Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«Revoluzzer!»<br />
Ich hätte gerne auch etwas zum Tag sagen wollen.<br />
Etwa, dass ich auf dem Schulweg einen Jesuskäfer auf<br />
einem Heckenblatt beobachtet hatte. Oder dass ich im Turnen<br />
lieber mit den Mädchen Seil hüpfen würde, als mit den Buben<br />
Fussball zu spielen.<br />
Aber ich kam nie zu Wort.<br />
Ich habe schon früh gemerkt, dass das Volk in der Politik<br />
nichts zu sagen hat.<br />
Einige Jahre später schon hatte Carlotta den Vater links<br />
überholt. Diskutiert wurde dennoch immer noch heftig –<br />
einfach auf vertauschten Seiten.<br />
ICH SASS IMMER NOCH STUMM AM TISCH. UND<br />
SCHWOR MIR: «NIE IN DIE POLITIK!»<br />
Den Schwur habe ich gehalten.<br />
Die «Ménage-à-trois» reichte meinem Vater nicht mehr. Er<br />
baute den Harem aus. Immer mehr fremde Tanten gingen<br />
jetzt im Haus ein und aus. Sie wirbelten leicht hysterisch<br />
herum. Und brachten das grosse Durcheinander.<br />
Meine Mutter hat dieser Hühnerhof nie gross gestört. Sie<br />
hiess die Frauen herzlich willkommen. Beruhigte oft auch<br />
deren misstrauische Ehemänner. («Ach, da steckt doch nichts<br />
dahinter … Karl ist eben ein Charmeur!»)<br />
Ihre Schwester Trude aber litt.<br />
Sie machte ihrem Schwager hysterische Szenen. «Schämst<br />
du dich eigentlich nicht … du schleppst hier jeden Rock an …<br />
das ist unter aller Sau … und dann verlangst du noch, dass wir<br />
zu diesen Schlampen nett sind. DU HAST DOCH ZÜNFTIG<br />
EINEN AM BOUQUET …!»<br />
Omama Luggi sah sich in ihren Prophezeiungen bestätigt.<br />
Und triumphierte: «Ich hab’s ja immer gesagt … ein windiger<br />
Hund!».<br />
Nur Carlotta blieb gelassen: «Was wollt ihr eigentlich? Karl<br />
wird ein Leben lang auf der Suche sein. Und immer mit dem<br />
Schwanz wedeln. Doch wie jeder Hund kehrt auch er immer<br />
wieder an seinen Napf zurück …»<br />
81