St. Pöltner Stadtexpress November 2019
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Foto: SPÖ/Astrid Knie
KEINE GEBURTSTAGSFEIER, KEIN SCHULAUSFLUG
„ARM SEIN WAR EINFACH MEIN ALLTAG“
Nina ist 22 und weiß, was Kinderarmut bedeutet – denn sie hat sie selbst
durchlebt. Sie erzählt, wie es ist, wenn man nicht auf Schulausflüge und Geburtstagsfeiern
gehen kann – und wie man als Kind damit umgeht. (kontrast.at)
Wo fängt Kinderarmut an?
Nina: Kinderarmut beginnt dort, wo Eltern
arm sind. Haben Eltern nichts, haben
die Kinder nichts. Und bei Kindern
ist es ein starker Einschnitt in der Entwicklung.
Es hemmt sie, weil sie bei vielem
nicht mitmachen können. Da geht’s
um Schulausflüge, um das Eis nach der
Schule, das nicht drin ist. Oder du kannst
nicht auf die Geburtstagsfeier der Freundin
gehen – weil ohne Geschenk kannst
du dort nicht aufkreuzen. Als Kind fühlt
man sich dann einfach ausgeschlossen.
Als Erwachsener kann man noch eher
damit umgehen. Aber als Kind versteht
man das nicht.
Wann hast du gemerkt: Etwas bei uns ist
anders als bei anderen Familien?
Das war in der Volksschule. Da hat das
mit den Schulausflügen angefangen. Ich
habe 3 Geschwister, die waren ja auch in
der Schule, haben Schulsachen gebraucht
und hatten Ausflüge.
Hast du dich als „arm“ definiert als du
ein Kind warst?
Rückblickend: Klar, wir waren arm. Aber
als Kind habe ich das nicht so gesehen.
Zum einen war es für mich einfach normal,
dass wir wenig Geld hatten. Zum anderen
war „arm“ ein Begriff, der negativ
behaftet ist. Den möchte man nicht für
sich verwenden.
Wie ging es dir mit all dem als du älter
geworden bist?
Im Gymnasium war es schwieriger. Da
standen dann die großen Reisen an.
Sprachreisen, Skikurse und dergleichen.
Wir haben das dann so gehalten, dass wir
Kinder uns abgewechselt haben. Wenn
meine Schwester eine Woche mit der
Klasse wohin gefahren ist, konnten in
dem Jahr wir anderen halt nicht.
Wie haben deine Mitschüler reagiert,
wenn du gesagt hast „Ich kann nicht
mit“?
damit er zustande kommt.. Wenn ich die
einzige war, die nicht mitgefahren ist, war
es egal. Aber wenn mehrere nicht können
– und man selbst ist die letzte Person, die
absagt – dann ist es schwierig. Dann ist
man der Buhmann. Weil man es quasi
allen versaut.
Du hast mal gesagt, du wüscht dir ein
Bildungssystem, wo alle Kinder an derselben
Startlinie beginnen können. Was
braucht es dazu?
Ich finde, eine Grundausstattung für die
Schule wäre wichtig. So eine Art Starter-
Paket mit Heften, Stiften, Dreiecken und
dergleichen. Bei uns vier Kindern hat das
mehrere hundert Euro gekostet. Da musste
meine Mama schon Monate vorher zu
sparen beginnen. Wenn alle eine gleiche
Grundausstattung in der Schule hätten,
gäbe es außerdem weniger sichtbaren Unterschied
zwischen Arm und Reich. Das
wäre schön. Dann gäbe es auch keinen
Neid und keine Scham mehr.
Eine Kooperation des
stadt
express
mit
„Das Geld war nicht da,
damit wir alle vier Kinder
auf Ausflüge fahren.“
Es kam stark darauf an, ob ich die einzige
war, die nicht mitgefahren ist oder ob es
mehrere waren. Bei einem Ausflug gibt
es ja eine Mindestzahl an Teilnehmern,
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