PT-Magazin 01 2020
Offizielles Magazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung.
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gliert, um eine Riesen-Show zu machen.<br />
Mit der Realität in den Schulen und vor<br />
allem bei den Schülern hat all das allerdings<br />
nur bedingt zu tun. Für das einzelne<br />
Kind zählt vor allem seine persönliche<br />
Entwicklung, die durchaus auch eine<br />
schlechte Mathe-Note involvieren kann.<br />
Ja, auch die Gesellschaft profitiert wohl<br />
mehr von zufriedenen jungen Menschen,<br />
die ihren ganz eigenen Weg ins Leben<br />
gefunden haben, als von einem pauschalen<br />
Anstieg des Lese-Niveaus. Es ist doch<br />
bezeichnend, dass die PISA-Liste unter<br />
anderem angeführt wird von Ländern<br />
wie Singapur, Hongkong, Japan, Südkorea<br />
und China. Allesamt Staaten, deren Systeme<br />
nicht bekannt sind für die Bedeutung,<br />
die dort dem Individuum beigemessen<br />
wird.<br />
Während die PISA-Studie freilich<br />
wenigstens noch nach objektiven Kriterien<br />
durchgeführt wird, sieht es auf<br />
dem Feld der Zertifikate und Bildungsabschlüsse<br />
wirklich desaströs aus. Der<br />
neuste Coup der Bundesbildungsministerin<br />
(ein Job, der sich gegenüber den Ländern<br />
unter ständigem Rechtfertigungsund<br />
Produktionsdruck befindet) besteht<br />
darin, Berufsabschlüsse jetzt mit den<br />
Titeln „Bachelor Professional“ und „Master<br />
Professional“ zu versehen. Zynisch<br />
könnte man sagen: Nachdem die alten<br />
Studiums-Abschlüsse schon im Zuge der<br />
Bolognisierung entwertet wurden, müssen<br />
jetzt die grundsoliden Gesellen und<br />
Meister auch noch dran glauben und<br />
zum Opfer der Banalisierung werden. Da<br />
werden fleißig des Kaisers neue Kleider<br />
genäht und alles applaudiert begeistert<br />
darüber, als ob auf wundersame Weise<br />
mit dem neuen Namen ein neuer Stand<br />
der Kompetenz erreicht würde.<br />
eindrucksvolle Zahlen präsentieren zu<br />
können. Wenn ein Schüler vorrücken darf<br />
oder eine Studentin die Prüfung besteht,<br />
kann man heute nicht mehr sicher sein,<br />
ob das ein Qualitätsnachweis ist oder<br />
Ergebnis der Vorgaben durch Ministerium,<br />
Rektorin oder Direktor. Viele Zeugnisse<br />
sind nicht mehr das, was der Name<br />
verspricht, sondern Irreführungen, wenn<br />
nicht gar Lügen. Das nützt niemandem<br />
– am allerwenigsten der Studentin oder<br />
dem Schüler.<br />
Anstatt viel Geld, Zeit und Mühe in<br />
die Erstellung der Kulissen zu stecken,<br />
sollte man lieber in einen echten, soliden<br />
Hausbau investieren. Dazu gehört ein<br />
solides Fundament. Vor allem aber muss<br />
das Haus passen – sowohl im Blick auf<br />
Funktionalität als auch auf Geschmack.<br />
Und darüber entscheidet letztlich die<br />
Bewohnerin. Natürlich mit Hilfe von<br />
Architekten, Designern und Statikern. Mit<br />
anderen Worten: Die Aufgabe von Pädagogen<br />
besteht darin, jungen Menschen<br />
dabei zu assistieren, herauszufinden, was<br />
sie gut und gerne machen, und sie dann<br />
dazu zu befähigen, ihre Begabungen<br />
und Leidenschaften bestmöglich auszuleben.<br />
Nicht „entspreche den Ansprüchen<br />
anderer“ sollte das Motto sein, sondern:<br />
„erkenne Dich selbst“! Das ist es, was<br />
dem Einzelnen und der Gemeinschaft<br />
am meisten hilft, und nicht schick klingende<br />
Titel oder eindrucksvolle Positionen<br />
auf Rankings. Es ist höchste Zeit, aus<br />
dieser Schwindel-Spirale auszubrechen.<br />
Um unserer Kinder willen. ó<br />
Ihr Spezialist<br />
für die<br />
Automatisierungstechnik<br />
Softwarekomponenten<br />
Fernwartungslösungen<br />
Kommunikationsadapter<br />
Petra Hönle Rainer Hönle Thomas Hönle<br />
CFO CEO CMO<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1/<strong>2020</strong><br />
Raus aus der Schwindel-Spirale<br />
In Wahrheit wird ein Bildungssystem<br />
gebastelt, das zunehmend Ähnlichkeit<br />
mit Potemkinschen Dörfern aufweist. Die<br />
Verantwortlichen in der Bildungspolitik<br />
gaukeln Schülern, Studenten und Lehrern<br />
etwas vor. Viele der Schul- und Hochschulabschlüsse,<br />
die heute ausgegeben<br />
werden, sagen wenig über die tatsächlichen<br />
Qualifikationen der jungen Menschen<br />
aus. Dafür umso mehr über die<br />
Wünsche von politisch Verantwortlichen,<br />
Über den Autor<br />
Clemens Schneider ist als Netzwerker der<br />
freiheitlichen Bildung eine viel gefragte<br />
Anlaufstelle für die junge Generation.<br />
Gemeinsam mit Frank Schäffler betreibt er<br />
im Internet „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“<br />
- eine Denkfabrik, die sich der<br />
Verbreitung freiheitlichen Denkens widmet.<br />
Neben seiner Arbeit für „Prometheus“<br />
und seiner Vortragstätigkeit schreibt er an<br />
einer Doktorarbeit über den englischen<br />
Historiker Lord Acton und dessen Freiheitsverständnis.<br />
JAHRE<br />
DELTA LOGIC<br />
www.deltalogic.de