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Marko Wohnen ePAPER Küchenmagazin 2020

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Gebratener Lachs, gewürzt

mit Passionsfruchtkernen.

Die milde Aprikosencreme

federt die Säure ab. Dazu

Buttermilch als frische

Komponente. Die leicht

bittere Note des Friséesalats

bringt Balance in das

Gericht.

Prof. Dr. Thomas Vilgis,

Foodpairing-Experte

schaftlich nachgewiesene: süß, sauer, salzig, bitter

und umami – ein Geschmack, der als

herzhaft-intensiv, fleischig beschrieben wird.

Gleichzeitig folgt die Wahrnehmung der Reize

über den Trigeminus-Nerv. Also: ist es heiß,

warm, kühl oder sehr kalt? Diese werden nicht nur

über „echte“ Temperaturen ausgelöst, sondern

auch über Kräuter und Gewürze: Chili ist heiß,

milde Pfeffer sind warm, Minze entfaltet sich kühl

und rohe Zwiebel, Knoblauch oder Lauch sind

tränenreizend, schmerzhaft kalt.

Im zweiten Schritt nehmen wir beim Kauen

und Schlucken Aromen über den Nasen-Rachen-Raum

wahr, aber auf der

Grundlage des vorausgegangenen Geschmacks.

Damit immer noch nicht genug,

denn die Textur des Lebensmittels

bestimmt im hohen Maße die Freigabe

des Geschmacks- und der Geruchsstoffe.

Essen wir einen Apfel, sperren wir die Apfelaromen

in ein puddingartiges Gelee, befinden

sie sich in einem sanft-weichen Apfelbrei

oder trocknen wir Apfelscheiben bei niedrigen

Temperaturen zu knusprigen Chips? Die Freigabe

von Geschmack und Aromen hängt sehr stark von

der Konsistenz ab.

Das Kombinieren muss die Veränderung der Aromen

beim Dämpfen, Kochen, Braten, Backen,

Fermentieren, Grillen und Räuchern immer mitberücksichtigen.

Dabei werden den Lebensmitteln

„Prozessaromen“ aufgedrängt, die den

rohen Lebensmitteln nicht zu eigen sind. Die bekanntesten

davon sind etwa Röstaromen beim

Anbraten oder Grillen oder der Wechsel in

Geschmack und Aromatik vom Weißkohl zum

Sauerkraut beim Fermentieren. Allesamt Dinge,

die wohlweislich überlegt werden müssen, wenn

über Food-, Aroma- oder Flavourpairing gesprochen

wird. Hilfestellung ist also nötig. Dazu trennen

wir stets die verschiedenen sensorischen

Effekte auf: Hin und wieder werden die Begriffe

„Geschmack“ und „Aroma“ umgangssprachlich

durcheinandergeworfen, obwohl sie auf vollkommen

verschiedenen Grundlagen beruhen, selbst

wenn sie später, zusammen mit der Textur und

den trigeminalen Empfindungen sensorisch zum

Gesamteindruck, dem Flavour, zusammenwirken.

SCHMECKEN: EIN PROZESS

MIT ALLEN SINNEN

Es beginnt bereits beim Sehen. Sieht ein Teller – wie

in der Sterne- oder Spitzenküche – besonders gut

aus, gehen wir positiv gestimmt an das Essen heran.

Auch unser Gehör setzen wir ein, bevor wir überhaupt

schmecken. Hören wir die Perlage und das

Platzen der kleinen Bläschen im Schampusglas? Ist

die Kruste der Brötchen krachend? Das alles sind

Fragen, mit denen wir im Nu eine ganze Reihe von

Eigenschaften bewerten, die uns helfen, Lebensmittel

einzuschätzen. Kein Schmecken ohne Riechen:

Beim Brechen eines weichen Croissants oder eines

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