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DAS INTERvIEW: FRIEDRICH ERBACHER<br />

Katharina Kreuzhage: Könnten Sie uns einmal genau erklären, wie ein öffentlicher<br />

Bücherschrank funktioniert?<br />

Friedrich Erbacher: Das Prinzip ist ganz einfach: Man stellt einen Schrank auf, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> im<br />

Freien (das gefällt mir immer am besten) o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einer öffentlichen Einrichtung, einem Ort,<br />

wo viele Menschen regelmäßig hinkommen — und in diesen Schrank stellt man Bücher.<br />

Die Bücher kann man <strong>mit</strong>nehmen, man kann sie lesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> weiterverschenken, man<br />

kann sie behalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zurückbringen. Am schönsten ist es, wenn man ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Buch<br />

zurückbringt als das, das man herausgenommen hat. Dadurch entsteht so eine Art Tausch.<br />

Das ist ein völlig unbürokratischer Vorgang, man muss sich nicht, wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bücherei<br />

registrieren lassen, man zahlt keine Mahngebühren. Der öffentliche Bücherschrank ist völlig<br />

anarchistisch: geben und nehmen.<br />

Katharina Kreuzhage: Und das funktioniert? Sind die Schränke nicht irgendwann leer?<br />

Friedrich Erbacher: Nein, die Schränke wer<strong>de</strong>n sogar immer voller. I<strong>de</strong>alerweise beaufsichtigt<br />

ein Bücherschrank-Pate o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine -Patin die Fluktuation ein bisschen. Er bzw. sie entsorgt die<br />

"La<strong>de</strong>nhüter", die nur <strong>de</strong>shalb im Bücherschrank gelan<strong>de</strong>t sind, weil sie <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprüngliche<br />

Besitzer nicht wegschmeißen wollte. Die meisten Nutzer bringen aber nicht ihre "Altlasten",<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wirklich gute Bücher <strong>mit</strong>.<br />

Katharina Kreuzhage: Ist das nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Buchhan<strong>de</strong>ls?<br />

Friedrich Erbacher: Nein, ich wür<strong>de</strong> das sogar umgekehrt sehen. Ich glaube, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

öffentliche Bücherschrank eine Maßnahme zur Leseför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist, dass Menschen, die<br />

sich eher nicht für teuer Geld ein Buch kaufen und auch nicht in die Bücherei gehen,<br />

so auf nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schwellige Weise zum Buch kommen. Der öffentliche Bücherschrank als<br />

Einstiegsdroge für zukünftige Leseratten. Ich <strong>de</strong>nke, heute stellt man ein Buch nicht mehr<br />

lebenslang ins Regal. Man kauft es o<strong><strong>de</strong>r</strong> bekommt eines geschenkt, man liest es — und<br />

dann weiß man nicht so recht, was man da<strong>mit</strong> machen soll. Von sich aus kommen die<br />

wenigsten auf die I<strong>de</strong>e, ein gutes Buch zum Beispiel an einen Kollegen weiterzugeben. Mit<br />

<strong>de</strong>m öffentlichen Bücherschrank haben wir eine Plattform für <strong>de</strong>n informellen Büchertausch<br />

geschaffen. So kommt man zum Beispiel auch an Bücher, die es im La<strong>de</strong>n gar nicht mehr<br />

zu kaufen gibt. Und man entschei<strong>de</strong>t sich leichten Herzens für ein Buch, das einen zwar<br />

interessiert, für das man aber kein Geld ausgeben wür<strong>de</strong>. Man sagt sich einfach: “Ach, das<br />

nehme ich mal <strong>mit</strong>“ — und schon ist es passiert.<br />

Katharina Kreuzhage: Ab Mitte November 2012 gibt es auch im Theater <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Aalen,<br />

genauer gesagt im Napoleonzimmer <strong>de</strong>s Alten Rathauses, einen öffentlichen Bücherschrank,

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