<br />
manchmal vielleicht ein kleines bisschen mutig sein….<br />
Mithilfe von Geocaches Lost Places erkunden<br />
Eine wunderbare Möglichkeit, an zumindest anteilig<br />
verborgene oder geheimnisvolle Orte geführt zu werden,<br />
ist das Geoaching – eine digitale Schnitzeljagd.<br />
Unabdingbares Werkzeug dafür sind GPS-fähige Geräte<br />
– also Smartphones oder besser noch: spezielle GPS-Geräte,<br />
die es im Handel für Preise zwischen etwa 50 und<br />
einigen Hundert Euro gibt. Hier geben die Cacher die<br />
zuvor auf Internetseiten wie www.geocaching.com<br />
herausgefundenen Koordinaten ein und suchen, dort<br />
angekommen, in Gebüschen, im Laub, unter Parkbänken<br />
oder in Mauerspalten nach dem, was sich hier Rätselhaftes<br />
verbergen mag.<br />
Eine spannende Tour heißt beispielsweise „Lost-Lost<br />
Place v.1.2.“ und wurde vom Nutzer „witkiewicz“ angelegt<br />
(zu finden über google oder mit Premium-Account<br />
bei www.geocaching.com). Es handelt sich um einen<br />
so genannten „Multicache“ mit 11 Zwischenstationen<br />
– empfohlen werden unempfindliche Kleidung, Handschuhe,<br />
Knieschoner und auch eine Staubschutzmaske.<br />
Die Rätsel-Tour führt einmal über das Gelände des ehemaligen<br />
Geländes des Hamburgischen Krankenhauses<br />
– Startpunkt ist hier: N 53° 03.910 E 010° 35.999. Und<br />
es gilt, jede Menge Rätsel zu lösen….<br />
Hilf- und anregungsreich bei der Suche nach „Verlorenem“<br />
im Celler Raum ist übrigens der Blog des rührigen<br />
Heimatforschers Hendrik Altman: http://found-places.<br />
blogspot.de oder seine Facebook-Gruppe „Heimatforschung<br />
Landkreis Celle“.<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
39
Frühstück, Mittagstisch,<br />
hausgebackene Kuchen und Torten<br />
z.B. Tätendorfer Frühstück,<br />
Kartoffelpuffer mit Apfelmus,<br />
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Der Verkauf ist an den gesetzlichen Feiertagen geschlossen.<br />
Hausgemachte<br />
Kuchen und Torten<br />
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praktischen 5-Ltr.-Box, z.B. Apfel-Birne,<br />
Apfel-Aronia, Elstar, u.v.m.<br />
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40<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Rückepferde im Uelzener Stadtforst<br />
Coole Kumpel<br />
Von Kathrin Marie Arlt<br />
Sie gehen gemeinsam durch dick und dünn, bahnen sich ihren Weg durch das Unterholz, halten zusammen<br />
– nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in ihrer Freizeit. Edold und Moritz, beide Anfang 20, haben Ende der<br />
1990er Jahre ihren Dienst für den Uelzener Stadtforst angetreten. Nun sind die beiden Rückepferde im Ruhestand.<br />
Wohlverdient, wie Stadtförster Thomas Göllner betont.<br />
Dickköpfig sind sie. Rein äußerlich. Und das liegt in der<br />
Natur der Sache. Edold und Moritz sind Kaltblüter. Lange,<br />
zottelige Mähnen, ein dichtes Fell, ein Körperbau,<br />
der so manch baumstarken Kollegen in den Schatten<br />
stellt. Vom Wesen her allerdings sind Edold und Moritz<br />
eher ruhige Vertreter. Fleißig, gutmütig, folgsam.<br />
„Wenn sie gehen sollen, gehen sie. Wenn sie stehen<br />
sollen, stehen sie“, bringt es Göllner gelassen auf den<br />
Punkt. Der 55-jährige Leiter des Uelzener Forstamtes<br />
schätzt seine beiden „Kollegen“ sehr: „Tatsächlich hängen<br />
wir an den Tieren“. Wen wundert es? Sie strahlen<br />
eine freundliche Ruhe aus. Und wenn Moritz einen mit<br />
seinen großen dunklen Augen unter der schwarzen<br />
Mähne hervor anschaut, die samtige lange Nase entgegenstreckt<br />
und sanft schnaubt, werden Größe und Kraft<br />
beiläufig.<br />
Ein wertvoller Luxus<br />
Gut 20 Jahre haben sie auf der rund 900 ha großen<br />
Waldfläche westlich von Uelzen ihren Dienst verrichtet.<br />
Die beiden Arbeitstiere gelten tatsächlich als städtische<br />
Mitarbeiter. Keine Leiharbeiter, sondern von der Verwaltung<br />
der Hansestadt gewollt und fest im öffentlichen<br />
Forstbetrieb integriert. Ein kleiner Luxus, bedenkt man,<br />
dass die beiden lediglich in der kalten Jahreszeit, beim<br />
Holzeinschlag zum Einsatz kommen. Im Sommer stapfen<br />
sie in aller Ruhe über die große Weide am Forstamt. Warum<br />
sich dieser Luxus dennoch auszahlt? „Unser oberstes<br />
Postulat ist eine naturgemäße Waldwirtschaft – und<br />
das seit über 40 Jahren“, erklärt Göllner. Im Klartext: Es<br />
kann nicht beliebig viel Holz geschlagen werden, der<br />
Baumbestand wird mit heimischen Baumarten gepflegt.<br />
Zudem wurden rund 10 Prozent des Stadtwaldes aus<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
41
der wirtschaftlichen Nutzung genommen. „Hier entwickelt<br />
sich der Wald ohne uns. Ohne Bewirtschaftung -<br />
als Lernfläche.“<br />
In diesem Kontext spielen Rückepferde eine nicht unwesentliche<br />
Rolle. Göllner: „Maschinen sind günstiger – die<br />
Pferde sind wertvoller.“ Denn zur naturnahen Bewirtschaftung<br />
zählt auch ein der Natur angepasster Einsatz<br />
der Arbeitsmittel. Edold und Moritz gelten als Meister<br />
ihres Fachs. Sie sorgen unter anderem dafür, dass selbst<br />
an schlecht zugänglichen Stellen gefällte oder umgestürzte,<br />
hängengebliebene Bäume rausgezogen werden<br />
können. Die befahrbare Fläche im Stadtforst konnte um<br />
die Hälfte reduziert werden. Zwischen den Maschinenwegen<br />
können die Kaltblüter kreuz und quer ihren Job<br />
erledigen. Im Gegensatz zu wuchtigen Fahrzeugen und<br />
Technik, die an anderer Stelle zum Einsatz kommen,<br />
schonen die beiden Schwergewichte den Waldboden<br />
und richten wesentlich weniger Schaden an den Pflanzen<br />
und Bäumen an, wie Seilwinden, die schnurstracks<br />
und gradlinig – ohne Rücksicht auf etwaige Hindernisse<br />
- das Holz herausziehen. Sie benötigen weder Öl noch<br />
andere Treibstoffe, und auch die CO2-Bilanz wird nicht<br />
beeinträchtigt.<br />
Mehr als Nostalgie<br />
Für Thomas Göllner sind Rückepferde wesentlich mehr<br />
als ein guter alter Brauch oder Nostalgie. Sie fördern die<br />
nachhaltige Waldwirtschaft. Er wirkt froh und erleichtert,<br />
dass die Hansestadt Uelzen der Neuanschaffung<br />
von Rückepferden für den Stadtforst zugestimmt hat.<br />
Zugleich macht er sich Gedanken über seine Pensionäre.<br />
„Wir suchen ein Zuhause, in dem sie ihren Ruhestand<br />
genießen können. Zusammen. Denn die beiden sind<br />
schon sehr aufeinander fixiert“, sagt Göllner.<br />
42<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Stadtförster Thomas Göllner<br />
mit Begleiterin Trudi<br />
Nachhaltige Forstwirtschaft<br />
Umweltschützer, die aktuell und unter Hochdruck im<br />
Zusammenhang mit dem Klimawandel Strategien ersinnen,<br />
setzen auf widerstandsfähige Wälder. Keine Kahlschläge,<br />
keine Flächenhiebe, Verzicht auf den Einsatz<br />
von Pestiziden, heimische Baumarten wie Eiche, Ahorn,<br />
Linde, Esche oder auch Buche, Mischbestände statt Nadelholz-Monostrukturen<br />
– bereits seit 1975 richtet sich<br />
in Uelzen der Fokus auf eine naturgemäße Bewirtschaftung<br />
des Stadtwaldes. Schon damals mit Blick in die<br />
Zukunft. Seit 1998 ist der Uelzener Stadtforst zertifiziert<br />
– nach Naturland- und FSC-Richtlinien.<br />
Ein natürlich gewachsener und nachhaltig bewirtschafteter<br />
Wald trägt erheblich zur CO2-Bindung bei, zum<br />
Wasser-, Erosions- und Bodenschutz, er dient als Lieferant<br />
für den umweltfreundlichen, nachwachsenden<br />
Rohstoff Holz und leistet damit einen Bärenanteil an<br />
einem funktionierenden Ökosystem. In dem Zusammenhang<br />
könnten Rückpferde, nach Ansicht von Stadtförster<br />
Thomas Göllner, durchaus auch anderswo eine<br />
Renaissance in der Waldwirtschaft erleben.<br />
Ausflug gefällig?<br />
Neben seiner Nutz- und Schutzfunktion spielt der Wald<br />
als Naherholungsgebiet für den Menschen eine nicht<br />
unerhebliche Rolle. Und dort gibt es einiges zu entdecken.<br />
Schwarz-, Dam- und Rehwild – heimischen<br />
Tierarten zu begegnen, ist im Uelzener Stadtwald keine<br />
Kunst, sondern eine Frage des Standpunktes. Wer den<br />
Einstieg in den Wald in der Nähe des Klinikums Uelzen<br />
sucht, findet das Wildgehege, in dem es sich im Vorbeigehen<br />
– wahlweise auch in aller Ruhe bei einem Picknick<br />
– mit heimischen Wildarten auf Tuchfühlung gehen<br />
lässt. Der Rundweg durch das Gehege ist etwas 1,7 km<br />
lang.<br />
Wer es etwas urtümlicher mag, der kann sich von der<br />
Ebstorfer Straße aus Richtung Forstamt orientieren. Auf<br />
breiten Wegen und schmalen Pfaden geht es durch den<br />
Forst…und vielleicht ja auch zu der großen Weide, auf<br />
der Edold und Moritz – oder ihre Nachfolger – für ein<br />
nettes Rendezvous sorgen.<br />
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<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
43
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44<br />
<strong>Vitalheide</strong> Magazin
Weinbergaltar von<br />
Lucas von Cranach<br />
Kirchenkunst, Baumkuchen und Brauereien<br />
Geschichte der westlichen<br />
Altmark im Danneil-Museum<br />
Von Nicole Lütke<br />
Fragt man Menschen aus dem Landkreis Uelzen, was ihnen zur Hansestadt Salzwedel einfällt, gibt es meist<br />
nur eine Antwort: Baumkuchen. Dabei hat die Stadt, die bereits im 8. Jahrhundert besiedelt war, noch ganz andere<br />
Schätzchen zu bieten – als Beispiele seien hier nur die imposanten mittelalterlichen Kirchen St. Marien, St.<br />
Katharinen, St. Lorenz und St. Gertrauden genannt. Eine Station, die bei einem Besuch Salzwedels auf keinen<br />
Fall fehlen sollte, ist das kleine, aber feine Danneil-Museum im Herzen der Stadt. Dort werden interessante<br />
Exponate aus der Geschichte der westlichen Altmark gezeigt, die Einblicke in die Kultur und Lebensweise der<br />
Bewohner der Hansestadt Salzwedel in den vergangenen Jahrhunderten geben.<br />
Als Besucher fühlt man sich beim Betreten des Museumsgeländes<br />
in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt.<br />
Das Gebäude ist Teil der ehemaligen Propstei, einem<br />
sehr malerischen und historisch bedeutsamen Areal an<br />
der St. Marienkirche. Der eindrucksvolle Fachwerkbau<br />
mit seinem Treppenturm ist schon an sich einen Besuch<br />
wert. Seit 1932 ist dort das Johann-Friedrich-Danneil-Museum<br />
zuhause. Das Gebäude war seit dem 16.<br />
Jahrhundert bis zum Jahre 1928 im Besitz des altmär-<br />
kischen Adelsgeschlechtes von der Schulenburg. 1578<br />
hatte Albrecht IV. von der Schulenburg, Sohn des letzten<br />
Propstes vor der Reformation, Levin I., das heutige Museumsgebäude<br />
errichten lassen.<br />
Die 16 verschiedenen Ausstellungsbereiche zeigen eine<br />
unglaubliche Vielfalt. Historische Möbel, Waffen, altes<br />
Zunfthandwerk und nicht zuletzt echte Meisterwerke<br />
der Kirchenkunst zeugen von der reichen Geschichte der<br />
Altmark von der Ur- und Frühgeschichte bis zum Ende<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
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<strong>Vitalheide</strong> Magazin
des 20. Jahrhundert. Die Stadtgeschichte von Salzwedel<br />
wird genauso präsentiert wie Spuren der frühen Besiedlung<br />
der Altmarkt mit ihrer reichen Kulturgeschichte, die<br />
bei archäologischen Grabungen geborgen wurden. Und<br />
ja, natürlich findet sich DAS Markenzeichen der Stadt in<br />
der Ausstellung: der Baumkuchen.<br />
Die „Salzwedeler Madonna“ und der „Weinbergaltar“<br />
Ulrich Kalmbach ist Leiter des Danneil-Museums; er<br />
kennt die kleinen Geschichten und Anekdoten, die Besonderheiten<br />
der Altmark. Ziemlich flott läuft er durch<br />
die Ausstellungsräume des Museums, in denen es so<br />
viel zu bestaunen gibt. Es sind vor allem zwei Ausstellungsstücke,<br />
die Herz des Museums sind. Zum einen die<br />
Salzwedeler Madonna. „Sie ist eine einzigartige Sitzmadonna<br />
des Übergangsstils von der Romantik zur Gotik“,<br />
erklärt Kalmbach. Zum anderen beeindruckt besonders<br />
der „Weinbergaltar“ von Lucas von Cranach dem<br />
Jüngeren als eindrucksvolles Zeugnis der Reformationsgeschichte,<br />
das über die Grenzen der Altmark bekannt<br />
geworden ist. Er entstand 1582 im Auftrag Salzwedeler<br />
Bürger. Er gehört zu den bedeutendsten Reformationsaltären<br />
der Malerwerkstatt Cranach.<br />
Untergegangene Lebenswelt<br />
Eine Reihe wertvoller Exponate gibt Einblick in die untergegangenen<br />
Lebenswelten des altmärkischen Adels. Die<br />
Geschichte der Region Altmark ist eng mit den begüterten<br />
Adelsgeschlechtern verknüpft. Angehörige dieser<br />
Familien bekleideten bis ins 20. Jahrhundert wichtige<br />
Positionen in der Verwaltung, dienten als Offiziere oder<br />
hatten hohe Kirchenämter inne. Ihre Schlösser, Herrensitze<br />
und Gutshäuser prägten vielfach das Gesicht der<br />
Städte und Dörfer. Zur Ausstattung der Häuser gehörten<br />
Möbel, Waffen, Bücher und Kunstwerke, die noch heute<br />
zu bewundern sind.<br />
Sakrale Glaskunst<br />
Die Salzwedeler<br />
Sitzmadonna.<br />
Bier und Baumkuchen<br />
Die Exportschlager der Stadt dürfen natürlich nicht<br />
fehlen! Der Baumkuchen ist seit dem 19. Jahrhundert<br />
in aller Munde. Schon um 1807 stellten die Konditorfamilien<br />
Lentz und Schernikow dieses besondere Gebäck<br />
her. Und so darf sich Salzwedel heute zu Recht als<br />
„Baumkuchenstadt“ bezeichnen. Im 19. Jahrhundert<br />
entstanden in der Stadt auch große Brauereibetriebe mit<br />
der Brauerei Freydank, seit 1897 Bergschloss-Brauerei.<br />
Im Unterschied zur den Baumkuchenbäckereien konnte<br />
sich die Brauerei nach der Reprivatisierung 1990 nicht<br />
erfolgreich behaupten und wurde 1997 abgerissen.<br />
Der Altmärkische Geschichtsverein<br />
Es ist dem „Altmärkischen Geschichtsverein“ zu verdanken,<br />
dass so viele Exponate heute im Museum zu sehen<br />
sind. Um die Geschichte der Region zu erforschen,<br />
wurde 1836 in Salzwedel der „Altmärkische Verein für<br />
vaterländische Geschichte und Industrie“ gegründet. Zu<br />
Forschungszwecken wurden verschiedene Sammlungen<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
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Natürlich darf auch der berühmte Baumkuchen im Museum nicht fehlen.<br />
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der Verein 1945 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone<br />
und der späteren DDR nicht mehr zugelassen<br />
war, setzte die 1956 in Berlin (West) gegründete „Arbeitsgemeinschaft<br />
des Altmärkischen Geschichtsverein“<br />
dessen Tradition fort. Seit 1992 ist der Verein wieder in<br />
Salzwedel ansässig und tätig.<br />
Die Lüneburger Heide und die Altmark sind nahe „Verwandte“,<br />
sie verbindet mehr, als sie trennt. So gab es<br />
schon früh enge Verbindungen zwischen den Hansestädten<br />
Uelzen und Salzwedel, die bis in die Gegenwart<br />
Bestand haben. So sei Ihnen, liebe Leser, die schöne<br />
Hansestadt Salzwedel sowie das Danneil-Museum als<br />
Ausflugsziel unbedingt ans Herz gelegt. Wer einen Blick<br />
hinaus über den heimischen Tellerrand wirft, kann die<br />
Nachbarregion mit ihrer reichen Geschichte entdecken.<br />
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TÖNE<br />
Joris<br />
Xavier Naidoo<br />
Johannes Oerding<br />
Benne<br />
Lotte<br />
Roland Kaiser<br />
Sommerzeit – Festivalzeit!<br />
Auch 2020 wird wieder ein gigantisches,<br />
musikalisches Programm in der Almased<br />
Arena auf dem Albrecht-Thaer-Gelände in<br />
Uelzen geboten.<br />
Am Donnerstag, 27. August, eröffnen<br />
DIE TOTEN HOSEN das OpenR, und zwar<br />
im Rahmen ihrer Tour „Alles Ohne Strom“.<br />
Geballte Musikkraft auch am Samstag,<br />
29. August, unter dem traditionellen<br />
Motto „Neue Töne“. Headliner ist „Dr.<br />
Ton“ Xavier Naidoo. Zu Gast sind auch<br />
die Künstler Johannes Oerding (nach vier<br />
Jahren Wiederholungstäter auf dem Festival),<br />
Lotte sowie Joris, Singer-Songwriter<br />
Benne und als Starter die Newcomerin<br />
Anika Auweiler. Das gesamte Line-Up ist<br />
ein musikalisches Feuerwerk, die Künstler,<br />
die Mega-Bühne, die Ton- und Lichtshow<br />
werden die Zuschauer, wie in den letzten<br />
Jahren, begeistern.<br />
Roland Kaiser ist das High-Light für den<br />
Festival-Sonntag (30. August).<br />
Tickets sind an allen bekannten VVK-Stellen<br />
erhältlich. Online bei www.reservix.de<br />
und www.eventim.de. verfügbar.<br />
Besucher, die mit dem Metronom anreisen,<br />
profitieren von einem speziellen Fahrplan<br />
der für die Festivaltage gilt.<br />
Zeiten/Preise:<br />
Donnerstag, 27.08.2020<br />
Die Toten Hosen<br />
Einlass: 16:30 Uhr<br />
Beginn: 19:30 Uhr<br />
Preise ab 56,- Euro<br />
Samstag, 29.08.2020<br />
Neue Töne<br />
Einlass: 14:00 Uhr<br />
Beginn: 15:00 Uhr<br />
Preise ab 61,20 Euro<br />
Sonntag, 30.08.2020<br />
Roland Kaiser<br />
Einlass: 17:00 Uhr<br />
Beginn: 19:30 Uhr<br />
Preise ab 54,90 Euro<br />
Festivalgelände<br />
Albrecht-Thaer-Platz<br />
ALMASED ARENA<br />
D-29525 Uelzen<br />
Tel.: 0581 - 389 43 34<br />
info@jabelmannhalle.de<br />
www.openrfestival.de<br />
Vorverkauf bei allen<br />
bekannten VVK-Stellen<br />
<strong>Winter</strong> <strong>2019</strong>/2020<br />
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Wohnortnah und kompetent,<br />
ambulant, teil- u. vollstationär<br />
KLINIK FÜR<br />
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Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
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Dr. Mira Narwark-Pietzsch<br />
Fachärztin für Pädiatrie<br />
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Kinder- und Jugendtherapeut<br />
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