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Rosa Seekuh

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Heute sind Dreizehnjährige dank Internet und Frühfranzösisch<br />

sexuell wie sprachlich früher voran. Wir aber mussten<br />

das Terrain Schritt für Schritt erforschen.<br />

Das tönt jetzt alles sehr süss, sehr nach Maja-Duft und<br />

pubertärer Schwüle. War es aber nicht. Ich war ganz einfach<br />

nur glücklich, endlich jemanden gefunden zu haben, der mir<br />

Liebe schenken konnte – bedingungslos. Sex war nicht<br />

wichtig. Die Umarmungen, die Küsse, die Zärtlichkeit – das<br />

zählte.<br />

SPANIER SIND GROSSARTIGE KÜSSER.<br />

Mit der Zeit vergass ich ihn. Doch als ich nach etwa drei<br />

Jahrzehnten in einem Kosmetikgeschäft in Barcelona plötzlich<br />

wieder dieses Maja-Parfum einatmete – da war ich elektrisiert.<br />

Alle Erinnerungen erwachten explosionsartig. Sie<br />

brachten mir nicht etwa Pablos Gesicht zurück. Auch nicht<br />

seinen Körper. Sondern diesen Seifenduft, der für mich<br />

immer mit Liebe und Küssen verbunden ist.<br />

Die ganze Geschichte dauerte damals etwa ein Jahr. Daneben<br />

hatte ich auch eine rein sexuelle, aber total unemotionale<br />

Berziehung zum Sohn unseres Buchhalters. Er hiess Gilles.<br />

Wohnte vis-à-vis. Wenn er am Fenster mit der Taschenlampe<br />

blinkte, hiess das: Die Alten sind weg – freie Fahrt!<br />

ICH NICHTS WIE RÜBER.<br />

Der Sex mit Gilles war rein mechanisch, pure Geilheit –<br />

Spielereien zweier pubertierender Burschen.<br />

Manchmal schaute mich Carlotta schräg an: «Du hast<br />

schwarze Ringe unter den Augen – das gefällt mir nicht.»<br />

«Mir gefällt vieles auch nicht», sagte ich nur.<br />

Sie seufzte dann. Sie wusste, dass ich der Familie entglitten<br />

war. Und dass sie es verpasst hatten, mich besser anzubinden …<br />

Eines Tages – ich war jetzt knapp fünfzehn – riefen mich<br />

Carlotta und Karl zu sich in die Stube: «Wir müssen mit dir<br />

reden!»<br />

Ein paar Mal war ich nachts nicht nach Hause gekommen.<br />

Das hatte sie alarmiert.<br />

Mein Vater richtete den Blick jetzt auf mich.<br />

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