02.02.2020 Aufrufe

GOLF IN BERLIN UND BRANDENBURG - Ausgabe Juni 4/2019

"Golf in Berlin und Brandenburg" ist die einzige monatliche Golfpublikation in dieser Region.

"Golf in Berlin und Brandenburg" ist die einzige monatliche Golfpublikation in dieser Region.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Natur und Umwelt

Golfplätze – Bestandteil von Naturkultur und Kulturlandschaft

Wie wohl kaum eine andere Sportart – gegebenenfalls noch Teile des Ski -

sports – ist der Golfsport geprägt von der vom Menschen gestalteten Natur.

Golfanlagen sind gestaltete Landschaften, »Gärten im Großen«, bei denen

mit den Naturelementen von Boden und Wasser, von Pflanzen und Tieren,

von Biotopen und Ruderalzonen die Natur unter ästhetisch-gestalterischen

Aspekten für die Ausübung der sportlichen Aktivitäten modelliert, bepflanzt,

genutzt und gepflegt wird. Manche Golfplätze sind pracht- und geschmackvoller

bepflanzt als mancher Stadtpark.

Fast alle anderen Sportarten sind geprägt von weltweit normierten, weitgehend

technisierten, meist DIN-gerechten Anlagen, gleichen Abmessungen,

gleicher Positionierung der Himmelsrichtung und nahezu identischen

Materialien.ObTennis, Fußball, Handball, Leichtathletik oder Rodelsport –

die weltweit fast 100-prozentige Identität prägt den Sport – auch und gerade,

um vergleichbare Wettkampfergebnisse und Rekorde zu erzielen. Hier setzt

sich der Golfsport mit seiner Affinität zur Herkunft aus und zu der gestalteten

Natur ab. Es gibt wohl kaum zwei identische Golfplätze auf der Welt. Und

wenn im sportlichen Sinne doch im Course- und Slope-Rating vergleichbar,

geben das örtliche Klima, der jeweilige Boden, die standorttypologische Flora

und Fauna und die völlig unterschiedlichen Grund- und Oberflächen wasserreservoire

jedem Platz ein eigenes unverwechselbares Oeuvre – die Einzigar -

tigkeit, einen sportiven »genius loci«. Dieser golferische »genius loci« ist doch

das, was uns als Golfenthusiasten immer wieder fasziniert. Aber: Aus dieser

Einzigartigkeit erwächst eine besondere dreifache Verantwortung für den

a) Umgang mit Umwelt, abiotischen Elementen von Boden,Wasser und Klima,

b) den biotischen Elementen von Tieren und Pflanzen und der

c) landschafts- und naturräumlichen Prägung der Kulturlandschaft.

Es ist jenes bereits im Bundesnaturschutzgesetz §1 definierte Credo zum

Schutz und zur Entwicklung von Natur und Landschaft, welches sich aus

eben diesem Dreiklang von abiotischen, biotischen und ästhetisch-kultu -

rellen Elementen zusammensetzt. Und es ist wesentlich mehr, als die ver -

engen de Betrachtung auf ornithologische Vielfalt und Nistkästen. Bereits in

dem 2007 in Kooperation von »Deutscher Golfverband« (DGV) und »Forschungsgesellschaft

Landschaftsentwicklung Landschaftsbau« (FLL) publizierten

Fachbericht »Golfanlagen als Teil der Kulturlandschaft« wurde verdeutlicht,

dass – angesichts des tiefgreifendenWandels der Kulturlandschaf -

ten – den Golfplätzen eine ganz besondere Bedeutung in der Zukunft zukommt.

Der strukturelle Wandel unserer insbesondere agrarisch geprägten

Kulturlandschaft als Folge von Globalisierung mit der primär wirtschaftlich

orientierten Landnutzung großer monotoner Anbaugebiete, der Strukturwan -

del, bedingt durch die Energiewende mit der Nutzung der Kulturlandschaft,

ob nun durch Windmühlen, Solarpaneele, monotone nachwachsende Rohstoffe

– das alles führt zu Verarmung und Monotonisierung der bisher vielfältigen

Kulturlandschaft. Die Folge von Artenverlust, Biodiversitätsverlust,

Insekten- und Bienensterben erleben wir heute. Den Golfanlagen, oftmals von

vielen Dutzend Hektar Größe, oftmals in den vielfach ausgeräumten ländlichen,

agrarisch geprägten Landschaftsräumen, wird in Zukunft als ökologischer

Hotspot, als urbanes wie ruderales Refu gium für den Artenreichtum

vonTieren und Pflanzen genauso eine große Bedeutung zukommen wie der

Bewahrung einer vielfältig gestalteten, nutzungsmäßigen und kulturellen

Aspekten zu entwickelnden in der Kulturlandschaft.Vielleicht werden Golfplätze

das prägende landschaftskulturelle Element der Zukunft, vielleicht

eine Art »Arche Noah« für vom Aussterben bedrohte Arten in einer sich verändernden

globalisierten, technisierten nutzungsorientierten Kulturlandschaft,

wenn (!) sie sich dieser Aufgaben bewusst werden und sich dieser

Heraus forderung stellen. Es ist die gestaltete Natur, es ist das Handling mit

Boden, mit Wasser, mit Pflanze, mit Topographie, es ist das Design der

Landschaft, um sportlich und Herausforderungen gerecht zu werden und

dem Menschen eine attrak tive Landschaft für Freizeit und Erholung, für

sportliche Aktivitäten und Wettkämpfe zu offerieren. Und genau diese

beiden Faktoren stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Natur, die

Landschaft, das Klima, die Artenvielfalt verändern sich und die Menschen

verändern sich ebenfalls. Der demografischeWandel und der soziokulturelle

Wandel werden auch diesen Sport deutlich verändern.

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!