08.11.2019 Aufrufe

unsere brücke 11 2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Es ist schön solche Freunde zu haben!<br />

„Ich will dir danken, mein Herr und mein Gott, für alle Freunde,<br />

die ich hab‘!“, so beginnt das Lied, das am Kaleidio in Schwaz, einem<br />

österreichweiten Jungschar- und MinistrantInnenlager, eine Woche<br />

lang an allen Enden zu hören war. Und Recht hat der Texter: Es gibt<br />

wohl kaum ein größeres Geschenk als einen echten Freund. Gleichzeitig<br />

sind <strong>unsere</strong> Möglichkeiten, eine Freundschaft aktiv zu befördern,<br />

sehr eingeschränkt. Natürlich können wir Zeit und Anstrengung<br />

investieren, und dies ist auch notwendig, damit eine Freundschaft<br />

entstehen kann. Doch letztlich kann einem ein Freund nur „geschehen“,<br />

durch (scheinbar) zufällige Begegnung in unerwarteter Sympathie<br />

und Ähnlichkeit. In der Sprache der Theologie heißt das Gnade,<br />

ein unverdientes Beschenkt-Werden, dessen Ursprung wir ehrfürchtig<br />

„Gott“ nennen.<br />

Aber zurück zum Jungscharlager. Dort gilt für die Kinder (und Betreuer):<br />

eine Woche volles Programm, Halligalli rund um die Uhr und<br />

kaum Schlaf. Es ist beeindruckend, welche Energie die Kinder auch<br />

noch am letzten Tag einer solchen Woche auf Vollgas mitbringen.<br />

Bevor einer müde wird, hat schon wieder ein anderer eine neue Idee,<br />

und der eben noch Erschöpfte läuft in der Gruppe mit, wie wenn nie<br />

etwas gewesen wäre. Diese Bereitschaft, sich mitreißen zu lassen,<br />

brachten sie sich aber nicht nur untereinander entgegen, sondern<br />

auch den Helfern, die das Programm gestalteten. Als König David war<br />

ich immer wieder überrascht, wie bereitwillig<br />

und offen sich die Kinder auf das Spiel mit den<br />

Rollen eingelassen haben, wie sie dann bei der<br />

Beschäftigung mit den Psalmen aber völlig<br />

ernsthaft an diese alten Gebetstexte herangingen<br />

und kluge, tiefe Gedanken dazu äußerten. Dazu<br />

ist es nötig, sie zu gewinnen, sich also genauso<br />

wie sie fröhlich auf das Spiel einzulassen,<br />

gleichzeitig aber geradeheraus und offen mit ihnen<br />

umzugehen.<br />

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die<br />

Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich<br />

hineinkommen.“ (Mt 18,3) Jesus meint mit diesem<br />

Wort sicher nicht, dass wir so brav oder<br />

naiv sein sollen wie Kinder – denn das sind sie nicht. Ich glaube, es<br />

geht ihm um die Voraussetzungen für Freundschaft mit Gott und den<br />

Mitmenschen: Einerseits die Freude am „Spiel“, an der Dynamik des<br />

Sich-Aufeinander-Einlassens, andererseits tiefe Offenheit und Klarheit<br />

im Zugehen aufeinander. So können wir uns beschenken lassen –<br />

mit dem Geschenk, das der Andere für uns ist.<br />

Florian Sachsenhofer<br />

Seminarist<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!