Sexuelle Gesundheit & Ejaculatio praecox - Kinderwunsch Praxis ...

Sexuelle Gesundheit &
Ejaculatio praecox
Dr. Simone Maier
Urologische Gemeinschaftspraxis Dres. Maier / Löffler
Albstr. 2
72764 Reutlingen
info@urologie-reutlingen.de
www.urologie-reutlingen.de

Inhalt
Modul 1
Modul 2
Modul 3
Modul 4
• Neurophysiologie der Ejakulation
und Pathophysiologie der
Ejaculatio praecox
• Merkmale der Ejaculatio praecox
• Bedeutung von Ejaculatio praecox
für den Patienten und seinen
Partner
• Die Behandlung von
Ejaculatio praecox

Inhalt
Modul 1
Modul 2
Modul 3
Modul 4
• Neurophysiologie der Ejakulation
und Pathophysiologie der
Ejaculatio praecox
• Merkmale der Ejaculatio praecox
• Bedeutung von Ejaculatio praecox
für den Patienten und seinen
Partner
• Die Behandlung von
Ejaculatio praecox

Normale sexuelle Reaktion beim Mann
Sexuelles
Interesse /
Stimulation
Tumeszenz
des Penis
Starke
Erregung /
Erektion des
Penis
Erregung
Nach: Donatucci (2006) J Sex Med 3 (Suppl. 4): 303–308
Penetration
Plateau
Zeit
Orgasmus
Von einem
Orgasmus
begleitete
Ejakulation
Detumeszenz
des Penis
Rückbildung

Was ist bei Ejaculatio praecox anders?
Rasche Ejakulation in
Verbindung mit einem
Orgasmus bei normaler
Erektion
Kurze
Plateauphase
Stark ansteigende
Erregungsphase
bei
normaler Erektion
Nach: Donatucci (2006) J Sex Med 3 (Suppl. 4):303–308
Ejaculatio Praecox
Zeit
Normale Reaktion

Neuronale Steuerung der Ejakulation
Die wichtigsten supraspinalen Zentren
Die wichtigsten Bereiche für Emission und Ejakulation befinden sich in den
folgenden Hirnregionen:
Sensorische
Inputs aus
dem Genitalbereich
Giuliano & Clement (2006) Eur Urol 50(3):454–466
Cortex
Exzitatorische &
inhibitorische
Kontrolle
Thalamus
Hypothalamus:
NPV: Nucleus
paraventricularis
MPOA: Mediales
präoptisches Areal
Mittelhirn:
PAG: Periaquäduktales Grau
Pons (Brücke):
nPGi: Nucleus
paragigantocellularis

Neurophysiologie der Ejakulation
Supraspinale
Zentren
Spinothalamische
Zellen L3-L4:
Koordination der
spinalen Nuclei
Hypogastrischer
Plexus
~ Th12-L1:
Emission
Spinaler Reflex
S1-S3:
Expulsion
Sensorische Inputs
aus Genitalbereich
efferent
N. pudendus
Giuliano & Clement (2005) Ann Rev Sex Res 16:190–216
afferent
Höhere
Gehirnzentren
Exzitatorische &
inhibitorische
Kontrolle
Motorische Versorgung des
Musculus bulbospongiosus
Pons (Brücke):
nPGi: Nucleus
paragigantocellularis
Sympathische Versorgung:
Nebenhoden, Samenleiter
Samenblasen
Prostata
Dorsalnerv des Penis

Galanin
NK-1
NK-1: Neurokinin-1
Der spinale Ejakulationsgenerator
Überlagerung
Nach: Truitt & Coolen (2002) Science 297:1566-1569
• Integriert die sensorischen Inputs, die zur
Auslösung der Ejakulation erforderlich sind
• Koordiniert den sympathischen,
parasympathischen und somatischen Outflow, um
die Emission und Expulsion auszulösen

Der spinale Ejakulationsgenerator
Th12-
L1
L3-L4
L5-S1
Sympathische
Zentren
Spinaler
Ejakulationsgenerator
DM
(VH)
Xu et al (2006) Neuroscience 138(2):561-573
Sakraler
parasympathischer
Nucleus
N. pudendus
NH
NP
IMG
PG
Prostata
BS-
Muskeln
• Die lumbalen spinothalamischen
Neuronen
(LSTN) koordinieren die
Ejakulation
• Die LSTN auf Höhe von
L3-L4 verbinden die
Prostata und den BS-
Muskel bei Ratten
• Die LSTN koordinieren
und synchronisieren die
Emissions- und
Expulsionsphasen der
Ejakulation
BS: Musculus bulbospongiosus; DM: Nucleus medialis dorsalis; NH: Nervus hypogastricus;
IMG: intermesenterisches Ganglion; L: Lumbalsegment des Rückenmarks; LSTN: lumbale,
spinothalamische Neuronen; PG: Ganglion pelvinum; NP: Nervus Pelvicus
Th: Thorakalsegment des Rückenmarks; VH: ventrales Horn

Die Neurotransmitter der Ejakulation
Die folgenden Neurotransmitter sind an der
neuronalen Kontrolle der Emission und
Ejakulation beteiligt:
• Serotonin (5-HT)
• Dopamin (DA)
• Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
• Noradrenalin
• Serotonin gilt als der wichtigste an der
Ejakulation beteiligte Neurotransmitter
• Es gibt zahlreiche Serotonin-Rezeptoren
im Hypothalamus, Stammhirn und
Rückmark
McMahon et al, Disorders of orgasm and ejaculation in men. In Sexual Medicine: Sexual dysfunctions in men and
women. 2nd International Consultation on Sexual Dysfunctions, Paris, 2004; Donatucci (2006) J Sex Med 3(suppl
4):303–308

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
(SSRI)
Die Serotonin-Neurotransmission
wird durch das Wiederaufnahmesystem
der Serotonintransporter (5-HTT) lokal
reguliert
Wenn Serotonin freigesetzt wird,
wird das Transportersystem aktiviert
und Serotonin aus dem synaptischen
Spalt ins Zellinnere zurücktransportiert.
Damit wird eine Überstimulierung der
postsynaptischen Serotoninrezeptoren
verhindert
SSRI hemmen das Serotonintransportersystem
und erhöhen somit die
Serotoninspiegel im synaptischen Spalt Postsynaptisches Neuron
5-HTT = Serotonintransportersystem
5-HT = Serotonin
5-HTT
5-HT
5-HT
5-HTT
Giuliano (2007) Trends Neurosci. 30(2):79–84;
Nach: McMahon et al (2004) Disorders of orgasm and ejaculation in men. In Sexual Medicine: Sexual dysfunctions in men
and women. 2nd International Consultation on Sexual Dysfunctions, Paris
5-HT
Axon
Axonales
Ende
5-HTT
5-HTT
Synaptischer
Spalt

Schlussfolgerungen
Die Ejakulation ist ein Reflex, der von einer Gruppe von
Zellen im Rückenmark, dem so genannten spinalen
Ejakulationsgenerator, koordiniert wird 1
Die Ejakulationsreaktion wird von höheren Zentren im
Gehirn gesteuert2 Serotonin und serotoninerge Leitungsbahnen spielen bei der
Vermittlung der Signale eine Schlüsselrolle, indem sie die
Ejakulation vom Gehirn aus regulieren3 Erhöhte Serotoninspiegel im ZNS verzögern die Ejakulation 4
1. Truitt & Coolen (2002) Science 30;297:1566-1569
2. Giuliano & Clement (2006) Eur Urol 50(3):454–466
3. McMahon CG et al, Disorders of orgasm and ejaculation in men. In Sexual Medicine: Sexual
dysfunctions in men and women. 2nd International Consultation on Sexual Dysfunctions, Paris,
2004
4. Giuliano F (2007) Trends Neurosci 30(2):79-84

Inhalt
Modul 1
Modul 2
Modul 3
Modul 4
• Neurophysiologie der Ejakulation
und Pathophysiologie der
Ejaculatio praecox
• Merkmale der Ejaculatio praecox
• Bedeutung von Ejaculatio praecox
für den Patienten und seinen
Partner
• Die Behandlung von
Ejaculatio praecox

PEPA- Premature Ejaculation perceptions and attitudes
Größte internationale Studie zur Erforschung von Ejaculatio Praecox
Internetumfrage
April bis August 2004
USA Deutschlan
d
Italien
Porst et al. (2007) Eur Urol 51:816–824
Randomisierte
Stichprobe
• 12.133 Männer
• 18–70 Jahre alt
• Befragung zum
allgemeinen und
sexuellen
Gesundheitszustand
PEPA: Premature ejaculation perceptions and attitudes (Wahrnehmungen und Haltungen gegenüber Ejaculatio praecox)

PEPA-Studie: Definition von Ejaculatio praecox
In Anlehnung an die DSM-IV-TR-Kriterien: Die blauen Antworten sind als
Ejaculatio praecox definiert
�Sie empfinden Ihre
Kontrolle über den
Samenerguss während
des
Geschlechtsverkehrs
als...
�„gering“
�„einigermaßen“
�„gut“
�„sehr gut“
�„ausgezeichnet“
�Welche dieser vier Aussagen
beschreibt am besten, wie die für Sie
typische Dauer bis zur Ejakulation
Ihre Beziehung beeinflusst?
�„ein Problem für mich, aber nicht für meine
Partnerin“
�„kein Problem für mich, aber für meine
Partnerin“
�„ein Problem für beide, also für mich und
meine Partnerin“
�„Kein Problem, weder für mich noch für
meine Partnerin“
PEPA: Premature ejaculation perceptions and attitudes (Wahrnehmungen und Haltungen gegenüber Ejaculatio praecox)
Porst et al. (2007) Eur Urol 51:816–824

Prävalenz von Ejaculatio praecox
Porst et al. (2007) Eur Urol 51:816–824
PEPA-Studie
PEPA: Premature ejaculation perceptions and attitudes (Wahrnehmungen und Haltungen gegenüber Ejaculatio praecox)

Prävalenz von Ejaculatio praecox
Die Prävalenz von Ejaculatio praecox ist höher als die von erektiler
Dysfunktion und ist in allen Altersgruppen < 60 Jahren konsistent
Laumann et al. (1999) JAMA 281:537-544
Analyse des „National Health and Social Life Survey“
EP = Ejaculatio praecox wird definiert als „zu frühes Erreichen des Höhepunktes“
ED = Erektile Dysfunktion wird definiert als „Probleme bei der Aufrechterhaltung der Erektion“

Definition Ejaculatio praecox:
DSM-IV
A. Persistierende oder rekurrierende Ejakulation bei minimaler
sexueller Stimulation vor, während oder kurz nach der Penetration
und eher, als der Patient dies wünscht. Der behandelnde Arzt muss
Faktoren berücksichtigen, die die Dauer der Erregungsphase
beeinflussen, wie etwa das Alter, die Dauer der Beziehung oder die
Situation und die derzeitige Häufigkeit der sexuellen Aktivität.
B. Die Störung führt zu deutlichem Leidensdruck oder
zwischenmenschlichen Schwierigkeiten.
C. Die vorzeitige Ejakulation ist nicht ausschließlich auf die direkte
Wirkung einer Substanz zurückzuführen (z.B. Opioid-Entzug).
American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th Edition.
Washington, DC, American Psychiatric Association, 2000

Definition Ejaculatio praecox:
ICSD/ICUD
Bei Ejaculatio praecox handelt es sich um
persistierend oder rekurrierend auftretende
Ejakulationen bei minimaler sexueller Stimulation vor,
während oder kurz nach der Penetration und eher, als
der Patient dies wünscht, und worüber die
Betroffenen nur geringe oder keine freiwillige
Kontrolle haben, was beim Betroffenen und/oder
seinem Partner zu Ärger oder Leidensdruck führt.
ICSD = International Committee on Sexual Disorders/ICUD = International Consultation on Urological Diseases
McMahon CG et al (2004) J Sex Med 1: 58-65

Definitionen für Ejaculatio praecox
Es bestehen 3 Gemeinsamkeiten:
• Kurze Latenzzeit bis zur Ejakulation
• Wahrnehmung einer mangelnden Kontrolle
• Negative Konsequenzen
aber alle Definitionen weisen bedeutende Mängel auf...
Sie alle basieren ausschließlich auf Expertenmeinungen und
sind nicht evidenzbasiert
American Psychiatric Association: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th Edition.
Washington, DC, American Psychiatric Association, 2000; World Health Organization. International
Classification of Diseases and Related Health Problems, 10th Edition. Geneva: World Health Organization,
1994; Montague et al (2004) J Urol. 172: 290–294; McMahon CG et al (2004) J Sex Med 1:58-65

Evidenzbasierte Definition lebenslanger
Ejaculatio praecox
Definition der „International Society for Sexual
Medicine“ (ISSM) für lebenslange Ejaculatio praecox:
Ejaculatio praecox ist eine sexuelle Dysfunktion beim
Mann,
die wie folgt charakterisiert ist:
• Ejakulation, die immer oder fast immer vor oder innerhalb von
etwa einer Minute nach Einführen des Gliedes in die Scheide
erfolgt; und
• die Unfähigkeit zur Verzögerung der Ejakulation bei jeder oder
fast jeder vaginalen Penetration; und
• negative persönliche Folgen, wie etwa Leidensdruck, Ärger,
Frustration und/oder die Vermeidung sexueller Intimität
McMahon et al (2008) J Sex Med 5:1590–1606

Messung der intravaginalen
Ejakulations-Latenzzeit (IELT)
•Die intravaginale Ejakulations-Latenzzeit (IELT) ist ein objektives Maß der
Zeit bis zur Ejakulation, das in klinischen Studien verwendet wird 1,2
• Die IELT wird typischerweise vom Partner mit einer Stoppuhr gemessen
• Die IELT wird als die Zeit vom Beginn des Eindringens in die Scheide bis
zum Beginn der intravaginalen Ejakulation definiert 2
• Eine Ejakulation vor dem Eindringen hat einen IELT-Wert von Null.
• Jede Ejakulation nach dem Eindringen in die Scheide wird in Sekunden oder Minuten
gemessen.
• Die Grenzen bei der IELT zur Definierung von Ejaculatio praecox
variierten zwischen 1–7 Minuten 2
1. Waldinger et al (1994) Am J Psych 151:1377–1379;
2. Waldinger (2003) Int J Impot Res 15:309–313

Eine US-amerikanische Beobachtungsstudie mit
Männern mit Ejaculatio praecox, die gemäß den DSM-
IV-TR-Kriterien* diagnostiziert wurde
IELTs bei Probanden mit und ohne Ejaculatio Praecox,
insbesondere Überschneidungen im Zeitrahmen von 1-4 Minuten
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Patrick et al. (2005) J Sex Med 2:358-367
Männer mit Ejaculatio praecox: mediane IELT von 1,8 min
Ejaculatio Praecox (n=190) (Schwankungsbereich: 0-25 min)
Keine Ejaculatio Praecox (n=1215)
11 12 13
Studien-Code: C-004-2004; *IELT war kein Kriterium für die Diagnose von Ejaculatio
Praecox
26 % ejakulieren innerhalb von 1 min
52 % ejakulieren innerhalb von 2 min
35 % ejakulieren innerhalb von 2–5 min
13 % ejakulieren innerhalb von 5–25 min
Männer ohne Ejauclatio Praecox: mediane IELT von 7,3 min
(Schwankungsbereich: 0-25 min)
6 % ejakulieren innerhalb von 2 Minuten
14 15
16 17 18
19
20

Typen von Ejaculatio praecox
Lebenslange oder
„primäre“ Ejaculatio
praecox
• Störung der serotonergenLeitungsbahnen,
die die
Ejakulation steuern?
Screponi et al. (2001) Urology 58:198-201; Jannini et al. (2002) J Endocrinol Invest 25:1006-
1019; Waldinger (2002) J Urol 168:2359-2367; Carani et al. (2005) J Clin Endocrinol Metab
90:6472-6479; Jannini et al. (2005) Curr Opin Urol 15:399-403
Erworbene oder „sekundäre“
Ejaculatio praecox
• Störung der serotonergen
Leitungsbahnen, die die
Ejakulation steuern?
• Psychologisch
• Organisch (Hyperthyreose)
• Assoziiert mit anderen sexuellen
Dysfunktionen

Erworbene Ejaculatio praecox
Erworbene Ejaculatio praecox ist ein Subtyp, der wie folgt
charakterisiert ist:
• ein substantieller Rückgang bei der Zeit bis zur Ejakulation im
Vergleich zu den früheren sexuellen Erfahrungen des Mannes;
• die Unfähigkeit, bei jeder oder fast jeder vaginalen Penetration die
Ejakulation zu verzögern*; und
• negative persönliche Folgen, wie etwa Leidensdruck, Ärger, Frustration
und/oder die Vermeidung sexueller Intimität*
*Weitere klinische Untersuchungen sind erforderlich, um IELT- und PRO-Daten zu
erworbener EP zu erhalten.
EAA-ISSM interim position statement on acquired premature ejaculation (2008) [Prof Jannini, persönliche Mitteilung]

Vergleich der EU- & US-Beobachtungsstudien
Screening-Visite
Demographie/Gemessene IELT
Median (Minuten) 2,0 8,8 1,8 7,3
Sample: EU - 1.115 Männer und ihre Partner über 8 Wochen
Schwankungsbereich 0-26 0-44 0-41 0-53
US - 1.587 Männer und ihre Partner über 4 Wochen
Die Ärzte verwendeten DSM-IV-Kriterien, um zu klassifizieren, ob bei den Männern EP bestand
oder nicht
Studien-Codes: R096769-PRE-3004 (EU); C-004-2004 (US)
1. Giuliano et al. (2008) Eur Urology 53:1048-1057;
2. Patrick et al. (2005) J Sex Med. 2:358-367
EU-Studie 1 US-Studie 2
PE * Keine PE PE Keine PE
Anzahl der teilnehmenden Probanden 201 914 207 1.380
Durchschnittsalter (Jahre) 36,0 34,5 36,1 35,3
Vorhautbeschneidung (% ja) 10 11 83,0 84,5
Ausbildung (% mit Hochschulabschluss) 40 45 38,8 49,8
Lebenssituation (% leben mit Ehepartner oder
Lebensgefährten zusammen)
Monatliche Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs
in den vergangenen 6 Monaten (Median)
Gemessene IELT
79,0 73,0 86,0 85,6
10,0 10,0 8,0 10,0
Durchschnitt (Minuten) 3,3 10,0 3,0 9,15
* PE = premature ejaculation = Ejaculatio praecox

Diagnostisches Vorgehen
• Das bestehende Leiden feststellen
• Grad des Leidensdrucks des
Patienten/Partners
• Grad der Kontrolle über die Ejakulation
• (Geschätzte) Intravaginale Latenzzeit
bis zur Ejakulation (IELT) und/oder Grad
der Kontrolle über die Ejakulation
• Beginn und Dauer der Ejaculatio
praecox
• Ist Ejaculatio praecox ein isoliertes
Leiden (oder z.B. assoziiert mit erektiler
Dysfunktion)?
McMahon et al, 2nd International Consultation on Sexual Dysfunctions, Paris,
2004; Lue et al. (2004) J Sex Med 1(1):6-23

Messungen der Patient Reported
Outcomes (PRO)
Das Premature Ejaculation Profile (PEP)
Messung Frage 5 mögliche Antworten
Kontrolle über die
Ejakulation
Ejakulationsbedingter
persönlicher
Leidensdruck
Zufriedenheit mit dem
Geschlechtsverkehr
Ejakulationsbedingte
zwischenmenschliche
Schwierigkeiten
Im letzten Monat war Ihre Kontrolle über den Samenerguss
während des Geschlechtsverkehrs...
Wie hoch war im letzten Monat der
Leidensdruck darüber, dass Sie beim Geschlechtsverkehr zu
schnell zum Höhepunkt kommen?
Im letzten Monat war Ihre Zufriedenheit mit dem
Geschlechtsverkehr...
Wie stark führte im letzten Monat die Tatsache, dass Sie beim
Geschlechtsverkehr zu schnell zum Höhepunkt kommen, zu
Problemen in ihrer sexuellen Beziehung mit Ihrem Partner?
Patrick et al. (2005) J Sex Med 2:358-367; Giuliano et al. (2008) Eur Urology 53:1048-1057
0 = sehr gering
�
4 = sehr gut
0 = extrem hoch
�
4 = kein Leidensdruck
0 = sehr gering
�
4 = sehr gut
0 = extrem stark
�
4 = keine Probleme

Vergleich der PEP-Werte* für Männer mit
und ohne Ejaculatio praecox in der EU und in den USA
Belastung durch Ejaculatio praecox: schlechtere Werte bei allen PRO-
Messungen bei Männern mit Ejaculatio praecox
PRO-Wert
Studien-Codes: R096769-PRE-3004 (EU); C-004-2004 (US);
*Werte: zweite Studienvisite; Höhere Werte weisen auf eine Verbesserung bei den jeweiligen Aspekten, die Gegenstand der
Messung sind, hin
Patrick et al. (2005) J Sex Med 2:358-367; Giuliano et al. (2008) Eur Urology 53:1048-1057

Die Kontrolle spielt bei der Wahrnehmung von
Ejaculatio praecox eine besonders wichtige Rolle
Ejakulationsbedingter
persönlicher
Leidensdruck
Nach: Patrick et al. (2007) J Sex Med 4(3):780-788
Kontrolle über
die Ejakulation
Timing
(IELT)
Ejakulationsbedingte
zwischenmenschliche
Schwierigkeiten
Zufriedenheit mit
dem
Geschlechtsverkehr

Schlussfolgerungen
Ejaculatio praecox ist eine häufige sexuelle Dysfunktion bei
Männern mit einer vergleichbaren Prävalenz in allen
Altersgruppen und Ländern
Ejaculatio praecox wird von der ISSM wie folgt definiert:
• Ejakulation, die immer oder fast immer vor oder innerhalb
von etwa einer Minute nach Einführen des Gliedes in die
Scheide erfolgt; und
• die Unfähigkeit zur Verzögerung der Ejakulation bei jeder
oder fast jeder vaginalen Penetration; und
• negative persönliche Folgen, wie etwa Leidensdruck, Ärger,
Frustration und/oder die Vermeidung sexueller Intimität
Laumann et al. (1999) JAMA ; 281: 537-544; Nicolosi et al. (2004) Urol 64(5):991-997;
Porst et al. (2007) Eur Urology 51(3):816-23; McMahon et al (2008) J Sex Med 5:1590–
1606

Inhalt
Modul 1
Modul 2
Modul 3
Modul 4
• Neurophysiologie der Ejakulation
und Pathophysiologie der Ejaculatio
praecox
• Merkmale der Ejaculatio praecox
• Bedeutung von Ejaculatio praecox
für den Patienten und seinen Partner
• Die Behandlung von
Ejaculatio praecox

Die Belastung durch Ejaculatio praecox
In einer Beobachtungsstudie, an der 1.587 Männer
und ihre Partnerinnen teilnahmen, wiesen die
Männer mit Ejaculatio praecox* signifikant
Folgendes auf:
• Verringerte sexuelle Funktionsfähigkeit
• Verringerte Zufriedenheit
• Verminderte Gesamt-Lebensqualität
• Erhöhter Leidensdruck
• Erhöhte zwischenmenschliche Schwierigkeiten
• Die Folgen der Ejaculatio praecox betreffen den Patienten und
seine Partnerinnen
*EP-Diagnose gemäß den Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage, Textrevision (DSM-IV-TR)
Rowland et al. (2007) J Urol 177: 1065-1070

Die Belastung durch Ejaculatio praecox
„Geben Sie bitte an, wie sehr oder wie wenig Sie diesen Aussagen zustimmen:“
„Stimme überhaupt nicht zu“ / „Stimme nicht ganz zu“ / „Weder stimme ich zu noch stimme ich
nicht zu“ / „Stimme ein bisschen zu“ / „Stimme vollkommen zu“
PEPA-Studie
Männer mit Ejaculatio praecox zeigen weniger Selbstvertrauen in ihre
sexuellen Fähigkeiten
Montorsi (2004) J Sex Med 2(suppl 1):8. Abstract PS-3-1
Rosen et al. (2005), bei der SMSNA vorgestellte Graphik

Die Belastung durch Ejaculatio praecox
Sowohl Männer als auch
Frauen empfinden die fehlende
Kontrolle über die Ejakulation
als zentrales Problem
• Die fehlende Kontrolle über
die Ejakulation führt zu
Unzufriedenheit sowohl bei
den Männern als auch bei
ihren Partnern
• Gefühl, dass in der
Beziehung „etwas fehlt“
• Beeinträchtigt das Gefühl
von Intimität
Ejaculatio praecox et al. (2008) Health Qual Life
Outcomes 6:33
Jannini et al. (2002) Int J Androl 25:317-323
Die Partnerinnen vermeiden es,
das Problem anzusprechen
• Angst, die Gefühle des
Mannes zu verletzen/
das Gefühl der
Unvollkommenheit zu
verstärken
• Dem Mann widerstrebt es,
über Ejaculatio praecox zu
sprechen, oder er „verschließt
die Augen vor der Wahrheit“
Kommunikation war ein wichtiger
Aspekt für die Paare

Schlussfolgerungen
Die Auswirkungen von
Ejaculatio praecox auf den
Patienten und seinen
Partner:
• Vermindert die Freude
am Sex
• Kann die LQ
beeinträchtigen
• Kann der Beziehung
schaden
Patrick et al. (2005) J Sex Med 2: 358-367; Giuliano et al. (2008) Eur Urology 53:1048-1057;
Porst et al. (2007) Eur Urology 51(3):816-23; Rosen et al. (2004). J Sex Med 1(Supp 1):57-58;
Die Auswirkungen von
Ejaculatio praecox auf
den Mann:
• Vermindert das
Selbstvertrauen in die
sexuellen Fähigkeiten
• Kann das
Selbstwertgefühl
verringern

Inhalt
Modul 1
Modul 2
Modul 3
Modul 4
• Neurophysilogie der Ejakulation
und Pathophysiologie der
Ejaculatio praecox
• Merkmale der Ejaculatio praecox
• Bedeutung von Ejaculatio
praecox für den Patienten und
seinen Partner
• Die Behandlung der
Ejaculatio praecox

Hemnisse auf der Suche nach einer Therapie
Stigmatisierung
Scham
• Männer weigern sich, mit
ihrem Arzt oder Partner
über ihre Symptome zu
sprechen
Die Ansicht, das Problem sei:
• vorübergehend
• psychologisch
• ein normaler Teil des
Alterungsprozesses
Porst et al. (2007) Eur Urol 51:816–824;
Rosenberg & Sadovsky (2007) Int J Clin Pract 61(6):903–908
Männer wissen nicht, was sie
tun sollen, oder wo sie Hilfe
suchen können
Sie betrachten ihren Hausarzt
nicht als besten
Ansprechpartner
Unzufriedenheit mit der
erhaltenen Therapie

AUA-Empfehlungen für die Therapie
der Ejaculatio Praecox
Risiken und Nutzen aller Therapieoptionen
mit dem Patienten vor jeglicher Intervention
besprechen
Die Zufriedenheit des Patienten und seines
Partners sind das Hauptziel der Behandlung
Ejaculatio praecox kann mit verschiedenen
SSRI oder topischen Anästhetika wirksam
behandelt werden
Zuerst Erektile Dysfunktion behandeln,
wenn der Patient komorbid Ejaculatio
praecox und ED aufweist
Eine optimale Behandlungsentscheidung
sollte sowohl auf der ärztlichen Beurteilung
als auch auf den Angaben des Patienten
basieren
Montague et al. (2004) J Urol. 172:290–294

Derzeitige Therapieoptionen
• Selbstbehandlung
• Verhaltenstherapie
• Topische Behandlungen (Lokalanästhetika)
• SSRI/Trizyklische Antidepressiva
• (PDE5-Hemmer)
• Tramadol
• Sonstige
Nicht alle der aufgeführten verschreibungspflichtigen Therapien verfügen über eine Genehmigung der
Gesundheitsbehörden zur Anwendung bei Ejaculatio praecox
Gurkan et al. (2008) Asian J Androl 10:102-109
Fischer Santos et al. (2001) Int J Impot Res 13(Suppl 1):S11

Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapien konzentrieren sich vor allem auf die “Stopp-
Start-Technik” und die “Squeeze-Technik” 1,2,3
Psychologische Therapien untersuchen die Beziehungen und
individuelle Aspekte
Der verhaltenstherapeutische Ansatz basiert auf der Idee, dass die
Reaktionen auf sexuelle Erregung sowie der Ejakulationsreflex
modifizierbar sind, und dass der Patient lernen kann, den
Ejakulationsreflex zu kontrollieren oder zu steuern
Erfolg: - 45–65 % kurzfristig 1
1. Gurkan et al. (2008) Asian J Androl 10:102-109
2. Hawton et al (1986) Behav. Res. Ther. 24:665–75
3. Jannini et al (2002) Int J Androl 25(6): 317–23
- 25 % langfristig 2

Grenzen der Verhaltenstherapie
Unsichere Wirksamkeit
Nutzen kann mit der Zeit zurückgehen
Partner muss bereit dafür sein
Die Therapie braucht Zeit zur Wirkung
Sie kann zeitaufwändig und kostspielig sein
Clarke & Parry (1973) Aust NZ J Psychiatry 7: 200-5
Hawton et al (1986) Behav. Res. Ther. 24:665–75
Jannini & Lenzi in Kandeel (ed) Male sexual dysfunction: pathophysiology and treatment (2007) Informa, New York.
Sharlip (2005) J Sex Med Suppl 2:103–9

Topische Therapie der PE
Nicht zugelassene topische Behandlungsmöglichkeiten sind:
- Lokalanästhetika (Lidocain, Prilocain)
• EMLA Creme
- SS Creme (Mixtur aus verschiedenen pflanzlichen
Wirkstoffen)
Symptomatische Wirksamkeit bei den meisten Patienten
Nebenwirkungen:
- Signifikante Hypästhesien im Penis
- Transvaginale Resorption
• Taubheitsgefühl in der Scheide
• Weibliche Anorgasmie
Können mit einem Kondom verhindert werden
- Lokale Irritationen (brennender Schmerz)
EMLA: Eutectic Mixture of Local Anaesthetic (Lidocain und Prilocain)
McMahon et al. Disorders of orgasm and ejaculation in men. In Sexual Medicine: Sexual dysfunctions in men and women.
2 nd International Consultation on Sexual Dysfunctions, Paris, 2004; Gurkan et al. (2008) Asian J Androl 10:102-109

EMLA Creme
Studiendesign:
• 84 Männer mit Ejaculatio praecox und ohne bestehende Erektile Dysfunktion
• Vier Behandlungsarme: Placebo, Sildenafil Monotherapie, Sildenafil plus EMLA,
EMLA Monotherapie
Ergebnisse (von den Patienten berichtete Erfolgsquoten):
• Placebo: 40 % (n=8 von 20)
• Sildenafil Monotherapie: 55 % (n=11 von 20)
• Sildenafil plus EMLA: 86,4 % (n=19 von 22)*
• EMLA Monotherapie: 77,3 % (n=17 von 22)*
* Statistisch signifikanter (Pearson Chi-Quadra=0,00) Unterschied zwischen den Gruppen 3 und 4 vs. 1
und 2. Kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen 3 und 4.
EMLA: Eutectic Mixture of Local Anaesthetic (Lidocain und Prilocain)
Verfügt eventuell über keine Genehmigung der Gesundheitsbehörden zur Anwendung bei EP
Atan et al. (2006) Urology 67(2):388-391

TEMPE-Spray (Lidocain-Prilocain)
Sudiendesign:
62 Patienten (18–75 Jahre alt) mit Ejaculatio praecox (DSM-IV-Kriterien), die mit
TEMPE (22,5 mg Lidocain + 7,5 mg Prilocain) oder Placebo als selbst
aufzutragendes Spray behandelt wurden
Ergebnisse
Drei Dosen, die über ca. 10 Wochen verabreicht wurden
Per Stoppuhr gemessene Veränderungen der IELT ausgehend von der Baseline:
• 3,8 Minuten für TEMPE
• 0,7 Minuten für Placebo
• Durchschnittliche Veränderung der IELT ausgehend von der
Baseline bei TEMPE 2,4 Mal höher als bei Placebo (p

SSRI
Die antidepressiv wirkenden selektiven Serotonin-
Wiederaufnahmehemmer (SSRI) können mit sexuellen Nebenwirkungen,
einschließlich verzögerter Ejakulation, assoziiert sein
Frühe kleinere Studien zeigten, dass tägliche Dosen verschiedener SSRI
die Symptome von Ejaculatio praecox1 verbessern, zum Beispiel:
• Die tägliche Verabreichung des SSRI Paroxetin ist mit einer stärkeren
klinischen Verbesserung assoziiert als Placebo 2
• In Vergleichsstudien mit Placebo verlängerte die tägliche Verabreichung
von Fluoxetin die Intravaginale Ejakulations Latenzzeit (IELT) 3
• In Vergleichsstudien mit Placebo verlängerte die tägliche Verabreichung
von Paroxetin, Fluoxetin und Sertralin die IELT bei Männern mit einer
Baseline-IELT von ≤ 1 min 4
• Ähnliche Verbesserungen wurden auch unter Paroxetin bei Männern mit
einer IELT von >1 min beobachtet 3
Nicht alle der aufgeführten verschreibungspflichtigen Therapien verfügen über eine Genehmigung der
Gesundheitsbehörden zur Anwendung bei Ejaculatio Praecox
1. McMahon (2005) Nat Clin Prac Urol 2(9): 426-433;
2. Waldinger et al. (1994) Am J Psychiatry 151(9):1377-1379;
3. Kara et al. (1996) J Urol. 156(5):1631-2; 3.
4. Waldinger et al. (1998) J Clin Psychopharmacol. 18(4):274-281

Nachteile SSRI
• Für optimalen Nutzen tägliche
Dosen erforderlich
• Verzögerter Wirkeintritt
• Lange Halbwertszeit
• Risiko einer Akkumulation
• Tägliche Dosen von SSRI können
zu sexuellen Nebenwirkungen
führen
• z.B. ED und verminderte Libido
• Entzugserscheinungen bei Absetzen
• Serotonin-Syndromen
Preskorn (1996) Clinical pharmacology of selective serotonin reuptake inhibitors, Professional Comms Inc;
Sharlip (2005) J Sex Med 2(Suppl 2):103-109
Weitere Nebenwirkungen:
• Mundtrockenheit
• Nervosität
• Magen-Darm-Beschwerden
• Kopfschmerzen
• Benommenheit
• Kognitive Schäden

SSRI/SNRI-Antidepressiva
• Kein Antidepressivum verfügt über eine Zulassung zur Behandlung
von Ejaculatio praecox
• Verzögerte Ejakulation ist eine bekannte Nebenwirkung einiger
Antidepressiva
• Studien zu Ejaculatio praecox haben unter Verwendung von Patient
Reported Outcomes (PRO) hauptsächlich die Wirkung auf die IELT
untersucht
• Veröffentlichte Studien hatten im Allgemeinen kleine Stichproben
• In den meisten Studiendesigns wurde eine tägliche Dosierung
verwendet
• Auf Grund des pharmakokinetischen Profils ist eine Verabreichung
nach Bedarf nicht geeignet
Waldinger et al. (2004) Int J Impot Res 16:369-381;
Sharlip (2005) J Sex Med. 2(Suppl 2):103-109

Dapoxetin
• SSRI-Antidepressiva benötigen im Allgemeinen eine tägliche
Verabreichung über 1-2 Wochen, bevor sie gegen die Symptome der
Ejaculatio praecox wirksam sind
• Durch SSRI erhöhte Serotoninspiegel aktivieren Serotoninautorezeptoren
(5-HT1A), die der Hemmung der Serotonintransporter durch die SSRI
entgegen wirken und dadurch die Serotoninspiegel wieder senken
• Nach 1-2 Wochen chronischer Dosierung sind die Autorezeptoren
herunterreguliert und die Serotoninspiegel erhöhen sich wieder
• Die rasche Resorption von Dapoxetin dürfte zu einer abrupten
Erhöhung der Serotoninspiegel führen, die die kompensatorische
Fähigkeit der 5-HT 1A -Autorezeptoren überfordert
• Dies erklärt die Fähigkeit von Dapoxetin, die Symptome der Ejaculatio
praecox mit Einnahme bei Bedarf verbessern zu können
Giuliano & Clement (2006) Eur Urol 50(3):454-66;
Giuliano (2007) Trends Neurosci 30(2):79-84

Dapoxetin
Dapoxetin erhöht die Serotoninspiegel im synaptischen
Spalt durch die Hemmung der Wiederaufnahme in das
axonale Ende 1
Es gibt auf Versuchen basierende und klinische
Hinweise darauf, dass Dapoxetin die Fähigkeit besitzt,
akut/nach Bedarf die Ejakulation zu verzögern 1-3
Der Wirkort von Dapoxetin ist supraspinal, wobei der
LPGi wahrscheinlich als wichtige Struktur zur Steuerung
der Ejakulation beteiligt ist 2
LPGi – lateraler Nucleus paragigantocellularis
1. Pryor et al. (2006) Lancet 368:929-937;
2. Clement et al. (2007) Eur Urol. 51(3):825-832.;
3. Buvat et al. (2008) Eur Urol in press

PDE5-Hemmer
PDE5-Hemmer
• Rolle bei Ejaculatio praecox nicht nachgewiesen
• Wenige Daten aus randomisierten, kontrollierten Studien verfügbar
Die Wirkung auf die IELT ist fraglich
• Nur zwei Studien zeigten eine verlängerte IELT, während in anderen
Studien gar keine Wirkung auf die IELT festgestellt wurde
Einige Hinweise auf eine Verkürzung bei der Refraktärzeit vom
Orgasmus bis zur nächsten Erektion
Einsatz bei Männer, die sowohl an Ejaculatio praecox als auch an
Erektiler Dysfunktion leiden, möglich
Besprochen in: Sadeghi-Nejad et al. (2008) J Sex Med 5:1037-1050; Mondaini et al. (2003) Int J Impot Res 15:225-228; Jannini et al. (2005) Int J
Androl 28(Suppl 2):40–45

Zusammenfassung der Therapieoptionen
bei Ejaculatio praecox
Behandlung Vorteile Nachteile
Verhaltenstherapie � Hohe Erfolgsquote am Anfang � Begrenzte Langzeitwirkung
Topische Anästhetika
Clomipramin
SSRI-Antidepressiva
Tramadol
� Bei den meisten Patienten
wirksam
� Signifikante Verbesserung bei
der IELT
� Signifikante Verbesserung bei
der IELT
� Signifikante Verbesserung bei
der IELT
� Geeignet zur Anwendung nach
Bedarf
� Penile und vaginale
Hypästhesie
� Weibliche Anorgasmie
� Hautreaktionen
� Übelkeit
� Erektile Dysfunktion
� Erfordern im Allgemeinen
tägliche Dosen
� Begrenzte Daten zu Patient
Reported Outcomes
� SSRI-Entzugssyndrom
� Begrenzte klinische Daten
� Begrenzte klinische
Erfahrungen aus dem
wirklichen Leben
Nicht alle der aufgeführten verschreibungspflichtigen Therapien verfügen über eine Genehmigung der Gesundheitsbehörden
zur Anwendung bei Ejaculatio Praecox
Gurkan et al. (2008) Asian J Androl 10:102-109

Schlussfolgerungen:
Management der Ejaculatio praecox
• Verhaltenstherapien können wirksam sein, sind aber aufwendig und verfügen bis dato über
eine geringe Evidenzbasis
• Topische Anästhetika und verschiedene pharmakologische Therapien wurden verwendet,
haben aber niedrige Wirksamkeitsraten oder - wie im Falle der PDE5-Hemmer - eine
fragliche Wirksamkeit
• Die tägliche Verabreichung einiger SSRI-Antidepressiva haben sich in der Behandlung von
Ejaculatio praecox als wirksam erwiesen, aber auf Grund ihrer pharmakologischen
Eigenschaften können sie nicht nach Bedarf eingesetzt werden
• Es gibt keinen substantiellen Nachweis, der die Anwendung anderer pharmakologischer
Therapien bei Ejaculatio praecox, wie etwa PDE5-Hemmer, unterstützt
• Es besteht ein medizinischer Bedarf an oralen Arzneimitteln zur Anwendung nach Bedarf
mit schnell eintretender Wirkung, rascher Elimination und niedrigen Nebenwirkungsraten
Nicht alle der aufgeführten verschreibungspflichtigen Therapien verfügen über eine Genehmigung der
Gesundheitsbehörden zur Anwendung bei EP
Palmer N and Stuckey B (2008) Med J Aust. 188(11):662-6;
Hellstrom WG and Heintz JW (2006) Curr Urol Rep. 7(6):473-8;
Sharlip I (2005) J Sex Med. 2(Suppl 2):103-9.