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GOLF IN BERLIN UND BRANDENBURG - Ausgabe Juni 4/2019

"Golf in Berlin und Brandenburg" ist die einzige monatliche Golfpublikation in dieser Region.

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Natur und Umwelt

In diesem Sinne – als eine mit „gärtnerischen Mitteln gestaltete und betriebene Golf-Sportanlage“ –

will sich der MGC auch an dem Zukunftsprojekt von BMU und BfN »1000 Gärten –100 Arten« beteili -

gen. Bei diesem einzig artigen Politprojekt soll in unterschiedlichen Garten- und Parktypologien in

Deutschland, mittels eines Saatgut- beziehungsweise Pflanzenstarterpakets, der Lebensraum von 1000

vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Und um dieses Verständnis

und die Affinität von Golf und Natur den Mitgliedern noch direkter zu vermitteln, wurde beim diesjährigen

Oster-Vierer eine ganz besondere Aktion gestartet. DieTurnier teilnehmer erhielten neben der

Score-Karte eine Samentüte der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft für eine Bienen-Blumenwiese

und dazu noch eine Blumenzwiebel. Nach dem Turnier gab es eine gemeinsame Pflanzaktion für die

Sommerblumenwiese und die Herbstbepflanzung.

Ein weiteres Beispiel zur Biodiversitätsaufwertung der Golfanlage ergibt sich bei der Bepflanzung.

Beispiel: Immer wieder sind auf Golfanlagen z.B. Forsythien zu sehen, sie erfreuen uns im März/April

und deuten den phäno logischen Frühling an. Aber Forsythia ist ökologisch nicht besonders wertvoll.

Die Blüten haben keinen Nektar für Insekten und selbst als Futter pflan ze für Raupen ist sie unergiebig.

Ökologisch wesentlich nachhaltiger ist es, Golfanlagen mit Weide, Haselnuss, Kornelkirsche und

Zaubernuss als Ange bot für Insekten umzustrukturieren.

Die Bedeutung einer Golfanlage, als Teil der gestalteten Kulturlandschaft und der regionaltypischen

Landschaftskultur (Fachbegriff: »Landschaftsbild«), lässt sich im Detail in der Raumbildung oder der

Zufahrt erkennen. Prägend für die Golfanlage in Phöben, am Rande des Weltkulturerbes der von dem

Gartenkünstler P. J. Lenné gestalteten Potsdamer Kulturlandschaft, sind eben auch jene von Lenné

initiierten Sichtachsen, »Landschaftsfens ter«, die immer wieder neue Ein- und Aussichten auf die

Natur, auf die landschaft liche Weite oder ein signifikantes Einzelelement eines Baumes ergeben.

Und nicht zuletzt, die Alleen, als preußisches Signum der linearen Verbindung von A nach B und

prachtvolle Zufahrtsstraße zum Anwesen, zum Ziel oder (früher) eben als schattenspendender Schutz

für die marschierenden Soldaten oder heute als »märkisches welcome« zum Golfclub.

Und noch eine Vision, aber vielleicht bald Realität: Die Score-Karten sollen in Zukunft aus Saatpapier,

d.h. natur- und umweltfreundlichem Recycling-Papier mit eingearbeitetem Saatgut – z.B. für eine

Blumenwiese – hergestellt, verteilt und später verpflanzt werden. Der enormen Papierverschwendung

könnte Einhalt geboten werden.

Conclusio

Dass Golfanlagen eine Bedeutung für die Vogelwelt haben, ist seit vielen Jahren klar. Die Zusammenarbeit

vieler Golfclubs mit dem Bio-Engineering oder ornithologischen Gesellschaften gehört fast

schon zum guten Ton. Dass aber Golfanlagen in ihrer großen Flächenausdehnung eine immens

zunehmende Bedeutung für die Reduzierung von Bienen- und Insektenverlust haben, dass sie eine

Bedeutung bekommen, einenTeil der mitteleuropäischen, gestalteten und ästhetisch beeindruckenden

Kulturlandschaft zu bewahren, ist die ganz besondere Herausforderung der Zukunft. Und in einer

digitalisierten, technisierten, immer virtuelleren Welt den Kindern und Jugendlichen den Bezug zur

realen Natur, zu Bewegung genauso wie zu Gesundheit, zu sportlicher Tätigkeit und Fairness zu vermitteln,

das ist eine Chance, die der Golfsport wahrnehmen sollte. Naturschutz, so wie er im Bundesnaturschutzgesetz

formuliert wird, besteht aus den Aspekten der biotischen Elemente (also der

lebenden Materie,Tiere und Pflanzen), aber auch aus der abiotischen Materie, d.h. aus Boden, Klima,

Wasser, Luft und aus der gestal terisch ästhetisch wie nutzungsgemäßen Kulturlandschaft. Für alles

können Golfplätze hoffnungsweisende Bereiche der Zukunft werden, deshalb sollte das Credo auch

im Golfsport heißen: »Think global – act local!«

Prof. Dr. Klaus Neumann,

Landschaftsarchitekt, Sachverständiger für Landschafts- und Naturschutz, UVP,

1.Vize-Präsident Märkischer Golfclub Potsdam,

Präsident Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822 e.V.

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