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CHRONIK
CHRONIK
Ein Kemater Dorforiginal – erzählt von Hermann J. Spieß
Die Fischer Mena
Sie war klein von Gestalt, dazu kugelrund,
wirklich gemästet wie ein „Kirchtagsfackl“.
Der Volksmund hieß denn auch „das löidige
Butterfassl“. Zum sonntäglichen Kirchgang
putzte sie sich stets heraus als ginge sie auf
Männerfang. St. Antonius war ihr Lieblingsheiliger.
Zeitlebens hielt sie große Stücke auf
ihn in dem Glauben, der Wundermann würde
sie noch unter die Haube bringen. Die weißen
Spitzen und Zacken ihres gestärkten Unterrockes,
die sie stets in Dreizentimeterhöhe vor
den Burschenaugen funkeln ließ, die Seidenrüschen
an ihrem kupferfarbenen Festgewand,
das ihre beiden Globusse nur so umspannte;
ihre listigen, alles taxierenden Schweinsäuglein;
ihre herzliche Art im Umgang mit dem anderen
Geschlecht – all das war schon dazu angetan,
hetzhalber mit ihr anzubandeln, sie ein „Zeitl“
am roten Gängelband herum zu narren. Von so
manchem Dorf-Don-Juan wurde das weidlich
genug besorgt. Mit ihresgleichen pflegte sie
dafür fast keinen Umgang. Die Weiber waren
ihr, wie sie sich ausdrückte, der Reihe nach
viel zu minder. Auch auf mich hatte die Mena
eine Zeitlang ihr magisches Auge geworfen.
Wie der ägyptische Josef vor Frau Puthyphar
hatte ich mich vor ihren Anbiederungen zu
schützen. Das war leichter gesagt als getan.
Nur allzu bald kam ich ob der „Gschpusi“ in
aller Munde. Ein Fronleichnamserlebnis bleibt
mir unvergessen. In früher Morgenstunde hat
mich eine Biene mitten ins Gesicht gestochen,
dass ich ausschaute wie ein aufgeblasener
Luftballon. Zu allem Überdruss musste ich
meinen Vater noch am Orgelbock vertreten.
Die Sänger lachten mehr als sie sangen. Da
kam mir auch noch die verliebte Mena in die
Quere. Weiß wie hatte sie sich für dieses Fest
herausgeputzt. Der Jungfernkranz balancierte
nur so. Und ihr Hinterteil, miederüberzogen,
wirkte wie ein mittelalterlicher Panzer. Zu den
Klängen der Blasmusik wippte sie mit ihm wie
eine Entenbraut mit dem Bürzel. „Schön hast
heut g`orgelt, ich buss dir die Hand dafür“. Die
Kemater Hofphotografin die „Pulverer Pepi“
hat ihren Photographenkasten gerade bereitgestellt
und abgedrückt – ohne zu wollen, diese
Kussszene in den Mittelpunkt ihrer Aufnahme
gerückt. Die Kartenserie ging reißend weg,
und die geschäftstüchtige Seele hätte sicher
eine zweite und dritte Serienfolgen lassen,
wäre ich nicht zur Selbsthilfe geschritten. Ich
ließ mir, Kunstsinn vortäuschend, die Platte
zeigen, die dann – natürlich wider meinen
Willen – zu Boden fiel und sprichwörtlich in
Scherben ging. Noch als Junglehrer hatte ich
Mühe, mir das Weibl ferne zu halten. Die Mena
schickte mir Grüße nach Noten. Sie segnete in
meiner Abwesenheit das Zeitliche und ging als
das „Loidige Butterfassl“ ein in die Gefilde der
Seligen.
Franz Spieß, Vater von Hermann Spieß
Schulleiter und Organist in Kematen.
Geb.: 1864, gest.: 1918
AUS DER GEMEINDE
Eine Blumenwiese für jeden Garten
Heimische Wildblumen können im Garten
ein Magnet für Schmetterlinge, Hummeln
oder Schwebfliegen sein. Und diese sind
wiederum wertvolle Nahrung für Vögel,
Eidechsen oder Igel. Ein absolutes Muss
für den Naturgärtner und die Naturgärtnerin.
Zum Thema „Blumenwiesen anlegen“
kursieren viele Informationen, die oft nicht zum
gewünschten Erfolg führen. „Auf zwei Dinge
muss man unbedingt achten: Richtige Bodenvorbereitung
und Saatgut aus heimischen
Wiesenpflanzen!“, so Matthias Karadar,
Leiter des Projektes „Natur im Garten“ im
Tiroler Bildungsforum.
Auf einem sonnigen Fleck muss man zunächst
den Rasen entfernen. Die nun fehlenden 5-10
cm können mit Sand oder feinem Schotter
aufgefüllt werden. Diese Substrate enthalten
keinen Stickstoff und keine potentiell später
störenden Pflanzensamen oder Wurzeln. Ideale
Bedingungen! Nun kann eingesät werden.
Hier empfiehlt es sich, das Saatgut mit einem
unkrautfreien Grünschnittkompost zu strecken.
Dieser speichert Wasser, und die Samen
keimen besser. In den ersten Wochen gießen
kann man, muss man aber nicht. Heimische
Wildpflanzen sind hart im Nehmen. Auch Frost
macht ihnen nichts aus. Idealerweise sät man
aber im Frühling oder Herbst, wenn es noch
Tau am Morgen gibt.
Geduld muss man aber mitbringen. Das
Saatgut heimischer Wildpflanzen keimt
frühestens nach 4 Wochen! Klassische
„Unkräuter“, die man aus dem Gemüsebeet
kennt, und auch Weißklee sollte in den ersten
zwei Jahren entfernt werden. Ansonsten wird
nur 2 Mal im Jahr gemäht. Im ersten Jahr reicht
aber einmal!
Die einfachste Methode ist aber immer noch:
Den Rasen einfach wachsen lassen! Vor allem
auf ausgemagerten, „schiachen“, Rasenflächen
kommen oft wahre Pflanzen-Schätze wie
Margeriten, Hornklee oder Leuenzahn zum
Vorschein.
Mehr zum Thema „Natur im Garten“ sowie
den Veranstaltungskalender mit spannenden
Vorträgen finden Sie unter
www.naturimgarten.tirol.
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© Matthias Karadar