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civitas 05, Weihnachten 2019

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FAMILIE

ERSTE HEIMAT

Im Gespräch mit Familie Akuoko

Liebe Familie Akuoko, zunächst einmal vielen Dank

für die Bereitschaft für dieses Gespräch. Sie leben

ja nun schon seit 41 Jahren in Deutschland. Was hat

sich denn in der Zeit hier für Sie verändert, wenn Sie

jetzt einmal zurück blicken?

Der Wiener Platz hat sich total verändert. Er war

früher ganz anders. Es gibt jetzt auch ein größeres

Ausländerproblem, seitdem Asylbewerber hierher

kommen. Früher war es nicht so schlimm, jetzt

denken die Leute, jeder, der anders aussieht ist ein

Asylbewerber. Jetzt haben wir, die schon so lange

hier wohnen, dadurch Probleme.

Welche Berührungspunkte haben Sie denn mit unserer

Kirchengemeinde und nehmen Sie an Angeboten

der Gemeinde teil?

Ein starker Berührungspunkt ist, dass wir ja hier

direkt neben der Kirche (Anm. d. Red.: Herz Jesu

Kirche) wohnen. Es gibt eine hohe Verbundenheit mit

der Kirchengemeinde. So helfen wir gerne, wenn Hilfe

gebraucht wird. Wir sind immer hier in der Herz Jesu

Kirche, und unsere Kinder sind hier getauft und mit

zur ersten heiligen Kommunion gegangen.

Ihre ghanaische Gemeinde ist ja als Gastkirche in

der Liebfrauenkirche zu Hause. Wie erleben Sie

denn die Unterschiede zwischen den Gemeinden?

In unserer Kirchengemeinde haben wir Instrumente,

und wir singen. Die Freude ist spürbar. Die Kirchengemeinde

von St. Clemens und Mauritius ist total anders.

Die Menschen sitzen nur da und hören zu. Für

die Kinder, die mitkommen, ist das total langweilig.

Bei uns dagegen ist viel Action.

Die Musik gehört zu unserer Tradition in Ghana.

Wir tanzen im Gottesdienst – nicht so wie in der

Disco – und es wird rhythmisch geklatscht. Man

spürt einfach die Freude der Gottesdienstbesucher.

Wie finden sich Ihre Kinder denn hier in Köln-Mülheim

zurecht? Köln wird ja einerseits oft als weltoffen

bezeichnet, andererseits erleben wir ja derzeit

leider auch deutlich gegenteilige Strömungen.

Also ich fühle mich total wohl hier. Ich bin ja auch

hier aufgewachsenen, und schlechte Erfahrungen

habe bisher keine gemacht (Cindy). So geht es mir

auch. Ich fühle mich sehr wohl hier, und ich kann

mir auch gut vorstellen, hier wohnen zu bleiben.

OK, der Wiener Platz ist eben so, aber im großen

und ganzen ist das hier für mich schon ok (Jeffrey).

Gibt es in unserem Veedel einen Lieblingsort für

Ihre Familie?

Das ist eindeutig unten am Rhein, da ist es einfach

schön (Anm.d.Red.: Da stimmen alle Familienmitglieder

zu).

Leben Sie denn hier und heute noch ihre afrikanischen

Traditionen, und wie kommen Sie mit dem

Kölner Karneval zurecht?

Der Karneval ist sehr schön. Es macht Freude, die

Menschen halten zusammen, trinken zusammen und

vergessen die Alltagsprobleme. Unsere Kinder sind hier

geboren und mit dem Karneval und der Kölschen Sprache

groß geworden.

Unsere ghanaische Tradition pflegen wir zum Beispiel in

der Ghana Union (Anm. d. Red.: Eine Ortsgruppe der

Union of Ghanaian Associations in Germany(UGAG)),

da treffen wir uns einmal im Monat. Hier werden auch

Veranstaltungen organisiert, z. B. am Nationalfeiertag

Ghanas, dem 6. März, der der Unabhängigkeitstag des

Landes ist. Der wird immer gefeiert.

Was würden Sie jemanden mitgeben, der Ihre Heimat

Ghana besuchen möchte?

Der Besucher sollte offen für Neues sein (Jeffrey).

Wir sind ein offenes Volk, jeder ist willkommen.

Der Regierungssitz und vor allem auch die Strände

sollte man sich auf jeden Fall ansehen. In der Mitte

von Ghana liegt das Hochland von Aschanti, und das

Königshaus sollte man auch besuchen. Der König ist

in Ghana sehr wichtig.

Die Fotos entstanden neben der Herz Jesu Kirche in Köln-Mülheim.

„Es gibt eine hohe Verbundenheit

mit der Kirchengemeinde. So helfen

wir gerne, wenn Hilfe gebraucht

wird. Wir sind immer hier in der Herz

Jesu Kirche, und unsere Kinder sind

hier getauft und mit zur ersten heiligen

Kommunion gegangen.“

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