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Alla Breve Nr. 41 - Sommersemester 2020

Magazin der Hochschule für Musik Saar

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te für die Zukunft Akademische Feierstunden

zur Zeugnisübergabe und Alumni-Treffen initiieren

und eine Fortführung der vom AStA der

Hochschule organisierten und durchgeführten

Events unterstützend begleiten.

Für uns hauptamtlich Lehrende bedeutet dies

– auch in Spiegelung der Arbeitsverhältnisse

unserer vielen Lehrbeauftragten – die stete

Bewusstmachung unserer ersten Freude über

die Berufung an die HfM Saar: Ein Gefühl von

Zugehörigkeit zur Hochschule über das reine

Unterrichten hinaus muss stets in aller Demut

vor unserem Beruf neu befüllt werden.

Professionalisierung

Als Hochschule mit universitärem Status

stehen wir in der Reihe der Ausbildungsinstitutionen

an vorderster Stelle. Damit sollten

wir uns auch der Vorbildfunktion seitens der

Professionalisierung in den unterschiedlichen

Berufssparten, für die wir ausbildend tätig

sind, verpflichtet fühlen und in diesem Sinne

selbst überprüfen.

Es gelten demnach für uns alle höchste Standards

in der künstlerischen Performance, der

Öffentlichkeitsarbeit, der Konzertbegleitung

wie auch der Betreuung einzelner Projekte.

Dabei sollten möglichst flache organisatorische

Hierarchien herrschen, damit wir nicht

zum exklusiven Konzertbetrieb werden, dem

sich die restliche Hochschulöffentlichkeit

beugen muss. Kulturmanagement, Musikwissenschaft,

Musikpädagogik, EMP – all das

trifft in unserer Hochschule begleitend auf

höchste künstlerische Fertigkeiten, die in den

einzelnen Klassen herausgearbeitet werden.

Der Begriff der Synergie-Effekte ergibt dann

Sinn, wenn sich – bildlich gesprochen – genau

diese einzelnen Stecker sinnvoll verbinden.

Störung

Es ist der musikalische Moment eines Werks,

der aus der Kompositions-Reihe fällt – der

aber für die Musikgeschichte die entscheidende

Wendung markiert. Es ist die interpretatorische

Feinheit, die den wenigen, hierfür

empfänglichen Menschen für eine kurze Zeit

ihren Atem raubt und sich in das Gedächtnis

graviert. Es sind die musikalischen Strukturen,

die wir auch nach dem intermittierenden

Schlaf innerlich weiterhören; es sind ferner

die Gedichte, die man auswendig lernt, weil

sie in ihrer Sprachästhetik uns so sehr berühren

und es sind die Gemälde, die uns in

ihren Rahmen ziehen. Immer handelt es sich

um Störungen bestimmter ästhetischer Gewohnheiten.

Oft sind genau diese uns allen

bekannte Störungen für unser Kunstverständnis

wegbildend gewesen. Die Kunstrichtung

des mainstream mag ihre Funktionalität bestenfalls

in der Mittelachse gefunden haben;

allein: In allen musikalischen Richtungen

hat es stets diejenige Musik zu Ausschlägen

nach oben gebracht, die uns in unseren Gewohnheiten

gestört hat, die uns geängstigt,

begeistert, befremdet hat. Der Toleranz der

Mediokrität sollten wir also erfahrungsgemäß

immer mit Vorsicht begegnen. Die künstlerische

Opposition hierzu wurde nicht selten zur

Wegmarke in der Musikgeschichte.

In zweiter Bedeutung möchte ich den eigentlich

negativ konnotierten Begriff Störung

durchaus politisch verstanden wissen: Für die

Zukunft wünsche ich mir die nötige Anerkennung

seitens der politisch Verantwortlichen;

ich wünsche mir z.B. ein wenig von der Störkraft

des 5. Madrigalbandes aus der Feder des

anfangs zitierten Claudio Monteverdi – oder

der epochalen Uraufführung von Strawinskys

Sacre du Printemps am 29. Mai 1913. Wir müssen

diese Energie in die Politik kolportieren,

damit wir auch in Zukunft unseren Standort

wahren und erweitern können.

Stören wir also, damit wir im kulturellen Gedächtnis

bleiben!

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Panorama

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