unsere brücke 11 2019
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„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“<br />
(Joh15,15)<br />
Klemens Langeder<br />
Seminarist<br />
Freude und Friede sucht jeder Mensch. Unser Herz sehnt sich danach,<br />
und eigentlich wissen wir nicht einmal warum. Es ist halt so,<br />
und wir gewöhnen uns daran. Man sucht Freude und Friede in verschiedensten<br />
Dingen. Man lernt aber mit der Zeit, dass es verschiedene<br />
Varianten davon gibt. Manchmal entpuppt sich ein Versprechen<br />
als Fehlschlag, und es raubt uns am Ende mehr Freude und Frieden.<br />
Manchmal sind der Friede und die Freude nur oberflächlich und<br />
auch schnell wieder weg. Manchmal sind sie aber doch tiefer. Diese<br />
Variante, so glaube ich, sucht der Mensch eigentlich. Es ist eine Art<br />
von Freude und Friede, die nicht in den Gefühlen sitzt, sondern unser<br />
ganzes Wesen erfüllt. Ich glaube, dass diese Sehnsucht nicht zufällig<br />
ist, sondern von Gott in uns eingepflanzt wurde, damit wir<br />
etwas suchen. - Nämlich die Gemeinschaft mit Gott.<br />
Der Weg, der uns zu dieser Gemeinschaft führt, ist uns in Jesus<br />
Christus geschenkt (Joh 14,6). Er bietet uns seine Freundschaft an,<br />
damit wir ihn immer besser kennen- und immer mehr lieben lernen.<br />
Durch Ihn werden wir im Heiligen Geist zum Vater geführt. Diese<br />
Aussage kann sich aber leicht etwas theoretisch anhören, darum<br />
möchte ich dies aus der Lebensperspektive anschauen.<br />
Das Fundament für die Freundschaft mit Christus finden wir in der<br />
Heiligen Schrift. Die zweite Person der Dreifaltigkeit – durch den<br />
alles geworden ist und ohne den nichts geworden ist – wurde Mensch<br />
(Joh 1,2-14). Gott hat einen menschlichen Leib angenommen und ist<br />
auf der Erde gewandelt – ganz Gott, ganz Mensch. Er ist gekreuzigt<br />
worden, aber von den Toten auferstanden. Und dies ist die wunderbare<br />
Nachricht, die wir in den Festzyklen im Jahreskreis immer wieder<br />
betrachten.<br />
Sie werden sich fragen, wo jetzt die Lebensperspektive ist, von der<br />
ich gerade noch gesprochen hatte? Ich denke, dass „Zeit-miteinanderverbringen“<br />
und „Das-Gute-für-den-Anderen-wollen“ zum Fundament<br />
einer jeden Freundschaft gehören. Wenn Freundschaft mit<br />
Christus möglich sein soll, dann muss auch sie auf einem stabilen<br />
Fundament stehen. Dieses Fundament bieten die Heilige Schrift und<br />
jene Grundwahrheiten des Glaubens aus dem letzten Absatz.<br />
Der erste Teil meiner Freundschaftsbeschreibung – „Zeit-miteinanderverbringen“<br />
– führt uns zum Gebet.¹ Der zweite Teil – „Das-Gutefür-den-Anderen-wollen“<br />
– braucht das Kennenlernen des anderen.<br />
In diesem Punkt ist es interessant und hilfreich, sich an ein paar Beispielen<br />
anzusehen, wie Jesus und seine Jünger dies gelebt haben.<br />
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Dabei ist die Frage Jesu an die Jünger, für wen sie ihn halten (Lk 9,22)<br />
ein erster Anhaltspunkt. Für Jesus war es wichtig, dass die Jünger ihn