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verfertigen, bedeutend verbessert worden.“ 3 Ein „jeder Ungeübte“<br />
könne darauf recht schnell „laufen“, da die Maschinen<br />
„gut ausbalanciert“ und vergleichsweise leicht, dabei doch<br />
stabil seien. Der Hersteller baue auch dreirädrige Laufmaschinen,<br />
bei denen die Balance erst recht kein Problem sei. Über<br />
den „Mechanikus Wollenschläger“ ist ansonsten leider nichts<br />
bekannt. Allzu erfolgreich kann seine Produktion von Laufmaschinen<br />
aber nicht gewesen sein, da fast keine Hinweise auf<br />
ihn in Hamburg und Altona zu dieser Zeit existieren. Was hingegen<br />
in der Presse erschien, war das Angebot einer gebrauchten<br />
Laufmaschine – eine „sehr schöne Draisine, oder<br />
Schnell-Fahr-Maschine“, die „sehr billig zu verkaufen“ sei. 4<br />
Dem vermutlichen Besitzer, Hoffmann aus dem Specksgang,<br />
sagte die Maschine wohl nicht mehr zu, vielleicht war es ihm<br />
auch unangenehm sich damit in der Hamburger Öffentlichkeit<br />
zu bewegen, da hier nur wenige Proto-Radfahrer unterwegs<br />
waren und diese folglich eine Kuriosität darstellten. Mittels<br />
der Presse blieben die Hamburger über neuere Entwicklungen<br />
informiert. So berichtete eine englische Zeitung, in Kopenhagen<br />
seien Laufmaschinen sehr verbreitet, was eine Kopenhagener<br />
Zeitung wiederum verneinte. 5 Im März 1819 war zu lesen,<br />
dass eine englische Zeitung „eine sehr elegante Abbildung einer<br />
verbesserten Draisine“ enthalte und in diesem Zusammenhang<br />
gab die Hamburger Zeitung „Börsen-Halle“ auch einige<br />
englische Begriffe für die Laufmaschine wieder: „the<br />
Pedestrian Carriage“, „Walking-Accelerator“ und „German Horse“.<br />
6 Die Laufmaschine konnte zwar das Gehen beschleunigen,<br />
als Rennmaschine konnte man sie jedoch wahrlich nicht bezeichnen.<br />
Dennoch fand am 20. April 1829 beim Schloss in<br />
Nymphenburg nahe München ein Wettfahren auf Laufmaschinen<br />
über eine Strecke von viereinhalb Kilometern statt. Die<br />
Geschwindigkeit des Siegers wurde mit 8,5 km/h von Wolf<br />
Gronen und Walter Lemke als „sehr beachtlich“ eingestuft. 7<br />
Das menschliche Bedürfnis nach Wettstreit und Unterhaltung<br />
sorgte für diesen ersten Moment des „Radsports“, dem lange<br />
Zeit nichts folgen sollte. Karl Drais, der 1849 seinen Adelstitel<br />
Freiherr von Sauerbronn ablegte und demzufolge mit seinem<br />
bürgerlichen Namen benannt werden sollte, musste miterleben,<br />
wie seine Laufmaschine in Vergessenheit geriet und wie<br />
seine Person und seine Erfindung lächerlich gemacht wurden.<br />
Die Vision mittels Technik verbesserter menschlicher Mobilität<br />
konnte sich vorerst nicht durchsetzen – doch die Idee war in<br />
der Welt und wurde Jahrzehnte später wiederaufgegriffen.<br />
Turnen, Sport, Vereine<br />
Sport ist heute allgegenwärtig und zentraler Bestandteil der<br />
Unterhaltungsindustrie mit ihren gewaltigen finanziellen Umsätzen<br />
wie beispielsweise im Profifußball. Der „Sport“ gelangte<br />
als Begriff und Verhalten von England auf den europäischen<br />
Kontinent und fand im anglophilen Bürgertum Hamburgs und<br />
Altonas viele Anhängerinnen und Anhänger. Die „english<br />
sports“ wie Rudern, Tennis und Fußball trafen in bürgerlichen<br />
Kreisen einen Nerv, weil sie identitätsstiftende Vorstellungen<br />
wie Leistung, Fairness und Männlichkeit transportierten und<br />
untermauerten. 8 So entstand bereits 1836 der Hamburger Ruder-Club,<br />
der sich 100 Jahre später mit dem 1853 gegründeten<br />
Germania-Ruder-Club zusammentat, und damit der älteste<br />
Verein außerhalb Großbritanniens in dieser Disziplin ist. 9 In<br />
Hamburg, die „allerenglischste Stadt des Kontinents“ 10 , beschäftigte<br />
Sport im Laufe des 19. Jahrhunderts insbesondere<br />
den männlichen Teil des Bürgertums und lieferte unendlichen<br />
Diskussionsstoff. „Treffen sich zwei ‚Kollegen‘“, so ein Kollektivportrait<br />
der bürgerlichen Hamburger um die Jahrhundertwende,<br />
„so werden sie mit unfehlbarer Sicherheit sofort ein Gespräch<br />
übers Geschäft oder über Sport beginnen. Und beide<br />
Themata sind dem ‚Jungen Mann‘ unerschöpflich.“ 11 Der Sport<br />
begeisterte um die Jahrhundertwende Massen und der rasante<br />
Radsport lag in der Gunst des Publikums seinerzeit vorn, ehe<br />
ihm der Fußball in den 1920er Jahren den Rang ablief.<br />
Trotz einer unübersehbaren Vorliebe in Hamburg für<br />
englische Manieren und Moden existierte mit dem Turnen<br />
noch eine andere, weit ältere Sporttradition. Seit dem frühen<br />
19. Jahrhundert verschmolzen im Turnen individuelle „Leibesertüchtigung“<br />
und Dienst am Vaterland, das seinerzeit noch<br />
in viele Staaten aufgeteilt war. Friedrich Ludwig Jahn (1778-<br />
1852), zum „Turnvater Jahn“ stilisiert, propagierte das Turnen<br />
im Sinne der Nation und fand viele Nachahmer – auch in<br />
Hamburg. 12 Hier gründete sich bereits 1816 die Hamburger Turnerschaft<br />
(HT16), der erste deutsche Turnverein überhaupt<br />
und der älteste bis heute bestehende Sportverein. 13 Turner<br />
schlossen sich auch in Hamburgs Schwesterstadt zusammen<br />
und gründeten den Altonaer Turnverein von 1845. 14 Die Turnvereine<br />
versammelten Gleichgesinnte und bildeten eine feste<br />
Gemeinschaft, die im Alltag durch gemeinsames Training und<br />
mittels Uniformierung weiter gefestigt wurde. Das Vereinswesen<br />
war in den deutschen Landen und auch in Hamburg weit<br />
verbreitet und akzeptiert und bot auch den Anhängern verschiedener<br />
Sportarten seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine erprobte<br />
Form der Vergesellschaftung. 15 9