Narrenspiegel19-20
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Das närrische
Lexikon
A ltweiber,
Altweiberfastnacht oder
Weiberfastnacht markiert
den Übergang vom Sitzungszum
Straßenkarneval am Donnerstag
vor Aschermittwoch.
Gemein ist allen Bräuchen zur Weiberfastnacht, dass den
Frauen für einen Tag die Macht zugestanden wird. Diese Idee,
dass an einem Tag in der Fastnacht den Frauen das Regiment
überlassen wird, gibt es seit dem Mittelalter. In einer Zeit, als
die Frauen den Männern in allem untergeordnet waren und
die Männer über die Frauen die Geschlechtsvormundschaft
ausübten, galt es als „verkehrte Welt“, wenn den Frauen die
Macht überlassen wurde.
In vielen Orten entwickelte sich die Weiberfastnacht auch aus
dem Weiberzechen, auf denen die Frauen von der Herrschaft
zu Wein eingeladen wurden.
In vielen rheinischen Städten stürmen die Frauen die Rathäuser,
wo tatsächlich immer noch meistens Männer regieren. Noch bekannter
ist der Brauch, dass Frauen den Männern zur Weiberfastnacht
die Krawatten abschneiden, als Ausdruck der gestutzten
Männlichkeit. Dieses Ritual gibt es seit 1945. Die erste
Weiberfastnacht der Karnevalsgeschichte wurde 1824 im Bonner
Stadtteil Beuel gefeiert. Damals schlossen sich die Beueler
Wäscherinnen zum „Alten Damenkomitee von 1824 e.V.“ zusammen,
welches die Teilnahme am Karneval durchsetzte. Im
gesamten Rheinland gilt die Weiberfastnacht als inoffizieller Feiertag.
An den meisten Arbeitsplätzen wird ab Mittag nicht mehr
gearbeitet, gefeiert wird pünktlich ab 11.11 Uhr.
Aschermittwoch
In der katholischen Kirche ist
Aschermittwoch der erste Trag
der Fastenzeit. Am Aschermittwoch
wird als Zeichen der
Buße das so genannte Aschenkreuz
auf die Stirn gestreut. Dieser wahrscheinlich
von Papst Gregor I. eingeführte Brauch ist seit der Synode
von Benevent im Jahr 1091 üblich.
Der Aschermittwoch eröffnet die 40-tägige Fastenzeit der
Christen bis Ostern. Eigentlich sind es mehr als 40 Tage, aber
die Sonntage sind von der Tagezählung ausgenommen, da an
jedem Sonntag (also auch in der Fastenzeit) die Auferstehung
Christi gefeiert wird (und diese Sonntage können daher keine
Fastentage sein). Seinen Namen trägt der Aschermittwoch
von dem christlichen Brauch, die Gläubigen an diesem Tag
mit einem Kreuz aus Asche zu zeichnen. Das Kreuz wird bei
der ersten Heiligen Messe der Fastenzeit gezeichnet und die
Asche stammt traditionell von den verbrannten Palmzweigen
des Vorjahres. Nachdem der Karneval bzw. Fasching seinen
Höhepunkt am Rosenmontag hat, beginnt für die Narren jetzt
eine Atempause bis zum 11. November.
B ütt
Für die Bezeichnung des häufig in Form
eines Fasses gestalteten Rednerpults als
„Bütt“ gibt es mehrere Erklärungsversuche:
vom leeren Weinfass, welches Anlass zur Bitterkeit
gibt, über den Vergleich mit dem Spötter
Diogenes, der in seiner legendären Tonne hauste, bis hin zum
Bottich oder Waschzuber, in dem schmutzige Wäsche gewaschen
wird.
Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des „Rügerechts“
zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur
Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte.
B ützen
Im Karneval verteilen die Jecken nicht nur Kamelle,
sondern auch Bützchen, ein mit geschlossenen
Lippen verabreichter Kuss, meist auf die Wange,
seltener auf den Mund und ist nicht zu verwechseln
mit dem Knutschen.
Das Bützen ist nicht als Einladung „zu mehr“ zu
verstehen. Ein Bützchen ist unverbindlich und verpflichtet
zu nichts. Bützen ist eins der beliebtesten
Rituale im Karneval. Es ist immer freundschaftlich
gemeint und Ausdruck karnevalistischer Freude,
ohne jede erotische Bedeutung.
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