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civitas 05, Weihnachten 2019

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THEMA

Schöpfung bewahren

Dorngestrüpp, das dann oft auch noch verheizt wurde.

Die in diesen Gegenden zum Teil heftigen Regenfälle

spülten den Mutterboden von den Hängen,

übrig blieben in vielen Landstrichen nur trostlose,

nackte Felshügel.

Dieser gedankenlose und eigennützige Umgang mit

der Natur wird von Gegnern der jüdischen und

christlichen Religion unter anderem auf gewisse gern

gelesene Stellen des Alten Testaments zurückgeführt,

z. B. auf den Schöpfungsbericht. Da heißt es (Genesis

1,28f): „Gott sprach (zu den Menschen): Seid

fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und

unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des

Meeres, die Vögel des Himmels und alle Tiere …“

– Bei dem Wort „Unterwerfung“ denken moderne,

kritische Geister sofort an brutale, rücksichtslose

Ausbeutung. Der Satz bedeutet aber nur, dass die

Israeliten sich wie viele alte Völker (und viele Inder

heute noch) nicht so recht sicher waren, ob sie ihre

Mitgeschöpfe als Zugtiere und Fleisch- und Lederlieferanten

verwenden durften. Vom Maß, in dem das

geschehen darf, ist an dieser Stelle nichts gesagt.

Im zweiten Kapitel der Bibel, in der Erzählung vom

„Paradies“, ist die Stellung des Menschen in der

Natur anders dargestellt. Der Mensch darf in dem

von Gott gepflanzten Garten wohnen, „damit er ihn

bearbeite und hüte.“ Und von allen Bäumen darf er

essen. Die tierische Nahrung wird von Gott übrigens

erst nach der Sintflut genehmigt, und auch da ist

keine Maßlosigkeit erlaubt.

Diese Entwicklung hat meines Erachtens zwei Hauptursachen.

Erstens das gegenüber früheren Epochen

geradezu rasante Wachstum der Bevölkerung, vor

allem in ärmeren Ländern. Dort nehmen sich die

Menschen in ihrer Verzweiflung alles, was ihnen in

die Hände kommt, und für sorgsamen Umgang mit

den Ressourcen fehlen oft die Kenntnisse. Die zweite

Hauptursache ist der in wohlhabenden Ländern

verbreitete Wunsch, immer mehr zu haben. Wenn

sich, wie zur Zeit, das Wachstum abschwächt (ich

sage „abschwächt“!), ist man schon aufgeregt und verlangt,

dass die Regierung zu den schon vorhandenen

Schulden neue macht, um die Wirtschaft wieder auf

„Wachstumskurs“ zu bringen. Dauerndes Wachstum,

Wachstum im nächsten Jahr, im nächsten Jahrzehnt,

im nächsten Jahrhundert – wie soll das gehen?

„Man sagt, dass die Menschheit

mittlerweile jedes Jahr „zwei Erden“

verbraucht. Und das ist bestimmt

nicht das Ende.“

Im Alten Testament (Deuteronomium 20,19f) steht

eine merkwürdige Anweisung an die Israeliten. Sie

lautet, zusammengefasst, etwa so: „Wenn du eine

Stadt belagerst, darfst du keine fruchttragenden

Bäume fällen. Baue deine Belagerungsgeräte aus

dem Holz von Bäumen, die keine essbaren Früchte

tragen!“ Das heißt vermutlich: Man darf die Lebensgrundlage

eines Feindes, mit dem man eines Tages

Frieden schließen muss, nicht antasten. Angesichts

der heutigen Umweltprobleme würden wir gerne

einen anderen Satz im Buch Deuteronomium lesen,

nämlich: „Wenn du einen Baum fällst, sollst du einen

neuen, besser aber zwei oder drei, anpflanzen!“

Die Menschen, die vor 2 – 3000 Jahren lebten und

die, verglichen mit heute, in lächerlich kleinem

Ausmaß die Ressourcen unseres Planeten verbrauchten,

konnten nicht merken, dass auch sie schon an

der Zerstörung der Lebensgrundlagen mitwirkten.

Im Laufe der Jahrtausende ist es den Völkern, die

rund um das Mittelmeer siedelten, gelungen, fast alle

Hochwälder zu vernichten. An ihrer Stelle wuchs

„Wenn du eine Stadt belagerst,

darfst du keine fruchttragenden

Bäume fällen. Baue deine Belagerungsgeräte

aus dem Holz

von Bäumen, die keine essbaren

Früchte tragen!“

Dass die Menschen der Antike und des Mittelalters

die Wälder vernichteten und nicht an Naturschutz

dachten, mag man ihnen vergeben. Sie hatten große

Mühe, das Lebensnotwendige zu erwirtschaften.

Dass heute Wälder zugrunde gerichtet werden bzw.

nicht wieder aufgeforstet werden, ist unverzeihlich.

Zu bewundern ist, dass in Deutschland (und anderswo

in Europa) um 1800 eine geregelte Forstwirtschaft

aufkam, in der man dem Wald nur so viel

Holz entnahm, wie nachwuchs. Auf Kahlschläge

folgten Anpflanzungen. Man nannte das „nachhaltige

Wirtschaft“. Und als die Preußen 1815 das Rheinland

übernahmen, begannen sie bald, ehemalige Waldstücke,

sogenannte Heiden, wieder aufzuforsten. Dass

die Fichten, die „Preußenbäume“, das gegenwärtige

Klima nicht mehr aushalten, dafür können die damaligen

Forstleute nichts.

Ist eine solche „nachhaltige“ Wirtschaft auch in

anderen Bereichen möglich? Man sagt, dass die

Menschheit mittlerweile jedes Jahr „zwei Erden“

verbraucht. Und das ist bestimmt nicht das Ende.

KÖLLE PUTZMUNTER

Unter dem Namen „Kölle putzmunter“ läuft

alljährlich eine ehrenamtliche Aktion zur Sauberhaltung

der Stadt. Jeder Bürger, der eine Gruppe

von Sammlern zusammenbringt, kann sich bei den

Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) melden und bekommt

dann Müllsäcke, Handschuhe, Greifer usw.

Bei uns organisiert zum Beispiel Herr Joachim

Kossmann seit Jahren eine Gruppe. Seine fast 30

Helfer haben an einem Samstag im April dieses

Jahres an den Spazierwegen zwischen Frankfurter

Straße und Buchheimer Ring 85 Säcke Abfall

aufgelesen. Wer macht im April 2020 mit?

Das Rheinufer wird jedes Jahr von einer Gruppe

mit dem hübschen Namen K.R.A.K.E. = Kölner

– Rhein – Aufräumungs – Kommando – Einheit

gesäubert.

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