GOLF IN BERLIN UND BRANDENBURG - Ausgabe Juni 4/2019
"Golf in Berlin und Brandenburg" ist die einzige monatliche Golfpublikation in dieser Region.
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Natur und Umwelt
Golfplätze – Bestandteil von Naturkultur und Kulturlandschaft
Wie wohl kaum eine andere Sportart – gegebenenfalls noch Teile des Ski -
sports – ist der Golfsport geprägt von der vom Menschen gestalteten Natur.
Golfanlagen sind gestaltete Landschaften, »Gärten im Großen«, bei denen
mit den Naturelementen von Boden und Wasser, von Pflanzen und Tieren,
von Biotopen und Ruderalzonen die Natur unter ästhetisch-gestalterischen
Aspekten für die Ausübung der sportlichen Aktivitäten modelliert, bepflanzt,
genutzt und gepflegt wird. Manche Golfplätze sind pracht- und geschmackvoller
bepflanzt als mancher Stadtpark.
Fast alle anderen Sportarten sind geprägt von weltweit normierten, weitgehend
technisierten, meist DIN-gerechten Anlagen, gleichen Abmessungen,
gleicher Positionierung der Himmelsrichtung und nahezu identischen
Materialien.ObTennis, Fußball, Handball, Leichtathletik oder Rodelsport –
die weltweit fast 100-prozentige Identität prägt den Sport – auch und gerade,
um vergleichbare Wettkampfergebnisse und Rekorde zu erzielen. Hier setzt
sich der Golfsport mit seiner Affinität zur Herkunft aus und zu der gestalteten
Natur ab. Es gibt wohl kaum zwei identische Golfplätze auf der Welt. Und
wenn im sportlichen Sinne doch im Course- und Slope-Rating vergleichbar,
geben das örtliche Klima, der jeweilige Boden, die standorttypologische Flora
und Fauna und die völlig unterschiedlichen Grund- und Oberflächen wasserreservoire
jedem Platz ein eigenes unverwechselbares Oeuvre – die Einzigar -
tigkeit, einen sportiven »genius loci«. Dieser golferische »genius loci« ist doch
das, was uns als Golfenthusiasten immer wieder fasziniert. Aber: Aus dieser
Einzigartigkeit erwächst eine besondere dreifache Verantwortung für den
a) Umgang mit Umwelt, abiotischen Elementen von Boden,Wasser und Klima,
b) den biotischen Elementen von Tieren und Pflanzen und der
c) landschafts- und naturräumlichen Prägung der Kulturlandschaft.
Es ist jenes bereits im Bundesnaturschutzgesetz §1 definierte Credo zum
Schutz und zur Entwicklung von Natur und Landschaft, welches sich aus
eben diesem Dreiklang von abiotischen, biotischen und ästhetisch-kultu -
rellen Elementen zusammensetzt. Und es ist wesentlich mehr, als die ver -
engen de Betrachtung auf ornithologische Vielfalt und Nistkästen. Bereits in
dem 2007 in Kooperation von »Deutscher Golfverband« (DGV) und »Forschungsgesellschaft
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau« (FLL) publizierten
Fachbericht »Golfanlagen als Teil der Kulturlandschaft« wurde verdeutlicht,
dass – angesichts des tiefgreifendenWandels der Kulturlandschaf -
ten – den Golfplätzen eine ganz besondere Bedeutung in der Zukunft zukommt.
Der strukturelle Wandel unserer insbesondere agrarisch geprägten
Kulturlandschaft als Folge von Globalisierung mit der primär wirtschaftlich
orientierten Landnutzung großer monotoner Anbaugebiete, der Strukturwan -
del, bedingt durch die Energiewende mit der Nutzung der Kulturlandschaft,
ob nun durch Windmühlen, Solarpaneele, monotone nachwachsende Rohstoffe
– das alles führt zu Verarmung und Monotonisierung der bisher vielfältigen
Kulturlandschaft. Die Folge von Artenverlust, Biodiversitätsverlust,
Insekten- und Bienensterben erleben wir heute. Den Golfanlagen, oftmals von
vielen Dutzend Hektar Größe, oftmals in den vielfach ausgeräumten ländlichen,
agrarisch geprägten Landschaftsräumen, wird in Zukunft als ökologischer
Hotspot, als urbanes wie ruderales Refu gium für den Artenreichtum
vonTieren und Pflanzen genauso eine große Bedeutung zukommen wie der
Bewahrung einer vielfältig gestalteten, nutzungsmäßigen und kulturellen
Aspekten zu entwickelnden in der Kulturlandschaft.Vielleicht werden Golfplätze
das prägende landschaftskulturelle Element der Zukunft, vielleicht
eine Art »Arche Noah« für vom Aussterben bedrohte Arten in einer sich verändernden
globalisierten, technisierten nutzungsorientierten Kulturlandschaft,
wenn (!) sie sich dieser Aufgaben bewusst werden und sich dieser
Heraus forderung stellen. Es ist die gestaltete Natur, es ist das Handling mit
Boden, mit Wasser, mit Pflanze, mit Topographie, es ist das Design der
Landschaft, um sportlich und Herausforderungen gerecht zu werden und
dem Menschen eine attrak tive Landschaft für Freizeit und Erholung, für
sportliche Aktivitäten und Wettkämpfe zu offerieren. Und genau diese
beiden Faktoren stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Natur, die
Landschaft, das Klima, die Artenvielfalt verändern sich und die Menschen
verändern sich ebenfalls. Der demografischeWandel und der soziokulturelle
Wandel werden auch diesen Sport deutlich verändern.
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