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ABC Jubiläumsbuch SHORT 2019

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Die Palmaille in Altona um 1900. Harro Feddersen betrieb in der Hausnummer 20 sein Eisenwarengeschäft<br />

und verkaufte dort ab März 1869 Velozipeden des Herstellers Wilhelm Schlüter aus Pinneberg.<br />

Die Eimsbütteler Velozipedisten sollten nicht nur äußerste<br />

Rücksicht auf Menschen, sondern auch auf Pferde nehmen,<br />

da diese auf die unbekannten und beweglichen Velozipeden<br />

seinerzeit häufig ängstlich reagierten. Der Velozipeden-Reiter<br />

solle deshalb laut Reitreglement wie folgt vorgehen: „Er muss<br />

dieselben daher schon aus möglichster Entfernung beobachten,<br />

ob dieselben zum Scheuwerden geneigt sind oder nicht.<br />

Er muss, sobald er Pferde, in deren Nähe er kommen wird, bemerkt,<br />

sofort langsam reiten; sieht er nun, dass ein Pferd die<br />

Ohren spitzt und unruhig wird, muss er so rasch wie möglich<br />

halten und absteigen, jedoch so, das er jedes Geräusch und<br />

jede heftige Bewegung, namentlich ein Umfallen des Velocipède<br />

vermeidet.“ Die in Auszügen vorgestellte Satzung und<br />

das Reitreglement wirken aus heutiger Sicht unterhaltsam;<br />

bereits ein Vierteljahrhundert nach ihrer Niederschrift erschienen<br />

die „humoristische[n] Vorschriften“ als wären sie in<br />

einer fernen Zeit formuliert worden. 15 Aus den Regelungen<br />

sprach aber eine unbedingte Rücksichtnahme, um den neuen<br />

Sport in der öffentlichen Meinung nicht in Misskredit zu bringen.<br />

Die Eimsbütteler waren mit ihrer Vereinsgründung in Hamburg<br />

und Umgebung keineswegs allein. Wohl noch vor dem Eimsbütteler<br />

Velocipeden-Reit-Club gründete sich im Frühjahr<br />

1869 der Verein „Quickrun“ in Hamburg. Die Altonaer Nachrichten<br />

schrieben am 21. April 1869, dass der Club „vor kurzer<br />

Zeit in’s Leben“ gerufen worden sei. 16 Ansonsten ist kaum etwas<br />

über diesen frühen Verein bekannt, bis auf die Tatsache,<br />

dass die Mitglieder der Namensgebung nach zu urteilen der<br />

erhöhten Geschwindigkeit der Velozipede huldigten und aus<br />

dem anglophilen Bürgertum der Hansestadt stammten. Zwischen<br />

Quickrun und den Eimsbüttelern existierten freundschaftliche<br />

Bande, wie „die erste gemeinschaftliche Morgenlusttour<br />

nach Blankenese“ Anfang Juni 1869 dokumentiert, bei<br />

der die Hamburger am Dammtorbahnhof starteten und die<br />

Eimsbütteler Mitglieder am Holstentor (am heutigen Holstenglacis)<br />

trafen, um dann zusammen weiter über Altona die Elbe<br />

stromabwärts entlang zu „reiten“. 17 Harro Feddersen schaltete<br />

sogleich eine Werbeanzeige für die in seinem Geschäft erhältlichen<br />

Schlüter-Velozipeden, die sich auf dieser Tour „als besonders<br />

vorzüglich bewährt“ hätten, „da sämmtliche Herren,<br />

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