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ABC Jubiläumsbuch SHORT 2019

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Schreck mehrere Glasflaschen fallen und brachte sich mit einem<br />

„kräftigen Seitensprung“ vor der unbekannten Gefahr in<br />

Sicherheit. In der Palmaille, der damaligen Haupteinkaufsstraße<br />

Altonas, befand sich wohl nicht ganz zufällig auch das<br />

Eisenwarengeschäft von Harro Feddersen, der zu diesem Zeitpunkt<br />

dort bereits die Schlüter-Velozipeden verkaufte.<br />

Feddersen versuchte ebenfalls von der Werbefahrt der Schlüters<br />

in die Palmaille zu profitieren und schaltete nur einen Tag<br />

danach eine Werbeanzeige für die Velozipeden. 10 Um einen<br />

zusätzlichen Anreiz zu schaffen, bot er „Unterricht für Käufer<br />

gratis“ an und wollte damit potentiellen Novizen die Angst vor<br />

dem Velozipeden-Reiten nehmen.<br />

Wilhelm, August und Ernst Schlüter konnten mit der Öffentlichkeitswirkung<br />

ihrer Auftritte in Hamburg und Altona mehr<br />

als zufrieden sein, sie suchten aber nach weiteren Möglichkeiten,<br />

um für ihre Produkte zu werben. Wieso nicht einen Verein<br />

gründen, wie es in Frankreich bereits im Vorjahr einige Velozipeden-Reiter<br />

vorgemacht und wovon die vereinzelten<br />

Fahrradpioniere in und um Hamburg vielleicht Kenntnis erhalten<br />

hatten? Die Institution des Vereins war ihnen zumindest<br />

mehr als vertraut, schlossen sich in Deutschland doch<br />

besonders gerne und oft Gleichgesinnte mit einem gemeinsamen<br />

Anliegen zusammen, wie Turner, Sänger und andere.<br />

Die Idee eines Velozipeden-Clubs hatten vor den Schlüter-<br />

Brüdern bereits drei Herren aus Altona und Hamburg ersonnen:<br />

Harro Feddersen, der als Kaufmann und angehender<br />

Fahrradhändler ebenfalls ein handfestes kommerzielles Interesse<br />

an einem größtmöglichen Erfolg des Velozipeds hatte;<br />

der Rechtsanwalt Wilhelm Gelübcke, der über gute Kontakte<br />

zur lokalen Presse verfügte, und W. O. A. Gülich. Die drei Schlüter-Brüder<br />

stießen wie eine kleine Schar weiterer Velozipedisten<br />

zu den drei Genannten und liebäugelten mit der Vorstellung<br />

eines eigenen Clubs.<br />

Am 17. April 1869 versammelten sich die Genannten mit zusammen<br />

rund 20 Personen in Eimsbüttel, um den Verein offiziell<br />

zu gründen, worüber auch die Presse berichtete: „In<br />

Eimsbüttel ist ein sogen. Velocipeden-Club gegründet, welcher<br />

im Local des Hrn. Sottorf daselbst seine Zusammenkünfte,<br />

Uebungen und, wo die Nothwendigkeit vorliegt, seine Berathungen<br />

über Neuerungen bei Velocipeden halten wird.“ 11<br />

Der genaue Name des Vereins lautete „Eimsbütteler Velocipèden-Reit-Club“,<br />

schließlich existierte das Wort „Fahrrad“<br />

noch längst nicht und Velozipede wurden wie Pferde „geritten“.<br />

Doch wieso verortete sich der Club in Eimsbüttel, einer<br />

damals unbedeutenden Landgemeinde vor den Toren Hamburgs?<br />

12 „Da nun Altonaer und Hamburger Herren anwesend<br />

waren“, verrät dazu die offizielle Vereinsgeschichte von 1894,<br />

„so war die standesamtliche Einregistrierung (zwar gab es damals<br />

noch kein Standesamt) des Kindes eine schwierige Frage.“<br />

13 Angesichts der Rivalität zwischen Altona und Hamburg<br />

einigten sich beide Fraktionen im Club schließlich als Kom-<br />

19

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