Der Seeadler 2020
Das Jahresmagazin des Seeadlerschutz Schlei e.V. Wissenswertes | Gefahren | Projekte | Veranstaltungen | Vereinsarbeit
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Seeadler am Mühlenberger Loch in Hamburg
Hamburg ist nicht nur Standort für Hafen- und
Luftfahrtindustrie, Hamburg ist auch das Revier des
Seeadlers. Über das ganze Jahr hinweg ließen sich
bis zu acht Seeadler verschiedenen Alters gleichzeitig
im NSG Mühlenberger Loch / Neßsand beobachten.
Trotz der Nähe zur Industrie dient das Mühlenberger
Loch als Rückzugsgebiet von zahlreichen
Wasservögeln und Wasserbewohnern. Das Mühlenberger
Loch mit seinen Süßwasserwattflächen
ist ein wichtiges Rastgebiet für Zugvogelarten, wie
Brandgänse, Lachmöwen, Krickenten u. v. m. Daneben
zeichnet sich das Gebiet durch einen hohen
Fischreichtum aus. Dieses Nahrungsangebot weiß
auch der Seeadler zu schätzen.
Bei niedrigem Wasserstand spähen die Seeadler
durch Abwarten am Rande von Prielen oder Fahrrinnen
nach Beute. Als Ansitz werden vorzugsweise
größere Steine, Treibholz oder auch Tonnen an der
Fahrrinne genutzt.
Bekannte Horststandorte befinden sich im Umkreis
von zwei bis fünf Kilometern. Aufgrund der Gebietsgröße
lässt sich der Seeadler im Mühlenberger
Loch von Land nur aus einer Entfernung von 1.100-
1.600 Metern beobachten. Seine Anwesenheit wird
regelmäßig von Krähen und Möwen verraten, die
ihm seine Beute streitig machen.
Für das gesamte Naturschutzgebiet an der Elbe gilt
eine Befahrensregelung. Gemäß dieser ist es untersagt,
das Gebiet außerhalb der gekennzeichneten
Fahrrinnen mit Wasserfahrzeugen zu befahren
oder sich hier trockenfallen zu lassen. Der östliche
Bereich des Schutzgebietes Mühlenberger Loch ist
komplett gesperrt.
Verbesserungspotenzial gibt es hinsichtlich der
Durchsetzung dieser Regeln: So ließ sich z. B. beobachten,
wie sich im Mai 2019 eine Barkasse und
mehrere Schnellboote im Schutzgebiet trockenfallen
ließen. Über 30 Personen spielten Fußball oder
spazierten im Watt - alles in kurzer Distanz zu einem
adulten Seeadler, der kurz darauf die Flucht
ergriff. Die Wasserschutzpolizei sah keinen Handlungsbedarf,
solche Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen
- schließlich würde auflaufendes Wasser die
Störung auf natürliche Weise abstellen.
Bericht/Fotos: Stephan Töllner
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